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Universitätsbibliothek

Adresse. Wilhelm-Röpke-Straße 4, 3550 Marburg (Lahn) 1 [Karte]
Telefon. (06421) 28-5102 Telex. 0482372/umr
Bibliothekssigel. <4>

Unterhaltsträger. Land Hessen
Funktion. . Zentrale Hochschulbibliothek der Philipps-Universität Marburg, wissenschaftliche Präsenz- und Ausleihbibliothek für die Stadt Marburg und Umgebung.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle Wissensgebiete. 2. Besondere Sammelgebiete: Hassiaca (insbesondere Literatur über das ehemalige Kurhessen und Waldeck), Marburgensia; Canadiana; Osteuropa; Religionswissenschaft; F. C. von Savigny und die historische Rechtsschule. 3. Sondersammelgebiet der Deutschen Forschungsgemeinschaft: SSG 0, Allgemeine und vergleichende Religionswissenschaft (bis 1981).

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihe von Büchern ab Erscheinungsjahr 1850. Öffnungszeiten: Lesesaal und Katalogsaal (mit bibliographischem Handapparat): Montag bis Samstag 9-21.30 Uhr, Sonntag 13-21.30 Uhr. Vom Lesesaal aus sind zu denselben Öffnungszeiten zugänglich: Zeitschriftenmagazin (ZM); Sonderlesesaal (SLS) für Handschriften-, Inkunabel- und Frühdruckkunde; Katalogauskunft: Montag bis Freitag 9-18 Uhr. Leihstelle: Montag bis Mittwoch 10-16 Uhr, Donnerstag 10-18 Uhr, Freitag 10-12 Uhr. Ausleihe nur mit Leserausweis. Benutzung der Präsenzbestände und -einrichtungen ohne Formalitäten. - Zutritt zum Magazin in besonderen Fällen Montag bis Freitag von 9-16.30 Uhr auf Antrag möglich. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm-und Mikrofiche-Lesegeräte, Reader-Printer, Rückvergrößerungs-Kopiergeräte, Fotostelle. Gedruckte Information. Merkblätter über die Benutzung der Präsenzbestände und der Kataloge.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Gewünschte Literatur kann bereitgestellt werden. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 10 Minuten). A 49, Ausfahrt Marburg Mitte. Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe vorhanden.

Inhalt

 Bestandsgeschichte ................................... [1.0]
 Die Gründungsphase ................................... [1.1]
 Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges ............. [1.4]
 Von der Neugründung der Universität (1653)
 bis zur Annexion Kurhessens durch Napoleon (1806) .... [1.12]
 Von der napoleonischen bis zur preußischen 
 Annexion (1806-1866) ................................. [1.21]
 Von der preußischen Annexion Kurhessens bis zum 
 Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1866-1914) .......... [1.36]
 Die Zeit der Weltkriege (1914-1945) .................. [1.44]
 Vom Ende des Zweiten Weltkrieges 
 bis zur Gegenwart .................................... [1.53]
 Bestandsbeschreibung ................................. [2.1]
 Chronologische Übersicht und 
 Übersicht nach Sprachen .............................. [2.3]
 Systematische Übersicht .............................. [2.6]
 Alte Aufstellung (Abteilungen I-XX) .................. [2.7]
 Jüngere Aufstellung (Abteilungen A-I, L-Y) ........... [2.79]
 Dissertationen ....................................... [2.82]
 Sondersammlungen ..................................... [2.88]
 Inkunabeln ........................................... [2.89]
 Marburger Frühdrucke ................................. [2.90]
 Zeitungen ............................................ [2.97]
 Kataloge ............................................. [3.0]
 Moderne allgemeine Kataloge .......................... [3.1]
 Moderne Sonderkataloge ............................... [3.2]
 Historische allgemeine Kataloge ...................... [3.3]
 Historische Sonderkataloge ........................... [3.4]
 Kataloge von übernommenen Institutionen .............. [3.5]
 Kataloge von übernommenen Privatbibliotheken ......... [3.6]
 Quellen und Darstellungen zur 
 Geschichte der Bibliothek ............................ [4.0]
 Archivalien .......................................... [4.1]
 Darstellungen ........................................ [4.2]
 Veröffentlichungen zu den Beständen .................. [5.0]

1. BESTANDSGESCHICHTE

Die Gründungsphase

1.1 Die Universitätsbibliothek Marburg ist gleichzeitig mit der Philipps-Universität im Jahre 1527 eingerichtet worden. Ihren Grundstock bildeten Buchbestände der auf Befehl Landgraf Philipps des Großmütigen (reg. 1509-1567) im Zuge der Reformation aufgehobenen hessischen Klöster, deren Einkünfte auch sonst zur Unterhaltung der neuen Universität bestimmt waren. In welcher Anzahl und unter welchen Auswahlkriterien die Bücher aus klösterlichem Besitz nach Marburg überführt wurden, läßt sich nicht deutlich erkennen. Als einziges direktes Zeugnis über diesen Vorgang liegt eine Quittung über den Empfang von 18 Bdn mit 28 Werken aus dem Augustinerkloster zu Alsfeld vor. Spätere Anhaltspunkte, insbesondere der älteste erhaltene Katalog der Bibliothek aus dem Jahre 1606, erlauben den Schluß, daß es sich höchstens um etwa 350 Bde gehandelt haben kann. Dieser Bestand enthielt etwa zu zwei Dritteln theologische Literatur, die der Herkunft entsprechend ausschließlich vorreformatorisch ausgerichtet war. Den Rest machen größtenteils Texte klassischer Autoren sowie einige Schriften zum kanonischen Recht und zur Medizin aus.

1.2 Aus Marburg selbst lassen sich aufgrund von Provenienzvermerken einige Hss., Inkunabeln und Frühdrucke auf das Franziskanerkloster und auf das von Brüdern vom gemeinsamen Leben bewohnte Kugelhaus zurückführen. Aus dem Dominikanerkloster dagegen ist offensichtlich kein Buch in die Universitätsbibliothek gelangt. Dies hat seinen Grund sicher darin, daß sich die Dominikaner anders als die Franziskaner mit dem Landgrafen über die Räumung des Klosters verständigt hatten und bei ihrem Abzug außer ihrer sonstigen beweglichen Habe auch ihre Bibliothek mitnehmen konnten.

1.3 Außer den aus Klosterbesitz beschlagnahmten Büchern scheinen keine weiteren zum Grundstock der Universitätsbibliothek hinzugekommen zu sein. Das bedeutet, daß die Universität, die als erste protestantische Hochschulgründung mit nicht geringen Erwartungen ins Leben gerufen und begrüßt worden war, nicht mit einem Fundus an reformatorischer Literatur ausgestattet wurde, von der aktuellen Literatur anderer Fachgebiete ganz zu schweigen. Dieser an sich überraschende Befund entspricht dem Umstand, daß auch sonst bei der Einrichtung der Universität die Frage der Grundausstattung nicht ausreichend geregelt worden ist.

Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges

1.4 Über die Bestandsentwicklung der ersten Jahrzehnte liegen ähnlich wie für die Gründungsphase nur spärliche Nachrichten vor. Andererseits scheint es auch nur gelegentlich Buchanschaffungen gegeben zu haben. Nach den Universitätsrechnungen, die von 1538 an vorliegen, sind erstmals für das Jahr 1543 Ausgaben für Bücher nachgewiesen, wobei von den verausgabten 120 Gulden nicht weniger als 100 auf Werke entfielen, welche die Universität von der Witwe des jahrs zuvor verstorbenen Professors der Geschichte Gerhard Geldenhauer (1482-1542; nach seinem Geburtsort Nimwegen genannt Noviomagus) erworben hatte. Diese Anschaffungen stellen auf Jahrzehnte die einzigen nennenswerten Zugänge dar. Jedenfalls können, nach dem bereits erwähnten ältesten Katalog aus dem Jahr 1606 zu urteilen, bis weit in die zweite Jahrhunderthälfte hinein nur einige Gesamtausgaben und Hauptwerke der Reformatoren und anderer protestantischer Autoren hinzugekommen sein.

1.5 Selbst nachdem im Jahre 1564 gemäß den revidierten Universitätsstatuten erstmalig ein Mitglied des Lehrkörpers zum Bibliothekar bestellt worden war, vergingen noch Jahre, bis es zu einer einigermaßen kontinuierlichen Anschaffung von Büchern kam. Erst von 1571 an weisen die Universitätsrechnungen wieder Ausgaben für Bücherkäufe und Buchbinderarbeiten nach, und auch dies nicht einmal für jedes Jahr. Insbesondere auf den Gebieten der Medizin und der Mathematik muß der Bestand aufgrund dieser sporadischen Anschaffungsaktivitäten unzureichend gewesen sein, wie Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel (reg. 1567-1592), der älteste der vier Söhne und Nachfolger Philipps des Großmütigen, Anfang 1579 in einem Schreiben an den professor bibliothecarius monierte.

1.6 Derselbe Landgraf mutete der Universitätsbibliothek im Jahre 1582 eine Bestandsverminderung zu, als er seinen in Marburg residierenden Bruder Ludwig (reg. 1567-1604) bat, für ihn bei der Universität die Überlassung einer Reihe von Büchern zu erwirken. In erster Linie waren es vorreformatorische theologische Werke - Predigtsammlungen, Schriften von Scholastikern und Kirchenvätern mit denen Wilhelm seine Kasseler Hofbibliothek erweitern wollte und für die er den Marburgern eine Kompensation in Gestalt " nützlicherer" Bücher zusagte. In der Tat entsprach die Universität seinem Wunsch umgehend und schickte 56 Bde mit 90 Werken nach Kassel. In welcher Weise ihre Bereitwilligkeit honoriert worden ist, läßt sich nicht erkennen; es verdient allerdings festgehalten zu werden, daß Landgraf Wilhelm den Belangen der Marburger Universität gegenüber stets aufgeschlossen gewesen ist.

1.7 Im Jahre 1605 erfuhr die Bibliothek den bedeutendsten Zuwachs, den sie während ihres ersten Jhs zu verzeichnen hatte. Hierbei handelte es sich um die Büchersammlung, die der 1603 verstorbene Graf Christoph Ernst zu Diez, ein Sohn aus der Nebenehe Philipps des Großmütigen, seit 1570 während seiner Gefangenschaft auf der Festung Ziegenhain angelegt hatte. Ihr Umfang belief sich auf über 500 Bde, von denen etwa die Hälfte auf die Theologie, etwa 120 auf die historischen Wissenschaften und etwa 140 auf klassische Autoren sowie auf die Mathematik entfielen. Nicht in ihr vertreten waren die Rechtswissenschaften und die Medizin. Da die Bücher fast alle aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs stammten, bildeten sie eine willkommene Ergänzung der aus diesem Zeitraum nur schwach bestückten Universitätsbibliothek. Landgraf Moritz (reg. 1592-1627; † 1632), der Nachfolger Wilhelms IV., hatte die Sammlung für 700 Gulden erworben und schenkte sie der Universität, nachdem er als Miterbe des im Jahre 1604 kinderlos verstorbenen Landgrafen Ludwig IV. von Hessen-Marburg den nördlichen Teil des sogenannten Oberfürstentums in Besitz genommen hatte.

1.8 Nach dieser Schenkung stagnierte die Bestandsentwicklung nicht nur für längere Zeit, sondern erlitt darüber hinaus einen Rückschlag, der die Bibliothek auf Jahrzehnte schwer beeinträchtigte. Ursache hierfür sind die Auseinandersetzungen, die nach dem Tode Landgraf Ludwigs IV. zwischen den verbliebenen Linien des Hauses Hessen ausbrachen und die auch die Universität Marburg unmittelbar in Mitleidenschaft zogen. Der Streit entzündete sich daran, daß Landgraf Moritz von Hessen-Kassel in dem ihm zugefallenen Teil der Marburger Erbschaft entgegen der testamentarischen Verfügung Ludwigs IV. durch die Einführung sogenannter " Verbesserungspunkte" den Konfessionsstand im reformierten Sinne änderte. Daraufhin sperrte Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt (reg. 1596-1626), ein entschiedener Vertreter des Luthertums, der Universität Marburg, die ungeachtet der Erbteilung Hessens nach dem Tode Philipps des Großmütigen hessische Gesamtuniversität geblieben war, die ihr aus seinem Territorium zustehenden Einkünfte und gründete dafür 1605 in Gießen ein Gymnasium, das 1607 durch kaiserliches Privileg zur Universität erhoben wurde. Ferner strengte Ludwig beim Reichshofrat eine Klage gegen seinen Kasseler Vetter an, in der er aufgrund der Testamentsverletzung Anspruch auf das gesamte Marburger Erbe erhob. Nachdem schließlich am 11. April 1623 ein Urteil zu seinen Gunsten ergangen war, besetzten im Frühjahr 1624 kaiserliche Truppen in Vollstreckung desselben Marburg. Das lutherische Bekenntnis wurde wiederhergestellt; außerdem wurde der reformierte Lehrkörper der Universität fast vollständig gegen den der Gießener Universität ausgetauscht und überhaupt die Gießener Universität nach Marburg verlegt. Diese letzteren Vorgänge fallen bereits in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, an dem Hessen-Darmstadt auf kaiserlicher, Hessen-Kassel auf der gegnerischen Seite teilnahm. Nachdem Landgraf Moritz, dem es nicht gelungen war, das Schicksal zu wenden, im Jahre 1627 die Regierung niedergelegt hatte, schloß sein Sohn und Nachfolger Wilhelm V. (reg. 1627-1637) bald nach seinem Regierungsantritt mit Hessen-Darmstadt einen Vergleich, durch den er gegen Anerkennung des Reichshofratsurteils einige diesen nicht unwesentlich abmildernde Zugeständnisse erreichte. Einer der in Ausführung dieses Vergleichs abgeschlossenen Nebenverträge betraf auch die Universitätsbibliothek Marburg, indem er bestimmte, daß diese auf die beiden hessischen Linien aufgeteilt werden solle; nur die von Landgraf Moritz seinerzeit geschenkte Diez'sche Bibliothek war hiervon zugunsten Hessen-Kassels ausgenommen.

1.9 Eine im Frühjahr 1628 eingesetzte Kommission bemühte sich, die Aufteilung des Bibliotheksbestandes so sinnvoll wie eben möglich vorzunehmen. So wurden z. B. verschiedene Ausgaben eines Autors auf beide Lose verteilt in der Form, daß die eine Seite die Gesamtausgaben und die andere die Einzelausgaben bekam. Erst danach wurden die beiden Teile ausgelost und schließlich am 19. April 1630 den Bevollmächtigten beider Seiten übergeben. Hessen-Kassel erhielt 326 Bde, Hessen-Darmstadt 325.

1.10 Die einzelnen Fachgebiete wurden wie folgt aufgeteilt: Theologie 140 Bde an H.-K., 132 an H.-D.; Jura 72 Bde an H.-K., 75 an H.-D.; Medizin 14 an H.-K., 14 an H.-D.; Philosophie etc. 61 an H.-K., 57 an H.-D.; Geschichte 31 an H.-K., 17 an H.-D. Nicht katalogisierter Zuwachs seit 1606: 8 Bde an H.-K., 30 an H.-D. Während der hessen-darmstädtische Anteil in Marburg blieb und mit der dorthin überführten, inzwischen auf 1342 Werke angewachsenen Gießener Universitätsbibliothek vereinigt wurde, kam der hessen-kasselische mit der Diez'schen Sammlung alles in allem etwa 800 Bde nach Kassel, wo 1629 aus Mitgliedern des exilierten Marburger Lehrkörpers eine neue Universität als Ersatz für die an Hessen-Darmstadt verlorengegangene Philippina gegründet worden war. Dort blieben die Bücher etwa für ein Vierteljahrhundert. Einen nennenswerten Bestandszuwachs verhinderten die Kriegsverhältnisse, die die beiden hessischen Linien fast bis zum Abschluß des Westfälischen Friedens in erbitterter Gegnerschaft verharren ließen.

1.11 Nachdem Hessen-Kassel durch den hessischen Einigkeits- und Friedensvertrag vom 14. April 1648 und dann endgültig durch den Westfälischen Frieden den größten Teil des Oberfürstentums einschließlich Marburgs zurückerhalten hatte, verständigten sich die beiden hessischen Linien darauf, den Status der Universität Marburg als der hessischen Gesamtuniversität aufzuheben. Daraufhin wurde 1650 die Gießener Universität einschließlich der ihr durch die Teilung zugefallenen Bücher nach Gießen zurückverlegt, während die in Kassel eingerichtete 1653 nach Marburg zurückkehrte und als reformierte hessen-kasselische Landesuniversität neugegründet wurde. Gleichzeitig gelangten auch die alten Marburger Buchbestände, die sich auf etwa 850 Bde beliefen, von Kassel aus wieder an ihren ursprünglichen Ort zurück.

Von der Neugründung der Universität (1653) bis zur Annexion Kurhessens durch Napoleon (1806)

1.12 Auch nach der Neugründung der Universität bewegten sich die Anschaffungen der Bibliothek in geringer Höhe. Erst 1661 wurde ein fester Jahresetat von 50 Gulden eingerichtet mit der Maßgabe, daß jedes Jahr nur für jeweils eine Fakultät Bücher angeschafft werden sollten; aber auch diese bescheidenen finanziellen Möglichkeiten wurden in der Folgezeit nicht immer voll ausgeschöpft. Als im Jahre 1687 ein Wechsel im Amte des Bibliothekars eintrat, war der Bestand nur auf 1414 Bde angewachsen. Hiervon entfielen auf die Theologie 516 Bde, auf die Rechtswissenschaften 219, auf die Medizin 138, auf die philosophischen Disziplinen 329 und auf die historischen 212. Die Theologie und die Fächer der philosophischen Fakultät waren demnach etwa gleich stark vertreten und nahmen über zwei Drittel des Bestandes ein, während sich die Rechtswissenschaften mit einem knappen Sechstel und die Medizin sogar mit weniger als einem Zehntel begnügen mußten.

1.13 Eine gewisse Verbesserung erfuhr die Erwerbungssituation, als der Bibliothek 1687 zusätzlich die Promotionsgebühren und 1701 auch die Immatrikulationsgebühren zugewiesen wurden. Die Höhe dieser unständigen Einnahmen belief sich im Jahresdurchschnitt auf etwa 30 Gulden. Bis 1713 erreichte die Bibliothek einen Umfang von 2247 Bdn. Die meisten Anschaffungen wurden auf Auktionen getätigt, die seinerzeit überhaupt eine wesentliche Quelle für den Buchkauf darstellten. An geschlossenen Erwerbungen sind hervorzuheben die etwa 150 Bde umfassende Bibliothek des Marburger Professors der Medizin und der Mathematik Johannes Magirus († 1697) sowie eine Sammlung von 30 Quartbänden mit theologischen Disputationen aus dem Vorbesitz des Gießener Theologen David Christiani († 1688). Ansonsten ist die Bibliothek in der ersten Hälfte des 18. Jhs wiederum nur in bescheidenem Maße gewachsen, so daß sie im Jahre 1746 nicht mehr als 2814 Bde zählte. Dieser Mißstand hat seine Ursache darin, daß der Senat der Universität jahrzehntelang gegen den Protest des Bibliothekars über die für Buchanschaffungen vorgesehenen Mittel anderweitig verfügte, indem er sie z. B. für die Aufbesserung von Professorengehältern heranzog. Offenbar hielt sich der Senat aufgrund der geringen Leistungsfähigkeit der Bibliothek für berechtigt, die für sie festgesetzten Gelder zweckentfremdet zu verwenden, und ebenso muß es ihm vertretbar erschienen sein, sie auf diese Weise immer weiter zu schwächen.

1.14 Unter neuer Leitung bemühte sich die Bibliothek seit 1746 darum, durch Appellation an den Landgrafen zu ihrem Recht zu gelangen. Die ihr vorenthaltenen Mittel hatten inzwischen eine Höhe von 2690 Gulden erreicht. In der Tat wurde der Senat angewiesen, die Rückstände nach und nach zu erstatten und künftig über die Bibliothekseinnahmen und -ausgaben genau abzurechnen. Gleichwohl verstand es die Universität, die Ausführung dieser Anordnung zu verschleppen. Erst in den siebziger Jahren kam es zu einem endgültigen Ausgleich in der Form, daß die Rückstände gegen die Kosten für einen Umbau der Bibliothek verrechnet wurden. Die laufenden Einnahmen sind der Bibliothek dagegen nicht mehr streitig gemacht worden, wenn auch die Geldknappheit des Siebenjährigen Krieges alsbald neue Rückstände mit sich brachte.

1.15 In dieselbe Zeit, nämlich in das Jahr 1748, fällt die Einführung eines Pflichtexemplarrechts gegenüber dem Marburger Universitätsbuchdrucker. Dieser versuchte sich allerdings der einseitigen Maßnahme des Senats zu entziehen und benutzte nach vorübergehender Einigung einen Rechtsstreit mit der Universität dazu, die Ablieferung seiner Druckerzeugnisse wieder einzustellen. Erst seine Witwe konnte 1763 dazu bewegt werden, die Pflichtexemplarregelung nachträglich anzuerkennen.

1.16 Nach dem Siebenjährigen Krieg belebte sich die Bestandsentwicklung in bisher nicht gekanntem Maße. Dank verschiedener günstiger Erwerbungen wuchs die Bibliothek in kurzer Zeit um ein Mehrfaches und konnte damit ihre bis dahin dürftige Größenordnung hinter sich lassen. Der erste große Zugang kam 1763 aus Kassel als Dublettenabgabe der dortigen Fürstlichen Bibliothek. Unter den 423 Bdn befanden sich 235 aus der Bibliothek des 1758 verstorbenen hessen-kasselischen Kriegsrates Philipp Senning, von denen wiederum etwa die Hälfte aus der 1755 an Senning gefallenen Bibliothek des Landgrafen Georg von Hessen (des jüngsten Sohnes Landgraf Karls I. von Hessen-Kassel) stammte. Diese Erwerbung, die durch den Krieg um einige Jahre verzögert worden war, verstärkte insbesondere die Geschichte und die historischen Hilfswissenschaften.

1.17 Der entscheidende Durchbruch bahnte sich fünf Jahre später an, als der Jurist und Universitätskanzler Johann George Estor (1699-1773) der Universität seine Bibliothek vermachte. Da diese weit über 8500 Bde zählte, eröffnete sich für die Universitätsbibliothek die Aussicht auf eine schlagartige Verdreifachung ihres Bestandes. Bevor das Legat anfiel, konnte 1771 für 400 Gulden die Bibliothek des Marburger Mediziners Philipp Jacob Borell (1715-1760) erworben werden. Unter den 1636 Bdn, die eine fühlbare Aufbesserung für Medizin und Naturwissenschaften bedeuteten, befanden sich 104 Sammelbände mit Dissertationen. Nach Estors Tode im Jahre 1773 gelangten nicht weniger als 8890 Bde in die Bibliothek, die neben den Rechtswissenschaften auch den historischen Fächern beträchtlichen Zuwachs brachten. Von besonderem Wert war hier ebenfalls eine Sammlung von Dissertationen, die 571 Bde füllte. Freilich war die Anzahl der sich aus dem Legat ergebenden Dubletten mit 1699 verhältnismäßig hoch. Diese konnten indessen in den folgenden Jahren veräußert werden, wobei der Erlös der Bibliothek zugute kam und weitere günstige Erwerbungen auf verschiedenen Auktionen ermöglichte.

1.18 Auch in der Folgezeit erfuhr die Universitätsbibliothek durch Schenkungen auf manchen Gebieten eine beträchtliche Bestandserweiterung. Im Jahre 1781 erhielt sie durch Vermächtnis die mehrere Hundert Bde zählende Bibliothek ihres ehemaligen Leiters Henrich Otto Duysing (1719-1781; Professor der Geschichte und der Beredsamkeit, später der Theologie, Bibliothekar 1746-1759), die z. T. auf den Vorbesitz des Marburger Theologen Johannes Crocius (1590-1659) zurückging. Zwei Jahre später kam die Bibliothek des Mediziners Georg Philipp Michaelis (1712-1782), die etwa 1200 Bde (darunter 57 Sammelbde mit Dissertationen) zählte, als Geschenk der Witwe hinzu. Allerdings blieb der Wert dieser Erwerbung dadurch, daß sich ein Dublettenanteil von etwa zwei Dritteln herausstellte, hinter den Erwartungen zurück. Im Jahre 1786 vermachte der Professor der orientalischen Sprachen Johann Wilhelm Schröder (1726-1793) der Universität aus seiner Bibliothek 60 Werke, darunter 20 arabische Hss., " um die Aufnahme des orientalischen Studii zu fördern"; dieses Legat fiel 1793 an die Bibliothek.

1.19 Ebenfalls 1793 konnten erneut Dubletten aus der Kasseler Hofbibliothek erworben werden. Nachdem anhand eines Verzeichnisses (s. u.3.5) eine Auswahl getroffen war, erhielt die Universitätsbibliothek 13 große Kisten mit Literatur aus allen Fachgebieten. Unter den Büchern befanden sich auch Bde aus der 1632 von Gustav Adolf nach Kassel verbrachten Fuldaer Jesuitenbibliothek und aus der 1686 durch Erbschaft an Hessen-Kassel gelangten pfälzischen Hofbibliothek. Im selben Jahr fiel der Bibliothek durch Schenkung auch die Büchersammlung der nach dreißigjährigem Bestehen aufgelösten Marburger Literaturgesellschaft zu. Diese zählte zwar nur 33 Titel, bestand aber größtenteils aus Literaturzeitungen der letzten Jahrzehnte des 18. Jhs, was ihren mit 1200 Gulden bezifferten Wert hinlänglich erklärt.

1.20 Angesichts dieser geschlossenen Erwerbungen zeigte sich immer krasser die Unzulänglichkeit der regulären Etatmittel. In zwei Eingaben an die Kasseler Regierung wurde in den Jahren 1789 und 1798 eindrucksvoll dargelegt, daß anstelle der pro Jahr durchschnittlich verfügbaren 104 Reichstaler mindestens 1000 erforderlich seien, um auf dem laufenden zu bleiben; selbst dann sei man immer noch erst in der Lage, das Nötigste anzuschaffen. Der einzige Erfolg dieser Vorstellungen bestand in der einmaligen Sonderbewilligung von 100 Reichstalern im Jahre 1790. Die Erwerbungssituation der Bibliothek war daher trotz einiger beachtlicher Zugänge durchaus unbefriedigend, als im Herbst 1806 Kurhessen (wie die Landgrafschaft Hessen-Kassel nach ihrer Erhebung zum Kurfürstentum im Jahre 1803 genannt wurde) an der Seite Preußens im Kriege gegen Napoleon zusammenbrach und einstweilen zu bestehen aufhörte.

Von der napoleonischen bis zur preußischen Annexion (1806-1866)

1.21 Nachdem Kurhessen in dem von Napoleon eingerichteten Königreich Westfalen aufgegangen war (1807), erschien der Fortbestand der Marburger Universität und damit auch der ihrer Bibliothek zunächst ungewiß. Denn der neue Staat unter König Jérôme (1784-1860, reg. 1807-1813), dem jüngsten Bruder des Kaisers, hatte nicht weniger als fünf Universitäten in seinen Grenzen (Göttingen, Halle, Helmstedt, Marburg, Rinteln), zu deren Unterhaltung die Mittel nicht ausreichten. Im Jahre 1809 entschloß sich jedoch die Regierung, die Universitäten Helmstedt und Rinteln aufzuheben und die in Marburg neben Göttingen und Halle aufrechtzuerhalten. Nach dieser Entscheidung genoß Marburg eine Förderung, wie sie aus den hessen-kasselischen bzw. kurhessischen Zeiten gänzlich unbekannt war. Hiervon profitierte die Universitätsbibliothek in besonderem Maße. Im Jahre 1810 wurde der feste Etat auf 3000 Francs erhöht, was auf diesem Sektor eine Steigerung fast um das Zwanzigfache bedeutete. Außerdem wurden die unständigen Einnahmen durch Anhebung der Immatrikulationsgelder kräftig aufgebessert, so daß die Gesamtmittel der in den letzten Jahren des 18. Jhs wiederholt vergeblich geforderten Größenordnung von 1000 Reichstalern nahekamen.

1.22 Zu den enormen Etaterhöhungen traten mehrere geschlossene Erwerbungen, die den Bestand wirkungsvoll ergänzten. Durch Regierungsdekret vom 14. Februar 1810 kam die Bibliothek der aufgehobenen Deutschordenskommende Lucklum (nordöstlich von Wolfenbüttel) nach Marburg. Sie umfaßte 3010 Werke mit 6906 Bdn, die überwiegend aus dem letzten Viertel des 18. Jhs stammten. Am stärksten waren vertreten Geschichte und historische Hilfswissenschaften (831 Werke mit 2046 Bdn), Geographie (649 Werke mit 1235 Bdn) und Belletristik (467 Werke mit 1074 Bdn), am schwächsten die Naturwissenschaften (54 Werke mit 236 Bdn). Wertvoll war auch der Zuwachs an Zeitschriften, unter denen ein vollständiges Exemplar der Göttingischen Gelehrten Anzeigen hervorragte. Allerdings wurde ein Teil der belletristischen Literatur nicht eingestellt, sondern verkauft, weil er nach damaliger Auffassung für eine wissenschaftliche Bibliothek nicht sammelwürdig war.

1.23 Wertvollen Zugang versprach auch die Bibliothek des 1803 aufgehobenen Klosters Corvey, die im Jahre 1811 aufgeteilt wurde. Indessen stellte es sich heraus, daß sie sich in einem verwahrlosten Zustand befand und insbesondere die meisten ihrer Hss. eingebüßt hatte. Von den ungefähr 5500 Werken, die laut Katalog hätten vorhanden sein müssen und unter denen eine Auswahl getroffen werden sollte, fehlte etwa ein Viertel. Schließlich gelangten im September 1812 nur etwa 400 Werke nach Marburg, zumeist ältere Drucke aus den Gebieten der Kirchengeschichte, der Liturgik, des kanonischen Rechts und der Scholastik, darunter auch einige Hss. und Inkunabeln. Nach dem Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft verlangte die preußische Regierung, welcher Corvey bei der politischen Neuordnung zugefallen war, in den Jahren 1814 und 1816 die Rückgabe der Corveyer Bücher. Die kurhessische Regierung und die Marburger Universität verstanden es jedoch, die Angelegenheit soweit in die Länge zu ziehen, bis die Forderung durch die Abtretung Corveys an den Landgrafen Victor Amadeus von Hessen-Rotenburg gegenstandslos wurde.

1.24 Die Bibliotheken der aufgehobenen Universitäten Helmstedt und Rinteln sollten an die verbliebenen Universitäten in Göttingen, Halle und Marburg verteilt werden, und zwar in der Form, daß diese nacheinander die für ihre Bibliotheken in Frage kommenden Bücher aussuchten. Marburg rangierte hierbei jeweils an letzter Stelle. So kam es, daß aus den Beständen der ehemaligen Universitätsbibliothek Helmstedt erst 1813 eine Auswahl getroffen werden konnte, die im wesentlichen auf einige philologische und historische Werke beschränkt blieb. Auch diese Bücher wurden ähnlich wie die Corveyer später zurückgefordert. Die Universität Marburg umging die Rückgabe mit einem Hinweis darauf, daß vor einem solchen Schritt die noch nicht entschiedene Grundsatzfrage der Rechtmäßigkeit der königlich westfälischen Regierungsmaßnahmen geklärt werden müsse.

1.25 Die Rintelner Universitätsbibliothek, die nach einem Bericht aus dem Jahre 1811 etwa 8000 Werke umfaßte, wurde zunächst der Universität Göttingen angeboten. Diese war mit ihrer Auswahl noch nicht fertig, als sich im Herbst 1813 das Königreich Westfalen auflöste. Alsbald verlangte, nachdem Kurhessen in seinen alten Grenzen unter Einschluß Rintelns wiederhergestellt war, die Kasseler Regierung die bereits nach Göttingen gelangten Bücher zurück.

1.26 Alles in allem bedeutet die westfälische Zeit für die Universitätsbibliothek Marburg einen Fortschritt wie nie zuvor. In kurzer Zeit hatte sich der Bestand mehr als verdoppelt. Von besonderer Wichtigkeit war, daß dieses Wachstum anders als früher in erster Linie nicht auf mehr oder minder zufällige geschlossene Erwerbungen zurückging, sondern in den stark angehobenen Etatmitteln eine solide Grundlage hatte. Hiermit war endlich jener Zustand erreicht, der eine den Erfordernissen angemessene Bestandsentwicklung versprach.

1.27 Mit der Wiederherstellung Kurhessens kehrten wieder bescheidenere Etatverhältnisse ein, wenn auch die Reduzierung auf den kargen Stand von 1809 nach dem endgültigen Sieg über Napoleon (1815) weitgehend rückgängig gemacht wurde. Zudem verschaffte ein Regierungsausschreiben vom 6. Januar 1816 der Universitätsbibliothek das Pflichtexemplarrecht für ganz Kurhessen. Allerdings bedurfte es langjähriger Bemühungen, um die allgemeine Beachtung dieser Verfügung durchzusetzen; erst um die Jahrhundertmitte gelang es, auch mit ablieferungsunwilligen Buchhändlern eine befriedigende Regelung zu vereinbaren.

1.28 Ebenfalls im Jahre 1816 erhielt die Bibliothek mit der Büchersammlung ihres Leiters, des Professors der Philosophie Johannes Bering (1748-1825), einen besonders wichtigen Zuwachs. Da Bering seine privaten Buchanschaffungen mit denen der Bibliothek abgestimmt hatte, war der Dublettenanteil unter den etwa 1230 Bdn gering. War schon die Ergänzung der schwach vertretenen philosophischen Literatur an sich willkommen, so galt dieses noch mehr für die von Bering gesammelte Kant-Literatur, die nicht nur die Werke Kants in Erst- und Frühausgaben, sondern auch die Schriften der frühen Kantianer in stattlicher Anzahl enthielt.

1.29 Ein Jahr später wurde auf Marburger Anregung hin der Akademische Tauschverein gegründet, dem sich im Laufe des 19. Jhs zahlreiche deutsche und ausländische Bibliotheken anschlossen und in dem die Universitätsbibliothek lange Zeit die Funktion einer Koordinierungszentrale ausübte. Diese überregionale Organisation setzte die Bibliothek in den Stand, verstärkt Dissertationen und andere Hochschulschriften zu erwerben und diese Bestandskomponente in einem für ihre Größenordnung überdurchschnittlichen Maße auszubauen.

1.30 Was die ehemalige Universitätsbibliothek Rinteln betraf, so hatte im Jahre 1816 die Kasseler Regierung verfügt, daß alle juristischen und sonstigen von der Universität Marburg gewünschten Bücher dorthin abzugeben seien. In Rinteln suchte man begreiflicherweise möglichst viel für die Bibliothek des an die Stelle der Universität getretenen Gymnasiums zu retten und setzte der Abgabe der Bücher hinhaltenden Widerstand entgegen. Erst im Jahre 1817 gelangten etwa 1500 Werke mit 2200 Bdn nach Marburg. Von ihnen mußten 1000 Bde als Dubletten ausgeschieden werden. Da die der philosophischen Fakultät zuzurechnenden Bücher in Rinteln verblieben waren und die medizinische Literatur mengenmäßig nicht ins Gewicht fiel, profitierten in Marburg einstweilen nur die Rechtswissenschaften und die Theologie von dem Zuwachs.

1.31 Im Jahre 1820 konnten die Arbeiten an dem neuen Realkatalog, zu dem man sich in der westfälischen Zeit in Anbetracht der zahlreichen Neuerwerbungen entschlossen hatte, beendet werden. Hierbei ergab sich für die Zusammensetzung des Buchbestandes, der sich auf knapp 24.000 Werke belief, das folgende Bild: Allgemeines, Wissenschaftskunde, Schriften vermischten Inhalts 422 Werke; Allgemeine Sprachwissenschaft 20 Werke; Orientalische Sprachen 361 Werke; Klassische Philologie 1683 Werke; Neuere Philologie 132 Werke; Historische Hilfswissenschaften, Geographie 1563 Werke; Geschichte 2826 Werke; Hassiaca 956 Werke; Naturgeschichte (mit Biologie) 306 Werke; Physik und Chemie 380 Werke; Medizin 1779 Werke; Technologie 253 Werke; Mathematik 426 Werke; Philosophie 1205 Werke; Pädagogik 47 Werke; Schöne Künste und Wissenschaften 1221 Werke; Staatswissenschaften 391 Werke; Rechtswissenschaften 4438 Werke; Theologie 4796 Werke; Litterärgeschichte 502 Werke. Diese Übersicht läßt als Schwerpunkte die Fächer Theologie, Rechtswissenschaften und Geschichte (einschließlich der historischen Hilfswissenschaften und der Geographie) erkennen, die jeweils über 4000 Werke aufweisen und zusammengenommen mehr als die Hälfte des Bestandes ausmachen. Deutlich geringer sind die Sprach- und Literaturwissenschaften vertreten, die zusammen nur auf etwa 3400 Werke kommen, und schließlich die Naturwissenschaften und die Mathematik, auf die nur etwa 3100 Werke entfallen. Als beachtlich verdienen über 950 Hassiaca hervorgehoben zu werden.

1.32 In den folgenden Jahren erlitt die Bestandsentwicklung einen empfindlichen Rückschlag dadurch, daß die aufgrund des Zuwachses der letzten Jahrzehnte erforderlich gewordenen Umbaumaßnahmen z. T. aus den Erwerbungsmitteln bestritten werden mußten. Die mißliche Lage, in welche die Bibliothek hierdurch geriet, wurde erst 1832 durch die Bewilligung eines neuen ständigen Zuschusses behoben, der die Einnahmen auf ca. 1500 Taler jährlich brachte. Dieses war aber immer noch erst etwa ein Drittel der Etats der Universitätsbibliotheken Bonn und Breslau und ein Fünftel von dem der Universitätsbibliothek Göttingen. Fünf Jahre später folgte eine weitere Aufstockung der Festmittel um 1000 Taler.

1.33 Im Jahre 1844 übernahm die Bibliothek die Büchersammlung der Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften zu Marburg (gegründet 1819) als Depositum. Dadurch daß dieser sich auf dem Tauschwege stetig erweiternde Bestand über die Mitglieder der Gesellschaft hinaus der allgemeinen Benutzung zugänglich gemacht wurde, erfuhren die naturwissenschaftlichen Fächer eine erhebliche Verstärkung. Gegen Ende des Jahrhunderts ging die Sammlung durch Schenkung an die Bibliothek über (s. u. 1.42).

1.34 Im Revolutionsjahr 1848 wurde eine weitere Erhöhung der ständigen Einnahmen um 1000 Taler bewilligt. Damit beliefen sich die Festmittel auf 3136 Taler jährlich, zu denen noch ca. 500 bis 600 Taler an unständigen Einnahmen kamen. Auf dieser Höhe blieben die Mittel für den Buchkauf bis in die ersten Jahre nach der preußischen Annexion. Eine im Jahre 1850 anhand des Realkataloges vorgenommene Bestandsschätzung ergab 37.548 Werke mit etwa 90.000 Bdn; außerdem wurden ca. 42.000 Dissertationen und andere Hochschul- sowie Schulschriften ermittelt.

1.35 In den letzten kurhessischen Jahren konnte durch den Ankauf einer Sammlung aus dem Nachlaß des Gießener Mediziners Ernst Ludwig Wilhelm Nebel (1772-1854) der Bestand an Dissertationen und anderen Kleinschriften um etwa 20.000 Stück vermehrt werden (1856). Ebenfalls durch Kauf wurden 1857 aus der Gymnasialbibliothek Rinteln (der ehemaligen Universitätsbibliothek; s. o. 1.30) die dort enthaltenen Hassiaca erworben. Ein Jahr später gewährte das kurhessische Ministerium des Auswärtigen der Bibliothek den Beitritt zum Gymnasial-Tauschverein, wodurch sich die Möglichkeiten zur Erwerbung von Schulschriften erheblich verbesserten. Als Kurhessen im Jahre 1866 seine Selbständigkeit verlor, hatte die Universitätsbibliothek Marburg, wie eine wenig später vorgenommene Schätzung zu folgern erlaubt, einen Bestand von etwa 105.000 Bdn. Die Zahl der Dissertationen und sonstigen Hochschul- sowie Schulschriften dürfte ca. 65.000 betragen haben.

Von der preußischen Annexion Kurhessens bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1866-1914)

1.36 Unter der preußischen Herrschaft nahm die Universitätsbibliothek wie die Universität Marburg überhaupt einen Aufschwung, der die kurhessischen Verhältnisse weit hinter sich ließ. Von 1874 an ist der Etat in relativ kurzen Zeitabständen erhöht worden, und zwar sowohl im Bereich der regulären Mittel (Festetat und unständige Einnahmen) als auch durch Sonderzuweisungen, die in der Regel für bestimmte Anschaffungen zweckgebunden waren. Insbesondere nachdem die Bibliothek 1887 mit Johannes Roediger (1845-1930; im Amt bis 1920) ihren ersten hauptamtlichen Direktor erhalten hatte, steigerten sich die Haushaltsmittel beträchtlich. Während Roediger bei seinem Amtsantritt einen Festetat von 17.530 Mark vorgefunden hatte, standen im Jahre 1900 auf dieser Position 25.280 Mark und 1914 36.267 Mark zur Verfügung. Zu diesen Beträgen kamen noch die unständigen Einnahmen und die Sonderzuweisungen, die den Gesamtetat im Jahre 1913 auf die Rekordhöhe von 70.618 Mark brachten. Dieses Wachstum wurde allerdings zeitweise durch die gestiegenen Kosten für Bücher und Einbände relativiert.

1.37 Zu den Verbesserungen in der Dotierung traten wichtige geschlossene Erwerbungen sowie Bücherzuweisungen aus den Dublettenbeständen anderer preußischer Bibliotheken bei, die vom Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten vorgenommen wurden. Ihrerseits gab die Bibliothek im Jahre 1871 fast alle eigenen Dubletten an die neugegründete Universitätsbibliothek Straßburg ab. Hierunter befanden sich nicht weniger als 185 Konvolute aus der Nebelschen Sammlung (s. o. 1.35).

1.38 Der erste geschlossene Zugang größeren Umfanges ist für das Rechnungsjahr 1877/78 zu verzeichnen, als das Ministerium 1200 Bde aus den Gebieten Literatur und Theologie überwies. Zwei Jahre später erhielt die Bibliothek 500 Werke kunstgeschichtlichen Inhalts aus den Dubletten der Königlichen Museen zu Berlin. Ebenso bedeutend war die Überlassung von Dubletten, die bei der Königlichen Bibliothek Berlin durch den Ankauf der Büchersammlung des Bonner Moraltheologen und Kirchenhistorikers Heinrich Joseph Floß (1819-1881) angefallen waren. Hierbei handelte es sich um 1058 Werke (zumeist Flugschriften) aus der Zeit der Reformation und der Gegenreformation, die das Ministerium 1884 der Bibliothek auf ihren Antrag zukommen ließ.

1.39 Es folgte 1886 die Bibliothek des Breslauer Mediziners Hans Gierke (1847-1886), der in den Jahren 1876 bis 1881 als Professor der Anatomie an der Universität Tokyo gewirkt hatte. Unter den mehr als 1700 Werken, die das Ministerium für Marburg ankaufte, waren die Medizin, die Zoologie, die Ethnographie, aber auch die Belletristik vertreten; ferner enthielt die Sammlung einige wertvolle Japonica. Die von der Universitätsbibliothek nicht eingestellten Werke wurden weisungsgemäß gegen Berechnung an Institute weitergegeben. Ein Jahr später erhielt die Bibliothek aus der Büchersammlung des Gießener Professors der romanischen und der englischen Philologie Ludwig Lemcke (1816-1884; von 1863 bis 1867 Professor für neuere Sprachen und abendländische Literatur in Marburg), die das Ministerium für 3800 Mark zugunsten der Universitäten Bonn, Göttingen und Marburg angekauft hatte, fast 700 Werke zur allgemeinen, zur deutschen, englischen und romanischen Sprach- und Literaturwissenschaft.

1.40 Ebenfalls in die letzte Zeit der nebenamtlichen Leitung, nämlich in das Jahr 1882, fällt der Beitritt sämtlicher französischer Universitäten zum Akademischen Tauschverein. Auf diese Weise wurde der Bestand an Hochschulschriften durch den laufenden Zugang an französischer Literatur verstärkt; für die Bibliothek erhöhte sich die Zahl der Tauschpartner von 50 auf 68.

1.41 Nach dem Amtsantritt Roedigers konzentrierte sich die Anschaffungspolitik zunächst auf wichtige Zeitschriften und Fortsetzungswerke, da sich in diesen Bereichen ein erheblicher Nachholbedarf herausgebildet hatte. Im Jahre 1890 wurde eine Bestandszählung vorgenommen, die 146.200 Bde und 91.700 kleine Schriften (Universitäts- und Schulschriften) ergab.

1.42 An geschlossenen Erwerbungen ist aus Roedigers Amtszeit zunächst die Büchersammlung des Marburger Germanisten Carl Lucae (1833-1888) zu nennen, die im Jahre 1889 ähnlich wie zuvor die Gierkesche vom Ministerium angekauft und auf mehrere preußische Bibliotheken verteilt wurde. Sie enthielt eine Reihe von Werken der Barockliteratur in Erst- oder Frühausgaben. Noch bedeutender war die Schenkung der Bibliothek der Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften in Marburg, die schon seit 1844 als Depositum verwaltet wurde (s. o. 1.33). Diese belief sich, als sie im Jahre 1899 auf die Universitätsbibliothek überging, auf 3414 Bde, zu denen jährlich über den Tauschverkehr, den die Gesellschaft auch weiterhin unterhielt, ca. 170 Bde hinzukamen. Im Mai 1905 wurde der über 4000 Bde umfassende Restbestand der ehemaligen Universitätsbibliothek Rinteln auf Anordnung des Ministeriums nach Marburg überführt. Eine endgültige Entscheidung behielt sich die Kultusbehörde vor; sie erfolgte fast 20 Jahre später zugunsten Marburgs (s. u. 1.45).

1.43 Einen beträchtlichen Zuwachs an Belletristik unter Einschluß von Trivialliteratur, aber auch an Zeitschriften und Zeitungen brachte die 1908 erfolgte Auflösung der Marburger Museumsgesellschaft, die in den letzten Jahren ihres Bestehens mit der Akademischen Lesehalle verbunden gewesen war. Da für die Zeitschriften und Zeitungen, deren jährlicher Zugang etwa 150 Bde betrug, staatliche Zuschüsse zur Verfügung gestellt worden waren, wurden diese sofort der Bibliothek überwiesen. Die Belletristik und die Trivialliteratur alles in allem eine Sammlung von 9000 Bdn wurden im Jahre 1910 durch Kauf erworben.

Die Zeit der Weltkriege (1914-1945)

1.44 Der Erste Weltkrieg wirkte sich alsbald nachteilig auf die Bestandsentwicklung aus. Hatte der Zuwachs im Jahre 1913 bei 21.087 Bdn gelegen, so verringerte er sich 1914 auf 15.504 und 1915 auf 11.214 Bde. Danach sank der Jahresdurchschnitt auf weniger als 11.000 Bde ab; dieser Rückgang blieb auch über das Kriegsende hinaus zu verzeichnen und konnte erst nach der Inflation wieder aufgeholt werden. Die Beeinträchtigungen ergaben sich in erster Linie aus der starken Abnahme des Tauschverkehrs, wobei sich insbesondere der Ausfall der französischen Tauschpartner bemerkbar machte. Daß sich der Etat aufgrund der verminderten Gebühreneinnahmen um 9000 bis 10.000 Mark pro Jahr verringerte, fiel demgegenüber nicht ins Gewicht; denn da ein Großteil der ausländischen Literatur (für die 1913 über 25 Prozent verausgabt worden waren) nicht mehr zu beschaffen war oder boykottiert wurde, konnten die Mittel bis zum Jahre 1919 nicht voll aufgebraucht werden. Unter den geschlossenen Erwerbungen der Kriegsjahre ragt als größter Einzelposten die Bibliothek des Marburger Mediziners Emil Mannkopff (1836-1918) hervor, die im Jahre 1916 geschenkt wurde und einen Zuwachs von 937 Bdn brachte.

1.45 Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Anschaffungen in steigendem Maße durch die fortschreitende Inflation beeinträchtigt. Von 1920 an kam es zu immer größeren Etatüberschreitungen, bis schließlich Anfang 1923 das Kultusministerium eine Ausgabensperre verfügte. Eine im Jahre 1921 vorgenommene Bestandszählung ergab einen Umfang von 283.000 Bdn (ohne Universitäts- und Schulschriften). Mit Erlaß vom 17. Februar 1923 wurden die fast zwei Jahrzehnte zuvor aus Rinteln überführten Bde (s. o. 1.42) vom Ministerium endgültig der Universitätsbibliothek überwiesen. Damit konnte dieser wertvolle Altbestand, der bis dahin getrennt aufgestellt gewesen war, voll eingegliedert werden. In erster Linie handelte es sich um Drucke des 17. und 18. Jhs, hauptsächlich aus den historischen Fächern. Besondere Hervorhebung verdienen 194 Sammelbände mit Dissertationen und 38 weitere mit Personalschriften (Leichenpredigten u. a.). Andererseits stellten sich von den mehr als 4000 Bdn ca. 1450 als Dubletten heraus.

1.46 Nach Überwindung der Inflation kehrten mit dem Jahre 1924 wieder normale Etatverhältnisse ein. Bis 1930 stiegen die Haushaltsmittel dank kräftiger Sonderzuweisungen von 66.566 RM auf 132.614 RM; anschließend sanken sie allerdings unter dem Einfluß der Weltwirtschaftskrise wieder bis auf 69.633 RM im Jahre 1934 ab. Eine geringfügige Erholung auf Größenordnungen zwischen 70.000 und 73.500 RM brachten die Jahre 1935 bis 1938; ihr folgte jedoch 1939 noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ein erneuter starker Rückgang auf 58.097 RM.

1.47 Der Bestand erreichte im Jahre 1925 einen Umfang von 310.525 Bdn; 1932 waren es 362.902 Bde (jeweils ohne Universitäts- und Schulschriften). Im Jahre 1935 wurde eine Bestandszählung und -messung durchgeführt, welche 387.222 Buchbinderbände und 304.550 Universitäts- und Schulschriften auf 14.667 bzw. 1195,5 laufenden Metern ergab. Die jährlichen Zuwachsraten der Bibliothek lagen während dieser Zeit im Durchschnitt deutlich unter denen der Jahre 1910-1913 (ca. 18.000 Bde gegenüber 19.500 Bdn).

1.48 Von den besonderen Erwerbungen, die zwischen 1924 und 1939 zu verzeichnen waren und die zu einem mehr oder minder erheblichen Teil auch die historischen Buchbestände ergänzten, sei als erste eine 728 Bde umfassende Hassiaca-Sammlung erwähnt, die im Rechnungsjahr 1925/26 angekauft werden konnte. Im Jahre 1926 schenkte der Kasseler Bankier und Kunst-, Münz- wie auch Büchersammler Alexander Fiorino (1842-1940) der Bibliothek 932 Bde Belletristik mit zahlreichen wertvollen Ausgaben älterer Werke. Zur Vierhundertjahrfeier der Philipps-Universität brachte 1927 eine Bücherspende deutscher und österreichischer Verlage einen Zugang von 3397 Bdn. In demselben und im folgenden Jahre erhielt die Bibliothek aus dem Nachlaß des Sanitätsrates Paul Guder (Laasphe) und seiner Frau Helene 3318 Bde insbesondere aus den Fachgebieten Medizin und Geschichte. Es folgten 1928 aus der Müldner von Mülnheim'schen Schloßbibliothek zu Spangenberg (bei Melsungen) 802 Bde, zumeist ältere Drucke historischen Inhalts. 1930 wurde die Bibliothek des Marburger Indogermanisten Karl Geldner (1852-1929) angekauft, die mit ihren ca. 1330 Bdn und 670 Sonderdrucken wesentlich zur Erweiterung der iranistischen und indologischen Bestände beitrug. Im Jahr darauf konnte aus der Fürstlich Stolberg'schen Bibliothek zu Wernigerode eine Reihe wertvoller alter Einzelwerke gekauft werden, darunter 10 Marburger Frühdrucke aus dem Zeitraum 1527 bis 1566. Aus den späteren dreißiger Jahren ist insbesondere eine Sammlung von Kleinschriften zu nennen, die der Marburger Theologe und langjährige Herausgeber der Christlichen Welt, Martin Rade (1857-1940), der Universitätsbibliothek zwischen 1935 und 1939 in mehreren Raten schenkte. Sie belief sich auf 5475 Broschüren aus allen Bereichen der Theologie und der Kirchenpolitik vom ausgehenden 19. Jh an. In demselben Zeitraum konnten auf dem Tauschwege 689 Bde aus den Dubletten der Stadtbibliothek Erfurt erworben werden.

1.49 Der Zweite Weltkrieg brachte für die Bestandsentwicklung der Bibliothek einen empfindlichen Rückschlag. Ähnlich wie im Ersten Weltkrieg lag die Ursache hierfür hauptsächlich in einem starken Rückgang des Tauschverkehrs und nicht so sehr bei den Haushaltsmitteln. Was die letzteren betraf, so steigerten sich diese im Jahre 1940 sogar auf 63.509 RM und blieben auch in den Jahren 1941 bis 1944 in dieser Größenordnung. Allerdings konnten sie nur bis 1943 annähernd restlos verausgabt werden; 1944 hatten das Absinken der Buchproduktion und die stark eingeschränkten Möglichkeiten der Beschaffung ausländischer Literatur zu Folge, daß der Etat nur knapp zur Hälfte aufgebraucht werden konnte. In gewisser Weise war es daher folgerichtig, daß für 1945 nur 30.000 RM bereitgestellt wurden. Als am 28. März 1945 Marburg von den Alliierten kampflos besetzt wurde, belief sich der Bestand auf 439.058 Bde und 395.808 Universitäts- und Schulschriften. Gegenüber dem Jahre 1939 waren es nur 23.359 Bde und 44.125 Universitäts- und Schulschriften mehr, was einen durchschnittlichen Jahreszuwachs von weniger als 4000 Bdn bzw. von ca. 7350 Dissertationen etc. bedeutete und ungefähr den Verhältnissen um die Jahrhundertwende (vor den Rekordjahren 1910-1913) entsprach.

1.50 An Erwerbungen auf dem Gebiet der historischen Buchbestände sind für diese Zeit nur 154 alte Drucke zumeist theologischen Inhalts zu nennen, die aus der Bibliothek des aus einem Jesuitenkolleg hervorgegangenen Gymnasiums zu Emmerich stammten und im Jahre 1942 als Geschenk nach Marburg kamen. Ansonsten wurden angesichts der sich ständig verringernden Buchproduktion die Mittel verstärkt dazu eingesetzt, durch den Ankauf von Antiquaria gezielt ältere Lücken zu schließen, insbesondere bei den Zeitschriften. Andererseits wurden 1942 aus den Dubletten 2000 Bde darunter zahlreiche aus der ehemaligen Universitätsbibliothek Rinteln an die Landesbibliothek Kassel abgegeben, die bei einem Luftangriff im September 1941 über 85 Prozent ihres Bestandes verloren hatte. In erster Linie handelte es sich hierbei um Hassiaca.

1.51 Zur Hauptsorge wurde die Sicherung der Bestände gegen den drohenden Bombenkrieg. Zunächst begnügte man sich damit, die Hss. und Inkunabeln sowie eine Reihe wertvoller Drucke im Keller des Bibliotheksgebäudes unterzubringen. Es folgte 1942 die Überführung von Teilbeständen auf das Marburger Landgrafenschloß, Ende 1943 die der Zeitungen in die sogenannte Alte Universität. Im Jahre 1943 ging man auch dazu über, Bücher nach auswärts zu verbringen; Auslagerungsorte waren ein Bunker in Bad Wildungen (Überführung von 6 Kisten mit den wertvollsten Hss., Inkunabeln und Drucken, u. a. der Sammlung Marburger Frühdrucke 1527-1566, im Februar 1943), das Salzbergwerk Grasleben bei Helmstedt (Überführung von 80 Kisten mit den restlichen Hss. und Inkunabeln, ferner mit Drucken des 16. und 17. Jhs sowie mit Erstausgaben im April 1944) und insbesondere das Kalibergwerk Heimboldshausen bei Philippstal, das im August und September 1944 mit ca. 230.000 Bdn etwas mehr als die Hälfte des Bestandes überhaupt aufnahm. Die im Hause verbliebenen Bücher wurden ebenso wie die von der Auslagerung ausgenommenen Universitäts- und Schulschriften in den vier unteren Magazingeschossen und im Keller zusammengezogen.

1.52 Die befürchteten Schäden an Ort und Stelle blieben aus. Erst in den letzten Kriegswochen zerstörten in der Nähe der Bibliothek eingeschlagene Bomben den größten Teil der Fensterscheiben. Der Betrieb konnte bis zum Einmarsch der Amerikaner aufrechterhalten werden. Dagegen traf die in Heimboldshausen ausgelagerten Bestände ein unerwartetes Mißgeschick. Gegen Ende April 1945, d. h. etwa vier Wochen nach der Einnahme Marburgs durch die Alliierten, brach dort aus ungeklärter Ursache ein Brand aus, der erst nach Monaten unter Kontrolle gebracht werden konnte. Ihm fielen von den auf 108 Meter Länge, 2,5 Meter Breite und 2 Meter Höhe gestapelten Büchern ca. 22 lfd. Meter zum Opfer; etwa 4000 weitere Bde wurden durch das Eindringen von geschmolzenem Salz einstweilen unbenutzbar gemacht. Wie hoch die Verluste der verschiedenen Fachgebiete waren, ist in einem nach der Rückführung der Bestände angefertigten Aktenvermerk vom 10. Juni 1947 größenordnungmäßig aufgelistet: Allgemeines 1200 Bde; Sprach- und Literaturwissenschaft 3500; Geschichte 700; Hassiaca 2700, Naturwissenschaften 1500; Medizin 5000; Technik 400, Mathematik 500; Philosophie 500; Pädagogik 2700; Literatur 3700; Kunstwissenschaft 1500; Staatswissenschaft 100; Rechtswissenschaft 1000; Theologie 5000. Am stärksten betroffen waren demnach zahlenmäßig die Medizin und die Theologie; aber auch in einigen anderen Fächern machten sich die Verluste empfindlich bemerkbar, hatte doch beispielsweise die Pädagogik mit 2700 Bdn etwa 60 Prozent ihres Bestandes eingebüßt. Alles in allem sind in Heimboldshausen etwa 32.000 Bde vernichtet worden. Dieser Zahl sind noch weitere 1500 Bde hinzuzurechnen, die am Orte oder nach außerhalb ausgeliehen waren und infolge der Kriegsereignisse nicht wieder in die Bibliothek zurückgelangt sind. Die Summe der Kriegsverluste beläuft sich damit auf knapp 35.000 Bde, was etwa 8 Prozent des Soll-Buchbestandes (ohne Universitäts- und Schulschriften) von Ende März 1945 entspricht.

Vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Gegenwart

1.53 Nach der Kapitulation von 1945 sank die Bestandsentwicklung auf einen Tiefpunkt. Auf der einen Seite waren die soeben berichteten Auslagerungsverluste zu beklagen, die ihr volles Ausmaß erst Monate nach Beendigung der Feindseligkeiten erreichten; auf der anderen verringerte sich die Bucherwerbung wie nie zuvor im 20. Jh. Der Tauschverkehr hörte fast völlig auf, und von den für 1945 bewilligten 30.000 RM konnten nur 8159 RM für Bücherkäufe verausgabt werden. In den Jahren 1945 und 1946 wurden zusammen nicht mehr als 6670 bibliographische Bde (3306 Buchbinderbände) erworben. Von 1947 an setzte eine allmähliche Erholung ein, die allerdings durch die Geldknappheit im Gefolge der Währungsreform (1948) vorübergehend in Frage gestellt wurde. Im Jahre 1952 überstieg der Etat (einschließlich Sondermittel und Mittel für Bucheinband und Sachausgaben) erstmalig die Größenordnung von 100.000 DM, 1964 die von 500.000 DM, 1970 die von einer Million DM; im Jahre 1990 erreichte er mit 2,13 Millionen DM seinen bisherigen Höchststand. Dieses äußerlich augenfällige Wachstum kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Etatentwicklung der Bibliothek wie so oft zuvor hinter der anderer Hochschulbibliotheken zurückgeblieben ist.

1.54 Der Bestand belief sich 1950 nach Abzug der Kriegsverluste auf knapp 415.000 Bde und 401.271 Dissertationen (diese auch schon vorher gebräuchliche Bezeichnung bürgerte sich jetzt endgültig für die Universitäts- und Schulschriften ein). Im Jahre 1960 war er auf 489.990 Bde und 443.723 Dissertationen angewachsen, nachdem ein Jahr zuvor erstmalig seit 1935 wieder ein Zugang von über 20.000 bibliographischen Einheiten erreicht worden war. Für 1970 lauten die Zahlen 606.704 Bde und 510.046 Dissertationen, für 1980 770.949 Bde und 611.370 Dissertationen. Am Ende des Jahres 1990 besaß die Bibliothek 970.000 Bde und 680.000 Dissertationen, ferner 100.000 Mikromaterialien (davon 23.000 Dissertationen) und 51.000 Karten.

1.55 Eine gewisse Einbuße enstand der Bibliothek dadurch, daß ihr im Zuge des neuen hessischen Pressegesetzes von 1949 das Pflichtexemplarrecht entzogen wurde. Diese zahlenmäßig nie stark ins Gewicht gefallene Zugangsquelle versprach nach dem Zweiten Weltkrieg wegen der Übersiedlung von Verlagen aus der damaligen sowjetischen Besatzungszone nach Nordhessen reichlicher zu fließen als vorher; daher wurde ihr Versiegen zu diesem Zeitpunkt besonders bedauert. Zu einer einschneidenden Verschlechterung der Erwerbungssituation kam es jedoch nicht, zumal auch nach 1949 Marburger und andere nordhessische Verlage fortfuhren, der Universitätsbibliothek Belegexemplare ihrer Veröffentlichungen unentgeltlich zu überlassen.

1.56 Bei der Bestandsentwicklung spielte die Erwerbung von Literatur aus der Zeit vor 1900 eine untergeordnete Rolle. Insbesondere wurde auf einen systematischen Ersatz der Kriegsverluste verzichtet, wofür ohnehin auch keine eigens bewilligten Mittel zur Verfügung standen. Auch ist die Erwerbung geschlossener Sammlungen mit älterer Literatur auf wenige Einzelfälle beschränkt geblieben. Hier sind in erster Linie zwei Professorenbibliotheken zu nennen: Im Jahre 1970 wurde durch Ankauf die Bibliothek des als Emeritus nach Marburg übergesiedelten Hamburger Iranisten Wolfgang Lentz (1900-1987) erworben. Ihr Umfang belief sich auf etwa 1050 Bde. Den Schwerpunkt bildete die Literatur zur indo-iranischen Philologie; daneben verdient eine 76 Titel umfassende Sammlung älterer und neuerer Werke zur Geographie und Landeskunde des Iran und Zentralasiens in europäischen Sprachen (einschließlich des Russischen) Erwähnung. Ebenfalls durch Ankauf erworben wurde 1985 die Bibliothek des Marburger Kirchenhistorikers Winfried Zeller (1911-1982). Von den ca. 5400 Werken stammen etwa 200 aus dem 16. bis 18. Jh; von den restlichen 5200 dürften etwa 800 auf das 19. Jh entfallen. Dem Spezialinteresse Zellers entsprechend ist die Literatur zum Pietismus stärker vertreten; ferner hebt sich eine Sammlung von 166 Gesang- und Liederbüchern des 18. bis 20. Jhs heraus.

1.57 Bei der Erwerbung weiterer Literatur aus der Zeit vor 1900 hält sich die Bibliothek stark zurück; ihre knappe Dotierung legt es ohnehin nahe, Antiquaria nur in Ausnahmefällen zu kaufen. Diese Anschaffungspolitik kann sich darauf stützen, daß der Altbestand der Bibliothek auch durch die Kriegsverluste nicht viel von seinem ansehnlichem Umfang eingebüßt hat. Ergänzungen bleiben auf die Sammelschwerpunkte beschränkt: Hassiaca (insbesondere Literatur aus und über den jetzigen Landkreis Marburg-Biedenkopf), Religionswissenschaft, Kanada-Literatur sowie Literatur von und über Friedrich Carl von Savigny und die historische Rechtsschule (komplementär zu dem handschriftlichen Nachlaß Savignys). Ein letzter Erfolg (1988) war der Ankauf von 74 Disputations- und Promotionsthesen, die in den Jahren 1583 bis 1599 unter dem Marburger Philosophen, Physiker und Mathematiker Rudolf Goclenius d. Ä. (1547-1628) verteidigt worden sind. Hierdurch ist nicht nur die älteste Schicht des Dissertationsbestandes ergänzt, sondern gleichzeitig die Zahl der älteren Marburger Drucke nicht unbeträchtlich vermehrt worden.

Uwe Bredehorn

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Über den Umfang der historischen Buchbestände kann kein vollständiges Bild vermittelt werden, da sich eine lückenlose quantitative Erfassung innerhalb der gegebenen Möglichkeiten aufgrund des Gesamtvolumens als undurchführbar erwiesen hat. Auszugehen war davon, daß der Bestand im wesentlichen nach zwei Systemen aufgestellt ist: nach einem älteren, sachlich untergliederten und seit 1958 in einem jüngeren nach Numerus currens (s. u. 2.79 ff.), und daß, neben dem eigentlichen Buchbestand, die Dissertationen sowie die sonstigen Hochschul- und Schulschriften einen eigenen Bestandsblock bilden.

2.2 Bei der Auswahl der Titel für Titel auszuzählenden Bestandspartien erschien es am sinnvollsten, sich auf den Buchbestand der älteren Aufstellungssystematik zu beschränken, da in der jüngeren eindeutig die Literatur des 20. Jhs dominiert. Im älteren Bereich wurden verschiedene Teilbestände genau ausgezählt. Die Ergebnisse waren so substantiell, daß sie als zuverlässige Basis für eine Hochrechnung auf die älteren Abteilungen des Buchbestandes gelten konnten. Der nach der neueren Systematik aufgestellte Bestand wurde geschätzt. Bei den Dissertationen und sonstigen Hochschul- und Schulschriften ist versucht worden, mit Hilfe einer Stichprobe wenigstens Anhaltspunkte über die chronologische und sprachliche Aufgliederung zu gewinnen.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 Beim Buchbestand sind die Abteilungen der älteren Aufstellungssystematik (insgesamt ca. 15.450 lfd. Meter, s. u. 2.7 ff.) zu ca. 63 Prozent ihres Umfangs ausgezählt worden, wobei sich für die Literatur bis 1900 eine Anzahl von 88.225 Werken ergab. Von hier führt eine Hochrechnung über den Gesamtbereich der " alten" Abteilungen in die Größenordnung von 140.000 Werken. Was die jüngere Aufstellung betrifft (insgesamt ca. 7.290 lfd. Meter, s. u. 2.79 ff.), so ist bei ihr davon auszugehen, daß sie in erster Linie aus Neuerscheinungen seit dem Jahre 1958 besteht, gleichwohl jedoch auch in nicht unbeträchtlichem Umfang ältere Literatur aufweist. Die in ihr enthaltenen Antiquaria bis zum Ende des 19. Jhs dürften mit mindestens 10.000 Werken nicht zu gering angesetzt sein. Somit ist für den gesamten Buchbestand eine Größenordnung von 150.000 Werken des 15. bis 19. Jhs bei einem Gesamtbestand von knapp einer Million Bdn anzunehmen. Neben dem eigentlichen Buchbestand stehen ca. 135.000 bis zum Ende des 19. Jhs erschienene Dissertationen sowie sonstige Universitäts- und Schulschriften (dazu u. 2.82 ff.).

2.4 Was die chronologische Zusammensetzung des Buchbestandes bis 1900 betrifft, so liegt nur für das Inkunabelzeitalter eine genaue Zahl vor. Für die anderen Jhe konnten durch Hochrechnung von den ausgezählten 88.194 Werken auf das Volumen von 150.000 " historischen" Werken insgesamt nur mit Vorbehalt zu behandelnde Orientierungswerte ermittelt werden. Im einzelnen ergeben sich folgende Zahlen: Auf das 15. Jh entfallen 393 Werke (ca. 0,4 Prozent); auf das 16. Jh 9150 (ca. 6,1 Prozent); auf das 17. Jh ca. 20.100 (ca. 13,4 Prozent); auf das 18. Jh ca. 38.100 (ca. 25,4 Prozent) und auf das 19. Jh ca. 81.900 (ca. 54,7 Prozent).

2.5 Für die sprachliche Aufgliederung der Literatur bis 1900 ergibt sich für den Buchbestand bei einer Hochrechnung nach dem im vorigen Abschnitt angewandten Verfahren folgendes Bild: Deutsch ca. 82.200 Werke (ca. 54,9 Prozent); Lateinisch ca. 44.700 (ca. 29,7 Prozent); Französisch ca. 10.350 (ca. 6,9 Prozent); Englisch ca. 4350 (ca. 2,9 Prozent); sonstige Sprachen ca. 8400 (ca. 5,6 Prozent).

Systematische Übersicht

2.6 Der Buchbestand der Bibliothek ist, wie bereits erwähnt, im wesentlichen nach zwei Systemen aufgestellt, die sich hinsichtlich ihres Alters und ihrer Anlage voneinander unterscheiden. Daneben sind als besondere Standortgruppen die Inkunabeln, die Marburger Frühdrucke und die Zeitungen zu nennen. Die letzteren seien als Sondersammlungen nach den Dissertationen und anderen Universitätsschriften am Schluß behandelt.

Alte Aufstellung (Abteilungen I-XX)

2.7 Das ältere System geht auf eine Neuordnung des Bestandes zurück, die im Jahre 1811 unter der westfälischen Herrschaft begonnen wurde und 1820 ihren vorläufigen Abschluß fand (s. o. 1.31). Vorbild war die Systematik, die der Bibliograph und Enzyklopädist Johann Samuel Ersch (1766-1828) für sein Allgemeines Repertorium der Literatur (Jena bzw. Weimar 1793-1807) entwickelt hatte. Allerdings handelte es sich dabei weniger um eine Nachahmung als um eine freie Abwandlung, welche die von Ersch eingerichteten 16 Abteilungen nach Anzahl und Inhalt erheblich modifizierte. Der Buchbestand wurde in 20 mit römischen Zahlen bezeichnete Sachgruppen eingeteilt. Die weitere Gliederung erfolgte ebenfalls nach sachlichen Gesichtspunkten, wobei zur Kennzeichnung von Teilgebieten den römischen Zahlen stellenweise lateinische Kleinbuchstaben hinzugefügt wurden (z. B. IVa griechische Philologie, IVb römische Philologie). Diese sachliche Gliederung war auch maßgeblich für die Aufstellung, und dementsprechend war und ist der seinerzeit angelegte, auch heute noch in Funktion befindliche Bandkatalog sowohl Real- als auch Standortkatalog.

2.8 Dieses System blieb nahezu 150 Jahre in alleinigem Gebrauch, wobei sich allerdings die Grenzen seiner praktischen Aufnahmefähigkeit immer deutlicher bemerkbar machten. Nachdem man sich lange Zeit darauf beschränkt hatte, es an einzelnen Stellen durch Einrichtung neuer Unterabteilungen zu entlasten oder überfüllte Abteilungen in sich neu zu ordnen, entschloß man sich in den fünfziger Jahren zu einer durchgreifenden Änderung (s. u. 2.79).

2.9 Da es sich in dem vorgegebenen Rahmen nicht realisieren ließ, alle Abteilungen I bis XX auszuzählen, mußte die exakte quantitative Erfassung auf solche beschränkt werden, deren Altbestand besonders augenfällig in Erscheinung tritt. Es sind dieses: Klassische Philologie (IV); Geographie und Historische Hilfswissenschaften (VI); Geschichte (VII); Hassiaca (VIII); Naturwissenschaften allgemein, Mineralogie, Biologie (IX); Physik, Chemie (X); Medizin (XI); Philosophie (XIV); Ästhetik, Neuere Literaturen, Musik (XVI); Rechtswissenschaften: Völker- und Staatsrecht (XVIIIb, z. T.); Römisches und sonstiges antikes Recht (XVIIIc, z. T.); Römisches Recht (XVIIIb blau); Theologie (XIX). Damit ist, wie erwähnt, der Buchbestand der Abteilungen I bis XX, nach laufenden Metern gerechnet, etwa zu 63 Prozent erfaßt worden.

2.10 In den genannten Gruppen sind insgesamt 88.225 Werke des 15. bis 19. Jhs ermittelt worden. Diese verteilen sich auf die einzelnen Jhe wie folgt: 15. Jh 393 Werke (ca. 0,4 Prozent); 16. Jh 5374 (ca. 6,1 Prozent), 17. Jh 11.843 (ca. 13,4 Prozent); 18. Jh 22.389 (ca. 25,4 Prozent); 19. Jh 48.266 (ca. 54,7 Prozent). Wenn man vom 15. Jh absieht, so fällt an diesen Zahlen auf, daß auf jedes Jh ungefähr doppelt so viele Werke kommen wie auf das jeweils vorangegangene. Ob das sich hieraus abzeichnende Mengenverhältnis 1 : 2 : 4 : 8 allerdings für den Marburger Bestand repräsentativ oder gar darüber hinaus verallgemeinerungsfähig ist, sei offen gelassen. Der Umstand, daß es in keiner der ausgezählten Abteilungen auch nur annähernd eine Entsprechung hat und somit eine stark nivellierte Durchschnittsrelation darstellt, deutet eher auf das Gegenteil hin.

2.11 Für die sprachliche Aufgliederung ergibt sich folgendes Bild: Deutsch 48.435 Werke (ca. 54,9 Prozent); Lateinisch 26.240 (ca. 29,7 Prozent); Französisch 6070 (ca. 6,9 Prozent); Englisch 2517 (ca. 2,9 Prozent); Sonstige 4973 (ca. 5,6 Prozent). Neben dem Übergewicht des Deutschen fällt die starke Position des Lateinischen auf; demgegenüber nehmen Französisch, Englisch und die sonstigen Sprachen zusammen nur knapp ein Sechstel ein. Überhaupt spielen die modernen Fremdsprachen bis zum Ende des 18. Jhs eine geringe Rolle. Sie erreichen gerade nur den zehnten Teil der Werke in deutscher und lateinischer Sprache, wobei das Französische an der Spitze steht. Erst das 19. Jh bringt einen starken Anstieg. Hier überflügeln jeweils das Französische, das seine Spitzenstellung behält, und die sonstigen Sprachen das Lateinische, und auch das Englische erreicht eine Größenordnung, die zwar noch weit hinter der des Französischen zurückbleibt (2295 gegenüber 4323 Titeln), es aber doch unangefochten zur zweitstärksten modernen Fremdsprache macht.

2.12 Von besonderem Interesse ist das zahlenmäßige Verhältnis zwischen der deutschen und der lateinischen Literatur. Bei den Inkunabeln stehen 380 lateinischen Werken nur 11 deutsche (zu denen noch ein Werk in Griechisch und ein weiteres in Italienisch hinzutreten) gegenüber. Im 16. und 17. Jh bleibt das Lateinische eindeutig die dominierende Sprache; für diese Jhe beläuft sich das Verhältnis zwischen beiden Sprachen fast auf 3 : 1 zu seinen Gunsten (3629 und 1343 Werke bzw. 7889 und 2890 Werke). Selbst im 18. Jh behält das Lateinische mit 11.288 Werken das Übergewicht gegenüber dem Deutschen, das nur auf 8857 Werke kommt. Dieser Befund hat jedoch, wie unten (s. 2.51) zu zeigen sein wird, seine Ursache darin, daß eine der ausgezählten Abteilungen einen umfangreichen Bestand an Sammelbänden mit älteren (und daher ausschließlich lateinischen) Dissertationen enthält. Er ist deswegen als Ausnahme zu werten, wie sehr auch ansonsten durch den Hochschulcharakter der Bibliothek die führende Rolle des Lateinischen in der älteren Literatur begünstigt sein mag. Erst im 19. Jh kehrt sich das Verhältnis um: Die Zahl der lateinischen Titel sinkt auf 3054 (womit sie aber immer noch erheblich größer ist als die der englischen) und wird von den deutschsprachigen mit 35.341 um mehr als das Zehnfache übertroffen. Dieses bedeutet andererseits, daß von allen erfaßten deutschen Titeln nicht viel weniger als drei Viertel aus dem 19. Jh stammen.

2.13 Vergleicht man in den einzelnen ausgezählten Abteilungen die historischen Buchbestände der Menge nach, so hebt sich mit deutlichem Abstand die Geschichte (Abteilung VII) mit 17.000 Werken hervor, überraschend gefolgt von der Medizin (Abteilung XI) mit 14.774 Werken, der Theologie (Abteilung XIX) mit 14.013 Werken und der in einer gemeinsamen Abteilung (XVI) zusammengefaßten Fächergruppe Ästhetik, Neuere Literaturen und Musik mit 10.026 Werken. Auch für die Klassische Philologie (Abteilung IV), die Hassiaca (Abteilung VIII) und die Geographie mit den Historischen Hilfswissenschaften (Abteilung VI) sind in beachtlicher Anzahl Werke des 16. bis 19. Jhs zu verzeichnen (6548, 6510 und 5258 Werke). Die übrigen Abteilungen haben jeweils weniger als 5000 Werke aus der Zeit vor 1900 aufzuweisen. Hierzu gehören auch die nur z. T. ausgezählten Rechtswissenschaften (Abteilung XVIII) mit 4503 Werken. Gerade bei dieser Abteilung muß aber berücksichtigt werden, daß sie über einen viel umfangreicheren Altbestand verfügt. Da sie u. a. Hunderte von Sammelbänden mit älteren Dissertationen enthält (derentwegen auf eine geschlossene quantitative Erfassung verzichtet werden mußte), dürfte sie insgesamt sogar noch die Geschichte deutlich übertreffen (s. u. 2.71 ff.). Die einzelnen Abteilungen

2.14 Die ältere Aufstellungssystematik mit den Bestandsgruppen I-XX ist bereits in der Bestandsgeschichte (s. o. 1.31) in ihren Grundzügen skizziert worden. Im folgenden werden die einzelnen Abteilungen mit ihren Untergliederungen vorgestellt. Bei den Eigentümlichkeiten, auf die hierbei hinzuweisen ist, gilt besondere Aufmerksamkeit den anachronistisch gewordenen Zuordnungen, die ungeachtet aller Überarbeitungen stehen geblieben sind. Zugrunde gelegt sind die im zweiten Jahrzehnt des vorigen Jhs begonnenen und auch heute noch in Gebrauch befindlichen Bde des " Catalogus realis". Die in ihnen anzutreffenden Bezeichnungen oder Formulierungen werden soweit wie möglich wort- und buchstabengetreu referiert.

2.15 Zu jeder Abteilung ist angegeben, wieviele lfd. Meter sie in der Aufstellung (Haupt- und Sondermagazin) einnimmt. Darüber hinaus werden bei den ausgezählten Abteilungen die Ergebnisse der quantitativen Erfassung dargelegt. Bei den nicht ausgezählten Abteilungen wäre es denkbar gewesen, jeweils die Bandzahlen zu schätzen. Hierauf ist aber verzichtet worden, da die Auszählung nach Werken erfolgt ist und ein mengenmäßiger Vergleich zwischen Bdn und Werken unergiebig erschien.

2.16 Abteilung I (ca. 1506 lfd. Meter) trägt die Bezeichnung " Encyklopädie und Wissenschaftskunde". Sie wird eröffnet mit einem Abschnitt, der die Bereiche Allgemeines, " internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit", " akademisches Studium & Gelehrtenwesen überhaupt" sowie die Enzyklopädien und Konversationslexika in sich vereinigt. Es folgen Veröffentlichungen von und über Akademien und andere wissenschaftliche Gesellschaften allgemeiner Ausrichtung. Danach kommen in alphabetischer Ordnung " Ausgaben der Gesammtwerke (opera omnia) & gesammelte Schriften sowie Einzelschriften allgemeinen und vermischten Inhalts solcher Autoren, die nicht einem Spez. Fach allein zuweisbar sind", nebst zugehörigen Erläuterungsschriften. An vierter Stelle rangieren " Zeitschriften allgemeinen und vermischten Inhalts & Sammelpublicationen desselben Inhalts (z. B. auch Festschriften)", an fünfter und sechster " Vermischte und Einzelschriften mannigfachen Inhalts einzelner Autoren" und " Vermischte Schriften überhaupt". Die weiteren Abschnitte sind Gegenständen eingeräumt, für die offensichtlich kein anderer Platz geeignet erschienen ist: Zunächst kommen die Spiele, und zwar Schach, Kartenspiele und Lotto; in der nächsten Gruppe sind " Weissagung, Chiromantie, Wettervorhersage, Astrologie", des weiteren " Zauberei, Hexenwesen, Magie, Okkultismus, Aberglaube; Parapsychologie, Paraphysik" sowie " Theosophie und Anthroposophie" zusammengefaßt. Sodann ist den " geheimen oder angeblich geheimen Gesellschaften (Orden u. dgl.)" ein eigener Abschnitt gewidmet; hier begegnen u. a. auch die Freimaurer und die Rosenkreuzer. Am Schluß ist noch, für die historischen Buchbestände irrelevant, eine Systemstelle " Rundfunkwissenschaft (Allgemeines)" angefügt.

2.17 Abteilung II: " Sprachwissenschaft" (ca. 49 lfd. Meter) ist nicht auf die Linguistik im allgemeinen beschränkt, sondern enthält auch Literatur über bestimmte einzelne Sprachen. Der einleitende Abschnitt " Allgemeine Sprachwissenschaft" befaßt sich u. a. mit " System und Darstellung der gesammten Sprachwissenschaft", dem " Ursprung der Sprache", den " Gründen der Sprachverschiedenheit u. Classification der Sprache". Ferner findet sich in ihm eine Systemstelle über die Schrift, soweit diese in Beziehung zur Sprache zu setzen ist (Untergliederung: Alphabete, Pasigraphie, Stenographie), und eine weitere über " Weltsprachen (Hilfssprachen)" wie Volapük und Esperanto. Der folgende Abschnitt behandelt unter der Rubrik " Sprachvergleichung" die " Verwandtschaft der Sprachgruppen zueinander" (allerdings nur für die semitischen und die indogermanischen Sprachen), die vergleichende Grammatik und die Etymologie. Der letzte Abschnitt ist zwar überschrieben " Die einzelnen Sprachen", läßt jedoch die indogermanischen Sprachen Europas (denen die Abteilungen IV und V vorbehalten sind) unberücksichtigt. Zunächst kommen, angeführt vom Chinesischen, aber noch ohne das Japanische, die ost- und südostasiatischen, polynesischen und australischen Sprachen, sodann die afrikanischen einschließlich des Ägyptischen, danach die amerikanischen Sprachen, ferner das Baskische, die Kaukasus-Sprachen, der " Altaische Sprachstamm" mit den finno-ugrischen Sprachen und dem Türkischen. Am Schluß findet sich das Japanische gewissermaßen nachträglich angefügt.

2.18 Abteilung III (ca. 226 lfd. Meter) steht unter dem pauschalen Oberbegriff " Orientalia", deckt aber dennoch, nachdem ein erheblicher Teil der orientalischen Sprachen bereits in Abteilung II untergebracht ist, im wesentlichen nur Vorderasien und den indischen Subkontinent ab. Der erste Abschnitt wird von den semitischen Sprachen gebildet. Er enthält die Gruppen " Biblisches Hebräisch", " Palästinensisch" (einschließlich des Phönikischen und des Karthagischen), " Aramäisch-Syrisch", " Nachbiblisches Hebräisch" mit " Judendeutsch (Jiddisch)" (vgl. jedoch u. 2.22 zu Abteilung V), die " Südarabischen Dialekte (Himjaritisch, Sabäisch, Minaisch)", am Schluß das Arabische und das Äthiopische. Es folgen die altorientalischen Sprachen; die einzelnen Sprachgruppen sind mit " Akkadisch (= Assyrisch, Babylonisch)", " Hethitisch [= Kanisisch (Forrer), Luisch, Charrisch; Chattisch]", " Elamisch", " Kossäisch" und " Sumerisch" bezeichnet. Den zweiten Abschnitt nehmen die indogermanischen Sprachen des Mittleren Ostens ein, und zwar zunächst die " Nordarischen Sprachreste (Sprache A = Tocharisch, und B)", sodann die iranischen Sprachen vom Awesta über Pehlevi bis hin zum Neupersischen nebst dem Afghanischen, Kurdischen, Armenischen, Lykischen sowie " kleineren Sprachresten"; schließlich die indischen Sprachen vom Sanskrit bis zur Gegenwart, wobei auch die Literatur als solche mitbehandelt wird. Den neuindischen Sprachen zugeordnet ist eine Systemstelle für Zigeunersprachen.

2.19 Abteilung IV ist der Klassischen Philologie (" Classische Literatur"; Unterabteilungen IVa Allgemeines und griechische Philologie, IVb römische Philologie; insgesamt ca. 475 lfd. Meter) gewidmet, schließt aber auch einige andere altertumswissenschaftliche Teildisziplinen in sich ein. Von den hier ausgezählten 6548 " historischen" Werken stammen allein zwei Drittel (4358 Werke) aus dem 19. Jh. Auch das 16. Jh liegt mit 718 Werken (ca. 11 Prozent) weit über dem Durchschnitt, während das 17. und 18. Jh mit 642 bzw. 830 Werken (ca. 9,8 bzw. 12,7 Prozent) überraschend schwach vertreten sind. In der sprachlichen Aufgliederung dominieren erwartungsgemäß die klassischen Sprachen (Griechisch 1433 Werke, ca. 21,9 Prozent; Latein 3013 Werke, ca. 46 Prozent).

2.20 In fachlicher Hinsicht stehen die griechischen und römischen Schriftsteller mit der zugehörigen Sekundärliteratur weit im Vordergrund (auctores Graeci 2869 Werke, ca. 43,8 Prozent; auctores Romani 1707 Werke, ca. 21,6 Prozent). Als besonders auffällig sei auch hier die hohe Anzahl von Ausgaben des 16. Jhs hervorgehoben (Graeci 378; Romani 213). Daneben nehmen sich die übrigen Abschnitte mengenmäßig bescheiden aus: Auf die einleitenden " Allgemeinen Schriften über die Klass. Philologie" und auf die anschließende " Griechische und römische Philologie gemeinsam" entfallen zusammen nicht mehr als 730 Werke, danach auf die griechische Philologie 518 und die römische 724 Werke. Unter der Literatur zur griechischen und zur römischen Philologie befinden sich 105 Werke (85 bzw. 20) zur Literatur- und Geistesgeschichte sowie zur sogenannten Ethologie (Darstellung des Volkscharakters, der Sitten und Bräuche) und nicht weniger als 656 Werke (263 bzw. 393) zur griechischen bzw. lateinischen Grammatik; neben der klassischen Gräzität und Latinität sind auch die byzantinische Epoche sowie das lateinische Mittelalter und, soweit es die Sprache betrifft, das Neugriechische berücksichtigt (die mittel- und neugriechische Literatur ist dagegen in Abteilung XVI bei den Neueren Literaturen untergebracht, desgleichen die neulateinische und auch ein Teil der mittellateinischen, während die neugriechische Literaturgeschichte ihren Platz bei der Geschichte der modernen Literaturen in Abteilung XX erhalten hat, s. 2.62 und 2.77). Im übrigen finden sich neben der Sprach- und Literaturwissenschaft auch Teilgebiete, die sich inzwischen verselbständigt oder doch von der Philologie weg zu anderen altertumswissenschaftlichen Fächern wie der Alten Geschichte hin entwickelt haben; es sind dieses die Epigraphik, die Papyrologie, die Mythologie und Religionsgeschichte sowie der weite Bereich der sogenannten Antiquitäten oder Altertümer (Sakral-, Privat- und staatsrechtliche Altertümer). Besonders ungewöhnlich erscheinen in diesem Zusammenhang zwei Unterabschnitte zur Topographie von Athen und Rom, die zusammen 58 (18 bzw. 40) Werke auf sich vereinigen.

2.21 Abteilung V (ca. 250 lfd. Meter) bringt unter der zusammenfassenden Bezeichnung " Neuere Sprachen" die gegenwärtig in Europa gesprochenen indogermanischen Sprachen mit Ausnahme des Neugriechischen, das seinen Platz bereits bei der Klassischen Philologie gefunden hat. Den Anfang machen die romanischen Sprachen in der Reihenfolge Italienisch, Provenzalisch, Französisch (einschließlich " Französisch ausserhalb des Mutterlandes"), Spanisch (" mit dem Catalanischen"), Portugiesisch, Rätoromanisch und Rumänisch. Es folgen die keltischen Sprachen, unterschieden nach dem britischen (Cymrisch, Cornisch, Bretonisch) und dem gälischen Zweig (Irisch, Gälisch " von Schottland oder Ersisch", Manx).

2.22 An dritter Stelle stehen die germanischen Sprachen, beginnend mit dem Gotischen. Das Deutsche ist erwartungsgemäß besonders differenziert behandelt. Nach der Einteilung in Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch und " Neuhochdeutsch und Hochdeutsch im allgemeinen" folgt ein analog untergliederter Abschnitt über das Niederdeutsche. Sowohl beim Neuhochdeutschen als auch beim Neuniederdeutschen sind die Mundarten in weitem Umfang berücksichtigt. Ein Anhang behandelt die " deutschen Mundarten im Auslande" und das " Judendeutsch" (obwohl für das letztere schon in Abteilung III eine Stelle vorgesehen ist; vgl. o. 2.18). Nach dem Deutschen kommen das Niederländische (mit einem Anhang " Kapholländisch, Afrikaans") und das Flämische, danach das Englische mit dem Amerikanischen und dem " Englischen ausserhalb des Mutterlandes", hierauf das Friesische. Am Schluß der germanischen Sprachenfamilie erscheinen die skandinavischen Sprachen vom " Altnordischen (Altisländisch; Altnorwegisch)" über " Isländisch (d. i. Neuisländisch) und Faröisch" und " Norwegisch (d. i. Neunorwegisch)" bis hin zum Dänischen und Schwedischen.

2.23 Sodann reihen sich an die " Slavo-lettischen Sprachen", und zwar zunächst die slavischen Sprachen in der Anordnung Altkirchenslavisch, Bulgarisch, " Serbokroatisch (Illyrisch)", Slovenisch, Russisch mit " Kleinrussisch (Ruthenisch, Ukrainisch)" als Anhang, Polnisch, Kaschubisch und Slovinzisch, Polabisch, " Wendisch (Sorbisch)" und " Czechisch (Bösch)"; danach die baltischen Sprachen Litauisch, Lettisch und Altpreußisch. In dem einleitenden Abschnitt über die slavische Philologie ist auch eine Stelle für die glagolitische und die kyrillische Schrift eingerichtet. Den Schluß des Sprachenkanons bildet das " Albanesische".

2.24 Abteilung VI (ca. 851 lfd. Meter; ohne die getrennt aufbewahrten Karten und Pläne) trägt die Bezeichnung " Historische Hülfswissenschaften", enthält aber nicht nur die Fächer, die man auch heute unter diesem Begriff zusammenfaßt, sondern darüber hinaus die Geographie und weitere Abschnitte für Statistik und Reisebeschreibungen. Für die drei letzteren waren ursprünglich eigene Abteilungen vorgesehen, was jedoch zugunsten der Zusammenlegung aufgegeben wurde, als man sich entschloß, die Anzahl der Abteilungen auf 20 zu begrenzen.

2.25 Von den 5258 ausgezählten Werken dieser Abteilung gehören nur 90 (ca. 1,7 Prozent) in das 16. Jh und 378 (ca. 7,2 Prozent) in das 17. Jh. Dafür übertreffen das 18. und 19. Jh mit 1418 bzw. 3372 Werken (ca. 27 bzw. 64,1 Prozent) klar den Durchschnitt. Bei den Sprachen ist der Anteil des Deutschen mit 3695 Werken (ca. 70,3 Prozent) weit überdurchschnittlich, ebenso der des Französischen mit 528 Werken (ca. 10 Prozent) und des Englischen mit 331 Werken (ca. 6,3 Prozent), während das Lateinische nur auf 520 Werke (ca. 9,9 Prozent) kommt und auch die sonstigen Sprachen mit 184 Werken (ca. 3,5 Prozent) relativ schwach vertreten sind.

2.26 Die Geographie, die den ersten Abschnitt (VIa) bildet, ist als " allgemeine" und " historische" Geographie zu verstehen; die mathematische und physikalische Geographie und die Geographie des Pflanzen- und Tierreichs haben ihren Platz in den Abteilungen XIII (Mathematik) bzw. X (Physik und Chemie) und IX (Biologie). Die Gliederung ist im wesentlichen nach Erdteilen und Ländern angelegt und an nicht wenigen Stellen bereits im 19. Jh durch die politische Entwicklung überholt worden. So beginnt z. B. die Aufzählung der deutschen Länder mit Österreich, während Ostpreußen als " Preussen (Ordensland)" zu den osteuropäischen Ländern gezogen ist. Die anschließenden Abschnitte " Statistik" (VIb) und " Reisen" (VIc) sind ebenfalls regional gegliedert, und zwar weitgehend analog zur Geographie. Ausgeklammert ist im Abschnitt VIb die kirchliche Statistik, die als ein Teil der Theologie (Abteilung XIX) behandelt wird.

2.27 Danach kommen die historischen Hilfswissenschaften in der Abfolge Chronologie (VId), Diplomatik (einschließlich Paläographie; VIe), Numismatik (einschließlich antike Numismatik; VIf) sowie Genealogie und Heraldik (VIg). Unter der letzteren findet sich auch eine Systemstelle für Orden und Ehrenzeichen.

2.28 Die stärkste Einzelgruppe wird von der Geographie mit 1874 Werken gebildet. Nimmt man noch die geographisch ausgerichteten Fächer Statistik und Reisen mit ihren 1097 bzw. 1374 Werken hinzu, so ergibt sich ein Anteil von über 82 Prozent, so daß für die Historischen Hilfswissenschaften, nach denen die Abteilung immerhin zunächst benannt worden ist, nur ein knappes Fünftel übrigbleibt (913 Werke). Von ihnen ist die Numismatik mit 320 Werken am besten bestückt, gefolgt von der Genealogie (einschließlich Heraldik) mit 271 Werken, der Chronologie mit 167 Werken und der Diplomatik mit 155 Werken. Als auffällig verdient festgehalten zu werden, daß bei der Numismatik und der Genealogie das 18. Jh, bei der Chronologie das 16. Jh erheblich über dem Durchschnitt liegt (113 bzw. 114 und 25 Werke; ca. 42,1 bzw. 35,3 Prozent und 15 Prozent).

2.29 Abteilung VII: Geschichte, ohnehin die umfangreichste Standortgruppe überhaupt (ca. 2225 lfd. Meter), ist mit einer besonders ausführlichen Systematik ausgestattet, die von den 101 Bdn des Real- und Standortkataloges der Abteilungen I-XX nicht weniger als 26 füllt. Von den quantitativ erfaßten Abteilungen vereinigt sie mit genau 17.000 Werken die umfangreichsten historischen Buchbestände auf sich (vgl. aber u. 2.71 das zur Abteilung XVIII: Rechtswissenschaften Ausgeführte). Auch hier ist der Anteil der Literatur des 19. Jhs mit ca. 60 Prozent (10.225 Werken) überdurchschnittlich hoch. Dies gilt mehr noch für die Werke in deutscher Sprache, die auf ca. 63 Prozent kommen (10.732 Werke). Unter dem Durchschnitt liegen die Werke des 16. Jhs (636, ca. 3,7 Prozent) sowie die in lateinischer Sprache (2653, ca. 15,5 Prozent). Beachtlich ist die hohe Zahl der französischen Titel (2268, ca. 13,3 Prozent), die den lateinischen nicht weit nachstehen.

2.30 Der einleitende Abschnitt " Allgemeine Geschichte" (VIIa) enthält außer den üblichen methodologischen, bibliographischen und wissenschaftsgeschichtlichen Teilen und der Universalhistorie auch Fächer, die innerhalb der Geschichte eine Sonderstellung einnehmen oder ihr zugeordnet worden sind, nämlich die Anthropologie, " Vor- und Urgeschichte", Völkerkunde, Kulturgeschichte, Volkskunde und die Religionsgeschichte. Er umfaßt 956 Werke, davon 233 zur Universalgeschichte und 274 zur Anthropologie und den anderen Anhangsdisziplinen. Es schließen sich an die drei Hauptepochen der Weltgeschichte, von denen das Altertum (einschließlich des Alten Orients; VIIb) mit 980 Werken den Einleitungsabschnitt noch geringfügig übertrifft, während das Mittelalter (VIIc) mit nur 361 Werken schwach abschneidet und die Neuere und Neueste Geschichte es wiederum auf 1774 Werke bringt. Breiten Raum nimmt im letztgenannten Abschnitt die " Kriegsgeschichte der Neuzeit" mit einem Kapitel " Friedensschlüsse, Kongresse und einzelne Staatsverträge" ein, worunter nicht weniger als 1015 Werke fallen. Erwähnenswert ist ferner eine aus 340 Titeln bestehende Gruppe " Politische Briefe und Erinnerungen".

2.31 Die übrigen Abschnitte behandeln fast ausschließlich die Geschichte einzelner Länder. Mit insgesamt 6950 Werken übertreffen sie die Literatur zu den Hauptepochen um mehr als das Doppelte. Hiervon entfällt der überwiegende Anteil auf die deutsche Geschichte (VIIe, 3517 Werke), während das sonstige Europa (VIIf-l) auf 3104 Werke kommt und die außereuropäische Geschichte (VIIm) mit nur 329 Werken einen überaus geringen Umfang aufweist. Letzteres wird aber weitgehend dadurch erklärt und auch kompensiert, daß die überseeische Geschichte, soweit sie Kolonialgeschichte ist, ihren Platz bei den jeweiligen Kolonialmächten hat.

2.32 Bei der deutschen Geschichte (VIIe) hat die Landes- und Ortsgeschichte mit 2033 Werken (ca. 57,8 Prozent) ein Übergewicht gegenüber den Gesamtdarstellungen. Den größten Einzelposten stellt hierbei die Literatur über Mittel- und Norddeutschland, die 665 Werke umfaßt (mit Ausnahme Hessens, dessen Geschichte in der Abteilung VIII: Hassiaca mitbehandelt wird). Über die Rheinlande und Süddeutschland sind 584 Werke vorhanden, über Preußen 511 und über Österreich 253. Österreich rangiert hier ebenso wie schon in der Geographie an der Spitze der deutschen Einzelstaaten ungeachtet seines Ausscheidens aus dem Deutschen Bund im Jahre 1866.

2.33 Bei der Geschichte der übrigen europäischen Länder vereinigt Frankreich (VIIh) allein 1140 Werke auf sich, d. h. mehr als ein Drittel der vorhandenen Literatur; hiervon sind 790 in Französisch. Es folgt Italien (VIIg) mit 453 Werken, von denen 228 auf Italienisch abgefaßt sind. Gleich stark vertreten sind mit jeweils 191 Werken die Schweiz (VIIf) und die iberischen Länder Spanien und Portugal (VIIi). Demgegenüber kommen die Niederlande (mit Belgien und Luxemburg) und Großbritannien, aus kaum ersichtlichen Gründen zu einer Ländergruppe zusammengefaßt (VIIk), nur auf 221 Werke, von denen 130 aus dem 17. Jh stammen und hauptsächlich die niederländische Geschichte betreffen. Die Länder Nord- und Osteuropas sowie des Balkans (VII l, Originalbezeichnung " Geschichte der Nordischen Reiche und der Türkei") erreichen einen Umfang von 908 Werken.

2.34 Auf die Geschichte der einzelnen Länder und Kontinente folgt ein Abschnitt mit biographischer Literatur (VIIn), der mit 5978 Werken ebenfalls ein Volumen von beachtlicher Größe aufweist. Dieses ist zum einen darauf zurückzuführen, daß in ihr - allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit neben Persönlichkeiten der politischen Geschichte auch solche der Geistes- und Kulturgeschichte vertreten sind. Zum anderen sind in der hohen Zahl über 2000 Personalschriften des 16. bis 18. Jhs enthalten, und zwar Leichenpredigten ebenso wie akademische Leichenprogramme und Trauerreden, Glückwunsch- und Trauergedichte. Da bei diesem Schrifttum, das häufig nur von geringem Umfang ist, bis in das 17. Jh das Lateinische dominierte, liegt dessen Anteil bei den Biographica mit ca. 22,8 Prozent zwar immer noch unter dem allgemeinen Durchschnitt, andererseits jedoch so hoch wie nirgendwo sonst in der Abteilung Geschichte.

2.35 Besondere Erwähnung erfordert die Literatur über den Zweiten Weltkrieg, obwohl diese von vornherein nicht in den Bereich der historischen Buchbestände gehört. Sie ist nicht in die Abteilung VII: Geschichte eingearbeitet, sondern von Kriegsbeginn an in einer eigenen Bestandsgruppe gesammelt worden, die zunächst die Bezeichnung " Der Großdeutsche Freiheitskrieg 1939/40" (!) erhielt und nach Kriegsende nur noch Abteilung K hieß. Diese Sonderabteilung wurde bis zur Einrichtung der neuen Aufstellungssystematik im Jahre 1958 geführt und alsdann stillgelegt. Die seitdem erschienene Literatur findet sich in den Abteilungen H, Ha, Hd und Hf. Da die Bezeichnung " Abteilung K" nicht geändert wurde, ergab sich für die neue Systematik mit ihren Großbuchstaben die Konsequenz, daß in ihr der Buchstabe K nicht vergeben werden konnte (vgl. u. 2.79).

2.36 Abteilung VIII: Hassiaca (ca. 393 lfd. Meter) umfaßt die Literatur zur hessischen Landeskunde im weitesten Sinne und ist damit nicht nur auf die Geschichte und Geographie beschränkt. Mit berücksichtigt sind die mit Hessen verbundenen bzw. verbunden gewesenen Territorien, nämlich Sclkalden, der hessische Anteil an der Grafschaft Schaumburg mit Rinteln und seit seiner Vereinigung mit der Provinz Hessen-Nassau (1929) auch Waldeck. Ausgeklammert sind dagegen entsprechend ihrer territorialen Entwicklung die Stadt Frankfurt am Main und das Herzogtum Nassau bzw. der Regierungsbezirk Wiesbaden.

2.37 Die historischen Bestände sind mit 6510 Werken fast so umfangreich wie die der Klassischen Philologie. Nahezu 60 Prozent (3880 Werke) entfallen auf das 19. Jh; dafür treten das 16. bis 18. Jh anteilmäßig etwas zurück. Nicht weniger als vier Fünftel (5243 Werke) sind deutsche Titel, während der Rest fast vollständig vom Lateinischen eingenommen wird (1119 Werke, ca. 17,2 Prozent).

2.38 Nach den " Allgemeinen Schriften zur Geschichte und Landeskunde", die es nur auf 138 Werke bringen, kommt zunächst die " Beschreibung von Land und Volk", wobei zwischen den " nichtstaatlichen Einzelgebieten" wie z. B. dem Lahntal und der Rhön einerseits und den " staatlichen Gebieten" Kurhessen und Hessen-Darmstadt andererseits unterschieden wird. Angefügt ist eine alphabetisch angelegte " Ortsbeschreibung und Ortsgeschichte beider Hessen" (in der Kassel unter dem Anfangsbuchstaben C geführt wird). Dieser Abschnitt hat einen Umfang von 1271 Werken, von denen allein 854 auf den topographischen Teil entfallen (hierunter nicht weniger als 139 Marburg-Titel). Im nächsten Abschnitt sind unter der Rubrik " Historische Hülfswissenschaften" Adressbücher, Kalender, Hof- und Staatshandbücher sowie Literatur zur hessischen Numismatik, Genealogie und Heraldik vereinigt. Die verhältnismäßig geringe Zahl von 97 Titeln wird durch die hohe Bandzahl der periodisch erschienenen Werke wettgemacht.

2.39 Es folgt die hessische Geschichte zunächst unter allgemeinen, danach unter regionalen, chronologischen und biographischen Aspekten. Hier findet sich mit 2248 Werken mehr als ein Drittel der unter den Hassiaca vorhandenen historischen Buchbestände. Den Schwerpunkt bildet die biographische Literatur. Sie umfaßt 1379 Werke, von denen 311 auf hessische (insbesondere hessen-kasselische) Fürsten und 990 auf die Personalschriften-Sammlung " Personalia Hassiaca" entfallen. Es schließen sich an einige kleinere Abschnitte über das hessische Militärwesen (61 Werke), zum Schulwesen (213 Werke) und zur hessischen Belletristik (" Parnassus Hassiacus", 325 Werke). Diese werden abgelöst vom Rechtswesen, welches, untergliedert in die Hauptgruppen Staatsrecht (Öffentliches Recht), Kirchenrecht, Privatrecht, Arbeitsrecht, Strafrecht und Rechtsfälle, mit 1270 Werken die Größenordnung der " Beschreibung von Land und Volk" erreicht. Der folgende Abschnitt trägt die Überschrift " Theologie". Er zerfällt in die Teilgebiete Kirchengeschichte und " Liturgik (Praktisches Kirchenwesen)", die zusammen 699 Titel enthalten. Danach werden die " Gelehrtengeschichte" und das Universitätswesen behandelt, von denen die erste nur mit 11, das letztere aber mit 761 Werken (davon über die Hälfte in Latein und mehr als zwei Drittel über die Universität Marburg) aufwartet. An den Schluß gestellt sind zwei kleine Abschnitte über Bibliotheken (unter Mitberücksichtigung des Buch- und Pressewesens) und Archive mit einem Umfang von 36 Werken.

2.40 Mit der Abteilung IX: Naturwissenschaften allgemein, Mineralogie und Biologie (ursprüngliche Bezeichnung " Naturgeschichte", ca. 1075 lfd. Meter) wird die Reihe der naturwissenschaftlichen oder naturwissenschaftlich orientierten Fächer eröffnet. In ihr sind zwar nur 3530 Titel des 16. bis 19. Jhs gezählt worden; dieser numerisch eher bescheidene Befund wird jedoch durch den reichen Bestand an großformatigen und häufig umfangreichen Tafelwerken mehr als aufgewogen. Über vier Fünftel (2904 Werke) stammen aus dem 19. Jh. Die Anteile der anderen Jhe liegen sämtlich entsprechend stark unter dem Durchschnitt. Ebenfalls überdurchschnittlich ist die Zahl der deutschsprachigen Werke (2254, ca. 64 Prozent), und zwar in erster Linie auf Kosten des Lateinischen, das nur auf 530 Werke (ca. 15 Prozent) kommt. Dabei nimmt die Zahl der lateinischen Werke nicht etwa wie in den meisten anderen Fächern nach dem 17. Jh ab, sondern steigt stetig und deutlich (43, 147, 158, 182).

2.41 Von den vier Abschnitten der Abteilung ist der erste den Naturwissenschaften im allgemeinen gewidmet. Die übrigen drei behandeln die klassischen " tria regna" des Naturreiches: zunächst die Mineralogie zusammen mit der Kristallographie, der Geognosie, der Geologie und der Paläontologie, sodann die Botanik und schließlich die Zoologie. Von ihnen haben die beiden biologischen Disziplinen mit 968 bzw. 992 Werken ein klares Übergewicht im Vergleich zum Allgemeinen und zur Mineralogie, für welche nur 823 bzw. 747 ermittelt werden konnten.

2.42 Bei den Naturwissenschaften im allgemeinen sind hervorzuheben die " ältere Naturphilosophie und Naturbeschreibung" mit 74 Werken, von denen allein 52 aus dem 17. Jh stammen. Ferner sei hingewiesen auf Schriften von Versammlungen und Gesellschaften (229 Werke, bis auf 13 alle aus dem 19. Jh) und auf die Literatur zur Deszendenztheorie des 19. Jhs, die mit 85 Werken vertreten ist.

2.43 Von den mineralogischen Werken hat fast die Hälfte (350 Werke) die Mineralogie, Geologie und Paläontologie einzelner Regionen zum Gegenstand. Bei der allgemeinen Literatur vereinigen Geologie und Paläontologie 144 Titel auf sich, während die Mineralogie 92, die Kristallographie 62 und die Geognosie nur 19 aufweisen.

2.44 Bei der Botanik werden die größten Teilgruppen von der Literatur zu den einzelnen Genera (190 Werke), zur Pflanzenanatomie und -physiologie (213 Werke) und zur Flora einzelner Regionen (167 Werke) gebildet. Erst danach folgen mit erheblichem Abstand Lehrbücher und sonstige Werke zur Systematik der Pflanzen (65 Werke) sowie Literatur zur angewandten Botanik (36 Werke). Durchgängig stammen weitaus die meisten Titel aus dem 19. Jh. Daneben verdienen unter historischen Gesichtspunkten die in einer besonderen Gruppe zusammengefaßten Werke älterer Botaniker Interesse; bei ihnen handelt es sich um 39 Titel fast ausschließlich des 17. und 18. Jhs. Ferner sei noch die Literatur über einzelne botanische Gärten und Museen erwähnt, die sich auf 30 überwiegend dem 19. Jh entstammende Titel beläuft.

2.45 In der Zoologie entfällt mit 599 Werken der größte Einzelposten auf die einzelnen Genera. Anatomie und Physiologie der Tiere sind mit 130 Titeln vertreten, die Lehrbücher und Systeme mit 41, die angewandte Zoologie mit 37 und die regionale Fauna mit 31. Auch hier ist das 19. Jh immer in erdrückender Überzahl. Die Gruppe der Schriften älterer Zoologen enthält 33 Titel, davon allein 26 aus dem 17. Jh.

2.46 Abteilung X: Physik und Chemie (ca. 686 lfd. Meter) umfaßt an historischen Buchbeständen 1850 Werke. Hiervon entfallen etwas mehr als zwei Drittel, nämlich 1276 Werke, auf die Physik, während die Chemie nur 574 Werke aufweist. In diesen Zahlen spiegelt sich deutlich der Entwicklungsvorsprung wider, den die Physik lange Zeit als eigenständige Wissenschaft gegenüber der Chemie hatte. In beiden Fächern ist der Anteil der Literatur des 19. Jhs mit jeweils etwa drei Vierteln weit überdurchschnittlich; ebenfalls erheblich über dem Durchschnitt liegt der der deutschsprachigen Literatur (Physik 870 Werke, ca. 68 Prozent; Chemie 454 Werke, ca. 79 Prozent).

2.47 In den einleitenden Abschnitten sind eigene Systemstellen nicht nur für die Fachgeschichte und " Allgemeine Schriften" (Physik 28 und 177 Werke; Chemie 24 und 117 Werke), sondern auch für die Werke " älterer" Physiker und Chemiker eingerichtet. Die letzteren nehmen mit 243 und 108 Werken jeweils ein knappes Fünftel der historischen Bestände ein; fast alle Werke stammen aus dem 17. und dem 18. Jh. Dafür ist in den übrigen Teildisziplinen so gut wie durchgängig nur Literatur des 19. Jhs anzutreffen.

2.48 Die Physik ist in die Hauptgruppen Mechanik, Molekularphysik und Atomphysik, Akustik, Optik, Wärmelehre, Elektrizität und Magnetismus eingeteilt. Unter ihnen ragen zahlenmäßig hervor die Mechanik (140 Werke), die Optik (129 Werke) sowie Elektrizität und Magnetismus (112 Werke). Angeschlossen ist ein stark differenzierter Abschnitt über die " Physik der Erde" mit den Kapiteln " Die Erde", " Das Land", " Das Wasser", " Der Weltraum" und " Die Luft". Dieser ist mit 283 Werken weitaus umfangreicher als die einzelnen klassischen Teilgebiete der Physik. Von ihm beschäftigen sich allein 184 Titel mit Meteorologie und Klimakunde, welche beide dem Kapitel " Luft" zugeordnet sind.

2.49 Bei der Chemie steht die " theoretische und physikalische Chemie" am Anfang der engeren Teildisziplinen, gefolgt von der anorganischen, der organischen und der analytischen Chemie. Die weitere Untergliederung ist insbesondere im 20. Jh an vielen Stellen erheblich ausgebaut worden. In quantitativer Hinsicht liegt erwartungsgemäß die organische Chemie mit 107 Werken vorn. Danach kommen die theoretische und physikalische Chemie mit 74, die analytische Chemie mit 71 und schließlich die anorganische Chemie mit nur 20 Titeln. Besonders hingewiesen sei innerhalb der organischen Chemie auf die im vorigen Jahrhundert entwickelte " Agriculturchemie", die mit 28 Werken vertreten ist.

2.50 Abteilung XI: Medizin (ca. 638 lfd. Meter) ist in 9 Abschnitte (XIa-i) untergliedert. Im ersten Abschnitt befindet sich unter der Rubrik " Allgemeine Medicin" ein seinerseits stark aufgefächerter Unterabschnitt über die Geschichte der Medizin, in dem auch " einzelne Aerzte" vertreten sind, und ein weiterer mit " Werken der Aerzte". Es schließen sich an die spezifischen Teilgebiete der Medizin, wobei mit den beschreibenden begonnen wird und in den angewandten auch die Spezialdisziplinen mitenthalten sind: Anatomie (XIb), Physiologie (XIc), Praktische Medizin (XId; enthält Diaetetik, allgemeine Pathologie, Semiotik, allgemeine Therapie, besondere Pathologie und Therapie, medizinische Geographie), Chirurgie (XIe; hier unter den " besonderen Schriften" auch Ophthalmologie und Ohrenheilkunde), Geburtshilfe (XIf; einschließlich Hebammenwesen), " Vieharzneikunde" (XIg), " Arzneimittellehre" (XIh; enthält Materia medica, Pharmakodynamik, Pharmazie einschließlich Pharmakopoeen und Dispensatorien), " Staatsarzneiwissenschaft" (XIi; enthält u. a. gerichtliche Medizin, " öffentliche Gesundheitspflege", " Militär-Hygiene", Medizinalgesetzgebung, Unfallmedizin). Diese Systematik wurde 1928 aufgegeben. Seitdem kamen Neuerwerbungen mit Erscheinungsjahren ab 1900 in einen neu eingerichteten Teil der Abteilung XI, in dem die Bücher nach Erscheinungsjahren und innerhalb derselben nach dem Numerus currens aufgestellt wurden.

2.51 In quantitativer Hinsicht nimmt die Medizin mit 14.774 Werken des 16. bis 19. Jhs von den ausgezählten Abteilungen noch vor der Theologie den zweiten Platz ein. Verschiedene Umstände legen es allerdings nahe, dies als einen Zufallsbefund zu werten. Daß das 16. Jh nur 278 Werke und damit einen Anteil von weniger als 1,9 Prozent aufweist, mag noch als die geringste Unregelmäßigkeit eingestuft werden; überraschender ist es schon, daß das 17. Jh mit 2943 Werken vertreten ist und damit fast ein Fünftel einnimmt. Völlig außerhalb der Norm ist es, daß das 18. Jh mit 7715 Werken über 52 Prozent auf sich vereinigt und damit das 19. Jh (3838 Werke, ca. 26 Prozent) um das Doppelte überflügelt. Ähnlich atypisch verhält es sich mit den Sprachen: Nicht weniger als 10.350 Werke (ca. 70,1 Prozent) sind in Latein; ihnen stehen nur 3718 Werke (ca. 25,2 Prozent) auf Deutsch und 715 (ca. 4,8 Prozent) in Französisch, Englisch oder anderen Sprachen gegenüber. Von den lateinischen Werken fallen 2751 in das 17. und 7132 in das 18. Jh. Die Erklärung für diese ungewöhnlichen Zahlen ist in der Tatsache zu suchen, daß der Buchbestand der Abteilung Medizin zwar ebenso wie der anderer Abteilungen, aber in sehr viel größerem Umfang als beispielsweise der der Theologie Sammelbände mit älteren Dissertationen enthält, die sowohl die Zahl der Einzelschriften des 17. und besonders des 18. Jhs als auch die der lateinischen Publikationen in die Höhe treiben. Diese " Dissertationes medicae" (insgesamt 180 Sammelbände) stehen in der einleitenden Unterabteilung Allgemeine Medizin (XIa), in der mit 9826 Schriften zwei Drittel aller medizinhistorischer Buchbestände vereinigt sind, wobei 9170 auf das 17. und 18. Jh und 9204 auf das Lateinische entfallen. In allen anderen Unterabteilungen kommt das Bild dem Durchschnittsbefund näher.

2.52 Unter historischem Blickwinkel sind in dem Einleitungsabschnitt noch von Interesse die " Werke der Aerzte" mit 152 Titeln, von denen über zwei Drittel dem 16. bis 18. Jh entstammen, sowie die Rubrik " Geschichte der Medizin" mit 216 Titeln, die allerdings fast zu zwei Dritteln dem 19. Jh angehören.

2.53 Die übrigen Abschnitte nehmen sich, nachdem durch die Dissertations-Sammelbände die Zahlen sehr zugunsten des Allgemeinen verschoben sind, relativ bescheiden aus. Das meiste hat noch die Praktische Medizin (XId) mit 2541 Werken aufzuweisen, deren Schwerpunkte allerdings eindeutig im 19. Jh (1699 Werke) und bei den deutschen Titeln (1669 Werke) liegen. Es folgen die Anatomie (XIb) mit 736 Werken, die Physiologie (XIc) mit 544 Werken und die Chirurgie (XI1) mit 464 Werken. Auch hier dominieren überall das 19. Jh und die deutschsprachige Literatur. Anders verhält es sich mit der " Arzneimittellehre" (XIh); von ihren 352 Titeln stammen 213 aus der Zeit bis 1800, davon nicht weniger als 120 aus dem 17. Jh.

2.54 Abteilung XII mit der altertümlichen Bezeichnung " Gewerbskunde" (ca. 289 lfd. Meter) ist der Technik und ihren vielfältigen Anwendungen in Land- und Forstwirtschaft, Bergbau, Handwerk und Industrie gewidmet.

2.55 Den ersten großen Sachkomplex bildet das " Berg-, Hütten- und Salinenwesen", dem später auch die " Moorkultur" zugeordnet worden ist. Es folgen die Landwirtschaft (einschließlich Bodenkunde), die " Gaertnerei, Obst und Weinkultur", danach die Forstwissenschaft (einschließlich Jagdwesen), die " landwirth. Thierkunde" und schließlich die " Technologie, Techn. Chemie, Maschinenlehre". Im letztgenannten Abschnitt sind ohne weitere Ordnung " einzelne Gewerbe, Industrien, Erfindungen" versammelt. Hiervon seien genannt: " Schneiderei und Hutmacherei. Schucherei", " Papierfabrication. Druckerei, Buchbinderei", " Ventilation und Heizung", " Mechanik, Dampf-Maschinenwesen", " Automobile", " Eisenbahnen", " Aerostatik. Luftschiffahrt, Flugzeuge", " Kochkunst und Küchenwesen", " Kaufmännische und Handelswissenschaften. Buchführung", " Hauswirthschaft (Kunst zu wirthschaften)", " Photographie".

2.56 Abteilung XIII (ca. 422 lfd. Meter) enthält die Mathematik, und zwar sowohl die reine als auch die angewandte mit einer Reihe von Fächern, die ihr früher traditionell zugeordnet waren, sich inzwischen aber längst verselbständigt haben oder anderen Wissenschaften angegliedert worden sind.

2.57 Die reine Mathematik nimmt die Abschnitte XIIIa und XIIIb ein. Im ersteren befinden sich neben dem Allgemeinen die Elementar-Mathematik mit Arithmetik und Geometrie, im zweiten die Höhere Mathematik mit Algebra, Mengenlehre, Differential- und Integralrechnung, Analytischer Geometrie u. a. Mit dem dritten Abschnitt (XIIIc) beginnt die angewandte Mathematik. Hierzu werden gezählt die Meßkunde (Metronomie), die Wahrscheinlichkeitsrechnung mit der " mathesis forensis", der politischen und der ökonomischen Mathematik, die Praktische Geometrie, d. h. die Geodäsie (einschließlich bestimmter Vermessungsunternehmen), die Projektionslehre (" géométrie descriptive", Kartenprojektion), die Perspektive, die Markscheidekunst, die Ballistik, die Gewölbekonstruktionslehre und die Gnomonik (Herstellung von Sonnenuhren). Einigen anderen angewandten Disziplinen sind eigene Abschnitte eingeräumt. Es sind dies die Astronomie (XIIId; mit einem Unterabschnitt über Astrologie), die " Civilbaukunst" (XIIIe) und die " Kriegskunst" (XIIIf; ab 1929 fortgesetzt durch den Unterabschnitt XIIIk, Militärwissenschaft).

2.58 Mit der Abteilung XIV: Philosophie (ca. 394 lfd. Meter), der auch die Psychologie zugeordnet ist, kehrt die Systematik wieder zu den Geisteswissenschaften zurück. Im ersten Abschnitt werden die Bibliographie und die Geschichte der Philosophie behandelt. Erst danach kommt das Allgemeine mit " Einleitendem", Fachlexika und einem Kapitel über das " Verhältniss der Philosophie zur Kunst, zu den Wissenschaften, zum Glauben". Es folgen " Ausgaben der Gesammtwerke und Vermischten Schriften philosophischer Autoren" in historischer Anordnung, wobei für Altertum und Mittelalter auch auf die Abteilungen Klassische Philologie (IV) und Theologie (XIX) verwiesen wird. Bei den sich anschließenden fachspezifischen Einzelgebieten macht die Psychologie den Anfang, gefolgt von der Logik, der Metaphysik (einschließlich Religionsphilosophie und einem Kapitel über " Dasein und Eigenschaften Gottes") und der Praktischen Philosophie (Ethik, Moralphilosophie; Naturrecht, Völkerrecht; " Kriegs- und Friedensrecht"). Diese Aufgliederung gilt für die Literatur bis 1930; für die danach erschienenen Neuerwerbungen wurden die Unterabteilungen Philosophie einschließlich Soziologie (XIVa) und Psychologie (XIVb) eingerichtet.

2.59 Von den 3471 Werken bis 1900 fällt nur knapp die Hälfte (1712 Werke) in das 19. Jh, das damit deutlich unter dem Durchschnitt bleibt. Ähnliches ist für die Literatur des 16. Jhs festzustellen, die nicht mehr als 116 Werke (ca. 3,3 Prozent) zählt. Überdurchschnittlich ist dagegen mit einem knappen Drittel der Anteil des 18. Jhs (1081 Werke) wie auch der des 17. Jhs, der mit 562 Werken etwa bei einem Sechstel liegt. Dies bedeutet, daß die Philosophie der Aufklärung im Bestand eine starke Position einnimmt. Bei den Sprachen übersteigt das Deutsche mit 2009 Werken (ca. 57,9 Prozent) klar den Durchschnitt; dieses ist in abgeschwächter Form auch beim Lateinischen (1054 Werke, ca. 30,4 Prozent) und beim Französischen (272 Werke, ca. 7,8 Prozent) der Fall.

2.60 Die stärkste Einzelgruppe wird mit 682 Titeln von der Geschichte der Philosophie gebildet. Bezeichnenderweise ist die Literatur zur Philosophie des Altertums sowie der Neuzeit mit 188 und 232 Titeln recht gut vertreten, während die zur Philosophie des Mittelalters nur auf 85 Titel kommt. Nicht viel schwächer als die Philosophiegeschichte nimmt sich die Praktische Philosophie mit 642 Werken aus, von denen mehr als die Hälfte aus dem 18. Jh stammt. Beachtlich ist ferner die 504 Titel umfassende Gruppe der Werkausgaben, unter denen die Werke Kants und die frühen kantianischen Erläuterungsschriften dank der Schenkung des Marburger Kantianers Johannes Bering (s. o. 1.28) besonders hervorragen. Bei der Unterabteilung " Logik", die nur 318 Titel enthält, überrascht der hohe Anteil des 17. Jhs (115 Werke, ca. 36,2 Prozent). Auch bei der Metaphysik (541 Titel) liegt das 17. Jh mit 138 Titeln, d. h. mit einem Anteil von einem Viertel, weit über dem Durchschnitt. Demgegenüber gibt sich die ebenfalls in Abteilung XIV untergebrachte Psychologie deutlich als jüngere Wissenschaft zu erkennen. Von ihren 419 Werken sind 310, also knapp drei Viertel, aus dem 19. Jh.

2.61 Abteilung XV: Pädagogik (ca. 98 lfd. Meter) wurde durch die Kriegsfolgen (s. o. 1.52) stark dezimiert. Sie zerfällt, von den einleitenden " allgemeinen Schriften" abgesehen, in die beiden Abschnitte " Geschichte, Statistik und Kritik" sowie " Theorie und Praxis". Hiervon behandelt der erste die historische Entwicklung und den " gegenwärtigen Zustand des Erziehungs- und Schulwesens"; eigene Kapitel sind der " Geschichte einzelner Pädagogen und Lehrer", dem Schulwesen und der Schulgesetzgebung einzelner Länder, dem " Lehrerstand" und einzelnen Schulen gewidmet. Bei der " Theorie und Praxis" geht es um die Unterrichtsmethodik (Didaktik) sowie um einzelne Erziehungs- und Unterrichtsmethoden, wobei " Ziel und Einrichtung des Unterrichts nach Schulkategorien" und " Lehrmethode und Lehrmittel nach Unterrichtsfächern" gesondert berücksichtigt sind. Ein Kapitel " Kinder- und Jugendschriften", später noch um einen Anhang zur Musikerziehung erweitert, bildet den Schluß.

2.62 Abteilung XVI (ca. 972 lfd. Meter) hatte ursprünglich die Bezeichnung " Schöne Künste und Wissenschaften". Nachdem jedoch 1869 für die bildende Kunst eine eigene Abteilung (XVIa; ca. 255 lfd. Meter) eingerichtet wurde, heißt sie " Aesthetik, Neuere Literatur, Musik". Ausgangspunkt der Systematik ist die für Kunst und Literatur gleichermaßen grundlegende Ästhetik mit ihren Wertkategorien (das Schöne, das Erhabene usw.). Ihr folgt unter der Überschrift " Redende Künste" ein literaturtheoretischer Abschnitt, in dem Poetik, Rhetorik und Stilistik behandelt werden. Danach kommt mit der " Schönen Literatur" das Kernstück der Abteilung. In ihr ist die neuere europäische Belletristik einschließlich der mittel- und neulateinischen sowie der mittel- und neugriechischen (z. T. in Konkurrenz zur Abteilung Klassische Philologie; vgl. o. 2.20) samt der zugehörigen Sekundärliteratur vereinigt. Die weitere Ordnung orientiert sich an den Literaturgattungen Briefe, Gespräche, Orationes, Dichtung (Poesie und Prosa). Vorangestellt ist ein Unterabschnitt für Werksammlungen der deutschen, spanischen, italienischen, französischen, niederländischen und englischen " Schönen Literatur". Dieses bedeutet, daß die einzelnen Nationalliteraturen in der Regel, d. h. bis auf die kleineren, nicht jeweils geschlossen für sich, sondern in ihre Gattungen zerlegt dargeboten werden. Ebenso auffällig ist es, daß eine eigene Position für die Literaturgeschichte an dieser Stelle fehlt. Dieser ist in der Abteilung XX ein Platz in der Nachbarschaft der sogenannten Litterärgeschichte zugewiesen. Bei der Musik, die die Schöne Literatur ablöst, ist keine straffe systematische Untergliederung vorhanden, so daß in lockerer Folge Werke allgemeinen Charakters neben musikgeschichtlichen und musiktheoretischen sowie neben Musikalien begegnen.

2.63 Da die Systematik der Abteilung XVI im Laufe der Zeit immer weniger Raum bot, um Neuerwerbungen aufzunehmen, wurde sie um mehrere Unterabteilungen erweitert, die zur Unterscheidung zusätzlich lateinische Kleinbuchstaben erhielten. Als erste entstand 1869, wie bereits erwähnt, die Unterabteilung XVIa: Kunstwissenschaft (mit Archäologie), in welche auch der seinerzeit bereits vorhandene Bestand überführt wurde. In den Jahren 1936 bis 1938 wurden weitere Unterabteilungen für die Literaturen und die Musik angelegt, die im Gegensatz zu XVIa allerdings auf Neuerscheinungen ab 1930 beschränkt blieben. Es sind diese: Allgemeines, mittel- und neugriechische, alt-, mittel- und neuhochdeutsche Literatur (XVId); niederländische, skandinavische und englische Literatur (XVIe); romanische Literaturen (XVIf); keltische, slavische und baltische Literaturen (XVIg) und Musik (XVIm). Die Ästhetik schließlich erhielt, ebenfalls für die Zeit ab 1930, einen neuen Platz in der Abteilung Philosophie (XIVa).

2.64 Mit 10.057 Werken weisen Ästhetik, Neuere Literatur und Musik ebenfalls ansehnliche historische Buchbestände auf. Allerdings entfallen hiervon vier Fünftel, nämlich 8059 Werke, auf das 19. Jh, während die Anteile der übrigen Jahrhunderte gegenüber dem Durchschnitt ungefähr halbiert sind. Bei den Sprachen dominiert mit einem Anteil von über zwei Dritteln (6951 Werke) das Deutsche, dem in weitem Abstand das Französische (996 Werke, ca. 9,9 Prozent), das Englische (604 Werke, ca. 6,0 Prozent) und das Lateinische (592 Werke, 5,9 Prozent) folgen. In diesem Befund schlägt sich zum einen die sinkende Bedeutung des Lateinischen als Literatursprache, zum anderen aber auch die erhebliche Anzahl der in deutschen Übersetzungen vorhandenen Literaturwerke nieder. Daß die sonstigen Sprachen mit 915 Werken (ca. 9,1 Prozent) stärker als anderswo vertreten sind, hat seinen Grund in den hier zusammengefaßten europäischen Nationalliteraturen.

2.65 Die beiden theoretisch ausgerichteten Einleitungsabschnitte " Ästhetik" und " Redende Künste" umfassen nicht mehr als 298 Werke. Fast doppelt so groß ist mit 552 Titeln die Gruppe der Werksammlungen, die den Hauptabschnitt " Schöne Literatur" eröffnet. Bei den " einzelnen Gattungen der schönen Literatur" entfallen auf die Briefe 574 Werke, auf die Gespräche 68 und auf die Orationes 122. Das Schwergewicht liegt erwartungsgemäß auf der Dichtung im engeren Sinn, die insgesamt über 8000 Titel und damit mehr als vier Fünftel der historischen Buchbestände in der Abteilung XVI auf sich vereinigt. Hier wird die Reihe der einzelnen Literaturen von der " mittel- und neulateinischen Poesie" eröffnet, die es auf 274 Werke bringt, von denen über die Hälfte aus dem 16. und 17. Jh stammt. Demgegenüber sind an mittel- und neugriechischer Literatur (ohne die byzantinischen Autoren, die bereits bei der Klassischen Philologie berücksichtigt sind; s. o. 2.20) nur 32 Ausgaben vorhanden (davon 28 griechisch oder zweisprachig), und zwar sämtlich aus dem 19. Jh. Die deutsche Belletristik nimmt, auf die ganze Abteilung bezogen, mit 4824 Werken fast die Hälfte ein. Hierbei bilden die " deutschen Prosadichtungen" mit 2721 Werken den größten Einzelposten.

2.66 Bei den sich anschließenden romanischen Literaturen rangiert die französische mit 868 Werken (davon 696 in Französisch) an erster Stelle. Daneben kann auch die " italienische Poesie" mit 431 Werken als beachtlich gelten, gehören hiervon doch 83 in das 16. und 41 in das 17. Jh. Gering ist dagegen der Anteil der " spanischen Poesie" mit 181 Werken und vollends der der portugiesischen mit 17 Werken, von den kleineren romanischen Literaturen ganz zu schweigen. Daß die englische Literatur mit 1032 Werken die französische numerisch in den Schatten stellt, erscheint weniger überraschend, wenn man sich vergegenwärtigt, daß 919 Werke aus dem 19. Jh stammen. Außerdem liegen auch nur 528 Werke in englischer Sprache, die übrigen in Übersetzung vor. Nicht unerheblich ist der Bestand an niederländischer Literatur mit 135 Werken, von denen nicht weniger als 50 originalsprachige in das 17. Jh fallen. Die skandinavischen Literaturen vereinigen zusammengenommen 241 Werke auf sich. Allerdings sind hiervon bis auf 17 Titel alle aus dem 19. Jh, und auch der Anteil der Originalliteratur ist mit etwa einem Drittel (86 Werke) gering. Als ausgesprochen schwach müssen die Kontingente der finno-ugrischen (19 Werke), der baltischen (17 Werke) und der slavischen Literaturen (110 Werke) eingestuft werden, zumal von ihnen mit 4 Ausnahmen alle Werke dem 19. Jh angehören und darüber hinaus die meisten Titel nur Übersetzungen bieten. Dieses gilt auch für die russische Literatur, die zwar mit 71 Werken den größten Einzelposten stellt, aber ausschließlich aus Büchern des 19. Jhs besteht und auch nur 17 Titel in Russisch enthält. Die den Schluß der Abteilung XVI einnehmende Musik umfaßt 206 Werke, von denen allein 196 aus dem 19. Jh stammen.

2.67 Abteilung XVII: Staatswissenschaften (ca. 590 lfd. Meter) ist in die drei Abschnitte " Staatswissenschaft", " Volkswirtschaft und Weltwirtschaft" und " Staatenpolitik" untergliedert. Von einer weitergehenden systematischen Ordnung kann nur bedingt die Rede sein, und es braucht von daher auch nicht zu verwundern, daß es sowohl unter den drei Sachkomplexen als auch mit anderen Abteilungen (insbesondere mit Abteilung VII Geschichte) zahlreiche Überschneidungen gibt.

2.68 Der erste Abschnitt hat die " Allgemeine Staatslehre" zum Gegenstand, aufgefächert in die Teilgebiete " Der Staat" und " Regierende und Regierte". Einzelne Unterabschnitte beschäftigen sich u. a. mit " älteren Ansichten über den Staat", " Darstellungen der Staatslehre und Politik", " Regentenkunst", " Regierungsform" und dem " inneren Staatszustand". Bei der " Volkswirtschaft und Weltwirtschaft" ist auf eine systematische Gliederung so gut wie vollständig verzichtet. Von den zahlreichen Materien, die ohne innere Ordnung aufeinander folgen, seien genannt: " Bevölkerungslehre", Geschichte bzw. Lehrbücher der Nationalökonomie, " Socialismus und Communismus. Bolschewismus", " Grundlehren der Staatswirtschaft", Sozialpolitik, Verkehrswesen, Finanzwesen, Gewerbewesen, " Polizeiwissenschaft", Versicherungswesen, " Die arbeitenden Klassen" (u. a. mit " Arbeiterfrage" und " Geschichte der Socialdemokratie"), " Öffentliche Armenpflege" und Betriebswirtschaftslehre. Der letzte Abschnitt " Staatenpolitik" behandelt zunächst unter der Rubrik " Staatenverkehr" die Außenpolitik im allgemeinen und anschließend unter der " particularen Staatswissenschaft" die Politik einzelner Staaten. Der letztere Unterabschnitt wird eröffnet mit zwei Kapiteln über " Ursachen der Größe und des Verfalls einzelner Staaten" und über das " Europäische Gleichgewicht". An der Spitze der einzelnen Staaten steht das " Römische Reich deutscher Nation"; die Reihe der deutschen Einzelstaaten wird wie bei der Geographie und der Geschichte von Österreich angeführt. Die Literatur ab 1930 ist in den neu eingerichteten Unterabteilungen Staatswissenschaft (Politik, XVIIa) und Wirtschaftswissenschaften (XVIIb) untergebracht.

2.69 Abteilung XVIII: Rechtswissenschaft (ursprünglich " Rechtsgelahrtheit") zerfällt in drei zu verschiedenen Zeiten eingerichtete, einander aber dennoch z. T. überschneidende Bestandsgruppen (insgesamt ca. 1674 lfd. Meter), von denen die älteste aus acht Unterabteilungen besteht: Allgemeines (XVIIIa); Völker- und Staatsrecht (XVIIIb); Römisches und sonstiges antikes (d. i. mosaisches und griechisches) Recht (XVIIIc); Kirchenrecht (XVIIId); Lehnrecht (XVIIIe); Deutsches Privat- und Verwaltungsrecht, Particularrechte und außerdeutsche Staaten (XVIIIf); Strafrecht (XVIIIg); Prozessrecht (XVIIIh).

2.70 Diese Systematik sollte um die Jahrhundertwende vollständig durch eine neue ersetzt werden. Indessen sah man sich bereits 1901 aus Zeitmangel genötigt, die Arbeiten einzustellen. Bis dahin waren neu entstanden die Unterabteilungen Allgemeines (XVIIIa) und Römisches Recht (XVIIIb), in welche man einen Großteil der Werke aus den alten Unterabteilungen XVIIIa und XVIIIc überführt hatte. Um Verwechslungen mit den alten Unterabteilungen zu vermeiden, wurden die Signaturenschilder der beiden neuen mit einem blauen Rand versehen (" XVIIIa blau"; " XVIIIb blau"). - Für die Literatur ab 1930 schließlich wurden die alten Unterabteilungen XVIIIa-h, soweit nicht bereits XVIIIa blau und XVIIIb blau an ihre Stelle getreten waren, durch die neu eingerichteten Gruppen XVIIIi-n (Rechtsgeschichte, öffentliches Recht, Privatrecht u. a.) abgelöst.

2.71 Von der überaus umfangreichen und infolge des abgebrochenen Neugliederungsversuches teilweise wenig übersichtlichen Abteilung konnten nur Partien der alten Abschnitte Völker- und Staatsrecht (XVIIIb) und Römisches Recht (XVIIIc) sowie der " neue" Abschnitt Römisches Recht (XVIIIb blau) durchgesehen werden. Diese machen nach laufenden Metern etwa die Hälfte des Bestandes aus. Bei ihnen wurden 4503 Werke des 16. bis 19. Jhs gezählt. Versucht man von diesem Wert aus auf die ganze Abteilung hochzurechnen, so wird eine einfache Verdoppelung dem Befund nicht gerecht. Vielmehr ist zu berücksichtigen, daß der nicht ausgezählte Abschnitt Allgemeines (XVIIIa blau) eine Sammlung von älteren Dissertationen enthält, welche, obwohl sie insbesondere durch den Zweiten Weltkrieg von ihrem ursprünglichen Umfang über die Hälfte eingebüßt hat, immer noch 468 Bde umfaßt und damit selbst die der Abteilung Medizin (s. o. 2.51) um ein Mehrfaches übertrifft. Legt man den aus Stichproben ermittelten Durchschnitt von 25 Dissertationen pro Sammelband zugrunde, so kommt man allein für diese " Dissertationes iuridicae" auf eine Zahl von ca. 11.200 Einzelstücken. Alles in allem dürften die historischen Buchbestände der Abteilung die Größenordnung von 20.000 Werken erreichen und damit noch deutlich vor denen der Abteilung Geschichte (VII) rangieren.

2.72 Bei den ausgezählten Werken liegt der chronologische Schwerpunkt vor dem 19. Jh, das mit 1930 Titeln nur einen Anteil von ca. 42,9 Prozent hat. Demgegenüber ist das 16. Jh mit 475 Werken (ca. 10,5 Prozent) fast doppelt so stark vertreten wie im Durchschnitt, und auch das 17. und 18. Jh haben mit 834 und 1264 Werken überdurchschnittliche Werte (ca. 18,5 und 28,1 Prozent) aufzuweisen. Bei den Sprachen überwiegt das Deutsche etwas stärker als im Durchschnitt (2553 Werke, ca. 56,7 Prozent), während das Lateinische auf Kosten des Französischen, des Englischen und der sonstigen Sprachen, die zusammen nur 283 Werke (ca. 6,3 Prozent) ausmachen, auf 1667 Werke kommt (ca. 37 Prozent).

2.73 Bei den Unterabteilungen lassen sich nur für Römisches Recht (XVIIIb blau) genaue Zahlen angeben, weil diese als einzige geschlossen durchgesehen worden ist. Der Umfang dieser Gruppe beläuft sich auf 2082 Werke, von denen nicht weniger als 368 (ca. 17,7 Prozent) aus dem 16. Jh stammen, während das 19. Jh mit 892 Werken um einiges unter der Hälfte liegt. Der Materie entsprechend überwiegt das Lateinische das Deutsche (1198 und 824 Werke). Bis zum 19. Jh, in welchem erst sich das Verhältnis umkehrt, sind etwa vier Fünftel aller Veröffentlichungen in lateinischer Sprache. Von den Sachgruppen ist die Dogmatik (Gesamtdarstellungen und einzelne Rechtsgebiete) mit 1038 Titeln bei weitem die größte. Auch die Quellen des römischen Rechts bilden mit 590 Werken einen beachtlichen Komplex; Kernstück ist hier die Literatur zum Corpus iuris mit 333 Werken, darunter 120 (ca. 36 Prozent) aus dem 16. und 108 (ca. 32,4 Prozent) aus dem 17. Jh. Dahinter treten die Darstellungen zur Rechtsgeschichte zurück. Ihre Zahl beläuft sich auf 353 Titel, die fast ausschließlich und zu gleichen Teilen in Deutsch und Latein abgefaßt sind und von denen knapp die Hälfte dem 19. Jh angehört.

2.74 Abteilung XIX: Theologie (ca. 1263 lfd. Meter) beginnt mit einem als " Allgemeine Theologie" (XIXa) überschriebenen Abschnitt, in dem die übliche einführende Literatur und die gesammelten Werke der wichtigsten kirchlichen Autoren von den Kirchenvätern über die " Scholastiker und Mittelalterlichen Theologen" bis hin zu den " neueren Theologen seit der Reformation" vereinigt sind. Es folgen Exegese und biblische Theologie (XIXb) sowie Systematische Theologie (XIXc). Der nächste Abschnitt (XIXd) behandelt unter der Überschrift " Historische Theologie" die Kirchengeschichte nach Epochen, Ländern und einzelnen Sachthemen. Zu den letzteren gehören u. a. die " Geschichte der Kirchenversammlungen und Concilien", die Dogmengeschichte, die " Geschichte der einzelnen Religionsparteien", aber auch die " Christliche Archäologie und Kunst". Den Schluß bildet die Praktische Theologie (XIXe), deren Teilgebiete Pastoraltheologie, Homiletik, Katechetik, Liturgik und Hymnologie mit Sammlungen von Katechismen, Gebet- und Gesangbüchern, Predigten, Erbauungsschriften und erbaulichen geistlichen Dichtungen angereichert sind.

2.75 Mit 14.013 Werken des 16. bis 19. Jhs liegt die Theologie in der Spitzengruppe der ausgezählten Abteilungen. Daß sie von der Medizin auf den dritten Rang gedrängt wird, ist bereits an anderer Stelle erwähnt worden (s. o. 2.13). Immerhin hat sie einen Superlativ insofern aufzuweisen, als der Anteil der Werke des 16. Jhs mit 2298 Titeln (ca. 16,4 Prozent) so hoch ist wie in keiner anderen ausgewerteten Abteilung. Auch das 17. Jh überschreitet mit 2552 Werken (ca. 18,2 Prozent) den Durchschnitt erheblich, während das 18. und vollends das 19. Jh mit 2734 Werken (ca. 19,5 Prozent) und 6420 Werken (ca. 45,8 Prozent) beträchtlich dahinter zurückbleiben. Bei den Sprachen ist das Deutsche mit 8018 Werken (ca. 57,2 Prozent) etwas stärker, das Lateinische mit 4026 Werken (ca. 28,7) geringfügig schwächer als im Durchschnitt. Das Französische kommt nur auf 654 Werke (ca. 4,7 Prozent), das Englische auf 356 (ca. 2,5 Prozent), der Rest auf 959 Werke (ca. 6,8 Prozent). Auffällig ist hierbei, daß das Deutsche schon im 16. Jh mit 908 Werken relativ stark vertreten ist. Hier äußert sich unverkennbar der Einfluß der Reformation, die das nationalsprachige Schrifttum begünstigt hat.

2.76 Die mit Abstand umfangreichste Unterabteilung ist die Kirchengeschichte (XIXd), die es auf 4604 Werke (ca. 32,9 Prozent) bringt. Hierbei nimmt die Literatur des Reformationszeitalters, also des 16. Jhs, mit 863 Titeln mehr Raum ein als die des 17. oder 18. Jhs (522 und 745 Titel). Es folgt die Praktische Theologie, die 2783 Werke umfaßt. Ihre Stärken liegen in der Homiletik einschließlich der Predigtsammlungen (1447 Werke) und in den Gesangbüchern (316 Titel). Fast auf den gleichen Umfang kommt die biblische Theologie (XIXb) mit 2703 Werken, darunter zahlreiche Gesamt- und Teilausgaben der Bibel, und auch die Systematische Theologie (XIXc) ist mit 2378 Titeln noch beachtlich. Bei der letzteren läßt sich ein besonders hoher Anteil des 16. Jhs feststellen (512 Werke, ca. 21,5 Prozent), und auch der des 17. Jhs ist mit 599 Werken (ca. 25,2 Prozent) noch doppelt so groß wie der Durchschnitt. Demgegenüber bleibt der Einleitungsabschnitt " Allgemeine Theologie" (XIXa) mit 1545 Werken zahlenmäßig weit zurück. Hier sind allerdings eine ganze Reihe von vielbändigen Werkausgaben der wichtigsten Autoren von den Kirchenvätern bis über das Reformationszeitalter hinaus versammelt.

2.77 Abteilung XX (ca. 1120 lfd. Meter), die letzte der alten Aufstellungssystematik, ist wie die erste auf das Allgemeine ausgerichtet, indem sie die alte Disziplin der Litterärgeschichte, d. h. die Geschichte der wissenschaftlichen Literatur, überhaupt der Wissenschaften und des Gelehrtenwesens, mit dem Hochschulwesen sowie dem Buch- und Bibliothekswesen zusammenfaßt. Darüber hinaus findet sich im Zusammenhang mit der Litterärgeschichte die Literaturgeschichte, die in der Abteilung Schöne Künste und Wissenschaften (XVI) bei den Neueren Literaturen ausgespart ist (s. o. 2.62). Den Anfang macht die " Allgemeine Literär- und Literaturgeschichte", der auch die " Allgemeine Gelehrtengeschichte" zugeordnet ist. Es folgt ein global angelegter Abschnitt " Gelehrten- und Literaturgeschichte einzelner Länder und Orte" (mit eigenen Stellen für die sich der geographischen Einordnung entziehenden Mönchsorden). Der Schwerpunkt liegt bei der Geschichte der Nationalliteraturen, unter denen sich auch die neugriechische und die orientalischen befinden (mit Ausnahme der indischen, die bereits in Abt. III untergebracht ist).

2.78 Die beiden nächsten Abschnitte betreffen das Hochschul- und das Bibliothekswesen, welche zunächst in allgemeiner Hinsicht, dann nach Ländern und schließlich nach Hochschul- oder Bibliotheksorten behandelt werden (in einem durchgängigen Ortsalphabet für alle Länder; Ortsnamen nach dem Stand von 1914). Unter den Hochschulen sind außer den Universitäten und den Technischen sowie den sonstigen Hochschulen auch die " Geistlichen Schulen des Mittelalters" und die gelehrten Gesellschaften wie z. B. die Fruchtbringende Gesellschaft mitberücksichtigt, d. h. soweit es sich nicht um Akademien und vergleichbare Einrichtungen handelt (die in der Abteilung I, " Encyklopädie und Wissenschaftskunde" untergebracht sind). Den letzten Abschnitt nehmen, an das Bibliothekswesen anknüpfend, die bibliothekarischen Teildisziplinen Schrift- und Buchwesen, Buchdruck und Bibliographie ein. Das Schriftwesen wird hierbei in erster Linie im Sinne des Handschriftenwesens verstanden, zumal die Paläographie ja bereits bei den Historischen Hilfswissenschaften (Abteilung VI) ihren Platz gefunden hat. Die Bibliographie bringt nach einer theoretischen Einleitung einen umfangreichen Kanon von Allgemeinbibliographien und verwandten Nachschlagewerken, der u. a. auch Meßkataloge, Buchhändlerverzeichnisse, Kataloge von Privatbibliotheken, Nationalbibliographien und Literaturzeitschriften enthält.

Jüngere Aufstellung (Abteilungen A-I, L-Y)

2.79 In den Jahren 1958 bis 1960 wurde für alle Neuerwerbungen, soweit sie keine Fortsetzungswerke waren und als solche bereits einen festen Platz in den Abteilungen I-XX hatten, eine neue Aufstellungssystematik eingerichtet. Diese gliedert sich in 23 mit den Großbuchstaben A-I und L-Y (über K und Z s. 2.35 und 2.86) bezeichnete, an einigen Stellen durch Kleinbuchstaben weiter differenzierte Sachgruppen, innerhalb derer die Bücher nicht mehr nach sachlichen Gesichtspunkten, sondern nach Erwerbungsjahren und des weiteren nach dem Prinzip des Numerus currens aneinandergereiht werden. Hierbei handelt es sich also um eine reine Aufstellungssystematik, die eine gesonderte sachliche Erschließung erforderlich macht. In ihr werden auch neuerworbene Antiquaria untergebracht, wobei gerade der Numerus currens die Möglichkeit eröffnet, größere geschlossene Zugänge dieser Art, wie z. B. Professorenbibliotheken, beieinander zu lassen.

2.80 Demnach können auch in den " neuen" Abteilungen historische Buchbestände begegnen. Welchen Umfang diese einnehmen, ist nicht ermittelt worden. Angesichts der eindeutigen Dominanz der Literatur des 20. Jhs erschien es von vornherein kaum lohnend, unter den ca. 350.000 Bdn, die sich bis Ende 1991 in der Numerus-currens-Aufstellung angesammelt haben, entsprechende Erhebungen anzustellen. Ebensowenig war es praktikabel, einzelne Abteilungen oder Abschnitte auszuzählen und hochzurechnen, kann doch von irgendeiner Regelmäßigkeit bei der Verteilung der Antiquaria über die neue Aufstellungssystematik nicht die Rede sein. Dennoch sollte die Anzahl der Werke bis 1900 mit mindestens 10.000 veranschlagt werden. Gemessen am Gesamtvolumen der historischen Buchbestände (ca. 150.000 Werke) entfallen damit auf die " neuen" Abteilungen weniger als 10 Prozent (s. o. 2.3).

2.81 Zusammenhängende historische Buchbestände lassen sich in den " neuen" Abteilungen am ehesten in geschlossenen Erwerbungen erkennen. Von diesen sind die umfangreichsten die Bibliotheken des Iranisten Wolfgang Lentz und des Marburger Kirchenhistorikers Winfried Zeller (vgl. 1.56). Des weiteren sind verschiedentlich von den Fachbereichen der Universität ältere Werke abgegeben worden. Besondere Erwähnung verdient der Fachbereich Evangelische Theologie, der der Bibliothek in den Jahren 1980 bis 1982 ca. 600 Werke überlassen hat, darunter zahlreiche Predigtsammlungen vom späten 18. bis zum 20. Jh.

Dissertationen und andere Universitäts- sowie Schulschriften

2.82 Bei den Dissertationen sowie den sonstigen Universitäts- und Schulschriften (ca. 4283 lfd. Meter) können die für das Jahr 1890 ermittelten 91.700 Schriften zugrundegelegt werden (s. o. 1.41). Veranschlagt man für die Jahre 1890 bis 1900 nach den vorliegenden Erwerbungszahlen einen durchschnittlichen Jahreszuwachs von 4000 Schriften, so ergibt sich eine Größenordnung von 135.000 Schriften. Die Zahl der nach dem Jahre 1900 erworbenen Dissertationen mit älteren Erscheinungsjahren kann vernachlässigt werden, da Universitäts- und Schulschriften in der Regel bald nach ihrem Erscheinen erworben werden und numerisch ins Gewicht fallende retrospektive Erwerbungen für die Bibliothek nicht zu verzeichnen sind.

2.83 Eine Stichprobe, die ca. 2 Prozent des aus dem 16. bis 19. Jh vermuteten Schriftenvolumens berücksichtigte, hat gegenüber dem Buchbestand einige bemerkenswerte Abweichungen in der chronologischen Verteilung ergeben. Demnach entfallen auf das 16. Jh nur ca. 0,7 Prozent, und auch das 17. und 18. Jh kommen über 9,8 und 19,8 Prozent nicht hinaus, während das 19. Jh mit ca. 69,7 Prozent weitaus stärker dominiert als bei den Büchern. In diesen Zahlen spiegelt sich zum einen die expansive Entwicklung wider, welche die Hochschul- und Schulschriften im 19. Jh genommen haben. Zum anderen kommt in ihnen aber auch zur Geltung, daß diese Schriftengattung jedenfalls in Marburg erst relativ spät systematisch gesammelt worden ist, wobei die führende Rolle, die die Bibliothek von 1817 an lange Zeit im Akademischen Tauschverein gespielt hat (s. o. 1.29), sicher zu dem hohen Anteil des 19. Jhs beigetragen hat.

2.84 Auch in sprachlicher Hinsicht zeichnet sich nach der zweiprozentigen Stichprobe ein anderes Bild ab: Das Deutsche ist zwar die am stärksten vertretene Sprache, bleibt aber mit ca. 42,2 Prozent weit unter der Hälfte, dicht gefolgt vom Lateinischen (ca. 39,5 Prozent). Überraschend kommt das Französische auf ca. 15,3 Prozent. Das Englische fällt mit ca. einem Prozent erheblich hinter seinen Anteil bei den Büchern zurück. Dasselbe gilt auch für die übrigen Sprachen, die zusammen nur ca. 2 Prozent ausmachen. Der große Anteil des Lateinischen erklärt sich daraus, daß Dissertationen und sonstige Hochschul- und Schulschriften bis weit in das 19. Jh hinein ausschließlich in dieser Sprache abgefaßt wurden. Daß das Deutsche dennoch die erste Stelle einnimmt, liegt nicht zuletzt an den neben den Dissertationen zahlreichen deutschen Schulprogrammen (einschließlich Jahresberichten) aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Beim Französischen wirkt sich aus, daß die Bibliothek seit 1882 infolge des Beitritts der französischen Universitäten zum Akademischen Tauschverein das französische Hochschulschrifttum fortlaufend beziehen konnte (s. o. 1.40; s. u. 3.4).

2.85 Die besondere Rolle der Dissertationen findet äußerlich darin ihren Ausdruck, daß in den globalen Bestandsangaben die Dissertationen etc. eigens ausgewiesen sind. Ihre Zahl gibt zu erkennen, daß die Bibliothek über einen für ihre Größenordnung ungewöhnlich umfangreichen Dissertationenbestand verfügt. Sie spiegelt jedoch den Befund nicht vollständig wider, da sie sich nur auf die gesondert aufgestellten Dissertationen bezieht. Wie bei den Abteilungen Medizin (XI) und Rechtswissenschaften (XVIII) deutlich wurde (s. o. 2.51 und 2.71), gibt es auch im Buchbestand Dissertationen und vergleichbare Kleinschriften in Sammelbänden. Außer den medizinischen (180 Bde) und den juristischen (468 Bde) sind als wichtigste zu nennen die " Dissertationes miscellaneae" (102 Bde in Abteilung I), die " Dissertationes historicae" (12 Bde in Abteilung VII) und die " Dissertationes theologicae" (18 Bde in Abteilung XIX). Hierbei handelt es sich ausnahmslos um Publikationen des 16. bis 18. Jhs. Durch diese Sammelbände wird das Erscheinungsbild der historischen Buchbestände nicht unwesentlich beeinflußt. Eine weitere, mengenmäßig jedoch nicht sehr ins Gewicht fallende Komplikation ergibt sich daraus, daß auch Sammelpublikationen von Dissertationen und Disputationen existieren, wie sie an einzelnen Universitäten oder von einzelnen Professoren als praesides veröffentlicht wurden. Diese sind ebenfalls in den Buchbestand eingereiht. So ist eine Aussage über die Zahl der Dissertationen nur annäherungsweise möglich.

2.86 Seit dem frühen 19. Jh werden neuerworbene Dissertationen und dergleichen nicht mehr zu Sammelbänden vereinigt, sondern einzeln und vom Buchbestand getrennt aufbewahrt. Die älteren Schriften sind ebenfalls nach den Abteilungen I bis XX untergliedert, innerhalb derselben jedoch nur nach dem Alphabet der Praesides oder Verfasser abgelegt. Ihr Gesamtumfang beläuft sich auf ca. 1435 lfd. Meter. Gesondert aufgestellt sind die seit 1882 im Rahmen des Akademischen Tauschvereins erworbenen französischen Dissertationen (ca. 279 lfd. Meter; vgl. 1.40) sowie die Jahresberichte Höherer Lehranstalten (ca. 40 lfd. Meter). Seit der Einrichtung der jüngeren Aufstellungssystematik im Jahre 1958 nehmen die Dissertationen die Standortgruppe Z ein.

2.87 Für die Marburger Dissertationen und sonstigen Hochschulschriften gibt es zusätzlich eine besondere Sammlung von Archivexemplaren unter der Bezeichnung " Marburgensia" (bis 1935 unter der Signatur VIII B 1186 geführt). Sie reicht mit ihren ältesten Stücken bis in die dreißiger Jahre des 17. Jhs zurück, kann aber erst für die Zeit ab 1815 als vollständig gelten (unter Einschluß der Doktordiplome, die ebenfalls von diesem Jahr an in Zweitdrucken gesammelt wurden). Bis zum Ende des 19. Jhs umfaßt diese Sammlung ca. 14 lfd. Meter.

Sondersammlungen

2.88 Einige Sondersammlungen sind den Signaturen nach zwar in beiden Systemen verankert, jedoch aus der normalen Aufstellung herausgenommen. In einem Sondermagazin werden die seltenen und wertvollen Drucke aufbewahrt. Unter ihnen bilden die Inkunabeln und die Marburger Frühdrucke der Jahre 1527 bis 1566 sowie Atlanten und Kartenwerke eigene Gruppen. Des weiteren sind die Zeitungen gesondert aufgestellt. Eine Kanada-Sammlung mit den Schwerpunkten Geographie, Ethnographie, Geschichte, Wirtschaft, Politik und Literatur ist ebenfalls getrennt untergebracht. Nach ihrem Initiator und langjährigen Förderer " Alan Coatsworth Canada Collection" genannt, ist sie allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden und enthält nur gelegentlich Bücher aus der Zeit bis 1900, so daß sie hier außer Betracht bleibt.

1. Inkunabeln

2.89 Die älteste Sondersammlung von 393 Inkunabeln wurde in ihrer sprachlichen Aufgliederung bereits beschrieben (s. o. 2.12). Daß bei den Sachgruppen die Theologie (Abteilung XIX) mehr als die Hälfte (206 Drucke) auf sich vereinigt, kann angesichts der klösterlichen Provenienz eines Großteils der Inkunabeln nicht überraschen. Beachtlicher ist der Abstand zur zweitstärksten Gruppe, den 64 Drucken zur Klassischen Philologie (Abteilung IV). Von den übrigen Fächern sind als quantitativ relevant zu erwähnen die Rechtswissenschaften (Abteilung XVIII) mit 48 Drucken, die bei den Neueren Literaturen (Abteilung XVI) geführten Werke humanistischer Autoren mit 29 Drucken und die Geschichte (Abteilung VII) mit 17 Drucken. Alle anderen Sachgruppen haben wenn überhaupt vertreten jeweils weniger als 10 Drucke aufzuweisen, so auch die Philosophie und die Medizin, von denen nur 9 und 8 Drucke vorhanden sind.

2. Marburger Frühdrucke

2.90 Die Sammlung der Marburger Frühdrucke ist 1927 bei Gelegenheit einer Ausstellung zur 400-Jahr-Feier der Philipps-Universität angelegt worden. Den Rahmen hierzu bot die Bibliographie " Die ältesten Drucke aus Marburg in Hessen" Arrey von Dommers (1892), welche die Marburger Buchproduktion von den Anfängen im Jahre 1527 bis 1566 nachweist, d. h. bis in die letzten Monate der Regierung Landgraf Philipps des Großmütigen (s. u. 5). Dementsprechend reicht die Sammlung auch nur bis 1566.

2.91 Für das vorliegende Handbuch sind die vorhandenen Marburger Drucke über das Jahr 1566 hinaus erfaßt worden. Als Schlußpunkt bot sich die Mitte des 17. Jhs an, weil diese nicht nur für die Stadt (Rückkehr zu Hessen-Kassel in der Folge des Westfälischen Friedens) und die Universität, sondern auch für den Marburger Buchdruck einen Einschnitt bedeutet, denn zwischen der Rückverlegung der Gießener Universität nach Gießen im Jahre 1650 und der Neugründung der Marburger Universität im Jahre 1653 gab es in Marburg keinen Buchdrucker.

2.92 Die Gesamtzahl der Marburger Drucke zwischen 1527 und 1650 beläuft sich auf 859. Hiervon sind 152 deutsch, 706 lateinisch und einer griechisch. Der hohe Anteil der lateinischen Drucke (ca. 82 Prozent) zeigt den bestimmenden Einfluß der Universität und der Professorenschaft auf das Druckaufkommen. Aus der Zeit von 1527 bis 1600 stammen 435 Drucke, davon 72 deutsche und 363 lateinische, aus den Jahren 1601 bis 1650 424 Drucke, davon 80 deutsche, 343 lateinische und ein griechischer. Beide Zeiträume sind damit ungefähr gleich stark vertreten, auch in der sprachlichen Aufgliederung gibt es keine erhebliche Differenz.

2.93 Bei der ältesten Druckproduktion aus dem von Dommer behandelten Zeitraum von 1527 bis 1566 ergibt sich indessen ein bemerkenswerter Unterschied. Aus diesen Jahren sind 126 Drucke vorhanden, und zwar 55 deutsche und 71 lateinische. Diese zugunsten des Deutschen verschobene Relation weicht auch nicht stark von dem bibliographisch ermittelten Gesamtbefund ab: Insgesamt sind 404 Marburger Drucke aus den Jahren von 1527 bis 1566 bekannt, von denen nur etwas mehr als die Hälfte, nämlich 208, in lateinischer Sprache abgefaßt sind, während die deutschen immerhin auf 195 kommen (ein Druck liegt in griechischer Sprache vor).

2.94 Dieses fast ausgeglichene Verhältnis zwischen deutschen und lateinischen Schriften hat inhaltliche Gründe. Unter der Regierung Philipps des Großmütigen, in welche die erste Phase des Marburger Buchdruckes fällt, sind zahlreiche Veröffentlichungen in direktem landesherrlichen Auftrag erschienen. Zu den Verordnungen und Ausschreiben kamen nicht wenige politische Flugschriften hinzu, die die ehrgeizige Politik des Landgrafen publizistisch unterstützen sollten. Der Marburger Bestand enthält 34 solcher Drucke. Diese Schriften sind in der Regel in deutscher Sprache. Nur vereinzelt wurden Flugschriften auch ins Lateinische übersetzt, offenbar um ein wissenschaftliches oder gebildetes Publikum anzusprechen oder auch um im Ausland verbreitet zu werden. Ähnliches gilt für die 21 Drucke, die die Einführung und Verbreitung der Reformation in Hessen betreffen (Gottesdienst- und Kirchenordnungen, Bibel- und Liederdrucke, polemische Flugschriften). Sie erschienen entweder ebenfalls in landgräflichem Auftrag oder doch mit landgräflicher Billigung. Auch hier bediente man sich fast durchweg des Deutschen.

2.95 Auf der anderen Seite sind aus dem Universitätsbereich 42 Drucke zu nennen, darunter 37 mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen Marburger Professoren. Diese sind bis auf wenige Ausnahmen in lateinischer Sprache. Des weiteren liegen 22 Schriften Nicht-Marburger Autoren (überwiegend von Marburger Professoren herausgegeben) und 7 Personalschriften vor (akademische Trauerreden, Trauergedichte, Hochzeits- und Promotionsglückwünsche in Gedichtform; keine Leichenpredigten). Hier dominiert ebenfalls das Lateinische. Zusammen ergeben sie jedoch ein nur schwaches Übergewicht für das lateinische Schrifttum.

2.96 Für die Zeit nach 1566 bietet die Marburger Druckproduktion inhaltlich ein anderes Bild. Die landgräfliche Regierungstätigkeit und Politik tritt unter den Nachfolgern Philipps des Großmütigen erheblich schwächer in Erscheinung. Nur 14 Verordnungen und 2 politische Flugschriften finden sich bis 1650 im Bestand. Aus dem Bereich der Kirchenpolitik sind zwar 22 Drucke zu verzeichnen (davon 19 in der Folge der " Marburger Händel"; vgl. o. 1.8). Dies bedeutet jedoch nur in der absoluten Zahl eine geringfügige Zunahme. Die Veröffentlichungen der Marburger Professoren belaufen sich dagegen auf 122 Titel. Dazu kommen aus dem Universitätsbereich noch 331 Thesendrucke für Promotionen und Disputationen sowie 5 " Programmata academica". Auch bei den Personalschriften ist eine enorme Steigerung festzustellen. Hier liegen 214 Drucke vor, darunter 49 Leichenpredigten, 18 akademische Trauerreden, 10 Trauergedichte, 45 Promotions- und 89 Hochzeitsglückwünsche. Die Zahl der Veröffentlichungen Nicht-Marburger Autoren beläuft sich auf 30. Bis auf die Leichenpredigten sind diese Schriften in der Regel auf Lateinisch abgefaßt, das damit das Deutsche als Publikationssprache weit überflügelt.

3. Zeitungen

2.97 Die bei weitem umfangreichste Sondersammlung wird von den Zeitungen gebildet, die im wesentlichen aus den Abteilungen Geschichte (VII bzw. H) und Hassiaca (VIII) herausgezogen sind und mit insgesamt ca. 1331 lfd. Metern ein Magazingeschoß für sich einnehmen. Von ihnen gehören 115 mit mehr oder minder großen Beständen in die Zeit bis 1900. Nur drei stammen aus dem 18. Jh oder reichen bis in dasselbe zurück. Der Rest gehört dem 19. Jh an oder hat in diesem zu erscheinen begonnen. Bis auf ein französisches Blatt sind alle Zeitungen deutschsprachig. Das Schwergewicht liegt auf den hessischen Zeitungen, die 95 Titel ausmachen.

Uwe Bredehorn

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Zentraler Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; umfaßt die Bestände der Universitätsbibliothek und der Fachbereiche der Philipps-Universität; Anlage bis 1986 nach PI; A-Bf: Erwerbungen seit 1527; Bg-Z: Erwerbungen getrennt in vor bzw. nach 1930 erschienene Druckschriften; ohne Dissertationen; Neuerscheinungen ab 1987 in einem gesonderten Mikrofiche nach RAK-WB erfaßt]

Dazu: Philipp, Franz-Heinrich: Der Zentrale Alphabetische Katalog im Bibliothekssystem der Philipps-Universität Marburg. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 21 (1974) S. 292-305

Catalogus Realis

[hschr., Standort- und Sachkatalog in Bandform; 20 untergliederte Sachgruppen; älteste Teile 1811/20 angelegt; als Sachkatalog bis 1930, als Standortkatalog bis 1958 geführt; Anfang des 20. Jhs unter Beibehaltung des alten Systems und der alten Signaturen umgeschrieben]

Systematischer Zettelkatalog

[Neuerscheinungen 1930-1968; verfilmt auf Mikro- fiches]

Beide Kataloge werden durch ein gemeinsames Schlagwortregister in Zettelform erschlossen.

Standortkatalog

[Neuerwerbungen seit 1958 (unabhängig vom Erscheinungsjahr); Neuzugänge in Großgruppen (A-Y) nach dem Numerus currens verzeichnet]

Dazu: Totok, Wilhelm: Probleme der Umarbeitung eines alten systematischen Katalogs. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 8 (1961) S. 1-15

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind im Hessischen Zentralkatalog und ab Erscheinungsjahr 1986 im Verbundsystem HEBIS nachgewiesen. Die Zeitschriftenbestände sind im Hessischen Zeitschriftenverzeichnis (HZV) und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) verzeichnet.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Dissertationskatalog

[in Zettelform, Anlage bis Erscheinungsjahr 1986 nach PI; umfaßt alle in der Bibliothek vorhandenen in- und ausländischen Hochschulschriften sowie Schulschriften]

Marburger Periodica-Verzeichnis (MPV)

[Mikrofiche-Katalog nach RAK-WB; umfaßt auch die Bestände der Fachbereiche der Philipps-Universität]

Sondermagazin-Katalog

[in Zettelform; umfaßt folgende Kataloge:]

Alphabetischer Katalog nach PI

Standortkatalog nach Signaturen

Sonderkatalog

[Erscheinungsjahre bis 1700, Karten- und Tafelwerke, Pressedrucke, Exlibris, Vorbesitzer u. a.; im Aufbau]

Kataloge der Kartensammlung

[in Zettelform, im Aufbau; umfaßt folgende Kataloge]:

Alphabetischer Katalog nach PI

Standortkatalog nach Signaturen [zum Ausheben]

Standortkatalog nach Aufbewahrungsorten

[für Revision]

Geographischer Katalog nach Regionen und Orten

Schlagwortkatalog

Katalog der Alan Coatsworth Canada Collection

[in Zettelform; umfaßt folgende Kataloge:]

Alphabetischer Katalog nach PI

[ab 1987 nach RAK-WB]

Standortkatalog

[sachlich nach Signaturen; verzeichnet die vollständige Sammlung; auch enthalten in der Mikrofiche-Ausgabe des " Canadiana-Zentralkatalogs", Göttingen 1986 ff.]

Lenz, Rudolf: Katalog der Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften in der Universitätsbibliothek Marburg. [Nebst] Nachtrag. Marburg [bzw.] Sigmaringen 1980-90 [mit Katalog- und Registerteil]

3.3 Historische allgemeine Kataloge

Catalogus omnium librorum bibliothecae custoditi Comitis a Diez ab Illustriss. Principe Dn. Mauritio Hassiae Landgr. etc. Academiae Marpurgensi post ipsius comitis obitum clementer donatae Cal. Octobris anno 1606 [hschr.; verfaßt von Hermann Vultejus und Joh. Hartmann; UB Gießen, HS 28]

Catalogus omnium librorum, qui in Bibl. Acad. Marp. anno 1606 Mense Septembri noviter inventi et recensi fuerunt [hschr.; verfaßt von Hermann Vultejus und Joh. Hartmann; UB Gießen, HS 28]

Verzeichnuß derer Bücher so nach vorgangener theilung bey der Universität Marpurgk verplieben, A. 1628 [hschr.; UB Gießen, HS 29]

Verzeichnuß derer Bücher, so bey gehaltener theilung den Herrn Caßelischen zugefallen

[hschr.; UB Gießen, HS 29]

Catalogi und Nachrichten von der Marpurgischen u. Giesser Bibliothec. Bibliothecae Marpurgensis. Anno 1631 [hschr.; verfaßt von Johannes Steuber; UB Gießen, Hs 30]

Zu den in Gießen aufbewahrten Katalogen vgl. Adrian, Johann Valentin: Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae academiae Gissensis. Frankfurt 1840, S. 7-8

Catalogus librorum Bibliothecae Marpurgensis Universitatis conscriptus a Christiano Friderico Crocio D. et Bibliothecario. [hschr.; von Crocius 1654-1670 verfaßt; Zusätze 1689-1691 von anderer Hand; MS 660,1]

dass. [ebenfalls hschr. von Crocius; mit Kontrollnotizen der Rektoren, aber ohne die Zusätze 1689-1691; MS 660,2]

Catalogus Bibliothecae Publicae Academiae Marpurgensis ut constituta erat in anno 1685 [verfaßt von Samuel Andreae, mit Fortsetzungen von Otho, Schröder, Duysing und Coing; mit Übergabe-Protokollen von 1687, 1713, 1746, 1760; hschr.; MS 661]

Catalogus Bibliothecae publicae Academiae Marburgensis ut constituta erat anno 1687 [2. Exemplar, in den Nachträgen abweichend; ohne Übergabe-Protokolle; hschr.; MS 662]

Catalogus alphabeticus bibliothecae universitatis Marburgensis [vermutlich von Joachim Schröder (1712-1746 Bibliothekar der Universitätsbibliothek); hschr.; MS 666]

Catalogus librorum, qui ad publicam Academiae Marburgensis bibliothecam inde ab eo tempore accesserunt, quo munus bibliothecarii mense April anni 1779 capessivit Carolus Franciscus Lubertus Haas

[Fortsetzung zu Andreaes Katalog; hschr.; MS 663]

3.4 Historische Sonderkataloge

Repertorium biographicum

[hschr. Kapselkatalog; alphabetisches Verzeichnis von Personalschriften des 16.-18. Jhs]

Catalogus legum particularium in Bibliotheca Academiae Marburgensis exstantium

[2 Exemplare; um 1800; hschr.; MS 674]

Verzeichniß der in der Universitätsbibliothek befindlichen Particulargesetze 1800. Dr. A. Bauer

[hschr.; MS 565]

Dissertationen:

Catalogus dissertationum theolog. quas bibliotheca Marpurgensis sub finem saeculi XVII conjunctim sibi acquisivit [hschr.; um 1700; MS 665]

Tagebücher des Akademischen Tauschvereins. 1818-1887 [hschr. Tauschjournale; fortlaufend nach Anfall; Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 308 Universitätsbibliothek Marburg; Bd 1: 1818-1885 Versand an auswärtige Universitäten, Bd 2-5: 1822-1887 Empfang von auswärtigen Universitäten, Bd 6: Austausch mit französischen Universitätsbibliotheken 1882-1885]

Fragmentarisches Schlagwortregister zum Dissertationskatalog

[s. Moderne Sonderkataloge; Kapselkatalog; hschr.; erstellt vermutlich Anfang des 20. Jhs, vor dem Ersten Weltkrieg; nicht weitergeführt]

Marburgensia

[hschr. Kapselkatalog; fragmentarisches Verzeichnis Marburger Hochschulschriften, vor allem Dissertationen, der Jahre 1815-1837 und 1873-1889]

Handschriftliches Register juristischer Dissertationen, vorwiegend aus dem 17. und 18. Jh

[hschr. Kapselkatalog unbekannter Herkunft; lateinische Schlagworte; Bandzählung des Registers nur nach weiteren Recherchen auf die heutige Zählung der Marburger Bestände zu beziehen]

Dissertationen in ehemaligen Privatsammlungen s. u. 3.6 (Estor, Muenscher, Roscher)

Zeitschriften:

Medicinische Zeitschriften und grössere Sammelwerke der Universitäts-Bibliothek und der Instituts-Bibliotheken zu Marburg. Marburg 1897

[Fuerstenwerth, Ludwig]: Medicinische und naturwissenschaftliche Zeitschriften der Universitäts-Bibliothek und der Instituts-Bibliotheken zu Marburg. Marburg 1901

3.5 Kataloge von übernommenen Institutionen

Corvey, Bibliothek der Benediktinerabtei:

Campill, J.: Catalogus bibliothecae Corbejensis ... 1793 [Abschrift aus dem Jahre 1803; MS 497, 1.2]

Kassel, Fürstliche Bibliothek:

Verzeichnis der Casseler Doubletten, aus welchen die bezeichneten auf die Universitäts-Bibliothek geliefert worden [1793, hschr.; MS 673]

Lucklum, Bibliothek der Deutschen Ordenskomturei:

Verzeichniß der in der ehemaligen Deutschen Ordenskomthurei zu Luklum befindlichen Werke, welche von Seiner Majestät dem Könige von Westphalen der Universitaet der Stadt Marburg zum Geschenk gemacht worden [1810, hschr.; MS 675]

Marburg, Akademische Lesehalle:

Zeitungen der akademischen Lesehalle in Marburg

[Liste vom 8. Mai 1915; Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 305 a, Acc. 1950/16, Nr. 212]

Marburg, Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften:

Katalog der Bücher der Gesellschaft

[von 1817 bis ca. 1850, hschr.; Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 325/3, Nr. 45]

Marburg, Museums-Gesellschaft:

Katalog der Bibliothek der Museums-Gesellschaft. Aufgestellt nach dem Bestand vom 15. November 1895. Marburg 1896 [umfaßt 4 Nachträge, letzter Stand 15. September 1908]

Rinteln, Universitätsbibliothek:

Inventarium Bibliothecae Rintelensis

[1666; hschr. Verzeichnis von Gerhard Wolter Molanus; enthält in einem Band Bibliotheksrechnungen der Universitätsbibliothek Rinteln von 1666 bis 1729; MS 621]

Catalogus Librorum qui in Bibliotheca Academica Rintelii asservantur

[17./18. Jh; hschr. von Henr. Vagedes (1679-1687 Bibliothekar); Nachträge von anderen Händen; MS 585]

Catalogus Librorum Academiae Rinteliensis

[18. Jh, hschr.; MS 586]

Funccius, Johann Nicolaus: Publica illustris Ernestianae Rinteliensium Academiae bibliotheca. Rinteln 1733

Funccius, Johann Nicolaus: Publicae in illustri Ernestina Rinteliensium Academia bibliothecae accessio. Rinteln 1751

Catalogus librorum juridicorum Bibliothecae Rinteliensis [18. Jh; hschr.; MS 587]

Catalogus librorum D. Joh. Kahleri, quorum pars publicae Rintel. bibliothecae inserta, pars anno 1730 plus licentiantibus tradita

[hschr.; von Johann Kahler (1649-1729), Professor der Metaphysik und Theologie in Rinteln; MS 615]

3.6 Kataloge von übernommenen Privatbibliotheken

Bering, Johannes

Verzeichniß der Bücher des Hrn Hofrath Bering, welche der Universitätsbibliothek einverleibet worden [1816, hschr.; MS 677]

Borel, Philipp Jacob

Catalogus Bibliothecae Medicae Borellianae, welcher beym ankauff derselben zum grunde gelegt worden [1771, hschr.; MS 667]

Catalogus Alphabeticus Bibliothecae Borellianae maximam partem Medicae quam Academia a haeredibus P. J. Borelli Doc. & Prof. Med. comparavit

[1772, hschr.; MS 668]

Diez, Christoph Ernst Graf zu vgl. o. 3.3

Estor, Johann Georg

Catalogus bibliothecae Estorianae

[18. Jh, hschr.; MS 471]

Catalogus alphabeticus dissertationum collectionis Estorianae [18. Jh, hschr.; MS 472]

Realrepertorium über die Dissertationenbände der Estorschen Bibliothek [18. Jh, hschr.; MS 473]

Catalogus realis dissertationum Collectionis Estorianae [18. Jh, hschr.; MS 474]

Schlagwortregister zu Dissertationes juridicae (maximam partem ex bibliotheca Estoriana acceptae)

[hschr. Kapselkatalog; lateinische und deutsche Schlagwörter; XVIIIa B 2325]

Geldner, Karl

Katalog der Bibliothek D. Karl Geldners, Prof. der indischen Philologie [20. Jh, mschr.]

Gierke, Hans

Bibliothek des Prof. Dr. Hans Gierke in Breslau

[1886 erworben, hschr.; MS 678]

Lucae, Karl

Karl Lucae's Bibliothek [1889, hschr.; MS 679]

Magirus, Johannes

Catalogus Librorum ex Magiri Bibliotheca

[um 1697, hschr.; MS 664]

Mannkopff, Emil

Medizinische Bibliothek des Geheimen Medizinalrats Professor Dr. Emil Mannkopff zu Marburg a. d. Lahn [1916, mschr.; MS 680]

Michaelis, Georg Philipp

Alphabetischer Catalog der Bibliothek des Professors Georg Phil. Michaelis [1783, hschr.; MS 669]

Catalog der Bibliothek des Prof. d. Med. G. P. Michaelis zu Marburg [1783, hschr.; MS 670]

Muenscher, Wilhelm

Commentationum, Dissertationum et Programmatum quae possidet Guilielmus Muenscher, Catalogus [um 1815; hschr.; MS 676]

Roscher, G. A.

Catalogus dissertationum iuridicarum in Bibliotheca G. A. Roscheri. Luneburgi 1787 [hschr.; MS 672]

Schroeder, Johann Wilhelm

Joh. Wilh. Schroederi Legatum librorum orientalium. 1786 [Abschrift seines Testaments vom 18. April 1786 mit Verzeichnis seiner der Universitätsbibliothek Marburg vermachten Hss. und Drucke; MS 671]

Starhemberg

Verzeichnis der über die General-Verwaltung der Königlichen Bibliothek in Berlin aus der ehem. Starhembergischen Sammlung erbetenen und erhaltenen Bücher [hschr.; Universitätsbibliothek Marburg, Archiv, B 2 (1887-1944) vom 12. Juli 1893; enthält 48 Titel des Zeitraums von 1481-1728]

Hans-Jürgen Scholz

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Hessisches Staatsarchiv Marburg: Die Archivbestände des Universitätsarchivs sind teilweise dem Hessischen Staatsarchiv als Depositum übergeben worden. Diese Archivalien betreffen u. a. Privilegien, Gesetze, Statuten seit Gründung der Bibliothek im Jahre 1527. Der Hauptanteil dieser Bestände setzt jedoch erst Mitte des 18. Jhs ein: Bibliotheksrechnungen [ab 1746]

Pflichtexemplare [ab 1748]

Akten zur Benutzung der Bibliothek [1775-1879]

Akten des Akademischen Tauschvereins [1818-1887]

Bestandserweiterungen im Zusammenhang mit der Aufhebung der Universität Rinteln [1807-1812]

Akzessionsjournale [ab Mitte des 19. Jhs]

Zeugnisse über die Fortschritte der Katalogisierung und Sacherschließung im Verlauf des 19. Jhs Leihverkehr mit anderen Bibliotheken [mit Göttingen ab 1892]

Bauplanungen

Zu berücksichtigen sind insbesondere die folgenden Bestände: 305 a, Verz. 1-3, 308 a, Verz. 2-3, 307 d, Verz. 2-4, 310.

Archiv der Universitätsbibliothek:

Neben für die Bibliotheksgeschichte weniger ergiebigen allgemeinen Verwaltungsakten verdienen die folgenden Teile Erwähnung:

Unterlagen zur Erwerbung [ab 1850], zum Tausch [ab 1888] und zum Pflichtexemplar [ab 1855]

Bibliotheksprotokolle [1843-1886] Unterlagen über die Anfang des 20. Jhs von Rinteln an Marburg abgegebenen Bestände, unter denen sich 7 Inkunabeln befanden

Unterlagen zu der durch Kauf erworbenen Bibliothek des Professors für deutsche Sprache Karl August Lucae (1837-1888)

Rechnungsbuch vom 1. Juli 1884 der Marburger Buchhandlung Elwert [verzeichnet 566 Nummern an Dubletten gemäß gedruckter Aufstellung im Wiegandschen Auktionskatalog]

Monographien-Akzessionsjournale [1826-1840, 1828-1836, 1839-1842, 1859-1861, 1865-1871, 1873, 1885]

Akzessionsjournale der Zeitschriften [1894, Fortsetzungen 1896]

Zugangsbuch [ursprünglich Geschenkbuch, 1655-1825, umfaßt auch Verwaltungsberichte; MS 682]

Journal der Geschenke [1830-1888]

Jahresberichte der Bibliothek [1887-1945; sie liegen für den Zeitraum 1887-1963 in der " Chronik der Philipps-Universität" auch gedruckt vor; ab Berichtsjahr 1974 nur ungedruckte und intern vervielfältigte Jahresberichte; seit 1976 mit dem Berichtsjahr ab 1975 regelmäßig als selbständige Veröffentlichung gedruckt (s. u. 4.2)]

Die Materialien des Archivs der UB sind bibliographisch nicht erschlossen.

Universitätsbibliothek Gießen:

Catalogi und Nachrichten von der Marpurgischen u. Giesser Bibliothec. Bibliothecae Marpurgensis. Anno 1631 [hschr., von Johannes Steuber. Im Vorspann anschauliche Beschreibung der Marburger Universitätsbibliothek und ihrer räumlichen Gegebenheiten; s. a. 4.2 Gödeke, der die Textstelle transkribiert]

4.2 Darstellungen

Chronik der Philipps-Universität Marburg. Marburg. 1 ff. 1887-1940/41, 1941/47-1958/63 [enthält die gedruckten Jahresberichte der Bibliothek zur Vermehrung des Bücherbestandes durch Kauf, Tausch, Geschenk, sowie die Erwerbungen aus Nachlässen, danach ungedruckt als Ms. erscheinend (s. o. 4.1, Archiv der UB Marburg)]

Universitätsbibliothek Marburg. Jahresbericht. 1975 ff. [mit ausführlichen Abschnitten zur Bestandsentwicklung, Bestandscharakteristik und den Sammelschwerpunkten; s. a. 4.1 Archiv der UB Marburg]

Ende und Anfang. Die Universitätsbibliothek zwischen Vierzig und Fünfzig. Marburg 1988 [zur Auslagerung und Rückführung der Marburger Buchbestände im bzw. nach dem Zweiten Weltkrieg, u. a. auch detaillierte Angaben über die Kriegsverluste, Beiträge von Ingeborg Schnack, Dirk Barth und Herwig Gödeke]

Gödeke, Herwig; Philipp, Franz-Heinrich: Die Universitätsbibliothek Marburg 1527-1977. Eine bauhistorische Darstellung. Gladenbach 1977

Philipp, Franz-Heinrich: Bücher von Kirchen und Klöstern. Philipp sorgte großmütig für die ersten Bestände der Universitätsbibliothek (Marburg). In: 450 Jahre, 1527-1977, Philipps-Universität Marburg. Jubiläumsbeilage der Oberhessischen Presse vom 21. Juni 1977, Teil III

Reichardt, Lutz: Die Gesamtrevision der Universitätsbibliothek Marburg im Herbst 1967. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 16 (1969) S. 30-48

Rohde, Fritz: Die Universitäts-Bibliothek zu Marburg-Lahn 1887-1937. Marburg 1937 Schnack, Ingeborg: Zwischen Vierzig und Fünfzig. Ein Jahrzehnt aus der Geschichte der Universitätsbibliothek (1940-1950). In: alma mater philippina (SS 1968) S. 12-20 [erweiterte Fassung in: Ende und Anfang. Marburg 1988, S. 19-70]

Schulze, Alfred: Überblick über die Entwicklung der Universitäts-Bibliothek seit 1866, auf Grund der von F. Räuber mitgeteilten Unterlagen. In: Die Philipps-Universität zu Marburg 1527-1927. Hrsg. von Heinrich Hermelink und Siegfried A. Kaehler. Marburg 1927 (repr. Marburg 1977) S. 799-815 [auch selbständig als erweiterter Sonderdruck erschienen: Marburg 1927]

Schumacher, G.: Die Corveyer Kloster- und die Marburger Universitäts-Bibliothek. In: Hessenland 30 (1916) S. 70-72 Die Universitätsbibliothek Marburg. Einführung in ihre Bestände, Geschichte und Betriebsorganisation. Von den Mitarbeitern der Bibliothek. [Marburg] 1973

Zedler, Gottfried: Geschichte der Universitätsbibliothek zu Marburg von 1527-1887. Marburg 1896 [die umfassendste Darstellung]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Biologica Marburgensia illustrata. Eine Auswahl botanischer und zoologischer Abbildungswerke des 16. bis 19. Jahrhunderts in der Universitätsbibliothek Marburg. Bearb. von Wolf-Dieter Müller-Jahnke, Uwe Bredehorn, Dierk Maier, Gerhard Schneider. Marburg 1982

Both, Wolf von: Mikroverfilmung hessischer Zeitungen der Universitätsbibliothek Marburg. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 9 (1962) S. 374-375

Bredehorn, Uwe: Beobachtungen zu den Formaten der Marburger Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften. In: Studien zur deutschsprachigen Leichenpredigt der frühen Neuzeit. Hrsg. von Rudolf Lenz. Marburg 1981, S. 19-85 Bredehorn, Uwe: Marburger Frühdrucke 1527-1566. Marburg 1987

Bredehorn, Uwe: Marburger Universitätslehrer im Spiegel der Trauerschriften. In: Rudolf Lenz (Hrsg.): Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften. Bd 3. Marburg 1984, S. 163-192

Bredehorn, Uwe; Lenz, Rudolf: Die Ausstellung " Leben aus Leichenpredigten". In: Rudolf Lenz (Hrsg.): Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften. 1. Marburger Personalschriftensymposion. Forschungsschwerpunkt Leichenpredigten. Köln 1975, S. 492-557

Bredehorn, Uwe; Lenz, Rudolf: Die Ausstellung " Thanatomachia". Zur Geistes- und Kulturgeschichte des Todes vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. In: Rudolf Lenz (Hrsg.): Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften. Marburg 1979, S. 433-539

Buchrestaurierung ein Werkstattbericht. (Ausstellung und Katalog: Ulrike Hähner, Uwe Bredehorn). Marburg 1991

Dommer, Arrey von: Die ältesten Drucke aus Marburg in Hessen 1527-1566. Marburg 1892 Gödeke, Herwig: Auswahlbibliographie zu Lomonosovs " Rossijskaja Grammatika". In: Studia in honorem viri doctissimi Olexa Horbatsch. Festgabe zum 65. Geburtstag. Teil 3. Lomonosov und grammatische Beschreibung im 18. Jahrhundert. München 1983, S. 43-52

Gödeke, Herwig: Katalog altbulgarisches und cyrillomethodionaisches Schrifttum in Marburger Bibliotheken. In: Origo Characteris Sclavonici. Zur altbulgarischen Literatur in Marburg. Marburg 1987, S. 77-189

Gödeke, Herwig: Die Osteuropasammlung der Universitätsbibliothek Marburg und der neue Sammelschwerpunkt Osteuropa. In: Leben mit Büchern. Festschrift für Otto Sagner. Marburg 1990, S. 59-76

Gödeke, Herwig: Das " Ulozenie" des Zaren Aleksej Michajlovic von 1649. In: Peter der Große und seine Zeit. Ausstellung zum 300. Geburtstag. Marburg 1973, S. 47-51

Gödeke, Herwig: Transylvanica in der Universitätsbibliothek Marburg. In: Transylvanica in Marburg. Marburg 1985, S. 15-28

Günzel, Hermann: Mundus cartographicus. Karten und Atlanten in der Universitätsbibliothek Marburg. Marburg 1990

Kessler, Wolfgang: Ostdeutsche Bibliotheksbestände in Hochschulbibliotheken am Beispiel der Marburger Transylvanica-Bestände. Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Bibliotheken innerhalb der ABDOSD. Mitteilungen (1985) Nr. 2, S. 10-12

Kessler, Wolfgang: Transylvanica in Marburg. Bücher aus und über Siebenbürgen in Marburger Bibliotheken. Ein Auswahlverzeichnis. Erstellt von Wolfgang Kessler unter Mitarb. von Herwig Gödeke. Anläßlich der Tagung " Gruppenautonomie in Siebenbürgen" (3.-6. Oktober 1985 in Marburg) hrsg. von der Universitätsbibliothek Marburg und dem Seminar für Osteuropäische Geschichte der Philipps-Universität. Marburg 1985

Litterae Lutheranae. Ausstellung der Universitätsbibliothek Marburg zum 500. Geburtstag Martin Luthers vom 10. November bis 11. Dezember 1983. Bearb. von Uwe Bredehorn, Berthold Jäger, Ana Maria Mariscotti de Görlitz. Marburg 1983 Osteuropaforschung in Marburg.

Institutionen, Sammlungen, Ergebnisse. Zusammengestellt von Wolfgang Kessler, Hans Lemberg und Marlis Severing-Wollanek. Marburg 1988 [enthält Bestandsbeschreibung von ca. 100.000 Bdn Osteuropa-Literatur sowie von ca. 50.000 Bdn über die historischen deutschen Ostgebiete in der UB Marburg; darüber hinaus Auflistung der Marburger Osteuropaliteratur nach Instituten]

Philipp, Franz-Heinrich: Die Erschließung der Bestände. In: alma mater philippina. Festgabe für die Universitätsbibliothek (SS 1968) S. 30-32

Philipp, Franz-Heinrich: Verfilmung historischer Zeitungen. Marburger Universitätsbibliothek sichert Quellengut mit Hilfe der DFG. In: Marburger Universitätszeitung Nr. 103 vom 26. April 1979, S. 3

Rohde, Fritz: Marburg UB. Zentralblatt für Bibliothekswesen 47 (1930) S. 152-154 [behandelt die Aufnahme der Bestände der Rintelner Universitätsbibliothek in Marburg; s. o. 3.5, Kataloge der Universitätsbibliothek Rinteln]

St. Elisabeth Kult, Kirche, Konfessionen. Ausstellung der Universitätsbibliothek Marburg. Bearb. von Uwe Bredehorn, Herwig Gödeke, Ana Maria Mariscotti de Görlitz, Hans-Jürgen Scholz. Redaktion: Herwig Gödeke. Marburg 1983

Scholz, Hans-Jürgen: The Canada-Collection in Marburg/Lahn, Germany. In: Canadian Library Journal 28 (1971) S. 216-217

Scholz, Hans-Jürgen: Die UB und Kanada. In: Kanada in Marburg. Beiträge der Philipps-Universität zur Kanada-Forschung. Marburg 1986, S. 107-111

Suchier, Hugo: Mittheilungen über die Gymnasialbibliothek [Rinteln] und älteren Drucke derselben. In: Königliches Gymnasium, Rinteln. Jahresbericht über das Schuljahr 1877-1878 (Programm Nr. 329) S. 1-7

Universitätsbibliothek. Werdegang und aktueller Stand der Kanada-Sammlung. In: Kanada in Marburg. Beiträge der Philipps-Universität zur Kanada-Forschung. Marburg 1986, S. 139-143 [mit weiteren Literaturhinweisen]

Stand: Januar 1992

Herwig Gödeke


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.