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Jihoceské muzeum - knihovna

Südböhmisches Museum - Bibliothek


Adresse. Dukelská 1, 370 00 Ceské Budejovice
Telefon. (038) 731 15 28-9
'Telefax.' (038) 564 47
e-mail. [muzeumcb@cb.cesnet.cz]
'Internet.' http://www.cbvkcz/muzeum.html

Unterhaltsträger. Ministerstvo kultury Ceské republiky [Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik]
Funktion. Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Literatur zu und aus Südböhmen.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Lesesaal: Mittwoch und Donnerstag: 9-11.30 Uhr und 12-17 Uhr, Freitag 9-11.30 Uhr und 12-14 Uhr. Leihverkehr: nationaler Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. - Vom Hauptbahnhof Trolleybus (Linien 2, 3) oder Busverbindung (Linie 10) bis Haltestelle Senovázné námestí. - Parkmöglichkeiten vor dem Museum.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1877 wurde in Ceské Budejovice ein Stadtmuseum gegründet mit der Aufgabe, Dokumente zur Geschichte der Stadt zu sammeln. Die Sammlungen wurden vor allem durch Spenden der Bürger erweitert und wiesen ursprünglich einen heimatkundlichen Bestandsschwerpunkt auf. Später wurde eine Abteilung für Kunstgewerbe eingerichtet, die die Entwicklung der handwerklichen und industriellen Produktion ortsansässiger Betriebe dokumentierte. In den Jahren 1899 bis 1901 wurde für das Museum ein eigenes Gebäude errichtet. Nach 1918 erweiterte sich das Sammelgebiet auf die Region um Ceské Budejovice und auf die Ethnographie. 1929 übernahm das Museum aus den Sammlungen des Diözesanmuseums in Budweis etwa 2500 Inventarnummern, darunter ca. 800 Bücher. Nach 1949 erweiterte sich das Sammelgebiet des Museums wiederum, dieses Mal auf die gesamte Region Südböhmen. Infolgedessen kam es zur Änderung des Namens in Heimatkundliches Museum des Kreises Südböhmen [Krajské vlastivedné muzeum], ab 1961 dann in Südböhmisches Museum. Nach und nach wurden die Sammlungen kleinerer aufgehobener Heimatmuseen wie die aus Dolní Bukovsko [Unter-Bukowsko], Trhové Sviny [Schweinitz], Lišov [Lischau] und Trebon [Wittingau] sowie die Pfarr- und Dechaneibibliothek der St. Nikolaus-Kathedrale in Ceské Budejovice inkorporiert.

1.2 Seit seiner Gründung sammelt das Museum Bücher, die in der sogenannten Hauptbibliothek aufgestellt wurden. 1945 umfaßte sie ca. 2500 Bde. In den Nachkriegsjahren erhielt das Museum aus aufgelösten Institutionen eine beträchtliche Anzahl von Drucken, so daß eine Reorganisation der Bibliothek in den Jahren 1953 bis 1959 notwendig wurde. Ein selbständiger Bestand regionaler Literatur wurde gegründet, der Werke südböhmischer Autoren und die Produktion regionaler Verlage und Druckereien vereinte. Der Bestand Alter Drucke wurde mit Werken aus der Zeit der tschechischen Nationalen Wiedergeburt ergänzt. Nach 1980 wurde die ältere Literatur aus regionaler Produktion (bis ca. 1850) aus Platzmangel in die Hauptbibliothek umgeordnet, der jüngere Teil kam in die Handbibliothek, so daß die Sondersammlung regionaler Literatur damit aufgehoben wurde. Bereits seit 1918 war nach und nach eine Handbibliothek für den Gebrauch der Mitarbeiter des Museums aufgebaut worden, in der Fachliteratur zu den im Museum vertretenen Sammelgebieten ständig ergänzt wird. Sie steht Museumsmitarbeitern und der Öffentlichkeit als Präsenzbibliothek zur Verfügung.

1.3 Die Bibliothek des in Budweis 1890 gegründeten Diözesanmuseums entstand auf Initiative des Kanonikus Monsignore Adolf Rodler (1843-1912). Seit 1895 wurde sie vom Museumsverein der Diözese verwaltet. Etwa 800 Bde kamen in die Bibliothek, vorwiegend als Spenden oder langfristige Leihgaben aus südböhmischen Pfarren und Kirchen. Als das Diözesanmuseum und der Museumsverein seine Tätigkeit 1929 einstellten, wurden seine Sammlungen und seine Bibliothek dem damaligen Stadtmuseum übergeben. Die Bibliothek wurde als gesonderte Abteilung aufgestellt (s. u. 2.4). Südböhmisches Museum

1.4 Die historische Pfarr- und Dechaneibibliothek der St. Nikolaus-Kathedrale entstand wahrscheinlich bereits zu Beginn des 15. Jhs durch Spenden und Nachlässe der Priester. Ihre ursprünglichen Bestände oder historischen Bestandsverzeichnisse aus dieser Zeit sind nicht mehr erhalten. Zu Beginn des 16. Jhs kam es durch die Nachlässe des Priesters Dr. Václav Fabri (†1518) und des Kaplans Jan Kalschinger (†1525) zu einer bedeutenden Erweiterung der Bibliothek. Im Verlauf des 16. und zu Beginn des 17. Jhs wurden die Bestände weiterhin vornehmlich durch Schenkungen und Nachlässe vermehrt; nach dem großen Brand in Ceské Budejovice, der auch die St. Nikolaus-Kathedrale betraf, stagnierte die Bibliotheksarbeit. Damals umfaßte der Bestand ca. 380 Bde, von denen heute noch 214 erhalten sind. Die wirtschaftliche Krise nach dem Dreißigjährigen Krieg erlaubte für viele Jahrzehnte keine Bestandserweiterung mehr. Erst nach 1800 tstand an der Dechanei eine neue Handbibliothek, die vorwiegend zeitgenössische religiöse Literatur vom Ende des 18. Jhs und aus der ersten Hälfte des 19. Jhs für den praktischen Gebrauch der Priester sammelte.

1.5 Im Jahre 1840 begann Kaplan Antonín Krejcí (1812-1872) mit der Bearbeitung und Neusignierung der Bestände; sein Katalog ist jedoch nicht erhalten geblieben. Aus den von ihm vergebenen Signaturen läßt sich aber erschließen, daß es später zu weiteren Bücherverlusten kam, wahrscheinlich durch die Ausgliederung der als veraltet angesehenen Literatur. Andere nicht gebrauchte Bücher wurden auf den Dachboden des Dechaneigebäudes ausgelagert und erst 1934 durch den neuen Dechanten Monsignore Václav Repa (1872-1948) wiederentdeckt. Die Sammlung umfaßte damals 306 Titel in 206 Bdn, zum Teil in schlechtem Erhaltungszustand. Nach 1960 wurde der alte Teil der Pfarr- und Dechaneibibliothek dem Südböhmischen Museum übergeben, der Rest verblieb bei der Kathedrale (vorwiegend theologische Bestände aus dem 18. und 19. Jh). Der damalige Direktor des Museums, Dr. František Matouš (1895-1970), führte eine Neukatalogisierung und einen Abgleich mit den bei Krejcí verzeichneten Beständen durch (s. u. 3.1).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bestände der Museumsbibliothek (insgesamt 66.754 Bde) gliedern sich in 4 separat aufgestellte Abteilungen und eine Sondersammlung: die Hauptbibliothek, die Diözesanbibliothek, die Pfarr- und Dechaneibibliothek und die Handbibliothek. Die Hauptbibliothek umfaßte Ende 1994 etwa 6400 Bde, darunter 6 Inkunabeln, 2998 Alte Drucke (davon 641 Bde aus dem 16. Jh, 975 aus dem 17. Jh und 1372 aus dem 18. Jh) und 3406 Bde aus dem 19. Jh. Die Bibliothek des ehemaligen Diözesanmuseums ist mit 802 Bdn kleiner; darunter finden sich 18 Inkunabeln, 254 Alte Drucke und 416 Bde des 19. Jhs; der Rest stammt aus dem frühen 20. Jh. Die Pfarr- und Dechaneibibliothek ist vom Umfang her die kleinste, enthält jedoch 123 Inkunabeln in 93 Bdn und 97 Drucke aus dem 16. Jh. Die Handbibliothek umfaßt 46.087 Bde, vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs und aus dem 20. Jh. Des weiteren besitzt die Bibliothek Bestände aus dem 20. Jh (ca. 9500 Bde). Hinzu kommt eine Sondersammlung von Wallfahrtsliedern und Jahrmarktsdrucken mit ca. 3500 Drucken aus dem 18. und 19. Jh.

2.2 In der Hauptbibliothek liegen 3145 Bde in deutscher Sprache, 1888 Bde in tschechischer, 1152 Bde in lateinischer und 108 Bde in französischer Sprache vor. Nur vereinzelt sind italienische, spanische, englische, polnische, griechische oder hebräische Werke vertreten. Die deutschsprachigen Drucke stammen aus Druckereien in Deutschland und Böhmen. In der Bibliothek des Diözesanmuseums liegen 496 lateinische Bde und 248 tschechische Bde vor; deutschsprachige Drucke sind mit 58 Bdn in der Minderzahl. Die Pfarr- und Dechaneibibliothek besitzt vorwiegend lateinischsprachige Drucke. Ihre Inkunabeln sind ausschließlich lateinisch, davon sind 35 in Nürnberg gedruckt, 28 in Straßburg, 26 in Basel, 11 in Hagenau und 7 in Leipzig. In der Handbibliothek sind die historischen Bestände bis 1918 in deutscher oder tschechischer Sprache erschienen.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bestände der Hauptbibliothek sind inhaltlich breit gefächert. Besonders erwähnt sei eine Sammlung deutscher Gelegenheitsdrucke vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges mit Zeitungen, Berichten und Flugblättern aus der Zeit von 1618/19. Einige Alte Drucke stammen aus dem ehemaligen Piaristengymnasium und den Budweiser Mittelschulen, darunter klassische Literatur und theologische Werke. Interessant sind eine Sammlung aus der tschechischen Schulbibliothek des bischöflichen Seminars in Ceské Budejovice aus der ersten Hälfte des 19. Jhs und eine Sammlung aus der Philosophenanstalt. Beide haben bemerkenswerte Bestände aus der Zeit der Nationalen Wiedergeburt, darunter u. a. Belletristik mit Prosa, Poesie und Dramen. 503 Bde stammen aus dem Stadtmuseum in Milevsko [Mühlhausen], in das 1949 die Bestände aus dem aufgehobenen Prämonstratenserkloster in der Stadt eingegangen waren. Sie umfassen viele Meßbücher, Missale, Graduale und Predigtsammlungen. Aus dem Schloß Radenín [Radenin] im Bezirk Tábor erhielt die Bibliothek des Südböhmischen Museums 1977 etwa 454 Bde, zumeist aus dem 19. Jh. Dieser Bestand ist inhaltlich breit gefächert und dokumentiert die Leseinteressen des deutschsprachigen Landadels in der ersten Hälfte des 19. Jhs. Kleinere Schwerpunkte lassen sich bei der Philosophie, Geschichte und anderen Geisteswissenschaften ausmachen. Vorhanden ist u. a. die Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1818 ff.)

2.4 Der Bestand der Bibliothek des Diözesanmuseums ist inhaltlich heterogen, hat aber einen deutlichen theologischen Schwerpunkt. Die Inkunabeln mit theologischem Inhalt stammen aus mitteleuropäischen Druckereien, z. B. aus Basel, Bamberg, Leipzig, Würzburg, aber auch aus Plzen [Pilsen] und Prag. Unter den Drucken des 16. bis 18. Jhs überwiegt inhaltlich ebenfalls die Theologie. Unter den jüngeren Drucken finden sich religiöse und liturgische Schriften, aber auch die literarischen Werke der Priester aus der Budweiser Diözese.

2.5 Die Pfarr- und Dechaneibibliothek der St. Nikolaus-Kathedrale weist eine vorwiegend theologische Bestandszusammensetzung auf. Unter den Drucken befinden sich vor allem mehrbändige kommentierte Bibelausgaben vom Ende des 15. Jhs und vom Beginn des 16. Jhs, darunter eine deutsche Ausgabe, ferner liturgische Werke, Postillen, Predigtsammlungen, Heiligenviten u. a. Vorhanden ist eine große Anzahl polemischer Traktate gegen die Lutheraner und weitere Reformbewegungen. Ihre Anschaffung geht auf die aus reformierten Gebieten in Sachsen und dem Erzgebirge stammenden Bergleute im nahen Erzfördergebiet Rudolfov [Rudolfstadt] zurück.

2.6 Weltliches Schrifttum betrifft größtenteils die Naturwissenschaften und die Mathematik. Werke der Astronomie, Mathematik und Medizin sind ebenfalls vertreten; einige stammen aus dem Nachlaß von Dr. Václav Fabri aus Ceské Budejovice, Professor und Rektor der Universität in Leipzig. Auf seinen Besitz geht auch die gedruckte Prüfungsordnung der Bakkalaureus- und Magisterprüfungen an der Fakultät der freien Künste in Leipzig aus dem Jahr 1503 zurück.

Sondersammlung

2.7 Die Bibliothek besitzt eine Sondersammlung von Wallfahrtsliedern und Jahrmarktsdrucken (ca. 3500 Drucke). Es handelt sich um tschechische und deutsche Kleindrucke aus dem 18. und 19. Jh, von denen ein Großteil in Jindrichv Hradec [Neuhaus] und Príbram [Pribram] gedruckt wurden. Eine geringere Anzahl stammt aus Österreich. In den Wallfahrtsliedern werden Heilige und kirchliche Ereignisse besungen. Themen der Jahrmarktsdrucke sind vorwiegend Naturereignisse, Katastrophen, tragische Begebenheiten und Verbrechen. Der Anteil deutscher Drucke macht hier etwa ein Viertel aus. Zur Sammlung existieren verschiedene Verzeichnisse (s. u. 3.1).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Zuwachskataloge der Hauptbibliothek

[2 Bde; mit Vermerken zu Druckern, Verlegern, Akquise oder Provenienz; seit 1998 werden die Bestände mit EDV katalogisiert]

Verzeichnis der Alten Drucke in der Hauptbibliothek

[Bandkatalog; aus den fünfziger Jahren des 20. Jhs]

Zugangsverzeichnis der Bibliothek des Diözesanmuseums [Bandkatalog]

Verzeichnis der Pfarr- und Dechaneibibliothek

[mschr.; bearbeitet von František Matouš; I. Inkunabeln, II. Alte Drucke, III. Handschriften]

Katalog der Pfarr- und Dechaneibibliothek

[1975 erschienen]

Verzeichnisse der Wallfahrtslieder und Jahrmarktsdrucke

[Verzeichnisse nach Titeln, Liednummern, für Wallfahrtslieder auch nach Heiligen]

Die Bestände sind in der Bibliographie der gedruckten fremdsprachigen Bohemica aus den Jahren 1501-1800, die als Datenbank in der Hauptbibliothek der Akademie der Wissenschaften in Prag ausgearbeitet wird, verzeichnet.

3.2 Historischer Katalog

Katalog des Museumsarchivs

[in Bandform]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Matouš, František: Predbreznové Ceské Budejovice a Ceské muzeum. Príspevek k dejinám dvou ceských knihoven [Das vormärzliche Budweis und das Tschechische Museum. Ein Beitrag zur Geschichte zweier tschechischer Bibliotheken]. In: Sborník Národního muzea v Praze, rada A - historie [Sammelband des Nationalmuseums in Prag, Reihe A - Geschichte] 22 (1968) Nr. 4, S. 177-205

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Matouš, František: Soupis prvotisk z ceskobudejovických knihoven [Verzeichnis der Inkunabeln aus den Budweiser Bibliotheken]. In: Zpráva o cinnosti Mestského musea v Ceských Budejovicích za léta 1932-1933 [Bericht über die Tätigkeit des Städtischen Museums in Budweis in den Jahren 1932-1933]. Ceské Budejovice 1934 vspace4pt

Matouš, František: Soupis prvotisk z ceskobudejovických knihoven, Cast II. Stará farní (pozdeji dekanská) knihovna v Ceských Budejovicích [Verzeichnis der Inkunabeln aus den Budweiser Bibliotheken. Teil II. Die alte Pfarr- (später Dechanei-)

bibliothek in Ceské Budejovice]. In: Sborník Národního muzea v Praze, rada C - Literární historie [Sammelband des Nationalmuseums in Prag, Reihe C - Literaturgeschichte] 20 (1975) Nr. 3, S. 9-154

Pletzer, Karel: Stredoreký astronom dr. Václav Fabri z Budejovic [Der mittelalterliche Astronom Dr. Václav Fabri aus Ceské Budejovice]. In: Jihoceský sborník historický [Südböhmischer historischer Almanach] 37 (1968) S. 76-86

Riedl, Mirko: Katalog prvotisk jihoceských knihoven [Katalog der Inkunabeln der südböhmischen Bibliotheken]. Praha 1974

Stand: Juni 1998

Karel Pletzer CSc.


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.