FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Südost-Instituts

Adresse. Güllstraße 7, 80336 München [Karte]
Telefon. (089) 74 61 33-24
Telefax. (089) 74 61 33-33
Bibliothekssigel. <M 135>

Unterhaltsträger. Stiftung für wissenschaftliche Südosteuropaforschung, finanziert vom Freistaat Bayern und der Bundesrepublik Deutschland (Auswärtiges Amt)
Funktion. . Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek mit Dokumentation der internationalen Fachliteratur zur Südosteuropa-Forschung. Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Spezialbibliothek für geistes- und sozialwissenschaftliche Literatur der Länder Südosteuropas.
Sammelgebiete. Allgemeine Landeskunde, Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur der Länder Albanien, Bulgarien, ehemaliges Jugoslawien, Rumänien, Slowakei, Ungarn sowie der drei historischen Imperien Byzantinisches Reich, Osmanisches Reich, Habsburgermonarchie; Griechenland, Türkei und Zypern werden eingeschränkt unter dem Aspekt ihrer Beziehungen mit den genannten Ländern berücksichtigt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Magazinierung der Monographien, Freihandaufstellung der laufenden Zeitschriften und Nachschlagewerke. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 10-17 Uhr, Freitag 9-13 Uhr.

Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Lesegerät für Mikroformen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vorherige Anmeldung (auch telefonisch) empfehlenswert. - U-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie U1 oder U2) bis Sendlinger Tor, von dort U-Bahnverbindung (Linie U3 oder U6) Richtung Implerstraße bis Haltestelle Poccistraße. Von dort 2 Minuten Fußweg. Parkmöglichkeit begrenzt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge der Bibliothek des im Jahre 1930 gegründeten Südost-Instituts gehen auf Fritz Valjavec (1909-1960) zurück, der im Herbst 1935 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in das Institut eintrat und als erster um eine systematische Sammlung und Erschließung der Fachliteratur als Grundlage für eine institutionalisierte Südosteuropaforschung bemüht war. Bedauerlicherweise ging der von ihm aufgebaute Bestand zu mehr als 80 Prozent in der Kriegs- und Nachkriegszeit verloren, so daß im Jahre 1951, als das Institut seine Tätigkeit wieder aufnahm, sicherlich nicht mehr als 1000 Bde als Ausgangsbasis für den Neuanfang dienten.

1.2 Die Ersetzung der Verluste und die systematische Ergänzung des mit dem Jahr 1945 abgegrenzten historischen Buchbestandes bilden seither einen der Hauptschwerpunkte der Erwerbung. Inhaltlich gesehen, war diese ursprünglich mehr auf die Literatur zur Geschichte des deutschen Bevölkerungsteiles in den Ländern der Habsburgermonarchie konzentriert. Doch schon ab der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre versuchte Fritz Valjavec (ab 1937 Geschäftsführer und von 1956 bis 1960 Direktor des Instituts) sich von dieser inhaltlichen Festlegung auf das deutsche Ethnikum zu lösen. Mit Erfolg setzte er noch vor Kriegsausbruch eine neue Konzeption durch, der zufolge seitdem die Fachliteratur zur Geschichte aller Länder und Völker des Subkontinents Südosteuropa im Mittelpunkt der Erwerbung steht, wobei hier Geschichte im weitesten Sinn als eine alle Lebensbereiche in ihrer historischen Dimension umfassende Wissenschaft (von der Politik über Recht, Wirtschaft, Gesellschaft bis hin zur Kultur) verstanden wird.

1.3 Durch eine solche, inhaltlich umfassende und interdisziplinär ausgerichtete Erwerbungstätigkeit, die seit den sechziger Jahren zu über 50 Prozent auf dem Austausch von Publikationen mit derzeit 365 Tauschpartnern (davon 222 Institutionen in den Ländern Südosteuropas) basiert, ist der Gesamtbestand der Bibliothek auf rund 80.000 Bde angewachsen. Davon ist rund ein Sechstel dem historischen Buchbestand zuzurechnen. Dieser relativ hohe Anteil ist darauf zurückzuführen, daß sich bis zur Mitte der sechziger Jahre die Erwerbung auf die Ergänzung des historischen Bestandes konzentrierte und dieser vor allem durch den Ankauf von vier Gelehrtenbibliotheken in den Jahren 1956 bis 1966 seine charakteristische Ausprägung erhalten hat (s. u. 2.6-2.10).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 In der Geschichte der Länder Südosteuropas stellt das Jahr 1945 eine so einschneidende Zäsur dar, daß diese auch für das Buchwesen und die Fachliteratur aller Disziplinen von entscheidender Bedeutung ist. Aus diesem Grund definiert das Institut als historischen Buchbestand alle vor diesem Datum erschienenen Druckschriften. Dieser Bestand umfaßt 9102 Titel mit ca. 16.000 Bdn, einschließlich Zeitschriften und Zeitungen (Gesamtbestand 80.000 Bde). Die Zahlen sind das Ergebnis einer Auszählung im Rahmen der Drucklegung des Bestandskataloges (Bd 1: Druckschriften 1529-1945). Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek verfügt über 26 Titel vor 1700 (Turcica und Albanica); 79 Titel aus dem 18. Jh (Schriften der Aufklärung aus dem Gebiet der Habsburgermonarchie, darunter statistisch-landeskundliche, kirchen- und rechtsgeschichtliche Werke) und 2221 Titel aus dem 19. Jh (der kleinere Teil dieser Gruppe repräsentiert die Anfänge der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung in den Ländern Südosteuropas, der größere Teil alle Bereiche des öffentlichen Lebens und besitzt damit Quellencharakter). Am umfangreichsten ist der Zeitraum von 1901 bis 1945 mit 6776 Titeln vertreten. Ins Gewicht fallen hier die Standardwerke der nach 1945 als " bürgerlich" denunzierten Geschichtswissenschaft, die als Ergebnis der verspäteten Nationalstaatsbildung in den zwei Dezennien der Zwischenkriegszeit ihre Blütezeit erlebte. Ferner geht es um Schriften der politischen und kulturellen Publizistik sowie der Fachliteratur der in diesem Zeitraum noch in den Anfängen befindlichen Fächern der Sozialwissenschaften.

2.3 Die Mehrheit (rund 52 Prozent) des historischen Bestandes ist in einer der Sprachen des östlichen Europas verfaßt. Am zahlreichsten ist hier die ungarische Sprache mit 2227 Titeln vertreten (Literatur zur Geschichte und zum öffentlichen Leben aller Gebiete, die bis 1918 zu Altungarn gehört haben). An zweiter Stelle sind mit 1114 Titeln die Sprachen der zum ehemaligen Jugoslawien gehörenden Völker (Serbisch, Kroatisch, Slowenisch) zu nennen, gefolgt von 558 Titeln in rumänischer und 503 Titeln in bulgarischer Sprache. Der Rest verteilt sich auf 196 Titel in tschechischer und slowakischer Sprache, 38 in albanischer, 21 in türkischer, 18 in griechischer und 17 in russischer und polnischer Sprache. Die größte Gruppe unter den Westsprachen stellt die Literatur in deutscher Sprache mit 3807 Titeln, von denen 1770 Titel im nichtdeutschen Sprachraum erschienen sind und damit die bis 1945 anhaltende Geltung des Deutschen als " lingua franca" in den Ländern dieses Subkontinents belegen. In den übrigen Westsprachen sind 487 Titel verfaßt. Die 116 lateinischsprachigen Titel sind vor allem auf die Verwendung des Lateins als bis 1844 gültige Amtssprache Altungarns zurückzuführen. Systematische Übersicht

2.4 Entsprechend der geographischen Grundorientierung nach Ländern und historischen Imperien bildet die Sammlung der Literatur zur Geschichte Ungarns in seinen historischen Grenzen vor 1918 (ohne Kroatien) mit 3422 Monographientiteln (43 Prozent des Gesamtbestandes) und 341 Periodikatiteln (davon 19 Zeitungen) den wichtigsten Schwerpunkt. Dabei werden hier unter " Geschichte" folgende Teildisziplinen subsumiert: Politische Geschichte, Siedlungs- und Lokalgeschichte, Minderheiten und ethnische Gruppen, Rechtsgeschichte mit Staatsrecht und Verwaltung, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Religions- und Kirchengeschichte sowie Kulturgeschichte. Diese reicht von der Ideengeschichte über Kulturbeziehungen, Schule, Buch, Presse, Sprache, Literatur, Kunst, Musik, Theater bis hin zur Ethnographie.

2.5 Die zweite Stelle nimmt die Sammlung zur Geschichte der bis 1991 im Staatsverband Jugoslawien zusammengefaßten Länder und Völker mit 1683 Monographien- und 205 Periodikatiteln ein. Es folgen drei mit jeweils zwischen 500 und 600 Titeln ungefähr gleich große Sammlungen zur Geschichte Rumäniens (608 monographische und 158 periodische Titel), Bulgariens (578 und 26) und der Habsburgermonarchie (Gesamtstaat und westliche Reichshälfte mit 525 monographischen und 196 periodischen Titeln). Relativ gut ausgestattet ist die Sammlung zur Geschichte Albaniens (mit 247 Monographien und 11 Periodika). 196 Monographien-Titel sind der Region Südosteuropa gewidmet, 193 der Geschichte Deutschlands und seiner Beziehungen mit diesem Subkontinent. Neben 112 Titeln zur Geschichte der Tschechoslowakei, 74 Titeln zur Geschichte Griechenlands und 67 Titeln zur Geschichte des Osmanischen Reiches haben die restlichen 395 monographischen Titel die Beziehungen der übrigen west- und osteuropäischen Länder (England, Frankreich, Italien, Polen, Rußland, Skandinavien) mit Südosteuropa zum Gegenstand. Nachlässe

2.6 Der historische Bestand hat durch den Erwerb von vier Nachlässen seine charakteristische Gestalt erhalten. Diese vier Gelehrtenbibliotheken spiegeln die Verbundenheit ihrer Träger mit Südosteuropa oder mit Teilen der Region wider. Durch die Unterschiedlichkeit der fachlichen Spezialisierung, aber auch durch die Sphäre des Wirkens weisen diese Nachlässe unterschiedliche inhaltliche und räumliche Schwerpunkte auf, die sich jedoch vielfach ergänzen.

2.7 Im Jahre 1956 wurde der 1126 Titel (1400 Bde) umfassende Nachlaß von Carl Patsch (1865-1945) erworben. Patsch wirkte als Historiker und Archäologe von 1893 bis 1918 in Sarajevo und ab 1921 an der Universität Wien. Als Pionier der Südosteuropa-Forschung wie der Balkanistik sammelte er einschlägige Fachzeitschriften und -monographien. Ihr geographischer Schwerpunkt sind die westlichen Gebiete der Balkanhalbinsel (Dalmatien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien). Von besonderem Wert ist seine (bislang noch unerschlossene) Gelehrtenkorrespondenz.

2.8 Der 1957 erworbene, 458 Titel (780 Bde) umfassende Nachlaß von Friedrich Wilhelm Stenner (1851-1924) ist das Ergebnis seines beruflichen Wirkens als Stadtarchivar von Kronstadt in Siebenbürgen. Dadurch sind auch zahlreiche Akten (in Kopien und Abschriften), Druckschriften und Broschüren aus jenem Archiv in den Nachlaß eingegangen. Dieser hat die Transsilvanica-Sammlung der Bibliothek wesentlich bereichert und stellt eine für den Zeitraum von 1870 bis 1920 inhaltlich sehr dichte und thematisch umfassende Sammlung zur Geschichte der Stadt Kronstadt und ihrer Umgebung dar, insbesondere der dort lebenden Ethnica (allen voran der Siebenbürger Sachsen).

2.9 Im Jahre 1962 wurde der 341 Titel (460 Bde) umfassende Nachlaß von Franz von Scheiger (1891-1960) erworben. Scheiger wirkte von 1916 bis 1944 in Albanien, zuerst als k. u. k. Offizier, nach dem Ersten Weltkrieg als Ingenieur für den Straßenbau und ab 1923 als Mitglied der Deutschen Gesandtschaft in Tirana. Sein Nachlaß enthält Monographien und Periodika zur Geschichte Albaniens und seiner Nachbarländer, darunter eine Reihe von seltenen Drucken aus dem 16. bis 18. Jh, die (wie z. B. Barletius) der Persönlichkeit des albanischen Staatsgründers Skanderbeg (Georg Kastriota) gewidmet sind.

2.10 Der 1966 erworbene Nachlaß von Fritz Valjavec (1909-1960) umfaßt 1728 Titel mit 2300 Bdn. Vornehmlich auf diesen Nachlaß ist das feststellbare Übergewicht der Hungarica im historischen Buchbestand zurückzuführen. Valjavec sammelte mit großer Sachkenntnis Bücher und Zeitschriften zur Geschichte der ungarischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie. Darin eingeschlossen sind auch zahlreiche Monographien und Periodika zur Geschichte der deutschen Minderheit in den betreffenden Gebieten. Sondersammlung

2.11 Die Bibliothek verfügt über eine Sammlung historischer Landkarten der Länder Südosteuropas in einem geschätzten Umfang von 2400 Einzelblättern. Darunter befinden sich Karten aus dem 16. bis 18. Jh sowie aus der Zeit der Anfänge der wissenschaftlichen Kartographie vom Beginn des 19. Jhs. Auch aus der Zeit bis 1918 liegt eine Reihe von kartographischen Aufnahmen von Ungarn und den übrigen Ländern der Habsburgermonarchie vor. Die Kartensammlung wird erschlossen.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [nach RAK]

Sachkatalog [geographisch nach Ländern gegliedert und innerhalb dieser nach Schlagworten]

Personenkatalog [bio-bibliographischer Katalog]

Periodikakatalog

[umfaßt Zeitschriften und Buchserien einschließlich der darin publizierten Monographientitel]

Katalog der laufenden Zeitschriften und Zeitungen

Standortkatalog

S. auch u. 5, Veröffentlichungen

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog, die Zeitschriften aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangsbuch 1930-1990 [1930-1936 zugleich auch Inventar]

Akten des Stiftungsrates 1930 ff.

4.2 Darstellungen

zur Institution

Südost-Institut München 1930-1980. München 1980

Südost-Institut. Bibliothek. In: Studienführer durch die Münchener Institutionen der Ost- und Südosteuropaforschung. 3. verb. Aufl. bearb. von Otto Böss und Gesine Frunder. München 1985, S. 34-37

Nehring, Karl (Bearb.): Südost-Institut München 1930-1990. München 1990 [darin 25seitige Geschichte der Bibliothek von ihren Anfängen bis zur Gegenwart]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bestandskatalog der Bibliothek des Südost-Instituts München. Bd 1: Druckschriften 1529-1945. München 1990

Seewann, Gerhard (Bearb.): Südosteuropa-Bibliographie. Bd 1-6. München 1956-1990 [erschließt Schrifttum aus der südosteuropäischen Region in allen sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern, insbesondere in den historischen Disziplinen]

Stand: Februar 1990

Gerhard Seewann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.