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Studienbücherei der Egerländer

Adresse. Egerland-Kulturhaus, Fikentscher-Str. 24, 95615 Marktredwitz [Karte]
Telefon. (09231) 3907

Unterhaltsträger. Bund der Eghalanda Gmoin e. V.
Funktion. Spezialbibliothek zur Förderung der Heimatforschung über das Egerland und der Kulturarbeit der Eghalanda Gmoin.
Sammelgebiete. Literatur über das Egerland und Gesamtböhmen, insbesondere Bäderliteratur; Egerländer Schriftsteller.

'Benutzungsmöglichkeiten.
'Benutzung nur nach vorheriger Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (15 Minuten). A 9, Ausfahrt Dreieck Bayreuth-Kulmbach, B 303.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge der Studienbücherei der Egerländer gehen auf 1945, das Jahr der Vertreibung der Sudetendeutschen, zurück. Über die mit einfachsten Mitteln hergestellten " Rundbriefe", die Vorläufer der jetzigen Zeitschrift Der Egerländer, nahm Dr. Alois Bergmann (1903-1982) Kontakt zu vertriebenen Heimatkundlern auf. Er bat um Mitteilung, wo sich Egerländer Schrifttum erhalten hatte, und erwirkte, wo möglich, dessen Überlassung. Bei der Schriftleitung der Zeitschrift sammelte sich so ein kleiner Bestand heimatkundlicher Literatur an. Diesen übernahm Dr. Heribert Sturm (1904-1981), bis 1945 Egerer Stadtarchivar und späterer Direktor des Amberger Staatsarchivs.

1.2 Den planmäßigen Bestandsaufbau leistete ab 1953 Prof. Lois Eißner (1913) in Amberg, bis heute ehrenamtlicher Leiter der Bücherei. Aus Mitteln des Kulturfonds der Egerländer und mit Geldspenden erwarb er volkskundliche Literatur, Kreis- und Ortsgeschichten des Egerlandes, insbesondere Bäderliteratur, später Schrifttum zum gesamtböschen Raum. Besonderes Augenmerk wurde auf Literatur des 16. Jhs gelegt, da die Reformation sowie der zu jener Zeit einsetzende Bergbau einschneidende Veränderungen in kultureller, religiöser, siedlungsgeschichtlicher, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht für das Egerland brachten. Trotz der oftmals mühevollen Suche in Antiquariaten und der knappen Geldmittel verdoppelte sich der Bestand zwischen 1955 und 1959 von 744 auf 1546 Bde, 1964 betrug er 2415 Bde.

1.3 Die Bibliothek war zu Beginn im Keller des Staatsarchivs Amberg untergebracht, später im evangelischen Pfarrhaus bei Dr. Alfred Eckert. Erst 1972 konnte ein eigener Raum im Egerland-Kulturhaus in Marktredwitz bezogen werden. Die Verwaltung obliegt aber weiterhin der Eghalanda Gmoi Amberg. Neben Ankäufen wurde der Bestand auch immer wieder durch Schenkungen und Nachlässe vermehrt. Geschlossene Sammlungen befanden sich nicht darunter.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Da ein Systematischer Katalog fehlt, folgt die Beschreibung größeren Sachgruppen, die teilweise aufgrund der im Sachregister der gedruckten Kataloge verwendeten Begriffe gebildet wurden. Genaue Umfangsangaben der Sachgruppen sind nicht immer möglich.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Ausgezählt wurde anhand des Alphabetischen Kataloges. Bei einem Gesamtumfang von ca. 6000 Bdn entfallen 587 Titel auf den historischen Bestand. Aus dem 16. Jh stammen 19 Titel (davon 11 Nachdrucke), aus dem 17. Jh 18 (davon 2 Nachdrucke), aus dem 18. Jh 65 und aus dem 19. Jh 485 (83 Prozent). 90 Prozent des Bestandes (531 Titel) sind deutschsprachig. Lateinisch liegen 38 Titel vor (je 4 aus dem 16. und 17. Jh, 15 aus dem 18. Jh und 16 aus dem 19. Jh), Französisch 8 und Tschechisch 5. Je ein Titel ist englisch, italienisch, schwedisch und zweisprachig.

Systematische Übersicht

2.3 Sammelschwerpunkte sind Geographie und Landeskunde des Egerlandes. Zum gesamtböschen Raum sind vorhanden Johann G. Sommers Das Königreich Böhmen, statistisch-topographisch dargestellt (Prag 1833-1849), Jaroslaus Schallers Topographie des Königreichs Böhmen (Prag u. a. 1785-1789) und, als Faksimile, Merians Topographia Bohemiae (Frankfurt 1650). Daneben finden sich speziell auf das Egerland bezogene Darstellungen, so von Caspar Brusch, Des Vichtelbergs ... gründtliche beschreibung (1542, Fotokopie), sowie zu den angrenzenden Gebieten Erzgebirge und Vogtland. Nur wenig ist zu Oberfranken und zur Oberpfalz vorhanden. Der Bestand zum bösch-mährisch-schlesischen Raum umfaßt 8 historische Titel.

2.4 Großen Anteil haben Ortsbeschreibungen und -geschichten, u. a. zu Eger, Elbogen, Asch, Joachimsthal, Königswart, Pilsen und Schlaggenwald. Bezirkskunden (den heutigen Kreisen entsprechend) liegen für Asch, Eger, Falkenau, Graßlitz, Neudek, Plan, Tachau, Karlsbad, Luditz, Mies und Bischofteinitz vor, Kunsttopographien für Elbogen, Marienbad, Mies, St. Joachimsthal und Tepl. Von etwa 1720 stammt eine Topographie mit Kupferstichen zahlreicher böscher Städte. Zur Geologie Böhmens und einzelner Landstriche sind ca. 10 Titel vorhanden. Erwähnt sei außerdem die Sammlung gemeinnütziger Vorträge, hrsg. vom Deutschen Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag (1871-1902), die eine Vielzahl historisch-geographisch-landeskundlicher Aufsätze zu Böhmen enthält.

2.5 Einen Schwerpunkt innerhalb der Ortsbeschreibungen bildet die Literatur zu den Bädern Karlsbad, Marienbad und Franzensbad, bis auf einige Titel zu Karlsbad überwiegend aus dem 19. Jh. Etwa 70 Werke sind zu Karlsbad vorhanden, als ältestes Matthias Sommers Von dem heilsamen Gebrauch des Kaiser Carls Warmbad (Nürnberg 1580), weiterhin Clemens Stephanis Erbärmliche und erschröckliche Newe Zeitung der vor unerhörten jämmerlichen Wassernoth so sich ... in Keiser Carls Bad ... zugetragen (Nürnberg 1582, Fotokopie), Johann Christoph Strauß' Beschreibung des Carls-Bades (Leipzig 1695) und die Neue Abhandlung vom Karlsbade des berühmten Karlsbader Badearztes David Becher (Prag 1772).

2.6 Franzensbad ist mit etwa 30 Titeln vertreten. Frühe Erwähnung findet der Egerer Sauerbrunnen in Johann Christoph Treuners Scledacrene seu acidulae Egranae (Rudolstadt 1681) sowie in Johann Christoph Ettners Gründliche Beschreibung des Egerischen Sauer-Brunns (Eger 1701). Von Dr. Bernhard Adler, dem Gründer des Kurortes Franzensbad, ist seine Dissertation De acidulis Egranis ( Wien 1782) vorhanden. Literatur zu Marienbad stammt fast ausschließlich aus dem 19. Jh, mit Ausnahme von Johann Baptist Zauschners Dissertation De clementis et viribus medicis trium aquarum mineralium Teplensium (Prag 1766). Listen der Kurgäste sind von Karlsbad (1821) und Marienbad (ab 1827, fast vollständig) vorhanden. Einzelne Titel behandeln die Badeaufenthalte Goethes, Schillers und Beethovens.

2.7 Aus dem Bereich Quellen und Darstellungen zur Geschichte Böhmens und des Egerlandes seien erwähnt Paul Stranskys Staat von Böhmen, übersetzt von Ignaz Cornova (Prag 1792-1803), Franz Martin Pelzels Geschichte der Böhmen (Prag 1817) und Franz Palackys Geschichte von Böhmen (Prag 1844-1867). Den deutschen Anteil an der Geschichte Böhmens stellt Ludwig Schlesingers Geschichte Böhmens (Prag u. a. 1869) heraus. Auch zu Einzelthemen wie Hussitenkrieg und Dreißigjährigem Krieg ist Literatur vorhanden.

2.8 Da aufgrund der politischen Situation bis 1990 kein Zugang zu Archiven des Egerlandes bestand, wurden verstärkt Quellenpublikationen angeschafft, u. a. Josef Emlers Decem registra censuum bohemica compilata aetate bellum husiticum praecedente (Prag 1881), Ludwig Schlesingers Das Urkundenbuch der Stadt Saaz (Prag u. a. 1892) und Berthold Schmidts Urkundenbuch der Vögte von Weiden, Gera und Plauen (Jena 1892). Für die alte Reichsstadt Eger und das engere Egerland sind Heinrich Gradls Monumenta Egrana (Eger 1886) grundlegend. Einzelne Titel befassen sich mit Wappen- und Münzkunde.

2.9 Etwa 50 Titel sind dem Bereich Religionsgeschichte und Kirche zuzuordnen. Neben Reformation und Gegenreformation wird vor allem die Geschichte einzelner Kirchen, Klöster und Stifte behandelt, z. B. Chotieschau, Kladrau, Maria Kulm und Tepl, aber auch die Erzdiözese Prag. Von 1522 stammt eine Gottesdienstordnung aus Elbogen. Gesammelt werden auch die Werke theologischer Schriftsteller und Prediger des Egerlandes, darunter die Bergpostilla oder Sarepta des Joachimsthaler Reformators Johann Mathesius (Nürnberg 1587).

2.10 Aus dem 17. Jh sind vertreten Werke von Philippus Hartung und M. Wilhelm Anton von Greiffenbach, aus dem 18. Jh Johannes Matthaeus Lorentz, aus dem 19. Jh Johann Emanuel Veith. Wenige Titel liegen zu Johannes von Nepomuk vor, darunter die Verteidigungsschrift des gebürtigen Egeraners Johann Thomas Adalbert Berghauer, Apologia oder Schutz-Schrift für den heiligen Joanne Nepomuceno (Dillingen, um 1730). Einzelne Gebet- und Gesangbücher sowie Textausgaben des Egerer Fronleichnamsspiels (Tübingen 1881) und der vorlutherischen deutschen Bibelübersetzung des Codex Teplensis (Augsburg u. a. 1884) runden den Bestand ab.

2.11 Die ca. 30 Titel zu Wirtschaft und Recht haben ihren Schwerpunkt bei Bergbau, Geschichte der Bergwerke und Bergrecht (15 Titel). Genannt seien Johann Thaddäus Anton Peithner von Lichtenfels' Versuch über die natürliche und politische Geschichte der böschen Bergwerke ( Wien 1780) und, als grundlegendes Werk, Kaspar Sternbergs Umrisse einer Geschichte der böschen Bergwerke (Prag 1836-1837). Zum Bergrecht liegen vor eine Geordnete und gebesserte Zinbergkwerks-Ordnung der Bergkstedt Schlackenwalden (Zwickau 1584) und aus dem 17. Jh 2 Werke von Sebastian Span, Sechshundert Bergk-Urteil (Zwickau 1636) und das Speculum iuris metallici oder Berg-Rechts-Spiegel (Dresden 1698). Ebenfalls vertreten sind Literatur zur Geschichte der böschen Industrie und Darstellungen einzelner Industriezweige (Textil, Porzellan, Glas) sowie einige Titel zu Handel, Landwirtschaft und Verkehrswesen.

2.12 Die Schöne Literatur über das Egerland und die Ausgaben Egerländer Autoren umfassen ca. 40 Titel. Mehrfach vertreten sind Johann Maior, Caspar Bruschius (16. Jh) sowie der Komödienautor Clemens Stephani (18. Jh). Sagen, Märchen und Mundartdichtung umfassen 10 Titel. Zur Volkskunde liegen nur wenige Werke vor, u. a. zu Tracht, Lied und Tanz. Nennenswerte Autoren sind Josef Hofmann, Alois John und Michael Urban.

2.13 Fortlaufende Sammelwerke umfassen 20 Titel (einer mit Erscheinungsbeginn im 18. Jh), überwiegend zu Geschichte und Landeskunde. Unter den Jahrbüchern und Kalendern (5 Titel) sind fast vollständig das Egerer Jahrbuch (1871 ff.) und das Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus (1880 ff.) vorhanden. Von den oft nur in Einzeljahrgängen vorliegenden Zeitschriften und Zeitungen (10 Titel) seien genannt der Egerer Anzeiger (1848 ff.), die Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Deutschen in Böhmen (1865 ff.) und Unser Egerland (1897 ff.). Jahresberichte sind für die Gymnasien in Eger (1795 ff.), Mies (1872 ff.), Pilsen (1876 ff.), Plan (1898 ff.) sowie für die Realschule in Pilsen (1884 ff.), meist unvollständig, vorhanden.

2.14 Die Graphiksammlung enthält ca. 300 Blatt, überwiegend Städteansichten mit Schwerpunkt bei Karlsbad, Marienbad und Franzensbad. Im Bestand sind außerdem zahlreiche vom Militärgeographischen Institut Wien herausgegebene Karten und Pläne. Erwähnung verdient eine Carte von Ertzgebürgischen Creysse in Churfurstenthum Sachssen ... (Amsterdam 1725).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, unvollständig; nach hauseigenen Regeln]

Sachkatalog [in Zettelform, unvollständig]

Katalog der Egerlandbücherei des Bundes der Egerländer Gmoin e. V. Bearb. von Lois Eißner. Hrsg. vom Kulturfonds der Egerländer, Sektion Bayern im Selbstverlag der Egerlandbücherei.

Stand nach dem 1. Oktober 1956. Amberg [1956]

Stand nach dem 31. Dezember 1960. Amberg [1961]

2. Nachtrag. Bücherbestand am 30. Juni 1971. Amberg [1971]

3. Nachtrag. Bücherbestand am 31. Jänner 1978. Marktredwitz [1978]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Eißner, Lois: Die Egerlandbücherei. In: Festschrift zum 10-jährigen Bestand der Eghalanda Gmoi z Amberg (1950-1960). Amberg 1960, S. 16

Eißner, Lois: Die Arbeitsleistung der Amberger Gmoi für die Egerlandbücherei. In: Festschrift zum 40jährigen Bestehen der Eghalanda Gmoi z'Amberg. Amberg 1990, S. 20-21

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Eißner, Lois: Die Studienbücherei der Egerländer in Amberg. In: Festschrift zum 15-jährigen Bestand der Egerländer Gmoi z'Amberg. Amberg 1965, S. 15-19

Stand: Mai 1993

Lois Eißner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.