FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Stadtbibliothek

Adresse. Düsseldorfer Straße 5-7, 4100 Duisburg [Karte]
Telefon. (0203) 283-2593
Bibliothekssigel. <136>

Unterhaltsträger. Stadt Duisburg.
Funktion. Städtisches Bibliothekssystem; Zentralbibliothek mit 6 Bezirks-, 4 Schul- und 7 Stadtteilbibliotheken sowie 2 Fahrbibliotheken.
Sammelgebiete. Technik, Nachrichten- und Verkehrswesen, Fotografie; Noten (Streichinstrumente solo und mit Klavier oder Basso Continuo): beides im Rahmen der kommunalen Sondersammelgebiete Nordrhein-Westfalen.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten der Zentralbibliothek (Ausleihe, Lesesaal, Freihandbereiche, Kataloge) Dienstag bis Freitag 11-19 Uhr, Samstag 11-16 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm-Lesegeräte, Reader-Printer.
Gedruckte Informationen. Merkblätter, thematische Literaturverzeichnisse.
Hinweise für anreisende Benutzer. Für die Benutzung der historischen Buchbestände Anmeldung erbeten. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 10 Minuten). Parkhäuser in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Zur allgemeinen Vorgeschichte bibliothekarischer Aktivitäten in Duisburg ist auf die 1655 ge- gründete Universität zu verweisen. 1819 fand sie ihr Ende. Ihre Bibliothek wurde in die neugegründete Universitätsbibliothek Bonn überführt (s. dort). Einige Dubletten wurden dem Duisburger Gymnasium (heute Landfermann-Gymnasium) überstellt. Private Lesegesellschaften oder kirchliche Vereine mußten das Defizit einer in Duisburg fehlenden Bibliothek ausgleichen. Erst am 15. Oktober 1901 kam es zur Begründung einer städtischen Bücher- und Lesehalle. Man begann mit geringen Anfangsbeständen, konnte aber 1909/10 einen festen Etat von 5400 Mark, 5210 Bde, 49.727 Entleihungen und 10.841 Besucher registrieren.

1.2 Die weitere Stadtentwicklung bestimmte auch die Entwicklung der Bibliothek. 1905 vereinigten sich Ruhrort und Meiderich mit Duisburg; erst dadurch kam die relativ große Bestandszahl zustande. 1916 wurde erstmals ein kompetenter Leiter bestellt. Der Bestand wuchs auf 85.000 Bde. Zweigstellen wurden gegründet. Am 27. Juni 1920 wurde das erste Gebäude bezogen, das bibliotheksspezifischen Belangen Rechnung trug, das Haus am Knüppelmarkt. 1934 erfolgte der Umzug in das Haus der Societät in der Königstraße. Der dortige Lesesaal fand weithin Beachtung. Auch die sonstigen Räumlichkeiten entsprachen der inzwischen gewachsenen Bibliothek. 1937 übernahm Dr. Robert Hohlbaum die Stadtbücherei. Er widmete sich u. a. dem Sammeln von Hss. lebender deutscher Dichter. 1942 verließ er die Stadt. Am 20. Dezember 1942 wurden bei einem Bombenangriff 150.000 Bde vernichtet, einschließlich der Handschriftensammlung. Wenige ausgelagerte Altbestände wie der Duisburger Sachsenspiegel von 1385 überlebten. Noch 1943 wurde der Bibliotheksbetrieb wieder aufgenommen und sogar weitere Zweigstellen gegründet. Der 1944 mit 90.866 Bdn bezifferte Bestand wurde am 21. Februar 1945 zum zweiten Mal völlig vernichtet.

1.3 Die Arbeit wurde bereits im Oktober 1945 wieder aufgenommen. Die Lesernachfrage war beträchtlich. Als erster Nachkriegsneubau einer Zentralbücherei eines öffentlichen Bibliothekssystems wurde die Bibliothek am Kantpark 1955 fertiggestellt. Der Ausbau des Systems schritt sichtlich voran, so daß am 14. Mai 1966 die Zentralbibliothek in ein ehemaliges Kaufhaus verlegt wurde. Damit war ein beträchtlicher Raumgewinn verbunden (Erweiterungsbau 1975).

1.4 Da die Bibliothek ihre historischen Bestände, die ohnehin nicht sehr umfangreich waren, weitgehend eingebüßt hatte, war insbesondere die Übernahme des Vermächtnisses Dr. Ernst Böninger (1877-1961) für sie bedeutsam. Böninger war nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer der Tabakindustrie, sondern auch ein der Kunst und Literatur zugetaner Mäzen der Stadt Duisburg. Er sammelte bibliophile Kostbarkeiten und vermachte seine Sammlung der Stadtbibliothek. Der übereignete Nachlaß besteht aus 1050 Bdn und umfaßt den Zeitraum vom 15. bis zum 20. Jh. Einige ältere Werke gelangten aus den evangelischen Kirchenkreisen Duisburg-Süd und Duisburg-Nord 1973 als sogenannte Synodalbibliothek in die Stadtbibliothek.

Jörg Fligge

1.5 Der umfangreichste Zuwachs an historischem Buchbestand (ca. 1300 Bde) datiert vom Jahre 1989. Aus den Beständen der Schulbibliothek des Landfermann-Gymnasiums wurden als Depositum die Drucke bis zum Erscheinungsjahr 1800 von der Stadtbibliothek übernommen. Die ersten Anfänge dieser traditionsreichen Duisburger Schule sind bis 1280 als Schola Duisburgensis zurückzuverfolgen. Die Schulbibliothek besteht seit 1559, als die Schule als " Novum linguarum et philosophiae Gymnasium" begründet wurde. Die Drucke bis zum Erscheinungsjahr 1800 sind auf unterschiedliche Weise zusammengekommen. Lateinische Widmungen auf den Vorsatzblättern weisen auf Schenkungen ehemaliger Schüler, aber auch auf Herkunft aus privaten Sammlungen von Lehrern und Rektoren hin.

1.6 Daneben befindet sich in den Beständen des Gymnasiums eine Anzahl von Drucken der alten Universität Duisburg. Es handelt sich offensichtlich um einen Teil des Universitätsarchivs, das nach der Aufhebung der Universität 1818 im damaligen Gymnasialgebäude untergebracht worden war. Diese Drucke blieben im Gymnasium zurück, als das restliche Archivgut 1862 in die Universität Bonn überführt wurde.

1.7 Den Zweiten Weltkrieg haben die alten Drucke des Gymnasiums nur überstanden, weil sie 1943 nach Thüringen ausgelagert wurden. Nach zähen Verhandlungen mit den Besatzungsmächten gelangten sie 1946 nach West-Berlin und von dort in die Stadtbibliothek Mülheim/Ruhr. Nach Wiederherstellung des zerstörten Schulgebäudes kamen sie 1953 ins Landfermann-Gymnasium zurück.

Wolfgang Kowalski

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Sammlung Böninger

2.1 Von den ca. 1050 Bdn wurde ein gutes Drittel zu einer bibliophilen Sammlung zusammengefaßt. Diese enthält 419 vor 1900 erschienenen Titel (4 Inkunabeln; 40 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 72 aus der zweiten, 56 Titel aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 54 aus der zweiten, 49 Titel aus der ersten Hälfte des 18. Jhs, 68 aus der zweiten, 54 Titel aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, 22 aus der zweiten. Ca. 50 Prozent der Titel sind in deutscher Sprache abgefaßt, ca. 40 Prozent in lateinischer, ca. 10 Prozent in französischer. Dazu kommen einige italienische Titel (besonders frühe Drucke). Die meisten der Drucke stammen aus bedeutenden Offizinen.

2.2 Einen großen Teil (vor allem der älteren Drucke) nimmt die Theologie ein. Neben deutschen Bibelausgaben und -kommentaren stehen dogmatische Literatur, Reformationsgeschichte und Geschichte des Papsttums aus reformatorischer Sicht, weiterhin Ausgaben Calvins und calvinistische Autoren sowie zeitgenössische Lutherausgaben und Ausgaben anderer reformatorisch Gesinnter. Eine Auswahl von erbaulichen und homiletischen Texten schließt sich an. Einige Titel zur Philosophie des späten 18. und des 19. Jhs, Texte von Humanisten (Petrarca, Erasmus) sowie eine kleine Sammlung von lateinischen und griechischen Klassikerausgaben in bedeutenden Editionen sind erwähnenswert.

2.3 Einen weiteren Schwerpunkt macht die historische Literatur aus. Hier überwiegen Memoirenliteratur, Biographien und Autobiographien, Gesamtausgaben der Werke Friedrichs des Großen, Stammtafeln regierender Häuser, gedruckte Briefsammlungen, Reisebeschreibungen sowie die Geschichte Napoleons und seiner Feldzüge. Die übrigen Gebiete sind schwächer vertreten, doch finden sich hier vor allem noch deutsche, französische und italienische Klassiker in zeitgenössischen Ausgaben, außerdem Almanache und Fabeldichtung. Hingewiesen wird auf eine kleine Sammlung von Pressendrucken aus dem frühen 20. Jh. Synodalbibliothek

2.4 Im Jahre 1973 wurden die Bibliotheken der evangelischen Kirchenkreise Duisburg-Süd und Duisburg-Nord als sogenannte Synodalbibliothek übernommen. Die Bestände, die bibliophilen Wert hatten (ca. 200 Bde aus dem 17. und 18. Jh, überwiegend in deutscher Sprache), werden gemeinsam mit den Frühdrucken der Stadtbibliothek verwaltet. Der Bestand ist charakterisiert durch einen hohen Anteil an Bibelausgaben und -kommentaren sowie durch eine große Anzahl von volkstümlichen Lese- und Erbauungsbüchern, insbesondere für die Jugend (z. B. von Wilhelm Bauberger).

Reinhard Feldmann

Jörg Fligge

Bibliothek des Landfermann-Gymnasiums

2.5 Die Bestände umfassen 1302 Druckwerke und eine Hs., ein Brevier aus dem Jahre 1386. Von den Drucken stammen 352 aus der alten Duisburger Universität (Dissertationen, Vorlesungsverzeichnisse u. a.). Unter den übrigen 950 Bdn befindet sich eine Inkunabel. Rund 200 Bde stammen aus dem 16. und 17. Jh. Insgesamt sind ca. drei Viertel der Werke in lateinischer Sprache verfaßt sowie jeweils einige Dutzend in Griechisch, Griechisch-Lateinisch, Deutsch, Englisch und Französisch.

2.6 Im Bestand der lateinischen und griechischen Klassiker (ca. 470 Bde) finden sich alle wichtigen Autoren. Werke von Cicero, Livius, Vergil und Horaz sind besonders zahlreich vertreten, darunter einige seltene Ausgaben aus dem frühen 16. Jh. In der geographischen Abteilung (ca. 60 Bde), die meist Erd- und Reisebeschreibungen des 18. Jhs enthält, sind 3 Atlanten Gerhard Mercators erwähnenswert. Die Theologie (ca. 80 Bde) umfaßt überwiegend Bibelausgaben und -kommentare sowie kirchengeschichtliche Werke, darunter eine Inkunabel, eine Hieronymus-Ausgabe (Basel 1481).

2.7 Die historische Abteilung (ca. 130 Bde) weist vielbändige Universalhistorien auf, doch gibt es auch etliche Drucke zur Geschichte einzelner Länder und deutscher Landschaften. In der Gruppe Naturwissenschaften und Mathematik (ca. 60 Bde) sind frühe Ausgaben von Werken Newtons, Priestleys, Linnés und Eulers bemerkenswert. Weiterhin sind noch ca. 50 Bde zur Sprachwissenschaft, 20 Bde zur Philosophie und ca. 80 Bde Schöne Literatur vorhanden.

2.8 Bei den 352 Drucken aus der alten Universität Duisburg handelt es sich ausschließlich um Erzeugnisse der Universitätsdruckerei, davon sind 141 Dissertationen aus den Jahren 1778 bis 1817, 82 Plakate anläßlich von Doktorproklamationen (1778-1813), 39 Plakate anläßlich des Rektoratswechsels (1778-1818), 38 Vorlesungsverzeichnisse (1778-1818), 37 Trauer- und Jubiläumsreden (1702-1817), 9 Plakate anläßlich der Proklamation neuernannter Professoren (1779-1801) und 6 Gesetze und Edikte (1779-1804).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog [unvollständig]

Für das 15. bis 17. Jh ist heranzuziehen:

Alte Bücher. Drucke bis 1700 im Besitz der Stadt Duisburg. Duisburg 1983 [enthält die Druckschriften aller sich im städtischen Besitz befindlichen Bibliotheken in diplomatisch getreuen Titelaufnahmen. Im Anhang: Duisburger Drucker]

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

3.2 Historischer Katalog

Wilms, Moritz; Konrad, Friedrich: Katalog der Bibliothek des Königlichen Gymnasiums und der Realschule I. O. zu Duisburg. Duisburg 1871 (Beilage zum Programm)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Fligge, Jörg: Die Bestände der ehemaligen Universitätsbibliothek Duisburg in der Universitätsbibliothek Bonn. In: Duisburger Forschungen 20 (1976) S. 151-237

Fligge, Jörg: Frühe Drucke aus Italien. Ausstellungskatalog. Duisburg 1985

Fligge, Jörg; Kowalski, Wolfgang: Buchstädte, Buchstaben, Buccher in Europa. Ausstellungsbegleitheft. Duisburg 1990 [u. a. werden einige Exponate aus den Beständen des Landfermann-Gymnasiums beschrieben]

Fligge, Jörg; Kowalski, Wolfgang: Duisburgs schöne Bücher. In: Festschrift für Franz Rakowski. Duisburg [erscheint demnächst]

Kirmse, Rolf: Repertorium der Monumenta Academiae Duisburgiensis im staatlichen Landfermann-Gymnasium Duisburg. Duisburg 1974 (Schriftenreihe des Archivs und der Bibliothek des Landfermann-Gymnasiums!in Duisburg, Heft 1) [zu den Beständen der alten Duisburger Universität in der Bibliothek des Landfermann-Gymnasiums]

Mennenöh, Peter Jürgen: Buchdruck und Buchhandel in Duisburg und am Niederrhein bis 1820. In: Das Münster am Hellweg 23 (1970) Heft 9, S. 129-142

Mennenöh, Peter Jürgen: Duisburg in der Geschichte des niederrheinischen Buchdrucks und Buchhandels bis zum Ende der alten Duisburger Universität (1818). Duisburg 1970 (Duisburger Forschungen, Beih. 13)

Stand: August 1990

Reinhard Feldmann

Jörg Fligge

Wolfgang Kowalski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.