FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Universitätsbibliothek

Adresse. Adenauerallee 39-41, 5300 Bonn 1 [Karte]
Telefon. (0228) 73-7350
Bibliothekssigel. <5>

Unterhaltsträger. Land Nordrhein-Westfalen
Funktion. . Universitätsbibliothek, Landesbibliothek für den Landesteil Nordrhein mit Pflichtexemplarrecht.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle Wissenschaftsgebiete außer Technik. 2. Besondere Sammelgebiete: Rhenensien. 3. Sondersammelgebiete der Deutschen Forschungsgemeinschaft: SSG 7.30 Allgemeine Romanistik, SSG 7.31 und 7.32 französische und italienische Sprach- und Literaturwissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Lesesaal, Kataloge und bibliographischer Apparat: Montag bis Freitag 9-21 Uhr; Bibliothekarische Auskunft: Montag bis Freitag 9.30-17.30 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte im Lesesaal, Reader-Printer, Mikrofilm-Lesegeräte, Fotostelle für Auftragsarbeiten.
Gedruckte Informationen. Merkblätter.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 10 Minuten). U-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linien 3 oder 16) bis Haltestelle Juridicum.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Universitätsbibliothek Bonn ist, wie die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität auch, eine preußische Gründung des Jahres 1818. Es gab keine bibliothekarischen Vorläufereinrichtungen. Die Bibliothek der ersten Bonner Kurfürstlichen Universität (Akademie im Jahre 1777 gegründet, zur Universität erhoben im Jahre 1786) wurde im Jahre 1794 nach Hamburg verlagert und dort 1808 versteigert. Lediglich ein kleiner Restbestand von ca. 200 Bdn gelangte in die neue Universitätsbibliothek.

1.2 Die Gründung der Bonner Universität bedeutete gleichzeitig die endgültige Aufhebung Duisburgs als Universitätsstandort, so daß auch die dortige Bibliothek entbehrlich war: Der Übergabebestand der alten Duisburger Universitätsbibliothek von 6000 Bdn schuf in Bonn eine " gewisse, wenn auch meist bescheidene Grundlage" (Erman, S. 32), enthielt er doch ca. 1500 theologische, ca. 1100 juristische, ca. 400 medizinische und etwa 3000 allgemein philosophische Schriften und somit einen Grundstock auf vielen Wissensgebieten; dies umso mehr, als in die Duisburger Universitätsbibliothek im 17. und 18. Jh einige nicht unbedeutende Privatbibliotheken eingeflossen waren (u. a. die des Rentmeisters Machecel und die 1500 Bde umfassende Bibliothek des Bürgermeisters von Moers, Heinrich Goor). Daneben wurden Sammlungen ehemaliger Duisburger Professoren erworben, u. a. die des Bibliothekars und alttestamentlichen Exegeten Heinrich Adolf Grimm (1754-1813) mit ca. 200 Bdn.

1.3 Einen weiteren Grundstock bildete die Bibliothek des Erlanger Philologen Gottlieb Christoph Harless (1738-1815), deren 8700 Bde eine empfindliche Lücke schließen konnten. Beide Bibliotheken wurden zunächst geschlossen aufgestellt, waren durch die vorliegenden gedruckten Kataloge erschlossen und somit von Anfang an nutzbar. In den nächsten Jahrzehnten wurden sie in die am Göttinger Vorbild orientierte Systematik eingeordnet (1857 war dieser Prozeß abgeschlossen).

1.4 Im Jahre 1824 wurde der Bibliothek aufgrund einer Kabinettsordre das Pflichtexemplarrecht für die preußische Rheinprovinz zuerkannt. Doch spielten Pflichtzugang und Tausch für den Aufbau eine eher untergeordnete Rolle. Der quantitativ entscheidende Bestandszugang erfolgte durch Kauf, er wurde finanziert mit relativ planmäßigen Haushaltsmitteln des Preußischen Staates, die in ihrer Höhe, verglichen mit anderen deutschen Universitätsbibliotheken, sich durchaus sehen lassen konnten nach Göttingen, Heidelberg und Tübingen, neben Leipzig, vor Kiel, Königsberg und Marburg. Dazu W. Erman: " Die zweckmässige Zusammensetzung und Vermehrung des Bücherbestandes ist aber doch zweifellos der Glanzpunkt der Welckerschen Verwaltung". Wenn man dazu bedenkt, daß Welcker den Etat oft und weit überzog, verwundert es nicht, daß der Bestand von 1818 bis 1854, dem Jahr des Amtsantrittes von Friedrich Ritschl, von 0 auf auf 120.000 Bde wuchs, eine bemerkenswerte Leistung.

1.5 Der Zuwachs erfolgte auch durch geschlossene Übernahme von Sammlungen (die teils als Dubletten wieder veräußert wurden und den Erwerbungsetat aufstocken halfen). So wurden gleich im Gründungsjahrzehnt 675 Bde naturwissenschaftlicher und geographischer Literatur aus der Sammlung des Professors Johann Heinrich Crevelt († 1818) erworben, außerdem die Schenkung des Geheimen Legationsrates Carl Wilhelm Nose (ca. 4000 Bde zur Mineralogie, Physik, Chemie und Medizin), einige Werke (ca. 600 Bde) der ehemaligen Koblenzer Rechtsschule (u. a. neueres französisches Recht), ein Teil der Bibliothek des Reichskammergerichts in Wetzlar (ca. 2100 Bde und 600 Dissertationen) sowie kleinere Bestände aus aufgehobenen Klosterbibliotheken (Benediktinerabtei Corvey, Augustinerkloster Dalheim, Adelheidisklo- ster Pützchen, Franziskanerklöster Wetzlar und Wipperfürth) und die Privatbibliothek des Regierungsdirektors Arnold Wilhelm Elbers (ca. 7200 Bde). Außerdem gelangten die Restbestände der Privatbibliothek Friedrich Heinrich Jacobis (1734-1819), die nicht an die Königliche Bibliothek in Berlin und an die Universitätsbibliothek Halle abgegeben werden mußten, hierher, meist Werke zur Philosophiegeschichte sowie zeitgenössische philosophische Literatur.

1.6 Die Erwerbungen gingen auch unter dem Direktorat Friedrich Wilhelm Ritschls planmäßig weiter. Daneben waren Erwerbungen geschlossener Sammlungen zu verzeichnen: im Jahre 1857 die Bibliothek des Chirurgen Joseph-Claude Rougemont (ca. 2000 Bde und 10.000 Dissertationen), im Jahre 1868 die Schenkung der Bibliothek des Prinzen Maximilian zu Wied sowie diverse kleinere Nachlässe (z. B. Friedrich Kapp, Christian Lassen, Arnold von Lasaulx, Erwin Nasse). Im Jahre 1890 besaß die Bibliothek ca. 220.000 Bde.

1.7 Wilhelm Erman (Direktorat 1907-1920) lieferte 1919, aus Anlaß der Hundertjahrfeier der Universität, eine lückenlose, in jeder Hinsicht erschöpfende Beschreibung der Geschichte der Bibliothek, die bis zur Jahrhundertwende reicht und in der die Beschreibung des Bestandsaufbaues eine zentrale Rolle spielt. Auf dieses, ohne Übertreibung als " klassisch" zu nennende Werk der Bibliotheksgeschichtsschreibung muß jeder hingewiesen werden, der sich für den historischen Ablauf interessiert. Wesentliche außerplanmäßige Zuwächse von Literatur, die vor 1900 erschienen ist, hat es nach 1900 nicht gegeben, sieht man ab von der Bibliothek Savigny und der Bibliothek Goussen, die als Sondersammlungen beschrieben werden (s. u. 2.91-2.95 und 2.97-2.100). Alle sonstigen Beschreibungen werden dadurch relativiert, daß die Bibliothek, bis zu dem Zeitpunkt mit der Universität im ehemaligen kurfürstlichen Schloß am Bonner Hofgarten untergebracht, am 18. Oktober 1944 bei einem verheerenden Bombenangriff ein Drittel ihres Bestandes verlor rund 200.000 Bde.

1.8 Da die Bestände systematisch aufgestellt waren, läßt sich, leider ohne letzte Genauigkeit, feststellen, daß diejenigen Gruppen, auf die man auch im vorletzten Kriegsjahr nicht glaubte verzichten zu können und die man daher nicht ausgelagert hatte oder " bombensicher" untergebracht hatte, überwiegend vernichtet wurden: Allgemeines, Philosophie, Pädagogik, Sprachwissenschaft, Orientalistik, klassische Philologie, Archäologie, Kunst und Musik, deutsches Recht (ab 1870), Volkswirtschaft, Politik, Geschichte und Geographie. Daraus resultiert, daß die Gruppen moderne Philologien, Theologie, Recht (bis auf die genannte Ausnahme deutsches Recht ab 1870), Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin weitgehend erhalten blieben.

1.9 Leider, wenn auch verständlicherweise, ist es in den schwierigen Zeiten nach diesem Krieg versäumt worden, eine inhaltliche und zahlenmäßig exakte Bilanz der Verluste zu ziehen. Da der alphabetische Zettelkatalog im Original und der Systematische (d. h. Standort-)Katalog, dieser nur als teilweise schlecht lesbarer Film, erhalten blieben, wäre das grundsätzlich möglich gewesen. Man entschloß sich jedoch zu einer gründlichen Revision, die einer Neukatalogisierung gleichkam und infolgedessen ein Torso blieb. Zwar wurden die genannten, vom Brand betroffenen Abteilungen zuerst revidiert. Die dabei als vernichtet festgestellten Bücher wurden festgehalten, jedoch nur in einem Alphabetischen Katalog. Daher ist den Bibliothekaren lediglich bekannt, welches einzelne Buch (Werk) in den revidierten (zerstörten) Abteilungen verloren ist. Was erhalten blieb, ist formal erschlossen durch den Autoren-Katalog, sachlich durch einen Zettel-Standortkatalog nach dem Schema des alten Realkataloges. Hier ist der Gang ans Regal theoretisch überflüssig. Anders in den sogenannten erhaltenen Abteilungen. Hier gibt es zwar den im Krieg vorsorglich hergestellten Film und eine Papierkopie des Realkataloges in 112 Bdn, doch manche Angabe ist schwer oder gar nicht lesbar, eine ergänzende Kontrolle der Katalogermittlungen am Regal ist unerläßlich, zumal hier Paginalsignaturen die Regel sind.

Hartwig Lohse

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 1,5 Millionen Bdn beträgt der historische Bestand ca. 190.000 Titel einschließlich der Zeitschriften und Dissertationen (in einigen Abteilungen wurden Bde gezählt). Eine differenzierte chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen erfolgt bei der Beschreibung der einzelnen Sachgruppen. Systematische Übersicht

2.2 Die Beschreibung folgt der bis 1945 praktizierten systematischen Aufstellung in 16 Sachgruppen. In diese systematische Aufstellung wurden auch alle größeren Schenkungen eingeordnet. Lediglich die Inkunabeln (s. u. 2.3-2.4) und die Privatbibliotheken des Prinzen Georg von Preußen, des Juristen Friedrich Carl von Savigny und des Gelehrten Heinrich Goussen stehen gesondert und werden auch gesondert beschrieben (s. u. 2.91, 2.96 und 2.97). Inkunabeln

2.3 Die seit 1891 getrennt aufgestellten Inkunabeln (1299 Titel) sind nur zu einem kleinen Teil in der Gründungsphase (1818-1820) in die Bibliothek gekommen. Unter den ca. 6000 Bdn der alten Universitätsbibliothek Duisburg, die 1818 der Universität Bonn zugewiesen wurden, waren auch 50 Wiegendrucke. Weitere Zugänge, die zahlenmäßig nicht genau bekannt sind, kamen Anfang der zwanziger Jahre des 19. Jhs aus Koblenz, Trier, Corvey und Dalheim (Kreis Büren) nach Bonn. Es handelte sich um Dubletten oder Reste der an den genannten Orten aufgelösten Klöster. Eine größere Erwerbung (52 Titel) gelang 1857, als Friedrich Ritschl von der Hof- und Staatsbibliothek München einen Posten Dubletten übernahm. Unter den 854 Bdn aus der Fürstlich Starhembergischen Schloßbibliothek zu Eferding (Oberösterreich), die 1893 nach Bonn gelangten, waren 25 Inkunabeln. Abgesehen von diesen Fällen, wo größere geschlossene Inkunabel-Komplexe erworben wurden, hat man sich in Bonn stets bemüht, gute und den normalen Bestand ergänzende Einzelstücke zu erhalten. Verdienste in dieser Hinsicht erwarben sich vor allem die beiden " Professorenbibliothekare" Welcker und Ritschl. Auch nach 1900 wurde die Sammlung stetig erweitert, u. a. in den zwanziger Jahren durch Tauschgeschäfte mit der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. Inhaltlich ist die Sammlung sehr ausgewogen zusammengesetzt. Neben den für mittelalterliche Klosterbibliotheken typischen theologischen Werken sind juristische Kommentare und Ausgaben antiker Autoren gut vertreten. Von den großen theologischen Handbüchern des ausgehenden Mittelalters sind das Catholicon des Johannes Balbus in drei Ausgaben, darunter auch das Mainzer Catholicon (GW 3182) aus dem Besitz der Koblenzer Jesuiten, und das Beichthandbuch des Astesanus de Ast ebenfalls in drei Ausgaben vorhanden. Die Vulgata liegt in 17, z. T. kommentierten Ausgaben vor, von denen die schön rubrizierte 48-zeilige Bibel Peter Schöffers (GW 4204, nur Bd 1) besondere Erwähnung verdient. Hoch- und niederdeutsche Bibeln sind in Augsburger, Nürnberger und Kölner Editionen vorhanden. Für die deutsche Rechtsgeschichte sind das Bayerische Landrechtsbuch (H 9867) sowie der Sachsen- und Schwabenspiegel von Bedeutung. Die Schedelsche Weltchronik ist in den beiden Nürnberger Originalausgaben (H 14508 und 14510) von 1493 und in dem Augsburger Nachdruck von 1496 (H 14511) vorhanden. Als Zeugnis eines frühen Wörterbuchdrucks verdient der Vocabularius, qui intitulatur Teuthonista des Gerardus de Schueren (Köln 1477, H 14513) Beachtung.

2.4 Unter den Herkunftsorten überwiegen die am Rhein gelegenen Druckorte. An Kölner Drucken des 15. Jhs besitzt die Bibliothek 210 Titel. Stark vertreten sind aber auch die Erzeugnisse italienischer Offizinen; mit 284 im Jahre 1894 ermittelten Drucken hält Venedig (noch vor Köln) die Spitzenposition. Die Inkunabeln wurden 1891 von Ernst Voulliéme aus dem allgemeinen Bestand herausgelöst und mustergültig in einem Katalog beschrieben, der 1894 veröffentlicht wurde. Er ist alphabetisch (" litterärgeschichtlich") angelegt, die druckgeschichtlichen Aspekte werden durch drei Register berücksichtigt. Die Titel sind diplomatisch getreu beschrieben, soweit das nicht schon bei L. Hain (Repertorium bibliographicum) und M.F.A.G. Campbell (Annales) geschehen ist. Mehr als 300 Wiegendrucke sind in Voulliémes Katalog zum ersten Mal ausführlich beschrieben. Vernachlässigt hat jedoch Voulliéme im großen und ganzen die individuellen Besonderheiten der in Bonn zusammengebrachten Stücke. Er gibt nicht zu erkennen, wie die einzelnen Titel real in Sammelbänden u. ä. vereinigt sind, und macht auch keine Angaben über die Provenienzen. Eine Ausnahme bilden die aus der Starhembergischen Schloßbibliothek erworbenen Stücke. Die Numerierung des Katalogs wurde 1914 mit einem vorgesetzten " Inc." zur Grundlage der Signatur bestimmt. Dadurch blieben Nummern unbesetzt (weil die Titel zu Sammelbänden gehören), und es mußten andererseits Neuerwerbungen mit Buchstaben-Exponenten eingeschoben werden. Ein handschriftlich aufbereitetes Exemplar des Katalogs gibt an Ort und Stelle die zusätzlich benötigten Informationen. Die Bibliothek hat Schritte eingeleitet, die durch Auslagerung und andere Ursachen beschädigten Bände zu restaurieren.

Severin Corsten

Allgemeines, Philosophie

2.5 Die (revidierte) Signaturengruppe Allgemeines (A) gehört zu den im Krieg am stärksten zerstörten Abteilungen. Nach Angaben der Universitätschronik umfaßte der Bestand im Jahre 1856 5601 Bde, 1890 11.686, 1902 15.524, 1912 21.935 und 1922 32.835 Bde. Erhalten sind knapp 3900 Titel (zuzüglich 292 Sammelbände mit 5271 Schulprogrammen, von ursprünglich 932 Bdn). Der Bestand an Titeln des 16. Jhs beträgt 25, des 17. Jhs ca. 80 (dabei ca. 100 Bde Meßkataloge). Aus dem 18. Jh sind ca. 380 Titel, aus dem 19. und 20. Jh je ca. 1700 Titel vorhanden. Die Abteilung enthält in der Gruppe " Encyclopaedia et methodologia universalis" ca. 60 Titel Enzyklopädien und vermischte Schriften, in der Gruppe " Historia litteraria" Bibliographien und Handschriftenkataloge, Buch- und Bibliothekswesen, Schul-, Hochschul- und Wissenschaftgeschichte, daneben viel allgemeine Biographie und Literaturgeschichte. Ein Schwerpunkt liegt neben der sogenannten Litterärgeschichte auf Handschriftenkatalogen und (Bonner) Universitätsgeschichte, besonders des 19. Jhs. Bemerkenswert ist außerdem eine Sammlung mit ca. 900 Buchanzeigen, Probeblättern und Subskriptionsangeboten aus der Zeit von 1819 bis 1864 (Schwerpunkt 1857 bis 1864; 4 Sammelbände " Quodlibetum"). Bei den Schulprogrammen (Gliederung chronologisch in 3 Reihen) ist die ältere Reihe (bis 1870) mit Lücken erhalten. Die mittlere Reihe (1871-1900) umfaßt (ebenfalls mit Lücken) nur noch die Bestände der Schulorte A Krefeld. Der gesamte Rest ist zerstört.

Hans Dieter Gebauer

2.6 Die Abteilung Philosophie, Psychologie und Pädagogik (B) umfaßt ca. 2000 Titel, davon 652 Titel historischer Bestand. Ausgegliedert aus der Pädagogik ist Literatur zur Volks- und Berufsbildung, die sich in der Abteilung Staatswissenschaften (s. u. 2.54-2.60) befindet. Die Altbestände dieser Abteilung bieten insgesamt ein heterogenes Bild. Sammelschwerpunkte sind nicht mehr zu erkennen. Bei der überwiegenden Anzahl der Titel handelt es sich um philosophische Werke (ca. 600). Davon entfallen auf das 19. Jh 220 deutschsprachige Titel, 21 englische, 38 französische und 19 in anderen Sprachen; auf das 18. Jh 95 deutsche Titel, 17 englische, 20 französische, 26 lateinische und 2 in anderen Sprachen; auf das 17. Jh 41 lateinische Titel und 4 in anderen Sprachen; auf das 16. Jh 47 lateinische Titel und 5 in anderen Sprachen. Die lateinischen Titel des 16. und 17. Jhs sind fast ausschließlich Duisburger Provenienz. 37 Sammelbände, thematisch den einzelnen philosophischen Disziplinen zugeordnet, enthalten durchschnittlich 12 Einzelschriften in verschiedenen Sprachen, überwiegend aus dem 18. und 19. Jh. Abweichend von dieser thematischen Zuordnung enthalten 2 Sammelbände insgesamt 16 deutschsprachige Schriften aus den Jahren 1799 bis 1801 zum Fichteschen Atheismusstreit. Es sind 6 deutsch- und 3 fremdsprachige Zeitschriften aus dem 19. Jh vorhanden.

Klaus-Werner Segreff

Sprach- und Literaturwissenschaft, Kunst und Musik

2.7 Die Klassischen Altertumswissenschaften (D) gliedern sich in die Untergruppen Griechische Schriftsteller (Da), Römische Schriftsteller (Db), Griechische und römische Inschriften (Dc), Erläuterungsschriften zu griechischen und römischen Schriftstellern (Dd), Griechische und römische Literaturgeschichte (De), Griechische und lateinische Grammatik und Metrik (Df), Griechische und römische Altertumskunde (Dg), Klassische Archäologie und Kunst (Dh), Griechische und römische Numismatik (Di) und Enzyklopädie der klassischen Philologie, Zeitschriften, Serien, mittel- und neulateinische Schriftsteller (Dk). Inhaltlich lassen sich keine besonderen Schwerpunkte erkennen, zudem gilt die Gruppe als kriegszerstört. Trotzdem fallen in formaler Hinsicht die 600 erhaltenen Sammelbände mit insgesamt ca. 11.000 Einzelschriften auf, hochgerechnet auf der Grundlage partieller Auszählungen mit durchschnittlich 18,5 Schriften pro Bd. Sie decken sich nahezu mit den Zahlen, die in verschiedenen Jahresberichten der Königlichen Bibliothek in der Chronik der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität und in den darin vereinigten Einzelschriften genannt sind. Die Schriften gehören zum historischen Bestand, während der gesamte Bestand dieser Gruppe mit hochgerechnet 8600 Bdn auch Publikationen des 20. Jhs und zwar im wesentlichen bis 1945 umfaßt.

2.8 Der Altbestand umfaßte ehemals (nach einer Zählung im Mai 1902) 24.516 Bde. In fast allen Untergruppen stammt die überwiegende Anzahl der Schriften aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs (dabei handelt es sich fast ausschließlich um Dissertationen und Schulprogramme), nur bei der griechischen und römischen Numismatik liegt der Schwerpunkt auf Schriften des 18. Jhs (41 Prozent). Schriften des 16. Jhs sind auffallend selten (insgesamt nur 9). Latein ist die Hauptsprache der Publikationen dieser Gruppe, was bei den Themen und der Publikationszeit nicht verwundert. In den Untergruppen Griechische und römische Inschriften (Dc), Literaturgeschichte (De) sowie Grammatik und Metrik (Df) sind durchschnittlich 65 Prozent in Latein verfaßt, in der Gruppe Griechische und römische Altertumskunde (Dg) ca. 55 Prozent, in Griechischer und römischer Numismatik (Di) 85 Prozent und in den Erläuterungsschriften zu griechischen und lateinischen Schriftstellern (Dd) 99,5 Prozent. Lediglich in der Untergruppe Archäologie und Kunst überwiegt Deutsch (61 Prozent). Weitere Sprachen spielen kaum eine Rolle.

2.9 Sammelbände sind in allen Untergruppen mit Ausnahme der eigentlichen Textausgaben der griechischen und römischen Schriftsteller vertreten. Die Gruppe Griechische und Römische Inschriften enthält 10 Sammelbände mit insgesamt 159 Einzelschriften. Davon entstammen 72 in Latein und 32 in Deutsch der zweiten Hälfte des 19. Jhs, aus der ersten Hälfte des 19. Jhs sind 10 in Latein und 5 in Deutsch vorhanden, 21 lateinische und eine deutsche aus dem 18. Jh, 2 lateinische Schriften entstammen dem 17. Jh, in anderen Sprachen (Französisch, Italienisch, Englisch) verfaßte Artikel entstammen hauptsächlich der ersten und zweiten Hälfte des 19. Jhs, lediglich einer dem 18. Jh. Die Gruppe Erläuterungsschriften enthält 382 (ca. 64 Prozent) der 600 Sammelbände, 227 betreffen altgriechische (und byzantinische), 155 römische Schriftsteller. Auf der Grundlage der Auszählungen in den übrigen Teilgruppen (durchschnittlich 18,5 Schriften pro Bd) lassen sich für diese Bde 7067 Einzelschriften hochrechnen. Von diesen entfallen (ausgezählt) 83 Schriften auf das 17. und 602 auf das 18. Jh (das 16. Jh ist nicht vertreten); für das 19. Jh ergäben sich somit 6382 Stücke. Von den ausgezählten Publikationen sind 31 in Deutsch verfaßt; auf weitere Sprachen außer Latein entfallen 2 Schriften. Inhaltlich gelten 30 Sammelbände Homer und Hesiod, 12 den griechischen Lyrikern, Jambographen und Pindar, 50 behandeln die Tragiker, 25 die Philosophen Aristoteles und Platon, 50 die Historiographen (davon entfallen 11 auf Thukydides, je 10 auf Xenophon und Plutarch und 6 auf Herodot). 25 Bde beinhalten Schriften zu antiken Abhandlungen über Grammatik, Metrik und Musik, weitere 15 Texte griechische Redner. Weiterhin sind in 30 Bdn Schriften zu Cicero zusammengefaßt; 58 Bde gelten den augusteischen Dichtern Horaz (25), Vergil (15) und Ovid (8) und den Elegikern (10), 24 Tacitus und den " kleineren" Historikern.

2.10 In der Gruppe Literaturgeschichte finden sich 12 Bde mit insgesamt 217 Einzelschriften. In etwa zwei Dritteln ist die Sprache Latein (über 150), in einem knappen Fünftel Deutsch (40). Die Schriften entstammen zu zwei Dritteln der zweiten Hälfte des 19. Jhs (über 150), deutlich weniger (33) der ersten Hälfte des 19. Jhs, über 60 dem 18. Jh, aus dem 17. Jh liegen kaum Publikationen vor (9). 15 Sammelbände mit 309 Einzelschriften befassen sich mit der antiken Philosophiegeschichte und griechischen Philosophen, davon ist weit über die Hälfte (180) in Latein geschrieben, 110 in Deutsch, immerhin 11 auf Schwedisch. 78 Prozent der Schriften stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs (240), knapp 50 Schriften aus dem 18. Jh, nur wenige aus der ersten Hälfte des 19. Jhs und dem 17. Jh.

2.11 In der Gruppe Griechische und Lateinische Grammatik (Df) haben 30 Bde mit über 550 Publikationen die griechische Grammatik zum Thema. 64 Prozent (350) sind in Latein verfaßt, 36 Prozent (ca. 200) auf Deutsch, einzelne in anderen Sprachen. Über 390 (71 Prozent) entstammen der zweiten Hälfte des 19. Jhs, 126 (23 Prozent) der ersten Hälfte des 19. Jhs, 36 Schriften aus dem 18. Jh, 6 aus dem 17. und eine Publikation aus dem 16. Jh. 24 Bde mit insgesamt 415 Einzelschriften behandeln die lateinische Grammatik ca. 75 Prozent aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, ein Fünftel aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, knapp 20 aus dem 18. und einer aus dem 17. Jh in den Sprachen Latein (fast 57 Prozent, 235 Schriften) und Deutsch (42 Prozent, 175 Stück); 5 Sammelbände mit insgesamt 79 Einzelschriften (75 Prozent aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs daneben 13 Einzelschriften aus der ersten Hälfte des 19. Jhs bzw. 3 aus dem 18. Jh) gelten thematisch der Metrik.

2.12 Das Themenspektrum der fast 60 Sammelbände der Gruppe Griechische und Römische Altertumskunde (De) ist recht weit gefaßt. Sie enthalten insgesamt 1230 Abhandlungen zur staatlichen Organisation und Verfassung, zur Verwaltung, Jurisdiktion, zum Finanz- und Militärwesen, zum Theater und zum antiken Alltagsleben. Davon entstammen 260 in Latein und 9 in Deutsch dem 18. Jh, 75 in Latein dem 17. Jh und eine lateinische Schrift dem 16. Jh; die verbleibende Hauptmasse der Einzelschriften wurde meist in Latein, auch in Deutsch, selten in anderen Sprachen im 19. Jh publiziert. Weiterhin finden sich in dieser Gruppe 19 Bde mit insgesamt 480 Schriften zur griechischen und römischen Mythologie, Theologie und Religion, wobei fast die Hälfte der Publikationen (ca. 250) aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, ca. 80 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, 115 aus dem 18. Jh und 35 aus dem 17. Jh stammen.

2.13 Die Gruppe Klassische Archäologie und Kunst (Dh) weist 16 Bde mit insgesamt 260 Abhandlungen auf. Hier sind 61 Prozent (160) auf Deutsch geschrieben, erst an zweiter Stelle erscheint Latein (in ca. 100 Schriften). Über 90 Prozent der Publikationen stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, knapp 10 Schriften aus dem 18. Jh, nur wenige aus der ersten Hälfte des 19. Jhs (5) und dem 17. Jh (3). Die Gruppe Griechische und Römische Numismatik (Di) enthält 5 Sammelbände mit 64 Schriften. Davon sind etwa 85 Prozent in Latein abgefaßt, der Rest in Deutsch. An erster Stelle stehen Abhandlungen aus dem 18. Jh (41 Prozent, 26 Titel), jeweils 12 Schriften stammen aus der zweiten Hälfte des 17. und der ersten Hälfte des 19. Jhs, 13 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs und einer aus dem frühen 17. Jh (Erscheinungsjahr 1604).

2.14 In der Gruppe Enzyklopädie der klassischen Philologie, mittel- und neulateinische Schriftsteller (Dk) finden sich 20 Sammelbände mit insgesamt 563 Einzelschriften. Elf Sammelbände mit insgesamt 384 Stücken enthalten neulateinische Festlieder und -reden, davon entstammen 163 der ersten Hälfte des 19. Jhs, 115 dem 18. Jh, 61 dem 17. Jh, 42 der zweiten Hälfte des 19. Jhs und 3 dem 16. Jh. Acht Bde enthalten teils in Latein (125 Stück), teils in Deutsch (35) - insgesamt 160 Reden, Festlieder und Dissertationen als Bestandteile von Schulprogrammen; hier stammen 77 Abhandlungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, 53 aus dem 18. Jh, 22 aus dem 17. Jh, 10 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs und 3 aus dem 16. Jh. Ein einziger Sammelband beinhaltet neuzeitliche Lieder in altgriechischer Sprache; von den 19 Einzelschriften stammen 15 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, 3 aus dem 18. und eine aus dem 17. Jh.

Doris Schawaller

2.15 Die Abteilung E (kriegszerstört) umfaßt ca. 6200 bis 6300 Bde aus den Gebieten Kunst und Musik, überdies Werke zu Sport und Spiel (ehemals auch Tanz, doch ist kaum etwas erhalten). Ca. 1800 bis 2000 Bde entfallen auf die Zeit vor 1900. Von den ca. 1100 bis 1300 Bdn zur Kunst gehören ca. 280 zu Periodica oder Reihenwerken des 18. und 19. Jhs; davon 56 Bde Periodica des 18. Jhs. Beim 19. Jh sind vor allem deutsche Kunstdenkmäler-Inventare gut vertreten, doch mit Lücken in den Reihen. Knapp 600 Titel sind Monographien und Sammelwerke des 16. bis 19. Jhs, davon deutschsprachig (insgesamt 60 Prozent) 6 Titel des 16. Jhs, 17 des 17. Jhs und 41 des 18. Jhs; lateinisch (zusammen 25 Prozent) sind 2, 17 und 18 Titel bzw. 12, 14 und 13 Titel. Der Rest entfällt auf andere Sprachen.

2.16 Die Bestände bieten ein heterogenes Bild. Vergleichsweise viele Titel liegen zur Architekturtheorie (10 des 16. Jhs, 15 des 17. Jhs und 13 des 18. Jhs), zur Emblematik (9, 19 und 5) und zur Reitkunst (5, 4 und 10) vor. Bei der Architekturtheorie sind die Klassiker des 16. Jhs gut vertreten, vor allem Serlio, aber auch Vignola, Palladio und Vredeman de Vries, ferner Labacco, Cattaneo u. a. Aus dem 17. und 18. Jh sind Osio, Pozzo, Blondel, Goldman und Sturm vorhanden. Bei der Emblematik und Symbolik liegt der Schwerpunkt auf den lateinischen Werken des 17. Jhs, doch sind in geringerer Zahl auch deutsche, französi- sche und italienische Werke vorhanden. Eine Konzentrierung auf bestimmte Verfasser ist nicht zu erkennen, doch sind Alciati, Ripa und Bruck mit mehreren Ausgaben vertreten; daneben auch, im 17. Jh, Caussin, Karl Ludwig von der Pfalz, Ketten, Masen, Menestrier, Oraeus u. a. sowie im 18. Jh Camerarius, La Feuille, Quarles, Rothscholtz und Veen. Bei der Reitkunst entfallen 8 von 19 Titeln auf französische Werke des 18. Jhs, doch sind auch 4 deutschsprachige des 16. Jhs vorhanden.

Doris Pinkwart

2.17 Von den 700 Bdn zur Musik entfallen ca. 300 auf Musikliteratur, davon wieder die Hälfte auf Zeitschriften des 19. Jhs (teilweise lückenhaft). Bei den 150 Bdn Monographien sind die frühen Jhe schlecht vertreten: 5 aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 42 aus dem 18. Jh und 96 aus dem 19. Jh. Bis auf 26 französische Titel aus dem 19. Jh sind fast alle in deutscher Sprache. Die 400 Bde Musikalien bestehen aus je 17 Bdn aus dem 16. und 17. Jh und ca. 35 aus dem 18. Jh. Von den mehr als 300 Notenbänden des 19. Jhs entfallen 180 auf 5 vollständige Gesamtausgaben und 67 auf Werke von Ferdinand Ries. Umfangreichere Notenbestände finden sich außerdem in der Prinz-Georg-Bibliothek (s. u. 2.96).

Renate Vogt

2.18 Die von Kriegsverlusten relativ verschont gebliebene Gruppe Deutsche Literatur (Fa) ist revidiert und durch den Standortkatalog in ihrer Systematik erschlossen. Sie umfaßt für den Zeitraum bis Ende des 19. Jhs ca. 9500 Titel, von denen 82 auf das 16. Jh, 157 auf das 17. Jh, rund 1000 auf das 18. und ca. 8200 auf das 19. Jh entfallen. Der Bestand an wissenschaftlicher Sekundärliteratur entspricht gutem Standard. Primärliteratur ist beachtlich vertreten, vor allem auch im Bereich der Anthologien. Exemplarisch seien genannt: 80 z. T. vielbändige literarische und " historische" Taschenbücher, Kalender, Musen- und andere Almanache vom Ende des 18. Jhs bis zum 19. Jh; 80 Liederanthologien des 19. Jhs; ca. 120 Lyrikanthologien überwiegend des 19. Jhs (9 aus dem 18. Jh); 230 Sammlungen des 19. Jhs von Volksmärchen, -sagen, -schauspielen, z. T. in regionaler Gliederung, außerdem 40 Volkskalender; einige Sammelbände Gelegenheitsdichtung und -rhetorik (" Carmina germanica", " Litterae elegantiores") des 18. und 19. Jhs; umfangreiche Roman- und Novellensammlungen vom Ende des 19. Jhs und Beginn des 20. Jhs, z. T. aus dem Pflichtbereich der Preußischen Rheinprovinz.

2.19 Bei der Primärliteratur einzelner Schriftsteller, geordnet nach größeren Zeiträumen, später nach Geburtsjahrsdekaden, ist, vor allem für das 18. und 19. Jh, der Anteil an mittleren Autoren bemerkenswert. Aus dem 16. Jh seien als Besonderheit genannt 40 Einzelschriften von Sebastian Franck, die 1892/93 als Legat des Gymnasiallehrers Dr. Franz Weinkauff (1823-1892) aus Köln in die Bibliothek gelangten (vgl. Köln, Universitäts- und Stadtbibliothek, 2.122). Zwei Bde und 68 Hefte handschriftlicher Beiträge zum Werke Francks sind nur noch akzessorisch belegt und im heutigen Bestand nicht mehr nachweisbar. Aus dem 17. Jh sei Abraham a Sancta Clara mit 20 Originaltiteln genannt. Die sonstigen germanischen Literaturen (Fb) sind vorwiegend mit Primärliteratur (Originalen und Übersetzungen ins Deutsche) vertreten. Die niederländische Literatur (mit flämisch-belgischer Literatur) umfaßt 533 Titel (17. Jh 69, 18. Jh 144, 19. Jh 320), die altnordische 197 Titel (17. Jh 8, 18. Jh 13, 19. Jh 176). Die dänische (18. Jh 11, 19. Jh 127 Titel), norwegische (46 Titel aus dem 19. Jh) und schwedische Literatur (17. Jh ein Titel, 18. Jh 2, 19. Jh 82) sind nur schwach vertreten, die englische Literatur dagegen ca. 2650 Titel (davon 16. Jh einer, 17. Jh 12, 18. Jh 222, 19. Jh ca. 2400) zahlenmäßig etwas häufiger.

Hartmut Weidemeier

2.20 Der romanistische Altbestand verteilt sich in erster Linie auf die Signaturengruppen Sprachwissenschaft (C) und Literaturwissenschaft (F) und ist auf rund 10.000 Bde zu schätzen. Die Sprachwissenschaft gilt als weitgehend zerstörte Abteilung. Auch der romanistische Teil so etwa die Werke der Vorläufer und Väter der Romanistik wie Franccois Raynouard und Friedrich Diez ist nur fragmentarisch erhalten und mußte durch Ankauf von Reprints ergänzt werden. Einzig erwähnenswert ist ein Bestand von ca. 1000 in Sammelbänden zusammengefaßten romanistischen Dissertationen des 19. Jhs.

2.21 Was die romanistische Literatur und Literaturwissenschaft betrifft, so entspricht die Signaturengruppe (Fc) der französischen Literatur. Den Anfang bilden die Anthologien, Zeitschriften, Serien, Literaturgeschichten und sonstigen Werke allgemeinen Charakters; alsdann folgen die Textausgaben sowie die Sekundärliteratur zum jeweiligen Autor bzw. anonymen Literaturdenkmal in der Chronologie der Jahrhunderte. Die Literatur des französischen und provenzalischen Mittelalters ist durch ca. 500 Ausgaben repräsentiert, die wie auch die dazugehörigen Sekundärwerke zum größten Teil aus dem letzten Drittel des 19. Jhs stammen. Die Literatur des 16. Jhs ist durch ein halbes Dutzend zeitgenössische Editionen (u. a. von Montaigne, Garnier, Larivey und Desportes) sowie eine etwas größere Anzahl von Ausgaben aus dem folgenden Jh vertreten, das Gros der entsprechenden Werkausgaben datiert jedoch ebenfalls aus dem 19. Jh. Höher ist die Zahl der zeitgenössischen Ausgaben von Werken des 17. Jhs. Unter den insgesamt rund 150 Editionen nehmen insbesondere die Autoren des Barock (u. a. Voiture, Guez de Balzac und Honoré d'Urfé) einen wichtigen Platz ein. Die Literatur des 18. Jhs ist mit ca. 1000, die des 19. mit rund 1300 Editionen der Zeit repräsentiert. Neben den jeweils mehr oder weniger reichlich vertretenen " bedeutenderen" Autoren der Epoche begegnet eine Vielzahl von minores und Anonyma. Originalsprachliche Ausgaben dominieren, doch auch einzelne - überwiegend deutsche Übersetzungen gehören zum Bestand.

2.22 Die Bestände zur italienischen Literatur weisen eine andere Struktur auf. Namentlich frühe Editionen von Autoren des Mittelalters und der Renaissance fallen quantitativ stärker ins Gewicht. Die aus dem 16. Jh stammenden Editionen belaufen sich auf ca. 100; insbesondere die Werke von Boccaccio, Ariost, Petrarca, Tasso und Dante sind gut repräsentiert. Unter Einbeziehung der zahlreichen späteren Dante-Ausgaben sowie der ebenfalls aus dem 17. bis 19. Jh stammenden sehr umfangreichen Sekundärliteratur kann von einer beachtlichen Dante-Sammlung gesprochen werden. Der Bestand an zeitgenössischen Editionen von Werken des 17. und 18. Jhs ist mit ca. 40 bzw. 80 vergleichsweise spärlich. Die Literatur des 19. Jhs ist demgegenüber mit ca. 500 frühen Textausgaben repräsentiert.

2.23 Die Altbestände zur sardischen und rumänischen Literatur belaufen sich auf jeweils ca. 25 Werke; es handelt sich in erster Linie um Anthologien volkstümlicher Dichtung des 19. Jhs, wobei den sardischen Texten zweifellos der größere Seltenheitswert zukommt. Dies gilt in noch stärkerem Maße für den Bestand an rätoromanischen Sprach- und Literaturdenkmälern; ca. 20 Werke datieren aus dem 17., ca. 30 aus dem 18. Jh und rund 35 aus dem 19. Jh. Auch hier bilden die Anthologien den größten Anteil; namentlich die älteren Textsammlungen fallen überwiegend in die Kategorie der religiösen Dichtung.

2.24 Die hispanistischen Bestände sind quantitativ weniger umfangreich als die zur französischen und italienischen Literatur. Erwähnenswert sind einige Sammelbände spanischer Romanzen und Komödien aus dem 18. und 19. Jh sowie ca. 20 bzw. ca. 70 zeitgenössische Editionen spanischer Werke des 16. und des 17. Jhs, darunter mehrere frühe Ausgaben des Amadisromans und der Celestina sowie der Werke von Antonio de Guevara, Cervantes, Góngora und vor allem Lope de Vega. Das 18. Jh ist lediglich mit ca. 20, das 19. mit rund 150 zeitgenössischen Editionen repräsentiert. Den Abschluß bilden die Werke zur katalanischen und portugiesischen Literatur. Während die katalanische Sammlung einige wenige Texte vor 1800 sowie ca. 35 aus dem 19. Jh umfaßt, ist der lusitanistische Bestand auf ca. 20 Editionen des 18. und rund 40 des folgenden Jhs zu beziffern.

2.25 Der romanistische Teil der Prinz-Georg-Bibliothek (s. u. 2.96) beläuft sich auf rund 1000 Werke, zumeist französische Romane, Dramen, Memoiren und Briefsammlungen gesellschafts- und sittengeschichtlichen Charakters aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

Wolfgang Hillen

2.26 Die Gruppe Osteuropäische Literatur (Fe) ist die letzte der bei der Bestandsrevision nach dem Krieg erfaßten Abteilungen. Die Revision wurde mit der Signatur Fe 158/1 abgebrochen; etwa 80 Bde verblieben unbearbeitet und sind nur im Alten Katalog nachgewiesen. Es handelt sich um einen durchschnittlichen Bestand ohne erkennbare Besonderheiten. Die Gruppe umfaßt insgesamt etwa 850 Bde vor allem zu den slavischen Literaturen, daneben kleinere Bestände zu den sonstigen osteuropäischen Literaturen (Finno-Ugristik, Baltistik). Der unrevidiert gebliebene Teil besteht zu 90 Prozent aus neugriechischer Literatur. Nur etwa 20 Titel stammen aus der Zeit vor 1800, ca. 330 aus dem 19. und 500 aus dem 20. Jh.

Hans Dieter Gebauer

Theologie

2.27 Grundstock des theologischen Bestandes (Signaturengruppe G) bildete bei der Gründung 1818 der die französische Zeit enthaltende Bestand der Duisburger Universität. Ein größerer theologischer Bestand kam durch die Schenkung der " Ellberschen Bücher" nach langem Rechtsstreit 1929 in die Bibliothek. Insgesamt waren es 1204 theologische Bücher aus dem 18. Jh. Als weitere Vergrößerung erwies sich die Schenkung der Privatbibliothek des Domkapitulars und Professors der Theologie Augustin Scholz (1794-1852). Es handelte sich um mehrere Rara aus dem Bereich der Exegese. Der Zuwachs belief sich auf 1148 Druckschriften. Der Kaufmann David Herrman aus Düsseldorf schenkte 1855 130 rabbinisch-talmudische Werke aus dem 17. und 18. Jh. Am Anfang des 20. Jhs erhielt die Bibliothek zwei weitere größere Schenkungen theologischer Provenienz. 284 Bde neueren theologischen Schrifttums kamen 1900 durch das Vermächtnis von Professor Franz H. Reusch aus Bonn, und 1901 schenkte Arthur vom Rath aus Köln 244 Bde kirchengeschichtlicher Literatur aus dem 15. bis 19. Jh. Die Beschwerden katholischer Theologen seit Mitte des 19. Jhs wegen angeblicher Zurücksetzung katholischer Interessen an der Bibliothek dürfen auf dem Hintergrund der religiös-politischen Auseinandersetzung gesehen werden. Im Jahre 1898 erwarb der Staat 201 Werke aus dem ehemaligen theologischen Seminar Herborn. Die Werke stammen überwiegend aus dem 16. bis 18. Jh. Aus den Exlibris lassen sich mehrere Klöster, u. a. das Benediktinerkloster Werden, Niederaltaich (Bayern), auch die Klosterbibliothek Polling als ehemalige Besitzer nachweisen. Von den Adeligen finden sich die Freiherren von de Cler und Franz von Nesselrode neben dem Gegner der Bonner Universitätsgründung, dem Kölner Stadtpfarrer Peter Anth. Mehrere Exlibris bezeugen die Herkunft aus der Bibliotheca Palatina Dusseldorpiensis.

2.28 Der historische Bestand umfaßt ca. 54.000 Bde. Die Gruppe Bibel und ihre Bücher sowie Einzelausgaben des Alten und Neuen Testaments umfassen insgesamt ca. 8700 Bde. Die Bibeln in Hebräisch, Griechisch, Armenisch, auch zweisprachige Ausgaben, stehen neben der lutherischen (16. Jh 15; 17. Jh 20; 18. Jh 5; 19. Jh 25; 20. Jh 15). Außer gängigen europäischen Sprachen finden sich Isländisch (1813), Walisisch (1746, 1804, 1851), Gälisch (1807), Rätoromanisch (1755, 1869), das Alte Testament in äthiopischer und malayischer Sprache, das Neue Testament auch in Türk-Armenisch, Grusinisch, Bengalisch, Malayisch, Bretonisch sowie Russisch, Slowakisch, Serbisch, Bulgarisch, Moldauisch.

2.29 Neben Evangelien in deutscher Sprache (vom 15. und 16. Jh 15, bis zum 20. Jh zusätzlich ca. 60) sind 20 französische, 12 englische, 10 niederländische und 9 italienische Ausgaben vorhanden. Abgesehen von den zweisprachigen Ausgaben in Latein, Hebräisch, Griechisch und Armenisch (ca. 10) sind sie in isländischer, schwedischer, walisischer (1746, 1804, 1851), gälischer (1807), rätoromanischer (1755, 1869), altkirchenslawischer, litauischer (1858) und ungarischer Sprache abgefaßt. Das Alte Testament ist in malayischer und äthiopischer Sprache (2 Titel 19. Jh) vorhanden.

2.30 Einzelne Bücher der Bibel wie der Pentateuch (ca. 50 Titel, darunter Calvins Commentaires, Genf 1564), Genesis (ca. 130), Exodus (ca. 30), Psalmen (ca. 180), Salomons Sprüche (ca. 80), Propheten allgemein (ca. 20 Titel) bilden eigene Gruppen. Der Pentateuch findet sich sowohl in hebräisch-griechischer als auch polnischer (1863), arabischer (1622), koptischer (Leipzig 1867), syrischer (1787, 1863) und deutscher (1534) Sprache. Einzelne Propheten wie Jesaias (ca. 80 Titel), Daniel (ca. 55), Jeremias und Ezechiel (je ca. 25 Titel) bilden eigene Gruppen. Die Psalmen stellen mit 15 deutschen Titeln, einer griechisch-lateinischen Ausgabe (Basel 1565), lateinischen (16. Jh), daneben arabischen, koptischen, persischen, syrischen und äthiopisch-lateinischen Ausgaben einen eigenen Komplex dar. Unter Evangelienkommentatoren finden sich C. Jansenius (6 Ausgaben, darunter Louvain 1549), Franz Polygranos, Johannes de la Haye SJ, Johannes Bugenhagen und insbesondere Calvin. Zu Matthäus finden sich ca. 70, zu Markus ca. 40, Lukas ca. 45 und Johannes ca. 100 Kommentierungen. An die 70 Titel zur Apostelgeschichte stellen Dissertationen des 18. und 19. Jhs dar. Kommentare zu Paulusbriefen (ca. 360 Titel) stammen überwiegend aus dem 17. und 18. Jh. Die Apokalypse ist insbesondere in Latein aus dem 17. Jh mit ca. 100 Titeln vertreten. Die Einführung zur Hermeneutik (ca. 150) sowie ins Alte und Neue Testament (zusammen ca. 670 Titel) sind mehrheitlich Dissertationen des 17. und 18. Jhs in Latein sowie des 19. Jhs in Deutsch. Auf Bibelkritik beziehen sich ca. 350 Titel. Biblische Wörterbücher, Konkordanzen usw. umfassen ca. 150 Titel. Unter den ca. 250 Titeln biblischer Hermeneutik (darunter Johannes Isaak, Levita Defensio veritatis, Köln 1559) finden sich insbesondere griechische Grammatiken.

2.31 Einen eigenen Bestand bilden lateinische und griechische Kirchenväter, Apologeten sowie einführende griechische und lateinische Quellenwerke. Von ca. 3100 Bdn entfallen auf griechische Väter 1200, auf lateinische ca. 1900. Sprachlich dominieren lateinische (15. Jh 18 Titel, 16. Jh ca. 600, 17. Jh ca. 440, 18. Jh ca. 280, 19. Jh ca. 570 und 20. Jh ca. 150), gefolgt von deutschen (16. bis 20. Jh ca. 450 Titel, davon 250 im 19. Jh), griechischen (ca. 200), französischen (ca. 80), italienischen (ca. 50), niederländischen (ca. 10), katalanischen (4), russischen (3) und einem arabischen Titel.

2.32 Die Griechischen Kirchenväter der ersten fünf Jahrhunderte werden u. a. durch Dionysius Areopagita (zwischen 1503 und 1565 4 griechische und 9 lateinische Ausgaben), Polykarp von Smyrna, Kaiser Justinian, Clemens von Alexandrien, Origenes, Eusebios, Athanasius von Antiochien, Basilius von Caesarea, Gregor von Nyssa, Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomus, Cyrill von Antiochien und Theodoret von Kyros vertreten. Sprachlich überwiegt Latein (16. Jh ca. 210 Titel, 17. Jh ca. 150, 18. Jh ca. 100, 19. Jh ca. 60), gefolgt von Griechisch (16. und 17. Jh je ca. 30 und 19. Jh ca. 60 Titel). Neben deutschen Übersetzungen (19. und 20. Jh, zusammen ca. 130 Titel) finden sich englische, französische und italienische, sowie je eine arabische und armenische Übersetzung. Unter den ca. 210 Titeln Griechischer Kirchenväter vom 6. bis 16. Jh finden sich Autoren wie Maximus Confessor, Johannes von Damaskus (Editio orthodoxa fidei, Verona 1531), Theodoros Studites, Anastasius, Michael Cärularius, Gregorios Palamas und Bessarion. Nur Photios (17 Titel) und Euthymios Zigabenos mit 15 Titeln bilden eigene Gruppen. Auch hier dominieren Latein (vom 16. bis 20. Jh ca. 110 Titel) und Griechisch im gleichen Zeitraum mit ca. 60 Titeln.

2.33 Bei den Lateinischen Kirchenvätern bis ins 11. Jh bilden Tertullian (36 Titel), Cyprian (ca. 30), Laktanz (36), Papst Gregor I. (20), Hrabanus Maurus (19), Bischof Anselm von Canterbury (32), Hugo von St. Viktor und Peter Abaelard (je 15) sowie Bernhard von Clairvaux (ca. 60 Titel) größere Gruppen. Den lateinischen Ausgaben der Kirchenväter bis zum 11. Jh (16. Jh ca. 150, 17. Jh ca. 110, 18. Jh ca. 100, 19. Jh ca. 150 und 20. Jh ca. 60) folgen deutsche (19. Jh ca. 60, 20. Jh ca. 40), danach französische (insbesondere 18. Jh) mit ca. 15 Titeln. Unter den Kirchenvätern finden sich die Opera illustris virginis et monialis (Nürnberg 1501) der Roswitha von Gandersheim. Bonaventura (37 Titel), Thomas von Aquin (32), Albertus Magnus (30), Johannes Duns Scotus (10) und Raimundus Lullus (14) sowie Johannes Tauler (12 Ausgaben) sind gut vertreten. Der Vorreformator Johannes Wyclif (40 Titel), Heinrich Seuse (17) und Jan Hus (6) bilden eigene Gruppen. Johannes Gerson (25 Titel), Johann Nider (17, darunter das seltene De reformatione religiosorum, 1517) führen zur Reformation. Pius II. (Enea Silvio Piccolomini) mit 27 Titeln und Kardinal Nikolaus von Kues, der Autor der Nachfolge Christi, Thomas a Kempis (85 Titel), Gabriel Biel (8) sowie Girolamo Savonarola (22) bilden Sondergruppen. Auch Abt Johannes Trithemius mit 20 Titeln, darunter Opera historica (Frankfurt 1601) und Opera pia (Mainz 1605), ist erwähnenswert. Latein dominiert in diesen Gruppen (16. Jh ca. 220 Titel, 17. Jh ca. 140, 18. Jh ca. 50, 19. Jh ca. 120, 20. Jh ca. 50), gefolgt von Deutsch (19. und 20. Jh ca. 90 und 80), Italienisch (19. und 20. Jh ca. 20 und 10) und Französisch (19. und 20. Jh ca. je 10 Titel). Ergänzend sind die 9 Exemplare griechischen Enchiridions, sowie das Missale glagoliticum (Vindobonae 1891) und der orthodoxe Sluzebnik aus dem 19. Jh hervorzuheben. Neben dem Märtyrerbuch (Herborn 1590) stehen griechische Menologien (1644) sowie das Calendarium Historicum (Frankfurt 1575). Die vollständige Ausgabe der Acta sanctorum wird ergänzt durch italienische, griechische, belgische und syrische Märtyrerviten sowie bayrische, tschechische, iberische, italienische und französische Hagiographien. Sprachlich führt Deutsch (16. Jh ca. 30 Titel, 17. Jh ca. 10, 19. Jh ca. 130), in dem die Dissertationen des 19. Jhs abgefaßt sind. Es folgen Latein (16. Jh ca. 50, 17. Jh ca. 40, 18. Jh ca. 40, 19. Jh ca. 60 und 20. Jh ca. 20), Englisch (19. und 20. Jh ca. je 10) und Griechisch (19. Jh ca. 10). Protestantische Schriften stammen überwiegend aus den Offizinen Wittenbergs, Dillingens und aus Leipzig.

2.34 Die Gruppe zur Reliquienverehrung, Kalender und Kirchenfeste umfaßt ca. 1500 Bde. Das Immaculata-Conceptio-Thema (ca. 40 Titel) sowie der Ablaß (ca. 30 Titel) bilden hier gesonderte Gruppen. Der Bestand an aszetischen Schriften, Erbauungsliteratur, Märtyrologie sowie Konzilien und Liturgiegeschichte umfaßt ca. 3300 Bde und wirkt bescheiden. In den Gesamtausgaben der Konzilien treten Konstanz, Basel, Trient (ca. 30 Editionen) und das Erste Vaticanum (ca. 170 Titel) als Gruppe hervor. Editionen zu deutschen Landessynoden Regensburg, Freiburg, Speyer, Salzburg (Dillingen 1574), Trier, Mainz und Köln vervollständigen die Quellen über englische, italienische sowie spanische und französische Synoden. Paolo Sarpis antitridentinische Schrift liegt in 7 Übersetzungen vor.

2.35 Der Teil " Colloquia Eccles. evangelicae" beinhaltet deutsche Dispute seit dem 16. Jh, Genfer und Züricher Reformationsschriften, Beschlüsse der polnischen Synode von Sandomir (Consensus, Heidelberg 1605) sowie Waldensia (1616), die Bekenntnisse Böscher Brüder (Leipzig 1714) neben dem Arianischen Katechismus (1620). Luthers Parvus cathechismus (Wittenberg 1559) liegt in 9 Bearbeitungen vor. Zur Liturgie finden sich u. a. das Missale diocesis Coloniensis (1514) und Trevirense (1574). Reichlich vertreten sind evangelische Kirchenverordnungen des 16. Jhs.

2.36 Sakrale Kunstgeschichte (u. a. Peterskirche in Rom; S. Marco in Venedig; Aachener und Kölner Dom) wird nur tangiert, wobei Geschichte und Entstehung der Wallfahrt (ca. 120 Titel), Marienverehrung (u. a. Loreto-Wallfahrt), wie deutsche Marienheiligtümer (u. a. Kevelaer), sowie die Wallfahrt zum Hl. Rock (ca. 50 Titel) durchaus gut belegt sind. Titel über das Diakonissenamt der alten Kirche, Priesterweihe und Zölibat (je ca. 50 Titel) beschließen die Gruppe. Auf Slavica dieser Gruppe sei gesondert hingewiesen. Seltenheit besitzen der Sammelband Ecclesiae orientalis antiquitates, herausgegeben von J. Marini (Leipzig, Frankfurt 1683) und das Kiewer Paterikon (Jena 1675) über die Krypten, mit Plänen des Kiewer Höhlenklosters von Johannes Herbinius herausgegeben. Der führenden deutschen Sprache im 19. und 20. Jh (ca. 880 Titel) folgen Latein im 17. und 18. Jh (ca. 270), Französisch (ca. 120), Italienisch (ca. 40) sowie Niederländisch. " Ruthenisch" ist das Kiewer Paterikon abgefaßt.

2.37 Der Bestand an Vorreformatoren mit ca. 1800 Bdn bezieht sich insbesondere auf Wyclif und Hus (je ca. 75 Titel) und die deutschen Reformationsanfänge. Als eigene Gruppe rheinischer Reformationsgeschichte dürfen die hier untergliederten Streitschriften um die Reform Hermann von Wieds aus den Jahren 1542 bis 1547 angesehen werden. Zwischen den 30 mehrheitlich deutschen Druckschriften (Melanchthon, Johannes Cochläus, Schriften des Kölner Domkapitels, Martin Bucer, Hermann von Wied) finden sich mehrere Rara. Die ca. 70 Titel zur Geschichte und Herkunft der Waldenser werden zur vorreformatorischen Bewegung gerechnet. Luthers Schriften finden sich in ca. 180 Titeln. Melanchthon und Matthias Flaccius (mit je ca. 30), Johannes Cochläus (mit ca. 35), Erasmus (mit ca. 259), Johannes Eck (mit ca. 10) folgen sowie Johannes Bugenhagen, Andreas Osiander, Johannes Oecolampad und Hieronymus Emser mit einigen Titeln. Es überwiegen deutsche und lateinische Drucke aus Wittenberg, Jena, Halle und Frankfurt (16. Jh deutsch ca. 300, Latein ca. 230). Hervorgehoben sei die Vollständigkeit lutherischer Schriften. Darstellungen zur Reformationsgeschichte stammen aus dem 19. Jh (deutsch ca. 400) und 20. Jh (deutsch ca. 530) sowie die allgemeinen lateinischen Darstellungen (16. Jh ca. 80, 17. Jh ca. 70, 18. Jh und 19. Jh je ca. 40). Dritte Sprache im 19. Jh ist Französisch (ca. 30 Titel).

2.38 Insgesamt ca. 5600 Bde umfaßt die Kirchengeschichte einzelner Länder Europas, Afrikas und der beiden Amerika. In dieser Gruppe findet sich die Geschichte der Mission, speziell die deutsche in Japan, Amerika, Brasilien und Mexiko. Der Allgemeinen Kirchengeschichte Deutschlands mit insgesamt ca. 970 Titeln katholischer und 1050 evangelischer Zuordnung wird der Teil " Kirchenprobleme" wie Reformation, Kulturkampf, Altkatholizismus u. a. mit ca. 710 Titeln vorangestellt. Die Kirchengeschichte Deutschlands aus katholischer Sicht (ca. 970 Titel) setzt sich aus Bistumsgeschichten (u. a. Kölner Erzstift ca. 250 Titel, Trier ca. 60) zusammen, die evangelische (ca. 1050) aus Beschreibungen der Regionen (z. B. Hessen, Waldeck, Westpreußen) und protestantischer Städte (u. a. Berlin, Heidelberg, Lübeck, Nürnberg, Frankfurt). Wird Italiens Kirchengeschichte (ca. 110 Titel) durch Bistumsgeschichten (u. a. Aquilea, Mailand, Venedig, Rom) dargestellt, so finden sich zur französischen Kirchengeschichte (ca. 360) überwiegend Darstellungen zum Gallikanismus, der Zivilkonstitution des Klerus oder des französischen Konkordats und der Religionskriege in Lyon sowie der Geschichte des Edikts von Nantes. Auch die Hugenottengeschichte Deutschlands findet sich hier. Die Britische Kirchengeschichte (ca. 320 Titel) charakterisiert sich durch das englische Schisma sowie die Geschichte der Heilsarmee. Die Spanische Kirchengeschichte reduziert sich (ca. 70 Titel) auf den iberischen Protestantismus. Der Bestand zu Skandinavien mit Island, Schweden, Norwegen und Finnland fällt (ca. 95 Titel) bescheiden aus. Die Schweizer Kirchengeschichte (ca. 140 Titel) beschränkt sich auf Reformationsgeschichte und das Basler Konzil. Die Kirchengeschichte Flanderns (ca. 170 Titel) und der Utrechter Kirche stehen für den niederländischen Raum.

2.39 Die Geschichte der " Ecclesia orientalis" (insgesamt ca. 150 Titel) beinhaltet einführende Darstellungen (ca. 140 Titel) zur griechischen, armenischen und koptischen Kirche sowie zur Orthodoxie und den Patriarchaten. Darstellungen zur russischen Kirchengeschichte (ca. 60 Titel) bilden eine eigene Untergruppe. Evangelische Kirchengeschichte Siebenbürgens (ca. 50 Titel) steht für Ungarn. Der Kampf der griechisch-katholischen Kirche in Polen und Litauen ist hier eingeordnet. Der Kampf des deutschen Protestantismus im Osten (ca. 80 Titel) wird unter Polen abgehandelt. Charakteristisch ist, daß grundlegende Quellenwerke nationaler Kirchengeschichtsschreibung in Originalsprachen angeschafft wurden. Auf Deutsch (ca. 730 Titel), Französisch (ca. 400), Englisch (ca. 210) folgen Latein (ca. 190), Niederländisch (ca. 80), Italienisch (ca. 60), Spanisch und Russisch (je ca. 25 Titel) und Schwedisch (ca. 20 Titel).

2.40 Der Bestand zur Ordensgeschichte mit ca. 3700 Bdn bezieht sich schwerpunktmäßig auf Quellendarstellungen. Die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft Jesu (ca. 350 Titel) bildet den Schwerpunkt des Bestandes. Neben Ignatius-Viten finden sich Regel- und Dekretaldrucke (Rom, Dillingen, Ingolstadt, Frankfurt, Köln, Antwerpen) sowie Ausgaben der Satzungs-, Studien- und Lebensordnung. Geschichte der deutschen Ordensprovinz ergänzt die Jesuitica. Den Franziskanerorden beschreiben ca. 175 Titel. Von Viten des hl. Franziskus bis zur Franziskanerpredigt und zu Einzelbiographien liegt der Schwerpunkt der Sammlung im 17. und 18. Jh. Hier schlägt sich nieder, daß Franziskaner erste Lehrer der kurfürstlichen Universität waren. Die ca. 100 Titel zum Benediktinerorden setzen sich aus Ordensannalen, Darstellungen der Geschichte Subiacos sowie Biographien benediktinischer Persönlichkeiten zusammen. Es fehlen die Regeldrucke. Die Ordensgeschichte der Karmeliter (ca. 95 Titel) zeichnet sich durch die Vielfalt der Sprachen aus (17. und 18. Jh Latein, im 19. Jh Spanisch sowie Italienisch und Französisch). Mit ca. 65 Titeln nimmt sich die Beschreibung des Dominikanerordens bescheiden aus. Darstellungen der Prämonstratenser und Zisterzienser (C. Jongelinus, M. Manriques, Leopold Janauschek) liegen mit je ca. 25 Titeln vor, die der Trappisten mit ca. 15; weniger als 10 Titel finden sich zu den Kreuzherren, Augustiner-Eremiten und Camaldulensern (Augustin Florentinus, Historia camaldulensium, Florenz 1575); Klarissinen, Ursulinen und Kartäuser beschließen den Bestand. Sprachlich führt Deutsch (20. Jh ca. 290, 19. Jh ca. 180) vor Latein (17. Jh ca. 160, 18. Jh ca. 60, 19. Jh ca. 30) und Französisch (20. Jh ca. 60, 19. Jh ca. 30, 18. Jh ca. 25). Zusätzlich finden sich Darstellungen in Italienisch, Spanisch und Portugiesisch.

Zur Bibliothek Goussen s. Sondersammlung (2.97-2.100)

Dmitrij Zlepko

Rechts- und Staatswissenschaften

2.41 Vom Umfang her steht der von Kriegszerstörungen im wesentlichen verschont gebliebene juristische Altbestand nach dem theologischen an zweiter Stelle. Er verteilt sich auf die Signaturengruppen Ja bis Jr, die aus dem allgemeinen Magazinbestand herausgelösten Rara sowie die separat aufgestellte Bibliothek des Juristen Friedrich Carl von Savigny (s. u. 2.91-2.95). Mit etwa 32.000 Bdn (ohne die Savigny-Bibliothek) zählt er zu den bedeutenderen Sammlungen älterer Juridica in Deutschland. Den historischen Grundstock bilden die etwa 800 Bde der rechtswissenschaftlichen Abteilung der 1818 nach Bonn verlagerten Duisburger Universitätsbibliothek. Obwohl man später noch weitere ältere Sammlungen übernehmen konnte (u. a. der Koblenzer Rechtsschule und einen Teil der Reichskammergerichtsbibliothek) und darüber hinaus immer wieder antiquarische Einzelkäufe tätigte, liegt das Hauptgewicht des Altbestandes auf dem 19. Jh. Ihm entstammen gut zwei Drittel, während auf das 18. und 17. Jh 22 bzw. 8 Prozent und auf das 16. Jh lediglich 3 Prozent entfallen. Als Textsprache dominiert mit knapp 50 Prozent das Deutsche, gefolgt vom Lateinischen mit 21 und dem Französischen mit 20 Prozent, das wegen der zahlreichen Werke zum französischen Recht (s. u. 2.51) so gut vertreten ist. Von den sonstigen Sprachen ist nur noch Englisch mit knapp 4 Prozent erwähnenswert.

2.42 Die Sachgruppe Allgemeine Rechtswissenschaft (Ja) umfaßt gut 700 Bde. Sie ist heterogen strukturiert und enthält Schriften der unterschiedlichsten Art (Kompendien, Periodica, Lexika) zu allgemeinen und übergreifenden Fragen des Rechts, die zu mehr als der Hälfte aus dem 19. Jh stammen. Mit 170 und 110 Bdn sind auch das 18. und 17. Jh gut vertreten, während das 16. Jh mit 50 Bdn zurücktritt, unter denen sich allerdings herausragende Einzelstücke befinden (z. B. eine niederländische Übersetzung von Justinus Goblers Der Rechten Spiegel von 1560). Als Textsprachen halten sich wegen des hohen Anteils ausländischer und älterer Literatur das Lateinische und das Deutsche in etwa die Waage. In der etwa 2800 Bde ausmachenden Gruppe Juristische gesammelte Schriften, Zeitschriften (Jb) finden sich Gesamtausgaben deutscher und ausländischer Juristen des 16. bis 19. Jhs (u. a. Donellus, Cujacius, Coverruvias, Clarus, Tabor, Pistor, Selden, Stryk, Thomasius, Heineccius, Estor, Grundling, Strube, Savigny, Ihering), Dissertationensammlungen sowie rechtswissenschaftliche Periodica allgemeinen und übergreifenden Inhalts. Obwohl bei letzteren der Schwerpunkt auf dem 19. Jh liegt, sind auch Zeitschriften aus der Anfangsphase der juristischen Zeitschriftenliteratur im 18. Jh (z. B. von Selchows Juristische Bibliothek) vorhanden. Bei den Dissertationensammlungen sind 40 Bde italienischer juristischer Abhandlungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, 46 Sammelbände verschiedener deutscher Universitäten aus dem 16. bis 18. Jh und vor allem 1570 Bde französischer Dissertationen aus allen Rechtsfakultäten Frankreichs hervorzuheben. Letztere stammen ausnahmslos aus dem späten 19. Jh und machen das Gros der insgesamt etwa 2100 Bde umfassenden Bestände in dieser Gruppe aus. Das 18. Jh ist demgegenüber nur mit 430 teils deutschen, teils lateinischen Werken vertreten, während das 17. und 16. Jh mit knapp 180 bzw. gut 80 (ausschließlich in lateinischer Sprache gedruckten) Bdn noch schwächer repräsentiert sind.

2.43 Die Sachgruppe Römisches Recht nimmt mit ca. 3700 Bdn unter den älteren Juridica der Bonner Universitätsbibliothek eine wichtige Stellung ein. Ihr Bestand verteilt sich auf die drei Gruppen Quellen des Römischen Rechts (Jc), knapp 400 Bde, Kommentare und Einzeluntersuchungen (Jd), gut 2500 Bde, und Lehrbücher und Geschichte des Römischen Rechts (Je), knapp 900 Bde. Von den Quellenausgaben betreffen 130 überwiegend im 19. Jh gedruckte Bde das vorjustinianische Recht, gut 200 das Corpus Juris Civilis und seine einzelnen Teile und der Rest das nachjustinianische (byzantinische) Recht. Textsprache ist bei letzteren überwiegend das Griechische, ansonsten Latein. Bei den Textausgaben zum Corpus Juris Civilis und seinen Teilbereichen stammt fast die Hälfte aus dem 16. Jh, lediglich ein Viertel entfällt auf die Standardeditionen des 19. Jhs. Unter den Kommentaren und Einzeluntersuchungen fallen über 600 Sammelbände mit bis zu 20 oder mehr Dissertationen oder sonstigen kleinen Abhandlungen in lateinischer Sprache über Einzelfragen des römischen Rechts besonders ins Gewicht. Sie entstammen zum überwiegenden Teil dem 17. und 18. Jh, während die übrigen, größtenteils deutschsprachigen Bestände ihren Schwerpunkt im 19. Jh haben. Dies bedeutet allerdings nicht, daß aus der Zeit vor 1800 nichts vorhanden wäre. Vielmehr sind die wichtigsten gemeinrechtlichen Juristen von den Glossatoren (Azo) über die Postglossatoren (Bartolus, Baldus) und Vertreter des Humanismus (z. B. Zasius, Sichard, Faber, Donellus, Cujacius, Gothofredus) bis hin zu den Anhängern des " usus modernus pandectarum" (u. a. Voet, Brunnemann, Stryk, Justus Henning Böhmer, A. Leyser, Glück) mit ihren Standardwerken vertreten, die in Drucken des 16. bis 18. Jhs vorliegen. Die knapp 900 Bde ausmachenden Lehrbücher des Römischen Rechts und Darstellungen zu seiner Geschichte stammen zu zwei Dritteln aus dem 19. Jh, zu einem Viertel aus dem 18. Jh und im übrigen aus dem 17. (90 Bde) und 16. Jh (35 Bde). Bei den Schriften des 19. Jhs sind namentlich die Werke der Klassiker der historischen Rechtsschule und der Pandektistik (Savigny, Puchta, Windscheid, Dernburg u. a. ) sowie die ihrer Gegner (Thibaut, Ihering) - teilweise in mehreren Ausgaben vorhanden. Während sie zum überwiegenden Teil bereits in deutscher Sprache abgefaßt sind, bedienten sich die Autoren des 16. bis 18. Jhs noch fast ausnahmslos des Lateinischen. Sie sind vor allem mit Schriften aus der Zeit des " usus modernus pandectarum" (u. a. von Struve, Heineccius, Justus Henning Böhmer) vertreten, aber auch Anhänger des Humanismus in der Jurisprudenz wie etwa Cujacius, Donellus und Faber kommen nicht zu kurz.

2.44 Mit einem Umfang von knapp 2800 Bdn nimmt das Kirchenrecht (Signaturengruppe Jf) einen erstaunlich breiten Raum ein. Seine Rechtsquellen sind mit zahlreichen Textausgaben des Corpus Juris Canonici und seiner einzelnen Teile, darunter über 30 aus dem 16. und 17. Jh, gut dokumentiert. Den Hauptkomplex des Bestandes bilden Kommentare und Lehrbücher sowie Monographien zu kirchenrechtlichen Einzelfragen, darunter auffällig viele Dissertationen des 17. und 18. Jhs in Sammelbänden. Das katholische Kirchenrecht überwiegt gegenüber dem evangelischen, doch auch dieses ist angemessen vertreten, so mit den Standardwerken J. H. Böhmers, des führenden protestantischen Kirchenrechtlers des 18. Jhs, sogar in mehreren Ausgaben. Bei der zeitlichen Verteilung des Bestandes ist ein Übergewicht des 18. Jhs (ca. 1400 Bde) und eine sehr gute Repräsentanz des 17. Jhs (etwa 540 Bde) zu beobachten, während auf das 16. Jh 42 und auf das 19. Jh 800 Bde entfallen. Die Standardlehrbücher dieses Jhs, etwa von Phillips, Hinschius und vor allem Walter, dem bekannten Bonner Kirchenrechtler, sind sämtlich vorhanden, und auch die wichtigsten kirchenrechtlichen Periodica (u. a. Zeitschrift für Kirchenrecht) sind vertreten. Während die Schriften des 19. Jhs fast ausschließlich in deutscher Sprache abgefaßt sind, dominiert bis zum Ausgang des 18. Jhs das Lateinische als Textsprache (gut 2000 von 2800 Bdn der Sachgruppe Kirchenrecht sind lateinisch).

2.45 Die Geschichte des Deutschen Rechts (Jg) bildet mit knapp 800 überwiegend deutschsprachigen Bänden, die zu 80 Prozent aus dem 19. Jh stammen, eine vergleichsweise kleine Sachgruppe. Neben Quellenausgaben (beachtenswert sind 8 Drucke des Sachsenspiegels aus dem 16. Jh) finden sich vor allem Lehrbücher, Monographien und Periodica (120 Bde) zur deutschen Rechtsgeschichte von den Volks- rechten bis ins 19. Jh. Das deutsche Privatrecht war aus wissenschaftsgeschichtlichen Gründen zunächst mit der " Geschichte des Deutschen Rechts" vereinigt, macht aber heute eine eigene Gruppe aus (Jh), die einen Umfang von gut 1200 Bdn hat. Den Kernbestand bilden etwa 100 Bde Gesamtdarstellungen dieses Rechtsgebietes des 18. Jhs (repräsentiert u. a. durch Werke von Engau, Heineccius, Riccius, Pütter, von Selchow) und vor allem aus dem 19. Jh, aus dem die Schriften aller wichtigen Autoren wie z. B. Runde, Eichhorn, Beseler, Mittermaier vorhanden sind. Vom Umfang her am bedeutendsten sind Monographien und Dissertationen zu Einzelbereichen des deutschen Privatrechts (z. B. Sachenrecht, Erbrecht). Sie machen fast 900 Bde aus, wobei das Handelsrecht mit etwa 300 Bdn (darunter viele Zeitschriften und Entscheidungssammlungen) am stärksten vertreten ist. Während bei den Einzelmaterien des deutschen Privatrechts deutschsprachiges Schrifttum des 19. Jhs überwiegt (mit Ausnahme der Dissertationen, meist 18. Jh, in Latein), enthält das Lehnsrecht (ca. 250 Bde) aufgrund der nachlassenden Bedeutung dieses Rechtsgebietes kaum Werke aus der Zeit nach 1800. Vielmehr dominieren hier bei den Quellensammlungen, Kommentaren und Lehrbüchern (u. a. von Schilter, Ludovici, Senckenberg, Ludewig, Struve, Stryk, Mascov, G. L. Böhmer, Lünig) das 17. und vor allem das 18. Jh, während die etwa 80 Dissertationen-Sammelbände mit Abhandlungen zu Einzelmaterien des Feudalrechts z. T. sogar bis in das 16. Jh zurüchreichen. Dementsprechend ist das Lateinische vorherrschend, während in der Signaturengruppe insgesamt gesehen Deutsch überwiegt.

2.46 Die Literatur zum Deutschen Staatsrecht (Ji) nur für den Zeitraum vor 1870, die Literatur nach 1870 ist kriegszerstört - umfaßt knapp 1600 Bde. Es handelt sich zum einen um Quellenwerke und Kommentare (700 Bde), zum anderen um Darstellungen der Geschichte und Dogmatik des deutschen Staatsrechts. In beiden Fällen steht das Heilige Römische Reich Deutscher Nation im Vordergrund, während die spätere Zeit (Rheinbund, Deutscher Bund, Nationalversammlung von 1848) weniger gut repräsentiert ist. Der überwiegende Teil (ca. drei Viertel) der Schriften stammt aus der Zeit vor 1800 und zwar von Einzelstücken aus dem 16. Jh abgesehen vor allem aus dem 17. (ca. 130 Bde) und 18. Jh (knapp 1000 Bde). Die Sprache ist nur zu einem Drittel Latein, da die Quellentexte (Vertrags- und Beschlußsammlungen, Staatsakten, Urkundensammlungen, Entscheidungen von Reichskammergericht und Reichshofrat) wie auch die Darstellungen (u. a. von Moser und Pütter) bereits im 18. Jh zum erheblichen Teil in deutscher Sprache abgefaßt wurden. Nur klein, da durch Kriegseinwirkungen stark in Mitleidenschaft gezogen, ist der Bestand zum Recht des Neuen Deutschen Reiches (seit 1870, Signaturengruppe Jj). Die noch vorhandenen, ausschließlich deutschsprachigen 575 Bde aus den Jahren 1867 bis 1899 betreffen fast ausschließlich die Verfassungs- und Gesetzgebungstätigkeit des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches. Vorhanden sind u. a. Drucksachen, stenographische Berichte und Protokolle über die Verhandlungen von Reichstag und Bundesrat, Materialien zur Reichsverfassung von 1871 und zu den Reichsjustizgesetzen sowie die Motive und Protokolle zum Bürgerlichen Gesetzbuch.

2.47 Die Sachgruppe Deutsches Strafrecht (Jk) gehört mit gut 500 Bdn zu den kleinsten. Gleichwohl ist sie insofern bemerkenswert, als etwa 40 Prozent aus der Zeit vor 1800 stammen, und zwar zu etwa gleichen Teilen aus dem 17. und 18. Jh. Das 16. Jh ist nur mit einigen wenigen Exemplaren vertreten, darunter allerdings Standardwerke wie Damhouders Praxis Rerum Criminalium. Bei den überwiegend lateinischen Drucken des 17. und 18. Jhs handelt es sich meist um Carolina-Kommentare (u. a. von Blumbacher, Clasen, Kress, Justus Henning Böhmer). Strafrechtslehrbücher und Abhandlungen zu allgemeinen strafrechtlichen Fragen (vertreten sind u. a. Werke von Böhmer, Engau, Koch, den beiden Meister und Carpzovs Practica Nova) sowie Sammelbände mit Untersuchungen zu strafrechtlichen Einzelfragen. Neben Dissertationen gehören dazu auch gesammelte Werke einzelner Strafrechtler, so eine Ausgabe der Schriften des italienischen Juristen Prosper Farinacius aus dem 17. Jh. Die etwa 300 fast ausschließlich deutschsprachigen Strafrechtsbände aus dem 19. Jh enthalten von Feuerbach bis Binding und von Liszt Lehrbücher, Kommentare, Monographien und Werkausgaben fast aller wichtigen deutschen Strafrechtler dieser Zeit sowie die ersten strafrechtlichen Zeitschriften des 19. Jhs.

2.48 In der Gruppe Gerichtsverfassungs- und Prozeßrecht (Jl) bilden das Zivilprozeßrecht und das Strafprozeßrecht mit jeweils etwa 400 Bdn den Schwerpunkt, während auf das Gerichtsverfassungs- und allgemeine Prozeßrecht knapp 300 Bde entfallen. Bei den restlichen mehr als 300 Bdn handelt es sich im wesentlichen um Entscheidungs- und Konsiliensammlungen verschiedener Rechtsfakultäten (u. a. Marburg, Tübingen, Helmstedt, Halle, Straßburg, Erfurt) und bedeutender Juristen des 16. bis 18. Jhs, die in erstaunlich reichhaltiger Auswahl vorhanden sind. Sie sind vorwiegend in lateinischer Sprache gedruckt, entstammen vor allem dem 17. und 18. Jh und spiegeln die Gesamtstruktur der Signaturengruppe gut wider (zwei Drittel des Bestandes sind aus der Zeit vor 1800, Schriftsprache ist demnach überwiegend Latein).

2.49 Das Preußische Recht (Jm) bildet mit 4300 Bdn die größte Sachgruppe. Da die Universität erst 1818 von den Preußen gegründet wurde, gehören die Bestände zum preußischen Recht fast ausschließlich (zu 90 Prozent) dem 19. Jh an. Schriften des 16. und 17. Jhs sind abgesehen von den einzelnen z. T. wertvollen Stadt- und Landrechtsausgaben aus dieser Zeit fast überhaupt nicht vertreten, und auch das 18. Jh schlägt nur mit etwa 10 Prozent (knapp 400 Bdn) zu Buche. Erwähnenswert sind aus diesem Zeitraum die vollständig vorhandenen friderizianischen Gesetzgebungsprojekte, zeitgenössischen Textausgaben von AGB und ALR, Verordnungssammlungen (" Corpus Constitutionum Marchicarum" u. a. ), 86 Bde Entscheidungen des Königlichen Geheimen Obertribunals sowie diverse Stadt- und Territorialrechte aus nahezu allen preußischen Landesteilen. Das Territorialrecht spielt auch bei den Beständen des 19. Jhs mit fast 1900 Bdn eine große Rolle. Diese hohe Zahl erklärt sich vor allem durch die zahlreichen Periodica (darunter viele Amtsblätter preußischer Provinzen und Landesteile). Einen weiteren großen Komplex bilden mit knapp 1000 Bdn die Quellen des öffentlichen Rechts (" Fontes juris publici"). Es handelt sich um Sitzungsprotokolle, stenographische Berichte und Drucksachen der beiden Kammern des preußischen Parlaments (Abgeordnetenhaus und Herrenhaus), die ziemlich vollständig vorhanden sind. Ebenfalls umfangreich ist die 950 Bde umfassende Gruppe der Rechtsquellen, Kommentare und Darstellungen zu einzelnen Rechtsgebieten (Zivilrecht, Strafrecht, öffentliches Recht, Kirchenrecht usw.), während die Drucke zum preußischen Recht insgesamt (z. B. Gesetzes- und Verordnungsblätter, Periodica allgemeinen Inhalts) mit gut 500 Bdn etwas zurückstehen. Bedingt durch den Bestandsschwerpunkt im 19. Jh ist die Sprache fast ausnahmslos Deutsch.

2.50 Die Landesrechte Österreichs und der außerpreußischen deutschen Territorien, in der Signaturengruppe Jn zusammengefaßt, umfassen knapp 3300 Bde. Die Bestände erstrecken sich namentlich auf Bayern (680 Bde), Hessen (gut 400 Bde), Österreich und Hannover (je um 300 Bde), Baden, Württemberg und (Kur-)Sachsen (jeweils ca. 200 Bde) sowie die freien Reichsstädte (Bremen, Frankfurt, Hamburg, Lübeck zusammen gut 200 Bde). Mit zwischen 100 und 200 Bdn sind Mecklenburg und Schleswig-Holstein vertreten, während die kleineren Territorien (darunter fast sämtliche thüringische Kleinstaaten) nur schwach repräsentiert sind. Zeitlich gesehen hat der Bestand zwar seinen Schwerpunkt im 19. Jh, aber auch die wichtigen Quellen und Darstellungen des außerpreußischen Partikularrechts aus dem 16. bis 18. Jh sind z. T. in Erstausgaben vorhanden, so die Kursächsischen Konstitutionen (1572). Textsprache ist das Deutsche, das namentlich bei Gesetzestexten bereits seit dem 16. Jh zu finden ist.

2.51 Das französische Recht bildet unter den ausländischen Rechten eine eigene Gruppe (Jo), vor allem wegen des großen Bestandes (knapp 3400 Bde): er unterstreicht die Bedeutung des französischen Rechts für die preußische Rheinprovinz, das dort bis zum Inkrafttreten des BGB im Jahre 1900 galt. Etwa 90 Prozent der Titel stammen aus dem 19. Jh, wobei ca. 1300 Bde juristischer Dissertationen fast aller französischen Rechtsfakultäten aus dem späten 19. Jh herausragen. Textsprache ist fast ausnahmslos Französisch, wenn man von 90 Bdn in deutscher Sprache absieht, die zum überwiegenden Teil die Geltung des französischen Rechts in Deutschland während der napoleonischen Zeit und später zum Gegenstand haben.

2.52 Die nichtfranzösischen Rechte (Sachgruppe Jq) stehen von ihrem Umfang her hintan. Zwar ist ihre Gesamtzahl von 3200 Bdn nicht unbeträchtlich, doch verteilt sie sich auf eine Reihe von Ländern. Vorhanden sind Schriften zum Recht der Schweiz, der Niederlande, Luxemburgs, Belgiens, Großbritanniens, der skandinavischen Länder, Italiens, Spaniens, Portugals, Rußlands, der baltischen Staaten, Polens, Jugoslawiens und Ungarns. Quantitativ ins Gewicht fallen allerdings nur Werke zum Recht der Schweiz (gut 200 Bde), Belgiens (knapp 300 Bde), der Niederlande (668 Bde) und Großbritanniens (1130 Bde). Die Bestände stammen mit Ausnahme derjenigen zum niederländischen Recht (die zu zwei Dritteln im 16. bis 18. Jh gedruckt wurden) überwiegend aus dem 19. Jh. Textsprache ist in der Regel die jeweilige Landessprache (bei der Schweiz vorwiegend Deutsch, bei Belgien Französisch).

2.53 Das Internationale Recht (Jr) hat seinen Schwerpunkt im 20. Jh, enthält aber gut 1400 Bde aus der Zeit vor 1900, die etwa zur Hälfte aus dem 19. und zu etwas mehr als einem Drittel aus dem 18. Jh stammen. Es handelt sich zunächst um Quellenwerke, vor allem um Sammlungen von Staatsverträgen u. ä., die z. T. bis ins 17. Jh zurückgehen (z. B. Fabers Europäische Staats-Cantzley), sodann um Lehrbücher und Gesamtdarstellungen, vorwiegend des 17. und 18. Jhs (u. a. von Scuß, Moser, Martens), sowie um Zeitschriften und Monographien über einzelne Materien, im wesentlichen aus dem 19. Jh. Letztere beschränken sich nicht auf das klassische Völkerrecht, sondern behandeln auch andere Materien, wie das internationale Privatrecht. Als Sprache dominiert das Französische mit knapp 40 Prozent, während sich ansonsten (abgesehen von einzelnen Werken in englischer Sprache) das Lateinische und das Deutsche in etwa die Waage halten. Der Rarabestand enthält 160 Bde und Konvolute Juridica des 16. bis 19. Jhs, die wegen ihrer Seltenheit, ihres Alters oder ihres Wertes aus dem allgemeinen Magazinbestand herausgelöst wurden. Das 16. Jh ist u. a. mit Erstausgaben von Tenglers Laienspiegel und Goblers Der Rechten Spiegel vertreten, während aus dem 17. Jh das einzige bekannte illustrierte Exemplar von Spees Cautio Criminalis (die sogenannte " Bilder-Cautië) hervorzuheben ist. Für das 18. Jh sind vor allem die Sammlungen kurkölnischer, Bonner, kurtrierischer u. a. Gesetze und Verordnungen beachtenswert, und auch für das 19. Jh, aus dem gut die Hälfte des Rara-Bestandes stammt, sind Gesetzes- und Verordnungstexte der preußischen Rheinprovinz (z. T. in französischer Sprache) besonders zu nennen. Zur Bibliothek Savigny s. u. 2.91-2.95.

Thomas Krause

2.54 Der Standortkatalog Staatswissenschaften (K) des revidierten Altbestandes verzeichnet für diese Abteilung, die im wesentlichen die Bereiche Sozialwesen, Politik, Kameral- und Wirtschaftswissenschaften sowie Schriften zur Gesellschaftstheorie umfaßt, ca. 4850 Titel mit Schwerpunkt im 19. Jh. Nach einer Zählung vom Jahre 1902 befanden sich hier 13.928 Buchbinderbände. Selbst wenn alle Buchbindereinheiten berücksichtigt werden, muß etwa die Hälfte des damaligen Bestandes als Kriegsverlust angesehen werden.

2.55 Die nach den Maßstäben heutiger Wissenschaftssystematik den Sozial- und Politikwissenschaften zuzuordnende Literatur ist mit 4045 Titeln vertreten (19. Jh 3239, 18. Jh 411, 17. Jh 344, 16. Jh 60). Hinzu kommen 84 Sammelbände mit 1498 Kleinschriften, ferner 91 deutschsprachige und 7 ausländische Zeitschriften, zeitschriftenartige Reihen und Serien. Es zeigt sich ein Übergewicht der deutschsprachigen Literatur, gefolgt von den Schriften des romanischen Sprachkreises (233 Titel), Schriften in englischer Sprache (149 Titel) und 137 Titel in lateinischer Sprache, naturgemäß vornehmlich bei den Schriften des 16. und 17. Jhs; ferner liegen noch 69 Titel in sonstigen Sprachen vor, hauptsächlich in Niederländisch, Schwedisch und in slavischen Sprachen.

2.56 Die umfangreichste Gruppe der Abteilung Ka betrifft Literatur zu Politik und Zeitgeschichte aus allen Jahrhunderten, besonders Schriften zur nationalen Einheit Deutschlands, zum Vormärz und zur deutschen Revolution 1848/49. Zählt man die in Sammelbänden vereinten, sich z. T. unmittelbar auf die politischen Ereignisse beziehenden Flug- und Gelegenheitsschriften hinzu, so kann dieser Themenkomplex als interessantester Schwerpunkt der Abteilung gelten. Die zweitgrößte Gruppe (583 Titel) hat die allgemeinen Aspekte der Sozialen Frage des 19. Jhs zum Thema: Sozialphilosophie und Sozialutopie, theoretische Schriften zu Sozialismus, Sozialdemokratie und Kommunismus darunter eine umfangreiche Reihe antisozialistischer und antikommunistischer Streitschriften -, aber auch praktische und organisatorische Aspekte der Arbeiterbewegung und der übrigen Massenbewegungen des 19. Jhs.

2.57 Eine weitere große Gruppe (536 Titel, hauptsächlich aus dem 19. Jh) betrifft das Sozial- und Fürsorgewesen, die sozialen Probleme (Armut, Hunger, Kriminalität, Prostitution etc.), Fragen der sozialen Ungleichheit und die Frauenfrage, die Sozialpolitik und das Wohnungswesen. Erwähnenswert sind 58 Titel zur Christlichen Sozialethik. Die Gruppe Politische Philosophie, Staatslehre, Theorien- und Ideengeschichte (mit vielen Werken des 16. und 17. Jhs in lateinischer Sprache) weist 476 Titel auf, gefolgt von der Gruppe Politische Ökonomie mit Werken der physiokratischen Lehre, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Kolonisation und Kolonialpolitik (474 Titel) und der Gruppe rechtsgelehrter Schriften, der Schriften zur Kameralistik, staatlichen Organisation und Verwaltung sowie der Schriften zur Justiz und zum Strafvollzug (429 Titel). Das Gebiet Pädagogik, einschließlich der Literatur zum Bildungswesen, zur Bildungspolitik, zum Schul- und Hochschulwesen, ist mit 319 Titeln vertreten. Von 248 Titeln, die dem Bereich Kultur und Gesellschaft untergeordnet werden könnten, läßt sich etwa die Hälfte dem Themenkomplex Judentum und Judenfrage (auch Antisemitismus) zusprechen.

2.58 Zum Gebiet Bevölkerung, Geburtenkontrolle, zur Schichten- und Klassenfrage und zum Problemkreis Wanderung und Emigration fanden sich 134 Titel, zum Pressewesen und zur Zensur 80, zu verschiedenen politischen Parteien (Propagandistisches und Volksaufklärung) 50 und zum Vereins- und Verbandswesen 41, darunter gesammelte Berichte einzelner Vereine. 72 Titel sind Formalliteratur wie Verzeichnisse, Handbücher, Lexika, Adreßbücher, Almanache etc., Statistiken aus verschiedenen Städten, Ländern und Sprachen und z. T. mehrbändige Lehrbücher zu den einschlägigen Sachgebieten.

2.59 Zu den bedeutendsten Bestandteilen der Abteilung gehören 84 Konvolute mit 1498 Kleinschriften aller Art. Zum einen handelt es sich um Sammelbände mit weitgehend heterogenen Schriften, die eine klassifikatorische Ordnung vermissen lassen, zum andern um Schriften, die nach Sachgebieten oder Literaturgattungen geordnet sind, und zum dritten um thematisch und chronologisch eingeteilte Bände, deren Schriften unter einem Sammelschwerpunkt erworben wurden. Zur ersten Kategorie zählen 5 Bde mit 113 politischen Schriften aus den Jahren 1519 bis 1846 und 10 Bde mit ca. 200 bis 250 Schulschriften und Dissertationen unterschiedlicher Sprache und Provenienz, ferner ein Bd mit 73 Exemplaren englischer Literatur verschiedenen Inhalts u. a. Theaterstücke aus dem frühen 17. Jh. Der zweiten Kategorie gehören 10 Bde mit 285 Kleinschriften aus den Gebieten Politik, Militärwesen, Sozial- und Versicherungswesen (auch Rechtsverordnungen und Statute) an, Literatur aus allen Sprachen, Ländern und Jahrhunderten, darunter viele Schul- und Hochschulschriften. Weitere 7 Sammelbände mit 137 Kleinschriften enthalten hauptsächlich Dissertationen der juristischen Fakultäten mehrerer Universitäten, vornehmlich aus den Bereichen Kameralistik und staatliche Organisation. Die dritte Kategorie umfaßt politische Flug- und Gelegenheitsschriften: 51 Einheiten mit insgesamt ca. 620 Einzelstücken. Hervorzuheben ist eine Sammlung von politischen Flugschriften zur Französischen Revolution, zum Vormärz und zur Bewegung der Jahre 1848/49 aus dem Besitz des Bonner Rechtsgelehrten Clemens Theodor Perthes, die wohl auf dessen Vater zurückgehen, den Hamburger Verleger Friedrich Perthes. Es handelt sich um 22 Bde mit 287 chronologisch geordneten Schriften aus den Jahren 1789 bis 1839 und um 11 Bde, in denen unter dem Gesamttitel " Preußen" 122 Schriften der Jahre 1841 bis 1855 vereinigt sind. Zum gleichen Thema sind noch 3 Bde mit 59 von ursprünglich 75 Flugschriften vorhanden, die 1901 als Geschenk des Geheimrats Johann Friedrich von Schulte in den Besitz der Universitätsbibliothek Bonn gelangten.

2.60 Zu erwähnen sind ferner 7 Bde mit 87 Flugschriften, Berichten, Vorträgen, Gesetzestexten und Aktenstücken zur Deutschen Frage aus der Zeit von 1849 bis 1897 und 8 Bde mit 52 Einzelexemplaren zeitgenössischer Literatur zur deutschen Revolution, zum ehemaligen Königreich Württemberg, zur Schleswig-Holstein-Frage und zu den Aufständen in Sachsen, Baden und in der Pfalz. Die übrigen Abschnitte der Abteilung K (Kb, Kc und Kd) enthalten zum größten Teil Formalia: ca. 90 Titel des 19. Jhs aus Verwaltung, Politik und Staat, hauptsächlich Statistiken und Adreßbücher aus verschiedenen Städten des Rheinlands sowie einen Bestand von Hof-, Staats- und Standeskalendern aus dem 17. und 18. Jh.

Peter Stauder

2.61 Im Bereich der Wirtschaftswissenschaften sind lediglich 650 Monographien erhalten, dazu 12 Sammelwerke mit durchschnittlich 15 Abhandlungen sowie 20 Dissertationen. Die Literatur stammt überwiegend aus dem 19. Jh, lediglich 45 Werke datieren aus dem 18. Jh, 3 Titel aus dem 17. Jh. Rund drei Viertel der Titel sind in deutscher Sprache, bei den fremdsprachigen Werken überwiegt das Französische vor dem Englischen. Rund zwei Drittel der Literatur betreffen das Gebiet der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre, darunter sind die Klassiker der Nationalökonomie in Originalausgaben und Übersetzungen. Die zweitgrößte Gruppe beinhaltet den Bereich Banken und Börsen, Geld- und Finanzpolitik. Den Hauptteil stellt die Literatur über landwirtschaftliche Genossenschaftsbanken (Raiffeisenkassen). Der verbleibende Teil des Bestandes enthält vor allem Titel zur Wirtschaftsgeschichte, Schiffahrt, Landwirtschaft und zum Eisenbahnwesen. Mit weniger als 10 Titeln sind Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Handel, Statistik und Versicherungswesen vertreten.

Werner Thieme

Geschichte, Geographie

2.62 Die kriegszerstörte Abteilung Geschichte (L) enthält 7910 Titel (davon 4766 Titel Altbestand) einschließlich des Kleinschrifttums in Sammelbänden. Davon entfallen 80 Titel (ein Prozent) auf das 16. Jh, 382 (5 Prozent) auf das 17. Jh, 981 (12 Prozent) auf das 18. Jh, 3323 (42 Prozent) auf das 19. Jh sowie 3144 (40 Prozent) auf das 20. Jh (etwa bis 1945). Die Zahlen wurden durch Auszählung der bibliographischen Einheiten des revidierten Bestandes des Standortkatalogs ermittelt.

2.63 Die Gruppe Weltgeschichte (La) umfaßt 74 Titel, von denen 7 auf das 16. Jh, 3 auf das 17. Jh, 5 auf das 18. Jh und 59 auf das 19. Jh entfallen. Die Abteilung Geschichte des Altertums (Lb) zählt 859 Titel, von denen 799 in 45 Sammelbänden zusammengefaßt sind. Die Schriften der Sammelbände verteilen sich auf 2 aus dem 16. Jh, 55 aus dem 17. Jh, 94 aus dem 18. Jh und 648 aus dem 19. Jh. Bei den Monographien stammen 2 aus dem 16. Jh, eine aus dem 18. Jh und 57 aus dem 19. Jh. Bis zum 19. Jh ist die überwiegende Anzahl der Titel in Latein verfaßt, die Werke des 19. Jhs etwa zur Hälfte in Latein und Deutsch. Die Abteilung Geschichte des Mittelalters (Lc) weist 194 Titel auf. 133 Titel sind in 10 Sammelbänden vereint. Davon gehören 13 dem 17. Jh, 30 dem 18. Jh und 90 dem 19. Jh an. Von den 51 Monographien entfallen 4 auf das 16. Jh, je eine auf das 17. und 18. Jh sowie 45 auf das 19. Jh. In der Abteilung Geschichte der Neuzeit (Ld) finden sich 269 Titel, von denen 8 dem 16. Jh, 54 dem 17. Jh, 69 dem 18. Jh und 138 dem 19. Jh angehören. Lediglich 86 Schriften sind in 5 Sammelbänden zusammengefaßt. Die Anzahl der deutschen Schriften überwiegt, gefolgt von französisch- und englischsprachiger Literatur.

2.64 In der Bestandsgruppe Deutsche Geschichte (Le) mit 840 Titeln sind 659 Titel in 45 Sammelbänden zusammengestellt, von denen einer aus dem 16. Jh, 65 aus dem 17. Jh, 215 aus dem 18. Jh und 378 aus dem 19. Jh datieren. Von den Monographien entstammen 7 dem 16. Jh, je 8 dem 17. und 18. Jh und 158 dem 19. Jh. Weitere Quellenliteratur findet sich bei den Politischen Schriften zum Zeitgeschehen (s. o. 2.59), so vornehmlich Flugschriften zur Französischen Revolution und zur Revolution von 1848.

2.65 Die Signaturengruppe Preußische Geschichte (Lf) umfaßt 826 Titel, von denen 12 auf das 16. Jh, 63 auf das 17. Jh, 146 auf das 18. Jh und 605 auf das 19. Jh entfallen. 348 Titel behandeln die allgemeine preußische Geschichte. Darunter finden sich 12 Sammelbände mit 238 Schriften, die überwiegend aus dem 19. Jh datieren. 478 Titel beziehen sich auf die Geschichte der Rheinprovinz, von denen 131 Schriften, vornehmlich aus dem 19. Jh, in 8 Sammelbänden zusammengestellt sind. Insgesamt gibt es 92 Titel zur Kölner Geschichte (4 aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 21 aus dem 18. Jh, 61 aus dem 19. Jh); 47 zur Aachener Geschichte (6 aus dem 17. Jh, 5 aus dem 18. Jh, 22 aus dem 19. Jh) und 28 zur Bonner Geschichte (je eine aus dem 16. und 17. Jh, 4 aus dem 18. Jh, 22 aus dem 19. Jh). Der hohe Anteil der Werke zur Geschichte der Rheinprovinz erklärt sich aus dem Pflichtexemplarrecht, das die Bibliothek seit 1824 besaß.

2.66 In der Abteilung Österreichische Geschichte und Geschichte der außerpreußischen Staaten (Lg) sind nur noch 103 Titel erhalten, von denen 5 dem 16. Jh, 2 dem 17. Jh, 5 dem 18. Jh und 91 dem 19 Jh. angehören. Die Signaturengruppe Niederländische, Belgische und Schweizerische Geschichte (Lh) weist nur noch 75 Titel auf (einen aus dem 16. Jh, 10 aus dem 17. Jh, 3 aus dem 18. Jh und 61 aus dem 19. Jh). Unter ihnen finden sich 3 Rara zu Stadtbeschreibungen aus dem 17. und 18. Jh. Die überwiegende Zahl der Werke ist in französischer Sprache verfaßt.

2.67 Nach dem Realkatalog umfaßte die Abteilung Englische Geschichte (Li) ursprünglich 911 Titel, von denen jedoch nur noch 65 erhalten sind (7 aus dem 17. Jh, 17 aus dem 18. Jh und 41 aus dem 19. Jh). Dazu zählen allerdings 3 Sammelbände mit 54 Einzelschriften, so daß insgesamt nur 11 Monographien bewahrt worden sind. Weitere Bestände zur englischen Geschichte finden sich beim Ausländischen Recht (Iq, englische Parlamentaria) und Völkerrecht (Ir) sowie im Numerus currens (antiquarische Käufe und Schenkungen nach 1945). Die Signaturengruppe Skandinavische Geschichte (Lk) weist nur 3 Titel auf (einer aus dem 18. Jh, 2 aus dem 19. Jh).

2.68 In der Bestandsgruppe Französische Geschichte (Ll) sind 392 Werke erhalten (9 aus dem 16. Jh, 15 aus dem 17. Jh, 32 aus dem 18. Jh und 336 aus dem 19. Jh). 109 Einzelschriften, überwiegend aus dem 19. Jh, sind in 7 Sammelbänden zusammengestellt. Auffallend ist eine Sammlung zeitgenössischer Literatur zur Französischen Revolution und zur napoleonischen Ära, darunter die vollständige Correspondance de Napoléon I, die 1865 als Schenkung der französischen Regierung an die Bibliothek gelangte. Weitere zeitgenössische Werke aus diesen Epochen finden sich verstreut im Numerus currens: so wurden 1959 23 Werke aus dem 18. Jh antiquarisch erworben. Die Gruppe Spanische, Italienische und Portugiesische Geschichte (Lm) umfaßt 14 Titel, (je einen aus dem 16. und 17. Jh und 12 aus dem 19. Jh), überwiegend in deutscher Sprache.

2.69 In der Abteilung Osteuropäische Geschichte (Ln) stammen 2 Titel aus dem 18. Jh und 8 aus dem 19. Jh, sämtlich in deutscher Sprache. Von den 91 Werken zur russischen Geschichte aus dem 1829 erworbenen Nachlaß von Schlözer (s. u. 4.2, Erman, S. 114) ist demnach kaum noch etwas erhalten.

2.70 Bei der Außereuropäischen Geschichte (Lo) sind 53 Titel erhalten (einer aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17. Jh, 11 aus dem 18. Jh und 34 aus dem 19. Jh). Hier findet sich eine kleine Sammlung vorwiegend spanischer Literatur zur Conquista von Mittel- und Südamerika, darunter ein Werk aus dem 16. Jh, 3 aus dem 17. Jh, 6 aus dem 18. Jh und 7 aus dem 19. Jh. Bemerkenswert sind Zeitschriftenbestände, die teilweise aus dem Nachlaß der Bonner Indologen August Wilhelm Schlegel und Christian Lassen stammen, wie The Journal of the Asiatic Society of Bengal (1834-1892), die Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkskunde von Nederlandsch Indie (1853-1905), die Tijdschrift voor Neerlands Indie (1839-1857) und The Journal of the Bombay branch of the Royal Asiatic Society (1841-1875). Hierzu gehören ebenfalls Schriften zur nordamerikanischen Geschichte, die zum großen Teil durch die Schenkungen Friedrich Kapps 1872 und 1890 an die Universitätsbibliothek gelangt sind. Von den ursprünglich vorhandenen 757 Bdn und Konvoluten ist jedoch lediglich noch ein Werk nachweisbar. Die Bibliothek besitzt die Microbook Library of American Civilization (Chicago 1971), eine Sammlung von Werken vorwiegend aus dem 19. Jh.

2.71 Die Bestandsgruppe Biographien (Lq) umfaßt 158 Titel (einer aus dem 16. Jh, 5 aus dem 17. Jh, 20 aus dem 18. Jh und 132 aus dem 19. Jh), in der Mehrzahl in französischer Sprache. Biographien zu Persönlichkeiten der französischen Geschichte überwiegen.

2.72 In der Signaturengruppe Kriegs- und Heeresgeschichte der Neuzeit (Lr, 56 Titel) stammen 3 Schriften aus dem 16. Jh, 2 aus dem 17. Jh, 10 aus dem 18. Jh und 41 aus dem 19. Jh. Hier findet sich eine kleine Sammlung zu den Revolutions- und Befreiungskriegen, wobei die deutschsprachige Literatur stärker als die französische vertreten ist.

2.73 In der Bestandsgruppe Religions- und Kulturgeschichte (Ls), in die auch Werke zur Geschichtsphilosophie, Vorgeschichte und Volkskunde eingegliedert wurden, sind 725 Titel zusammengefaßt (davon 586 Schriften in 44 Sammelbänden). Elf Schriften gehören dem 16. Jh an, 60 dem 17. Jh, 184 dem 18. Jh und 570 dem 19. Jh. Die überwiegende Zahl der Werke ist in Deutsch verfaßt, gefolgt von französisch- und englischsprachiger Literatur. Die Religionsgeschichte weist 268 Titel auf, davon 24 aus dem 17. Jh, 51 aus dem 18. Jh und 193 aus dem 19. Jh. Eine bemerkenswerte, aus 58 vornehmlich deutschsprachigen Titeln bestehende Sammlung zum Freimaurertum, stammt teilweise aus dem Nachlaß von Christian Friedrich Harless.

2.74 In der Abteilung Historische Hilfswissenschaften (Lu) sind 344 Titel erhalten, von denen 3 dem 16. Jh, 31 dem 17. Jh, 127 dem 18. Jh und 183 dem 19. Jh angehören. 169 Schriften sind in 11 Sammelbänden zusammengestellt. In dieser Signaturengruppe finden sich 13 allgemeine Zeitungen und Zeitschriften aus dem 18. und 19. Jh; die speziellen Zeitschriftenbestände sind den betreffenden Signaturengruppen zugeordnet worden.

Susanne Eich

2.75 Nach dem alten Realkatalog wurde ermittelt, daß die nicht kriegszerstörte, unrevidierte Abteilung " Reisen" (N) 3205 Werke vor 1900 umfaßte. Die Verlustquote dürfte 5 Prozent nicht übersteigen. Werke des 16. und 17. Jhs finden sich nur vereinzelt. Zusammen mit Werken vor 1770 liegt ihr Anteil bei 3 bis 5 Prozent, wobei in einigen Sachgebieten auch 10 Prozent erreicht werden. Die Bestandszahlen betragen für Allgemeines und Methodisches, Einleitung und Sammelwerke 65 Werke; Weltreisen 37 Werke; Reisen durch mehrere Erdteile 236 Werke; Reisen durch mehrere Länder Europas 227 Werke; Reisen durch Deutschland 448 Werke; Reisen durch sonstige Länder Europas 909 Werke; Reisen durch Asien 531 Werke; Reisen durch Afrika 336 Werke; Reisen durch Amerika einschließlich Nordpolargegend 339 Werke; Reisen durch Australien, Ozeanien, Südpolargegend und Verschiedenes 77 Werke.

2.76 Die Erforschung des Inneren der Kontinente Amerika, Afrika und weiter Teile Asiens fällt in die zweite Hälfte des 18. Jhs, in der auch die Entdeckung von Arktis und Antarktis und Teilen von Ozeanien einsetzte. Die Verteilung des Altbestandes zeigt daher an, daß die reise- und entdeckungsgeschichtlich wichtigsten Zeitabschnitte für alle Erdteile mit Ausnahme von Ozeanien und Australien gut und ausgewogen repräsentiert sind. Entsprechend gibt es im Bestand zahlreiche deutsche Erstausgaben historisch bedeutsamer Reisebeschreibungen; für Reisen in Europa und in andere Kontinente auch eine größere Anzahl englisch- und französischsprachiger, vielfach illustrierter und mit Karten ausgestatteter Werke.

2.77 Unter den Sammelwerken finden sich einige vielbändige Ausgaben, so die bis heute lückenlos gesammelten Works issued by the Hakluyt Society (94 Bde vor 1900) und die Histoire générale des voyages (Paris 1746-1770). Die Weltreisen sind u. a. durch Werke von George Anson, James Cook, William Dampier, Johann Forster und Louis-Claude des Freycinet repräsentiert. Innerhalb des gut vertretenen Gebietes " Reisen durch mehrere Erdteile" mit besonders vielen vor 1800 erschienenen Werken finden sich neben Pinto, Della Valle, Le Bruyn u. a. Carsten Niebuhrs Reisebeschreibungen nach Arabien und den umliegenden Ländern (Kopenhagen 1774-1837). Innerhalb der Reisen durch Deutschland dominiert bedingt durch das Pflichtexemplarrecht vorwiegend nach 1800 erschienenes Kleinschrifttum zu den Rheinlanden (238 Werke). Bei Europa bilden die Länder Italien (190), Rußland (150) und Frankreich (90) Schwerpunkte. Vorderasien, insbesondere Palästina, aber auch Syrien und Mesopotamien sind unter den Reiseschilderungen asiatischer Länder und Regionen hervorzuheben.

2.78 Der deutsche Beitrag zur Erforschung des Inneren Afrikas im 19. Jh ist durch Werke von Gustav Nachtigal, Gerhard Rohlfs, Friedrich Hornemann, Georg Schweinfurth und Heinrich Lichtenstein vertreten. Daneben sind John Barrow, David Livingstone, Mungo Park, Henry M. Stanley und Franccois Levaillant zu nennen. Der relativ reichhaltige Bestand an amerikanischen Reisewerken geht teilweise auf die Schenkung der Privatbibliothek des Prinzen Maximilian zu Wied im Jahre 1868 zurück, aus dessen Sammlung rund 100 Werke stammen. Entsprechend den eigenen Interessen sind besonders die Regionen Nordwest-Passage, Hudson-Bay, Kanada, Vereinigte Staaten sowie Brasilien anzutreffen. Erwähnenswert sind u. a. Hans Sloane, Père Labat, Alexander Mackenzie, George Cartwright, John Franklin, William E. Parry, Elisha Kent Kane, Maximilian zu Wied, Alexander von Humboldt (mehrere Ausgaben der amerikanischen Reise), Felix de Azara, Charles M. de la Condamine, Robert Schomburgk, Jean de Lery und Robert Fitzroy.

Siegfried Schmidt

Naturwissenschaften

2.79 Die Gruppe O (ausgelagert und daher erhalten) umfaßt die Gebiete Mathematik, angewandte Mathematik (also z. T. Physik), Astronomie (incl. Astrologie), Technik und Militärwesen. Jedoch ist die Fächerzuordnung in vielen Fällen problematisch und uneinheitlich, daher entfällt eine weitere Aufgliederung. Vom Gesamtbestand (240 laufende Regalmeter) entfallen ca. 1200 Bde auf das 16. bis 18. Jh und ca. 1800 Bde auf das 19. Jh, überwiegend in Latein und Deutsch, daneben in Französisch, weniger in Englisch. Dazu kommen 183 Sammelwerke mit jeweils ca. 25 Abhandlungen (Kleinschriften, Programme, Dissertationen), meist aus dem 18. und 19. Jh, sowie ca. 600 Bde abgeschlossener Zeitschriften, meist aus dem 19. Jh, großenteils mathematischen Inhalts.

2.80 In vielen Fällen ist die Herkunft älterer Bestände aus Duisburg erkennbar. Ein inhaltlicher Schwerpunkt läßt sich nicht feststellen. Zu nennen wären die Mathematik mit Einzelschriften und Werkausgaben bekannter Autoren, so mehrere lateinische und deutsche Ausgaben der mathematischen Werke von Christian Wolff, eine Briefausgabe Leibniz-Bernoulli (1745), Werke von Euler, Gauss (Disquisitiones arithmeticae 1801), Lagrange, Laplace, Cauchy, Weierstraß, Riemann, Lejeune-Dirichlet, F. Klein, 2 frühe Ausgaben von Dürer mit Holzschnitten zum Messen und zur Fortifikation (1525 und 1527) sowie zahlreiche astronomische Werke aus dem 16. und 17. Jh, u. a. Kopernikus (De revolutionibus orbium coelestium 1543), Kepler (u. a. De admirabili proportione orbium 1596, De cometis libelli tres 1619), Amerigo Vespucci, Apian mit 3 lateinischen und einer französischen Ausgabe der Cosmographie, eine von 1574 aus dem Besitz des Klosters Pützchen bei Bonn, Galilei (u. a. Il saggiatore 1623, Dialogo 1632, Discorsi matematiche 1638), Tycho Brahe (u. a. Historia coelestium 1666), daneben ca. 50 Bde Ephemeriden und astronomische Tafeln aus dem 16. und 17. Jh. Auch finden sich in dieser Gruppe zeitgenössische Ausgaben der Werke Newtons. Zum Militärwesen sind Werke von Scharnhorst und Clausewitz zu nennen.

2.81 In der gleichfalls unzerstörten Gruppe Q finden sich die naturwissenschaftlichen Bestände, soweit sie nicht bei O eingeordnet wurden. Auch hier gilt, daß die Zuordnungen aus heutiger Sicht in vielen Fällen nicht nachvollziehbar sind und man Literatur zum gleichen Sachthema an verschiedenen Stellen findet. Die Gruppe Qa 1-477 enthält Werke zu den allgemeinen Naturwissenschaften sowie zur Geologie, Mineralogie, Kristallographie und Petrographie. Es handelt sich um ca. 2300 Bde Monographien, überwiegend aus dem 18. und 19. Jh, mehrheitlich in Deutsch und Französisch, bei regionalen Beschreibun- gen in den Sprachen der Länder. Dazu kommen 38 Sammelwerke mit Dissertationen und sonstigen Abhandlungen sowie knapp 1000 Bde abgeschlossener Zeitschriften. Erwähnt seien u. a. mehrere deutsche und lateinische Ausgaben des Werkes Systema naturae von Linné (Leipzig 1749 u. ö.), mehrere klein- und großformatige deutsche und französische Ausgaben der Naturgeschichte von Buffon (Hamburg 1750, Paris 1759, Köln und Düsseldorf 1837) sowie 2 umfangreiche französische Lexika, Nouveau dictionnaire d'histoire naturelle (1816 ff.) aus dem Besitz des Prinzen zu Wied sowie Dictionnaire des sciences naturelles (1816 ff.).

Hartwig Lohse

2.82 Für die Botanik wurden mit Hilfe des Realkataloges 1562 Werke vor 1901 ermittelt, darunter 100 Sammelwerke mit durchschnittlich etwa 20 Einzelabhandlungen, vielfach Schulschriften und Dissertationen, aber auch Sonderdrucke aus Periodica und Monographien geringeren Umfangs. Gut vertreten sind Gesamtdarstellungen, Hand- und Lehrbücher (132 Werke, davon 80 vor 1830), u. a. von Linné, Karl Ludwig Willdenow und Heinrich G. Reichenbach. Standardwerke sind oft in mehreren Auflagen vorhanden. Bestandsschwerpunkte bilden die Systematische Botanik (306 Werke) und die Pflanzengeographie (372 Werke; darunter Deutschland 144, sonstiges Europa 100 und Amerika 44 Werke); etwa ein Viertel der Werke ist vor 1800 erschienen. Der Bestand auf den Gebieten Paläobotanik, Morphologie und Anatomie, Pflanzenphysiologie und -chemie ist insgesamt jünger. Bedingt durch die rasche Entwicklung und Ausdifferenzierung dieser Fächer im 19. Jh überschneiden sich hier viele Sachgruppen vor allem mit Klassen innerhalb der Allgemeinen Biologie, und die Zuordnung einzelner Titel scheint aus heutiger Sicht willkürlich.

2.83 Die Zoologie umfaßt 2257 Werke vor 1901 einschließlich 130 Sammelwerken. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf Titeln zur Systematik und solchen zur Tiergeographie: Die systematische Zoologie baut sich aus 1691 Werken auf, wobei viele zusätzlich auch geographische Bezüge aufweisen. Die Tiergeographie im eigentlichen Sinn tritt mit 128 Werken deutlich zurück. Die Altersschichtung wurde exemplarisch am Teilbestand " Systematische Zoologie" ausgezählt: 3 Titel (0,2 Prozent) aus dem 16. Jh, 25 (1,6 Prozent) aus dem 17. Jh, 218 (13,8 Prozent) aus dem 18. Jh, 433 (27,4 Prozent) aus der ersten Hälfte des 19. Jhs sowie 902 Titel (57 Prozent) aus der zweiten Hälfte. Dazu kommen 110 Sammelwerke ohne Datum (vorwiegend aus dem 19. Jh) mit ca. 2200 Einzelabhandlungen. Kleinere Teilgruppen können in ihrer Altersstruktur erheblich von dem errechneten Mittel abweichen. So sind z. B. bei den in der Allgemeinen Entomologie systematisierten Werken nur 32,6 Prozent nach 1800, aber 59,2 Prozent zwischen 1700 und 1799 erschienen, während in der Gruppe " Würmer" 79 Prozent aus der Zeit nach 1850 stammen.

2.84 Die stärkste Gruppe in der Systematischen Zoologie sind die Schriften zur Zoologie der Wirbeltiere (Vertebrata). Demgegenüber fallen andere Teile der Zoologie (Paläozoologie, Morphologie und Physiologie, Fortpflanzung und Entwicklungsgeschichte, Tierpsychologie) an Umfang, Alter und Wert der Werke ab. Ähnlich wie bei der Botanik bestehen auch hier Interferenzen mit Klassen der Allgemeinen Biologie sowie der Medizin. Innerhalb der Botanik und der Zoologie finden sich vor allem unter den Beständen zur Systematik und zur Tier- und Pflanzengeographie etliche herausragende illustrierte Werke, so die Icones plantarum medicinalium (Leipzig 1779-1790), Jacob Sturms Deutschlands Flora (Nürnberg 1798-1849), Franccois A. Micheaux' The North American sylva (Paris 1819), ferner die Icones Germaniae et Helveticae (Leipzig 1850 ff.), Georg Panzers Faunae insectorum Germaniae (Nürnberg 1796-1801) sowie Marcus E. Bloch, Ökonomische Naturgeschichte der Fische Deutschlands (Berlin 1782-1784) oder verschiedene ornithologische Darstellungen von John Gould. Mit einzelnen Verlusten während und nach dem Zweiten Weltkrieg ist auch bei den Beständen zur Zoologie und zur Botanik zu rechnen. Nach den Stichproben hat sich dieser Bestand jedoch recht vollständig erhalten.

Siegfried Schmidt

2.85 Eine Gruppe enthält Werke vor allem zur Physik, daneben auch zur Geologie, Meteorologie und Hydrographie. Neben rund 1000 Bdn abgeschlossener Zeitschriften, vorwiegend aus dem 19. Jh, und 177 Sammelwerken mit jeweils zwischen 10 und 20 Dissertationen, Programmen und anderen Kleinschriften, finden sich etwa 420 Bde aus dem 16. bis 18. Jh, vor allem in Latein, sowie etwa 850 Bde aus dem 19. Jh in Deutsch, Französisch und Englisch. Mit Werk- und Einzelausgaben sind u. a. vertreten Linné (Amoenitates academiae), Robert Boyle, Julius Caesar Scaliger. Zu nennen ist ein frühes Decalogium de meteorologicis von Wellendorfer (1507). Auch in dieser Gruppe finden sich etliche Werke aus der Bibliothek des Prinzen zu Wied.

Hartwig Lohse

2.86 Der Altbestand Chemie enthält Werke aus dem 16. bis frühen 20. Jh. Die etwa 500 historisch interessanten Titel sind Monographien, abgeschlossene Zeitschriften und Kleinschriften in thematisch zusammengestellten Bdn (Universitätsreden, Dissertationen und Schulprogramme). Aus dem Bereich der alten Bonner Universität sind einige wenige Bde aus dem Besitz des Mediziners Joseph-Claude Rougemont (1756-1818) erhalten. Umfangreicher ist ein Teilbestand aus der Bibliothek von Carl Wilhelm Nose (1753-1835), der zum Aufbau der naturwissenschaftlichen Fächer beitrug. Aus dem 18. und frühen 19. Jh sind fast alle Klassiker (überwiegend der deut- schen und französischen Schule) vertreten. Als Beispiel seien 7 Ausgaben der Elementa chemiae von Herman Boerhaave erwähnt. Relativ umfangreich ist die Untergruppe Alchemie, die ca. 100 Titel nachweist, darunter 20 aus dem 16. Jh, u. a. Thurneisser zum Thurn, 50 aus dem 17. und 20 aus dem 18. Jh. Die chemischen Zeitschriften des Lorenz von Crell sind in nahezu vollständigen Reihen vorhanden.

Gunter Quarg

2.87 Die Gruppe Medizin (R) ist vollständig erhalten und umfaßt insgesamt 1239 laufende Meter (ca. 35.000 Bde). Nach Erscheinungsjahren liegt das Schwergewicht auf dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jhs, doch es sind auch quantitativ wie qualitativ nennenswerte Bestände aus dem 16. bis 18. Jh vorhanden, vor allem dank der Sammlung Rougemont und des Duisburger Bestandes. Rund 10.000 Bde (404 laufende Meter) entfallen davon auf abgeschlossene Zeitschriften, deren Erscheinungsjahre bis ins 18. Jh zurückreichen, aber z. T. auch erst 1945 enden. Ferner gehören dazu 115 Sammelbände mit Einzelabhandlungen (z. T. Dissertationen) aus dem 18. und 19. Jh sowie ca. 850 Sammelbände mit französischen Dissertationen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

2.88 Etwa 400 Bde (Werke), vor allem in Latein und Deutsch, sind aus dem 16. und 17. Jh vorhanden, oft in mäßigem Erhaltungszustand. Gut vertreten sind hier Anatomie und Chirurgie, mit jeweils mehr als 100 Bdn, darunter 2 Ausgaben von Vesal, De humani corporis fabrica (Basel 1543 und 1555), 2 Ausgaben von Harvey, De motu cordis (1628 und 1639), 8 Drucke über venerische Krankheiten aus dem 16. Jh und 6 Ausgaben von Paracelsus, deutsch und lateinisch, zwischen 1564 (Köln) und 1658 (Genf). Eine Reihe von Werken, vor allem aus der Sammlung Rougemont, haben schöne Einbände aus der Zeit, sind aber schlecht erhalten.

2.89 Etwa 1600 Bde (ca. 1200 Werke) sind aus dem 18. Jh, dabei viele in französischer Sprache, so einige sehr umfangreiche medizinische Universal-Enzyklopädien. Weitere 7500 Bde sind aus dem 19. Jh, vorwiegend in deutscher Sprache. Hier finden sich, z. T. in mehreren Auflagen, die ersten großen Handbücher zu medizinischen Teilgebieten, aber auch kleinere Sammlungen zu Spezialgebieten der damaligen Zeit, so zahlreiche Ausgaben der Phrenologie von F. J. Gall, ca. 90 Werke über den tierischen Magnetismus und die Lehren Mesmers oder ca. 250 Werke und 10 Kapseln mit Kleinschrifttum über europäische Badeorte, alphabetisch geordnet. Periodica

2.90 Die Gruppe " Opera periodica" (H) ist erhalten und enthält sowohl Zeitschriften als auch Monographien, soweit letztere in Reihen veröffentlicht wurden, die von Akademien und wissenschaftlichen Gesellschaften herausgegeben wurden. Da die Neukatalogisierung der Gruppe bis heute aus Personalgründen unterbleiben mußte, ist die Erfassung der vor 1900 erschienenen Monographien nicht möglich; ihre Auffindung ist z. T. mit Schwierigkeiten verbunden. Bei den Zeitschriften und Reihen handelt es sich überwiegend um solche, die vor 1945 abgeschlossen wurden oder nicht mehr erschienen sind; eine Ausnahme davon bilden lediglich noch heute laufende Akademieschriften. Der Bestand vor 1900 kann auf knapp 600 laufende Regalmeter festgestellt werden, ca. 18.000 Bde, mehrheitlich in gutem Zustand. Unter den Sprachen dominieren Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch; es kommen aber auch kleinere und seltenere Sprachen vor. Bei der Kompliziertheit vor allem der Akademieschriften mit Unterserien, Abteilungen, Sektionen etc. läßt sich die Zahl der Titel nur sehr schwer genau feststellen; sie dürfte, je nach Zählung, zwischen 600 und 800 liegen. Unter den Titeln befinden sich alle auch nur einigermaßen relevanten Schriften von wissenschaftlichen Gesellschaften und Akademien Europas und der Vereinigten Staaten, ferner allgemeine wissenschaftliche, populärwissenschaftliche und literarische Zeitschriften, Illustrierte etc. Außerdem befinden sich hier eine Reihe von Zeitungen des Pflichtbereichs aus dem 19. Jh, z. T. mit Seltenheitswert (besonders aus den Gebieten Niederrhein, Eifel, Mosel/Hunsrück 1840-1865). Bei den literarischen Zeitschriften bildet das 18. Jh mit mehr als 100 Titeln (darunter seltenere rheinische) einen Schwerpunkt; möglicherweise stammt ein Teil von ihnen aus der Bibliothek Harless.

Hartwig Lohse

Sondersammlungen Savigny-Bibliothek

2.91 Die Bibliothek Friedrich Carl von Savignys wurde im Jahre 1959 von der Familie an die Universität Bonn verkauft. Zur Vorgeschichte ist zu erwähnen, daß von Savigny seine Bibliothek zum großen Teil seinem Sohn Carl Friedrich vermachte, der seinerseits testamentarisch bestimmte, daß die Bibliothek als Grundstock für eine in Fulda zu errichtende katholische Hochschule dienen sollte. Zur Gründung dieser Hochschule kam es jedoch nicht. Nachdem die im Testament festgelegte Zweckbestimmung nicht mehr erreicht werden konnte, entschloß sich die Familie zum Verkauf. Um der ursprünglichen Zweckbestimmung zumindest grundsätzlich zu genügen, nämlich einerseits jedem wissenschaftlich Interessierten den Zugang zu ermöglichen und andererseits den Charakter als persönliche Bibliothek Friedrich Carl von Savignys aufrechtzuerhalten, wurde die Bibliothek an eine öffentliche, wissenschaftliche Institution mit der Auflage verkauft, für eine in sich geschlossene Aufbewahrung Sorge zu tragen. Die im handschriftlichen Katalog verzeichneten, aber heute fehlenden Titel und wichtige zeitgenössische Werke werden nach Möglichkeit antiquarisch gekauft.

2.92 Zur Bibliothek in Bonn gehören rund 3800 Werke in über 5600 Bdn. Hinzu kommen etwa 6000 im einzelnen nicht katalogisierte kleinere Schriften, bei denen es sich überwiegend um juristische Dissertationen handelt. Ohne Berücksichtigung der Dissertationen enthält sie 7 Inkunabeln, 375 Werke aus dem 16. Jh, 381 aus dem 17. Jh, 1096 aus dem 18. Jh und die restlichen Werke aus dem 19. Jh. Die Bibliothek umfaßt Werke in 12 europäischen Sprachen: Lateinisch nimmt etwa 41 Prozent ein, Deutsch etwa 48, Französisch etwa 6, Italienisch etwa 1,5 und Englisch etwa ein Prozent. Der Rest verteilt sich auf Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Griechisch, Spanisch, Polnisch und Portugiesisch. Bei den Werken aus dem 15. bis 18. Jh überwiegt das Lateinische, bei den Werken aus dem 19. Jh das Deutsche.

2.93 Die Bibliothek besteht ohne Berücksichtigung der fast ausschließlich juristischen Dissertationen zu etwa 80 Prozent aus juristischen Werken. Die übrigen nicht-juristischen Werke sind vor allem römische und griechische Klassiker, Lexika und Grammatiken sowie Werke der Philosophie, der Literaturgeschichte, der Gelehrtengeschichte, der Bibliothekskunde und Bibliographie. An Autoren sind Plato, Cicero, Kant, Lessing, Fichte, Schelling und Ludwig Tieck zu nennen. Der Faksimiledruck einer von Wilhelm Grimm vorgenommenen Abschrift aus dem Hildebrandslied (1830), den Wilhelm Grimm im Jahre 1830 Savigny geschenkt hatte (Sav. 197), und 6 " Beyträge" von Lessing zu den Schätzen der herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel (1773-1781, Sav. 3138) sind u. a. bemerkenswert.

2.94 Bei den juristischen Werken entfallen 70 Prozent auf das römische Recht und 30 Prozent auf das germanische bzw. deutsche Recht und andere Rechtsgebiete wie Strafrecht, preußisches Recht, Kirchenrecht, ausländisches Recht. Zu den Werken des römischen Rechts zählen z. B. jeweils verschiedene Ausgaben der Institutionen des Gaius, der Werke Ulpians und des Corpus Juris Civilis von Justinian (89 Titel), Werke über das römische Altertum, Kommentare, Biographien von Rechtsgelehrten (79 Titel), juristische Enzyklopädien (171 Titel), umfassende Werke zu einzelnen Rechtsbereichen (158 Titel), kleinere Abhandlungen (545 Titel) und Monographien zum römischen Recht (419 Titel) sowie 60 Titel zum römischen Prozeßrecht. Erwähnenswerte Werke sind der Kommentar von Christian Friedrich Glück zu den Pandecten, der in 49 Bdn erhalten ist (Sav. 926), das Hauptwerk von Savignys geistigem Wettstreiter Anton Friedrich Justus Thibaut, Über die Nothwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Rechts für Deutschland (Heidelberg 1814, Sav. 850) und Gustav Hugos Lehrbuch der juristischen Encyklopädie (Sav. 767-773) in 7 Auflagen. Von den übrigen juristischen Werken sei das erste Reichsstrafgesetzbuch hervorgehoben sowie die erste amtliche Ausgabe der peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V. von 1532 mit handschriftlichen Anmerkungen Savignys (2o Sav. 162).

2.95 Die Inkunabeln sind Gregorius nonus (Basel 1494, H 8031), Ciceros Epistolae familiares (Venedig 1482, GW 6836), Johannes Trithemius' De scriptoribus ecclesiasticis (Basel 1494, H 15613; Vera Sack, Freiburger Inkunabelkatalog 3502), Pseudo Boethius' De disciplina scholarium (Köln 1498, GW 4595), sowie 3 juristische Drucke, Exceptiones legum Romanorum (Straßburg 1500, GW 9493), Bartolinus' Pius Antonius Correctio locorum LXX juris civilis (Bologna 1494, GW 3473) und Ivo episcopus Carnutensis, Liber decretorum, sive Panormia (Basel 1499, H 9328; Vera Sack, Freiburger Inkunabelkatalog 2194).

Michael von Savigny

Die Prinz-Georg-Bibliothek

2.96 Die im Jahre 1902 der Universitätsbibliothek vermachte Bibliothek des Prinzen Georg von Preußen (1826-1902) ist geschlossen aufgestellt. Sie umfaßt ca. 6000 Titel. Die deutsche Literatur ist mit 1706 Titeln vom Ende des 18. Jhs und aus dem 19. Jh vertreten, wobei drei Viertel heute vergessenes, " minderes" Schrifttum ausmachen. Der Anteil von Schriftstellerinnen ist bemerkenswert. Zu nennen sind außerdem 50 Almanache und Taschenbücher (meist nur ein Jahrgang). Französische Literatur ist mit 1061 Titeln zumeist vergessener Autoren vornehmlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs vertreten. Außerdem findet sich Schrifttum zur französischen Geschichte (586 Titel). " Musica theorectica" mit 157 und " musica practica" mit 905 Titeln, darunter 40 Sammelbände mit z. T. handschriftlichem Material, bilden einen Schwerpunkt. Bei der Literatur zur alten und allgemeinen Geschichte (90 Titel) sind wenig herausragende Werke zu verzeichnen, bei der zur deutschen und europäischen Geschichte (817 Titel) liegt der Schwerpunkt bei Preußen und dem Hause Hohenzollern. Einige kleinere Gruppen schließen sich an: Englische Literatur (117 Titel), Bildende Kunst im allgemeinen (179, darunter 73 Kataloge), Malerei (157), Theater (220), Manuskripte (31, davon 17 Poesiealben). Eine detaillierte Darstellung findet sich bei Rudolf Hoffmann (s. u. 5).

Hartmut Weidemeier

Bibliothek Goussen

2.97 In seinem Testament vermachte der katholische Geistliche und Lehrbeauftragte für christlich-orientalische Kirchenkunde und orientalische Sprachen an der Universität Bonn, Heinrich Goussen (1863-1927), seine Privatbibliothek für orientalisches Christentum dem Kölner Erzbischöflichen Stuhl als alleinigem Erben mit der Maßgabe, sie " auf 30 Jahre nach meinem Tode der Universität Bonn als Leihgabe zu überlassen". Sie wurde in der Universitätsbibliothek aufgestellt und befindet sich seit 1987 in deren Besitz, nachdem sich das Generalvikariat in Köln und die Universität über den endgültigen Besitzwechsel sowie eine Kaufsumme geeinigt hatten.

2.98 Über den tatsächlichen Bestand der Bibliothek beim Ableben ihres Besitzers ist nichts bekannt. Sie umfaßte 4800 Nummern mit Monographien und Zeitschriften, daneben mehrere seltene Zeitschriften, z. B. Aethiops, Bulletin de l'Université de Tiflis, Echos d'Orient, al-Masriq, Revue des études arméniennes, Revue de l'orient chrétien, außerdem die Serien Patrologia orientalis und Monumenta Georgica. Nach dem Brand der Universitätsbibliothek im Oktober 1944 wurde die erhalten gebliebene Sammlung ausgelagert und verlor zwischen 1000 und 1500 Bde durch einen Wasserrohrbruch. Außerdem gibt es Anzeichen dafür, daß wichtige und wertvolle Werke planmäßig entwendet wurden. Heute ist von ca. 4000 Einheiten auszugehen, die durch einen dem Publikum zugänglichen Katalog erschlossen sind, der allerdings nicht vollständig ist.

2.99 Gemäß den Interessen Goussens, der Erforschung des Bibeltextes und der Liturgie in den Sprachen des christlichen Orients, handelt es sich um eine Spezialsammlung in den abendländischen alten und neuen Sprachen, vor allem aber orientalischen Sprachen wie Syrisch, Hebräisch, Aramäisch, Koptisch, Arabisch, Armenisch und Georgisch sowie weiteren Sprachen und Dialekten. Die Erscheinungsjahre reichen vom 16. bis ins 20. Jh, mit Schwergewicht im 18. und 19. Jh. Der besondere Wert dieser Sammlung liegt in ihrer Vollständigkeit. Goussen sammelte innerhalb der einzelnen Sprachgruppen nahezu alles, was zum Thema je erschienen war, d. h. auch Zeitschriften- und Zeitungsartikel.

2.100 Es finden sich neben Werken zur Bibel und Liturgie auch Wörterbücher und Grammatiken der orientalischen Sprachen, ferner Darstellungen zur Geschichte und Landeskunde der betreffenden Länder, so etwa 40 Werke zur Erforschung und Bereisung Kaukasiens aus dem 17. bis 19. Jh. Fraglos enthält die Sammlung auch heute noch eine Reihe besonders seltener und wertvoller orientalischer Drucke, von denen der Experte des christlichen Orients Anton Baumstark 1927 bemerkte, sie ließen sich in dieser Vollständigkeit selbst aus den Beständen der großen europäischen Bibliotheken nicht zusammenstellen.

Hartwig Lohse

3. KATALOGE

Moderne Kataloge

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog nach PI. Wird laufend in zweifacher, identischer Form geführt, als Benutzer- und Verwaltungskatalog. Enthält alle seit 1945 erworbene Literatur und außerdem die Bestände der bis 1945 erworbenen Literatur, soweit diese nicht durch Kriegseinwirkung verloren ging und soweit diese wiederum " revidiert" (neu katalogisiert) wurde. Revidiert wurden die Restbestände der systematischen Abteilungen Allgemeines (A); Philosophie, Pädagogik, Psychologie (B); Sprachwissenschaft und außereuropäische Literaturen (C); Klassische Philologie (D); Kunstwissenschaft (E); Europäische Literaturen (F); Recht des neuen Deutschen Reiches (seit 1871; Ij); Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (K); Geschichte (L); Geographie (M). Außerdem wurden die laufenden Zeitschriften aus allen systematischen Abteilungen und ein großer Teil der Dissertationen aus der Zeit vor 1945 revidiert. Seit 1980 wird " Pflicht-Literatur" im Publikumskatalog z. T. nur in vereinfachter Titelaufnahme verzeichnet; ein alphabetisches Verzeichnis wird nur intern geführt.]

Alphabetischer Katalog (" alter Katalog")

[einziger alphabetischer Zettelkatalog, der beim Bibliotheksbrand 1944 erhalten blieb. Steht in Kopie auch den Benutzern zur Verfügung. Anlage nach PI; verzeichnet den erhaltenen, aber nicht revidierten Altbestand bis 1945. Er ist in vielen Fällen schlecht lesbar, da hschr. und mit Korrekturen versehen.]

Alphabetischer Katalog (der verzeichneten Bestände) [Zettelkatalog nach PI; wird intern in zwei Alphabeten aufbewahrt, enthält die Zettel der bei der Revision als verbrannt (vernichtet) festgestellten Bücher. Damit ist es möglich, den alphabetischen Nachweis des vor dem Brand vorhanden gewesenen Gesamtbestandes zu führen und Auskunft darüber zu geben, ob ein Buch in der Bibliothek einmal vorhanden war oder nicht.]

Standortkatalog

[Zettelkatalog; enthält Monographien und Zeitschriften seit 1945, mit Nachtragung der Bände bei Zeitschriften und mit der Zusammenstellung aller Auflagen unter einer Signatur mit Exponent. Trotz der seit 1945 eingeführten Numerus-currens-Aufstellung gibt es keine Übereinstimmung von Akzessionsnummern und Signatur.]

Standortkatalog (Altbestand vor 1945)

[Zettelkatalog nach dem alten System für die zerstörten und neu katalogisierten (revidierten) Abteilungen. Vorlage für die revidierten Bestände ist der nur als Film bzw. als Filmkopie erhaltene ehemalige Systematische Katalog (s. u. 3.3). Der Film ist nicht vollständig und, da über weite Teile schwer leserlich, als Revisionsinstrument ungeeignet.]

Systematischer Katalog

[für die Bestände ab 1945, nach hauseigenem System; seit 1978 mit eigenem Regelwerk, neuer Notation und einem alphabetischen Register]

Schlagwortkatalog

[für die Bestände ab 1945, mit eigenem Regelwerk von 1968 nach dem Prinzip des engsten Schlagwortes]

Systematischer Katalog und Schlagwortkatalog ergänzen einander, besonders im biographischen und geographischen Teil. Primärschriften werden nicht aufgenommen, Dissertationen in Auswahl.

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind sowohl im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen als auch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Sonderkataloge

Zeitungskatalog

[nach PI; Ordnung nach dem Titel und alphabetisch nach Erscheinungsort]

Katalog der Sammlung Goussen (Spezialbibliothek für orientalisches Christentum)

[Zettelkatalog in 4 Kästen, ohne armenische Titel, dazu ein Kasten mit den Kriegsverlusten]

Katalog der Bibliothek Savigny (Spezialbibliothek für Rechtsgeschichte)

[Zettelakatalog in 7 Kästen, als Standortkatalog vorgesehen]

Wiedemann, Konrad: Die Bibliothek Friedrich Heinrich Jacobis. Ein Katalog. Unter Mitwirkung von P.-P. Schneider. 2 Bde. Stuttgart 1989

[enthält die der Bonner UB zugegangenen Bestände der Bibliothek Jacobis]

3.3 Historische Kataloge

Systematischer Katalog

[Der alte Bandkatalog wurde mit Ausnahme der Sachgruppe L (3 Bde Diplomatik und Heraldik) 1944 vollständig vernichtet. Von dem vorher angefertigten Film wurden für die erhaltenen Sachgruppen Rückvergrößerungen angefertigt, die in über 100 Bdn gebunden sind: z. T. schwer lesbar]

Index alphabeticus zum Systematischen Katalog

[46 Bde, hschr., 19. und frühes 20. Jh]

Catalogus nominalis

[alphabetischer Index zum Systematischen Katalog, gegliedert nach Sachgruppen; 11 Bde, hschr., unvollständig]

3.4 Historische Sonderkataloge

Duisburger Universitätsbibliothek:

Mastricht, Gerhard von: Bibliothecae publicae electoralis Academiae Duisburgensis ut et Bibliothecae Goorianae ejusdem Academiae usibus dedicatae, Catalogus. Duisburg, Franconem Sas. 1685

[Besitz UB Heidelberg; in Bonn Kriegsverlust]

Mascamp, Heinrich: Catalogus bibliothecae academiae Duisburgensis [vor 1717; Ms. Sign.: S 1576]

Grimm, Heinrich Adolf: Catalogus Bibliothecae Publicae Academiae Duisburgensis. Tom. 1-4. Duisburgi 1795-99 [Ms. Sign.: S 1577]

Bibliothek Harless:

Harless, Christian Friedrich: Bibliothecae viri dum viveret amplissimi M. Gottlieb Christophori Harless. Tom. 1. 2. Erlangen, Leipzig 1818 [Besitz StB Nürnberg und UB Düsseldorf; in Bonn Kriegsverlust]

Harless, Christian Friedrich: Bibliothecae Chr. F. Harlesii. Katalog der von C. F. Harless hinterlassenen Bibliothek. Bonn 1853 [Kriegsverlust, nicht zu ermitteln]

Inkunabeln:

Vouilliéme, Ernst: Die Incunabeln der Königlichen Universitäts-Bibliothek zu Bonn. Ein Beitrag zur Bücherkunde des 15. Jhs. Leipzig 1894 (Centralblatt für Bibliothekswesen Beih. 13)

Medizinische Dissertationen:

Kloß, Georg Franz Burkhard: Systematisches Repertorium der Sammlung medizinischer Dissertationen des Dr. med. G. F. B. Kloß [1820 von der UB Bonn erworben. 4 Bde. Frankfurt Beginn des 19. Jhs, Ms. Sign.: S 1579 und S 1580]

Programmschriften:

Realkatalog der Programmschriften [9 Bde; für die Sachgruppen A/C/F/Ga-Gd/Ge-Gm/J/L/O-Q/R]

Rechtsschule Wetzlar:

Nominalkatalog der Bibliothek der 1808 begründeten Rechtsschule in Wetzlar [4 Bde; Sign.: S 1584]

Vahlkampf, Josef Anton: Katalog der juristischen Dissertationen der Bibliothek der Rechtsschule in Wetzlar [4 Bde; Sign.: S 1581]

Bibliothek Savigny:

Catalog der Bibliothek des königlichen Geheimen Staats- und Justizministers Herrn von Savigny Excellenz. Systematischer Katalog [Bandkatalog, hschr.]

Alphabetischer Zettelkatalog der Bibliothek Savigny [11 Bde; Strumpfbandkatalog]

Universitätsschriften:

Milkau, Fritz: Verzeichnis der Bonner Universitätsschriften 1818-1885. Bonn 1897

Zugangsverzeichnis 1836-45:

Catalogus impressorum librorum quibus Bibliothecae Universitatis Fridericiae Wilhelmiae Rhenanae aucta est. Bonn 1836-45

[grob sachlich gegliedertes Zugangsverzeichnis]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Im Magazin der Handschriftenabteilung werden über 120 Aktenfaszikel aufbewahrt, von sehr unterschiedlicher Stärke, geordnet nach den wichtigsten Sachgebieten wie Verwaltung, Personal, Benutzung, Erwerbung, Katalogisierung, Gebäude und Mobiliar und ei- nigen sonstigen Bereichen. In sich sind die Faszikel weitgehend nur chronologisch geordnet, zeitlich reichen sie bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Ein gutes Drittel der über 120 Faszikel betrifft die Zugangsarten Kauf, Tausch, Geschenk und Pflicht. Alle weiteren Akten werden im Sekretariat der Bibliothek aufbewahrt, die Personalakten im Archiv der Universität. Außerdem befinden sich dort wenige Aktenbände zu Kuratorium und Rektorat, in denen Vorgänge der Bibliothek behandelt werden, alle anderen sind am 18. Oktober 1944 verbrannt. Unter den vorgenannten sind erwähnenswert: Bibliothek der Universität Duisburg [B 4 und 5] Bibliothek der vormaligen kurfürstlichen Universität [B 7] Bibliothek Nose [B 17] Nachlaß Bernays [B 29] Geschenke von Büchern (1818-1907) [in den Rektoratsakten unter der Nr. A 28,2] Akzessionsjournal (1818-1939) [100 Bde, unterteilt nach Zugangsarten; in den ersten vier Jahrzehnten durch Register erschlossen; s. auch oben 3.4]

4.2 Darstellungen

Burr, Viktor: 150 Jahre Bonner Universitätsbibliothek. In: Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt. N. F. 18 (1968) S. 293-301 Erman, Wilhelm: Geschichte der Bonner Universitätsbibliothek (1818-1901). Halle 1919 [grundlegend] Fremerey-Dohna, Helga; Ooms, Irmgard: Die Universitätsbibliothek Bonn. Geschichte und Gegenwart. In: Bonner Universitätsblätter 1969, S. 9-17 Lohse, Hartwig: Friedrich Ritschl und die Bonner Universitätsbibliothek. Ein Beitrag zum Berufsbild des Professoren-Bibliothekars im 19. Jh. In: Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 1982, S. 35-52 Lohse, Hartwig: Die Universitätsbibliothek Bonn als Landesbibliothek. In: Bonner Universitätsblätter 1977, S. 69-72 Mummendey, Richard: Die Bibliothekare des wissenschaftlichen Dienstes der Universitätsbibliothek Bonn 1818-1968. Bonn 1968 Raub, Wolfhard: 160 Jahre Pflichtexemplare für Bonn und Münster. Geschichte der Ablieferungspflicht von Druckwerken an Bibliotheken. Köln 1984 Schürfeld, Charlotte: Die Universitätsbibliothek

Bonn 1921-1968. Erlebte Bibliotheksgeschichte. Bonn 1974

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

5.1 Allgemeines

Becker, Alfred: Christian Gottlieb Neefe und die Bonner Illuminaten. Bonn 1969

Corsten, Severin: Der rettende Hafen. Die Inkunabelsammlung der UB Bonn. In: Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt N. F. 38 (1989) S. 124-131

Fligge, Joerg: Die Bestände der ehem. Universitätsbibliothek Duisburg in der Universitätsbibliothek Bonn. Eine Bestandsanalyse unter besonderer Berücksichtigung der theologischen, philosophischen und philologisch-historischen Werke. In: Duisburger Forschungen 23 (1976) S. 151-237 [ursprünglich Assessorarbeit. Köln: Bibliothekar-Lehrinstitut 1974]

Hoffmann, Rudolf: Die Prinz-Georg-Bibliothek in der Universitätsbibliothek Bonn. Assessorarbeit. Köln: Bibliothekar-Lehrinstitut 1965 [mschr.]

Kosack, Wolfgang: Die " Bibliothek Goussen". Eine orientalische Spezialbibliothek in der Universitätsbibliothek Bonn. Assessorarbeit. Köln: Bibliothekar-Lehrinstitut 1973 [in Xerokopie vorhanden]

Pinkwart, Doris; Gradmann, Stefan: Über die Benutzung " älterer" Literatur, Recherchen und Überlegungen zum Problem " veralteter" Monographienbestände am Beispiel der UB Bonn. In: Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt N. F. 37 (1988) S. 172-185

Schmidt, Siegfried: Die Büchersammlung des Prinzen Maximilian zu Wied. Entstehung, Bestandsaufnahme und Schicksal einer naturwissenschaftlichen Privatbibliothek des 19. Jhs. Bonn 1985 [ursprünglich Assessorarbeit. Köln: Bibliothekar-Lehrinstitut 1984]

Selle, Christian: Exlibris aus der Bonner Universitätsbibliothek. Bonn 1979 [zur Bibliothek Goussen]

Sudhof, Siegfried: Die Privatbibliothek eines Philosophen und Literaten: Der Buchbesitz Friedrich Heinrich Jacobis (1743-1819). In: Buch und Sammler. Private und öffentliche Bibliotheken im 18. Jh. Heidelberg 1979, S. 141-147

Weber, Heinz Peter: Die Bibliothek des Juristen Friedrich Carl von Savigny in der Universitätsbibliothek Bonn. Bonn 1971 [ursprünglich Assessorarbeit. Köln: Bibliothekar-Lehrinstitut 1968]

5.2 Ausstellungskataloge und zugehörige Dokumentationen (chronologisch)

[Die Dokumentationen wurden für interne Zwecke gefertigt, sind aber jeweils in einem Exemplar im ausleihbaren Bestand]

Immanuel Kant (1724-1804). Ausstellung vom 28. Mai bis 24. August 1974

Friedrich Dietz (1794-1876) und die Romanistik in Bonn. Ausstellung vom 28. Juni bis 31. Oktober 1976 Bonn und seine kurfürstliche Universität. Ausstellung vom 3. November 1986 bis 31. Januar 1987. Angebunden: Die erste Bonner Hochschule 1774-1798. Ausstellung vom 10. Juni bis 9. Juli 1977 Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste. Geschichte und Gegenwart. Ausstellung vom 10. Januar bis 30. April 1979

Pinkwart, Doris: Karl Simrock (1802-1876). Bonner Bürger, Dichter und Professor. Bonn 1979 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bonn 21) Kekulé und die Chemie in Bonn. Ausstellung vom 22. Januar bis 19. April 1980

Barthold Georg Niebuhr (1776-1831). Ausstellung vom 13. November 1981 bis 27. Februar 1982. Katalog in: Wirth, G. (Hrsg.): B. G. Niebuhr. Historiker und Staatsmann. Bonn 1984, S. 241-334

Friedrich Gottlieb Welcker (1784-1868). Philologe, Archäologe, Oberbibliothekar in Bonn. Ausstellung vom 6. November 1984 bis 28. Februar 1985

Grimms Märchen. Illustrierte Ausgaben 1819-1985. Ausstellung vom 2. Dezember 1985 bis 1. März 1986

Medizin, Romantik und Naturforschung. Bonner Perspektiven im 19. Jahrhundert. Ausstellung vom 28. November 1988 bis 3. Februar 1989 Das gelehrte Bonn im 19. Jahrhundert. Ausstellung vom 3. Mai bis 5. August 1989

Stand: August 1991

Hartwig Lohse

Redaktion: Hartwig Lohse


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.