FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
     Home > Deutschland > Hessen H - Z > Herborn
     Hessen A - G

Bibliothek des Theologischen Seminars

Adresse. Kirchberg 11, 6348 Herborn [Karte]
Telefon. (02772) 4 00 21-22

Unterhaltsträger. Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Funktion. Seminarbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Religionswissenschaften, Theologie, Kirchengeschichte, (Religions-)Pädagogik, Politik- und Sozialwissenschaften. - 2. Besondere Sammelgebiete: Nassovica, Hassiaca; Rara und Cimelia aus dem Bestand der ehemaligen Theologischen Fakultät der Hohen Schule zu Herborn, Inkunabeln.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12 Uhr, 14-16.30 Uhr. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). A 45, Ausfahrt Herborn.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek beginnt 1584 mit der Gründung der streng reformierten (kalvinistischen) Charakter tragenden Hohen Schule durch den Grafen Johann VI. von Nassau-Dillenburg. Obwohl wie eine Universität strukturiert und organisiert, war sie dennoch keine, da sie mangels kaiserlicher Genegung keine universitären Abschlüsse verleihen konnte. Von Napoleon wurde die Hohe Schule 1812 aufgehoben, nur ihre Theologische Fakultät blieb in dem als Rechtsnachfolger 1818 eröffneten Evangelisch-Theologischen Seminar erhalten. Die Bibliothek selbst wurde 1590 gegründet und wuchs durch Ankäufe und Nachlässe ganzer Bibliotheken verschiedener Gelehrter rasch an. Im einzelnen wird dies unter dem Punkt Sondersammlung Alte Bibliothek erläutert.

1.2 Im Jahr 1822 ließ die herzoglich Nassauische Regierung die nichttheologischen Bestände der etwa 20.000 Titel umfassenden Herborner Bibliothek nach Wiesbaden schaffen und verwandte sie als Grundstock der neugegründeten Nassauischen Landesbibliothek. Ferner gingen 1831 ca. 400 Bde philologischen Inhalts an das Landesgymnasium in Weilburg. Weitere Abgänge aus der Bibliothek nach Wiesbaden 1882 und an die Preußische Staatsbibliothek Berlin 1895 folgten. Genaue Zahlen über die Verluste gibt es nicht. Die Einheitlichkeit der alten Bestände wurde weiter zerstört, als um 1882 der damalige Seminardirektor begann, Bücher der Alten Bibliothek in die seit 1818 aufgebaute neue Bibliothek einzuordnen. Unsachgemäße Lagerung dezimierte die Bestände weiter. Erst bei der Sanierung des Schlosses 1927 bis 1930 fand die Bibliothek 1929 in einem eigens dafür errichteten Anbau einen angemessenen Platz, der 1965 durch einen Neubau erweitert wurde. Bei der damaligen Neuaufstellung wurde versucht, alte und neue Bibliothek wieder zu trennen.

1.3 Heute enthält die eigentliche Seminarbibliothek gut 39.100 Titel, die Alte Bibliothek rund 3650 Bde mit knapp 8000 Titeln und die Sondersammlung Hessen-Nassau ca. 7100 Werke. Dazu kommen noch 93 laufende Zeitschriften. Insgesamt umfaßt die Bibliothek etwa 54.300 Titel. Damit ist sie die größte der Evangelischen Kirche von Hessen-Nassau. Beim Zuwachs spielen neben Kauf auch heute noch Schenkungen eine große Rolle. Tausch findet nicht statt, Pflichtexemplarregelungen bestehen nicht.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Neue Bibliothek

2.1 Gegenstand der Beschreibung ist die Bibliothek des Seminars, die sogenannte Neue Bibliothek. Mit der Alten Bibliothek und der Sammlung Hessen-Nassau, die als Sonderbestände behandelt werden (s. u. ab 2.14) bildet sie einen Gesamtbestand von ca. 54.300 Titeln, von denen 19.942 dem historischen Bestand zuzurechnen sind. Die Bestände der Neuen Bibliothek sind nach Sachgebieten und innerhalb dieser gruppenakzessorisch aufgestellt. Die wertvollsten Bücher sind in einer Rara-Sammlung vereint. Die Bestandsbeschreibung beruht primär auf der Auszählung anhand der 1939 begonnenen und bis 1968 fortgeführten Bandkataloge. Für die Zeit danach wurden die Zugangsbücher ausgewertet sowie am Standort gegenkontrolliert, da die Zettelkataloge des Allgemeinen Katalogs und besonders des systematischen Standortkatalogs lückenhaft sind. Dubletten wurden nicht mitgezählt, Faksimiles und Nachdrucke nur, wenn sie zur Ergänzung von Sammelschwerpunkten angeschafft wurden. Zusätzlich erschwerte die in den sechziger Jahren eingeführte neue Systematik eine genaue Auszählung. Die Altbestände wurden nicht umsigniert, so daß zwei verschiedene, nicht kompatible Systematiken bestehen. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek umfaßt ca. 39.100 Titel, davon sind 9405 (24 Prozent) vor 1900 erschienen. Hauptsächlich handelt es sich um Monographien. Die Kleinschriften Schwerpunkt 17. und frühes 18. Jh bestehen vorwiegend aus Leichenpredigten und theologischen Disputationen sowie aus Erbauungsliteratur. Die starke Dominanz des 19. Jhs mit 8241 Titeln oder 87,6 Prozent ist durch das Gründungsjahr der Bibliothek leicht erklärlich. Es folgt das 18. Jh mit 698 Werken (7,5 Prozent), der Rest verteilt sich auf das 17. Jh mit 342 Titeln (3,6 Prozent) und das 16. Jh mit 124 Titeln (1,3 Prozent).

2.3 Bei den Sprachen bildet das deutsche Schrifttum mit 8515 Titeln (90,5 Prozent) den Schwerpunkt. Niedriger als erwartet ist mit 563 Titeln (6 Prozent) der Anteil lateinischer Werke. Es folgen Französisch mit 95 Titeln (ein Prozent) und Griechisch mit 74 Titeln (0,8 Prozent). Die restlichen 150 Werke verteilen sich auf 15 Sprachen. Englisch (52 Titel), Hebräisch (49) und Niederländisch (22) bilden den Hauptteil, dazu kommen einzelne Werke in Italienisch, Japanisch, Spanisch, Syrisch, Malaiisch, Litauisch, Russisch, Polnisch, Ungarisch, Tschechisch und Schwedisch. Im 16. Jh sind zwei Drittel aller Titel in lateinischer Sprache, im 17. Jh die Hälfte, im 18. Jh nur 16 Prozent. Systematische Übersicht

2.4 Die bei der Neuaufstellung der Bestände 1931 eingeführte Systematik ist die flexiblere Weiterentwicklung einer älteren, rein theologisch orientierten Systematik. Durch sie konnten auch nichttheologische Werke sachgemäß verzeichnet und aufgestellt werden. Die neue, um 1967 eingeführte Systematik ist an der der Nordelbischen Kirchenbibliothek und damit wieder nur theologisch orientiert. Da die Altbestände noch nach der alten Gliederung aufgestellt sind und die neuen Bestände meist zufällig durch Schenkungen oder Nachlässe nur ca. 100 vor 1900 erschienene Titel enthalten, folgt die inhaltliche Beschreibung der Systematik von 1931.

2.5 Der Altbestand der Seminarbibliothek verteilt sich auf 12 Fachgebiete. Aus der Funktion des Hauses als Ausbildungsanstalt für Theologen erklärt sich, daß allein die Theologie (eingeteilt in 4 Untergruppen) 84,3 Prozent (7923 Titel) des gesamten Altbestandes enthält.

2.6 Die Untergruppe Praktische Theologie ist die größte ihres Faches, sie umfaßt mit 4363 Titeln fast die Hälfte (46,3 Prozent) des Gesamtbestandes. Herausragend sind die Predigtsammlung (1260 Titel) und die Gesangbuchsammlung (918 Titel). Relativ stark ist bei den Predigten das 17. Jh mit ca. 50 Leichenpredigten vertreten. Die Gesangbücher umfassen den gesamten deutschsprachigen Raum. Auch hinsichtlich Entstehungszeit oder Entstehungsort sind bemerkenswerte Exemplare vorhanden, wie italienische (1631) und polnische (1586) oder japanische. Hervorzuheben ist der Anteil des 18. Jhs mit ca. 150 Titeln. Die andere Hälfte dieser Gruppe teilt sich auf weitere 21 Untergruppen auf. In einer kalvinistischen Bibliothek selbstverständlich sind die 440 Titel " Erbauliche Schriften und Andachten". Bei den 230 Werken zum Kirchenrecht sind die 60 lateinischen Titel des 16. und 17. Jhs auffällig, darunter eine Dekretalensammlung Gregors IX. aus dem Jahr 1500. Weiterhin sind jeweils rund 200 Titel zur Liturgik und Katechetik vorhanden sowie 110 Agenden und 100 homiletische Schriften.

2.7 Zweitgrößte Untergruppe ist mit 1465 Werken die Historische Theologie. Dominierend sind die 653 Titel Biographien und Gelehrtengeschichte. Dazu kommen 161 Titel alte Kirchengeschichte und Patristik, Dogmengeschichte mit 142 Titeln und 120 Werke zur neueren Kirchengeschichte ab 1517. Unter den 86 Titeln zu kirchlichen Schriftstellern befinden sich mehrere Gesamtausgaben der Werke Luthers, Melanchthons und Calvins sowie eine Migne-Ausgabe.

2.8 Die Gruppe Exegese enthält den größten Anteil fremdsprachiger Literatur. Nur knapp 70 Prozent der 1417 Titel sind deutsch. Ursache dafür ist neben den Wörterbüchern (ca. 100, davon 40 Prozent lateinisch) vor allem die umfangreiche Bibelsammlung (530 Stück). Außer 44 hebräischen Bibeln sind auch 72 griechische vorhanden, darunter ein frühes Neues Testament (Straßburg 1521). Dazu kommen zahlreiche Polyglotten. Auch unter den deutschen Ausgaben sind seltenere Stücke, z. B. eine 1530 in Zürich bei Froschauer gedruckte Bibel oder ein Neues Testament von 1528, übersetzt von Hieronymus Emser. Aus dem 16. Jh sind außer lateinischen noch französische, italienische und holländische Übersetzungen sowie die erste spanische Bibel von 1569 vorhanden. Weitere Erstausgaben sind die ungarische (1608) und die litauische Bibel (1685). Aus dem 19. Jh stammen Exemplare in Japanisch oder Malaiisch und anderen Sprachen. Ferner gehören in diese Abteilung noch 290 Kommentare zu einzelnen Büchern oder Stellen der Bibel, 220 Bde Einleitungswissenschaft und Hermeneutik und 185 Titel biblische Theologie und Religionsgeschichte.

2.9 Kleinstes theologisches Fachgebiet ist mit 726 Werken die Systematische Theologie. Sprachliche und zeitliche Verteilung entsprechen hier dem Durchschnitt. Inhaltlich gliedert sich diese Gruppe in Dogmatik (321 Titel), Mystik, Symbolik und Polemik (201 Titel), Ethik (120 Titel) und Apologetik (84 Titel).

2.10 Das größte nichttheologische Fach ist mit 434 Werken die Philosophie. Trotzdem ist durch die 160 Titel zur Religionsphilosophie und Ethik ein religiöser Bezug gegeben. Nennenswerte Untergruppen stellen die 51 Werke zur Psychologie und zum Okkultismus und die 44 Werke zu philosophischen Systemen dar. Dazu kommen zahlreiche Gesamtausgaben verschiedener Philosophen, u. a. von Kant, Schopenhauer, Spinoza und Leibniz. Fast alle Titel sind deutsch und im 19. Jh erschienen.

2.11 In der mit 172 Titeln kleinen Abteilung Allgemeines sind vor allem Bibliographien sowie theologische Enzyklopädien und Lexika mit jeweils 50 Werken vertreten, außerdem Festschriften und Werke zum Schrift- und Buchwesen. Relativ hoch ist der Anteil von Literatur des 18. Jhs und der der lateinischen Werke. Die Abteilung Geschichte mit 225 Werken enthält vorwiegend Bücher zur mittelalterlichen Geschichte (ca. 45 Prozent), zur Alten Geschichte und zu den Historischen Hilfswissenschaften. Die nahezu ausschließlich deutschen Titel sind fast nur im 19. Jh erschienen.

2.12 Bei den 269 pädagogischen Werken liegt der Schwerpunkt neben didaktischen und methodischen Schriften bei Biographien und Werken verschiedener Pädagogen. Besonders zu erwähnen ist hier Comenius, der in Herborn studierte, aber auch Rousseau, Pestalozzi und Fröbel. Zeitlich und sprachlich sind das 19. Jh und Deutsch bestimmend. Größte Untergruppe des 172 Titel umfassenden Fachs Literatur- und Sprachwissenschaft sind die deutschen Literaturwerke mit 70 Titeln. Auch Wörterbücher verschiedenster Sprachen sind vorhanden. Dazu kommen deutsche Übersetzungen von Autoren vieler Länder. Sprachliche und zeitliche Verteilung sind durchschnittlich. Wenig bemerkenswert sind die 74 Titel zur Rechts- und Staatswissenschaft. Deutschsprachige Werke des späten 19. Jhs sind hier nahezu ausschließlich vertreten ebenso wie bei den Fächern Kunst (37 Titel), Musik und Mathematik (36 Titel), Medizin (9 Titel) und Volkskunde (4 Titel).

2.13 Die letzte Abteilung bilden die 115 Zeitschriften. Sie sind meist unvollständig, oft sind nur einige Jahrgänge vorhanden. Bis auf 3 Ausnahmen sind alle deutschsprachig und überwiegend im 19. Jh erschienen; einige wenige stammen aus dem 18. Jh, darunter die Gothaische gelehrte Zeitung oder der Auszug aus allen Theilen der neuesten Geschichte. Sondersammlungen Alte Bibliothek

2.14 Die größte Sondersammlung der Bibliothek ist auch die qualitativ herausragende: Der Rest der Bibliothek der Hohen Schule, die sogenannte Alte Bibliothek. Ihr Grundstock war die 1591 von Graf Johann VI. erworbene Bibliothek des früheren nassauischen Superintendenten Bernhard Bernhardi mit vielen Wittenberger Drucken der Reformationszeit. Bedeutende Zuwächse brachten 1667 das Legat des Herborner Professors Justus Heidfeld (938 Bde) sowie die etwa gleichzeitig erworbene Bibliothek des Professors Matthias Nethenus (2575 Bde), der viele holländische Drucke entstammen. Das größte Geschenk war 1678 das Vermächtnis des Friedberger Syndicus Dr. Johann Caussenius, welcher der Hohen Schule seine Bibliothek mit 3559 Bdn vermachte. Nach damaligem Usus waren darunter viele Sammelbände, so daß letztlich 9055 Einzelschriften gezählt wurden. Letzte große Erwerbung waren 1729 die 2337 Bde der Bibliothek des Herborner Professors Abraham Pungler. Danach wuchs die Bibliothek kaum noch, der Katalog von 1775 verzeichnet 9870 Bde mit etwa doppelt soviel Einzelschriften. Dieser Katalog, der Schlosser 1941 ebenso wie der von 1607 noch zur Verfügung stand, ist heute nicht mehr auffindbar. Dagegen existieren die Bandkataloge noch, welche die Nachlässe von Heidfeld, Nethenus, Caussenius und Pungler verzeichnen.

2.15 Mit der Auflösung der Hohen Schule wurde auch die Bibliothek zerstört (s. 1.2). Der heute noch vorhandene Rest enthält 3646 Bde mit 7910 Einzelschriften, dazu kommen 67 Inkunabeln und 4 Hss. Von diesen 7910 Titeln sind 2138 (27 Prozent) im 16. Jh erschienen, 4789 (60,5 Prozent) im 17. Jh, 970 (12,3 Prozent) im 18. Jh und 12 im 19. Jh. Sprachlich dominiert Latein mit 71,5 Prozent oder 5656 Werken, darauf folgt Deutsch mit 1969 Titeln (24,8 Prozent) und Französisch mit 185 Titeln (2,4 Prozent). Die übrigen 100 Titel verteilen sich auf 7 weitere Sprachen, hauptsächlich Niederländisch (43) und Englisch (30). In allen Jahrhunderten dominieren die lateinischen Werke, allerdings verdoppelt sich der Anteil deutschsprachiger Literatur nahezu vom 16. bis zum 18. Jh von 18,3 Prozent auf 35,3 Prozent.

2.16 Ihren Wert und ihre Bedeutung gewinnt die Alte Bibliothek als " Schatzkammer der altreformierten Theologie des 16.-17. Jhs" (Schlosser). So besitzt sie ca. 500 Erstausgaben der Reformationszeit bis 1600. Am zahlreichsten ist Luther vertreten, aus der Zeit von 1519 bis 1546 sind 77 Erstdrucke vorhanden, bis 1600 folgen 18 weitere. Erasmus von Rotterdam ist mit über 50 Drucken vertreten, Melanchthon mit 46, darunter die erste Gesamtausgabe (1569-1574). Von Calvin besitzt Herborn 33 Originaldrucke. Außerdem sind zahlreiche Bibelausgaben in mehreren Sprachen vorhanden, am bemerkenswertesten die Antwerpener Polyglottenbibel von 1569-1572 sowie die Londoner Polyglotte von 1657. Eine Seltenheit ist die 1637 in Leiden gedruckte Erstausgabe der offiziellen holländischen Kirchenbibel. Johann Piscators deutsche Bibelübersetzung (Herborn 1602-1603) ist vorhanden, die erste vollständige und selbständige Übersetzung nach Luther.

2.17 Erwähnenswert sind Bücher mit Autographen. Die meisten Einträge enthält Georg Maiors Psalterium Davidis (Leipzig 1552) u. a. von Calvin, Melanchthon, Bugenhagen, Bullinger, Gessner und Hyperius. Ebenso findet sich in einem tschechischen Bibelhandbuch von Johann Amos Comenius, Herborns berühmtestem Studenten, ein Autograph desselben.

2.18 Ein weiterer Spezialbestand ist die große Zahl von Dissertationen holländischer Universitäten aus dem 17. Jh. Auch reformierte Erbauungsliteratur, besonders holländischer und französischer Herkunft, ist gut vertreten. Hessen-Nassau

2.19 Diese Sondersammlung besteht aus Literatur, die sich auf die alte Grafschaft Hessen-Nassau, das Herzogtum Nassau sowie die spätere preußische Provinz Hessen-Nassau bezieht. Heute allerdings beschränkt sich das Sammelgebiet auf das Bundesland Hessen mit Schwerpunkt auf dem Lahn-Dill-Kreis. Der Bestand umfaßt rund 7100 Titel, ist gesondert aufgestellt und besitzt einen eigenen Alphabetischen Katalog. Der Altbestand beläuft sich auf 2560 Werke (36 Prozent), seine chronologische Verteilung entspricht weitgehend der der Seminarbibliothek: Im 19. Jh erschienen 2180 Titel (85 Prozent), im 18. Jh 277 Werke (10,8 Prozent), im 17. Jh 90 Titel (3,5 Prozent) und im 16. Jh 13 Werke. Mit 97,7 Prozent (2497 Titel) sind fast alle Titel deutschsprachig; 52 Titel (2 Prozent) liegen lateinisch vor, dazu einzelne in Französisch, Englisch und Niederländisch. Inhaltlich umfaßt die Sammlung alle Wissensgebiete. Innerhalb der gruppenakzessorisch aufgestellten Bestände sind einige Abteilungen hervorzuheben. Größtes Fach ist mit 1248 Titeln die Evangelische Kirche. Es besteht vorwiegend aus Predigten (429 Titel), Gesangbüchern (183) sowie Religionsbüchern und Katechismen (178); der Rest verteilt sich auf 17 weitere Untergruppen. Die Abteilungen Orts- und Landesgeschichte mit 350 Werken enthalten fast ausschließlich Literatur des 19. Jhs. Das gilt auch für die 236 Titel zum Schulwesen und 150 nassauische Biographien. Dagegen ist von 207 Werken zu Fürsten und Adel fast die Hälfte der Bde vor 1800 erschienen. Die übrigen 370 Titel verteilen sich auf 15 weitere Abteilungen. Hervorzuheben ist die Flora Herbornensis (Herborn 1775) von Johann Daniel Leers mit Beschreibungen und Aquarellzeichnungen aller einheimischen Pflanzen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog; Anlage nach PI, ab 1982 nach RAK-WB; verzeichnet alle Titel der Alten Bibliothek]

Systematischer Katalog

[Zettelkatalog; Anlage nach PI, lückenhaft; ab 1982 nach RAK-WB]

Schlagwortkatalog

[verzeichnet theologische Schlagwörter, Personen, Orte und Länder]

3.2 Sonderkataloge

Bibelstellenkatalog

[erschließt vorhandene Literatur zu einzelnen Bibelstellen, z. B. in Predigten u. ä.]

Sonderbestand Hessen-Nassau

[alphabetischer Zettelkatalog, Aufbau wie Alphabetischer Katalog]

Inkunabelverzeichnis

[alphabetischer Zettelkatalog, hschr., um 1940, veraltet, unvollständig]

Nachlaßverzeichnisse

[hschr. Bandkataloge der Nachlässe von Heidfeld, Nethenus, Caussenius und Pungler an die damalige Hohe Schule. Keine Angaben über den tatsächlichen Verbleib der Bestände]

Katalog der Zeitschriftenaufsätze

[Übernahme von der Nordelbischen Kirchenbibliothek; erschließt die vorhandene theologische Zeitschriftenliteratur und ab 1988 auch die theologischen Festschriften]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind weder im Hessischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.3 Historische Kataloge

Die Kataloge von 1607 und 1775, die Schlosser noch zugänglich waren, sind nicht mehr auffindbar (möglicherweise heute im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden?).

Catalog der Bibliothek des evangelisch-theologischen Seminariums zu Herborn im Jahre 1837. Herborn 1837 [vorhanden auch ein durchschossenes Exemplar mit hschr. Ergänzungen von Prof. Sachsse anläßlich der Revision von 1886]

Alphabetischer Bandkatalog von 1871 [hschr.]

Systematischer Bandkatalog von 1939

[hschr., von Prof. Heinrich Schlosser nach der Neusystematisierung der Bestände angelegt, 1968 abgebrochen, vermutlich wegen Änderung der Aufstellungssystematik. Ermöglicht wegen seiner Genauigkeit den besten Zugang zu den Altbeständen]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Nachlaßverzeichnisse, s. o. 3.2

4.2 Darstellungen

Steubing, Johann H.: Geschichte der Hohen Schule. Hadamar, 1823 van der Linde, Antonius: Die akademische Bibliothek zu Herborn. In: Petzholds Anzeiger für Bibliographie (1884) S. 23-27

Knodt, Emil: Festschrift zur 100-Jahr-Feier des Evangelisch-Theologischen Seminars. Herborn 1918

Menk, Gerhard: Die Hohe Schule Herborn in ihrer Frühzeit (1584-1660). Ein Beitrag zum Hochschulwesen des deutschen Kalvinismus im Zeichen der Gegenreformation. Wiesbaden 1981 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 30)

Wienecke, Joachim (Hrsg.): Von der Hohen Schule zum Theologischen Seminar Herborn 1584-1984: Festschrift zur 400-Jahrfeier. Herborn 1984

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Zedler, Gottfried: Die Inkunabeln nassauischer Bibliotheken. In: Nassauische Annalen 31 (1900) Heft 1, S. 1-114

Schlosser, Heinrich: Die " Alte Bibliothek" des Evangelisch-Theologischen Landesseminars zu Herborn. In: Beiträge zur hessischen Kirchengeschichte 12 (1948) S. 58-72

Stand: September 1989

Roland Böhm


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.