FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Deutschland > Bayern A - H > Fürth
 Bayern I - R Bayern S - Z

Stadtbibliothek

Adresse. Schloßhof 12, 90768 Fürth [Karte]
Telefon. (0911) 75 29 86 oder 75 29 87
Telefax. (0911) 75 25 77
Bibliothekssigel. <226>

Unterhaltsträger. Stadt Fürth
Funktion. Wissenschaftliche Stadtbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte, Kunst- und Kulturge- schichte, insbesondere Frankens; Furthensien, Für- ther hebräische Drucke, Jakob Wassermann.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Lesesaal für Stadtarchiv und Stadtbibliothek mit Handbücherei. Öffnungszeiten: Montag 8-17 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 8-16 Uhr, Freitag 8-12 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät; Mikrofilm-Lesegerät (Reader-Printer); Fotos nach Absprache.
Hinweise für anreisende Benutzer. Die Stadtbibliothek befindet sich im Schloß Burgfarrnbach in Fürth-Burgfarrnbach. Bahnstation Burgfarrnbach; Busverbindung ab Bahnhof Fürth (Linie 172). Parkmöglichkeiten vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge der Bibliothek gehen auf den 23. Februar 1864 zurück. An diesem Tag starb der Fürther Kaufmann Conrad Gebhardt (1791-1864). Er vermachte seiner Vaterstadt die Sammlungen, die er und sein Vater Johann Adam (1766-1838) zu ihren Lebzeiten angelegt hatten. Die Bücher aus dieser Schenkung bilden heute noch den Grundstock des historischen Bestandes der Bibliothek. Seit 1868 wurde sie von einem nebenamtlichen Stadtbibliothekar betreut und durch Sach- und Geldspenden aus der Fürther Bevölkerung und von Fürther Vereinen erweitert, die ihre Bestände der Bibliothek übereigneten.

1.2 Einen wesentlichen Einschnitt in ihrer Geschichte erfuhr die Bibliothek, als 1906 in Fürth ein Volksbildungsheim mit einem Veranstaltungssaal, einem Lesesaal und einer öffentlichen Bücherei gegründet wurde und man sich entschloß, nach dem Tode des zweiten nebenamtlichen Bibliothekars die wissenschaftliche Stadtbibliothek zu schließen. Die 700 wertvollsten Bücher wurden an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg ausgeliehen, die übrigen Bestände im Berolzheimerianum eingelagert, dem nach dem Stifter benannten Volksbildungsheim. Unter dieser Maßnahme hat die Bibliothek heute noch zu leiden. Ca. 3000 Bde dieses ursprünglichen Bestandes sind noch unkatalogisiert, da sie erst nach dem Bezug des jetzigen Standortes der Stadtbibliothek im Schloß Burgfarrnbach 1973 rückverlagert wurden, aber wegen Personalmangels nicht sofort aufgestellt werden konnten.

1.3 Der 1933 ins Leben gerufene Verein Alt Fürth setzte 1936 durch, daß der historisch bedeutsame Teil der alten Bibliothek (einschließlich der Leihgaben an das Germanische Nationalmuseum) wieder als Stadtbibliothek aufgestellt und dem Stadtarchiv angeschlossen wurde. Wie schon in den Anfangszeiten wurde die Stadtbibliothek in dieser Zeit durch mehrere Umzüge beeinträchtigt, bis sie 1973 am heutigen Standort eine hoffentlich endgültige Unterbringung fand. Zwei größere Bibliotheksbestände eigener Provenienz kamen in der Zwischenzeit zum kontinuierlich vermehrten Bestand hinzu. Es handelt sich einmal um die Bibliothek des in Fürth geborenen Philosophen Hermann Glockner (1896-1979), der mit seinem gesamten Nachlaß auch seine Bibliothek der Stadt Fürth vermachte. Zum anderen ging mit dem Erwerb der ehemals Gräflich Pückler-Limpurgschen Liegenschaften in Burgfarrnbach auch die sogenannte Schloßbibliothek in den Besitz der Stadt Fürth über. Während die beiden letztgenannten als separate Sammlungen bestehen blieben, wurde eine größere Schenkung des Fürther Ehrenbürgers und Stifters Wilhelm Königswarter (1809-1887) in den Bestand eingearbeitet. Hierbei handelt es sich um Belletristik und sonstige Literatur aus den romanischen Ländern in alten Drucken. Heute werden ausschließlich die historischen Disziplinen durch Neuerscheinungen ergänzt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Wurden in der ersten Katalogisierung 1867 ca. 4000 Einheiten erfaßt, so umfaßt der Bestand der Stadtbibliothek heute etwa 40.000 Einheiten, von denen ca. 40 Prozent als historischer Bestand anzusehen sind. Vorhanden sind 14 Inkunabeln, darunter 2 lateinische, 37 Drucke des 16. Jhs, darunter ein französischer, 144 Drucke des 17. Jhs, darunter 8 französische, 1244 Drucke des 18. Jhs, darunter 15 französische und 7 lateinische sowie 2610 Drucke des 19. Jhs, darunter 26 französische, 2 lateinische und 5 englische. In diesen Zahlen ist allerdings der noch nicht katalogisierte Teil ( s. o. 1.2) mit reichem Material aus der Königswarterschen Schenkung nicht enthalten. Zum anderen sind Sammelbände buchbinderisch unterschiedlich behandelt und im Katalog erfaßt worden.

Systematische Übersicht

2.2 Zum Zeitpunkt der Übergabe an die Stadt Fürth war die Bibliothek in 16 Sachgruppen untergliedert, von denen die historischen in der Folgezeit besonders gepflegt wurden. Die umfangreichste Gruppe umfaßt Geschichte allgemein, Lebensbeschreibungen und Historische Hilfswissenschaften. Sie enthält Werke wie Werner Rolevinck, Fasciculus temporum (Venedig 1485), Dominicus Custos, Geschichte der gefürsteten Grafen von Tirol (Augsburg 1599, mit Porträts), das Theatrum Europaeum (1652-1738), Bogislaw Philipp von Chemnitz, Chronik des Dreißigjährigen Krieges (Stettin 1648-1653), die Erstausgabe von Goethes Leben des Benvenuto Cellini (Tübingen 1803), Christian Gottfried Stein, Charakteristik Friedrichs II., Königs von Preußen (Berlin 1798), Adolphe Thiers, Histoire de la révolution française (Brüssel 1838) und Gerhard Anton von Halem, Leben Peters des Großen (Leipzig 1803). Die Neuerwerbungen wurden bis kurz vor dem Tode Conrad Gebhardts weitergeführt.

2.3 Zur Geschichte von Franken sind zu nennen Johann Heinrich von Falkenstein, Nordgauische Altertümer (Schwabach 1734-1788), Johann Ludwig Hocker, Heilsbronnischer Antiquitätenschatz (Ansbach 1739) und Johann Sigmund Strebel, Franconia illustrata (Schwabach 1761). Bei den Furthensien handelt es sich vor allem um historisch-juristische Streitschriften, die im Zuge der Auseinandersetzungen um die Landeshoheit in Fürth von den streitenden Parteien, der Reichsstadt Nürnberg, dem Fürstentum Brandenburg-Ansbach und der Dompropstei Bamberg, verfaßt wurden.

2.4 In der Abteilung Norica befinden sich Standardwerke wie Andreas Würfel, Diptychon (Nürnberg 1759 und 1766), Johann Christoph Volkamer, Nürnbergische Hesperiden (Nürnberg 1708 und Frankfurt 1714), die Selecta Norimbergensia ( o. O. 1768 und 1779), Johann Ferdinand Roth, Geschichte des Nürnberger Handels (Nürnberg 1800) oder Georg Andreas Will und Christian Conrad Nopitsch, Gelehrtenlexikon (Altdorf 1802). Außerdem ist eine Menge Kleinschrifttum aus der Zeit der versuchten preußischen Annektion 1796 und der französischen Besetzung vorhanden.

2.5 Die Abteilung Geographie, Statistik und Reisebeschreibung war die zweitgrößte in Gebhardts Bibliothek und spiegelt das Interesse des Kolonialwarenhändlers an fremden Ländern. Hier finden sich Olfert Dappers Reisebeschreibungen ebenso wie Hans Tuchers Meerfahrt nach Venedig, Jerusalem ... (Frankfurt 1561), 12 Merian-Topographien oder Meyers Universum (21 Bde, Hildburghausen 1834-1860).

2.6 Stark von der Beschreibung Nürnbergischer Münzkabinette geprägt ist die Abteilung Numismatik, z. B. mit Georg Andreas Wills Nürnbergischen Münzbelustigungen (Nürnberg 1764). Die Abteilung Naturlehre und Naturgeschichte enthält unter anderem August Johann Roesel von Rosenhof, Insektenbelustigung (Nürnberg, ab 1744) mit altkolorierten Kupfertafeln, Johann Jakob Scheuchzer, Physica sacra (Augsburg 1731-1735) und Henri Louis Duhamel du Monceau, Naturgeschichte der Bäume (Nürnberg 1763-1765).

2.7 In der Abteilung Mathematik ragt Dürers Underweysung der Messung (Nürnberg 1525) heraus. Mit den Interessen des Kaufmanns besonders zu vereinbaren sind die Abteilungen Sprachlehren und Wörterbücher sowie Handelswissenschaft und Jurisprudenz, während sich in der Abteilung Literatur, Literargeschichte, Bibliographie, Kunst- und Kunstgeschichte vor allem die Hilfsmittel finden, die Gebhardt zur Anlage und Pflege seiner Sammlungen benötigte, so Johannes Vogt, Catalogus historico-criticus librorum rariorum (Frankfurt und Leipzig 1793), Michael Denis, Einleitung in die Bücherkunde ( Wien 1777) oder Johann Rudolph Füssli, Allgemeines Künstlerlexikon (Zürich 1779).

2.8 Während die Abteilung Ökonomie, Horticultur und Technologie wieder mehr an den praktischen Bedürfnissen des weltweit mit Kolonialwaren handelnden Kaufmanns orientiert ist und auch die Abteilung Philosophie und Theologie keine besonderen Bestände aufweist, enthält die Gruppe " verschiedenen Inhalts" einige Titel zum Totentanz und einige Sprichwörterbücher. Außerdem stehen hier verschiedene Editionen deutscher und europäischer Klassiker wie Boccaccio, Byron, Dante, Defoe, Erasmus, Grimm, Haller, Lessing, Lichtenberg, Friedrich von Matthisson, Ossian, Christian Friedrich D. Schubart, Scott, Schiller und Schwab bis hin zu Johann Heinrich D. Zschokke, aber auch pädagogische Schriften wie Christian Gotthilf Salzmann, Über die heimlichen Sünden der Jugend (Frankfurt und Leipzig 1786).

2.9 Die Abteilung Curiosa enthält u. a. zahlreiche Werke von Abraham a Sancta Clara, Predigtbücher und Anekdotenbücher z. B. über Friedrich Taubmann. In der letzten Abteilung " Judensachen" finden sich Drucke über das Verhältnis von Christen und Juden mit Beschreibungen des jüdischen Kultes, z. B. Johann Christoph Georg Bodenschatz, Die kirchliche Verfassung der heutigen Juden (Erlangen 1748), Andreas Würfel, Nachricht der Judengemeinde zu Fürth (Nürnberg 1755), Paul Christian Kirchner, Jüdisches Cerimoniel (Nürnberg 1730) oder Christian Wilhelm von Dohm, Über die bürgerliche Verbesserung der Juden (Berlin 1781). Sonderbestände

2.10 Die Bibliothek Hermann Glockner ( s. o. 1.3) mit einem Bestand von gut 3000 Bdn ist in ihrem Grundstock philosophisch ausgerichtet. Noch umfangreicher ist der Bestand zur Schönen Literatur und zur Literaturgeschichte. Kleinere Abteilungen bilden Klassische Philologie, Geschichte, Kunstgeschichte und Zoologie.

2.11 Die Pückler-Limpurgsche Bibliothek im Umfang von etwa 1500 Bdn, in der gräflichen Verwaltung des 18. Jhs entstanden, ist vorwiegend juristischen Inhalts. Sie berücksichtigt jedoch auch Sachgebiete wie Genealogie, Heraldik, Ökonomie oder Brauwesen. Hinzu kommen Belletristik und juristische Literatur des ausgehenden 19. Jhs.

2.12 Hebraica. Im Bestand besonders zu erwähnen ist das Sondersammelgebiet Hebraica, in dem vor allem Druckerzeugnisse Fürther jüdischer Druckereien gesammelt werden. An Druckern sind zu nennen Josef Schneior, Isaak und David Zirndorfer, Hirsch ben Chajim.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Verfasserkatalog [nach RAK-WB]

Schlagwortkatalog

Standortkatalog

[alle Kataloge in Zettelform (Karteikarten DIN A 6); ein noch nicht aufgenommener Restbestand ( s. o. 1.2) ist noch zu bearbeiten]

Bibliothek Glockner

[Verzeichnis in Listenform nach Sachgebieten, innerhalb derer nach Verfassern; Umsetzung in alphabetischen Verfasser- und Schlagwortkatalog in Arbeit]

Pücklersche Schloßbibliothek

[Verzeichnis in Listenform; nicht vollständig; Umsetzung in alphabetischen Verfasser- und Schlagwortkatalog in Arbeit]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Bücher Catalog von Joh. Adam Gebhard in Fürth

[hschr., in Listenform, undatiert; gegliedert nach Sachgebieten und Buchformaten]

Bücher-Catalog von Conrad Gebhard in Fürth

[hschr., in Listenform, undatiert; gegliedert nach Sachgebieten und Buchformaten]

Catalog der Stadt-Bibliothek zu Fürth. Fürth 1878

II. Catalog der Stadt-Bibliothek zu Fürth. Fürth 1896

III. Catalog der Stadt-Bibliothek zu Fürth. Fürth 1904

[Die Kataloge nehmen die ursprüngliche Gliederung in 16 Sachgebiete wieder auf.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Schwammberger, Adolf: Die Fürther Stadtbibliothek. In: ders.: Geschichten und Beobachtungen. Neustadt/Aisch 1970, S. 46-49 (Fürther Beiträge zur Geschichts- und Heimatkunde 4)

Trapp, Marianne: Der Nachlaß des Philosophen Hermann Glockner (1896-1979). In: Zeitschrift für Philosophische Forschung 37 (1983) S. 138-140

Schwab, Elisabeth: Die Grafen von Pückler-Limpurg in Burgfarrnbach. Untersuchungen zur Geschichte des Geschlechts in Franken und ihrer Bibliothek. Zulassungsarbeit zur wissenschaftlichen Prüfung für das Lehramt an Gymnasien. Erlangen, Nürnberg 1987 [mschr.]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bestseller Anno dazumal. Das älteste Buch in der Fürther Stadtbücherei. In: Nürnberger Nachrichten vom 22. November 1989

Richter, Helmut: Aus der Schatzkammer. Bücher und Graphik aus der Gebhardt'schen Sammlung. Ausstellungskatalog. Fürth 1989

Richter, Helmut: Ein gutes neues Jahr. Glück- wünsche, Almanache und Kalender aus den Städtischen Sammlungen. Ausstellungskatalog. Fürth 1986

Stand: Januar 1995

Helmut Richter


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.