FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Oesterreich > Kaernten > Bleiburg

Schloßbibliothek Thurn-Valsassina

Adresse. 9150 Bleiburg
Telefon. (04235) 39 56 oder 20 12-0 (Forstverwaltung); (0663) 40 5 08

Unterhaltsträger. Dr. Ariprand Thurn-Valsassina
Funktion. Private Schloßbibliothek.
Sammelgebiete. Literatur, Geschichte, Juridica, Land- und Forstwirtschaft, Militaria. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Für wissenschaftliche Zwecke nach schriftlicher Voranmeldung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Bahnverbindung ab Wien-Südbahnhof bis Zeltweg, ab Zeltweg Direktverbindung nach Bleiburg, Fußwegnähe ab Bahnhof (10 bis 15 Minuten). - A 2 bis Abfahrt Griffen.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Schloß Bleiburg befindet sich seit 1601 im Besitz der Familie Thurn-Valsassina. Graf Hans-Ambros erwarb es aus kaiserlichem Besitz für 80.000 Gulden und beauftragte sofort italienische Baumeister mit dem Umbau zum Renaissanceschloß, der 1606 abgeschlossen wurde. Im Zuge der Neugestaltung entstand auch die Bibliothek. Sie ist in einem Raum im zweiten Stock untergebracht, der beste konservatorische Bedingungen bietet.

1.2 Der Buchbestand wurde über die Jahrhunderte laufend erweitert. Die Neuerwerbungen entsprachen zumeist dem speziellen Tätigkeitsfeld des jeweiligen Schloßbesitzers. So sind etwa die Militärwissenschaften sehr umfangreich vertreten, da die Herren von Bleiburg nicht selten herausragende Positionen in der Armee bekleideten. Daneben galt das Interesse der Familie Thurn-Valsassina insbesondere der Geschichte, wovon die zahlreich vorhandenen historischen Werke der Schloßbibliothek Zeugnis ablegen. Sie waren im 13. Jh in Friaul und Istrien begütert, von 1259 bis

 waren Angehörige der Familie Fürsten und Schutzherren von Mailand und
bis 1447 Patriarchen von Aquileia. Ebenso wurde die Familie in Görz und Gradiska belehnt. In der Bibliothek aufbewahrte Hss. aus dem 16. Jh dokumentieren die historischen Beziehungen zu Oberitalien. Im 18. Jh war Graf Anton als Erzieher und Obersthofmeister des Erzherzogs Leopold von Toskana tätig, seine und seines Bruders Korrespondenz mit den Erzherzögen Ferdinand und Maximilian, Erzherzog Leopold und Feldmarschall Radetzky ist im Archiv aufbewahrt. Die Herkunft der Familie zeigt sich im Buchbestand zur Geschichte Oberitaliens, der einen Sammlungsschwerpunkt bildet. Gut vertreten ist auch die Literatur zur Land- und Forstwirtschaft sowie zum Bergbau, da die Grafen Thurn-Valsassina 1604 auch die Bergbaukonzession erhielten.

1.3 Besonders wertvolle Exemplare der Büchersammlung stammen aus dem Besitz des Grafen Angelo D`Elchi (1754-1824), der mit Gräfin Anna-Maria Thurn-Valsassina, geborene Sinzendorf (Witwe von Franz Thurn-Valsassina, der 1790 in einer Schlacht gegen die Türken fiel), verheiratet war. Conte D`Elchi galt als Sammler ältester Ausgaben griechischer und lateinischer Autoren. Den Großteil der von ihm zusammengetragenen Werke schenkte er seiner Vaterstadt Florenz, wo sie in einem eigenen Raum der Florentinischen Nationalbibliothek untergebracht sind. Bei den in Bleiburg verbliebenen Werken handelt es sich vorwiegend um Prachtausgaben zur Kunstgeschichte der Städte Rom, Florenz, Venedig, Wien und Paris.

1.4 Während des Kärntner Abwehrkampfes 1918 bis 1920 war ein serbisches Kommando im Schloß untergebracht, wodurch die Bibliothek in Mitleidenschaft gezogen wurde. Es kam zu Verlusten, insbesondere von Bänden aus vollständigen Reihen. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Sammlung unbeschadet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Schloßbibliothek umfaßt insgesamt rund 5000 Bücher. Die Zählung anhand des Kataloges ergab 1828 vor 1900 erschienene Werke, die z. T. vielbändig sind. Sie verteilen sich auf 2 Inkunabeln, 37 Titel aus dem 16. Jh (darunter 9 Frühdrucke bis 1550), 133 aus dem 17. Jh (45 aus der ersten Jahrhunderthälfte), 545 aus dem 18. Jh (193 bis 1750) und 1113 aus dem 19. Jh (558 bis 1850). 72 Werke weisen kein Erscheinungsjahr auf.

2.2 Bei den Werken aus dem 16., 17. und 18. Jh überwiegt die lateinische Sprache, erst im 19. Jh dominiert Deutsch (816 Titel). Insgesamt setzt sich der historische Bestand aus 885 deutschen, 334 französischen, 328 lateinischen, 98 italienischen, 85 englischen, 76 griechischen (bzw. griechisch-lateinischen), 4 slowenischen sowie 3 ungarischen und einem spanischen Titel zusammen.

Systematische Übersicht

2.3 Die Schloßbibliothek ist nach Sachgebieten geordnet. 73 Titel (3 aus dem 16. Jh, 18 aus dem 17. Jh, 22 aus dem 18. Jh und 30 aus dem 19. Jh) sind Juridica, darunter z. T. mehrbändige Gesetzestexte (Corpus iuris civilis, 1658). Zu den ältesten Werken zählt die 1571 in Frankfurt a. Main gedruckte Abhandlung Von kayserlichen Kriegßrechten, Malefiz und Schuldhändlen. 33 Werke liegen in Deutsch, 26 in Latein, 9 in Französisch, 4 in Italienisch vor, ein Buch ist in Englisch verfaßt.

2.4 Im selben Bibliotheksschrank sind 41 Nachschlagewerke und Grammatiken, 8 Lexika und 35 Wörterbücher untergebracht. 4 Titel stammen aus dem 16. Jh, 2 aus der zweiten Hälfte des 17. Jh, 38 aus dem 18. Jh und 40 aus dem 19. Jh. Der Thesaurus Linguae Latinae (Basel 1576-1578) gehört zu den ältesten Werken, Oswald Gutmanns Windische Sprachlehre (1777) sei wegen ihres regionalen Bezugs erwähnt. 11 Titel sind griechisch, 14 lateinisch, 16 deutsch, 18 französisch, 7 englisch, 2 ungarisch, jeweils einer ist slowenisch bzw. spanisch.

2.5 Besonders umfangreich ist der Bestand zur Geschichte (307 Titel), dem auch Werke zur Familiengeschichte (27) zugezählt sind. 176 Titel stammen aus dem 19. Jh, 108 aus dem 18. Jh, 19 aus dem 17. Jh und 4 aus dem 16. Jh. Bei den Titeln des 19. Jhs dominiert die deutsche Sprache (122), jene aus dem 18. Jh sind überwiegend französisch (66), die Drucke des 17. Jhs mehrheitlich lateinisch (10). Von den Büchern des 16. Jhs ist eines deutsch, eines lateinisch, zwei sind italienisch. Erwähnt seien ein Frühdruck, Bernardino Corios Historia continente da lorigine di Milano (Mailand 1503), ferner Paolo Morigis La nobilità di Milano (Mailand Brusonis Dell'Historie universali d'Europa (1657) und Alexandrinus Appianus Romanorum Historiam (1670). Der Thesaurus antiquitatum et Historiarum Italiae liegt in einer bibliophilen Ausgabe von 1704 vor. Beachtung verdient auch Hieronymus Megisers Annales Carinthiae (1612), das in Pergament aus dem 12. Jh gebunden ist.

2.6 Von insgesamt 68 Titeln zur Kunstgeschichte ist einer aus dem 16. Jh, 5 erschienen im 17. Jh, 23 im 18. Jh und 40 im 19 Jh. Ein Teil dieser Sammlung stammt aus dem Besitz des Grafen Angelo D'Elchi, wie das dreibändige Werk über Antiquités Etrusques, Grecques et Romaines (1766) und Le Pitture antiche d'Ercolaneo (1757), dem der Catalogo degli antichi Monumenti di Ercolaneo von Ottavio Antonio Bayardi (1755) beigefügt ist. Erwähnenswert sind auch Bonarum Artium Splendori (1779), Designi Originali d'eccellenti Pittori (1774) und Pollio Vitruvs De architectura libri decem (1649). Bei den älteren Werken dominieren die Sprachen Latein und Italienisch. Erst im 19. Jh überwiegt Deutsch (28 Werke).

2.7 Die Militärwissenschaften bilden einen weiteren Sammelschwerpunkt. Von den 174 Titeln sind 149 im 19. Jh erschienen, 21 im 18. Jh. 3 Werke stammen aus dem 17. Jh, eines ist aus dem 16. Jh. Die meisten Werke sind deutschsprachig (149). Die 4 Titel des 16. und 17. Jh sind lateinisch (3) und griechisch (1). Im Archiv des Schlosses befinden sich außerdem Militärkarten und Manöverpläne des 19. und 20. Jhs.

2.8 Zu den Naturwissenschaften verfügt die Bibliothek über 115 Titel, darunter 2 Frühdrucke in griechischer Sprache und Renato Vegetios Artis Veterinariae sive mulomedicinae libri quatuor (Basel 1528). 28 Werke tstammen dem 17. Jh, 36 dem 18. Jh und 69 dem 19. Jh. 68 Titel sind in deutscher Sprache verfaßt, 18 in Latein, 5 in Griechisch, 2 in Englisch, 17 in Französisch und einer in Slowenisch. Hervorgehoben seien Theodor Zwingers Theatrum humanae vitae (Basel 1586), ferner Magni Hippocratis medicorum omnium facile principis (1621) und Le spectacle de la Nature (1762). Hinzu kommen 58 Titel zur Geographie und 54 Reiseberichte. Davon entstammen 5 dem 17. Jh, 21 dem 18. Jh und 86 dem 19. Jh. Es überwiegen die deutschsprachigen Werke, daneben gibt es einige französische (z. B. Le Grand Dictionnaire Géographique von M. Bruzen de la Martinière, 1737) sowie lateinische und italienische.

2.9 Das Bleiburger Archiv enthält eine reichhaltige Sammlung (766 Titel) an zumeist originalsprachigen Klassiker-Ausgaben - literarischen und philosophischen Werken in Prachtbänden. Von den 5 Frühdrucken und 15 Titeln aus dem späten 16. Jh seien hervorgehoben: Titus Arbiter Petronius' Romani Satyricon (Vinega 1529), Demostenes recogniti Graecolatini (Basel 1569), Les uvres de I. Sleidan (Genf 1574) und Ennapius Sardianus' De vitis philosophorum (Antwerpen 1568). Aus dem 17. Jh datieren 54 Werke (40 lateinische, 14 griechische und ein französisches). Im 18. Jh sind 245 Titel erschienen (114 vor 1750, 131 nach 1750). Der Bestand bis 1750 ist überwiegend lateinisch; er enthält aber auch englische Ausgaben, z. B. The Works of William Shakespeare, 1725). Aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs liegen 9 deutsche, 19 griechische, 45 lateinische, 7 italienische, 30 französische, 7 englische und je ein spanischer und ein slowenischer Titel vor. Bei den im 19. Jh erschienenen Werken (268) ist ein Überhang an deutschsprachigen Titeln (136) festzustellen, daneben sind 61 französische, 22 englische, 17 italienische und 16 lateinische Drucke vertreten.

2.10 Zeitschriften (kaum vollständige Reihen) und belletristische Werke, die keine Prachtausgaben darstellen, stehen in einem eigenen Schrank. Sie werden im Katalog nicht einzeln angeführt, sondern nach Sprachen gegliedert zusammengefaßt (deutsche Belletristik 67 Bde, englische 5 Bde, französische 40 Bde). Dasselbe gilt für Titel zur Sprachwissenschaft und Lehrbücher zur Mathematik (31 Bde), Naturgeschichte (41 Bde) und Theologie (17 Bde). Nur 55 Schulbuchtitel zu unterschiedlichsten Fachgebieten und Werke zur ädagogik sind einzeln in den Katalog aufgenommen. Sie erschienen im späten 18. und im 19. Jh, darunter das mit kolorierten Kupferstichen ausgestattete Bilderbuch zum Nutzen und Vergnügen der Jugend (1801-1807) von Friedrich J. Bertuch.

2.11 Zur Theologie sind 76 Titel vorhanden, darunter die 2 Inkunabeln, Anselm von Canterburys Opera et tractatus (Nürnberg: Caspar Hochfeder 1491) und das Mariale des Bernardinus de Busti (Straßburg: Martin Flach 1494). Beiden Exemplaren fehlen die gemalten Deckblätter. 2 Werke stammen aus dem späten 16. Jh (z. B. Nonnus Panopolitanus' Graeca paraphrasis sanctievangelii secundum Ioannem, Leiden 1589), 16 aus dem 17. Jh, 17 aus dem 18. Jh und 39 aus dem 19. Jh.

2.12 Umfangreicher ist der Bestand an land- und forstwirtschaftlicher Literatur sowie an Werken zur Technik (insgesamt 189 Titel), welche die Schloßherren für die praktischen Erfordernisse im Gutsbetrieb benötigten. Die ältesten Bücher sind Pasqual Caracciolos La gloria del cavallo (Venedig 1608) und Hercole Catos L'agricultura (Venedig 1658). Auch an Innovationen zeigten sie sich interessiert, wie etwa Carl Boehringers Werk Über die Zucker-Erzeugung aus dem Safte des Ahornbaumes in den kais. kön. Österreichischen Staaten (1810) beweist. Auffallend gut vertreten sind Jubiläumsausgaben anläßlich der Entstehung von Eisenbahnlinien in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Die hauptsächlich deutschsprachigen Werke entstammen größtenteils dem 19. Jh; 17 erschienen im 18. Jh, 3 im 17. Jh.

3. KATALOGE

Nominalkatalog

[in Zettelform, nach PI bzw. hausinternen Regeln, erstellt 1958 bis 1971]

Stand: November 1994

Andrea Pregernig


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.