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Divadelní oddeleníNárodníhomuzea

Theaterabteilung des Nationalmuseums


Adresse. Václavské námestí 68, 115 79 Praha 1
Telefon. (02) 24 497-313

Unterhaltsträger. Národní muzeum [Nationalmuseum]
Funktion. Öffentliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte des böhmischen Theaters, Dramen, Inszenierung und Bühnenbild, Szenographie, Handschriften, Theaterplakate, Photographien und Negative, Marionetten und Marionettenstücke.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch 9-17 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung mindestens einen Monat im voraus erforderlich. - Verkehrsverbindungen s. Eintrag zur Bibliothek des Nationalmuseums.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Bei der Gründung des Nationalmuseums im Jahre 1818 existierte noch keine eigene Theaterabteilung. Die Bestände zum Theaterwesen waren vielmehr Bestandteil der Sammlungen des Nationalmuseums und wurden als Ergänzung zu den zahlreichen Originaldokumenten und umfangreichen Sammlungen aufgefaßt. Neben Büchern zum Theater wurden auch Handschriften von Schauspielen, Korrespondenz, Photographien, Negative, Theaterplakate, Marionettentheaterstücke und Material zu Bühnenbild, Inszenierungen und Kostümen gesammelt. Erst 1930 wurde die Theaterabteilung auf Bemühen und unter der Leitung von Dr. Jan Bartoš (1895-1946) begründet, der als Theaterwissenschaftler, Dramatiker und zuvor als Intendant des Nationaltheaters tätig war. Seit 1924 hatte er im Nationalmuseum auf dem Gebiet Theaterwissenschaften gearbeitet und Theatralia sowie das Archiv des Kollegiums für die Errichtung eines Nationaltheaters in das Nationalmuseum überführt. Diese Archivalien bildeten den Grundstock der späteren Theaterabteilung; sie wurden allerdings 1983 dem Staatlichen Zentralarchiv Prag [Státní ústrední archiv Praha] übergeben (s. Eintrag dort). Seit 1925 hatte ebenfalls auf dem Gebiet der Theaterwissenschaften Dr. Josef Knap (1900-1973) im Nationalmuseum gearbeitet. Er sorgte unter anderem dafür, daß 1926 das Archiv der Vereinigten Genossenschaften inkorporiert werden konnte.

1.2 Seit 1926 wurden die Theaterbestände durch Nachlässe und Schenkungen ergänzt, darunter auch Textkonvolute der Wanderbühnen im 19. Jh. Ankäufe bildeten nur einen minimalen Teil der Bestandserweiterung. Nennenswerte inkorporierte Nachlässe waren die der Schauspieler Otylie Sklenárová-Malá (1926), Josef Šmaha (1930), Eduard Vojan (1930) und Marie Hübnerová (1931), des Regisseurs František Kolár (1931) sowie der Sängerinnen Ema Destinnová (1936) und Berta Lautererová-Foersterová (1936). 1938 wurden weitere umfangreiche Sammlungen eingearbeitet, so die von Edmund Chvalkovský, Jindrich Mošna und Bohuš Zakopal, 1939 die Sammlungen der Brüder Karel und Emil Burian. Auch in den vierziger Jahren kamen wertvolle Nachlässe hinzu, so 1943 der der Schauspielerin und Dramatikerin Eliška Pešková, der des ersten Direktors des Nationaltheaters in Prag, František Adolf Šubert, sowie die der Regisseure Karel Hugo Hilar und Jirí Frejka. In demselben Jahr erhielt die Theaterabteilung umfangreiche Archivquellen zur Geschichte des Nationaltheaters, darunter die Registratur der Gesellschaft des Nationaltheaters (1900-1920), Theaterplakate und Anschlagzettel des Stände-, des Provisoriums- und des Nationaltheaters seit 1824 sowie das Opernarchiv des Nationaltheaters mit mehr als 1000 handschriftlichen Abschriften von Stücken aus dem Repertoire des Nationaltheaters im 19. Jh.

1.3 Nach dem Tod von Jan Bartoš 1946 leitete Josef Knap die Theaterabteilung bis 1951. Besondere Verdienste um die sogenannte Szenographie-Sammlung erwarb sich 1969 ihr Begründer Dr. Jirí Hilmera, der damals die Theaterabteilung leitete. Heute dient die Theaterabteilung als Spezialbibliothek für wissenschaftliche Forschungen; zudem präsentiert sie ihre Dokumente in zahlreichen Ausstellungen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Insgesamt umfaßt der Buch- und Zeitschriftenbestand der Theaterabteilung ca. 50.000 Titel. Die Sondersammlungen sind dabei nicht berücksichtigt. Gegenwärtig setzen sich die Bestände zusammen aus Drucken mit Sammlungscharakter (Signatur T, a-d) und aus einem von der Bibliothek des Nationalmuseums geliehenen Bestand, der hier aufgestellt ist (Signatur D). Der geliehene Bestand ist in den Katalogen der Theaterabteilung nicht verzeichnet.

2.2 Deutsche Drucke machen etwa 5 Prozent des Buch- und Zeitschriftenbestandes der Theaterabteilung aus (ca. 2500 Bde). Etwa 300 Bde stammen aus dem 18. Jh, etwa 1200 aus dem 19. Jh und etwa 1000 aus dem 20. Jh. Der älteste Druck ist ein Buch mit Kupferstichen über den Huldigungsmarsch anläßlich der Taufe von Johann Friedrich dem Württemberger, Repraesentatio der fvrstlichen Aufzvg vnd Ritterspil ... (Stuttgart: E. van Hulsen 1616), dessen Provenienz auf das Schloß Kopidlno zurückgeht. Der Bestand der auf deutschem Gebiet erschienenen Titel setzt sich aus den damals in Bibliotheken gängigen Werken zusammen; besonders außergewöhnliche Titel oder Unikate finden sich nicht. Es handelt sich vorwiegend um theatergeschichtliche und -theoretische Werke, weniger um Theaterstücke. Genannt seien u. a. Heinrich Blummers Über die Idee des Schicksals in den Tragödien des Aischyles (Leipzig 1814) sowie das Theater-Lexikon oder Enzyklopädie alles Wissenswerten für Bühnen-Künstler, Dilettanten und Theaterfreunde (Altenburg 1839 und Leipzig 1841).

2.3 Die vorhandenen deutschen Theaterstücke liegen zumeist in Gesamtausgaben vom Beginn des 19. Jhs vor. Es finden sich u. a. die Werke von August Wilhelm Iffland, August von Kotzebue, Anton Raupach und Schiller. Genannt seien August von Kotzebues Das Gespenst. Ein romantisches Spiel in vier Acten, mit Chören und Gesängen (Grätz 1809), sein Bruder Moritz, der Sonderling (Wien 1799) sowie Lessings Emilia Galotti (Wien o. J.) in einer Ausgabe vom Ende des 18. Jhs. Anläßlich der Krönungsfeierlichkeiten Kaiser Leopolds II. wurde Heinrich Ferdinand Möllers Stück Vladislav der zweite Herzog, dann zweiter König in Böhmen (Prag 1791) gespielt. In Übersetzungen liegen ebenfalls Theaterstücke vor, darunter 7 Stücke von Molière in Ausgaben aus dem 18. Jh sowie bei den Stücken von Goldoni Die zwey Zwillinge (Wien 1750). Als Beispiel für Opernlibretti seien genannt Emmanuel Schickanders Die Zauberflöte (Augsburg 1793) sowie Franz Xaver Hubers Das unterbrochene Opferfest (Wien 1796).

Periodika

2.4 Interessant sind auch die Zeitschriftenbestände (ca. 270 Titel), von denen etwa 22 historische Titel in deutscher Sprache vorliegen (ca. 8 Prozent). So finden sich z. B. die Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (Wien 1835-1850), die Wiener Zeitschrift für Kunst (1820-1842, lückenhaft) und Neuer Theater-Almanach (1897-1914), der 1915 als Deutsches Bühnen-Jahrbuch fortgesetzt wurde. Die erschienenen Jahrgänge sind allerdings nicht vollständig vorhanden. Die 3 ältesten deutschsprachigen Zeitschriftentitel reichen bis ins 18. Jh zurück und sind in Wien erschienen, darunter das Allgemeine europäische Journal (1794) und die Wiener Zeitschrift (1780-1790, 1793-1804). Ansonsten dominieren Zeitschriften in tschechischer Sprache, zahlreiche von ihnen sind in Böhmen erschienen. Französische, englische, russische und polnische Zeitschriften machen jeweils etwa 3 bis 4 Prozent des Zeitschriftenbestandes aus. Inhaltlich überwiegen Zeitschriften zur allgemeinen Theaterwissenschaft, ferner liegen Titel vor zu bestimmten Theatern und ihren Repertoires, zu Theatergeschichte, Inszenierungen, Laientheater, Puppentheater, Photographie und Film. Die ältesten Titel zur Theatergeschichte gehen auf das 19. Jh zurück, die ältesten zur Theorie des Theaters auf das 20. Jh.

Sondersammlungen

2.5 Eine Sondersammlung, die nicht in die Bibliothek der Theaterabteilung eingegliedert ist, bildet das Archiv Neues Deutsches Theater in Prag. Es handelt sich um einen kleineren Teilbestand des Archivs dieses deutschen Theaters, der keinem bestimmten Sammelgebiet gewidmet ist und nach der Aufhebung des Theaters 1945 dem Nationalmuseum übergeben wurde. Systematisch vom Archiv gesammelt wurden allerdings die Plakate des Neuen Deutschen Theaters aus dem Zeitraum 1888 bis 1944 einschließlich der Plakate der dazugehörigen Kleinen Bühne, die jedoch heute in die Sondersammlung der Theaterplakate eingegliedert sind (s. u. 2.6). Den überwiegenden Teil des Bestandes bilden Handschriften. Sie dokumentieren die Tätigkeit des Neuen Deutschen Theaters seit seiner Gründung 1888 einschließlich der Orchester, Repertoires, Rollenverzeichnisse und Listen von Gastauftritten. Es finden sich Dokumente aus der gesamten Tätigkeitszeit des Theaters, das Material ist jedoch nicht vollständig und nicht systematisch archiviert. Es fehlt beispielsweise die gesamte Korrespondenz.

2.6 Ebenfalls eine Sondersammlung bildet der Bestand der Theaterplakate und Anschlagzettel, der insgesamt ca. 200.000 Stück umfaßt, von denen etwa 50.000 deutsche Plakate und Anschlagzettel sind. Vertreten sind z. B. Plakate und Programmübersichten deutscher Ensembles am Prager Ständetheater aus dem Zeitraum 1824 bis 1920 sowie ca. 1770 Plakate des Neuen Deutschen Theaters aus den Jahren 1888 bis 1941. Die Programme regionaler deutscher professioneller und Laientheater in Gebieten mit deutscher Bevölkerung sind auch dokumentiert, insbesondere die Programme der böhmischen deutschen Theater wie das in Liberec [Reichenberg] mit Plakaten aus den Jahren 1833 bis 1939. Einzelstücke (zusammen ca. 100) finden sich zu den Theatern in Ceská Lípa [Böhmisch Leipa], Decín [Tetschen], Chomutov [Komotau], Karlovy Vary [Karlsbad], Podborany [Podersam], Teplitz [Teplice] und Vimperk [Winterberg]. Andere Plakate dokumentieren deutschsprachige Sondervorstellungen, so z. B. im Schloßtheater Chyše [Chiesch]. Die Plakatsammlung enthält zudem eine kleine Anzahl von Anschlagzetteln oder Plakaten deutscher Theater im benachbarten Ausland, z. B. aus Wien, Baden-Baden und Marburg. Das Neue Stadttheater zu Berlin und das Theater in Aachen sind z. B. mit ca. 90 Plakaten vertreten. Unter den Repertoires, Verzeichnissen, Jahrbüchern und anderen Dokumenten deutscher Theater dürften sich einige Unikate befinden, da diese in vielen Fällen in Deutschland selbst während des Zweiten Weltkrieges vernichtet wurden.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[hschr. und mschr.; in Zettelform; geführt 1930-1957]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; geführt seit 1957; mit Angaben zu Verfasser, Titel, Signatur, Provenienz, Akquisitionsart und -zeitpunkt]

Standortkatalog der Sammlungen

[erfaßt die Bestände von 1935 bis 1958]

Eine Katalogisierung der Bestände mit EDV ist geplant.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Hilfskataloge zu Theaterstücken

[3 Kataloge in Zettelform: 1. alphabetisch nach Titeln geordnet; 2. nach Ländern, Städten und Theatern, 3. nach Gattungen und Untergattungen]

Teatralia v knihovne DONM [Theatralia in der Theaterabteilung des Nationalmuseums]. Praha 1974, 1979 [verzeichnet keine Theaterstücke]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Quellen

Verzeichnis der in die Bibliothek des Nationalmuseums eingegangenen ausländischen Periodika (1956-1959)

Verzeichnis der Zuwächse ausländischer Literatur

4.2 Darstellungen

Knap, Josef: Divadelní oddelení Národního muzea [Die Theaterabteilung des Nationalmuseums]. In: Sborník Národního muzea 1818-1948 [Sammelband des Nationalmuseums 1818-1948]. Praha 1949, S. 137-141

Stand: Januar 1996

Vilemína Pecharová

Ergänzt: März 1999

Pavel Pohlei

Vincenc Streit


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.