FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Kossuth Lajos Tudományegyetem Egyetemi és Nemzeti Könyvtára

Universitäts- und Nationalbibliothek der Lajos-Kossuth-Universität


Adresse. Egyetem tér 1, H-4010 Debrecen; Postadresse: H-4010 Debrecen, Pf. 39
Telefon. (052) 316-666/2181, 316-835 und 410-443
Telefax. (052) 316-835 oder 410-443
e-mail. [kkoltay@libware. ilévay@libware.lib.klte.hu; kkoltay@libware.] lib.klte.hu

Unterhaltsträger. Muvelodési és Közoktatási Minisztérium [Ministerium für Bildung und Unterrichtswesen]
Funktionen. Universitäts- und Nationalbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Literatur aller Lehrfächer der Universität, ungarische Literatur- und Sprachwissenschaft, Chemie und Mathematik. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Hungarica (ungarisch verfaßte Werke und Werke mit Bezug zu Ungarn unter spezieller Berücksichtigung des Gebiets jenseits der Theiß).

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand (Pflichtexemplare, Zeitschriften, Periodika, Handschriften und geschützte Bücher). - Öffnungszeiten: Lesesaal, Katalogsaal: Montag bis Freitag 8-20 Uhr, Samstag 8-17 Uhr (im Semester; der Lesesaal bleibt im Juli und August geschlossen); Forschungsräume, Zeitungs- und Periodikalesesaal sowie chemische Fachbibliothek: Montag bis Freitag 9-19 Uhr; Ausleihe: Montag bis Freitag 10-18 Uhr, Samstag 10-13 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Projektoren, Tongeräte (im Zeitschriftenlesesaal); TV, Tonbandgerät, Plattenspieler, Videogerät (im Musiklesesaal); Foto-, Buchbinde- und Druckarbeiten können in Auftrag gegeben werden; OPAC-Datenbasis.
Gedruckte Informationen. Bibliotheksführer: Bibliothek der Lajos-Kossuth-Universität Debrecen. Zusammengestellt von Irén Lévay. Debrecen 1988 [in Ungarisch, Deutsch, Englisch und Russisch; zur Benutzung und Geschichte der Sammlungen].
Hinweise für anreisende Benutzer. Die Bibliothek befindet sich im Nagyerdo [Großwald] am Stadtrand. - Vom Bahnhof Straßenbahnverbindung (Linie 1) bis Haltestelle Egyetem tér, von dort Fußwegnähe (3 Minuten). - Von Budapest Autobahn M 4; von Osten Autobahn M 33. Parkmöglichkeiten auf dem Universitätsgelände.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Gründung der Universität Debrecen wurde durch ein Gesetz aus dem Jahre 1912 veranlaßt, das sowohl den Universitätsunterricht als auch die Schaffung einer Universitätsbibliothek vorsah. Die Ereignisse des Ersten Weltkriegs haben die Verwirklichung dieses Plans jedoch erheblich verzögert. Erst 1914 wurde die Ungarische Königliche Universität Debrecen gegründet. Im Jahre 1916 wurde die Bibliothek mit ca. 60.000 Bdn zunächst an einem provisorischen Ort eröffnet, bevor sie ihren eigentlichen Platz am 1. Mai 1918 bezog. Bis zu diesem Zeitpunkt standen den Studenten und Professoren der Universität die wissenschaftlichen Buchbestände der ansehnlichen Bibliothek des Debrecener Reformierten Kollegiums zur Verfügung, das die Vorgängerinstitution der Universität war (s. Eintrag dort). Die Beziehung zwischen den beiden Institutionen war von Anfang an gut und blieb auch in den schweren Nachkriegsjahren ausgezeichnet. Ihre Zusammenarbeit wurde 1955 durch einen Vertrag weiter gefestigt. Von besonderer Bedeutung war die Tatsache, daß die historischen Bestände des Kollegiums die neueren und moderneren Bestände der Universität ergänzten. In der Zeit zwischen den Weltkriegen konnten die Sammlungen der Universitätsbibliothek nur bescheiden ergänzt werden. Angeschafft wurden vor allem die wichtigsten in- und ausländischen Handbücher. Weiterhin kamen Schenkungen oder mit bescheidenen Mitteln angekaufte Nachlässe in den Bestand.

1.2 Im Jahre 1921 wurde die Universität nach dem ehemaligen ungarischen Ministerpräsidenten István Tisza (1861-1918) benannt, der sich um die Gründung der Universität besonders verdient gemacht hatte. 1932 erhielt die Universitätsbibliothek (ca. 80.000 Bde) ihren endgültigen Sitz im Zentralgebäude der Universität, wo ein Magazin für ca. 2 Millionen Bände geschaffen worden war. Der Zweite Weltkrieg verursachte keine größeren Schäden am Gebäude und in den Sammlungen. Nach dem Krieg wuchs der Bestand erheblich. Die Bestände verstaatlichter Privatbibliotheken, kirchlicher Sammlungen und Vereinsbibliotheken wurden inkorporiert und im Verlauf der folgenden Jahrzehnte bearbeitet, ohne daß jedoch die Provenienzen festgehalten wurden. 1945 wurde der Name der Universität aus ideologischen Gründen in Wissenschaftliche Universität Debrecen geändert, bevor sie schließlich 1952, anläßlich des 150. Geburtstages des Politikers Lajos Kossuth (1802-1894), ihren heutigen Namen erhielt. Universitäts- und Nationalbibliothek

1.3 Im Jahre 1952 erhielt die Universitätsbibliothek das Pflichtexemplarrecht und sammelt seitdem die ungarischen Drucke vollständig. Die Erweiterung des Bestandes war zuvor vor allem auf die Vervollständigung der Sammlung älterer, schon vorhandener ungarischer Drucke gerichtet. Daneben sollten im Ausland erschienene ungarischsprachige Titel und Werke mit Bezug zu Ungarn gesammelt werden. Ausländische Fachliteratur wurde in Auswahl der Grundlagenwerke und Handbücher der an der Universität unterrichteten Wissenschaftszweige besorgt. Vor dem Zweiten Weltkrieg handelte es sich dabei in erster Linie um deutsche Titel, da die Bevölkerung und die Wissenschaftler meist die deutsche Sprache beherrschten. Bereits seit der Gründung des Germanistischen Lehrstuhls an der Philosophischen Fakultät der Universität im Jahre 1914 wurde deutschsprachige Fachliteratur in größerem Umfang gesammelt. Nach dem Krieg dominierten, der veränderten politischen Situation tsprechend, überwiegend russische Titel die Neuanschaffungen ausländischer Drucke. In den letzten anderthalb Jahrzehnten war unter den Anschaffungen die englische Fachliteratur am stärksten vertreten. Bis Ende der vierziger Jahre hat die Zentralbibliothek der Universität ihre Bestände nach dem Bedarf der Philosophischen, Juristischen, Theologischen und Medizinischen Fakultäten ergänzt. Nach der Neuorganisierung des ungarischen Hochschulwesens zu Beginn der fünfziger Jahre wurde insbesondere der Bedarf der Philosophischen und der neugegründeten Naturwissenschaftlichen Fakultät bei der Bestandserweiterung berücksichtigt. Die Sammlung zur Medizin wurde der Bibliothek der Medizinwissenschaftlichen Universität in Debrecen übergeben. Fachliteratur zu den ausgegliederten Fakultäten Rechtswissenschaft und Medizin wurde nicht mehr gesammelt.

1.4 Seit Beginn der neunziger Jahre wird die Anschaffung ausländischer Fachliteratur nicht mehr durch ideologische Erwägungen eingeschränkt. Es sind heute vielmehr finanzielle Schwierigkeiten, die dem Ankauf von Büchern und Zeitschriften aus dem Ausland im Wege stehen. Der Bestandszuwachs des Jahres 1995 betrug 18.930 Drucke, darunter waren 5383 ausländische Drucke (3136 Bde deutschsprachig). Im gleichen Jahr kamen 1536 Bde Periodika in den Bestand, davon 463 aus dem Ausland (38 deutsche Titel) und 24 wiederum durch Tausch. Bei der Beschaffung ausländischer Literatur sind auch Tauschbeziehungen mit ausländischen Bibliotheken und wissenschaftlichen Institutionen von Bedeutung, die teilweise schon vor dem Zweiten Weltkrieg bestanden. Unter den deutschen Tauschpartnern der Bibliothek sind die Universitätsbibliotheken in Bamberg, Bonn, Erlangen, Köln und Nürnberg sowie die Deutsche Bücherei in Leipzig. Die wichtigste neue Fachliteratur, die 2 Prozent des Gesamtbestandes ausmacht, ist Freihandbestand in den Lese- und Forschungssälen, während der Großteil der Sammlung im Magazin aufbewahrt wird. Die Bearbeitung und Katalogisierung der Bestände (auch retrospektiv) sowie die Ausleihe erfolgen seit 1994 mit EDV.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Inventur des Jahres 1994 ergab einen Gesamtbestand von 3.829 .598 Einheiten. Im einzelnen handelt es sich um 1.185.066 Bde Monographien (ungarische und ausländische Drucke), 150.464 Bde Periodika (ungarische und ausländische), 1.549.549 ungarische Kleindrucke und Plakate, 221.220 ungarische Patente und Normen, 10.593 ungarische Karten, Bilder, Graphiken und Ansichtskarten, 81.400 Musikalien (ungarische und ausländische), 24.873 Handschriften, 457.737 Lehrbücher, Kollegienhefte und Broschüren, 132.257 Mikrofilmrollen und Diafilme, 15.703 Tonträger, 736 Videokassetten, CD-ROM und Computerdisketten. Der durchschnittliche Zuwachs der Bestände kann auf jährlich 30.000 Einheiten geschätzt werden; davon bilden die Pflichtexemplare ca. 70 Prozent. Zu annähernd 7000 Zeitschriften aus Pflichtexemplaren kommen 182 angekaufte ungarische Zeitschriften und Zeitungen sowie 364 ausländische Zeitschriften.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Eine chronologische Übersicht der Drucke vor 1850 ermöglicht der Sachkatalog der Altbestände. Über die Drucke nach 1850 ist kein Überblick möglich. Die EDV-Katalogisierung der Neuzugänge und der ab 1986 erschienenen Drucke ermöglicht für diesen Bestand die Recherche auch nach Erscheinungsjahr. Als spät gegründete Großbibliothek besitzt die Universitätsbibliothek nur einen historischen Bestand von ca. 30.000 Titeln, darunter ca. 10.000 ungarische und ca. 20.000 ausländische Drucke.

2.3 Im Bestand sind 4 Inkunabeln. Aus dem 16. Jh sind 37 ungarische und 478 ausländische Titel vorhanden. Aus dem 17. Jh stammen 294 ungarische und 1087 ausländische Titel, aus dem 18. Jh 4800 ungarische und 9083 ausländische Titel. Die Zahl der Drucke des 19. Jhs kann mit ca. 40.000 Einheiten nur geschätzt werden. Das frühe 19. Jh vertreten ca. 13.000 Bde ungarische und ausländische Drucke.

2.4 Die Alten Drucke (vor 1801) wurden nach Fächern aufgestellt und im Sachkatalog mit Hinweisen auf die Sprachen verzeichnet. Der größte Teil dieses Bestandes liegt in lateinischer Sprache vor (11.570 Bde), gefolgt von 1573 Bdn in Deutsch (davon ca. 160 in Ungarn gedruckt) und 1042 Bdn in anderen Sprachen, einschließlich der ungarischen. Unter den Drucken aus der ersten Hälfte des 19. Jhs dominieren ebenfalls die lateinischen Drucke, doch im Vergleich zu den früheren Jahrhunderten stieg die Zahl der deutschen und der ungarischen Werke. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs dominieren die Werke in ungarischer Sprache.

2.5 Seit Januar 1994 erfolgt die Katalogisierung über ein Computersystem, das auch die Differenzierung der Werke nach Sprachen ermöglicht. Bei der retrospektiven Bearbeitung der Bestände ab 1986 und bei den Neuerwerbungen ergibt sich für 60.000 erfaßte Einheiten (Stand November 1995) die folgende Aufteilung: 45.996 ungarische, 7433 glische, 4902 deutsche, 855 französische und 687 russische Bände. Ca. 35.000 Bde des Gesamtbestandes sind deutschsprachig; davon sind mehr als 1000 Bde Handbücher, die, wie auch die Österreichische Bibliothek (s. u. 2.23), als Freihandbestand verfügbar sind.

Systematische Übersicht

2.6 Eine fachliche Ordnung des Bestandes nach 1850 nahm die Bibliothek erst nach dem Zweiten Weltkrieg vor. Die Grundlage bildeten die deutschsprachigen Tabellen des Dezimalystems. Seit 1950 werden die vollständigen ungarischsprachigen Tabellen des Dezimalsystems verwendet, einschließlich ihrer Ergänzungen und Weiterentwicklungen. Seit Einführung der EDV-Katalogisierung bekommen die Bestandseinheiten neben den Dezimalsignaturen ein Stichwort, das auf dem Stichwortsystem der Library of Congress in Washington basiert. Die Magazinordnung folgt nicht der Systematik des Katalogs und nur die Signaturen der ungarischen Alten Drucke (bis 1711) weisen auf das Erscheinungsjahr hin. Ungarische und ausländische Drucke der Folgezeit (bis 1850) werden nach dem Numerus currens eingereiht. Die Rekatalogisierung des früher inkorporierten Bestandes wurde 1970 beendet.

2.7 Die Fachordnung der nach 1850 erschienenen Drucke unterscheidet 9 Hauptgruppen: Allgemeine Werke (Gruppe 0; 8,6 Prozent des Gesamtbestandes); Philosophie und Psychologie (Gruppe 1; 3 Prozent); Theologie (Gruppe 2; 2,3 Prozent); Gesellschaftswissenschaften (Gruppe 3; 13,6 Prozent); Mathematik und Naturwissenschaften (Gruppe 5; 14,9 Prozent); Angewandte Wissenschaften (Gruppe 6; 17,9 Prozent); Künste und Sport (Gruppe 7; 5,1 Prozent); Sprach- und Literaturwissenschaft (Gruppe 8; 24,6 Prozent); Geographie und Geschichte (Gruppe 9; 10 Prozent).

2.8 Zu den Allgemeinen Werken (Gruppe 0) gehören Wörterbücher, Enzyklopädien, Handbücher, Bibliographien, Sammelwerke, Repertorien sowie Periodika allgemeinen Inhalts und Lexika. 25 Prozent des Bestandes liegen in Deutsch vor, darunter Titel wie Brockhaus' kleines Conversations-Lexicon (Leipzig 1879-1880) und Allgemeines Künstler-Lexicon oder Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler (Frankfurt 1882).

2.9 Das Fach Philosophie und Psychologie (Gruppe 1) setzt sich zu 70 Prozent aus Werken zur Philosophie und zu 30 Prozent aus Werken zur Psychologie zusammen. 20 Prozent des Bestandes sind deutschsprachig. Als Beispiele seien genannt Eduard Zeller, Geschichte der deutschen Philosophie seit Leibnitz (München 1875), Johann Friedrich Herbart, Schriften zur Psychologie (Leipzig 1850-1851) herausgegeben von Gustav Hartenstein und Eduard Hartmann sowie Die moderne Psychologie. Eine kritische Geschichte der deutschsprachigen Psychologie in der zweiten Hälfte des Neunzehnten Jahrhunderts (Leipzig 1901).

2.10 Der Bestand zur Theologie (Gruppe 2) umfaßt die Untergruppen Religionsphilosophie, Religionsgeschichte, Allgemeine und vergleichende Religionswissenschaft sowie Reformationsliteratur. Erwähnenswerte Titelbeispiele für den deutschsprachigen Bestand (ca. 20 Prozent) sind u. a. Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift ...nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers (Wien 1868), Franz Kaulen, Einleitung in die Heilige Schrift (Freiburg 1890) und Friedrich Bezolds Geschichte der deutschen Reformation (Berlin 1890).

2.11 Die Gesellschaftswissenschaften (Gruppe 3) gliedern sich in 11 unterschiedlich stark vertretene Teildisziplinen. Als umfangreichste Untergruppe verzeichnet die Pädagogik (25 Prozent) auch die erwähnenswerten Beispiele des deutschsprachigen Bestandes der Gruppe, der insgesamt 10 Prozent beträgt. Hierher gehören u. a. Aladár Molnár, Pädagogische Studien in der Schweiz und in Baiern (Budapest 1874) und Friedrich Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart (Leipzig 1896-1897). Die weiteren Untergruppen des Bestandes sind Rechtswissenschaft (15 Prozent), Ökonomie (15 Prozent), Ethnographie (10 Prozent), Statistik, Demographie, Soziologie, Politik, Verwaltung, Sozialfürsorge und Kriegswissenschaft (je 5 Prozent).

2.12 Der Bestand zu Mathematik und Naturwissenschaften (Gruppe 5) schließt die Untergruppen Astronomie, Physik, Chemie, Geologie, Allgemeine Biologie, Zoologie und Botanik ein. Unter den deutschsprachigen Titeln des Faches (25 Prozent) sind u. a. das Handwörterbuch der Chemie (Breslau 1887) von Albert Landenburg, das Handwörterbuch der Zoologie (Stuttgart 1887) von Friedrich Knauer sowie der von Franz Schmidt und Paul Stöckel herausgegebene Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauß und Wolfgang Bólyai (Leipzig 1899).

2.13 Die Angewandten Wissenschaften (Gruppe 6) umfassen neben der Medizin die technischen Wissenschaften, die Agrarwissenschaften und Literatur zu verschiedenen Zweigen der Industrie. Am stärksten ist die Medizin mit ca. 70.000 Bdn vertreten, die nach der Übergabe eines Teils der medizinischen Drucke an die Medizinwissenschaftliche Universität in der Bibliothek verblieben. Vom Gesamtbestand der Gruppe sind 20 Prozent deutschsprachig. Es finden sich hier u. a. die von Albert Eulenburg herausgegebene Real-Encyclopädie der gesamten Heilkunde (31 Bde, Wien und Leipzig 1885-1900) und das von Johannes Gad herausgegebene Real-Lexikon der medizinischen Propädeutik (Wien und Leipzig 1893-1899).

2.14 Der Bestand zu Künsten und Sport (Gruppe 7) umfaßt Literatur zu den Bildenden Künsten (Malerei, Skulptur, Graphik), zur Architektur, zu Kunstgewerbe, Theater und Film, zur Musik sowie zu Tanz und Sport. Beispiele für den deutschsprachigen Bestand des Faches (15 Prozent) sind Wilhelm Lübke, Geschichte der deutschen Kunst von den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart (Stuttgart 1890) und Herbert Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei (Berlin 1899).

2.15 Zu Sprach- und Literaturwissenschaften (Gruppe 8) liegt der größte Einzelbestand vor, der zu 10 Prozent deutschsprachig ist. Hier ist Literatur zur englischen, deutschen und anderen germanischen Sprachen, zur lateinischen, griechischen und den neolateinischen Sprachen sowie zu den finno-ugrischen Sprachen zusammengefaßt. Im Bestand zur Germanistik sind die Ausgaben deutscher Klassiker in größerer Zahl vertreten, darunter Goethes Werke (50 Bde, Weimar 1887-1914) und Carl Julius Weber, Demokritos, oder hinterlassene Papiere eines lachenden Philosophen (12 Bde, Stuttgart 1868).

2.16 Im Fach Geographie und Geschichte (Gruppe 9) überwiegt Literatur zur Geschichte. Neben Werken zur ungarischen Geschichte sind insbesondere Grundlagenwerke zur österreichischen und zur deutschen Geschichte vorhanden. Die deutsche Geschichte betreffen u. a. Karl Grünberg, Die Bauern-Befreiung und die Auflösung des gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisses in Böhmen, Mähren und Schlesien (Leipzig 1893-1894) sowie die von Joseph Fiedler herausgegebenen Relationen venetianischer Botschafter über Deutschland und Österreich im 16. Jahrhundert (Wien 1870). Auch deutschsprachige Titel zu den Altertumswissenschaften sind im Bestand, so Ivan Müller, Handbuch der Altertumswissenschaft (München 1887-1918) und die Real-Encyklopädie von Pauly und Wissowa (Stuttgart 1894). Der Anteil der deutschsprachigen Titel am Gesamtbestand der Gruppe beträgt 20 Prozent.

Sondersammlungen

2.17 Die größte Sondersammlung ist mit 150.464 Bdn die Zeitschriften- und Zeitungssammlung. Wie die übrigen Sondersammlungen ist sie seit 1987 in einem separaten Gebäude untergebracht. Neben den überwiegend ungarischen Periodika beinhaltet die Sammlung auch einen kleinen Teilbestand von 189 deutschsprachigen Titeln des 19. Jhs. Darunter sind die Deutsche Rundschau (Berlin 1874-1964) und Deutsche Kunst und Dekoration. Illustrierte Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur ... (Darmstadt 1897-1927, mit kleineren Lücken).

2.18 Die Musikaliensammlung (81.400 Einheiten) schließt 200 deutsche Notendrucke aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs ein, bei denen es sich um Klassiker der Musikliteratur handelt. Hierzu zählen u. a. Johann Sebastian Bach, Mehrstimmige Choralgesänge und geistliche Arien (Leipzig und Berlin 1850-1860) und Wolfgang Amadeus Mozart, Andante con Variazioni N. 5 G-dur (Stuttgart und Berlin 1888).

2.19 In der Sammlung der Alten Drucke und Rara werden die vor 1850 erschienenen einheimischen und ausländischen Drucke sowie Rara aufbewahrt. Titel vor 1801 sind in einem Sachkatalog verzeichnet, der das Material auch nach Sprachen erfaßt. Dieser Teilbestand umfaßt 15.780 Titel. Weitere ca. 13.000 Titel der Sondersammlung erschienen zwischen 1801 und 1850. Der Gesamtbestand von ca. 30.000 Titeln schließt auch Mehrfachexemplare ein. Das 15. Jh vertreten vier lateinische Inkunabeln. Der älteste Druck ist eine in Nürnberg erschienene Bibel aus dem Jahre 1480. Von János Thuróczy liegt die Chronica Hungarorum (Brünn 1488) vor, von Osualdus de Lasco die Sermones (Hagenau 1499) und von Pelbartus de Themeswar das Stellarium coronae beatae virginis Mariae (Basel 1497/1500). Unter insgesamt 515 Titeln des 16. Jhs sind 7 deutschsprachige, so Burchardus aus Biberach, Ein ausserlessne Chronick von Anfang der Welt bis auff das Iar ...1539 in vier Teil (Straßburg 1539) und Dietreich Veit, Agend-Büchlein für die Pfarrherren auff dem Land (Nürnberg 1553); 299 Titel erschienen in Deutschland oder im deutschen Sprachgebiet. In Ungarn erschien in deutscher Sprache der Titel Statuta der Sachsen in Siebenbürgen ...durch Matthiam Fronium vbersehen (Kronstadt 1583). Aus dem 17. Jh liegen 1338 Titel vor, davon 1096 in lateinischer, 152 in ungarischer und 90 in deutscher Sprache; 634 Titel erschienen in Deutschland oder im deutschen Sprachgebiet. Von den deutschsprachigen Titeln erschienen 3 in Ungarn. Erwähnenswerte Beispiele sind Stephanus Barnabe, Teutsche und italienische Discurs, sambt etlichen Proverbien, Historien und Fabeln (Wien 1672), Johann Beer, Der Könige in Franckreich Leben, Regierung und Absterben (Nürnberg 1685), János Weber, Wappen der königl. Freyen Stadt Epperies (Leutschau 1668) und Matthias Miles, Siebenbürgischer Würg-Engel (Hermannstadt 1670).

2.20 Von insgesamt 13.926 Titeln des 18. Jhs sind 11.570 in lateinischer, 1476 in deutscher und 880 in ungarischer Sprache. In Ungarn wurden 156 deutschsprachige Titel gedruckt. Nennenswerte deutschsprachige Titel sind Márton Szentiványi, Strittige Abhandlungen der Ketzerey-Lehren (Tyrnau 1703), György Bessenyi, Die Geschäfte der Einsamkeit (Wien 1777) und Terentian Buberle, Rede bey Gelegenheit bevorstehender Krönung in Ungarn Leopoldus II. von den Pflichten der Unterthanen gegen ihre Regenten (Ofen 1790). Von den im Sachkatalog nicht nach Sprachen differenzierten 13.000 Titeln der ersten Hälfte des 19. Jhs ist etwa die Hälfte deutschsprachig. Erwähnenswert sind u. a. Die Episteln und Evangelien auf alle Sonn- und Feiertage des ganzen Jahres (Ofen 1824) sowie György Andrássy und István Széchényi, Bericht an den Ofner Pesther Brücken-Verein (Preßburg 1833).

2.21 Die Sammlung der geschützten Bücher (12.000 Bde) schließt Prachtausgaben, Miniaturausgaben, limitierte Ausgaben und ungebundene Exemplare ein. Deutsche Drucke liegen nur aus dem 19. und 20. Jh vor, so Georg Ebers, Aegypten in Bild und Wort (Stuttgart und Leipzig 1880) und Das Verbrüderungsbuch des Stiftes S. Peter zu Salzburg. Aus dem achten bis dreizehnten Jahrhundert. Mit Erläuterungen von Theodor Georg von Karajan (Wien 1852).

2.22 Privatbibliotheken von Schriftstellern und Wissenschaftlern werden als selbständige Einheiten aufbewahrt. Hier finden sich u. a. die Bücher von László Országh (1907-1984), Professor und Philologe, sowie die Buchsammlung des Schriftstellers Gábor Oláh (1881-1942).

2.23 Die Österreichische Bibliothek zählt momentan annähernd 5000 Bde, die 1992 als Geschenk der Kulturabteilung des Österreichischen Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten in die Bibliothek kamen. Es handelt sich überwiegend um Austriaca des 20. Jhs, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten gedruckt wurden.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Dienstkatalog der am häufigsten benutzten Werke

Alphabetischer Leserkatalog

Sachkatalog

[in Dezimalordnung]

Stichwortkatalog

Standortkatalog

Inventarkatalog

ISBN-Katalog

Serienkatalog

[alle Kataloge in Zettelform; geführt seit 1949]

3.2 Sonderkataloge

Kataloge der Bestände der Handbücher in den Lese- und Forschungsräumen

Katalog der Periodika

[alphabetisch und nach Standortnummern geordnet]

Katalog der Musikalien

[verzeichnet Noten, Kassetten usw.]

Katalog der Alten Drucke, Rara und geschützten Bücher

Katalog ungarischer Drucke

[alle Kataloge in Zettelform; geführt seit 1949]

Seit der Einführung der EDV-gestützten Bearbeitung werden die einzelnen Einheiten der Bibliothek in die OPAC-Datenbasis aufgenommen. Die Österreichische Bibliothek ist die erste Sammlung, die vollständig in der OPAC-Datenbasis erfaßt ist. Die traditionellen Zettelkataloge sind ab 1986 als abgeschlossen zu betrachten.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die Archivalien der Universität Debrecen befinden sich im Archiv des Komitats Hajdú-Bihar [Hajdú-Bihar Megyei Levéltár], wo sie als Universitätsfonds aufbewahrt werden. Es handelt sich hierbei um Akten der Jahre 1916 bis 1945. Der größte Teil der zwischen 1916 und 1986 erschienenen Schriften, die die Bibliothek betreffen, verlieb in der Handschriftenabteilung der Bibliothek als Instituts-Archiv. Es handelt sich um chronologisch geordnete Fonds auf 20 laufenden Regalmetern. Indices erleichtern die Orientierung.

4.2 Darstellungen

A Debreceni m. kir. Tisza István Tudományegyetem Évkönyve [Jahrbuch der Ungarischen Königlichen István Tisza Wissenschaftlichen Universität zu Debrecen]. Debrecen 1914-1942 [für den Zeitraum von 1943 bis 1951 liegen keine Jahrbücher vor]

Összefoglaló jelentések [Zusammenfassende Meldungen]. Debrecen 1952- [enthalten auch den Jahresbericht der Bibliothek]

Módis, László: A Debreceni Egyetemi Könyvtár történeti adatai: a Debreceni Egyetemi és Református Kollégiumi könyvtár egyesítési kísérletei, 1913-1933 [Historische Daten der Universitätsbibliothek Debrecen: Versuche zur Vereinigung der Universitätsbibliothek und der Bibliothek des Reformierten Kollegiums in Debrecen, 1913-1933]. In: A Debreceni Kossuth Lajos Tudományegyetem Könyvtárának Évkönyve [Jahrbuch der Bibliothek der Debrecener Lajos-Kossuth-Universität]. Debrecen 1953, S. 257-373

Módis, László: A Debreceni Egyetemi Könyvtár történeti adatai: az Egyetemi Könyvtár létesítése, az egyetemi könyvtári bizottság szerepe és munkája, 1914-1944 [Historische Daten der Universitätsbibliothek Debrecen: Gründung der Universitätsbibliothek, Rolle und Tätigkeit der Bibliothekskommission der Universität 1914-1944]. In: A Debreceni Kossuth Lajos Tudományegyetem Könyvtárának Évkönyve [Jahrbuch der Bibliothek der Debrecener Lajos-Kossuth-Universität]. Debrecen 1954, S. 239-300

Gottesmann, Dóra: A Debreceni Egyetemi Könyvtár gyujtopolitikája az alapítástól 1919-ig [Politik der Sammeltätigkeit der Universitätsbibliothek Debrecen von der Gründung bis 1919]. In: Könyv és Könyvtár. Könyvtártudományi és bibliográfiai tanulmányok és közlemények 4 [Buch und Bibliothek. Bibliothekswissenschaftliche und bibliographische Studien und Mitteilungen 4]. Debrecen 1964, S. 235-244

Varga, Zoltán: A Debreceni Tudományegyetem története I. 1914-1944 [Geschichte der Universität Debrecen I. 1914-1944]. Debrecen 1967 [zur Geschichte der Bibliothek S. 46-51; Zusammenstellung der bisherigen Fachliteratur über die Bibliothek S. 280-281]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Czellárné Csiba, Judit: Possessori és marginalis bejegyzések vizsgálata a Debreceni Kossuth Lajos Tudományegyetem Könyvtárában [Untersuchungen der Possessoren- und Marginaleintragungen in der Bibliothek der Debrecener Lajos-Kossuth-Universität]. In: Könyv és Könyvtár. Könyvtártudományi és bibliográfiai tanulmányok és közlemények 12 [Buch und Bibliothek. Bibliothekswissenschaftliche und bibliographische Studien und Mitteilungen 12]. Debrecen 1979, S. 269-279

Ojtozi, Eszter: A vilnai Új Testamentum és Zsoltárok egy példánya a Debreceni Egyetemi Könyvtárban [Ein Exemplar des Vilnaer Neuen Testaments und der Psalmen in der Universitätsbibliothek Debrecen]. In: Könyv és Könyvtár. Könyvtártudományi és bibliográfiai tanulmányok és közlemények 10. Debrecen 1975, S. 199-208

dies.: Rumanica a Debreceni Egyetemi Könyvtár állományából [Rumanica in der Universitätsbibliothek Debrecen]. In: Könyv és Könyvtár. Könyvtártudományi és bibliográfiai tanulmányok és közlemények 14. Debrecen 1985, S. 99-119

dies.: A Debreceni Egyetemi Könyvtár szláv nyelvu és szláv vonatkozású régi nyomtatványai I. [Alte Drucke in slawischer Sprache und mit slawischem Bezug in der Universitätsbibliothek Debrecen I.]. Debrecen 1987

dies.: A Debreceni Könyvtár külföldi antikvái és possessoraik [Die ausländischen Frühdrucke und ihre Possessoren in der Universitätsbibliothek Debrecen]. Debrecen 1989

dies.: A Debreceni Egyetemi Könyvtár 1651-1699 közötti külföldi könyvei és possessoraik [Ausländische Bücher und ihre Possessoren in der Universitätsbibliothek Debrecen aus den Jahren 1651-1699]. Debrecen 1994

Stand: Dezember 1995

Mária Korompai


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.