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Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Aachener Str. 2, 4050 Mönchengladbach 1 [Karte]
Telefon. (02161) 25-3240

Unterhaltsträger. Stadt Mönchengladbach
Funktion. Öffentlich zugängliche Bibliothek zur Stadtgeschichte von Mönchengladbach in seinen heutigen Grenzen nach der kommunalen Neugliederung 1975.
Sammelgebiete. Stadtgeschichte, Regionalgeschichte, Christliche Soziallehre, deutsche Zeitgeschichte, Archivwesen.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8.30-13 Uhr und 14-17.30 Uhr, Dienstag bis 19 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Reader-Printer.
Gedruckte Informationen. Kurzführer durch das Stadtarchiv (Faltblatt).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linien 3, 7, 10, 13, 19, 23) in Richtung Alter Markt. A 52, Ausfahrt Mönchengladbach-Nord Richtung Innenstadt/Alter Markt. Parkplätze und Parkhäuser in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Archivbibliothek steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Entwicklung des Stadtarchivs Mönchengladbach. Als Bestandteil der Altregistratur im 19. Jh wurde das Stadtarchiv 1904 der Stadtbibliothek übergeben, bis 1933/34 durch eine Kombination von stadtgeschichtlichem Museum und Archiv das Haus für Heimatpflege und Familienforschung ins Leben gerufen wurde. Die Abteilungen Archiv und Heimatsammlungen wurden nach Kriegsende wieder der Stadtbibliothek zugeordnet. Es kann nur vermutet werden, daß es zu diesem Zeitpunkt bereits einen Buchbestand zur Gladbacher Literatur im Stadtarchiv gab. Im Juli 1947 wurde ein Aufruf zur Unterstützung des Wiederaufbaus der Archivbibliothek in der Presse veröffentlicht, in dem unter Aufführung von Standardwerken zur Stadtgeschichte die Bevölkerung zur kostenlosen Abgabe von Büchern aufgefordert wurde. Der damalige Bibliotheks- und Archivleiter, Julius Koenzgen (1904-1968), nahm eine erste Abgrenzung zwischen Archiv, Bibliothek und Museum vor.

1.2 Im Jahre 1969 wurde das Stadtarchiv Mönchengladbach ein selbständiges Amt; seither kann man von einem kontinuierlichen Bestandsaufbau der Archivbibliothek sprechen. Infolge der kommunalen Neugliederung durch die Zusammenlegung der Stadtarchive Mönchengladbach und Rheydt mit den Altregistraturen von Wickrath konnte sie 1975 einen Zuwachs von ca. 3500 Bdn der Archivbibliothek Rheydt verzeichnen. Die Rheydter wissenschaftliche und heimatgeschichtliche Bücherei hatte während des Zweiten Weltkrieges erheblichen Schaden erlitten; von ursprünglich rund 7000 Bdn blieb ein Rest von 37, der als Grundstock für den Wiederaufbau unter dem ab 1946 als Archivar berufenen Familienforscher Heinrich Müllers diente. Nach seinem Tod am 5. Januar 1950 kaufte die Stadt Rheydt seine 398 Bde umfassende Privatbibliothek. Die für die Lokal- und Regionalgeschichte sowie Familienforschung bedeutsame Büchersammlung wurde in die Archivbibliothek eingearbeitet. Bereits 1955 wurde ein Bestand von nahezu 1600 Bdn erreicht.

1.3 Aufgrund eines Depositalvertrages aus dem Jahre 1975 gelangten 1976 mit dem Pfarrarchiv Wickrath erste Teile des Restbestandes der ehemaligen Bibliothek des Kreuzherrenklosters sowie der Pfarrbibliothek Wickrath ins Stadtarchiv Mönchengladbach. Der zweite Teil folgte 1984, der letzte der insgesamt 412 Bde umfassenden Sammlung 1987. Die Wickrather Klosterbibliothek wurde nicht in die Archivbibliothek integriert, sondern bildet einen eigenen Bestand. Ähnlich wurde die Bibliothek der Familie von Wüllenweber auf Schloß Myllendonk zunächst als Depositum hinterlegt. Das Archiv Myllendonk wurde 1979 vom Stadtarchiv erworben. Die umfangreiche Bibliothek gelangte 1985 ins Stadtarchiv und bleibt ebenfalls als Sondersammlung bestehen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestandsangaben basieren auf einer Durchsicht des Alphabetischen Kataloges. Bei den beiden Sondersammlungen handelt es sich überwiegend um nicht katalogisierte Bestände. Hier wurden die Angaben durch Auszählung ermittelt (s. u. 2.3 ff.). Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der historische Bestand umfaßt 238 Titel in 310 Bdn bei einem Gesamtbestand von ca. 15.000 Bdn: ein Titel aus dem 16. Jh, 15 Titel aus dem 17. Jh, 37 aus dem 18. Jh, 184 aus dem 19. Jh. Der überwiegende Teil des Bestandes ist deutschsprachig (196 Titel, davon zwei in Niederfränkisch); 29 Werke liegen in lateinischer Sprache vor, 6 in niederländischer, 5 in französischer, 2 sind zweisprachig. Systematische Übersicht

2.3 Die ca. 14.000 Bde umfassende Archivbibliothek ist inhaltlich nur in geringem Umfang erschlossen (Schlagwortkatalog im Aufbau). Schwerpunkt des 238 Titel umfassenden historischen Bestandes bildet die Lokal- und Regionalgeschichte, die mit rund 50 Prozent der Titel vertreten ist. 25 Prozent entfallen auf die Religions- und Kirchengeschichte, 8 Prozent auf die Rechtsgeschichte, 6 Prozent sind der Geschichte des Bildungswesens und seiner Institutionen zuzuordnen. Die verbleibenden 13 Prozent entfallen auf die Gebiete Wirtschaftsgeschichte, Altphilologie, Volkskunde und Medizin. Sondersammlungen Bibliothek Myllendonk

2.4 Die Privatbibliothek der Familien der reichsunmittelbaren Herrschaft Myllendonk war bis 1985 auf Schloß Myllendonk untergebracht. Bei zwei Auktionen eines Kölner Kunst- und Buchantiquariats wurden in den Jahren 1971 und 1973 insgesamt 204 Titel angeboten, von denen 30 nicht versteigert wurden. Von diesen 30 Titeln konnten 28 in der Bibliothek, die 1985 ins Stadtarchiv gelangte, nachgewiesen werden. Der gesamte Buchbestand umfaßt zum heutigen Zeitpunkt 475 Titel mit 853 Bdn und ist separat aufgestellt. Der Bestand ist noch unbearbeitet.

2.5 Chronologisch liegt der Schwerpunkt mit 313 Titeln auf dem 19. Jh. 125 Titel entfallen auf das 18. Jh, 5 auf das 17. Jh. Die restlichen 32 Werke sind im 20. Jh erschienen. Die Bibliothek enthält ca. 80 Prozent deutschsprachige Titel und 15 Prozent französischsprachige; ca. 4 Prozent sind lateinisch, 2 Titel englisch, 3 griechisch.

2.6 Die Bibliothek ist durch belletristisch-neuphilologische (123 Titel) und durch Berufsliteratur geprägt. Aus den Familien von Märcken und Lichtschlag gingen vorwiegend Amtmänner hervor. Franz Gottfried von Märcken (1768-1833) war Präsident des Zivilgerichts in Krefeld und der erste Gladbacher Landrat (1816-1833), sein Stiefvater Josef Lichtschlag (1746-1831) Amtmann und Friedensrichter. Besitzvermerke der Familien finden sich in den meisten Werken zur Rechtsgeschichte (101 Titel), darunter Verordnungen für das Roer-Departement, exemplarische Rechtsfälle in französischer Sprache sowie Kommentare zur Zivilprozeßordnung. Auf die Allgemeine Geschichte, vor allem Politische Geschichte und Regionalgeschichte, Historische Landeskunde, entfallen 81 Titel. Die 76 Titel Religions- und Kirchengeschichte sind erwähnenswert, weil die Nichte von Franz Gottfried von Märcken, Therese von Wüllenweber (1833-1907), Begründerin und erste Generaloberin des Ordens der Salvatorianerinnen war. Die Gruppe Naturwissenschaften umfaßt 23 Titel, die Klassische Altertumswissenschaft 21 Titel, Technik und Mathematik 13. Die restlichen 37 verteilen sich auf Wirtschaftsgeschichte, Volkskunde, Geschichte des Bildungswesens und seiner Institutionen und Medizin. Die Klosterbibliothek der Kreuzherren zu Wickrath

2.7 Die Geschichte der Bibliothek ist eine Geschichte verlorengegangener Werke. Sie beginnt mit der Stiftung des Klosters durch Heinrich vom Hompesch, Herr von Wickrath, und seine Frau Sophia von Burtscheid im Jahre 1491. Aus einem Inventar (10. April 1801) der von den Franzosen während ihrer Besatzung eingezogenen Drucke und Hss. ist ersichtlich, daß sich die Bibliothek in den ersten 60 Jahren ihres Bestehens durch Zu- bzw. Nachkauf (Inkunabeln) schnell vergrößerte. Sie wurde von dem Prior Johann von Bongart (Amtszeit 1559-1570) geordnet und katalogisiert. Spuren davon zeigen noch vier Bde; der Katalog ging verloren. Die Kreuzherren betrieben einen kontinuierlichen, nur durch den Dreißigjährigen Krieg unterbrochenen Bestandsaufbau. In der Dekade 1651 bis 1660 hatte die Bibliothek einen Zugang von nur 5 Bdn. 1691 ordnete sie der damalige Prior Matthias Neesen (1691-1720) neu. In der Folgezeit wurde der Buchbestand kontinuierlich aufgestockt und erreichte einen Höchststand in der Aufklärung (1761-1770). Mit der Säkularisation (1802) erlischt die Bibliothek.

2.8 Nach Aufhebung des Klosters ging ein Teil des noch vorhandenen Bestandes in die Pfarrbücherei St. Antonius Wickrath über. Der Kreuzherr Petrus Andreas Draack, der zunächst in Wickrath blieb, nach Auseinandersetzungen mit dem Kirchenvorstand aber nach Rheindahlen übersiedelte, nahm eine " Menge von Urkunden, Büchern und Schriften" mit, die nach seinem Tod 1822 durch testamentarische Verfügung teilweise wieder nach Wickrath zurückkehrten. Erst 1906 wurden die ehemalige Klosterbibliothek und Teile der Pfarrbibliothek vom damaligen Oberpfarrer Joseph Husmann bearbeitet. Das Ergebnis war ein Klassifikationssystem, das als Grundlage für die derzeitige Aufstellung dient. Die Verluste während des Zweiten Weltkrieges sind nicht genau zu beziffern. 1942 wurde ein Teilbestand zusammen mit dem Pfarrarchiv in den Luftschutzbunker der Pfarrkirche St. Laurentius der Nachbargemeinde Odenkirchen ausgelagert. Der in Wickrath verbliebene Bestand wurde am 26. Februar 1945 bei einem Bombenangriff wohl ganz zerstört.

2.9 Nach dem Krieg wurden das Pfarrarchiv und die Bibliothek in einem unbeheizten und feuchten Kellerraum der Pfarrkirche St. Antonius Wickrath gelagert und kamen 1976 ins Stadtarchiv. Die Bibliothek umfaßt heute einen Bestand von 253 Titeln mit 412 Bdn (Auszählung). Davon entfallen 44 auf das 16. Jh und 90 auf das 17. Jh. Das Schwergewicht liegt mit 119 Titeln im 18. Jh. Die Inkunabeln fehlen wahrscheinlich seit der Säkularisation. Der überwiegende Teil des Bestandes (84 Prozent) ist in lateinischer Sprache geschrieben, 7 Prozent sind in deutscher und 4 Prozent in niederländischer.

2.10 Wie für eine Klosterbibliothek zu erwarten, überwiegen die theologischen Werke: Andachtsliteratur, Meditations- und Gebetbücher (26 Titel) sowie katechetische Texte (14 Titel, überwiegend aus der Reformationszeit). Die mit 41 Titeln umfangreichste Gruppe der Dissertationes und Disputationes enthält scholastisches Schrifttum, vor allem zum Werk Thomas von Aquins. Daneben ist exegetische Literatur vertreten (39 Titel), darunter Bibelkommentare von Cornelius a Lapidus und Augustin Calmet sowie Bibelausgaben und Konkordanzen.

2.11 Allgemeine Geschichte (4 Titel) und Hagiographie (5 Titel) sind ebenso wie Kirchengeschichte (15 Titel) und Kanonisches Recht (12 Titel, vorwiegend aus dem 18. Jh) schwach vertreten. Liturgische Texte (25 Titel), überwiegend Meßbücher und Breviere (darunter ein bisher wohl unbekanntes Dominikaner-Missale von 1516), Moraltheologie (21 Titel, vor allem 18. Jh), Predigten (17 Titel, vor allem 18. Jh) und Patristik (7 Titel, mehrere Augustinus-Ausgaben) schließen sich an. Die Gruppe " Scriptores" (19 Titel) enthält Jesuitenliteratur und Werke der Klassischen Philologie (Textausgaben, Grammatiken, Wörterbücher); die Gruppe " Varia" (11 Titel) meist Titel aus den Bereichen Naturwissenschaft, Mathematik, Geographie und Medizin.

2.12 Die Benutzungsmöglichkeit der Bibliothek Myllendonk ist wegen des Erhaltungszustandes und der noch nicht katalogisierten Bestände eingeschränkt.

3. KATALOGE

Archivbibliothek:

Alphabetischer Katalog [Anlage nach RAK-WB]

Numerischer Katalog

Systematischer Katalog [nach hauseigenem System]

Schlagwortkatalog

[nach RSWK für Erwerbungen ab 1981; retrospektive Erfassung im Aufbau]

Zeitschriftenkatalog

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivbibliothek: Zugangsbuch der Handbücherei des Stadtarchivs Rheydt von [August 1947] bis 31. Januar 1975.

Rechnungsbelege zu Erwerbungen der Rheydter Archivbücherei; Schriftwechsel zum Ankauf der Privatbibliothek Heinrich Müllers' einschließlich Buchliste 1948-1958

Bibliothek Myllendonk: Aufstellung der in den beiden Auktionen angebotenen Werke mit Mindestgebot und erzieltem Verkaufspreis bzw. Rücklauf Klosterbibliothek Wickrath: Inventaire des livres extraits de la bibliothèque du couvent des croisiers à Wickerad, conformément à l'arrêté du Departement de la Roer, en date du vingt-un germinal an neuf (= 11.4.1801) [Historisches Archiv der Stadt Köln, Bestand Clerus secularius II, Bl. 80-91;

Kopie im Stadtarchiv Mönchengladbach] Verkauf des Nachlasses des Kreuzherrn Petrus Andreas Draack vor Johannes Heinrichs, Notar zu Dahlen, am 25. März 1822 [Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Notare, Rep. 3067, Nr. 5948; Kopie im Stadtarchiv Mönchengladbach]

4.2 Darstellungen

Wiederaufbau des Stadtarchivs. Rhein-Ruhr-Zeitung vom 25. Juli 1947 Verwaltungsberichte der Stadt Rheydt (1947 bis 1959)

Löhr, Wolfgang: Therese von Wüllenweber. Mönchengladbach 1987, S. 8-10 (Zeugen städtischer Vergangenheit, 5)

Husmann, Joseph; Trippel, Theodor: Geschichte der ehemaligen Herrlichkeit bzw. Reichsgrafschaft und der Pfarre Wickrath. Wickrath 1911, Teil 2 (bis zur Gegenwart)

Inventar des Archivs der Pfarrkirche St. Antonius in Wickrath, bearb. von Rudolf Brandts. Düsseldorf 1957, S. VII-VIII (Inventare nichtstaatlicher Archi ve, 2) Stadtarchiv Mönchengladbach: [Findbuch]

Bestand 7/2, Pfarrarchiv Wickrath (Depositum). Mönchengladbach 1987, S. 4-6

Stand: Mai 1989

Marion Engbarth


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.