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Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Gagarinstr. 99, 07546 Gera [Karte]
Telefon. (0365) 8383-280
Telefax. (0365) 8383-290

Unterhaltsträger. Stadt Gera
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte der Stadt Gera und des Reußenlandes, des Vogtlandes und Thüringens.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung während der Öffnungszeiten des Archivs und nach Anmeldung. - Öffnungszeiten: Dienstag 7.30-11.30 Uhr, 12.30-18 Uhr, Donnerstag 7.30-11.30 Uhr, 12.30-16 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Reader-Printer.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 15 Minuten) stadtauswärts Richtung Helene-Fleischer-Straße. - A 4 (E 40), Ausfahrt Gera. Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geraer Ratsbibliothek entstand abgesehen von einigen kurzzeitigen Versuchen, ihre Bestände auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen als Dienstbibliothek der Stadtverwaltung Gera. Das Defizit, für die verschiedenen Verwaltungsanforderungen keinen unmittelbaren Zugriff auf aktuelle oder historische Publikationen zu besitzen, führte 1866 erstmals zur Bereitstellung finanzieller Mittel für den Aufbau einer Bibliothek. In den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens wurde die Ratsbibliothek besonders durch die Oberbürgermeister Wilhelm Weber (1832-1899) und Robert Fischer (1829-1905) gefördert.

1.2 Im Jahre 1877 stellte der Stadtrat Moritz Veth (1841-1885) nach Abschluß der Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten den ersten Katalog der Ratsbibliothek zusammen. Er gliederte den Bestand in sieben Hauptgruppen: Geschichte und Verwaltung der Stadt Gera und des Fürstentumes Reuß j. L.; Staats- und Rechtswissenschaft, Verwaltungsrecht; Nationalökonomie und Statistik; Spezial-Verwaltung (mit 10 Untergruppen); Geschichte und Literatur; Handel und Gewerbe; Vermischtes.

1.3 Der Bestand betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 300 Bde. Zugang erhielt die Bibliothek nur in geringem Umfang durch Ankäufe. Der Gesamtetat betrug ursprünglich 100 Taler im Jahr, ab 1877 wurde er auf 300 Taler erhöht. Ein Aufruf an Geraer Verleger und Autoren, die Bibliothek mit Belegexemplaren zu unterstützen, hatte in den folgenden Jahrzehnten eine positive Resonanz. Allein bis zum Jahresende 1877 konnte der Bestand der Ratsbibliothek verdoppelt werden. Gleichzeitig wurde die Gliederung teilweise umgestellt oder erweitert.

1.4 Die Verantwortung über die Ratsbibliothek lag bis zu ihrer Eingliederung in das Statistische Amt im Jahre 1919 in der Zuständigkeit des jeweiligen Oberbürgermeisters. Die Einarbeitung von Zugängen in den Katalog und die Aufsicht über dienstliche Entleihungen wurden bis dahin städtischen Bediensteten, vor allem den Stadtsekretären Julius Blumentritt und Carl Zenker, als zusätzlicher Aufgabenkreis übertragen. Da eine Betreuung durch einen Bibliothekar nicht gegeben war, wurde angesichts des gewachsenen Umfanges der Bestände 1898 der Bürgerschullehrer Alfred Auerbach (1864-1938) mit der Neuordnung und der Herausgabe eines gedruckten Kataloges ( s. u. 3.3) für den inzwischen über 2000 Bde zählenden Bestand beauftragt.

1.5 Die bereits von Auerbach geäußerte Anregung, die Leitung der Bibliothek einer geeigneten Person zu übertragen, wurde erst 1919 mit der Anstellung der Bibliothekarin Hedwig Bankewitz Realität. Die von ihr begonnene Neuordnung und Erschließung der Bestände wurde ab 1920 von Dr. phil. Otto Angermann im Statistischen Amt fortgesetzt. Ihm oblag bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst 1929 vor allem die Verwaltung und Weiterführung der Bibliothek. Während seiner Amtszeit erfolgte die Einarbeitung aller bis dahin in einzelnen städtischen Dienststellen vorhandenen Bücher und Druckschriften in den Katalog der Ratsbibliothek. Im Ergebnis entstand der bis in die vierziger Jahre fortgeschriebene achtbändige Bandkatalog. Nach einer Angabe aus dem Jahr 1938 wuchs der Gesamtbestand bis dahin auf ca. 14.000 Bde an.

1.6 Gleichzeitig wurde der Grundstock für die Handbibliothek des Geraer Stadtarchivs gelegt, deren Bestand allerdings bis etwa 1945 in den Katalogen der Ratsbibliothek mit erfaßt wurde. Auf Vorschlag des Stadtarchivars Ernst Paul Kretschmer (1887-1957), der zwischen 1915 und 1952 maßgeblich die Entwicklung des Geraer Stadtarchivs beeinflußte, konnte ein großer Teil des historischen Bücherbestandes durch Ankäufe beschafft und im Stadtarchiv zur öffentlichen Nutzung aufgestellt werden. Während seiner Amtszeit wurde unter anderem 1940 ein großer Teil der wissenschaftlichen Bibliothek des Kommerzienrates Alfred Ferber (1857-1940) mit etwa 150 Bdn angekauft. Darüber hinaus verkaufte Kretschmer, der selbst eine ausgezeichnete Privatbibliothek besaß und als Spezialist der Stadt- und Regionalgeschichte galt, auf der Grundlage eines 1943 mit der Stadt Gera geschlossenen Vertrages wichtige Teile seiner Bibliothek (ca. 1200 Bde) zur Ergänzung der Handbibliothek.

1.7 Erst mit der durch den Oberlehrer Bruno Gabrielski 1940 vorgenommenen Neuordnung der Bestände der Bibliothek des Stadtarchivs und der Aufstellung eines eigenständigen Kataloges erfolgte eine Trennung dieser Bestände von der Ratsbibliothek. Der weitere Werdegang der Ratsbibliothek zwischen 1945 und 1952 läßt sich nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand grob rekonstruieren. Noch bis 1948 findet die Ratsbibliothek als Institution in verschiedenen Unterlagen Erwähnung, aus dem gleichen Jahr datiert ein Bücherverzeichnis. Bereits im Verlauf der nächsten Jahre scheint der Bestand vollkommen aufgeteilt worden zu sein. 1954 erhielt die Handbibliothek des Stadtarchivs nachweislich 57 Bde " von der Bibliothek der Stadt Gera" (tatsächlich wurden mehrere Hundert Bände übernommen). Mit großer Wahrscheinlichkeit existierte die Ratsbibliothek zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.

1.8 Die Bibliothek des Stadarchivs nimmt bis in die Gegenwart teilweise die Funktion einer Dienstbibliothek für die Stadtverwaltung wahr. In wesentlich größerem Umfang erfolgte jedoch eine Profilierung zur wissenschaftlichen Handbibliothek, die als Präsenzbibliothek auch der öffentlichen Nutzung zur Verfügung steht. Zwischen 1940 und dem Anfang der siebziger Jahre wurde der Bestand durch Ankäufe vorwiegend von Neuerscheinungen weiter ausgebaut. Die Verlagerung des Stadtarchivs aus dem Rathaus (1972) bedeutete für die Bibliotheksbestände einen wesentlichen Einschnitt, denn von den ca. 3870 Bdn wurden ungefähr 1800 Bde als " archivfremd und daher abzustoßen" eingestuft. Geschichtswissenschaftliche, kulturhistorische, theologische und naturwissenschaftliche Werke wurden an das Zentralantiquariat der DDR verkauft.

1.9 Von 1974 bis 1979 stagnierte die Entwicklung der Bibliothek, da das Stadtarchiv in diesem Zeitraum personell unbesetzt blieb. Ab 1979 konnten der bereits von Kretschmer begründete Bestandsaufbau und die Funktion der Bibliothek schrittweise wieder erreicht und durch Ankäufe weiter ausgebaut werden. 1992 wurde der Gesamtbestand neu erschlossen. Seit 1995 wird die Archivbibliothek durch eine hauptamtliche Bibliothekarin betreut. Das Stadtarchiv verwahrt gegenwärtig ca. 75 Aktenbestände von Behörden, Unternehmen, Vereinen und Gesellschaften mit einem Umfang von 1900 lfd. Metern, eine Plakatsammlung (700 Stück), eine Bildsammlung (ca. 100.000 Stück), 250 Filme, 6 Nachlässe, annähernd 700 Bde Zeitungen und Amtsblätter und die Archivbibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt einschließlich der Zeitungen und Amtsblätter rund 8200 Bde, davon gehören 2167 Bde (26,4 Prozent) zum historischen Buchbestand (16. Jh 3, 17. Jh 30, 1,4 Prozent; 18. Jh 221, 10,2 Prozent; 19. Jh 1913, 88,3 Prozent). Der Bestand ist zu 99,3 Prozent (2152 Bde) deutschsprachig, 15 Bde sind in Latein.

Systematische Übersicht

2.2 Im Ausstellungsraum des Archivs werden eine Papier-Handschrift (in Quart, 15. Jh), enthaltend eine lateinische Nonnenregel, und eine weitere Papier-Handschrift (in Quart, Anfang 16. Jh), enthaltend ein Martyrologium in deutscher Sprache, gezeigt. Diese und 4 Bde Handschriften aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs mit Nachrichten über die Herrschaften Greiz, Weida, Plauen, Lobenstein, Ebersdorf und Saalburg gehörten früher zu den " Wert- und Schau-Stücken" der Geraer Gymnasial- und Landesbibliothek.

2.3 Staat, Recht, Verwaltung, einschließlich der Amtsblätter, zählen 278 Bde (12,8 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 7, 19. Jh 269). Zu erwähnen sind Sammelbände mit Verordnungen von 1643 bis 1751 und mit Geraer Ortsgesetzen (254 Nummern von 1863 bis 1891), außerdem die Practica und Proceß Der Gerichtsleuffte (Leipzig 1625) von Kilian König, ein Dienstreglement für die verschiedenen Abtheilungen des Landsturmes in der Herrschaft Schleiz, Pflege Reichenfels und Amt Saalburg (Schleiz 1815), die Geschichte des Reußischen Militairs bis zum Jahre 1815 (Gera 1842) von dem Major J. M. Meinhard, das Handbuch Der Landbürgermeister im Fürstenthum Reuß j. L. (Schleiz 1862, 1876), bearbeitet von Julius Alberti, und Deutsche Rechtssprichwörter (Nördlingen 1864) von Eduard Graf und Mathias Dietherr.

2.4 Schul- und Bildungswesen umfaßt 327 Bde (15,1 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 4, 19. Jh 322). Die Schulschriften des Geraer Gymnasiums sind von 1776 an im Bestand, anläßlich des 200jährigen Bestehens gab Christian Siegesmund Wilhelm Hauptmann Einige Nachrichten von den Vorstehern und Lehrern des gemeinschaftlichen Gymnasiums zu Gera (Gera 1808) heraus. 1870 stellte Julius Saupe das Album des Gymnasiums zu Gera zusammen. Vorhanden sind ein Kleines Titular-Buch (Regensburg 1721), Der aufrichtige Kalendermann (Leipzig 1804-1806) von Christoph Gottlieb Steinbeck und Das Schriftwesen im Mittelalter (Leipzig 1875) von Wilhelm Wattenbach.

2.5 Mit Geschichte (einschließlich Kirchengeschichte) und Historischen Hilfswissenschaften befassen sich 145 Bde (6,7 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 15, 18. Jh 26, 19. Jh 103), darunter die Sylloge historica Oder Zeit und Geschichtbuch (Leipzig 1599) von Georg Nicolaus Laussig, Johann Heinrich von Falckensteins Thüringische Chronicka (Erfurt 1738) und Otto Dobeneckers Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae (Jena 1896-1939). Zur Genealogie sind u. a. die großformatigen reußischen Stammtafeln Illustre Stemma Ruthenicum (Jena 1681) von Peter Beckler gen. Beguillard vorhanden, außerdem Genealogische Tabellen (Bd 1, Leipzig 1719) von Johann Hübner, ein Jährliches Genealogisches Hand-Buch (Leipzig 1738), das durch Otto Titan von Hefner herausgegebene Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland (Regensburg 1860-1866; Provenienz: Alfred Ferber) und Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte Deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte (Görlitz 1881) von Maximilian Gritzner. Zur Heraldik sind die Hamburgischen Wappen und Genealogien (Hamburg 1890) von Ed-Lorenz Meyer und Oscar Kesdorpf anzuführen.

2.6 Unter den theologischen Werken befinden sich Hussus Combustus, non convictus (Gera 1624; deutsch) von Christoph Walpurg (auf dem Einband: IBWVL 1627), die Concordantia bibliorum (Leipzig und Frankfurt 1677; Einband: CM 1680) von Friedrich Lanckisch, eine Leipziger Bibel von 1708 und die Predigtsammlung Blicke übers Grab hinaus (Gera 1815) des Waisenhauspredigers Ernst Christian Heinrich Saupe.

2.7 Literatur zu Gera und Umgebung ist mit 102 Bdn vertreten (4,7 Prozent; 17. Jh 3, 18. Jh 5, 19. Jh 94), die Geschichte des Reußenlandes mit 104 Bdn (4,8 Prozent; 18. Jh 10, 19. Jh 94). Hervorzuheben ist die handschriftliche Stadtchronik von dem Geraer Zeugmacher, Chronisten und Heimatforscher Carl Gottfried Felbrig (1747-1829), einem Autodidakten, mit dem Titel Gräflich-Reuß-Plauische Stadt- und Land-Chronica. Sie enthält vorrangig die Annalen des 17. und 18. Jhs, auch einen Stammbaum der Reußen. Auch der Bürgermeister und Stadtchronist Robert Fürbringer (1806-1865), der die Felbrigsche Handschrift hatte sammeln und binden lassen, erarbeitete eine handschriftlich überlieferte Stadtgeschichte. Zu Gera sind u. a. die Reußische Gerauische Stadt- und Land-Chronica (Leipzig 1692) von Johann Caspar Zopf, die Beschreibung der Herrschaft und Stadt Gera (Schleiz 1816) von Johann Christoph Klotz, die Geschichte von Gera und dessen nächster Umgebung (Gera 1855) von Ferdinand Hahn und Die Stadt Gera und das Fürstliche Haus Reuss j. L. (Gera 1893 und 1895) von Hermann Meißner vorhanden.

2.8 Drei Sammelbände überliefern Predigten und Drucke, die aus Anlaß der Brandkatastrophe von 1780 entstanden. Von C[arl] F[riedrich] U[hrlandt] ist als Einblattdruck eine Kurze Beschreibung von dem Geraischen Brande, am 18. September 1780. Tinz ... am 3ten October 1780 und auch eine Kurze Beschreibung von dem großen Brande, der am 18. September 1780 ...

Gera ganz in die Asche geleget hat (Cuba bey Gera 1780) im Bestand. Ein anonymes Gedicht wandte sich An die hin und her zerstreueten vormaligen Einwohner der durch Feuer zerstörten Stadt Gera ... (Cuba bey Gera 1781). Vorhanden ist auch eine Sammlung von Brandpredigten (Gera 1781). Eine Mord- und Leichenpredigt (Schleiz 1779) liegt von Heinrich Gottlob Franz vor. Vom Geraer Gesangbuch sind die Ausgaben von 1747, 1765, 1822 und 1874 überliefert. Die Kirchenzettel der Residenzstadt Gera sind von 1700 bis 1899 vollständig gesammelt worden. Für den Zeitraum von 1813/16 bis 1859 existiert ein Namensverzeichniß der Begrabenen und Getauften.

2.9 Über das Reußenland liegen von Carl Vocke die Kirchengalerie der Fürstlich Reußischen Länder (Dresden 1841-1843) und die Vaterlandskunde der Fürstlich Reußischen Länder (Nordhausen 1852) vor, von Ferdinand Hahn die Blätter Zur Erinnerung an die Empfangs- und Huldigungsfeier in Gera, als am 24. Oktober 1854 Heinrich LXVII. j. L. und seine Gemahlin Adelaide begrüßt wurden (Gera 1854).

2.10 74 Bde sind zur Geschichte einzelner Orte vorhanden (3,4 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 6, 19. Jh 66), darunter Peter Becklers Historia Hovoreae (Hof 1694), der Geographus Jenensis (Jena 1673) von Adrian Beier und die Chronik von Zeitz und den Zeitzer Dörfern (Zeitz 1894-1896) von Ernst Zergiebel. Sächsische und vogtländische Geschichte betreffen 73 Bde (3,4 Prozent; 17. Jh 3, 18. Jh 7, 19. Jh 63). Anzuführen sind Johann Andreas Planers Historia Varisciae (Wittenberg 1701), Christian Koerbers anonyme Historische Nachricht Vom Voigt-Land (Jena 1725) sowie die Kurze Nachricht Von Stephan Weigels Sündlichen Leben verübten vielen Mord-Thaten (Hof 1741). Das Dienstreglement zum Gebrauch einiger Reichskontingente (Greiz 1795) wurde durch Erbprinz Heinrich XIII. zu Greiz veranstaltet. Volksbrauch, Aberglauben, Sagen und andre alte Ueberlieferungen im Voigtlande (Leipzig 1867) stammen von Johann August Ernst Köhler, ein Erläutertes Voigtland (Greiz 1726-1727) von Johann Gottfried Bücher. Der Volksfreund aus Voigtland (Jg. 1, 1788, Stück 1-12) erschien in Greiz.

2.11 In der Gruppe " Handel, Wirtschaft, Sozial- und Vereinswesen" (484 Bde, 22,3 Prozent; 18. Jh einer, 19. Jh 483) sind vor allem die Schriften der Geraer Vereine und der Geschichtsvereine anderer Orte ( z. B. Jena und Hohenleuben) anzutreffen. Zu finden sind hier Allgemeine Schützen-Regeln der Schützen-Compagnie in Gera (Gera 1766), die Chronik der Schützenkompagnie zu Gera (Gera 1896) von Robert Fürbringer, der Bericht der selbständigen Loge Archimedes zum ewigen Bunde für die Jahre 1870/71 bis 1890/91 und 1910/11 bis 1918/19 und die Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens am 30. Oktober 1904 (Die Freimaurerloge Archimedes zum ewigen Bunde in Gera 1804-1904). Illustrierte Mitteilungen, Abhandlungen und Schilderungen aus dem Gesamtgebiet der Handelstätigkeit enthielt das von dem Direktor der kaufmännischen Handelsschule und kaufmännischen Hochschule zu Gera, Eduard Amthor, herausgegebene Journal Vorwärts! Magazin für Kaufleute (Bd 6-19, 1861-1867). Amthor veröffentlichte seine Selbstbiographie (Gera 1879), die für 1854 bis 1879 ein Schülerverzeichnis enthält.

2.12 Literatur und Sprache, Kunst und Musik (47 Bde, 2,2 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 4, 19. Jh 41) tragen ausgesprochenes Lokalkolorit: Handschriftliche Poetische Versuche von Carl Friedrich Eisel sind vom 20. September 1809 datiert. Von Christian Friedrich Eisenscdt sind Geisteserzeugnisse (Gera 1811) und Dichtungen (Gera 1819) vorhanden, von Johann Gottlieb Nündel Geistes- und Herzens-Kinder (Cuba bey Gera 1818 ) und Blüthen und Früchte (Gera 1835), von Ferdinand Hahn Naturklänge in ernsten und heiteren Tönen (Gera 1847). Vorhanden sind Robert Eisels Sagenbuch des Voigtlandes (Gera 1871), In Freud und Leid (Leipzig 1896), letzte Lieder von Julius Sturm, und das historische Schauspiel Nikolaus de Smit (Gera 1898), eines Wohltäters der Stadt, von Friedrich Helbig und ein großformatiger Kupferstichband, Recueil des marbres antiques qui se trouvent dans la Galerie du Roy de Pologne à Dresde (Dresden 1733). Albrecht Dürers ... Leben, Schriften und Kunstwerke (Leipzig und Schleiz 1769) beschrieb David Gottfried Schöber.

2.13 Unter den 32 Bdn zur Geographie (16. Jh einer, 18. Jh 22, 19. Jh 9) befinden sich die Cosmographey (Basel 1598) von Sebastian Münster, Deß Saal-Strohms Beschreibung, ... (Jena 1707) von J[ohann] F[riedrich] K[ittelmann], die aus dem Englischen übersetzte Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande (Leipzig 1747-1774), ein Bildband Die malerischen Ufer der Saale (Dresden 1848) von Karl Heinrich Wilhelm Münnich und die Schulgeographie (Halle 1877) von Richard Mauke.

2.14 Naturwissenschaften, Technik, Medizin sind mit 32 Bdn im Bestand (17. Jh einer, 18. Jh 4, 19. Jh 27), darunter der Bericht Vom Bergkwerck (Zellerfeldt 1617) von Georg Engelhardt Löhneyß (Löhneisen), Ornithologische Schriften (Leipzig 1893) von Karl Theodor Liebe, die Medicinisch-Practische Untersuchung der Frage: Was von dem heut zu tage mode seyenden Wassertrinken zu halten? (Leipzig 1760) von " Geras ältesten Stadtrat" Johann Andreas Harnisch über das dortige Quellwasser, und die Abhandlung von den Mineralwassern zu Ronneburg (Altenburg 1770) von Johann Friedrich Carl Grimm. Heinrich Gustav Behrs Medicinische Annalen von Gera für das 17., 18. und 19. Jh sind in Sonderabdrucken (Gera o. J. und 1878) vorhanden. Die Flora von Gera (Gera 1857-1858) stammt von Robert Schmidt und Otto Müller.

2.15 Nachschlagewerke, Wörterbücher, Adreßbücher, Kalender zählen 280 Bde (12,9 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh einer, 18. Jh 93, 19. Jh 185). Darunter sind Zedlers Universal-Lexikon (Leipzig 1732-1750), der Auszug aus des Herrn D. Johann Georg Krünitz ökonomisch-technologischen Encyklopädie (Berlin 1786-1812) und ein Neues elegantestes Conversations-Lexicon für Gebildete aus allen Ständen (Leipzig 1834-1837) von Oskar Ludwig Bernhard Wolff.

2.16 Unter den Zeitungen (189 Bde, 8,7 Prozent; 18. Jh 32, 19. Jh 157) befindet sich ein von Johann Friedrich Brömel redigiertes Lobensteinisches gemeinnütziges Intelligenzblatt (Jg. 1-22, 1784-1805) und dessen Fortsetzung Gemeinnütziges Lobenstein- und Ebersdorfer Intelligenzblatt (vorhanden 1823-1827). Die von Christoph Gottlieb Steinbeck (1766-1818) begründete und herausgegebene Aufrichtig-Deutsche Volks-Zeitung steht am Anfang der Geraer Zeitungsgeschichte (Jg. 1-5, 1795-1799). Fortgesetzt wurde sie durch die Neue privilegirte Geraische Zeitung (Jg. 1-12, 1800-1811) unter Ernst August Sörgel, 1812 kam sie unter dem Titel Fürstlich Reuß-Plauische privilegirte Geraische Zeitung heraus. Als Geraische Zeitung (Jg. 14-42, 1813-1841), Fürstlich Reuss Plauische privilegirte Geraische Zeitung (Jg. 43-114, 1842-1918) und Geraer Zeitung erschien sie bis 1945.

2.17 Die Revolution von 1848 brachte in Gera zahlreiche Blätter hervor, darunter die von Ernst Bornschein redigierte Voigtländische Zeitung (vorhanden 1848, Nr. 2-141), Die freie Presse, Zeitschrift für politische und gesellschaftliche Interessen (1848, Nr. 2-60 und Nr. 1-10) und ein demokratisches Reussisches Blatt (1849, Nr. 1-19). Ein Politisches Wochenblatt (Jg. 1, 1848, Nr. 1-13) wurde als Reußische Vaterlands-Blätter (Jg. 1, 1848, Nr. 1-25) fortgesetzt und ging in dem neu entstandenen Hofmeisterschen Konkurrenzunternehmen auf. Die Fürstlich Reuß-Geraische Zeitung, redigiert von Adolph Hofmeister, erschien ab 1. Juli 1848 (Jg. 1, 1848, Nr. 1-78). Weil sie den veränderten Titel Allgemeine Geraische politische Zeitung, ein " Organ für die Reußen- und Nachbar-Lande" (Jg. 1, 1848, Nr. 79-80) in dieser Form nicht führen durfte, erschien sie als Allgemeine politische Zeitung (Jg. 1, 1848, Nr. 81-82, 1849, Nr. 307), ab Nr. 308 (25. Juli 1849) als Allgemeine politische Geraer Volks-Zeitung (bis Dezember 1850 im Bestand). Das Blatt hatte fünf Beilagen, die auch als selbständige Zeitschriften bezogen werden konnten.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Sachkatalog

[in Zettelform, 5 Hauptgruppen]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Katalog der örtlichen Tagespresse (Zeitungsauswertung)

[in Zettelform, chronologisch, innerhalb des Jahres nach Sachgruppen]

Periodika-Bestandsverzeichnis

[in Zettelform, alphabetisch nach Titeln, umfaßt den Gesamtbestand]

3.3 Historische Kataloge

Provisorischer Catalog der Ratsbibliothek

[erarbeitet von Moritz Veth 1877; hschr. Bestandsliste, nach Sachgruppen]

[Auerbach, Alfred:] Katalog der Ratsbibliothek der Stadt Gera. Gera 1898 [gedruckter Bandkatalog; 11 Sachgruppen, innerhalb alphabetisch]

Verzeichnis der Ratsbücherei der Stadt Gera nach dem Stande vom 1. Oktober 1921. Gera 1921

[mschr. vervielfältigt, 10 Sachgruppen, innerhalb alphabetisch]

Bücherverzeichnis der Ratsbücherei

[mschr. Bandkatalog, 8 Bde, nach Sachgruppen, Berichtszeit bis 1940]

Verzeichnis der Ratsbücherei der Stadt Gera nach dem Stande vom 1. Juli 1948

[mschr. Bestandsliste, 10 Sachgruppen]

Verzeichnis der Bücherei des Stadtarchivs in Gera. Nach dem Stande vom 17. 10. 1958

[mschr. Bandkatalog mit hschr. Ergänzungen, 13 Sachgruppen]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar: Thüringisches Ministerium für Volksbildung Weimar. C 621.

Stadtarchiv Gera: Bestand Stadtverwaltung Gera. III B/1698; III B/1668; III B/18640; III C/0268; III C/1163-1165.

Bestand Stadtarchiv Gera. Ab- und Zugänge der Bücherei des Stadtarchivs Gera (1940-1970). Verwaltungsberichte der Stadt Gera 1928/30 und 1937/38 (als Ms. in der Bibliothek des Stadtarchivs)

4.2 Darstellungen

Embersmann, Hans: Die Freie öffentliche Landesbücherei Gera von ihrer Gründung im Jahre 1920 bis 1933 und die Geschichte ihrer historischen Vorläufer. Diss. A. Berlin 1986 [S. 56-63 über die Ratsbibliothek]. Auszug unter dem Titel: Geraer Bibliotheken die städtische Ratsbibliothek. In: Wohin in Gera (1986) Nr. 8, S. 15-17

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Liebchen, Ute: Unerwartetes Geschenk aus Schweden. In: Thüringische Landeszeitung 52 (1996) Nr. 85 vom 11. April, S. 6 [betr. den Auszug aus der Krünitz'schen Enzyklopädie]

Stand: November 1996

Klaus Brodale

Heidrun Friedemann

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.