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Thomas-Archiv

Adresse. Kulturforum Franziskanerkloster, Burgstr. 19, 47906 Kempen [Karte]
Telefon. (02152) 51 98 21

Unterhaltsträger. Thomas-Archiv Gesellschaft bürgerlichen Rechts
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Frömmigkeitsgeschichte, Thomas von Kempen, Devotio moderna.

Benutzungsmöglichkeiten. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof. A 2, Ausfahrt Kempen; B 509.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Errichtung der Bibliothek beruht auf dem Gesellschaftsvertrag über Einrichtung und Betrieb eines Thomas-Archivs zur Erforschung der Werke des Thomas von Kempen (1379/80-1471) sowie der Frömmigkeitsgeschichte, insbesondere der Devotio moderna. Diesen Vertrag haben 1987 die Stadt Kempen, die Propsteipfarrgemeinde St. Mariae Geburt zu Kempen und die Thomas-Stiftung H. und Ch. Kiefer geschlossen. Die bis dahin in verschiedenen Einrichtungen dieser Träger innerhalb des Stadtgebietes (z. B. im Gymnasium Thomaeum, im Stadtarchiv) befindlichen Buchbestände sind nunmehr in eigens bereitgestellten Räumen des Kulturforums Franziskanerkloster zusammengeführt worden. Das Archiv verfolgt die Aufgabe, Initiativen der Thomasforschung zu ergreifen und zu unterstützen. Hierzu zählt auch die Unterhaltung und der Ausbau der Bibliothek, in der hauptsächlich Druckwerke mit den Ausgaben des Thomas von Kempen und der Imitatio Christi sowie Literatur über die Persönlichkeiten der Devotio moderna, über Thomas, sein Werk und über die mittelalterliche Frömmigkeitsgeschichte gesammelt und dokumentiert werden sollen.

1.2 Zum Zeitpunkt der Einrichtung übergab die Stadt Kempen aus eigenen Amtsbeständen 553 Einzelbände, aus Beständen des Gymnasiums Thomaeum 98 Bücher, die Thomas-Stiftung 37 Bücher, die Propsteipfarre aus eigenen Beständen 70 und aus der Benediktinerinnenabtei Mariendonk 10 Bücher. Ausweislich der Besitzvermerke stammt ein großer Teil des Bestandes aus den Nachlässen bekannter Thomasforscher. Nachgewiesen werden können als Einzelpersonen Heinrich Gleumes (29 Titel), der Kempener Stadtarchivar Peter Anton Kloeckner (13), Michael Joseph Pohl (33) und Johannes Schüller (20) sowie aus dem niederrheinischen Umfeld Pfarrer Joseph Mooren aus Wachtendonk (3). Die anderen Namenseinträge lediglich einmal vorkommender Vorbesitzer sind wegen des hohen Anteils auf dem Antiquariatsmarkt erworbener Titel ohne Aussagekraft für die Formierung des Bestandes. An korporativen Eintragungen von Interesse sind der Kempener Geschichts- und Altertumsverein (8 Titel) und das Trierer Redemptoristenkloster (11 Titel). Von dem Bibliotheksbestand des Thomas-Archivs zu unterscheiden sind die Dokumentation fotokopierter Sekundärliteratur und der handschriftliche, wissenschaftliche Nachlaß des Thomasforschers und späteren Weihbischofs Heinrich Gleumes.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek besteht heute aus 768 Bdn mit 665 Titeln und umfaßt historische Bestände ebenso wie Literatur des 20. Jhs (Werkausgaben und wissenschaftliche Sekundärliteratur). Zum Zeitpunkt der Errichtung hatte die Bibliothek an Werkausgaben ohne Imitatio Christi aufzuweisen: einen Titel des 15. Jhs, 3 des 16. Jhs, 14 des 17. Jhs, 6 des 18. Jhs, 36 des 19. Jhs und 26 des 20. Jhs. Die Imitatio Christi war mit einer Ausgabe des 15. Jhs vertreten, 2 Ausgaben des 16. Jhs, 44 des 17. Jhs, 75 des 18. Jhs, 184 des 19. Jhs und 34 des 20. Jhs. Den mit mehr als einem Drittel größten Anteil nehmen die lateinischen Werkausgaben ein. An zweiter Stelle stehen deutschsprachige Werke (s. a. 2.5). Systematische Übersicht

2.2 Der Bestand ist 1987 neu gegliedert worden in Abteilungen Lexika und Nachschlagewerke; Literatur zum 14. bis 15. Jh; Werke des Thomas von Kempen, mit Ausnahme der Imitatio Christi; Ausgaben der Imitatio Christi; Folio-Ausgaben; Sekundärliteratur zur Imitatio Christi; Zeitschriften und Zeitschriftenausschnitte.

2.3 In der ersten Gruppe (54 Titel) finden sich Lexika und Nachschlagewerke: Konversationslexika, Handbücher des kirchlichen Lebens, geschichtswissenschaftliche und sprachwissenschaftliche Werke sowie Wörterbücher, außerdem eine Sammlung zur Stenographie. Die zweite Gruppe (ca. 80 Titel) faßt Werke zum 14. und 15. Jh zusammen, die sich auf die Frömmigkeitsgeschichte, speziell auf die Devotio moderna und die religiösen Bewegungen der Zeit, aber auch auf die Ordensgeschichte beziehen. Hierzu rechnet auch die Literatur zu Thomas von Kempen (so Heinrich Brewers Biographia, 1681, oder Louis Chapats Abregé, 1774).

2.4 Die dritte Gruppe umfaßt die Werke von Thomas von Kempen (Gesamt- und Einzelausgaben) mit Ausnahme der Imitatio Christi. Diese Gruppe macht die Bedeutung der Bibliothek aus. Hier finden sich 15 Ausgaben der Opera Omnia, darunter die Nürnberger Ausgabe bei Caspar Hochfelder von 1494 und drei Ausgaben des 16. Jhs, und 10 selbständige Teilausgaben seit dem Viator Christianus von 1643. Von den Schriften außer der Imitatio besitzt die Bibliothek Ausgaben von 9 verschiedenen Werken (in 22 Titeln), darunter De vita et beneficiis salvatoris, u. a. lateinisch (1626) und spanisch (Oraciones y meditaciones de la vida de Jesu Christo N.S, 1661), und die deutsche Fassung der Vita Lidewigis (1654).

2.5 Die Einzelausgaben der Imitatio Christi machen den Schwerpunkt der Sammlung aus. In der lateinischen Urfassung findet sich die Imitatio in 128 Ausgaben, beginnend mit dem Ulmer Druck von 1487 (Johann Zainer). Das 16. Jh ist mit zwei Ausgaben vertreten, das 17. Jh mit 44 und das 18. Jh mit 75. Deutschsprachig sind 129 Ausgaben vorhanden, beginnend mit der Dillinger Ausgabe von 1604. Darunter finden sich 37 französische Ausgaben (unter ihnen ein Antwerpener Druck von 1655 und zwei Pariser Drucke von 1656 und 1659), 12 englische und 8 niederdeutsche und niederländische Ausgaben (beginnend 1591). In japanischer Sprache sind 4 Ausgaben, in tschechischer und italienischer je 3. Mit je ein oder zwei Werken sind vertreten: Arabisch, Chaldäisch, Langue d'Oc, Lettisch, Polnisch, Portugiesisch, Schwedisch, Indisch sowie Spanisch. Schließlich sind 7 mehrsprachige Ausgaben vorhanden, darunter die lateinisch-griechische von 1615 und die deutsch-italienische von 1699.

2.6 Die Abteilung Sekundärliteratur umfaßt Veröffentlichungen zu Fragen der Thomas-Forschung und, neben Ausgabenverzeichnissen, der Imitatio, selbständige und unselbständige Publikationen zur teilweise umstrittenen Verfasserfrage und zu speziellen textkritischen Problemen.

3. KATALOGE

Findbuch über die Bibliothek des Thomas-Archivs Kempen. Brauweiler 1988

[systematischer Bandkatalog]

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

Stand: Oktober 1988

Hanns Peter Neuheuser


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.