FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Städtischen St. Michael-Gymnasiums

Adresse. Markt 11, 5358 Bad Münstereifel [Karte]
Telefon. (02253) 6664
Bibliothekssigel. <Ml 1>

Unterhaltsträger. Stadt Münstereifel
Funktion. . Gymnasialbibliothek. Verwaltung der Bestände des ehemaligen Jesuitenkollegiums.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Mittwoch 7.30 13.30 Uhr nach Voranmeldung.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Fußwegnähe vom Bahnhof (Nahverkehrsstation). Busverbindung ab Bahnhof Euskirchen (Schnellzugstation). A 1, Ausfahrt Bad Münstereifel.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als die Jesuiten im Jahre 1625 nach Münstereifel kamen, führten sie vermutlich nur einen kleinen, für missionarische Aufgaben unentbehrlichen Bücherbestand mit sich. Nennenswerter Buchbesitz wurde ihnen erst durch eine Stiftung des Magisters Marsilius Conzen zuteil, der im Jahre 1653 seine Bibliothek dem Jesuitenkollegium testamentarisch überantwortete (Besitzereinträge). Von einem regelmäßigen Etat ist in den ersten Jahrzehnten nichts bekannt. Es fand wohl auch keine kontinuierliche Vermehrung des Bestandes (nicht einmal bei den Theologica) statt; vielmehr erhielten die Jesuiten in den folgenden Jahren die meisten Bücher durch Schenkungen oder aus Nachlässen (Besitzereinträge verschiedener Stifter aus Münstereifel, Ahrweiler, Blankenheim und anderen Orten der Umgebung).

1.2 Nach der Aufhebung des Jesuitenordens (Breve vom 31. Juli 1773) wurden die Jesuitenkollegien in Münstereifel, Düsseldorf, Düren und Jülich von Kurfürst Karl-Theodor in geistliche Kongregationen umgewandelt und anstelle des Kollegiums ein Gymnasium eingerichtet. Diesem wurde auch der größte Teil der Besitzungen und Privilegien des aufgelösten Kollegs übertragen. Der Schulbetrieb wurde zunächst weitergeführt, im Jahre 1794 jedoch infolge der französischen Besetzung des linken Rheinufers ganz eingestellt. Nach einem Interim, in dem für Gebäude und Buchbestand nur das Notwendigste getan werden konnte, eröffnete die Stadt die Anstalt im Jahre 1825 als Königliches Gymnasium wieder.

1.3 In dem im Jahre 1706 fertiggestellten, eigenen Bibliotheksbau blieb die Bibliothek während der nächsten Jahrhunderte, auch nachdem im 19. Jh die Lehrerbibliothek dort untergebracht wurde. Diese wurde zunächst zusammen mit der Jesuitenbibliothek aufgebaut bzw. bediente sich ihrer Bestände und stellte Teile des Altbestandes mit den eigenen Neuerwerbungen zusammen. Erst 1953 wurden Lehrerbibliothek und Jesuitenbibliothek wieder getrennt und diese nach modernen Grundsätzen katalogisiert sowie nach Erscheinungsjahren und nach Formaten aufgestellt. Seit 1959 stehen jährliche, wenngleich bescheidene Mittel für die Restaurierung zur Verfügung.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der historische Bestand umfaßt insgesamt ca. 6500 Titel. Die Bibliothek besitzt heute 76 Inkunabeln und etwa 1800 Bücher aus der Zeit vor 1800. In den Aufbaujahren des Kollegiums (1625 bis ca. 1650) wurde offenbar wenig zeitgenössische Literatur angeschafft. Vom heutigen Bestand erschienen in der ersten Hälfte des 16. Jhs ca. 280 Titel, in der zweiten 120; in der ersten Hälfte des 17. Jhs 170, in der zweiten 270; in der ersten Hälfte des 18. Jhs 180, in der zweiten 280. Darin sind nicht die während der französischen Besetzung des linken Rheinufers, durch Dublettenverkäufe und im Zweiten Weltkrieg eingetretenen Verluste enthalten. Der ursprüngliche Bestand dürfte sich um ein Drittel verringert haben.

2.2 Die Lehrerbibliothek wurde im 19. Jh planmäßig erweitert. Sie enthält ca. 1500 Werke aus der ersten und ca. 3100 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

2.3 Bei der sprachlichen Gliederung des Bestandes (errechnet für das 16. bis 18. Jh) überwiegt das Lateinische (ca. 85 Prozent). Etwa 12 Prozent sind in deutscher Sprache, 2 Prozent in französischer Sprache. Der Rest verteilt sich auf Griechisch, Hebräisch und Niederländisch. Systematische Übersicht

2.4 Die Bibliothek enthält 22 Papierhandschriften überwiegend theologischen (Heiligenviten, Bibelkommentare, Homilien) und juristischen Inhalts (Staatsvertragsabschriften, Abschrift des politischen Testaments Richelieus, Prozeßschilderungen), die aus dem 15. bis 18. Jh stammen, außerdem eine Pergamenthandschrift (Leben des Bernhard von Clairvaux) aus der Mitte des 15. Jhs.

2.5 Die 76 Inkunabeln stammen aus Köln (34), Straßburg (9), Venedig (7), Deventer (4), Nürnberg und Zwolle (je 3) sowie Basel und Hagenau (je 2). Unter den Kölner Druckern sind besonders die beiden Johannes Koehlhoff (zusammen 10), Heinrich Quentel (mindestens 5), Bartholomeus von Unkel (4) und Ulrich Zell (3) vertreten.

2.6 Für die Drucke von 1501 bis 1800 liegt ein ausführliches Drucker- und Verlegerverzeichnis vor (s. u. 3.1: Siegel). Die Kölner Druckereien überwiegen bei weitem, doch sind auch Offizinen aus dem mittel- und süddeutschen Raum sowie aus den Niederlanden, Frankreich und Italien gut vertreten.

2.7 Die theologische Literatur (kaum Werke des 19. Jhs) erstreckt sich auf sämtliche Bereiche. Sie umfaßt Bibelausgaben (viele Vulgatae) und -übersetzungen (katholische); diverse Ausgaben des Neuen Testaments und der Kirchenväter (Athanasius, zahlreiche Schriften von Augustinus, Chrysostomus, Cyprian, Eusebius, Hieronymus, Lactanz, nur wenig von Origines); vor allem aber allgemeine Moraltheologie, Scholastik, Erbauungsliteratur und Florilegien, Handbücher für Predigt und Seelsorge, Officien- und Stundenbücher, Breviarien, Dekretsammlungen, dogmatische Theologie, Hagiographie (z. B. Lippomanos Vitae Sanctorum), Kirchengeschichte (vor allem Konzilsgeschichte), kirchenrechtliche Sammlungen, Missionsgeschichte (hier auch z. B. Crassets Japonesische Kirchengeschichte) und Literatur über die Türkenkriege. Die Mitglieder des Jesuitenordens sind in großer Anzahl vertreten, doch fehlen auch die Schriftsteller der übrigen Orden nicht.

2.8 Reich vertreten ist die polemische Literatur gegen Lutheraner, Calvinisten, Wiedertäufer und andere reformatorische Gruppen. Gegenreformatorische Schriften (Cochläus, Eck, Hosius) sind ebenso vertreten wie Originalschriften der Reformatoren (Bucer, Luther, Lossius, Melanchthon, Sleidanus, Spangenberg, Johannes Rauw). Der meistgelesene Autor war offensichtlich Erasmus (47 Titel).

2.9 Von den noch vorhandenen 69 Jesuitendramen (viele davon nicht bei Sommervogel-Backer und Bahlmann verzeichnet) entfallen die meisten auf Münstereifel (27) und Köln (13) als Aufführungsorte, doch auch die übrigen Orte der Umgebung sind vertreten (außer Münstereifel und Köln noch 15 weitere Orte mit 29 Dramen). Die überwiegende Anzahl der Dramen stammt aus der Mitte des 18. Jhs (17. Jh 8 Dramen; erstes Viertel des 18. Jhs 14; zweites Viertel des 18. Jhs 26, letzte Hälfte des 18. Jhs 21). Ein kleiner Bestand an Schulthesen der Jesuiten ist ebenfalls vorhanden, und zwar fast ausschließlich aus den fünfziger und sechziger Jahren des 18. Jhs. Mehr als die Hälfte der insgesamt 41 Thesen wurden am Gymnasium Tricoronatum zu Köln gehalten (21), es folgen die Gymnasien von Bonn (5), Münstereifel (5) und Düren (4).

2.10 Die juristische Literatur, sehr viel weniger reichhaltig als die theologische, enthält vor allem Völkerrecht (Erbfolgekriege), Kirchenrecht, Handelsrecht, Rechts- und Polizeiverordnungen sowie Abgabenordnungen, Ausgaben und Kommentare zum Codex Justinianus.

2.11 Für die übrigen Bestände liegt ein Systematischer Katalog vor (s. u. 3.1), der bis 1905 fortgeführt wurde und die Bestände der Jesuitenbibliothek sowie der Lehrerbibliothek des Gymnasiums enthält; ein Gutteil der Literatur stammt somit aus dem 19. Jh. Generell wurde zunächst Literatur für die an der Schule gelehrten Fächer angeschafft, vor allem historisch-philologische Literatur (ca. drei Viertel des Bestandes), doch befinden sich auch einige wichtige naturwissenschaftlich-medizinische Werke in der Bibliothek. Der Katalog (Gruppen A-S und V) spiegelt die systematische Aufstellung des Bestandes wider, wobei die größeren Gruppen noch einmal eine Feinsystematisierung erfahren haben; innerhalb dieser wird die Literatur dann chronologisch verzeichnet.

2.12 Die Abteilung Encyclopädien und Allgemeine Literaturgeschichte enthält 17 Titel (u. a. die älteren, bekannten Nachschlagewerke wie Hubners Staatslexikon und Ersch-Grubers Allgemeine Encyklopädie).

2.13 Die Gruppe Philosophie (ca. 120 Titel) enthält neben allgemeinen Abhandlungen und Handbüchern zur Philosophiegeschichte vor allem Philosophie der Antike, Naturphilosophie, Logik und Propädeutik.

2.14 Die Abteilung Pädagogik (ca. 280 Titel) enthält ministerielle Verordnungssammlungen, Schulstatistiken, Klageschriften über den Niedergang des Gymnasiums, zur Reform des höheren Schulwesens und die " Überbürdungsfrage", über " Schulhygiene" und Fachdidaktik (Methodik der einzelnen Unterrichtsfächer), sowie Schulreden und Hodegetik. Weiterhin enthält diese Gruppe Schulbücher der Jesuiten, vorwiegend vom Tricoronatum in Köln (12 Titel).

2.15 Während die Allgemeine Sprachwissenschaft (14 Titel, meist vergleichende Grammatiken) und die Orientalischen Sprachen (37 Titel, überwiegend hebräisch, aber auch arabisch, vor allem Grammatiken von Paul Anton de Lagarde) eher schwach vertreten sind, ist die Klassische Philologie mit ca. 1650 Titeln die größte Gruppe des Bestandes (710 Titel beziehen sich auf griechische, 940 auf lateinische Philologie). Nach den gängigen Zeitschriften, Lexika und Sammelwerken (zusammen ca. 60 Titel) und den vergleichenden Darstellungen der griechischen und la- teinischen Syntax, der Metrik etc. (10 Titel) folgen zunächst die Einzelausgaben griechischer Autoren einschließlich der dazugehörigen Kommentare (ca. 450 Titel) in den wichtigsten älteren Ausgaben und den gebräuchlichen Schulausgaben des 19. Jhs. Des weiteren sind Florilegien und Sammlungen (ca. 30 Titel) sowie griechische Literaturgeschichte (25 Titel) vorhanden. Grammatiken (ca. 60 Titel), Etymologie, Synonymik, Rhetorik, Stilistik, Metrik und Lexika (zusammen ca. 75 Titel) schließen sich an, denen ca. 50 Titel Übungsbücher folgen.

2.16 Die Sammlung der lateinischen Schriftsteller folgt dem gleichen Ordnungsprinzip wie die der Griechen. Nach den wichtigsten Textausgaben (einschließlich der dazugehörigen Kommentare ca. 540 Titel) der in der Schule gelesenen Autoren stehen Sammlungen und Florilegien (20 Titel), Literaturgeschichte (10 Titel), Grammatiken, Synonymik, Etymologie, Stilistik, Rhetorik, Metrik, Inschriftenkunde (des Rheinlandes und zur Inschriftenfälschung von Nennig), Vocabularien und Lexika (insgesamt ca. 220 Titel). Den Schluß bilden 150 Übungsbücher für den Gebrauch der Schüler.

2.17 In der Gruppe Neulateiner (ca. 250 Titel) finden sich sehr viele Schriftsteller, die der Societas Jesu angehörten.

2.18 Bei den Neueren Sprachen (Sprach- und Literaturwissenschaften) verteilen sich die Bestände folgendermaßen: 600 Titel zur deutschen Sprache und Literatur, ca. 200 zur französischen, je 10 Titel zur italienischen und spanischen Literatur. Englische Literatur wurde in nennenswertem Umfang erst gegen Ende des 19. Jhs angeschafft.

2.19 Die zweitgrößte Gruppe (ca. 950 Titel) umfaßt die Werke zur Geschichte. Hier folgen auf die allgemeinen Abhandlungen, die Genealogie, Chronologie, Staatslehre und die Darstellungen zur Weltgeschichte (u. a. Schedels Weltchronik) zunächst die allgemeine Geschichte der Antike (15 Titel), dann griechische (35 Titel) und römische Geschichte (z. B. Pighius Annales Romanorum, insgesamt ca. 40 Titel), danach einige Werke zur altorientalischen Geschichte und erstaunlich wenige Bde zur Geschichte des Mittelalters (nur 16 Titel). Nach allgemeinen Darstellungen zur Geschichte der Neuzeit (ca. 60 Titel) und Quelleneditionen zur deutschen Geschichte (ca. 60 Titel) folgen die Bücher über die deutsche Geschichte (allgemein und einzelne Epochen), die preußische Geschichte (ca. 70 Titel) und biographische Darstellungen (ca. 80 Titel).

2.20 Den weitaus größten Teil nimmt jedoch die Geschichte der Rheinlande und Westfalens ein (ca. 200 Titel, darunter wichtige Werke des 16. bis 18. Jhs). Diese Sammlung wurde auch im 19. Jh noch stetig vermehrt. Demgegenüber müssen die historischen Werke über die übrigen deutschen Staaten und die außerdeutschen Staaten (mit Ausnahme der Geschichte der romanischen Staaten, über die ca. 30 Titel vorhanden sind) als nur bescheidene Sammlung eingestuft werden.

2.21 Bei der Gruppe Kulturgeschichte (220 Titel) folgen auf die allgemeinen Darstellungen und einzelnen Werke zur Kulturgeschichte des Vorderen Orients und Ägyptens (hier auch Werke aus dem 17. Jh zur Hieroglyphenkunde) die Kulturgeschichte und die " Altertümer" Griechenlands und Roms sowie der " Neueren Völker und Zeiten". Hier finden sich z. B. neben Caesarius von Heisterbachs Dialogus miraculorum und Spees Cautio criminalis auch Bücher über Festungsbau, Kavallerie, " Kriegs-Discurse" u. ä.

2.22 Bei der Erdkunde (250 Titel) finden sich außer den allgemeinen Tafelwerken, Atlanten usw. für den Schulgebrauch des 19. Jhs einige ältere Atlanten (z. B. Mercators Atlas minor oder der Novus Atlas von Blaeuw) und Reisebeschreibungen (romantische Deutschland- und Rheinreisen) auch historische Länderbeschreibungen und Schilderungen von Pilgerfahrten. Bei den Naturwissenschaften gibt es erwartungsgemäß eher Werke aus der zweiten Hälfte des vergangenen Jhs, aber auch einzelne wichtige Bde aus dem 16. bis 18. Jh.

2.23 In der Gruppe Mathematik (220 Titel) stehen vorwiegend Ausgaben von Euklids Elementa Geometrica, zur Arithmetik und eine größere Anzahl von Werken zur Astronomie aus dem 16. Jh (19 Titel).

2.24 Die Gruppe Naturwissenschaften und Medizin (ca. 300 Titel) enthält die Fächer Physik (vor allem Optik und Mechanik), Chemie, Naturgeschichte (illustrierte Werke), Zoologie, Botanik (Herbarien), Mineralogie und Geologie (auch über Versteinerungen u. ä.) sowie Medizin. Während die Bücher der erstgenannten Gruppen meist nur Literatur aus dem 19. Jh enthalten und für den Gymnasialunterricht bestimmt waren, stammen viele der medizinischen Werke aus der alten Jesuitenbibliothek (12 Titel aus dem 16. Jh). Es folgt eine Sammlung medizinischer Dissertationen (vor allem Bonner) aus der Mitte des 19. Jhs.

2.25 Die Bestände der Gruppen Kunst (52 Titel), Zeichnen (11 Titel), Turnwesen (39 Titel), Gewerbe und Industrie (4 Titel), Bibliothekswesen und Bibliographie (26 Titel, vorwiegend Empfehlungen zu Schulbibliotheken und Schulprogrammverzeichnisse) und Vermischtes (25 Titel) enthalten nur wenig Bedeutendes.

2.26 Außerdem verwaltet die Gymnasialbibliothek als Dauerleihgabe die Bestände des Stadtarchivs. Von den 84 Werken (80 Prozent lateinisch, 20 Prozent in deutscher Sprache) stammen 20 Prozent aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs, 45 Prozent aus dem 17. Jh, weitere 35 Prozent aus der ersten Hälfte des 18. Jhs. Es handelt sich um eine kleine, geschlossene Sammlung, die neben allgemeinen Staatshandbüchern, Notariatshandbüchern und Lexika vor allem Prozeßordnungen der umliegenden Territorien zur Inquisition und zum Hexenprozeß enthält. Es schließt sich eine kleine Sammlung kanonisches sowie römisches Recht an (Justinian und Corpus iuris civilis mit Kommen- taren). Einige Werke über die Geschichte (insbesondere römische und Regionalgeschichte) sowie eine Anzahl juristischer und theologischer Disputationen vervollständigen die Sammlung.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Die alten Kataloge der Jesuitenbibliothek gingen in der Zeit der französischen Besatzung verloren. Erst 1822 konnte wieder ein systematischer Bandkatalog vorgelegt werden; 1887 wurde ein weiterer angelegt, der gleichzeitig als Vorarbeit für einen gedruckten Katalog diente.

Vielau, Hermann: Katalog der Lehrer-Bibliothek. Teil 1-5. Bonn 1890-94 [Teil 5 von Hermann Kniepen]. Gleichzeitig als Beilage zum Programm des Königlichen Gymnasiums zu Münstereifel, 445 (1890), 448 (1891), 451 (1892), 452 (1893) und 453 (1894)

[systematisches Auswahlverzeichnis von ca. 4000 Titeln ohne Theologie und Jura]

Nachtrag [zum Katalog der Lehrerbibliothek. Bearb. von Peter Meyer. 1905]

[meist Werke aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs in der gleichen Systematik, dazu auch einige ältere, inzwischen als Schenkungen in die Bibliothek gekommene Werke]

Siegel, Heinz: Katalog der ehemaligen Jesuiten-Kollegbibliothek in Münstereifel. Münstereifel 1960

[enthält Verzeichnis der Hss. (Nr. 1-23), der Inkunabeln (Nr. 24-99), der Drucke von 1501 bis 1800 (Nr. 100-1899), der Jesuitendramen und der Jesuiten-Schulthesen; Drucker- und Verlegerverzeichnis; Druckortverzeichnis; Auswahlliste seltener und wertvoller Bücher sowie thematische Auswahlverzeichnisse von Rhenensien, Donatus-, Chrysanthus- und Daria-Viten, Recht, Astronomie, Medizin, Varia; Liste von Büchern mit hschr. Eintragungen, Zusätzen oder Einbänden mit Handschriftenfragmenten; Verzeichnis der illustrierten Drucke und der Gruppe " Schöne Einbände". Im Anhang alphabetischer Katalog der Bücher des Stadtarchivs (84 Titel)]

Die Bestände sind teilweise im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

3.2 Sonderkataloge

Kohler, Joseph: Verzeichnis der nach dem Alter geordneten Inkunabeln und älteren Druckwerke der Bibliothek des Gymnasiums zu Münstereifel. I. Theil von 1470-1530. Bonn 1873 [mehr nicht erschienen]. Gleichzeitig als Programm des Königlichen Gymnasiums zu Münstereifel über das Schuljahr 1872-1873.

[für die Entstehungszeit präzises und zuverlässiges chronologisches Verzeichnis der 1873 feststellbaren Inkunabeln (69) und Postinkunabeln mit Konkordanzen zu generellen und speziellen Inkunabel- und Frühdruckbibliographien. Von den insgesamt verzeichneten 224 Nummern sind heute noch 146 vorhanden.]

Zu einzelnen Sammlungen der Jesuitenbibliothek und den Dauerleihgaben des Stadtarchivs s. a. Siegel (3.1).

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalische Unterlagen liegen nur spärlich vor. Wie die alten Kataloge scheinen auch Zugangsverzeichnisse, Rechnungsbücher oder ähnliche über die Bestandsgeschichte Auskunft geben könnende Akten in den Wirren der Jahre 1794 bis 1814 abhanden gekommen zu sein. Zudem werden die Geschehnisse des Kollegiums, später des Gymnasiums nicht von denen der Bibliothek getrennt, so daß das gesamte (für Aufbau und innere Organisation wenig ergiebige) Aktenmaterial durchgesehen werden muß. 1. Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Akten Jesuiten Münstereifel Nr. 18 Vol. II [enthält u. a. Flugblatt zur Eröffnung des Kollegiums und den handschriftlichen zweiten Teil von Reiffenbergs Historia Societatis Jesu] 2. Schularchiv im St.-Michael-Gymnasium. Geschichte des Gymnasii in Münstereifel, [verfaßt von]

Jakob Katzfey

4.2 Darstellungen

Jährliche Berichte in den Schulprogrammen (1825-1918) Steinhaus, Hans: Bibliographie zur Geschichte des ehemaligen Jesuitenkollegs Münstereifel. In: Festschrift zum 350-jährigen Bestehen des St. Michael-Gymnasiums zu Bad Münstereifel. Münstereifel 1975, S. 96-97

Festschrift zur Dreihundertjahrfeier des staatlichen Gymnasiums zu Münstereifel. Münstereifel 1925 Festschrift zum 350-jährigen Bestehen des St. Michael-Gymnasiums zu Bad Münstereifel. Münstereifel 1975

Hilff, Franz: Das Gymnasium von der Aufhebung des Jesuitenordens bis auf die Gegenwart. In: Festschrift zur Dreihundertjahrfeier ... 1925, S. 14-18

Küpper, Heinz: Zur Geschichte des Jesuitenkollegs und des St. Michael-Gymnasiums zu Münstereifel 1625-1925. In: Festschrift zum 350-jährigen Bestehen... 1975; S. 5-26 [über Auswirkung der Reformation auf das Herzogtum Jülich, das Wirken der Jesuiten und Geschichte des Gymnasiums in der preußischen Zeit]

Kurfess, Alfons (Hrsg.): Herrn Geheimrat Dr. Peter Meyer zum achtzigsten Geburtstag, im Auftrag des Lehrkörpers des Staatlichen Gymnasiums und des Vereins Alter Münstereifler. Münstereifel 1933

lönnis, Adolf: Die Geschichte des Stiftes Münstereifel sowie der übrigen Kirchen und Klöster der Stadt. Bonn 1891 (Aus der rheinischen Geschichte 13)

Scheins, Martin (Hrsg.): Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Stadt Münstereifel und der Umgebung. Bd I,1 und I,2. Münstereifel 1894-95 [wertet vor allem die Ratsbücher der Stadt von 1660 bis 1687 aus]

Schüller, Andreas: Die Eifelmission der Jesuiten 1704-1773. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 121 (1932) S. 79-130

Steinhaus, Hans: Über die letzten Münstereifeler Jesuiten. In: Nachrichtenblatt des Vereins Alter Münstereifler 49/1 (1974); 50/1 (1975)

Wolf, Anton Josef: Das Gymnasium von seiner Gründung bis zur Aufhebung des Jesuitenordens 1773. In: Festschrift zur Dreihundertjahrfeier ... 1925, S. 5-13 [enthält Verzeichnis der vorhandenen Periochen]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

5.1 Allgemeines

Renn, Heinz: Die wertvolle Gymnasialbibliothek in Münstereifel. In: Nachrichtenblatt des Vereins Alter Münstereifler 32/1 (1957) S. 12-14

Renn, Heinz: Neues aus der alten Jesuitenbibliothek in Münstereifel. In: Nachrichtenblatt des Vereins Alter Münstereifler 36/2 (1961) S. 1-3

Siegel, Heinz: Die ehemalige Jesuiten-Kollegbibliothek in Münstereifel. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 158 (1956) S. 245-249 [Abdruck in Siegel, Katalog [s. o. 3.1], S. 7-12]

5.2 Einzelne Bestandsgruppen

Asbeck, Leni: Die Schuldramen der Jesuiten in Münstereifel. In: Nachrichtenblatt des Vereins Alter Münstereifler 32/2 (1957) S. 5-7

Creutz, Rudolf: Die Frühdrucke in der Bibliothek des St. Michael-Gymnasiums. In: Nachrichtenblatt des Vereins Alter Münstereifler 5/1 (1930)

Creutz, Rudolf: Die Cornelius Celsus-Inkunabel in der Bibliothek des St. Michael-Gymnasiums. In: Festgabe Peter Meyer. Münstereifel 1933, S. 7-13

Hilff, Franz: Ein Melanchton-Autogramm [sic] in der Bibliothek des St. Michael-Gymnasiums in Münstereifel. In: Festgabe Peter Meyer. Münstereifel 1933, S. 13-16 [Textvarianten zu CR X (1842) Sp. 652 (Nr. 341)]

Renn, Heinz: Hermann Loher aus Münstereifel. Verfasser eines bedeutenden Werkes gegen die Hexenprozesse. In: Nachrichtenblatt des Vereins Alter Münstereifler 37/2 (1962) S. 1-4

Siegel, Heinz: Ein Melanchthon-Dictum in einem Buche unserer Bibliothek. In: Nachrichtenblatt des Vereins Alter Münstereifler 35/2 (1960) S. 14-16 [Textvariante zu CR X (1842) Sp. 652 (Nr. 341)]

Siegel, Heinz: Ein wertvoller Atlas in der Gymnasialbücherei. Der Atlas Novus des Willem Blaeu von 1634. In: Nachrichtenblatt des Vereins Alter Münstereifler 43/1 (1968) S. 4-5

Steinhaus, Hans (Hrsg.): Johann Baptist Fuchs 1757-1827. Erinnerungen eines Kölner Jesuiten an seine Schulzeit in Münstereifel von 1770 bis 1773. In: Nachrichtenblatt des Vereins Alter Münstereifler 40/2 (1965); 41/1 (1966)

Steinhaus, Hans: " Ritterlicher Kampff, vorgestellt in dem Heiligen Stanislao Koska". Über ein Jesuitendrama des ehemaligen Münstereifler Jesuitenkollegs (1727). In: Nachrichtenblatt des Vereins Alter Münstereifler 52/2 (1977) S. 10-13

Stand: Oktober 1987

Reinhard Feldmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.