FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Moravská zemská knihovna-Technická knihovna

Mährische Landesbibliothek-Technische Bibliothek


Adresse. Veverí 95, 662 31 Brno
Telefon. (05) 41 21 24 10
Bibliothekssigel. <BOA 003>

Unterhaltsträger. Moravská zemská knihovna-Univerzitní knihovna [Mährische Landesbibliothek-Universitätsbibliothek]
Funktion. Spezialbibliothek für Technik und verwandte Gebiete.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Technik, Naturwissenschaften. - 2. Besondere Sammelgebiete: Normen, Patente, Werbeprospekte von Firmen.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. - Öffnungszeiten: Lesesaal, Kataloge und Ausleihe: Montag bis Freitag 9-19 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte.
Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung (Linien 3, 11) vom Stadtzentrum (Haltestelle Ceská ulice) Richtung Bystrc bis Haltestelle Rybkova. Fußwegnähe (ca. 4 Minuten). - Parkplätze in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge der Staatlichen technischen Bibliothek in Brünn sind eng mit der Entstehung und Gründung der Tschechischen technischen Hochschule in Brünn im Jahre 1899 verbunden. Bereits 1900 wurde für diese eine Bibliothek gegründet, die vor allem den Lehrenden und den Studenten dienen sollte. Als erster Bibliothekar war Prof. Franz Karl Studnicka (1870-1955) tätig, der die Bibliothek bis 1919 leitete.

1.2 Die Bibliothek war in ihren Anfängen in unzureichenden Räumlichkeiten untergebracht. Erst 1910 zog sie in zweckdienliche Räume im Neubau der Technischen Hochschule um, wo sie bis heute ihren Sitz hat. Trotz geringer finanzieller Mittel gelang es dem Bibliothekar Studnicka, in verhältnismäßig kurzer Zeit einen umfangreichen Bestand zeitgenössischer technischer Literatur anzuschaffen, der bald viele ältere technische Bibliotheken Österreichs übertraf. Dazu trug auch der Kauf von Privatbibliotheken bei, so z. B. von Prof. Karl Koristka (1825-1906) und Prof. Vojtech Šafarík (1829-1902). Von 2266 Bdn im Jahre 1901 war der Bestand bis 1914 auf 17.954 Bde angewachsen.

1.3 Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die vielversprechende Entwicklung der Bibliothek zunächst beendet. Erst in der Tschechoslowakischen Republik ergaben sich günstigere Bedingungen. Studnickas Nachfolger Herman Mayerhöfer (1892-1975) strebte vor allem danach, die rasch anwachsenden Bestände einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Jahre 1919 waren 19.625 Bde vorhanden, 1925 30.699 Bde, 1927 34.029 Bde und 1937 51.077 Bde. Unter seiner Leitung knüpfte die Bibliothek die ersten Beziehungen mit Brünner Industriebetrieben sowie mit einer Reihe von weiteren technischen Institutionen in der Tschechoslowakei und im Ausland. Zur Intensivierung dieser Kontakte diente auch die Beteiligung am internationalen Büchertausch. Der steigende Bedarf an aktuellen technischen Informationen führte zugleich zur schrittweisen Durchsetzung moderner Methoden der Bibliotheksarbeit, vor allem zur Einrichtung von Dokumentationskartotheken für Zeitschriftenartikel und zur Einführung der internationalen Dezimalklassifikation.

1.4 Während der deutschen Okkupation wurde die Arbeit der Bibliothek am 17. November 1939 durch die Schließung der Hochschulen unterbrochen. Damals umfaßte der Bestand 55.477 Bde. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sie wieder aufgenommen werden. Die Bibliothek der Tschechischen technischen Hochschule übernahm etwa 80.000 Bde der Bibliothek der früheren Deutschen technischen Hochschule, in erster Linie deutsche zyklopädische, technische, mathematische und naturwissenschaftliche Literatur vom Ende des 18. und Beginn des 19. Jhs. Ein Teil dieser Bestände wurde jedoch später wieder ausgesondert. Am 4. Februar 1948 wurde die Bibliothek als Staatliche technische Bibliothek in die staatliche Verwaltung übernommen. Sie entwickelte sich bald zu einer der größten technischen Bibliotheken des Landes. Im Jahre 1958 wurde sie in die neu gegründete Staatliche wissenschaftliche Bibliothek eingegliedert (heute Mährische Landesbibliothek).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestand umfaßt einschließlich Normen, Patenten und Firmenprospekten 1.233.500 Einheiten, davon 582.400 Bde Buchbestand. Der Anteil historischer Titel ist wegen des vergleichsweise kurzen Bestehens der Bibliothek gering. Die Beschreibung läßt sich anhand des 1907 gedruckten Kataloges vornehmen, der etwa 5100 Bde, im wesentlichen Literatur des 19. Jhs, verzeichnet (s. u. 3.2 ).

2.2 Bei der sprachlichen Gliederung des Bestandes überwiegen deutschsprachige Werke (ca. 70 Prozent). Der Rest verteilt sich auf Bücher in tschechischer, französischer, englischer, italienischer, russischer und lateinischer Sprache.

2.3 Werke aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs machen den überwiegenden Teil des historischen Bestandes aus (über 90 Prozent). Der Rest ist dem Anfang des 20. Jhs zuzurechnen. Ausnahmen bilden einige Alte Drucke aus dem 18. Jh, z. B. Jean Le Rond d'Alemberts Traité de dynamique (Paris 1758), Roger Josef Boskovics Elementa matheseos (Venedig 1757), William Hamiltons Beobachtungen über den Vesuv ... (Berlin 1773), einige Werke von Alexander von Humboldt, Chrysostomus Ferdinand von Sabors Practica naturae vera (Nürnberg 1721), Adriaan Vlacqs Tabellen der Sinuum, Tangentium ... (Frankfurt 1757) u. a. Der älteste deutschsprachige Druck ist Pietro Andrea Mattiolis New Kreutterbuch (Prag 1563).

2.4 Das für die Bibliothek spezifische Sammelgebiet Technik und die verwandten Gebiete gliedert der Katalog von 1907 in 34 Gruppen: (1) Enzyklopädien (20 Titel, darunter die 14. Auflage von Brockhaus' Konversations-Lexikon, Kleyers Encyklopädie der gesamten mathematischen, technischen und exakten Natur-Wissenschaften, Stuttgart 1884 ff. und Otto Luegers Lexikon der gesamten Technik, Stuttgart 1896-1899 und 2. Aufl. 1904-1910); (2) Zeitschriften und Jahrbücher allgemeinen Inhalts (18 Titel, darunter die Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften (1848 ff.), das Jahrbuch der Erfindungen und Fortschritte auf dem Gebiet der Physik und Chemie (Leipzig 1878 ff.), aber auch The Journal of the College of Science of Tokyo); (3) Mathematik und deskriptive Geometrie (etwa 700 Titel); (4) Naturwissenschaften allgemein und Philosophie (60 Titel, darunter Schriften von Ernst Haeckel, Hermann von Helmholtz und Friedrich Alexander von Humboldt); (5) Physik einschließlich Meteorologie und Erdmagnetismus (etwa 240 Titel, darunter Werke von Svante Arrhenius, Ernst Mach und James Clerk Maxwell); (6) Chemie (etwa 200, der älteste Titel ist Steven Blanckaert, Theatrum chimicum, Leipzig 1694, ferner Schriften von Justus Liebig); (7) Biologie (etwa 180, z. B. Charles Darwins Die Abstammung des Menschen, Stuttgart 1875); (8) Mineralogie und Geologie (etwa 280); (9) Geodäsie und Astronomie (über 300 Titel, Schriften von Christian Doppler und Joseph Johann von Littrow).

2.5 Weitere Gruppen bilden (10) Mechanik, theoretische und praktische (etwa 400 Titel); (11) Technik allgemein (75, besonders Handbücher und Taschenbücher für Ingenieure); (12) Mechanische Technologie (über 300); (13) Chemische Technologie (etwa 100, einschließlich Hüttenwesen, Zuckerfabrikation, Bierbrauerei und Brennereiwesen); (14) Maschinenbaulehre (über 600); (15) Elektrotechnik (etwa 160); (16) Bauwesen allgemein (27); (17) Hochbauwesen (etwa 200); (18) Straßen- und Eisenbahnbau (etwa 300); (19) Brückenbau (90); (20) Wasserbauwesen (etwa 170); (21) Landwirtschaft (70); (22) Bergbauwesen (12, darunter Friedrich Alexander von Humboldts Über die unterirdischen Gasarten, Braunschweig 1799); (23) Warenkunde (4); (24) Medizin (23, z. B. Christoph Wilhelm Hufelands Makrobiotik, Berlin 1842); (25) Sozial- und Staatswissenschaft, politische Ökonomie (über 150, darunter von Karl Marx Das Kapital, Hamburg 1890-1894); (26) Handelswesen (17); (27) Geographie und Geschichte (etwa 100); (28) Bildende Künste (70); (29) Sprachwissenschaft und Wörterbücher (45); (30) Bibliographie und Bibliothekswissenschaft (25); (31) Biographie (50); (32) Schulwesen (40); (33) Jahresberichte der Vereine (40) und (34) Varia (23 Titel).

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Dienstkatalog

Alphabetischer Benutzerkatalog

Sachkatalog

[OPAC-Katalog in ALEPH; nach IDK; seit 1995]

3.2 Historische Kataloge

Katalog knihovny c. k. Ceské vysoké školy technické v Brne [Katalog der Bibliothek der k. k. Tschechischen technischen Hochschule in Brünn]. Brno 1907-1921

[Alphabetischer Katalog und Sachkatalog; nach PI; Bd 1 (1907) verzeichnet Bücher Nr. 1-4999, Bd 2 (1913) Nr. 5000-9150, Bd 3 (1921) Nr. 9151-12500; Bd 3 nur als Sachkatalog]

Katalog der Bibliothek der K.K. Deutschen Technischen Hochschule in Brünn. Brünn 1893. Nachtrag 1911 [Alphabetischer und Sachkatalog; nach PI]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Mayerhöfer, Herman: Naše technické knihovny v letech 1918-1928 a jejich dnešní úkoly [Unsere technischen Bibliotheken in den Jahren 1918-1928 und ihre heutigen Aufgaben]. In: Casopis ceskoslovenských knihovnik [Zeitschrift der tschechoslowakischen Bibliothekare] 7 (1928) S. 193-201

Trautmann, Jaromír: Státní technická knihovna v Brne vcera, dnes a zítra [Die Staatliche technische Bibliothek in Brünn gestern, heute und morgen]. In: Technická knihovna [Die Technische Bibliothek] 9 (1965) S. 161-173

Franek, Otakar: Knihovna ceských vysokých škol technických v Brne [Die Bibliothek der Tschechischen technischen Hochschule in Brünn]. In: ders. (Hrsg.): Dejiny ceské vysoké školy technické v Brne. Díl 1 [Die Geschichte der Tschechischen technischen Hochschule in Brünn. Teil 1]. Brno 1969, S. 264-265

Trautmann, Jaromír: Státní technická knihovna v Brne [Die staatliche technische Bibliothek in Brünn]. In: Otakar Franek: Dejiny Vysokého ucení technického v Brne. Díl 2 [Die Geschichte der höheren technischen Lehranstalt in Brünn. Teil 2]. Brno 1975, S. 114-115

Trautmann, Jaromír: Z dejin Státní technické knihovny [Aus der Geschichte der Staatlichen Technischen Bibliothek]. In: SVK 1808-1983. 175 let vývoje vedecké knihovny. Jubilejní sbornik [Staatliche wissenschaftliche Bibliothek 1808-1983. 175 Jahre Entwicklung der wissenschaftlichen Bibliothek. Festschrift]. Brno 1983, S. 56-69

Trautmann, Jaromír: Herman Mayerhöfer (26.4.1892 -10.8.1975). In: SVK 1808-1983. Brno 1983, S. 266-270

Stand: Mai 1992

Jaroslav Vobr

Ergänzt: April 1998


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.