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Katholische Pfarrbibliothek Sulzbach-Rosenberg St. Marien

Adresse. Katholisches Pfarramt, Pfarrgasse 2, 92237 Sulzbach-Rosenberg [Karte]
Telefon. (09661) 4641
Telefax. (09661) 2081

Unterhaltsträger. Katholische Kirchenstiftung Sulzbach-Rosenberg St. Marien
Funktion. Kirchenbibliothek (dem Pfarrarchiv angegliedert).
Sammelgebiete. Theologie und (Kirchen-)Geschichte, insbesondere lokalhistorisches Schrifttum.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Pfarramt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung und Terminvereinbarung erforderlich. Bahnstation Sulzbach-Rosenberg (Strecke Nürnberg-Furth i. W.), von dort 10 Minuten Fußweg. A 6 (Nürnberg-Amberg), Ausfahrt Sulzbach-Rosenberg, dann noch 10 km. Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage am Schloß.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der im späten Mittelalter errichteten und bis 1780 bestehenden " alten Kirchenbibliothek" ist eng mit der Bibliothek des evangelisch-lutherischen Pfarramts Sulzbach und des Dekanatsbezirks Sulzbach-Rosenberg verknüpft (s. Eintrag dort, Kap. 1). Als im Jahre 1627 nach fast 85 Jahren protestantischen Kirchenlebens in Sulzbach die Gegenreformation eingeführt wurde, versahen mit geringer Unterbrechung bis 1649 Jesuiten die Pfarrei zu Unserer Lieben Frau. Über das Schicksal der Bibliothek in diesem Zeitraum ist nichts bekannt. Hinweise auf mögliche Verluste z. B. in dem großen Bestand an protestantischer Literatur fehlen. Jedoch dürften die Jesuiten im Rahmen der Rekatholisierung der Gemeinde auch Bücher angeschafft haben. Ob sie in die bestehende alte Kirchenbibliothek eingegliedert wurden, bleibt dahingestellt; in der katholischen Pfarrbibliothek ist offenbar nichts erhalten.

1.2 Mit Einführung des Simultaneums (1653) existierten zwei Konfessionen nebeneinander. Die alte Bibliothek im 1529 für sie errichteten Anbau der Pfarrkirche erfuhr als nunmehriges Simultaneigentum kaum mehr Veränderungen und lag zunehmend brach. Wahrscheinlich entstanden daraufhin in beiden Pfarrhäusern jeweils neue, konfessionell getrennte Büchersammlungen. Der katholische Bestand fußte womöglich auf von der Jesuitenzeit (1627-1649) herstammenden Bänden. Konkrete Nachrichten liegen aus dem 17. und 18. Jh nicht vor. Lediglich ein heute noch existierender Band einer Ausgabe der Reden Ciceros trägt den Vermerk " Ad Bibliothecam catholicam Solisbacensem", der auf Ende des 18. bis Anfang des 19. Jhs datiert werden kann. Das Buch gehörte im Jahre 1789 dem späteren Sulzbacher Dekan Georg Joseph Siegert (Amtszeit 1792-1822). Weitere acht unter ihm geschenkte oder angeschaffte Bücher erwähnen in ihren Besitzvermerken nur die Pfarrei oder das Dekanat Sulzbach, nicht jedoch eine Bibliothek. Bücher waren also im katholischen Pfarrhaus durchaus vorhanden, nicht nur im Privatbesitz der dort wohnenden Kleriker, sondern auch als allgemeines Kircheneigentum. Ob die 1786 erfolgte Errichtung des katholischen Dekanats sofort die Gründung einer fest institutionalisierten und ausdrücklich so geführten " Kapitelsbibliothek" nach sich zog, scheint eher fraglich.

1.3 Im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg wird ein Verzeichnis von 44 Titeln in 106 Bdn aus der Privatbibliothek des Dekans Peter Bedall (Amtszeit 1822-1842) aufbewahrt. Diese Bücher hatte er als Grundlage für eine nach seinem Tod (1842) zu errichtende Kapitelsbibliothek bestimmt. Darunter befand sich u. a. das Systema Theologiae Catholicae Marian Dobmayers, dessen Werke auch bei Seidel in Sulzbach verlegt wurden. Der Initiative Bedalls schloß sich 1841 auch der dekanatszugehörige Pfarrer von Vohenstrauß an und widmete zu demselben Zweck 4 Titel in 12 Bdn aus seinem Besitz.

1.4 Einigen Inskriptionen in den Bänden zufolge wurde etwa ab dem zweiten Drittel des 19. Jhs eine Kooperatorenbibliothek aufgebaut. Nach einer Notiz seines Nachfolgers Franz Xaver Jansens vom 2. April 1846 vermachte Kooperator Johann Anton Koelbler " zum Gebrauche der jedesweiligen Kooperatoren zu Sulzbach" ein Werk in 23 Bdn. Die früheste explizite Nennung dieser Bücherei ist vom 9. Juni 1860 bekannt, als nach einem Schenkungsvermerk der Kooperator Johann Götz " Ad bibliothecam in usum Cooperatorum in Sulzbach" Ludwig Nitribitts Lob- Ehren- und Sitten-Predigten (Würzburg 1757) vermachte. 1860 widmete Dekan Wolfgang Ris 8 Bde der Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland (1843-1849) mit dem Auftrag, die Bibliothek fortwährend zu pflegen und zu vermehren. In der Tat tragen zahlreiche Bände der heutigen Pfarrbibliothek Besitz- und Schenkungsvermerke ehemals in Sulzbach tätiger Geistlicher. Einzelnen Originalsignaturen zufolge betrug sie Anfang des 20. Jhs ca. 180 Bde. Ein Seelsorgsbericht des Ruraldekanats Sulzbach über die Jahre 1878 bis 1880 beklagt das schwach ausgeprägte Leseverhalten bei den Christen des Dekanats, merkt aber an: " In einzelnen Orten z. B. Sulzbach ... bestehen Pfarrbibliotheken, welche einiges nützen."

1.5 Unter Dekan Peter Meiler (Amtszeit 1921-1929) erfuhr die Kapitelsbibliothek offenbar eine bedeutende Erweiterung. Von seinem 1928/29 initiierten Kauf der Papstgeschichte Ludwig Pastors ( s. u. 2.4) zeugen einige zeitgenössische Archivalien. Ein darin enthaltenes Schreiben vom 8. Juli 1829 erwähnt, " dass die von dem H. H. Kammerer Kner dem Dekanalamt überlassene Bibliothek nach und nach ergänzt ... werden solle". Das genaue Ausmaß dieser Erweiterung ist heute nicht mehr erkennbar, da ihr nur die genannte Papstgeschichte mit Sicherheit zuzurechnen ist. Kriegsverluste sind nicht bekannt. Beim Abriß des historischen Pfarrhauses ging 1963 neben anderem Material vermutlich auch ein Teil des Bücherbestands, zumindest aber die alte Aufstellungssystematik verloren. Die Gründe für weitere offensichtliche Verluste sind unklar.

1.6 Um 1963 wurden von den heute vorhandenen Titeln 48 mit " Kath. Pfarrbücherei Sulzbach-Rosenberg" gestempelt. Möglicherweise hat dies zu tun mit der zwischen 1965 und 1975 erfolgten Neueinrichtung des Pfarrarchivs, in das auch die Bibliothek eingegliedert wurde. Der Bestand deckt sich annähernd mit dem von der Registratorin Therese Schleicher aufgestellten " Bücher-Inventarium Archiv. Regal I" ( s. u. 3). Die Aufstellung im Erdgeschoß des neuen Pfarrhauses erfolgte ohne strenge Differenzierung nach bestimmten Fachgruppen. Lediglich einige Homiletica sowie neugeschaffene Mischbestände aus geschichtlichen Werken und " Religiöse Bücher" wurden getrennt oder blockweise aufgestellt. Immerhin diente diese Arbeit der Sicherung und Erfassung eines Bibliotheksbestands von etwa 170 Titeln. Spätestens dabei verband man die aus der Zeit vor dem Pfarrhausneubau (1963/64) verbliebenen Reste von Kapitels-, Kooperatoren- und Pfarrbibliotheken, deren einstige Beziehungen zueinander ungeklärt sind.

1.7 Integriert wurden in die neue Bibliothek auch außer Gebrauch gekommene Liturgiebücher aus verschiedenen Kirchen der Pfarrei. Aus dem Besitz Dekan Josef Zimmerers gelangten während dessen Amtszeit (1959-1977) zahlreiche Bände (hauptsächlich Werke des 20. Jhs) in den Bestand. 1991 wurden 7 hebräische Schriften eingegliedert (2 Hss. und 5 Druckfragmente). Die Bibliothek wird laufend durch Neuerwerbungen, vor allem theologische und geschichtliche Werke mit Lokalbezug, sowie durch Schenkungen auch historischer Bücher erweitert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt neben wenigen Hss. 432 gedruckte Titel, wovon 151 historischer Bestand sind. Die Gesamtzahl enthält 272 noch nicht katalogisierte Titel (19 davon historisch). Die Anzahl der Bände liegt bei ca. 900 (davon ca. 415 vor 1900). Die Auszählung erfolgte teils nach älteren (am Fach korrigiert), teils nach neu erstellten Katalogen. Vier Titel stammen aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17. Jh, 45 aus dem 18. Jh und 95 aus dem 19. Jh. 92 deutschsprachigen Titeln stehen 59 andere gegenüber (43 lateinische, 7 deutsch-lateinische, 5 hebräische, 2 griechisch-lateinische, je ein französischer und deutsch-französischer). Bei den lateinischen Titeln überwiegen Liturgiebücher des 18. und 19. Jhs.

Systematische Übersicht

2.2 Der Bestand ist weitgehend unkatalogisiert und wird neu geordnet. Nach dem Konzept der Neuordnung verteilt sich der historische Bestand (fast ausschließlich theologische Werke) auf 13 Fachgruppen.

2.3 Mit 37 Titeln stehen Liturgica (Liturgiebücher einschließlich liturgischer Musikalien) an der Spitze, darunter 13 Missalia Romana (1734-1892; Prachtausgaben von 1858, 1882, 1889, 2 von 1892) und 13 Totenmeßbücher (1716-1896). Neben einer 1793 gedruckten Flauto II-Stimme der 6. Lauretanischen Litanei von Johann Melchior Dreyer finden sich lateinische Karwochengesänge (1666) sowie beide ohne Titelblatt ein Antiphonale Romanum (Einband von 1696) und ein Graduale Romanum (ähnlicher Einband). Die liturgiewissenschaftliche Literatur enthält La pratique du chrétien, sanctificée par la priere (Heidelberg o. J., 1738?).

2.4 Die Gruppe Historica (Kirchen- und Profangeschichte) umfaßt 22 Titel, darunter Valentin Thalhofer, Bibliothek der Kirchenväter (Eichstätt 1869-1888), Andreas Räß und Nikolaus von Weis, Leben der Väter und Märtyrer (Mainz 1823-1827), Ludwig Pastor, Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters (Freiburg 1886-1933) und Cosmas Sclfuß, Historia Religionis et Ecclesiae Christianae (1792-1793). Hier finden sich auch einige Solisbacensia des 17. bis 19. Jhs, darunter Thomas Leinberger, Die Beherrscher der Stadt Sulzbach durch achthundert Jahre (Sulzbach 1783) und Georg Christoph Gack, Geschichte des Herzogthums Sulzbach (Sulzbach 1847). Lokalgeschichtlich wichtig sind auch die 17 Titel zum Religionswesen (kirchenamtliche Drucke zu Reformation und Gegenreformation, Veröffentlichungen zu Religionsstreitigkeiten im Sulzbacher Simultaneum), die eine Pfalz-Neuburger Kirchenordnung von 1570 einschließen.

2.5 Bibelausgaben machen 6 Titel aus, die bibeltheologische Literatur 9. Darunter ist eine illustrierte Volksausgabe (Regensburg 1866) in der Übersetzung des 1793 in Sulzbach geborenen Joseph Franz von Allioli. Die bibeltheologische Literatur enthält eine Große catholische Postill von Jacob Feucht (Köln 1577, ohne Titelblatt) und eine Vulgata-Konkordanz (Bamberg 1751).

2.6 Unter den Homiletica (15 Titel) sind 2 Predigtbände vom Ende des 17. Jhs, ein Sonntags-Prediger von Casimir Moll (Augsburg und Graz, 1736) sowie Johann Michael Sailers Sonn- und Festtagshomilien (Landshut 1819). Die Pastoralia (11 Titel) enthalten u. a. Werke J. M. Sailers zur Pastoraltheologie (1793-1794 und 1839). Die Spiritualia und Ascetica machen 9 Titel aus, die Documenta (kirchenamtliche Dokumente und Verlautbarungen, kirchliche und den kirchlichen Bereich tangierende Rechtsbücher) 5. Auf Theologica systematica entfallen 3 Titel.

2.7 Unter den Philologica (7 Titel) ist ein von Johann B. Mayer (Amberg) übersetztes und im Selbstverlag (o. J.) veröffentlichtes, König Ludwig Karl August von Bayern gewidmetes Lehrgedicht von Aonio Peleario, Die Unsterblichkeit der menschlichen Seele. Bei den Hebraica (5 fragmentarisch erhaltene Titel) findet sich ein Gebetbuch des 18. Jhs (Sidur mit eingebundenem anonymen Sittenbuch 'Orhot saddiqim) sowie je 2 Sidur- und Machsorfragmente (wohl vor 1824, d. h. aus der Endzeit der hebräischen Druckereien in Sulzbach). Unter den 5 Periodika ist der Sulzbacher Kalender für Katholische Christen (1841-1914, lückenhaft).

2.8 Das Pfarrarchiv besitzt eine Sammlung von Amtsblättern ab 1774, enthaltend Intelligenzblätter der Sulzbachischen, Regensburger und Münchner Regierung, Gesetz- und Verordnungsblätter, Königlich Baierische Regierungsblätter, Kreis-Amtsblätter der Regierung der Oberpfalz und von Regensburg, Amtsblätter des Königlichen Bezirksamts Sulzbach, Ministerialamtsblätter des Bayerischen Staatsministeriums für Kirchen- und Schulangelegenheiten, Regensburger Oberhirtliche Verordnungsblätter (bzw. Pfarramtsblätter) sowie das Sulzbacher Wochenblatt (1843-1913).

3. KATALOGE

Aktuell sind nur mschr. Kataloge von Therese Schleicher aus der Zeit zwischen 1965 und 1975 vorhanden, die nicht streng nach Fachgruppen angelegt sind und z. T. Archiv- und Bibliotheksbestände miteinander vermengen (auf A 4-Blättern, teils in Ordnern):

Bücher-Inventarium Archiv. Regal I

[hauptsächlich Quart- und Oktavbände des 18. und 19. Jhs; 60 Nummern in 4 Fächern]

Bücher-Inventarium Archiv. Regal II [30 Nummern]

Religiöse Bücher. Bibeln, Postillen, Meßbücher aus verschiedenen Jahrhunderten. Archiv Doppelregal-Mitte III Fach 2 [Folio- und Quartbände; 28 Nummern einschließlich hschr. Ergänzungen; enthält fast alle Liturgica]

Bücher, Schriften, Handschriften aus den verschiedenen Jahrhunderten Anfang 1446 bis [...]. Schrank 1. [67 Nummern, einschließlich einiger Archivalien; mit Untergliederungen: Nr. 7-30: Schriften aus den Jahrhunderten 1600, 1700, 1800; Nr. 31-54: Verschiedene Schriften und Bücher vor und nach der Reformation die Sulzbachische Pfarrei betreffend; Nr. 55-64: Historische Bücher und Hefte; Nr. 65: Manuskripte des Dekans und Geistlichen Rates H. H. Franz Kutschenreiter 1902-1914; Nr. 66: Historische Bücher; Nr. 67: Kalender für Katholische Christen]

Bücher im Speise- und Wohnzimmer (oben). Bibliothek Pfarramt Dekanat [enthält nur Pastors Papstgeschichte]

Im Zuge der Neuordnung der Bibliothek werden ein Alphabetischer Katalog (nach RAK) und ein Standortkatalog (nach neuer Haussystematik) angelegt.

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

Kirchenrechnungen [im Katholischen Pfarrarchiv Sulzbach-Rosenberg St. Marien mit einigen Fehlnummern ab 1543; auf die Bibliothek betreffende Einträge noch nicht untersucht]

Dokumente zur Kapitelsbibliothek [im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg, Sig. Dekanat Sulzbach 31]

Mschr. Bücherverzeichnisse von ca. 1965-1975 [im Katholischen Pfarrarchiv Sulzbach-Rosenberg St. Marien; dort Unterlagen zum Kauf der Papstgeschichte von Pastor und Hinweis auf eine Pfarrbibliothek 1878-1880, Bd 36, Akt III, Teil 21, fol. 4r]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Joseph Franz von Allioli (1793-1873). Leben und Werk. Ausstellungskatalog. Amberg 1993, S. 192-193 und 195 (Schriftenreihe des Stadtarchivs und des Stadtmuseums Sulzbach-Rosenberg Bd 2) [zu den Allioli-Bibeln]

Stand: Juli 1993

Markus Lommer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.