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Bibliothek im Thüringer Heimatmuseum

Adresse. Münzplatz 5, 07318 Saalfeld [Karte]
Telefon. (03671) 59 84 60

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Saalfeld
Funktion. . Wissenschaftliche Spezialbibliothek und Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Saalfeldiana, Literatur zur Geschichte der Stadt Saalfeld und Umgebung, zum Herzogtum Sachsen-(Coburg)-Saalfeld bzw. Sachsen-Meiningen (östlicher Teil) und zur Region Orlagau.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung im Rahmen der Öffnungszeiten des Museums: Werktags 8-16 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Vom Bahnhof Saalfeld Fußwegnähe (ca. 15 Minuten) Richtung Markt. A 9 (E 51), Ausfahrt Triptis, B 281; A 4 (E 40), Ausfahrt Jena, B 88/B 85. Parkplatz vor dem Gebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Thüringer Heimatmuseum befindet sich im ehemaligen Franziskanerkloster, das kurz nach 1250 unter dem Patronat der Grafen von Schwarzburg gegründet wurde (Ersterwähnung 1260). Es wurde an der höchsten Stelle der mittelalterlichen Stadt in unmittelbarer Nähe des Mauerringes erbaut. Zwei aus dem späten Mittelalter stammende Kreuzgänge sind noch erhalten.

1.2 Im Jahre 1534 wurde ein Teil des 1525 bzw. 1533 im Zuge der Reformation aufgelösten Franziskanerklosters durch die Saalfelder Lateinschule, die vermutlich 1527 durch den Superintendenten Caspar Aquila (1488-1560) eingerichtet worden war, bezogen. Bis 1884 nutzten die Lateinschule und ihre Folgeeinrichtungen Lyzeum und Realschule das Gebäude. Vor allem der Westflügel diente zwischen 1551 und 1735 gleichzeitig als Münzwerkstätte.

1.3 Am 31. Januar 1904 wurde das Museum, dessen Gründung 1898 von dem Lehrer und späteren Museumsleiter Valentin Hopf (1853-1941) angeregt worden war und das ab 1921 den Namen Thüringer Heimatmuseum führte, im Ostkreuzgang eröffnet. Die Richtlinien für die zu entfaltende Sammeltätigkeit nannten unter Punkt 1 den Erwerb " von Druckwerken, die auf Vergangenheit und Gegenwart der Stadt Bezug haben". Nach mehrjähriger Informations- und Sammeltätigkeit wurde schließlich durch Hopf im Winter 1926/27 als letzter (17.) Ausstellungsabschnitt die Abteilung Schrifttum und Buchdruck geschaffen. Die mit dem Museum entstandene Bibliothek kann heute ihre Wurzeln bis auf die Klosterbibliothek zurückführen, da sie wesentliche Teile der ehemaligen Schulbibliothek in sich aufgenommen hat.

1.4 Eine Empfangsbestätigung des Saalfelder Stadtrates von 1528 (vgl. Richter, S. 3 f.; s. u. 4.2) führte etwa 30 Büchertitel auf, die, zunächst als Leihgabe, von den Franziskanermönchen in die Pfarrkirche abgegeben worden waren. Es handelte sich hauptsächlich um juristische Werke und Kirchenväter, die Liste nannte aber auch " Ayn Buch Ciceronis" und " ars dicendi und Esopus". Diese Bücher gehörten demnach nicht zur " fahrenden Habe" des Klosters, die 1534 unter dem Bürgermeister Jacob Keltz (auch Költz; † 1556) nach auswärts verkauft wurde. Bald darauf erhielt die kleine Sammlung eine neue Zweckbestimmung, indem sie den Grundstock der Schulbibliothek des Lyzeums bildete, das 1551 aus der Lateinschule hervorging.

1.5 Die erste Zuwendung von bürgerlicher Seite erfuhr die neue Schulbibliothek durch Bürgermeister Keltz. Sein am 17. Januar 1555 verfügtes Testament enthielt Mittel für einen Schulbibliotheksfonds, der zu Bücheranschaffungen genutzt werden sollte. Aus dieser frühen " Lieberei Stiftung" sind u. a. noch Teile einer Bibel ([Genf] 1556-1557) und die Quarta Centuria ecclesiasticae historiae (Basel 1560) als Kettenbände vorhanden (Einbandprägungen 1558 und 1560). Die Nutzung von Stiftungsmitteln ist bis etwa 1835 nachweisbar.

1.6 Die teils durch freie Geschenke, teils durch Ankäufe vermehrte Bibliothek zählte 1592 etwa 80 Titel. Der Saalfelder Chronist und Schulrektor Caspar Sagittarius (1643-1694) berichtet, daß am 2. März 1596 der kursächsische Administrator Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar-Altenburg (1562-1602; reg. seit 1573) die Opera (Tübingen 1576-1590) des Johann Brentius " ex dono et liberalitate" in die Schulbibliothek gab. Der Pastor und Superintendent David Aquila (1540-1614) hat den Schenkungsvorgang in der Ausgabe dokumentiert (vgl. Windorf, S. 6; s. u. 5).

1.7 Im 17. Jh wurden weitere theologische, juristische und philosophische Werke erworben. 1657 schenkte der Bürgermeister Christian Victor Boner ein unvollständiges Exemplar der Wittenberger deutschen Lutherausgabe (1539-1558) und die Opera (Basel 1531) des Titus Livius in die Schulbibliothek. Der von Herzog Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg (1603-1669; reg. seit 1639) 1658 angeforderte (und wohl daraufhin erstellte) Katalog ist nicht überliefert.

1.8 Schon immer waren Bibliothek und Archiv im Raum über der Sakristei aufbewahrt worden, auch zu Sagittarius' Zeit (1668) diente er diesem Zweck. Er war " 11 Schritt lang und 6 Schritt breit", das Gewölbe mit Wappen geziert und enthielt " einige aus Stein gehauene Bilder".

1.9 Das Lyzeum wurde 1697 zur Stadt- und Landschule erklärt. Im 18. Jh geschah wenig zur Vermehrung der Bibliothek. 1742 wurde durch den Rektor Georg Leonhard Ritz (1712-1764) ein Bücherverzeichnis in Angriff genommen, aber nicht zu Ende geführt. Erst Friedrich Karl Forberg (1770-1848), seit 1797 Konrektor und von 1800 bis 1801 Rektor, vollendete den Katalog. In den Jahren von 1814 bis 1816 erhielt die Schulbibliothek unter dem Rektor Matthias Friedrich Wilhelm Windorf (1750-1822) neue Impulse. Er regte die Bürgerschaft zu Schenkungen an; 64 Titel wurden gestiftet.

1.10 Seit 1837 bestand das Lyzeum als Realschule. 1862 umfaßte die Schulbibliothek nach Richter ( s. u. 4.2) 1314 Bde, jedoch viel mehr Titel. Er führt 78 ihm erwähnenswert erscheinende Werke an. Unter den Verlusten, die im Laufe der Zeit eingetreten waren, befanden sich 5 Inkunabeln. 1875 besaß die Herzoglich (Sachsen-Meiningische) Realschule mit Progymnasium in der Lehrerbibliothek über 2600 Bde und in der Schülerbibliothek über 1800 Bde. 1893 gab das nunmehrige Herzogliche Realgymnasium den Bestand der Schulbibliothek mit 5564 Bdn, 10 Inkunabeln, einer Handschrift und 103 Notenbänden (um 1600/1650) an.

1.11 Die genauere Zusammensetzung der Schulbibliothek geht aus dem Katalogdruck von 1887/1898 (Lehrerbibliothek) hervor (3022 Nummern). Am umfangreichsten und etwa gleich stark waren die Gruppen A (Theologie, Religionswissenschaft; 410 Nrn) und C (Latein und Griechisch; 407 Nrn), es folgten B (Deutsch; 347 Nrn), E (Geschichte; 272 Nrn), R (Pädagogik; 234 Nrn) und D (Französisch, Englisch und andere neuere Sprachen; 179 Nrn). Unter den Naturwissenschaften war die Gruppe H (Mathematik und Astronomie) mit 147 Nrn die reichhaltigste. Im Rahmen des Ausbaus der stadt- und buchgeschichtlichen Sammlungen des Museums stellte die Gymnasialbibliothek später leihweise Ausstellungsstücke zur Verfügung.

1.12 Ende des Jahres 1948 beabsichtigte der Rat der Stadt Saalfeld (Abteilung Volksbildung), die Lehrer-Bibliothek des ehemaligen Realgymnasiums, jetzt Staatliche Oberschule für Jungen, aufzulösen, doch regte sich im Schul- und Kulturausschuß Widerstand. Daraufhin wurde beschlossen, den Bestand neu zu erfassen. Das Ergebnis lag am 15. Mai 1949 vor (Lehrerbücherei 5650 Bde, Schülerbücherei 500 Bde). Am 23. Juli 1949 wurde zwischen der Schule und dem Stadtrat eine Vereinbarung dahingehend getroffen, daß das Heimatmuseum die älteren und heimatkundlichen Werke erhielt (Reste der ehemaligen Klosterbibliothek, Notendrucke des 16. und 17. Jhs, ältere Drucke sowie Literatur des 19. Jhs), in der Schule aber die Literatur zum Schulgebrauch verblieb. Diese " Restbestände der Oberschul-Bücherei" wurden schließlich im Juli 1953 an die Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände in Gotha abgegeben.

1.13 Vor allem durch diese Übernahmen entwickelte sich die Museumsbibliothek zu einer Sammel- und Pflegestätte lokalgeschichtlich relevanter Literatur unter Einbeziehung des regionalkundlichen Schrifttums. Ein Verzeichnis der um 1913 in der oberen Kapelle aufbewahrten Bücher führte damals schon über 1500 Titel auf. Speziell die historischen Bestände wurden im Laufe der Jahrzehnte ausgebaut, z. B. wurden Bücher aus der " Herzogl. S. Amtsvoigtei Crannichfeld" übernommen. Unter den Stiftungen war die des Meininger Historikers Ernst Koch (1843-1926) vom Herbst 1918 (Ernst Koch-Stiftung) für das Museum von Bedeutung, Erwähnung verdient auch der Nachlaß der Thüringer Heimatschriftstellerin Marthe Renate Fischer (1851-1925).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt ca. 10.000 Bde, davon gehören 1839 Bde (18,4 Prozent) zum historischen Buchbestand: 16. Jh 112 (6,1 Prozent), 17. Jh 248 (13,5 Prozent), 18. Jh 417 (22,7 Prozent), 19. Jh 1062 (57,7 Prozent). Hinzu kommen 17 Bde Inkunabeln.

2.2 Hiervon sind 1692 Bde (92 Prozent) in deutscher Sprache, 136 Bde (7,4 Prozent) in Latein, 7 in Französisch und 4 in weiteren Sprachen. Die Inkunabeln sind in lateinischer Sprache.

2.3 Die Inkunabelbände enthalten u. a. Johannes Gritschs Quadragesimale (Nürnberg: Koberger 1479; H 8066), Ars dicendi (Köln: Johannes Koelhoff sen. 1484; GW 2563), Ambrosius' Opera (Basel: Johannes de Amerbach 1492; GW 1599) und Malleus maleficarum (Nürnberg: Koberger 1496; H 9246) des Henricus Institoris.

Systematische Übersicht

2.4 Die Gruppe Geschichte, Kulturgeschichte, Numismatik, Genealogie, Biographien enthält 367 Bde (20 Prozent; 16. Jh 18, 17. Jh 39, 18. Jh 95, 19. Jh 215), darunter Der Stat Nurmberg verneute Reformation (Nürnberg 1564), ein unvollständiges Exemplar der Magdeburgischen Centurien, das 1743 in die Schulbibliothek gelangte, Saxoniae illustratae libri novem (Leipzig 1606) von Georg Fabricius, fortgesetzt von Jacob Fabricius, Wolfgang Kilians Serenissimorum Saxoniae electorum et quorundam ducum agnatorum genuinae effigies (Augsburg 1621), Des Verwirreten Europa Continuation (Amsterdam 1680) von Andreas Müller, Die Durchläuchtige Welt (Hamburg 1730) von Theodor Berger, Cyriacus Spangenbergs Hennebergische Chronica (Meiningen [1755]), Johann Heinrich von Falckensteins Thüringische Chronicka (Erfurt 1738) und Heinrich Doerings Der Thüringer Chronik (Erfurt 1842). Hinzuzufügen sind Ueber das Recht des Volks zu einer Revolution (Jena und Leipzig 1795) von Johann Benjamin Erhard, Der Feldzug der Franzosen und alliirten nordischen Völker im Jahre 1806 und 1807 (Leipzig 1809) von Friedrich von Cölln und Blicke in die vaterländische Vorzeit (Bd 3, Leipzig 1844) von Karl Preusker.

2.5 Mit Numismatik befassen sich Wilhelm Ernst Tentzels Saxonia Numismatica (Frankfurt a. M. und Leipzig 1705-1712), Leonhard Willibald Hoffmanns Alter und Neuer Münz-Schlüssel (Nürnberg 1715) und David Samuel von Madais Vollständiges Thaler-Cabinet (Königsberg 1765-1774).

2.6 Über die Geschichte Saalfelds unterrichten die Salfeldische Freude Uber die Denen Saltzburgischen Emigranten wiederfahrene Gnade Gottes (Leipzig und Züllichau 1733) von Johann Mutnn, Georg Leopold Fabels Salfeldisches Kriegs- und Friedensdenkmal (Saalfeld 1763), die Gnädigst confirmirte Markt-Ordnung der Herzogl. Sächs. Resi denz-, Creyß-, Münz- und Bergstadt Saalfeld ([Saalfeld] 1796), Erste Linien der allgemeinen Historie zum Gebrauch der Schul-Jugend gewidmet (Saalfeld o. J.) des Saalfelder Rektors Georg Christoph Munz und der anonym erschienene Bericht über das Gefecht bei Saalfeld am 10. October 1806 (Dresden 1807) mit einer vollständigen Situationskarte von Ludwig von Gablenz.

2.7 In der Gruppe Literatur, Sprache, Kunst und Musik sind 183 Bde vorhanden (10 Prozent; 16. Jh 9, 17. Jh 108, 18. Jh 21, 19. Jh 45). Eine Vergil-Ausgabe enthält auf dem Innendeckel den Einblattdruck Psalmus XCI. Iambico Dimetro Compositus (Heidelberg 1567) des Dichters, Konrektors und Predigers Christoph Wiener (1545-1597). Anzuführen sind Wolf Helmhardt von Hohbergs Georgica curiosa aucta (Nürnberg 1687), Judas Der Ertz-Schelm Für Ehrliche Leuth (Teil 4, Salzburg 1695) von Abraham à Sancta Clara, Volkssagen aus dem Orlagau (Altenburg 1838) von W. Börner und Gedichte-Straus (Saalfeld 1837) von J. D. Luidicke. Der Novelletten-Kranz (Berlin [1897]) von (Marthe) Renate Fischer hat eine handschriftliche Widmung der Verfasserin.

2.8 Zur Kunst sind u. a. Winckelmanns Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst (Dresden und Leipzig 1756) und dessen Sendschreiben von den Herculanischen Entdeckungen (Dresden 1762) sowie Das Königreich Sachsen (Darmstadt 1857) im Bestand.

2.9 Die aus dem 16. und 17. Jh stammenden Notendrucke erschienen in Coburg, Dresden, Erfurt, Freiberg, Gotha, Hamburg, Jena, Leipzig, Mühlhausen, München, Nürnberg und Zittau. Unter den Komponisten finden sich Johann Friedrich Agricola (1720-1774), Johann Rudolf Ahle (1625-1673), Michael Altenburg (1584-1640), Wolfgang Carl Briegel (1626-1712), Melchior Franck (um 1580-1639), Andreas Hammerscdt (1611/12-1675), Orlando di Lasso (um 1532-1594), Hieronymus Prätorius (1571-1621), Samuel Scheidt (1587-1654), Johann Hermann Schein (1586-1630), Heinrich Schütz (1585-1672), Johann Staden (1581-1634), Ludovico Viadana (um 1560-1627) und Melchior Vulpius (um 1570-1615).

2.10 Die 8 Notenbände mit Kompositionen (Leipzig, Breitkopf & Härtel, o. J.) des Prinzen Louis Ferdinand (1772-1806) tragen die Namen Fanny Mendelssohns (auf dem Einband) und Robert von Keudells (handschriftlich) als Vorbesitzer. Unter den wenigen musiktheoretischen Werken finden sich Die Kunst des reinen Satzes in der Musik (Berlin und Königsberg 1774) und die Carl Philipp Emanuel Bach gewidmete Anleitung zur Singekomposition (Berlin 1782) des aus Saalfeld gebürtigen Johann Philipp Kirnberger, von dem auch ein Noten-Ms. zum 51. Psalm im Bestand ist.

2.11 Die Gruppe Philosophie und Theologie zählt 148 Bde (8 Prozent; 16. Jh 57, 17. Jh 35, 18. Jh 23, 19. Jh 33), darunter die Opera (Basel 1521) des Tertullian. Ein spezieller Sammelschwerpunkt sind die Flugschriften des ersten nach Saalfeld berufenen evangelischen Geistlichen Caspar Aquila (1488-1560; seit 1527 in Saalfeld). Vorhanden sind u. a. Der Vier und Dreissigst Psalm ausgelegt durch Casparn Adeler (Wittenberg 1533), Von dem Neugebornen kindlein (Nürnberg 1546) und seine Streitschrift Wider den spöttischen Lügner und unverschempten verleumbder M. Isslebium Agricolam Nötige verantwortung und Ernstliche warnung Wider das Interim (Magdeburg 1548). Von besonderem lokalgeschichtlichem Interesse ist ein Sammelband aus Aquilas Besitz mit seinem Namenszug, der 11 Drucke aus den Jahren von 1535 bis 1537 enthält, u. a. Tragedia Johannis Huß ... (Wittenberg 1537) von [Johann Agricola] mit Holzschnitten und dessen Disputatio Ioannis Hus (Wittenberg 1537) und Mundus, Ein schöns newes kurtzes spiel von der Welt art und natur (Wittenberg 1537) von Joachim Greff.

2.12 Unter den Lutherdrucken finden sich die Antwortt deutsch Mart. Luthers auff König Heinrichs von Engelland buch (Wittenberg 1522) und Wider den falsch genantte[n] geystlichen stand des Babst un[d] der bischoffen (Wittenberg 1522). Von den im 16. Jh erschienenen Lutherausgaben sind die Jenaer deutsche und lateinische sowie die Wittenberger mit Lücken vorhanden. Noch wie die Klosterbände mit Ketten versehen, gelangten sie z. T. erst im 17. Jh in die Schulbibliothek. Die Altenburger Lutherausgabe (1661-1664) gehörte ursprünglich dem Amt Kranichfeld. Luthers Enchiridion piarum praedicationum erschien 1543 in Wittenberg, sein Betbüchlin (Wittenberg 1542), das einen handschriftlichen Eintrag des Reformators von 1544 zu Matthäus 7,7 enthält, stammt aus dem Besitz der Familie Engelschall. Auch Luthers KirchenPostilla (Wittenberg 1547) ist als Kettenbuch überliefert. Das Exemplar von Melanchthons Corpus Doctrinae Christianae (Leipzig 1562) ist mit zwei kolorierten Einblattdrucken versehen.

2.13 Von dem Saalfelder Superintendenten Benjamin Lindner (1694-1754) sind Lieder und Predigten vorhanden, auch die Sammlung Das Nutzbarste aus denen gesamten Erbaulichen Schriften des seligen Herrn D. Martini Lutheri (1738-1842) und die Leichenpredigt Die Crone der Gnade und Barmherzigkeit (Saalfeld 1745) auf Herzog Christian Ernst von Sachsen-Coburg-Saalfeld, sowie Kraft- und Safft-voller Kern derer Evangelischen Wahrheiten (Saalfeld und Leipzig 1754).

2.14 Zur Gruppe Bibeln, Gesangbücher, Predigten und Erbauungsschriften gehören 130 Bde (7 Prozent; 16. Jh 11, 17. Jh 9, 18. Jh 78, 19. Jh 32), darunter je ein Mainzer Missale von 1507 und 1517, außerdem DAs Alte Testament deutsch (Basel 1523 [Kolophon: 1524]), DAs dritt teyl des alten Testaments (Basel 1525) und Das neuw Testament recht grüntlich teütsch (Basel 1525, August). Vorhanden sind auch die Biblia sacra quadrilinguia (Leipzig 1713) von Christian Reineccius, die erste Saalfelder Bibel von 1716 und Les Pseaumes de David (Amsterdam 1741).

2.15 Das Saalfelder Gesangbuch ist in Ausgaben von 1744, 1790, 1806, 1819, 1827, 1837, 1847 und 1893 überliefert. Gesangbücher anderer Orte beziehen sich u. a. auf Berlin (1853, 1871), Halle (1832), Naumburg (1806) und Weimar (1890). Unter den Leichenpredigten finden sich Heinrich Bernhard Meyers Allerley Weißheit Aus dem Wort Christi (Bremen 1693) und Memoria Christiana (Leipzig und Saalfeld 1740) des Pößnecker Pfarrers Friedrich Christes.

2.16 Die Gruppe Recht, Staat, Verwaltung umfaßt 137 Bde (7,5 Prozent; 16. Jh 13, 17. Jh 46, 18. Jh 33, 19. Jh 45), darunter auch Mandate und Verordnungen, Getreide-, Markt-, Gesinde-, Gruben-, Polizei- und Schul-Ordnungen. Anzuführen sind Papst Gregor V. Decretalia (Lyon 1506), Sechsisch Weychbild und Lehenrecht (Leipzig 1537), Sachssenspiegel (Leipzig 1539), hrsg. von Johannes Gigas, Rhetoric und Teutsch Notariat (Frankfurt a. M. [1551]), Der Hertzogen zu Sachssen etc. Gebrüdere Landschafft newe zu Salfelt gewilligte Tranckstewer (Weimar 1557), StatutenBuch, Gesatz, Ordnungen und Gebrauch Kaiserlicher, Allgemainer und etlicher Besonderer Land und Stett Rechten (Frankfurt a. M. 1558), Georg Lauterbecks Regentenbüch (Leipzig 1561; neu red., Wittenberg 1581), Justiniani Institutionum Libri IV (Lyon 1577), Johann Schuwardts d. Ä. Spiegel der Unterthanen (Leipzig 1585) und Berckordnung (Jena 1595).

2.17 Aus dem 17. Jh stammen der Ander Teil Des Teutschen Advokaten oder Praxis und Ubung eines rechtlichen Beystandes vor Gericht (Jena 1691), zusammengetragen von Caspar Stieler, und Speculum juris metallici Oder: Berg-Rechts-Spiegel (Dresden 1698) von Sebastian Span. Die Iurisprudentia romano-germanica forensis (Leipzig 1703) hat Georg Adam Struve zum Verfasser.

2.18 Die Gruppe Pädagogik, Schulwesen zählt 124 Bde (6,7 Prozent; 17. Jh 3, 18. Jh 70, 19. Jh 51). Vorhanden sind z. B. Geistlicher Hauß- und Schul-Lehrer (Zwickau 1738) von Gerhard Schuster und Ausstattung für Töchter, welche geliebt seyn und glücklich machen wollen (Hamburg 1808). Die Schriftenreihe des Saalfelder Weihnachtsbüchleins wurde 1854 durch den Rektor Reinhard Richter begründet.

2.19 Der Gruppe Geographie, Landeskunde, Wirtschaft sind 116 Bde (6,3 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 21, 19. Jh 93) zuzuordnen, darunter ein mit Stadtansichten illustriertes Parvum theatrum urbium (Frankfurt a. M. 1695) von Adrian Romanus, Nouveau Théâtre de la Grande Bretagne (Bd 1, London 1724), ein Kartenband mit 24 Karten von Johann Baptist Homann und das Taschenbuch für Reisende durch den Thüringer Wald und dessen nächste Umgebung (Rudolstadt 1845) von Bruno Müller.

2.20 Die Gruppe Naturwissenschaft, Technik, Medizin enthält 52 Bde (2,8 Prozent; 16. Jh 4, 17. Jh 6, 18. Jh 19, 19. Jh 23). Von dem in Saalfeld geborenen Mathematiker und in Wittenberg tätigen Astronomen Erasmus Reinhold (1511-1553) sind die Drucke Theoricae novae planetarum Georgii Purbachii (Wittenberg 1542; Provenienz Ernst Koch), Themata quae continent methodicam tractationem de Horizonte rationali ac sensili ... (Wittenberg 1541) und Prutenicae tabulae coelestium motuum (Tübingen 1571) im Bestand. Zur Astronomie sind weiterhin ein Immer-wärender Astronomisch-Meteorologisch-Oeconomisch(er) Frauenzimmer-, Reise- und Hand-Calender ([Erfurt] o. J.), die Geschichte der Sternkunde des Alterthums (Leipzig 1777) von Jean Sylvain Bailly und Kants Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels (Zeitz 1798) vorhanden.

2.21 Mit dem Saalfelder Bergbau, der seit 1660 neuen Auftrieb erhielt, stehen in Zusammenhang das BerckwerckBuch (Frankfurt a. M. 1580) von Georg Agricola, ein Neues und Vollkommenes Berg-Buch (Dresden und Leipzig 1734) von Christoph Herttwig, die Gegründete Nachricht von dem Bergbau und Schmelzwesen in der Grafschaft Mannßfeld (Leipzig 1747) mit der Eißleb- und Mannßfeldischen Berg-Ordnung und einer Darstellung des thüringischen Bergbaus von Johann Gottfried Kießling, Das Steinreich (Halle 1764-1769), als System entworfen von Johann Ernst Immanuel Walch, und die Drey Briefe über die Gebirgs-Lehre für Anfänger und Unkundige (Weimar 1786) des Bergsekretärs Johann Carl Wilhelm Voigt.

2.22 Erwähnung verdienen Maria Sybilla Merians Histoire des insectes de l'Europe (Amsterdam 1730), aus dem Holländischen ins Französische übersetzt von Jean Marret, und ein koloriertes Exemplar von Wilhelm Friedrich von Gleichen-Rußwurms Das Neueste aus dem Reiche der Pflanzen (Nürnberg 1764), hrsg. und verlegt von Johann Christoph Keller.

2.23 Die Gruppe Allgemeines, Nachschlagewerke, Kalender umfaßt 256 Bde (13,9 Prozent; 18. Jh 49, 19. Jh 207), darunter Pierers Universallexikon der Gegenwart und Vergangenheit (Altenburg 1840-1855). Der seit 1677 in Saalfeld gedruckte Volkskalender ist u. a. als Verbesserte(r) und neu-eingerichtete(r) Geschichts-Calender von 1737 bis 1938 lückenhaft vorhanden.

2.24 Zeitungen und Zeitschriften haben einen Anteil von 326 Bdn (17,8 Prozent; 18. Jh 8, 19. Jh 318). Vorhanden sind die in Coburg erscheinenden und von dem Meininger Hofdiakon Johann Michael Weinrich herausgegebenen Historische(n) und theologische(n) Betrachtungen derer merckwürdigsten Altertume und gelehrter Dinge (Betrachtung 1-5, 1724-1727), Sächsische Privinzialblätter (1797-1804) und ein Erfurter Unterhaltendes Schauspiel, nach den neuesten Begebenheiten des Staats, der Kirche, der gelehrten Welt und des Naturreichs vorgestellt (Aufzug 1-16, 1798).

2.25 Aus dem 19. Jh sind anzuführen Allgemeines Volksblatt der Deutschen (Jg. 1-3, 1844-1846), Der Volksfreund (1848, Nr. 1-53, 2. Juli bis 30. Dezember), erschienen in Rheinfelden (Basel) und redigiert von Friedrich Hecker, sowie die in Berlin von Karl Johann Braun von Braunthal herausgegebenen Deutschen Vaterlands-Blätter (1848-1849). Unter den Saalfelder Presseerzeugnissen finden sich das mehrfach den Titel ändernde Saalfelder Wochenblatt (Jg. 1-7, 1801-1807; Neubeginn am 6. Mai 1818), das vom 1. Januar 1872 an als Saalfelder Kreisblatt fortgeführt wurde, mit der Sonntagsausgabe Saalfische (Jg. 1-40, 1887-1935), und der Saalfelder Stadt- und Landbote (Jg. 1-3, 1831-1833), fortgesetzt als Thüringer Stadt- und Landbote (Jg. 1-N.F. Bd 1, 1834-1868).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

EDV-Katalog [in Vorbereitung]

Autorenkatalog

[Zettelkatalog, hauseigene Regeln]

Sachkatalog

[Zettelkatalog, hauseigene Systematik]

3.2 Historische Kataloge

Schulbibliothek:

[Verzeichnis der Bücher], " so in der Biblioteck uff der schul salfeldt zu finden" [vom] 2. May 1592 [Bestandsliste, nach Sachgruppen]

[Katalog der Saalfelder Schulbibliothek. Vermutlich von Georg Leonhard Ritz begonnen, fortgesetzt u. a. von Friedrich Karl Forberg] [in Bandform; 2 Bde; nach Sachgruppen, innerhalb nach Formaten; Gesamtbestand bis ca. 1830]

Museumsbibliothek:

[Katalog der Bibliothek des Heimatmuseums Saalfeld. Entstanden um 1912] [Bandkatalog; 18 Sachgruppen, hauseigene Systematik]

3.3 Gedruckte Kataloge

Schulbibliothek:

Pinzger, Paul: Katalog der Schulbibliothek. Enthaltend die ersten 40 Seiten ... nach der neuen Ordnung. [Saalfeld] 1888 (Herzogliches Realgymnasium, Osterprogramm, Beilage 1888; Programm-Nr. 666) [Katalog der Lehrerbibliothek, Teil 1. Gruppe Aa, Bibelwerke (Nr. 1-26) bis Ad, Systematische Theologie ... (Nr. 1-75)]

Heller, Ernst: Katalog der Lehrerbibliothek. 2. Teil. [Saalfeld] 1897 (Herzogliches Realgymnasium, Osterprogramm, Beilage 1897; Programm-Nr. 737) [Gruppe Ad, Systematische Theologie ... (Nr. 76-108) bis Jf, Optik (Nr. 1-18)]

Heller, Ernst: Katalog der Lehrerbibliothek. 3. Teil (Schluß). [Saalfeld] 1898 (Herzogliches Realgymnasium, Osterprogramm, Beilage 1898; Programm-Nr. 748) [Gruppe Jf, Optik (Nr. 19-24) bis U, Journale (Buchstabe a-ff)]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Heimatmuseum Saalfeld: Museumsinventar [um 1913]; E 56 [Bestandsverzeichnis der Bibliothek]

Stadtarchiv Saalfeld (Saale): B XXI, 1 (Schule betr.); Nr. 2309 (Keltz'sches Testament)

4.2 Darstellungen

Richter, Reinhard: Aus der Schulbibliothek zu Saalfeld. Saalfeld 1862 (Weihnachtsgabe für arme Schüler [8])

Lehfeldt, Paul: Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens. Herzogthum Sachsen-Meiningen. Bd 2. Jena 1904 [S. 87 Erwähnung der Bibliothek; S. 92:

"Meßbücher, nach der Schulbibliothek gekommen, dann verschwunden. Ein Rest jetzt in der Bibliothek der Bürgerschule"]

Hopf, Valentin: Vom Schrifttum und Buchwesen. Zugleich ein Führer durch die Abteilungen Schrifttum und Buchdruck des Thüringischen Heimatmuseums in Saalfeld. Saalfeld 1927 (Heimatbilder der Vergangenheit aus Saalfeld und Umg[ebung] 4)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Windorf, Matthias Wilhelm Friedrich: [Einladung zur öffentlichen Schulprüfung]. Saalfeld 1816

Schilling, Friedrich: Gehobene mittelalterliche Bücherschätze aus Saalfelder Klosterbesitz. Über die Wiegen- und Frühdrucke bzw. Kettenbücher im thüringischen Heimatmuseum Saalfeld. Lichtbildervortrag vor Saalfelder Heimatfreunden im dortigen Weingasthaus " Loch" am 17. 9. 1965.

Als Kurzreferat mit Lichtbildern wiederholt vor dem Rudolstädter archivalischen und musealen Arbeitskreis am 18. 9. 1965 [Ms. verschollen]

Stand: Juli 1998

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.