FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Stadtbibliothek

Adresse. Egidienplatz 23, 90403 Nürnberg; 90317 Nürnberg [Karte]
Telefon. (0911) 231-2790 (Sekretariat) und 231-2769 (Abteilung Sammlungen)
Telefax. (0911) 231-5435 (Zeitschriftenstelle) und 231-5476 (Sekretariat)
Bibliothekssigel. <75>

Unterhaltsträger. Stadt Nürnberg
Funktion. . Stadtbibliothek; Literaturversorgung der Stadt und Region Nürnberg.
Sammelgebiete. Literatur zur Orts- und Landeskunde: Nürnberg und sein ehemaliges Reichsgebiet in größtmöglicher Vollständigkeit; Gesamtfranken in größerem Umfang ohne Anspruch auf Vollständigkeit; Sekundärliteratur zu den historischen Handschriften- und Buchbeständen.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Lesesaal: Montag bis Mittwoch 10-12.30 Uhr und 13.30-18 Uhr, Donnerstag 10-12.30 Uhr und 13.30-19 Uhr, Freitag 10-12.30 Uhr und 13.30-15.30 Uhr; Abteilung Sammlungen: Montag bis Freitag 10-12.30 Uhr und 13.30-16 Uhr (Sondervereinbarungen möglich). Ausleihe: Montag bis Mittwoch und Freitag 10-12.30 Uhr und 13.30-15.30 Uhr; Donnerstag 10-12.30 Uhr und 13.30-19 Uhr.

Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Reader-Printer, Mikrofiche-Lesegeräte, Anfertigung von Mikrofilmen, Mikrofiches und Fotos in der Fotowerkstatt des Stadtarchivs.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung für die Abteilung Sammlungen erwünscht; Bereitstellung von Literatur möglich. - U-Bahn- verbindung bis Haltestelle Lorenzkirche oder Rathenauplatz. Parkmöglichkeiten in Parkhäusern der Innenstadt oder im Park-and-Ride-System des U-Bahnnetzes.

Inhalt

 Bestandsgeschichte ................................... [1.1]
 Bestandsbeschreibung ................................. [2.1]
 Systematische Abteilungen ............................ [2.5]
 Nuernberg 2:
 Norica-Abteilungen ................................... [2.50]
 Neuere Aufstellung ................................... [2.57]
 Sondersammlungen ..................................... [2.62]
 Dauerleihgaben ....................................... [2.93]
 Kataloge ............................................. [3.0]
 Moderne Allgemeine Kataloge .......................... [3.1]
 Moderne Sonderkataloge ............................... [3.2]
 Handschriftliche Historische Kataloge
 (Alte systematische Abteilungen) ..................... [3.3]
 Zugangsverzeichnisse ................................. [3.4]
 Inkorporierte Bibliotheken ........................... [3.5]
 Sondersammlungen ..................................... [3.6]
 Dauerleihgaben ....................................... [3.7]
 Gedruckte historische Kataloge ....................... [3.8]
 Gedruckte Kataloge der Sondersammlungen .............. [3.9]
 Quellen und Darstellungen zur 
 Geschichte der Bibliothek ............................ [4.0]
 Archivalien .......................................... [4.1]
 Darstellungen ........................................ [4.2]
 Veröffentlichungen zu den Beständen .................. [5.0]

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Stadtbibliothek Nürnberg steht an Bedeutung und Alter an erster Stelle unter den deutschen Ratsbüchereien. Eine " Liberey" des Rates mit Hss. zum Gebrauch der Ratskanzlei ist urkundlich bereits 1370 nachgewiesen, als der Stadtjurist Gylbert Weygel den " Burgern dez Rats der Stadt ze Nürnberg" die Ausleihe von 13 juristischen Werken bestätigte. Um 1400 dürften etwa 40 Bde in der Ratsbibliothek vorhanden gewesen sein. Wesentlich erweitert wurde die Sammlung im 15. Jh. 1429 erhielt die Stadt 151 Bde mit Hss. aus dem Besitz des Ratskonsulenten, Propstes von St. Lorenz und Prager Professors Konrad Konhofer (Kunhofer, † 1452), von denen noch 7 in der Abteilung Centurien nachweisbar sind, und richtete im Rathaus neben der Losungskammer eine eigene Bücherstube ein.

1.2 Bis zum Ende des 15. Jhs wurde der Bestand durch einzelne, eher zufällige Käufe, durch Widmungsexemplare an den Rat und durch Schenkungen von Nürnberger Patriziern und gelehrten Humanisten ergänzt: 1439 erhielt die Stadt 9 Bücher des Vorstehers der Schmelzhütte Paul Hämmerlein, 1476 3 Bde des Advokaten Siegfried Plaghall (Seyfried Plachal, † 1476) und 1485 2 Bde des Humanisten Hartmann Schedel (1440-1514). Ende der achtziger Jahre wurde die Bibliothek unter Hans Tucher d. Ä. (1428-1491) um 179 Bde erweitert, darunter mindestens 72 Werke der Nürnberger Buchführer Michel Paul und Anton Koberger (Koburger). 1486 kamen 33 Bde aus dem Nachlaß des Propstes von St. Sebald Johann Lochner († 1484) und 1488 weitere 59 Bde aus der Bibliothek Hermann Schedel hinzu, von denen noch mindestens 16 Drucke nachweisbar sind. Auf Anregung Tuchers wurde der Gesamtbestand durch den Ratssyndicus Johann Polras und seinen Gehilfen Nikolaus Fink neu geordnet und katalogisiert. Um 1490 dürfte die Bibliothek insgesamt 371 Bde mit Hss. und Druckschriften umfaßt haben. 1500 konnten einige Bände von Hans Groland aufgenommen werden.

1.3 Einen bedeutenden Aufschwung nahm die Ratsbibliothek unmittelbar nach der Reformation. 1525/26 wurden auf Betreiben der beiden Ratsherren Hieronymus Paumgärtner (1498-1566) und Erasmus Ebner (1477-1532) zahlreiche wertvolle Bücher aus sechs Nürnberger Kloster- und Kirchenbibliotheken in städtischen Besitz übernommen und 1538 mit dem größten Teil der alten Bücherei im Dominikanerkloster aufgestellt. Eine Ausnahme bildete die juristische Amtsbibliothek des Rates, deren Reste heute im Staatsarchiv Nürnberg verwahrt werden, und die Musikbücherei der Ratsmusik, die sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek München befindet. Der größte Teil der ehemals in Nürnberger Klöstern vorhandenen Hss. und Frühdrucke ging jedoch verloren, da die Bücher teils noch vor der Säkularisierung fortgeschafft, teils im Lauf der Jahrhunderte zerstreut wurden.

1.4 Heute lassen sich aus den alten Klosterbibliotheken anhand von handschriftlichen Einträgen und Einbänden sicher nur noch 860 Bde im Bestand der Stadtbibliothek nachweisen. Der größte Teil von 539 Bdn stammt aus dem Augustinereremitenkloster, dessen Konventualen sich zuerst der Reformation zuwandten (215 Theologica, 129 Juridica, 45 Philosophica, 44 Philologica, 25 Historica, 22 Medica, 13 Mathematica, 5 Varia; zusätzlich 37 Bde in der Abteilung Incunabula und 4 Bde in der Sammlung Solger). Aus dem Dominikanerkloster haben sich 114 Bde vor allem mit theologischen Schriften erhalten (57 Theologica, 9 Juridica und Philosophica, 3 Philologica; dazu 35 Bde in der Gruppe Incunabula). Aus dem Kartäuserkloster sind noch 98 Bde mit vorwiegend theologischen und juristischen Werken vorhanden (20 Theologica, 14 Juridica, jeweils 4 Philologica und Mathematica, 2 Historica, ein medizinischer Druck; dazu 50 Bde Inkunabeln und 3 Bde bei Solger). Dem Benediktinerkloster St. Egidien gehörten mindestens 60 Bde mit theologischen, philosophischen und historischen Schriften (20 Theologica, 4 Historica, 3 Philosophica, 2 Juridica und ein medizinischer Druck; dazu 26 Inkunabeln und 4 Bde in der Sammlung Solger). Aus der Kirchenbibliothek zu St. Lorenz stammen 6 Bde mit Theologica und 2 Bde mit juristischen Schriften, aus dem Karmelitenkloster sind von ehemals 249 Titeln, die Christoph Reich Anfang des 17. Jhs neben 117 Hss. verzeichnete, noch 37 Bde mit theologischen und juristischen Schriften (13 Theologica, 6 Juridica, einer bei Philosophica; dazu 16 Inkunabeln und ein Band bei Solger) vorhanden, aus dem Katharinen- und Minoritenkloster jeweils 4 Bde, die in der Gruppe Incunabula stehen.

1.5 Käuflich erworben wurden nur Einzelstücke für den Gebrauch der städtischen Juristen. Wie gering das Interesse des Rates am Ausbau der städtischen Bibliothek zu einem gelehrten Bücherschatz war, läßt sich an der Geschichte des Nachlasses des Astronomen Johannes Regiomontanus (1436-1476) ablesen, der der Stadt nach dem Tod des Kaufmanns Bernhard Walter (um 1430-1504) komplett angeboten worden war; da der Rat sich über fünfzehn Jahre nicht zum Kauf entschließen konnte, gelangte schließlich 1519 nur ein bescheidener Rest von 146 Büchern und Hss. in die Stadtbibliothek, von denen heute nur noch etwa ein Dutzend Bände nachzuweisen sind. 33 Bde tragen das Exlibris des Theologen und Rektors der Ingolstädter Akademie Leonhart Marstaller (1488-1546). Bis 1550 dürfte der Gesamtbestand auf etwa 4000 bis 5000 Bde gewachsen sein.

1.6 In den letzten Jahrzehnten des 16. Jhs läßt sich unter den führenden Ratsherren der Stadt ein stärkeres Interesse an humanistischer Literatur erkennen. Erstmals wurden, aus kirchlichen Stiftungen, in größerem Umfang Mittel für den Kauf einiger Nachlässe zur Verfügung gestellt, darunter Bücher aus dem Besitz des 1568 verstorbenen Arztes und Komponisten Georg Forster (1514-1568), von denen heute noch 45 Bde mit medizinischen und philologischen Werken vorhanden sind. Der wichtigste Förderer der Bibliothek war der Ratsherr Hieronymus Paumgärtner d. J. († 1602), der um 1580 bis 1590 jedem Buch ein Supralibros mit dem Wappen der Reichsstadt und seiner Familie aufprägen ließ und 1596 den Juristen Karl Gerbel (Amtszeit 1592-1604) beauftragte, einen alphabetischen Katalog der juristischen Bücher anzulegen, in dem er 351 Titel aus dem Jus Civile und 194 Titel aus dem Jus Canonicum verzeichnete. Die Büchersammlung von Vater und Sohn Paumgärtner mit 1621 Bdn, darunter seltene Drucke des 16. Jhs und 5 Bde mit handschriftlichen Einträgen Philipp Melanchthons aus dem Besitz des älteren Paumgärtner, ging 1620 mit Indices für 680 Gulden in den Besitz der Stadt über. Heute tragen 1693 Bde das Wappen der Familie Paumgärtner (758 Theologica, 257 Juridica, jeweils 180 Historica und Philologica, 70 Medica, 58 Mathematica, 20 Philosophica und 14 Varia; dazu 141 Bde aus der Abteilung Incunabula, 14 Bde aus der Bibliothek Strobel und ein Band aus der Sammlung Solger).

1.7 Als Schenkungen kamen Bücher aus dem Privatbesitz der Nürnberger Stadtärzte Volcher Coiter (1534-1576) und Georg Palma (1543-1591) in die Bibliothek. Während von Coiter kein Band mehr nachzuweisen ist, bilden die 638 noch vorhandenen, teils reich annotierten Bände aus dem Besitz Palmas, die 1592 durch Vermittlung des Kirchpflegers Julius Geuder († 1594) an die Stadt gelangten, einen besonders wertvollen Teil des Bestandes. Es handelt sich um 331 medizinische Schriften, 118 theologische Werke, 87 Klassikerausgaben und jeweils 31 mathematische und historische Schriften sowie 18 Philosophica, 7 Varia und 4 Juridica; 8 stehen in der Sammlung Strobel, 3 in der Gruppe Incunabula 24 Bde enthalten handschriftliche Einträge von Joachim Camerarius d. J. (1534-1598). Um 1600 war der Bestand an theologischen Schriften auf fast 400 gestiegen. 1605 wurde die 379 Werke umfassende Bibliothek des Theologen und Melanchthon-Mitarbeiters Johann Schelhammer (1527-1605) für 500 Gulden gekauft, von denen noch 237 Bde anhand von handschriftlichen Besitzeinträgen zu identifizieren sind, darunter 159 theologische Drucke, aber auch philologische, philosophische und historische Schriften.

1.8 1607 erwarb der Rat die Büchersammlung des Predigers Heinrich Fabricius (i. e. Scedel, 1537-1598), aus dessen Besitz noch 191 Bde aus den Bereichen Theologie und Medizin nachzuweisen sind. 1617 kamen einige Bücher aus dem Nachlaß des Advokaten Gabriel Mörder († 1596) hinzu. Zwei juristische Drucke sind Geschenke von Georg Holfelder (1586-1615). 1619 erhielt die Stadt die Büchersammlung des Hofpfalzgrafen und Ratskonsulenten Johann

Herel (i. e. Hörl, 1533-1603) und seines Sohnes Sigmund (1592-1618) mit 654 Bdn und Index; davon sind noch 458 Bde mit fast ausschließlich lateinischen und französischen Schriften aus den Fächern Jurisprudenz, Philologie, Geschichte und Theologie anhand von Supralibros mit dem Herel-Kress-Wappen und eingeklebten Kupferporträts der Besitzer zuzuordnen. Erster Stadtbibliothekar war von 1604 bis 1616 der Jurist und Ratssyndicus Bernhard Praetorius, der der Stadt 1616 seine eigene, an fremdsprachigen Drucken reiche Büchersammlung übereignete.

1.9 Sein Nachfolger Christoph Reich († 1632), der erste Theologe im Amt des Stadtbibliothekars, verzeichnete in den Jahren seiner Amtszeit von 1616 bis 1632 den Gesamtbestand in sechs großen Katalogen. 1625 wurden 186 Werke (76 theologische, 70 juristische, 40 philosophische und medizinische, zumeist Dubletten) als Grundstock für die Universitätsbibliothek Altdorf abgegeben. Im selben Jahr erließ der Rat eine Abgabepflicht für die städtischen Drucker und Verleger, die jedoch nur wenig beachtet wurde, so daß erhebliche Lücken im Bestand Nürnberger Drucke entstanden sind, die in späteren Jahrhunderten nur punktuell geschlossen werden konnten. Die Zugänge stagnierten während des Dreißigjährigen Krieges. 1638 und 1640 erhielt die Bibliothek Zuwachs durch 26 Sammelbände mit 269 Einzelschriften aus dem Besitz von Sigmund Hagelsheimer (gen. Held), von denen noch fünf Sammelbände mit theologischen Schriften der Reformationszeit zuzuordnen sind, sowie einige Werke aus dem Nachlaß des Altdorfer Orientalisten Daniel Schwenter (1585-1636). 1643 veröffentlichte der Stadtbibliothekar und Pfarrer an St. Sebald Johann Saubert (1592-1646, Bibliothekar 1637-1646) eine erste Geschichte der Bibliotheca Norimbergensis mit einem Katalog der vor 1500 gedruckten Werke, dem ersten Inkunabelkatalog Europas. Er fertigte einen Katalog der Abteilung Theologie an und ordnete den gesamten Bestand neu. Während Sauberts Amtszeit erhielt die Stadtbibliothek Geschenke von den Kirchpflegern Ulrich Grundherr (1570-1654) und Georg Volckamer (1560-1633), dem Ratsschreiber Johann Müllner (1565-1634) und von Elias Ölhafen.

1.10 Ansätze zu einer kontinuierlichen Erwerbungspolitik lassen sich erstmals unter Sauberts Nachfolger Johann Michael Dilherr (1604-1669) erkennen, der von 1646 bis 1669 für die Bibliothek verantwortlich war und als erster genaue Zugangsbücher führte. Er sorgte 1648 für die Übernahme von 106 teils seltenen orientalischen Werken aus dem Besitz des Mäzens Johann Jodocus Schmidmayr von Schwarzenbruck (1611-1647). Mitte der fünfziger Jahre enthielt die Bibliothek 1407 medizinische, 1517 juristische, 1139 historische und mindestens 1000 theologische Schriften sowie 3537 Drucke in der Abteilung Philosophica. Während seiner mehr als zwanzigjährigen Amtszeit vergrößerte Dilherr die Bibliothek um weitere 372 Bde mit 841 überwiegend theologischen Titeln und legte mit einem Legat von 1000 Gulden den Grundstock für den regelmäßigen Bucherwerb bis an die Schwelle des 19. Jhs. Bis zu seinem Tod war der Bestand auf etwa 8000 Bde mit annähernd 14.000 Drucken angewachsen.

1.11 Kurz nach Dilherrs Ableben schenkte der Kirchpfleger Georg Sigmund Fürer (1612-1677) der Bibliothek etwa 40 Bde. Justus Jacob Leibniz (1610-1683) sorgte während seiner Amtszeit von 1669 bis 1683 für eine Erweiterung der Bibliothek um 437 Bde mit 364 Titeln, darunter 104 Schriften als Schenkung des Losungers Gabriel Nützel (1624-1687). Sein Nachfolger, der Theologe Conrad Feuerlein (1629-1704), erwarb zwischen 1683 und 1704 nocls 490 Bde mit 469 Titeln. 1685 übergab die Familie Dilherr von Thumenberg der Stadtbibliothek 445 Bde aus dem Besitz des Rechtskonsulenten Christoph Gottlieb Dilherr von Thumenberg (1625-1685), überwiegend juristische Werke, aber auch 98 theologische, 44 historische, 13 medizinische und 12 mathematische Schriften. 1687 kamen 32 Werke aus dem Besitz von Georg Wilhelm Imhof († 1680) hinzu. Da bis zur Gründung des Germanischen Nationalmuseums 1852 in der Stadtbibliothek neben Büchern auch Gemälde, Kunstwerke aller Art, Münzen sowie astronomische und technische Instrumente gesammelt wurden, konnte die Bibliothek als reichsstädtisches Museum und Raritätenkabinett im Bewußtsein der städtischen Öffentlichkeit größere Aufmerksamkeit finden. Kaum ein hochrangiger Besucher verließ Nürnberg ohne eine sachkundige Führung durch die Stadtbibliothek, unter ihnen Kaiser Leopold (1658), Königin Christine von Schweden, die der Bibliothek bei ihrem Besuch 1662 einige Bücher schenkte, Kaiser Karl VI. und Kaiser Joseph I.

1.12 Das frühe 18. Jh muß nach den bisher bekannten Unterlagen als eine Phase der Stagnation bezeichnet werden. Unter dem Bibliothekariat von Andreas Mühldorf (1636-1714) wurden zwischen 1704 und 1714 nur 63 Titel in 55 Bdn angeschafft (dazu 17 aus seiner eigenen Bibliothek), in den nächsten zehn Jahren unter Johann Wülfer (1651-1724) weitere 39 Bde mit 21 Titeln. Goldmann schätzt den Gesamtzuwachs der Bibliothek zwischen 1620 und 1716 auf rund 1700 Bde; davon tragen fast 700 Bde vor allem aus den Fächern Theologica (273 Titel), Historica (102 Titel) und Medica (96 Titel) das Supralibros der Reichsstadt. Aus den zahlreichen Nürnberger Privatbibliotheken, die vorwiegend in der zweiten Jahrhunderthälfte zur Versteigerung kamen (Peller 1711/1717 mit rund 2700 Bdn, Haller mit 12.000 Bdn, Imhof-Ebner 1813 bis 1820 mit 20.000 Bdn, Welser mit 6000 Drucken, Johann Conrad Feuerlein 1768 mit 18.000 Drucken, Georg Friedrich Casimir Schad mit 12.000 Bdn), wurden von der Stadt nur wenige Einzelstücke gekauft. Aus der Bibliothek Feuerlein kamen knapp 60 Bde. Anfang des 18. Jhs, um 1727, erhielt die Bibliothek 16 Bde aus der Sammlung des Genealogen Jacob Wilhelm Imhof (1651-1728) und 26 Bde vom Verlag Endter. Während des Bibliothekariats von Gustav Philipp Mörl (1673-1750), der in den Jahren von 1724 bis 1750 u. a. eine Reihe von Dubletten verkaufte, ließ sein Gehilfe, der Pfarrer Johann Paul Röder (1704-1766), ein Verzeichnis von Nürnberger Drucken des 15. Jhs erscheinen.

1.13 In der zweiten Jahrhunderthälfte wurde die Bibliothek wesentlich erweitert. Größte und wichtigste Erwerbung war die zweite Bibliothek des Predigers und Bibliothekars Adam Rudolph Solger (1693-1770), die der Rat 1766 für 15.000 Gulden u. a. aus dem Verkauf von Dubletten erwarb. Der passionierte Büchersammler Solger, der von 1759 bis 1770 die Aufsicht über die Stadtbibliothek führte, hatte sich beim Aufbau seiner wertvollen Bibliothek an Johannes Vogts Catalogus librorum rariorum und an verschiedenen zeitgenössischen Bibliotheksverzeichnissen orientiert. Zahlreiche seiner Bücher enthalten einen Hinweis auf die Seltenheit des Drucks oder der jeweiligen Ausgabe und auf den Kaufpreis. Solger kaufte seine Bücher auf Auktionen in Nürnberg und Leipzig. Bei 528 Büchern ist anhand von Exlibris oder handschriftlichen Eintragungen die Herkunft zu erkennen: u. a. gehörten 74 Werke zuvor dem Büchersammler Georg Jacob Schwindel (auch: Theophilus Sincerus, 1684-1752), darunter 16 Titel aus der Sammlung von Christoph Arnold (1627-1685), 63 Titel stammen aus der Bibliothek des pietistischen Predigers Tobias Winckler (1648-1720), 59 aus der Bibliotheca Woogiana, 27 aus der Bibliothek von Tobias Ölhafen, 26 von Georg Vigitill (1674-1740), 19 aus der Familie Steinbeil, 17 aus der Büchersammlung von Gottfried Balthasar Scharff (1676-1744), 14 aus der Familie des Bibliothekars Melchior Rinder (1581-1634, Amtszeit 1632-1634), 13 aus dem Besitz von Johann Peter de Ludewig (1668-1743), 12 von Johann Michael Weiss (1686-1739), 9 von Johann Sigmund Gruber, 8 von Johann Wilhelm Baier (1675-1729), jeweils 7 aus den Büchersammlungen von Andreas Mühldorf und Gottlieb Spizel (1639-1691), jeweils 4 von Nicolaus Rittershusius (1597-1670), von Johann Benedict Carpzov (1670-1733) und aus den Bibliotheken der Familien Holzschuher und Uffenbach sowie 2 von Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658).

1.14 Bei einer Revision des Solger-Bestandes mußte Christoph Wilhelm Stromer von Reichenbach 1768/69 feststellen, daß mindestens 15 Bde aus den früheren Beständen der Stadtbibliothek stammten (jeweils 4 aus dem Augustiner- und Egidienkloster, 3 aus dem Kartäuserkloster, jeweils einer aus dem Katharinen- und Minoritenkloster und den Bibliotheken Paumgärtner und Herel). 1771 überließ der Bibliothekar Johann Konrad Spörl (1701-1773, Amtszeit 1770-1773) dem Theatinerkloster in München 27 Bde mit Dubletten. 1772 schenkte der Nürnberger Ratssyndicus Carl Sebastian Zeidler (1719-1786) der Stadtbibliothek seine umfassende Sammlung von Schriften Altdorfer Juraprofessoren mit 1156 Drucken in 354 Bdn, die er für eine Schrift Vitae Ictorum, qui doctrinae famaeque celebritate Academiam Altorfinam illustrarunt zusammengetragen hatte. Insgesamt wurden zwischen 1774 und 1792 1033 Titel erworben.

1.15 Zur Erschließung der Bestände trug am Ende des 18. Jhs vor allem der Theologe, Buchkundler und Bibliothekar Georg Wolfgang Panzer (1729-1805) bei, der die Inkunabeln bis 1480 katalogisierte. Angesichts der sich abzeichnenden Integration der Freien Reichsstadt in den bayerischen Staat ließ der Rat der Stadtbibliothek gegen Ende des 18. Jhs größere Aufmerksamkeit zuteil werden. 1791 gelangte eine Sammlung von Kontroversschriften Luthers aus dem Besitz des Stadtbibliothekars Johann Siegmund Mörl (1710-1791, Amtszeit 1773-1791) in die Bibliothek. 1795 wurde der Historiker Konrad Mannert (1756-1834) beauftragt, einen Katalog der Abteilung Historica und der griechisch-römischen Klassiker anzufertigen. 1795 begann er mit der Katalogisierung der " Bibliotheca Melanchthoniana" des Pfarrers, Bibliothekars und Reformationsforschers Georg Theodor Strobel (1736-1794), die Strobel über Jahrzehnte systematisch zusammengetragen und 1792 der Stadtbibliothek vermacht hatte. Nach den von ihm selbst herausgegebenen Katalogen besaß er 1775 500 Drucke, zwei Jahre später bereits 763. 1790 war die Zahl der Drucke nach einem handschriftlichen Index Strobels auf 1754 gestiegen, davon 1022 " Scripta Melanchthonis"; bis zu Strobels Tod kamen noch weitere 183 Drucke hinzu. Die Sammlung ging - bis auf 134 Nummern, die bei der Übergabe fehlten nahezu vollständig in den Besitz der Stadt über. Ein Teil der Hss. und Briefe Strobels zur Reformationsgeschichte wurde von seiner Witwe Ende des 18. Jhs an die Universitätsbibliothek Göttingen verkauft.

1.16 Aus dem Gesamtbestand der " Melanchthoniana" sind 123 Drucke anhand handschriftlicher Einträge auf einen Vorbesitzer zurückzuverfolgen. Vier Werke stammen aus dem Besitz von Melanchthon selbst, weitere zwei von Johann Bugenhagen. Über Auktionen in Nürnberg und Leipzig sind auch Melanchthon-Drucke aus einigen bedeutenden Nürnberger Bibliotheken in die Sammlung Strobel gelangt (Johann Valentin Oeder, Tobias Ölhafen, Familienbibliothek Fetzer, Andreas Mühldorf, Johann Georg Schelhorn). 50 Bde hat Strobel nach einem Revisionsverzeichnis Mannerts offenbar aus dem Bestand der Stadtbibliothek in die eigene Sammlung übernommen, darunter 14 Bücher aus der Bibliothek Paumgärtner, 8 aus der Bibliothek Palma, 5 von Schelhammer und 4 aus der Bibliothek Herel. Ein erster handschriftlicher Katalog wurde 1840 fertiggestellt und 1851 revidiert. Strobels " Bibliotheca Melanchthoniana" ist heute neben der Melanchthon-Bibliothek in Bretten die reichhaltigste Sammlung von Werken Melanchthons und Schriften über ihn.

1.17 Im letzten Jahrzehnt des 18. Jhs konnte sich der Rat nach langen Verhandlungen endlich zum Kauf einer großen Norica-Bibliothek entschließen, die bis heute für die stadtgeschichtliche Forschung von unschätzbarem Wert ist: der über vier Jahrzehnte mühevoll zusammengetragenen Sammlung des Altdorfer Historikers Georg Andreas Will (1727-1798). Will hatte aus Patriotismus bereits als junger Mann begonnen, die Büchersammlung seiner Familie, in der sich Bände aus dem Besitz von Andreas Osiander (1498-1552), Veit Dietrich (1506-1549), Heinrich Fabricius, Hieronymus Besold (1522-1562), Christoph Welhammer (1585-1646) und Melchior Diem († 1649) befanden, systematisch zu einer Nürnberg-Bibliothek auszubauen. Er kaufte auf den Auktionen Imhof-Ebner (1746, 1748, 1756), Christian Gottlieb Schwarz (1675-1751), Schwindel (1753) und Baron Wurster (1763) und richtete sein besonderes Augenmerk auf ephemeres Schriftgut, das in öffentlichen Institutionen nicht gesammelt wurde, z. B. Glückwünsche, Leichengedichte, Ämterbücher, Mandate, Namenregister, Briefe und Kupferstiche. 1772 hatte die Sammlung dank der Unterstützung durch Kollegen und Freunde einen so großen Umfang erreicht, daß Will den ersten Band eines kommentierten Katalogs erscheinen lassen konnte.

1.18 1773 trugen die Prediger Johann Albrecht Vogel (1705-1787) und Erhard Christoph Bezzel (1727-1801) zur Erweiterung der Nürnberg-Bibliothek bei. 1792 vermachte Will seine reiche Sammlung endgültig der Stadt, die sie gesondert aufstellen und durch Johann Carl Sigmund Kiefhaber (1762-1837) betreuen ließ. Am 3. August 1799 erließ der Rat einen öffentlichen Aufruf zur Bereicherung der Willschen Bibliothek. Anfang des 19. Jhs wurde die Sammlung durch Bücherkäufe aus den Legaten von Johann Albert Colmar (1759-1834) und Regina Helena von Holzschuher sowie durch Mandate und Gedichte aus der Bibliothek von Christian Gottlieb Müller (1741-1823) ergänzt. Abgelehnt wurde hingegen unter dem Bibliothekariat von Christian Gottfried Junge (1748-1814) in den Jahren 1793 bis 1814 der Kauf der Bibliothek Welser und der Stammbuchsammlung Bezzel. 1811 befanden sich nach Schätzungen Kiefhabers 26.500 Bde in der Stadtbibliothek, davon 12.000 Bde in der älteren Bibliothek, 7500 in der Sammlung Solger, etwa 5500 Bde in der Sammlung Will (ohne die Mandatensammlung) und ca. 1500 in der Bibliothek Marperger im Collegium der Advocaten ( s. u. 1.20).

1.19 Bei der Besetzung Nürnbergs durch die Franzosen mußte die Stadt 1801 etwa 30 wertvolle Inkunabeln an die Nationalbibliothek in Paris abgeben. Nach dem Übergang an Bayern blieb die Bibliothek wider Erwarten von Dezimierungen verschont. Pläne Montgelas' und von Aretins, den wertvollen Teil der Stadtbibliothek in die Münchner Hofbibliothek zu überführen, scheiterten 1807 an den räumlichen Kapazitäten in München. Die Stadt mußte jedoch hinnehmen, daß die Altdorfer Universitätsbibliothek, obwohl Eigentum der Stadt, mit der reichen Privatbibliothek des Arztes Christoph Jacob Trew mit 34.000 Titeln an die Erlanger Universitätsbibliothek abgegeben wurde (s. Eintrag dort). Zwischen 1802 und 1807 wurden 205 Titel erworben, darunter 21 Bde mit Leichenpredigten aus der Sammlung Rosina von Holzschuher. 1813 kaufte Junge einige Bände mit juristischen Schriften aus der Bibliothek von Eberhard Jobst König von Königsthal.

1.20 Einen neuen Anfang versuchte von 1814 bis 1839 der Theologe und Bibliothekar Gottfried Christoph Ranner (1754-1839). Er sorgte 1816 für die Vereinigung der Bibliotheca Norica Williana mit der Stadtbibliothek und 1818 für den Erwerb der Sammlung des Ratskonsulenten Paul Jacob Marperger (1720-1767) mit annähernd 1500 juristischen Drucken sowie 350 historischen Werken, von denen ein Teil aus der Bibliothek des Juristen Christian Leonhard Leucht (1645-1716) stammt. Außerdem betrieb er die Übernahme der u. a. von Mitgliedern der Familie Dilherr und dem Verlagshaus Endter gestifteten Konvertitenbibliothek zu St. Jakob mit rund 400 Bdn mit asketischen und homiletischen Schriften. 1820 erhielt die Stadtbibliothek von der Londoner Bibelgesellschaft 32 Bibelübersetzungen in 21 verschiedene europäische und asiatische Sprachen. Im Zuge der Verwaltungsreform wurde außerdem die Sammlung des Collegiums Medico-Chirurgicum mit der Stadtbibliothek vereinigt. 1821 lehnten die Gemeindebevollmächtigten den Kauf der wertvollen, 12.020 Bde umfassenden Bibliothek des Altdorfer Historikers Georg Christoph Schwarz (1732-1792) trotz der Zustimmung der Ratsmehrheit ab. Sie kam vorübergehend in die Universitätsbibliothek Erlangen, wurde später jedoch zerstreut. Ranner schätzte den Gesamtbestand der Stadtbibliothek 1821 auf 80.000 bis 90.000 Schriften (einschließlich des Kleinschrifttums) in etwa 30.000 Bdn, die er zwischen 1815 und 1819 in neun Katalogen verzeichnete.

1.21 1822 wurden die Fenitzer-Dilherrsche Bibliothek und die Spitalbibliothek auf Wunsch der Geistlichkeit in der Stadtbibliothek aufgestellt. 1825 kamen einzelne Bände aus verschiedenen städtischen Verwaltungsbehörden hinzu. 1826 schätzte der Antiquar Johann Lorenz Schmidmer den Wert der Bibliothek mit insgesamt 41.351 Bdn auf 58.810 Gulden (Inkunabeln 437 Bde, Theologica 2865 Bde, Philosophica 3945 Bde, Juridica 1576 Bde, Medica 745 Bde, Historica 1927 Bde, Konvertitenbibliothek 406 Bde, Dilherr 5739 Bde, Fenitzer 2555 Bde, Strobel 1911 Bde, Solger 7383 Bde, Will 9129 Nummern, Zeidler 367 Bde, Polnische Bibliothek 173 Bde). 1827 begann Carl Giesberg († 1842) mit den Arbeiten an einem systematischen Central-Bücher-Catalog, die er jedoch nur für die Ausgaben antiker Klassiker und einen Teil der philologischen Bücher durchführen konnte. 1828 erhielt die Stadtbibliothek von der Akademie der Wissenschaften in München 54 Werke sowie die kleine, von der Familie Tucher gestiftete Bibliothek der Suttenprediger mit 48 Bdn.

1.22 Unter Ranner wurde der Schwerpunkt Nürnberg bei der Bucherwerbung systematisch ausgebaut, das Pflichtabgaberecht erneuert und eine Gesamtrevision der Bestände durchgeführt. Danach befanden sich 1834 35.208 Bde mit 41.785 Drucken im Besitz der Bibliothek, davon 14.267 Bde als Kernbestand der Ratsbibliothek mit 4022 bis 1528 und 5533 bis 1550 gedruckten Werken (2915 Bde Theologica, 1647 Bde Juridica, 494 Bde Inkunabeln, 6013 Bde Philosophica und Varia, davon 236 Bde Verlust, 1332 Bde Historica, 757 Bde Medica). Die Bibliothek Solger folgte mit 6842 Bdn, die Sammlung Zeidler mit 1160 Bdn, die Konvertitenbibliothek mit 400 Bdn, die Marpergersche Bibliothek mit 1828 Bdn, die Sammlung Strobel mit 1693 Bdn und die Bibliotheca Norica Williana mit 7852 Nummern. Hinzu kamen 82 fremdsprachige Drucke aus der Bibliothek Imhof und 201 Bde aus der Sammlung des aus Nürnberg stammenden Warschauer Buchhändlers Michael Gröll (1722-1798). Zur Erschließung der Bestände standen 38 Kataloge und Register zur Verfügung. 1830 wurden 1500 Drucke und eine umfangreiche Mandatensammlung aus der systematisch angelegten Norica-Bibliothek des Hofrats Christian Schwarz (1760-1830) erworben. 1835 wurden die Fenitzer-Dilherrsche und die Spitalbibliothek zusammen mit 28 Bdn aus der Bibliothek der Suttenprediger auf Drängen des Lorenzer Pfarrers Johann Wolfgang Hilpert (1796-1876) wieder in kirchliche Verwaltung überführt (s. Eintrag Nürnberg, Landeskirchliches Archiv). 1839 kam der größte Teil der Bibliothek Ranners mit 840 Titeln in 2214 Bdn, darunter auch Nürnberger Kasualschriften und Dissertationen, als Geschenk in den Besitz der Stadtbibliothek.

1.23 Nach Ranners Tod entstanden erneut größere Lücken in den Norica-Beständen der Stadtbibliothek, da 1840 durch das bayerische Pflichtexemplargesetz festgelegt wurde, daß alle Nürnberger Buchhändler jeweils ein Exemplar ihrer Verlagswerke an die Hofbibliothek München und die Universitätsbibliothek Erlangen, nicht jedoch an die Stadtbibliothek Nürnberg abliefern sollten. 1840 wurde mit Friedrich Wilhelm Ghillany (1807-1876) der erste hauptamtliche Bibliothekar als Verwalter der Bibliothek berufen. Er sorgte zwischen 1840 und 1856 für eine grundlegende Reorganisation. Nachdem er zunächst Indices zu den Katalogen und Verzeichnisse der Bibliotheken Ranner und der polnischen Bibliothek Gröll angelegt hatte, führte er eine Neugliederung der Bestandsaufstellung durch. Er löste einen Teil der Sondersammlungen auf und faßte auf der Basis der alten Systematik die Bücher in folgenden Abteilungen zusammen: Theologie (mit Anschluß der Mörlschen Bibliothek), Jurisprudenz (mit Anschluß des größten Teils der Marpergerschen Bibliothek und der übrigen Juridica), Medizin (mit der Bibliothek Johann Jacob Baiers und den naturwissenschaftlichen Drucken aus den übrigen Gruppen), Philosophie und Varia (reduziert), Geschichte, Philologie und Mathematik (neu geschaffen). Als Sondersammlungen blieben die Bibliotheken Solger, Strobel und Zeidler, die Anfang des 19. Jhs eingerichteten Abteilungen Inkunabeln und Centurien, die Norica-Sammlungen Will, Schwarz und Amberger sowie das noch ungeordnete Kleinschrifttum aus der Sammlung Holzschuher erhalten, daneben die Bibliotheken der Literarischen und der Naturhistorischen Gesellschaft, die als Deposita untergebracht waren. Die Sammlung Mörl, die Imhofsche Sammlung, die Marpergersche Bibliothek, die Bibliotheken Gröll und Ranner und die Accessionsbibliothek wurden auf die systematischen Gruppen verteilt. Die 1835 vorhandenen 400 Bde der Kartäuserbibliothek wurden an die Abteilungen Theologie (242 Bde), Jurisprudenz (47 Bde), Medizin (24 Bde), Geschichte (4 Bde) und Varia (53 Bde) angehängt.

1.24 In seiner Erwerbungspolitik verzichtete Ghillany angesichts des bisherigen starken Übergewichts der Theologie weitgehend auf den Kauf theologischer Schriften und konzentrierte sich auf die Fächer Geschichte, Schöne Literatur, Philologie und Philosophie sowie auf den Ausbau des Bestandes an Lexika und Nachschlagewerken. Die größte Erwerbung unter Ghillany war 1844 neben einigen wertvollen Pflanzenbüchern aus dem Besitz des Kupferstechers und Naturforschers Jacob Sturm (1771-1848) der Kauf der Norica-Bibliothek des Kaufmanns Georg Paul Amberger (1789-1844) mit 827 Bdn und 102 Faszikeln, darunter Schriften aus den Bibliotheken Volckamer und Feuerlein. Als größere Sammlungen wurden 1851 die 1571 Bde und knapp 100 Hss. umfassende Bibliothek des Kaufmanns Johann Jacob Hertel (1781-1851), die Teil einer bedeutenden Kunstsammlung war, und 1851/52 die medizinische Bibliothek Johann Jacob Baiers (1677-1735) mit 684 Bdn integriert. 1848/49 erhielt Ghillany den Auftrag, alle auf Nürnberg bezüglichen Druckschriften, Zeitungen und Erlasse über die Ereignisse der Jahre 1848/49 und die Geschichte Nürnbergs zu sammeln.

1.25 Sein Nachfolger Ernst Carl Julius Lützelberger (1802-1877) bemühte sich zwischen 1856 und 1877 besonders um die Neuordnung der Norica-Bestände. Unter seiner Leitung vereinigte der Kustos Johann Paul Priem (1815-1890) die Ambergersche Sammlung mit der Bibliothek Schwarz und legte einen Zettelkatalog an. Zur Erweiterung der Norica-Sammlungen wurden zwischen 1856 und 1877 kleine Druckschriften und Hss. aus der Norica-Sammlung von Sigmund Christoph Joachim Haller von Hallerstein (1723-1792) sowie Flugblätter und Gelegenheitsdrucke aus dem Besitz des Ortshistorikers Johann Christian Siebenkees (1753-1841) aufgenommen. Unter Lützelberger kamen als wichtigste Erwerbung die Pirckheimer-Papiere aus der Sammlung des Patriziers Sigmund Christoph Joachim Haller in die Bibliothek. Weitere Erwerbungen waren 122 Bde aus dem Besitz Joseph Ferdinand Dambergers († 1859), 122 mathematische und astronomische Schriften von dem Buchhändler Georg Wolfgang Christoph Eichhorn († 1866), 122 chemische und alchimistische Werke aus dem Besitz des Apothekers Johann Friedrich Weyssel († nach 1878) und 516 medizinische Drucke aus der Bibliothek des Hof- und Medizinalrates Philipp Caspar Möllenthiel aus Neuburg an der Donau.

1.26 1862 wurden 396 Dubletten verkauft. Bei der Gründung des Stadtarchivs Nürnberg wurden 1865 192 " Libri literarum", 238 " Libri conservatorum" und 230 " Manualia" abgegeben. 1870 wurde aus dem Besitz von Christoph Seiler genealogisches Kleinschrifttum aus der Sammlung Holzschuher aufgenommen, darunter 21 Bde Leichenpredigten und 219 Holzkästen mit ephemeren Druckschriften und Hss. 1873 dürfte die Bibliothek etwa 60.000 Bde umfaßt haben. 1877 wurde die Privatbibliothek Lützelberger mit 130 Bdn und 115 kleinen Schriften übernommen. Unter seinem Nachfolger Johann Paul Priem († 1890) wurden zwischen 1877 und 1889 jährlich zwischen 150 und 250 Bde angeschafft oder durch Tausch erworben, darunter Norica von Georg Wolfgang Karl Lochner (1882). Ende des 19. Jhs gingen gut 20 Titel als Geschenk der Erlanger Familie Heerdegen ein.

1.27 Ein weiterer Schritt zur Systematisierung der Bestände wurde 1889 bis 1920 unter Ernst Mummenhoff (1848-1931) eingeleitet, die Einrichtung der Sammlung Genealogica, in der Nürnberger Kasualschriften vor allem aus der Sammlung Holzschuher zusammengefaßt wurden, die Auflösung der Sammlung Schwarz in eine Abteilung Norica-Kleinschrifttum (Nor.) und Norica-Hss. (Nor.H.) und die Schaffung einer Abteilung Norica-Jahresberichte (Nor.J. B.). Als Standort für künftig anzuschaffende, auf Nürnberg bezügliche Werke wurde die Abteilung Schwarz-Amberger eingerichtet. Neu aufgenommen wurden 1890 die Bibliothek Scheurl mit 3278 Bdn, die während des Zweiten Weltkriegs an die Familie zurückgegeben wurde (s. Eintrag Nürnberg, Scheurl-Bibliothek), und 1893 die 648 Bde umfassende Bibliothek Jegel, die der Magistratsrat Ernst Konrad Wilhelm Jegel (1782-1845), ein Freund des Buchhändlers Friedrich Campe (1777-1846), als Bibliothek für Handwerker aufgebaut hatte. Die Sammlung enthält Neuerscheinungen aus verschiedenen Wissensgebieten, vor allem Klassikerausgaben, Romane, Erzählungen und Gedichte der Romantiker, Kalender und Almanache. 1895 wurde als Depositum die Bibliothek des Handelsvorstandes mit etwa 570 Bdn aufgestellt. 1899 konnten 422 Bde aus dem Besitz des Rechtsrates Christian Schwemmer (1828-1899) übernommen werden. Für 1902 kann von einem Gesamtbestand ohne die Bibliotheken Dilherr-Fenitzer, die 1901 nocls in die Obhut der Stadt gegeben worden war, und Scheurl von 80.000 Bdn ausgegangen werden. 1903 wurde die Bibliothek des Pegnesischen Blumenordens als Depositum in die Obhut der Stadtbibliothek gegeben, 1910 und 1913 die rund 275 Bde umfassende Sammlung der Nürnberger Handelsschule. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs war der Bestand, einschließlich der Dilherrschen und der Fenitzer-Bibliothek, auf 111.350 Bde angewachsen. Während der gesamten Amtszeit Mummenhoffs (1889-1920) wurden 29.987 Bde für die Stadtbibliothek erworben.

1.28 Unter seinem Nachfolger Friedrich Bock (1886-1964; Stadtbibliothekar von 1921 bis 1951) kam 1921 die Bücherei der Volksbildungsgesellschaft mit etwa 15.000 Bdn aus den Fächern Schöne Literatur, Literatur- und Kunstgeschichte, Geschichte, Länder- und Völkerkunde hinzu, die auf die entsprechenden systematischen Abteilungen (Signaturen Phil. und Hist.) und die Sammlung Schwarz-Amberger verteilt wurde. Insgesamt stieg die Zahl der Bände zwischen 1920 und 1930 von 122.100 Bdn auf 170.000 Bde. Größte Neuerwerbung waren 6788 graphische Blätter zur Geschichte, Topographie und Genealogie der Stadt Nürnberg, die 1926 aus der Sammlung Hans Hopf gekauft wurden. 1923 wurde die alte Gruppenaufstellung abgebrochen und eine Aufstellung nach Jahrgangssignaturen ohne Kennzeichnung der Formate eingeführt. 1936 soll der Gesamtbestand nach den Angaben im Jahrbuch deutscher Bibliotheken bereits 245.000 Bde betragen haben.

1.29 In den dreißiger Jahren wurden im Rahmen einer Zentralisierung des Nürnbergischen Bibliothekswesens verschiedene Vereinsbibliotheken in die Stadtbibliothek übernommen. 1934/35 gingen 106 Bde mit älteren Drucken aus der Bibliothek der Folterkammer in den Besitz der Stadtbibliothek über. Für die von den Nationalsozialisten veranstalteten Bücherverbrennungen stellte Bock nur zerlesene, zumeist doppelt vorhandene Bände zur Verfügung. 1940 wurden die Fenitzer-Dilherrsche und die Spitalbibliothek an die Kirche zurückgegeben (s. Eintrag Nürnberg, Landeskirchliches Archiv). Eine letzte bedeutende Erwerbung vor dem Krieg waren 60 Inkunabeln aus der Sammlung des Nürnberger Fabrikanten und Bibliophilen Carl Christian Kempe (1940). Anfang der vierziger Jahre war die Neuverzeichnung der gesamten Bestände, die unter der Leitung von Friedrich Bock eingeleitet worden war, nahezu abgeschlossen. Bis 1945 dürfte der Bestand auf über 300.000 Bde gestiegen sein.

1.30 Bei dem Bombenangriff der Briten auf Nürnberg am Abend des 2. Januar 1945 verlor die Bibliothek ihre gesamten Kataloge, ihren bibliographischen Handapparat mit ca. 2700 Bdn, etwa 18.000 Bde mit Drucken des frühen 20. Jhs (Jahrgangssignaturen mit Erwerbungen der Jahre 1925 bis 1940) und etwa 3500 Drucke des späten 19. und 20. Jhs. Unter den Altbeständen, die an verschiedenen Orten ausgelagert waren, kam es durch Plünderungen zum Verlust von weiteren 10.000 Bdn, vor allem in den alten systematischen Abteilungen. Als Entschädigung für Plünderungen amerikanischer Soldaten wurde der Stadtbibliothek 1945 von der Militärregierung die Bibliothek des Stürmer-Verlages mit rund 5000 Bdn zugewiesen. Für 1950 wird eine Zahl von 250.000 Bdn und 80.000 z. Z. nicht benutzbaren Bdn genannt.

1.31 Der Wiederaufbau vollzog sich zunächst nur zögernd. Zwischen 1952 und 1956 wurden 26.939 Bde, darunter gut 5 Prozent ältere Drucke, aufgenommen, teils durch Kauf, teils durch Schenkungen aus der Bürgerschaft und aus den USA. Goldmann nennt für 1956 einen Gesamtbestand von 250.000 Bdn ( s. u. 4.2). In den fünfziger Jahren wurde mit der Neukatalogisierung der Altbestände begonnen. Ein erheblicher Teil der angebundenen Schriften in den Gruppen Theologica und Juridica ist bis heute nicht katalogisiert. Unter dem Direktorat von Karlheinz Goldmann (1910-1980, Amtszeit 1956-1973) konnten bis 1972 zahlreiche Lücken im Bestand Nürnberger Drucke geschlossen werden, z. B. Hans-Sachs-Drucke, Nürnberger Drucke der Werke Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens, Schriften Nürnberger Barockdichter, Nürnberger Musikalien, Werke von Johann Amos Comenius und Abraham a Sancta Clara, Schreibmeisterbücher, Nürnberger Flugblätter und Einblattdrucke sowie Stammbücher. 1964/65 konnten 2000 Bde französischer Literatur des 18. und 19. Jhs aus der Bibliothek von Heinrich Kunstmann gekauft werden.

1.32 1958 wurde die Aufstellung nach Jahrgangssignaturen abgebrochen und eine Numerus-currens-Aufstellung (Signaturengruppen A-E und Periodica) eingeführt. Bis Ende der fünfziger Jahre erhielt die Abteilung Theologica Zuwachs um etwa 540 Titel (darunter 4 Drucke des 16. Jhs, 13 des 17. Jhs, 41 des 18. Jhs und 495 des 19. Jhs). Für die Gruppe Philologica wurden insgesamt ca. 2650 Titel erworben (2 aus dem 16. Jh, 11 aus dem 17. Jh, 44 aus dem 18. Jh und 882 aus dem 19. Jh), für die Abteilung Historica ca. 710 Drucke (4 aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 30 aus dem 18. Jh und 288 aus dem 19. Jh). Die Gruppe Mathematica wurde um insgesamt etwa 535 Schriften ergänzt, darunter etwa 120 Drucke des 19. Jhs, 15 des 18. Jhs, 5 des 17. Jhs und 2 aus dem 16. Jh. In die Abteilung Varia wurden 683 weitere Titel eingestellt (5 aus dem 16. Jh, 14 aus dem 18. Jh und 123 aus dem 19. Jh). 1960 konnten rund 3000 kleinere Schriften aus der Norica-Stiftung Stier-Stoer übernommen werden, die der Magistratsrat Theodor Friedrich Stoer seit 1890 zusammengetragen hatte. 1961 kamen 5000 Bde französischer Literatur des 18. bis 20. Jhs und die Büchersammlung der Rhein-Main-Donau-Schiffahrtsgesellschaft mit 2500 Bdn in den Besitz der Bibliothek. 1962 wurde der Norica-Teil der Bibliothek des Melanchthon-Gymnasiums mit 956 Bdn als Leihgabe übernommen, darunter Bücher, die teils von Lehrern des Gymnasiums (Georg Wolfgang Karl Lochner, Heinrich Heerwagen) oder ehemaligen Schülern wie Erhard Christoph Bezzel gestiftet, teils aus dem Anschaffungsetat der Schule gekauft worden waren (Feuerlein, Oscar Gebhardt). Eine größere Spende sind 65 naturkundliche Werke des 18. Jhs aus dem Besitz der Familie Welser. 1963 wurde die Sammlung Otto Lauterbach übernommen. 1965 sind als Erwerbungen die Bibliothek B. Franke mit 1700 Bdn vornehmlich pädagogischen Inhalts und die Sammlung des Schriftstellers Georg Harro Schaeff-Scheefen mit ca. 600 Werken fränkischer Autoren zu nennen. Im selben Jahr wurde als Dauerleihgabe die Bibliothek des Nürnberger Lehrer- und Lehrerinnen-Vereins mit 10.800 Bdn in den Räumen der Stadtbibliothek aufgestellt. 1967 kam der größte Teil der Sammlung des Nürnberger Schriftstellers Jakob Wassermann (1873-1934) mit 2800 Bdn hinzu. 1973 wurde die Stadtbibliothek mit allen übrigen städtischen Büchereien zu einem einheitlichen Bibliothekssystem zusammengefaßt, das z. Z. einen Gesamtbestand von über 900.000 Bdn hat. Die historischen Bestände der ehemaligen Stadtbibliothek werden als " Hauptabteilung Sammlungen" gesondert verwaltet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Den Angaben liegen für die systematischen Abteilungen und die Sondersammlungen Zählungen am Bestand zugrunde. Die Zahlenangaben für die Abteilung Genealogica (Gen.) beruhen auf einer Auszählung des handschriftlichen Zettelkatalogs, für die Numerus-currens-Aufstellung auf einer Auszählung der Standortkataloge.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek besitzt neben annähernd 300.000 Bdn des 20. Jhs etwa 77.100 Bde mit gut 93.100 vor 1900 gedruckten Titeln, darunter 462 Sammelbände mit 10.370 Drucken. Etwa 31.800 Nummern sind als Verlust zu betrachten, etwa 400 Titel wurden im Lauf der Jahrhunderte verkauft. Der Bestand verteilt sich auf 1745 Inkunabeln, 14.700 Drucke des 16. Jhs (6047 aus der ersten und 8611 aus der zweiten Jahrhunderthälfte), gut 20.000 Drucke des 17. Jhs (7578 aus der ersten und 12.446 aus der zweiten Jahrhunderthälfte), gut 30.000 Titel des 18. Jhs (15.023 aus der ersten und 15.199 aus der zweiten Jahrhunderthälfte) und etwa 25.000 Schriften des 19. Jhs (12.240 aus der ersten und 12.717 aus der zweiten Jahrhunderthälfte).

2.3 Durch die große Zahl von Drucken der Reformationszeit und von Werken des 18. und 19. Jhs ist der Anteil der deutschsprachigen Schriften mit 56.260 höher als der Anteil der lateinischen Drucke mit 32.270. 866 Werke sind in Französisch verfaßt, 666 in Italienisch, 268 in Englisch, gut 200 in Hebräisch und 135 in Griechisch. Ein Sonderbestand sind 149 Drucke in polnischer Sprache aus dem Verlag Gröll in Warschau. Jeweils etwa 30 Titel sind in Niederländisch oder polyglott, 20 in Arabisch und 15 in Spanisch.

Systematische Übersicht

2.4 Von den 93.100 Titeln sind circa 38.000 dem Fach Theologie zuzuordnen. 15.500 Drucke sind historische, politische und geographische Schriften. Hinzu kommen 8300 juristische, 7800 philologische und poetische sowie 5000 medizinische und naturwissenschaftliche Werke. Geringer ist der Bestand in den Fächern Kunst und Kunstgeschichte (1900 Titel), Philosophie (1600 Titel), Pädagogik (1000 Titel), Bibliotheksgeschichte und Buchkunde (600 Titel) und Musik (175 Drucke). Etwa 38.000 Drucke sind Kleinschrifttum, darunter rund 7500 Dissertationen vor allem aus den Fächern Jurisprudenz und Theologie und 2000 akademische Reden und Programme sowie 18.700 Gelegenheitsgedichte (870 Leichenpredigten, 4100 Hochzeitsgedichte, 10.200 Trauerschriften und Epicedien), 950 Nürnberger Neujahrswünsche, knapp 600 Relationes, gut 1000 Mandate und etwa 1000 Flugschriften aus der Reformationszeit. Etwa ein Drittel der vorhandenen Drucke (31.000) stammt aus Nürnberg und Altdorf. Von den ehemals vorhandenen 20.000 Porträts und 60.000 sonstigen graphischen Blättern, die zum größten Teil an die Stadtgeschichtlichen Museen abgegeben wurden, befinden sich noch ca. 2000 Mappenwerke und ca. 800 Karten im Besitz der Bibliothek.

Systematische Abteilungen

2.5 Die alten systematischen Abteilungen umfassen einschließlich der Inkunabeln 28.378 Bde mit 32.775 Titeln, darunter 248 Sammelbände mit 4640 Titeln, und zusätzlich 48 Bde mit Hss. Gut 24.000 Nummern vornehmlich des 18. und 19. Jhs sind als Kriegsverlust zu betrachten, weitere 750 Bde gingen bis zur Mitte des 19. Jhs verloren. Es sind 1601 Inkunabeln vorhanden; aus dem 16. Jh stammen 9455 Titel (3759 aus der ersten und 5696 aus der zweiten Jahrhunderthälfte), aus dem 17. Jh 6178 (2477 Drucke aus der ersten und 3701 aus der zweiten Jahrhunderthälfte), aus dem 18. Jh 6777 Drucke (4001 Drucke aus der ersten und 2776 aus der zweiten Jahrhunderthälfte) und aus dem 19. Jh 8573 (4237 Drucke aus der ersten und 4336 aus der zweiten Jahrhunderthälfte). Aus dem 20. Jh kommen 23.182 Drucke hinzu.

2.6 Jeweils etwa die Hälfte des Gesamtbestandes der alten systematischen Abteilungen ist in deutscher (15.069 Titel) und lateinischer Sprache (16.158 Titel) verfaßt. Unter den theologischen Werken finden sich außerdem 153 hebräische und 54 griechische Schriften. Der Anteil sonstiger fremdsprachiger Drucke ist gering: 477 Drucke in französischer Sprache vornehmlich in den Fächern Geschichte und Philologie, 198 Titel in italienischer Sprache und 158 Drucke vor allem des 19. Jhs in Englisch. Ein Sonderbestand sind 149 Drucke in polnischer Sprache ( s. o. 2.3) und 20 Drucke in arabischer Sprache.

2.7 Der historische Bestand weist eine Dominanz der Theologie mit 11.078 Drucken (etwa ein Drittel des Bestandes) auf. Etwa halb so groß ist die Abteilung Jurisprudenz mit 6366 Titeln. Philologica und Poetica machen mit 4537 Drucken ca. 15 Prozent aus, Historica mit 3568 Titeln gut 10 Prozent. Etwa gleich groß ist der Anteil von medizinischen und naturwissenschaftlichen Drucken (2841 Titel) und mathematischen und geographischen Schriften (2323). Die übrigen Fächer einschließlich Philosophie, Musik und Kunst umfassen nur 2039 Drucke. Der Anteil ephemerer Schriften ist in den alten systematischen Abteilungen mit gut 100 Gelegenheitsschriften, 2575 Dissertationen und 920 Prospekten relativ gering.

2.8 Von den etwa 19.000 vor 1720 gedruckten Schriften stammen ca. 3300 aus Nürnberg und Altdorf, vor allem aus den Verlagen von Friedrich Peypus, Johann Petreius und aus den Offizinen Endter und Felsecker. Es folgt als wichtigster Druckort der Reformationszeit Wittenberg mit 1760 Drucken. Jeweils gut 1000 Titel sind aus Venedig, Frankfurt, Basel, Jena, Leipzig und Straßburg vorhanden, etwa 200 aus Augsburg und Hagenau und 100 aus Magdeburg. Relativ hoch ist durch das akademische Schriftgut der Anteil von Drucken aus Helmstedt (869) und Tübingen (522) sowie die Zahl der Titel aus Druckereien in Köln (433) und Ingolstadt (182 Titel). Die europäische Dimension des historischen Bestandes läßt sich an den zahlreichen Drucken aus den geistigen Metropolen des Auslands ablesen: Paris (537 Titel), Lyon (396), Genf (359), Leiden (346), Zürich (341), Amsterdam (285), London (142), Antwerpen (192) und Rom (82).

2.9 In der Abteilung Centurien (Cent.), die den größten Teil des Handschriftenbestandes birgt, finden sich 16 Drucke: eine in Nürnberg gedruckte Inkunabel, 6 Drucke des 16. Jhs, darunter eine deutsche Bibel von 1541 mit Autographen Luthers und Melanchthons, ein altkirchenslavischer Druck vermutlich aus Kiew (Väterbuch der Pescera, Cent. V App. 34[e]) und das älteste in arabischer Sprache gedruckte Buch Kitab salat al-sawa`i (Cent. V App. 80), 6 Drucke des 17. Jhs, darunter eine kolorierte Ausgabe von Salomon Schweiggers Reise-Beschreibung und 2 französische Titel, sowie 2 Drucke des 18. Jhs.

Inkunabeln

2.10 Unter der Signatur Incunabula (Inc.) stehen 597 Bde mit 773 Titeln; 11 Bde sind als Verlust zu betrachten. Neben 747 Drucken des 15. Jhs sind auch 26 Schriften aus dem frühen 16. Jh und eine Hs. vorhanden. Nur 10 Titel sind in Deutsch verfaßt, alle übrigen in Latein. 107 Bde stammen, soweit anhand von handschriftlichen Einträgen erkennbar, aus säkularisierten Nürnberger Klöstern, darunter 50 Bde aus dem Kartäuserkloster, 37 aus dem Augustinereremitenkloster und 26 aus dem Benediktinerkloster St. Egidien. Mindestens jeweils 4 Bde gehörten dem Katharinen- und Minoritenkloster und 3 Bde dem Klarakloster. Aus der Kirchenbibliothek an St. Lorenz sind 2 Bde vorhanden, aus St. Sebald ein Band. Wenigstens 16 Bde stammen aus der Bibliothek von Hermann Schedel, 3 aus der Büchersammlung Sebald Schreyers und 2 von Marstaller. 141 Bde tragen das Supralibros Paumgärtners. 3 Bde gehörten ehemals Georg Palma, 12 Bde Johann Schelhammer. Einzelstücke enthalten Besitzereinträge von Willibald Pirckheimer, Johannes Regiomontanus und Mitgliedern der Patrizierfamilien Holzschuher, Behaim und Tucher. Am Ende der Aufstellung stehen 56 Bde aus der Inkunabelsammlung Kempe.

2.11 Nahezu die Hälfte der Drucke (326 Titel) stammt aus Nürnberger Druckereien, vor allem aus den Häusern Anton Koberger, Georg Stuchs und Hieronymus Höltzel. Unter den deutschen Druckorten folgen Straßburg (92 Titel), Augsburg (88), Basel (40), Köln (30), Speyer, Ulm und Mainz (jeweils 14 Titel), Regensburg, Leipzig und Bamberg (je 2 Titel) sowie Lübeck, Erfurt, Wien und Schwäbisch-Hall (je ein Titel). Die übrigen Drucke kommen aus Italien und Frankreich. 91 Titel wurden in Venedig gedruckt, 19 in Rom, 12 in Padua und 3 in Florenz; 6 in Paris, 4 in Lyon und einer in Louvain. Über die Hälfte der Drucke (475) sind theologische Schriften, darunter 32 Bibeln, 9 Bearbeitungen des Psalter, 8 Konkordanzen und Lexika sowie 4 Missalien. Den größten Teil bilden etwa 160 homiletisch-katechetische Drucke von den Postillen des Nikolaus de Lyra und des Johannes Herolt bis zu den Heiligenviten von Walafrid Strabo und Jacobus de Voragine. Mit 120 Drucken ist die scholastische Theologie mit Schriften von Anselm von Canterbury, Petrus Lombardus, Alexander von Hales, Albertus Magnus, Thomas von Aquin und Johann Duns Scotus vertreten. Einen weiteren Schwerpunkt bilden etwa 150 moraltheologische und asketische Werke (Johannes de Turrecremata, Thomas a Kempis, Johannes Nider) und 52 Schriften der Kirchenväter von Basilius, Hieronymus, Ambrosius und Johannes Chrysostomos bis zu Aurelius Augustinus. Einzelne Schriften sind von Johannes Gerson, Bonaventura und Johannes Reuchlin vorhanden.

2.12 Die zweite große Gruppe sind 165 juristische Werke, darunter neben dem Sachsenspiegel und dem Decretum Gratiani einige Beichtsummen und kanonistische Schriften (Guilelmus Durantis, Meffret, Bartolus de Saxoferrato, Nicolaus de Tudeschis, Bartholomaeus de Chaimis, Johann Balbus, Leonardus de Utino, Rainerus de Pisa, Petrus de Monte). Die Literatur der griechischen und römischen Antike ist durch 31 Ausgaben repräsentiert mit Werken von Aristoteles, Seneca, Cicero, Vergil, Cato, Quintilian, Plutarch, Sallust, Plinius Secundus, Isidorus, Laktanz bis hin zu den spätantiken Schriftstellern Severinus Boethius und Caecilius Cyprianus. Eine kleine Gruppe bilden 30 historiographische Schriften u. a. von Hartmann Schedel (Weltchronik) und Guido delle Colonne sowie 5 geographische Werke von Ludolf von Suchem und Appianos, 5 Drucke von Werken Boccaccios und Petrarcas und einige Kalender des Johannes Regiomontanus.

Juridica

2.13 Die Abteilung Juridica (Jur.) umfaßt heute 6202 Titel in 3648 Bdn, darunter 72 Sammelbände mit 2004 Titeln; hinzu kommen 7 Bde mit Hss. und 223 Drucke des 20. Jhs. Etwa 500 Bde sind als Verlust anzusehen. Knapp ein Drittel des Bestandes sind juristische Dissertationen. Aus dem Spätmittelalter sind 266 Inkunabeln vorhanden, die teils zum Kernbestand der Ratsbibliothek gehört haben dürften (11 Bde tragen das alte Wappen der Reichsstadt), teils aus dem Augustinereremitenkloster (129 Bde) und aus anderen Nürnberger Klöstern (14 Bde aus dem Kartäuserkloster, 9 aus dem Predigerkloster, 6 aus dem Karmelitenkloster, 5 aus dem Egidienkloster) und Kirchen (2 aus der Bibliothek an St. Lorenz) stammen. 3 Bde gehörten ehemals zum Besitz Marstallers. Während des 16. Jhs wurde der Bestand wesentlich erweitert: 257 Bde sind mit dem Supralibros Hieronymus Paumgärtners versehen, 4 tragen das Exlibris Palmas. Reichen Zuwachs erhielt die Abteilung Anfang des 17. Jhs durch die Schenkung von 325 Bdn mit juristischen Titeln aus der Bibliothek Herel. Aus städtischen Mitteln dürften während des 17. und frühen 18. Jhs 116 Bde mit dem Aufdruck " Bib. Nor." angeschafft worden sein. Gegen Ende des 17. Jhs kamen 244 Bde mit juristischen Titeln des 16. und 17. Jhs aus dem Besitz des Juristen Dilherr von Thumenberg hinzu.

2.14 Aus dem 16. Jh sind insgesamt 818 Drucke vorhanden (247 aus der ersten Hälfte, 571 aus der zweiten Hälfte), aus dem 17. Jh 1909 Drucke, überwiegend aus der zweiten Jahrhunderthälfte (532 aus der ersten Hälfte, 1377 aus der zweiten Hälfte). 47 Bde gehörten ehemals zur Konvertitenbibliothek (Jur. 2o 835-862, Jur. 4º 422-430, Jur. 8º 402-411). Die Drucke des späten 17. Jhs stammen ebenso wie die 2371 Titel aus der ersten Hälfte des 18. Jhs zur Hälfte aus der Sammlung Marperger. Seit der Mitte des 18. Jhs läßt sich ein deutliches Absinken des Anteils juristischer Titel beobachten: 351 Drucke aus den Jahren 1750 bis 1800, 239 Drucke aus den Jahren 1800 bis 1850 (darunter 30 Bde mit den Initialen " HEW", 10 Bde aus der Bibliothek Feuerlein, 8 von Zeidler und 7 mit den Initialen " CDE") und 158 aus den Jahren 1850 bis 1900; 223 Titel stammen aus dem 20. Jh. Als Verlust sind 1222 Bde anzusehen; 412 Bde wurden 1834 als verloren gemeldet. Bei der Auffächerung nach Sprachen zeigt sich ein deutliches Übergewicht des Lateinischen mit 4819 Titeln. 1198 Titel vor allem aus der Zeit nach 1700 sind in deutscher Sprache geschrieben. Der Anteil fremdsprachiger Drucke ist zu vernachlässigen (27 französische Werke).

2.15 Zum Kernbestand der Bibliothek zählten um 1620 die juristischen Standardwerke aus den großen europäischen Druckereien in Venedig (fast 400 Titel), Lyon (fast 200), Basel (120) und Paris (60 Titel). Aus dem deutschen Sprachraum sind juristische Schriften vor allem aus Frankfurt (428 Titel), Leipzig (258), Wittenberg (196) und Straßburg (100) vorhanden. Dank der breiten humanistischen Interessen Herels und Dilherrs bietet die juristische Abteilung einen guten Querschnitt durch die europäische Rechtsliteratur zwischen 1470 und 1650. Der Bestand umfaßt Nachdrucke des Corpus iuris Justiniani und des Corpus iuris canonici, Ausgaben von mittelalterlichen Digestenkommentaren (Alexander Tartagnus von Imola, Johann de Platea), Lexika, Handbücher, Konsilienliteratur und Abhandlungen zu verschiedenen Rechtsgebieten.

2.16 Die großen legistischen Werke der Glossatoren- und Postglossatorenzeit sind fast vollständig vorhanden: Glossenapparate, Lecturae und Repetitiones, Vokabularien und Summen; Drucke der exegetischen Dekretalensammlungen, Kommentare und Repertorien des ausgehenden 13. und 14. Jhs von Bartolus de Saxoferrato bis zu Baldus de Ubaldis sowie Glossenapparate des Accursius. Aus dem 15. Jh sind die großen Kommentarwerke der italienischen Rechtsschule des Alexander von Imola, des Baldus-Schülers Paul de Castro, die Consilia des Jason de Mayno und Andreas Bonellus de Barulo, das Dictionarium juris von Albericus de Rosciate und das Repertorium aureum des Durantis vorhanden. Breit vertreten ist die mittelalterliche Kanonistik mit den Werken von Azo Portius, Guido de Baisio, Johannes Bassian, der Summa Hostiensis und den Dekretalenkommentaren von Henricus de Segusio und Nikolaus de Tudeschis.

2.17 Einen deutlichen Niederschlag hat in den Beständen die von Frankreich ausgehende humanistische Rechtsschule hinterlassen: Neben dem Kommentar zum Codex von Andrea Alciato finden sich Schriften von Johann Faber und Hippolytus de Marsiliis, Dekretalenkommentare von Filippo Decio und aus dem deutschen Sprachraum Werke von Thomas Murner, Sebastian Brant und Ulrich Zasius. Aus Lyon stammen die Werke von Rodrigo Suárez, Franciscus Varenius, André Tiraqueau und Charles Dumoulin, aus Paris von François Baudouin, aus Venedig Consilia von Franciscus Bursati, Giacomo Filippo Porzi, Giovanni Stefano Menochio und Johann Cephali, aus Köln Schriften von Alphons Alvarez Guerei und Conrad Lancilott, aus Ingolstadt von Andreas Facliscei und Hubert Giphanius. Vorhanden sind die juristischen Standardwerke der Humanisten aus Basel und Genf wie Guillaume Budé, Charles Dumoulin, Nicolaus Vigelius, Matthaeus Wesenbeck, Henricus Stephanus und François Hotmann. Hinzu kommen Schriften von Christoph Hardesheim aus Nürnberg, Johann Oldendorp aus Marburg, Hugo Donellus aus Altdorf, Johann Borcholt aus Helmstedt und David Chytraeus aus Leipzig. Sehr gering ist der Bestand zum einheimischen Recht. Neben einer Kammergerichtsordnung finden sich einige städtische Rechtsordnungen.

2.18 An den Drucken des 17. Jhs läßt sich die Weiterentwicklung der juristischen Disziplin an den deutschen Universitäten ablesen. Vorhanden sind zahlreiche akademische Drucke aus Jena (741 Titel), Altdorf (629), Helmstedt (477), Tübingen (213) und Frankfurt/Oder (60). Hinzu kommen ca. 130 in Köln, 25 in Antwerpen und 17 in Ingolstadt gedruckte Werke von katholischen Juristen sowie knapp 40 Werke von reformierten Rechtsgelehrten aus Genf. Aus den protestantischen Niederlanden finden sich etwa 75 Schriften des 17. Jhs aus Leiden, Amsterdam und Franeker. Aus dem frühen 17. Jh sind die großen Werke katholischer Juristen (Jacob Menochius, Ludovicus Molinaeus, Daniel Venator) ebenso vorhanden wie die Schriften von lutherischen Rechtsgelehrten aus Leipzig (Sigismund Finckelthaus, Adam Volkmann) und Tübingen (Johann Harpprecht). Aus dem Schrifttum der Altdorfer Juristen und Philosophen findet sich nur eine eher bescheidene Auswahl (Cunrad Rittershusius, Johann Paul Felwinger). Einzelstücke stammen aus den Niederlanden und England (John Selden, Claudius Salmasius, Johann Cloppenburg). Bei den Drucken aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs stehen Monographien zu verschiedenen Rechtsproblemen und kasuistische Bücher im Vordergrund. Die Autoren stammen vor allem aus Sachsen und Thüringen (Benedict Carpzov, Georg Adam Struve), aus Ansbach (Johannes Limnaeus), aus Berlin (Samuel Pufendorf) und aus Nürnberg und Altdorf (Wilhelm Ludwell, Hugo Donellus, Christoph Ludwig Dietherr, Johann Jacob Speidel). Aus den Niederlanden sind Schriften von Gerard Noot vorhanden. Besonders reich ist der Bestand an juristischen Dissertationen des 17. Jhs, vornehmlich aus Jena, Altdorf und Helmstedt unter Hermann Conring.

2.19 Der Anteil Nürnberger Drucke liegt bei den bis 1720 veröffentlichten Titeln bei etwa 5 Prozent. Bei den Drucken des frühen 18. Jhs läßt sich der Aufschwung der Jurisprudenz an der Universität Halle an 270 Disputationen nachvollziehen (Jur. 823-876 4o). Die 2371 Drucke aus der ersten Hälfte des 18. Jhs, vornehmlich aus der Sammlung Marperger, geben einen guten Überblick über die zeitgenössische deutsche Rechtsliteratur mit Schriften von Johann Benedict Carpzov, Caspar Heinrich Horn, Philipp Ludwig Huth, Christian Leonhard Leucht, Samuel Stryk, Samuel Pufendorf, Johann Jakob Moser sowie kirchen- und privatrechtlichen Schriften von Justus Henning Böhmer und Johann Gottlieb Heineccius aus Halle. Fast vollständig dürften in Nürnberg gedruckte juristische Werke des 18. Jhs u. a. von Johann Christoph Donauer, Johann Caspar Herbach und Ahasverus Fritsch vorhanden sein. Besonders gesammelt hat Marperger Deduktionen, Mandate und Erlasse aus deutschen Territorien (Jur. 1050. 2º Jur. 1070. 2º, 185 Stück). Aus der zweiten Jahrhunderthälfte finden sich u. a. Schriften von Georg Theophil Boerner und Carl Friedrich Walch. Aus dem 19. Jh sind vor allem Handbücher zum Zivil- und Strafrecht, juristische Wörterbücher, bayerische Polizeiordnungen und Gesetzblätter vorhanden.

Theologica

2.20 Die Abteilung Theologica (Theol.) bildet neben den Juridica den alten Kernbestand der Nürnberger Stadtbibliothek. 605 Bde stammen aus Nürnberger Kloster- und Kirchenbibliotheken, darunter 215 Bde aus dem Augustinereremitenkloster, 57 aus dem Predigerkloster, jeweils 20 aus dem Kartäuser- und Egidienkloster und 13 aus dem Karmelitenkloster. 26 Bde gehörten Leonhart Marstaller. 758 Bde tragen das Supralibros Paumgärtners. Gegen Ende des 16. Jhs kamen über 400 Bde aus den Büchersammlungen von Palma (118 Bde), Schelhammer (159) und Fabricius (141) hinzu. Im 17. Jh wurden 31 Bde mit theologischen Schriften aus der Bibliothek Herel, 98 Bde aus dem Besitz des Rechtskonsulenten Christoph Gottlieb Dilherr von Thumenberg und 113 Bde mit der noch unentschlüsselten Initiale " HEW" übernommen; gegen Ende des Jahrhunderts überließen die Endter der Stadtbibliothek 90 Bde mit theologischen Schriften überwiegend aus eigenem Verlag. Aus der Konvertitenbibliothek stammen 242 Bde mit christlicher Moral- und Erbauungsliteratur (Theol. 2° 1080-1092, Theol. 4º 1168-1235, Theol. 8° 1986-2079, Theol. 12º 237-303). Im 17. und frühen 18. Jh wurden aus städtischen Mitteln 273 Bde erworben und mit dem Aufdruck " Bib. Nor." versehen; aus der Bibliothek Feuerlein kamen 16 Bde in die Abteilung Theologica, von Betz 13 und von Schwindel 8 Bde.

2.21 Heute umfaßt die Abteilung Theologica 10.551 Titel in 6188 Bdn, darunter 127 Sammelbände mit 1739 Titeln. Gut 2000 Bde vor allem aus dem 18. und 19. Jh müssen als Verlust gelten; 32 Bde fehlten bei der Revision 1834; hinzu kommen 441 Titel aus dem 20. Jh und 17 Hss. Der zeitliche Schwerpunkt des Bestandes liegt auf dem Reformationszeitalter mit 5301 Drucken (2136 aus der ersten und 3165 aus der zweiten Jahrhunderthälfte); hinzu kommen 292 Inkunabeln. Aus dem 17. Jh sind 2410 Titel vorhanden (1159 aus der ersten und 1251 aus der zweiten Jahrhunderthälfte), aus dem 18. Jh nur 847 Drucke (425 aus der ersten und 422 aus der zweiten Jahrhunderthälfte). Von den vor 1720 veröffentlichten Werken stammen nur knapp 15 Prozent aus Nürnberg. Erst im 19. Jh wurden wieder mehr theologische Schriften vor allem aus Nürnberg und dem fränkischen Raum erworben (1601 Schriften, davon 884 aus der ersten Hälfte, 717 aus der zweiten Hälfte). Durch den hohen Anteil von kontroverstheologischen Schriften und Kirchenordnungen der Reformationszeit sind etwa genausoviel Drucke in deutscher wie in lateinischer Sprache vorhanden (5128 deutsch, 4946 lateinisch); die übrigen Sprachen machen nur knapp 400 Titel aus. Von besonderer Bedeutung sind 150 Drucke in hebräischer Sprache, z. T. aus Altdorf (Ausgaben des Talmud, Maimonides, vgl. Theol. 4o 1533-1577), sowie etwa 100 französische, 70 englische Titel und 10 Drucke in arabischer Sprache. Ein Sonderbestand sind 38 Bibeln in zahlreichen exotischen Sprachen der Londoner Bibelgesellschaft aus den Jahren 1807 bis 1822 (Theol. 8o 905-942).

2.22 Bei seiner Neuordnung hat Ghillany den Bestand grob in die Abteilungen Bibel- und Psalmenausgaben, Exegetica, Kirchenväterliteratur, Schriften der Scholastiker, Ascetica, dogmatische und polemische Literatur der Reformationszeit und des konfessionellen Zeitalters, homiletische, katechetische und liturgische Literatur sowie Darstellungen zur Kirchengeschichte gegliedert. Insgesamt sind etwa 200 zum Teil seltene Bibelausgaben aus dem 16. bis 18. Jh ( u. a. die polyglotte Bibel Elias Hutters), 65 Bearbeitungen der Psalmen vor allem im Duodezformat, 50 Konkordanzen, Summarien (Veit Dietrich) und Lexika der alttestamentlichen Sprachen vorhanden. Über die Hälfte der Titel (etwa 6000) sind kontroverstheologische Schriften des 16. und 17. Jhs aus Wittenberg (1337 Titel von Luther; Einzelschriften vgl. Theol. 4o 914-928; ca. 80 von Melanchthon, 25 von Karlstadt in den Sammelbänden Theol. 910 und 911 4o, sowie von Georg Maior). 402 Titel stammen aus Straßburg ( u. a. von Johann Oecolampad).

2.23 Als Druckort steht auf lutherischer Seite Nürnberg an der Spitze (1060 Titel u. a. von Lazarus Spengler, Andreas Osiander, Wenzel Linck, Andreas Althammer, Johann Mathesius, Johann Spangenberg, Leonard Culmann, Michael Piccart, Jacob Schopper, Christoph Althofer, Christoph Welhammer, Salomon Glassius, Lucas Friedrich Reinhart, Conrad Feuerlein und Johann Wilhelm Baier; zumeist in Bänden mit den noch unentschlüsselten Initialen " CDE" und " HEW" auf dem Einband). Es folgen Leipzig (563 Titel u. a. von Victorin Strigel, Johann Salmuth, Nicolaus Selnecker, Johann Hülsemann und Georg Weinrich), Tübingen (250 Titel u. a. von Lucas Osiander und Jakob Andreae), Hagenau (127 Titel u. a. von Nicolaus de Orbellus) und Magdeburg (73 Titel u. a. von Tilemann Heshusius). Auf reformierter Seite liegen vor Bekenntnisschriften aus Basel (421 Titel u. a. von Wolfgang Musculus, Martin Bucer und Sebastian Castellio aus dem Besitz der Kryptocalvinisten Fabricius und Herel), Zürich (277 Titel u. a. von Huldreich Zwingli, Petrus Martyr Vermilius, Ludovicus Lavater, Johann Oecolampad, Heinrich Bullinger und Rudolph Gualther), Genf (253 Titel u. a. von Jean Calvin, Franciscus Junius, Theodor Beza und Antonius Saadel), Neustadt an der Hardt (157 Titel u. a. von Christoph Pezel und David Paraeus), Heidelberg (102 Titel) und Amberg (66 Titel). Unter den gut 550 theologischen Dissertationen und 120 akademischen Reden dominieren die Universitäten Helmstedt (334 Titel u. a. unter Georg Calixt und Hermann Conring), Jena (244 Titel u. a. unter Johann Musaeus und Johann Gerhard) und Altdorf (98 Titel). 273 Titel stammen aus Druckereien in Frankfurt a. M. ( u. a. Werke von Johann Brenz). Das übrige regionale Spektrum ist breit und reicht von den süddeutschen Reichsstädten über Prag, Krakau, Schlesien und die Küstenstädte des Ost- und Nordseeraums mit jeweils 30 bis 50 Drucken bis zu den Universitätsstädten Hessens (Herborn, Hanau) und Sachsens (Leipzig).

2.24 In größerem Umfang sind in der Stadtbibliothek Werke von Autoren der Gegenreformation aus Ingolstadt (143 Titel u. a. von Robert Bellarmin), Köln (131 Titel u. a. von Henricus Marcellio), Antwerpen (59 Titel u. a. von Cornelius a Lapide und Thomas Stapleton) und Mainz (33 Titel u. a. von Franciscus Suarez) gesammelt worden; aus Druckereien in Rom sind 34, aus Florenz 26 Titel vorhanden. Im 17. Jh kamen hinzu Schriften niederländischer Theologen aus Leiden (114 Titel u. a. von Albert Schulte, Hugo Grotius, Friedrich Spanhemius und Claudius Salmasius), Amsterdam (94 Titel u. a. von Edward Leigh und Johann Vorstius) und Franeker (42 Titel u. a. von Johann Drusius und Johann Hoornbeck) sowie 84 Drucke aus London (James Usher) und Cambridge.

2.25 Reich vertreten ist neben den Werkausgaben der Reformatoren und des Erasmus die homiletische und katechetische Literatur des konfessionellen Zeitalters mit etwa 1400 Titeln (Katechismen, Kinderlehren, Postillen und Predigten u. a. von Johann Heermann, Michael Walther, Martin Beer, Johann Saubert, Johann Michael Dilherr, Paul Martin Alberti). Von Luther sind nahezu 400 Titel vorhanden, von Melanchthon gut 50. Exegetische und dogmatische Schriften machen einen Anteil von knapp 10 Prozent am Gesamtbestand aus. Ein weiterer großer Teilbestand sind Ausgaben von Kirchenvätern aus dem ausgehenden 15. und 16. Jh (ca. 200 Titel von Augustin in mehreren Ausgaben, Isidor, Ambrosius, Athanasius, Basilius, Chrysostomus, Dionysius, Hieronymus, Origines, Gregorios von Nazianz; fast vollständig) und Schriften der Scholastik (371 Titel u. a. von Bernhard von Clairvaux, Alexander von Hales, Albertus Magnus, Antoninus Florentinus, Thomas von Aquin, Gabriel Biel, Bonaventura, Johannes Gerson, Holcot, Turrecremata, Wilhelm von Ockham, Oswald Pelbart; darunter zahlreiche Beichtsummen). Die Werke stammen zumeist aus den großen Druckereien in Venedig (155 Titel), Lyon (69), Basel (421) und Paris (242).

2.26 Hinzu kommen etwa 50 liturgische Schriften (Missale Bambergensis, Breviarien), 100 asketische Werke (Gebetbücher; Thomas a Kempis) und 25 mystische Traktate (Johannes Tauler, Hrosvita von Gandersheim, Caspar Schwenckfeld) überwiegend aus Nürnberger Klosterbesitz. Weniger gut repräsentiert ist die Kirchengeschichte mit etwa 350 Drucken des 17. bis 19. Jhs (Johann Trithemius, David Chytraeus, Caspar Baronius, Johann Lorenz von Mosheim, Veit Ludwig von Seckendorff). Der Anteil von Kasualschriften ist mit 72 Gelegenheitsgedichten sehr gering (Theol. 931. 4°, 938. 4º). Bei den Drucken des 18. Jhs überwiegen theologische Lexika und Abhandlungen zu Fragen der Dogmatik und Homiletik ( z. B. Johann Christoph Döderlein). Im 19. Jh wurden vornehmlich katechetische Handbücher, einige Zeitschriften, Werke zur fränkischen Kirchengeschichte sowie Predigten von Nürnberger Geistlichen und Reden ortsansässiger Gelehrter ( z. B. Ghillany) gesammelt.

Historica

2.27 Die Abteilung Historica (Hist.) umfaßte Ende 1826 1927 Bde. 1837 nannte Giesberg bei seiner Revision 1715 Titel, ein Jahr später 2126 Bde (1004 2º, 381 4º, 444 8º, 98 12º). Ghillany registrierte bei seiner Amtsübernahme 1841 nur noch 1329 Bde Historica. Von den heute vorhandenen Bänden tragen 102 das Signet der Bibliotheca Norica, 31 Bde gehörten in Klosterbesitz, darunter 25 zum Augustinereremitenkloster. 180 Bde sind mit dem Besitzervermerk Paumgärtners versehen; 31 Bde stammen aus der Bibliothek Palma, 37 aus der Büchersammlung Herel, 14 Bde aus der Bibliothek Imhof und 10 aus dem Besitz Schelhammers. 1685 kamen 44 Bde aus dem Hause Dilherr von Thumenberg hinzu. Bei seiner Reorganisation der Bibliothek ordnete Ghillany 346 Bde mit Schriften des frühen 18. Jhs aus der Sammlung Marperger der Abteilung Historica zu. 4 Bde stammen aus der Konvertitenbibliothek (Hist. 2º 499-501, Hist. 4º 289). Grundlage der Neuaufstellung war die Gliederung in antike Geschichte und Geschichte des Mittelalters und der neuesten Zeit nach allgemeinen Werken und Schriften zur Geschichte einzelner Länder. Besonders umfangreich sind die Bestände zur Geschichte einzelner Länder und Regionen des deutschen Sprachraums aus dem späten 18. und 19. Jh.

2.28 Die Abteilung besteht heute aus 3820 Bdn mit 3538 Titeln, darunter 29 Sammelbände mit 429 Titeln. Hinzu kommen 1048 Drucke des 20. Jhs und 3 Hss. Etwa 1060 Bde mit Drucken des 18. und 19. Jhs sind als Verlust zu betrachten; bei der Revision 1834 fehlten bereits 38 Bde. Neben 12 Inkunabeln finden sich 627 Drucke des 16. Jhs (175 aus der ersten und 452 aus der zweiten Jahrhunderthälfte) und 685 Drucke des 17. Jhs (davon 60 Prozent aus der ersten Jahrhunderthälfte). Ähnlich dicht ist der Bestand an Drucken des 18. Jhs (820 Titel) und 19. Jhs (1371; jeweils zu 50 Prozent aus beiden Jahrhunderthälften). Knapp zwei Drittel der Schriften sind in deutscher Sprache verfaßt, ein Drittel in lateinischer Sprache; hinzu kommen 184 französische und 117 italienische Werke.

2.29 Unter den Inkunabeln finden sich Chroniken von Eusebius und Enea Silvio Piccolomini. Aus der ersten Hälfte des 16. Jhs sind deutschsprachige Chroniken aus Straßburg, Leipzig und Basel (Johann Sleidanus), Schriften zur römischen Geschichte (Giovanni Francesco Poggio) und frühe Ausgaben antiker Geschichtsschreiber vorhanden (Appianos, Justinus, Sueton, Tacitus). Aus der zweiten Jahrhunderthälfte sind die zumeist in Basel gedruckten Werkausgaben von Livius und Sallust vorhanden. Sehr reich ist der Bestand zur Geschichte Frankreichs und zum französischen Bürgerkrieg mit Drucken aus Lyon und Paris (Werke von Jean Froissart, Philippe des Commines, Guillaume du Choul, Jean de Serres, Simon Goulart de Senlis). Aus Italien stammen vor allem Stadtgeschichten der Republiken Venedig, Florenz und Padua. Vertreten sind auch die staatstheoretischen Werke von François Hotman, Jean Bodin und Justus Lipsius. Politische Kleinschriften sind nur in sehr geringem Umfang vorhanden.

2.30 Unter den Drucken des 17. Jhs finden sich Flugschriften zum Böschen Krieg, zum Türkenkrieg und zum Westfälischen Frieden. Angeschafft wurden für die Stadtbibliothek unter Saubert und Dilherr - neben Sallust- und Caesar-Ausgaben aus Basler Verlagen die wichtigsten Werke der französischen und italienischen Historiographie des 17. Jhs (Paolo Sarpi, Jacques Auguste de Thou) und Darstellungen zur Geschichte der Niederlande und Englands (Georg Horn, Bonaventura Cornelius Bertram, Thomas Smith; ca. 130 Titel). Nürnberger und Altdorfer Historiker befaßten sich vor allem mit Numismatik und Heraldik (Christoph Arnold, Johann Gottfried Biedermann) und mit der Geschichte der europäischen Monarchien (Simon Bornmeister, Christoph Adam Rupert; etwa 100 Titel). Unter den Druckorten der vor 1720 veröffentlichten Titel dominieren Straßburg (173 Titel), Venedig (129), Frankfurt (125) und Leipzig (101). Vertreten sind auch Werke katholischer Autoren aus Würzburg (48 Titel), Köln (33) und Antwerpen (16).

2.31 An den Drucken des 18. Jhs läßt sich eine Verlagerung zu den Historischen Hilfswissenschaften wie Chronologie, Heraldik (Wappenbücher), Diplomatik und Numismatik beobachten (Johann Alexander Döderlein, Georg Seraphim Andreas von Praun). Außerdem finden sich historische Grundlagenwerke wie Urkunden- und Regestensammlungen und Johann Christoph Gatterers Arbeiten zur Universalgeschichte. Neben Werkausgaben antiker Historiker nehmen genealogische Handbücher, Darstellungen zur europäischen Kriegsgeschichte und zur Reichs- und Landesgeschichte erheblichen Raum ein (Johann Ernst Immanuel Walch, Johann Christoph Hirsch, Johann Georg Schelhorn, Friedrich Karl von Moser). Erwähnenswert sind 50 Flugschriften zum Siebenjährigen Krieg (Hist. 4o 390-395). Im 19. Jh schiebt sich die Landesgeschichte Frankens und Bayerns in den Vordergrund. Aus der ersten Jahrhunderthälfte sind verschiedene Urkunden- und Regestenwerke (Johann Friedrich Boehmer) und Flugschriften zur politischen Lage von 1848/50 vorhanden (Hist. 4o 638-650), aus der zweiten Jahrhunderthälfte Pamphlete zum Feldzug und zur bayerischen Innenpolitik 1866 (Hist. 4o 2449 und 2450), Schriften zum Deutsch-Französischen Krieg 1871/72, Publikationen historischer Vereine, besonders aus Franken, und Volkskalender. In den Bestand integriert wurden auch die kleineren historiographischen Arbeiten der Bibliothekare Mannert und Ghillany.

Medica

2.32 Die Gruppe Medica (Med.) war seit der Neuordnung Sauberts die Sammelstelle für medizinische und naturkundliche Schriften. Sie umfaßt heute 3066 Bde mit 2846 Titeln (darunter 5 Sammelbände mit 316 Titeln) und 270 Drucke des 20. Jhs sowie 10 Bde mit Hss. 1930 Nummern sind als Verlust anzusehen. Grundstock der reichen Sammlung bilden 22 Bde mit alten medizinischen Schriften aus dem Augustinereremitenkloster und 331 Bde mit Drucken des 15. und 16. Jhs aus der Bibliothek Palma. Hinzu kommen 29 Bde aus der Bibliothek Forster und 8 Bde mit handschriftlichen Einträgen des Joachim Camerarius d. J. 70 Bde tragen das Exlibris Paumgärtners, 96 Bde wurden mit dem Aufdruck " Bib. Nor." versehen. 13 Bde kamen aus der Büchersammlung Christoph Gottlieb Dilherrs von Thumenberg in die Stadtbibliothek, 11 aus den Sammlungen mit den Initialen " HEW", 5 von " CDE". 24 Bde gehörten ehemals zur Konvertitenbibliothek (Med. 2º 203-209, Med. 4º 199-202, Med. 8º 321-325, Med. 12º 63-64). 201 Bde mit Drucken des ausgehenden 18. und frühen 19. Jhs tragen das Exlibris von Möllenthiel.

2.33 Die Sammlung weist Schwerpunkte im 16. und 18. Jh auf. 994 Drucke stammen aus dem 16. Jh (409 aus der ersten und 585 aus der zweiten Hälfte), 426 aus dem 17. Jh (74 aus der ersten und 352 aus der zweiten Hälfte), 791 aus dem 18. Jh (345 aus der ersten und 446 aus der zweiten Hälfte) und 594 aus dem 19. Jh (506 aus der ersten und 88 aus der zweiten Hälfte). Bei den Sprachen stehen 1225 deutsche Schriften 1580 lateinischen Titeln gegenüber, während der Anteil der übrigen Sprachen zu vernachlässigen ist. Neben medizinischen Drucken finden sich gut 10 Prozent Schriften zur Pharmazie, 6 Prozent anatomische Werke und etwa 25 Prozent botanische und zoologische Darstellungen. Unter den 41 Inkunabeln finden sich mehrere Ausgaben der Werke von Plinius Secundus und in Venedig, Lyon und Straßburg gedruckte Schriften des persischen Arztes und Philosophen Avicenna und der italienischen Ärzte Nicolaus Falcutius, Johann de Monte, Valesco de Tharanta und Jacob de Forlivio.

2.34 Die annähernd 1000 Drucke des 16. Jhs spiegeln die Rezeption der antiken Medizin im Humanismus sowie die Breite der frühneuzeitlichen europäischen Medizin und Naturwissenschaft. Schwerpunkte sind Anatomie und Chirurgie. Vorhanden sind aus der ersten Jahrhunderthälfte zahlreiche in Venedig, Lyon und Basel gedruckte Ausgaben der Werke von Galen, Hippokrates und Avicenna, des katalanischen Arztes Arnaldus von Villanova, 49 Schriften von und zu Paracelsus, Werke des flämischen Anatomen Andreas Vesalius sowie Konsilienschriften von Jan van Heurne und Jacques Houllier. Den Bestand ergänzen deutsche Arzneibücher, Hebammenbücher, Apothekerordnungen aus verschiedenen deutschen Städten, etwa 70 Pharmakopöen u. a. von Valerius Cordus und Adolph Occo sowie Kräuter- und Pflanzenbücher von Hieronymus Bock, Leonhart Fuchs, Theoderich Dorsten und aus der Werkstatt von Christoph Plantin in Antwerpen. Aus der zweiten Jahrhunderthälfte sind neben Werken von Jean Bauhin und Conrad Gesner Schriften der Nürnberger Ärzte Volcher Coiter und Joachim Camerarius d. J. und des Altdorfer Mediziners Nicolaus Taurellus vorhanden. Unter den Titeln aus der ersten Hälfte des 17. Jhs finden sich neben botanischen Werken von Jean Bauhin und Jean Riolan überwiegend Nürnberger Drucke (Basilius Besler, Johann Agricola, Michael Rötenbeck, Johann Hornung, Moritz Hofmann).

2.35 An den Drucken aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs läßt sich das Eindringen der niederländischen Medizin (Johann Andreas Schmitz, Martin Schook, Athanasius Kircher, Gothofredus Bidloo) und der englischen Botanik in Nürnberg verfolgen. Unter den Nürnberger Drucken sind Pestilenzbücher, Seuchenverordnungen, Feldapotheken und Nachdrucke von Publikationen des Bartolomaeus Montagnana und des Johann de Vigo zu nennen. Erst relativ spät wurden Werke der Maria Sibylla Merian aufgenommen. In seltener Vollständigkeit sind die ab 1670 veröffentlichten Miscellanea curiosa der Akademie der Naturforscher Leopoldina in Schweinfurt und Halle vorhanden. Unter den Druckorten der vor 1700 erschienenen Schriften dominiert Nürnberg mit 230 Titeln, gefolgt von Basel (188 Titel), Venedig (154), Lyon (124), Frankfurt (122) und Straßburg (105). Auch aus Zürich, Antwerpen, Paris, Köln, Genf, Leiden und Amsterdam sind wichtige Publikationen vorhanden. Gut 100 medizinische Disputationen stammen aus Altdorf, Jena, Tübingen und Helmstedt.

2.36 In den annähernd 800 Drucken des 18. Jhs ist die Geschichte der Medizin und Naturwissenschaft in Deutschland gut dokumentiert ( u. a. Schriften von Lorenz Heister zur Chirurgie). Neben den Standardwerken von Hermann Boerhaave, Carl Linné und Christoph Wilhelm Hufeland und Medizinalordnungen von Kommunen und Territorien sind zahlreiche Spezialabhandlungen aus verschiedenen Orten zur Pharmakologie, Pathologie, Mineralogie und Zoologie vorhanden (darunter Nachdrucke der Werke Conrad Gesners, Schriften von Johann Jacob Baier, Friedrich Rothscholz und Johann Schröder). Ein besonderer Schwerpunkt sind Tier- und Pflanzenbücher des 18. Jhs aus Nürnberger Verlagen (August Johann Rösel von Rosenhof, Adam Ludwig Wirsing, Johannes Müller, Johann Wolf, Georg Wolfgang Knorr; John Goulds Vogelbücher mit Illustrationen von Friedrich Sturm; Insekten- und Raupenkalender sowie Kräuterbücher mit über 900 Aquarellen von Elizabeth Blackwell, Louise Roemer und Johann Daniel Meyer). Über die Hälfte der etwa 350 Schriften der ersten Jahrhunderthälfte sind medizinische Disputationen aus Altdorf, Jena, Halle und Tübingen. Von den Drucken aus der zweiten Jahrhunderthälfte dürften etwa 70 Prozent aus Nürnberg stammen ( u. a. Schriften von Matthias Georg Pfann). Unter den fast 600 Drucken des 19. Jhs (davon über 500 aus der ersten Jahrhunderthälfte) macht der Anteil Nürnberger Drucke über 80 Prozent aus. Es finden sich Abhandlungen von Nürnberger Ärzten und Mitgliedern der Erlanger Physikalisch-Medizinischen Societät zu verschiedenen Themenkreisen, Veröffentlichungen zur Bäderkunde sowie Schriften zur Naturgeschichte der Vögel von Johann Wolf und Bernhard Meyer.

Mathematica

2.37 In der Gruppe Mathematica (Math.) faßte Ghillany 1847 mathematische, naturkundliche und geographische Schriften aus allen Abteilungen zusammen, darunter 13 Bde aus dem Augustinereremitenkloster, 4 Bde aus dem Kartäuserkloster, 31 Bde aus der Bibliothek Palma (darunter ein Sammelband mit 26 Hochzeitsgedichten), 6 Bde aus der Büchersammlung Herel, 12 aus dem Besitz von Christoph Gottlieb Dilherr von Thumenberg und 14 aus der Sammlung Marperger. 58 tragen das Exlibris, 40 Bde den Aufdruck " Bib. Nor".

2.38 Die Abteilung umfaßt 2591 Bde mit 2318 vor 1900 gedruckten Titeln. Hinzu kommen 2370 Schriften aus dem 20. Jh und 5 Hss.; 75 Nummern sind als Kriegsverlust zu betrachten. 1500 Werke stammen aus dem 19. Jh, 260 aus dem 18. Jh und 140 aus dem 17. Jh. Reicher vertreten sind das 16. Jh mit 126 Titeln aus der ersten Hälfte und 241 Titeln aus der zweiten Hälfte sowie das späte 15. Jh mit 52 Inkunabeln. Bei der sprachlichen Fächerung überwiegt die deutsche Sprache (1811 Titel) gegenüber 463 Drucken in lateinischer Sprache. Von den Titeln in ausländischen Sprachen sind nur 21 Drucke in französischer Sprache erwähnenswert. Von den vor 1700 gedruckten Titeln stammen etwa 200 aus Nürnberg, vor allem aus den Verlagen Koberger, Petreius und Endter. Jeweils gut 50 Drucke kommen aus Offizinen in Venedig und Wittenberg, jeweils etwa 20 aus Basel, Frankfurt, Leiden, Lyon, Paris und Straßburg.

2.39 Bei seiner Neuordnung hat Ghillany in systematischer Anordnung 270 mathematische Schriften, 230 physikalische Werke, 70 Schriften aus der Chemie, 410 astronomische und 80 astrologische Titel sowie 850 Drucke aus dem Bereich alte und neue Geographie, 390 Reisebeschreibungen, 110 kriegswissenschaftliche Schriften und 18 Werke zum Seewesen zusammengestellt. Unter den mathematischen Werken nehmen Lehrbücher und Abhandlungen zu Problemen der angewandten Mathematik und Feldmeßkunst besonders von Nürnberger Autoren des 19. Jhs den größten Raum ein (Karl Wilhelm Feuerbach, Johann Konrad Guetle, Bernhard Gugler). Die frühe Rezeption der mathematischen Wissenschaft in Nürnberg zeigt sich an den Frühdrucken von Werken Euclids, Johannes Regiomontanus' und Albrecht Dürers (Proportionslehre) und an den Schriften der Nürnberger Mathematiker des 16. und 17. Jhs Johann Schoner, Johann Praetorius, Daniel Schwenter, Augustin Hirschvogel, Ulrich Hofmann, Anton Neudörffer (Schulrechenbücher), Johann Christoph Sturm und Johann Heinrich Müller. Unter den naturwissenschaftlichen Schriften bilden Abhandlungen zur Mechanik und Elektrizitätslehre sowie Lehrbücher zur Physik und Chemie vornehmlich aus Nürnberger Verlagen etwa 70 Prozent des Bestandes.

2.40 Besonders wertvoll ist der Bestand an astronomischen und astrologischen Drucken mit seltenen Schriften Johann Keplers, Tycho Brahes, des Ptolemaeus und des Johannes Cochlaeus, Kometenbüchern des 15. und 16. Jhs und Himmelsatlanten und Kalendern des 17. und 18. Jhs (Michael Adelbulner). Der Fundus geographischer Literatur reicht von frühen Länderbeschreibungen (Levinus Hulsius, Salomon Schweigger, Johann Christoph Beer, Sigmund von Birken), Seebüchlein, Kartenwerken und Atlanten (u. a. von Johann Baptist Homann und Johann Michael Franz) und Ortsgeschichten der frühen Neuzeit von Nürnberger und ausländischen Autoren über eine Vielzahl von Reiseberichten des 18. Jhs (Johann David Köhler, Alexander von Humboldt) bis hin zu Ortsführern (Baedeker), geographischen Lexika, Landeskunden (mit Schwerpunkt Bayern) und völkerkundlichen Darstellungen des 19. Jhs. Etwa 40 Werke beschäftigen sich mit Festungsbaukunst (Flavius Vegetius, Andreas Albrecht), Waffenkunde sowie Kriegs- und Heeresgeschichte des 19. Jhs.

Philologica

2.41 Von den 6244 Bdn mit 4504 Titeln in der Gruppe Philologica (Phil.) tragen 180 Bde das Supralibros Paumgärtners und 39 das Wappen der Reichsstadt Nürnberg. 87 Bde stammen aus der Bibliothek Palma, 10 aus der Bibliothek Fabricius, 45 aus der Sammlung Schelhammer, 44 aus dem Augustinerkloster und 42 aus dem Besitz Herels. 28 vorwiegend in Nürnberg gedruckte Schriften des 16. bis ausgehenden 17. Jhs enthalten einen Besitzvermerk Christoph Gottlieb Dilherrs von Thumenberg. 1826 befanden sich nach Angaben Giesbergs 3945 Bde (556 2°, 725 4º, 2481 8º, 183 12º) in der Gruppe Philologica, 1833 nennt Ranner 4939 Titel. Die heutige Ordnung des Bestandes geht auf Ghillany zurück: Literatur und Sprachwissenschaft, Altertumswissenschaft und Ausgaben griechischer und römischer Klassiker, Orientalistik, abendländische Schöne Literatur nach Sprachen gegliedert, Enzyklopädien und Zeitschriften, Bibliotheksgeschichte und Buchkunde sowie Pädagogik. Nach 1945 wurde der Bestand um 2726 vor 1900 gedruckte Titel ergänzt, darunter Nürnberger Drucke von Werken Grimmelshausens und Werke fränkischer Autoren aus dem 19. Jh ( z. B. Friedrich Rückert und Ernst Theodor Amadeus Hoffmann).

2.42 Unter den 151 Inkunabeln befinden sich 30 Ausgaben griechischer und lateinischer Autoren aus Venedig (Homer, Aristophanes, Cicero, Horaz, Plautus, Terenz, Vergil, Ovid, Juvenal, Martial, Plinius). Hinzu kommen Hilfsmittel zur Klassischen Philologie, Lexika (Johannes Crastonus), Grammatiken (Theodoros Gazes, Constantinus Lascaris, Petrus Helias, Nicolaus Perottus), Rhetoriken (Lorenzo de Valla, Enea Silvio Piccolomini, Poncius), Briefsteller (Franciscus Philelphus) und Vocabularien (Papias Vocabulista; Vocabularius teutonicus, Vocabularius ex quo) sowie Briefsammlungen (Marsilius Ficinus, Gaspar Barzizius) aus Venedig, Basel und Nürnberg. Poetische Werke sind nur von Sidonius Apollinaris, Francesco Petrarca und Sebastian Brant vorhanden.

2.43 Bei den 1006 Drucken des 16. Jhs, die zu jeweils 50 Prozent aus den beiden Jahrhunderthälften stammen, dominieren griechische und römische Klassikerausgaben (Homer, Demosthenes, Isocrates, Plautus, Pindar; knapp 400 Titel), Grammatiken (Ambrosius Calepinus, Johann Trithemius, Nikodemus Frischlin, Christoph Coler; 200 Titel), pädagogische und philologische Schriften und Rhetoriklehrbücher (Joachim Camerarius d. Ä.; 200 Titel) und Ausgaben neulateinischer Lyrik (Paulus Melissus Schede; gut 100 Titel). Schriften Willibald Pirckheimers fehlen. Einen kleinen Anteil bilden 25 literarische Werke in französischer Sprache (Clément Marot, Joachim du Bellay). Auch unter den 415 Drucken des 17. Jhs (174 aus der ersten, 241 aus der zweiten Jahrhunderthälfte) nehmen Editionen antiker Autoren (160 Titel), Grammatiken, Emblembücher, Rhetoriken und Lexika (Andreas Reyher, Georg Matthias König, Matthias Kramer) einen erheblichen Teil ein; hinzu kommen etwa 80 Gedichtsammlungen und Romane (Georg Philipp Harsdörffer, Grimmelshausen, Johann Wilhelm von Stubenberg, Johann Friedrich Riederer; Übersetzungen italienischer und französischer Vorlagen wie Molière) und 50 pädagogische Schriften (Johann Amos Comenius). Zeitgenössische belletristische Literatur aus Nürnberg ist kaum vorhanden. Sichtbar am Bestand ist die Blüte der Altdorfer Orientalistik mit etwa 50 Titeln vor allem aus Basel, Amsterdam, Leiden, London und Altdorf (Theodor Hackspan, Valentin Schindler, Christoph Crinesius, Johann Heinrich Hottinger, Johann Andreas Michael Nagel). Die meisten der vor 1720 gedruckten Werke stammen aus Druckereien in Basel (etwa 200 Titel), Nürnberg (150), Venedig (140), Frankfurt a. M. (110), Straßburg (95), Paris (90), Wittenberg (70), Köln (66), Leipzig (64) und Lyon (61). Von den Drucken des 17. Jhs wurden 79 in Amsterdam, 60 in Leiden und 47 in Antwerpen gedruckt.

2.44 Unter den 1053 Drucken des 18. Jhs, die zu 75 Prozent aus der zweiten Jahrhunderthälfte stammen, sind annähernd 300 Ausgaben, Bearbeitungen und Anthologien griechischer und römischer Klassiker zu finden, 150 Romane, Novellen, Erzählungen und Gedichtbände (Göttinger Hain), etwa 100 Schriften zur Sprachlehre (Johann Matthias Gesner) und 60 Veröffentlichungen zu Fragen der Erziehung. Einen Niederschlag hat im Bestand der Aufschwung der Fächer Literaturgeschichte, Gelehrtengeschichte, Bibliotheks- und Buchkunde sowie Bibliographie mit zusammen annähernd 170 Drucken gefunden (Johann Georg Schelhorn, Friedrich Nicolai). Reicher vertreten sind auch die Disziplinen Orientalistik und Romanistik mit jeweils etwa 60 Titeln. Einen Sonderbestand bilden 149 Drucke in polnischer Sprache aus der Druckerei Michael Grölls (Phil. 8o 2346-2491).

2.45 Bei den 1879 Schriften des 19. Jhs (etwa zu 50 Prozent aus jeder Jahrhunderthälfte) überwiegen Klassikereditionen (Euripides, Aristophanes, Plautus; etwa 1000 Werke) und Ausgaben französischer Literatur (Voltaire, Rousseau, de la Motte-Fouqué fast 100 Titel), Editionen zeitgenössischer Schöner Literatur ( u. a. Musenalmanache; Schriften von Johann Christoph Wagenseil, Johann Paul Priem, Adelbert von Chamisso, Jean Paul; gut 900 Titel). Gut vertreten sind literarhistorische Darstellungen und bibliographische Nachschlagewerke (Friedrich Adolf Ebert, Johann Theodor Graesse, Emil Weller; etwa 600 Titel), Wörterbücher (Johann Heinrich Campe) und pädagogische Schriften (Valentin Karl Veillodter; gut 500 Titel, darunter Lesebücher, Matrikel und Schulgeschichten). Erwähnenswert sind etwa 80 schöngeistige Zeitschriften aus Nürnberg und dem fränkischen und mitteldeutschen Raum (Unterhaltungsblätter, Sonntagsbeilagen). In Nürnberg erschienene belletristische Schriften dürften in relativer Vollständigkeit vorhanden sein; sie machen etwa 30 Prozent der Drucke des 19. Jhs aus.

Philosophica

2.46 Die Abteilung Philosophica (Philos.) war einst zusammen mit der Abteilung Varia die Sammelstelle für alle Werke, die in den Gruppen Theologie, Jurisprudenz, Geschichte und Medizin nicht untergebracht werden konnten. Sie enthält heute nur noch 530 Bde mit 519 vor 1900 gedruckten Titeln (davon 193 in deutscher und 322 in lateinischer Sprache) und 652 Schriften des 20. Jhs. Etwa 3300 Nummern sind als Verlust anzusehen; 1834 fehlten 236 Bde. Nach den Vorbesitzereinträgen in 165 Bdn stammen 45 Bde aus dem Nürnberger Augustinereremitenkloster, 18 Bde aus der Bibliothek Palma, 15 aus der Sammlung des Heinrich Fabricius, 10 von " HEW", 8 aus der Bibliothek Marperger und jeweils 5 aus den Büchersammlungen Herel, Schelhammer und Dilherr von Thumenberg. 20 tragen das Exlibris von Paumgärtner.

2.47 Unter den 34 Inkunabeln finden sich in Venedig, Hagenau, Nürnberg, Straßburg und Lyon gedruckte Werkausgaben von Aristoteles und Marsilius Ficinus, Philipp Beroaldus, Severinus Boethius, Albertus Magnus, Petrus Hispanus und Juan de Monte. Von den 189 Drucken des 16. Jhs sind neben einzelnen Werken von Agrippa von Nettesheim, Petrus Ramus, Justus Lipsius, Julius Caesar Scaliger und Jean Bodin die zumeist in Basel gedruckten Ausgaben und Kommentare von Schriften Senecas, Hesiods, Platons und des Lukrez zu nennen. Anhand der überlieferten Drucke läßt sich die Aristotelesrezeption in Italien, Deutschland und Frankreich bis zur Altdorfer Moralphilosophie (Michael Piccart, Johann Christoph Sturm, Magnus Daniel Omeis, Johann Conrad Dürr) des 17. Jhs und zu Hermann Conring nachzeichnen. Unter den 82 Drucken des 17. Jhs finden sich außerdem einige Schriften niederländischer Denker aus Amsterdam, Antwerpen und Leiden (Hugo Grotius, Samuel Maresius, Georg Horn). Aus dem 18. Jh sind philosophische Werke von Johann Christoph Döderlein und Johann David Köler sowie etwa 50 Schriften zur Freimaurerei vorhanden. Bei den 161 Drucken des 19. Jhs liegt der Schwerpunkt neben Ausgaben philosophischer Klassiker auf Schriften von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Ludwig Feuerbach und Gotthilf Heinrich Schubert, die längere Jahre in Nürnberg gelebt haben.

Varia

2.48 Die Signaturengruppe Varia-Philosophica (Var.) enthielt 1834/35 6013 Bde, 1842 nannte Ghillany 5094 Bde. Bei seiner Neuordnung reduzierte Ghillany 1844 die Sachgruppe auf 1850 Bde aus den Fächern Kunst (Malerei, Graphik, Skulptur, Architektur, Kalligraphie), Musik, Handel und Verkehr, Gewerbe und Industrie, Buchdruck, Landwirtschaft und Volkswirtschaft. Bei Varia verblieben nur 14 Altdrucke aus dem Besitz Paumgärtners, 10 Werke mit dem Supralibros " CDE", 7 aus der Bibliothek Palma sowie 5 Bde aus den Sammlungen von Sigismund

Herel und " HEW". 53 Bde wurden aus der Konvertitenbibliothek übernommen (Var. 2o 698-700, Var. 4º 1209-1220, Var. 8º 5636-5665, Var. 12o 243-270). 1941 zählte die Abteilung 4645 Nummern (davon knapp die Hälfte vor 1900 gedruckt). Heute sind 1521 vor 1900 gedruckte Titel in 1679 Bdn vorhanden, dazu 1961 Drucke des 20. Jhs. 1170 Nummern sind als Verlust zu betrachten. Der zeitliche Schwerpunkt liegt im 18. Jh (224 Titel) und 19. Jh (1072 Titel). Die früheren Jahrhunderte sind nur mit geringen Anteilen vertreten (6 Inkunabeln, 127 Drucke des 16. Jhs und 86 Drucke des 17. Jhs, davon ein Viertel in Nürnberg gedruckt). Fast 1300 Titel sind in deutscher Sprache verfaßt. Hinzu kommen 153 lateinische Werke und jeweils ca. 30 Drucke in englischer, französischer und italienischer Sprache.

2.49 Gut 700 Titel beschäftigen sich mit Problemen aus Wirtschaft und Technik, darunter Werke des 15. und 16. Jhs zur Landwirtschaft und Buchhaltung, Kochbücher und Hausväterliteratur sowie einige Schriften des englischen Ökonomen Charles Davenant aus dem 17. Jh, Gartenbücher und Gewerbelexika des 18. Jhs. Besonders zahlreich sind aus dem frühen 19. Jh in Nürnberg gedruckte kleine Schriften zu einzelnen Gewerben und Handwerken, zum Handel und zu technischen Neuerungen (Jakob Ernst von Reider, Johann Jakob Weidenkeller). Den zweiten sachlichen Schwerpunkt bilden Kunst und Kunstgeschichte mit 430 Drucken, überwiegend Künstlerlexika und Sekundärliteratur des 19. Jhs zu einzelnen Künstlern und Gattungen sowie zur Ortskunde. Unter den älteren Drucken sind Werke von Andrea Palladio, Vitruv, Walther Hermann Rivius, Wendel Dietterlin, Joachim von Sandrart, Leon Battista Alberti, Johann Jakob Schübler zur Architektur sowie einige Nürnberger Schreibmeisterbücher und Zeichenbücher zu nennen. Hinzu kommen 56 Bibliotheks- und Kunstkataloge aus verschiedenen Orten und Arbeiten zur Nürnberger Buch- und Bibliotheksgeschichte (Murr, Panzer). Unter den 100 Musikalien finden sich Werke der Nürnberger Komponisten Sebastian Heyden, Leonhard Lechner, Hans Leo Hassler, Johann Heinrich Herbst, Ambrosius Metzger, Johann Heinrich Schmeltzer, Johann Staden und Philipp Heinrich Erlebach sowie Vertonungen von Gedichten Gottfried August Bürgers (1780). 145 Schriften beschäftigen sich mit politischen Themen.


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.