FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Stifts- und Pfarrbibliothek

Adresse. Kapitel 21, 4232 Xanten [Karte]
Telefon. (02801) 1492
Bibliothekssigel. <X 1; AKThB 121>

Unterhaltsträger. Katholische Kirchengemeinde St. Viktor
Funktion. Verwaltung der Bestände.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt. Gelegentlicher Rückkauf von Bänden aus der ehemaligen Stiftsbibliothek.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Schriftliche Anmeldung beim Kustos erforderlich. Leihverkehr: DLV, kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof. - A 57, Ausfahrt Alpen; A 3, Ausfahrt Bocholt/Wesel, B 58 und B 57.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Ursprünge der Stiftsbibliothek lassen sich nicht mehr genau rekonstruieren. Eine erste Sammlung, über deren Umfang nichts bekannt ist, wurde während des Dombrandes im Jahre 1109 zusammen mit dem Archiv zerstört. Seit 1366/67 findet die Bibliothek in den Dombaurechnungen Erwähnung. Ab 1392 sind Ausgaben für Ketten nachgewiesen (" ad catenandos libros"). Der Bücherbestand wuchs jedoch über die Jhe nur langsam an, da ein fester Etat anscheinend nicht vorhanden war.

1.2 Hauptsächlich dürfte die Bibliothek durch nachgelassene Bücher verstorbener Kanoniker und sonstiger Gönner des Stiftes (Vorbesitzereinträge) vermehrt worden sein. Erwerbungen sind vor allem im 16. Jh und noch einmal zu Beginn des 18. Jhs belegt, während die Bucherwerbungen im 17. Jh kriegsbedingt stagnierten. Infolge der Besetzung des linken Rheinufers durch die französische Revolutionsarmee im Jahre 1794 wurde das Stift aufgelöst (4. Juli 1802).

1.3 Während der Säkularisation wurden die Xantener Klöster aufgehoben. Ihre Bestände wurden teils zerstört, teils verkauft, d. h. zumeist nur verschleudert. Die wertvollsten Stücke stellte man für eine zu errichtende Depotbibliothek an der Zentralschule in Köln zusammen, jedoch erfolgte infolge der Zeitwirren kein Abtransport. Durch den reichen Buchbesitz insbesondere der Bibliotheken der Kartause, des Kapuzinerklosters, der Jesuiten und des Birgittenklosters Marienbaum wurde die Stiftsbibliothek nicht unbeträchtlich erweitert.

1.4 Die Xantener Kartause (1419 gestiftet) befand sich bis zu ihrer Zerstörung im Jahre 1590 auf der Grafeninsel zu Wesel. Kloster und Bibliothek wurden 1628 nach Xanten überführt und befanden sich seit 1647 in der " Carthusia Xantensis". Die Bibliothek wuchs durch regelmäßige Ankäufe und dürfte am Gesamtbestand der heutigen Stiftsbibliothek ca. 30 Prozent ausmachen.

1.5 Die Kapuziner in Xanten (seit 1629) besaßen demgegenüber nur eine bescheidene Bibliothek (jedoch viele Werke des 16. Jhs), die überwiegend durch Schenkungen zustande gekommen ist. Diese kamen u. a. von Nicolaus de Jong im Jahre 1668 sowie von Bürgern Xantens, aber auch von verstorbenen Kanonikern.

1.6 Entgegen den Behauptungen des Nachlaßverzeichnisses " Inventarium die Nachlassenschaft der zu Xanten aufm Capitulo verstorbenen Jesuiten betreffend" besaßen die Jesuiten (seit 1609 in Xanten) keineswegs nur " wenige Bücher", die " keinen Werth hatten" und die durch " französische Soldaten verbrannt und ruiniert worden" sind. Besitzeinträge und die " Litterae annuae" vom Jahre 1757 lassen vielmehr eine ursprünglich reiche Bibliothek vermuten: " Bibliotheca ... quae sat copiosa est pro hoc locë. Die Bibliothek, die von Schoenebeck im Jahre 1802 nicht besucht worden ist, dürfte mit etwa 5 bis 8 Prozent am Aufbau der Stiftsbibliothek beteiligt gewesen sein.

1.7 Der Birgittenkonvent Marienbaum (gestiftet 1461) besaß schon früh eine reiche Bibliothek, der auch eine eigene Buchbinderei angeschlossen war (Supralibros). Nach der Vernichtung der Bibliothek durch einen Brand im Jahre 1513 wurde trotz gelegentlicher Stagnation im 17. Jh rasch wieder eine bedeutende Büchersammlung zusammengetragen. Allein das Schoenebecksche Verzeichnis nennt 1042 Nummern. Ein Teil der Bibliothek gelangte nach Gaesdonck (s. Eintrag Goch 1). Den Besitzeinträgen zufolge entstammen ca. 30 Prozent des Buchbestandes der Stiftsbibliothek aus dem Birgittenkloster.

1.8 Neben der Dombibliothek gab es noch eine Pfarrbibliothek. Diese wurde im Jahre 1754 angeblich von einem Pfarrer Pontinus gestiftet, doch ist der größte Teil der Bestände erst nach 1802 in diese Bibliothek gekommen.

1.9 In den Jahren 1876 bis 1878 wurden die verschiedenen, vorher getrennt aufgestellten Bibliotheken (außer der Pfarrbibliothek) zu einer einzigen verschmolzen, inventarisiert und in 19 Sachgruppen aufgestellt. Innerhalb der Sachgruppen gibt es keine erkennbare Ordnung. Ebenso verfuhr man 1882 mit der zahlenmäßig weit kleineren Pfarrbibliothek.

1.10 Ende 1943 erschien der Bibliotheksraum als gefährdet, so daß die Bibliothek in Kisten verpackt und im Kapitelsaal des Stiftes untergestellt wurde. Da jedoch bei der Bombardierung Xantens im Frühjahr 1945 auch dessen Gewölbe einstürzte, war die Bibliothek mehrere Monate den Witterungseinflüssen ausgesetzt, was zu zahlreichen Wasserschäden führte. An einem Teil der Bibliothek, der in eine Brauerei ausgelagert worden war, entstanden ebenfalls zum Teil schwere Wasserschäden. Die in einem Salzbergwerk ausgelagerten Bestände erlitten darüber hinaus einige Brandschäden. In der unmittelbaren Nachkriegszeit dürfte zudem mit einem nicht unbeträchtlichem Schwund der Bestände infolge von Diebstahl zu rechnen sein.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestandsbeschreibung folgt einer Auszählung des gedruckten Alphabetischen Kataloges (s. u. 3.1) sowie des in Karteiform vorliegenden systematischen Standortkataloges (s. u. 3.1). Es wurden bibliographische Einheiten (Titel) gezählt. Eine chronologische und sprachliche Differenzierung erfolgt außerdem am Anfang der Sachgruppe. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von den 9196 Titeln, die sich in der Stifts- und Pfarrbibliothek Xanten befinden, sind 435 Inkunabeln; 1874 Titel stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 2217 aus der zweiten, 2567 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs und 1285 aus der zweiten. Im 18. Jh geht der Buchbesitz sehr stark zurück: Es finden sich nur noch 764 Titel aus der ersten Hälfte und 110 aus der zweiten. 54 Titel sind ohne Jahr. Im 19. Jh wurde die Bibliothek nicht weiter vermehrt.

2.3 Mit 91 Prozent (8365 Titel) übertrifft der Anteil der lateinischen Literatur vergleichbare Klosterbibliotheken. Noch vor dem deutschen Schrifttum (229 Titel) liegt der französische Anteil (270 Titel), es folgen niederländische Werke (153 Titel) und diverse polyglotte Ausgaben (95 Titel), während italienische Titel (37) und griechische (22) einen verschwindend geringen Anteil ausmachen. Systematische Übersicht

2.4 Grundlage ist die Aufstellungssystematik aus den Jahren 1876 bis 1878, die seitdem unverändert blieb. Seinerzeit wurden 19 systematische Gruppen eingerichtet (mit 8100 Titeln). Literatur, die sich einer genaueren Einordnung entzog oder zu entziehen schien (z. T. auch später aufgefundene Werke mit insgesamt ca. 300 Titeln) verblieben in der Gruppe " Diversa" (s. u. 2.23). Die 800 Titel der Pfarrbibliothek stehen gesondert.

2.5 Von den insgesamt 19 Gruppen sind 13 mit 6150 Titeln der Theologie zuzurechnen und lediglich 6 mit 1950 Titeln den profanen Wissenschaften.

2.6 Bei den Bibelausgaben (einschließlich der kommentierten Ausgaben) und Konkordanzen finden sich 134 Titel. Davon stammen 114 aus dem 16. Jh; 92 sind in lateinischer und 9 in französischer Sprache. Bei der Exegese (585 Titel: 38 Inkunabeln; 251 aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 152 aus der zweiten; 28 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs) finden sich fast ausschließlich lateinische Titel, vor allem Psalmenkommentare. Bemerkenswert ist der hohe Anteil an Jesuitenautoren.

2.7 Die Kirchenväterausgaben (nur die eigentlichen Ausgaben, sonstige Kirchenväterschriften befinden sich bei den entsprechenden Fachgebieten) sind mit 288 Titeln vertreten (30 Inkunabeln; 143 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 84 aus der zweiten; 27 aus dem 17. Jh). Die große Zahl an Ausgaben von Johannes Chrysostomus und Lactanz ist auffallend.

2.8 Bei der Dogmatik finden sich insgesamt 517 Titel (16 Inkunabeln; 79 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 169 aus der zweiten; 166 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 98 aus der zweiten; 49 fast ausschließlich aus der ersten Hälfte des 18. Jhs). Der Schwerpunkt liegt bei der Scholastik, wobei vor allem katholische Reformer und Kontroverstheologen des 16. Jhs in meist zeitgenössischen Ausgaben vertreten sind. Neben wenigen Scotistenschriften stehen sehr viele Schriftsteller der thomistischen Richtung.

2.9 Die Moraltheologie (nicht scharf von der Dogmatik getrennt) ist einschließlich der Kasuistik mit 455 Titeln vertreten, wobei der Schwerpunkt mit 154 Titeln in der ersten Hälfte des 17. Jhs liegt (41 Inkunabeln; 52 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 66 aus der zweiten; 154 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 81 aus der zweiten; 56 fast ausschließlich aus der ersten Hälfte des 18. Jhs). Die klassischen Moraltheologen sind in repräsentativer Auswahl vertreten, vereinzelt auch Vertreter des Nominalismus und Kongruismus, wobei unter letzteren Jesuitenautoren überwiegen. Desgleichen sind gemäßigte Tutioristen vertreten.

2.10 Beim Kirchenrecht (227 Titel, davon 22 Inkunabeln; 46 aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 61 aus der zweiten; 49 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 25 aus der zweiten; 13 aus dem 18. Jh) überwiegen Lehr- und Handbücher (Summa iuris canonici, Institutiones iuris canonici), Wörterbücher und Fachvokabularien, Kanon- und Dekretsammlungen (vor allem natürlich diejenigen Gregors IX sowie die entsprechenden Kommentare). Digesten und Digestenkommentare, Indices librorum prohibitorum, aber auch Friedrich von Spees Cautio Criminalis schließen sich an.

2.11 Bei der Kontroverstheologie und Apologetik (537 Titel, davon 2 Inkunabeln; 109 aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 180 aus der zweiten; 171 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 52 aus der zweiten; 23 aus dem 18. Jh) liegt der Schwerpunkt bei den zeitgenössischen oder zeitnahen jesuitischen Kontroverstheologen des ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jhs. Reich vertreten sind die Polemiker gegen Anglikaner und Hugenotten, vor allem aber gegen Calvinisten und Reformierte. Vereinzelt finden sich jansenistische Autoren und katholische Reformer (z. B. Bredenbach). Eine Anzahl von Jesuitenapologien und Apologien des Tridentinum schließt sich an.

2.12 Die Kirchengeschichte, mit 325 Titeln nicht sehr umfangreich vertreten (11 Inkunabeln; 59 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 103 aus der zweiten; 102 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 30 aus der zweiten; 20 aus dem 18. Jh), enthält neben Gesamtdarstellungen, Hand- und Lehrbüchern sowie Kompendien vor allem Darstellungen der Konzilgeschichte, besonders des Tridentinum und des Kölner Konzils, verschiedene Ordensgeschichten, Papstviten und gedruckte Papstbullen. Daneben sind eine Reihe von Darstellungen des Reformationszeitalters aus katholischer Sicht, besonders die Abspaltung der anglikanischen Kirche betreffend, der Ketzer- und Häretikergeschichte sowie zur Missionsgeschichte (insbesondere Ostasien) bemerkenswert.

2.13 Die Homiletik stellt mit 1018 Titeln die zweit- größte Gruppe dar (102 Inkunabeln; 267 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 165 aus der zweiten Hälfte; 253 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 120 aus der zweiten; 43 fast ausschließlich aus der ersten Hälfte des 18. Jhs). Neben den gedruckten Predigtsammlungen aus den Kirchenvätern (vor allem Johannes Chrysostomus und Gregor I.) stellen die Homilien, Postillen und (vereinzelt) Plenarien des 16. und 17. Jhs den Hauptanteil. Hinzu kommen (vor allem von jesuitischer Seite) Ausgaben der Kontroverspredigt des 16. Jhs sowie (seit dem 17. Jh) vereinzelt theoretische Abhandlungen zur Predigtlehre (und Rhetorik).

2.14 Heiligen- und Märtyrerviten sind mit insgesamt 132 Titeln vertreten, in der Hauptsache aus dem beginnenden 17. Jh und fast ausschließlich in lateinischer Sprache. Neben 19 Inkunabeln 28 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 20 aus der zweiten und 49 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs. Neben der Legenda aurea des Jacobus de Voragine (18 Ausgaben) sind weitere Gesamtdarstellungen und die üblichen Darstellungen des Lebens Jesu, Marias, Annas, der vier Evangelisten und vor allem Lebensbeschreibungen der Birgitta von Schweden, des Ignatius von Loyola und der ersten Jesuitengeneräle hervorzuheben.

2.15 Die größte Gruppe stellt mit 1586 Titeln das Schrifttum zur Askese dar (34 Inkunabeln; 189 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 276 aus der zweiten; 682 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 252 aus der zweiten; 128 aus der ersten Hälfte des 18. Jhs, 12 aus der zweiten). Auch hier findet sich nur wenig volkssprachliche Literatur (22 deutsche, 62 französische, 77 niederländische und 13 sonstige Titel). Es überwiegen Exerzitienliteratur, Mystik und Meditationen (z. B. Ludwig Blosius), Andachts- und Beschauungsbücher, Passionsdarstellungen und Meditationen über Leben und Auferstehung Jesu, außerdem Postillen und Plenarien. Trostbücher und Anweisungen zum christlichen Leben und Sterben schließen sich an. Die bekanntesten Autoren der Askese (Alfonso Rodrigues; Scupoli Lorenzo und Ignatius von Loyola) sind ebenso vorhanden wie die Vertreter der Devotio moderna (allein 25 Ausgaben der Imitatio Christi des Thomas a Kempis) und der klassischen Spiritualität (Jeremias Drexel SJ, Ludwig von Granada OP u. a.).

2.16 Die Pastoraltheologie mit dem Schwerpunkt Liturgik enthält 215 Titel (24 Inkunabeln; 52 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 51 aus der zweiten; 44 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 24 aus der zweiten; 20 Titel fast ausschließlich aus der ersten Hälfte des 18. Jhs). Es überwiegen die spezielle Liturgik sowie Hand- und Lehrbücher (Introductiones, Instructiones, Enchiridien, Direktorien, Kompendien) mit einem hohen Anteil an Jesuitenautoren. Eine kleine Sammlung von Officien (besonders Horae Beatae Mariae Virginis) schließt sich an.

2.17 Katechetik und Katechese sind mit 129 Titeln (12 aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 53 aus der zweiten Hälfte; 29 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 28 aus der zweiten; 7 aus der ersten Hälfte des 18. Jhs) vertreten. Es überwiegen (neben dem Catechismus Romanus) praktische Anleitungen und Beispielsammlungen für den Pastoralgebrauch.

2.18 Bei der Philosophie (insgesamt 358 Titel, davon 20 Inkunabeln; 66 aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 106 aus der zweiten; 74 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 65 aus der zweiten; 27 aus dem 18. Jh) finden sich neben Ausgaben und Kommentaren zu Aristoteles vor allem Schriften zur Logik und Rhetorik sowie auch einzelne Abhandlungen zur reinen Naturwissenschaft, außerdem Arithmetik und Geometrie (Euklid-Ausgaben).

2.19 Die Kategorie " Ius civile", also vornehmlich Staatsrecht, umfaßt 247 Titel (davon 15 Inkunabeln; 42 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 98 aus der zweiten; 66 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 17 aus der zweiten; 7 Titel aus der ersten Hälfte des 18. Jhs) in überwiegend lateinischer Sprache. Lediglich 9 Titel sind in deutscher und ebensoviele in holländischer Sprache. Neben Ausgaben der bekanntesten vorjustinianischen Rechtsgelehrten sind vor allem Ausgaben und Kommentare des Codex Juris Civilis Justinians vertreten (vor allem " Institutiones"), daneben kaiserliche Reichsordnungen, Krönungsberichte und wenige Titel zur Rechtsgeschichte und zum Zivilrecht.

2.20 Philologie und Rhetorik (soweit nicht bei der Philosophie) stellen mit 825 Titeln (davon 15 Inkunabeln; 186 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 231 aus der zweiten; 206 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 118 aus der zweiten; 49 aus der ersten Hälfte des 18. Jhs) den größten Teilbestand an nichttheologischer Literatur und richten sich vorwiegend an den praktischen Bedürfnissen aus. So finden sich Lexika, Wörterbücher (sehr viele polyglotte), Grammatiken und Vokabularien (" Gemma gemmarum", " Etymologicum" etc.) in großer Zahl, weiterhin Florilegien und Anthologien (z. B. " Parnassus poeticus"), oftmals aus antiken Autoren kompiliert, vereinzelt grammatiktheoretische Werke (vor allem von Manuel Alvàrez und Jakob Gretser) sowie eine größere Anzahl von Textausgaben lateinischer Klassiker (vor allem Cicero und Livius). Eine kleine Anzahl von Schriften zur Epistolographie schließt sich an.

2.21 " Historia profana" und Geographie enthalten 338 Titel (11 Inkunabeln; 46 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 94 aus der zweiten; 114 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 51 aus der zweiten; 22 aus dem 18. Jh). Davon sind, ebenso wie bei den übrigen Sachgruppen, nur wenig volkssprachliche Titel (deutsch: 7; französisch: 47; niederländisch und italienisch: je 6). Inhaltlich überwiegen Chroniken (vor allem der niederrheinischen Städte und Landschaften), antike (vor allem römische) Geschichte (oft in Anthologien und Texten antiker Historiker und Geographen), französische und belgische Geschichte der frühen Neuzeit, Reichsabschiede sowie Literatur zu den Kriegen Karls V., zum Augsburger Interim und zum geharnischten Reichstag in Augsburg.

2.22 Eine kleine Gruppe (182 Titel, davon eine Inkunabel; 53 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 40 aus der zweiten; 28 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 32 aus der zweiten; 28 aus der ersten Hälfte des 18. Jhs) umfaßt Literatur zur Medizin (vor allem Anatomie), Pharmazie (meist Pharmakopöen), Botanik (überwiegend Herbarien), Alchimie.

2.23 Eine letzte Sachgruppe enthält vorwiegend vermischtes Schrifttum (Politika, Briefe, Agrikultur u. a.; insgesamt 297 Titel, davon 2 Inkunabeln; 25 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 58 aus der zweiten; 93 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 54 aus der zweiten; 40 aus der ersten Hälfte des 18. Jhs, 24 aus der zweiten). Hier wurden bei der Inventarisierung diejenigen Titel eingeordnet, die sich einer genauen Zuordnung entzogen oder die erst später in die Stiftsbibliothek kamen. Vereinzelt finden sich hier Titel zur Reichsgeschichte und zur französischen Geschichte. Sondersammlung

2.24 Die Pfarrbibliothek, angeblich im Jahre 1754 von Pfarrer Pontinus gestiftet, umfaßt heute 801 Titel aller Sachgruppen (davon 17 Inkunabeln; 94 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 140 aus der zweiten; 201 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 169 aus der zweiten; 127 aus der ersten Hälfte des 18. Jhs, 53 aus der zweiten). Es sind überdurchschnittlich viele volkssprachliche Werke vertreten (79 deutsche, 26 französische, 20 niederländische und 6 sonstige Titel). Hervorhebung verdienen eine Anzahl von Edikten und Reichsverordnungen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Föhl, Hildegard; Benger, Anita: Katalog der Stiftsbibliothek Xanten. Kevelaer 1986 (Die Stiftskirche des Hl. Viktor zu Xanten, 5)

[enthält einen Alphabetischen Katalog nach PI, einen Inkunabelkatalog sowie einen Drucker- und Verlegerkatalog]

Systematischer Standortkatalog [in Zettelform]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Catalogus librorum qui reperiuntur in Museo Alexandri de Sandt S.V.D. anno 1691

[alphabetisches Verzeichnis von 366 juristischen Traktaten und 319 sonstigen, überwiegend theologischen Büchern. Nur wenige dieser Bücher gelangten in die Pfarrbibliothek. Über den Verbleib der übrigen Bücher ist nichts bekannt.]

Catalog der Dom-Bibliothek zu Xanten angefertigt anno 1876, 1877 und 1878

[hschr. Bandkatalog; verzeichnet 5506 Titel in 19 Sachgruppen]

Nomenclator zum Katalog der Xantener Dom- und Stiftsbibliothek

[alphabetisches Register zum vorhergehenden Systematischen Katalog]

Catalog der Pfarrbibliothek zu Xanten. Angefertigt im Jahre 1882

[hschr. Bandkatalog; verzeichnet 537 Titel in 19 Sachgruppen; enthält alphabetisches Verfasserregister]

Nothumb, Albert: Katalog der Wiegendrucke der Dom- und Stiftsbibliothek. 1943 [mschr.]

Nothumb, Albert: Katalog der Drucke von 1508-1550 der Dom- und Stiftsbibliothek. 1943 [mschr.]

Vinzent, Otwin: Alphabetisches Verzeichnis der in der Dom- und Stiftsbibliothek vorhandenen Inkunabeln

[Anhang zu ders.: Zur Geschichte der ältesten Bestände der Dom- und Stiftsbibliothek Xanten (s. u.); unvollständig und durch den Katalog von Föhl/Benger (s. 3.1) überholt]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Litterae annuae der unteren Rheinprovinz vom Jahre 1757-1761 [im Historischen Archiv der Stadt Köln; zur Jesuitenbibliothek Xanten] Schoenebeck'sche und Maugérardsche Listen [im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Roerdepartemtent, Präfektur IV. Div. 1. Bur. 1 B Nr 3]

4.2 Darstellungen

Bebber, Herbert van: Die Xantener Stiftsbibliothek. Eine Schatzkammer kostbarer Bücher. In: Heimatkalender für den Kreis Wesel, 1982, S. 93-96

Beissel, Stephan: Die Bauführung des Mittelalters. Studien über die Kirche des Hl. Victor in Xanten. 2. Ausg. Freiburg 1889. Bd I, S. 226-228 [über die Stiftsbibliothek mit Erwähnung einiger Hss.]

Classen, Wilhelm: Das Erzbistum Köln. Archidiakonat von Xanten. Berlin 1938 (Germania sacra III, 1,1) [kurze Geschichte der Bibliothek S. 55 ff.]

Holland, Wilhelm: Das Domarchiv und die Dombibliothek in Xanten. In: Der Landkreis Moers, 1926, S. 159-161 Koch, Heinrich: Die Jesuiten in Xanten 1609-1793. Beiträge zur Geschichte der Gegenreformation am unteren linken Niederrhein. Würzburg 1937 [S. 152-159]

Abdruck des Nachlaßverzeichnisses der Jesuiten von 1797] Vollmer, Bernhard: Die Entführung niederrheinischen Archivs-, Bibliotheks- und Kunstguts durch den französischen Kommissar Maugérard. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 131 (1937) S. 120-132

Wilkes, Karl: Stiftsarchiv und Stiftsbibliothek zu Xanten. In: Kölnische Volkszeitung 1934, Nr. 239

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Benger, Anita: Die Einbände der Bibliothek Buxfordt. In: Heimatkalender für den Kreis Moers 1970, S. 97-101

Föhl, Hildegard: Die Bibliothek eines Xantener Humanisten [Bernhard Buxfordt]. In: Heimatkalender für den Keis Moers 1970, S. 92-96

dies.: Ein Xantener Kanoniker als Leibarzt der englischen Königin Anna von Kleve. In: Heimatkalender für den Kreis Moers 1975, S. 166-169 [mit einer Liste der Bücher aus dem Besitz des Kanonikers Cornelius Zyfried Sluis]

dies.: Xantener Kanoniker als Schriftsteller. I. Stephanus Vinandus Pighius 1520-1604. In: Heimatkalender für den Kreis Moers 1964, S. 68-72

dies.: Xantener Kanoniker als Schriftsteller. II. Gerardus Busaeus. In: Heimatblätter für den Kreis Moers 1965, S. 78-83

dies.: Xantener Kanoniker als Schriftsteller. III. Henricus Kyspenning (1527-1588). In: Heimatkalender für den Kreis Moers 1966, S. 89-94

dies.: Xantener Kanoniker. IV. Heinrich Ryswick (1510-1580). In: Heimatkalender für den Kreis Moers 1967, S. 99-102

dies.: Die Xantener Stiftsbibliothek. In: Walter Bader (Hrsg.): 1600 Jahre Xantener Dom. Köln 1964, S. 182-186

Vinzent, Otwin: Zur Geschichte der älteren Bestände der Dom- und Stiftsbibliothek Xanten. Assessorarbeit. Köln: Bibliothekar-Lehrinstitut 1957 [mschr.]

Stand: Oktober 1988

Reinhard Feldmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.