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Bibliothek des Städtischen König-Wilhelm-Gymnasiums

Adresse. Im Flor 11, 3470 Höxter. [Karte]
Stadtarchiv: Stadthaus am Petritor, Westerbachstr. 45, 3470 Höxter [Karte]
Telefon. (05271) 6 34 11

Unterhaltsträger. Stadt Höxter
Funktion. Lehrerbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung vormittags während der Schulzeit nach vorheriger Absprache. Bestand im Stadtarchiv: Freitag 10-12 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erforderlich. - Fußwegnähe von der Bahnstation Höxter-Rathaus (ca. 10 Minuten). A 44, Ausfahrt Zierenberg, B 83.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 25. April 1867 nahm das Evangelische Städtische Progymnasium in Höxter den Unterricht auf. 1868 erhielt es den Namen König-Wilhelm-Progymnaium, 1872 wurde es zur Vollanstalt erhoben. Mit der Gründung des Gymnasiums wurde auch mit der Einrichtung einer Bibliothek begonnen. Da die Stadt Höxter keine öffentliche Bibliothek besaß, setzte sich das Gymnasium zum Ziel, eine Sammlung zur Geschichte der Stadt und der Abtei Corvey anzulegen, die öffentlich zugänglich war.

1.2 Im Schuljahr 1869/70 wurden vom Kultusminister 150 Thaler für den Aufbau einer Bibliothek angewiesen. Wichtiger jedoch waren von Anfang an die Schenkungen. So erhielt die Bibliothek in ihrem ersten Jahr durch Vermittlung von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der in der Fürstlichen Bibliothek zu Corvey Bibliothekar war, von der Hahnschen Hofbuchhandlung in Hannover 39 Titel. Auch in der Folgezeit wurden der Schule häufig Bücher von Verlegern zugesandt, vor allem Lehrbücher und Textausgaben für den Unterricht. Die anderen Bücher stammen von Lehrern, ehemaligen Schülern, Höxteraner Bürgern und anderen Freunden der Anstalt, vom Kollegium, dem Magistrat der Stadt, dem königlichen Ministerium und dem königlichen Provinzial-Schul-Kollegium. Bei den Lehrern sind besonders zu nennen: der erste Direktor Hermann Petri, Franz Fauth, Karl Frick, Hermann Nölle, Wilhelm Schleusner, Georg Schumacher und Erich Volckmar.

1.3 Einen bedeutenden Zuwachs, gerade auch an älteren Werken, erhielt die Bibliothek im Jahre 1880 durch den Nachlaß von Dr. Wilhelm Engelbert Giefers (1817-1880). Giefers war als Lehrer am Theodorianum in Paderborn tätig, wo er 25 Jahre lang Direktor der Paderborner Abteilung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde war. Er schrieb zahlreiche historische Studien, besonders zur westfälischen Geschichte, und war Mitherausgeber des Westfälischen Urkundenbuchs (Münster 1847 ff.). In seiner Bibliothek, die er nach seinem Tod dem Gymnasium vermachte, überwogen Werke zur Geschichte (65 Titel sind heute noch im Stadtarchiv) und klassischen Philologie, aber es finden sich auch Werke zu den Naturwissenschaften.

1.4 Um die Jahrhundertwende zählte die Bibliothek mehr als 4100 Titel. In diesem Jahrhundert wurde der historische Bestand nur noch gelegentlich vermehrt. Andererseits gingen zahlreiche Bücher verloren. Aufgrund der Raumnot ergaben sich häufig Schwierigkeiten bei der Unterbringung. Ein Teil des Altbestandes wurde lange, für eine Benutzung unzugänglich, mit den Archivalien der Stadtverwaltung zusammen aufbewahrt. Die historischen Werke sind teilweise auch nach dem letzten Umzug der Schule 1973 im Stadtarchiv verblieben und dort einsehbar (195 Titel). Der übrige Altbestand ist in dem heutigen Schulgebäude untergebracht.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die alte Lehrerbibliothek verfügt über ca. 3590 Titel, davon ca. 2390 aus der Zeit vor 1900. Darunter befinden sich eine Inkunabel von 1483, ca. 30 Titel aus der ersten Hälfte und 10 Titel aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs, 5 aus der ersten Hälfte und 25 aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs, 30 aus der ersten Hälfte und 100 aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs, 420 aus der ersten Hälfte und 1690 (ca. 71 Prozent) aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Die restlichen 80 Titel sind ohne Jahresangabe.

2.2 Ca. 1685 Titel (70,5 Prozent) sind in Deutsch, 365 (15,3 Prozent) in Latein, 200 (8,5 Prozent) in Griechisch, 60 (2,4 Prozent) in Französisch. Der Rest entfällt zu gleichen Teilen (jeweils rund 40 Titel) auf sonstige Sprachen bzw. zweisprachige Wörterbücher. Systematische Übersicht

2.3 Der Bestand ist systematisch nach den alten Unterrichtsfächern aufgestellt. Dem Profil eines humanistischen Gymnasiums entsprechend, ist die klassische Philologie am stärksten vertreten: Griechisch mit etwa 380 Titeln, Latein mit 340. Der überwiegende Teil besteht aus Textausgaben der antiken Autoren, ein etwas geringerer Teil aus sprachwissenschaftlichen Werken, Lehrbüchern, Wörterbüchern und Literaturgeschichten. Die am häufigsten vertretenen griechischen Schriftsteller sind Aristoteles, Demosthenes, Euripides, Herodot, Homer (in mehreren Ausgaben vorhanden; relativ zahlreiche Sekundärliteratur), Platon, Sophokles, Thukydides und Xenophon; die am häufigsten vorhandenen römischen Autoren Cicero, Horaz, Livius, Ovid, Tacitus und Vergil.

2.4 Die deutsche Literatur bildet mit ca. 435 Titeln die größte Gruppe des historischen Bestandes. Auch hier überwiegen die Textausgaben gegenüber sprach- und literaturwissenschaftlichen Werken und den Lehrbüchern. Außer den im Unterricht gelesenen Werken von Goethe, Lessing und Schiller und der mittelalterlichen Dichtung (vor allem dem Nibelungenlied) ist in der Bibliothek die Literatur des 19. Jhs stark vertreten: Jean Paul, Kleist, die Romantiker E. T. A. Hoffmann, Tieck, Uhland, der Realismus mit Grillparzer, Mörike, Raabe und Stifter und das Junge Deutschland mit Börne, Freiligrath und Heine.

2.5 Geschichte bildet mit ca. 390 Titeln die zweitgrößte Abteilung. Bei dem im Gymnasium verbliebenen Bestand finden sich Überblicksdarstellungen zur Universalgeschichte, zur griechischen, römischen, deutschen und speziell preußischen Geschichte. Bei dem im Stadtarchiv aufgestellten Bestand handelt es sich um Werke zur Geschichte Westfalens. Etwa 20 Titel umfaßt der Bestand an Werken über Höxter und Corvey, darunter Johannes Letzners Corbeische Chronica (1590), die Kirchenordnung des Stiftes Corvey von 1690 und Johann Friedrich Falkes Entwurf einer Historiae Corbeiensis Diplomatica (1738) sowie der Codex Traditionum Corbeiensium (1752).

2.6 Mit ca. 270 Titeln ist das Fach Religion vertreten. Es finden sich Bibelausgaben, exegetische Literatur, Werke zur Kirchengeschichte und Dogmatik sowie Religionsbücher für den Unterricht. Erwähnenswert sind 8 Luther-Ausgaben (Wittenberg 1522 bis 1538), z. T. mit Holzschnitten. Sie wurden 1880 von Pastor Lohoff aus Aplerbeck geschenkt. Außerdem ist die Erlanger Luther-Ausgabe (1826 ff.) vorhanden, angeschafft mit Hilfe von Geldspenden verschiedener Bürger aus Höxter und Corvey. Obwohl das evangelische Gymnasium auch katholische Schüler aufnahm und katholischer Religionsunterricht gegeben wurde, findet sich keine typisch katholische Literatur. Kleinere Schriften zur katholischen Kirchengeschichte und Kirchenpolitik in der Mitte des 19. Jhs, speziell der Diözese Paderborn, kamen durch den Nachlaß Giefers in die Bibliothek.

2.7 Der Rest des Bestandes verteilt sich auf die übrigen Sachgruppen: Französisch ist mit ca. 100 Titeln vertreten, Englisch mit 35 (häufig aus dem Nachlaß der Lehrer Dr. Ernst Beyer und Hermann Nölle), alle übrigen Sprachen mit 15 Titeln. Die Sachgruppe Pädagogik weist ca. 100 Titel auf, Geographie 40, Philosophie 20. Eine nur kleine Sammlung ist zur Naturwissenschaft (ca. 35 Titel), Biologie (10 Titel) und Mathematik (15 Titel) vorhanden. Rund 100 Titel stehen unter der Gruppe Verschiedenes, weitere ca. 70 Titel in weiteren Einzelgruppen.

2.8 Die meisten Bücher aus der Zeit vor 1800 werden gesondert aufbewahrt. Bei der Inkunabel handelt es sich um das Supplementum Chronicarum des Jacobus Phillipus Foresti (Venedig: Bernardinus Benalius 1483). Aus dem 16. Jh finden sich neben den Lutherschriften 2 Schriften von Erasmus von Rotterdam, Germania Decoris (1512) und ein Werk über den Kirchenvater Hieronymus (Köln 1517); Textausgaben von römischen Schriftstellern, z. B. Caesars Gallischer Krieg (Basel 1528), die Werke von Ovid (Basel 1527), Satiren von Persius (Leiden 1506), die Komödien von Terenz (Basel 1548), und historische Werke, z. B. Sebastian Franck, Chronica des gantzen Teutschen lands (Bern 1539), das Chronicorum libellus von Johannes Carion (1543) und die Chronica Carionis von Phillip Melanchthon in der Übersetzung von Eusebius Menius (1564) sowie von Daniel von Soest, Eyn gemeyne Bicht oder bekennung der Predicanten to Soest (1539). Die Schrift von Franziskus Rundauss zur Verteidigung des Paderborner Exorzisten Bernhard Löper, Kurtze jedoch wol-begründete Widerlegung ... (o. O., 1659), ist einzig in Höxter im Original vorhanden.

3. KATALOGE

Alphabetischer Zettelkatalog

[zusammen mit der modernen Lehrerbibliothek; nach Hausregeln]

Verzeichnis der in der Gymnasialbibliothek enthaltenen älteren Drucke. In: Jahres-Bericht über das König Wilhelms-Gymnasium zu Höxter a. d. Weser, Ostern 1877. Höxter 1877, S. 37-40

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangsbücher [hschr.; von 1867 bis 1962 geführt]

4.2 Darstellungen

Jahresberichte des König Wilhelms-Gymnasium. 1868 ff. [regelmäßige Berichte über Erwerbungen]

Petri, Hermann: Jahrbücher über die ersten 25 Jahre des König Wilhelms-Gymnasium zu Höxter a. d. Weser. Beilage zum Jahres-Berichte der Anstalt, Ostern 1892. Höxter 1892 Stadt Höxter (Hrsg.): Hundert Jahre König-Wilhelm-Gymnasium 1867-1967. Paderborn 1967

Stand: Januar 1991

Ute Kampmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.