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Fachbibliothek für Theaterwissenschaft an der Universität Wien

Adresse. . Hofburg, Michaelerkuppel, Batthyanystiege, Erster Stock, 1010 Wien;
Sonderbestände: Hanuschgasse 3, 1010 Wien [Karte]
Telefon. . (0222) 533 50 86
Telefax. . (0222) 533 90 76
Bibliothekssigel. .<UBW-106>

Unterhaltsträger. . Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung. Universitätsbibliothek Wien
Funktion. Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek für Theaterwissenschaft.
Sammelgebiete. . Theorie und Geschichte des Theaters.

Benutzungsmöglichkeiten. . Präsenzbibliothek (mit eingeschränkter Ausleihmöglichkeit.) - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-17 Uhr. Eingeschränkte Öffnung während vorlesungsfreier Tage. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr über UB Wien.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergeräte, Reader-Printer, Abspielgeräte für Audiovisuelle Medien, OPAC-Terminals, PC und Drucker, seit 1991 BIBOS-Anschluß.
Hinweise für anreisende Benutzer. U 1, Station Stephansplatz oder U 3, Station Herrengasse. - Keine Parkmöglichkeit.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als 1943 das Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Wien gegründet wurde, richtete man unter seinem ersten Ordinarius Heinz Kindermann (1894-1985) auch eine Institutsbibliothek ein. Die historische Orientierung der Theaterwissenschaft und ihre fachübergreifenden Verbindungen zu Literatur, bildender Kunst, Musik und Tanz erforderten eine Spezialbibliothek mit besonders umfangreichem Grundstock. Die Ankäufe erfolgten in den ersten Jahren hauptsächlich über den Antiquariatsbuchhandel, worauf der überwiegende Teil des heute vorhandenen historischen Bestandes zurückgeht. Auch die Theaterbibliothek Palffy, angelegt von Ferdinand Graf Palffy von Erdöd (1774-1849), Gesellschafter bzw. Pächter der Wiener Hoftheater und Eigentümer des Theaters an der Wien, konnte 1944 auf diesem Wege erworben werden.

1.2 Seit etwa 1960 und besonders seit der Emeritierung Kindermanns (1966) ist die Anschaffung älterer Werke zugunsten aktuellerer Forschungsliteratur zurückgetreten. Historische Schriften kamen jedoch aus Schenkungen und Nachlässen, wobei vor allem die rund 1100 Theaterstücke umfassende Bibliothek des Schauspielers und Burgtheaterdirektors Max Paulsen (1876-1956) sowie die Musikliteratur-Sammlung Heinrich von Kraliks (1887-1965) hervorzuheben sind. Auch aus den Archiven des Theaters in der Josefstadt, des Volkstheaters und des Theaters der Courage sind der Bibliothek Stücktexte, Rollenabschriften und Regiebücher überlassen worden. Fachbibliothek für Theaterwissenschaft

1.3 1983 erfolgte die Neukonstituierung der Institutsbibliothek als Fachbibliothek und Abteilung der Universitätsbibliothek Wien. Zugunsten neu übernommener Dienstleistungen (Fachdokumentation) trat die Ergänzung des historischen theaterwissenschaftlichen Buchbestandes zurück, zumal dieser Bereich durch die Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (nunmehr Österreichisches Theatermuseum) in ausreichendem Maße abgedeckt wird. Zugleich mit der Neuschaffung eines Freihandbereiches wurde jedoch mit dem Aufbau einer Rara-Abteilung begonnen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 46.000 Bdn sind ca. 8200 Bde (18 Prozent) vor 1900 erschienen. Rund 7000 Bde stammen aus dem 19. Jh, 1125 aus dem 18. Jh, 10 aus dem 17. und ein Band aus dem 16. Jh. Davon entfallen 763 Sammelbände mit 2365 Titeln auf die Palffy-Bibliothek (s. u. 2.9). In Ermangelung geeigneter Kataloge für den historischen Bestand basieren die Zahlen auf Auszählungen repräsentativer Teilbestände, die ca. einem Drittel des Gesamtumfanges der Büchersammlung entsprechen; der Anteil von Werken des 19. Jhs wurde aus Hochrechnungen und Schätzungen ermittelt.

2.2 Die bis 1800 erschienenen Werke verteilen sich zu 70 Prozent auf Deutsch, zu 15 Prozent auf Französisch, zu 8 Prozent auf Italienisch und zu 6 Prozent auf Englisch. Der Rest entfällt auf Latein sowie sonstige Sprachen. Für den Bestand des 19. Jhs ist ein Anteil von ca. 20 Prozent fremdsprachiger Literatur in annähernd gleichbleibender Verteilung anzunehmen.

Systematische Übersicht

2.3 Die systematische Aufstellungsordnung geht im wesentlichen noch auf die Zeit der Institutsgründung zurück. Sie besteht aus insgesamt 70 Signaturengruppen, die nach sachlichen, vereinzelt auch nach formalen Kriterien angelegt sind. Einige Sachgruppen sind zusätzlich nach Epochen, Orten oder Personen untergliedert. Die vor kurzem erfolgte Einführung eines Bereiches mit Freihandaufstellung machte für die meisten Sachgebiete jedoch eine Neuaufstellung erforderlich, die derzeit noch im Gange ist. Für die folgende Übersicht sind die einzelnen Signaturengruppen zu größeren Themenkreisen zusammengefaßt.

2.4 Die Dramentexte bilden den umfangreichsten Teilbestand. Die Sachgruppe Primärtexte umfaßt ca. 5500 Bde (450 vor 1800), die sich auf 4700 Einzelausgaben sowie 800 Dramensammlungen und Gesamtausgaben verteilen. In dieser Gruppe finden sich auch die ältesten Titel der Bibliothek, wie eine Ausgabe der Comoediae sex (Venedig 1584) des Terenz und seltene Libretti der Wiener Hofoper, z. B. Antonio Bertalis La Gara (1652), Antonio Draghis Der Ehemann liebet hefftiger (1688) und Das Stillschweigen deß Harpocrates (1688) sowie Marc Antonio Ziaris Der Romolo (1702).

2.5 Von den älteren Gesamtausgaben sind zwei Werkausgaben anzuführen: Carlo Goldonis Le Commedie (1753-1757) und Pietro Metastasios Opere (1781-1795). Auch die großen deutschen Dramensammlungen sind vertreten, so u. a. das Theater der Deutschen (Königsberg, Leipzig 1766-1784), das Kaiserlich-Königliche Nationaltheater (Wien 1778-1782), Neue Schauspiele (Preßburg, Leipzig 1771-1775), die Deutsche Schaubühne (Augsburg 1788-1795) und die Neue Sammlung Deutscher Schauspiele (Graz 1796-1800). Von den fremdsprachigen Textsammlungen sind das Bell's British theatre (London 1776-1778), die Reihe Répertoire du théâtre français (Paris 1823-1824) und die Raccolta del teatro moderno applaudito (Venedig 1832-1835) zu erwähnen.

2.6 680 Bde umfaßt der Bestand zur Theater- und Dramengeschichte. Neben älteren deutschsprachigen Standard- und Nachschlagewerken, wie der Gallerie von Teutschen Schauspielern und Schauspielerinnen und Johann Friedrich Schinks Zusätze und Berichtigungen, beide 1783 in Wien erschienen, sind auch französische Titel gut vertreten, z. B. die Histoire universelle des théâtres (Paris 1779-1780), das Dictionnaire portatif des théâtres (Paris 1754) und die Annales dramatiques ou Dictionnaire général des théâtres (Paris 1808-1812). Unter den zahlreichen, allerdings meist lückenhaft vorhandenen Theateralmanachen und Theaterzeitschriften nehmen erwartungsgemäß Publikationen zum Wiener Theater den größten Raum ein, darunter der Theatralkalender von Wien (1772 ff.), das Wiener Hoftheater-Taschenbuch (1804 ff.) und die Wiener allgemeine Theaterzeitung (1806-1860). Den theatergeschichtlichen Bereich ergänzen 280 Biographien und Sammelbiographien, wobei traditionell Schauspielerbiographien im Vordergrund stehen. Auf Dramen- und Theatertheorie entfallen 90 Bde.

2.7 Innerhalb der Literatur zu einzelnen Gattungen sowie sonstigen Spezialbereichen des Faches behandeln 55 Bde das Musiktheater, 35 das Tanztheater, 55 die Schauspielkunst, 20 die Regie, 30 das Bühnenbild, 15 das Theaterkostüm sowie 35 Publikum und Kritik. Unter den Standardwerken sind Jean Jacques Rousseaus Dictionnaire de musique (1781) und Robert von Spalarts Versuch über das Kostum (1796-1807).

2.8 Bei den thematisch fachverwandten und fachübergreifenden Beständen ist die Literaturwissenschaft mit 180 Bdn am stärksten vertreten. Zu Kulturgeschichte und Volkskunde gibt es insgesamt 120, zur Kunstwissenschaft 50 und zur Musikwissenschaft 45 Bde. Rund 150 Bde entfallen auf Allgemeines, Varia und die (nicht systematisch aufgestellten) Zeitschriften. Hier finden sich die von Friedrich Nicolai und Moses Mendelssohn herausgegebene Bibliothek der schönen Wissenschaften (1757-1765) und deren Fortführung, die Bibliothek der redenden und bildenden Künste (1806-1811), Wielands Teutscher Merkur (1773-1789) sowie die Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (1816-1848). In diese Gruppe gehören auch die älteren Universal- und Personenlexika, von denen das Neueste Conversations-Lexicon (1825-1836) und, für den österreichischen Raum, die von Franz Gräffer und Johann J. H. Czikann herausgegebene Oesterreichische National-Encyclopädie (1835-1837) sowie Constant von Wurzbachs Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich (1856-1923) hervorzuheben sind.

Sondersammlungen

2.9 Die derzeit separat aufgestellte Palffy-Bibliothek (s. o. 1.1), eine Sammlung von deutschsprachigen Theaterstücken aus dem 18. und dem ersten Drittel des 19. Jhs, besteht aus 2365 Titeln in 763 Sammelbänden. 1405 Titel (59 Prozent) entfallen auf das 18. Jh und 960 Titel auf das 19. Jh. Neben Einzelausgaben sind auch hier Stücksammlungen, vorwiegend der Repertoirestücke der Wiener Hof- und Vorstadttheater, vertreten.

2.10 Die Ballettsammlung George Chapowalenko (Druckschriften und Graphiken des 20. Jhs über das Ballett) und das Theaterkritiken-, Programmhefte- und Bildarchiv (rund 600.000 Zeitungsausschnitte, der Hauptbestand über die österreichischen Theaterinszenierungen seit 1945 wird ab 1993 auf Mikrofilm verfügbar sein) sind in der Hanuschgasse 3, 1010 Wien untergebracht. Das Programmheftarchiv verwahrt ca. 30.000 Hefte, das Bildarchiv rund 10.000 Fotografien und andere Bilddokumente. Sodann ist eine Sammlung von ca. 500 Tonträgern und 700 Videobändern vorhanden, die von der Medienabteilung des Instituts geführt wird. Alle diese Sammlungen weisen keinen Bestand bis 1900 auf.

3.KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Formalkatalog

[alphabetischer Autorenkatalog, in Zettelform, nach PI]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform]

Dramentitelkatalog

[alphabetischer Zettelkatalog]

EDV-Katalog

[seit 1991 Teilnahme an BIBOS]

EDV-Datenbank THEADOK

[in Zusammenhang mit dem Theaterkritiken- und Programmheftarchiv aufgebaut, Basisinformatio- nen zum österreichischen Theatergeschehen ab 1980/1981, Grundlage des seit 1980/1981 erscheinenden gedruckten Inszenierungsverzeichnisses, Integrierung des Kritiken-Archivs und Aufbau eines EDV-gestützten Mikrofilm-Archivs seit 1990 im Gange]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen.

3.2 Sonderkatalog

EDV-Katalog zur Videothek, Medienabteilung

[zu Filmen ab 1935, Theateraufführungen seit 1961]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Schindler, Otto G.: Die Fachbibliothek für Theaterwissenschaft an der Universität Wien: Aufgaben, Probleme, Perspektiven. Wien 1990 (fbtw-Materialien 1)

50 Jahre Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Wien (1943-1993). Wien 1993 [in Vorbereitung]

Stand: Juni 1992

Otto G. Schindler

Gerd Käckenmester


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.