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Superintendentur- und Pfarrbibliothek

Adresse. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde, Kirchplatz 3, 07318 Saalfeld [Karte]
Telefon. (03671) 2784
Telefax. (03671) 53 06 30

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Saalfeld und Superintendentur Rudolstadt-Saalfeld
Funktion. Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Theologie des 16. bis 19. Jhs.

'Benutzungsmöglichkeiten.
'Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erwünscht. Vom Bahnhof Saalfeld Fußwegwegnähe (ca. 15 Minuten) Richtung Stadtkirche. A 9 (E 51), Ausfahrt Triptis, B 281; A 4 (E 40), Ausfahrt Jena, B 88/B 85. Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Überlieferung nach befand sich an der Stelle der heutigen St. Johanniskirche bereits 936 eine von König Heinrich I. errichtete Kapelle. Das heutige Gebäude wurde zwischen 1380 und 1514 errichtet. Aus vorreformatorischer Zeit ist in der Kirchenbibliothek nur noch ein Missale überliefert. Die Traditionen der örtlichen Klosterbibliotheken wurden von der Schulbibliothek übernommen und mündeten Anfang des 20. Jhs in die Museumsbibliothek ein (s. Eintrag Bibliothek im Thüringer Heimatmuseum 1.1-1.3). Anzeichen deuten darauf hin, daß Teile der älteren Kirchenbibliothek zeitweilig in der Stadtkirche untergebracht waren.

1.2 Caspar Aquila (1488-1560), der in Wittenberg einer der Gehilfen Luthers bei der Bibelübersetzung gewesen war, kam 1528 als erster Superintendent nach Saalfeld. Er hat keine Spuren in der Kirchenbibliothek hinterlassen. Erst die Handschrift seines Sohnes, David Aquila (1540-1614), Superintendent von 1594 bis 1614, findet sich in der Bibliothek. In den Jahrzehnten zwischen 1680 bis 1745 nahm die Bestandsentwicklung einen Aufschwung, es wurde besonders Literatur pietistischer Prägung erworben.

1.3 Die im Pfarrhaus (ehemalige Superintendentur) aufgestellte Bibliothek setzt sich aus verschiedenen Teilbeständen zusammen. An Provenienzen begegnen u. a. die Bibliothek der Stadtkirche St. Johannis, das Diakonat Saalfeld (1664), die Pfarr- bzw. Parochialbibliothek, die Ephoral- bzw. Kirchenkreisbibliothek und der Nachlaß des Superintendenten Willy Raatz (1906-1994). Vermutlich Anfang der fünfziger Jahre gelangten zahlreiche theologische Werke aus der Saalfelder Museumsbücherei in die Kirchenbibliothek.

1.4 Am 6. Dezember 1918 wurde auf Anregung des Pfarrers Moritz Mitzenheim (1891-1977) durch den Saalfelder Kirchenvorstand die Evangelische Volksbücherei, Kirchgemeinde Saalfeld mit einem Anfangsbestand von 700 Bdn gegründet. Die Benutzung war kostenlos. Aus dieser Bibliothek sind 1061 Bde im Bestand. Die in blaues oder hellbraunes Packpapier eingeschlagenen Bücher tragen Erscheinungsjahre aus den achtziger Jahren des 19. Jhs bis in die zwanziger Jahre des 20. Jhs. Die Kirchgemeindebibliothek nahm außerdem die Bibliotheken des Evangelischen Jünglings-Vereins Saalfeld, des Lesevereins Saalfeld und des Lesezirkels des Wissenschaftlichen Vereins auf. Eine Anzahl Bände trägt den Vermerk " Aus dem Nachlaß der Thüringer Heimatdichterin Marthe Renate Fischer. August 1925". Die Evangelische Volksbücherei bestand noch weiter, als am 13. März 1930 im Rathaus die Städtische Bücherei mit 582 Bdn eröffnet wurde. Wann die Bücher in das Archiv gelangten, ist nicht zu ermitteln. Das Archiv in der Superintendentur, zu dem auch die Bibliothek gehört, wird z. Z. neu geordnet.

1.5 Hinzuweisen ist ferner auf die Büchersammlung (448 Titel) in der ehemaligen Stiftskirche St. Gertrudis zu Graba, das heute eingemeindet ist. Als 1904 das Saalfelder Heimatmuseum entstand, wurde unabhängig davon in Graba ein " kirchliches Schauzimmer" eingerichtet. Die damals in dem kleinen Kirchenmuseum ausgestellten Bücher befinden sich heute noch im Bestand des dortigen Kirchenarchivs.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt etwa 2500 Bde, davon gehören 1027 Bde (41,1 Prozent) zum historischen Buchbestand (16. Jh 22, 2,1 Prozent; 17. Jh 74, 7,2 Prozent; 18. Jh 191, 18,6 Prozent; 19. Jh 740, 72,1 Prozent). Hinzu kommt eine nur fragmentarisch erhaltene Inkunabel, ein lateinisches Meßbuch, von dem das Archiv-Inventarium vermerkt: " Ist auf gewissenlose Weise behandelt worden." 977 Bde sind deutschsprachig (95,1 Prozent), 41 Bde (4 Prozent) in Latein, 2 Bde in Französisch und 7 Bde in weiteren Sprachen.

Systematische Übersicht

2.2 Predigten und Erbauungsschriften sind mit 145 Bdn (16. Jh 8, 17. Jh 25, 18. Jh 50, 19. Jh 62) die umfangreichste Sachgruppe. Sie enthält u. a. Kinderpredig[ten] uber die Sontags und der fürnembsten Fest Evangelia durch das gantze Jar (Nürnberg 1548) von dem Nürnberger Prediger Veit Dietrich, HochzeitPredigten (Eisleben 1592) von Hieronymus Mencel, und von Georg Müller (Mylius) Sieben Christliche Predigten (Wittenberg 1592) sowie Eine Christliche Predigt (Wittenberg 1592). Außerdem finden sich unter dem Titel Passio (Eisleben 1595) 23 illustrierte Predigten von Heinrich Roth. Aus dem 17. Jh ist ein Sammelband mit Leichenpredigten überliefert. Luthers KirchenPostill (Lüneburg 1637) wurde noch als liber catenatus gebunden. Die Evangelia und Episteln Auff alle Sontage und fürnehmsten Feste (Leipzig 1657) wurden laut Einbandprägung 1659 gestiftet. Von Johann Arnd(t) sind u. a. das Wohl-angelegte Paradieß-Gärtlein (Marburg 1695), ein Neu-vermehrtes Paradis-Gärtlein (Lüneburg 1696) und Sämtliche Bücher Vom Wahren Christenthum ... Samt dem Paradies-Gärtlein (Leipzig 1764) vorhanden.

2.3 Aus dem 18. Jh sind die Betrachtung des Endes (Nürnberg 1729) des Predigers Andreas Christian Eschenbach, die Glaubens- und Lebens-Postill (Frankfurt/Oder 1759) von Georg Gottlieb Fuhrmann und die Religion der Unmündigen (Erlangen 1789) von Georg Friedrich Seiler im Bestand. Ein goldverzierter Lederband enthält das Vater Unser (Leipzig o. J.) in Bildern von Paul Thumann (1834-1908).

2.4 Die Gruppe Bibeln und Bibelauslegungen enthält 87 Bde (16. Jh einer, 17. Jh 7, 18. Jh 20, 19. Jh 59), darunter die Biblia (Wittenberg 1626) und die zum Gebrauch in der St. Johannis-Kirche bestimmte Endter-Bibel (Nürnberg 1733). Die Endter-Bibel von 1736 (Kurfürstenbibel) gehörte ursprünglich in die Kirche Hohendorf (1740 erworben). Vorhanden ist auch die von Abraham Gottlieb Ludewig gedruckte Greizer Bibel (1737).

2.5 Die kleine Sammlung Gesang- und Gebetbücher zählt 55 Bde (17. Jh 2, 18. Jh 26, 19. Jh 27). Vom Saalfelder Gesangbuch sind Ausgaben von 1770, 1781, 1790, 1806, 1819, 1827, 1837, 1847, 1856, um 1860 und 1883 vorhanden, ein Gesang-Buch für Berg- und Hüttenleute nebst einigen Gebeten (Halle 1832) ist ebenfalls im Bestand. Im Verlag der Armen-Schule erschien in Saalfeld 1741 die Sammlung einiger Krancken-, Sterbe- und Begräbniß-Lieder von B[enjamin] L[indner], Superintendent von 1733 bis 1754.

2.6 Theologische Schriften sind mit 74 Bdn im Bestand (16. Jh 6, 17. Jh 20, 18. Jh 37, 19. Jh 11), darunter De Cruce Christi rebusque ad eam pertinentibus libri quatuor (Ingolstadt 1598) von Jacob Gretser S. J. (1560-1625) und Hector Büchners Nichts überall (Coburg 1714). Vorhanden sind Thränen und Seufzer über den Kelch-Raub (Saalfeld 1732) von Johann Gottlieb Hillinger, der auch Das Gute Andencken des Evangelischen Märtyrers George Schärers, von Salfeld gebürtig (Saalfeld [1732]) von Matthias Flacius Illyricus neu herausgab.

2.7 Parallel wurde die Altenburger Lutherausgabe (1661-1664) sowohl für die Superintendentur Saalfeld als auch für das Diakonat Saalfeld erworben. Im Bestand sind Luthers Sämtliche Schriften (Halle 1740-1753), hrsg. von Johann Georg Walch, und Das Leben des sel. D. Martin Luthers (Erfurt 1749) von Johann Melchior Möller.

2.8 Die Gruppe Geschichte und Kirchengeschichte besteht aus 86 Bdn (16. Jh 2, 17. Jh 7, 18. Jh 31, 19. Jh 46). Veit Ludwig von Seckendorffs Commentarius Historicus et Apologeticus De Lutheranismo (Leipzig 1696) wurde 1698 für die Kirche zu Heldburg gekauft. Anzuführen sind zudem Seckendorffs Ausführliche Historie Des Luthertums Und der heilsamen Reformation (Leipzig 1714) und Die Erste Liebe Der Gemeinen Jesu Christi, Das ist: Wahre Abbildung Der Ersten Christen Nach Ihrem lebendigen Heiligen Glauben und Leben (Frankfurt a. M. 1696) von Gottfried Arnold.

2.9 Die Gruppe Kirchenrecht, Kirchenordnungen und Agenden verzeichnet 29 Bde (16. Jh 2, 17. Jh 4, 18. Jh 6, 19. Jh 17). 1581 führte Mag. David Aquila der Kirchenbibliothek die Ordnung (Leipzig 1580) des Herzogs August zu Sachsen und die Concordia (Dresden 1580) zu. Beide Bände wurden 1614 von J[ohann] H[eumann] S[alfeldensis] (1571-1634) mit einer Schutzformel versehen. Zwei Agenden tragen ähnliche Vermerke von 1614 und von 1616.

2.10 In der Gruppe Schulwesen, Katechismen finden sich 31 Bde (16. Jh 2, 17. Jh 3, 18. Jh 9, 19. Jh 17). Für den Schulgebrauch verdeutschte Friedrich Beurhusius (Beurhaus) die Dialectica (Erfurt 1587) des Petrus Ramus (1515-1572). Luthers Enchiridion. Das ist: Der kleine Catechismus (Erfurt 1637) war 1644 " der Kürchen Zuständig"; hinzu kamen später Der Zergliederte Catechismus (Brandenburg 1735) von Christoph Albrecht Lösecke und Die Ordnung des Heyls (Leipzig 1745) von Sebastian Schütz.

2.11 Die Gruppe Literatur, Sprache, Philosophie umfaßt 43 Bde (16. Jh einer, 17. Jh 4, 18. Jh 6, 19. Jh 32). Zu erwähnen sind ein Neuer Helicon mit seinen Neun Musen (Nürnberg 1699) von Christian Knorr von Rosenroth, die Holsteinische Musen (Glückstadt 1712) von Christoph Woltereck, Lenardo und Blandine oder Amandus und Amanda als erster von drei kleinen Romanen August Lafontaines ( Wien und Prag 1817), Der Mönch vom Libanon (Leipzig 1817) von Johann Georg Pfranger und Heliodor oder Des Jünglings Lehrjahre (Frankfurt a. M. 1820) von Gerhard Friederich.

2.12 Im Bestand sind das Itinerarium Sacrae Scripturae, Oder: Reise-Buch über die ganze heilige Schrift (Erfurt 1757) von Heinrich Bünting und Erasmus' De duplici copia verborum ac rerum commentarij duo (Basel 1555), seine Colloquia (Amsterdam 1658) wurden von Arnold Montanus herausgegeben. Als Elsevir-Drucke (Amsterdam) sind in einem Sammelband u. a. die Principia philosophiae (1677) von Descartes enthalten. Ein anderer Sammelband enthält Johann Zacharias Gleicnns Gespräche im Reiche der Todten (Bd 1-9, 1728-1730; Frankfurt a. M. und Leipzig), denen sich weitere aus den Jahren von 1729 bis 1730 anschließen.

2.13 Unter den Zeitschriften (159 Bde; 17. Jh einer, 19. Jh 158) finden sich Deliciae Biblicae Oder Biblische Ergetzligkeiten (1698) von Johann Samuel Adami, das Herzogl. S.-Coburg-Saalfeldische Regierungs- und Intelligenzblatt (Jg. 1, 1807 ff.) und das Reichsgesetzblatt (Jg. 1, 1871 ff.). Die Gruppe Nachschlagewerke und Wörterbücher (14 Bde; 17. Jh einer, 18. Jh 4, 19. Jh 9) enthält u. a. die Biblische Encyklopädie oder Exegetisches Realwörterbuch (Gotha 1793-1798).

2.14 Die Gruppe " Volksbibliothek" (304 Bde; 18. Jh 2, 19. Jh 302) umfaßt Romane, Novellen, Erzählungen, Gedichte, populäre naturhistorische Werke und Reisebeschreibungen von Autoren des 19. Jhs, die zum Programm einer Bildungsbücherei gehörten. Es begegnen Namen wie Berthold Auerbach, Chamisso, Annette von Droste-Hülshoff, Heine, Goethe, Conrad Ferdinand Meyer, Gustav Nieritz, Friedrich Rückert, Schiller, Ludwig Uhland und Heinrich Zschokke. Im einzelnen sind zu nennen Ein Kleinstädter in Ägypten (Berlin 1870) von Bogumil Goltz (aus der Bibliothek des Jünglings-Vereins), Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878 ( Wien, Pest und Leipzig 1878) von Moritz Zimmermann, Einkehr und Umschau (Jena 1880) von Friedrich Bodenstedt, der Roman Schiffe, die sich nachts begegnen (Stuttgart 1895) von Beatrice Harraden, Erinnerungen aus der Jugendzeit (Bd 1, Berlin 1899) von Julius Rodenberg und Toska baut (Stuttgart 1906) von Marthe Renate Fischer als Geschenk der Autorin.

3. KATALOGE

Überblick über die Aufstellung der Bücher im Pfarrarchiv der St. Johanniskirche in Saalfeld. 29. September 1969 [Zettelkatalog, nach Sachgruppen, hauseigene Regeln]

Pfarr-Archiv zu Saalfeld a. d. Saale:

[Findbuch]. Bl. 179-181: Pfarrei-Bibliothek

Superintendentur Saalfeld:

Aktenverzeichnis. 10. September 1952 [mit Bücherverzeichnis]

Pfarramt Saalfeld:

Aktenverzeichnis. 10. September 1952 [mit Bücherverzeichnis]

Stand: November 1996

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.