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Stadtbibliothek

Adresse. Marktplatz 1, 91438 Bad Windsheim; [Karte]
Postfach 260, 91425 Bad Windsheim
Telefon. (09841) 6689-0
Telefax. (09841) 6689-50
Bibliothekssigel. <162>

Unterhaltsträger. Stadt Bad Windsheim
Funktion. Historische Stadtbibliothek mit wissenschaftlichen und musealen Aufgaben. Sammelgebiet. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Ge- meinsamer Lesesaal für Stadtbibliothek und Stadtarchiv im Archivgebäude, Klosterplatz 4. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-12 Uhr, außerdem Montag und Mittwoch 14-16 Uhr und Donnerstag 14-18 Uhr (geschlossen 22.12. bis 6.1. und vier Wochen im Juni/Juli). Leihverkehr: DLV (nur in Ausnahmefällen).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät; Herstellung von Planfilmaufnahmen und Mikrofilmen nach besonderer Absprache möglich.
Gedruckte Informationen. Allgemeines Informationsblatt über Bestände und Geschichte der Bibliothek; Ausstellungsführer.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung unbedingt empfehlenswert. Bahn- oder Busverbindung von Neustadt/Aisch oder Steinach b. Rothenburg. Fußwegnähe vom Bahnhof. A 7, Ausfahrt Bad Windsheim. Von B 8 oder B 13 über B 470. Parkmöglichkeit auf dem im Stadtzentrum gelegenen Klosterplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als der Rat der Reichsstadt Windsheim 1559 die Bibliothek gründete, war er bereits im Besitz einer größeren, wertvollen Büchersammlung, der des Windsheimer Augustinereremitenklosters, das 1291 von Albrecht Gailing zu Illesheim/Röllingshausen gestiftet und dessen Kirche 1295 geweiht worden war. Nach einer Periode wirtschaftlicher und geistiger Blüte im ersten Drittel des 15. Jhs wurde der zuletzt nur noch drei Mönche zählende Konvent schließlich mit Notariatsurkunde vom 13. Mai 1525 aufgelöst und mit allen Besitzungen der Stadt übergeben. Das Inventar des Klostergutes von 1524/25 ist erhalten und verzeichnet auch die " Liberey", die etwas über 200 Bde umfaßte, darunter ungefähr 130 Hss. und 75 Inkunabeln und Frühdrucke.

1.2 Das Gründungsjahr der heutigen Stadtbibliothek ist mehrfach belegt. So erscheint in den Rechnungsbüchern 1559 die umfangreiche Rubrik " Ausgeben von wegen der bibliotheck so in disem jar angefangen worden anzurichten". Zudem enthält eine hebräische Bibel, Basel 1536, im vorderen und hinteren Deckel einen Gründungsvermerk mit diesem Datum sowie eine Liste der Pfarrer, ab 1679 der Rektoren des Gymnasiums, die nebenamtlich die Bibliothek betreut haben, seit 1624 als formell beauftragte und besoldete Bibliothekare.

1.3 Der Anstoß zur Bibliotheksgründung geht aus einer undatierten " Supplicacion der kirchen diener liberey betreffend" hervor. Da es an der Förderung der Ehre Gottes und seines Wortes ein großes Hindernis sei, wenn es an Büchern über die Heilige Schrift und zu ihrem Verständnis mangele sowie an solchen, " darin die sprachen, historien und gute freie kunst verfasset sind", ersuchten " der kirchen und schul diener semptlich und sonderlich" den Rat, eine " kleine zimliche liberey" einzurichten. Sie sollte nicht nur den Antragstellern von Nutzen sein, sondern auch den übrigen Untertanen und der Jugend der Stadt zugute kommen. Zudem diene " ein solcher schatz und edles kleynod" auch späteren Generationen. Das Bittgesuch ist somit ein wertvolles Zeugnis für die Auswirkungen der Empfehlungen Luthers zur Einrichtung öffentlicher Bibliotheken.

1.4 Der Rat ging die Bibliotheksgründung energisch an. Noch im selben Jahr wurden auf der Frankfurter Buchmesse 113 Bücher gekauft, auf der Fastenmesse 1560 nocls 35 Bde, die nach einem Ratsbeschluß vom Februar 1560 im Kloster in der " undern stuben" aufgestellt wurden. Nach dieser großzügigen Erstausstattung flossen die Geldmittel verhaltener, und Bücheranschaffungen wurden in Frankfurt und später auch in Nürnberg eher sporadisch getätigt. 1573 transferierte man " die liberey oder bibliothec" aus dem baufällig gewordenen Kloster in die neue Lateinschule, um sie vor Schaden zu bewahren.

1.5 Aus dem Jahr 1616 stammt das erste erhaltene Bestandsverzeichnis der bis dahin noch weitgehend durch planmäßige Kaufakzession im Auftrag des Rates angewachsenen Sammlung, die ohne die Bücher aus dem Kloster danach 220 Bde zählte, 137 theologische Bücher und 83 " philosophici et historici libri".

1.6 Gleichzeitig begann die eigentliche Blütezeit der Stadtbibliothek, die nun wiederholt mit Bücherstiftungen und Geldlegaten aus selbstbewußten Bürgerkreisen ebenso wie von ehemaligen Windsheimern gefördert wurde. Wenn auch von keinem regelrechten Etat gesprochen werden kann, so standen offenbar bei Bedarf Mittel zur Verfügung. Der Rat war darüber hinaus bereit, mitunter auch größere Summen auszugeben. Die Erwerbung einzelner Bücher wie ganzer Privatbibliotheken und die jetzt zahlreicher werdenden Dedikationen bewirkten eine allmähliche Veränderung des ursprünglichen Charakters der Stadtbibliothek als einer typischen Bibliothek der Reformationszeit. Konkrete Prinzipien der Bestandsvermehrung scheint es nicht gegeben zu haben. Über Anschaffungen entschied der jeweilige Bibliothekar oder in besonderen Fällen der Rat.

1.7 Im Jahre 1618 wurde für 1000 Gulden die Bibliothek des verstorbenen Weißenburger Advokaten Caspar Leißler erworben, die nach dem erhaltenen Inventar von 1613 genau 550 Bde zählte, von denen allerdings schon bei der Übergabe einige " mangelten". Diese umfangreiche Neuerwerbung war offenbar Teil einer geplanten Bibliothekserweiterung größeren Ausmaßes auch in baulicher Hinsicht. Nachdem das Langhaus der Klosterkirche 1594 eingelegt worden war, richtete man den stehengebliebenen, mit einer westlichen Abschlußwand versehenen Chor 1616 durch den Einzug einer Zwischendecke und den Anbau eines Treppenturmes als Bibliotheksgebäude her. 1623 zog die Sammlung in den neuen Bibliothekssaal im Obergeschoß ein, wo sie sich noch heute befindet. Spätestens zu dieser Zeit kam die Bibliothek der Augustinereremiten zur Stadtbibliothek, wenn dies nicht schon bei deren Auslagerung 1573 der Fall gewesen war.

1.8 Das zweite erhaltene Bestandsverzeichnis von 1640 erfaßt erstmals auch die Hss. und Drucke aus dem Kloster und listet insgesamt 985 Bde auf: 514 Bde Theologie, 257 Bde Rechtswissenschaft und 214 " Libri historici, medici, politici et reliqui humaniorum artium". 1636 erhielt die Bibliothek die Büchersammlung des Windsheimer Pfarrers und ersten besoldeten Bibliothekars der Stadt, Sebastian Hornung (1587-1636), konnte offenbar aber aus rechtlichen Gründen darüber erst nach 1650 verfügen. Von den heute noch nachweisbaren und durch Vorbesitzereinträge gesicherten 87 Bdn gehören 67 zur Theologie, 15 zur Philologie, 5 Bücher sind juristischen Inhalts. Durch Vorbesitzereinträge lassen sich noch sieben weitere kleinere Privatbibliotheken des 16. und 17. Jhs im Bestand feststellen.

1.9 Ein besonderer Fall ist der des aus Oberungarn stammenden Windsheimer Rektors und Bürgermeisters Tobias Schumberg (1627-1713), der seine über 160 Werke umfassende private Büchersammlung der Stadtbibliothek vermachen wollte und 1700 in einem " Register" erfaßte. Nach seinem Tod kam es jedoch auch hier zu Auseinandersetzungen um das Erbe und den Verbleib der Bücher. Da das " Register" nach 1927 verloren ging, läßt sich nicht mehr klären, ob nur jene 8 Bücher, die sich durch Schumbergs Besitzvermerk noch sicher als seine Privatexemplare bestimmen lassen, oder doch alle 160 Werke zur Bibliothek gekommen sind.

1.10 Im Jahre 1728 legte Rektor und Bibliothekar Andreas Seyboth (1692-1762) einen Katalog über die inzwischen auf 2364 Bde angewachsene Bibliothek an: 1285 Bde Theologie, 341 juristische, 293 historische und geographische Bde und 445 aus dem Bereich der Naturwissenschaften und Philologie. 1740 erhielt der Bibliothekssaal ein gotisches Gewölbe und damit sein bis heute unverändertes Aussehen. Zwei Jahre später vermachte Apotheker und Bürgermeister Sigmund Korneffer (1671-1742) dem Rat seine Privatbibliothek. Sicher dieser Stiftung zuzuordnen sind heute noch 27 Bde, die wiederum von Korneffers Vater Johann Samuel (1638-1703) stammten, ebenfalls Apotheker und Bürgermeister in Windsheim, mit fünf theologischen und 83 medizinischen, pharmazeutischen und chemischen Werken aus dem 16. und 17. Jh.

1.11 Auch der Bruder Sigmund Korneffers, der wie der Vater Johann Samuel hieß, Reichshofratsagent in Wien war und dort 1751 starb, stiftete seine " Bibliothec und Manuscripta" seiner Vaterstadt. Da es um dieses Vermächtnis wiederum zu einem Rechtsstreit kam, dauerte es schließlich bis zum Dezember 1755, bis die " Bücher, Deductiones und Disputationes" nach Windsheim kamen jedoch nicht die Hss., von denen sich nur eine hierher verirrt hat.

1.12 Um 1745 wurde offenbar eine eigene Bibliothekskasse eingerichtet, deren Rechnungen allerdings nicht erhalten sind. Unter dem Rektor und Bibliothekar Georg Wilhelm Dietz (1710-1786) entstand 1763 und 1766 abermals ein Katalog über nunmehr 3516 Bde: 1460 Bde Theologie, 619 Bde Geschichte und Geographie, 630 Bde Rechtswissenschaft, 475 Bde Philologie und 332 Bde Naturwissenschaften.

1.13 Als sich Dietz 1780 aus Gesundheitsgründen zur Ruhe setzen mußte, vereinbarte er mit dem Rat die Weiterzahlung seines Gehalts, wofür er ihm die Übereignung seiner ansehnlichen Bibliothek zusicherte. So erhielt der Rat nach dem Tod von Georg Wilhelm Dietz 1786 dessen private Büchersammlung, die dieser dank seiner Gelehrsamkeit und seines Vermögens hatte zusammentragen können: nachweislich mindestens 973 Bde, größtenteils Neuerwerbungen aus dem 18. Jh (447 Bde Theologie, 201 Bde Geschichte mit einigen geographischen Werken, 185 Bde Philologie, 81 Bde neuzeitliche Literatur, 41 Bde Naturwissenschaften, 18 Bde Rechtswissenschaft). Eine solche Erweiterung hatte die Stadtbibliothek zuvor nicht erlebt. Hatte das 18. Jh eine Blütezeit in ihrer Geschichte gebracht, so war die Stiftung der Sammlung Dietz der Höhepunkt, zugleich jedoch auch der Schlußpunkt dieser Zeit der Hochschätzung und Förderung.

1.14 Das Ende Windsheims als Reichsstadt (1802/03) bedeutete völlige Stagnation für die Bibliothek. Sämtliche regelmäßigen Einkünfte zur Erhaltung und Vermehrung fielen weg, und so beklagte sich der Rektor und Bibliothekar Johann Georg Nehr (1765-1854) zwei Jahre später, daß " nicht nur kein neues Buch, sondern auch nicht einmal die Fortsetzungen der bereits angeschafften Bücher angekauft worden seien." Dem entschiedenen Eintreten der Stadt und Nehrs ist es zu verdanken, daß die Bibliothek dem Schicksal der Auflösung, Versteigerung und Umverteilung auf andere Bibliotheken entging, wobei sicher das politische Wechselspiel der Jahre bis zum endgültigen Anschluß Windsheims an Bayern 1810 ebenfalls eine Rolle spielte.

1.15 Die Stiftungsfreudigkeit aus den Kreisen des Bürgertums nahm schnell ab und reduzierte sich auf Schenkungen einzelner Bücher. 260 Bde kamen auf diese Weise im 19. und 20. Jh hinzu, können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Bibliothek nicht weiter vermehrt wurde und fortan ruhte. Als sie " nach und nach in große Unordnung geraten" war, legte 1832 bis 1843 Pfarrer Christian Wilhelm Schirmer (1792-1855) den letzten, erstmals alphabetischen Katalog an.

1.16 Die Bibliothek blieb von Verlusten nicht verschont: Zwischen 1766 und 1832 scheinen 210 Bde abhanden gekommen zu sein. Nach 1843 waren es nocls 250 Bde, was vor allem auf die im nachhinein als unglückliche Maßnahme zu bezeichnende Auslagerung während des Zweiten Weltkrieges und auf die Nachkriegsjahre zurückzuführen ist.

1.17 Die Erwerbung beschränkt sich heute auf die lediglich in Ausnahmefällen mögliche Schließung von durch Verlust entstandenen Lücken über antiquarische Ankäufe. Im Aufbau befindet sich im Stadtarchiv eine Sammlung von " Windsheimiana" aus allen Jahrhunderten mit Werken von Windsheimern und Büchern aus und über Windsheim im Original oder in Kopie.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Stadtbibliothek besitzt heute 5400 Bde (ohne die Hss. sowie Hss.- und Urkundenfragmente 5246), alle aus der Zeit vor 1900.

2.2 Die Anzahl der Titel wurde anhand des vorerst noch maßgeblichen Schirmer-Kataloges von 1832-1843 ermittelt, bei dem allerdings die Seiten mit dem Anfang der Einträge zu " Be-" und " Bi-" (um 1960 teilweise nachträglich ergänzt) und den Einträgen zu " Ts-, Tu-" fehlen. Weitere 600 Bde, die nur in dem älteren Katalog von 1763-1766 (340 Bde/330 Titel) oder zum geringeren Teil in keinem der Kataloge erfaßt sind (260 Bde/190 Titel), wurden am Regal ausgezählt. Dabei konnten die Sammelbände nicht vollständig ausgewertet werden, wie auch Schirmer in solchen Fällen meistens nur die ersten Titel katalogisiert hat. Deshalb sind die Zahlenangaben nur ungefähre Angaben. Die Sondersammlungen sind in der chronologischen, sprachlichen und systematischen Übersicht nicht berücksichtigt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 Die Bibliothek umfaßt mindestens 3800 Titel. Davon sind 570 Titel undatiert verzeichnet und mußten für die chronologische Übersicht außer Betracht bleiben. Allenfalls ließen sich die für die späteren Jahrhunderte ermittelten Prozentzahlen auf diese Gruppe vorsichtig hochrechnen. Von den übrigen Titeln sind 109 Inkunabeln, 1275 (33,6 Prozent) stammen aus dem 16. Jh, 770 (20,3 Prozent) aus dem 17. Jh, 1010 (26,6 Prozent) aus dem 18. Jh und 65 (1,7 Prozent) aus dem 19. Jh.

2.4 2335 Titel (61,4 Prozent) sind lateinisch, 1400 (36,8 Prozent) deutsch. Die übrigen Sprachen machen einen geringen Prozentsatz aus. Französisch hebt sich mit 34 Titeln etwas hervor, es folgen Hebräisch (13 Titel), Griechisch (11 Titel) und schließlich mit jeweils 3 oder 2 Titeln Englisch, Italienisch und Niederländisch.

Systematische Übersicht

2.5 Waren die Bücher in der Pultbibliothek des 16. Jhs lediglich in zwei große Gruppen (Theologie und Sonstige) aufgeteilt, so ging der Rat bei der Rückführung der Bände aus der Schule in das Kloster 1623 offenbar in Anlehnung an die 1619 eingeholte Heilbronner Bibliotheksordnung von 1588 - zu einer Gruppenaufstellung über, getrennt nach " Fakultäten", und innerhalb der Gruppen, wenn auch nicht mit letzter Konsequenz, nach Größe. Dieses Aufstellungsprinzip behielt über die Jahrhunderte hinweg Gültigkeit. Auch Schirmer verzichtete im 19. Jh auf eine völlige Neuorganisation, nahm freilich einige Umordnungen vor, um vor allem die umfangreiche Dietz-Bibliothek integrieren zu können. Der von ihm vergebenen Einordnung und seinen auf oder in den Büchern notierten Signaturen folgt die Aufstellung noch heute. Die 340 Bde, die zwar von Dietz, jedoch nicht mehr von Schirmer katalogisiert wurden, stehen in der Reihenfolge ihrer Einordnung als eigene Gruppe, geben also das Ordnungsprinzip des Hauptbestandes im kleinen wieder.

2.6 Die Signatur VII mit 125 Titeln in 113 Bdn vereint Inkunabeln (103 Titel in 84 Bdn; eine weitere Inkunabel ist einer Hs. beigebunden) und Drucke des 16. Jhs (fast ausschließlich lateinische theologische Werke), die zum größten Teil noch aus dem Kloster der Augustinereremiten stammen. (Dessen Hss. gehörten ursprünglich ebenfalls zu dieser Signatur, haben heute jedoch einen Sonderstandort.)

2.7 Die meisten der 104 Inkunabeln kommen aus Straßburg (23) und Nürnberg (20, davon 14 von Anton Koberger). Weitere Druckorte sind Speyer (11), Augsburg (10) und Basel (8). Nur eine der vier Bibel-Ausgaben ist in deutscher, die anderen Titel sind in lateinischer Sprache. Schwerpunkt ist die Theologie (79 Titel, darunter Thomas von Aquin mit 7 Titeln). Zur Philologie gehören 15 Titel, zur Rechtswissenschaft 5, zur Geschichte 3 und zu den Naturwissenschaften 2. Der Bestand enthält einige rare, zumeist philologische Drucke aus Deventer, Leipzig, Nürnberg und Speyer. Inkunabel-Einblattdrucke (4 Augsburger, 2 Nürnberger Drucke von 1479/80) werden ebenso separat verwahrt wie die Fragmente des Mainzer Psalteriums von 1459 und der 36zeiligen Bibel.

2.8 In den übrigen Signaturen verteilt sich die Theologie mit 1285 Titeln in 1520 Bdn auf Bibeln und Bibelauslegungen (besonders Johann Brentz), Werke der Kirchenväter, von Melanchthon und Luther, Flugschriften der Reformationszeit, Konkordienbücher, calvinistische und pietistische Texte, Apologien, Postillen, Predigtsammlungen, kirchliche Gebrauchs- und Erbauungsliteratur, Kirchengeschichte; in dieser Gruppe sind Sammelbände mit zahlreichen kleineren Drucken häufig, darunter vereinzelt auch Leichenpredigten.

2.9 Zur Geschichte und Geographie gehören 685 Titel in 1125 Bdn. Es handelt sich um Historische Hilfswissenschaften (vor allem Numismatik), Geschichten einzelner Städte oder Regionen (besonders Franconica), allgemeine Weltgeschichten und Geschichten einzelner Länder und Völker. Auffällig sind die mehrbändigen Werke und zeitschriftenartigen Reihen wie Theatrum Europaeum, Fabers Europäische Staats-Cantzley (mit ihren Fortsetzungen), Die Europäische Fama, Neue Europäische Fama, Lünigs Teutsches Reichs-Archiv, von Imhofs Neu-eröffneter Historischer Bilder-Saal und Teutsche Kriegs-Canzley. 40 Bde Franconica von den 1125 Bdn dieser Gruppe wurden offensichtlich erst um 1900 zusammengestellt und waren ein Versuch, neu zur Bibliothek gekommene Werke nach altem Vorbild zu ordnen und zu katalogisieren.

2.10 Zur Rechtswissenschaft zählen 515 Titel in 755 Bdn: Staatsrecht (vor allem Johann Jakob Moser), Kirchenrecht, Gesetzesausgaben und Kommentare (besonders zum Codex Justinianus) sowie Dekretsammlungen. Zur Philologie mit 890 Titeln in 1145 Bdn gehören griechische und lateinische Klassiker, neuzeitliche Literatur, Wörterbücher, Sprachwörterbücher, Grammatiken, historische Reiseberichte, einige wenige Bibliothekskataloge und Bibliographien, Biographien (Jöcher-Adelung), Zedlers Universal-Lexicon und gelehrte Zeitschriften. Als Besonderheit sind einige Individualnotendrucke und Musiksammelwerke des frühen 17. Jhs zu erwähnen. Die Gruppe Naturwissenschaften mit 285 Titeln in 335 Bdn umfaßt Mathematik, Physik, Chemie, Botanik, Zoologie, Medizin, darunter chemisch-pharmazeutisches Schrifttum, Kräuter-, Arznei- und Destillierbücher.

Sondersammlungen

2.11 142 Sammelbände mit 5210 Dissertationen und Deduktionen bilden die erste Sonderabteilung. Eine große Gruppe davon geht auf den Reichshofratsagenten Korneffer (s. o. 1.11) zurück: 62 Bde mit 2740 juristischen, vorwiegend lateinischen Dissertationen aus der ersten Hälfte des 18. Jhs und 56 Bde mit 1585 juristischen " Deductiones" (" Facti species", " Status causae"). Von einigen wenigen Drucken des 16. und 17. Jhs abgesehen, kommen auch hier die Titel aus der ersten Hälfte des 18. Jhs. 1415 Titel sind deutsch, 90 lateinisch, 50 italienisch und 30 französisch.

2.12 Die andere große Gruppe besteht aus 24 Sammelbänden, 21 davon aus der Bibliothek Dietz (s. o. 1.13), mit Dissertationen und einigen Schulprogrammen. Von den insgesamt 885 Titeln sind 5 aus dem 16. Jh, 180 aus dem 17. Jh und die übrigen 700 aus dem 18. Jh. Es handelt sich überwiegend um deutsche und vor allem lateinische theologische Titel, darunter auffallend viele Altdorfer Drucke.

2.13 Die zweite Sonderabteilung setzt sich aus 106 Bdn mit 71 Titeln zusammen, die offenbar um 1850 oder später aus der Verwaltung der (Reichs-)Stadt in die Bibliothek gekommen sind. Ihre Zusammengehörigkeit zumindest zu diesem Zeitpunkt zeigt sich schon durch eine gleichartige Zählung auf den Buchrücken. Außerdem enthalten mehrere Werke aus dem 18. Jh (sowie 2 Bde von 1594 und 1697) Einträge wie " Richteramt", " Magistrat", " Kanzlei", " Kriegsamt" und " Zinsstube". Je 5 Titel stammen aus dem 16. und 17. Jh, 51 aus dem 18. Jh und 10 aus dem 19. Jh. 36 der überwiegend juristischen Titel sind deutsch, 35 lateinisch.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Die Inkunabeln der Stadtbibliothek Bad Windsheim. Beschrieben von Michael Schlosser. Würzburg 1997 (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 50)

Katalog der Drucke des 16. bis 19. Jhs

[in Vorbereitung]

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Inventar des Windsheimer Augustinereremitenklosters von 1524/25

[Stadtarchiv Bad Windsheim, G 420 Bl. 56r-60r: In der liberey. Hrsg.: Stahleder, Erich (s. u. 4.2), S. 200-205]

In bibliotheca Winshemensi, quam amplissimus senatus ao. 1559 instituit, hi qui sequuntur libri asservantur. [1616]

[Universitätsbibliothek Würzburg, M. ch. q. 32, Bl. 283r-301v. Hrsg.: Lamping, Gerlinde (s. u. 4.2), S. 99-110]

Catalogus universalis pro bibliotheca Winshemii imperialis. 1640

[Graf von Schönborn'sche Schloßbibliothek Pommersfelden, Hs. LI/212; Standortkatalog mit alphabetischem Register]

Standortkatalog von Andreas Seyboth. 1728 [hschr.]

Standortkatalog von Georg Wilhelm Dietz. 1763, mundiert 1766, 2 Bde [hschr.]

Alphabetischer Katalog von Christian Wilhelm Schirmer. 1832-43, 2 Bde

[hschr.; heute noch gültiger, einziger Alphabetischer Katalog der Bibliothek; ordnet Verfasser/Sachtitel nach den zwei ersten Buchstaben; erfaßt allerdings 600 Bde und die Sondersammlungen der Bibliothek nicht]

Bibliotheca Leisleriana. [1613]

[Stadtarchiv Weißenburg, in: A 1068. Verzeichnis der 1618 von Windsheim erworbenen Privatbibliothek des Weißenburger Advokaten Caspar Leißler (s. o. 1.7)]

Catalogus dissertationum quae ex legato Dni. Kornefferi ... ad bibliothecam publicam Windsheimensem pervenerunt.

[von Reichshofratsagent Korneffer (s. o. 1.11 und 2.11) angelegter hschr. Katalog über die ersten 59 seiner 62 Bde Dissertationen, die 1755 nach Windsheim kamen; verzeichnet die Titel alphabetisch nach dem Anfangsbuchstaben des Stichwortes]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zahlreiche Einzelhinweise in den Chroniken, Ratsprotokollen und Rechnungsbüchern im Stadtarchiv Bad Windsheim, das ferner das Inventar des Klosters verwahrt (s. o. 3.2) und zwei Akten zur Verwaltung der Bibliothek (1805-1934, 1938-47)

Im Archiv des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg liegen das Gesuch zur Gründung der Bibliothek 1559 (Reichsstadt Windsheim, Fasz. 25; s. o. 1.3), ein Dedikationsbrief von Sebastian Curtius 1618 (ebda) und die Heilbronner Bibliotheksordnung 1588 mit Begleitschreiben von 1619 (ebda, Fasz. 31; s. o. 2.5); alle Dokumente hrsg. von Lamping, Gerlinde (s. u. 4.2).

Eine Akte " Recherche Bibliotheken" (1803-06) liegt im Bayerischen Staatsarchiv Nürnberg (Kammer des Innern Abgabe 1900, Nr. 3711 - Ansb. Reg. Akten Rep. 323; teilweise hrsg. von Lamping, Gerlinde (s. u. 4.2).

4.2 Darstellungen

Holtheuser, Johannes: De nova bibliotheca Winsheimiana carmen, ... [Rothenburg o. T. 1560]

Lamping, Gerlinde: Die Bibliothek der freien Reichsstadt Windsheim. Bad Windsheim 1966 (Diss. Würzburg 1965)

Stahleder, Erich: Die Handschriften der Augustinereremiten und Weltgeistlichen in der ehemaligen Reichsstadt Windsheim. Würzburg 1963 [Einführung S. 2-8 zur Geschichte des Bestandes]

Rechter, Gerhard: Studien zur Geschichte der Reichsstadt Windsheim. Das Kloster der Augustinereremiten 1291-1525. In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 42 (1982) S. 67-143 [enthält neben der Geschichte der Institution Ergänzungen zu dem von Erich Stahleder herausgegebenen Inventar]

Schlosser, Michael: Das Stadtarchiv und die Bibliotheken in Bad Windsheim. In: Frankenland 34 (1982) S. 145-148

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Ameln, Konrad: Faksimile-Neudrucke alter hymnologischer Quellen. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 27 (1983) S. 242-244

Ameln, Konrad: Neue Faksimile-Nachdrucke alter Quellen und Schriften zur Hymnologie und Kirchenmusik. In: ebda 28 (1984) S. 158-162 [auch über Gesangbücher der Stadtbibliothek]

Bartels, Karlheinz: Die Bibliothek eines Apothekers des 17. Jahrhunderts. In: Orbis pictus. Festschrift für Wolfgang-Hagen Hein zum 65. Geburtstag. Frankfurt a. M. 1985, S. 9-30 [über die Bibliothek des Apothekers Korneffer (s. o. 1.10), mit Aufführung aller Titel]

Hagen, Karl: Zur politischen Geschichte Deutschlands. Stuttgart 1842 [S. 269-339 über politische Flugschriften des 16. Jhs und des Dreißigjährigen Krieges, die jedoch mit Ausnahme der Nummern 10, 13, 16 und 17 jetzt als vermißt gelten]

Höhn, Heinrich: Graphische Blätter des 15. Jahrhunderts aus der Stadtbibliothek zu Windsheim in Franken. In: Monatshefte für Kunstwissenschaft 14 (1921) S. 181-187

Oberman, Heiko A.: Thesen zur Zwei-Reiche-Lehre. In: Luther und die politische Welt. Stuttgart 1984, S. 27-34 [S. 31-32 über eine Bibel der Stadtbibliothek mit einer längeren Widmung Luthers]

Schlosser, Michael: Erasmus Helmhack. Ein Neustädter Buchdrucker in Windsheim. In: Streiflichter aus der Heimatgeschichte (1988) S. 9-13 [über die bisher bekannten Drucke Helmhacks]

Schlosser, Michael (Hrsg.): Die Luther-Bibel von 1535 in der Stadtbibliothek Bad Windsheim. Faksimile des Porträts Martin Luthers und der Widmung an Georg Vogler. Bad Windsheim 1983 Schlosser, Michael: Tobias Schumberg (1627-1713). In: Karpatenjahrbuch 38 (1986) S. 82-86 [mit Verzeichnis der nachweislich aus Schumbergs Besitz stammenden Titel (s. o. 1.9)]

Schonath, Wilhelm: Neue fränkische Funde von Fragmenten der 36zeiligen Bibel und des Mainzer Psalters von 1459. In: Gutenberg-Jahrbuch 25 (1950) S. 118-120 (s. o. 2.7)

Schottenloher, Karl: Die Stadtbibliothek in Windsheim. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 46 (1929) S. 213-218 [entstanden aufgrund einer dienstlichen Besichtigung am 13./14. September 1927; u. a. über Inkunabeln und Drucke des 16. Jhs mit Illustrationen und Widmungen]

Stand: September 1989

Michael Schlosser

(ergänzt 1997)


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.