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Cistercijanska opatija - Knjiznica

Bibliothek der Zisterzienserabtei


Adresse. Sticna 17, 1295 Ivancna Gorica
Telefon. (01) 787 71 00
Telefax. (01) 787 75 70

Unterhaltsträger. Cistercijanska opatija [Zisterzienserabtei] Sticna
Funktion. Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Alle Gebiete der Theologie, Geschichte des Zisterzienserordens, Kunst, Geschichte, Rechtswissenschaft, Wörterbücher, Musik, Naturwissenschaft, Pädagogik, Philosophie.

Benutzungsmöglichkeiten. Klausurbibliothek für Ordensmitglieder. Die Bibliothek ist nach Vereinbarung jedoch auch interessierten Wissenschaftlern zugänglich.
Hinweise für anreisende Benutzer. Voranmeldung erforderlich. Die Bibliothek befindet sich z. Z. in der Klausur und ist für Frauen nicht zugänglich. - Von Ljubljana Bahnverbindung bis Ivancna Gorica, von dort Busverbindung bis Sticna. - Von Ljubljana Autobahn 8 und Fernverkehrsstraße 1 (E 70) Richtung Novo mesto bis Ausfahrt Ivancna Gorica, von dort Landstraße bis Sticna. Parkmöglichkeiten vor der Abtei.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Zisterzienserkloster Sticna bei Ivancna Gorica tstand im Jahre 1136 und ist das älteste noch wirkende Kloster des Zisterzienserordens in Slowenien. Seine Gründung war rechtskräftig durch Peregrin, den Patriarchen von Aquileia, grundbesitzlich aber durch die Herren von Višnja Gora [Weichselburg] gesichert. Die ersten Mönche kamen aus der Ortschaft Rein bei Graz. Das Kloster entwickelte sich bald zur reichsten, angesehensten und einflußreichsten geistlichen Einrichtung im Lande. Darüber hinaus wurde es zum wirtschaftlichen, kulturellen und geistlichen Zentrum der Landschaft Dolenjska [Unterkrain], sein Einfluß reichte aber weit über deren Grenzen hinaus. Bereits im Jahrhundert seiner Gründung verfügte das Kloster über ein Skriptorium, in dem Handschriften entstanden, die der schönen Ausstattung wegen mit jeglichen gleichzeitig tstandenen Handschriften aus Ordensniederlassungen des damaligen Europa vergleichbar sind. Das Kloster rühmte sich bereits bald einer reichen Bibliothek mit Büchern im charakteristischen Einband.

1.2 Wichtige Obliegenheiten der Ordensbrüder waren Abschrift und Lektüre nicht nur von Andachts- und Erbauungsbüchern, sondern auch des Schrifttums aller Wissensbereiche. Die Mönche brachten erste Handschriften bereits nach Sticna mit und vermehrten diesen Bestand durch Erwerbungen und eigene Abschriften. Unter den sogenannten Codices Sitticenses sind Werke der bedeutendsten Autoren mittelalterlichen lateinischen Schrifttums. Es finden sich Bibeln, Werke der Kirchenväter sowie anderer Verfasser kirchlicher und weltlicher Literatur, zahlreiche Heiligenviten und Martyrologien, historische Schriften u. a. Sie bilden die umfangreichste Sammlung (25 Werke in 31 Bdn) in Slowenien erhaltener lateinischer Pergamentkodizes. Infolge unzureichender Tradition und Kenntnisse der heimischen Schreiber bzw. Kopisten, wurden fremde Skriptoren und Illuminatoren eingeladen, um die von Abt Folknand von Sticna gepflegte Vision einer stattlichen Bibliothek zu verwirklichen. Fahrende Schreiber und Illuminatoren kamen aus nördlichen Ländern, und jeder behielt seine charakteristische Schreibweise bzw. Maltechnik bei. Die Codices Sitticenses wurden so zu herausragenden Beispielen europäischer Buchmalerei.

1.3 Auch nach Erfindung des Buchdrucks setzten die Zisterzienser von Sticna das handschriftliche Kopieren von Schriften fort, da dies zu den in den Ordensregeln festgelegten Pflichten gehörte. Die Erfindung des Buchdrucks trug jedoch erheblich zum raschen Anwachsen des Bibliotheksbestandes bei. Insbesondere die Äbte Laurentius Zupan (Amtszeit 1580-1600) und Maximilian Mottoch (1661-1680) machten sich um den Erwerb von Drucken für die Bibliothek verdient. In der Neuzeit waren außerdem mehrere Mönche des Klosters literarisch tätig. Mit der Geschichte der Abtei befaßten sich der aus Škofja Loka [Bischoflack] stammende Wolfgang Scharf, der 1686 ins Kloster eintrat, und Ignacij Fabiani (1766 geweiht). Der eifrigste Erforscher der Abteigeschichte war jedoch Pater Pavel Pucelj, von 1689 bis 1721 Mönch in Sticna, dessen Werk Idiographia (1719) eine Kompilation der Quellen zur Geschichte Sticnas ist.

1.4 Besonders in der zweiten Hälfte des 15. Jhs wurde die Abtei von Türkenangriffen schwer betroffen. Eine neue Blütezeit erlebte sie im 17. Jh. Am 6. Oktober 1784, wurde sie jedoch von Kaiser Joseph II. aufgehoben. Die Abtei diente in den folgenden einhundert Jahren verschiedenen Institutionen als Sitz sowie als Wohngebäude für Staatsbeamte. Im April 1788 übernahm der Bischof von Ljubljana [Laibach] die Bibliothek und das Archiv aus Sticna. Die in 88 Kisten nach Ljubljana gelangten Bücher und Urkunden wurden zunächst vom Kreisamt entgegengenommen und dann teils der Lyzealbibliothek in Ljubljana teils der Hofbibliothek in Wien übergeben. Die Hofbibliothek hatte dabei das Vorrecht bei der Auswahl. So gelangte der wertvollste Teil des Bestandes nach Wien, und den Rest übernahm die Lyzealbibliothek in Ljubljana, die spätere National- und Universitätsbibliothek. Das erhaltene Inventar der alten Abteibibliothek verzeichnet 1827 Werke in 2664 Bdn, von denen 300 sich heute in der National- und Universitätsbibliothek in Ljubljana befinden und nur einige wenige in der wiedererrichteten Abteibibliothek in Sticna.

1.5 Nach der Neugründung der Abtei im Jahre 1898 wurde auch das Ordensleben in vollem Umfang wieder aufgenommen, so daß sie heute, ungeachtet der verminderten Zahl der Ordensbrüder, wieder ein bedeutendes geistliches und kulturelles Zentrum ist. Die in einem schlichten Saal untergebrachte Bibliothek umfaßt keine der 25 berühmten Codices Sitticenses mehr, die überwiegend in der National- und Universitätsbibliothek in Ljubljana, einige auch in der Österreichischen Nationalbibliothek (ehem. Hofbibliothek) in Wien aufbewahrt werden. Die ungefähr 100 Inkunabeln, die zur Abteibibliothek gehörten und 1788 der Lyzealbibliothek in Ljubljana zugeteilt wurden, sind heute ebenfalls Teil des Bestandes der National- und Universitätsbibliothek in Ljubljana.

1.6 Der Bestand der nach 1898 neu aufgebauten Abteibibliothek umfaßt vor allem neueres Schriftgut. Um ihren Wiederaufbau machte sich vor allem der Kapitelvikar Josip Benkovic (1869-1901) aus Novo mesto verdient, der ihr nicht nur seine eigene Privatbibliothek mit rund 3000 Einheiten hinterließ, sondern für sie auch andere Bücher sammelte (u. a. Dubletten der Bibliothek des Kollegiatkapitels in Novo mesto). Vom ursprünglichen Bestand der alten Abteibibliothek fanden nur ganz wenige Bücher den Weg zurück nach Sticna, die den für Sticna charakteristischen Einband und das Exlibris der Altbibliothek aufweisen (s. u. 2.4).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek beläuft sich auf ca. 30.000 Bücher, die meisten mit dem Erscheinungsjahr nach 1800. Ein Großteil des Bestandes ist in lateinischer und deutscher Sprache; hinzu kommen insbesondere Bücher in französischer, italienischer und slowenischer Sprache.

2.2 Das Schriftgut ist in 30 Klassen geordnet, innerhalb der Klassen nach Format. In den unteren Regalen befinden sich Folianten, in den oberen kleinere Formate, doch erfolgte die Aufstellung nicht konsequent. Die Klassenbezeichnungen sind an den Regalsäulen angebracht. Die Bücher sind mit der Kurzbezeichnung der Klasse, Formatbezeichnung (römische Ziffer) und laufender Buchnummer im Regal versehen. Die Neuordnung der Bibliothek, ihre systematische Aufstellung und die Zusammenstellung vollständiger Nachweise ist geplant.

2.3 Der Bestand ist erwartungsgemäß überwiegend theologischen Inhalts. Zum theologischen Schrifttum gehören Andachtsschriften, Werke zu Biblistik, Kirchengeschichte, Katechetik und Liturgik, Predigten, Heiligenviten und Pastoralschriften. Die Sammlung weltlichen Schrifttums thält Titel zu Geschichte, Rechtswissenschaft, Philologie (Wörterbücher), Naturwissenschaften, Philosophie, Pädagogik und Kunst. Eine zuverlässige Gliederung oder Übersicht nach Sachgebieten besteht jedoch nicht, so daß aus dem Bestand nur kleinere bemerkenswerte Komplexe hervorgehoben werden können.

2.4 Im Bestand sind einige Bücher nachweisbar, die bereits zur Altbibliothek der Abtei gehörten und nach der Neugründung des Klosters hierher zurückgelangten: Libri agendorum secundum antiquum usum Metropolitanae Salisburgensis ecclesiae ...pars prima (Dillingen: Sebald Mayer 1575); Nonus tomus operum d'Avrelii Aug. hipponens, episcopi, continens illustratus, hoc est, expositiones ad populum factas in novum testamentum (Basel: Froben 1529); Ambrosius Calepinus, Latinae atque adeo etiam graecae linguae dictionarium (Basel: Hieronymus Curionis 1550); Valerii maximi dicto rumet factorum memorabilium libri novem (Venedig 1502); Casimir Füsslin, Theatrum gloriae sanctorum (Sulzbach 1696); In omnia d'Avrelii Augustini scripta indices duo plane novi, summa fide et indicio nunc denno conscripti (Basel: Froben 1556); Maccii Plauti Sarsinatis comici ...comoediae XX (Köln: Johann Gymnich 1530); Abraham a Sancta Clara, Geistlicher Kramer Laden (Würzburg 1710); F. Daniele Concina, Theologia Christiana dogmatico-moralis (Bde 1-3, 6, 10; Rom 1755).

2.5 Ein besonders interessanter Bestandteil der Bibliothek ist die umfangreiche Sammlung von slowenischen Gebetbüchern und anderen älteren slowenischen Drucken. Zu den Lehrbüchern gehört z. B. Jernej (Bartholomäus) Kopitars Grammatik der Slawischen Sprache in Krain, Kärnten und Steyermark (Laibach: Wilhelm Korn 1808); interessant ist auch Marko Pohlins slowenisch-deutsch-lateinisches Wörterbuch Tu malu besedishe treh jezikov. Das ist: Das kleine Wörterbuch in dreyen Sprachen. Quod est: Parvum dictionarium trilingue (Laibach: Johann Friedrich Eger [1781]). Aus dem Bereich der Medizin ist der Titel Bukve kug in bolezen goveje shivine tih ovac inu svin... (Ljubljana 1792) erwähnenswert. Die Predigtliteratur ist mit Jurij Japeljs Predigten aus dem Jahr 1794 vertreten sowie mit Dvoje bukve, der slowenischen Übersetzung von Thomas a Kempis' De imitatione Christi (Ljubljana 1826), Rogerius Labacensis, Palmarium empyreum seu contiones CXXXVI de sanctis (Laibach 1743), Matija Kastelic, Nebeshki zyl, tu je teh svetih ozhakov sveistv premishlovanie ... (Ljubljana: Joseph Taddeus Mayer 1684) und Index omnium quae insigniter dicta sont a divo Augustino iuxta ordinem literarum accurate digestus (Basel: Froben 1529). Die Bibliothek besitzt auch zahlreiche Werke des berühmten Missionars und Bischofs Friderik Irenej Baraga (1797-1868) und die erste, mit einem unvollständigen Akrostichon versehene Ausgabe von France Prešerens Poesien (Ljubljana 1847).

2.6 Bei den Handschriften ist auf eine Sammlung slowenischer sowie etlicher deutscher Titel hinzuweisen, bei denen es sich vorwiegend um Predigten und Titel zur Christenlehre handelt.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Inventar

[von 1930; systematisch geordnet; unvollständig]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; verzeichnet nur neuere Bestände; lükkenhaft]

Schlagwortkatalog

[in Bandform; systematisch geordnet; unvollständig]

3.2 Historische Kataloge

Bücherverzeichnis

[von 1576; erfaßt die Bestände verschiedener Aufbewahrungsstellen (Prälatur, Kapitelsaal, Sakristei, Schulzimmer) nicht vollständig]

Inventar

[erstellt 1784 anläßlich der Auflösung der Abtei; verzeichnet 1827 Werke; in der National- und Universitätsbibliothek Ljubljana]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Zadnikar, Marijan: Romanska Sticna [Das romanische Sticna]. In: Razprave SAZU, razred za zgodovino in druzbene vede [Abhandlungen der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Historisch-sozialwissenschaftliche Klasse]. Bd 5. Ljubljana 1957

Umek, Ema: Samostani Kostanjevica, Pleterje in Sticna [Die Klöster Kostanjevica, Pleterje und Sticna]. In: Publikacije Arhiva Slovenije. Inventarji, samostanski arhiv I. [Publikationen des Archivs Sloweniens. Inventarien, Klosterarchiv I.]. Ljubljana 1974, S. 139-218, 248-253

Zadnikar, Marijan: Sticna in zgodnja arhitektura cistercijanov [Sticna und die frühe Architektur der Zisterzienser]. Ljubljana 1977

Zadnikar, Marijan: Stiški samostan [Das Kloster von Sticna]. Ljubljana 1977 (Zbirka vodnikov Kulturni in naravni spomeniki Slovenije 18)

Gregoric, Joze: Cistercijani v Sticni. Ob stoletnici rojstva sv. Benedikta [Die Zisterzienser in Sticna. Zum 1500. Geburtstag des Hl. Benedikt]. Sticna 1980

Mlinaric, Joze: Stiška opatija 1136-1784 [Die Abtei Sticna 1136-1784]. Novo mesto 1995

Stivcna ob jubilejih: 1098-1898-1998 [Sticnas Jubiläumsjahre: 1098-1898-1998]. Sticna 1998

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Glonar, Joze: Iz stare stiške knjiznice [Aus der alten Bibliothek in Sticna]. In: Glasnik muzejskega društva za Slovenijo [Mitteilungen des Musealvereins für Slowenien] (1937) S. 110-131

Golob, Nataša: Slikarski okras romanskih rokopisov iz Sticne [Die Buchmalerei romanischer Kodizes aus Sticna]. In: Zbornik za umetnostno zgodovino [Sammelband für Kunstgeschichte] 25 (1989) S. 37-55

Golob, Nataša: Srednjeveški kodeksi iz Sticne XII. stoletje [Mittelalterliche Kodizes aus Sticna. 12. Jahrhundert]. Ljubljana 1994

Stand: Oktober 2000

Stanislav Bahor


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.