FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek - Zweigbibliothek Theologie

Adresse. Carl-Zeiss-Straße 3, 07743 Jena [Karte]
Telefon. (03641) 94 04 10
Telefax. (03641) 94 00 42
Bibliothekssigel. <J 49>

Unterhaltsträger. Freistaat Thüringen
Funktion. . Zweigbibliothek im universitären Bibliothekssystem ThULB, Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie und Kirchengeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-22 Uhr, Samstag und Sonntag 10-16 Uhr. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Westbahnhof oder Saalbahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). A 4, (E 40) Ausfahrt Jena-Lobeda. Parkplatz Eichplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Zweigbibliothek hat ihre Wurzeln in den Buchbeständen des 1812 gebildeten Homiletisch (-Katechetischen) Seminars und des 1817 begründeten Theologischen Seminars. Einen wesentlichen Bestandsanteil hat die " Woltersdorf'sche Schenkung", über die keine Aktenmaterialien vorliegen.

1.2 Das Homiletische Seminar, mit dem ein von Johann Traugott Leberecht Danz (1769-1851) geführtes Katechetisches Seminar verbunden war, wurde im August 1812 durch den Theologen Heinrich August Schott (1780-1835) ins Leben gerufen und am 15. Oktober 1817 zu einem " öffentlich-autorisierten", unmittelbar dem Großherzog unterstehenden Institut erhoben. Dadurch war eine jährliche Unterstützung von 200 Reichstalern möglich, von denen 10 Reichstaler für die " allmähliche Anschaffung einer kleinen Bibliothek" zur Verfügung standen. Zweck der Seminare waren öffentliche Übungen im Kanzelvortrag und Katechisieren in Vorbereitung auf die Ausübung geistlicher Ämter. Nach dem Tode Schotts übernahm Johann Karl Eduard Schwarz (1802-1870; seit 1829 Professor für Theologie) die Leitung des Instituts. Die von ihm gegründete Seminarbibliothek sollte " das Bedeutendste im Fache der Homiletik und Katechetik umfassen". Sie war mit der Universitätsbibliothek vereinigt, aber gesondert aufgestellt.

1.3 Das Theologische Seminar, das der weiteren Selbstbildung von Theologiestudenten dienen sollte, wurde am 24. Oktober 1817 auf Anregung des Theologie-Professors Johann Philipp Gabler (1753-1826) gestiftet. Auch im Rahmen dieses Seminars wurde in Abstimmung mit der Universitätsbibliothek eine Spezialbibliothek aufgebaut. Als mit dem 1. April 1929 die beiden Seminare zusammengelegt wurden und die Bezeichnung Theologisches Seminar erhielten, wurden auch die Seminarbibliotheken vereinigt und unter praktisch-theologischen Gesichtspunkten neu geordnet. Die älteren Bestände wurden der Universitätsbibliothek übergeben und in die Systematikgruppe Theologie eingeordnet (Untergruppe LIII). Die Studienliteratur verblieb in der Fakultätsbibliothek, der heutigen Zweigbibliothek Theologie.

1.4 Die Bestände der Zweigbibliothek wuchsen vor allem seit den fünfziger Jahren des 20. Jhs an. In der Freihandaufstellung ist aber auch Fachliteratur des 16. bis 19. Jhs zu finden. Ein Teil davon gelangte aus Nachlässen in den Bestand, z. B. aus dem des Theologen Bruno Baentsch (1859-1908) und des Kirchenhistorikers Karl Heussi (1877-1961; 216 Bde). Aus der 4000 Bde umfassenden Privatsammlung des Ordinarius für Altes Testament Rudolf Meyer (1909-1991; im Amt von 1947 bis 1975) gelangten 1992 118 Bde, speziell Judaica, in die Bibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Von den 64.748 Bdn der Zweigbibliothek (1997) gehören 4821 Bde (7,5 Prozent) zum historischen Bestand (15. Jh einer; 16. Jh 5; 17. Jh 14; 18. Jh 166, 3,5 Prozent; 19. Jh 4023, 83,4 Prozent; ohne Jahresangabe 612 Titel, 12,7 Prozent). Davon sind 4116 Bde in Deutsch (85,4 Prozent), 586 in Latein (12,2 Prozent), 59 in Englisch, 21 in Französisch sowie 39 in Griechisch und Hebräisch. Die Inkunabel Rationale divinorum officiorum des Guillelmus Duranti wurde 1486 in Straßburg durch Johannes Prüss gedruckt (GW 9131).

Systematische Übersicht

2.2 Die Studienbibliothek enthält in allen Sachgruppen Schulausgaben, Studieneinführungen, Hand- und Lehrbücher, Werkausgaben, Nachschlagewerke und Wörterbücher, quellenkundliche Werke, Texte mit Übersetzungen, Kommentarreihen sowie Monographien zu Einzelthemen. Die Freihandaufstellung erfolgte in 10 Hauptgruppen:

2.3 Die Gruppe Altes Testament (A) umfaßt 653 Bde (13,5 Prozent). Als Autoren sind u. a. zu nennen Siegmund Jacob Baumgarten, Heinrich Doering, Johann David Michaelis, August Neander, Carl Immanuel Nitsch, Richard Rothe, Johann Michael Sailer und Wilhelm Martin Leberecht de Wette. An älteren Werken sind vorhanden Christoph Plautin, Bibliorum pars Graeca, quae hebraice non invenitur (Antwerpen 1584), Richard Simon, Histoire critique du Vieux Testament (Rotterdam 1685), John Spencers De legibus hebraeorum ritualibus ... libri III (Den Haag 1686) sowie der von Abraham Hinckelmann herausgegebene Al-Coranus (Hamburg 1694). Adrian Relands Palaestina (Nürnberg 1716) ist im Bestand, ferner Campegius Vitringas Synagoga vetere libri tres (Weißenburg 1726) sowie Hugo Grotius' Annotationes in Vetus Testamentum (Halle 1775-1776). Aus dem 19. Jh liegen vor Eduard Riehm, Die Messianische Weißagung (Gotha 1875), Albrecht Zehme, Arabien und die Araber seit hundert Jahren (Halle 1875) und Rudolf Smend, Lehrbuch der alttestamentlichen Religionsgeschichte (Freiburg i. Br. 1899).

2.4 Unter den Nachschlagewerken zum Alten Testament finden sich Wilhelm Heinrich Roschers Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie (Leipzig 1884-1937) sowie Wilhelm Gesenius' Hebräisches und chaldäisches (später: aramäisches) Handwörterbuch über das Alte Testament (Leipzig 1828 u. ö.) und dessen Geschichte der hebräischen Sprache und Schrift (Leipzig 1815). Aus dem Nachlaß Rudolf Meyers ( s. o. 1.4) stammen Georg Wilhelm Kirsch, Chrestomathia syriaca ... cum Lexico syrico (Hof 1789), Franz Praetorius, Äthiopische Grammatik (Karlsruhe und Leipzig 1886) sowie Julius Ley, Grundzüge des Rhythmus, des Vers- und Strophenbaues in der hebräischen Poesie (Halle 1875).

2.5 In der Gruppe Neues Testament (N) sind 321 Bde (6,7 Prozent) verzeichnet, darunter Autoren wie Johann Andreas Cramer, Johann Baptist Massillon, Johann Georg Pfranger, Franz Volkmar Reinhard, Jacob Saurin und Eduard Zeller. Von Johann Jacob Wetstenius ist das Novum Testamentum Graecum (Amsterdam 1751-1752) im Bestand. Unter den Ausgaben des 19. Jhs sind zu erwähnen Das Leben Jesu (Tübingen 1835-1836) von David Friedrich Strauss und Das Leben Jesu (Leipzig 1840) von Karl Hase, Das Abendmahl, sein Wesen und seine Geschichte in der alten Kirche (Leipzig 1856) von Leopold Immanuel Rückert, Der Paulinismus (Leipzig 1873 u. ö.) von Otto Pfleiderer und Die Quelle der kanonischen Kindheitsgeschichte Jesus' (Göttingen 1900) von Ludwig Conrady.

2.6 Die Gruppe Ethik (E) mit 69 Bdn (1,4 Prozent) enthält u. a. die Geschichte der christlichen Ethik (Berlin 1881-1887) von Wilhelm Gass und Christliche Ethik (Berlin 1899) von Julius Köstlin.

2.7 In der Gruppe Dogmatik (D) mit 368 Bdn (7,6 Prozent) seien erwähnt Johann Andreas Quenstedt, Theologia didactico-polemica (Wittenberg 1685), Friedrich Schleiermacher, Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre (Berlin 1803), Carl Immanuel Nitsch, System der christlichen Lehre (Bonn 1844), Karl Friedrich August Kahnis, Die Lehre vom Abendmahle (Leipzig 1851), Wilhelm Gass, Geschichte der Protestantischen Dogmatik (Berlin 1854-1867) sowie Carl Schwarz, Zur Geschichte der neuesten Theologie (Leipzig 1869). Im Bestand sind auch Karl Hases Handbuch der protestantischen Polemik gegen die Römisch-Katholische Kirche (Leipzig 1878 und 1891) und die von Johann Tobias Müller herausgegebenen Symbolischen Bücher der evangelisch-lutherischen Kirche (Gütersloh 1886). Von Hans Hinrich Wendt liegt vor Der Erfahrungsbeweis für die Wahrheit des Christenthums (Göttingen 1897).

2.8 Die Gruppe Liturgik (L) zählt 195 Bde (4 Prozent), darunter die Kirchen-Agende für die Hof- und Dom-Kirche in Berlin (Berlin 1822), eine Auswahl Geistlicher Lieder des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (Gütersloh 1861), Johann Ludwig Königs Die Haupt-Liturgien der alten Kirche (Neustrelitz 1865) sowie Julius Knipfers Schrift Das Kirchliche Volkslied in seiner geschichtlichen Entwicklung (Bielefeld und Leipzig 1875).

2.9 In der Gruppe Predigtsammlungen, Predigtlehre, Philosophie (P) sind insgesamt 620 Bde verzeichnet (12,7 Prozent). Vorhanden sind Christian Friedrich Krauses Thesaurus epistolico-homileticus (Dresden 1724), Johann Friedrich Wilhelm Jerusalems Sammlung einiger Predigten (Braunschweig 1748), Benjamin Schmolcks Gott-geheiligte Morgen- und Abend-Andacht (Nürnberg 1756), Carl Friedrich Bahrdts Predigten Die Lehre von der Person und dem Amte unsers Erlösers (Frankfurt a. M. 1775) und Christian Gotthilf Salzmanns Christliche Hauspostille (Schnepfenthal 1792-1794).

2.10 Unter den Ausgaben des 19. Jhs sind vor allem die Werke von Spinoza, Herder, Kant, Hegel, Nietzsche und Dilthey zu nennen. Außerdem finden sich Eduard Zeller, Die Philosophie der Griechen (Tübingen 1856-1859), Gotthard Victor Lechler, Geschichte des englischen Deismus (Stuttgart und Tübingen 1841), Adolf Trendelenburg, Logische Untersuchungen (Leipzig 1862) und Rudolf Eucken, Der Kampf um einen geistigen Lebensinhalt (Leipzig 1896), 1900 in Leipzig durch Carl Heussi erworben.

2.11 Mit 1954 Bdn (40,5 Prozent) ist die Kirchengeschichte (K), die auch Literatur zur allgemeinen Geschichte und zum Kirchenrecht enthält, die umfangreichste Gruppe. Vorhanden sind Thomas von Aquin, Summa theologiae (Lyon 1562), Petrus Lombardus, Sententiarum Libri IV (Venedig 1589), Calvins Commentarius in quatuor evangelistas Matthaeum (Amsterdam 1667), Erasmus' Novum Testamentum (Frankfurt a. M. 1693), Irenaeus' Biblia pente (Oxford 1702), Conrad Samuel Schurzfleisch, Fundamenta Historiae Germaniae Mediae (Schneeberg 1728), Johann Lorenz von Mosheim, De Rebus Christianorum ante Constantinum Magnum Commentarii (Helmstedt 1753) und Johann Friedrich, Geschichte des Vatikanischen Konzils (Bonn 1887). Weitere Autoren sind Johann Arndt, Ferdinand Christian Baur, Johann Albert Bengel, August Neander, Hermann Samuel Reimarus, Christian Wilhelm Franz Walch und Huldreich Zwingli.

2.12 Unter den kirchenrechtlichen Werken finden sich z. B. Sigismund Finckelthaus, Tractatus de jure patronatus ecclesiastico (Leipzig 1639), Justus Henning Böhmer, Ius ecclesiasticum protestantium (Halle 1714 u. ö.), Johann Lorenz von Mosheim, Allgemeines Kirchenrecht der Protestanten (Helmstedt 1760) sowie Pacificus Sincerus [d. i. Friedrich Schleiermacher], Über das liturgische Recht evangelischer Landesfürsten (Göttingen 1824). Hervorzuheben bei den Biographien sind Philipp Melanchthon, Vita Lutheri ([Frankfurt a. M.?] 1557), Carl Bindemann, Der heilige Augustinus (Berlin 1844-1869) sowie Elphegius Vacandard, Leben des Heiligen Bernhard von Clairvaux (Mainz 1897-1898).

2.13 Die Gruppe Religionswissenschaft (R) erfaßt einschließlich der Judaica (J) 152 Bde (3,2 Prozent), darunter Moses Maimonides' Legum Mischnicarum (Amsterdam 1699), Johann Georg Müllers Schrift Des Juden Philo Buch von der Weltschöpfung (Berlin 1841), einen Talmud Yeruschelmi (Krotoschin 1866), die von Otto Friedrich Fritsche kommentierten Libri apokryphi Veteris Testamenti graece (Leipzig 1871) sowie einen Talmud babli (Berdicev 1896).

2.14 In der Gruppe Praktische Theologie (PT) mit 347 Bdn (7,3 Prozent) finden sich u. a. Schriften von Gustav Friedrich Dinter, Claus Harms, Johann Friedrich Herbart, August Hermann Niemeyer und Christian Palmer. An älteren Werken liegen u. a. vor Balthasar Rhau, Theologia catechetica (Stralsund 1657) und [Robert Dodsley], Der Lehrmeister oder ein allgemeines System der Erziehung (Leipzig 1765-1767).

2.15 Die Gruppe Zeitschriften (Z) enthält 142 Bde (3 Prozent), darunter die vollständigen Reihen Allgemeine evangelisch-lutherische Kirchenzeitung (Jg. 1-73, 1868-1941), Theologische Literaturzeitung (Jg. 1, 1876 ff.), Zeitschrift für Kirchengeschichte (Bd 1, 1877 ff.), Theologischer Jahresbericht (Bd 1, 1881 ff.) und Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft (Jg. 1, 1881 ff.).

3. KATALOGE

OPAC [ab 1997]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; bis 1975 nach PI, von 1976 bis 1997 nach RAK]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; hauseigene Systematik; standortgebunden]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Universitätsarchiv Jena: Acta academica, A 2351 (Homiletisch-Katechetisches Seminar, 1817-1832) und A 2352 (Theologisches Seminar, 1817-1833). J 193 (Acta Theologisches Seminar. Vol. 1 (1845-1866)

4.2 Darstellungen

Denkschrift des homiletischen und katechetischen Seminariums der Universität zu Jena Jg. 1815-1833/34; N. F. Jg. 1-2, 1835-1836/38

Günther, Johannes: Jena und die Umgegend. Ein Wegweiser für Einheimische und Fremde. Jena 1857 [S. 60-61 über die Seminarien]

Stand: Dezember 1997

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.