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Wissenschaftliche Stadtbibliothek

Adresse. Markt 10, 6520 Worms [Karte]
Telefon. (06241) 85 35 04
Bibliothekssigel. <123>

Unterhaltsträger. Stadt Worms
Funktion. Universalbibliothek für die Stadt Worms und die umliegenden Gemeinden, verwaltungsmäßig verbunden mit der öffentlichen Bibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Sämtliche Wissenschaftsgebiete. 2. Besondere Sammelgebiete: Trivialliteratur, Wormatiensia, Luther, Kant, nationalsozialistisches Schrifttum und Exilliteratur, historische Kinderbücher.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten: Ausleihe: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 10-12 Uhr und 14-18 Uhr; Mittwoch und Samstag 10-12 Uhr. Zeitschriftenzimmer: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 10-12 Uhr und 14-18 Uhr; Mittwoch und Samstag 10-12 Uhr. Leihverkehr: DLV. Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Bibliotheksführer, Bibliotheksordnung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. - Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 10 Minuten). Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 1 oder 8). A 61, Ausfahrt Worms Stadtmitte. Parkhaus und Parkplätze in unmittelbarer Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als sich am 14. Juli 1879 der Wormser Altertumsverein konstituierte, aus dessen Bibliothek die heutige Wissenschaftliche Stadtbibliothek hervorgegangen ist, war dies Ausdruck eines Wiederaufstiegs der Stadt nach zwei schwierigen Jahrhunderten und eines wiedererwachten historischen Bewußtseins in ihrer Bürgerschaft. 1689 war Worms im sogenannten Pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen völlig zerstört worden ein auch bibliotheksgeschichtlich folgenschweres Ereignis. Damals wurden die Wormser wertvollen alten Buchbestände (in Sonderheit die des Domstifts und die der Bischöflichen Residenz, die bereits im Dreißigjährigen Krieg geplündert worden sein soll) mitsamt ihren Inventarverzeichnissen und Katalogen vernichtet. Von diesem Schlag hat sich die Wormser Stadtkultur lange nicht erholt. Schon früher durch die Konkurrenz mächtiger Nachbarn (Mainz, Kurpfalz) bedrängt, erfuhr die Stadt einen langen Niedergang durch den Verlust der Reichsfreiheit, die französische Besetzung, die Auflösung des Bistums (bei der Säkularisierung 1803 wurden auch die Klosterbibliotheken aufgehoben, ihre Bestände verschleudert) und die ungünstige Lage im hessisch-bayerischen Grenzgebiet ab 1816.

1.2 Mit dem industriellen und kommerziellen Aufschwung und von der allgemeinen politischen Entwicklung in Deutschland gefördert, bildeten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jhs mehrere Vereinigungen von Bürgern heraus, die in der Bewahrung und Pflege der Wormser Altertümer eine städtische und nationale Aufgabe sahen. Als Handlungsort der dem 19. Jh so wichtigen Nibelungensage, als Kaiserdomstadt, als Stätte des Auftritts Luthers vor Kaiser und Reich (1521) bot die Wormser Vergangenheit einer romantischen und vaterländischen, aber auch einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Geschichte reichlichen Stoff. Bis heute ist der Anteil an Literatur zu diesen kulturgeschichtlichen Themenkreisen groß.

1.3 Ab 1860 wurde der Ruf nach einem Altertumsverein (wie es ihn in den umliegenden Städten gab) immer lauter; insbesondere sollte ein Museum eingerichtet werden. Auf Initiative der Wormser Mitglieder des Historischen Vereins im Großherzogtum Hessen kam es 1879 zur Gründung des lokalen Altertumsvereins. Für das geplante Museum war von Anfang an die leerstehende Pauluskirche im Gespräch, die dann von dem Rittmeister Maximilian Heyl (der auch der große Mäzen der Bibliothek werden sollte) für diesen Zweck angemietet wurde. In enger Verbindung mit dem 1881 eröffneten Paulusmuseum wurde die " Paulusbibliothek" als Vereinsbibliothek gegründet. Sie sollte der historischen Forschung dienen, ja selbst eine Art Buchmuseum sein. Diese Zwecksetzung hat die Bibliotheksgeschichte lange bestimmt und ist noch heute im Altbestand deutlich zu erkennen. An wissenschaftlicher Literatur wurden zu Anfang ausschließlich Buchanschaffungen für die Bedürfnisse der Altertumsforschung getätigt.

1.4 Der Gymnasiallehrer Dr. August Weckerling (1846-1924) wurde 1881 zum Betreuer der Sammlungen des Paulusmuseums bestimmt und darf als der eigentliche Schöpfer der Bibliothek gelten. Im Auftrag und mit den Mitteln Max Heyls hat er die Luther-Bibliothek, die Sammlung früher Wormser Drucke u. a. zusammengetragen. Diese Leistung ist umso bemerkenswerter, als die am Ort erhaltenen Bestände, auch an Wormser Drucken, durch die geschichtlichen Ereignisse minimiert waren und im wesentlichen angekauft werden mußten.

1.5 Die Luther-Bibliothek stiftete Max Heyl der Paulusbibliothek 1883 aus Anlaß der Luther-Feier zum 400. Geburtstag des Reformators. Der damals publizierte erste Katalog führt 489 Nummern auf. August Weckerling wurde vom Altertumsverein autorisiert, weitere Stücke für die Luther-Bibliothek anzukaufen. Heute umfaßt der Bestand 617 Werke. Bestandsgeschichtlich interessant ist, daß 55 Einzelschriften Einzeichnungen enthalten, die ihre Herkunft aus einer Sammlung wahrscheinlich machen, welche schon zu des Reformators Lebzeiten zusammenstand vermutlich in der Bibliothek eines evangelischen Pfarrers um 1530. Die Luther-Bibliothek wurde im Paulusmuseum in einem gotisch eingerichteten Prunkzimmer aufgestellt, das der Münchner Künstler Lorenz Gedon gestaltet hat.

1.6 In der vormaligen Sakristei stellte Weckerling ab September 1884 die Sammlung Wormser Drucke des 16. und 17. Jhs aus. Neben damals etwa 20 Erzeugnissen Wormser Pressen des 16. Jhs die Bibliographie von Friedrich Wilhelm E. Roth (1892) sah ein Abbrechen der alten Wormser Druckertraditionen um 1563 war hier auch Literatur über Worms aus beiden Jahrhunderten zu sehen; zum Teil gestiftet von dem Bruder Max Heyls, dem Lederfabrikanten Cornelius Heyl. Die Sammlung wurde mit der Ausstellung öffentlich bekanntgemacht auch mit dem Ziel, weitere Wormser Drucke aufzuspüren und sie durch Kauf oder als Geschenk erhalten zu können. Der öffentlich geäußerte Wunsch, die Bibliothek möge durch Schenkungen der Wormser Bürger wachsen, hat sich in den ersten Jahren in bemerkenswertem Ausmaß erfüllt. An erster Stelle ist Max Heyl zu nennen, doch zeigen die in der Wormser Zeitung (und später in ihrer Beilage " Vom Rhein") veröffentlichten Listen von Neuzugängen, daß ein großer Kreis das Unternehmen mit Leihgaben und Geschenken förderte. Schon früh kamen so auch über 1000 alte Werke aus dem Altsprachlichen Gymnasium an die Paulusbibliothek. Was der Altertumsverein suchte, waren freilich in erster Linie Kostbarkeiten von musealem Rang. Entsprechend kaufte Weckerling neben wissenschaftlichen Werken vorrangig Inkunabeln und Raritäten.

1.7 In dieser frühen Phase kam es in der Wormser Zeitung zu einer polemischen Auseinandersetzung über den künftigen Aufbau des Wormser Bibliothekswesens. Es wurden Stimmen laut, die Paulusbibliothek nehme mit ihrer dezidiert historischen und heimatkundlichen Ausrichtung keine Rücksicht auf die Interessen der Wormser Handels- und Gewerbetreibenden. Eine wissenschaftliche Stadtbibliothek könne sie erst sein, wenn sie vermehrt naturwissenschaftliche, nationalökonomische u. a. Literatur anbiete. Seit den neunziger Jahren sind dann durch Stiftungen mehrerer Ärzte größere Mengen medizinischer Fachbücher in die Bibliothek gekommen, auch Bestände des 1863 aufgelösten Medizinischen Lesevereins.

1.8 Die altertumskundliche Ausrichtung des Bibliotheksträgers dürfte der Grund dafür gewesen sein, daß Weckerling einen seiner verdienstvollsten Ankäufe aus Vereinsmitteln nicht bekanntmachte: eine fast 1000 Bde umfassende Kant-Bibliothek, die er 1893 von dem Leipziger Antiquar Max Weg für 15.000 Mark erwarb. Diese noch heute erhaltene und zwischenzeitlich stark erweiterte Sondersammlung wurde in Worms elf Jahre lang nicht erwähnt.

1.9 Seit der Jahrhundertwende sah der Altertumsverein seine Hauptaufgabe im Ausbau des Museums und trat die Bibliothek zur Kostenersparnis an die Stadt ab. Zum 25. Jahrestag des Paulusmuseums wurde sie mit Ausnahme der Sammlung Wormser Drucke, der Luther-Bibliothek und verschiedener im Museum verbleibender Raritäten der Stadt Worms übereignet und mit der 1901 aus der Bibliothek des Volksbildungsvereins von 1877 hervorgegangenen Bücher- und Lesehalle zur Stadtbibliothek Worms vereinigt.

1.10 Bei der Übergabe an die Stadtverwaltung besaß die Bibliothek ca. 40-50.000 Bde, hauptsächlich aus den Gebieten Geschichte, Altphilologie, Germanistik, Theologie und Medizin. Es waren bereits einige größere Privatbibliotheken inkorporiert worden, wobei die Nachlässe des Pfarrers Philipp August Pauli, des Germanistik-Professors Wilhelm Crecelius und des Gymnasialdirektors Karl August Boßler den Anteil philologischer und theologischer Literatur noch erhöht hatten. Durch die Hinterlassenschaft des Fabrikdirektors Wilhelm Reuling dagegen kamen naturwissenschaftliche Werke in den Bestand. Bald nach der Neukonstituierung konnte 1907 die Bibliothek des Superintendenten Johannes Marbach aus Eisenach erworben werden, die Bücher des 16. Jhs, Hassiaca, theologische, philosophische und philologische Literatur sowie Bibeln und wertvolle Drucke enthielt. 1911 kamen 6000 Bde Dubletten als Geschenk aus der Großherzoglichen Hofbibliothek Darmstadt an die Bibliothek.

1.11 Das Hauptproblem es bewog Weckerling 1920 zum Rücktritt aus Resignation und stellte sich auch allen nachfolgenden Leitern der Bibliothek war, daß es unter den gegebenen Bedingungen und mit den knappen finanziellen Mitteln nicht möglich schien, die Bibliothek in eine moderne Gebrauchsbibliothek zu verwandeln. Sie blieb eine kaum genutzte Sammlung bibliophiler Raritäten, und ihre Fachliteratur war nur mehr von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse. Auch die wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Bestände der Volksbibliothek waren bald veraltet. Aufschlußreich ist, daß es sich selbst bei den Neuerwerbungen wegen des geringen Etats - mehrheitlich um antiquarische Käufe handelte. Auch die Bemühungen von Dr. Friedrich Maria Illert (Bibliotheksleiter seit 1921) konnten diese Situation nicht grundlegend ändern, obwohl er neue Wege beschritt (Leihgebühren, Überlanddienst). Die Inflation zerstörte wichtige Stiftungen, deren Zinsen der Bibliothek zur Verfügung gestanden hatten, die Weltwirtschaftskrise führte zu einer allgemeinen Kürzung des Etats, der in der Zeit des Nationalsozialismus schließlich noch geringer als während der zwanziger Jahre ausfiel. So stagnierte der Bestand, vor allem was zeitgenössische wissenschaftliche Literatur anging.

1.12 Nach Ausbruch des Krieges 1939 wurde der wertvolle Buchbestand großenteils in sichere Depots ausgelagert. Bei einem Luftangriff auf das Bibliotheksgebäude Bergkloster gingen 1945 110.000 Bde, hauptsächlich die Abteilungen Literatur, Geschichte, Kunstgeschichte, Naturwissenschaften, Technik und Medizin, sämtliche Bde der Handbibliothek und des Lesesaals, sämtliche Zeitungen aus 200 Jahren sowie die Kataloge (außer der Wormser Bibliographie) verloren. Erhalten blieben die Inkunabeln, die Wormser Drucke, die Luther-Bibliothek, die alten Bibeln, die Kant-Bibliothek, die Abteilungen Theologie und Philosophie und die älteren Jahrgänge der Zeitschriften.

1.13 Die Vernichtung des Bestandes " Nibelungenlied" zwang die Bibliothek, auf einem in Worms besonders geschätzten Sammelgebiet von vorne anzufangen. Einzelne Lücken konnten aus den Dublettenbeständen der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer geschlossen werden. Einen beträchtlichen historischen Bestand brachten der Bibliothek in jüngerer Zeit der Erwerb der Restbestände der Freiherrlich Heylschen Bibliothek zu Herrnsheim (1967), die Schenkungen der Bibliothek Wilhelm und Erna Salzer (1968), deren große Exlibris-Sammlung schon früher erworben worden war, und des Nachlasses des Wormser Publizisten Carl Johann Heinrich Villinger (1969) sowie einzelne Zuwendungen von Dr. Georg Illert (Leiter der Bibliothek von 1958-1979). Die im Krieg weitgehend zerstörte Volksbibliothek bekam wieder Zuwachs durch die Gesamtbestandsschenkung der Kasino- und Musikgesellschaft (gegründet 1783 als Lesegesellschaft). Dazu gehörten auch die der Gesellschaft regelmäßig weiterverkauften Erwerbungen des Literarischen Vereins (von 1868). Bei der Übergabe 1945/47 waren es ca. 3000 Bde, die heute eine Sammlung Trivialliteratur des 19. Jhs bilden.

1.14 Nachdem 1959 ein Plan der Stadtverwaltung, die Bibliothek an die Universitätsbibliothek Mainz abzugeben, verworfen worden war, bedeutete der Umzug der gesamten Stadtbibliothek in das neue Haus der Kulturinstitute 1963 (verbunden mit einer günstigeren finanziellen und personellen Ausstattung) eine Wende. Es gelang, die wissenschaftliche Abteilung in ihrem Bestand zu modernisieren, sie mit zeitgenössischen Lehr- und Arbeitsbüchern, wissenschaftlicher Gebrauchsliteratur und aktuellen populärwissenschaftlichen Sachbüchern auszustatten und für einen weiteren Benutzerkreis attraktiv zu machen. Das überkommene Problem der Bibliothek, über bedeutende historische Sammlungen zu verfügen, die im Alltag der Leihbibliothek keine praktische Rolle spielen, hat sich insofern erhalten, als gerade durch den Aufschwung in der jüngsten Bibliotheksgeschichte und seine Anforderungen keine Mittel zur Verfügung standen, den historischen Bestand systematisch zu erfassen und der wissenschaftlichen Forschung zuzuführen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestandsgröße wurde für verschiedene Sektoren unterschiedlich ermittelt durch: Auszählung am Standort (Inkunabeln); Auszählung der historischen Bestände, die durch den Standortkatalog erfaßt sind; Auszählung der Kataloge der Sondersammlungen; Auszählung eines Kataloges Altbestand (wichtig, aber von mangelhafter Qualität); Auszählung von Teilbeständen und Hochrechnung (Medizin). Auf einige von der Bibliothek übernommene, aber noch nicht aufgearbeitete Bestände mit z. T. erheblichen Anteilen an alten Druckschriften kann nur summarisch hingewiesen werden. Die in Publikationen der Bibliothek gelegentlich erscheinenden höheren Zahlen für den historischen Bestand und einige Sachgruppen wurden unter anderen Gesichtspunkten und auf anderen Wegen errechnet.

Chronologische Übersicht

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 260.000 Bdn besitzt die Bibliothek einen historischen Bestand von ca. 50.000 Bdn. Aus dem 15. Jh sind 165 Titel vorhanden (162 in der Inkunabel-Sammlung, 3 in der Luther-Bibliothek); das entspricht einem Prozent des Gesamtbestandes vor 1900. Aus dem 16. Jh sind 1086 Titel (6,3 Prozent) vorhanden. Das 17. Jh ist mit 475 Werken (2,8 Prozent) vertreten. 3688 Werke (21,4 Prozent) stammen aus dem 18. Jh, 11.808 Titel (68,5 Prozent) liegen aus dem 19. Jh vor. Insgesamt beträgt der historische Bestand 17.221 Monographien. Hinzu kommen 676 Zeitschriftentitel: 9 (1,4 Prozent) aus dem 18. Jh, 667 (98,6 Prozent) aus dem 19. Jh. Da die Zeitschriften (wie auch die Reihenwerke) jeweils nur als ein Titel gezählt wurden, ist die Anzahl an historischen Bdn wesentlich höher. Die Auszählung der noch ungesichteten Zugänge würde die Proportionen weiter zugunsten des 19. Jhs verschieben. Übersicht nach Sprachen

2.3 Von den Inkunabeln sind 153 lateinisch, 8 deutsch, 3 zweisprachig (lateinisch/deutsch) und eine italienisch. Im Bestand aus dem 16. Jh stehen 717 deutschsprachigen Drucken (66 Prozent) 361 lateinische (33 Prozent) gegenüber. Daneben sind 4 griechische, 2 hebräische und je ein französisches und italienisches Werk vorhanden. Aus dem 17. Jh sind 186 deutsche Titel (39 Prozent) und 267 lateinische (56 Prozent) vorhanden, daneben 18 französische Titel (etwa 3,8 Prozent). Aus dem 18. Jh liegen 2699 deutschsprachige Titel vor (73 Prozent) und 772 lateinische (21 Prozent). Dazu kommen 181 französische (5 Prozent) und 19 englische. Aus dem 19. Jh sind 9966 deutschsprachige Titel vorhanden (84 Prozent) und 971 lateinische (8,2 Prozent), hauptsächlich altphilologische Literatur. Der englische Anteil am Gesamtbestand beträgt mit 342 Werken etwa 3 Prozent, der französische mit 413 Titeln 3,3 Prozent. Die übrigen Nationalliteraturen fallen kaum ins Gewicht.

2.4 Die deutschen Veröffentlichungen (13.578 Titel oder 78 Prozent) sind in sämtlichen Abteilungen abgesehen von der ältesten wissenschaftlichen und theologischen Literatur dominant. An lateinischen Schriften sind insgesamt 2525 erfaßt worden. Davon entstammen 6 Prozent dem 15. Jh, 14,3 Prozent dem 16. und 10,6 Prozent dem 17. Jh. Die Masse ist jünger: 30,6 Prozent wurden im 18., 38,5 Prozent im 19. Jh gedruckt. Unter den älteren Büchern ist das Lateinische in der Theologie und in den anderen Wissenschaften, besonders der Medizin, stark vertreten, im 19. Jh hat es nur noch in der Altphilologie Bedeutung. Die Zahl der lateinischen Dissertationen ist wesentlich geringer als die vergleichbarer Bibliotheken in Universitätsstädten.

2.5 Alle anderen Sprachen stellen im Vergleich mit Deutsch und Latein nur sehr geringe Bestände. Fremdsprachige Bücher begegnen nur da, wo es thematisch naheliegt: englische in der Geschichte Großbritanniens etc. Eine Ausnahme bildet das Französische, das zwar in Abteilungen wie Französische Geschichte, Französische Literatur, Recht (aufgrund Ausstrahlung des französischen Zivilrechts zu Beginn des 19. Jhs) seine größten Anteile hält, das aber auch in anderen Fachgebieten (Geschichte, Literatur im 18. Jh, später noch Kunst u. a.) deutlich präsent ist. Mit 613 Titeln, die 3,6 Prozent der Gesamtbibliothek darstellen, steht es an dritter Stelle. Nur noch unter den französischen Büchern ist der Prozentsatz der Werke vor 1800 nennenswert (3 Prozent aus dem 17., 30 Prozent aus dem 18. Jh gegenüber 67 Prozent der jüngeren Publikationen). Von den 361 englischen Werken (2 Prozent der Bestände) sind 95 Prozent aus dem 19. Jh. Ähnlich verhält es sich mit den 55 italienischen Titeln, von denen 85 Prozent ins 19. Jh datieren, und den weiteren Sprachen (59 Titel oder 0,3 Prozent); 83 Prozent sind nach 1800 erschienen. In dieser Gruppe sonstiger fremdsprachiger Literatur fallen skandinavische Werke auf. Weder von den alten Sprachen (Griechisch, Hebräisch) noch den anderen neueren Literaturen sind nennenswerte Bestände vorhanden.

2.6 Bei den Periodika ist der deutsche Anteil noch höher: 617 Titel oder 91,3 Prozent. Von diesen stammen die ältesten aus dem 18. Jh (7 Titel). An zweiter Stelle steht das Französische, obwohl die 35 französischen Titel (2 aus dem 18. Jh) nur 5 Prozent des Bestandes ausmachen. 21 Titel (3 Prozent) sind englisch, alle aus dem 19. Jh, und 3 italienisch.

Systematische Übersicht

Inkunabeln und bibliophile Druckwerke

2.7 162 Inkunabeln sind gesondert aufgestellt und nicht katalogisiert. Davon sind knapp über 100 aus der theologischen Literatur: Bibeln und Schriftauslegung, Patristik, Scholastik etliche Werke von Thomas von Aquin und von Bonaventura -, Liturgisches, Heiligenviten, Traktate (mehrere gegen die Juden sowie Erörterungen innerkirchlicher Mißstände). Stärker vertreten sind noch Philosophie, Rhetorik und Poetik mit etwa 15 Titeln und mit 15 Drucken die Rechtsliteratur. Außerdem finden sich 6 Werke klassischer römischer Autoren, 8 der lateinischen geistlichen und historischen Dichtung, 4 lateinische (z. T. lateinisch-deutsche) Vokabularien, 3 Weltchroniken, 2 astronomische Werke, je eines der Arithmetik, der Botanik und des Kalenderwesens. Unter den spärlichen deutschen Titeln im wesentlichen religiösen Gehalts (Traktate, Psalmen) fallen die Tischsitten in lateinischen und deutschen Versen (Sebastian Brants) auf. Zimelien unter den Inkunabeln sind nicht bekannt.

2.8 Bei den Inkunabeln wird ein heterogener Bestand aufbewahrt, der als bibliophil angesehen wird. Davon datieren etwa 90 Bücher vor 1900, vorrangig Wormatiensia, sowie Kunstdrucke (Stiche, Zeichnungen, Karikaturen, besonders des 19. Jhs, z. T. englischer und französischer Provenienz). Aus dem 16. Jh (12 deutsche, 11 lateinische, ein hebräisches Werk) findet sich reformatorisches und (weniger) gegenreformatorisches Schrifttum, dabei zahlreiches Worms betreffendes (vor allem zur Liturgie); daneben geographische Werke (Sebastian Münster), klassische Autoren und einzelne Schriften aus Medizin, Astrologie und deutscher Heldendichtung. Unter den Werken aus dem 17. Jh (5 deutsche, 2 lateinische, 2 französische Titel) fallen mehrere botanische Werke und eines zur Kriegskunst auf. Das 18. Jh (12 deutsche, 7 lateinische, ein französischer Titel) und das 19. Jh (32 deutsche Schriften, eine französische und eine englische Schrift) sind mit den für diesen gesamten Bestand typischen Werken zur Regionalgeschichte (Worms und Rheinhessen), zu Luther und Reformation sowie zum Buchwesen vertreten. Außerdem sind geographische und technische Werke sowie aus dem 19. Jh bibliophile Ausgaben deutscher Dichtung des Mittelalters vorhanden. Diese Abteilung ist nicht katalogisiert. Gesondert stehen auch 33 Bde Merians Topographien in frühen, z. T. ersten Drucken (davon 3 Dubletten), außerdem 70 Wappenbücher des Neuen Siebmacher (19. Jh).

Gesondert katalogisierter Altbestand

2.9 Bedeutende Teile der ältesten Bestände sind nicht über die Allgemeinen Kataloge erfaßt und werden außerhalb des Magazin-Hauptbestandes an besonderem Ort verwahrt. Es besteht die Praxis, nachgefragte Werke dieser Abteilungen jeweils in den Hauptbestand und seine Kataloge zu übernehmen. Die hier abgesonderten Bücher können nur im Lesesaal benutzt werden. Sie werden erschlossen über einen Katalog Altbestand (s. u. 3.1), der mangelhaft ist, auf den sich die Erhebung aber stützen mußte. Die Bücher stehen nach Sachgebieten zusammen, in diesen nach Formaten und hier wieder nach laufenden Nummern (die beliebig vergeben wurden).

2.10 Theologie vor 1800 umfaßt 349 Titel. Gegenüber der protestantischen findet sich katholische Literatur nur vereinzelt. Aus dem 16. Jh sind 85 Drucke (42 deutsche, 43 lateinische) vorhanden: etwa 30 Schriften und Predigten der Reformation und ihrer Gegner, die nur zum Teil in die Sondersammlung Luther-Bibliothek aufgenommen sind, darunter auch Satirisches; 17 Werke von Philipp Melanchthon; außerdem Bibelkommentare, Konkordanzen, Texte der Patristik, Scholastik, Mystik und liturgische Gebrauchstexte; eine Darstellung religiöser Gebräuche bei Juden, Römern, Türken (1592). Unter den 66 Werken des 17. Jhs überwiegt die wissenschaftliche Literatur der Zeit, ein Schwerpunkt liegt auf der Kirchengeschichte. Es finden sich Spuren des gegenreformatorischen Schrifttums, Dekrete von Synoden und Konzilien; auch eine " Widerlegung" des Koran; hinzu kommen etliche philologische Hilfsmittel und Lexika (auch des Hebräischen). 20 Werke sind als volkstümliche theologische Literatur anzusehen: Predigten, Schwärmerisches. Von Interesse sind Texte zur Dämonenbändigung.

2.11 Unter den 176 Titeln des 18. Jhs ist die protestantische bürgerliche Hausliteratur (Andachtsübungen, Festerklärungen, Gebetbücher) etwa gleich stark wie die wissenschaftliche Literatur vertreten, bei welcher Schwerpunkte auf Kirchenrecht sowie Theologie- und Kirchengeschichte liegen; Gottfried Arnolds Kirchen- und Ketzerhistorie ist in etlichen frühen Ausgaben vorhanden. Zahlreich sind biographische und familiengeschichtliche Werke zu Luther. Polemische Schriften begegnen nur spärlich, dagegen sind Werke aus Grenzgebieten von Philologie und Philosophie stärker vertreten, darunter einige mit aufklärerischem Anspruch. Aus allen Jhn findet sich auch sachfremde Literatur, vor allem historisch-politischer Thematik, z. B. aus dem 16. Jh der Druck eines Landsknechtslieds. Wie in den anderen Gruppen von Beständen " vor 1800" sind aber auch einzelne Werke des 19. Jhs darunter.

2.12 In der 111 Werke umfassenden Gruppe " Alte Bibeln" bilden den größten Bestand die Luther-Vollbibeln (5 aus dem 16. Jh, 19 aus dem 17. Jh, 24 aus dem 18. Jh) sowie Teilausgaben des Luthertextes, wobei sich auch einige Schriften Luthers (vor allem Bibelkommentare) finden, davon 6 aus dem 16. Jh. Vollbibeln anderer Übersetzer oder ohne diesbezügliche Angaben bilden die zweitgrößte Gruppe, gefolgt von Vulgata-Drucken und anderen lateinischen Ausgaben. Unter den Luther-Bibeln sind mehrere mit zahlreichen Kupferstichen. Aus dem 18. Jh ist eine Historische Bilderbibel vorhanden. Zudem finden sich einige Bibelauslegungen, patristisches Schrifttum und ein deutscher Koran des 18. Jhs.

2.13 Die Gruppe " Vor 1800: Naturwissenschaften" enthält 401 Druckschriften, etwa zur Hälfte aus dem 18. Jh. Dem 16. Jh entstammen 9 deutsche, 10 lateinische, 4 französische Titel. Inhaltlich stellt die Geographie (nebst Feldmessung und Meteorologie, vor allem aber auch Reisebeschreibungen) den größten Anteil mit 86 z. T. vielbändigen Werken allein des 18. Jhs (zahlreiche Ausgaben von Anton Büschings

Schriften). Schwerpunkte im Bestand zeigen sich auch an mathematischen Werken (etwa 50 Titel, fast ausschließlich des 18. Jhs) und an naturwissenschaftlichen Sammelwerken, Darstellungen der Naturgeschichte u. ä., in denen die philosophisch-aufklärerischen Betrachtungen des 18. Jhs dominieren. Literatur des 16. und 17. Jhs ist besonders aus der Botanik und Geographie vorhanden; aus dem 18. Jh (in zweiter Linie auch dem 19. Jh) fallen größere Bestände aus Metallurgie und Chemie auf, aus Physik, Zoologie sowie aus Grenzgebieten: Wirtschaft, Landwirtschaft nebst Jagd, Gartenbau (besonders mit ihren technischen Aspekten).

2.14 Auch in der Gruppe " Vor 1800: Literatur", in der insgesamt 675 Werke zusammenstehen, ist das 18. Jh am stärksten repräsentiert und das lateinische Schrifttum vorherrschend. Die Gruppe besteht aus poetischen und poetologischen, z. T. auch philosophischen Texten. Dabei handelt es sich um Werke der klassischen griechischen und römischen Autoren, in geringerem Maß auch der Spätantike, sodann der Literaturen des 16. bis 18. Jhs (Ritterromane sowie 2 frühe Drucke von Johann Fischart), des Humanismus (darunter 10 Werke von Erasmus aus dem 16., 12 aus dem 17. Jh), der Predigerliteratur, des Barock; die Epoche der Aufklärung ist stark mit frühen Ausgaben Gottscheds, Gellerts und Geßners präsent. Aus dieser Zeit enthält der Bestand auch etliche Sammelwerke, Almanache, Kalender aus allen Jhn, überdies literargeschichtliche Werke, Wörterbücher und Lexika.

2.15 " Vor 1800: Kunst" stellt eine kleine Gruppe von 18 Schriften zur Architektur, zur bildenden Kunst (besonders über altrömische Skulpturen) und, weniger, zur Musik dar. Der Bestand " Vor 1800: Recht" umfaßt 98 Titel, davon je 15 aus dem 16. und 17. Jh. Neben Textausgaben und Abhandlungen zum Römischen Recht sind Werke zur Rechtsgeschichte (besonders der deutschen Stämme) vorhanden, Urteile und Bescheide, vornehmlich Regionalia aus der Pfalz, aus Frankfurt und Mainz, so Kaiser Karls V. Gerichtsordnung in einem Druck von 1548. In der Sachgruppe " Vor 1800: Pädagogik/Philosophie" (55 Titel) liegt der Schwerpunkt eindeutig im 18. Jh, hauptsächlich bei philosophischen Texten und pädagogischen Traktaten der Aufklärung.

2.16 Größer ist die Abteilung " Vor 1800: Geschichte" (193 Titel), wo die meisten Werke zwar dem 18. Jh entstammen, aber auch zahlreiche ältere Bücher eingereiht sind: aus dem 16. Jh 20 und aus dem 17. Jh 37. In diesem Bestand an Werken zur Weltgeschichte, zur Alten Geschichte (hier auch Texte der Klassischen Philologie), zur Geschichte der europäischen Nationalstaaten (Französische Revolution; Geschichte Schwedens, der Schweiz u. a.) zeigen sich keine Schwerpunkte. Unter den älteren Werken sind Weltchroniken. Aus dem 16. Jh fällt eine Abhandlung über Hunnen und Türken auf, mit Erscheinungsjahr 1658 eine Beschreibung Madagaskars. Auch einige Veröffentlichungen aus Geographie und Jura finden sich hier.

2.17 Darüber hinaus erschließt der Katalog " Altbestand" weitere Abteilungen mit deutlich jüngeren Beständen: offenbar 1945 gerettete " normale" (damals noch nicht dem wertvollen Altbestand zugerechnete) Abteilungen, von denen die Gruppen Theologie, Recht (alt) sowie Zeitschriften noch weitgehend geschlossen außerhalb der heutigen Aufstellung des Hauptbestandes zusammen stehen. Bei der Gruppe Theologie handelt es sich um die im oben genannten Sinne normale Theologie-Abteilung der Vorkriegszeit. Vor 1900 datieren hier etwa 1400 Werke, wobei die deutsche Literatur des 19. Jhs dominiert. Darunter sind 2 deutsche Drucke des 16. Jhs. Inhaltlich sind es geistliche Texte und theologische Monographien aller Sparten und Konfessionen, zahlreiche Gesangbücher und Katechismen, daneben Hilfsmittel der hebräischen Philologie.

2.18 Die Abteilung " Recht (alt)" unsystematisch aufgestellt in der Dependance Schloß Herrnsheim enthält aus dem 18. Jh nur einige wenige Titel, aus dem 19. Jh aber 380 deutsche, 70 französische, 26 lateinische sowie 2 italienische. Die starke Präsenz französischer nachrevolutionärer Literatur korrespondiert mit dem (auch unter den deutschen Werken zu beobachtenden) Schwerpunkt bei den Textausgaben und Monographien zum Code civil (Code Napoléon), wovon etliche Editionen zweisprachig sind. Quantitativ an zweiter Stelle steht das Römische Recht in Texten wie Abhandlungen. Zahlreich sind Werke zum Recht des Deutschen Kaiserreichs (Verfassung, Privatrecht, Prozeßordnungen, Gewerbeordnung und Sozialgesetzgebung), zur Rechtsgeschichte (der germanischen Stämme, des Mittelalters) und zur Rechtsphilosophie. Außerdem finden sich Lehrbücher, Musterentscheide und Kriminalhistorisches. Das Kanonische Recht ist kaum vertreten.

2.19 Auch der über einen eigenen Katalog erschlossene Zeitschriften-Bestand gehört zu den erhaltenen alten " Normal"-Abteilungen. Etwa 600 Titel der größtenteils vielbändig vorhandenen Periodika begannen vor 1900 zu erscheinen, nur 6 vor 1800. Neben den 508 deutschen Zeitschriften des 19. Jhs fallen 29 französische und 18 englische ins Gewicht. Inhaltlich stellt die Geschichtswissenschaft nebst Regionalia, Archäologie und den Publikationen der Altertumsvereine mit 83 Titeln die größte Gruppe, worin sich die Sammelgebiete aus den Anfängen deutlich dokumentieren. Neben thematisch nicht eingeschränkten Journalen von allgemeinem Interesse (auch zu Politik und Zeitgeschehen), die etwa 80 Titel umfassen, stellen die Bestände an literarischen und Kulturzeitschriften (60) sowie an Periodika aus Rechts-, Staats- und Verwaltungswissenschaften (77) die nächstgrößeren Gruppen. Stark vertreten sind Naturwissenschaft und Technik mit über 70 Titeln, einschließlich Zoologie, Jagd, Fischerei usw. Es folgen Haus- und Landwirtschaft, Ökonomie, Gewerbe mit 56 Titeln, Kunst und Architektur (über 40). Heimatkunde und Geographie (nebst zahlreichen Veröffentlichungen zu den Kolonien und aus der Völkerkunde) behandeln etwa 30 Zeitschriften. Unter den 30 pädagogischen Journalen ist der konfessionelle Anteil groß; an theologischen Zeitschriften sind nur 17 vorhanden. Zu nennen sind noch 10 Periodika aus dem Gebiet der Musik und einige wenige aus Philosophie, Medizin und Pharmazie. Die Masse der medizinischen Fachjournale ist unter den nicht aufgenommenen Beständen (s. u. 2.36).

2.20 Von anderen Sachgruppen der Vorkriegsaufstellung (vor allem aus Geschichte, Territorialgeschichte, Naturwissenschaften, Atlanten, sowie der englischen und französischen und anderen Nationalliteraturen) sind nur noch Restbestände im Katalog Altbestände verzeichnet. Quantitativ bedeutend sind die ca. 400 historischen Monographien deutscher Sprache aus dem 19. Jh (zu Germanen, Mittelalter, Kulturgeschichte, Biographien, europäische Nationalstaaten, Deutsches Kaiserreich, Bismarck). Unter den Atlanten finden sich auch Kartenwerke des 16. bis 18. Jhs. Der kleine Bestand zur Territorialgeschichte hat Schwerpunkte in Hessen, Rheinhessen, Pfalz und Bayern. 49 Titel (in 146 Bdn) von Kürschners Deutscher Nationalliteratur sind vorhanden.

2.21 Zum besonders gelagerten Altbestand zählt noch die 4000 Blätter umfassende Exlibris-Sammlung, erworben von der Privatbibliothek von Wilhelm und Erna Salzer. Alte Werke im Hauptbestand

2.22 Die 1945 noch erhaltenen und die seitdem hinzugekommenen Bücher wurden zunächst in Sachgruppen aufgestellt, wobei beim älteren Bestand das Bemühen zu erkennen ist, Zusammengehöriges zueinanderzubringen, besonders die Werke klassischer Autoren. Neuerwerbungen wurden diesen Gruppen hintangestellt; seit 1971 werden sämtliche Erwerbungen in den Numerus currens aufgenommen.

Die Gruppe Altertum umfaßt Monographien der klassischen Philologie und, davon nicht getrennt, der Alten Geschichte: Abhandlungen und (meist lateinische) Dissertationen mit Schwerpunkt in der Kulturgeschichte, viel zur Mythologie, daneben Schulschriften und Wörterbücher. 6 (deutsche) Titel entstammen dem 18. Jh, die Masse dem 19. Jh. In den Gruppen " Altertum lateinisch" und " Altertum griechisch" stehen die klassischen Autoren und Sekundärliteratur. Neben nur 10 Werken des 18. Jhs sind es etwa 1400 des 19. Jhs.

2.23 Illustrierte Bücher (Stiche, Holzschnitte) und Werke zur Geschichte des Buches und der Buchkunst, zu Typographie und Druck sowie mehrere bibliophile Ausgaben des Nibelungenliedes bilden die Gruppe Buchwesen mit einem kleinen historischen Bestand von etwa 20 Titeln. Monographien zur Länder- und Völkerkunde stehen in der Gruppe Geographie, daneben noch Reisebeschreibungen und ältere Reiseführer. Es finden sich hier nur Veröffentlichungen des 19. Jhs, etwa 100 deutsche, einige wenige französische und englische.

2.24 Der große Bestand Geschichte ist thematisch gegliedert. Der historische Bestand (812 Titel) entstammt überwiegend dem Zeitraum von 1800 bis 1900. Neben deutschen Werken sind nur französische und englische stärker vertreten. Eine gewisse Häufung an älterem Bestand zeigt sich in den Abteilungen Allgemeines, Quellenkunde, Germanen, Mittelalter; Weltgeschichte, Handbücher und historische Atlanten; Geschichte der europäischen Nationalstaaten (zahlreich sind die Herrscherbiographien, etliche skandinavische Publikationen fallen auf); Geschichte Preußens und des Deutschen Reichs; Geschichte Großbritanniens; Frankreich (insbesondere Quellen und Darstellungen zur Revolution und zur napoleonischen Ära); Italien, Kirchenstaat, Papsttum; Osteuropa einschließlich Rußlands, Geschichte der Balkanländer und Griechenlands.

2.25 Der hohe Anteil an historischem Buchbestand in der Vorgeschichte geht wahrscheinlich noch auf die Sammelinteressen des Wormser Altertumsvereins zurück. Mit über 200 Publikationen, durchweg des 19. Jhs, umgreift diese Gruppe die Vorgeschichte im eigentlichen Sinn (darunter viel Lokales), aber auch die Archäologie römischer Stätten. Ein Schwerpunkt ist in der Geschichte der Rheinlandschaften unter Germanen und Römern zu erkennen.

2.26 Auch der historische Bestand in der Gruppe Heimatkunde (Regionale Geographie, Geschichte und Kulturgeschichte; Veröffentlichungen der Altertumsvereine, besonders auch zu Baudenkmälern) ist vergleichsweise groß. Vorrangig bezieht er sich auf Hessen, Rheinhessen und die Pfalz. Im einzelnen handelt es sich um 3 Drucke aus dem 16. Jh, 15 aus dem 17. Jh und etwa 60 aus dem 18. Jh (darunter Werke von Johann Friedrich Schannat). Das 19. Jh dominiert mit 470 Titeln. Die Gruppe Kunst enthält 135 deutsche und 7 französische Werke des 19. Jhs, darunter auch Veröffentlichungen zur Architektur und Möbelgestaltung.

2.27 Die Gruppe Territorialgeschichte umfaßt die Literatur zur Geschichte der deutschen Territorien ohne Beschränkung auf den rheinhessisch-pfälzischen Raum. Neben der Kulturgeschichte, Familien- und Namenskunde stehen hier auch Veröffentlichungen zur regionalen Flora, zu örtlichen Industrien u. a., daneben Atlanten, Urkundenwerke. Aus dem 18. Jh sind 6 deutschsprachige Werke vorhanden, außerdem Johann Friedrich Schannats Vindemiae literariae in Erstausgabe; aus dem 19. Jh finden sich 61 deutsche und 3 französische Titel.

2.28 Die Abteilung " Wormatiensia" ist in Untergruppen gegliedert. Die größte davon bilden die Quellen und Darstellungen zur Wormser Geschichte, darunter viel Literatur zu Luther und zum Reichstag 1521 sowie zur Zerstörung der Stadt 1689, daneben diverse Festschriften. Aus dem 16. Jh sind ein lateinisches und 25 deutsche Werke vorhanden, darunter Georg Ruexners Turnierbuch (1566) und das Turnierbuch des Hans von Francolin (1566). Das 17. Jh ist mit etwa 20 Drucken repräsentiert, das 18. Jh etwas stärker. Die Masse (230 deutsche Titel) entstammt auch hier dem 19. Jh, darunter sind mehrere Werke von Heinrich Boos (Quellen, Urkunden, Chroniken der Stadt Worms und der rheinischen Städtekultur). Literatur zur jüdischen Gemeinde zu Worms versammelt die Gruppe Wormser Judaica, darunter 4 Drucke des 17. und 5 des 19. Jhs. Die Untergruppe Wormser Kirchen enthält Kirchengeschichtliches (auch zur Architektur, besonders des romanischen Kaiserdoms), daneben Gesangbücher Wormser Provenienz u. ä. (16 deutsche und 3 lateinische Titel aus dem 16. Jh; aus dem 17. Jh 11 deutsche, 3 lateinische; 160 Titel aus dem 18. Jh, darunter J. F. Schannats Historia episcopatus Wormatiensis in Erstausgabe). Aus dem 19. Jh stammen 68 deutsche Titel. Zum Wormser Schulwesen finden sich je ein deutscher und lateinischer Titel aus dem 17. Jh, 8 deutsche und 7 lateinische Titel des 18. Jhs und 18 aus dem 19. Jh.

2.29 Die Abteilung Weltliteratur enthält deutsche Autoren und fremdsprachige Belletristik in deutschen Übersetzungen (62 Titel aus dem 19. Jh) sowie italienische Dichtung in der Originalsprache aus dem 19. Jh. Werke anspruchsvoller Belletristik (6 Werke aus dem 18. und 723 aus dem 19. Jh) bilden die Gruppe Deutsche Literatur. Hier finden sich auch einige Übersetzungen deutscher Dichtung in Fremdsprachen. In den Gruppen Englische Literatur und Französische Literatur finden sich nur Titel des 19. Jhs: 133 englische Titel in der Originalsprache und 46 in Übersetzung, 65 französische Titel und etwa 30 Übersetzungen. Unter den zwischen 1800 und 1900 erschienenen 152 deutschen, 6 französischen und 18 englischen Titeln der Gruppe Literaturgeschichte überwiegen die Darstellungen zur deutschen Literarhistorie, hier wieder Literatur zu Goethe und zum Nibelungenlied. Die Gruppe " Luther" ist ein von der Sondersammlung zu unterscheidender Bestand an Werken von und über Luther: 20 deutsche, 13 lateinische des 16. Jhs, 3 des 18. Jhs und 11 des 19. Jhs, die größtenteils im Katalog der Luther-Bibliothek erfaßt sind.

2.30 Aus Noten, Monographien und Komponistenbiographien setzt sich die Gruppe Musik zusammen, darunter 200 fast ausschließlich deutsche - Drucke des 19. Jhs. In den Gruppen Mathematik und Medizin steht wenig historischer Bestand. Der große Bestand an alter medizinischer Fachliteratur ist nicht katalogisiert (s. u. 2.36). Unter der Fachliteratur und den populärwissenschaftlichen Darstellungen aus den Naturwissenschaften sind 72 deutsche und 3 französische Werke des 19. Jhs. In der Gruppe Numismatik finden sich je ein Druck des 17. Jhs und 18. Jhs und 60 Titel aus dem 19. Jh, darunter etliche fremdsprachige. Die Gruppe Pädagogik umfaßt etwa 80 Titel des 19. Jhs, sämtlich deutsch. Stärker vertreten ist das Werk Pestalozzis. Auch etliche Publikationen zur Leibeserziehung sind hier zugeordnet. In den Abteilungen Technik (auch: Erfindungen, Industrie, z. T. Architektur) und Theater ist der Altbestand minimal.

2.31 Einen vergleichsweise großen historischen Bestand hat die Abteilung Philosophie, sowohl an Ausgaben der klassischen Texte wie an Sekundärliteratur (darunter Dissertationen). Sie ist zu Gruppen um die großen Philosophen, besonders Deutschlands, zusammengestellt. Kant ist über die Sondersammlung hinaus reichlich repräsentiert. Überdies stehen Werke aus der Psychologie in dieser Abteilung. Insgesamt finden sich 101 deutsche Titel des 18. und 660 des 19. Jhs sowie etwas lateinisches, französisches und englisches Schrifttum. Die Sprachwissenschaft ist eine Gruppe mit hohem Anteil an historischem Bestand, bestehend aus Monographien zur Sprachgeschichte und -theorie, Grammatiken und Sprachlehren (des Englischen, Französischen u. a.), insgesamt 150 Werke verschiedener Sprache aus dem 19. Jh, einige wenige sind älter.

2.32 Die Theologie-Gruppe des Hauptbestandes enthält Monographien nicht nur zur christlichen Religion, außerdem Handbücher der theologischen Hilfswissenschaften. Reformationsgeschichtliches, Literatur zu Luther (auch biographische) etc. ist wie in den anderen theologischen Bestandsgruppen quantitativ stark. Daneben finden sich Bibeln, Heiligenviten u. a., eine deutsche Schrift Luthers aus dem 16., 3 deutsche aus dem 18. Jh, sowie aus dem 19. Jh 200 weitere Werke mit etwas fremdsprachigem Bestand.

2.33 In den Abteilungen, in denen die seit 1971 erworbene Literatur nach dem Numerus currens eingestellt wird, ist der Altbestand minimal. Eine Ausnahme stellen die nachgelassene Bibliothek des Wormser Journalisten Carl Johann Heinrich Villinger und eine Sammlung zur Familiengeschichte des Hauses Dalberg dar. Nicht katalogisierte Bestände

2.34 Aus Gründen, die in der Geschichte der Bibliothek liegen, sind Teile des historischen Bestands nicht in die heutige allgemeine Systematik aufgenommen, andere nicht katalogisiert. Neben den Inkunabeln und bibliophilen Werken sowie den Varia im Bibliotheksturm Herrnsheim sind dies einige alte, bis heute wenig nachgefragte Bestände, besonders aus der Medizin, sowie verschiedene große Neuerwerbungen aus Nachlässen.

2.35 Auf ca. 120 Titel ist ein Bestand an Wormatensien zu schätzen: Veröffentlichungen und Dissertationen Wormser Verfasser, jüngere Drucke aus Wormser Pressen. Wenigstens sind dies 12 Titel aus dem 16. Jh, 11 aus dem 17. Jh, 22 aus dem 18. Jh und 30 aus dem 19. Jh, von den älteren viele lateinisch. Hinzu kommen 50 schwer zugängliche und z. T. aufarbeitungsbedürftige kleinere Publikationen, Verwaltungsdokumente, Vereinsstatuten, Einzelblätter, wohl aus dem 19. Jh. Weiter stehen hier etliche Sammelmappen zu Worms mit Broschüren, Zeitungssonderdrucken etc.

2.36 Der beträchtliche, restaurierungsbedürftige Bestand an alter Medizin ist von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse. Folgende Provenienzen sind noch erkennbar: Wormser Medizinischer Leseverein (1830-1863), der Fachliteratur aus den Privatbibliotheken seiner Mitglieder austauschte. Aus diesem Kreis kamen 1893 wenigstens 346 Bde des 16. bis 18. Jhs aus dem Besitz des Medizinalrats Dr. Karl Friedrich Raiser an die damalige Paulusbibliothek. Außerdem finden sich folgende Nachlässe: Nachlaß Dr. Hermann Münch, Herrnsheim (1893); Geschenk von 280 medizinischen Büchern von Kreisarzt Dr. Wagner, Osthofen (1895); Stiftung Dr. Leopold Ordenstein (1903): ein Nachlaß an Fachbüchern und eine Geldstiftung, aus deren Zinsen ständig weitere medizinische Werke angeschafft wurden, Schenkung wissenschaftlicher Fachliteratur von Prof. Dr. Lothar Heidenhain und Sanitätsrat Dr. Julius Bayerthal (1926/27). Weitere Besitzvermerke aus dem 19. Jh verweisen auf die Ärzte Dr. C. C. Wertheim, Osthofen und Dr. Hauck.

2.37 Die Auszählung repräsentativer Teile (etwa 15 Prozent) ermöglichte folgende Hochrechnung: Aus dem 16. und 17. Jh ist nur lateinische Literatur vorhanden, mindestens 67 Werke vor 1600, 61 vor 1700. Für das 18. Jh ist mit mindestens 877 deutschen und 475 Titeln in Latein zu rechnen. Im 19. Jh entstammen den Jahren bis 1840 802 deutsche und 6 lateinische Werke, dem Zeitraum zwischen 1840 und 1870 298 in deutscher Sprache, den letzten drei Jahrzehnten 114 deutsche Titel. 6 Werke des 18. Jhs und 24 des 19. Jhs sind in französischer Sprache.

2.38 Offenbar sind alle Teildisziplinen vertreten, besonders gut die Chirurgie und Geburtshilfe. Zahlreich sind im 18. Jh lateinische Dissertationen in Sammelbänden; aus dem 19. Jh fiel ein durchschossenes Exemplar mit handschriftlichen Bemerkungen auf. Außer den auf 2731 Einzeltitel geschätzten Monographien umfaßt der Bestand noch 86 deutsche, 2 französische und 2 englische Fachperiodika des 19. Jhs, die meistenteils vielbändig vorhanden sind, sowie Hufelands Journal der practischen deutschen Arzneykunde und Wundarzneykunst (1795-1840, vollständig). Bei den Zeitschriften gibt es noch etwa 20 deutsche Einzelpublikationen des 19. Jhs, in erster Linie Kongreßberichte. Im ganzen ist die Bandzahl im Bereich Medizin (einschließlich des 20. Jhs) auf 7000 zu schätzen.

2.39 Ohne Katalog und unsystematisch aufgestellt ist auch die Abteilung Trivialliteratur, wobei es sich um den erhaltenen, typischen Bestand einer volkstümlichen Leihbibliothek des 19. Jhs handelt, der auch die anspruchsvollen Autoren der Zeit umfaßt. Den Kern der um verschiedene Erwerbungen erweiterten Sammlung stellen die Reste der Bibliothek der Kasino- und Musikgesellschaft dar (s. o. 1.13). Unter den 2600 Bdn (Schätzung) ist die Zahl der Bücher des 19. Jhs derzeit nicht auszumachen, Werke vor 1800 dürften nicht darunter sein. 2.40 Noten (und Chornoten) schätzungsweise 5900 Drucke sind nicht katalogisiert, aber am Standort provisorisch sortiert (nach Komponisten, z. T. nach Werkgattungen). Die 70 bis 80 zwischen 1500 und 1800 gedruckten Musikwerke sind in das Internationale Quellenlexikon der Musik (RISM) aufgenommen. Von diesen " Antiken Noten" gibt es eine Liste (s. u. 3.2).

2.41 Noch nicht in den allgemeinen Bestand eingearbeitet sind Teile größerer Schenkungen und Bibliothekserwerbungen: Teile der Freiherrlich Heylschen Bibliothek des Schlosses Herrnsheim; die 5000 Bde der Bibliothek Wilhelm und Erna Salzer; Schenkungen von Dr. Georg Illert; kleinere Gruppen aus der Bibliothek Carl Johann Heinrich Villinger (s. o. 2.33): unter anderem ca. 100 Titel seiner Sammlung zum Nibelungenlied (davon 20 bis 30 aus dem 19. Jh), etwa 20 Bibeln und Gesangbücher des 18. und 19. Jhs u. a. m. Zum Villinger-Nachlaß gehörten auch 3000 Blatt Grafik. Deren Anteil an älteren Werken und in weiteren nicht katalogisierten großen Beständen von Kunstdrucken, Sammelmappen, Tafeln, Einzelblättern usw. ist z. Z. nicht zu bestimmen.

2.42 Um 1977 wurden im Schulalltag nicht mehr benötigte Teile der Bibliothek des Altsprachlichen Gymnasiums Worms an die Bibliothek abgegeben. Sie sind noch nicht aufgenommen. Es handelt sich um wenigstens 1300 Bücher (in erster Linie klassische Schullektüre mit etwas Altbestand) und 460 Zeitschriftenbände (Pädagogik, Schulwesen). Sehr groß und quantitativ schwer abzuschätzen ist der Bestand an Schulprogrammen und Jahresberichten.

Sondersammlungen

2.43 Die Luther-Bibliothek vereint Schriften Luthers, seiner Anhänger und Gegner, Dokumente der Reformationsgeschichte in zeitgenössischen Drucken insgesamt 627 Titel. Der Bestand ist in 14 Abteilungen gegliedert. In der Abteilung " Autographen, Manuskripte, seltene Drucke" finden sich Drucksachen des Wormser Reichstags von 1521; Wormser Edikt (Plakatdruck); Preziosen, die das vorreformatorische Worms dokumentieren (z. T. im Ms.); die sogenannte Wormser Bibel von 1529; 3 Autographen Luthers (Briefe); handschriftliche Bucheinträge durch Melanchthon, u. a. in einem Psalterium von 1545; eine vorgebliche Widmung Luthers in einem Augustinus-Band von 1542 (Fälschung durch Kyrieleis). Diese Abteilung stellt besonders mit Worms verbundene Stücke heraus; auch die folgenden Abteilungen enthalten solche Werke (auf die die Katalog-Einleitung hinweist).

2.44 In der zweiten Abteilung stehen 410 zeitgenössische Lutherdrucke (von 1516 bis 1546) einschließlich Schriften anderer Verfasser mit Vorworten Luthers bzw. mit Luther als Mitverfasser, als Übersetzer oder als Herausgeber, darunter eine Prachtausgabe der Luther-Bibel von 1541, mit Holzschnitten von Lukas Cranach (gedruckt durch Hans Lufft/Wittenberg), die ein weiteres Luther-Autograph enthält. Weitere Rara sind Ein geistlich edles Büchlein von rechter Unterschied und Verstand (1516) und An den christlichen Adel deutscher Nation (1520). Die dritte Abteilung bilden 6 Schriften Luthers, die nach seinem Tod erschienen (1546-1548), die vierte Abteilung 7 Gesamtausgaben von Luthers Werken (16. bis 20. Jh). Die fünfte Abteilung ist den Zeitgenossen Luthers, Vorkämpfern und Gegnern der Reformation eingeräumt im ganzen 181 Publikationen. Es handelt sich ausschließlich um Drucke des 16. Jhs, darunter auch Schriften zum Wormser Religionsgespräch 1540. Stärker vertretene Autoren sind Johann Bugenhagen, Johannes Cochläus, Johannes Eck, Desiderius Erasmus, Ulrich von Hutten, Andreas Karlstadt, Heinrich von Kettenbach, Philipp Melanchthon, Johann Oecolampadius, Andreas Osiander, Urbanus Rhegius, Hans Sachs, Caspar Schatzger, Jakob Strauß, Ulrich Zwingli.

2.45 Die Sammlung Wormser Drucke (s. u. 3 und 5) ist im Kern eine Sammlung von Erzeugnissen der Wormser Buchdruckereien des 16. Jhs (Peter Schöffer d. J., Hans von Erfurt, Hans Meihel, Sebastian Wagner, Gregor Hofmann, Paul und Philipp Köpphl, Sigismund Feyerabend, Anton Cortois), ergänzt um einige Drucke des 18. Jhs sowie nicht datierte und unsichere Wormser Drucke. Die Sammlung umfaßt derzeit 59 Titel: 47 des 16. Jhs (davon 13 lateinisch, 3 griechisch) zuzüglich 2 Dubletten; einer des 17. Jhs, 9 des 18. (davon einer in Latein), 2 zweifelhafte Wormser Drucke, undatiert. Die Sammlung ist bedeutend für die Geschichte des Buchdrucks wie der Holzschnittkunst (Anton Woensam und andere Meister) sowie für die Reformationsgeschichte der Stadt Worms (Wormser Bibel von 1529; Schriften von Leonhard Brunner, Philipp Melanchthon), besonders auch hinsichtlich der Wiedertäuferbewegung (Jacob Kautz, Hans Denk, Ludwig Hätzer u. a.). Auch für die Literaturgeschichte ist die Sammlung von Interesse; sie enthält Werke von Kaspar Scheidt (auch die von ihm deutsch eingerichteten wie den Totentanz und Friedrich Dedekinds Grobianus), Sebastian Brants Freidank, die Mörin Hermanns von Sachsenheim in frühen Ausgaben sowie Satiren. Hinzu kommen Drucke aus Bergwerkskunde, Medizin (Philipp Begardi, Eucharius Rösslin u. a.), Astronomie, Meteorologie, Alchimie, Kultur der Türken, Jagdwesen; des Heiligen Römischen Reichs Ordnungen (Reichstagsabschiede 1537), sowie wissenschaftliche, theologische, juristische Literatur der Zeit (u. a. Werke Sebastian Münsters). Weitere Wormser Drucke stehen außerhalb dieser Sondersammlung in der Luther-Bibliothek (so z. B. die Reichstagsdrucksachen von 1521 aus der Druckerei von Hans von Erfurt in Worms).

2.46 Mit der Kant-Bibliothek besitzt die Bibliothek eine (gesondert aufgestellte) Sammlung, welche bis zum Ende des 19. Jhs nahezu vollständig die Kant-Gesamtausgaben und Einzelschriften (auch die raren vor 1770) sowie in seltenem Umfang die Sekundärliteratur in Erstausgaben und weiteren Auflagen umfaßt (von denen z. T. auch mehrere in Papier, Einband und bibliophiler Gestaltung unterschiedene Drucke vorhanden sind). Die " Bibliotheca Kantiana", von der 1893 geurteilt wurde, daß sie " ihres Gleichen nicht hat" (M. Weg), ist seit damals noch erweitert worden. Zur Zeit zählt die Sammlung 977 z. T. vielbändige Werke, die dem historischen Bestand zuzurechnen sind: 23 Gesamtausgaben bzw. Werksammlungen, davon 7 deutsche des 18. und 14 deutsche des 19. Jhs sowie eine lateinische und eine englische Ausgabe des 18. Jhs. Unter den 237 Einzelausgaben sind aus dem 18. Jh 142 deutsche, 5 lateinische, 3 französische, eine englische; aus dem 19. Jh 68 deutsche, 7 französische, 2 italienische, 3 englische, 2 in slawischen Sprachen. Biographien und Kommentare, Schriften über Kants Philosophie: aus dem 18. Jh 256 deutsche, 20 lateinische, 2 französische, 2 englische; aus dem 19. Jh 350 deutsche, 35 lateinische, 18 französische, 3 italienische und 8 englische. Unter den Ausgaben in weiteren Sprachen sind etliche skandinavische.

Als Rara werden u. a. Kants Entwurf und Ankündigung eines Collegii der Physischen Geographie (1757) sowie die Nachricht von der Einrichtung seiner Vorlesungen (1765) angesehen; unter den Übersetzungen ist die lateinische Werkausgabe von F. G. Born (1796-98). Die Sammlung schließt Kuriosa, Persiflagen u. ä. ein.

2.47 In der Sammlung Historische Kinderbücher stehen an älteren Drucken 4 des 18. Jhs (J. B. Basedow, C. H. Stage, C. G. Salzmann, J. J. Ebert) und 50 deutsche, ein englischer des 19. Jhs, von denen 8 noch der Aufklärung zuzurechnen sind, die anderen späteren Epochen. Der Bestand ist nicht gesondert aufgestellt, aber über einen eigenen Katalog erschlossen (s. u. 3.2).

2.48 Aus den Beständen der Schach-Bibliothek (s. u. 3.2) im Kern die nachgelassene Spezialsammlung des Wormser Schach-Publizisten Dr. Ernst Bachl stammen 10 deutsche Titel (darunter eine Zeitschrift) und ein französischer aus dem 19. Jh, die anderen sind jünger. Die Sammlung ist nicht gesondert aufgestellt.

Wormatiensia im Stadtarchiv Worms

2.49 Das Stadtarchiv Worms, das früher mit der Stadtbibliothek unter einer Leitung verwaltet wurde und noch heute eng mit ihr kooperiert, verfügt neben eigentlichen Archivalien auch über historischen Buchbestand, besonders an Wormatiensia. Quantitativ überwiegen Geschichtspublikationen, besonders der Altertumsvereine. Von besonderer Bedeutung ist die Abteilung Reichsstädtisches Archiv, unter deren Nummern 1-48 (Allgemeines, Zur Geschichte der Stadt Worms) neben Hss. auch wichtige stadtgeschichtliche Druckschriften sind.

3. KATALOGE

Die alten Kataloge der Bibliothek wurden beim Brand 1945 vernichtet; zu den Katalogen der Gymnasialbibliothek s. u. 4.1.

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Systematischer Katalog Altbestand

[Zettelkatalog, nach 1945 angelegt; verzeichnet die historischen Bestände, soweit sie nicht in den Magazin-Hauptbestand übernommen wurden, s. o. 2.9. Angaben z. T. unvollständig; Ordnung innerhalb der Systematikgruppen alphabetisch nach Autoren; enthält auch Inkunabeln, den Katalog der Wormser Drucke und die Exlibris-Sammlung, jedoch keine Zeitschriften]

Hauptbestand:

Alphabetischer Katalog [in Zettelform, nach PI]

Schlagwortkatalog [in Zettelform, nach Hausregeln]

Systematischer Katalog

[nach den Regeln der UB München, weiter fortgeführt]

Standortkatalog

[im Magazin; nicht öffentlich zugänglich]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind, soweit katalogisiert, im Hessischen Zentralkatalog und der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Musikdrucke vor 1800 sind im " Répértoire international des sources musicales" (RISM) nachgewiesen.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Kant-Bibliothek:

Weg, Max: Bibliotheca Kantiana. Leipzig 1893

[mit Wormser Signaturen hschr. ergänztes Exemplar; mschr., Anhang verzeichnet die späteren Erwerbungen]

Kinderbuch-Sammlung:

Johannes, Detlev; Eberle H. U.: Das deutsche Bilderbuch im Wandel der Zeiten. Heilbronn 1980 (Ausstellungskatalog Sammlung Historische Kinderbücher)

[verzeichnet auch Leihgaben, ohne besondere Kennzeichnung. Die Bibliothek verfügt über ein entsprechend aktualisiertes Exemplar.]

Luther-Bibliothek:

Luther-Bibliothek des Paulus-Museums der Stadt Worms. München 1883

[verzeichnet 489 Nummern; mit einer Vorrede von Julius Köstlin, Halle]

2. Auflage. Bearb. von Fritz Herrmann. Darmstadt 1922 [verzeichnet 580 Nummern]

Johannes, Detlev: Luther-Bibliothek der Stadt Worms. Gesamtkatalog. Mit einer Einführung von Fritz Reuter. In: Der Wormsgau. Beiheft 28 (1983)

[Fortführung und Ergänzung der älteren Kataloge der Sondersammlung; 617 Nummern]

Noten:

Liste " Antike Noten"

[mschr., verzeichnet Notendrucke vor 1800]

Schach-Bibliothek:

Schach-Bibliothek Dr. Bachl. Hrsg. Stadtbibliothek Worms. Worms 1984

Wormatiensia:

Wormser Bibliographie

[Zettelkatalog in Ordnern, seit 1928 hschr. von Friederike Betz angelegt; umfaßte 1976 ca. 70.000 Nachweisungen einschließlich Zeitungsartikel; alphabetische Ordnung nach Autoren und Schlagwörtern; wird seit 1970 im Stadtarchiv fortgeführt]

Katalog Wormser Drucke

[Zettelkatalog; Ordnung nach Druckern, chronologisch, nach Autoren und Titeln sowie nach fortlaufenden Nummern; enthält Kurzbeschreibungen der Holzschnitte, Druckermarken und Schrifttypen, stützt sich auf die Arbeiten von Roth und Zotz (s. a. 5)]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Quellen sind nur noch im Stadtarchiv Worms erhalten.

Protokolle des Altertumsvereins ab 1879 [Stadtarchiv, im Bestand 75: Altertumsverein; Repertorium vorhanden; zur Gründung und zum Bestandsaufbau der Paulus-Bibliothek]

Kulturinstitute 1879-1960 [Stadtarchiv, Bestand 20.3: Quellen zur Bibliotheksgeschichte; Repertorium vorhanden] Kataloge der inkorporierten Wormser Gymnasialbibliothek sind im Stadtarchiv erhalten.

4.2 Darstellungen

Illert, Friedrich Maria: Denkschrift über den gegenwärtigen Stand der Stadtbibliothek Worms und ihr weiteres Ziel. Worms 1927

Johannes, Detlev: Geschichte des Wormser Bibliothekswesens. Worms 1976 [Festschrift aus Anlaß des 75jährigen Bestehens der Stadtbibliothek Worms; behandelt sämtliche öffentlichen und privaten Bibliotheken Worms']

Reuter, Fritz: Altertumsverein und Paulusmuseum. Aspekte der Wormser Wissenschafts-, Personen- und Stadtgeschichte im 19. Jahrhundert als Beitrag zum hundertjährigen Jubiläum des Museums der Stadt Worms 1881-1981. In: Der Wormsgau 13 (1979/81) S. 20-38

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Roth, Friedrich Wilhelm E.: Die Buchdruckereien zu Worms a. Rhein im XVI. Jahrhundert und ihre Erzeugnisse. Worms: Selbstverlag des Wormser Altertumsvereins 1892 [Bibliographie der Wormser Drucke, nicht auf die im Besitz der Bibliothek befindlichen beschränkt. Kurzbiographien der Drucker; Bibliographie mit Angabe des Fundortes; ausführliche Titeltranskription; Angabe von Illustrationen, Typographie, Druckermarken, Erhaltungszustand; z. T. Kommentare zum historischen Wert einzelner Werke; Standortnachweise z. T. nicht mehr zutreffend]

Vom Rhein (Beilage zur Wormser Zeitung), Jg. 1 (1902) 13 (1914) [Zeitschrift des Altertumsvereins; berichtet regelmäßig über Neuzugänge; vollständiges Exemplar im Stadtarchiv]

Zotz, Elisabeth: Neuerworbene Wormser Drucke des 16. Jahrhunderts im Besitze der Stadtbibliothek Worms. In: Der Wormsgau 1 (1927) Heft 4, S. 93-100 [Ergänzung zu Roth, aber auf Erwerbungen der Bibliothek beschränkt; Nachweis weiterer Drucke und einer weiteren Firma]

Wisser, R.: In Boston bekannt ... Die Kant-Sammlung der Wormser Stadtbibliothek. In: Wormser Zeitung vom 23. März 1963 (Beilage)

Stand: Dezember 1989

Karl Kröhnke


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.