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Bibliothek in der Stiftskirche


Adresse. Evangelisch-Lutherisches Pfarramt, Am Stift 2, 98631 Römhild
Telefon. (036948) 8 02 64
Telefax. (036948) 2 03 53

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Römhild
Funktion. Historische Kirchenbibliothek.
Sammelgebiet. Theologie des 15. bis 17. Jhs.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benutzung nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erwünscht. - Busverbindung ab Hildburghausen. - A 4 (E 40), Ausfahrt Gotha, B 247 über Suhl nach Schleusingen, Landstraße über Hildburghausen nach Römhild. A 73 bis Bamberg, B 173 bis Breitengüßbach, B 279 nach Bad Königshofen, dann Landstraße. Parkplatz an der Kirche.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Graf Heinrich IV. von Henneberg erhielt 1274 das Land um Römhild. Er gilt als Gründer der Stadt Römhild, die 1321 erstmals urkundlich erwähnt wird. Die im Südwesten Thüringens im Grabfeld gelegene Ansiedlung sollte das Zentrum seines neuen Herrschaftsbereiches werden. Mitte des 15. Jhs bemühte sich Graf Georg I. von Henneberg-Hartenberg (1395-1465; reg. seit 1422) um die Gründung eines Kollegiatstiftes an der Römhilder Kirche, die am 18. Februar 1450 durch Bischof Gottfried von Würzburg zur Stiftskirche erhoben wurde. Aus diesem Anlaß wurde das Gotteshaus als dreischiffige gewölbte Hallenkirche neu erbaut. Das Römhilder Stift war die letzte Gründung von insgesamt elf Chorherrenstiften in Thüringen.

1.2 Während des hundertjährigen Bestehens des Stiftes entstand eine Bibliothek, über deren Umfang nichts Näheres bekannt ist. Die Römhilder Kirchenbibliothek überliefert zahlreiche Inkunabeln und Frühdrucke, bei denen es sich sehr wahrscheinlich um Bände aus der alten Stiftsbibliothek handelt. 1935 wurden die Inkunabeln für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke erfaßt (33 Titel). Bei der Revision von 1968/69 konnten noch weitere Inkunabeln ermittelt werden, ihre Zahl erhöhte sich auf 39. Stiftskirche

1.3 Als Ende des 15. Jhs die gräfliche Residenz in das Römhilder Stadtschloß verlegt wurde, diente die Stiftskirche als Hof- und Begräbniskirche. Der Reformator von Stadt und Stift Römhild war Mag. Adam Rüdiger (†1569), der 1546 durch Graf Berthold XVI. von Henneberg (†1549) nach Römhild berufen wurde. Mit der ersten sächsischen Visitation, die 1556 nach Römhild kam, fand die Geschichte des katholischen Stiftes ihren Abschluß. Das Kollegiatstift wurde aufgehoben, aus der Stiftskirche wurde die Hauptpfarrkirche der Stadt.

1.4 Die im Bibliotheksbestand noch vorhandenen 91 Drucke aus den Jahren 1501 bis 1556 stammen aus der katholischen Zeit. Die Visitatoren nahmen zwar an den päbstischen Büchertiteln Anstoß, doch wurden sie nicht ausgesondert. Die Bücherei sollte vielmehr in ihrem Wesen erhalten bleiben und jährlich durch reine Autoren ergänzt werden. Die Bücher aus der vorreformatorischen Zeit wurden in der Sakristei in einem in die Mauer eingelassenen Schrank separat aufbewahrt. Noch heute ist dies an den Signaturen erkennbar, die Feuchtigkeit des Aufbewahrungsortes hat vielen Büchern Schaden zugefügt.

1.5 Mit Hilfe der Einbandforschung konnte einiges über die Herkunft der Inkunabeln ermittelt werden, z. B. daß die Bibliothek aus mehr oder weniger zufälligen Stiftungen entstanden ist. Die Bücher wurden größtenteils im süddeutschen Raum gebunden. Aus dem Besitz des Humanisten, Philosophen und Dichters Jacobus Merstetter (1468/70-1521), eines Schülers von Jakob Wimpheling, sind 51 Schriften nachweisbar, die in Mainz, Speyer und Eßlingen gebunden wurden. 1530 vermachte Kilianus Mangolt, Vikar der jüngeren Sankt-Heinrichs-Pfründe im Dom zu Speyer, der Römhilder Kirche 14 in Ingolstadt und Heidelberg gebundene Bücher.

1.6 Mit Graf Berthold XVI. starb 1549 die Römhilder Linie aus, Land und Stadt fielen zunächst an Mansfeld, dann an die Ernestiner. Von 1570 bis 1633 gehörte Römhild zu Sachsen-Coburg. Am 21. Mai 1593 forderte der Coburger Herzog Johann Casimir (1564-1633; reg. seit 1586), der in Coburg eine Universität gründen wollte, den Amtmann Daniel Güttich auf, sämtliche alten juristischen Bücher in die Fürstlich Sächsische Ratsstube nach Coburg zu schicken. Das Übergabeprotokoll vom 15. August enthält 21 Nummern, darunter 9 Inkunabeln, die sich heute in der Landesbibliothek Coburg befinden. Vom Ende des 16. Jhs ist eine unvollständige Titelliste der Bibliothek überliefert (130 Nummern in Folio, 91 in Quart, 135 in Oktav und Duodez).

1.7 Im 17. Jh wurde der Bestand der Römhilder Bibliothek wieder vermehrt, was den Römhilder Superintendenten Nikolaus Rebhan (1571-1626; im Amt von 1600 bis 1605) und Noah Otto (1568-1629; im Amt seit 1605) zu verdanken ist. Otto, der zwischen 1605 und 1612 zahlreiche Werke erwarb, erlebte den verheerenden Stadtbrand von 1609, bei dem nur die Superintendentur und vier Häuser verschont blieben und viele Bücher beschädigt wurden.

1.8 Unter Herzog Heinrich (1650-1710; reg. seit 1680), einem Sohn Ernsts des Frommen, wurde Römhild Haupt- und Residenzstadt des kleinen Herzogtums Sachsen-Römhild, wodurch eine Phase des Aufschwungs einsetzte. Im Schloß Glücksburg bestand damals eine Fürstliche Bibliothek mit Schwerpunkten bei der historischen und mathematischen Literatur, die durch den Herzog, der in der Architektur, Mathematik und Mechanik bewandert war, ständig vermehrt wurde. Diese Sammlung gelangte nach dem Tod des Herzogs im Erbgang in die Herzogliche Bibliothek zu Gotha (s. Eintrag Forschungs- und Landesbibliothek 1.7).

1.9 Zwischen 1682 und 1692 erhielt die Stadtkirche einen barocken Hochaltar und eine Orgel. Auch die Kirchenbibliothek hatte in diesen Jahren wertvolle Zugänge zu verzeichnen. Die von Friedrich Lanckisch verfaßte Concordantiae Bibliorum Germanico-Hebraico-Graecae (Leipzig und Frankfurt 1677) schenkte Herzog Heinrich zu Sachsen, gefürsteter Graf zu Henneberg, am 23. Februar 1678 der Kirchenbibliothek. Im Bestand befindet sich außerdem die Ausgabe von 1688. Der aus Ungarn stammende Archidiakonus und Hofprediger Michael Höher (1625-1685) hinterließ der Stiftskirche seine Bibliothek. Um welche Bücher es sich handelte, ist nicht mehr festzustellen. Im 18. Jh kamen weitere Bibelausgaben, Gesangbücher und Agenden hinzu.

1.10 Die Makulaturforschung hat in Römhild wichtige Funde zu verzeichnen. 1935 fand Carl Wehmer zwei Fragmente einer Hs. aus dem 10. Jh und ein fast vollständiges Exemplar eines Inkunabel-Almanachs für 1496 (Pforzheim; GW 1504); der Erfurter Druck einer Ilmenauer Bergwerksordnung von 1509 ist das einzige bisher bekannte Exemplar. 1936 entdeckte Herbert Thoma fünf Bruchstücke einer bayerischen Novellen-Handschrift.

1.11 Die Bibliothek wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach ihren Standort. Zunächst war sie in der Sakristei aufgestellt, zeitweilig auf dem Speicher des Rathauses, in den dreißiger Jahren des 20. Jhs hinter dem barocken Hochaltar, danach wieder in der feuchten Sakristei. Der Bestand wurde bereits im 18. und 19. Jh nur noch sporadisch, im 20. Jh überhaupt nicht mehr vermehrt. Im Zuge der Restaurierung der Stiftskirche wurde die Sammlung 1966 auf deren südlicher Empore aufgestellt. Durch die vielen Umzüge war der Bestand in Unordnung geraten, so daß eine Revision unumgänglich war; sie wurde 1968/69 durchgeführt. Zwei Zettelkataloge (Standortkatalog und Alphabetischer Katalog) entstanden, die eine notwendige Ergänzung zu den bereits vorhandenen unübersichtlichen Verzeichnissen darstellen.

1.12 Die früheren Kataloge (s. u. 3.2) waren 1932/34 von Oberpfarrer Gerhard Lüdecke und Ende der fünfziger Jahre von dem Meininger Studienrat a. D. Johannes Müller erstellt worden. 1956 befaßte sich der Coburger Bibliothekar Friedrich Schilling (1903-1990) als einer der ersten gründlicher mit dem Bestand und machte auf den Wert der Sammlung aufmerksam, die eine authentische, für die Stadt- und Kulturgeschichte wichtige Quelle darstellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt 846 Titel, die alle vor 1900 erschienen sind. Davon entfallen 196 Titel (23,2 Prozent) auf das 16. Jh, 590 (69,7 Prozent) auf das 17. Jh, 50 (5,9 Prozent) auf das 18. Jh und 10 auf das 19. Jh. Hinzu kommen 39 Inkunabeln. 470 Titel (55,6 Prozent) sind deutschsprachig, 371 (43,9 Prozent) in Latein, 3 in Griechisch und 2 in Hebräisch.

2.2 Die zwischen 1470/74 und 1500 erschienenen Inkunabeln stammen aus Straßburg (10 Drucke), Basel (10), Nürnberg (6), Köln (3), Würzburg (3), Venedig (2) und aus Augsburg, Paris, Pforzheim und Vicenza (jeweils ein Titel). Ein Band ist ohne Ortsangabe. Die Augsburger Zainer-Bibel von 1475/76 (GW 4298) wurde im Kloster Seemannshausen bei Augsburg gebunden, eine Nürnberger Koberger-Bibel von 1478 (GW 4232) stammt aus der Werkstatt des Meisters der Bamberger Bibel B 36. Sie wurde 1503 durch Jacobus Schyppell aus Hildburghausen dem Kollegiatstift geschenkt. Systematische Übersicht 2.3 Bibeln und Bibelkommentare sind mit 103 Titeln im Bestand (12,2 Prozent; 16. Jh 19, 17. Jh 72, 18. Jh 10, 19. Jh 2); darunter ist das in der Offizin Plantin gedruckte Novum Testamentum Graece (Antwerpen 1572) in der Bearbeitung von Benito Arias (Benedictus Arias Montanus, 1527-1598). Die Biblia (Kassel 1601) wurde, wie aus der Einbandprägung hervorgeht, 1613 für J[ohann] C[asimir], H[erzog] z[u] S[achsen] G[otha] C[oburg] u[nd] B[erg] gebunden und gelangte danach in die Römhilder Kirche. 1607 kauften Noah Otto, der Landeshaupt- und Amtmann der Herrschaft Römhild Thomas Moll und der Stadtschreiber Johannes Werner eine Bibel, die 1603 bei Lorentz Seuberlich in Wittenberg erschienen war. Sie wurde später als Kroatenbibel berühmt, da sie der Überlieferung nach im Dreißigjährigen Krieg von einem Kroaten durch einen Säbelhieb beschädigt worden war. Die Frankfurter Bibel von 1606 wurde 1614 gebunden und von Noah Otto mit einem Gedicht auf den Stadtbrand von 1609 dem Rath zu Römhild gewidmet. Vorhanden sind außerdem Nürnberger Endter-Bibeln von 1652 und 1729, die von Abraham Calovius betreute Bibelausgabe (Frankfurt a. M. 1672-1676; Einband: K[irche] R[ömhild] 1684) sowie eine Kasseler (1701) und eine Tübinger Bibel (1729).

2.4 Luthers Schrift Die Propheten all Teutsch (Frankfurt a. M. 1580) ist mit handschriftlichen Glossen versehen. Nicolaus Selneccers Psalter Davids (Nürnberg 1564) wurde von dem Dresdner Stadtbuchbinder Brosius Faust gebunden. Heinrich Büntings Itinerarium Sacrae Scripturae (Magdeburg 1606), ebenfalls 1607 durch Noah Otto, Amtmann Moll und Stadtschreiber Werner für die Kirche gekauft, enthält auch Büntings Schrift Über das Buch Josua (Magdeburg 1606). Die beiden Foliobände der Osiander-Bibel (Frankfurt a. M. 1609) sind Bindearbeiten von Caspar Krafft d. J. in Wittenberg. Die Biblische Erklärung (Leipzig 1678-1681) von Johann Olearius wurde im Jahr ihres Erscheinens erworben.

2.5 Die Sammlung von Gebet- und Gesangbüchern umfaßt 25 Titel (3 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 18, 19. Jh 6). Das Römhilder Gesangbuch erschien unter dem Titel Römhildisches Güldenes Kleinod und ist in Ausgaben von 1723, 1760 und 1772 vorhanden.

2.6 Reformationsschriften sind mit 252 Titeln vertreten (29,8 Prozent; 16. Jh 114, 17. Jh 135, 18. Jh 3). Zwei Sammelbände enthalten Drucke aus den Jahren 1520 bis 1539, die sich größtenteils auf das nicht zustande gekommene Konzil zu Mantua beziehen. Weitere Titel sind Eynn Sermon vonn dem Ban (Leipzig 1520) und An die Radherrn aller stedte deutsches lands (Wittenberg 1524). Von der Jenaer deutschen Lutherausgabe (Jena 1555-1558; Reg.-Bd 1592) sind zwei Exemplare vorhanden, ebenso eine lateinische Lutherausgabe (Jena 1611-1612) und die Altenburger Lutherausgabe (Altenburg 1661-1664; Einband: Superintendentur Römhild 1665).

2.7 Das Corpus doctrinae Christianae, Das ist Summa der Christlichen lere (Jena 1570) wurde im Jahr des Erscheinens erworben. Aus Noah Ottos Besitz stammt die durch Matthäus Vogel herausgegebene Schatzkammer heiliger Göttlicher Schrifft (Tübingen 1591-1594). Luthers Colloquia oder Christliche nützliche Tischreden (Jena 1603) enthalten im Vorderdeckel das eingemalte Wappen von Sigmund Heinrich Truchseß von und zu Wetzhausen.

2.8 Häufig vertretene Autoren sind u. a. Aegidius Hunnius, dessen Opera Latinorum (Wittenberg 1607-1608) der Stadtschreiber Johannes Werner 1609 stiftete, Johann Gerhard, u. a. mit Locorum Theologicorum Tomus I-IX (Frankfurt und Hamburg 1657), Johann Conrad Dannhauer, u. a. mit Catechismus-Milch (Straßburg 1642-1673), und dessen berühmtester Schüler, Philipp Jacob Spener, z. B. mit seinem Hauptwerk Theologische Bedencken (Halle 1702).

2.9 An Predigten und Erbauungsschriften wurden 191 Titel erworben (22,6 Prozent; 16. Jh 6, 17. Jh 174, 18. Jh 11), darunter In Epistolas et evangelia dominicalia (Nürnberg 1558) von Hieronymus Weller. Die von Noah Otto verfaßte Kurtze Beschreibung Des erbärmlichen Brandts, dadurch gantz Römhild, in der Ring-Mauer ...verzehret worden (Coburg 1610) wurde bis ins 18. Jh hinein jährlich am Brandgedächtnistag verlesen. Vorhanden sind ein Wegweiser der Laien (Tübingen 1610) von Johann Hauber, Johann Gerhards Postilla (Jena 1613), Luthers KirchenPostill (Lüneburg 1637; Einband: Kirche Römhild 1688), Decisiones Mille et sex Casuum conscientiae (Erfurt 1648) von Ludwig Dunte (Reval), Johann Arndts Der gantze Catechismus (Frankfurt a. M. 1665), Sonderbare Predigten von unterschiedenen Materien (Frankfurt und Leipzig 1669) von Johann Conrad Dieterich, Johann Samuel Adamis (d. i. Misander) Cornucopiae (Dresden 1697-1699) und Ephraim Praetorius' Bibliotheca homiletica Oder Homiletischer Bücher-Vorrath (Leipzig 1698).

2.10 Unter den philosophischen Schriften (24 Titel; 16. Jh 5, 17. Jh 19) finden sich Michael Wendelers Practica Philosophia (Wittenberg 1647), Jacob Martins Vernunfftspiegel (Wittenberg 1618; Einband: Römhild 1620) und Der verfluchte Hoffart-Geist (Leipzig 1634) von Johann Greislau. Vorhanden ist weiterhin ein Christlicher einfältiger Unterricht Von Traurigkeit, Schwermuth und denen Hertzplagenden Gedancken (Ulm 1634) des Ulmer Predigers Ulrich Schmitt, mit dem beigebundenen Alten Spiegel (Ulm 1634) des Ulmer Superintendenten Johann Conrad Dieterich und dessen Discurs Von Allmusen (Ulm 1635).

2.11 Der Bereich Recht umfaßt 33 Titel (16. Jh 13, 17. Jh 15, 18. Jh 4, 19. Jh einer), darunter das Agend Büchlein für die Pfarrherren auff dem Land von Veit Dietrich (Nürnberg 1553 und 1569), eine mecklenburgische Kirchenordnung (Wittenberg 1554), Pfalzgraf Ottheinrichs Kirchenordnung (Nürnberg 1554) und die 1601 von dem Superintendenten Nicolaus Rebhan gekaufte Ordnung Herzog Augusts (Leipzig 1580). Die Agenda (Jena 1600) erwarb 1607 Noah Otto. Ein Christlicher Bericht Von Der Heb-Ammen oder Wehe-Müttern Ampt (Tübingen 1617) behandelt die Nottaufe. Weiterhin liegen vor ein Discurs, Vom Kriegs-Raub und Beutten ([Ulm] 1669) von Johann Conrad Dieterich, die Form Christlicher Vermahnung (Coburg 1669), die auch den hennebergischen Teil des Herzogtums Sachsen-Coburg einschloß, und Der kleine Catechismus Lutheri (Coburg 1678) mit Vermahnungen aus der Kirchenordnung.

2.12 Die Gruppe Geschichte und Kirchengeschichte (102 Titel, 12,1 Prozent; 16. Jh 28, 17. Jh 73, 18. Jh einer) enthält einige Flugschriften, z. B. die Newe zeytung von Kayserlicher Mayestat Kriegshandlung wider den König von Franckreych (o. O. 1536), eine Warhafftige neue zeittunge ... (o. O. 1536) und die Zeitung auß Ober-Osterreich ...Geschehen den 13. und 23. Septemb. 1626 (o. O.). Vorhanden sind ferner die Historien und Bücher (Straßburg 1587) des Flavius Josephus, denen die Fünff Bücher vom jüdischen Krieg [Straßburg 1578] des Hegesippus in der Übersetzung von Conrad Lautenbach beigebunden sind, und die KirchenHistori (Ingolstadt 1588) des Nicoforus Callistus, mit der beigebundenen Chronica (Frankfurt a. M. 1582) des Caspar Hedion und die Chronologia (Zerbst 1590) von Heinrich Bünting. Leipziger und Frankfurter Meßrelationen (Relationis Historicae semestralis Continuatio ...) sind aus den Jahren 1605 bis 1608 und von 1612 bis 1629 erhalten. Erwähnung verdient noch Die lustige Schau-Bühne (Nürnberg 1669-1673) von Erasmus Francisci.

2.13 Sprache, Literatur und Pädagogik sind mit 47 Titeln (5,5 Prozent; 16. Jh 11, 17. Jh 32, 18. Jh 3, 19. Jh einer) vertreten. Erasmus' Adagiorum Chiliades quatuor ist in zwei Baseler Ausgaben von 1517 und 1574 im Bestand, ebenso die von Giovanni Pierius Valeriano Bolzani (Bolzanus, 1477-1558) verfaßte Hieroglyphica sive de Sacris Aegyptiorum literis commentarii (Basel 1556) und die Versdichtung Rudolphottocarus: Austriaca tragoedia nova von Georg Calaminus (Straßburg 1594). Zwei Sammelbände mit Frankfurter und Leipziger Meßkatalogen sind aus den Jahren 1594 bis 1602 und 1604 bis 1620 vorhanden.

2.14 Die Gruppen Naturwissenschaften, Zeitschriften, Allgemeines umfassen insgesamt 69 Titel (8,1 Prozent; 17. Jh). Im Bereich Astronomie liegt ein Sammelband mit Abhandlungen über den Kometen von 1680/81 vor, darunter von Erhard Weigel Himmels-Zeiger (Jena 1681) und andere Schriften, sowie Johann Schultz' Coelum planetarum, Das ist Planeten Himmel (Göttingen 1680), Gottfried Büttners Naturmäßiger Bericht von Cometen insgemein (Altenburg 1681), Georg Samuel Virlings Der wackere Stab des Herrn (Erfurt 1681) und weitere Titel.

2.15 An Zeitschriften sind nur einige Bände der Leipziger Acta eruditorum im Bestand. Die Jahrgänge 1682 bis 1684 und 1685 bis 1687 wurden 1690 bzw. 1692 übernommen. Das WetterGlöcklin (Tübingen 1607), ein Hausbuch, verfaßte Johann Schopff.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog [in Zettelform; nach PI, Kurztitelaufnahmen]

Standortkatalog [in Zettelform, nach Formaten getrennt]

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Stiftsbücherei von Oberpfarrer Gerhard Lüdecke. 1932/34 [in Listenform; nach hauseigenen Regeln]

Katalog der Bücherei der Stiftkirche St. Marien in Römhild. Von Johannes Müller, Meiningen. Abgeschlossen am 31. Oktober 1960 [in Listenform; 14 Sachgruppen]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Pfarrarchiv Römhild: 5/2 [enthält u. a. Bruchstück eines Kataloges von 1593]

Bayerisches Staatsarchiv Coburg, Hausarchiv: A I 28 b 3aa, Nr. 18

4.2 Darstellungen

Schilling, Friedrich: Die Bücherei der Stiftskirche St. Marien in Römhild und der Untergang der ältesten Coburger Bibliotheken. Ein vergleichender Beitrag zur hennebergisch-altcoburgischen Bibliotheksgeschichte. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 4 (1959) S. 209-254

Marwinski, Felicitas; Marwinski, Konrad: Eine alte Kirchenbibliothek. In: Glaube und Heimat 23 (1968) Nr. 46 vom 17. November, S. [2]

Marwinski, Felicitas: Verborgene Kostbarkeiten. Funde in der Römhilder Kirchenbibliothek. In: Glaube und Heimat 24 (1969) Nr. 24 von 15. Juni, S. [2]

Schilling, Friedrich; Marwinski, Felicitas; Marwinski, Konrad: Die Stiftskirchen-Bibliothek in Römhild. In: Coburger Tageblatt (1971) Nr. 23 vom 29. Januar, S. 11. - Wiederabdruck in: Zeugnisse wissenschaftlicher Nachbarschaftsarbeit 1951-1971. Coburg 1971, S. 56-58

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Marwinski, Felicitas; Marwinski, Konrad: 500 Jahre Kirchenbibliothek Römhild. In: Aus zwölf Jahrhunderten. Berlin 1971, S. 143-168 [Liste der Inkunabeln: S. 144-148; Drucke von 1501 bis 1556: S. 150-158]

Menhardt, Hermann: Der Stricker und der Teichner. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 84 (1962) S. 266-295

Naumann, Robert: Vermächtnis des Canonicus Johann Heuschreck an die Collegiatkirche und Kirchenbibliothek zu Römhild [im Jahre 1474]. In: Serapeum. Intelligenz-Blatt 24 (1863) S. 113-114

Stand: Oktober 1997

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.