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Bibliotheken in der Stadtkirche St. Georg (Lutherbibliothek und Predigerbibliothek)

Adresse. Evangelisches Dekanat, Kirchhof 3, 98574 Schmalkalden [Karte]
Telefon. (03683) 60 27 60

Unterhaltsträger. Evangelisches Dekanat Sclkalden
Funktion. Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Theologische Fachliteratur.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche und telefonische Anmeldung empfehlenswert. Zugverbindung über Wernshausen oder Zella-Mehlis, vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) Richtung Altmarkt; von Erfurt auch Busverbindung bis Haltestelle Busbahnhof Sclkalden, von dort Fußwegnähe (ca. 10 Minuten), oder Recklinghäuser Straße (ca. 5 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Eisenach oder Gotha. Parkplatz " Steinerne Wiese".

1. BESTANDSGESCHICHTE

Lutherbibliothek

1.1 Sclkalden, Verwaltungszentrum einer für lange Zeit kurhessischen Exklave in Thüringen, ist durch die Bildung des gegen Kaiser und Papst gerichteten Sclkaldischen (Fürsten- und Städte-)Bundes (1531) und die damit in Zusammenhang stehenden, die Augsburgische Konfession anerkennenden Sclkaldischen Artikel (1537) bekannt. Die Anfänge der Kirchenbibliothek führen in das 15. Jh zurück, als zwischen 1435 und 1509, einer Zeit städtischen Aufschwungs, die Stadtkirche St. Georg " auf des StadtRaths und gemeiner Bürgerschafft Kosten, wie auch gutwilliger Leute Beytrag" neu aufgerichtet wurde. Die Bücher waren zuerst in der Sakristei und später in der darübergelegenen Lutherstube untergebracht; heute befindet sich die Kirchenbibliothek in einem der Türme.

1.2 Leimbach ( s. u. 4.2) äußerte die Vermutung, daß der früheste bekannte Bücherstifter der Sammlung, Henricus Ratnn (nicht Bachmann), 1489 auch zugleich ihr Gründer gewesen sei. Die Bibliothek enthält aber über 30 Inkunabeln (die älteste von 1477), die größtenteils wahrscheinlich schon vorher zusammengehörig den eigentlichen Grundstock dieser Sammlung bilden. Da es sich um libri catenati (Kettenbücher) handelt, könnte eine Klosterbibliothek als Provenienz in Frage kommen. Allerdings sind für diese Annahme weder in der Überlieferung noch in den Büchern Hinweise zu finden.

1.3 Der spätere hessische Rentmeister Sclkaldens, Balthasar Wilhelm (1495-1555), hatte 1521 sein Amt als Meßpriester aufgegeben und war, noch bevor 1526 durch Landgraf Philipp den Großmütigen (1504-1567; reg. seit 1518) die Reformation in Hessen eingeführt worden war, evangelisch geworden. Die Bibliothek bewahrt von ihm, der ein " Spezialfreund" Luthers und Melanchthons war und von ihnen wegen seiner Standhaftigkeit und seines Eifers geschätzt wurde, einen Sammelband auf, der einen Besitzvermerk Wilhelms von 1540 trägt. Er enthält die Augsburgische Konfession (Wittenberg: Georg Rhaw 1531) und Johann Bugenhagens Von mancherlei Christliche sachen, der Taufe und des Abendmahls wider die Secten (Wittenberg: Hans Lufft 1531). Er hält die Erinnerung an die Unterzeichnung der Sclkaldischen Artikel wach, die als Ergebnis der Beratung vom 7. bis 26. Februar 1537 in der Stadt erfolgte. Luther nahm daran teil und wohnte als Gast im Hause Wilhelms.

1.4 Die im gleichen Jahr verabschiedete Hessische Kirchenordnung verpflichtete die Superintendenten " in allen Stetten und Dörffern nach des gemeinen kastens vermügen, alle und ein yedes jar ein zeitlang ... rechte gute nutzliche Biblische, und andere der gleichen bücher, sampt der selben Christlicher außlegung" anzuschaffen, sorgsam aufzubewahren und " der gemein zu nutz und heil" zu gebrauchen. Seitdem wurden regelmäßig, wenn auch in größeren Abständen, Bücher erworben. Deshalb irrt der Sclkalder Chronist Johann Conrad Geisthirt (1672-1734, s. u. 4.2), wenn er davon ausgeht, daß Caspar Herrnschwager († 1607) um 1588 die Bibliothek angelegt habe. Er war seit 1566 Pfarrer an der Stadtkirche und kümmerte sich auch um die Büchersammlung. Seine beiden Söhne, Sebastian als Stadtpfarrer und Ortholph als Schloßpfarrer, die schon längst auf kalvinistischer Seite gestanden hatten, verhalfen nach seinem Tod der zweiten Reformation in Sclkalden zum Durchbruch. Mit der Einführung des reformierten Bekenntnisses kam es 1608 im lutherischen Sclkalden zu einem vom Landgrafen gebilligten Bildersturm, der aber die Bibliothek verschonte.

1.5 Im Jahre 1627 wird eine weitere Kirchenbibliothek " in der Studierstuben" erwähnt, die mit der Schloßkirche in Zusammenhang stand. Sie enthielt theologische Werke kalvinistischer Prägung (51 Titel). Sebastian Herrnschwager (1569-1637) bemühte sich ähnlich wie sein Vater in seiner Amtszeit (1607-1627) um die Bibliothek, nur führte er ihr reformiertes Schrifttum zu. Sein Nachfolger Christoph Cellarius (um 1598-1641), der Vater des gleichnamigen berühmten Hallenser Schulmannes und Gelehrten, veranlaßte um 1640 die Abfassung des Catalogus Derer Bücher, so in der Kirchen Bibliotheca vorhanden sein. Der aus Levoca stammende Archidiakonus Georg Müller († 1650) fertigte ihn an. Er unterschied bereits eine alte (zu der die Inkunabeln gehörten) und eine neue Kirchenbibliothek.

1.6 Johann David Pforr (1631-1688) ließ 1685 die auf dem Pfarrhof befindlichen Bücher " in die Kirche uff die bibliothek zu denen daselbst noch vorhandenen wenigen büchern bringen" und erarbeitete eine neue Bücherliste (202 Titel; 140 in Folio, 47 in Quart und 15 in Oktav). Er fügte den Büchertiteln die Namen der Stifter hinzu, so daß deren Kreis von 1489 bis 1687 mühelos zu überblicken ist. Zur laufenden Ergänzung des Bestandes sollten die " Herren Literati" (58 Personen), Buchdrucker und Buchbinder angesprochen werden. Zu Pforrs Zeit war jedoch der Höhepunkt in der Bibliotheksentwicklung bereits überschritten.

1.7 Geisthirt, der sich zur Erarbeitung seiner Historia Sclcaldica in den Jahren 1716 bis 1718 vermutlich mehrmals in der Bibliothek aufhielt, die schon damals in dem Gewölbe über der Sakristei (in der Überlieferung " Lutherstube" genannt) aufgestellt war, beschrieb sie als erster näher, in der Hoffnung, " man werde dadurch Gelegenheit nehmen, auf Mittel zu dencken, selbige nach und nach zu vermehren, damit sich sowohl das Ministerium selbst in der Stadt und aufm Land, als auch Studiosi ... dieses Schatzes bedienen mögen". Er fand die Büchersammlung nicht eben " numereus", den geringen Zugang während der letzten 120 Jahre erklärte er aus den Zeitverhältnissen: den Religionsveränderungen und den Kriegszeiten, in denen man aus Geldmangel nicht an die Bibliothek habe denken können. " So mag auch ein und anders Buch seyn weggefischt worden, da kein ordentlicher Bibliothecarius über Selbige bestellt gewesen." Geisthirts Historia wurde zu dessen Lebzeiten nicht veröffentlicht, die Bekanntgabe des Bibliotheksbestandes unterblieb.

1.8 Das erste gedruckte Verzeichnis (Sclkalden 1754) geht auf den reformierten Inspektor Johann Friedrich Krause (1712-1784) zurück (s. u. 3). Es verzeichnet 204 Titel, in den letzten 70 Jahren waren ganze 2 neue hinzugekommen. Seine Angaben sind kurz, aber zutreffend, so daß dieser Katalog noch heute Gültigkeit besitzt. 1894 wurde er durch das Bücherverzeichnis des Superintendenten Gustav Adolf Obstfelder (1847-1930) aktualisiert (neue Zählung; 147 Nummern).

1.9 Im Jahre 1829 erregte die Sclkalder Sammlung das Interesse des an der Kurfürstlichen Bibliothek in Kassel tätigen Jacob Grimm (1785-1863). Er wünschte 39 Werke dorthin zu überführen. Der Inspektor Heinrich Kümmell (1752-1830) wehrte sich erfolgreich gegen dieses Ansinnen, so daß schließlich nur 6 Werke als eine Art Dauerleihgabe nach Kassel gingen: eine mit Holzschnitten versehene, grob kolorierte deutsche Bibel (Nürnberg: Koberger 1483), ein Decretum Gratiani (Basel: Michael Wenssler 1486), Christoph Vischers Hauspostill (2 Bde, Sclkalden 1570 und 1574), die Teutschen Schriften von Urbanus Rhegius (Nürnberg 1562), die Opera der Rhoswitha von Gandersheim (mit 8 Holzschnitten, Nürnberg 1501) und von dem Schleusinger Grafen Boppo XII. Loci communes (Ulsen 1587).

1.10 Im Jahre 1864 (erneuert 1893/1894) wurde in der mit Deckenmalereien geschmückten Lutherstube ein Kirchenmuseum eingerichtet: die Sammlungen (Bücher, Schnitzaltar, Tafelbilder und Mobiliar) waren der Öffentlichkeit nun zugänglich. Als ein am Originalschauplatz erhaltenes " Denck-, Danck- und Ehren-Maal der Gelehrsamkeit" (Krause, s. u. 3) führte die Bibliothek den Besuchern anschaulich die Glaubenskämpfe vergangener Jahrhunderte vor Augen. Seitdem wird der Bestand museal erhalten. Für neuere theologische Fachliteratur wurde seit der Mitte des 19. Jhs eine Prediger-(Diözesan-)Bibliothek aufgebaut, die als Pfarrbibliothek weitergeführt wurde.

Prediger-Bibliothek

1.11 Sie läßt sich seit 1857 nachweisen, dürfte aber schon früher (um 1840?) entstanden sein. Sie erhielt 1893 unter Gustav A. Obstfelder Statuten und bestand bis 1915 als Diözesanbibliothek. Die Mittel zu ihrer Unterhaltung (Verwaltung, Neuanschaffungen) wurden aus den Beiträgen der Kirchkasten und den persönlichen Beiträgen der einzelnen Pfarrer beschafft, die eine Art Leseverein für 17 zum Regierungsbezirk Kassel gehörende Orte der Umgegend bildeten. Die Bibliothek war in Sclkalden aufgestellt und mittels eines " Leihverkehrs" benutzbar. Später änderte sich die Organisationsform, es kamen Bestände aus Sclkalder Schulen und aus dem Besitz der evangelisch-reformierten Gemeinde hinzu, so daß sich die Bezeichnung " Pfarrbibliothek" durchsetzte.

1.12 Im Herbst 1896 bildete sich unter der Leitung von Leonhard August Christian Vilmar (1856-1909), Pfarrer der reformierten Gemeinde, ein Verein zum Aufbau und zur Unterhaltung einer Volksbibliothek. Durch Geld- und Bücherspenden aus der Bevölkerung wurde es möglich, die Bibliothek 1897 zu eröffnen. 1904 kam eine Lesehalle hinzu. 1910 bestanden in Sclkalden außerdem 5 Schulbibliotheken, u. a. in der Knabenbürgerschule, in der Mädchenbürgerschule und in der Kaufmännischen Fortbildungsschule. 1926 ging die Volksbibliothek aus der Obhut des Vereins in das Eigentum der Stadt über, die seit 1908 die Bildungseinrichtung durch Zuschüsse gefördert hatte. Mit dem Ausbau des städtischen Bibliothekswesens traten die beiden älteren Kirchenbibliotheken zunehmend in den Hintergrund, vereinzelt wurden ihre Bestände von Historikern zu orts- und kirchengeschichtlichen Forschungen herangezogen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

  Lutherbibliothek

2.1 Die historische Kirchenbibliothek zählt 247 Bde: 38 Inkunabeln (15,4 Prozent), 131 Bde aus dem 16. Jh (53 Prozent), 50 aus dem 17. Jh (20,3 Prozent), 25 aus dem 18. Jh (10,1 Prozent) und 3 aus dem frühen 19. Jh.

2.2 146 Werke (59,1 Prozent) sind in lateinischer und 95 (38,5 Prozent) in deutscher Sprache, 6 in einer weiteren Sprache.

2.3 Auf Theologie entfallen 196 Schriften (79,4 Prozent; 31 Inkunabeln, 16. Jh 105, 17. Jh 35, 18. Jh 23, 19. Jh 2), auf Geschichte 38 (15,4 Prozent; 2 Inkunabeln, 16. Jh 23, 17. Jh 10, 18. Jh 2, 19. Jh eine), auf Recht 8 (3,2 Prozent; 2 Inkunabeln, 16. Jh 2, 17. Jh 4), auf Philosophie 3 (2 Inkunabeln, 16. Jh eine) und auf Medizin 2 (eine Inkunabel, eine Schrift aus dem 17. Jh).

2.4 Leimbach ( s. u. 4.2) charakterisierte den vorreformatorischen Teil der Bibliothek, die Inkunabeln (ihm lagen noch 40 Bde vor), wie folgt: Predigten (15 Bde), scholastische Dogmatik (6 Bde), Kirchenrecht (4 Bde), Erbauliches (4 Bde), Kasuistik (3 Bde), scholastische Kirchengeschichte (2 Bde), biblische Exegese (2 Bde), Heiligenlegenden (ein Band), Synodalakten (ein Band) und 2 Exemplare der Vulgata.

2.5 Ratnn, Vizekaplan an der Stadtkirche und später Pfarrer in Gotha, schenkte der Bibliothek 1489 die Decretalen Gregors IX. (Venedig: Nicolas Jenson 1481; H 8011). Aus seinem Besitz stammen außerdem die Historia scholastica des Petrus Comestor (Straßburg: Georg Husner 1485; H 5533) und die Postilla des Nicolaus de Lyra (Venedig: Bonetus Locatellus 1488; H 10365). Früher befand sich in der Sakristei eine angekettete lateinische Bibel, eine Vulgata (Nürnberg: Anton Koberger, 10. November 1478; GW 4234), die heute stark beschädigt ist. Vorsorglicherweise war sie noch in einem zweiten Exemplar angeschafft worden.

2.6 Geisthirt verzeichnete in seinem von 1710 bis 1720 entstandenen und 1881 erschienenen Katalog 132 Titel, die er am Standort vorgefunden hatte (89 in Folio, 37 in Quart und 6 in Oktav). Das Verzeichnis von Krause von 1754 ist wesentlich vollständiger. Seine Stifter-Liste nennt 25 Pfarrer, Lehrer und Verwaltungsbeamte aus Sclkalden und den Pfarrorten der Umgegend mit 44 Titeln: 1541 schenkte Thomas Albrecht gen. Pfannscdt (1505-1582), Gasthausbesitzer, Ratsherr und Bürgermeister, der Bibliothek eine Straßburger Bibelkonkordanz von 1530. 1569 übergab der hessische Amtmann in Sclkalden, Johann von Kahlenberg († 1569), Nicolaus Selneccers lateinische Kommentare zur Genesis, die soeben in Leipzig erschienen waren, der Sammlung. Ein Jahr später stiftete der hennebergische Amtmann Johann Steitz I. († 1574) Theodor Zwingers Theatrum vitae humanae (Basel 1565), 1579 der lutherische Archidiakon Georg Neunes († 1583) die Loci communes von Melanchthon in der deutschen Übersetzung von Justus Jonas (Wittenberg 1536).

2.7 Einen Sclkalder Druck (Leonhart Kreutzheim, Kurze Summaria über das Neue Testament, 1590) erhielt die Bibliothek 1635 aus dem Nachlaß von Valentin Müller (1560-1635). Er war von 1580 bis 1609 als Organist an der Stadtkirche und als Lehrer tätig. 1687 gab Pforr neben der Nürnberger Werkausgabe der Rhoswitha von Gandersheim, die Konrad Celtes 1501 besorgte, eine weitere Inkunabel in den Bestand (Johannes Herolt, Discipulus de tempore ..., Nürnberg: Koberger 1483; H 8487). Bei gekauften Werken wurde dieses ausdrücklich vermerkt: die Predigtsammlung Krafft und Safft der Sonntäglichen Evangelien von Philipp Otto Vietor (Kassel 1705) kostete 1708 2 rth. 12 ggl. Die Bibliothek besitzt weiterhin die TrostGedichte In Widerwertigkeit Deß Krieges von Martin Opitz (Breslau 1633), die Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher unerhörter und ungleublicher Indianischer Reysen von Gabriel Rollenhagen (Magdeburg 1619) und die Prutenicae tabulae coelestium motuum (Tübingen 1571) des Saalfelder Astronomen Erasmus Reinhold.

2.8 Die Einbände der Inkunabeln wurden überwiegend in Süddeutschland gefertigt, besonders im Nürnberger Raum (sogenannte Koberger-Bände). Aus den Erfurter Werkstätten des Nikolaus von Havelberg und Ulrich Frenckel sind ebenfalls Arbeiten vorhanden. Wie bei den Einbänden stammt ein großer Teil der Drucke aus der Nürnberger Gegend. Die Bibliothek enthält einige wertvolle frühe Sclkalder Drucke.

2.9 Geisthirt nennt in seinem Katalog an letzter, Krause dagegen an erster Stelle " ein sehr alt musicalisches Buch", das der Kapellmeister Andreas Ostermaier 1598 verfaßte und 1599 dem Bürgermeister und Rat zu Sclkalden dedizierte. Ein zweites (älteres) unvollständiges Kanzional, das dem praktischen Meßgesang diente, ebenfalls ein Sammelband, stammt von anderer Hand.

Prediger-Bibliothek

2.10 Von 727 Bdn sind 564 (77,6 Prozent) dem historischen Bestand zuzurechnen. Drei stammen aus dem 16. Jh, 15 aus dem 17. Jh (2,7 Prozent), 43 aus dem 18. Jh (7,6 Prozent) und 503 aus dem 19. Jh (89,2 Prozent). 544 Bde (96,5 Prozent) liegen in Deutsch vor, 19 (3,4 Prozent) in Latein, ein Band in Hebräisch.

2.11 Die Gruppe Theologie, einschließlich Erbauungsliteratur, umfaßt 271 Bde (48 Prozent; 17. Jh 9, 18. Jh 21, 19. Jh 241). 50 Bde betreffen Pädagogik, Schulwesen und andere Gruppen (8,8 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 2, 18. Jh 16, 19. Jh 30), 84 Bde Geschichte und Kirchengeschichte (14,9 Prozent; 18. Jh 2, 19. Jh 82); 41 Bde entfallen auf Belletristik und Biographien (7,3 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh einer, 19. Jh 39) und 15 auf Recht und Verwaltung (2,7 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 3, 18. Jh 3, 19. Jh 8). Zeitschriften des 19. Jhs sind mit 103 Bdn (18,3 Prozent) vertreten.

2.12 Der Schwerpunkt des Bestandes liegt bei Werken aus den ersten Jahrzehnten des 19. Jhs, u. a. von August Friedrich von Blumroeder, Johann Gottfried Eichhorn, Johann Jacob Herzog, Johann Christian Friedrich August Heinroth und Johann August Wilhelm Neander. Als Provenienzen sind u. a. die Bibliothek des Realgymnasiums, die Bibliothek des Evangelischen Jungmänner-Vereins, die Theologische Harmonie, die Mädchen-Bürgerschule und die reformierte Kirchgemeinde nachweisbar.

3. KATALOGE

Lutherbibliothek:

Catalogus librorum Ecclesia[e] Sclkaldensis ad D. Georgium [Catalogus Derer Bücher, so in der Kirchen Bibliotheca vorhanden sein]

[um 1640 von Georgius Müllerus Jun., Archidiakonus, erstellt]

Verzeichnüß der Bücher, welche Ich, D. Hieronymus Wetzel ao. 1668 ... in der Inspectorats Behausung funden/von David Pforr ergänzt

Catalogus Librorum, qui continentur in Bibliotheca Ecclesiae Sclkaldensis ad D. Georgium/conscriptus ao. 1685. mense Septembr. à Davide Pforrio

Katalog von Johann Conrad Geisthirt. 1710/20. In: Johann Conrad Geisthirt: Historia Sclcaldica oder Historische Beschreibung der Herrschaft Sclkalden. Heft 1, Sclkalden, Leipzig 1881, S. 45-50

[Krause, Johann Friedrich:] Catalogus I. Bibliothecae Ecclesiae Smalcaldensis ad D. Georgium [...]. Oder Erstes Verzeichniß Des Bücher-Vorraths der Kirche zu Sclkalden, in Hoffnung der Verbesserung durch den Druck, nebst einem kurtzen Vorbericht und Gedächtniß derer Gönner und Beförderer der Gelehrsamkeit, welche durch ihre Geschencke die hiesige Kirchen-Bibliotheck vermehret. Bekannt gemacht im Jahr 1754, den 12. Februarii. Sclkalden 1754

Bücherverzeichnis des Herrn Superintendent Obstfelder. Sommer 1894

Prediger-Bibliothek:

Verzeichniß der zur Prediger-Bibliothek in Sclkalden gehörenden Schriften [um 1847]

Verzeichniß der zur Prediger-Bibliothek in Sclkalden gehörenden Schriften/L. Bernhard. 16. Mai 1867

Catalog [der] Prediger-Bibliothek der Diözese Sclkalden. 1893-ca. 1915

[bis Nr. 178 (1892) Zeitungsdruck, hschr. fortgeführt bis Nr. 393]

Ein EDV-gestützter Alphabetischer Katalog für beide Bibliotheken ist in Vorbereitung.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archiv des Dekanats Sclkalden: A XIII/7, 1627-1829/1915; B VIIc/18, 1857-1871

4.2 Darstellungen

Leimbach, Karl Ludwig: Die Bibliothek im " Lutherstübchen" zu Sclkalden. In: Zeitschrift des Vereins für Hennebergische Geschichte und Landeskunde zu Sclkalden 1 (1875) S. 6-23 [Vortrag, Beschreibung der Inkunabeln]

Leimbach, Karl Ludwig: Die Bücher vom Beginn des XVI. Jahrhunderts an [in der Lutherbibliothek]. In: Zeitschrift des Vereins für Hennebergische Geschichte und Landeskunde zu Sclkalden 1 (1875) S. 24-39 [Vortrag]

Geisthirt, Johann Conrad: Historia Sclcaldica oder Historische Beschreibung der Herrschaft Sclkalden. Heft 1-3. Buch 5-6. Addenda.

Sclkalden, Leipzig 1881-1889 (Zeitschrift des Vereins für Hennebergische Geschichte und Landeskunde zu Sclkalden, Suppl.-H. 1-6). Neudruck 1992 [der Katalog von Geisthirt befindet sich in Heft 1, S. 45-50]

Scherer, Carl: Zur Geschichte der Sclkalder Kirchenbibliothek: eine Berichtigung. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. N. F. 17 (1892) S. 260-264 [betrifft die nach Kassel abgegebenen Stücke]

Satzungen der Bücherei der Diözese Sclkalden. 21. März 1893. Sclkalden 1893 Matthias, R.: Die Stadtkirche in Sclkalden. Sclkalden, Leipzig 1896 (Zeitschrift des Vereins für Hennebergische Geschichte und Landeskunde zu Sclkalden 13) [S. 144-165 betreffen die Bücherei in der Lutherstube; beruht auf dem Katalog von G. A. Obstfelder von 1894]

Obstfelder, Gustav Adolf: Kurze Beschreibung der Stadtkirche zu Sclkalden. Sclkalden 1900 Die Lutherstube in St. Georg. In: Leipziger Neueste Nachrichten vom 30. November 1917 [Zeitungsausschnitt vorhanden]

Kraft, Günther: Die Chorbücher der Lutherstube zu Sclkalden. In: Zeitschrift für Musikwissenschaft 12 (1929/1930) S. 510-511 und 13 (1930/1931) S. 97-98

Marwinski, Felicitas; Marwinski, Konrad: Die Kirchenbibliotheken in Arnstadt, Sondershausen und Sclkalden. In: Laudate dominum. Berlin 1976, S. 161-168 (Thüringer kirchliche Studien 3)

Marwinski, Konrad: Marginalien zur Bibliotheksgeschichte Sclkaldens im 16., 17. und 18. Jh. In: Beiträge zur Geschichte des Feudalismus und der Reformation in Südthüringen. Kloster Veßra 1983, S. 14-44. Auch erschienen in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena GSR 33 (1984) S. 387-396

Dausel, Susanne: Geschichte und Entwicklung der historischen Bibliothek in der Stadtkirche St. Georg in Sclkalden. Leipzig 1994 [Computer-Ausdruck. Diplomarbeit]

Stand: April 1994

Felicitas Marwinski

Susanne Dausel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.