FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
     Home > Deutschland > Thueringen M - Z  > Mühlhausen
     Thueringen A - L

Bibliothek im Stadtarchiv

Adresse. Ratsstr. 19, 99974 Mühlhausen [Karte]
Telefon. (03601) 452-142

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Mühlhausen
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte der freien Reichsstadt Mühlhausen, juristische und medizinische Literatur des 17. und 18. Jhs, Mulhusina. Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung während der Öffnungszeiten des Archivs und nach Voranmeldung. Öffnungszeiten: Dienstag 9-12 Uhr und 13-18 Uhr, Donnerstag 9-12 Uhr und 13-16 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Vom Bahnhof Mühlhausen Fußwegnähe (ca. 15 Minuten) in Richtung Zentrum bzw. Rathaus. - A 4 (E 40), Ausfahrt Gotha, B 247, oder Ausfahrt Eisenach-Ost, B 84, dann B 247.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Stadtarchiv Mühlhausen werden die für die Bibliotheksgeschichte der Stadt wichtigen historischen Büchersammlungen aufbewahrt. Das Archiv hat seinen Sitz im Gebäude-Ensemble des um 1300 erbauten Rathauses. Die originalen Räumlichkeiten des Reichsstädtischen Archivs sind der Besichtigung zugänglich. Sein wertvoller Besitz an Urkunden und Akten geht bis auf das Jahr 1139 zurück, als Institution läßt es sich bis in das 14. Jh zurückverfolgen. Die Briefregister des Stadtrats sind ab 1382 vorhanden. Heute verfügt das Stadtarchiv Mühlhausen über ca. 2000 lfd. Meter Akten. Es ist damit nach dem Stadt- und Verwaltungsarchiv Erfurt das zweitgrößte Stadtarchiv Thüringens.

1.2 Die Bibliothek besteht aus fünf Sammlungsteilen, die aus historischen, rechtlichen und praktischen Gründen nicht miteinander vereinigt wurden. Im Mittelpunkt steht die Alte Ratsbibliothek, die Reste von Vorläuferbibliotheken aufnahm. Als sie im 18. Jh den veränderten Benutzungsanforderungen nicht mehr entsprach, entstanden neue Bibliotheken. 1896 wurde die Alte Ratsbibliothek der Städtischen Bibliothek angeschlossen, 1933 gelangte sie als Sondersammlung in das Stadtarchiv. Als weitere geschlossene Sammlungen existieren die Bibliothek der Hoyer'schen Familienstiftung (s. u. 1.38-1.41) und die Tilesius-Bibliothek (s. u. 1.42-1.43).

1.3 Laufend ergänzt werden die nach Numerus currens aufgestellte Handbibliothek (Dienstbibliothek) und die Sammlung der Zeitschriften von Geschichts- und Altertumsvereinen. Die Handbibliothek des Archivs entwickelte sich unabhängig von den anderen heutigen Sammlungsteilen. Ihrem wissenschaftlichen Charakter und der Sammelkonzeption entsprechend, finden sich in ihr Bücher aus fast allen älteren Mühlhäuser Bibliotheken.

1.4 Die historischen Bibliotheken im Stadtarchiv befinden sich seit 1964 im Nordflügel des Rathauses. Für die Alte Ratsbibliothek bedeutete der vorläufig letzte Umzug die Rückkehr in ihr altes Domizil von 1644. Ihre Funktion hatte in der Zwischenzeit die Magistrats-Bibliothek übernommen, die für den amtlichen Bedarf laufend ergänzt worden war.

1.5 Nach der Übernahme der historischen Sammlungsteile erfolgte im Stadtarchiv eine Neukatalogisierung des gesamten Bestandes, einschließlich der Dienstbibliothek. Die Bibliothekarin Dagmar Deesler (1909-1985) erarbeitete einen Alphabetischen Katalog und einen Systematischen Katalog (s. u. 3.1), ergänzt durch den Spezialkatalog der Mulhusina. Die laufenden Neuzugänge werden in den Numerus-currens-Bestand eingearbeitet. Die Nachschlagewerke sind im Handapparat des Benutzerraumes frei zugänglich. Der Zeitschriftentausch mit den Geschichts- und Altertumsvereinen wurde seit 1945 vom Stadtarchiv selbständig geführt. Seit der Gründung des Mühlhäuser Geschichts- und Denkmalpflegevereins im Jahre 1990 nimmt das Stadtarchiv zusätzlich zu den eigenen, traditionell gepflegten auch die Tauschbeziehungen für den Verein wahr, so daß etwa 45 Zeitschriften laufend bezogen werden.

Alte Ratsbibliothek

1.6 Die Bibliotheken des Deutschen Ordens und der Klöster in Mühlhausen schufen die Voraussetzungen für die Ende des 16. Jhs erfolgte Gründung der Ratsbibliothek. Bereits 1341 gestattete der Deutschmeister Wolfram von Nellenburg (1330/31-1361) dem Pfarrer der Neustadt Mühlhausen, die Bücher aller in der dortigen Pfarrei sterbenden Ordensbrüder zu einer Bibliothek bei der Pfarrkirche St. Marien (Beatae Mariae Virginis) zu vereinigen. Nach mittelalterlichem Brauch war sie vermutlich im südlichen Nebenchor auf der Empore über der Sakristei untergebracht. Bei dieser Pfarrbibliothek handelt es sich um die erste nachweisbare Bibliotheksgründung des Deutschen Ordens in seinen deutschen Balleien.

1.7 Der Deutsche Orden hatte sich in Mühlhausen bereits Anfang des 13. Jhs niedergelassen und bald Einfluß auf das Leben der Stadt gewonnen, u. a. aufgrund seines umfangreichen Grundbesitzes. 1227 erwarb der Orden von König Heinrich (VII.) das Patronat über die Blasiuskirche und 1243 von König Konrad IV. das Patronat über die Marienkirche. Die Filialkirchen waren ihm ebenfalls unterstellt. Wie aus einem Inventar des kirchlichen Besitzes von 1562 hervorgeht, besaß der Orden auch Bücher, über deren Verbleib aber nichts bekannt ist.

1.8 Von den drei Mühlhäuser Klöstern das Kloster der Augustinerinnen (Büßerinnen der heiligen Magdalene oder Weißfrauen), Brückenkloster genannt, das Franziskaner- oder Minoritenkloster und das Prediger- oder Dominikanerkloster verfügten die beiden Mönchsorden über Bibliotheken. Im Liber mortuorum, dem Verzeichnis der von 1297 bis 1465 verstorbenen Franziskanerbrüder, werden viele Personen genannt, die dem Kloster durch fromme Stiftungen verbunden waren. Eine unter dem 17. November (1460?) registrierte Spende der Familie Kerchhoff war für den Aufbau einer Bibliothek bestimmt. Aus den wenigen Provenienzvermerken in den Inkunabeln geht hervor, daß einige Franziskaner trotz des Armutsgebotes Bücher besaßen. Den Dominikanermönchen dagegen war der Besitz von Büchern erlaubt; nach ihrem Tode wurden diese Eigentum des Ordens. Über die Zusammensetzung und Größe dieser Klosterbibliotheken liegen keine Unterlagen vor.

1.9 Während des Bauernkriegs kam es im Verlauf der Auseinandersetzungen zwischen dem Rat der Stadt Mühlhausen und Heinrich Pfeiffer, einem aus dem Zisterzienser-Kloster Reifenstein im Eichsfeld entwichenen Mönch, und dessen Anhängern 1523 zu einem ersten Ansturm auf die Klöster und die beiden Deutschordenshäuser, dem im Juni 1524 ein weiterer auf die Dominikanerkirche folgte. Ob dabei auch Bücher vernichtet wurden, entzieht sich unserer Kenntnis. Als 1525 Thomas Müntzer (um 1490-1525) in Mühlhausen auftrat, erlaubte ihm der Rat, an der Marienkirche das Predigtamt auszuüben.

1.10 Im Jahre 1542 wurde die Reformation durch die evangelischen Schutzfürsten gewaltsam eingeführt. Doch bereits 1548 änderte sich die Situation und die evangelischen Prediger wurden wieder entlassen, unter ihnen auch Heinrich Schele. Mit seinem Weggang ist ein indirekter Beleg für die Existenz der Pfarrbibliothek an der Marienkirche verbunden: " Aber nichts desto weniger solt ehr die 17 Bücher der pfar auf der Nawen Stat. so dem Deutschen Orden gehörig, vor seinem abziehen widerumb einstellen", heißt es in den Akten. Erst 1557 konnte sich mit Hilfe Kursachsens die lutherische Lehre in Mühlhausen endgültig durchsetzen.

1.11 Zur Einrichtung einer Ratsbibliothek in Mühlhausen kam es in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. Ihr Grundstock waren die aus den Ordens- und Klosterbibliotheken stammenden Hss. und Drucke. Über den Umfang und die Zusammensetzung dieser ältesten Buchbestände fehlen die urkundlichen Nachrichten. Der größte Teil der Bücher ging wohl verloren, wie schon der Archivar Friedrich Stephan (1791-1849) feststellte: " Die reichsstädtische Ratsbibliothek hat diese Manuskripte von den ehemaligen Klöstern der Dominikaner und Franziskaner geerbt. Gewiß ist es zum großen Schaden der Erbschaft gewesen, daß sie erst spät, erst in der zweiten Hälfte des 16. Jhs, beachtet und angetreten worden ist. Der Sinn für Wissenschaft und insbesondere für Geschichte ist trotz der Reformation hier nicht früher aufgewacht. ...

Es ist charakteristisch, daß die Aufrührer [Thomas Müntzer und Heinrich Pfeiffer] höheren Werth auf Bücher legten." (Stephan 1847, s. u. 4.2).

1.12 Erst Mag. Johann Petreius (um 1518-1574), der 1569 aus Zwickau nach Mühlhausen gekommen und hier von 1570 bis zu seinem Tode als Superintendent tätig war, nahm sich der alten Manuskripte und Drucke aus den aufgehobenen Klöstern an, die inzwischen in der Franziskaner-Klosterkirche untergebracht worden waren. Auf ihn geht die Gründung der Ratsbibliothek zurück. Vermutlich hatte ihn das Beispiel der Zwickauer Ratsschulbibliothek (s. Eintrag dort), die 1560 öffentlich zugänglich gemacht worden war, zu seiner Schrift " Bedencken wegen der Librarey und dahin gehörige Sachen" angeregt, in der er u. a. feststellte: " Wenn man eine Librarey einrichten will, so muß man nicht alleine darauf achten, daß man gute Bücher anschafft, sondern diese Bücher sollen zum Gebrauch der Kirchen und Schulen [nützlich] sein." In einem zweiten Schriftstück, dem " Fürschlag, wie eine Librarey antzurichten" sei, setzte Petreius sich wenig später noch einmal ausführlich mit der Bibliothek und ihrer Organisation auseinander.

1.13 Obwohl der Bibliotheksraum in der Franziskaner-Klosterkirche am Kornmarkt erhebliche Mängel aufwies das Gewölbe zeigte große Risse, es war eng und dunkel diente er noch fast neunzig Jahre lang als Aufbewahrungsort. Um Platz für neue Bücher zu gewinnen, schlug Petreius vor, " die unnützen altgeschriebenen Munchbücher, Sermonisten und andere unnützen materien von den pulten herab" zu nehmen und alles, " was gar nicht nütze" war, an den Buchbinder oder an die Krämer zu verkaufen. Auf diese Weise gingen vermutlich zahlreiche wertvolle Hss. aus dem Mittelalter verloren. Eine Reihe von Makulatur-Einbänden läßt den Schluß zu, daß es sich um solche Hss.-Reste aus Mühlhäuser Klosterbesitz handeln könnte.

1.14 Nach Aussonderung der " unnützen" Werke beabsichtigte Petreius - und er hat es wohl auch getan die Bücher auf den Pulten nach Themen (Bibeln und Kommentare, philosophische Schriften, Chroniken) und Formaten neu zu ordnen. Er war, darauf deuten u. a. die Verwendung des Begriffes " Librarey" und die angelegten Bewertungsmaßstäbe hin, offensichtlich stark von den Vorstellungen Luthers beeinflußt, die dieser in seinem Sendbrief An die Radherrn aller stedte deutsches lands: das sie Christliche schulen auffrichten und hallten sollen (1524) entwickelt hatte.

1.15 In diesem Sinne empfahl Petreius den Bücherinspektoren: " Zum Einkauf der Bücher können sie zu theologischen Büchern des Superintendenten, zu philosophischen des Herren Rektor in der Schule, zu juristischen des Herren Stadtschreiber, zu medizinischen des Herren Stadtphysikus Rat gebrauchen." Besonders Werke, die nicht jedermann bezahlen könne, sollten aus den öffentlichen Mitteln, die der reichsstädtische Rat zu verwalten habe, angeschafft werden. Die Inspektoren hatten jährlich den Bestand zu revidieren. Als Bibliothekare wirkten zunächst die Superintendenten und später die Rektoren des Gymnasiums. Ihnen oblag das Auf- und Zuschließen des Bibliotheksgewölbes und die Verwahrung der Schlüssel zu den Pulten. Als Benutzer kamen die Geistlichen an den Kirchen und die Lehrer der Lateinschule, aber auch Ratsherren, gelehrte Bürger und Studenten in Betracht, die im Bedarfsfall gegen einen Leihschein Bücher ausleihen konnten. Die reichsstädtische Ratsbibliothek war von Anfang an einem größeren Personenkreis zugänglich. Mit ihr beginnt schon vor 1574 die Geschichte des öffentlichen Bibliothekswesens in Mühlhausen.

1.16 Fast dreißig Jahre später (1602) verfaßte Mag. Heinricus Gallus (um 1538-1605, von 1598 bis 1605 Superintendent), der ebenfalls aus Zwickau kam, einen Bericht über den Zustand der Bibliothek. Danach hatte sich der Buchbestand vergrößert und verbessert. Der Bibliotheksraum dagegen befand sich in einem desolaten Zustand. Zur besseren Aufstellung der Bücher hatte der Rat " bequeme und feine Repositoriis" angeschafft. Ein erstes Inventar über die Buchbestände in der Kornmarktkirche war angelegt worden.

1.17 Schon zu dieser Zeit waren die Buchbestände in Mühlhausen auf verschiedene Standorte verteilt. Die vom Rat gekauften Bücher standen im Pfarrhaus Divi Blasii, eine große Anzahl Schriften hatten die Ratsherren zur Bewältigung ihrer täglichen Verwaltungsarbeit im Rathaus in ihrer Verwahrung, z. B. in der Kämmerei und vor allem in der Kanzlei. Diese Teile der Ratsbibliothek sollten ebenfalls mit Titel und Standortnummer in einem Verzeichnis erfaßt werden.

1.18 Im Laufe der Jahre erweiterte sich der Bestand durch Schenkungen der Ratsherren und Stiftungen wohlhabender Bürger. Vor allem aus den Zinserträgen der innerstädtischen Kirchen und den Stipendien, die der Vorsteher des Brückenklosters verwaltete, konnten auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt neue Werke gekauft werden. Aus dem Nachlaß von Dr. Andreas Starck (1552-1611), der von 1608 bis 1611 als Stadtphysikus in Mühlhausen wirkte, wurden 19 medizinische Fachbücher gekauft. Starck, ein Anhänger der Lehren von Paracelsus, hatte 1598 in Mühlhausen den Krancken Spiegel, eine Schrift gegen die Pest, veröffentlicht. 1619 erwarb der Rat auf der Ostermesse zu Frankfurt a. M. mehrere Bände mit Lutherdrucken, die noch heute vorhanden sind. Die beiden im gleichen Jahr gekauften Erd- und Himmelsgloben sucht man allerdings vergeblich. Alle diese neu erworbenen Bücher wurden vom Buchbinder sorgfältig gebunden und mit dem goldgeprägten reichsstädtischen Wappen versehen.

1.19 1644 erfolgte die Umlagerung der Bibliothek aus der Kornmarktkirche in den Nordflügel des Rathauses, wo sie als Neue Bibliothek eingeweiht wurde. Aus diesem Anlaß schenkte Hartmann von Berlepsch zu Seebach dem Rat zwei Werke zur Vermehrung der neu eröffneten Bibliothek. Anstelle eines ihm auferlegten Bußgeldes durfte Christian Rodemann die Bücher seines Sohnes im Wert von etwa 60 bis 70 Talern an die Ratsbibliothek übergeben. Der Rat beschloß außerdem 1644, daß die städtischen Ämter, die mit Geldeinnahmen befaßt waren, einen bestimmten Betrag im Jahr (insgesamt 100 Reichstaler) zur Neuanschaffung von Büchern bereitstellen sollten. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges war das eine beachtliche Summe. Obwohl in den folgenden Jahren ein solcher Betrag nicht immer für Bibliothekszwecke zur Verfügung stand, wuchs der Bestand stetig an. Nach dem verschollenen " Catalogus librorum" von 1658 waren damals 915 Werke in 1156 Bdn vorhanden (Jordan 1920, s. u. 4.2).

1.20 Im Jahre 1669 wurde der gesamte Bibliotheksbestand wieder in die Kornmarktkirche zurückgebracht, weil der Rat die Zimmer im Rathausnordflügel als Unterkunft für auswärtige Gäste benötigte. Die Bibliothek stand unter der Aufsicht und Verwaltung dreier Ratsmitglieder, die sich jährlich abwechselten, was sich für die Bibliotheksentwicklung als nachteilig erwies.

1.21 Durch den Transport der Bibliothek aus der Kornmarktkirche in das Gebäude der Brotlaube am Obermarkt 1725 waren die Bücher in " höchste Konfusion" geraten. Ihre Aufstellung nach der alten Ordnung bereitete erhebliche Schwierigkeiten. Es fehlte ein zweiter Raum, um die Bestände zur Geschichte und zum Recht getrennt von den theologischen, philosophischen und medizinischen Werken unterzubringen. Ebenso fehlte ein zeitgemäßer Katalog, nur ein " Index alphabeticus librorum" ( s. u. 3.3) stand zur Verfügung.

1.22 Die Finanzierung der Ratsbibliothek war im 18. Jh nicht mehr gesichert, da die Ratsmitglieder und Beamten ihrer Pflicht, einen bestimmten Betrag für die Bibliothek zu entrichten, nicht nachkamen. In den Jahren 1763, 1772 und 1773 waren noch Gelder eingezahlt worden. Auch der Rezeß von 1777 legte eindeutig fest, daß jedes neugewählte Ratsmitglied vier Reichstaler und jeder Beamte eine freiwillige Spende zur Erhaltung der Bibliothek abzugeben hätten. Diese Gelder sollten vom Rektor des Gymnasiums erhoben werden. Aber wie Gottfried Böttger (1705-1783, Rektor von 1739 bis 1783) feststellte, wurden die Beiträge ungeachtet aller Mahnungen zurückgehalten.

Gymnasialbibliothek

1.23 Seit dem 18. Jh gehörte es zu den Aufgaben der Gymnasialdirektoren, die Ratsbibliothek in der Brotlaube, auch Stadtbibliothek und " Bibliotheca publica" genannt, zu verwalten. Der Rat zeigte immer weniger Interesse an dieser Sammlung, da die Pflege der Handbibliothek im Rathaus jetzt vorrangig war. Johann Georg Schollmeyer (1768-1839, Rektor von 1799 bis 1827) schlug daher vor, die " künftigen, eigentlich für die Stadtbibliothek bestimmten Einnahmen zum Ankauf guter Schulbücher zu verwenden". 1799 begründete er mit diesen Mitteln eine Schulbibliothek im Gymnasium Neue Straße 10, die sich gut entwickelte. Die Gymnasialbibliothek (s. Eintrag dort) war von 1972 bis 1992/93, als sie vom Tilesius-Gymnasium übernommen wurde, im Stadtarchiv untergebracht.

1.24 Nachdem das Gymnasium 1841 auf dem Grundstück des ehemaligen Brückenklosters (Brükkenstraße 32) gemeinsam mit der Bürgerschule einen Neubau erhalten hatte, in dem sich auch ein Büchereizimmer befand, wurde die inzwischen auf 2000 Bde angewachsene Ratsbibliothek dort aufgestellt. 1848 erstellte Christian Wilhelm Haun (* 1793), Gymnasialdirektor von 1838 bis 1865, einen Katalog der übernommenen Titel. Die Bücher der medizinischen Abteilung wurden damals an das Kreiskrankenhaus abgegeben.

Kreis-Lehrer-Bibliothek

1.25 In der ersten Hälfte des 19. Jhs entstanden in Mühlhausen zwei weitere Bibliotheken. Angeregt durch eine Regierungsverfügung von 1830 wurde im Februar 1831 der Mühlhäuser Schullehrer-Leseverein gegründet, der anfangs mit einer Bibliothek für Bürger- und Landschullehrer der hiesigen Diözese verbunden war. Er bestand bis 1879. 1885 wurde sein Anliegen durch die neugegründete Kreis-Lehrer-Bibliothek weitergeführt. Über diese Bibliothek berichten die Akten bis zum Jahre 1921.

Jugendbibliothek

1.26 Die zweite Neugründung war die auf Vorschlag der Stadtschulkommission unter dem Vorsitz von Bürgermeister Carl Theodor Gier (1796-1856) 1844 entstandene allgemeine " Jugendbibliothek" (Schüler-Lesebibliothek). Ihre Zielsetzung war, " die Jugend vor dem Lesen der allgemein verbreiteten, das geistige Leben vergiftenden Schriften zu bewahren und ihr dagegen zu Büchern zu verhelfen, welche die Entwicklung des Geistes unterstützten". Die praktische Durchführung übernahm der Rektor der ersten Volks- und Armenschule, Heinrich Gottfried Fehre (ca. 1804-1857). Die Jugendbibliothek wurde in den Räumen der Mädchenbürgerschule aufgestellt und war für die Schüler der Volks- und Armenschulen, der Knaben- und Mädchenbürgerschule und der Sonntagsschule (Fortbildungsschule für Lehrlinge und Gesellen) gedacht. Sie bestand neben der Gymnasial-Schülerbibliothek. Die Lesegebühren betrugen 6 Pfennig, für die ganz armen Schüler war die Benutzung kostenlos. 1847 wurden 2550 Ausleihen registriert. 1853 zählte die Bibliothek 1023 Bde, 1874/75 bereits 2687. Aus Kostengründen verfügte 1903 der Magistrat die Auflösung der Jugendbibliothek, der ersten und lange Zeit einzigen ihrer Art in Thüringen. Die Bücher wurden auf die einzelnen Volksschulen verteilt.

Volksbibliothek

1.27 Die 1859 entstandene Volksbibliothek für Handwerker und Fabrikarbeiter war die erste dieses Typs im damaligen preußischen Regierungsbezirk Erfurt, zu dem Mühlhausen seit 1802 gehörte. Sie war der Initiative des Volksschuldirektors Franz Knauth (1822-1893) zu verdanken, der am 10. November 1859 eine Feier zum 100. Geburtstag Schillers organisiert und dabei den Vorschlag ins Gespräch gebracht hatte. Die neue Bibliothek sollte zur Hebung der Volksbildung dienen. Sie hatte, wie es im Paragraph 1 des Statuts vom 6. Februar 1860 hieß, " den Zweck, Handwerkern, Hand- und Fabrikarbeitern durch Darbietung älterer und neuerer Schriften Belehrung und Unterhaltung zu gewähren sowie Sittlichkeit und insbesondere auch patriotische Gesinnung unter jenen Ständen zu befördern".

1.28 Nachdem die Stadtverordnetenversammlung am 23. März 1860 die Gründung der Volksbibliothek genegt hatte, wurde sie bald darauf mit 225 Bdn im Bauhof (Hauptmannstraße 7) eröffnet. Ihre Verwaltung regelte ein Verwaltungsrat, erster Vorsitzender war Rektor Knauth. Er führte am Sonnabend zwei und am Sonntag drei Ausleihstunden durch, die Lesegebühr betrug 3 Pfennige pro Woche und Buch. 1861 erschien das erste Bücherverzeichnis, 1868 war die Volksbibliothek auf 1500 Bde angewachsen. Ihre Existenz war im wesentlichen das Verdienst von Franz Knauth, der sie bis 1889 nebenamtlich leitete, dessen wiederholten Bitten an den Magistrat um personelle und finanzielle Unterstützung aber nicht entsprochen wurde. Erst 1902 erhielt die Volksbibliothek einen festen Jahresetat. Bis dahin mußte sie sich von gelegentlichen Spenden abgesehen aus den Lesegeldern selbst finanzieren. Sie fand lebhaften Zuspruch in der Bevölkerung. 1884 zählte sie 3150 Bde, 1914 rund 4000.

1.29 Die Volksbibliothek erlebte vier Umzüge, ehe sie 1914 in das neuerbaute Städtische Jugendheim (Hinterm neuen Brunnen 25) verlegt wurde. Eine Anregung der Gesellschaft zur Verbreitung von Volksbildung aufnehmend, wurde ihr eine Lesehalle mit 20 Sitzplätzen angegliedert, " in der Zeitungen jeder Parteirichtung und eine große Anzahl Zeitschriften" auslagen. Die Bibliothekarin Hedwig Krause (1886-1969) wurde hauptamtlich angestellt, 1928 übernahm sie auch die Leitung der Städtischen Bücherei, die sie bis 1967 ausübte. 1927 wurde die Volksbibliothek aus dem Jugendheim in das Gebäude des ehemaligen Gymnasiums (Lindenbühl 61) verlegt, wo auch die Städtische Bibliothek untergebracht war.

Städtische Bibliothek

1.30 Die Städtische Bibliothek wurde 1896 gegründet. Bereits 1883 hatte der Landwirtschaftliche Verein seine naturkundliche Sammlung und Bücher dem Magistrat zur freien Verfügung angeboten, um " damit den Anfang zur Begründung einer allgemeinen Stadtbibliothek zu machen". Auch der Litterarische Verein (Statuten vom 24. November 1858, aufgelöst 1888), der einen Lesezirkel unterhielt und dessen Bibliothek 1877 bereits 1467 Bde zählte, beabsichtigte, im Falle seiner Auflösung " die Bücher der Stadt als Eigentum zu überweisen, um damit den Anfang zur Begründung einer Stadtbibliothek zu machen". Der Magistrat nahm die Schenkung an, die Bücher wurden in dem alten Schulgebäude (Neue Straße) untergebracht und warteten dort bis 1896 auf ihre neue Zweckbestimmung.

1.31 Im Jahre 1890 hinterließ der in Durban (Provinz Natal, Südafrika) verstorbene Kaufmann Carl Albert Müller (1848-1890) seiner Vaterstadt Mühlhausen ein Legat von 3000 Mark " zum Zwecke der Errichtung einer städtischen öffentlichen Bibliothek". Die Schenkung sollte an seine Erben zurückfallen, " wenn die Verwendung nicht tatsächlich zu dem bestimmten Zweck ... innerhalb (von) zehn Jahren" geschah. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte der Annahme des Legats zu. Nach Ansicht des Bürgermeisters Dr. Wilhelm August Schweineberg (1828-1902) reichte aber die Summe keineswegs zur Errichtung einer öffentlichen Bibliothek aus, sie konnte nur der Grundstock " für eine mit der wachsenden Bedeutung Mühlhausens ohnehin notwendig werdende Einrichtung" sein. Müllers Legat geriet zunächst in Vergessenheit.

1.32 Im Jahre 1896 entwickelte der Gymnasialprofessor Dr. Reinhard Jordan (1847-1916) in seiner " Denkschrift, betreffend die Büchersammlungen im hiesigen Rathaus" seine Vorstellungen von einer künftigen Stadtbibliothek, die ähnlich wie es Petreius im 16. Jh bezweckte alle im Besitz der Stadt befindlichen Bücher an einer Stelle vereinigen sollte. Jordan, der in Leipzig und Göttingen Philologie und Geschichte studiert hatte, war 1888 von Magdeburg an das Mühlhäuser Gymnasium gekommen. Bei seinen Recherchen zur Geschichte des Gymnasiums war er auf die alten Bibliotheken im Rathaus gestoßen (Alte Ratsbibliothek, Büchersammlung der Kleinen Ratsstube, Tilesius-Bibliothek), die sein Interesse weckten. Jordan bot dem Magistrat an, die " etwa als städtische Bibliothek zu bezeichnende Sammlung" zu ordnen und als Bibliothekar zu betreuen. Er verband damit die Hoffnung, daß " eine sich allgemeiner Benutzung öffnende Bibliothek die Studien zur Mühlhäuser Geschichte beleben" würde. Die 1902 zu erwartende " Jubelfeier des Übergangs der Stadt an Preußen" verlange wissenschaftliche Vorbereitung.

1.33 Jordans Vorschläge wurden vom Magistrat gebilligt. Die neue Bibliothek, die der Volksbibliothek zur Seite trat, war für den " besseren Mittelstand" konzipiert. Am 21. Oktober 1896 wurde die " Städtische Bibliothek" im Gymnasium (Lindenbühl 61) eröffnet; sie war für jedermann zugänglich. Die Bibliotheksgeschäfte leitete Jordan, unterstützt von einer Bibliothekskommission, die unter dem Vorsitz eines Stadtrates stand. Im ersten Verwaltungsjahr galt das Interesse besonders den historischen Sammlungen. Sie wurden geordnet und der Benutzung zugeführt, hinzu kamen die Hoyer'sche Stiftsbibliothek und die Bibliothek des Litterarischen Vereins. Die Bibliothek bestand jetzt aus sieben Abteilungen (Alte Ratsbibliothek 934 Bde einschließlich 140 Inkunabeln -, Bibliothek der Kleinen Ratsstube, Tilesius-Bibliothek, Bibliothek der Hoyer'schen Stiftung, die von Friedrich Stephan begründete Mulhusina-Sammlung, Büchersammlung des Litterarischen Vereins, Neuzugänge), was ihre Übersichtlichkeit keineswegs erleichterte. Um diesem Mangel abzuhelfen, wurde für den Gesamtbestand ein Zettelkatalog angelegt.

1.34 Als Jordan schließlich von dem Müllerschen Legat erfuhr, bemühte er sich um die Einhaltung der damit verbundenen Konditionen, um es für die Bibliothek zu sichern. Die aus diesem Fonds seit 1896 finanzierten Werke bis 1907 stieg die Zahl der Neuzugänge auf 1259 Bde bildeten die eigentliche " Städtische Bibliothek". Bei der Anschaffung neuer Werke konzentrierte sich Jordan vorzüglich auf die " realen Fächer" und auf Schriften, die die Ergebnisse der Wissenschaft in einer Form verbreiteten, die " jeder Gebildete" verstand. Die neue Bibliothek diente in erster Linie der Belehrung, nicht der Unterhaltung. Als Ergebnis seiner Arbeit mit den Bibliotheks- und Archivbeständen verfaßte Jordan die Chronik der Stadt Mühlhausen in Thüringen (Mühlhausen 1900-1908, Register-Band 1913), deren Berichtszeitraum sich bis 1890 erstreckt.

1.35 Im Jahre 1908 trat Jordan von der Leitung der Städtischen Bibliothek zurück, die er 12 Jahre lang ehrenamtlich ausgeübt hatte. Seinem Vorschlag entsprechend wurde das Amt des Bibliothekars der Städtischen Bibliothek mit der Stelle des Stadtarchivars verknüpft. Zu seinem Nachfolger wurde der Archivar Dr. Rudolf Bemmann (1881-um 1960) berufen. Die Personalunion zwischen Stadtbibliothekar und -archivar blieb bis 1928 bestehen. 1914 umfaßte die Städtische Bibliothek 11.000 Bde. Nachdem 1918 das Müllersche Legat erschöpft war, wurden die Neuzugänge der Städtischen Bibliothek aus den Mitteln des städtischen Haushaltes finanziert. Die Sammlungen zur allgemeinen Geschichte und zur Heimatgeschichte wurden im Interesse der zahlreichen Archivbenutzer besonders gepflegt.

Städtische Bücherei

1.36 Seit Anfang der zwanziger Jahren mehrten sich die Stimmen, die das Nebeneinander zweier öffentlicher Bibliotheken, der Volksbibliothek (als der Bibliothek für die " einfachen Leute") und der Städtischen Bibliothek (als der Bibliothek für den " gebildeten Mittelstand") nicht verstanden, zumal beide aus städtischen Mitteln finanziert wurden. 1927/28 wurde daher das Mühlhäuser Bibliothekswesen neu strukturiert. Die Volksbibliothek von 1859 (über 5000 Bde), die Städtische Bibliothek von 1896 (über 13.000 Bde) und die Zentralbibliothek der Gewerkschaften von 1902 (3000 Bde), die aus der Vereinigung kleinerer Gewerkschaftsbibliotheken hervorgegangen war, wurden auf Anordnung des Oberbürgermeisters Dr. Hellmut Neumann (1891-1979) 1928 im Gebäude des ehemaligen Gymnasiums (Lindenbühl 61) zur Städtischen Bücherei, einer " Einheitsbücherei", zusammengeführt. Die Leitung übernahm Hedwig Krause.

1.37 Die neue Städtische Bücherei zählte annähernd 20.000 Bde. Das Bücherverzeichnis von 1932 ( s. u. 3.3) enthält etwa 16.000 Titel. Ein Jahr später zog die Bücherei in das Gebäude der Freimaurerloge " Hermann zur Deutschen Treue" (Hinterm neuen Brunnen 21), da die Kreisleitung der NSDAP das Haus Lindenbühl 61 für sich beanspruchte. Weil hier erheblich weniger Raum zur Verfügung stand, wurden sämtliche historischen Buchbestände an das Stadtarchiv im Rathaus abgegeben. Aus der Sicht der Städtischen Bücherei war " diese Trennung der alten Bestände vom Neuen" für ihre Entwicklung " durchaus günstig". Nicht viel später wurde ein großer Teil der theologischen Literatur ebenfalls abgetrennt. 1946 bezog die Städtische Bücherei wieder ihr angestammtes Haus Am Lindenbühl 61, wo sie sich als " Stadtbibliothek" heute noch befindet.

Bibliothek der Hoyer'schen Familienstiftung

1.38 Am 21. September 1759 bestätigte der Ratsherr und Stadtphysikus Georg Leopold Hoyer (1703-1765) die nach ihm benannte Hoyer'sche Familien-Stiftung an seine " geliebte Vaterstadt" Mühlhausen. Er entstammte einer bekannten Mühlhäuser Gelehrtenfamilie, deren Mitglieder Mediziner und Juristen gewesen waren. Durch die Heirat mit Marie Susanne Tilesius, verwitwete Vogler (1738) war er auch mit der alteingesessenen Mühlhäuser Familie Tilesius verwandt.

1.39 Wie aus dem 1767 in Mühlhausen gedruckten Stiftungsverzeichnis hervorgeht, waren seine " Bibliothec, Documenta, Instrumenta, Raritaeten, Schrifften, Bilder, Bücher Schräncke, und was zu solcher beständigen Vermehrung und Verbesserung gereichet," Bestandteil der Stiftung. Er war um den Fortbestand der Bibliothek, die ihm sehr am Herzen lag, bemüht: Alljährlich sollten acht Reichstaler " zu Einkauffung rarer ermangelnder Philosophischer, Juristischer, Mathematischer, Medicinischer, Philologischer, Critischer, Historischer (und) antiquarischer Bücher" zur Verfügung stehen und ihr " cumulirender Zuwachs" gewährleistet sein. Ein Inventar war anzulegen und der Katalog der Öffentlichkeit bekannt zu machen.

1.40 Hoyer bewilligte, falls kein feuerfestes Gewölbe zur Unterbringung des " apparatus librorum" ausfindig gemacht werden sollte, Gelder für den Ankauf geeigneter Räumlichkeiten, damit seine Sammlungen sicher aufbewahrt werden konnten. In Hoyers großzügiger Konzeption vereinigten sich bürgerliches Mäzenatentum und aufklärerisches Bildungsbestreben. In dem zu erwerbenden Haus mit dem Büchergewölbe sollten ein " ansehnliches Glockenspiel", Instrumente zur Experimentalphysik, Mathematik, Chemie, Chirurgie und Anatomie, ein astronomisches Observatorium, ein Naturalienkabinett, eine vollständige Buchdruckerei, eine Kunstkammer sowie " selbstspielende Instrumente und andere rare Maschinen" zu sehen sein. Auch an einen " medicinal und nutzbaren Irr-Garten" war gedacht.

1.41 Der erste Catalogus Librorum ( s. u. 3.3) wurde 1767 gedruckt; er verzeichnete über 2600 Titel, allerdings nur mit oberflächlichen bibliographischen Angaben. Der Bibliotheksbau wurde nicht verwirklicht. Die Hoyer'sche Stiftsbibliothek, inzwischen im Bestand verringert, wurde 1896 von der Stadt Mühlhausen übernommen. Sie fand ihre Aufstellung in der neugegründeten Städtischen Bibliothek, wo sie in besonderen Schränken untergebracht war.

Tilesius-Bibliothek

1.42 Im Jahre 1886 wurde der Stadt die Tilesius von Tilenau'sche Familienbibliothek übereignet, die dem Stadtarchiv zugewiesen wurde. Die Nachkommen des aus Schlesien stammenden Mühlhäuser Reformators Hieronymus Tilesius (1529-1566) waren als Bürgermeister, Ratsherren, Syndici oder Juristen für die Stadt tätig gewesen. Die Bibliothek geht vorrangig auf den vorletzten Namensträger des in Mühlhausen ausgestorbenen Geschlechts, Wilhelm Gottlieb Tilesius von Tilenau (1769-1857), zurück. Sein Studium der Medizin, Chirurgie und Naturwissenschaften in Leipzig hatte er 1797 als Dr. phil. und Magister der Freien Künste und 1801 als Dr. med. abgeschlossen. Sein breites Interessenspektrum spiegelt sich in seiner Bibliothek wider, die darüber hinaus ein sehr persönliches Dokument darstellt, insofern Tilesius seine Eindrücke und kritischen Anmerkungen im Buchdeckel oder auf dem Vorsatz der Bände festhielt. Musisch begabt, versah er seine wissenschaftlichen Arbeiten mit eigenen Zeichnungen ( z. B. Kröten und Fische), als Musikliebhaber spielte er mehrere Instrumente (Geige, Harfe, Klavier und Orgel).

1.43 Tilesius hatte Reisen nach Spanien und Portugal unternommen, den Höhepunkt aber bildete seine Weltreise. Als Arzt, Naturforscher und Zeichner nahm er von 1803 bis 1806 an der ersten russischen Weltumsegelung unter Admiral Adam Johann von Krusenstern (1770-1846) teil. Ein Teil der dabei von ihm angefertigten Berichte und Zeichnungen ist noch heute Teil der Sammlung. Tilesius, der für seine Leistungen mit dem Sankt-Wladimir-Orden ausgezeichnet worden war, arbeitete auch für die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften, deren Außerordentliches Mitglied er war. Nach seiner Rückkehr aus Rußland (1814) lebte Tilesius in Leipzig, Göttingen, Mühlhausen und seit April 1825 in Dresden. Seinen Lebensabend verbrachte er in Mühlhausen. Sein Sohn Adolf (1808-1886), der nach St. Petersburg zurückgekehrt war und dort als Geheimer Staatsrat am 8. Januar 1886 verstarb, vermachte der Stadt Mühlhausen 40.000 Mark für Schulzwecke und die wertvolle Familienbibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Archivbibliothek umfaßt insgesamt 22.000 Bde. Die 8309 amtlichen Schriften und 444 Landkarten sind hierbei nicht berücksichtigt. Der am Katalog ausgezählte historische Buchbestand zählt 9906 Titel (16. Jh 1203, 12,1 Prozent; 17. Jh 3032, 30,6 Prozent; 18. Jh 3485, 35,2 Prozent; 19. Jh 2186, 22,1 Prozent).

2.2 Der Bestand ist zu 51,8 Prozent (5131 Titel) lateinischsprachig (16. Jh 723, 17. Jh 2367, 18. Jh 1860, 19. Jh 181) und zu 47 Prozent (4658 Titel) deutschsprachig (16. Jh 470, 17. Jh 635, 18. Jh 1596, 19. Jh 1957). Der Anteil anderer Sprachen ist unbedeutend (117 Titel, davon Französisch 67, Englisch 4 und sonstige Sprachen 46).

Systematische Übersicht

Gesamtbestand

2.3 Die laufend ergänzte Dienstbibliothek, die abgeschlossenen Sammlungen Alte Ratsbibliothek (s. u. 2.30-2.42), Bibliothek der Hoyer'schen Familien-Stiftung (s. u. 2.43-2.56) und Tilesius-Bibliothek (s. u. 2.57-2.62) sowie die fortgeführte Sammlung der Geschichtsvereins-Zeitschriften (s. u. 2.28) sind in einem Alphabetischen Katalog und in einem Systematischen Katalog erfaßt. Die statistischen Angaben zu den einzelnen Sachgruppen beziehen sich also immer auf den historischen Gesamtbestand. Detaillierte Angaben zu den drei geschlossenen historischen Teilbeständen s. dort.

2.4 Das Schrifttum zu Staat, Recht, Verwaltung und Politik bildet mit 2768 Titeln die größte Gruppe (28 Prozent; 16. Jh 456, 17. Jh 1223, 18. Jh 894, 19. Jh 195). Der Großteil des juristischen Bestandes ist in der Ratsbibliothek (s. u. 2.32-2.33) und in der Hoyer'schen Familienstiftung (s. u. 2.44) zu finden.

2.5 Die Gruppe Sprachen und Literatur enthält 1718 Titel (17,3 Prozent; 16. Jh 229, 17. Jh 440, 18. Jh 596, 19. Jh 453). Die meisten Werke wurden für den Schulgebrauch angeschafft, wie Homers Hymnen, Epigramme und Batrachomyomachie (Marburg 1815), übersetzt von Ferdinand Kümmerer, die Hymne an Demeter (zweisprachig, Heidelberg 1826), übersetzt von Johann Heinrich Voss, Immanuel Johann Gerhard Schellers Ausführliche lateinische Sprachlehre oder sogenannte Grammatik (Leipzig 1790), der Althochdeutsche Sprachschatz oder Wörterbuch der althochdeutschen Sprache (Berlin 1834-1842) von Eberhard Gottlieb Graff und Der Rosengarten (Göttingen 1836) von Wilhelm Grimm. Zu den Mulhusina gehört die Kleinschrift Über Teutsche Sprache fon[!] Herrn [Johann Gottfried] Georgi (Mühlhausen 1780), dem späteren Subkonrektor am Mühlhäuser Gymnasium.

2.6 Weiterhin sind zahlreiche biographische Darstellungen im Bestand, darunter auch Traugott Ferdinand Scholls Zeittafeln der vaterländischen Literatur unter Vergleichung mit den gleichlaufenden Regenten, Künstlern, ausländischen Schriftstellern und Weltbegebenheiten (Schwäbisch Hall 1852) und Franz Mehrings Die Lessing-Legende (Stuttgart 1893).

2.7 Im Bereich der deutschen Literatur sind u. a. Ausgaben von Klopstocks Der Messias ( Wien 1775), Wielands Oberon (Reutlingen 1781), Schillers Die Räuber (Mannheim 1782) und Kabale und Liebe (Mannheim 1785) zu nennen. Auch Walter Scotts Das Kloster (5 Teile, Stuttgart 1828) liegt vor. Die Ausführliche Erzählung, wie Ernst Haberfeld aus einem Bauer ein Freyherr geworden ist (Schnepfenthal 1805) von Christian Gotthilf Salzmann war ursprünglich für den Lesezirkel des Litterarischen Vereins gekauft worden.

2.8 Mit 1285 Titeln (13 Prozent; 16. Jh 128, 17. Jh 3621, 18. Jh 725, 19. Jh 70) ist die Medizin relativ stark vertreten. Sowohl in der Ratsbibliothek ( s. u. 2.36) als auch in der Hoyer'schen Familienstiftung ( s. u. 2.51) und in der Tilesius-Bibliothek ( s. u. 2.61) sind umfangreiche medizinische Bestände vorhanden.

2.9 Auch das theologische, religiöse und kirchliche Schrifttum (1272 Titel, 12,8 Prozent; 16. Jh 144, 17. Jh 300, 18. Jh 549, 19. Jh 279) ist hauptsächlich in den drei Teilsammlungen zu finden. Im Allgemeinbestand befindet sich eine Sammlung von 36 Gesangbüchern, darunter Mühlhäuser Gesangbücher von 1726 bis 1886. Das Spektrum des Numerus-currens-Bestandes reicht von Schriften wie Adam und Eva, Als Ein Fürtrefflich Geschöpff und Kunststück Gottes (Mühlhausen 1570) von Christoph Irenaeus bis zu kritischen Darstellungen, z. B. Die Möncherey oder geschichtliche Darstellung der Kloster-Welt (3 Bde, Stuttgart 1819-1820; Provenienz Kleine Ratsstube).

2.10 Das Fach Geschichte bildet mit 1167 Titeln die umfangreichste Sachgruppe innerhalb des Numerus-currens-Bestandes (11,8 Prozent; 16. Jh 82, 17. Jh 231, 18. Jh 256, 19. Jh 598). Davon entfallen auf Allgemeine Geschichte einschließlich der historischen Hilfswissenschaften 662 Titel, auf Deutsche Geschichte 376 und auf Thüringische Geschichte 129. Der Bestand enthält sowohl die Chronik der Stadt Mühlhausen in Thüringen (Mühlhausen 1900-1913) von Reinhard Jordan als auch die Geschichte der Stadt Mühlhausen und der Dörfer Illzach und Modenheim im obern Elsasse (Mühlhausen 1819-1826) von Matthias Graf. Die von dem Superintendenten Johann Adolph Frohne begonnene Kirchen-Historie der Kayserlichen Freyen Reichs Stadt Mühlhausen (Mühlhausen 1714-1715) wurde von seinem Amtsnachfolger Georg Christian Eilmar fortgesetzt.

2.11 Die Geschichte Thüringens betreffen Johann Banges Thüringische Chronick oder Geschichtbuch (Mühlhausen 1599) und Johann Becherers Newe Thüringische Chronica (Mühlhausen 1601) sowie Schriften von Caspar Sagittarius, Johann Christoph Olearius, Johann Heinrich von Falckenstein, Johann Georg August Galletti, Heinrich Döring, Karl Herzog, Karl Limmer und Julius Koch. Die Politische Historie von Thüringen, Meißen und Sachsen wurde von einem " Sächsischen Patrioten" für die studierende Jugend verfaßt (Leipzig 1770-1772).

2.12 Über die Weltgeschichte informiert Charles Rollins Historie aller Zeiten und Völker (Dresden und Leipzig 1738-1747); dem Schulgebrauch dienten die Geschichte des Fortgangs und Untergangs der Römischen Republik (Leipzig 1784-1786) von Adam Ferguson, die Geschichte des russisch-türkischen Krieges (Bd 1, Ilmenau 1829) von dem kaiserlich-russischen Obersten Fedor Iwanitschew, die Vorlesungen über die Freiheitskriege (Kiel 1846) von Johann Gustav Droysen und die Geschichte der Revolutionszeit (Stuttgart 1897-1900) von Heinrich von Sybel. Ein Sammelband enthält die Schriften Friedrich der Grosse, Ein Original des jezigen Jahrhunderts (Augsburg 1780), Das goldene Jahrhundert oder Maria Theresia und Friedrich (Augsburg 1779) und Briefe über die Liebe zum Vaterlande (Berlin 1779) von Friedrich dem Großen, aus dem Französischen übersetzt von Johann Daniel Kluge.

2.13 Aus der biographischen Literatur sind Rudolph Zacharias Beckers Leiden und Freuden in siebzehnmonatiger französischer Gefangenschaft (Gotha 1814) zu nennen, die Geschichte Andreas Hofer's, Sandwirths aus Passeyr, Oberanführer der Tyroler im Kriege von 1809 (Leipzig 1845) von Joseph Freiherr von Hormayr zu Hortenburg und die Memorabilien (Hamburg 1840-1843) von Karl Immermann.

2.14 Zu Naturwissenschaften und Technik liegen 500 Titel vor (5 Prozent; 16. Jh 57, 17. Jh 118, 18. Jh 174, 19. Jh 151), darunter die Ersten Gründe der gesamten Mathematik (Jena 1764) von Joachim Georg Darjes, die Neuen auf Vernunft und Erfahrung gegründeten Entdeckungen über die Sprache der Thiere ( Wien 1800) von Gottfried Immanuel Wenzel, Alexander von Humboldts Kosmos, Entwurf einer physischen Weltbeschreibung (Stuttgart 1869), Johann Heinrich Moritz Poppes Ausführlichere Anleitung zur allgemeinen Technologie (Stuttgart und Tübingen 1821) und das Physikalische Wörterbuch (Leipzig 1825-1845) des Leipziger Physikers und Juristen Johann Samuel Traugott Gehler.

2.15 Pädagogik und Schulwesen sind mit 345 Titeln vertreten (3,5 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 119, 18. Jh 115, 19. Jh 108). Ein Sammelband enthält Mühlhäuser Schulprogramme aus den Jahren 1626 bis 1816. Ueber die frühzeitige Erziehung der Kinder in den englischen Klein-Kinder-Schulen ( Wien 1828) von Samuel Wilderspin wurde von Joseph Wertheimer aus dem Englischen übersetzt. Eine Pädagogische Zeichenlehre (Erfurt 1837) verfaßte Friedrich Otto.

2.16 Zur Philosophie sind 334 Titel (3,4 Prozent; 16. Jh 78, 17. Jh 161, 18. Jh 66, 19. Jh 29) vorhanden. Ein Sammelband enthält Moses Mendelssohns Abhandlung über die Evidenz in Metaphysischen Wissenschaften (Berlin 1764). Zu erwähnen sind weiterhin Fichtes Sonnenklarer Bericht an das größere Publikum über das eigentliche Wesen der neuesten Philosophie (Berlin 1801) und seine Reden an die deutsche Nation (Leipzig 1824). Die Geschichte der Philosophie alter Zeit, vornehmlich unter Griechen und Römern (Leipzig 1827) stammt von Wilhelm Traugott Krug; er verfaßte auch das Allgemeine Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaft nebst ihrer Literatur und Geschichte (Leipzig 1832-1834). Herders Ideen zur Geschichte der Menschheit (Leipzig 1869) und John Stuart Mills Die Hörigkeit der Frau (Berlin 1872), übersetzt von Jenny Hirsch, stammen aus der Sammlung des Litterarischen Vereins.

2.17 Unter den Schriften zur Kunst, zum Theater und zur Musik (161 Titel, 1,6 Prozent; 16. Jh 8, 17. Jh 18, 18. Jh 38, 19. Jh 97) findet sich der von Johann Rudolf Ahle (1625-1673), Komponist und Organist an der St. Blasii-Kirche in Mühlhausen, verfaßte Neu-gepflantzte Thüringische Lust-garten (Mühlhausen 1657-1658). Auch die Texte zur Kirchenmusik von Johann Lorenz Albrecht erschienen 1763 in Mühlhausen. Von Rudolph Zacharias Becker sind das Mildheimische Lieder-Buch (Gotha 1815) und die Melodien zu dem Mildheimischen Liederbuche für das Clavier oder Pianoforte (Gotha 1817) im Bestand, von Rochus von Liliencron Die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jh (Leipzig 1864-1869).

2.18 Die Gruppe Wirtschaft und Sozialwesen umfaßt 160 Titel (1,6 Prozent; 16. Jh 6, 17. Jh 14, 18. Jh 29, 19. Jh 111). Ein Sammelband mit Frankfurter und Leipziger Messkatalogen (Ausgaben zwischen 1615 und 1653) befand sich ursprünglich in der Kleinen Ratsstube. Aus dem Landwirtschaftlichen Verein zu Mühlhausen gelangte Christian Ernst Künholds Ein hundert zehen selbst probirte Experimenta, Anbey Herrn Ambrosii Zeigers betitultem Tractat Vernünftige Gedancken zur Kunst-mässigen Verbesserung des Feld-Baues (Erfurt 1735) in die Bibliothek.

2.19 Zur Kulturgeschichte und Volkskunde sind 127 Titel (1,3 Prozent; 16. Jh 11, 17. Jh 31, 18. Jh 33, 19. Jh 52) vorhanden, darunter Eine sonderliche Ergetzlichkeit vors Frauen-Zimmer, so bestehet im Kochen (Leipzig 1700) von der Gräfin von Kent, ferner Friedrich Nicolais Über den Gebrauch der falschen Haare und Perrucken in alten und neuern Zeiten (Berlin und Stettin 1801) und Das Dorf-Buch (Glogau 1839), hrsg. von Theodor Brand, aus dem Vorbesitz der Gemeinde Langula bei Mühlhausen. Das Thüringer Wanderbuch (Minden i. Westf. 1886-1890) und Durch's Unstrutthal, eine Wanderung von Naumburg a. d. Saale bis zum Kyffhäuser (Minden i. Westf. 1892) sind Werke des zuletzt in Walterhausen bei Gotha lebenden Reiseschriftstellers August Trinius (1851-1919).

2.20 Die Gruppe Allgemeines beinhaltet Lexika, Nachschlagewerke und Kalender (69 Titel; 16. Jh einer, 17. Jh 15, 18. Jh 10, 19. Jh 43), darunter die Allgemeine Biographie (8 Teile, Berlin 1785-1791) des Kirchenhistorikers Johann Matthias Schröckh, der auch die illustrierte Allgemeine Weltgeschichte für Kinder (Leipzig 1779-1801) verfaßte. Sondersammlungen

2.21 Das Archiv besitzt 54 Hss., darunter das älteste Stadtrechtsbuch in deutscher Sprache, das Rechtsbuch nach des Reiches Recht (Hs. 10/T 8c, Nr. 1a), das sehr wahrscheinlich um 1224 in Mühlhausen entstand. Der aus dem 15. Jh stammende Sammelband Hs. 60/20 enthält u. a. Abschriften der beiden ältesten Schauspiele in deutscher Sprache, dem Spiel von den zehn Jungfrauen (Nr. 6) und des einzigen erhalten gebliebenen Textes des Katharinenspiels (Nr. 7). Der verloren geglaubte Text des " Zehnjungfrauenspiels" wurde 1847 durch Friedrich Stephan entdeckt und herausgegeben. Einem größeren Publikum aber wurde das Spiel erst bekannt, als Ludwig Bechstein in seiner Wartburgbibliothek das Grosse thüringische Mysterium oder das geistliche Spiel von den zehn Jungfrauen (Halle 1855) mit einer Übersetzung aus dem Mittelhochdeutschen veröffentlichte. Ein Belegexemplar widmete er der Bibliothek des Städtischen Gymnasiums. Eine weitere bekannte Hs. des Archivs, das um 1480 entstandene Schauspiel " Ein schön spiel Von fraw Jutten, welche Babst zu Rom gewesen" von dem Mühlhäuser Notar und Stadtschreiber Dietrich Schernberg (auch Theodoricus Schernberk, zweite Hälfte 15. Jh-um 1510), ist, vermutlich im Zusammenhang mit dem Druck des Textes durch Hieronymus Tilesius (Eisleben 1565), verlorengegangen. Die Bibliothek besitzt den von Edward Schröder herausgegebenen Nachdruck (Bonn 1911) und Sekundärliteratur zum Thema.

2.22 Der Inkunabel-Bestand umfaßt 70 Titel (s. auch u. 2.30, Ratsbibliothek), die in Basel (15), Leipzig (13), Straßburg (8), Köln (6), Nürnberg (5), Speyer (5), Venedig (4), Mainz (4), Erfurt (2), Magdeburg (2), Hagenau (2), Lübeck (1), Tübingen (1), Ulm (1) und Freiburg (1) gedruckt wurden.

2.23 Aus den Beständen des Reichsstädtischen Archivs stammen 7 Einblattdrucke. Sechs davon wurden von Kaiser Maximilian I. (1459-1519) in Auftrag gegeben. Das erste Ausschreiben richtet sich An alle Stände des Reiches mit der Wiederholung der Weisung, sich zum Krieg gegen Frankreich bereit zu halten (Linz, 11. Februar 1493; R Suppl. 77, Einbl. 626), es folgen eine Aufforderung zur Stellung von Fußknechten für die Niederlande (Mainz, 15. Oktober 1495; GW 829?) und ein Allgemeines Ausschreiben mit der Weisung, sich auf dem für August 1496 in Lindau geplanten Reichstag einzufinden, den Gemeinen Pfennig abzuliefern und Kriegsknechte für einen Feldzug nach Italien zu stellen. Formular für Städte (Augsburg, 23. Mai 1496; [Ulm: Johann Zainer]; Einbl. 945).

2.24 Ein an den Stadtrat von Mühlhausen gerichtetes Allgemeines Ausschreiben mit der Weisung, Waffenhilfe bei einem Feldzug gegen die Schweiz und Graubünden zu leisten (Freiburg i. Br., 22. April 1499; [Mainz: Peter Schöffer]; R Suppl. 126, Einbl. 981) wurde im Juli desselben Jahres wiederholt: Allgemeines Ausschreiben mit der Weisung, sich auf dem nach Überlingen verlegten Reichstag einzufinden und Waffenhilfe bei einem Feldzug gegen die Schweiz zu leisten (Überlingen, 1. Juli 1499; [Mainz: Peter Schöffer]; R Suppl. 127, Einbl. 983). Auf den Schweizerkrieg bezieht sich auch das Ausschreiben an alle Stände des Reiches mit der Widerlegung des Gerüchts über Friedensverhandlungen mit der Schweiz (14. August 1499; [Freiburg: Friedrich Riederer]; Einbl. 984). An deutschsprachigen Drucken sind außerdem vorhanden ein Ablaßbrief zum Besten des Kampfes gegen die Türken. 1490 (Erfurt: Drucker des Bollanus; Einbl. 1150), ein von Wenzel Faber von Budweis erstellter Almanach für Leipzig auf das Jahr 1495 (GW 9560/10), der sich als Einbandmakulatur in dem Sermonarium des Michael de Carcano befand (Venedig [1493]; GW 6133), und ein Ausschreiben, betreffend das Verbot der alten und fremden Pfennige (Altenburg, 17. April 1497; GW 9305) von Heinrich vom Ende und Hans von Obernitz.

2.25 Alle anderen Inkunabeln sind lateinisch, darunter Werke von Alexander de Villa Dei, Ambrosius, Bartholomaeus de Usingen, Gratianus, Michael de Hungaria, Franciscus Niger, Petrus de Aquila, Johannes Herolt, Petrus Hispanus, G. Sallustius Crispus, Thomas de Aquino und Jakob Wimpheling. Die ältesten, zu Anfang der siebziger Jahre des 15. Jhs entstandenen Drucke sind die Decretales des Papstes Gregor IX. (Straßburg um 1471/72; HC 7996) und ein Speculum vitae humanae von Rodericus Zamorensis (Köln: Ulrich Zell 1472; HC 13933). Einige Bände waren " libri catenati" und befanden sich möglicherweise vor der Reformation in den Mühlhäuser Klöstern.

2.26 Auch Einblattdrucke des 16. Jhs gehörten zum Bestand des Reichsstädtischen Archivs, darunter Reichstagsabschiede, Mandate der Kaiser Maximilian I., Karl V., Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II. sowie der Herzöge Johann und Johann Friedrich von Sachsen. Der am häufigsten vertretene Druckort ist Helmstedt (Drucker Jacob Lucius), verbunden mit den Autorennamen Johannes Arenhorstius, Johannes Barter, Friedrich Dasypodius und Johannes Wedigenius. Danach folgen mit Abstand Mühlhausen (Andreas Hantzsch), Marburg (Paul Egenolph) und Köln (Johannes Gymnich).

2.27 Unter den Drucken des 16. Jhs finden sich neben Aristoteles-, Avicenna-, Cicero- und Homer-Ausgaben u. a. auch Schriften von Joachim Camerarius, Thomas Erastus, Konrad Gesner, Rudolph Goclenius, Johannes Hoppius, Andreas Mander, Andreas Planer und der Mühlhausener Autoren Johannes Becherer und Ludwig Helmbold. Von Luther sind 46 Titel vorhanden.

2.28 Zeitschriften. Die Archivbibliothek besitzt einen umfangreichen Bestand an historischen Fachzeitschriften (über 3000 Bde), die im wesentlichen auf den Mühlhäuser Altertumsverein zurückgehen. Sie wurden im Schriftentausch mit Geschichts- und Altertumsvereinen erworben, der seit der Gründung des Vereins im Jahre 1899 intensiviert wurde. Die Reihen sind z. T. bis in die Gegenwart vollständig vorhanden. Aus dem 19. Jh sind zu nennen die Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde (2, 1832 ff.), die Neuen Mitteilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen (1, 1834 ff.), die Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde (1, 1854 ff.) und die Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Sprache und Altertümer in Leipzig (4, 1867/74 ff.). Seit den siebziger Jahren sind die Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte (1, 1877 ff.) und die Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg (12, 1877 ff.) im Bestand, seit den achtziger Jahren die Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde zu Sangerhausen (1, 1881 ff.), das Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst (1, 1888 ff.) und das Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg (31, 1888 ff.). Die Mühlhäuser Geschichtsblätter, Zeitschrift des Mühlhäuser Altertumsvereins, sind ab Bd 1 (1900/01) vorhanden.

2.29 Zeitungen. Aus dem 17. Jh sind einige Zeitungsnummern überliefert, u. a. von der Ordinari Diengstags Zeitung (Nummer 13 von 1662) und von der Leipziger Neu-einlauffenden Nachricht von Kriegs- und Welthändeln (26. und 27. Februar 1664 und 3., 22. und 23. Oktober 1668). Das Zeitungsunternehmen des Mühlhäuser Anzeigers ist vollständig vorhanden. Er beginnt mit dem Mühlhäusischen Wochenblatt (1786-1795). Es folgen das Neue Mühlhäusische Wochenblatt (1796-1816), das Wochenblatt für den Mühlhäuser Kreis (1817-1847), das Mühlhäuser Kreisblatt (1848-1863, 1. Halbjahr) und der Mühlhäuser Anzeiger (ab 1863, 2. Halbjahr; mit Titeländerungen bis 1945). Das Gemeinnützige Unterhaltungs-Blatt (Jg. 1-22, 1826-1848, Nr. 1-23) änderte mit Nummer 24 (1848) seinen Titel in Der Volks- und Vaterlandsfreund und erschien bis Jahrgang 24 (1850). Diese Zeitungssammlung gehört nicht zum Bibliotheksbestand, sie ist Bestandteil des Archivs.

Teilbestände

Alte Ratsbibliothek

2.30 Die Alte Ratsbibliothek umfaßt 1203 Titel in 747 Bdn, darunter 43 Inkunabeln in 40 Bdn ( s. o. 2.22-2.25). Nach dem Zweiten Weltkrieg erlitt die Bibliothek große Verluste, als die Rote Armee im Jahre 1947 590 Titel in 709 Bdn (darunter 112 Bde Inkunabeln) requirierte. Alle Bemühungen um die Rückführung dieser wertvollen Drucke blieben bisher erfolglos. Lediglich im Zusammenhang mit der Rückgabe derartiger Bestände an die Deutsche Staatsbibliothek Berlin (1959) wurden auch zwei Inkunabelbände aus der Mühlhäuser Ratsbibliothek zurückerstattet. Die Bände sind durch ein im Laufe der Zeit nur leicht abgewandeltes Supralibros gekennzeichnet, das anfangs auf den Vorderdeckel aufgeklebt und später geprägt wurde: LIBER// REIPVB//IMPERIA//LIS//MOL//HVSINAE.

2.31 Die Ratsbibliothek enthält im wesentlichen juristische, philosophische und medizinische Werke. Von Interesse waren u. a. amtliche Schriften zum " Stadtregiment", z. B. der Freien Reichsstadt Speyer oder der Städte Freiberg, Donauwörth und Marburg. Auffallend viele Schriften aus dem 16. Jh wurden in Basel gedruckt. Etwa bis zur Mitte des 17. Jhs wurde die Bibliothek stark vermehrt, dann wurden die Erwerbungen seltener. Bücher aus späterer Zeit (18. und 19. Jh) kamen eher zufällig in den Bestand.

2.32 Auf dem Gebiet der Rechtspraxis sind Autoren wie Baldus de Ubaldis, Dominicus Arumäus, Benedict Carpzov, Georg Adam Struve, Samuel Pufendorf und Johann Jacob Moser vertreten. Auch das Regenten-Buch (Frankfurt a. M. 1610) von Georg Lauterbeck ist vorhanden. Der Thesaurus Notariorum, Das ist: Ein vollkommen Notariat- und Formularbuch (Basel 1614) von Johann Rudolph Sattler war für den juristischen Alltag gedacht. Der Römischen Keyser Und Königlichen Maiestete ...

Handlungen und Außschreiben, Send-Brieffe, Bericht, Underricht (Frankfurt a. M. 1617-1618) wider den Sclkaldischen Bund (1546-1558) stellte Friedrich Hortleder zusammen. Verfasser des Von Schatzungen und Steuren sonderbahrer Tractat (Schleusingen 1632) war Johann Wilhelm Neumair (Newmayr) aus dem nahe bei Weimar gelegenen Ramsla, der auch die Schrift Vom Krieg Sonderbarer Tractat oder Handlung (Jena 1644) verfaßte, die den Dreißigjährigen Krieg und damit verbundene Plünderungen beschreibt.

2.33 Die Consilia pro Aerario civili, ecclesiastico et militari, publicato atque privato (Frankfurt 1641) von Maximilian Faust tragen eine Widmung aus dem Jahre 1645 (Geschenk von Georg Schollmeyer). Die Cautio criminalis seu de processibus contra sagas liber (Frankfurt a. M. 1649), verfaßt von Friedrich von Spee, bekämpfte nachdrücklich den Hexenwahn. Vorhanden ist auch Philipp Zorers Rechtmässiges Bedencken und ohnvorgreiffliche Vorschläge über etliche bey jetzigem bewusten zerrütten und ruinirten Zustand der Herrschafften und Unterthanen in dem Heil. Röm. Reich (Nürnberg 1651). Kilian Königs Proceß unnd Practica (Leipzig 1599), revidiert von dem Magdeburgischen Assessor Joachim Gregor von Prietzen, wurde nach dem handschriftlichen Eintrag der Ratskanzlei vom Autor selbst geschenkt. Die Anmerkungen über den Sachsen-Spiegel (Jena 1765) stammen von Hieronymus Christoph Meckbach, Amtmann der bei Jena gelegenen Ämter Kapellendorf und Heusdorf.

2.34 Mit Werken zur Geschichte sind u. a. Jacques Auguste de Thou (Thuanus), Hieronymus Rubeus (16. Jh) und Friedrich Otto Mencke (18. Jh) vertreten. Ulrich von Huttens Carmen enunctissimum mores hominum ad modum iucunde complectens cui Titulus vir bonus (Erfurt 1513) ist mit Marginalien versehen. Leandro Albertis Descrittione di tutta l'Italia & Isole pertinenti ad essa (Venedig 1581) wurde 1645 durch Hartmann von Berlepsch der Bibliothek gestiftet, ebenso wie Francesco Guicciardinis Historia d'Italia (Venedig 1583). Weiterhin vorhanden sind die Relationis historicae continuatio: Jacobi Franci Historische Beschreibunge aller fürnemen, gedenckwürdigen Historien und Geschichten (Frankfurt a. M. 1615, 1616, 1618-1620, 1625), die Neue vollkommene Thüringische Chronica (Leipzig 1613) von Johann Binhard und die Isagoge Historica, Das ist: Eine nützliche Anleitung zu den Kirchen- und Welt-Historien (Halberstadt 1650) von Johann Böttiger. Bischof Burnets Geschichte, die er selbst erlebet hat (Bd 1, Hamburg und Leipzig 1724) wurde von Johann Mattheson aus dem Englischen übersetzt.

2.35 Theologische und philosophische Werke sind in der Ratsbibliothek seltener anzutreffen. Luther, Melanchthon, Johannes Wolf, Philipp Nicolai und Wolfgang Heider sind zu nennen. Die Schrift Contra octoaginta haereses opus, Panarium sive Arcula des Epiphanius (Basel 1560) wurde von Janus Cornarius (Johann Hagenbut) übersetzt (Geschenk des Superintendenten Ludwig Helmbold, 1532-1598). Gottfried Arnolds Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie (4 Teile, Frankfurt a. M. 1699-1700) ist ebenfalls im Bestand.

2.36 Die umfangreiche Sammlung zur Medizin enthält Werke von Avicenna, Dioscurides, Galen, Paracelsus, Werner Rolevinck, Christoph Meurer, Ludwig Mercator und Aurelius Cornelius Celsus. Der populärwissenschaftliche Spiegl der Artzny (Straßburg 1519) von Laurentius Phriesen [Lorenz Fries] wandte sich gegen Aberglauben und Scharlatanerie, das von H. Gemusaeus herausgegebene Werk von Paulus AEgineta, Pauli Aegineta ... libri septem (Basel 1538), hat ein Porträt-Exlibris (1553) des Johannes Megabacchus [Meckbach] (1495-1555), Leibarzt des Landgrafen Friedrich des Großmütigen. Savonarolas Practica maior (Venedig 1560) stammt aus dem Besitz des Arnstädter Rektors Erasmus Hedenus. Aus dem 16. und 17. Jh haben sich einige Apotheken-Ordnungen erhalten, z. B. die Taxa Oder Wirderung aller Materialien, So in der Apotheken zu Wittenberg verkaufft werden (Wittenberg 1611). Ein Sammelband enthält Beschreibungen der Bäder in Pyrmont (1682), Hofgeismar (1682) und " Kayser-Carlsbad" (1692). Weiterhin finden sich Kositzki's Abhandlungen von dem Schaden des Einwickelns und des Tragens der Kinder, wie auch der Schnürbrüste (Erlangen 1788), übersetzt von Peter Gottfried Joerdens, Philipp Verheyens Corporis humani anatomia (Leipzig 1699) und Sebastian Wirdigs Nova medicina spirituum curiosa (Frankfurt und Leipzig 1707), von Christoph Helwig ins Deutsche übersetzt.

2.37 Im Bereich Naturkunde sind Caspar Peucers Elementa doctrinae de circulis coelestibus et primo motu (Wittenberg 1551) zu nennen, ferner Konrad Gesners Historiae animalium liber IV (Zürich 1558), Johann Michael Schwimmers Deliciae physicae (Erfurt 1702) und Des Ritter Hamilton's Bericht vom gegenwärtigen Zustande des Vesuvs (Dresden 1787); überdies Georg Agricolas Bermannus sive de re metallica dialogus (Basel: Froben 1530) mit dem Vorwort von Erasmus. Sein Werk De peste libri tres liegt in der Ausgabe Gießen 1611 vor, hrsg. von Leonhard Bausch. Neben der Kriegskunst zu Fuß (Bern 1619) von Valentin Friderich liegt auch die Perfectionirte geometria subterranea, oder Vollkommene Marck-Scheide (Leipzig 1691) von Nikolaus Voigtel vor.

2.38 Alle übrigen Sachgruppen wurden bei der Erwerbung nur am Rande berücksichtigt. Im Bereich Kunst ist das anonyme Kunstbüchlin. Auff mancherley weiß Dinten und aller handt Farben zu bereitten (Frankfurt a. M. 1560) zu nennen, zur Geographie die illustrierte Orientalische Reyß (Straßburg 1612) von Hans Jakob Breuning, die der Ratsbibliothek 1647 gestiftet wurde.

2.39 An literarischen Werken sind Boccaccios Amorosa Fiametta und Laberinto d'amore (beide Venedig 1575) im Bestand sowie La seconde sepmaine ...

Die andere Woche (Köthen 1619-1622) von Guillaume de Saluste du Bartas, ferner Paul Flemmings Geist- und Weltliche Poemata (Jena 1652) und Christian Thomasius' Freymüthige jedoch vernunfft- und gesetzmäßige Gedancken über neue Bücher (Jg. 1689-1690, Januar bis April) sowie die Gundlingiana (Teile 1-5, Halle 1715-1716). Die Dichtkunst des 17. Jhs repräsentiert ein Pegnesisches Schaefergedicht (Nürnberg 1644) von Georg Philipp Harsdörffer und Johann Klaj. Die Lobrede der Teutschen Poeterey (Nürnberg 1645) stammt ebenfalls von Johann Klaj.

2.40 In gleicher Ausstattung liegen vor Rosalia oder die eheliche Liebe (Halle 1788), Marianne und Selicourt oder das verfolgte Ehepaar (Halle 1788), Das Religions-Edikt. Ein Lustspiel in fünf Aufzügen, eine Skizze von Carl Friedrich Bahrdt (Thenakel 1789, gedruckt durch Johann Michael Bengel [Wien: Wucherer]), Die Ketzer, ein Trauerspiel in 3 Aufzügen (Solingen [d. i. Gehra in Thal-Ehrenbreitstein]: Verlag der Schwerdfeger-Zunft 1789), laut Goedeke vermutlich von " Proll", Der Magnetismus, Nachspiel in einem Aufzug (Mannheim 1787) von Wilhelm August Iffland und die Erstausgabe der Moralischen Kinderklapper für Kinder und Nichtkinder (Gotha 1788) nach Monget, übersetzt von Johann Carl August Musäus.

2.41 Die Ratsbibliothek besitzt über 200 Schreibkalender aus dem 16. bis 18. Jh. Der älteste stammt aus dem Jahre 1533 und betrifft " Meintz". Weitere Orte sind Wittenberg, Frankfurt a. M., Nürnberg, Erfurt und Mühlhausen. Ihre Verfasser sind u. a. Georg Caesius (Nürnberg), Matthias Fischer (Nürnberg), Albin Moller (Leipzig), Victorinus Schönfeld (Wittenberg, auch Erfurt, Magdeburg, Marburg, Frankfurt a. M.), Bartholomaeus Scultetus (Görlitz) und Johann Paul Sutorius (Nürnberg). Das Prognosticon Auff das 1590. Jahr wurde dem Rat gewidmet. Im Zusammenhang mit der gregorianischen Kalenderreform entstanden ein Kurtzer Bericht vom gemeinen Kalender (Neustadt 1583), Die new vermehrte und gebesserte Bawrenklag ( o. O. 1584), der Commentarius de calendario (Heidelberg 1585) und der Druck Pro calendario Gregoriano (Mainz 1585) von Johannes Busaeus.

2.42 Aus der " Kleinen Ratsstube Bibliothek", die die ältere Ratsbibliothek fortführte und später im Gesamtbestand aufging, stammen Bibeln, Chroniken, einige Sammelbände mit Gratulations- und Trauergedichten sowie Leichenpredigten und Schulschriften des 17. und 18. Jhs. Die Sammlung enthielt vorrangig juristisches Gebrauchsschrifttum.

Bibliothek der Hoyer'schen Familienstiftung

2.43 Die Bibliothek der Hoyer'schen Familien-Stiftung zu Mühlhausen i. Thüringen umfaßt 2621 Titel in 777 Bdn (von ehemals über 2700 Bdn, die in dem gedruckten Katalog verzeichnet sind, einschließlich der Hss.). Der Ratsherr Georg Leopold Hoyer ( s. o. 1.38-1.41) hatte sie in 17 Schränken aufbewahrt. Ein großer Teil der Bücher ist mit einem Wappen-Exlibris versehen. Neben den Amtsgeschäften betrieb Hoyer naturwissenschaftliche Studien. Unter dem Namen Apollodorus II. war er Mitglied der Leopoldina, der schon sein Vater als Apollodorus I. angehört hatte. Außerdem verfaßte er Beiträge zum Supplement des Zedlerschen Universal-Lexikons.

2.44 Hoyers Tätigkeit in der Stadtverwaltung erklärt den hohen Anteil juristischer Werke in seiner Bibliothek, die u. a. über 30 Sammelbände mit Dissertationen aus dem 17. und 18. Jh enthält. Die Autoren sind u. a. Georg Beyer, Johannes Brunnemann, Johann Franz Buddeus, Benedict Carpzov, Johann Georg Estor, Johann Gottlieb Heineccius, Johann Friedrich Hertel, Johann Jakob Moser, Christoph Philipp Richter, Johann Schilter, Georg Adam Struve, Burcard Gotthelf Struve, Samuel Stryk, Christian Thomasius und Caspar Ziegler. Von Machiavelli sind De officio viri principis (Montbéliard 1599) und De arte militari libri septem (Straßburg 1610) vorhanden, von Hugo Grotius De jure belli ac pacis (Jena 1680).

2.45 Der Discurs Von Betrüglichen Kennzeichen Der Zauberey, Worinnen viel Abergläubische Meinungen Vernunfftmäßig untersucht und verworffen (Stargard 1708) von Aloys Charitinus enthält Unterstreichungen. Der Fons scientiarum juris naturae (Frankfurt a. M. 1717) von Andreas Goepel aus Eisenach ist mit Randnotizen versehen.

2.46 Einen Sammelschwerpunkt bildete die theologische Literatur. Hoyer besaß Einzelschriften oder Werkausgaben von Gottfried Arnold, Johann Clericus, Hieronymus, Philipp Melanchthon, Johann Gottfried Olearius, Johann Porst und Christian Wolff, auch eine Biblia Graeca septuaginta (Straßburg 1526), hrsg. von Johannes Lonicerus, und Daniel Schneiders Allgemeines Biblisches Lexicon (Frankfurt a. M. 1730-1731).

2.47 Im Bereich der Geschichte und der Altertumswissenschaft sind Werke von Cicero, Hermann Conring (im Druckkatalog mit 20 Nachweisen der am meisten vertretene Autor), Ludwig Holberg, Flavius Josephus, Athanasius Kircher, Johann Georg Leuckfeld, Livius, Johann Burkhard Mencke, Georg David Morhof, Caspar Sagittarius und Conrad Samuel Schurzfleisch zu nennen. Vorhanden sind auch Das Verwirrte Europa (Amsterdam 1677-1680) von Petrus Valckenier, Leibniz' Accessiones historicae (Leipzig 1698), das Historische Labyrinth der Zeit (Leipzig 1701) von Heinrich Anshelm von Kliphausen und die Historia Germaniae polemica Oder Kern der Teutschen Reichs-Geschichte (Frankfurt und Leipzig 1722) von Adam Friedrich Glafey.

2.48 Zu philosophischen Fragen sind u. a. Schriften von Erasmus, Johann Albert Fabricius, Rudolph Goclenius, Leibniz, Platon und Samuel Pufendorf vorhanden. Bemerkenswerte Titel sind Montaignes Essais (Paris 1604), Hobbes' Opera philosophica (Amsterdam 1668), Thomas Stanleys Historia philosophiae (Leipzig 1711) und die Ersten Anfangsgründe der Vernunftlehre zum bequemen Gebrauch der Schulen (Züllichau 1743) von Paul Eugen Layritz.

2.49 An Zeitschriften besaß Hoyer die Monathlichen Unterredungen Einiger Guten Freunde Von allerhand Büchern (1694-1698, mit Lücken) nebst der von Wilhelm Ernst Tentzel herausgegebenen Fortsetzung Monathliche Unterredungen von Büchern (1704-1705); ferner die Miscellanea curiosa (Bd 1-6, 1694-1706) und deren Fortsetzung Academiae Caesareo-Leopoldinae naturae Curiosorum Ephemerides (Centuria 1-2, 1712, und 3-4, 1715). Auch die Acta physico-medica der Leopoldina (Bd 1-5, 1727-1740) hat er als Mitglied bezogen.

2.50 Die Sammlung zum Schul- und Gelehrtenwesen beinhaltet u. a. den Europäischen Helicon (Frankfurt a. M. 1711) von Friedrich Lucae, den Polyhistor literarius philosophicus et practicus (Lübeck 1714), Georg Ernst Reinwalds Academien- und Studenten-Spiegel (Berlin 1720), die Klugheit, zu studiren (Budissin 1726) von Claude Fleury und Die Gelehrte Republic (Leipzig 1748) des spanischen Diplomaten und Schriftstellers Diego Saavedra y Fajardo.

2.51 Hoyers besonderes Interesse galt den Naturphänomenen. Entsprechend umfangreich war sein Buchbesitz auf diesem Gebiet. Plinius' Naturalis historiae opus (Köln 1524) ist einer der ältesten Drucke in seiner Bibliothek. Er stammt aus dem Vorbesitz des Wittenberger Polyhistors und Weimarer Bibliothekars Conrad Samuel Schurzfleisch (1641-1708), der ihn 1660 erwarb. Zu nennen sind Sebastian Münsters Horologiographia (Basel 1542), die Microcosmi historia (Oppenheim 1617-1619) von Robert Fludd, Johannes Keplers Harmonices mundi libri V (Linz 1619), das Organum mathematicum (Würzburg 1668) von Caspar Schott, das Theatrum machinarum (Leipzig 1724-1739) des Mathematikers und Mechanikers Jacob Leupold, die Anatomia seu interiora rerum (Leiden 1687-1689) von Anton Leeuwenhoek, der Teutsche Gärtner (Leipzig 1724) von Heinrich Hesse und die Vorlesungen über die Experimental-Naturlehre (Erfurt 1749-1750) von Jean-Antoine Nollet. Zur Medizin sind u. a. Werke von Michael Albert, Caspar Bartholinus, Michael Bernhard Valentin und Georg Wolfgang Wedel vorhanden sowie Laurentius Heisters Chirurgie, In welcher alles, Was zur Wund-Artzney gehöret, Nach der neuesten und besten Art, gründlich abgehandelt (Nürnberg 1752).

2.52 In geringerem Umfang gesammelt wurden Werke zur Geographie und Reisebeschreibungen. Vorhanden ist Gilbert Burnets Reise durch die Schweitz, Italien, auch einige Orte Deutschlands und Franckreichs im 1685. und 86. Jahre (Leipzig 1687) und die Geographia universalis (Leipzig 1697) von A. Phérotée de la Croix.

2.53 An biographischen Nachschlagewerken besaß Hoyer Nikolaus Reusners Icones sive Imagines virorum literis illustrium (Straßburg 1590), die Vitae clarissimorum in re literaria virorum (Wittenberg 1708-1709), entworfen von Johann Christoph Rüdiger, und das Otium Hanoveranum, sive miscellanea ex ore & schedis Illustris Viri piae memoriae Godofr. Guilielmi Leibnitii (Leipzig 1718) von Joachim Friedrich Feller.

2.54 Hoyers Bibliothek enthält auch einige literarische Werke, darunter Johann Fischarts Binenkorb (Christlingen, d. i. Straßburg 1579), Heinrich Mühlpforts Teutsche Gedichte (Breslau 1698) und ein Werk desselben Titels von Bartholomäus Feind (Stade 1708), Heinrich Christian Ludwig Stockhausens Zenobia von Palmyra (Halle 1720), ein Schauspiel auf die " glückseligste Verbindung des Durchlauchtigsten Sächsischen und Oesterreichischen Hauses", und die Briefe von einem Persianer in Engelland an seinen Freund in Ispahan (Lemgo 1743) von George Lyttelton. Ein mehrfach vertretener Autor ist Christian Weise.

2.55 Die Gruppe Verschiedenes enthält u. a. Charles Rollins Anweisung, wie man die freyen Künste lehren und lernen soll (Leipzig 1737-1738), La chiromantie universelle (Paris 1682) und die Cryptographia oder Geheime schrifft-, münd- und würkliche Correspondenß (Leipzig 1684) von Johann Balthasar Friderici. Aus dem Besitz Johann Wilhelms, Herzogs zu Sachsen, stammen die vom Bischof James Mountague herausgegebenen Opera des englischen Königs Jakob I. (Frankfurt a. M. und Leipzig 1689).

2.56 Nach dem Willen des Stifters sollte die Bibliothek nach seinem Tod fortgeführt werden, vor allem im Hinblick auf Geographie einschließlich Reisebeschreibungen, Geschichte, Altertumswissenschaft, alte Sprachen und Schöne Literatur. Hoyer setzte dafür jährlich 15 bis 20 Reichstaler aus. Im 19. Jh wurden von diesen Geldern u. a. der Code Napoléon (Paris 1810), Okens Naturgeschichte, Niebuhrs Römische Geschichte, Humboldts Kosmos und Werke über Humboldt gekauft. Technische Schriften zum Bauwesen und zur Konstruktionslehre wurden vermutlich im Zusammenhang mit der Sonntagsschule angeschafft.

Tilesius-Bibliothek

2.57 Die Bibliothek enthält 915 Titel in 814 Bdn, die mit einem Stempel " Tilesius-Bibliothek" gekennzeichnet sind. Die Reise um die Welt in den Jahren 1803, 1804, 1805 und 1806 ... unter dem Commando des Capitäns von der Kaiserlichen Marine Adam Johann von Krusenstern (St. Petersburg 1810-1812, mit Atlas), an der er selbst teilgenommen hatte ( s. o. 1.43), erhielt Tilesius von Krusenstern. In Band 3 sind Tilesius' Abhandlungen Über die Seeblasen und die Bemerkungen über den Jocko oder Orang-Utan von Borneo, oder den ostindischen Waldteufel enthalten. Der reich illustrierte Atlas über die Weltumsegelung wird im Museum am Lindenbühl aufbewahrt.

2.58 Tilesius verfaßte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, u. a. über Hautkrankheiten (1793), Melonenquallen (1809), das Meeresleuchten (1819), Korallen (1826), Vulkane (1826), das gesellschaftliche Leben der Papous-Indianer (1828), die Ursachen des sinnbildlichen Ausdrucks der Völker in ihrer Kindheit (1829) und die Cholera (1830, 1831). Der größte Teil seiner Schriften ist in der Sammlung vorhanden.

2.59 In die Tilesius-Bibliothek inkorporiert ist die umfangreiche Bibliothek des Mediziners Christian Gottlieb Altenburg (1741-1826), der mit der Familie Tilesius verwandt war. Tilesius schrieb auch seine Biographie, die Lebensbeschreibung eines frommen Arztes, des Herrn Doctor C. G. Altenburg (Mühlhausen 1826). Die Bücher von Altenburg sind mit einem Exlibris gekennzeichnet. Als Nachschlagewerk noch heute in Gebrauch ist Christian Gottlieb Altenburgs Topographisch-historische Beschreibung der Stadt Mühlhausen in Thüringen (Mühlhausen 1824) mit kolorierten Stadtansichten von Wilhelm Gottlieb Tilesius.

2.60 Reisebeschreibungen sind von Wilhelm Dampier, Heinrich Ellis, Johann Georg Gmelin, Johann Georg Keyßler und Wasilii Szujew vorhanden, darunter Die Heutige Historie, Oder der Gegenwärtige Staat Der Orientalischen Inseln von Kapitän Salmon (Altona 1733). Zu den Naturwissenschaften finden sich u. a. das Kraeuter Buch von Hieronymus Bock (Straßburg 1546), die Libri de Piscibus Marinis (Leiden 1554) von Gulielmus Rondeletius, das Theatrum fungorum oft het tooneel der Campernoelien (Antwerpen 1675) von Franciscus van Sterbeeck, die Anatome animalium (Amsterdam 1681) von Gerardus Blasius, die Gründliche und sichere Nachricht vom Cafee und Cafee-Baum (Leipzig 1717) aus den Briefen und mündlichen Nachrichten des französischen Seekapitäns M. de Merville von Jean de la Roque, das Vollständige Pflanzensystem. Teil 13, Bd 2: Von den cryptogamischen Gewächsen (Nürnberg 1787) von Carl von Linné, die Metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft (Riga 1787) von Kant und Heinrich Bakers Beyträge zu nützlichem und vergnüglichem Gebrauch und Verbesserung des Microscopii (Augsburg 1754).

2.61 Innerhalb des medizinischen Fachschrifttums wurden die Chirurgie und die Kinderkrankheiten besonders berücksichtigt. Vorhanden sind u. a. Lorenz Heisters Kleine Chirurgie oder Wund-Artzney (Nürnberg 1747), Johann Friedrich Henkels Abhandlung von Bein-Brüchen und Verrenkungen (Berlin 1759) und Walter Harris' De morbis acutis infantum (London 1689) sowie der Unterricht für rechtschaffene Eltern, zur diätetischen Pflege ihrer Säuglinge (Berlin 1771) von Johann Friedrich Zückert. Ferner ist Christoph Wirsungs Ein new Artzney Buch (Neustadt a. d. Hardt 1584) vorhanden.

2.62 Auch einige belletristische Schriften sind erhalten. Etwa 1000 Bde der schönen Wissenschaften und Erbauungsliteratur hatte Altenburg in den dreißiger Jahren in Mühlhausen zur Auktion gegeben, weil er meinte, daß er sie nicht mehr brauchen würde. Doch bald bereute er diesen Schritt und begann, sie wieder zu ersetzen. Vorhanden sind z. B. Schubarts Gedichte aus dem Kerker (Zürich 1785), Musäus' Der deutsche Grandison. Auch eine Familiengeschichte (Mannheim 1803) und Die Beste Manier, in Honnêter Conversation sich höflich und behutsam aufzuführen (Hamburg 1716) von Christian Friedrich Hunold.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach PI, ab 1990 nach RAK]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; 10 Hauptgruppen mit 139 Untergruppen, nach hauseigener Systematik]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Die Inkunabeln des Kreisarchivs Mühlhausen Thomas-Müntzer-Stadt. Erarbeitet von Ursula Bruckner, Deutsche Staatsbibliothek Berlin. 1983 [in Listenform, 70 Nummern]

Verzeichnis der vorhandenen Zeitungen

[in Listenform]

Mulhusina-Katalog, Literatur zur Geschichte der

Freien Reichsstadt Mühlhausen und Umgebung

[in Zettelform; 14 Sachgruppen: Bibliographien und Rezensionen, Urkunden/Regesten/Quellen, Biographien, Archiv/Museum/Bibliotheken, Wappen/Siegel/Münzen, Topographie, Sprachgeschichte, Geschichte des Staates und des Rechts/Wirtschaftsgeschichte, Gesundheits- und Sozialwesen, Kulturgeschichte, Kirchengeschichte, Geschichte in zeitlicher Reihenfolge, Mulhusina; Nachweise von Monographien und bibliographisch unselbständig erschienenen Beiträgen in Zeitschriften und in der Tagespresse]

Bauernkriegs-Bibliographie

[in Zettelform, 9 Hauptgruppen; Berichtszeit ab 1525; erarbeitet auf der Grundlage der Bibliotheksbestände]

Drucke des 16. Jhs im Stadtarchiv Mühlhausen

[bearb. von Dagmar Deesler, Stand: Januar 1972; Bestandsliste, mschr.]

3.3 Historische Kataloge

Alte Ratsbibliothek:

Index Alphabeticus Librorum Iuridicorum in Bibliotheca Mulhusina. Anno 1674 mense Augusto [Archiv 92/14; in Listenform, hschr.; ältester vorhandener Katalog, der von Jordan zitierte von 1658 gilt als vermißt]

Libri Juri Dici ex legato Meckbachiano [Archiv 92/16; in Bandform, hschr., 218 Titel, Kurztitelangaben mit bibliographischen Ergänzungen, 17. Jh]

Libri theologici, juridici, medici, philosophici nec non philologici Bibliothecae Mulhusinae [Archiv 92/19; in Bandform, hschr., Titelangabe ohne Jahreszahl, 17. Jh]

Catalogus librorum Bibliothecae Imperialis ac Libera Civitatis Molhusinae. Von Severin Höpfner, Bibliothecarius. 1691 [Archiv 92/15; in Bandform, hschr.]

Catalogus librorum Bibliothecae quo in Cancellaria secretiori invenitur [Archiv 92/18; in Bandform, hschr., unvollständig, 18. Jh]

Catalogus Bibliothecae S. R. J. Liberae Civitatis Mülhusanae. 1735 [Archiv 92/17; in Bandform, hschr.]

Verzeichnis der Alten Ratsbibliothek

[in Bandform, Einträge ohne Jahresangabe, um 1880 entstanden]

Verzeichnis der Ratsbibliothek

[in Bandform, um 1900]

Jordan, Reinhard: Verzeichnis der Inkunabeln der Ratsbibliothek. In: Jahresbericht des Gymnasiums in Mühlhausen i. Thür. Beilage. Mühlhausen 1902, S. 20-27 (Progr.-Nr. 268) (auch erschienen in: Reinhard Jordan: Zur Geschichte der Stadt Mühlhausen i. Thür. Heft 2, 3. Aufl., Mühlhausen 1920, S. 20-27 [verzeichnet 144 Nummern])

Städtische Bücherei:

Bücherverzeichnis der Städtischen Bücherei zu Mühlhausen. 1932 [verzeichnet etwa 16.000 Titel]

Bibliothek der Hoyer'schen Familienstiftung:

Catalogus Librorum secundum Ordinem alphabeticum. In: Stifftung, Verlassenschafft und Lebenslauff etc. des weyland Wohlgebohrnen, Vest- und Rechts-Hochgelahrten Herrn, Herrn George Leopold Hoyers. Mühlhausen 1767 [Archiv 92/1; Bestandsliste]

Tilesius-Bibliothek:

Verzeichnis der Bücher des am 3. Januar 1886 zu St. Petersburg verstorbenen Kaiserlich Russischen Staatsraths Tilesius von Tilenau [Archiv 92/4; in Bandform, hschr., 661 Nummern]

Verzeichnis der Tilesius-Bibliothek [Archiv 92/12; in Bandform, hschr., 679 Nummern; um 1900]

Verzeichnis der Tilesius-Bibliothek und der Bibliothek der Kleinen Ratsstube [Archiv 92/9; in Bandform, hschr., um 1900, mit Ergänzungen bis 1929]

Archivbibliothek:

Verzeichnis der Archivbibliothek

[Archiv 92/13; in Bandform, hschr.; Berichtszeit 1888-1952]

Mulhusina-Sammlung:

Das Gelehrte Mühlhausen oder Verzeichniß der Sammlung Mühlhäusischer Bücher. Von [Friedrich] Stephan. 1827 [Archiv 92/20; in Bandform, hschr., mit unvollständigem " Hauptverzeichniß" und " Nebenverzeichniß" der Mühlhäuser Bibliothek]

Bibliothek des Altertumsvereins:

Catalog der Bibliothek des Altertumsvereins für Mühlhausen in Thüringen und Umgegend [Archiv 92/6; angelegt 1903 von Dr. Kunz von Kauffungen, Archivar; in Bandform, hschr., 6 Formalgruppen]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Stadtarchiv Mühlhausen: 10/H 12, Nr. 1-7: Bibliotheca ca. 1570-1802 10/H 12, Nr. 11: Admonita des Bibliothekars zur Restaurierung, Conservierung, auch Frequentierung der hiesigen Ratsbibliothek. 1725 10/K 3, Nr. 5: Bäurischer Aufruhr, auch Pfeiffer und Müntzerische Händel betreffend. 1546-1947 11/412/1: Volksbibliothek für Handwerker. 1859-1878 11/412/2: Gründung einer Stadtbibliothek. 1883-1918 11/412/3: Städtische Bibliothek. 1896-1917 11/412/6: Einrichtung öffentlicher Lesehallen. 1900-1914 11/412/8: Allgemeine Jugendbibliothek. 1842-1905 11/412/9: Bibliothek und Lesegesellschaft der Volksschullehrer. 1830-1885 11/412/12: Handwerkersonntagsschule und Volksbibliothek. 1884-1911 11/935/39: Vermächtnis des Geheimrats Adolf Tilesius von Tilenau. 1886-1912 12/(87 13 02): Verwaltungsakten des Stadtarchivs Mühlhausen. 1946-1968

4.2 Darstellungen

Volland, Christian Wilhelm: De historia Mulhusae literaria. Wittenberg 1709

Eilmar, Georg Christian: Kirchen Historie der Kayserl. Freyen-Reichs-Stadt Mühlhausen nach der andern Ordnung. Mühlhausen 1715

Stifftung, Verlassenschafft und Lebenslauff etc. des weyland Wohlgebohrnen, Vest- und Rechts-Hochgelahrten Herrn, Herrn George Leopold Hoyers. Mühlhausen 1767

Fehre, Heinrich Gottfried: Nachricht von den Bürger- und Volks-Schulen zu Mühlhausen während des Schuljahres Ostern 1843 bis 1844. Mühlhausen 1844 [S. 19-22: Einrichtung einer Jugendbibliothek]

Stephan, Friedrich: Neue Stofflieferungen für die deutsche Geschichte. Heft 2. Mühlhausen 1847, S. 109-148 Wintzingeroda-Knorr, Levin von: Statistische Übersicht des Kreises Mühlhausen. Mühlhausen 1866 [zu den Bibliotheken S. 166 f.]

Urkundenbuch der ehemals freien Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen. Bearb. von Karl Herquet. Halle 1874 [zur Pfarrbibliothek S. 461]

Jordan, Reinhard: Zur Geschichte der städtischen Bibliothek [im 16. bis 18. Jh]. In: ders.: Zur Geschichte der Stadt Mühlhausen i. Thür. Heft 2, 3. Aufl., Mühlhausen 1920, S. 9-20

Brinkmann, Ernst: 25 Jahre Stadtbücherei. In: Mühlhäuser Anzeiger 77 (1922) Nr. 185 vom 9. August, S. 2

Brinkmann, Ernst: Geschichte der Bücherei. In: Verzeichnis der Stadtbücherei im Gymnasium. Mühlhausen 1922, S. 1-3

Scheithauer, Richard: Die Toten des Liber mortuorum von Mühlhausen. In: Mühlhäuser Geschichtsblätter 24 (1923/24) S. 33-65

Klett, Bernhard: Die Geschichte des Gymnasiums und des Realschulwesens der ehemaligen freien Reichsstadt Mühlhausen. Flarchheim 1926

Sommerlad, Bernhard: Die Bibliotheken des Deutschen Ordens in seinen deutschen Balleien. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 47 (1930) S. 6-12 [S. 8 über die Gründung der Pfarrbibliothek] Bücherverzeichnis der Städt[ischen]

Bücherei Mühlhausen in Thüringen. Mühlhausen 1932 [enthält einen kurzen historischen Abriß]

Wiegand, Kurt: Zur Geschichte des Mühlhäuser öffentlichen Bibliothekswesens im 19. Jh. In: Die Mühlhäuser Warte (1955) Juni, S. 6-9

Weinert, Hans: 100 Jahre Mühlhäuser Bibliothek. 1859-1959. In: Die Mühlhäuser Warte (1959) Heft 11: 100 Jahre öffentliche Bibliothek Mühlhausen, S. 162-184

Siedhof, Achim: Zur Geschichte des Bibliothekswesens in Mühlhausen Thomas-Müntzer-Stadt. In: Mühlhäuser Beiträge 1 (1978) S. 78-84 (auch erschienen in: Der Bibliothekar 32 (1978) S. 315-318)

Finger, Heinz: Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek des Deutschen Ordens in Mergentheim. Teil 1. In: Gutenberg-Jahrbuch 55 (1980) S. 325-354 [S. 327 über die Mühlhäuser Pfarrbibliothek]

Bruckner, Ursula: Inkunabeln und Stadtgeschichte. In: Mühlhäuser Beiträge 7 (1984) Heft 7, S. 24-32

Siedhof, Achim: 125 Jahre öffentliche Bibliotheken in Mühlhausen Thomas-Müntzer-Stadt. Die Gründung der Volksbibliothek Mühlhausen im Jahre 1859 und deren Entwicklung bis zum Jahre 1927. In: Archiv und Geschichtsforschung. Mühlhausen 1985, S. 18-24 (auch erschienen in: Der Bibliothekar 38 (1984) S. 495-498)

Günther, Gerhard; Korf, Winfried: Mühlhausen. Mühlhausen, Leipzig 1986 (Kunstgeschichtliche Städtebücher)

Richter, Christa: Die Marienkirche zu Mühlhausen. Mühlhausen 1987 (Mühlhäuser Beiträge, Sonderheft 7)

Kaiser, Beate: Das Stadtarchiv Mühlhausen in Thüringen. Mühlhausen [1995] Kaiser, Beate: Zur Geschichte des Mühlhäuser Bibliothekswesens [in Vorbereitung]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Lösche, Dietrich; Günther, Gerhard: Das Stadtarchiv Mühlhausen und seine Bestände. Mühlhausen 1965 [zur Archivbibliothek S. 103-104]

Marwinski, Felicitas: " Ex Bibliotheca Tilesiana". In: Mitteilungen. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena 5 (1995) Heft 3, S. 11-20

Roettig, Beate; Siedhof, Achim; Deesler, Dagmar: Thomas Müntzer und der Deutsche Bauernkrieg. Zum 450. Jahrestag. Auswahlbibliographie. Mühlhausen 1974; 2., überarb. Aufl. 1975 [verzeichnet auch Bestände des Stadtarchivs Mühlhausen]

Stand: Oktober 1995

Beate Kaiser

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.