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Bibliothek im Stadtarchiv

Adresse. Neues Rathaus, Markt 15, 99734 Nordhausen; [Karte]
Postfach 10 06 63, 99726 Nordhausen
Telefon. (03631) 69 64 41 und 69 64 50
Telefax. (03631) 69 65 25

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Nordhausen
Funktion. Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Geschichte der Stadt Nordhausen und Umgegend.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung im Rahmen der Öffnungszeiten des Archivs: Montag 9-12 Uhr, Dienstag 9-12 Uhr und 13-15.30 Uhr, Donnerstag 9-12 Uhr und 13-18 Uhr, Freitag 9-12 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Zugverbindung ab Erfurt über Straußfurt. Vom Hauptbahnhof Fußwegnähe (ca. 15 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Erfurt-West, B 4 über Straußfurt-Sondershausen; A 7 (E 45), Ausfahrt Göttingen, B 27 Herzberg, B 243. Parkplätze in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge des Nordhäuser Stadtarchivs liegen aufgrund fehlender Quellen im Dunkeln. Vermutlich reichen sie aber bis in das 13. Jh zurück. Die Archivbücherei ist wahrscheinlich aus der ehemaligen Ratsbücherei hervorgegangen, die bis in die Zeit der Reformation zurückreicht. Die überlieferten Bände der Jenaer Lutherausgabe stammen noch aus dem Bestand der Ratsbibliothek.

1.2 Unter Gymnasialprofessor und Heimatforscher Ernst Günther Förstemann (1788-1859) wurden Archiv und Bibliothek, die er nebenamtlich betreute, erstmals systematisch geordnet. Das wahrscheinlich im Sommer 1834 angelegte " Verzeichniß der in der Magistrats-Bibliothek befindlichen Bücher" nennt 5 alte Handschriften aus der ehemaligen Ratsbibliothek und 91 Buchtitel (Erscheinungsjahre 1481 bis 1828), darunter Werke von Benedict Carpzov, Johann Sebastian Müller, Johann Christian Lünig, Justus Lipsius, Erasmus Francisci und Förstemann. Es wird ergänzt durch ein " Verzeichniß der im Sessions-Zimmer zum currenten Gebrauch befindlichen Bücher" (31 Titel), das u. a. den Code Napoléon (Straßburg 1808) und Adolf Julius Mannkopffs Allgemeines Landrecht (Berlin 1837-1842) enthält. Untergebracht war die " alte Bibliothek" 1869 auf dem Rathausboden. 1873 regte Oberlehrer Theodor Perscnn (1826-1887) die Einrichtung einer " Bibliotheca Nordhusana" an, deren Grundbestand die Bibliothek im Rathaus bilden sollte.

1.3 Im Jahre 1876 wurde das Städtische Altertumsmuseum eröffnet. 1879 zog es in die neue Volksschule auf dem Taschenberg um, wohin auch die bis dahin im Rathaus aufbewahrten Bücher verbracht wurden, deren Katalogisierung 1887 der Mittelschullehrer und spätere Stadtarchivar Hermann Heineck (1860-1930) in Angriff nahm. Im Jahre 1889 verzeichnete die Bibliothek einen Zuwachs von 356 Bdn aus dem Besitz des verstorbenen Archäologen und Kunsthistorikers Carl Bötticher (1806-1889), von 200 Bdn aus der Kirche St. Blasius und 80 Bdn, vorwiegend Nordhusana, aus dem mittlerweile verstaatlichten Gymnasium.

1.4 Im Jahre 1891 wurden Archiv und Museum im ehemaligen Gymnasium, Predigerstraße 1, untergebracht. Das Archiv und die " Bibliotheca Nordhusana" fanden im Souterrain Aufstellung. Der inhaltliche Schwerpunkt der Bibliothek, die auch als Stadtbibliothek bezeichnet wurde und neben der 1877 gegründeten " Volksbibliothek" bestand, lag auf der Allgemein- und Ortsgeschichte. Ihre Benutzung war an eine Genegung des Magistrats gebunden.

1.5 Die nächsten Hinweise zur Bibliothek finden sich im Adressbuch der Deutschen Bibliotheken, das für das Jahr 1893 (S. 280, Nr. 1163) eine Bibliothek des Städtischen Museums anführt, die 1700 Bde (darunter 10 Inkunabeln), 1800 kleine Schriften und 3000 Pergament-Urkunden und Handschriften enthielt. Sie war " durch Überweisung eines Theils der bis auf die Reformationszeit zurückgehenden Rathsbibliothek" entstanden und durch Geschenke und Vermächtnisse erweitert worden. Einen Vermehrungsfonds besaß sie nicht. Sie wurde durch den ehrenamtlichen Museums-Konservator Hermann Arnold (1831-1909) unter Assistenz von Hermann Heineck betreut.

1.6 Am 1. Mai 1900 wurde die " Stadtbibliothek" vom Archiv räumlich getrennt und im Parterre des städtischen Gebäudes, Predigerstraße 2, aufgestellt. Als Zuwachs im Jahre 1900 wurden 925 Bde aus dem Nachlaß des Philologen Martin Schultze (1835-1899) verzeichnet. 1907 wurde das Archiv in die ehemalige Volksschule (Friedrich-Wilhelm-Platz Nr. 8) verlegt und mit der aus dem Museumskomplex herausgelösten " Historischen Bücherei" verbunden. In den übrigen Stockwerken nahm das Gebäude das Städtische Museum und die Volksbibliothek auf. 1909 stiftete Hermann Arnold sein Vermögen der Stadt mit der Auflage, eine Hälfte der Zinsen für soziale Zwecke, die andere Hälfte " zum Bau, zur Ausstattung, Erhaltung und Erweiterung des Städtischen Museums nebst Bibliothek und Archiv" zu verwenden.

1.7 Ende des Ersten Weltkrieges umfaßte die nunmehr dem Archiv dienende " Historische Bücherei" 2400 Bde. 1927 zogen Archiv und Historische Bücherei in das Gebäude des einstigen Stadtgefängnisses (Mauerstraße 15) um. Am 31. März 1928 zählte die Bibliothek 3645 Nummern. Hiervon wurden etwa 700 als separater Bestand in den Katalog der Volksbücherei aufgenommen und dem Publikum zugänglich gemacht. 1939 war die Archivbücherei unter dem Studienrat Hans Silberborth (1887-1949) neu geordnet und nach modernen Grundsätzen katalogisiert worden. Die Luftangriffe am 3. und 4. April 1945 vernichteten das Archivgebäude und mit ihm wertvolle Bestände, vor allem der Bibliothek. 1947 standen die " bescheidenen Reste der einst stattlichen Archivbücherei" wieder geordnet zur Verfügung.

1.8 Im Jahre 1949 trat Robert Hermann Walther Müller (1899-1969) seine Tätigkeit als nebenamtlicher, ab Februar 1952 als hauptamtlicher Archivar an. Im gleichen Monat siedelte das Archiv in das Alte Rathaus um. Um die Bestandslücken der Bibliothek zu schließen, übernahm Müller in der Folgezeit verschiedene historische Bestände, darunter z. B. auch Teile der historischen Literatur der ehemaligen Gymnasialbibliothek (1895: 9125 Bde, darunter 10 Inkunabeln, 26.000 Schulprogramme und 125 Karten) sowie weitere Teilbestände aus der Bibliothek des 1835 gegründeten Königlichen Realgymnasiums (1895: 4800 Bde, 17.500 Schulprogramme sowie 55 Karten).

1.9 Im Jahre 1949 gelangte die Bibliothek von Hans Silberborth in das Stadtarchiv. Durch die um 1950 erfolgte Schenkung der " Northusana"-Sammlung des Nordhäuser Buchhändlers Friedrich Krause konnte die Archivbibliothek wieder auf 3600 Bde ergänzt werden. Um 1960 bestand sie aus den Gruppen (I A) Urkundenbücher, Quellenwerke, (I B) Allgemeine Geschichte, (II A) Nordhäuser Geschichte, Adressbücher, Amtliche Druckschriften, Schulberichte, Zeitungen, Nordhäuser Autoren und Drucke. Hinzu kamen (II B) Landesgeschichte, engere und weitere Heimat, (III) Zeitschriften und (IV) Archivwesen. Die Historische Bücherei bildete die Gruppe V mit (A) Historia, (B) Jura, (C) Philologia, (D) Theologia, Philosophia, (E) Medicina, (F) Mathematica, Geographia, Res Naturalia, (G) Numismatica, Heraldica, (H) Poetica und (J) Inkunabeln. Die Dienstbibliothek wird bis heute durch Neuerwerbungen laufend ergänzt.

1.10 Das Archiv enthält ca. 250 lfd. Meter Akten und über 2500 Urkunden. Das älteste Schriftdenkmal ist ein liturgisches Fragment (um 900), die älteste Urkunde stammt aus dem Jahr 1158. Die Aktenüberlieferung beginnt mit dem Jahr 1414. Davon verdienen besondere Erwähnung die " Nordhäuser Einung" (Statuten der Stadt), eine um 1280/1300 entstandene Pergamenthandschrift und das Bürgerbuch (" Album civium") von 1312 bis 1345. Die Autographen-Sammlung (155 Nummern) enthält u. a. Briefe von Friedrich Christian Lesser (20), Alexander von Humboldt (2) und Friedrich Fröbel (2).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt annähernd 9000 Bde. Davon zählen 3677 Bde (46 Prozent) zum historischen Buchbestand: 16. Jh 171 (4,7 Prozent), 17. Jh 222 (6 Prozent), 18. Jh 865 (23,5 Prozent), 19. Jh 2419 (65,8 Prozent). Hinzu kommen 16 Inkunabeln. In deutscher Sprache sind 3169 Bde (86,2 Prozent), 470 Bde (12,8 Prozent) sind in Latein, 24 Bde in Französisch. Ein Band ist in Englisch. 13 Bde sind in anderen Sprachen verfaßt. Alle Inkunabeln sind in Latein.

Systematische Übersicht

2.2 Von den Inkunabeln gehörten ehedem zur Ratsbibliothek u. a. die Biblia latina (Basel: Johann Amerbach 1491; GW 4267), Leonardus de Utinos Sermones quadragesimales de legibus dicti (Köln: Conrad Winters de Herborch, nicht nach 1475; H 16116*), außerdem möglicherweise das Missale Ordinis Eremitarum S. Augustini (Nürnberg: Fratres Ordinis Eremitarum S. Augustini 1491; HC 11262*) sowie als defekte Exemplare Meffrets Sermones de tempore et de sanctis, sive Hortulus reginae (Nürnberg: Anton Koberger 1487; H 11004*), Thomas von Aquins Summa theologiae (Pars secunda, secunda pars, Basel: Berthold Ruppel, nicht nach 1474; H 1456*) sowie Raimundus Peraudis Indulgentia (Nürnberg: Georg Stuchs 1490; GW [Einbl.] 1165). Aus der Gymnasialbibliothek stammen z. B. Horaz' Opera (Straßburg: Johann (Reinhard) Grüninger 1498; HC 8898*) und Terenz' Comoediae (Straßburg: Johann (Reinhard) Grüninger 1496; HC 15431).

2.3 Die Gruppe Allgemeine Geschichte, Geschichte Thüringens und des Harzes sowie Stadtgeschichte Nordhausens ist mit 1219 Bdn (33,2 Prozent; 16. Jh 52, 17. Jh 60, 18. Jh 180 und 19. Jh 927) die umfangreichste. Vorhanden sind z. B. Bartholomäus Georgienitz' Erzehlung der Türckischen Keiser (Wittenberg 1560), Cyriakus Spangenbergs Manßfeldische Chronica (Eisleben 1572) und dessen Adels-Spiegel (Sclkalden 1591), Ubo Emmius' Opus chronologicum novum (Groningen 1619), die Sonderbare(n) Kirchen-, Staat- und Welt-Sachen (Nürnberg 1678) der Markgräfin Erdmuthe Sophia von Brandenburg-Bayreuth sowie Antiquitates Romanae é Rosino aliisque in compendium contractae (Jena 1657) des Nordhäuser Rektor Friedrich Hildebrand. Im Bestand sind auch Siegmund Jacob Baumgartens Allgemeine Welthistorie (Halle 1744-1810, unvollständig), Christoph Cellarius' Notitiae orbis antiqui (Leipzig 1773) und ein anonym erschienenes Werk von Franz Schuselkas (Oesterreich im Jahre 1843, Hamburg 1843), das sich ursprünglich im Lesezirkel für die neuesten Werke der Schmidtschen Buchhandlung (1843/44) befand und später in die Bibliothek der Realschule zu Nordhausen (Nr. 768) gelangte.

2.4 Ein Teil des historischen Bestandes entfällt auf Urkundenbücher von Goslar, Halberstadt, Ilfeld, Mainz, Magdeburg und Walkenried. Hinzu kommen Titel wie Vorgeschichtliche Altertümer der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete (Halle 1883-1906) sowie die von Ludwig Puttrich herausgegebenen Mittelalterlichen Bauwerke in den Gräflich Stolberg'schen Besitzungen im Harz (Leipzig 1848, mit Abbildungen von Gottlieb Wilhelm Geyser).

2.5 Von Friedrich Christian Lesser (1692-1754), Pastor der Kirchen St. Jakobi und St. Martini und Administrator des Waisenhauses, sind zahlreiche Schriften im Bestand, darunter neben seinem Hauptwerk, den anonym verfaßten Historische(n) Nachrichten von der ...

Stadt Nordhausen (Frankfurt a. M. und Leipzig 1740) und der von Ernst Günther Förstemann umgearbeiteten Fortsetzungsausgabe (Nordhausen 1860) auch seine Anmerckungen von der Baumanns-Höhle ... (Nordhausen 1745), Lithotheologie (Hamburg 1751) und Insectotheologia (Frankfurt a. M. und Leipzig 1738). Zu den Stiftungen Lessers an die Ratsbibliothek zählt Valentin Königs Genealogische Adels-Historie (Teil 1 und 3, Leipzig 1727-1736).

2.6 Unter den Schriften über Nordhausen finden sich Eins Erban Radts der Stadt Northausen warhafftiger kurtzer bericht, auff das bübisch Schand und lesterbuch, so im namen Jobst und Heinrich Buschs in Druck ausgangen ([Leipzig] 1543), das Wohltatenverzeichnis des Waisenhauses aus dem Zeitraum von 1715 bis 1888/89 sowie Johann Christoph Sieckels Die nach zweyen unglückl. Feuers-Bränden sich wieder erhohlte Kayserl. fr. Reichsstadt Nordhausen (Leipzig und Nordhausen 1753). Nennenswert unter den zahlreichen Gelegenheitsdrucken ist z. B. Johann Conrad Hakes Vollständige Nachricht von den Feierlichkeiten, welche in ...

Nordhausen wegen des Hubertusburgischen Friedens vom 15ten Februar 1763 angestellt worden sind (Nordhausen 1763). Vorhanden sind ferner Justus Ludwig Günther Leopolds Kirchen-, Pfarr- und Schul-Chronik (Nordhausen 1817), die vollständige Reihe der Adreßbücher (ab 1824) und das Programm zur Einweihungsfeier der neuerbauten Synagoge zu Nordhausen. Am Freitage den 12. September 1845 (Nordhausen 1845).

2.7 Unter den numismatischen Werken sind hervorzuheben das Vorzeichnis und Gepräge der Groben und Kleinen Müntzsorten (Leipzig 1575), David Köhlers Historische Münz-Belustigung (Nürnberg 1729-1744), James Steuarts Abhandlung von den Grundsätzen der Münzwissenschaft (Tübingen 1761), Johann Georg Friedrich von Hagens Conventions-Münzcabinet (Nürnberg 1771) sowie Carl Christoph Sceders Handwörterbuch der gesammten Münzkunde (Halle und Berlin 1811).

2.8 Die Gruppe Biographische Schriften zählt 118 Bde (3,2 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 6, 18. Jh 20 und 19. Jh 91), darunter z. B. aus dem Briefwechsel Luthers und Melanchthons mit Georg Fürst von Anhalt, De morte optimi et doctissimi viri Georgii Helti (Leipzig 1543). Ferner liegen vor Johann Heinrich Kindervater, Nordhusa illustris (Wolfenbüttel 1715), Lorenz Reinhard, Commentatio historico-theologica de vita et obitu Justi Jonae (Weimar 1731), sowie aus dem Bestand der Historischen Lesegesellschaft Karl Klüpfel, Kaiser Maximilian der Erste (Berlin 1864) und die von Ernst Heinrich Zober herausgegebenen Ungedruckten Briefe Albrechts von Wallenstein und Gustav Adolfs des Großen (Stralsund 1830).

2.9 Die Gruppe Theologische und Erbauungsschriften, Gebet- und Gesangbücher umfaßt 219 Bde (6 Prozent; 16. Jh 29, 17. Jh 25, 18. Jh 44 und 19. Jh 121). Davon stammen aus der Ratsbibliothek ein Missale (Mainz 1517) sowie die überlieferten Bände der Jenaer und Wittenberger Lutherausgaben des 16. Jhs. Vorhanden sind auch Luthers Das dise Wort Christi (Das ist mein Leib etc.) noch fest stehn, wider die Schwermergeister (Lauingen 1589) und dessen Wider die Himlischen Propheten (Lauingen 1589), die Anleitung Philippi Melanchthonis, wie Christlich zu antworten sey (Wittenberg 1559), übersetzt von Jacob Eysenberg, sowie Cyriakus Spangenbergs Christliche und Gottselige Tagübung (Nürnberg 1574).

2.10 Unter den Bibeln finden sich eine Herzog-Ernst-Bibel (Nürnberg 1641), eine Wittenberger Bibel (1700) und eine Sondershäuser Bibel (1716). Nennenswert wegen des bemerkenswerten Einbandes ist das Schrifftmäßige Gesang-Buch (Nordhausen 1777). Vorhanden sind auch Chilian Volckmar Riemanns Vertheidigung Des Neuen Nordhäusischen Gesang-Buchs (Nordhausen 1736) und das damit in Zusammenhang stehende Sendschreiben an ...

Christian Wilhelm Volland (Nordhausen 1737) von Friedrich Christian Lesser sowie die von Pastor Johann Joachim Meier verfaßte Suspiria evangelica, Das ist: Evangelische Seuffzer (Nordhausen 1724). Bei der Übernahme des Kanzleramtes sprach Johann Lorenz von Mosheim Von dem Theologischen Hasse (Nürnberg 1749). Johann Friedrich Alberts Versuch eines neuen Beweises, daß die Sündfluth allgemein gewesen (Nordhausen 1752) gelangte nach 1800 in die Schulbibliothek und von dort aus in die Archivbibliothek. Hinzuweisen ist auch auf einen kleinen Bestand an Leichenpredigten und die im Böhlau-Verlag ab 1883 erschienene Weimarer Lutherausgabe.

2.11 In der Gruppe Sprache, Literatur, Belletristik, Kunst und Musik vereinigen sich 285 Bde (7,8 Prozent; 16. Jh 57, 17. Jh 41, 18. Jh 67 und 19. Jh 120). Unter den Werken griechischer und römischer Autoren, die auch für den Schulunterricht von Bedeutung waren, sind u. a. Homers Opera graeco-latina (Basel 1567), Terenz' Comedie (Lyon 1509), Ovids Metamorphorum libri sex (Leipzig 1519), Alexandreidos Galteri Poetae clarißimi libri decem (Ingolstadt 1541; mit Titelholzschnitt) sowie Vergils Bucolica, Georgica, et Aeneis (Basel 1544). Unter den zahlreichen Lehrbüchern ist Otto Wilhelm Schonheim von Hartensteins Grammatica latina illustrum (Leipzig 1726).

2.12 Aus der Bibliothek des Gymnasiums stammen auch Martin Opitz' Prosodia Germanica Oder Buch von der Deudschen Poeterey (Frankfurt a. M. 1658), Erdmann Uhses Wohl-informirter Poet (Leipzig 1703), Johann Joachim Meiers Proben der Beredsamkeit (Nordhausen 1724), Gisanders [d. i. Johann Gottfried Schnabels] Wunderliche Fata einiger See-Fahrer (Nordhausen 1733-1749 u. ö.), Karl Wilhelm Ramlers Fabellese (Leipzig 1783), Gottfried Conrad Böttgers anonym erschienene Schrift Michael Kühn, oder Walfischfang und Sklaverey (Nordhausen 1797) sowie Theodor Heinsius' Der Bardenhain für Deutschlands edle Söhne und Töchter (Berlin 1812). Vorhanden sind ferner Carl Friedrich Beyers Gedichte des Rothenburger Einsiedlers (Sondershausen 1841) sowie Carl Sporns Herberge zur wilden Bache oder: Des Meisters Fehlschuß (Nordhausen 1842) aus der Leihbibliothek von Joseph Graveur.

2.13 Der kleine Musik-Bestand enthält u. a. das für Albert Anthon von Schwarzburg am 2. März 1666 auf der Burg Heydeck aufgeführte " Singe- und Freuden-Spiel" von Kaspar Stieler, Die Wittekinden (Jena 1666), Johann Kriegers Neue Musicalische Ergetzlichkeit. Haupt-Stimme (Frankfurt a. M. und Leipzig 1684) sowie Johann Gottfried Walthers Musicalisches Lexicon (Leipzig 1732).

2.14 In der Gruppe Staat, Recht, Wirtschaft sind 348 Bde (9,4 Prozent; 16. Jh 12, 17. Jh 17, 18. Jh 169 und 19. Jh 150) erfaßt, darunter mehrere (Landes-) Ordnungen wie Herzog Moritz von Sachsens Newe Landsordnunge (Leipzig 1543), Apotheken-Ordnung und Taxa (Nordhausen 1657), Infections- und Pest-Ordnung (Nordhausen 1681), sowie die Reichs-Handwercks-Ordnung, in ... Nordhausen ... den 30. Septemb. 1732. Vorhanden sind auch Johann Stephan Burgmeisters Reichs-Ritterschafftl. Corpus-Juris (Ulm 1707) und ein Kurtzer Begriff aller ... Reichs-Abschiede (Regensburg 1720). Eine Dissertation von Christoph Ferdinand Voit, De pictura famosa (Jena 1733), wurde ebenfalls hier eingestellt.

2.15 Die Gruppe Schul- und Unterrichtswesen, Pädagogik ist mit 455 Bdn (12,4 Prozent; 17. Jh 7, 18. Jh 115 und 19. Jh 333) relativ umfangreich. Das inhaltliche Spektrum reicht von der Educatio puerilis linguae graecae (Wittenberg 1549) und Girolamo Mercuriales De arte gymnastica libri sex (Paris 1577) über Johann Sebastian Mitternachts Paedia (Leipzig 1657) bis hin zur Lobschrift auf [den Ilfelder Rektor] Michael Neander (Göttingen 1777), die als Vorlesung in der Königlich Deutschen Gesellschaft in Göttingen gehalten wurde.

2.16 Die Schulschriften der Nordhäuser Schulen sind vollständig im Bestand. Die Kurze Vorstellung von dem Nutzen der Schulbibliotheken (Nordhausen 1747) des Nordhäuser Gymnasialdirektors Johann Eustachius Goldhagen bezweckte den Ausbau der Gymnasialbibliothek, die Kurze Nachricht von der Nordhäusischen Schulbibliothek (Nordhausen 1757) seines Amtsnachfolgers Johann Andreas Fabricius enthielt Angaben über den Fortgang der Sammlungen. Ernst Günther Förstemann gab die Mittheilungen zu einer Geschichte der Schulen zu Nordhausen (Nordhausen 1824) heraus.

2.17 Die Gruppe Naturwissenschaften, Technik, Medizin umfaßt 209 Bde (5,7 Prozent; 16. Jh 16, 17. Jh 32, 18. Jh 64, 19. Jh 97), darunter auch einen Titel des Nordhausener Stadtarztes Johann Thal, Sylva Hercynia (Frankfurt a. M. 1588). Ein Sammelband zur Astronomie enthält u. a. Erasmus Reinholds Theoricae novae planetarum Georgii Purbachii (Wittenberg 1542) aus dem Vorbesitz von Henning Cramer. Ein anderer Sammelband umfaßt Wolfgang Locnns Instrumentum instrumentorum mathematicorum (Berlin 1636), Zacharias Bornmanns Astrolabium (Breslau 1548), [Georg Vogtherrs] Sonnen Uhr (Straßburg 1582) sowie Heino Lambecks Compendium sciotericorum (Hamburg o. J.) und dessen Compendium arithmeticae (Hamburg 1625). Johann Leonhard Rosts Atlas portatilis coelestis (Nürnberg 1753) ist ebenfalls vorhanden. Aus dem Bereich Mathematik seien genannt Jacob Köbels Rechenbuch Auff Linien und Ziffern (Frankfurt a. M. 1531) und das in mehreren Ausgaben vorliegende Rechenbuch von Adam Riese, Rechenbuch Auff Linien und Ziphren (Frankfurt a. M. 1558, Frankfurt a. M. 1618 und Leipzig 1626).

2.18 Erwähnenswert sind Leonhart Fronspergers Kriegs-Buch (Frankfurt a. M. 1558), Albert Magnus' Thierbuch (Frankfurt a. M. 1545), Johann Aldenbergers Fewer-, Wasser- und Wein-Spiegel (Leipzig 1615) sowie Daniel Bernoullis Hydrodynamica (Straßburg 1738). In einem Band zusammengebunden sind Andreas Martersteckens Alchymia vera lapidis Philosophorum = Die wahre Goldkunst (Magdeburg 1609) und Alethophilus Parrhesiensis' [d. i. Johann Clajus] Altkumistica = Von der Rechten wahren Kunst des Goldmachens (Mühlhausen 1616). Zur Mineralogie sind zu nennen Emil Adolf Roßmäßler, Die Versteinerungen (Leipzig 1853), zur Medizin ein Kurtzes Handtbüchlein und Experiment vieler Artzneyen (Straßburg 1614), Des Englischen Artzney-Büchleins Zweyter Theil (Leipzig 1738), übersetzt von Christian Ludovici, und Christoph Wilhelm Hufelands Enchiridion medicum (Berlin 1836).

2.19 Die Gruppe Geographie, Reisebeschreibungen und Reiseführer zählt 67 Bde (1,8 Prozent; 16. Jh 4, 17. Jh 9, 18. Jh 16 und 19. Jh 38). Erwähnung verdienen hier vor allem Matthäus Merians Topographia Superioris Saxoniae Thuringiae, Misniae, Lusatiae (Frankfurt a. M. 1650), Georg Henning Behrens' Hercynia curiosa oder Curiöser Hartz-Wald (Nordhausen 1703), Julius Bernhard von Rohrs Geographische und Historische Merckwürdigkeiten des Oberharzes (Frankfurt a. M. und Leipzig 1739), Carsten Niebuhrs Beschreibung von Arabien (Kopenhagen 1772) sowie Wilhelm Günthers Nordhausen und Umgegend (Nordhausen 1880).

2.20 In der Gruppe Philosophie (63 Bde, 1,7 Prozent; 17. Jh 19, 18. Jh 12 und 19. Jh 32) liegen u. a. vor die anonym erschienene Schrift Johann Georg Sulzers mit dem Titel Vorübungen zur Erweckung der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens (Berlin 1780-1782) und Johann Georg Heinrich Feders Institutiones logicae et metaphysicae (Göttingen 1781). Hinzu kommen Publikationen der Freien Religionsgemeinde Nordhausen (1847-1966), u. a. von ihrem Sprecher Eduard Baltzer über Die Freie Gemeinde zu Nordhausen (Nordhausen 1851) und Delitzsch-Halle-Nordhausen oder mein Weg aus der Landeskirche in die freie protestantische Gemeinde (Leipzig 1847).

2.21 Die Gruppe Allgemeines, Nachschlagewerke, Kalender enthält 121 Bde (3,3 Prozent; 17. Jh 6, 18. Jh 20, 19. Jh 95), darunter Justus Lipsius' De Bibliothecis Syntagma (Antwerpen 1607), das Dictionarium historicum, geographicum, poeticum (Genf 1652) von Charles Estienne sowie das Dictionarium germanico-gallico-latinum (Amsterdam 1664) von Nathanael Duez. Von Pierre Bayle, Johann Christoph Adelung, Christian Gottlieb Jöcher und Heinrich August Pierer sind Nachschlagewerke im Bestand. Erwähnung verdienen ferner das Verzeichniß der für die historische Lesegesellschaft in Nordhausen von 1830 (dem Jahre ihres Entstehens) bis 1861 angeschafften Bücher (Nordhausen 1861) sowie der Katalog über die Bibliothek des landwirtschaftlichen Vereins in der goldenen Aue zu Nordhausen (Nordhausen 1864).

2.22 Zeitungen und Zeitschriften bilden mit 573 Bdn (15,5 Prozent; 18. Jh 158 und 19. Jh 415) ebenfalls eine umfangreiche Bestandsgruppe. Vorhanden ist z. B. ein Wöchentliches Nordhäusisches Intelligenz-Blatt (1774-1797; unvollständig), das u. a. als Nordhäusisches wöchentliches Nachrichts-Blatt (1798-1847) fortgesetzt wurde. Erwähnung verdient auch die seit 1870 für Nordhausen geführte Zeitungsausschnittsammlung. Mit Nordhausen in engem Zusammenhang stehen auch Der Anecdotenjäger (Jg. 6-20, 1850-1864; unvollständig), das von Leberecht Uhlich herausgegebene Organ der freireligiösen Gemeinden der Provinz Sachsen mit dem Titel Sonntags-Blatt (Jg. 3-23, 1851-1872; unvollständig), die vom Bund freireligiöser Gemeinden Deutschlands herausgegebenen Bundesblätter (Heft 1-53, 1862-1877; unvollständig) sowie das vom Sprecher der Freireligiösen Gemeinde zu Nordhausen Eduard Baltzer herausgegebene Vereins-Blatt für Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer) (Nr. 1-142, 1868-1882; unvollständig), weitergeführt unter dem Titel Thalysia (Nr. 5-9, 1886-1888).

2.23 Aus der Ratsbibliothek stammen die von Anton Faber [d. i. Christian Leonhard Leucht] herausgegebene Europäische Staats-Cantzley (Bd 1-115, 1697-1760), die Neue Europäische Staats-Cantzley (Bd 1-55, 1761-1782) und die von Johann August Reuss herausgegebene Teutsche Staatscanzley (Bd 1-42, 1783-1803). Im Bestand sind ferner die von Johann Beckmann herausgegebene Physikalisch-ökonomische Bibliothek (Bd 1-23, 1770-1806; unvollständig), Lichtenbergs und Forsters Göttingisches Magazin der Wissenschaften und Literatur (Jg. 1-4, 1780-1785) sowie das von Gottlieb Christoph Scling herausgegebene Hohnsteinische Magazin (1788-1790), das zusammengefaßt als Sammlung vermischter Nachrichten zur hohnsteinischen Geschichte (1791) erschien. Die Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde ist ab Jg. 1 (1868) vorhanden.

2.24 Unter den Amtlichen Druckschriften finden sich neben Nordhäuser Verwaltungsberichten und Haushaltsplänen das Amts-Blatt der Königlich Preußischen Regierung zu Merseburg (1816-1838) und die Entscheidungen des Königlichen Oberverwaltungsgerichts Berlin (ab Bd 1, 1877).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

EDV-Katalog [Auswahlbestand]

Findbuch. Archivbücherei. I. Nordhäuser Geschichte, II. Nordhäuser Autoren und Drucke. Angelegt von Robert Hermann Walther Müller und Lucie Aurin. Begonnen 1960

[in Listenform; nach hauseigenen Regeln]

Teilbestand Historische Bibliothek

[in Zettelform; nach hauseigenen Regeln]

3.2 Historischer Katalog

Verzeichniß der in der Magistrats-Bibliothek befindlichen Bücher. [Nebst] Verzeichniß der im Sessions-Zimmer zum currenten Gebrauch befindlichen Bücher

[in Listenform; Berichtszeit bis 1828 bzw. 1837]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Stadtarchiv Nordhausen: DC VI, 1a (1824-1865); DC VI, 5 (1885-1894)

4.2 Darstellungen

Müller, R[obert]

H[ermann]

Walther: Geschichte des Nordhäuser Stadtarchivs. Hrsg. vom Rat der Stadt Nordhausen. Nordhausen 1953 (Schriftenreihe heimatgeschichtlicher Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen 2) Stadtarchiv Nordhausen. Bestandsübersicht. Stand: Juni 1997. Nordhausen 1997

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Hoffmann, Hartmut: Ein altes liturgisches Fragment aus der Nordhäuser Gymnasialbibliothek. In: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen 19 (1994) S. 11-13 [betr. den Band V C 14; das Fragment wurde herausgelöst]

Stand: August 1998

Peter Kuhlbrodt

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.