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Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Max-Bram-Platz 2a, 83022 Rosenheim; [Karte]
Postfach 1209, 83013 Rosenheim
Telefon. (08031) 36-1439
Telefax. (08031) 36-2016

Unterhaltsträger. Stadt Rosenheim
Funktion. Öffentlich zugängliche Archivbibliothek.
Sammelgebiete. Entsprechend der Sachgruppen mit Schwerpunkt Geschichte; außerdem Erwerbungen der Stadt sowie Stiftungen, wenn archivwürdig.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Leseraum des Stadtarchivs, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-12 Uhr und 14-16 Uhr, Freitag 9-12 Uhr und nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Reader-Printer.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof (10-15 Minuten). A 8, Ausfahrt Rosenheim. Schlechte Parkmöglichkeiten.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek des Stadtarchivs ist im wesentlichen aus vier Quellen entstanden. 1901 empfahl der Stadtarchivar Ludwig Eid dem Magistrat die Errichtung einer Stadtbibliothek. Diese wurde 1902 im Rathaus eingerichtet. Es handelte sich dabei um eine Sammlung von Büchern, Bildgut und Dokumentationsmaterial, die in erster Linie den Zweck der stadtinternen Information und Repräsentation hatte. Diese " Stadtbibliothek" entstand aus den Literalien in Marktregistratur (seit 1568) und Stadtmuseum (seit 1895) und wurde in die drei Hauptabteilungen Bücher, Handschriften und Bilder gegliedert. 1902 erfolgte eine Bestandsaufstockung durch die Übernahme von Teilen der Privatbibliotheken des Oberinspektors Eduard Mayr (1836-ca. 1900) und des Landtagsabgeordneten Sebastian Ruedorffer (1854-1926). 1937 wurde die Stadtbibliothek zusammen mit dem Stadtarchiv im Gebäude der neuerrichteten Gemäldegalerie untergebracht und vom Archiv mitbetreut. Dadurch wuchsen beide Einrichtungen zusammen, bis die Stadtbibliothek 1965 endgültig im Stadtarchiv aufging. Aus der Magistratsbibliothek, die vermutlich seit Ende des 18. Jhs bestand, wurden vor allem Gesetzes- und Vorschriftensammlungen, die in der Verwaltung nicht mehr benötigt wurden, an die Bibliothek des Stadtarchivs abgegeben.

1.2 Durch die enge personelle Verknüpfung zwischen Vorstand des Historischen Vereins und Leitung des Stadtarchivs (das Stadtarchiv ist auch derzeitig die Geschäftsstelle des Vereins) wurde die Bücherei des Historischen Vereins vom Stadtarchiv mitbetreut. Ein Zusammenwachsen mit der Bibliothek des Stadtarchivs war die Folge.

1.3 Die Bibliothek des Stadtarchivs übernahm z. T. auch Bestände Rosenheimer Schulen (z. B. aus der Präparandenschule sowie Anfang 1992 aus dem Ignaz-Günther-Gymnasium), von Vereinen (z. B. dem Offiziersverein) und Privatpersonen. Erwähnenswert ist der Nachlaß Rosa Stemplingers (1876-1941), der Schwägerin Eduard Stemplingers (s. u. 2.8), der hauptsächlich Schöne Literatur vom Ende des 19. Jhs enthält. Ungeklärt ist noch, ob ein Teil aus der Gräflich Preysing'schen Bibliothek in das Stadtarchiv gelangt ist; vorhanden sind 2 Buchrepertorien, wonach sich ein Teil der aufgeführten Bücher tatsächlich im Stadtarchiv befindet. Übernommen wurde in den achtziger Jahren des 20. Jhs ein Teil des Buchnachlasses von Peter von Bomhard (1919-1979), dem Herausgeber der Kunstdenkmäler der Stadt und des Landkreises Rosenheim.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand beträgt ca. 20.000 Bde. Davon sind ca. 25 Prozent aus dem 19. Jh, 3,5 Prozent aus dem 18. Jh und 0,8 Prozent aus dem 17. und 16. Jh. Der Anteil fremdsprachiger Literatur beträgt nur ca. 1,5 Prozent und umfaßt hauptsächlich lateinische Werke (besonders in den Gruppen Kirchengeschichte, Recht und Geschichte). Vereinzelt finden sich französische, italienische und englische Bücher, vor allem in der Sachgruppe Literatur. Systematische Übersicht

2.2 Die Sachgruppe Geschichte mit insgesamt ca. 4000 Bdn ist unterteilt in Bayerische Geschichte mit ca. 1400 Bdn, Geschichte Deutschlands mit ca. 450 Bdn, Weltgeschichte und Geschichte Europas mit ca. 450 Bdn, Lokalgeschichte mit ca. 230 Bdn, Geschichte einzelner Städte sowie Chroniken mit ca. 350 Bdn, Hilfswissenschaften mit ca. 350 Bdn und Quellenwerke mit ca. 700 Bdn. Davon stammen ca. 30 Prozent aus dem 19. Jh, ca. 4 bis 5 Prozent aus dem 18. Jh, nur wenige Werke sind aus dem 16. und 17. Jh. Vorhanden sind (die meisten wesentlichen) Handbücher und Darstellungen. Vertreten sind u. a. die Autoren Johann Adlzreiter (1596-1662), Johannes Aventin (1477-1534), Maximilian Prokop von Freyberg (1789-1851), Johann Heinrich von Falckenstein (1682-1760), Carl Theodor Gemeiner (1756-1823), Joseph Ritter von Hazzi (1768-1845), Karl Meichelbeck (1669-1734), Johann Nepomuk von Pelkoven (1763-1830), Lorenz von Westenrieder (1748-1829) sowie Karl Adolf Menzel (1784-1855). Vorhanden sind auch Wiguläus Hundts (1514-1588) Bayrisch Stammenbuch (Ingolstadt 1598), Johann Siebmachers Wappenbuch (nicht vollständig), Königliches Münzkabinett des Hauses Wittelsbach, die Wörterbücher von Grimm und Schmeller sowie die Monumenta Boica. Außerdem finden sich ein großer Bestand Kriegsgeschichte und die Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten ab der zweiten Hälfte des 19. Jhs (z. T. stenographische Berichte).

2.3 Die Sachgruppe Kulturgeschichte umfaßt insgesamt ca. 1500 Bde. Davon sind ca. 30 Prozent aus dem 19. Jh und 2,5 Prozent aus dem 16. bis 18. Jh. Der Bestand gliedert sich in ca. 300 Monographien und 1200 Zeitschriften- bzw. Zeitungsbände. Bei den Zeitungen handelt es sich durchweg um Jahrgänge aus dem 19. und frühen 20. Jh. Vorhanden sind u. a. Simplicissimus, Die Jugend, Die Gartenlaube, Westermann's Monatshefte, Historisch-Politische Blätter der Görres-Gesellschaft, Süddeutsche Monatshefte, Fliegende Blätter, Hochland, Allgemeine (Bayerische, Neue) Rundschau. Als Besonderheiten seien genannt ein Bestand an Kochbüchern (z. T. handgeschrieben, die ältesten aus dem 17. Jh), Werke zur Medizingeschichte (z. B. Arzneibücher, ebenfalls bereits aus dem 17. Jh), eine Anleitung für Hebammen sowie Haus- und Wirtschaftskalender.

2.4 In der Sachgruppe Volkskunde stehen ca. 770 Bde, einschließlich ca. 270 Zeitschriften und Jahrbücher. Davon sind ca. 6 Prozent aus dem 19. Jh und 0,3 Prozent aus dem 18. Jh. Schwerpunktthemen sind die Bereiche " Wohnen", " Kleidung", " Religiöse Volkskunde", " Brauch", " Aberglaube", " Volksmedizin", " Volkskunst" und " Volksschauspiel". Hervorzuheben sind umfangreiche Volksliedsammlungen, zum Großteil bereits aus dem 19. Jh.

2.5 Die Sachgruppe Recht, Rechtsgeschichte umfaßt insgesamt ca. 2000 Bde, davon ca. 65 Prozent aus dem 19. Jh, 10 Prozent aus dem 18. Jh und 7 Prozent aus dem 16. und 17. Jh. Den größten Anteil stellen die ca. 1400 Amtsblätter, einsetzend im 18. Jh mit Churpfalzbairischen Intelligenzblättern, dem Gesetz- und Verordnungsblatt, Ministerialamtsblättern, dem Kreisamts- und dem lokalen Amtsblatt, Polizeiamtsblättern und dem Reichs-, dann Bundesgesetzblatt. Hof- und Staatskalender (18. Jh) und Hof- und Staatshandbuch (19. Jh) sind ebenfalls vorhanden. Im Buchbestand dieser Gruppe (ca. 600 Bde) liegen die wichtigsten Gesetzessammlungen wie Weber, Döllinger, Kreittmayr vor sowie Rechtskommentare bereits aus dem 16. Jh; vertreten sind Juristen wie Michael Beuther, Hermannus Antonius Maria de Chlingensperg (Tractatus Juridicus de Hoffmarchialo Jure, Ingolstadt 1731), Anton Wilhelm Ertl, Andreas Perneder und Caspar Schmid. An Einzelgesetzen sind zu nennen z. B. der Code Civil, die Bayerische Landrechtsreform 1518 und 1616, Landesfreiheiten aus dem 16. Jh, eine Maut- und Accisordnung, die Halsgerichtsordnung Karls V. (Carolina), eine Zusammenstellung der Reichskammergerichtsrechtsprechung (16. Jh) sowie einzelne kleinere Instructionen und Mandate.

2.6 In der Sachgruppe Topographie mit insgesamt ca. 1000 Bdn stammen ca. 15 Prozent aus dem 19. Jh, 3 Prozent aus dem 18. Jh und nur vereinzelt Werke aus dem 16. und 17. Jh. Sie enthält Weltbeschreibungen, Literatur zu Vermessung und Kartographie sowie Geologie, ebenso Land- und Reisebeschreibungen sowie Städteansichten von Michael Wening (1645-1718), Matthäus Merian (1593-1650), Philipp Apian (1531-1589), Anton Wilhelm Ertl (1654) und Adrian von Riedl (1746-1809). Von den insgesamt ca. 350 Bdn der Sachgruppe Statistik stammen ca. 5 Prozent aus dem 19. Jh, u. a. Joseph von Hazzis Statistische Aufschlüsse über das Herzogtum Baiern (Nürnberg 1801-1808) sowie einzelne statistische Auswertungen.

2.7 Die Sachgruppe Biographien enthält insgesamt ca. 630 Bde, davon ca. 25 Prozent aus dem 19. Jh. Hier stehen neben gängigen biographischen Lexika zahlreiche biographische Handbücher und Einzelbiographien. Bei der Sachgruppe Wirtschafts- und Sozialgeschichte mit insgesamt ca. 220 Bdn sind weniger als 3 Prozent aus dem 19. Jh. Die Sachgruppe Lexika, Archiv- und Bibliothekskunde enthält insgesamt ca. 80 Bde: einige wenige Handbücher und Bibliothekskataloge sowie das Allgemeine Lexikon (1726 ff.).

2.8 Bei der Sachgruppe Literatur und Literaturwissenschaft mit insgesamt ca. 1000 Bdn sind ca. 45 Prozent aus dem 19. Jh und 2 Prozent aus dem 18. Jh. Neben zahlreichen Handbüchern und allgemeinen Darstellungen sind die wesentlichen Klassiker vertreten. Die Goethe-Literatur enthält eine italienische Übersetzung des Werther (1782) und die Erstausgabe vom Leben des Benvenuto Cellini (Tübingen 1803). In einer vollständigen Originalausgabe sind sämtliche Werke von Lorenz von Westenrieder vorhanden. Bei der lokalen Literatur sind neben den heutigen einheimischen Autoren z. B. Josef Hofmiller (1872-1933) und Eduard Stemplinger (1870-1964) hervorzuheben.

2.9 Die Sachgruppe Kirchengeschichte umfaßt insgesamt ca. 800 Bde, davon ca. 30 Prozent aus dem 19. Jh, 12 Prozent aus dem 18. Jh, 3 Prozent aus dem 17. Jh und 4 Titel aus dem 16. Jh. Neben allgemeinen Nachschlagewerken und Handbüchern sind Monographien zu Kirchenrecht, Papsttum, Konzilien, Bistums- und Ordensgeschichte sowie Abhandlungen über einzelne Kirchen, Klöster und Stifte vorhanden. Beim historischen Bestand sind besonders hervorzuheben verschiedene Bibelausgaben seit dem 16. Jh (1582, 1584, 1587 von Johann Dietenberger, 1615 von Vitus Faber, 1693 von Caspar Ulenberg), Liturgische Bücher, Kirchenmusik, Gesangbücher, u. a. ein Missale Romanum (Ingolstadt 1610), zahlreiche Gebetbücher (gedruckt und handschriftlich) sowie Andachtsbücher und Predigten. Erwähnung verdient das Roseum Memoriale divinorum eloquiorum (Leipzig 1505) des Melker Benediktiners Petrus von Rosenheim (um 1380-1433).

2.10 Von den insgesamt ca. 4600 Bdn der Sachgruppe Kunstgeschichte einschließlich ca. 630 Zeitschriften sind ca. 2 Prozent aus dem 19. Jh. Vorhanden sind neben allgemeinen Lexika, Künstlerlexika und umfassenden Darstellungen zahlreiche Werke zu den einzelnen Kunstgattungen, zur Kunsttheorie, zur Ikonographie sowie Künstlermonographien, außerdem mehr als 2370 Kunstführer und Kunstinventare, überwiegend aus dem deutschen, insbesondere dem bayerischen Raum. Die Sachgruppe Musik und Theater enthält insgesamt nur 100 Bde, davon 12 Prozent aus dem 19. Jh und ein Buch aus dem 18. Jh. Hervorzuheben sind Felix Josef Lipowsky, Baierisches Musik-Lexikon (1811) und Leopold Mozart, Gründliche Violinschule (Augsburg 1756).

2.11 In der Sachgruppe Schul- und Bildungsgeschichte stehen insgesamt ca. 250 Bde. Davon sind ca. 25 Prozent aus dem 19. Jh und nur wenige frühere Werke. Bei den älteren Werken handelt es sich meist um Schulbücher. Vorhanden sind außerdem Lehrpersonal-Schematismen, Berichte und Reden der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und einzelner Universitäten, z. B. Matrikel der Universitäten Dillingen (1551-1694) und Innsbruck (1671-1735); darüber hinaus Schulordnungen, pädagogische Anleitungen sowie (allerdings unvollständig) die Blätter für das Bayerische Gymnasialschulwesen.

Sonderbestände

2.12 Zeitungen. Vorhanden sind an älteren Zeitungen die Lokalzeitung mit ihren Vorläufern seit 1833 (Rosenheimer Anzeiger, Rosenheimer Tagblatt Wendelstein, Oberbayerisches Volksblatt) und kleinere Bestände wie lokale Anzeigenblätter, Beilagen zur Lokalzeitung etc. aus dem 19. Jh.

2.13 " Abgelöste Fragmente". Es handelt sich um einen umfänglichen Bestand an vormaligen Makulatureinbänden, die in einer Ablösungsaktion 1982/83 sichergestellt wurden. Neben Handschriftenfragmenten konnten unter den lateinischen Drucken 12 Inkunabelfragmente identifiziert werden, darunter 7 verschiedene liturgische Drucke und Stücke einer Seneca-Ausgabe (Neapel 1475), die in Bayern nur noch in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg vorhanden ist.

3. KATALOGE

Verfasserkatalog

Schlagwortkatalog

Systematischer Katalog

[in Zettelform; alle 3 Kataloge ab 1991 im Aufbau]

Alter Alphabetischer Katalog

[nur bedingt gültig; umfaßt nicht die historischen Bestände]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Im Stadtarchiv: Städtische Sammlungen, Museum, Archiv, Bibliothek, Kunstblattsammlung, Gemäldesammlung 1901

Neubau eines Gebäudes zur Unterbringung des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek 1935

4.2 Darstellungen

Jahresbericht über die Städtischen Sammlungen Rosenheim 1901-1908

Zunhammer, Thomas: Die Bibliotheken in der Stadt Rosenheim. Historische Recherche und Bestandsaufnahme. Rosenheim 1989

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Miesbeck, Peter: Zerschnittene Bücher Oder: Literatur im Einband. In: Das Bayerische Inn-Oberland 46 (1986) S. 5-26

Stand: Januar 1992

Ingeborg Armbrüster


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.