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Bibliothek des Tiroler Landeskonservatoriums

Adresse. Paul Hofhaimer-Gasse 6, 6020 Innsbruck [Karte]
Telefon. (0512) 58 34 47-15
Telefax. (0512) 58 34 47-16

Unterhaltsträger. Amt der Tiroler Landesregierung
Funktionen. Schulbibliothek; öffentlich zugängliche Musikbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Musikliteratur, Notendrucke. - 2. Besondere Sammelgebiete: Tonträger, Archivalien zum Musikverein Innsbruck und zum Konservatorium.
Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (ausgenommen historischer Bestand, Handbibliothek und Tonbänder; LP nur für Lehrer zu Unterrichtszwecken entlehnbar). - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10-11 Uhr, Montag, Dienstag und Donnerstag auch 15-16 Uhr, Mittwoch 17-18 Uhr und nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Abhöreinrichtung für Tonträger mit Überspielmöglichkeit.
Hinweise für anreisende Benützer. Straßenbahnlinien 1 und 3 ab Hauptbahnhof bis Station Landesmuseum. - Kurzparkzonen und einige Tiefgaragen in unmittelbarer Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der 1818 gegründete Innsbrucker Musikverein sammelte von Anfang an Bücher und Notenmaterial. Bestände aus dieser Zeit sind vor allem auf Schenkungen anläßlich der Vereinsgründung und Legate zurückzuführen. Bereits 1817 berichtet die Chronik von einem erheblichen Vorrath von klaßischen Meßen, Symphonien et cetera, welcher gegen Empfangschein aus der Universitätsbibliothek geliehen, und in der Folge dem Musikverein überlaßen wurde (s. u. 4.1). 1827 ließ der Präses des Musikvereins, Joseph Ritter von Hippoliti, der Bibliothek Notendrucke zukommen (s. u. 2.3). Von den weiteren Nachlässen verdient vor allem der thesaurus musicus von Josef Alois Ladurner (1769-1851) Erwähnung, welcher dem Musikverein 1852 geschenkt wurde. Die Noten aus dieser Sammlung kamen später nach Brixen (Südtirol), die Bücher blieben jedoch in Innsbruck und stellen den wertvollsten Teil des historischen Buchguts dar. Eintragungen in 37 Büchern weisen den Musikvereinskapellmeister Alois Teuchner (1810-1896) als Vorbesitzer aus.

1.2 1857 erhielt die Bibliothek von Josephine Wohlgemuth eine große Anzahl autographer Partituren von Johann Baptist Gänsbacher, der ab 1823 Direktor des Musikvereins war, bevor er 1824 als Domkapellmeister nach St. Stephan in Wien berufen wurde. Eine sehr bedeutende Sammlung an Notendrucken aus dem 19. Jh - darunter viele Erstdrucke - vermachte Gänsbachers Sohn Josef (1829-1911) dem Musikverein. Weiteren wertvollen Zuwachs brachte die Übernahme der Sammlung des Innsbrucker Apothekers Josef Oellacher, die nur aus Notendrucken, hauptsächlich Streicherkammermusik und Violoncello-Noten (ca. 1,5 Laufmeter), bestand.

1.3 1938 wurde der Musikverein aufgelöst. Die Stadtgemeinde Innsbruck übernahm Gebäude, Bibliothek und die Verwaltung der Musikschule. 1957 wurde die Musikschule in den Rang eines Konservatoriums erhoben. Der seit ca. 1900 geführte Zettelkatalog zu den Bibliotheksbeständen ging um 1980 verloren. Ein neuer, detaillierterer Katalog konnte jedoch nur in Ansätzen verwirklicht werden. Die Bibliothek wird seit 1979 von einem hauptamtlichen Bibliothekar betreut. Seit 1990 unterstehen Konservatorium und Bibliothek dem Land Tirol.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek enthält rund 7000 Bücher und ca. 100.000 Bde an Notendrucken (s. u. 2.3). Zum historischen Buchbestand gehören 272 Titel (312 Bde) und 13 Zeitschriftenreihen (70 Bde). Hinzu kommen die Jahresberichte des Musikvereins (1876-1920). Der Großteil der Werke ist im 19. Jh erschienen, einige Titel stammen aus dem 18. Jh. Das historische Buchgut ist mit Ausnahme eines italienischen und eines lateinischen Titels deutschsprachig.

2.2 Die alten Drucke sind alphabetisch nach Autoren aufgestellt, der neuere Bestand ist nach der SMM (Systematik des Musikschrifttums und der Musikalien, hrsg. vom Deutschen Bibliotheksinstitut, 1991) angeordnet. Die vor 1900 erschienenen Titel verteilen sich auf Biographien (z. B. Georg Nikolaus von Nissens Biographie W. A. Mozart's, Leipzig 1828), Werke zum Instrumentalunterricht (z. B. Daniel Gottlob Türks Klavierschule, Leipzig und Halle 1802), Gesangsunterricht (z. B. Michael Traugott Pfeiffers Chorgesangschule, Zürich 1821) und zur Musiktheorie (z. B. Johann Joseph Fux' Gradus ad parnassum, Wien 1725, und J. P. Kirnbergers Die Kunst des Satzes in der Musik, Wien 1771). Zu finden sind ferner Werke zur Ästhetik (z. B. Johann G. Sulzers Allgemeine Theorie der schönen Künste, Bd 2-4, Leipzig 1792 ff.), Instrumentenkunde (wie E. F. Richters Katechismus der Orgel, Leipzig 1868) und Kirchenmusik (wie H. M. Schletterers Uebersichtliche Darstellung der Geschichte der kirchlichen Dichtung und geistlichen Musik, Nördlingen 1866). Das älteste Werk der Bibliothek, Johann Baptist Sambers Manuductio ad Organum (Erstdruck, Salzburg 1704, Bd 1 und 2), stammt aus dem Nachlaß Josef Alois Ladurners.

Sondersammlungen

2.3 Notendrucke. Von rund 100.000 Bdn an Notendrucken sind ca. 5000 (sehr vage Schätzung) bis 1900 erschienen. Eine exaktere Quantifizierung ist nicht möglich, da viele Drucke zeitlich nur schwer einzuordnen sind bzw. oft keine Jahresangabe aufweisen. Die ältesten Musikalien stammen aus dem frühen 19. Jh. Zum Aufbau dieser Sammlung trugen ebenfalls Geschenke und Nachlässe wesentlich bei. Unter den 1827 inkorporierten Notendrucken aus dem Besitz Joseph Ritter von Hippolitis befanden sich Kompositionen von Mozart, Beethoven, Franz Krommer, Ferdinand Fränzel, Ferdinand Ries und Jan Willem Wilms. 1831, 23 Jahre nach Gründung des Vereins, bestand der Vorrath an Musikalien aus 49 Messen, 17 Offertorien und Gradualen, 52 Ouverturen, 112 Symphonieen, 30 theils Oratorien, theils Opern, 19 Kantaten, 31 Chören und Serenaden, 188 Arien und Duetten, 136 Klavier-Auszügen, 60 Konzerten, 97 Quartetten und 24 Quintetten, zusammen 815 Piecen (s. u. 5). Einen wesentlichen Teil der älteren Kammermusikwerke verdankt die Bibliothek Josef Gänsbacher, Professor am Konservatorium in Wien; seine Sammlung zeichnet sich durch eine große Zahl von gut erhaltenen Erstdrucken aus, darunter Klaviermusik von Robert Schumann.

2.4 Zudem besitzt die Bibliothek eine Programmsammlung (nur einzelne Exemplare aus der Zeit vor 1866, ab 1867 relativ vollständig), eine Sammlung von Zeitschriftenartikeln zum Musikverein und eine kleine Fotosammlung.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln, unvollständig]

EDV-Katalog [im Aufbau]

Inventarbücher

[16 Bde, geführt von ca. 1900 bis ca. 1978]

Notendrucke:

Kienast-Katalog

[in Zettelform; erfaßt ca. 7 Prozent des Notenbestandes; Gruppenunterteilung nach Instrumenten oder Besetzungen (sehr grobe Unterteilung, z. B. Kammermusik mit Klavier), innerhalb der Gruppen alphabetische Ordnung nach Komponisten]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archiv des Tiroler Landeskonservatoriums:

Chronik von Johann Herzog betreffend die Jahre 1812 bis 1843

Sitzungsprotokolle des Musikvereins aus den Jahren 1831 bis 1845 und 1890 bis 1905

Einzelne Mitgliederverzeichnisse

Urkunden (für Ehrenmitglieder, Protektoren etc.)

4.2 Darstellungen

Steiner, Wolfgang: Bibliothek und Archiv im Tiroler Landeskonservatorium. In: Wolfgang Steiner (Hrsg.): 175 Jahre Musikverein, Musikschule, Konservatorium in Innsbruck. Innsbruck 1993, S. 163-171

Musikverein. Inventar. In: Tiroler Bote 17 (1831) S. 68

Stand: Februar 1995

Wolfgang Steiner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.