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Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Klever-Tor-Platz 1, 4230 Wesel [Karte]
Telefon. (0281) 203-389

Unterhaltsträger. Stadt Wesel
Funktion. Verwaltung der Bestände der Gymnasialbibliothek und Heresbachschen Bibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-12 Uhr und 14-16 Uhr, Donnerstag nach Voranmeldung auch bis 18 Uhr, Freitag 9-12 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 20 Minuten). A 3, Ausfahrt Wesel/Schermbeck; A 57, Ausfahrt Alpen, B 58. Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Aufbau einer Bibliothek des aus der Lateinschule (gegründet 1342) hervorgegangenen Weseler Gymnasiums begann im Jahre 1784 mit Bücherankäufen des amtierenden Rektors N. Hüther aus Mitteln der Schulkasse. Ein wertvoller und bedeutender Zuwachs erfolgte 1788, als die sogenannte Heresbachsche Bibliothek dem Gymnasium zur " besseren Bewahrung und Benutzung" übergeben wurde. Diese bestand (1) aus dem Rest der Bücher, welche der Humanist und Erasmusfreund Konrad von Heresbach (1496-1576) im Jahre 1576 der Stadt Wesel vermacht hatte (ursprünglich ca. 2000 Bde, von denen die meisten, wie auch die Manuskripte fast aller Werke Konrad von Heresbachs, durch Kriegswirren verlorengegangen sind), (2) aus einem Teil der Bücher, die Otto von Gent als Eroberer der Stadt Wesel dem ehemals in Wesel bestehenden Augustinerkloster entnommen und 1629 zur Vergrößerung der Bestände der Heresbachschen Bibliothek übereignet hatte, und (3) aus Büchern, meist geschichtlichen Inhalts, die der erste Bürgermeister von Wesel, Johannes Hinsen (1698-1702), aus Kirchen- und Kammermitteln aufgekauft hatte.

1.2 Der von Hüther 1788 angefertigte Katalog zählt insgesamt 306 Bücher; im Jahre 1812 waren ca. 300 Bde vorhanden. Zum Zeitpunkt der Verschmelzung der bis dahin getrennt aufgestellten Heresbachschen Bibliothek mit der Gymnasialbibliothek im Jahre 1820 gab der amtierende Rektor Conrad Mettingh (1778-1829) 901 Bde als Gesamtbestand an. Vierzehn Jahre später zählte die Bibliothek 2178 Bde und 1854 6400 Bde, davon 1050 Bde Periodika.

1.3 Weitere Nachrichten zur Bestandsgeschichte sind nur spärlich vorhanden. Ein Teil des Bestandes wurde im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Der Rest wird derzeit im Stadtarchiv Wesel aufbewahrt und zählt gegenwärtig ca. 2000 Titel.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der chronologische Schwerpunkt des Gesamtbestandes liegt in der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Er gliedert sich in 12 Inkunabeln, 70 Titel des 16. Jhs, ca. 50 Titel aus der ersten und ca. 120 aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs, ca. 200 Titel aus der ersten und ca. 680 aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs, ca. 400 Titel aus der ersten und ca. 450 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Dieses Profil ergibt sich, weil speziell die Mehrzahl deutschsprachiger Titel im 18. Jh entstanden ist (ca. 500 Titel). Die lateinischen Titel kulminieren jeweils in der zweiten Hälfte des 17. und 18. Jhs (ca. 90 bzw. 80 Titel), während die französischen im 18. Jh von ca. 50 Titeln in der ersten auf ca. 80 in der zweiten Hälfte ansteigen, ansonsten aber nur geringfügig vertreten sind.

2.2 In sprachlicher Hinsicht dominiert Deutsch (ca. 1300 Titel) vor Latein (ca. 450 Titel) und Französisch mit ca. 160 Titeln. An anderen Sprachen sind einzelne italienische, griechische, spanische, holländische und englische Titel vorhanden (insgesamt ca. 35). Systematische Übersicht

2.3 Der Beschreibung liegt der Katalog von Karl Classen zugrunde, der mit dem chronologischen Zettelkatalog verglichen wurde. Ein Teil des Bestandes ist noch verpackt, daher muß auf eine genauere quantitative Darstellung verzichtet werden. Der Bestand ist in 7 Gruppen eingeteilt, wobei diese oft nocls unterteilt sind. Die Heresbachsche Bibliothek ist in der systematischen Beschreibung zahlenmäßig berücksichtigt, wird aber am Schluß eigens charakterisiert.

2.4 Die Gruppe Altertumswissenschaften umfaßt ca. 800 Titel antiker und mittelalterlicher lateinischer und griechischer Autoren, ca. 35 Wörterbücher, ca. 100 Grammatiken und ca. 110 Titel zur zumeist lateinischen Mythologie. Insgesamt sind ca. 220 Namen von lateinischen und griechischen Schriftstellern zu erwähnen, wobei vor allem Homer (ca. 55 Titel), Horaz (ca. 40), Tacitus (20), Plato (14) und Aristoteles (10) vertreten sind.

2.5 Die Gruppe Deutsch und Neuere Sprachen (ca. 360 Titel) umfaßt 20 deutsche, 11 französische, 5 englische und 12 italienische bzw. niederländische Wörterbücher, ca. 60 deutsche, 23 französische, 6 englische Grammatiken und Sprachlehrbücher sowie Literaturgeschichten, Schriftsteller und spezielle Periodika aus den genannten Sprachen. Die Gruppe der orientalischen Sprachen umfaßt insgesamt ca. 35 Titel, davon 13 hebräische Texte bzw. Sprachlehrbücher und 21 andere Textbücher und Grammatiken.

2.6 Umfangreicher stellt sich die Gruppe Geschichte und Erdkunde mit insgesamt ca. 770 Titeln dar. Es handelt sich um ca. 75 allgemeine Weltgeschichten und um ca. 75 Titel zur Geschichte des Altertums, vorwiegend griechische (ca. 40 Titel) und römische (ca. 35). Deutsche Geschichte ist mit ca. 150 Titeln allgemein und mit ca. 60 Titeln zur brandenburgisch-preußischen Geschichte, mit ca. 70 zur rheinischen und zu anderer Lokalgeschichte und mit 10 Titeln zur Geschichte der Stadt Wesel vertreten. Von den Werken zur außerdeutschen Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit stehen zahlenmäßig Titel zur französischen Geschichte (ca. 40) an erster Stelle. Es folgen Werke über englische (ca. 25), amerikanische (10), niederländische, russische, spanische und sonstige europäische (insgesamt ca. 40) und nichteuropäische Geschichte (4). Es schließen sich Werke zur Diplomatik, Heraldik, Numismatik, Chronologie und Genealogie an (insgesamt 20 Titel) sowie zur Erdkunde, gegliedert in allgemeine Erdkunde (ca. 45), einzelne Länder oder Erdteile (ca. 30), Reisebeschreibungen (20), Atlanten (ca. 30) und spezifische Periodika (ca. 25 Titel).

2.7 Die Gruppe Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin (ca. 360 Titel) ist gegliedert in ca. 90 Titel zur Mathematik, ca. 100 Titel beschreibende (Zoologie, Botanik, Mineralogie und Geologie) und ca. 130 Titel reine Naturwissenschaften (Physik, Astronomie und Chemie) sowie 20 medizinische Titel und 14 Periodika.

2.8 Umfangreicher stellt sich die Gruppe Theologie, Philosophie und Pädagogik mit insgesamt ca. 600 Titeln dar. Die theologischen Schriften enthalten 10 Gesamtausgaben der Bibel, 18 Alte und 30 Neue Testamente sowie ca. 50 einzelne, teilweise kommentierte biblische Schriften. An Bibelkommentaren sind ca. 60 Titel vorhanden. Kirchengeschichte ist mit ca. 100, dogmatische und kontroverstheologische Schriften mit ca. 75, praktische und erbauliche Texte seit der Reformation sind nur mit ca. 25 Titeln vertreten. Zur Philosophie finden sich ca. 100, zur Pädagogik ca. 80 Titel. An fachspezifischen Periodika sind ca. 30 Titel vorhanden.

2.9 Bei den Schriften zu Recht und Staatswissenschaften, Kunst, Kunstgeschichte und Varia (insgesamt ca. 300 Titel), stellen Recht und Staatswissenschaft mit ca. 110 Titeln den größten Block dar. Es folgen mit ca. 50 Titeln die Varia, mit ca. 35 Titeln Schriften zum Bibliothekswesen, mit ca. 25 Titeln Kunst und Kunstgeschichte, mit 20 Titeln Schriften zum Turnunterricht sowie 14 Lexika und 12 Biographien. Hinzu kommen ca. 40 Zeitschriften verschiedenen Inhalts.

2.10 Gesondert aufgestellt sind ca. 30 französische, lateinische und deutsche Publikationen Weseler Drucker aus dem 17. und 19. Jh, speziell Militaria, z. B. Andrea ab Hoogenhuysen, Vegetius Renatus, französische, z. B. Code administratif, Code Napoléon, und deutsche Gesetzessammlungen, z. B. J. J. Scottis Jülich-Cleve und Bergische Verordnungen, 1475-1816, und seine Ausgabe Cleve-Markischer Provinzialgesetze, 1418-1816, sowie Amtsblätter des Regierungsbezirkes Düsseldorf von 1824 bis 1900.

2.11 Besondere Beachtung verdienen die ca. 50 in einer Liste zusammengefaßten Titel der " Alten Heresbach-Bibliothek in der Bibliothek des Weseler Gymnasiums". Es handelt sich um 7 lateinische und eine niederländische Inkunabel aus italienischen Offizinen sowie einer niederländischen und einer Baseler Druckerei und um 27 Titel vor allem aus der ersten und zweiten Hälfte des 16. Jhs. Die Inkunabeln behandeln altertumswissenschaftliche Themen (ein griechisches Wörterbuch, Texte von Aristophanes und anderen antiken Autoren sowie eine griechische Grammatik), ein kirchengeschichtliches und ein biblisches Thema sowie rechtliche Inhalte. Die übrigen Titel besitzen teilweise handschriftliche Einträge und Anmerkungen von Konrad Heresbach und behandeln antike, geschichtliche, theologische, naturkundliche, agrikulturelle und medizinische Themen.

3. KATALOGE

Katalog der Heresbach-Bibliothek

[1543 hschr. von Konrad Heresbach systematisch angelegt und sorgfältig fortgeführt]

Chronologischer Katalog [in Zettelform]

Verzeichnis der alten Heresbachschen Bibliothek

[mschr.]

Braun, Wilhelm: Die Handschriften und alten Drucke der Gymnasialbibliothek (Wesel). In: Programm Wesel 1876, S. 51-63

Classen, Karl: Bücherverzeichnis der Lehrerbibliothek des Königlichen Gymnasiums zu Wesel. In: Programm Wesel 1907, S. 591 ff.; 1908, S. 618 ff.

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Wolters, Albrecht: Konrad von Heresbach. Elberfeld 1867, S. 227-231

Stand: Januar 1991

Rüdiger Augst


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.