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Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Neubaustraße 12, 97070 Würzburg [Karte]
Telefon. (0931) 373-308 oder 373-228
Telefax. (0931) 373-397

Unterhaltsträger. Stadt Würzburg
Funktion. Wissenschaftliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Stadtgeschichte Würzburgs; Stadtgeschichte allgemein; Geschichte des Hochstifts und des Bistums Würzburg; Fränkische Landesgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek, nicht öffentlich zugänglich, Vorlage nur durch den Bibliothekar. Freihandaufstellung von Nachschlagewerken und Handbibliothek im Lesesaal. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-16 Uhr, Freitag 8-12 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät (eingeschränkte Benutzung), Mikrofilm-Lesegerät, Reader-Printer (eingeschränkte Benutzung).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linien 1, 3, 5) bis Haltestelle Neubaustraße. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof ca. 15 Minuten. Parkhaus gegenüber.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die heutige wissenschaftliche Bibliothek des Stadtarchivs Würzburg geht auf die testamentarische Schenkung des Würzburger Professors für Kirchenrecht und Kirchengeschichte Johann Baptist Schwab (1811-1872) zurück, der 1872 seine umfangreiche, aus 2079 Werken in 3446 Bdn bestehende Privatbibliothek der Stadt Würzburg vermachte. Bei dieser Schwab'schen Bibliothek handelt es sich größtenteils um juristische und theologische Literatur. Verbunden war diese Erbschaft allerdings mit der Auflage, eine Stadtbibliothek zu gründen. Nachdem die Bücher 1873 in den Besitz der Stadt Würzburg übergegangen waren, wurden sie zunächst im Grafeneckartsturm des Rathauses aufbewahrt. 1886/87 erhielten sie einen eigenen Raum im Magistratsgebäude. Gleichzeitig erließ die Stadt eine Benutzerordnung.

1.2 Der Bestand wuchs in den folgenden Jahren durch weitere Schenkungen. So erhielt die Bibliothek u. a. in den neunziger Jahren des 19. Jhs Bücher von dem Forstmeister Hering, dem Kustos Albrecht Rabus und später von Frau Dr. Pöhlmann (1929/30). Hinzu kam die Übernahme von Nachlässen. Als bedeutendste Erweiterung kann der Nachlaß des Juristen und Historikers Dr. Adam Gottfried Ziegler (1847-1918) angesehen werden. Mindestens 600 Bde, vorwiegend zu juristischen und historischen Themen, gingen dabei in die Bibliothek des Stadtarchivs ein. Ankäufe aus privater Hand, z. B. die Bibliothek des Geheimen Rates Dr. Theodor Henner, und aus Antiquariaten sorgten zudem für eine Erweiterung des historischen Bestandes und für die Vervollständigung der Literatur zur Würzburger Stadtgeschichte. 1901 wurde ein Bestandskatalog gedruckt, 1908 erschien ein Nachtragsband.

1.3 Im Jahre 1906 bezog die damalige Stadtbibliothek neue, erweiterte Räume im Rathaus. Ihre Verwaltung übernahm die daneben bestehende Amtsbibliothek. 1921 erfolgten die Zusammenlegung der Bibliothek des Volksbildungsvereins mit der Stadtbibliothek und der Umzug in die Ludwigshalle. 1923 kam die städtische Lehrerbücherei hinzu. Aufgrund des angewachsenen Bestandes organisierte man 1928 bis 1930 die Bibliothek neu. Landes- und stadtgeschichtliche sowie historische Bestände wurden an das Stadtarchiv überwiesen, ein Teil der bibliophilen Werke verkauft. Der Großteil des Bestandes bildete die Basis der 1931 neueröffneten Städtischen Volksbücherei (Max-Heim-Stiftung). Im Stadtarchiv entstand aus der bereits vorhandenen Hilfsbibliothek und den neu hinzugekommenen Beständen eine wissenschaftliche Bibliothek mit umfassendem stadtgeschichtlichen Bucterial. Bibliotheks- und Archivgut waren im Zweiten Weltkrieg ausgelagert und erlitten keine Verluste. 1978 erhielten Bibliothek und Stadtarchiv Würzburg ein angemessenes Domizil in den wiederaufgebauten Barockhäusern in der Neubaustraße. Den letzten großen Zuwachs, insgesamt ca. 8500 Bde, erfuhr die Bibliothek 1993, als das Archiv die Bibliotheken der Schriftsteller Wilhelm Weigand (deutsche, englische und französische Klassiker) und Alexander von Gleichen-Russwurm übernahm. Auch die alte Kulturamtsbibliothek ging in den Besitz des Archivs über.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Zur wissenschaftlichen Bibliothek selbst kommen die Amtsbibliothek und als Sonderbestand eine Sammlung älterer Zeitungen hinzu. Da die Bibliothek bisher nicht hauptamtlich betreut wurde - erst seit 1984 sind Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten möglich -, gibt es weder einen vollständigen Katalog noch genaue Zahlenangaben. Der Bestand umfaßt 480 lfd. Meter (z. Z. ca. 32.000 Bde), davon 25 Meter zur Stadtgeschichte Würzburgs sowie 165 Meter Bestände der Amtsbibliothek.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bestände reichen bis ins 16. Jh zurück. Eine genaue chronologische Aufgliederung ist jedoch nicht möglich. Der Schwerpunkt liegt bei Literatur aus dem 19. und 20. Jh. Auch eine Übersicht über die sprachliche Zusammensetzung kann noch nicht gegeben werden. Bei den theologischen und juristischen Werken ist eine größere Anzahl lateinischer Titel vorhanden.

Systematische Übersicht

2.3 Der Bestand der Wissenschaftlichen Bibliothek ist systematisch geordnet. Die Aufstellungssystematik wurde im Rahmen der seit 1984 vorgenommenen Neuordnung der Bibliothek entwickelt. Sie basiert auf einer älteren, wohl ab 1930 nach Einrichtung der Archivbücherei eingeführten Systematik, die z. T. übernommen, im lokal- und regionalgeschichtlichen Teil jedoch geändert und verbessert wurde. Die Sachgebiete Bayern, Franken, Bistum und Hochstift Würzburg wurden ausgegrenzt, neu geordnet und untergliedert.

2.4 Den Schwerpunkt bildet die stadtgeschichtliche Literatur zu Würzburg. Das Spektrum reicht neben gedruckten Quellen von allgemeinen Geschichtsdarstellungen (Frühgeschichte bis Wiederaufbau nach 1945), Rechtsgeschichte, Stadtentwicklung mit Wohnungsbau und Versorgungslage, über Stadtkunde (Topographie, Volkskunde u. ä.), Gesundheits- und Sozialwesen, Stiftungen und kirchliche Institutionen bis zum Würzburger Schulwesen. Hinzu kommen Werke zur Wirtschaftsgeschichte Würzburgs sowie zu kulturellen Einrichtungen, darunter zahlreiche Stadtführer und Bildbände neueren Datums. Beispiele aus der älteren Stadtliteratur sind Andreas Niemayer, Kunstgeschichte der Stadt Würzburg (1864), Beschreibung des Sehens- und Merkwürdigen in und um Würzburg (1824) und Georg Ludwig Hueber, Lithographiae Wirceburgensis ducentis lapidum figuratorum ... (1726). Darüber hinaus ist Literatur vorhanden zur allgemeinen Geschichte, Kirchengeschichte, Vor- und Frühgeschichte, Deutschen Geschichte, Kunstgeschichte, Rechts- und Verfassungsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Geographie, zum Militärwesen, zur Kulturgeschichte, zu den Hilfswissenschaften, zur Geschichte Bayerns und zur Geschichte Frankens sowie zum Bistum und Hochstift Würzburg. Personengeschichtliche, ortsgeschichtliche, universitätsgeschichtliche und allgemeine stadtgeschichtliche Literatur schließen sich an. Der Anteil des historischen Materials am Gesamtbestand variiert innerhalb der Gruppen; am höchsten ist er bei der Kirchengeschichte sowie bei der Rechts- und Verfassungsgeschichte (ca. 30 bis 50 Prozent).

2.5 Hervorzuheben ist der Bestand zu Hochstift und Bistum Würzburg, der eine Reihe von Biographien Würzburger Bischöfe enthält (Anteil des historischen Bestandes am Gesamtbestand 10 bis 30 Prozent). Nennenswert sind außerdem die Kayserliche Landgerichtsordnung des Hochstifts Würzburgs und Herzogthums Franken (Würzburg 1618); Johan Bischof, Ein neues und schönes Büchlein von der Stadt Würzburg von 680 bis 1569 (Würzburg und Rothenburg o. T. 1569) und Johann Georg von Eckart, Commentarii de rebus Franciae orientalis et Episcopatus Wirceburgensis (1729). Die Literatur zu Franken umfaßt u. a. ein Geographisches statistisch-topographisches Lexikon von Franken (1801), eine Beschreibung des Rhöngebirges (1816) und ein Bändchen über den fränkischen Weinbau von 1791. Der Bestand zur Universität Würzburg enthält außer der neueren Literatur ältere Festreden und Chroniken, z. B. Christian Bönickes Grundriß einer Geschichte von der Universität zu Wirzburg (1782).

2.6 Zu den Bereichen Personen- und Städtemonographien existiert eine Sammlung biographischer und stadtgeschichtlicher Literatur, z. B. Joseph Heller, Dürer-Biografie (1827); Georg Joseph Vogler, Tonwissenschaft und Tonsezkunst (1776) oder die Gründlich- und richtigste Untersuchung deren Kißinger Heyl- und Gesundheitsbrunnen (1738). Der Bestand an Kalendern, der bis 1686 zurückreicht, umfaßt u. a. eine nahezu lückenlose Reihe des Fürstlichen Hochstiffts Wirtzburg und Herzogthums Franken neu eingerichteten Hoff- Stands- und Staatskalenders (1747 ff.) und eine Sammlung von Taschenkalendern ab 1828. Erwähnenswert sind außerdem die Taschen-Bibliothek der wichtigsten und interessantesten Reisen in die Türkei (1829) mit zahlreichen Landkarten, Plänen und Porträts und ein Nachdruck des Sachsenspiegels (1569).

2.7 Der nach einem früheren System verwaltete Altbestand enthält nicht nur eine umfangreiche Sammlung von Werken aus dem 18. Jh, sondern auch die ältesten und wertvollsten Bücher der Bibliothek, die, zumeist in Latein, den Bereichen Theologie und Philosophie zuzuordnen sind. Zu nennen sind Melanchthons Loci communes (Wittenberg 1541), Petrus Lombardus' Sententiarum libri (Löwen 1557), Luthers Tischreden (Leipzig 1577) oder ein Panegyricus Ulrich von Huttens auf den Erzbischof Albrecht von Mainz (Tübingen 1515). Desweiteren finden sich Ausgaben griechischer und römischer Klassiker wie Epiktets Enchiridion (1660) oder Plinius' Historia Naturalis (1548).

2.8 Die Amtsbibliothek enthält vor allem Sammlungen von Gesetz- und Amtsblättern. Als Sonderbestand wird eine Sammlung alter und neuer Zeitungen geführt. Sie reicht allerdings nur bis zum Anfang des 19. Jhs zurück. Als Beispiele seien genannt Die Würzburger Zeitung bzw. Die Neue Würzburger Zeitung (1804-1883), Die Postkutsche (1845-1847) und Der Religionsfreund für Katholiken (1822-1828).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Es existiert kein vollständiger Katalog, der alle Bibliotheksbestände erfaßt.

Verfasser-, Schlagwort- und Standortkatalog

[in Zettelform; seit 1984 in Anlehnung an RAK erstellt; erfaßt die Bestände Stadtgeschichte Würzburg, Stadtgeschichte allgemein, Hochstift und Bistum Würzburg sowie Franken]

Die Bestände Stadt, Hochstift/Bistum Würzburg, Franken und Bayern sind auch mittels des Archivierungs- und Recherchesystems LARS erfaßt.

Kurzverzeichnisse

[für die Bereiche " Personen A-Z" und " Städte A-Z"; Listen der Personen und Orte, zu denen Literatur vorhanden ist]

Die Bücher zur Universität Würzburg sind nur hschr. verzeichnet.

Bestand " Kalender" [Zettelkatalog]

Zeitungen-Sammlung [Zettelkatalog]

Die Verzeichnung der übrigen Bestände ist in Arbeit.

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Dr. Schwab'schen Stadtbibliothek zu Würzburg. Hrsg. vom Stadtmagistrat Würzburg. Würzburg 1901 [mit 1. Nachtrag, Würzburg 1908]

Katalog der städtischen Amtsbibliothek zu Würzburg, abgeschlossen am 1. Mai 1911. Hrsg. vom Stadtmagistrat Würzburg. Würzburg o. J.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Verwaltungsberichte der Stadt Würzburg 1873 ff.

4.2 Darstellungen

Pröve, Karl-Heinz: Von der ersten Lesegesellschaft zur Stadtbücherei. In: Mainfränkische Hefte 48 (1967) besonders S. 41-49

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bartholomäus, Christine: Fundgrube für Stadtgeschichte. Blick in die Bibliothek des Stadtarchivs. In: Fränkisches Volksblatt vom 7. August 1987

dies.: Faszinierende Reise in die Türkei. Schätze aus der Bibliothek des Stadtarchivs. In: Fränkisches Volksblatt vom 14. August 1987

dies.: Lesestoff fürs ganze Jahr. Schätze aus der Bibliothek des Stadtarchivs. In: Fränkisches Volksblatt vom 24. August 1987

dies.: Vom Sachsenspiegel zum Code Napoléon. Schätze aus der Bibliothek des Stadtarchivs. In: Fränkisches Volksblatt vom 16. September 1987

dies.: Buchraritäten über den Wein. Schätze aus der Bibliothek des Stadtarchivs. In: Fränkisches Volksblatt vom 10. Dezember 1987

dies.: Lockung des Dampfrosses widerstehen. Schätze aus der Bibliothek des Stadtarchivs. In: Fränkisches Volksblatt vom 12. Januar 1988

Flade, Roland: Ein reiselustiger " Bücherwurm" überwarf sich mit dem Bischof. Stadtarchiv besitzt Bibliothek mit über 14.000 Bdn. In: Mainpost vom 12. Juni 1987

Von kleinen und großen Büchern. Schätze aus der Bibliothek des Stadtarchivs. In: Fränkisches Volksblatt vom 5. August 1987

Stand: August 1993

Gabriele Geibig

Christine Bartholomäus


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.