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Bibliothek des Thüringischen Staatsarchivs Greiz

Adresse. Oberes Schloß 7, 07973 Greiz [Karte]
Telefon. (03661) 2537
Telefax. (03661) 2537

Unterhaltsträger. Thüringer Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur
Funktion. Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Historische Überlieferung des ehemaligen Reußenlandes.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung während der Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 8-16 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät und 3 Mikrofilm-Lesegeräte.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Bahnstrecke Gera-Plauen, Fußwegnähe (10 Minuten) vom Bahnhof Greiz zum Oberen Schloß. A 4 (E 40), Ausfahrt Gera, B 92; A 9 (E 51), Ausfahrt Schleiz, B 94; A 72 (E 441), Ausfahrt Reichenbach. Parkplatz am linken Elsterufer.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bestandsbildung der Bibliothek ist eng verbunden mit der Entstehung des Archivs, ein Ergebnis der Novemberrevolution von 1918 im Reußenland. Nach dem Sturz der Monarchie gingen aus den Fürstentümern Reuß älterer Linie (Reuß-Greiz) und Reuß jüngerer Linie (Reuß-Gera) die Freistaaten ältere Linie und jüngere Linie hervor, die sich im April 1919 zum Volksstaat Reuß mit der Hauptstadt Gera vereinigten. Für das in dessen Eigentum überführte Archivgut der staatlichen Vorläufer wurde im Oberen Schloß zu Greiz ein Archiv eingerichtet, das unter der Bezeichnung Reußisches Staatsarchiv am 1. April 1920 seine Tätigkeit aufnahm.

1.2 Der Volksstaat Reuß schloß sich am 1. Mai 1920 mit den übrigen thüringischen Einzelstaaten zum Lande Thüringen zusammen. Bei der im Oktober 1922 durchgeführten Kreiseinteilung des Landes Thüringen kam das vormals reußische Gebiet an die thüringischen Stadt- und Landkreise Greiz und Gera sowie an den thüringischen Landkreis Schleiz. Nach der Unterstellung unter das Thüringer Volksbildungsministerium wurde das Reußische Staatsarchiv Mitte 1923 in Thüringisches Staatsarchiv Greiz umbenannt und drei Jahre später dem Direktor der Thüringischen Staatsarchive in Weimar nachgeordnet. Die archivalische Zuständigkeit erstreckte sich fortan auch auf die Behörden des Landes Thüringen in den oben genannten Stadt- und Landkreisen.

1.3 Weitere Aufgaben erwuchsen dem Greizer Archiv seit 1945. Es erhielt beträchtliche Archivgutzugänge nach der Durchführung der Bodenreform (1945/1946), der Fürstenenteignung (1948) und durch strukturelle Veränderungen im staatlichen Bereich. Hinzu kamen im Jahre 1952 die geretteten Restbestände des bei der Zerstörung des Schleizer Schlosses am 8. April 1945 zum größten Teil vernichteten Hausarchivs der jüngeren Linie Reuß. Bibliotheksgut befindet sich auch im Nachlaß des Geraer Stadtarchivars und Heimatforschers Ernst Paul Kretschmer (1887-1957). Anfang der fünfziger Jahre kam die Bibliothek des 1893 gegründeten Vereins für Greizer Geschichte hinzu.

1.4 Am 27. April 1951 beschloß der Thüringer Minister des Innern die Umbenennung in Landesarchiv Greiz. In der Folgezeit kam es bei gleicher Unterstellung zu weiteren Namensänderungen (Juli 1965 Historisches Staatsarchiv Greiz; Mai 1976 Staatsarchiv Weimar/Außenstelle Greiz; April 1991 Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar/Außenstelle Greiz; Januar 1993 Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt/Außenstelle Greiz). Seit dem 1. Juli 1994 ist das Thüringische Staatsarchiv Greiz selbständig und untersteht dem Thüringer Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Es verfügt nach dem Stand vom 30. Juni 1993 insgesamt über 3422 Regalmeter Akten, 1919 Urkunden, 4065 Karten, Pläne und Risse, 4 Nachlässe, 200 Regalmeter amtliche Drucksachen und Zeitungen sowie über eine Bibliothek.

1.5 Die rund 6000 Bde umfassende Dienstbibliothek konnte durch Käufe und Schenkungen im Laufe der Jahrzehnte kontinuierlich ausgebaut werden. In ihr fanden u. a. die Restbestände ehemaliger Schul- und Verwaltungsbibliotheken eine neue Zweckbestimmung, darunter größere Sammlungen, wie die Fürstlich Reußische Geraer Bibliothek, die Fürstliche Gymnasial- und Landesbibliothek Gera und die Regierungsbibliothek zu Greiz, sowie kleinere, wie die Schülerbibliothek des Fürstlichen Gymnasiums Gera, die Lobensteiner (Berg-)Amts-Bibliothek und die Bibliothek des Fürstlichen Reuß-Plauischen Justizamtes Schleiz.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der (am Regal ausgezählte) historische Buchbestand umfaßt 4098 Bde (68,3 Prozent des Gesamtbestands von ca. 6000 Bdn), darunter 18 Bde aus dem 16. Jh, 76 aus dem 17. Jh, 733 aus dem 18. Jh und 3271 aus dem 19. Jh. Der Anteil fremdsprachiger Literatur ist unerheblich (Latein: 4 Bde im 16. Jh, 10 im 17. Jh, 42 im 18. Jh und 34 im 19. Jh; Französisch: 5 im 18. Jh und 15 im 19. Jh; Englisch: 2 im 19. Jh). Eine Inkunabel, Speculum exemplorum omnibus christicolis (Straßburg 1499) aus der Provenienz des Greizer Geschichtsvereins (Vorbesitzerin: die Schulbibliothek Schleiz), befindet sich im Bestand.

Systematische Übersicht

2.2 Die Bibliothek enthält überwiegend lokales und regionalkundliches Kleinschrifttum (Vereinsschriften, Gelegenheitsdrucke, Schulprogramme, Volkskalender, Zeitungen und Wochenblätter) des ehemaligen Reußenlandes, das wohl nur hier überliefert worden ist.

2.3 Die fachliche Zusammensetzung des Bestandes entspricht der Interessenlage des Archivs. Mit 1569 Bdn steht die Sachgruppe " Staat, Recht, Verwaltung" an der Spitze (16. Jh 4, 17. Jh 11, 18. Jh 143, 19. Jh 1411), es folgen die Sachgruppen " Geschichte, Politik, Militärwesen" mit 733 Bdn (16. Jh 5, 17. Jh 27, 18. Jh 145, 19. Jh 556), " Kirchen und Schulwesen" mit 648 Bdn (16. Jh 8, 17. Jh 25, 18. Jh 216, 19. Jh 399) und Allgemeines (einschließlich der nicht archivrelevanten Gruppen) mit 639 Bdn (17. Jh 4, 18. Jh 143, 19. Jh 492). Die Sachgruppe " Biographie, Genealogie" umfaßt 139 Bde, die für Handel, Wirtschaft und Verkehr 123. Hinzu kommen Geographie (71 Bde), Volkskunde (62 Bde), Kunst und Musik (39 Bde) sowie ein kleiner Belletristik-Bestand (75 Bde). Ein vollständiges Exemplar von Zedlers Universallexikon und dessen Allgemeine Staats-, Kriegs-, Kirchen- und Gelehrten-Chronicke (Bd 1-5, 1733-1734) verdienen besonders genannt zu werden.

2.4 Zum Buchbestand gehört auch die Bibliothek des Vereins für Greizer Geschichte ( s. o. 1.3), der sich die Erforschung der Geschichte und der Altertümer der Residenzstadt Greiz und des mit ihr verbundenen " engeren Vaterlandes" als Aufgabe gestellt hatte. Die Vereinsbibliothek umfaßte (a) heimische Geschichts- und Literaturwerke, (b) die Hauschronik der Stadt Greiz und einzelner hervorragender Gebäude und Höfe auf dem Lande, (c) Zeitungswesen, (d) auswärtige Schriften und (e) Autographen (vgl. Statuten des Vereins für Greizer Geschichte, S. 4, Paragraph 5, s. u. 4.2). Aus der Vereinsprovenienz stammen die zahlreichen Greizer und Schleizer Gebet- und Gesangbücher, lokale Predigtsammlungen und in herrnhutischer Tradition stehendes pietistisches Erbauungsschrifttum.

2.5 In der Zeitungssammlung des Archivs (18. Jh 3 Jahrgänge, 19. Jh 226 Jahrgänge) befinden sich u. a. die in Greiz erschienene Landeszeitung für das Fürstentum Greiz ä. L. (1885-1903), die Elsterberger Nachrichten (1875-1900 und später), das Schleizer Wochenblatt (1833-1868, 1876-1878) und das Zeulenrodaer Wochenblatt (1856-1869). Von außerhalb des Archivsprengels erschienenen Presseerzeugnissen sind die Augsburger Allgemeine Zeitung (1789-1846), der Allgemeine Anzeiger der Deutschen (Gotha 1807-1847) und die Leipziger Zeitung (1826-1873) für die angegebenen Erscheinungszeiträume nahezu vollständig vorhanden. Eine Zeitungsblatt(ausschnitt)sammlung (1921 ff.) enthält Zeitungsartikel mit Greizer Lokalbezug.

2.6 Zu erwähnen ist schließlich auch eine kleine Sammlung handschriftlicher und gedruckter Musikalien (48 Stücke) aus dem Zeitraum zwischen 1680 und 1902.

3. KATALOGE

Alphabetischer Autorenkatalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Systematischer Zettelkatalog

[verzeichnet Teilbestände]

Katalog der Bibliothek des Vereins für Greizer Geschichte [um 1938 erstellt]

Übersicht über die in Thüringen erschienenen und er- scheinenden Tageszeitungen sowie Nachweisung über die in jedem thüringischen Landesarchiv vorhandenen Zeitungen. Weimar 1956 [Bl. 25-28: Landesarchiv Greiz]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Thüringisches Staatsarchiv Greiz: Bestand Staatsarchiv Greiz A 1-11; VI R/54 Nr. 16, R/85 Nr. 15 und R/90 Nr. 23

4.2 Darstellungen

Statuten des Vereins für Greizer Geschichte. Greiz 1893

Flach, Willy: Geschichte der reußischen Archive. Greiz 1930

Schneider, Friedrich: Die Einrichtung des Thüringischen Staatsarchivs in Greiz. In: Das Thüringer Fähnlein 3 (1934) S. 326-328

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Diezel, Rudolf: Übersicht über die Bestände des Landesarchivs Greiz. Weimar 1963 (Veröffentlichungen des Landeshauptarchivs Weimar 7)

Querfeld, Werner: Kurze Übersicht über die Bestände der Außenstelle Greiz des Thüringischen Staatsarchivs Rudolstadt. Rudolstadt 1993 (Informationsheft/Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt 3)

Stand: Juli 1995

Werner Querfeld

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.