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Adresse. Platz der Universität [ehemals: Werthmannplatz] 2, 79098 Freiburg (Breisgau);
[Karte]
Postfach 1629, 79016 Freiburg (Breisgau)
Telefon. (0761) 203-3900 (Sekretariat), -4000 (Allgemeine Auskunft) und -3940 (Lesesaal)
Telefax. (0761) 203-3987
Bibliothekssigel. <25>
Aktualisiert: 03.2008
E. Matthias Reifegerste
Unterhaltsträger. Land Baden-Württemberg
Funktion. . Öffentliche wissenschaftliche Universalbibliothek für Lehrende und Studierende der Universität und anderer Hochschulen, Regionalbibliothek für den Regierungsbezirk Südbaden.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Sämtliche Wissenschaftsgebiete. 2. Besondere Sammelgebiete: Regionales Schrifttum der Regionen Südbaden, nördliche Schweiz, südliches Elsaß.
Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. Öffnungszeiten: Alphabetische Kataloge, SKachkatalog e, Allgemeine Nachschlagewerke, Bibliographien, Lesesäle: Montag bis Freitag 8-20 Uhr, Samstag 9-13 Uhr. (Druckschriften mit Erscheinungsjahr zwischen 1701 und 1890 dürfen grundsätzlich nur in den Lesesälen benutzt werden.) Allgemeine Information, Katalogauskunft, Leihstelle, Selbstbedienungsausleihe: Montag, Mittwoch 9-16 Uhr; Dienstag, Donnerstag 9-18 Uhr, Freitag 9-15.30 Uhr, Samstag 9-13 Uhr. Sonderlesesaal (Hss., Nachlässe, Druckschriften vor 1700) Buchausgabe und Buchrückgabe: Montag bis Freitag 8.30-12.30 Uhr und 13.30-16.30 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Reader-Printer, Mikroverfilmung, Filmduplizierung, Offset-Druck, Personal Computer, CD-ROM, EDV-gestützter Blindenarbeitsplatz.
Gedruckte Informationen.Benutzungshinweise (Faltblätter).
Hinweise für anreisende Benutzer. Für Benutzer von Hss. und Frühdrucken sowie Rara ist eine vorherige Anmeldung empfehlenswert. - Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 5 Minuten). - Parkmöglichkeiten in Parkhäusern der Innenstadt in Universitätsnähe; nach Anmeldung (tel. über das Sekretariat s. o.) auch in der Tiefgarage der Universität.
Bestandsgeschichte ................................... [1.1] Bestandsbeschreibung ................................. [2.1] Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen .............................. [2.2] Systematische Übersicht .............................. [2.5] Allgemeines .......................................... [2.7] Philosophie .......................................... [2.11] Pädagogik ............................................ [2.25] Allgemeine Philologie ................................ [2.28] Orientalistik ........................................ [2.32] Klassische Philologie ................................ [2.41] Romanistik ........................................... [2.64] Germanistik .......................................... [2.83] Anglistik ............................................ [2.94] Kultur und Kunst ..................................... [2.97] Freiburg2 Universalgeschichte und außerdeutsche Geschichte ..... [2.144] Geschichte Deutschlands und der germanischen Länder .............................. [2.160] Historische Hilfswissenschaften ...................... [2.171] Geographie ........................................... [2.180] Theologie ............................................ [2.187] Rechtswissenschaften ................................. [2.234] Wirtschaftswissenschaften ............................ [2.252] Naturwissenschaften .................................. [2.258] Freiburg3 Medizin .............................................. [2.325] Sondersammlungen ..................................... [2.369] Kataloge ............................................. [3.0] Moderne Kataloge ..................................... [3.1] Sonderkataloge ....................................... [3.2] Historische Kataloge ................................. [3.3] Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Bibliothek ............................ [4.0] Archivalien .......................................... [4.1] Darstellungen ........................................ [4.2] Veröffentlichungen zu den Beständen .................. [5.0]
1.1 Bereits kurz nach Eröffnung der 1457 gegründeten Universität in Freiburg, der damals einzigen Hohen Schule der vorderösterreichischen Gebiete, wurde über den Mangel an Büchern geklagt. Entsprechende Auskunft geben die Protokolle der Artistenfakultät, bei der, wie an den meisten spätmittelalterlichen Universitäten üblich, die akademische Büchersammlung zunächst angesiedelt war. Man erwarb in den Anfangsjahren vornehmlich Literatur, die für die Vorlesungen benötigt wurde, oder man ließ entsprechend geeignete Bücher abschreiben. Allerdings gelang es auf diese Weise kaum, den Bedarf einigermaßen zu decken, so daß die Dozenten sich eigene Studienbibliotheken anlegen mußten. Die Artistenfakultät bemühte sich später um diese Bücher, oder sie gelangten im Zusammenhang mit Nachlaßübereignungen in den Besitz der Fakultätsbibliothek.
1.2 Sehr früh erhielt die Bibliothek den Nachlaß des Magisters Johannes Graff von Andlau († 1469). Unter den Hss. und Drucken befand sich Thomas von Aquins De articulis fidei et ecclesiae sacramentis ein Exemplar der ersten Druckausgabe, von dem Drucker des Catholicon in Mainz um 1459/60 hergestellt. Im Jahre 1495 kam die Artistenfakultät in den Besitz des Nachlasses von Ulrich Rotpletz († 1494) mit juristischen und kanonistischen Werken. Außerdem fielen der Universität Bücherlegate zu, aus deren Beständen sich noch heute einige Inkunabeln in ihrem Besitz nachweisen lassen. Es handelt sich um Bücher des Juristen Johannes Odernheim (Schenkung 1528), des Artistenprofessors Johannes Cesar († 1537) sowie des Augsburger Generalvikars Jakob Heinricnn († 1561). Im frühen 16. Jh bekam die Universität außerdem einen Teil der Studienbibliothek des Johannes Brisgoicus († 1539), der 1505 Ordinarius der Theologie an der Freiburger Universität geworden war.
1.3 Ab 1469 wurden vereinzelt Bücher gekauft, u. a. einige Straßburger Drucke, jedoch waren die zur Verfügung stehenden Geldmittel wohl gering. Seit 1470 hatte man die Bücher in einem verschließbaren Raum im Kollegiengebäude aufgestellt, die wertvolleren Codices waren angekettet. In der Bibliothek der Artistenfakultät, im frühen 16. Jh auch " bibliotheca universitatis" genannt, befanden sich Bücher aller Wissensgebiete. Zahlreiche Frühdrucke daraus sind noch heute nachzuweisen. Infolge der häufigen Auslagerungen der Universität, der Zerstörungen in Kriegszeiten, aber auch durch die umfangreichen Dublettenverkäufe im 19. Jh gingen etliche dieser ältesten Bücher verloren.
1.4 Von den Bursen und Stiftungshäusern erhielt die Universität ebenfalls zum Teil bedeutende Büchersammlungen. Aus der ältesten dieser Studienbibliotheken, der des Kartäuserhauses, sind noch 13 Inkunabeln nachweisbar. Die Büchersammlung des Collegium Battmannicum, benannt nach seinem Stifter Erhard Battmann († 1533), umfaßte vor allem Ausgaben der klassischen Autoren und ihrer zeitgenössischen italienischen Verehrer. Die Bücher stammen vorwiegend aus italienischen Pressen und tragen den mit roter Tinte geschriebenen Namenszug des Stifters.
1.5 In der ersten Phase der Geschichte der Freiburger Albertina gelangten weitere Professorenbibliotheken in den Besitz der Bibliothek, u. a. einige Bücher aus der Bibliothek des Mathematikers und Hebraisten Laurentius Schreckenfuchs († 1611) und ein beträchtlicher Teil aus der Büchersammlung des Gräzisten Johannes Hartung (1505-1579), u. a. Werke zur geschichtlichen Erforschung des Oberrheingebiets. Diese Sammlungen erhielt die Universität vor der Übernahme der Hochschule durch die Jesuiten im Jahre 1620. Schon seit dem späten 16. Jh waren die Bestände infolge von Kriegseinwirkungen und häufigen Umzügen der Universität ziemlich dezimiert, so daß die Jesuiten im Jahr 1620 nur 413 Werke ermitteln konnten, die sie in einem Katalog festhielten. Dieses war jedoch nicht das erste Bücherverzeichnis. Der älteste erhaltene Katalog stammt von 1600.
1.6 Die Zeitspanne zwischen 1620 und 1773 wurde durch den Jesuitenorden geprägt, der den Lehrbetrieb in der Philosophischen und der Theologischen Fakultät übernahm. Die Jesuiten bauten ab 1620 in ihrem Kolleg eine eigene Bibliothek auf, die bis 1773 ca. 5800 Werke umfaßte, darunter auch 85 heute noch vorhandene Inkunabeln. Ansonsten konzentrierte sich die Sammeltätigkeit der Jesuiten wohl auf Schulliteratur für praktische Zwecke des Lehrbetriebs. Keineswegs ging 1620 der gesamte Buchbesitz der Universität an die Jesuiten über, vielmehr bestanden bis 1773 zwei Bibliotheken: die alte Bibliotheca Academica und die von den Jesuiten gegründete Kollegsbibliothek. Durch Analyse der Eigentumsvermerke in den Büchern des ehemaligen Jesuitenkollegs wurde nachgewiesen (Sack 1985, s. u. 4.2), daß sich darunter keine Werke aus universitären Sammlungen befanden, sondern daß diese an anderer Stelle untergebracht gewesen sein müssen (wahrscheinlich im Kollegiengebäude der Universität in der Nähe der Registratur, des Archivs und der Kanzlei). Eigentumsvermerke der Jesuiten, wie sie bei einer Inkorporation des alten Buchbestandes zu erwarten wären, lassen sich in keinem Werk der Universitäts-Provenienz ausfindig machen, jedenfalls nicht in den Inkunabeln.
1.7 Im Zuge der von Kaiserin Maria Theresia veranlaßten Reformen im Freiburger Universitätsbetrieb sie forderte dabei auch die Schaffung einer Universitätsbibliothek - erfuhren die Reste der alten Bibliotheca academica eine Neubelebung, da nun aus dem den Fakultäten zur Verfügung gestellten Etat Bücher gekauft werden konnten. Der Bücheretat belief sich auf ein jährlich auszuzahlendes Büchergeld von 300 fl. für alle vier Fakultäten zusammen im Vergleich zu anderen österreichischen Hochschulen eine relativ hohe Summe. Im Jahr 1755 war bereits die Zusammenlegung der vorher noch getrennten Fakultätsbibliotheken zu einer gemeinsamen Bibliothek erfolgt, so daß man alle der Universität gehörigen Bücher von nun an in einem (neuerrichteten) Bibliothekssaal konzentrieren konnte. Ab 1768 fungierte zudem ein hauptamtlicher Bibliothekar, dessen Besoldung im Etat der Universität verankert war.
1.8 An bedeutenden Büchersammlungen erhielt die Universität in den Jahren 1741-1753 die Bibliotheken einiger Studienstiftungen. Von besonders hohem Wert ist die Sammlung der zeitlich gesehen zweiten Freiburger Studienstiftung, des Collegium Sapientiae, das Johannes Kerer (1430-1507), Münsterpfarrer, Professor der Artistenfakultät und späterer Weihbischof in Augsburg, 1496 gegründet hatte. In seinem Auftrag und auf seine Kosten richtete die Universität nach 1501 in der Sapienz eine Bibliothek ein, in die nach Kerers Vermächtnis ein Teil seiner Privatbibliothek integriert werden sollte. Leider lassen sich heute keine Bücher mehr aus Kerers eigenem Besitz nachweisen. Die mit seinem Geld eingerichtete Studienbibliothek aber war weit mehr als die übrigen Kollegienbibliotheken ganz auf spezielle studentische Bedürfnisse zugeschnitten und reich an Schulliteratur (Grammatiken, Rhetorik-Lehrbücher, Klassikerausgaben usw.). Die Freiburger Inkunabelsammlung enthält mit 270 Stücken aus dieser (größten) Provenienz den wertvollsten Teil jener alten Stiftungsbibliothek, die an Bedeutung zeitweise die Bibliothek der Artistenfakultät übertroffen haben dürfte. Ferner sind an Stiftungsbibliotheken zu erwähnen: das Collegium S. Galli (gestiftet von Gallus Müller), in dessen Bibliothek sich u. a. die von den Medizinern Rudolf und Bernhard Unger während ihrer Tübinger Zeit gesammelten Drucke und Hss. befanden, sowie das Collegium Pacis, das auf gemeinsame Initiative der Theologen Jodocus Lorichius († 1612) und Matthias Wertwein († 1580) zurückging. Die Bibliothek des Collegium S. Galli umfaßte auch eine Reihe von Reformationsdrucken und polemische Literatur.
1.9 Mit der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 und der Josephinischen Klosteraufhebung von 1782 begann eine neue Blütezeit der Bibliothek. Sie gelangte in den Besitz zahlreicher Ordens- und Klosterbibliotheken der vorderösterreichischen Gebiete. Im Jahre 1773 kamen zunächst 6174 Bde der Freiburger Jesuitenbibliothek in die Bibliothek, 1774 dann weitere Bücher, die sich bei den vom Jesuitenkolleg inkorporierten Propsteien St. Morand, St. Ulrich und Ölenberg (alle im Sundgau gelegen) befanden, darunter 6 Ölenberger Inkunabeln. 1778 übernahm die Universitätsbibliothek die Jesuitenbibliotheken in Rottenburg (einen Teil von ca. 1000 Bdn) und in Feldkirch (6 Kisten) mit insgesamt 41 Inkunabeln, während die wertvolle Konstanzer Jesuitenbibliothek beim dortigen Gymnasium verblieb.
1.10 Im Gefolge der Josephinischen Klosteraufhebungen von 1782 kam die Bibliothek auch in den Besitz einer Reihe von Klosterbibliotheken des Breisgaus und Oberschwabens, jedoch befanden sich darunter nur wenige bibliophile Kostbarkeiten, da die Hofbibliothek in Wien ihr Vorauswahlrecht wahrzunehmen wußte und nur in wenigen Fällen das Gewünschte nicht erhielt. Aus den Frauenklöstern gelangten ca. 1200 Titel in die Bibliothek, vom Umfang her am bedeutendsten der Bestand aus Gorheim (345 Titel). Einen beachtlichen Zuwachs erhielt man im Juli 1782, als die Bücher des Freiburger Kartäuserklosters (ca. 4000 Bde) in die Bibliothek transportiert wurden. Diese im 15. und im 16. Jh bedeutende Bibliothek, die auch rege Tauschbeziehungen mit der reich bestückten Basler Kartause pflegte, hatte jedoch 1782 nicht mehr ihren ursprünglichen Gehalt an wissenschaftlich wertvoller Literatur. Sie war durch Brände, Plünderungen und auch durch Verkäufe bereits dezimiert worden. Von dem verbliebenen Rest sicherte sich die Hofbibliothek in Karlsruhe den größten Teil. Immerhin gelang es der Bibliothek, einiges von dem kostbaren Bestand zu bekommen ( u. a. 129 Inkunabeln).
1.11 Einen weiteren Zugewinn erfuhr die Bibliothek 1788 durch die vollständig übernommene Bibliothek des Augustinerchorherrenstifts Waldsee (ca. 2500 Titel), darunter auch 197 Inkunabeln. Insbesondere die beiden Stiftsherren Johannes Flach († 1512) und Christoph Edler von Trugenhofen († 1497) hatten bereits im 15. Jh der Waldseer Stiftsbibliothek zu einem wertvollen Grundbestand an älterer Literatur verholfen. Das Spektrum der Büchersammlung reichte von den für Klosterbibliotheken typischen Werken zu Seelsorge und Predigt, von Rechts- und Schulliteratur bis zu nicht immer in solchen Bibliotheken anzutreffenden Werken der Medizin, der Astronomie und der Astrologie sowie Ausgaben griechisch-römischer Schriftsteller, italienischer Humanisten und deutscher Poeten (Jacobus Locher, Burkhard von Horneck u. a.).
1.12 Im Jahre 1791 wurden von der Bibliothek die Paulinerbibliotheken Rohrhalden (518 Titel) und Langnau aufgenommen (700 Bde, davon 90 Inkunabeln; der Bestand gelangte erst 1797 nach Freiburg), ferner die Franziskanerbibliothek Horb (758 Bde) und der Rest der Jesuitenbibliothek Rottenburg (3800 Bde). Um 1794 war auch die Bibliothek des ehemaligen Freiburger Franziskanerklosters aufgelöst worden, aus der nur einige Drucke in die Bibliothek gelangten. Im Jahre 1793/94 wurde das Freiburger Dominikanerkloster aufgehoben; die Bücher wurden einige Zeit später (1796) der Universität übergeben. Darunter befanden sich keine Kostbarkeiten, denn die Bibliothek war eine Gebrauchsbibliothek für Prediger und Seelsorger, wie die noch erhaltenen 127 Inkunabeln deutlich machen. Nur weniges, darunter 4 Inkunabeln, suchte man sich aus dem 1784/85 aufgehobenen Freiburger Augustinereremitenkloster heraus.
1.13 Das Jahr 1795 bedeutet in zweifacher Hinsicht einen Übergang in der Geschichte der Bibliothek. Die Welle der Übernahme von Bibliotheken infolge der Aufhebung des Jesuitenordens und der Josephinischen Klosteraufhebungen ging ihrem Ende zu, war allerdings lediglich ein Vorspiel zu den weitaus ergiebigeren Zuwächsen, die im Zusammenhang mit der badischen Säkularisation 1806 zu verzeichnen waren. Zum anderen bedeutet es einen gewissen Einschnitt, weil von da an eine Bibliothekskommission existierte, der auch die Beschlüsse für den Bücherkauf oblagen. Die Grundverfassung der neuerrichteten Bibliothekskommission nennt Leitsätze der Literaturbeschaffung, insbesondere " das bevorzügliche Augenmerk zu richten 1. auf Fortsetzungen kostbarer Werke und periodischer Schriften ... 2. auf Wissenschaften, die zu unserer und unserer Väter Zeit erst entstanden sind ... 3. auf Werke von allgemeiner Brauchbarkeit ... 4. auf Werke, die der Bibliothek besonderen Glanz geben." Bei seltenen Werken (z. B. der Description de l'Egypte oder der Complutensischen Bibel) legten mancl die Kommissionsmitglieder das Geld für die Anschaffung vor und ließen es sich später zurückerstatten. So konnten wichtige Werke gekauft werden, ohne daß Verzögerungen eintraten.
1.14 Die Erwerbungen für die Fächer einzelner Fakultäten betrafen zunächst die für alle Disziplinen wichtigen Enzyklopädien und Lexika, ferner Akademieschriften, die in bemerkenswertem Umfang angeschafft wurden, und gelehrte Zeitungen oder Journale. Lexika, Periodika und Quellensammlungen bestimmten auch die Erwerbung der einzelnen Fächer, während die monographische Literatur deutlich unterrepräsentiert war. Das deutschsprachige Schrifttum stand mit Abstand an der Spitze, dann folgte bis Ende des 18. Jhs das französische Schrifttum. Die englische Literatur nahm einen zunehmend breiteren Raum ein, das lateinische Schrifttum konnte seine Position noch behaupten. Schwerpunkte der Erwerbung bildeten die Literatur aus Frankreich, insbesondere in den Naturwissenschaften, der Philologie und im Kirchenrecht, und die südwestdeutsche Buchproduktion, einschließlich der angrenzenden Gebiete der Schweiz, Bayerns und der Pfalz.
1.15 Eine Besonderheit stellte die Literaturversorgung des 1768 eingerichteten Lehrstuhls für Polizey- und Kameralwissenschaften dar. Dem Lehrstuhlinhaber, Prof. Franz Bob, standen jährlich 200 fl. separat für den Bücherkauf zur Verfügung. Die damit erworbenen Bücher waren in seiner Wohnung aufgestellt: Es handelte sich also um eine mit öffentlichen Mitteln aufgebaute Privatbibliothek. Bob war aber zugleich auch Professor der " weltlichen Beredsamkeit", und der vorhandene Bibliothekskatalog läßt erkennen, daß Bobs Interessenschwerpunkte bei der Rhetorik, Sprachwissenschaft und schönen Literatur lagen. Nach seinem Tode wurden die Bücher in die Universitätsbibliothek übertragen.
1.16 Der Bibliothekar dieser Periode, Johann Caspar Ruef (bis 1822) bewältigte die infolge der Übernahme säkularisierter Büchersammlungen stark angestiegenen Anforderungen an die Bibliothek. Auf Geheiß der Universität ließ er umfangreiche Dublettenverzeichnisse drucken, die insgesamt ca. 15.000 Titel enthielten. Über den Gesamtbestand um 1795 gibt es unterschiedliche Schätzungen. Belief er sich vor 1773 wohl auf mehr als 10.000 Bde, so wurden für 1782 bereits 25.000 bis 30.000 Bde, für 1785 36.000 bis 40.000 Bde genannt, von denen jedoch mindestens 10.000 als Dubletten gesondert aufbewahrt wurden. 1794 wurde der Bestand mit 25.000 bis 30.000 Bdn angegeben. Allerdings handelte es sich dabei nur um die im Bibliothekslesesaal aufbewahrten Bücher. Weitere Räume waren mit Büchern aus säkularisierten Bibliotheken, oft Dubletten angefüllt. Man teilte die Bücher folglich in zwei Kategorien ein, so daß der Zuwachs der systematisch aufgestellten Literatur nicht den Zugängen insgesamt entsprach. Die Einschätzung des Wertes der hereingeflossenen Büchermassen war bei den Universitätsmitgliedern unterschiedlich, insbesondere im Hinblick auf die wissenschaftliche Bedeutung der Klosterbibliotheken. Ein Teil der Bücher, vor allem aus ehemaligem Besitz des Jesuitenordens, dürfte deshalb als Dispositionsmasse für den Kauf aktuell benötigter Literatur verwandt worden sein. Der Schwerpunkt der in dieser Phase der Säkularisation überlassenen Bibliotheken lag bei der Theologie, der Rechtswissenschaft, der Philosophie, der Medizin und der Geschichte.
1.17 Neben diesen durch Schenkung erworbenen Sammlungen kaufte die Universität einige bedeutende Privatbibliotheken. Nach der Genegung durch ein Hofdekret vom 19. Juni 1778 erwarb die Bibliothek für 8060 fl. ca. 4000 Bde aus dem Besitz des Kirchenrechtlers Joseph A. von Riegger (1742-1795). Im Dezember 1778 kamen unerwartet noch zwei Kisten aus dem Kloster Zwiefalten hinzu, ebenfalls aus der Rieggerschen Sammlung, die aber im Kauf noch nicht inbegriffen waren, mit sehr seltenen und kostbaren Stücken (Kaufsumme 547 fl.). Die Bibliothek konnte durch diese Erwerbung die Lücken des Bestandes in den Bereichen Geschichte und Literatur, aber auch Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaft weiter schließen. Für 1507 fl. erwarb die Universität im September 1780 die Privatbibliothek des Regierungsrats Hermann von Greiffenegg, die vor allem Werke zum deutschen Staatsrecht, zur Kirchen- und Reichsgeschichte, zur Geschichte Österreichs sowie eine Sammlung von Geschichtsschreibern der Schweiz und des schwäbischen Raumes enthielt. Aus der Erwerbung einiger Titel der Privatbibliothek von Prof. Engelbert Klüpfel (1733-1811) im Januar 1786 sind die Amsterdamer Ausgabe von Bayles Dictionnaire historique et critique (1740), Calvins Institutiones religionis christianiae (1539) und die Briefe des Ulrich Zasius (herausgegeben von Riegger) hervorzuheben. Diese Käufe sind umso höher zu bewerten, als das von Wien bewilligte Aversum im März 1786 auf 300 fl. den Stand von vor 1768 festgelegt wurde. Die Universität half sich angesichts des unzureichenden Erwerbungsetats durch intensivere Tauschgeschäfte mit Freiburger Buchhändlern (Wagner) und mit Privatleuten. Außerdem kam die Bibliothek hin und wieder in den Genuß von Schenkungen sowie Nachlässen verstorbener Professoren und Angehöriger der Universität.
1.18 Ruef entwickelte 1780-1783 und 1783-1789 in überarbeiteter Fassung eine Systematik für die Buchaufstellung, die zunächst fünf, später sieben Gruppen oder Abteilungen umfaßte: Philologie, Philosophie, Naturwissenschaften, Medizin, Jura, Historie, Theologie. Für jede dieser Teilbibliotheken wurde ein Systematischer und ein Alphabetischer Katalog angelegt, neben denen der alphabetische Universalkatalog existierte.
1.19 Schon vor Beginn der eigentlichen badischen Säkularisation kam die Bibliothek 1802 kurzfristig in den Besitz der wertvollen Bibliothek des Klosters Oberndorf bei Rottweil. Allerdings mußte der Besitztitel bald wieder aufgegeben werden, so daß lediglich zwei Werke für Freiburg gesichert werden konnten. Diese waren allerdings kostbar: ein 1471 von Johannes zu der Linden in Straßburg geschriebenes Brevier und Mentelins erste Bibel (nicht nach 1460/61).
1.20 Nachdem der Breisgau im Frieden von Preßburg (1805) dem Großherzogtum Baden zugeschlagen worden war, erhoffte man sich bei der Universität ansehnliche Bücherzuwächse durch die Aufhebung der breisgauischen Klöster. Jedoch nahm die Hofbibliothek in Karlsruhe das ihr zuerkannte Vorwahlrecht extensiv in Anspruch, so daß die wertvollen Hss. und Frühdrucke fast ausnahmslos nach Karlsruhe gingen. Die Universitätsbibliothek Freiburg mußte sich oft mit dem Rest, mit überwiegend wissenschaftlicher Gebrauchsliteratur, begnügen und darüber hinaus in einigen Fällen der Universitätsbibliothek Heidelberg den Vortritt lassen. So sicherte sich die Hofbibliothek den Hauptanteil von Stiftsbibliotheken, der Propstei Öhningen, der Abtei St. Märgen und der Propstei Allerheiligen in Freiburg. Für die Universitätsbibliothek blieben aus Öhninger Provenienz nur 138 Werke, darunter 6 Inkunabeln; aus dem Bestand von Allerheiligen vermochten die Freiburger Bibliothekare Ruef und Baggati noch ca. 200 Bde herauszusuchen, darunter 9 Inkunabeln. Aus der Bibliothek der Zisterzienserabtei Tennenbach erhielt die Bibliothek u. a. 68 Inkunabeln, darunter einige seltene Werke, die aufgrund eines lückenhaft angefertigten Katalogs von der Karlsruher Hofbibliothek nicht angestrichen werden konnten.
1.21 Die Bibliothek des 1807 aufgehobenen Benediktinerklosters Gengenbach kam zum überwiegenden Teil nach Karlsruhe. Übriges teilten sich die Universitätsbibliotheken Heidelberg und Freiburg u. a., so daß schließlich zwei Kisten mit Büchern aus Gengenbach nach Freiburg gelangten. Die an Inkunabeln und Frühdrucken reiche Klosterbibliothek des Benediktinerklosters Sankt Trudpert gelangte mit ihren wertvollen Beständen ebenfalls im wesentlichen nach Karlsruhe. Die Universitätsbibliothek durfte 18 Kisten behalten. Außerdem gelang es, einige der von Karlsruhe beanspruchten Werke beiseitezulegen, u. a. die seltene Straßburger Narrenschiff-Ausgabe von 1494 und die deutsche Übersetzung der Schedelschen Weltchronik.
1.22 Eine kostbare Bibliothek besaß auch das Benediktinerkloster St. Peter im Schwarzwald. Ihr planmäßiger Ausbau seit Anfang des 18. Jhs (nach Bränden und Zerstörungen der alten Büchersammlung aus dem Mittelalter) war das Werk des Abtes Philipp Steyrer. Über den Bestand bis 1773 unterrichtet der noch erhaltene dreibändige Katalog. Von den im Jahre 1806 vorhandenen ca. 20.000 Bdn reklamierte die Karlsruher Hofbibliothek die Hss., Inkunabeln und sonstigen alten Drucke (30 Kisten). Der Rest war z. T. für die Universitätsbibliothek Freiburg bestimmt (17 Kisten, darin nur 5 Inkunabeln, aber auch der größere Teil der kostbaren Kartensammlung). Doch verblieben auch Bücher in St. Peter für eine zu errichtende Pfarrbücherei.
1.23 Nach der Aufhebung des Benediktinerklosters St. Georgen in Villingen kamen von dort einige bedeutende historische Quellenwerke auf Drängen der Universität im Jahre 1810 nach Freiburg, nachdem sich die Auflösung der Bibliothek verzögert hatte, weil das Villinger Lyzeum Bücher erhalten sollte. Die Hofbibliothek hatte ihren Anteil bereits nach Karlsruhe verbringen lassen. Letztlich gelang es 1818, die in Villingen verbliebenen Bücher, immerhin fast 12.000 Bde, in 66 Kisten nach Freiburg zu transportieren. Allerdings wurden nur die noch nicht vorhandenen Werke in den Bestand eingearbeitet, wohl ca. 800. Aus dem Bestand des aufgehobenen Klosters St. Märgen erhielt die Bibliothek nach Schätzungen des Kustos Baggati, der hier wie auch bei der Auflösung der anderen Klosterbibliotheken die für die Universität Freiburg bestimmten Werke heraussuchen und abtransportieren ließ, einen Zuwachs von etwa 450 Bdn.
1.24 Die alte Bibliothek des Benediktinerklosters St. Blasien, dessen Ursprung im 9. Jh liegt, war durch eine Brandkatastrophe 1768 fast vollständig vernichtet worden, aber unter dem bibliophilen Abt Martin Gerbert (1720-1793) zu neuer Blüte gelangt. Einige kostbare Stücke der alten Sammlung überstanden das Brandunglück, so die Gutenberg-Bibel, einige frühe Drucke von Bibeln und Bibelkonkordanzen. Fürstabt Gerbert tätigte in großem Umfang Neuerwerbungen, u. a. im Rahmen von Bücherauktionen, aber auch durch den Kauf von Werken aus aufgelösten Jesuitenbibliotheken. Eine schwer zu beziffernde Zahl von Büchern gelangte im Zusammenhang mit der Säkularisation nach dem Reichsdeputationshauptschluß nach St. Blasien, so aus den Rottweiler Mendikantenklöstern, der Benediktinerabtei Weingarten, aus Ettenheimmünster usw. Die nach dem Aufhebungsbeschluß vom 10. Oktober 1806 in St. Blasien vorgefundenen Inkunabeln stammten zum großen Teil aus solchen kurz vorher aufgelösten Klosterbibliotheken. Insgesamt umfaßte die Bibliothek bei der Übernahme 18.657 Bde, wie die Auszählung des badischen Aufhebungskommissars von Ittner ergab. Daneben waren 235 Inkunabeln und 136 Postinkunabeln vorhanden, von denen die Universitätsbibliothek Freiburg 100 Stück in ihren Bestand an Wiegendrucken aufnehmen konnte die anderen Inkunabeln hatte sich die Karlsruher Hofbibliothek herausgesucht, desgleichen einen Großteil der Hss. Den wertvollsten Buchbesitz aber (darunter die jetzt in der Library of Congress befindliche Gutenberg-Bibel) konnten die Mönche unbemerkt zu ihrem Auswanderungsziel St. Paul im Lavanttal mitnehmen. Baggati ließ insgesamt 13.000 Bücher nach Freiburg transportieren, von denen ein Teil für die Hofbibliothek bestimmt war. Allerdings beeilte man sich in Freiburg nicht mit der Absendung der Bücher. Außerdem gelang es, einige Stücke heimlich zurückzubehalten, so daß letztlich ca. 1200 Bde nach Karlsruhe gelangt sein dürften.
1.25 Die Bibliothek erhielt weiterhin Bücher aus dem Paulinerkloster Bonndorf, dem Damenstift Günterstal, den Franziskanerklöstern Heitersheim und Kenzingen, sowie den Damenstiften in Säckingen und Waldkirch. Aus dem Zisterzienserkloster Salem kam eine Kiste mit astronomischen Büchern. Die Behandlung der hinzugewonnenen Büchermengen war in Freiburg nicht in jeder Hinsicht rühmenswert. Einerseits kam es zu umfangreichen Dublettenverkäufen, darunter großer Teile des Inkunabelbestandes, andererseits wurden zahlreiche alte Einbände von den Buchblöcken getrennt. Besitzvermerke wurden getilgt, bei mehrbändigen Werken wurden die jeweils ansehnlichsten Teile aus verschiedenen Provenienzen zusammengefügt. Insgesamt profitierte die Bibliothek erheblich von den Säkularisationen, obwohl die bibliophil kostbaren Werke überwiegend nicht nach Freiburg gelangten. Jedoch stellt sich mehr und mehr heraus, daß die in großer Zahl übernommene Gebrauchsliteratur für die historisch ausgerichtete wissenschaftliche Forschung von ungleich höherem Interesse ist.
1.26 In dem Zeitraum von 1795 bis 1823 erhielt die Bibliothek auch aus anderen Quellen Bücher, vor allem aus privaten Schenkungen. Dabei spielten die Professorenbibliotheken eine große Rolle, so die des Staatsrechtlers Johann Anton Mertens († 1827) und vor allem die des Dogmatikers Engelbert Klüpfel (1733-1811), aus der bereits früher einige wertvolle Titel erworben worden waren. Im Jahre 1811 vermachte er seine gesamte Bibliothek der Universität (ca. 4000 Bde und rund 5000 Dissertationen, darunter einige wertvolle Erstausgaben von Werken des Conrad von Celtis).
1.27 Gemäß den Verordnungen von 1807, 1819 und 1825 wurde der Bibliothek ein Pflichtexemplarrecht zuerkannt, so daß in einem gewissen Umfang von den im Land Baden ansässigen Verlegern Freiexemplare abgeliefert wurden. Jedoch gab es immer wieder Schwierigkeiten wegen der Rechtslage, so daß sich der Ertrag in Grenzen hielt. Einträglicher war der ab 1817 (Gründung des Vereins der deutschen Universitäten zum Austausch akademischer Gelegenheitsschriften in Marburg) angelaufene Tauschverkehr, obgleich sich der Schriftentausch erst im späteren 19. Jh spürbar auswirkte.
1.28 In der Ära der Bibliothekare Eisengrein und Amann (1823 bis 1849) stieg das Aversum von 1000 fl. im Jahre 1819 auf 2000 fl. ab 1833. Auch diese Summe reichte bald nicht mehr aus, zumal es immer wieder Verzögerungen bei der Anweisung des Geldes gab. Durch die Dublettenverkäufe waren allerdings zusätzliche Mittel hereingekommen. Ferner erhielt die Bibliothek in größerem Umfang außerordentliche Zuschüsse, so daß sich die Situation bei den Gesamteinnahmen deutlich verbesserte. Im Rechnungsjahr 1847 konnte man sich auf gut 10.000 fl. stützen. So konnten einige bedeutende Professorennachlässe erworben werden. Hervorzuheben sind die Sammlungen des Botanikers Karl Julius Perleb (1794-1845) und des vielseitig gebildeten Alttestamentlers Johann Leonhard Hug (1765-1846), dessen Büchernachlaß 1700 Titel umfaßte. Wertvolle Hss., aber auch 16 Inkunabeln aus dieser Provenienz bedeuteten einen willkommenen Zugewinn. Daneben sind die Nachlässe von Johann C. A. Ruef (1748-1825), Joseph Ignaz Schmiderer (1755-1830) und Carl von Rotteck (1775-1840) zu erwähnen. Zwischen 1832 und 1845 überließen der Academische Leseverein, der Naturwissenschaftliche Leseverein und die Naturforschende Gesellschaft in Freiburg der Bibliothek ihre Bestände. Die Tauschbeziehungen der Universität weiteten sich bis 1835 auf 35 Universitäten des In- und Auslands aus, darunter Basel, Brüssel, Dorpat, Gent, Kopenhagen, Krakau und (besonders rege) die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1829 wurde der erste Band des Realkatalogs vorgelegt, der 1839 vollendet war. Dieser neuere Systematische Katalog war als Band-Katalog angelegt und umfaßte 8 Hauptgruppen. Gegenüber der alten Systematik von Ruef war er erweitert, ohne sich in seinem Aufbauprinzip wesentlich zu unterscheiden.
1.29 Während der Amtszeit des Bibliothekars Wetzer und seiner Nachfolger bis zur Auflösung der Bibliothekskommission (1850 bis 1888) konnte die Bibliothek den wertvollen Nachlaß des Freiburger (später Rastatter) Theologen, klassischen Philologen und Gymnasialprofessors Franz Karl Grieshaber (1798-1866) erhalten. Dieser vermachte ihr seine gesamte Bibliothek (über 2000 Druckwerke, außerdem 38 mittelalterliche und neuzeitliche Hss., 66 Handschriftenfragmente und 6 Inkunabeln). Um 1850 verfügte die Bibliothek über einen Gesamtbestand von etwa 84.000 Bdn. Im Jahre 1871 wurde dem Bibliothekar das Stimmrecht in der Bibliothekskommission zuerkannt, 1887 die Entscheidung über Literaturanschaffungen dem Leiter der Bibliothek übertragen so der einstimmige Beschluß der Bibliothekskommission.
1.30 In der Amtszeit von Julius Steup (1872-1911) entstand ein neuer Systematischer Katalog, außerdem erfolgte der Neubau der Universitätsbibliothek (nach dem Architekten Carl Schäfer als " Schäfer-Bau" bezeichnet). Die bedeutendste Erwerbung während seines Direktorats war die Sammlung Adolf Schaeffer (1845-1928), die 700 Bde ältere spanische Druckwerke umfaßte. Ferner sind Nachlässe zu nennen von Adalbert Maier (1811-1889, Theologie, 2100 Titel) und Joseph König (1819-1900, Theologie, 1200 Titel). Der Erwerbungsetat stieg allmählich an. Der Erwerbungsschwerpunkt verlagerte sich zunehmend auf die aktuelle Forschungsliteratur. Der Bestand der Bibliothek belief sich 1902 auf 270.000 Bde Monographien, außerdem auf eine umfangreiche Sammlung von Dissertationen, deren Zahl jedoch noch nicht ermittelt ist.
1.31 Unter dem Direktorat von Emil Jacobs (1911-1929) kamen mehrere bedeutende Büchernachlässe in die Bibliothek, u. a. der des Romanisten Gottfried Baist (1853-1920) mit 1200 Titeln, darunter ca. 500 ältere Werke zur Hispanistik. Außerdem wurden der Briefnachlaß von Alfred Dove (1844-1916) sowie ein Teil seiner Büchersammlung erworben (italienische Geschichte des 13. Jhs), überdies die Nachlässe von Karl Hegar (Medizin) und von Felix Rachfahl (1867-1925, Geschichte). Ein Teil der Bibliothek des Romanisten Wendelin Foerster († 1917) wurde im Jahr 1917 erworben, im Jahr darauf die Privatbibliothek von August Wilmanns (1833-1917), dem ehemaligen Freiburger Bibliothekar (1870/71) und Generaldirektor der Königlichen Bibliothek in Berlin. Dadurch kam die Universitätsbibliothek in den Besitz von Werken des italienischen Humanismus sowie der Klassischen Philologie (ca. 4000 Bde, einschließlich der Doppelstücke). Die Bibliothek der Gesellschaft für Geschichtskunde in Freiburg wurde 1913 übernommen. Der Bestand betrug nach einer Zählung im Sommer 1929 430.000 Bde, 3500 Karten, außerdem ca. 300.000 Dissertationen und andere Hochschulschriften.
1.32 Während der Amtszeit von Josef Rest (1929-1953) wurden nur vereinzelt ältere Büchersammlungen inkorporiert, so die Dante-Sammlung von Alfred Bassermann (1855-1935, 564 Werke), die Gobineau-Sammlung (Gobineau-Ausgaben und Gobineau-Literatur bis 1914) von Ludwig Schemann (1852-1938), ferner der Nachlaß von Franz von Roggenbach (1825-1907) mit Literatur zur Zeitgeschichte des 19. Jhs, Geschichte allgemein, Militärgeschichte, Militärwesen (darunter zahlreiche Bücher aus der ehemaligen Bibliothek des 5. Badischen Infanterie-Regiments Nr. 113 sowie der Militär-Bibliothek Freiburg) und Erst- und Frühausgaben der Belletristik. Von 1936 bis 1945 sowie 1946 bis 1963 war die Bibliothek Pflichtexemplarbibliothek für den Regierungsbezirk Südbaden. Von 1930 bis zum Kriegsbeginn gab es wöchentliche Neuerscheinungslisten. Einzelne Teilbestände wurden durch Sonderverzeichnisse besser erschlossen, u. a. durch ein gedrucktes Verzeichnis der vorhandenen Erasmus-Drucke und durch Verzeichnisse der Zeitschriftenbestände. Besondere Verdienste erwarb sich Rest durch die rechtzeitige Auslagerung der Bestände während des Zweiten Weltkrieges. Insgesamt wurden ca. 350.000 Bde in 11 Bergungsorte gebracht, so daß die Bibliothek kaum Kriegsverluste zu beklagen hatte. Allerdings wurde das Bibliotheksgebäude durch den Bombenangriff am 27. November 1944 stark beschädigt. Die Nachkriegsjahre und auch weite Strecken der Amtszeit von Josef H. Beckmann (1953-1967) ließen aufgrund der knappen Bibliotheksetats nur die Erwerbung der unbedingt erforderlichen, aktuellen Literatur zu. Nennenswerte Professorennachlässe waren nicht zu verzeichnen.
1.33 Im Zentrum der Erwerbungspolitik stand nach der Übernahme der Leitung der Bibliothek durch Wolfgang Kehr (September 1967) der Kauf der neueren wissenschaftlichen Forschungsliteratur. Darüber hinaus wurde jedoch ältere Literatur vorrangig für die alten Sammelschwerpunkte (Humanismus und Renaissance am Oberrhein, Gegenreformation und Jesuitica, Schulliteratur der Artisten) durch antiquarische Käufe erworben (bis 1990 ca. 550 Drucke vor 1700, etwa zur Hälfte aus dem 16. und dem 17. Jh). Ferner wurde in einzelnen Fächern der Altbestand z. T. in erheblichem Umfang rückwärtig ergänzt. Dies gilt insbesondere für die Anglistik, die Französische Philologie und auch die Naturwissenschaften (Botanik). Alle Erwerbungen sind im neuen Systematischen Katalog erfaßt. 1983 erhielt die Universitätsbibliothek den Nachlaß von Prof. Wolfgang Müller (ca. 1000 Titel zur badischen Landesgeschichte, Kirchengeschichte sowie Kunstgeschichte). Außerdem erwarb sie etwa 600 Titel aus der Privatbibliothek des 1990 verstorbenen ehemaligen Direktors der Freiburger Psychiatrischen Unviersitätsklinik Prof. Rudolf Degkwitz, sodann 1992 eine kleine wertvolle Sammlung von Drucken des 15. und 16. Jhs mit Bezug auf das Oberrheingebiet und die Reformationszeit aus der Privatbibliothek des ehemaligen Ehrensenators der Universität Freiburg Ernst Fischer. Als Schenkung erhielt sie ca. 80 ältere Werke sowie zahlreiche historische Karten aus der Privatsammlung des Freiburger Historikers Prof. Erich Hassinger (1907-1992).
1.34 Seit 1978 ist die Bibliothek in einem zentral gelegenen Neubau unweit des alten Schäfer-Baus untergebracht. Die Benutzungsmöglichkeiten, insbesondere auch für alte Drucke, konnten erheblich verbessert werden. 1985 erschien der dreibändige Inkunabelkatalog von Vera Sack, danach wurde mit der Erschließung der Bestände des 16. Jhs begonnen. Die Katalogisierung der mittelalterlichen Hss. ist abgeschlossen, die der neuzeitlichen Hss. bis ins 18. Jh fertiggestellt. Der Systematische Katalog, der die Erwerbungen bis 1967 einschließlich umfaßt, steht als Mikrofiche mit Gruppenübersicht und Register zur Verfügung.
Wilfried Sühl-Strohmenger
2.1 Den Bestandsangaben liegen Auszählungen der im alten Systematischen Katalog (Erwerbungen bis 1967) erfaßten Titel zugrunde. Für die Berechnung der Bandzahl wurde aufgrund einer Stichprobenauszählung das Verhältnis von einem Titel zu 2,5 Bdn angesetzt. Gezählt wurden alle Titel mit einer eigenen Signatur, auch verschiedene Auflagen eines Werks, nicht aber Mehrfachexemplare desselben Titels. Bei Verweisungen oder Nebeneintragungen ist in der Regel nur die Hauptstelle (Haupteintragung) berücksichtigt. Titel ohne Erscheinungsjahr sind dem historischen Buchbestand zugeordnet worden, wenn anzunehmen war, daß sie vor 1900 erschienen sind. Zusätzlich zu dem im alten Systematischen Katalog nachgewiesenen historischen Bestand wurden teilweise auch die neuen Signaturen (Erwerbungen nach 1968) der Freihand- und der Magazinaufstellung für einzelne Fächer berücksichtigt, sofern in größerem Umfang ältere Literatur nachgekauft worden ist. Diese Signaturgruppen wurden jedoch nicht systematisch durchgesehen. Im Zusammenhang mit dem Nachweis im Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts (VD 16) sowie der Erfassung der Drucke des 17. Jhs ergab sich für das 16. Jh und das 17. Jh nach Autopsie eine deutlich höhere Zahl an Titeln gegenüber der Auszählung des Systematischen Katalogs. Diese Zahlen konnten jedoch nur bei der chronologischen Übersicht berücksichtigt werden.
Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.2 Die Bibliothek besitzt 1420 mittelalterliche und neuzeitliche Hss., die durch gedruckte Kataloge weitgehend erschlossen sind. Der Gesamtbestand an gedruckten Büchern bis 1900 beläuft sich auf ca. 145.000 Titel Monographien und Zeitschriften (158.500 Titel, berücksichtigt man die für das 16. und 17. Jh ermittelten neuesten Zahlen) in hochgerechnet ca. 360.000 Bdn. Davon entfallen auf das 15. Jh 3443 Titel (Inkunabeln, einschließlich Dubletten), auf das 16. Jh ca. 16.000 (ca 22.000 nach Überprüfung für den Nachweis im VD 16), auf das 17. Jh ca. 14.000 (ca. 21.500), auf das 18. Jh ca. 24.000 und auf das 19. Jh ca. 84.000 Titel. Etwa 3600 Titel, die mit hoher Wahrscheinlichkeit dem historischen Buchbestand zuzurechnen sind, sind ohne Erscheinungsjahr. Die Bibliothek besitzt außerdem (hochgerechnet) etwa 80.000 Dissertationen vor 1900, so daß sich unter Berücksichtigung der neuen Zahlen für das 16. und 17. Jh ein Gesamtbestand von etwa 235.000 Titeln Monographien, Zeitschriften und Dissertationen vor 1900 ergibt.
2.3 Es dominiert die deutsche Sprache mit ca. 78.000 Titeln (ca. 54,5 Prozent) vor der lateinischen mit ca. 41.000 Titeln (ca. 28,5 Prozent). Auf die französische Sprache entfallen ca. 13.500 Titel (ca. 9 Prozent), auf die englische ca. 5600 (ca. 4 Prozent). Italienisch ist mit ca. 2000 Titeln (ca. 1,5 Prozent) vertreten, gefolgt von Spanisch mit ca. 1500. Auf die übrigen Sprachen (Portugiesisch, Niederländisch, Schwedisch, Russisch u. a.) entfallen ca. 3500 Titel (ca. 2,5 Prozent).
2.4 Im 16. Jh dominiert das Latein mit ca. 85 Prozent vor Deutsch mit ca. 13,5 Prozent. Einige wenige Titel (ca. 1,6 Prozent) entfallen auf Französisch, Italienisch und Spanisch sowie sonstige Sprachen. Auch im 17. Jh ist Latein mit ca. 72 Prozent ähnlich stark vertreten, vor Deutsch mit ca. 18 Prozent. Auf französische Werke entfallen ca. 6 Prozent, der Rest (ca. 4 Prozent) verteilt sich auf Italienisch und Spanisch sowie sonstige Sprachen. Im 18. Jh sind nur noch ca. 39 Prozent der Titel in Latein. Die deutsche Sprache dominiert mit ca. 44,2 Prozent; stärker vertreten ist Französisch mit ca. 11,6 Prozent. Die restlichen 5 Prozent verteilen sich auf Englisch, Italienisch und Spanisch sowie sonstige Sprachen. Im 19. Jh sind die meisten Titel (ca. 71 Prozent) in Deutsch erschienen, vor Französisch mit ca. 11 Prozent. Auf Latein entfallen ca. 6,7 Prozent, auf Englisch 6 Prozent. Italienisch ist mit ca. 1,7 Prozent vertreten, Spanisch mit 1,2 Prozent.
2.5 Während der Amtszeit von Julius Steup ( s. o. 1.30) wurde ein Systematischer Katalog begonnen, ab 1891 als Albumkatalog. Man lehnte sich an das Hartwigsche System der Universitätsbibliothek Halle an, jedoch war der Katalog im Kern ein " echtes Freiburger Erzeugnis" (Schmidt 1979), da sich lediglich in der Großgliederung Anklänge an Hartwig finden: Allgemeines und Buchkunde stehen am Anfang, Allgemeine Sprachwissenschaft und Orientalische Philologie stehen zusammen, ebenso Kulturgeschichte und Allgemeine Religionswissenschaften; die Naturwissenschaften folgen auf die Geisteswissenschaften. In Freiburg wie in Halle wurden für die Bezeichnung der Hauptfächer die großen Buchstaben des Alphabets, innerhalb eines Buchstabens für die Unterabteilungen Zahlen mit springender Numerierung bis 9999 verwendet. Jedoch unterschied sich die Feingliederung der einzelnen Abteilungen, denn die Entwürfe der Fachgebiete wurden in Freiburg ganz selbständig angefertigt. Allerdings verzichtete man in Freiburg wie in Halle bei manchen Gebieten (z. B. der Dichtung und Literatur) auf eine feinverästelte Systematik und wählte stattdessen innerhalb großer Teilbereiche eine alphabetische Anordnung. Im Jahr 1909 war der Systematische Katalog vollendet. Alle Neuerwerbungen wurden in diesem Katalog sachlich erschlossen, bis man sich 1968 zur Einführung der Eppelsheimer-Methode entschloß. In diesem neuen Sacherschließungssystem werden alle Erwerbungen ab 1950 nachgewiesen, so daß für die Bestände, die vor 1950 erworben wurden, nach wie vor der alte Systematische Katalog heranzuziehen ist.
2.6 Die Auszählung des alten Systematischen Katalogs ergab für die einzelnen Signaturen und Sachgruppen folgende Titelmengen (Erscheinungsjahr vor 1900):
A) Allgemeines; Bibliographie, Buchwesen: 3500 Titel
B) Philosophie: 4500 Titel Psychologie: 500 Titelv Pädagogik; Hochschulwesen: 2500 Titel
C) Allgemeine Philologie: Titel Orientalistik: 1900 Titel
D) Klassische Philologie: 15.000 Titel
E) Romanistik: 5600 Titel Germanistik: 7300 Titel
F) Kultur und Kunst: 8800 Titel Musikwissenschaft: 400 Titel Tanz, Theater, Massenmedien; Sport: 160 Titel
G) Geschichte: 5700 Titel
H) Geschichte: 8800 Titel
J) Historische Hilfswissenschaften: 2300 Titel Geographie; Kartographie; Statistik: 3900 Titel
K) Theologische Autoren: 6600 Titel
L) Bibelwissenschaft: 5100 Titel
M) Kirchengeschichte: 6700 Titel
N) Systematische Theologie: 6800 Titel
O) Pastoraltheologie; Liturgik: 4400 Titel
P) Allgemeines Recht, Kirchenrecht: 5400 Titel
Q) Römisches Recht, Ausländisches Recht: 4500 Titel
R) Deutsches Recht: 5800 Titel
S) Wirtschaftswissenschaften: 4500 Titel
T) Naturwissenschaft vor 1800: 5300 Titel Medizin vor 1800: 2700 Titel Allg. naturwiss. Literatur seit 1800: 1200 Titel
U) Mathematik: 900 Titel Astronomie, Geophysik: 700 Titel Physik: 900 Titel Chemie: 600 Titel
V) Mineralogie, Geologie, Paläontologie: 1000 Titel Botanik: 900 Titel Zoologie: 900 Titel
W) Medizin: 5100 Titel
X) Medizin: 2000 Titel
Wilfried Sühl-Strohmenger
2.7 Die Gruppe Allgemeines umfaßt im wesentlichen bibliographische und enzyklopädische Werke, Literatur nicht-spezifischer Art zur Wissenschafts- und Gelehrtengeschichte sowie Schriften zu den verschiedenen Sparten der Buch- und Bibliotheksgeschichte. Insgesamt sind ca. 3500 Titel vorhanden, davon 18 aus dem 15. Jh, 73 aus dem 16. Jh, 162 aus dem 17. Jh und 739 aus dem 18. Jh; 2500 Titel entfallen auf das 19. Jh. Es dominiert das deutschsprachige Schrifttum (ca. 40 Prozent) vor dem lateinischen und französischen. Sachliche Schwerpunkte lassen sich kaum herausschälen.
2.8 Zur allgemeinen Wissenschafts- und Gelehrtengeschichte finden sich 376 Titel (davon 70 vor 1800). Erwähnenswert ist die Vielzahl von Verzeichnissen kirchlicher und staatlicher Instanzen auf dem Gebiet der Bücherzensur (ca. 40 Titel, davon 28 vor 1800). Buchdruck und Buchhandel sind mit 170 Titeln vertreten, das allgemeine Bibliothekswesen mit 86. Über Privatbibliotheken unterrichten 226 Titel (hauptsächlich Kataloge).
2.9 Der umfangreiche Regionalteil (ca. 1600 Titel) hat seinen natürlichen Schwerpunkt im deutschen Sprachraum (Baden, angrenzende Länder). Von den ausländischen Staaten ist vor allem Italien mit breiteren Beständen des 16. bis 18. Jhs repräsentiert (190 Titel, davon 66 vor 1800, darunter seltene Werke zur älteren italienischen Gelehrtengeschichte, auch einzelner Regionen). Der bibliographische und buchgeschichtliche Bestand bietet ein gutes Arbeitsinstrumentarium, welches nur dem Spezialisten auf einzelnen Gebieten nicht immer genügen mag.
2.10 Die allgemeinen und systematischen enzyklopädischen Übersichten vermitteln keinen Überblick über den Gesamtbestand auf dem Gebiet der enzyklopädischen Literatur, da wesentliche Werke (vor allem des 16. und 17. Jhs) in andere Systemgruppen eingereiht worden sind. Unter Allgemeines sind 228 Titel versammelt, darunter 15 Inkunabeln, 40 Titel des 16. Jhs, 36 des 17. Jhs und 70 des 18. Jhs. Insgesamt finden sich die wesentlichen enzyklopädischen Werke der Frühzeit fast ausnahmslos, angefangen mit dem Speculum maius des Vinzenz von Beauvais (alle Ausgaben einschließlich der 1599 erschienenen italienischen Übersetzung), Georgius Vallas De expetendis et fugiendis rebus (Venedig: Aldus Manutius 1501) bis hin zur Encyclopédie von Diderot und d'Alembert und der unautorisierten Textrevision von Yverdon am Ende des 18. Jhs. Auch der ältere deutsche wie auch französische Lexikontyp ist gut vertreten.
Vera Sack
2.11 Der Bestand philosophischer Bücher vor 1900 beläuft sich auf ca. 4600 Titel (ca. 11.500 Bde). Darin nicht enthalten sind die der Klassischen Philologie zugeordneten Philosophen der Antike, die bei der Theologie zu findenden Kirchenväter und weitgehend die ebenfalls zur Theologie gezählten Theologen-Philosophen der mittelalterlichen Scholastik. Im einzelnen verteilt sich der Bestand auf die Geschichte der Philosophie mit 760 Titeln, Autoren (einschließlich der Sekundärliteratur) bis etwa 1780 mit 260 Titeln, Autoren von ca. 1780 bis 1850 mit 1378 Titeln und die Autoren der folgenden Zeit, soweit sie nicht systematisch aufgestellt sind, mit 258 Titeln. Hinzu kommen ca. 640 Titel der fach-systematischen Aufstellung.
2.12 Auf das 15. Jh entfallen 74 Titel, auf das 16. Jh 410, auf das 17. Jh 467, auf das 18. Jh 1166 und auf das 19. Jh 2785 Titel; dazu kommen 150 undatierte Titel. In der Sprachverteilung verlagert sich das Gewicht vom vorherrschenden Latein (15. Jh 99 Prozent, 16. Jh 98 Prozent, 17. Jh 92 Prozent, 18. Jh 46 Prozent, 19. Jh 2 Prozent) zu den modernen Sprachen. Der Anteil des Deutschen liegt vom 15. bis 17. Jh unter einem Prozent, im 18. Jh bei 44 Prozent und im 19. Jh bei 85 Prozent; Französisch liegt im 16. Jh unter einem Prozent, im 17. Jh bei 5 Prozent, im 18. Jh bei 9 Prozent und im 19. Jh bei 7,5 Prozent; das Englische ist erstmals im 17. Jh mit einem Prozent, im 18. Jh mit 1,5 Prozent und im 19. Jh mit 4 Prozent vertreten. Auffällig ist der Sprung zur deutschen Sprache im 18. Jh, der auch durch die zunehmende popularphilosophische Literatur mitbedingt ist, und der geringe Anteil des Englischen, der z. T. durch Übersetzungen ausgeglichen wird.
2.13 Der Bestand an Bibliographien, Enzyklopädien und Wörterbüchern enthält 31 Werke, vornehmlich des 18. und 19. Jhs (M. Lipenius, B. G. Struve 3, mit Ergänzung von L. M. Kahl; J. G. Walch 2; W. T. Krug 3; R. Eisler). Unter den vermischten Schriften und Zeitschriften finden sich 76 Werke, davon 59 des 19. Jhs, darunter Festschriften. An Zeitschriften und Reihen aus dem 18. Jh sind u. a. vorhanden die Neue philosophische Bibliothek, Philosophische Blicke auf Wissenschaften und Menschenleben, Philosophischer Büchersaal von einigen Liebhabern der Weltweisheit, Philosophische Untersuchungen und Schriften von einigen Liebhabern der Weisheit; aus dem 19. Jh u. a. das Archiv für Geschichte der Philosophie, Archiv für Philosophie, Athenäum von Frohschammer, Der Gedanke, E. Commers Jahrbuch für Philosophie und spekulative Theologie, Philosophisches Jahrbuch, die Jahrbücher für speculative Philosophie und die philosophische Bearbeitung der empirischen Wissenschaften, die Révue de métaphysique et de morale (hier wie bei einigen der folgenden Titel liegt der Schwerpunkt im 20. Jh), die Révue philosophique de la France et de l'étranger, La Sapienza, W. Wundts Philosophische Studien, die Verhandlungen der philosophischen Gesellschaft zu Berlin, die dortigen Vorträge, entsprechende Veröffentlichungen aus Wien, die Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, die Zeitschrift für exakte Philosophie im Sinne des neueren Realismus, die Zeitschrift für immanente Philosophie, die Zeitschrift für Philosophie und spekulative Theologie sowie Schellings (Neue) Zeitschrift für spekulative Physik.
2.14 Bei der allgemeinen Geschichte der Philosophie (ca. 300 Titel) sind die gängigen allgemeinen Werke des 18. Jhs (Jacob Brucker mit 6 Titeln; J. G. Walch) vorhanden. Aus dem 19. Jh liegen u. a. vor F. Ast, E. Dühring (4); J. E. Erdmann, R. Eucken, A. Schwegler (4), C. Sigwart, W. G. Tennemann (4) und seine Übersetzung J. M. Degerandos, F. A. Trendelenburg, F. Ueberweg (4). Den Abschluß bildet hier W. Windelband. Die Philosophie des Altertums (vgl. auch Klassische Philologie) behandeln im 17. Jh u. a. J. G. Voss (2); im 18. Jh J. Brucker; im 19. Jh C. A. Brandis (3), H. Ritter (6), A. Schwegler (3) und E. Zeller (10). Zur arabischen Philosophie ist F. Dieterici zu nennen (3), zur jüdischen Philosophie J. Reuchlin (5 Titel des 16. Jhs). Zur Philosophie des Mittelalters ist ein großer Teil des Bestandes unter Theologie aufgestellt. Die wichtigsten Erforscher der Scholastik sind mit ihrem Hauptwerk im 20. Jh jenseits der Berichtsgrenze vertreten (von C. Baeumker z. B. hier 6 von 23 Titeln). Zur neuzeitlichen Philosophie sind u. a. vorhanden V. Cousin, E. Erdmann, R. Eucken, R. Falckenberg, K. Fischer (4 Titel und Nachdrucke), H. Höffding und J. P. Damiron (11).
2.15 Die Rubrik der einzelnen Philosophen des Mittelalters und der Neuzeit bis ca. 1780 umfaßt knapp 2100 Titel, davon aus dem 16. Jh ca. 400, aus dem 17. Jh 450, aus dem 18. Jh 865 und aus dem 19. Jh 220.
2.16 Erwähnenswert sind aus dem 15. Jh u. a. R. Agricola (16 Drucke des 16. Jhs), B. Arnoldi, Georgios von Trapezus (8 des 16. Jhs), Pico della Mirandola (11), Raimundus Sabundus (4), L. Valla (4).
2.17 Das 16. Jh ist vertreten durch Agrippa von Nettesheim (15), Francis Bacon (20, und Sekundärliteratur), C. de Bouelles (Bovillus, 4), Giordano Bruno (11, und Sekundärliteratur), G. Budé (2), J. Caesarius (18, mit Bearbeitungen), G. Cardano (H. Cardanus, 12), P. de Fonseca (10), R. Goclenius (11), H. Grotius (11, und Sekundärliteratur), A. Hunaeus (9), C. Javelli (3), B. Keckermann (3), J. Lipsius (7), L. Loss (7), J. Maior (5), Melanchthon (hier 44 Titel), Montaigne (7), J. J. Scaliger (5), F. Suarez (hier 5), F. Titelmann (hier 22), C. Valerius (21), J. L. Vives und J. Zabarella (je 7).
2.18 Die Jesuitenphilosophen des 17. Jhs sind u. a. vertreten durch R. de Arriaga (3 Titel), L. Forer, C. Haunold (jeweils 6), F. Piccolomini, C. Rassler (jeweils 4) und A. A. de Sarasa. Des weiteren sind aus dem 17. Jh häufiger vohanden J. A. Alsted (5), C. Bartholinus (8), C. Baumann (4), Jakob Böhme (6, und Sekundärliteratur), J. F. Budde (9), T. Campanella (3), J. Caramuel von Lobkowitz (3), J. C. Clauberg (3); J. Clericus (J. le Clerc, 4), die Logik von Port-Royal (10), Descartes (21), A. Goudin (3), Leibniz (54), Malebranche (7), Petrus Ramus (10, dazu frühe Kommentare), C. Sfondrati (2), Spinoza (37), einzelne antispinozanische Schriften.
2.19 Die Philosophie des 18. Jhs (bis ca. 1780) repräsentieren u. a. C. Batteux (3), C. Bonnet (4, und Lavater zu Bonnet), A. Desing (6), J. A. Ernesti (4), J. T. Oxenstierna, F. A. Sauter (Freiburg, 5). Breiter ist Christian Wolff vertreten (64), dazu auch der Umkreis Wolffscher Philosophie mit Werken der Autoren A. G. Baumgarten (9), F. C. Baumeister (21), G. B. Bilfinger (5), C. A. Crusius (7), G. F. Meier (20). Die Physikotheologie ist typisch vertreten (etwa durch F. C. Lesser, J. B. von Rohr). Unter den der Aufklärung zugerechneten deutschen Philosophen sind ferner zu nennen T. Abbt (11), J. B. Basedow (3), J. C. Edelmann (6), Moses Mendelssohn (17), J. G. Sulzer (19), C. Thomasius; aus der französischen Aufklärung (teils Nachdrucke) d'Alembert (19), Pierre Bayle (28), C. A. Helvétius (13) und Holbach (12 Titel). (Swedenborg und Reimarus s. unter Theologie.) In dem Bestand des 18. Jhs findet sich viel Verstreutes an Popularphilosophie, Lebensweisheit, Lebenskunde (J. J. Spalding, J. C. Ziegler, J. G. Zimmermann) bis hin zu Memoriertechniken etc. Im Bereich ästhetischer Theorie finden sich auch Titel, die heute der Kunstwissenschaft zugezählt würden.
2.20 Stark vertreten sind im 18. Jh wiederum die Jesuitenphilosophen: I. Bayr, A. Brenna, C. Buffier, A. Buol, R. Burckhard, J. E. Cronthaler, J. Dedelley, T. Grebner, B. Hauser, J. B. Hofer (2), J. B. Horvath (2), J. B. Hornstein, A. Jaszlinszky (2), A. Kleinbrodt, C. Knittel, B. Lingen, P. Mako, M. Mangold (9), A. Mayr, I. Monteiro, J. Redlhamer, J. Reebmann, F. X. Roys, K. Scherffer, P. Schwaan, I. Schwarz (4), D. Stadler, B. Stattler, P. Steinmeyer (6), S. Storchenau (5), J. de Ulloa, T. Werenko, M. Wietrowski, J. Zanchi, P. Zetl und viele weitere als Praesides. Unter den sonstigen Vertretern christlicher Philosophie sind Angehörige des Benediktinerordens stärker vertreten.
2.21 Der schmale Bestand englischer Philosophie des 17. und 18. Jhs besteht zum Teil aus deutschen, französischen (z. B. Locke) und lateinischen Übersetzungen. Es finden sich auch Sammlungen (etwa zum Deismus). An Autoren sind zu nennen: J. Beattie, H. Saint-John Bolingbroke, T. Browne, G. Burnet, A. Collins, R. Cudworth, A. Ferguson, D. Hartley, Hobbes (5, und Sekundärliteratur), W. Hogarth, H. Home, D. Hume (10, und Sekundärliteratur), F. Hutcheson, J. Locke (14 und zeitgenössische Diskussion), T. Milles, T. Morgan, Shaftesbury, M. Tindal und J. Foster, T. Woolston. Durch Nachkauf von Reprints ist der Bestand originalsprachlicher englischer Literatur des 18. Jhs inzwischen wesentlich ergänzt, besonders auf dem Gebiet der Logik und Moralphilosophie.
2.22 Der Abschnitt Autoren von ca. 1780 bis 1850 umfaßt ca. 500 Titel, davon gut 100 des 18. Jhs. Neben den deutschsprachigen Titeln sind 26 französische, 12 lateinische und 7 englische vorhanden. Der badische Streit um die Thesen Martin Wiehrls zur praktischen Philosophie ist ebenso dokumentiert wie die Kontroverse des katholischen Tübinger Dogmatikers J. Kuhn mit dem Neuscholastiker C. Schaetzler. Unter den Autoren sind ferner F. von Baader, J. Balmes (4), J. Bentham, G. von Buqoy, C. F. Burdach, H. Burmeister, P. J. G. Cabanis, F. A. Carus, H. M. Chalybäus (3), A. Comte, C. von Dalberg, M. Deutinger, J. A. Eberhard, J. E. Erdmann, Simon Erhardt, J. J. Eschenburg, C. A. Eschenmayer, J. G. H. Feder, J. G. Fichte (12), I. H. Fichte (30), Karl Fortlage (6), J. F. Fries, Wolfgang Froelich (Ingolstadt, 3), F. Groos (7), Anton Günther, Hegel (13), Herbart (13), Joseph Hillebrand (5), F. H. Jacobi, T. Jouffroy (5), Kant, K. C. F. Krause, T. Krug, F. de Lamennais (mit Sekundärliteratur), J. S. Mill, J. N. P. Oischinger, K. Rosenkranz, A. Rosmini-Serbati, J. M. Sailer (vgl. auch Theologie), J. Salat, F. W. J. Schelling (24), Schleiermacher, M. Stirner, A. Schopenhauer (27), G. H. von Schubert (7), G. L. M. Sigwart, F. J. Stahl, Henrik Steffens, D. Stewart, J. A. Sulzer, A. Trendelenburg, B. F. Trentowski, I. P. V. Troxler (12), H. Ulrici, A. E. Umbreit, J. J. Wagner, C. H. Weisse (9) und F. J. Zimmermann. Wie die Namen zeigen, liegt ein gewisser Schwerpunkt in der spätidealistischen Philosophie.
2.23 Die Philosophie seit 1850 umfaßt im Autorenteil ca. 260 Titel, davon über 210 deutsche, ca. 20 englische, etwas weniger französische. Die Zahlen verschieben sich um einiges, aber in gleicher Tendenz, wenn man die systematisch eingeordneten Werke hinzuzählt. Vorhanden sind u. a. Werke von V. Cousin, der neuscholastische Cours des Institut supérieur von Kardinal Mercier, C. (K.) Dietrich, Kuno Fischer, J. Frohschammer, E. von Hartmann, R. H. Lotze, F. Nietzsche (10), F. Paulsen, Alois Riehl, H. Spencer (mit Sekundärliteratur) und W. Wundt. Etwas breiter ist hier wiederum der Spätidealismus repräsentiert, darunter auch der Freiburger J. Sengler. Die Vertreter des südwestdeutschen Neukantianismus reichen mit ihren Schriften weit ins 20. Jh.
2.24 Im systematischen Teil der neueren Philosophie finden sich zur Erkenntnistheorie, Logik und Metaphysik 137 Titel, zur Kulturphilosophie 5 Titel, zur Naturphilosophie 117 Titel, zur Religionsphilosophie 142 Titel, zur Praktischen Philosophie oder Ethik 93 Titel, zur Sozial- und Rechtsphilosophie 58 Titel und zur Ästhetik 84 Titel. Es handelt sich dabei um einen eher gängigen Bestand, der wesentliche Standardwerke umfaßt, z. B. zur Ethik F. Jodl, zur Logik C. Prantl und F. Ueberweg oder zum Materialismus F. A. Lange.
Albert Raffelt
2.25 Der ältere Buchbestand in der Pädagogik umfaßt ca. 2500 Titel, davon 5 Inkunabeln, 105 Titel aus dem 16. Jh, 85 aus dem 17. Jh, 283 aus dem 18. Jh und ca. 2000 Titel aus dem 19. Jh. Es dominiert das deutschsprachige (ca. 1800 Titel) gegenüber dem lateinischen Schrifttum (330) und der französischen Literatur (250 Titel). Hervorzuheben sind zunächst einige komplett vorhandene Erziehungszeitschriften der deutschen Aufklärungspädagogik. Zur älteren Erziehungs- und Unterrichtstheorie sind ca. 200 Titel vorhanden, darunter französische Erziehungspläne und Erziehungsschriften des 18. Jhs (E. B. de Condillac, J. P. de Crousaz) und zahlreiche Werke aus dem Umkreis des von Rousseau beeinflußten Philanthropismus (J. B. Basedow, J. H. Campe, J. I. von Felbiger, I. Iselin, F. G. Resewitz, F. E. von Rochow u. a.), insbesondere zur Elementarerziehung und zur Reform der Land- und Bürgerschulen. Auch die Volksaufklärung ist gut vertreten; allerdings sind die mindestens 500 einschlägigen Titel auf verschiedene Signaturen verstreut (Titel zur katholischen Aufklärung vor allem unter Pastoraltheologie/Liturgik, weitere Literatur unter Wirtschaftswissenschaften und ältere Medizin). Viele Titel stammen aus der ehemaligen Bibliothek des Akademischen Lesevereins Freiburg.
2.26 Bei der älteren Schultheorie stehen ca. 130 Titel (davon 54 vor 1800). Die führenden Pädagogen des Humanismus sind z. T. vertreten (G. Budé, Erasmus, D. Gresemundt, Guarinus Veronensis, Melanchthon, J. Sturm, J. L. Vives), sofern sie nicht unter anderen Sachgruppen verzeichnet sind (Klassische Philologie, Theologie). Zum Lese- und Schreibunterricht liegen einige wertvolle Titel vor (60; 3 des 16. Jhs, 2 des 17. Jhs, 5 des 18. Jhs und 50 des 19. Jhs), darunter als bedeutendes Schreibmeisterbuch G. Mercators Literarum latinarum, quas italicas, cursoriasque vocant, scribendarum ratio (1549). Unter den weiteren Schreibmeisterbüchern ist Eustachio Cellebrinos Il modo d'imparare di scrivere lettera merchantesca (1526). Beim Unterrichtswesen einzelner Länder liegen Schwerpunkte auf Baden (ca. 150 Titel, überwiegend 19. Jh, Sammlungen von Schulgesetzen und Schulverordnungen sowie Schulreformpläne), ferner auf dem Elsaß, auf Österreich-Ungarn und der Schweiz (insgesamt ca. 200 Titel, vorwiegend 19. Jh).
2.27 Mit ca. 1100 Titeln stellt das Universitätswesen nahezu die Hälfte des Altbestands im Fach Pädagogik. Erwartungsgemäß liegen die Schwerpunkte bei den badischen Hochschulen Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe sowie dem Hochschulwesen der deutschsprachigen Länder (ca. 400 Titel). Über die Universität Wien unterrichten ca. 80 Titel (13 aus dem 17. Jh, 46 aus dem 18. Jh und 21 aus dem 19. Jh), darunter eine hohe Zahl von Panegyrici des 18. Jhs. Im Hinblick auf die übrigen Länder ist das Schrifttum über das französische Universitätswesen nennenswert (ca. 100 Titel, vorwiegend 19. Jh).
2.28 Insgesamt sind ca. 1100 Titel vorhanden, davon 310 vor 1800 (15 Inkunabeln und 88 Titel des 16. Jhs). Sprachlich dominiert das Deutsche mit 52 Prozent vor Lateinisch mit 26 Prozent. Der Rest verteilt sich auf Französisch (10 Prozent), Englisch (5 Prozent) und die sonstigen Sprachen (6 Prozent). Bis ins 18. Jh ist Latein die dominierende Sprache, während im 19. Jh fast nur noch deutschsprachige Titel vorhanden sind.
2.29 Die weitaus größte Untergruppe der Allgemeinen Philologie sind Biographien und Briefe einzelner Philologen (457 Titel). Besonders zu nennen sind L. Bruni Aretinos De temporibus suis (Venedig 1485), die Familiares et secundae epistolae (Mantua 1498) von Bossus, die Epistolae (Ausgaben 1495 und 1497) von Ficinus, die Briefausgabe von J. Camerarius d. Ä. (Frankfurt 1583), 2 Ausgaben der Epistolae von G. Barzizius Gasparinus und 6 Ausgaben der Briefe des Erasmus (Straßburg 1519, Basel 1529, o. O. 1529, Freiburg 1532, Basel 1538 und Freiburg 1543). Auf Bibliographie, philologische Methode, Kritik und Übersetzung sowie Geschichte der Philologie beziehen sich 31 Titel.
2.30 Mit 91 Titeln sind vermischte und zusammenfassende Schriften einzelner und mehrerer Verfasser vertreten. Bei den Schriften mehrerer Verfasser sind die von Crenius herausgegebenen Analecta philologico-critico-historica (Amsterdam 1699) zu nennen, ferner die Bibliothek der freien Wissenschaften und der freien Künste (einschließlich der Fortsetzungsreihe; Leipzig 1760-1806), die Bibliothek der alten Litteratur und Kunst (hrsg. von Tychsen, Mitscherlich und Heeren, Göttingen 1786-1794) sowie die Bibliotheca critica (hrsg. von Wyttenbach, Amsterdam 1779-1808) mit der Fortsetzung Bibliotheca critica nova (hrsg. von Bake, Geel, Hamaker und Peerlkamp, 1825-1831). Bei den Schriften einzelner Verfasser sind u. a. A. Kircher, S. Petit, M. de Roa, P. Colomies sowie I. Vossius erwähnenswert.
2.31 Weitere 196 Titel befassen sich mit der Allgemeinen Sprachwissenschaft und deren Untergruppen. Auf die Graphologie entfallen 12, auf das Schriftwesen 77 Titel. Eine weitere größere Gruppe stellt schließlich noch die Allgemeine Literaturwissenschaft (204 Titel) dar, darunter 60 Titel zur Literaturtheorie, Poetik, Metrik und Rhetorik. Die Literaturgeschichte teilt sich in Gesamtdarstellungen und Werke zur Geschichte einzelner literarischer Gattungen (zusammen 98 Titel) sowie 46 Textsammlungen. Unter diesen sind erwähnenswert die Ausgabe des Quadripartitum (Venedig 1493) von C. Ptolemaeus sowie 2 Ausgaben von J. Firmicus Maternus' Astronomicorum libri octo (Basel 1551).
Wilfried Sühl-Strohmenger
2.32 Das Fach Orientalistik bietet einen Altbestand von insgesamt 1886 Titeln. Vorlesungen und Übungen zu orientalischen Sprachen - vor allem Hebräisch, Arabisch und Syrisch - fanden in Freiburg seit Anfang des 19. Jhs statt. Um 1830 begann die Beschäftigung mit dem Sanskrit. Dementsprechend stammen etwa 70 Prozent der Sammlung aus dem 19. Jh. Die älteren Bestände gehen auf säkularisierte Klöster und Kollegien oder auf Nachlässe zurück. 44 Inkunabeln fallen in den Bereich der Arabistik. 151 Titel aus dem 16. Jh, 189 aus dem 17. Jh und 274 aus dem 18. Jh sind überwiegend in den Untergruppen Hebräische und Arabische Philologie zu finden, die mit insgesamt 1142 Titeln den Großteil des historischen Bestandes der Orientalistik ausmachen.
2.33 Im Bereich der Hebraistik (475 Titel, davon 90 aus dem 16. Jh, 71 aus dem 17. Jh, 104 aus dem 18. Jh und 187 aus dem 19. Jh) ist auf einen etwa 70 Titel umfassenden Bestand von Drucken in hebräischen Lettern aus dem 16. bis 19. Jh hinzuweisen. 24 davon sind im 16. Jh erschienen, wobei der Talmud jerusalmi (Venedig: Daniel Bomberg ca. 1522) und Elia Levitas Pirke Elijahu (Pesaro: Gerson Soncino 1520) besonders hervorzuheben sind. Weiterhin liegen in hebräischen oder hebräisch-lateinischen Ausgaben des 16. Jhs Schriften von Rabbi Akiba, Abraham ben Hiyya, Elia Misrachi, Moses Nachmanides, Rabbi Obadja di Bertinoro, Samuel Archevolti, Bechai ben Ascher, Elia Levita, Elisha ben Abraham ben Malatja, Jossipon ben Gorion, Ahron Pesaro und Moses Maimonides vor. Von Sebastian Münster stammen einige lateinische Übersetzungen, z. B. eines Auszuges aus dem Geschichtswerk des Jossipon ben Gorion und der Moses Maimonides zugeschriebenen Logica Sapientis Rabbi Simeonis. Eine besondere Rarität ist die unter Bibelwissenschaft eingeordnete Inkunabel Pentateuchus, hebr. Mit Megillot und Haftarot. Nebst Targum Onkelos (Aquilas Übersetzung des Pentateuch ins Aramäische, vgl. Nr. 2704 im Inkunabelkatalog von V. Sack, s. u. 3.2). Aus dem 17. bis 19. Jh sind hebräische Ausgaben einzelner Talmud-Traktate, Mischna-Ausgaben und in Deutschland gedruckte hebräische Gebetssammlungen und andere für die Liturgie und den Religionsunterricht bestimmte Werke sowie Übersetzungen christlicher Lehren und Gebete ins Hebräische zu finden. Erwähnenswert sind die Hebräische Chronik des Jose ben Chalafta (Amsterdam 1699) und eine Ausgabe des Schulchan Aruch von Josef Karo (Stettin und Warschau 1874).
2.34 Zur hebräischen Sprache existiert ein umfangreicher grammatikalischer und lexikalischer Altbestand. Genannt seien die im 16. Jh gedruckten Wörterbücher von J. Avenarius, J. Forster, S. Münster (5 Ausgaben seines Dictionarium Hebraicum, einer Bibelkonkordanz), Isaak Natan ben Kalonymos, Sanctes Pagninus und J. Reuchlin sowie aus dem 17. Jh mehrere Ausgaben des hebräisch-aramäischen Wörterbuchs von J. Buxtorf und die hebräisch-lateinische Nomenklatur der Bibel von A. Hulsius. Die von Moses Kimchi im 12. Jh verfaßte Grammatik liegt in einer Edition von J. Böschenstein (Augsburg 1520) vor. Elia Levita, der bedeutendste Grammatiker des 16. Jhs, ist durch seine grammatikalischen Abhandlungen Pirke Elijahu, sein Buch über die Akzente und 8 Ausgaben der von S. Münster lateinisch bearbeiteten Grammatik vertreten. Der Bestand umfaßt 40 weitere im 16. Jh gedruckte Grammatiken, u. a. die in mehreren Exemplaren vorhandenen, d. h. gebräuchlichen Titel von R. Bellarminus, N. Clenardus und Sanctes Pagninus. Dasselbe gilt für die in späteren Jahrhunderten gängigen Grammatiken und Lehrbücher von J. Buxtorf und C. Cellarius (17. Jh), J. A. Danz und C. B. Michaelis (18. Jh), W. Gesenius und C. H. Vosen (19. Jh).
2.35 Der Bestand des Faches Arabische Philologie umfaßt 475 Titel, davon 216 des 15. bis 18. Jhs sowie 22 ohne Jahresangabe. Beim Bestand des 19. Jhs (259 Titel) handelt es sich neben Monographien in deutscher, englischer und französischer Sprache zum großen Teil um Editionen arabischer Werke. Der Anteil in Latein geschriebener Werke beträgt nur 54 Titel. Die im 15. bis 18. Jh erschienenen Schriften sind mit Ausnahme von 18 Titeln aus dem 18. Jh in Arabisch oder Latein verfaßt. Zumeist handelt es sich um Übersetzungen aus dem Arabischen oder - seit den Anfängen des arabischen Typendrucks in Europa im späten 16. Jh - um Editionen arabischer Werke, denen oft lateinische Übersetzungen beigegeben sind. Aus dem 1700 Titel starken Nachlaß Johann Leonhard Hugs, Professor der Theologie und Orientalistik, ist eine nennenswerte Sammlung arabistischer Literatur aus dem 16. bis 18. Jh in diesen Bestand eingegangen. Eine kleinere Anzahl von Titeln stammt aus den Nachlässen der Professoren Theodor Perger und Franz Karl Grieshaber.
2.36 Besondere Erwähnung verdient der hohe Anteil von Inkunabeln (44 Titel). Es handelt sich um lateinische Übersetzungen von früh in Europa bekanntgewordenen Werken arabischer Autoren und die dazugehörigen abendländischen Kommentare. Den Hauptanteil haben die Werke Avicennas, nämlich der Canon medicinae mit 7 Drucken (Sack 411-417), De animalibus (Sack 410), Cantica de medicina (Sack 418) und die Metaphysica (Sack 419). Von Jacobus Forlivius stammen 3 Kommentare zu Teilen des Canons (Sack 1940-1942); weitere von Gentilis de Fulgineo (Sack 1516-1517), Dinus de Garbo (Sack 1249), Johannes Arculanus (Sack 255) und Hugo Senensis (Sack 1918). Einige dieser Werke sind als Nachdrucke aus dem 16. Jh vorhanden. Von Averroes sind die berühmten Destructiones destructionum (Sack 409) und das Colliget (Sack 408) erwähnenswert. Der Arzt und Philosoph Rhazes ist mit mehreren Drucken seines medizinischen Werks Liber Elhavi und dem Liber Almansoris (Sack 3062-3066) vertreten. Zum Liber Almansoris gibt es ebenfalls mehrere Kommentare, z. B. von J. Matthaeus de Ferrariis de Gradibus (Sack 1428). Außerdem sind Werke von Johannes Damascenus gen. Mesue (Opera medicinalia, Sack 2438-2440) und Moses Maimonides (Sack 2309) Teil des Bestandes. Von der lateinischen Übersetzung der Fabelsammlung Kalila wa-Dimna (Directorium humanae vitae) sind 4 Drucke (Sack 2041-2044) vorhanden. Drei Inkunabeln fallen in das Gebiet der Astronomie: De magnis conjunctionibus von Albumasar (Sack 99), Alchabitius' Libellus isagogicus (Sack 102) und Albohazens Liber in judiciis astrorum (Sack 1763). Von diesem Werk liegen auch 2 Nachdrucke aus dem 16. Jh vor (Basel 1551, Venedig 1503).
2.37 Der Bestand aus dem 16. Jh setzt sich vor allem aus Drucken der im 15. Jh bereits bekannten Autoren und aus Kommentaren zu deren Werken zusammen. Hinzu kommen lateinische Übersetzungen, u. a. Gebers Alchemiae libri (Bern 1545). Aus der Mediceischen Druckerei in Rom, in der seit den achtziger Jahren Werke mit arabischen Lettern gedruckt wurden, stammen Avicennas Canon (1593, aus dem Nachlaß Hug), ein Auszug aus Idrisis Rogerbuch sowie die arabische Übersetzung der vier Evangelien (1590) und in einer zweiten Ausgabe (1591) dieselbe Übersetzung mit gegenüberstehendem lateinischen Text.
2.38 Aus dem 17. Jh sind 43 Titel vorhanden, darunter zahlreiche Rara. Von den großen Orientalisten dieses Jahrhunderts ist Pococke am besten vertreten, aber auch Golius, Erpenius und Abraham Ecchellensis. Von Erpenius findet man die Grammatica arabica (Leiden 1613), die erste von einem Europäer geschriebene methodische Darstellung der klassischen arabischen Sprache, und die Historia Josephi Patriarchae, die erste vollvokalisierte Veröffentlichung einer größeren Sure (1617). Erwähnenswert sind ferner die Koranausgaben von Hinckelmann (1694) und Marracci (1698), die ersten ihrer Art, und die erste Übersetzung des Korans ins Französische von du Ryer (1649). Auch der Bestand aus dem 18. Jh enthält viele seltene Titel, etwa Gagniers arabisch-lateinische Ausgabe von Abu l-Fida's De vita et rebus gestis Mohammedis (Oxford 1723, Nachlaß Hug). Abu l-Fida's Schriften liegen in verschiedenen Bearbeitungen aus dem 17. bis 19. Jh vor, darunter auch die Teiledition der Chorasmiae et Mawaralnahrae (descriptio) von J. Greaves (London 1650).
2.39 Der Bestand des 19. Jhs reflektiert die vielfältigen Aufgaben der Arabistik. Die Zahl der Editionen nimmt zu (Dichtung, Historiographie, Geographie), Übersetzungen werden im gleichen Maß seltener. Dies gilt nicht für die bereits im 19. Jh populären Werke wie Kalila wa Dimna, die Makamen Hariris und Tausend und eine Nacht, die alle mehrfach in verschiedenen Sprachen vorhanden sind. Aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs gibt es eine größere Anzahl im Orient gedruckter Werke. Dazu gehören bekannte Wörterbücher oder auch das in Kalkutta 1853 ff. gedruckte und von Muhammad Wajih u. a. herausgegebene Wörterbuch der technischen Ausdrücke der islamischen Wissenschaften. Ebenfalls aus diesem Zeitraum stammt eine größere Anzahl von Studien über Dialekte des nordafrikanischen und nahöstlichen Raums sowie in großem Umfang Grammatiken und Lexika.
2.40 Kleinere historische Bestände sind auch in den Untergruppen Afrikanische Philologie (79 Titel), Ostasiatische Sprachen (23), Sprachen Ozeaniens und Alt-Amerikas (46), Ural-Altaische Philologie (64), Indogermanistik (203) und Indische Philologie (179) zu finden.
Isolde Tröndle-Weintritt
Otfried Weintritt
2.41 Die Klassische Philologie ist mit gut 15.000 Titeln (in ca. 30.000 Bdn) vertreten. Aus der Frühdruckperiode (vor 1500) sind 658 Drucke nachgewiesen. 4245 Titel entfallen auf das 16. Jh. Das 17. und 18. Jh sind mit 1617 und 1763 Schriften etwa gleichmäßig vertreten. Aus dem 19. Jh finden sich 6630 Publikationen, 102 Schriften lassen sich zeitlich nicht sicher einordnen. Dem Fach gemäß ist der Anteil der Editionen in lateinischer Sprache am größten (10.917 Titel). Darunter finden sich im Bereich der Griechischen Philologie zahlreiche lateinisch-griechische. Der Anteil rein griechischer Texte ist gering. Bis ins 18. Jh hinein dominieren die lateinischen Ausgaben, erst im 19. Jh verschiebt sich die sprachliche Verteilung, und die Zahl der deutschsprachigen Publikationen erreicht fast die der lateinischen. Von den 3304 Titeln in deutscher Sprache entfallen 88 Prozent auf das 19. Jh (2921 Titel), 8,4 Prozent auf das 18. Jh. Werke in anderen Sprachen fallen kaum ins Gewicht: Der Anteil der französischsprachigen Titel beträgt 2,6 Prozent, die englischen Ausgaben machen knapp 1 Prozent aus, andere Sprachen 1,6 Prozent.
2.42 Die systematische Aufstellung ist unterteilt in Allgemeinere Schriften zur Klassischen Philologie, in Griechische Philologie und Lateinische Philologie. Der Griechischen Philologie ist eine Gruppe angeschlossen, die kleinere indoeuropäische Sprachen umfaßt (Albanisch, Etruskisch, Illyrisch, Mykenisch, Vorgriechisch). Der lateinischen Philologie folgen die Titel in mittel- und neulateinischer Sprache. Auf allgemeine Schriften zur Klassischen Philologie entfallen 910 Titel, auf die Griechische Philologie 6122, auf die Lateinische Philologie 6394 und auf die Mittel- und Neulateinische Philologie 1571 Titel. Insgesamt ist der Bestand an mittel- und neulateinischen Schriften erheblich umfangreicher, da der größere Teil innerhalb der Gruppe Klassische Philologie nur in Nebeneinträgen verzeichnet ist und bei der Auszählung nicht berücksichtigt wurde (Haupteinträge vor allem unter Theologie und Philosophie). Der Altbestand in den kleineren indoeuropäischen Sprachen ist mit 27 Titeln unbedeutend.
2.43 In der Gruppe Allgemeinere Schriften zur Klassischen Philologie finden sich 27 Schriften zur Bibliographie sowie zu Buch- und Bibliothekswesen. Zur Geschichte der Klassischen Philologie und der Klassischen Altertumswissenschaften liegen 38 Titel vor, der Anteil älterer Schriften bei den enzyklopädischen Werken beläuft sich auf 68 Titel (davon 15 vor 1700, u. a. 6 Reallexika-Ausgaben des Ravisius aus dem 16. Jh). Den Enzyklopädien folgen 368 Titel mit vermischten Schriften einzelner Verfasser und mit Sammelwerken. Nahezu 70 Prozent sind in lateinischer oder griechischer Sprache oder zweisprachig verfaßt. 150 Titel datieren vor 1700, aus dem 19. Jh liegen neben deutschen und lateinischen auch einige französische und italienische Werke vor. Zur griechischen und lateinischen Sprachwissenschaft sind 74 Titel versammelt, vor allem zu den Bereichen Bibliographie und Geschichte, Sprachwissenschaft, Lexika, Syntax, Synonymik, Stilistik und Epistolographie. Zur Poetik, Rhetorik, Metrik und Paläographie sind 45 Titel verzeichnet, mit Schwerpunkt auf dem 16. und 17. Jh.
Griechische Sprach- und Literaturwissenschaft
2.44 Die Gruppe Literaturwissenschaft umfaßt 281 Schriften (Gesamtdarstellungen, Darstellungen zu einzelnen Ländern und Orten, zu literarischen Gattungen sowie Textsammlungen): Aus dem 16. Jh sind 137 Titel, 12 Drucke stammen aus dem 15. Jh. Bemerkenswert ist die Sammlung der Chrestomathien, darunter 66 Erasmus-Ausgaben und 16 Titel von D. Nani Mirabelli.
2.45 Der Bestand zur griechischen Sprache gliedert sich in zwei große Abteilungen, die literaturwissenschaftlichen Darstellungen und die Sammlung griechischer Autoren. Auf die Autorensammlung entfallen mit 4870 Titeln über 80 Prozent dieses Bestandes (nahezu ein Drittel des Gesamtbestandes zur Klassischen Philologie). Bei den literaturwissenschaftlichen Darstellungen finden sich 1110 Titel zur Sprache und Literatur des Klassischen Griechisch. In Lateinisch und Griechisch sind knapp 60 Prozent der Titel verfaßt. Der überwiegende Teil dieser Schriften ist jüngeren Datums. Den eigentlichen sprach- und literaturwissenschaftlichen Titeln gehen die Werke zu Bibliographie, Geschichte der griechischen Philologie, Enzyklopädie sowie vermischte Schriften einzelner und mehrerer Verfasser voran, darunter 61 Titel des 19. Jhs.
2.46 Bei den allgemeinen Schriften zur Sprachwissenschaft überwiegen die Lehrbücher. Von den 276 Titeln stammen 206 aus der Zeit vor 1800, diese fast ausschließlich in Latein (u. a. Gretser, Melanchthon, U. Bolzanio [Urbanus Bellunensis]. Zu den Gebieten Etymologie, Syntax, Lexika und Dialektforschung sind 224 Werke vorhanden, mit Schwerpunkt im 19. Jh. Den 44 Schriften zur griechischen Poetik, Rhetorik und Metrik im allgemeinen folgt eine kleinere Sammlung zur griechischen Literaturgeschichte mit 67 Werken. Zur Literaturgeschichte existiert eine umfangreiche Textsammlung mit insgesamt 441 Werken.
Griechische Autoren
2.47 Die Abteilung der griechischen Autoren dokumentiert in 4872 Werken umfassend die klassische griechische Wissenschaft und Kunst. Den Textausgaben sind jeweils kommentierte Ausgaben, Übersetzungen und separate Erläuterungsschriften zugeordnet. Neben den Klassikern sind zahlreiche weniger bekannte Autoren vertreten. Von den wichtigen Autoren liegen weitgehend vollständige Ausgaben vor. Dabei bildet die Aristoteles-Sammlung mit 700 Titeln einen Schwerpunkt. Von besonderem Wert sind die zahlreichen Aristoteles-Frühdrucke (111 Ausgaben von 172 Inkunabeln griechischer Autoren insgesamt). Aus dem 16. Jh weist der Katalog 310 Schriften von oder über Aristoteles, 240 Titel (hauptsächlich 19. Jh) von oder über Plato nach. Zu Plutarch finden wir 143 Schriften, die zur Hälfte aus dem 16. Jh stammen.
2.48 Gut vertreten ist die griechische Geschichtsschreibung, vor allem mit der Thukydides-Sammlung (156 Titel, überwiegend aus dem 19. Jh). Xenophon ist mit 146 Titeln vertreten, Herodot mit 78 und Flavius Josephus mit 65 Titeln. Die Dramatiker sind mit über 600 Titeln repräsentiert. Die Aeschylus-Literatur stammt vorwiegend aus dem 19. Jh (121 Ausgaben), Sophokles ist mit 240 Titeln (hauptsächlich aus dem 19. Jh), Euripides mit 124 und Aristophanes mit 102 Titeln vertreten.
2.49 Beim griechischen Epos ist an erster Stelle Homer mit 379 Titeln (davon 53 aus dem 16. Jh) zu nennen. Außer den zahlreichen Ausgaben der Ilias und der Odyssee samt Übersetzungen und Kommentaren wurden auch die Pseudohomerica mitgezählt. Zur antiken Rhetorik reicht das Schrifttum von Achilles Tatius bis Themistius. Weit über 400 Titel liegen zu den großen attischen Rednern vor. Allein zu Demosthenes gibt es über 120 Drucke (davon 43 vor 1800), zu Isokrates 61 (davon 36 vor 1700).
2.50 Lyrik und Chorlyrik werden u. a. von Pindar mit 53 und Theokrit mit 35 Titeln repräsentiert. Die Hesiod-Literatur umfaßt 69 Drucke (davon knapp die Hälfte vor 1800); umfangreiches Schriftgut ist zu Lukian vorhanden: Von den 92 Texten, die sich mit ihm beschäftigen, stammen 38 aus dem 16. Jh und 39 aus dem 19. Jh. Der Fabeldichter Aesop ist mit 57 Ausgaben vertreten, davon 8 Inkunabeln und 28 Titel aus dem 16. Jh. Der Bestand der Inschriften umfaßt 69 Titel (19. Jh), der Bestand an mittel- und neugriechischen Drucken 68 Titel (19. Jh).
Lateinische Sprach- und Literaturwissenschaft
2.51 Den literaturwissenschaftlichen Darstellungen des Bestandes Lateinische Philologie sind die allgemeineren Schriften (Bibliographien, Handbücher etc.) vorangestellt (47 Titel). Die Sammlung zur lateinischen Sprachwissenschaft umfaßt 695 Drucke aus der Zeit vor 1800, davon 650 in Latein. Es finden sich 80 Inkunabeln und 390 Titel aus dem 16. Jh. Das 19. Jh ist mit 266 Werken zu Grammatik, Etymologie und Syntax vertreten.
2.52 Eine umfangreiche Gruppe (332 Titel) bildet auch die Lexikographie, darunter 44 Inkunabeln, 95 Titel aus dem 16. Jh, 51 aus dem 17. Jh und 66 aus dem 18. Jh. Zur Poetik und Metrik weist der Bestand 172 Titel auf, durchweg in Latein, mit Schwerpunkt auf dem 16. und 17. Jh. Auch die Rhetorik ist gut vertreten. Unter den insgesamt 227 Drucken dominiert das 16. Jh mit 87 Titeln, gefolgt von Ausgaben aus dem 18. Jh (66) und dem 17. Jh (57). Die lateinische Literaturgeschichte im allgemeinen und die Geschichte einzelner Gattungen (Geschichtsschreibung, Komödie, Tragödie, Elegie) wird in 57 Titeln dokumentiert. Diesen Schriften folgen die zugehörigen Textsammlungen.
Lateinische Autoren
2.53 Die umfangreiche Sammlung klassischer lateinischer Autoren umfaßt 4121 Titel. Der Anteil lateinischer Texte beträgt mit 3179 Drucken 77 Prozent, 782 Titel sind deutschsprachig (19 Prozent). Die restlichen 4 Prozent sind zumeist französische oder italienische Texte. Aus dem 15. Jh stammen 215 Titel, aus dem 16. Jh 1159, aus dem 17. Jh 426, aus dem 18. Jh 550 und aus dem 19. Jh 1759 Titel.
2.54 Die Aufstellung folgt dem Autorenalphabet. Innerhalb dieser Ordnung finden sich zunächst die Textausgaben in chronologischer Folge, dann die Übersetzungen, Kommentare und Schriften über den jeweiligen Autor. Abgesehen von der umfangreichen Cicero-Literatur lassen sich keine deutlichen Sammelschwerpunkte feststellen. Die einzelnen Epochen sind annähernd gleichwertig vertreten. Hochgerechnet entfallen 8 Prozent des Bestandes auf die Periode bis 100 v. Chr. (Frührömische Literatur), 32 Prozent auf das Zeitalter Ciceros (100 bis 40 v. Chr., es überwiegen die fast 800 Titel von oder über Cicero). Aus der Augusteischen Zeit liegen ca. 900 Titel vor (23 Prozent). Auf die Nachaugusteische Periode entfallen 25 Prozent und auf die Spätantike (2. bis 5. Jh) 12 Prozent. Unter den 795 Cicero-Titeln sind 32 Inkunabeln, 359 Titel aus dem 16. Jh sowie 53 Titel aus dem 17. Jh und 66 aus dem 18. Jh.
2.55 Aus der Ära des Augustus ist Vergil mit 204 Titeln (darunter 11 Inkunabeln und 44 Ausgaben des 16. Jhs) und Horaz mit 255 Titeln vertreten (zum größten Teil aus dem 19. Jh). Zu nennen sind außerdem die Elegiker Tibull (21), Properz (24) und Ovid mit 169 Titeln. Die Ovid-Literatur entstammt überwiegend dem 16. bis 18. Jh.
2.56 Das 1. Jh n. Chr. ist in zahlreichen Schriften der verschiedenen Gattungen repräsentiert. Die umfangreichste Gruppe bildet die Tacitus-Sammlung mit 230 Werken. Die Ausgaben wurden zumeist im 19. Jh gedruckt. Seneca ist mit 123 Titeln vertreten, darunter 12 Inkunabeln und 50 Ausgaben des 16. und 17. Jhs. Bemerkenswert ist die große Zahl philologischer Schriften jener Zeit. Zu erwähnen sind Servius, Nonius Marcellus, Diomedes, Censorinus, Macrobius, Priscianus (von 12 Ausgaben stammen 5 aus dem 15. Jh und 6 aus dem frühen 16. Jh), ferner Sextus Pompeius Festus. Darüber hinaus sind 43 Titel von Gellius und 22 von Donatus zu nennen. Eine umfangreiche Sammlung existiert zu Sueton (51 Titel); die Geschichtsschreibung ist vertreten durch L. Florus (37), Ammianus Marcellinus (15) und Eutropius (25). Von den großen Dichtern der Zeit sind 33 Drucke zu Apuleius, 18 zu Ausonius, 17 zu Claudianus vorhanden.
2.57 Die Dichtung des 5. Jhs spiegelt sich u. a. im Werk des Prudentius (25), des Rutilius (6) und des Sidonius (6). Von Boethius liegen 50 Titel vor, darunter 17 Inkunabeln und 12 Ausgaben des 16 Jhs. Zum Bestand der Inschriften existieren 72 Titel, zum größten Teil aus dem 19. Jh. Auf lateinische und italienische Dialekte entfallen 34 Titel aus dem 19. Jh. Frieder Künzel
Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit
2.58 Die mittel- und neulateinischen Schriften umfassen 1571 Titel. Davon sind 1361 Drucke in Latein verfaßt (87 Prozent), 133 in deutscher Sprache, 36 in französischer, 7 in englischer und 34 in italienischer Sprache. Gezählt wurden 60 Inkunabeln, 604 Titel des 16. Jhs, 367 des 17. Jhs, 263 des 18. Jhs und 257 Titel des 19. Jhs. 20 Titel lassen sich nicht datieren. Fast zwei Drittel dieser Fachgruppen sind damit wertvoller historischer Buchbestand (Inkunabeln und Postinkunabeln).
2.59 In der Gruppe Literaturwissenschaftliche Darstellungen finden sich einführende Schriften, Bibliographien, Texte zur Geschichte der mittel- und neulateinischen Literatur und Sprache, Textsammlungen und anonyme Werke. Unter den 212 Titeln sind 12 Inkunabeln, 38 Texte des 16. Jhs, 35 des 17. und 49 des 18. Jhs. Die Sammlung der Autoren besteht vorwiegend aus Schriften neulateinischer Dichter und (humanistischer) Philologen. Werke der Scholastik sind der Philosophie und Theologie zugeordnet, fachbezogenes Schrifttum anderer Wissenschaftsgebiete findet sich bei den entsprechenden Sachgruppen.
2.60 Der Bestand wurde von zwei institutionellen und einem zeitlich-regionalen Faktor bestimmt. Durch die Universität, hauptsächlich die Artistenfakultät und ihr zugeordnete Bursen und Studienstiftungen, kamen zahllose Lehr- und Schulbücher in die Bibliothek. Sie ist reich an frühem Unterrichtsmaterial des Triviums, an Grammatiken, Wörterbüchern, Rhetoriken, Stilkunden etc. sowie an Schulausgaben einzelner Autoren (wozu aus der klassischen Periode auch der Hauptteil der Aristoteles-, Cicero- und Seneca-Ausgaben zu zählen ist).
2.61 Ab 1620 haben dann die Jesuiten bis zur Aufhebung ihres Kollegs (1773) die Lehre in der Artistenfakultät übernommen. Ordensangehörige sind im Zeitalter des Barock mit Werken zur neulateinischen Philologie und Literatur maßgeblich im Bestand vertreten, darunter Dichter wie der aus dem elsässischen Ensisheim stammende deutsche Horaz J. Balde (27 Ausgaben), der Südtiroler N. Avancini (16), der Pole M. K. Sarbiewski (6) und Vertreter des Jesuitendramas wie J. Pontanus (30), J. Gretser (94), J. Bidermann (36) - die Zahl der Ausgaben bezieht sich dabei auf das gesamte literarische Schaffen. Zum Jesuitendrama ist darüber hinaus eine Sammlung von insgesamt 336 Periochen (ab 1641) erwähnenswert.
2.62 Schließlich hat die Blütezeit des Humanismus am Oberrhein auch den Bestand geprägt; zu nennen sind etwa in Straßburg J. Wimpfeling (69) und sein Kreis, wobei hier auch auf den Italiener Baptista Mantuanus (Spagnuoli) hingewiesen werden kann (62), für dessen Werk sich Wimpfeling einsetzte und dessen Aecloga in Europa zum Schulbuch wurde, weiter S. Brant (54) und vor allem Erasmus in Basel. Von den Erasmus-Drucken stammen 58 aus dem 16. Jh, 12 aus dem 17. Jh und 14 aus dem 18. Jh (Verzeichnis von Josef Rest, s. u. 5). Außerdem sind die zeitweilig in Freiburg wirkenden J. Locher (19) und T. Murner (24) zu nennen.
2.63 Von den genannten Schwerpunkten abgesehen findet sich aus der Zeit des Übergangs vom Hochmittelalter zur Renaissance relativ wenig. Ausnahme ist das Werk Petrarcas (60). Gut vertreten sind dagegen Humanisten wie L. Valla (49), A. Poliziano (27) u. a., deren textphilologische Methoden das Studium antiker Werke beförderten, sowie N. Perotti (21), J. C. Scaliger (21) und P. Bembo (15) als Beispiele für das Studium von Grammatik, Poetik und Stilistik. Aus der Blütezeit des Neulateinischen sind insbesondere die Italiener P. Beroaldus d. Ä. (28), J. Sannazaro (12), M. H. Vida (15) zu nennen, ferner die Niederländer R. Agricola (23), G. Gnaphaeus (5), D. Heinsius (11) und G. Macropedius (15), aus Frankreich R. Gaguin (5) und M.-A. Muret (40), aus Großbritannien G. Buchanan (15), J. Barclay (31) und J. Owen (12) und schließlich aus dem deutschsprachigen Raum H. Bebel (22), J. Camerarius mit zahlreichen Titeln, K. Celtes (17 Titel, wohl großenteils aus dem Legat E. Klüpfels, seines ersten Biographen), H. Eobanus Hessus (19), der Balinger Dichter N. Frischlin (23), U. Hutten (36), P. Lotichius Secundus (10), P. Melissus (Schede) (9), J. Reuchlin (39) und J. Trithemius (37). Bei der Neukatalogisierung der Bestände des 16. Jhs (s. u. 3.2) sind die zahlreichen Titel der besonders an den Universitäten blühenden Gelegenheitsdichtung unter Schlagwörtern gesammelt worden.
Vera Sack
2.64 Unter Romanistik sind die italienische Philologie, die spanische, portugiesische, provenzalische und katalanische Philologie, die französische Philologie sowie das Rätoromanische und das Rumänische aufgestellt. An allgemeinen Schriften zur Romanistik sind 276 Titel (davon 57 vor 1800) vorhanden.
Italienische Philologie
2.65 Im Fach Italienische Philologie wurde ein Altbestand von 1232 Titeln gezählt, der sich aus den Teilbereichen Sprache vor und nach 1800 (152 Titel), Mundarten (87 Titel) und Literatur (Gesamtdarstellungen, Textsammlungen 125 Titel; Werke einzelner Autoren 868 Titel) zusammensetzt. Neben 2 Inkunabeln entfallen 45 Titel auf das 16. Jh, 90 auf das 17. Jh, 112 auf das 18. Jh und 957 auf das 19. Jh. Der Bestand ist mit Ausnahme von 268 deutschen und wenigen französischen, lateinischen und englischen Titeln italienischsprachig.
2.66 Einzelne Schriften der vergleichenden Sprachwissenschaft (romanische Sprachen) sind unter Romanische Philologie/Allgemeine Schriften zu finden. 152 Titel behandeln die italienische Sprache, vor allem Grammatiken und Sprachlehrbücher (17. bis 19. Jh). Bei den Wörterbüchern ist das von der Accademia della Crusca in Florenz bearbeitete Vocabulario in der Ausgabe von 1806 erwähnenswert. Aus der Zeit vor 1800 sind auch einzelne Rhetoriken und Epistolographien überliefert. Die unter Italienische Mundarten eingestellten Titel beschreiben eine Vielzahl von Dialekten, mit Schwerpunkten auf dem Piemont, Neapel, Sizilien, Mailand, Venedig und Bologna.
2.67 Unter den Gesamtdarstellungen zur italienischen Literatur (19 Titel) befindet sich die Storia della litteratura italiana von Girolamo Tiraboschi in Ausgaben des 18. und 19. Jhs. Weiterhin liegen Monographien über die Literatur einzelner Provinzen und Orte vor: Sizilien, Neapel, Parma, Florenz. Von den gattungsspezifischen Textsammlungen entfallen 9 auf die Novelle, jeweils 7 auf Drama und Volkslied, 3 auf Sagen und Märchen und 3 weitere auf lyrische Dichtung, darunter die von der Accademia dell'Arcadia herausgegebenen Rime degli Arcadi (Rom 1716-1759). Sammlungen italienischer Sprichwörter sind insgesamt 3, davon 2 aus dem 17. Jh, vorhanden.
2.68 Die Schriften der klassischen italienischen Dichter des 14. Jhs - Dante, Petrarca und Boccaccio - sind in größerem Umfang und in frühen Ausgaben gesammelt worden. Dies trifft vor allem auf Dante zu, dessen Divina commedia als Inkunabel (Sack 1210), in 3 venezianischen Drucken des 16. Jhs und 38 weiteren - meist italienischsprachigen - Ausgaben des 19. Jhs vorhanden ist. Durch den Ankauf der Bibliothek des Dante-Forschers und Dante-Übersetzers Alfred Bassermann im Jahre 1936 wurde der Bestand um 14 illustrierte Ausgaben (meist aus dem 19. Jh) erweitert, u. a. mit Illustrationen von Botticelli und Gustave Doré. Erwähnenswert ist auch die von Bassermann angelegte Sammlung von Dante-Übersetzungen ins Deutsche und in andere Sprachen (nach seinem Verzeichnis ca. 30 Titel aus dem 19. und frühen 20. Jh). Insgesamt liegen 81 Übersetzungen der Divina commedia vor, davon 67 ins Deutsche (18. bis 20. Jh), 10 ins Französische, 3 ins Englische und eine ins Hebräische, ferner 11 Übersetzungen der Vita nova, 5 Übersetzungen der Canzoniere und 12 des Convivio. Auch die Sekundärliteratur über Dante stammt zum Teil aus der Sammlung Bassermann, darunter Dante-Biographien (16. bis 19. Jh), Dante-Spuren, d. h. geographische Werke, Karten, Italien-Führer, historische Schriften über Italien und insbesondere Florenz im Mittelalter sowie diverse andere Dante-Studien. Einige dieser Titel befinden sich im Nachlaß Bassermann.
2.69 Von Petrarca sind die Epistolae familiares in mehreren Ausgaben vorhanden, darunter eine Inkunabel (Sack 2741), ebenso die Canzoniere oder Rime (3 Ausgaben aus dem 18. Jh, 17 aus dem 19. Jh), deren erster Teil (Sonetti et Canzoni in vita di Madonna Laura) mit Kommentar in einem frühen venezianischen Druck von 1550 vorliegt. Hinzu kommt eine deutschsprachige Ausgabe der Trionfi (Basel 1578) und ein reicher Bestand an Sekundärliteratur aus dem 19. Jh.
2.70 Boccaccio ist mit insgesamt 10 Titeln, darunter 5 Ausgaben des Decamerone (16. bis 19. Jh), und Sekundärliteratur vertreten. In Ausgaben des 16. Jhs sind sowohl lateinische als auch italienischsprachige Schriften der Renaissance-Autoren Pietro Bembo und Giovanni della Casa zu finden, außerdem die Arcadia des Jacobo Sannazaro, der Orlando innamorato des Matteo M. Boiardo und Ariosts Orlando furioso (11 Ausgaben). Ebenso vorhanden sind Ausgaben der Werke Niccolò Macchiavellis und Luigi Alamannis sowie einige Titel von Antonio Francesco Doni. Für diese frühe Phase der italienischen Literatur ist auf ein auch in italienischen Bibliotheken selten vorhandenes Werk hinzuweisen, den Catalogus scriptorum Florentinorum omnis generis von Michele Poccianti, der die florentinischen Schriftsteller bis ins Jahr 1589 verzeichnet, u. a. die Poetae laureati und die noch nicht gekrönten Dichter (Florenz 1589). Torquato Tassos La Gerusalemme liberata liegt in 13 italienischen Ausgaben (u. a. die von 1604) und mehreren Übersetzungen vor, sein Schäferspiel Aminta in 2 älteren Ausgaben. Bei den Barockautoren ist besonders Giambattista Marino (8 Titel) hervorzuheben; auch Giovanni Francesco Biondi und Traiano Boccalini sind vertreten.
2.71 Der Bestand aus dem 18. Jh ist geprägt von den Vertretern der Accademia dell'Arcadia. An erster Stelle sind hier Pietro Metastasio (4 Titel) und Carlo Goldoni (4 Titel aus dem 18. Jh, 7 aus dem 19. Jh) sowie seine Vorgänger in der Kritik des traditionellen italienischen Dramas, G. B. Fagiuoli und Girolamo Gigli, zu nennen. In Ausgaben des 18. Jhs finden sich auch Tragödien von A. Pepoli und Lyrik von Giovanni Battista Zappi.
2.72 Die im 19. Jh erschienenen Titel (957) setzen sich z. T. aus Editionen älterer Werke zusammen, z. B. der Renaissance-Autoren Pietro Aretino, Vittoria Colonna und Bernardo Dovizi da Bibbiena oder aus dem 18. Jh Vittorio Alfieri, Cesare Beccaria und Casanova. Die italienische Romantik wird durch Alessandro Manzoni (13 Titel, vor allem I promessi sposi), Ugo Foscolo (2), Silvio Pellico (4), Giacomo Leopardi vertreten, das späte 19. Jh durch Gabriele d'Annunzio (6) und Giosuè Carducci. Isolde Tröndle-Weintritt
Spanische und Portugiesische Philologie
2.73 Die Spanische Philologie ist relativ gut repräsentiert, während zur Portugiesischen und Katalanischen Philologie nur kleinere Sammlungen existieren. Der Sammelschwerpunkt Spanische Philologie wird von der Bibliothek auf der Grundlage der Schenkungen Schaeffer (s. o. 1.30) und Baist (s. o. 1.31) in begrenztem Umfang weitergepflegt. Nach Auszählung der entsprechenden Systemgruppen ergibt sich für die Spanische Philologie einschließlich des Spanisch-Amerikanischen und Galizischen ein Bestand von ca. 1240 Titeln. Die Portugiesische Philologie (einschließlich des Brasilianischen) ist mit ca. 170 Titeln, die Katalanische Philologie mit 65 Titeln vertreten.
2.74 Unter den Inkunabeln befinden sich 3 Werke in spanischer Sprache; rund 40 Titel der Spanischen Philologie entfallen auf das 16. Jh, 140 Titel auf das 17. Jh und 150 Titel auf das 18. Jh. Die meisten Titel (ca. 900) findet man beim 19. Jh. Die Portugiesische Philologie umfaßt 5 Titel aus dem 17. Jh, 12 Titel aus dem 18. Jh und ca. 150 Titel aus dem 19. Jh. Die Katalanische Philologie hat lediglich 2 Titel aus dem 18. Jh. aufzuweisen, die übrigen gehören in das 19. Jh. Bei der Hispanistik ist der Anteil der spanischsprachigen Literatur erwartungsgemäß am höchsten (ca. 1010 Titel), es folgen das deutschsprachige (ca. 120) und das französischsprachige Schrifttum (ca. 60 Titel). Portugiesische und Katalanische Philologie enthalten nur geringe Anteile anderssprachiger Literatur (fast ausschließlich aus dem 19. Jh.)
2.75 Während bei der Portugiesischen Philologie wenige Titel eine besondere Erwähnung verdienen, darunter 2 Sammelbände mit 34 Comedias varias e loas (18. Jh), findet man in der spanischen Abteilung eine große Anzahl seltener und bedeutsamer Drucke. Für die Geschichte der Sprachwissenschaft sind die Erstausgabe des Tesoro de la lengua castellana, o española von Sebastißn de Covarrubias Horozco (1611) und des Diccionario de la lengua castellana der Real Academia Española (1726-1739) wichtig. Eine typographische Seltenheit ist der 1563 in Granada gedruckte Cancionero de romances von L. de Sepúlveda. Hingewiesen sei ferner auf eine Reihe früher Übersetzungen, darunter solche der Celestina, des Amadí-s de Gaula und des Guzmßn de Alfarache. Besonders reich ist die Bibliothek an Dramentexten des 17. und 18. Jhs, die meist aus dem Besitz Adolf Schaeffers stammen. Die bisher bekannten Teile der Comedias de diferentes autores sind überwiegend vorhanden, von den Comedias nuevas escogidas fehlen nur die Bände 17 und 41. Weiterhin besitzt die Bibliothek 51 Bde mit ca. 1000 comedias sueltas sowie eine fast vollständige Ausgabe der Dramen Lope de Vegas. Wertvoll für die Erforschung der Volksliteratur sind schließlich 4 Sammelbände mit Texten des 18. und 19. Jhs (250 Teile). Gerd Schmidt
Französische Philologie
2.76 Innerhalb der Romanistik ist die Französische Philologie mit 2898 Titeln am stärksten vertreten. Fast zwei Drittel der Bücher dieses Bestandes sind im 19. Jh erschienen, 495 Titel stammen aus dem 18. Jh, 127 aus dem 17. Jh und nur 15 aus dem 16. Jh. Die Auszählung nach Sprachen ergab einen Anteil von über 80 Prozent französisch verfaßter Schriften, gefolgt von den deutschsprachigen mit ca. 17 Prozent. Vereinzelt sind auch englische, lateinische und italienische Ausgaben vorhanden.
2.77 Der Bereich Sprache und Sprachwissenschaft weist 580 Titel auf. Dabei handelt es sich zum großen Teil um Sprachlehrbücher, Grammatiken, insbesondere Schulgrammatiken und Wörterbücher. Erwähnenswert sind zwei Ausgaben der Gallicae linguae institutio von J. Pillot (1561 und 1572), die Remarques von C. F. de Vaugelas (1655) und die Erstausgabe der Origines de la langue françoise von G. Ménage (1650). Arbeiten zu den verschiedenen Bereichen der Sprachwissenschaft des 19. Jhs behandeln vorwiegend Fragen der Aussprache, des Lautwandels, der Verbkonjugation und der Etymologie (Ortsnamen).
2.78 Im Bereich der Poetik ist T. Sebillets Art poétique françoys (1548) als ältester Titel zu nennen. Der Bestand umfaßt einige Briefmustersammlungen und Titularbücher (17. und 18. Jh), Abhandlungen über Metrik, 2 Reimwörterbücher sowie rhetorische Werke, viele von dem Freiburger Professor der Rhetorik Franz Bob erworben (der auch die Kameralwissenschaften vertrat; s. o. 1.15). Außerdem sind sprachwissenschaftliche Arbeiten zu ca. 40 Mundarten Frankreichs vorhanden. Eine kleine Sammlung mundartlicher Literatur ist unter der Signatur E 2986 ff. eingestellt, darunter ein als Rarum ausgewiesener Sammelband wallonischer Theaterstücke in Kleinoktav.
2.79 Die Französische Literatur und Literaturwissenschaft umfaßt 2315 Titel, von denen zwei Drittel der neueren französischen Literatur zuzurechnen sind. Literaturgeschichten, besonders die im 19. Jh verfaßten, sind mit ca. 100 Titeln gut vertreten. Erwähnenswert ist La Croix du Maine, La Bibliothèque française (1584). Schwerpunkte bei den Arbeiten und Textsammlungen zu einzelnen Gattungen bilden Theater und Epos.
2.80 Bei den ca. 300 Titeln altfranzösischer Literatur handelt es sich um Editionen aus dem 19. Jh. Gut repräsentiert sind Marie de France, Chrétien de Troyes und Wace (12. Jh) sowie Adam de la Hale, Raoul de Houdenc, Huon de Bordeaux, Rutebeuf und Guillaume le Clerc (13. Jh).
2.81 Bei der neufranzösischen Literatur steigert sich die Zahl der vorhandenen Titel von 8 im 16. Jh auf über 1000 im 19. Jh. Dennoch bietet die Sammlung einen Überblick über alle Epochen der französischen Literatur nach 1500, da viele Schriften aus dem 16. und 17. Jh in Editionen des 19. Jhs angeschafft wurden. Aus der klassischen Zeit sind zwei seltene Erstausgaben vorhanden, Perraults Parallèles und die Princesse de Clèves von Madame de La Fayette. Der Télémaque Fénelons liegt in 19 Ausgaben und mehreren Sprachen vor. Bei den 336 Titeln aus dem 18. Jh sind Voltaire und Rousseau am besten vertreten. Sie werden nur von L. A. Caraccioli, einem Bestsellerautor des 18. Jhs, in der Anzahl der vorhandenen Titel übertroffen.
2.82 Die umfangreiche Sammlung von Literatur aus dem 19. Jh weist Schwerpunkte bei den Autoren der Romantik (besonders George Sand, Lamartine, Hugo) und des Fin-de-Siècle (Zola, Daudet, Verlaine, Huysmans, Loti) auf. Die von Charles Péguy anläßlich der Auseinandersetzungen um die Dreyfus-Affäre gegründeten Cahiers de la Quinzaine wurden nahezu komplett erworben (1900-1937, 320 Bde). Aus dem Nachlaß des Gobineau-Forschers und Gobineau-Übersetzers Ludwig Schemann (s. o. 1.32) ging eine umfangreiche Sammlung der Werke Arthur Gobineaus und der bis 1914 erschienenen Sekundärliteratur in den Besitz der Bibliothek über. Diese Sammlung wurde auf jetzt 75 Titel erweitert (Signaturengruppen E 2296 und E 2297), die meisten aus dem ersten Drittel des 20. Jhs.
2.83 Der historische Buchbestand im Fach Germanistik umfaßt 7237 Titel, darunter 7 Inkunabeln. Während die Zahl der im 16. und 17. Jh erschienenen Titel noch sehr gering ist (40 und 172), steigert sie sich für das 18. Jh bereits auf 908 und erreicht für das 19. Jh 6138 Titel. Nur 314 Titel sind in Fremdsprachen verfaßt, darunter 45 in englischer, 84 in französischer, 54 in lateinischer und 110 in holländischer Sprache. Die englischen, französischen und holländischen Schriften stammen zum größten Teil aus dem 19. Jh.
Sprachwissenschaft
2.84 Die Sammlung sprachwissenschaftlicher Schriften vor 1800, die teilweise aus Säkularisationsbeständen oder Nachlässen (Grieshaber, Bob, Dove, Perleb, Jacobi) aufgebaut wurde, bietet mit etwa 180 Titeln einen guten Bestand an Rhetoriken, Grammatiken, Wörterbüchern und Etymologien. Die namhaften Autoren des 17. Jhs (Morhof, Leibniz, Schottelius, Opitz) sind ebenso vertreten wie die des 18. Jhs (Adelung, Eberhard, Scherz, Wachter, Boediker, Gottsched). Die germanischen Glossare von Scherz (1781-1784, hrsg. von J. J. Oberlin), Haltaus (1758) und Wachter (1737) repräsentieren die Rara dieses Bestandes. Im Bereich der Rhetorik ist eine Inkunabel (in 3 Exemplaren) zu nennen, Friedrich Riederers Spiegel der wahren Rhetorik (Freiburg i. Br. 1493; Sack 3075-3077). Der Bestand an sprachwissenschaftlichen Schriften des 19. Jhs umfaßt ca. 570 Titel. Schwerpunkte bilden Grammatiken, Wörterbücher und Sprachlehren.
Literaturwissenschaft
2.85 Im Bereich Allgemeine und vermischte Schriften zur Literaturwissenschaft sind 96 Literaturgeschichten oder Gesamtdarstellungen der deutschen Nationalliteratur vorhanden (92 aus dem 19. Jh, 4 aus dem 18. Jh). Die Sammlung literaturwissenschaftlicher Schriften zu einzelnen Perioden bietet für die Zeit vor 1500 22 im 19. Jh erschienene Titel, ebenfalls mit dem Schwerpunkt Literaturgeschichte. Über das 16. und 17. Jh ist sehr wenig Literatur vorhanden, während die Literatur des 18. bis 20. Jhs in 70 Titeln aus dem 19. Jh und 5 Titeln aus dem 18. Jh behandelt wird. Zu einzelnen literarischen Gattungen liegen insgesamt 123 Titel aus dem 19. und 2 Titel aus dem 18. Jh vor. Etwa 50 Titel behandeln das Drama (einschließlich Fastnachts-, Oster- und Passionsspiele). Das 18. Jh ist durch Gottscheds Nöthiger Vorrath zur Geschichte der deutschen dramatischen Dichtkunst (beigebunden die seltene Nachlese von G. C. Freiesleben, Leipzig 1757-1760) vertreten.
Literarische Texte
2.86 Der Bestand an Textsammlungen zu einzelnen literarischen Gattungen umfaßt ca. 300 Titel, die zum großen Teil im 19. Jh erschienen sind. Die größte Untergruppe bildet eine unter Lyrik eingeordnete Sammlung von Liederbüchern mit 123 Titeln aus dem 19. Jh, 4 aus dem 18. Jh und einem Titel aus dem 16. Jh, zuzüglich 23 Titeln ohne Jahresangabe. Erwähnenswert sind 9 Kommersbücher aus dem 19. Jh, darunter das Leipziger und das Lahrer. Bei den Sprichwörtersammlungen fallen besonders die frühen Titel von J. Agricola (1558) und S. Franck (1548) auf. Im Bereich Sagen liegen gebietsspezifische Sammlungen vor allem für Baden (sehr stark vertreten ist Baden-Baden), die Schweiz und das Elsaß vor. Unter den historischen Stoffen steht die Figur des Doktor Faust im Mittelpunkt.
2.87 Die Sammlung älterer Literatur vor 1500, die sich in Textsammlungen einerseits, einzelne Autoren und anonyme Stoffe andererseits gliedert, umfaßt ca. 500 Titel. Die wissenschaftlich bedeutenden Textsammlungen namhafter Herausgeber des 19. Jhs sind vorhanden. Hinzu kommen einige wenige Titel vom Ende des 18. Jhs, darunter 2 seltene Schriften von J. Schilter und J. von Lassberg. Der zweite Teilbereich dieser Sammlung umfaßt alle wichtigen Autoren und anonymen Stoffe vor 1500, zumeist in Ausgaben des 19. Jhs. Besonders stark vertreten ist Sebastian Brant. So ist das Narrenschiff in der interpolierten Straßburger Ausgabe von 1494 (Das neue Narrenschiff) und 5 Basler Ausgaben der freien lateinischen Übertragung des J. Locher (1497-1507), in der Frankfurter Ausgabe von 1555 und in Zarnckes Ausgabe von 1854 vorhanden. Nennenswert ist auch ein seltenes Werk von 1502, Doctor Seb. Brants Traum/Somnia (in Deutsch und Latein). Unter den zahlreich repräsentierten Autoren sind ferner Hartmann von Aue, Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg, Konrad von Würzburg und Ulrich Boner. An frühen Drucken sind vorhanden: Hans von Bühlers Von eines Königes Tochter von Frankreich (1500), Kaiser Maximilians I. Theuerdank (1517), Ein schone warhaftige Hystory von Kaiser Karolus Sun genant Loher (1514) und der Renner Hugo von Trimbergs (1549). Das 17. Jh ist durch J. Schilters Epinikion (1696) und Jans Enikels Fürstenbuch, hrsg. von Hans Megiser (1618), das 18. Jh durch den von M. Freher und J. G. Eckhart herausgegebenen Weissenburger Katechismus (1713) vertreten. Bei den anonymen historischen Stoffen entfallen auf das Nibelungenlied 71 Titel, darunter ca. 25 verschiedene Ausgaben aus dem 19. Jh und ein von J. J. Bodmer herausgegebener Auszug Krimhilds Rache (1757).
2.88 Die Sammlung neuerer Literatur nach 1500 umfaßt 410 Titel im Teilbereich Textsammlungen, anonyme Texte, Operntexte (325 aus dem 19. Jh, 79 aus dem 18. Jh, 4 aus dem 17. und 2 aus dem 16. Jh). Unter den hier eingestellten Zeitschriften sind die Iris von J. G. Jacobi, Schillers Thalia und die Horen (Bde 1-12) bemerkenswert. Der zahlenmäßig bedeutendste Teil des germanistischen Altbestandes liegt in autorenalphabetischer Ordnung vor. Die jeweilige Sekundärliteratur ist den Werken der einzelnen Autoren nachgeordnet - insgesamt 3936 Titel, von denen 83,3 Prozent im 19. Jh, 13,9 Prozent im 18. Jh, 2,5 Prozent im 17. Jh und 0,25 Prozent im 16. Jh erschienen sind.
2.89 Die Literatur des 16. Jhs ist mit 20 Originalausgaben vertreten. Spätere Ausgaben bis 1900 mit eingerechnet, sind 19 Autoren des 16. Jhs mit insgesamt 45 Titeln nachzuweisen. Auf drei seltene Schriften von Thomas Murner sei hingewiesen: Die Gäuchmatt (1565); Die Schelmenzunft (1571); De quattuor Haeresiarchis (1509). Das 17. Jh ist mit 95 Titeln vertreten. Unter den Autoren sind die namhaften Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft und des Pegnesischen Blumenordens, von denen jeweils eine oder zwei Originalausgaben vorhanden sind. Andreas Gryphius (10 Titel) und Hans Michael Moscherosch (9) sind am besten vertreten. Vollständig vorhanden ist das Werk des Jesuiten Franz Callenbach. Auch die Schriften von Abraham a Sancta Clara sind mit einer Ausnahme (Mercks Wienn) Teil dieses Bestands.
2.90 Der Bestand an Literatur des 18. Jhs wird im Bereich gelehrt-höfischer Dichtung oder der von Gottsched beeinflußten Dichtkunst durch 15 Autoren mit jeweils bis zu 5 Titeln repräsentiert. Von den Gegnern Gottscheds ist besonders der Schweizer J. J. Bodmer mit 27 Titeln gut vertreten, gefolgt von Albrecht von Haller und Friedrich von Hagedorn. Von Johann Georg Jacobi, der an der Universität Freiburg lehrte und dessen Nachlaß die Bibliothek besitzt, verzeichnet der Katalog 42 Titel aus dem 18. und 19. Jh, darunter 19 Briefe. Freunde und Mitarbeiter Jacobis wie Johann Wilhelm Gleim, Sophie von La Roche und Johann Benjamin Michaelis sind ebenfalls gut vertreten. Als weitere Autoren der Region sind zu nennen Gottlieb Konrad Pfeffel aus Colmar (20 Titel, darunter 87 Briefe), die Elsässer Adolf, August und Ehrenfried Stoeber, der Freiburger Gymnasialprofessor und Stifter Heinrich Sautier (4 Titel, s. a. unter Theologie) und der Emmendinger Johann Georg Schlosser (2). Die Schriften der bekannten Autoren des 18. Jhs sind in beachtlicher Anzahl, keinesfalls jedoch vollständig vorhanden (6 Rara von Jean Paul). Die Sammlung satirischer Literatur umfaßt u. a. Werke von G. W. Rabener, J. H. Campe und C. L. Liscow. Die Autoren des Weimarer Kreises und des Göttinger Dichterbundes sind überwiegend vertreten.
2.91 Von den 3278 Titeln (Primär- und Sekundärliteratur) aus dem 19. Jh sind etwa 300 (9 Prozent) der Region Baden zuzuordnen (Verlagsorte häufig Karlsruhe, Mannheim und Freiburg). Eine größere Anzahl von Titeln stammt von Josef Viktor von Scheffel (28), Berthold Auerbach (22), dem langjährigen Freiburger Stadtpfarrer Heinrich Hansjakob (20), Ignaz Heinrich von Wessenberg (18) und Alban Stolz (10). Mit wenigen Ausnahmen sind die wichtigen Autoren der deutschen Romantik und der Nachromantik vertreten, vor allem Ludwig Uhland (17 Titel), Friedrich Rückert (13), Nikolaus Lenau (12) und der Dramatiker Karl Gutzkow (14). Unter Goethe sind 283 Titel Primär- und Sekundärliteratur (davon 270 aus dem 19. Jh), unter Friedrich Schiller 181 Titel Primär- und Sekundärliteratur nachgewiesen.
Mundarten
2.92 Bemerkenswert ist die unter Alemannische und schwäbische Mundarten aufgestellte Sammlung der Schriften von Johann Peter Hebel. Sie umfaßt alle Werkausgaben des 19. Jhs ebenso wie die bedeutenden Ausgaben des 20. Jhs. Hebels Allemannische Gedichte sind in der Erstausgabe von 1803 und 41 weiteren Ausgaben (bis 1960, darunter 25 Rara) vorhanden, sein Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes in 58 Ausgaben (auch Auszügen) des 19. und 20. Jhs. Seine Biblischen Geschichten ebenso wie der Christliche Katechismus von Hebel sind unter Theologie im Original zu finden. Hinzu kommen 106 Titel Sekundärliteratur, davon 21 aus dem 19. Jh. Im übrigen setzt sich der Sammelbereich Alemannisch-schwäbische Mundarten aus 45 allgemeinen Titeln und ca. 180 Titeln mundartlicher Literatur zusammen. Mit einer Ausnahme (Schwäbisches Glossar von J. G. Scherz, 1781-1784) sind sie im 19. Jh erschienen. Das Alemannische, das sich in badische, elsässische und schweizerische Mundarten aufgliedert, bildet gegenüber dem Schwäbischen den Schwerpunkt. Die übrigen deutschen Mundarten werden durch ca. 130 Titel beschrieben, vor allem mit Bezug auf Österreich, Bayern, Franken und Hessen (Darmstadt). Zum Juden-Deutsch existieren 10 Titel aus dem 19. Jh, 2 aus dem 18. Jh und einer aus dem 17. Jh.
2.93 Der Bestand an niederdeutscher und niederländischer Philologie umfaßt ca. 250 Titel. Davon entfallen 95 auf den Bereich Allgemeine Schriften und Sprachwissenschaft. Erwähnenswert ist ein französisch-flämisches Wörterbuch von 1557 (von Gabriel Meurier) und das Dictionarium belgico-latinum (1684). Die Literatur dieses Sprachraums ist für die Zeit vor 1500 durch 98 spätere Ausgaben, die meisten aus dem 19. Jh, vertreten. Das Volksbuch von Reineke Fuchs liegt in 8 Ausgaben unterschiedlicher Fassungen vor; erwähnenswert ist die Antwerpener Ausgabe von 1564. Der Heliand ist in 4 Ausgaben des 19. Jhs vorhanden; von 1564 datiert eine altflämische Ausgabe von John Mandevilles Reise.
Isolde Tröndle-Weintritt
2.94 Der ältere Buchbestand im Fach Anglistik umfaßt ca. 2300 Titel. Davon stammen 8 Titel aus dem 17. Jh, ca. 230 aus dem 18. Jh und ca. 2050 Titel aus dem 19. Jh. Erwartungsgemäß ist das englische Schrifttum mit ca. 1640 Titeln am stärksten vertreten, gefolgt von der deutschsprachigen Literatur (600). Im Bereich der Sprachwissenschaft sind die wichtigen der im 19. Jh erschienenen deutschen anglistischen Zeitschriften komplett vorhanden. Erwähnenswert ist der gute Allgemeinbestand an Einführungen, Sprachlehren und Übungsbüchern zur englischen Sprache, der ca. 75 grundlegende Titel und ca. 35 Titel zu speziellen grammatischen Aspekten umfaßt. Darüber hinaus weist der Bestand ca. 60 Lexika auf. Auf die alt- und mittelenglische Sprache entfallen ca. 110 Titel, vornehmlich zu den Dialekten der einzelnen englischen Grafschaften, aber auch zu schottischen Mundarten.
2.95 Im Bereich der Literaturwissenschaft verfügt die Bibliothek über ca. 35 Gesamtdarstellungen, außerdem über ca. 40 Titel zur englischen Literaturgeschichte. Die verschiedenen literarischen Gattungen sind ebenfalls mit ca. 40 Titeln vertreten, von denen sich die Hälfte mit dem Drama beschäftigt. Gut repräsentiert sind mit ca. 85 Titeln auch die Textsammlungen zu einzelnen literarischen Gattungen, bevorzugt gesammelt wurden Drama und Ballade. Der Bestand an alt- und mittelenglischer Literatur weist ca. 360 Titel auf. Inhaltliche Schwerpunkte bestehen bei Ausgaben nach den Sammelhandschriften des Exeter-Buches und des Vercelli-Buches, ferner beim Beowulf-Lied und den Werken Chaucers. Die neuenglische Literatur umfaßt ca. 1340 Titel (Shakespeare mit ca. 175 Titeln an Primär- und Sekundärliteratur, darunter verschiedene Faksimileausgaben von Erstauflagen).
2.96 Während zur Englischen Philologie insgesamt ein relativ guter Allgemeinbestand vorhanden ist, existieren zur Schottischen Philologie und zur Keltischen Philologie nur geringe historische Buchbestände. Im Hinblick auf den Bestandsaufbau ist zu berücksichtigen, daß erst im Jahr 1886 eine Englische Abteilung des Seminars für Germanische Philologie an der Universität Freiburg gegründet wurde. Daher sind in diesem Fach keine wertvollen Spezialbestände zu finden, wohl aber ein breiter Bestand an grundlegenden älteren Werken. Durch umfangreiche und systematische Nachkäufe wurde seit 1968 die Sammlung von Text- und Werkausgaben bedeutender Autoren erheblich verbessert.
Martina Wächter
2.97 Der Bestand an kunst- und kulturgeschichtlicher Literatur vor 1900 (Aufstellungsgruppe F) beläuft sich auf ca. 8800 Titel in ca. 20.000 Bdn, unterteilt in Allgemeine Kulturgeschichte (ca. 1250 Titel), Allgemeine Geschichte und Theorie der Kunst (ca. 1000 Titel), Kultur, Kunst und Religion des Altertums und des Orients (ca. 1500 Titel), Kultur und Religion der Griechen und Römer (ca. 780 Titel), Griechische und Römische Kunst (Archäologie; ca. 1100 Titel), Kultur, Kunst und Religion der Mittelmeervölker (ca. 75 Titel), Kultur und Kunst der europäischen Länder (ca. 3065 Titel).
2.98 Auf das 15. Jh entfallen 35 Titel, auf das 16. Jh ca. 300, auf das 17. Jh 450, auf das 18. Jh 950 und auf das 19. Jh 6750 Titel (345 Titel sind ohne Erscheinungsjahr). In Deutsch sind ca. 5700 Titel verfaßt (65 Prozent), in Französisch ca. 1100 (13 Prozent), in Latein ca. 950 (11 Prozent) und in Englisch ca. 420 Titel (4,5 Prozent). Der Rest von ca. 600 Titeln (6,5 Prozent) verteilt sich auf sonstige Sprachen (Griechisch, Spanisch, Italienisch, Russisch), unter denen das Italienische den weitaus größten Anteil besitzt.
2.99 Als eigenständiger Bereich sind dieser Sachgruppe die Fächer Musikwissenschaft und Musikgeschichte sowie Geschichte der Darstellenden Künste angegliedert. Der Aufstellungsgruppe liegt ein kulturhistorisches Konzept des 19. Jhs zugrunde: Kulturgeschichte wird (in Abgrenzung zur staaten- und personenorientierten Geschichtsschreibung) als eigenständiger Zweig der Geschichtsschreibung verstanden, der nicht nur die allgemeinen und umfassenden Darstellungen zur Geschichte der Menschheit erfaßt, sondern dem auch sämtliche Einzelaspekte des sozialen Bereichs (Gesellschaftsordnungen, Recht, Weltanschauung/Religion, Sitten und Gebräuche, Ernährung, Wohnen, Kleidung, Hygiene, Abstammung, Rassen- und Völkerkunde u. a.) wie des künstlerischen Bereichs zugeordnet sind.
Allgemeine Kulturgeschichte
2.100 Die Gruppe Allgemeine Kulturgeschichte faßt die topographisch unspezifische Literatur zur Geschichte der Menschheit, ihrer Sitten und Gebräuche zusammen. Als frühestes Beispiel ist hier die verbreitete Schrift von J. Boemus zu nennen, Omnium gentium leges et ritus (1520 und 8 weitere Ausgaben, u. a. eine italienische Übersetzung von 1566). Neben geschichtsphilosophischen Titeln (wichtige englische und französische Autoren des 18. Jhs sind in zeitgenössischen Ausgaben vorhanden) und neben Titeln zur Rechts- und Medizingeschichte findet sich eine umfangreichere Gruppe anthropologischer und ethnographischer Literatur (ca. 200 Titel) überwiegend des 19. Jhs. Aus dem 18. Jh sind hier die Schriften J. F. Blumenbachs zu nennen, des Begründers der Anthropologie als eigenständiger Fachwissenschaft. Insgesamt ist ein guter Bestand an Zeitschriften und an Veröffentlichungen anthropologischer und ethnographischer Gesellschaften des ausgehenden 19. Jhs vorhanden. Es findet sich auch Literatur zur Physiognomik, wie z. B. aus dem 18. Jh von P. Camper; ferner J. K. Lavater, Vermischte unphysiognomische Regeln (1788/89, Hs.). Ebenso ist hier beigefügt Dürers Von menschlicher Proportion (1528) und ein Auszug in Latein, De Symmetria (1532). Ausgehend von den Schriften J. A. Gobineaus enthält das Fach eine größere Sammlung rassenkundlicher Literatur, die ins 20. Jh weiterführt (Sammlung Schemann). Schließlich umfaßt diese allgemeine Gruppe auch Gesellschaftslehren des 18. Jhs und vor allem des 19. Jhs (37 Titel).
2.101 In der Literaturgruppe zu Einzelaspekten der Kulturgeschichte fallen unter den z. T. gängigen älteren Titeln die 16 Ausgaben von Polydor Vergilius, De rerum inventoribus (1509 und später) auf. Eine kleinere Gruppe (insgesamt 65 Titel) zu den Themen Stand, Familie, Ehe, Mann und insbesondere Frau enthält aus dem 16. Jh Schriften von H. Agrippa von Nettesheim, J. L. Vives u. a.; außerdem sogenannte Frauenbücher, etwa von J. P. Lotichius eine Gynaicologia (1645); aus dem 19. Jh Titel von J. J. Bachofen, A. Bebel, C. G. Flittner u. a. Eine kleinere Gruppe Freimaurerschrifttum (54 Titel) umfaßt Freimaurer-Zeitschriften, Publikationen verschiedener Logen, Titel von oder über Cagliostro (überwiegend aus den Jahren 1786/87), regionales Praxis-Kleinschrifttum sowie einige Standardtitel des 19. Jhs. Die Rosenkreuzer-Literatur ist überwiegend aus dem 17. Jh vertreten, darunter auch die anonymen, Andreae zugeschriebenen Schriften von 1617, 2 Schriften von Michael Maier (1617, 1618) und der Novus tractatus chymicus (1617) von M. Potier.
2.102 Unter den Sittenlehren (Anstandsbücher, Verhaltenscodices u. a.; insgesamt 50 Titel) sind aus der Inkunabelzeit 8 Ausgaben von Albertanus, De arte loquendi et tacendi (Basel 1472 u. ö.; Sack 47-55) zu nennen und für das 16. Jh die in Freiburg 1537 gedruckte und von dem Colmarer Geschichtsschreiber Gregorius Wickgramm (Joerg Wickram) verdeutschte Schrift De arte bibendi des Vincentius Opsopeius. Das 17. Jh ist mit 14 Titeln vertreten; das 18. Jh mit 18 Titeln, darunter zahlreiche Ausgaben des Knigge (ab 3. Aufl. 1790). Der gesellschaftliche Bereich des Spiels ist mit 2 Schriften des 16. Jhs abgedeckt (J. Aquila, 1516; T. Attio, 1583); das Gros der Literatur (ca. 50 Titel) stammt aus dem 19. Jh und ist zumeist dem Schachspiel gewidmet.
2.103 Eine eigene umfangreichere Gruppe befaßt sich mit Aberglauben, Dämonie, Hexenwesen, Zauberei und schließt einige astrologische und alchimistische Titel mit ein (insgesamt ca. 570 Titel, davon 15. Jh 4 Titel, 16. Jh 114, 17. Jh 112, 18. Jh 217, 19. Jh 106, o. J. 24 Titel). Zu den Inkunabelbeständen gehört die beachtete Schrift De lamiis et pythonicis mulieribus (Straßburg 1489; Sack 2493) des kurze Zeit an der neugegründeten Freiburger Universität lehrenden U. Molitoris. Das 16. Jh umfaßt neben den überwiegend theologisch bestimmten Schriften von F. Agricola, P. Binsfeld, L. Daneau, K. Schott u. a. auch einige Publikationen von Ärzten, die z. T. in der Region tätig waren, z. B. von H. (J.) J. Wecker, Stadtphysikus in Colmar (mehrere Ausgaben von De secretis, Basel 1582 u. ö.), von R. Argentinus, J. Wierus (jeweils mehrere Ausgaben des De lamiis liber, 1577 und De praestigiis daemonum, 1563); außerdem Schriften des Paracelsus. In beiden Bereichen sind damit auch antidämonologische Stimmen vertreten. J. Sprengers und H. Institoris' Hexenhammer liegt bis ins 17. Jh hinein in 15 Ausgaben vor (Speyer 1487 u. ö.; für die Inkunabeln vgl. Sack 2026-2030).
2.104 Wichtige Quellen des 17. Jhs zum Bereich Dämonie, Magie, Zauberei sind mit den Schriften von M. A. Del Rio und besonders des verbreiteten J. Praetorius vorhanden. Zahlreich sind auch die Schriften von G. B. Della Porta (ab 1560 in verschiedenen Sprachen bis ins 17. Jh; bemerkenswert eine deutsche Ausgabe der Magia naturalis von 1680 mit Kupfern von C. N. Schurk). J. von Indagine (J. von Hagen) ist für das 16. Jh nicht nur bezüglich der astrologischen Literatur zu nennen, sondern vor allem auch wegen seiner Ausführungen zur Handlesekunst. Dieser Themenbereich stand bis ins 17. Jh im Vordergrund des Sammelinteresses und ist u. a. durch Schriften von R. Goclenius und J. Praetorius vertreten. Für die alchimistische Literatur ist aus dem 16. Jh erwähnenswert Raimundus Lullus, Vademecum alchimicae artis (1572); weiterhin sind aus dem 16. Jh in Basel publizierte Schriften und zahlreiche Werke des L. Lemnius vertreten; vom Anfang des 17. Jhs u. a. A. Libavius (Libau).
2.105 Der Bestand des 18. Jhs in dieser Gruppe ist deutlich auf das Hexenwesen ausgerichtet. Die Schriften G. Tartarottis sind ebenso vertreten wie die Akademische Rede von dem gemeinen Vorurteile der Hexerei (1766) des Münchner Theatiners F. Sterzinger, der damit diese Kontroverse nach Süddeutschland brachte, und die Gegenschrift des Benediktiners Angelus März. Mit mehr als einem Drittel (knapp 80 Titel) konzentriert sich aber der Bestand auf Schriften von und um den Exorzisten J. J. Gaßner aus Ellwangen (9 Sammelbände) und seine Wunderkuren und somit auf den Zeitraum 1774-1777. Auch von regionalem Interesse dürften die (zum größten Teil handschriftlichen) Berichte zu Maria Monica Mutschler(in) aus Dunningen sein. Das 19. Jh bringt mit ca. 100 Titeln zum Themenkreis Dämonie, Aberglaube, Okkultismus historisierendes Schrifttum; Standardliteratur von J. Diefenbach, K. von Reichenbach u. a. liegt vor.
Allgemeine Geschichte und Theorie der Kunst
2.106 Die Abteilung Allgemeine Geschichte und Theorie der Kunst enthält nicht topographisch zugeordnete Kunstliteratur, und zwar zuerst gattungsübergreifende, dann gattungsspezifische Darstellungen, insgesamt gut 1000 Titel vor 1900. Es überwiegt mit ca. 740 Titeln die kunsthistorische Literatur des 19. Jhs, vor allem allgemeine Kunstgeschichten, Geschichten der einzelnen Künste und Handbücher, ferner die sich mit dem ausgehenden 19. Jh etablierenden kunsthistorischen Zeitschriften und Jahrbücher. Die zentralen Darstellungen insbesondere der deutschsprachigen Kunstgeschichtsschreibung sind vorhanden. Hinzu kommt für das 19. Jh biographische und autobiographische Literatur zu einzelnen Kunst- und Kulturhistorikern, beginnend mit der noch im 18. Jh einsetzenden Literatur zu Winckelmann.
2.107 Die frühe Kunstgeschichtsschreibung - meist in Form von Künstlerviten - ist recht gut vertreten. Zu nennen sind verschiedene Ausgaben von Vasaris Vite, z. B. die 1. Aufl. Florenz 1550, die seltenere illustrierte 2. Aufl. Florenz 1568, die 5. Aufl. 1767-1772 mit Kupfern von A. Gregori; schließlich die Standardausgabe des 19. Jhs der Werke Vasaris durch G. Milanesi (1878-1885) und die erste deutsche Ausgabe von L. Schorn und E. Förster 1832-1849. Außerdem liegen Viten-Zusammenstellungen und vergleichbare Werke in jeweils zeitgenössischen Ausgaben vor von F. Baldinucci, G. P. Bellori, J. F. Christ, A. J. Dézallier d'Argenville, A. Félibien, H. R. Füessli, K. H. von Heinecken, J. Heller, J. G. Meusel, F. Milizia, C. G. von Murr, J. von Sandrart, zudem gattungsspezifische sowie regionale Zusammenstellungen in den jeweiligen Sachgruppen. Ein weiterer Schwerpunkt besteht für die allgemeine Kunstliteratur des 19. Jhs - z. T. auch zeittypisch - im Bereich Christliche Kunst und Ikonographie (ca. 100 Titel). Für die Literaturbestände des 16. bis 18. Jhs ist, ausgehend von den Emblemata des A. Alciato (1. Aufl. 1531, ferner Paris 1542 und eine lateinisch-deutsche Ausgabe von 1566), eine Sammlung von knapp 30 Emblembüchern erwähnenswert. Aus dem 16. Jh sind darüber hinaus als Einzeltitel zu nennen eine Kunst des Messens (1531) und Dürers Underweysung der Messung (1525 und 1538).
2.108 Unter den allgemeinen Darstellungen einzelner Kunstgattungen nimmt die Architektur den bedeutendsten Platz ein (rund 275 Titel, davon 135 vor 1800). Die Sammlung der frühen Architekturtraktate beginnt mit L. B. Alberti, De re aedificatoria (1485, Sack 56), italienisch Dieci libri de l'architettura (1546). Weitere italienische Architekturtheoretiker im Bestand sind S. Serlio (1544, 1609), V. Scamozzi (1615 als Reprint), A. Palladio (Quattro libri, 1616; französisch Traité des 5 ordres d'architecture, 1645, neben anderen Schriften); in dieser Nachfolge liegen auch weitere Säulenbücher vor. Architekturbücher des deutschen Sprachraums sind aus dem 16. und 17. Jh vorhanden von H. Blum, W. Dietterlin, J. J. Ebelmann, A. Albrecht, J. Furttenbach, G. Krammer, Rivius (W. Ryff) u. a. Teile des Bestandes betreffen die Architekturornamentik (Vorlagenbücher) und die Gartenarchitektur (J. Androuet du Cerceau, G. de Lairesse, J. Lepautre, N. Person, J. Unselt u. a.). Die Bibliothek besitzt aus dem 17. Jh eine kleinere Zahl von Perspektivbüchern (J. Dubreuil, H. Lautensack, H. Lencker u. a.). Am Ende des 17. Jhs und im 18. Jh überwiegen bei den Abhandlungen zur Zivilbaukunst in Augsburg verlegte Schriften von P. Decker, J. F. Penther, L. C. Sturm und L. Voch; italienische Autoren sind aber weiterhin vertreten. Unter regionalem Bezug solitär, aber unter architektonischem Aspekt eingebunden ist eine Werkausgabe der Brüder Adam (1778/79).
2.109 Mit knapp 95 Titeln bildet die Ingenieurbauliteratur einen weiteren Schwerpunkt. Im Vordergrund stehen hier Bücher zum Befestigungsbau (ca. 55 Titel), wobei - sachgemäß - für das 16. und das beginnende 17. Jh italienische Darstellungen dominieren (G. Alghisi, G. Cataneo, G. Maggi und J. Castriotto, B. Lorini, P. Sardi, F. Tensini u. a.); seit der Mitte des 17. Jhs und im 18. Jh finden sich vor allem französische (N. de Fer, G. Fournier, B. F. de Pagan, S. de Vauban u. a.) sowie deutsche Autoren und Baumeister. Die sogenannte Vaubanliteratur ist vertreten durch S. R. Acxtelmeier, T. Baegk, G. A. Böckler, A. Freitag, D. Specklin, D. Stettner, L. C. Sturm (Der wahre Vauban, 1737 und 1761; vgl. auch Teutschredender Vauban, 1707). Älteste deutsche Schrift ist Dürers Etliche Underricht zu Befestigung der Stett, Schloß und Flecken (1527). Im 18. und 19. Jh bilden neben sonstiger bautechnischer Literatur (Straßenbau, Eisenbahn) Schriften zum Wasserbau (u. a. J. B. Eberenz, Freiburg 1767) eine kleinere Bestandsgruppe (weitere Titel bei der topographischen Literatur).
2.110 Die 100 Titel allgemeiner Architekturliteratur des 19. Jhs bestehen überwiegend aus Handbüchern, geschichtlichen Abrissen, aber auch zeitgenössischen programmatischen Schriften (H. Hübsch), Entwürfen und Musterbüchern (F. Weinbrenner, E. E. Viollet-le-Duc, G. Ungewitter); mit Hübsch, Weinbrenner, F. Arnold u. a. ist zugleich ein regionaler Bezug gegeben.
2.111 Die Literatur zur Plastik (gemischt mit Kunsthandwerk) umfaßt wenige frühe Traktate aus dem 16. bis 18. Jh (14 Titel). Der älteste Titel ist von P. Gauricus, De sculptura (1504); zu erwähnen ist ferner der Traktat Albertis in einer Ausgabe von 1733. Für das 19. Jh sind die historisierenden Darstellungen von W. von Bode, W. Lübke u. a. charakteristisch; überwiegend steht hier aber Literatur zu Kunstgewerbe und Kleinplastik (Goldschmiedekunst, Gemmen etc.).
2.112 Die allgemeine Literatur zur Malerei und zu den graphischen Künsten beginnt im 16. Jh mit 3 Traktaten regionaler Provenienz zur Miniaturmalerei. In einer Ausgabe des 18. Jhs findet sich Leonardos Trattato della pittura (1733), ferner von Roger de Piles, Cours de peinture (1766). Ästhetische Abhandlungen des 18. Jhs stammen von J. C. Füessli (Füesselin), C. L. von Hagedorn, A. R. Mengs u. a. Insgesamt herrscht in dieser Zeit die Viten-Gruppe vor (H. R. Füessli, K. H. von Heineken, A. J. Dézallier d'Argenville, A. von Bartsch, R. de Piles). Seit dem ausgehenden 18. und im 19. Jh dominiert die historisierende Literatur (J. D. Fiorillo, H. G. Franz, R. Muther, J. D. Passavant, C. F. von Rumohr, H. Thode u. a.).
Kultur, Kunst und Religion des Altertums und des Orients
2.113 Die Epochen-Abteilung Kultur, Kunst und Religion des Altertums und des Orients mit sich anschließender Topographie (ca. 1500 Titel) hat ihren Bestandsschwerpunkt im 19. Jh (1200 Titel) und bei der deutschsprachigen Literatur (900 Titel). Die allgemeine kunst- und kulturhistorische Altertumsliteratur des 16. bis 18. Jhs bringt erste Beschreibungen der Altertümer; daneben waren Untersuchungen zu Gewichten, Maßen, Münzen des Altertums von Interesse (vgl. auch den Teilbereich Klassisches Altertum). Früheste Schriften hierzu stammen von G. Agricola (1550), R. Cenalis (R. Ceneau, 1547) und vor allem von John Selden. Umfangreicher ist der Anteil allgemeiner und vergleichender religionswissenschaftlicher Literatur (175 Titel), beginnend 1611 mit R. Hospinianus (Wirth). Die Darstellungen des 17. Jhs (16 Titel) und noch des 18. Jhs weisen dabei - erwartungsgemäß - starke Bezüge zur christlichen Religion auf. Für das 19. Jh sind zumindest die deutschsprachigen Standardautoren der inzwischen eigenständigen Disziplin vertreten. 23 Titel zur alten Geographie (meist Atlanten und Abbildungswerke des 18. und 19. Jhs) runden den Bestand der allgemeinen Altertumsliteratur ab (darunter etliche Titel aus der Provenienz Grieshaber).
2.114 Im Bereich der Ur- und Frühgeschichte konzentriert sich die allgemeine Literatur auf Darstellungen zur Urgeschichte des Menschen und seiner Kultur. Der zeitgenössischen Forschung entsprechend weisen die historischen Bestände zu einzelnen frühgeschichtlichen Perioden einzelne regionale Schwerpunkte auf, wie die Schweiz (Pfahlbauten), Deutschland (meist Kataloge und Inventare prähistorischer Funde) und Frankreich einschließlich Elsaß-Lothringen.
2.115 Der Bestand an altertumskundlicher Literatur zu einzelnen Völkern und Ländern umfaßt ca. 560 Titel zu den Semitischen Völkern, darunter 26 Titel (insbesondere Literatur des 19. Jhs) zu Babylon, Assur und Sumer. Es handelt sich überwiegend um Grabungs- und Expeditionsberichte (französische Forschungen), Beschreibungen und Verzeichnisse von Altertümern (Schwerpunkt u. a. Ninive), aber auch um religionswissenschaftliche Titel. Zu Ägypten gibt es ca. 115 Titel seit dem Ende des 18. Jhs, überwiegend des 19. Jhs. Auch hier dominieren Expeditionsberichte, Altertümerbeschreibungen (u. a. die Déscription de l'Égypte/Expédition de l'Armée française, 1821-1830; Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien, hrsg. von R. Lepsius, 1849 ff.); außerdem sind Bestandsverzeichnisse und Bestandsbeschreibungen der Ägyptenabteilungen aller wichtigen Museen, Reiseberichte, kultur- und religionswissenschaftliche Literatur (ca. 35 Titel) vorhanden.
2.116 Die Literatur zum Judentum zählt ca. 250 Titel, wobei es sich insbesondere um Literatur zur Geschichte des Judentums handelt, zum jüdischen Recht, zu jüdischer Kultur und Religion auch in Abgrenzung zum Christentum, einschließlich Traktat-, Pamphlet- und Praxisliteratur zu Fragen der Konversion u. a. Aus dem 15. Jh ist erwähnenswert De communione et conversatione Judaeorum et Christianorum (Straßburg um 1474; Sack 1069/70); aus dem 16. Jh der sehr verbreitete und auch in Freiburg mehrfach vorhandene J. Pfefferkorn (vor allem Der Judenspiegel, 1508 u. ö.), aber auch Schriften von J. Reuchlin (u. a. zu Pfefferkorn), U. Pusculus, A. Margaritha (Der gantz jüdisch Glaub, 1531 und 1561); aus dem 17. Jh Titel von J. Buxtorf, Fecht, J. Selden (mehrfach), J. J. Zentgravius; aus dem 18. Jh einzelne Schriften von K. C. Hirsch, J. Sessa, ebenso wie von M. Mendelssohn, G. B. De Rossi u. a. Seit dem Ende des 18. Jhs steht zunehmend Literatur zur Rechtsstellung der Juden, im anschließenden topographischen Teil besonders der Juden in Baden, im Vordergrund (hier u. a. die Schrift Maria Theresias von 1745 und die Verordnung des Markgrafen von Baden 1745). Aus dem 19. Jh wurden vereinzelt Predigttexte aus den Synagogen Heidelberg und Rastatt gesammelt. Die Antisemitismus-Literatur stammt überwiegend aus dem 19. Jh; aber auch einzelne frühere Hetzschriften, Antisemitenspiegel sowie die entsprechenden Schriften von Luther und Eck sind hier nachgewiesen.
2.117 Die Literatur zu den arabischen Völkern (ca. 60 Titel) bezieht sich zu zwei Dritteln auf Darstellungen des Islam und insbesondere der Person Mohammeds. Zu Einzelaspekten des islamischen Kults sind auch Kleinschrifttum und kirchliche Streitschriften vorhanden; weitere 20 Titel gibt es zu Sitten und Kultur der Türken. Früheste Schriften sind der Traktat De moribus ...Turcorum des Georgius de Hungaria (Sack 1519, 1519a), auch in einer (unvollständigen) Ausgabe von 1530 mit einer Vorrede von Luther, sowie weitere Türkenbüchlein. Die Literatur zu Hethitern, Phönikern und Syrern beläuft sich auf 30 Titel, darunter aus dem 17. Jh 2 Ausgaben von J. Selden, De diis Syris, sowie Werke der mit dem Ende des 18. Jhs einsetzenden syrischen Reiseberichtsliteratur.
2.118 Der Bereich Altamerika (einschließlich Australien und Südsee) umfaßt 65 Titel anthropologischer Literatur zu den indianischen Völkern (überwiegend 19. Jh). Aus dem 18. Jh gibt es 9 Titel, insbesondere zum Verhältnis von Indianern und Christen. Zu einzelnen ostasiatischen Völkern liegt ein nennenswerter Bestand nur für China vor (30 Titel). Hier bieten das 17. und 18. Jh (zusammmen 13 Titel) jesuitische Literatur zur Missionierung Chinas und zu Fragen von Religion und Kultus in China, seit dem ausgehenden 18. Jh auch Reiseliteratur. Im 19. Jh überwiegt religionswissenschaftliche Literatur. In der Abteilung Indogermanische Völker (Allgemeines zu Recht, Religion und Sprachgeschichte, ca. 20 Titel des 19. Jhs) konzentriert sich der Bestand auf Indien und die ostindischen Inseln (ca. 80 Titel) und hier wiederum - neben einzelnen Reiseberichten und Beschreibungen der indischen Altertümer - auf Darstellungen zum Buddhismus (meist 19. Jh). Frühester Titel in dieser Gruppe ist von Johannes Presbyter De ritu et moribus Indorum (3 Ausgaben um 1482, um 1483 und um 1498; Sack 2109-2111). Für den Iran/Persien (25 Titel) beschränkt sich der Bestand auf religionsgeschichtliche Darstellungen (besonders zu Manichäertum und Mithraskult).
Kultur, Kunst und Religion der Griechen und Römer
2.119 Einen Schwerpunkt bildet der Literaturbestand zum klassischen Altertum, d. h. zu Kultur und Kunst der Griechen und Römer mit 1900 Titeln. Bei der kulturgeschichtlichen Literatur zum griechischen Altertum (475 Titel) dominiert sprachlich bis 1800 das Latein (125 Titel), mit zwei Dritteln überwiegt aber insgesamt die deutschsprachige Literatur des 19. Jhs. Inhaltlich sind stärker vertreten Reiseberichte und Reiseromane (verschiedene Ausgaben von J. J. Barthélemy, Voyage du jeune Anacharsis en Grèce, von der Ausgabe 1789 auch begleitendes Kartenwerk), erste Beschreibungen der griechischen Altertümer seit dem 18. Jh (30 Titel) und aus dem 19. Jh (115 Titel), klassische Altertumskunden, ferner metrologische Literatur, besonders des 16. Jhs (G. Agricola, A. Alciato, M. Neander, L. Paetus) und des 19. Jhs (A. Böckh, F. Hultsch u. a.), Bücher zu Sitten, Gebrauchsgegenständen, Kleidung, Sport, Spielen (z. B. Lazare Baïf, De re vestiaria, 1531 u. ö.; J. Cornarius, De conviviorum veterum Graecorum et hoc tempore Germanorum ritibus, 1548; mehrfach auch H. Mercurialis, De arte gymnastica, zuerst 1569), Fauna und Flora (fast ausschließlich Literatur des 19. Jhs).
2.120 Besonderes Interesse zogen auch Staats- und Rechtswesen der Griechen auf sich (ca. 100 Titel). Verstreut findet sich nautische Literatur (beginnend mit De re nautica, Basel 1540, des auch mit zahlreichen weiteren Schriften vertretenen L. G. Gyraldus) und Literatur zu religionsgeschichtlichen und mythologischen Aspekten (ca. 215 Titel). Früheste Texte sind hier die Genealogia deorum des Boccaccio (u. a. 1494/95 und 1497, Sack 706/07); L. G. Gyraldus, De deis gentium ... historia (Basel 1548 und 1560); 4 Ausgaben der Mythologia des N. Comes (seit 1581) und Schriften von G. Pictorius. Der Bestandsschwerpunkt liegt aber hier ebenfalls bei der Literatur des 19. Jhs (z. B. C. A. Lobecks berühmter Aglaophamus, 1829) und repräsentiert insbesondere die deutsche altertumswissenschaftliche und historisch-philologische Forschung. Zu nennen sind P. Buttmann, P. W. Forchhammer, W. Furtwängler, E. Jacobi, H. D. Müller, K. O. Müller, A. Mommsen, J. Overbeck, L. Preller, W. H. Roscher, G. F. Schömann, H. W. Stoll, J. H. Voss u. a. Hier sind auch Untersuchungen des Freiburger Alttestamentlers und Domdekans J. L. Hug (1812, 1823) vertreten, aus dessen Vermächtnis etliche kunst- und kulturwissenschaftliche Titel in den Bestand der Bibliothek übergingen.
2.121 Bei der kulturhistorischen Literatur zum römischen Altertum (ca. 300 Titel) finden sich Schwerpunkte analog zur griechischen Abteilung. Dazu gehören Beschreibungen der römischen Altertümer, u. a. von J. Rosinus, Romanorum antiquitatum libri (Basel 1583 und später); Thesaurus antiquitatum Romanorum, hrsg. von J. G. Graeve (1694-1699 und später) mit dem Supplement Novus thesaurus, hrsg. von A. H. de Sallengre (1716-1719 und danach); ferner Altertumskunden u. a. Unter der älteren Literatur sind auch Ausführungen zu metrologischen, insbesondere aber zu numismatischen Aspekten, etwa von G. Budé (Budaeus), De asse (1516 und zahlreiche weitere Ausgaben), Glareanus (H. Loritus), Liber de asse (1550), und Titel zu römischen Festen und Spielen. Weiterhin liegen religionsgeschichtliche und mythologische Untersuchungen vor (40 Titel), Literatur zur römischen Verwaltungs- und Verfassungsgeschichte (110 Titel) und Darstellungen zum römischen Heerwesen (30 Titel).
2.122 Der Bestand an archäologischer Literatur (ca. 1100 Titel) umfaßt ca. 700 allgemeine Werke oder Titel zur römischen Kunst und knapp 100 Titel zur frühchristlichen Kunst. Er konzentriert sich entsprechend der Geschichte dieser Disziplin auf Literatur des 18. und vor allem des 19. Jhs (rund 870 Titel). Die Schriften J. J. Winckelmanns sind in zeitgenössischen Ausgaben vorhanden, ebenso die ersten Werkausgaben. Für das 19. Jh liegt ein für eine wissenschaftliche Universalbibliothek guter Bestand vor; der Standard insbesondere der deutschsprachigen Forschung ist umfangreich vertreten mit O. Benndorf, A. Böckh, H. Brunn, A. Conze, E. Curtius, E. Gerhard, G. Fiorelli, C. G. Heyne, F. Jacobs, O. Jahn, R. Kekulé, F. Lenormant, R. Lanciani, A. Michaelis, K. O. Müller, K. I. Newton, J. Overbeck, S. Reinach, G. B. De Rossi, K. B. Stark, E. Q. Visconti, F. G. Welcker, G. Zoega u. a. Zahlreich sind auch die popularisierend wirkenden Schriften insbesondere E. C. A. Böttichers und A. L. Millins. Hinzu kommen die Schriften des Freiburger Archäologen A. Furtwängler. Vorhanden sind auch die frühen archäologischen Zeitschriften, die Annalen, Mitteilungen etc. der deutschen Archäologischen Institute in Rom, Athen, Berlin, der École française in Rom und Athen, der British School at Athens, der Commissione municipale arch. di Roma, der Commission imperiale arch. de Petersbourg u. a., schließlich auch die Winckelmann-Programme von Bonn, Berlin und Halle (insgesamt 25 Titel).
2.123 Im einzelnen umfaßt der Bestand an Literatur zur griechischen Kunst (insbesondere zur Architektur) Reise- und Expeditionsberichte, Darstellungen zur Geographie Griechenlands mit Ortsbeschreibungen sowie Ausgrabungsberichte. Bei den Schriften zu einzelnen Orten dominieren erwartungsgemäß Athen (u. a. J. Stuart und N. Revett, Antiquities of Athens, London 1762-1816, auch in der deutschen Ausgabe 1829-1833; weitere 40 Titel des 19. Jhs, darunter Malerische Ansichten, hrsg. von H. Heger und H. Hübsch, 1823), Baalbeck (bemerkenswert aus dem 18. Jh The Ruins of Baalbeck, 1757, und von G. C. Kilian, Vorstellung der baalbeckschen Altertümer, 1769), Delphi (beginnend mit einem Traktat von E. Dickinson - in Wirklichkeit von H. Jacob - Oxford 1655), Mykene, Olympia (vor 1800 zwei Schriften von J. P. Siebenkees und L. Völkel zur Jupiter-Statue), Pergamon (Grabungsberichte und spätere Museumspublikationen) sowie Troja. Zur griechischen Plastik liegen 80 Titel vor; der gute Bestand an Denkmälerverzeichnissen, Inventaren und Beschreibungen der Antikensammlungen umfaßt 4 Titel des 17. Jhs und einen des 18. Jhs (E. Q. Visconti, Il museo Pio-Clementino, Rom 1782); mit den 110 Titeln des 19. Jhs sind alle wichtigen Sammlungen erfaßt, wenn auch mit unterschiedlicher Tiefe. Die Literatur über Gemmen, Siegelbilder und geschliffene Steine zählt 35 Titel, wobei das 18. und 19. Jh dominieren (einzelne Titel von J. G. Gurlitt, J. G. Jacobi u. a.). Bei der Literatur zur griechischen Malerei (ca. 75 Titel) überwiegen sachgemäß Darstellungen zur Vasenmalerei; aber auch die Beschreibungen und Verzeichnisse der großen Sammlungen sind vorhanden (London, Berlin, Cambridge, München, Wien, Bologna und Privatsammlungen).
2.124 Der Literaturbestand zur römischen Kunst hat zwar ebenfalls seinen Schwerpunkt im 19. Jh, doch ist hier erwartungsgemäß die Zahl der Schriften vor 1800 wesentlich höher als bei der griechischen Kunst. Dazu gehören aus dem 16. Jh S. Serlio (zu den Altertümern Roms und Italiens, 1540, 1544); J. Lipsius, De amphitheatro liber (1585 und später); aus dem 17. Jh G. P. Bellori, J. C. Boulenger, P. Cluever, A. Félibien, A. (G.) Sadeler; in einer Ausgabe des 18. Jhs auch Palladios Terme dei Romani (1785). Literatur zu einzelnen Orten (einschließlich Ansichten) ist umfangreich zu Pompeji und Herculaneum (45 Titel; u. a. J. J. Winckelmann; F. Piranesi, Il teatro d'Ercolano, 1783; Le antichità di Ercolano, 1755-1792, und die deutsche Ausgabe des Werkes von C. G. Murr mit Kupfern von G. C. Kilian, 1793/94); zu Rom liegen ca. 135 Titel vor. Die umfangreiche Gattung der Romguiden ist in einer guten Auswahl repräsentiert. Sie setzt mit der frühen Mirabilienliteratur ein (für die Inkunabeln siehe Sack 2454-2459). Beschreibungen des 16. Jhs sind u. a. mit F. Albertini (1510, 1515) und G. Fabricius (u. a. 1551) vertreten. Die wichtige Ausgabe der Cose meravigliose von 1666 ist vorhanden; ebenso O. Panciroli, Tesori (1625) und J. B. Marliani (Marlianus), Topographia (1534 und später), daneben aus dem 17. Jh noch der wichtige Guide von P. Felini (1610, 1616), außerdem verschiedene Titel von F. Martinelli und H. Bavinck sowie F. De Rossi, Roma sacra e antica (1687). Für das 17. Jh sind erwähnenswert F. De Ficoroni (1744), P. Rossini (1704), G. Vasi, Itinario (französische Ausgabe von 1773, italienische Ausgabe von 1777; ebenso die Neuausgabe von A. Nibby, 1824), ferner R. Venuti, Descrizione (1763), auch illustriert von F. Piranesi (1767). Wichtige (meist auch gängige) Titel des 19. Jhs stammen von E. Platner u. a. (1829-1842, ein Auszug 1845). Für Rom sind darüber hinaus nennenswert einzelne Titel von A. Palladio und G. P. Bellori sowie Ansichtswerke von G. B. Piranesi (Vedute di Roma; Le antichità romane, Ausgaben um 1740 und um 1750).
2.125 In der Gruppe Frühchristliche Kunst (ca. 100 Titel) sind aus dem 19. Jh die wichtigsten Autoren der christlichen Archäologie vertreten; neben dem Begründer des Faches, G. B. De Rossi (mit zahlreichen Titeln) sind dies R. Garrucci, F. X. Kraus, V. Schultze, F. Piper u. a. Zahlreich sind die Freiburger Publikationen von Joseph (Giuseppe) von Wilpert, mit regionalem Autorenbezug ist zu nennen H. Hübsch, Die altchristlichen Kirchen (1862). Zu den wichtigen frühen Arbeiten zählt die erste wissenschaftliche Bearbeitung der wiederentdeckten römischen Katakomben durch A. Bosio (Roma sotterranea, 1650) und die Darstellung von P. Aringhi (1651 und 1659; auch die Handausgabe Arnheim 1671).
2.126 Die Literatur zu den Etruskern umfaßt 28 Titel überwiegend des 19. Jhs; neben den Standardwerken von K. O. Müller, G. Dennis, J. Martha und H. Genthe zählen dazu weitere Beschreibungen der Nekropolen und von Einzelheiten wie Urnen, Vasen oder Spiegel. Zu den wenigen frühen Titeln zählen A. F. Gori, Museum Etruscum (Florenz 1737); A. F. Gori, F. Valesio und R. Venuti, Museum Cortenense (Rom 1750), und die Zeichnungen von G. P. Passeri, Serie di trecento tavole ... rapprensentanti pitture di vasi degli antichi etruschi (Rom 1787).
2.127 Auch die kulturhistorische Keltenliteratur (33 Titel) beschränkt sich für das 19. Jh auf die führenden (meist französischen) Autoren (H. d'Arbois de Joubainville, A. Bertrand, L. Contzen, J. Dechelette, S. Reinach, J. Rhys u. a.), bei regionalen Darstellungen (Südwestdeutschland) besonders auf M. de Ring. Das 17. und 18. Jh bringt Beschreibungen der keltischen Altertümer und Schriften von J. Frick, S. Pelloutier, T. Reinesius und J. D. Schöpflin. Das älteste vorhandene Werk ist P. Ramus, Liber de moribus veterum Gallorum (1584).
Kunst und Kultur Italiens, Spaniens und Frankreichs
2.128 Die Literatur zu Kunst und Kultur Italiens zählt ca. 370 Titel einschließlich der topographischen Literatur und der Künstlermonographien. Zur Gruppe gehört ausschließlich historiographische Kunst- und Kulturliteratur zu Italien, nicht die allgemeinen kunsttheoretischen Schriften italienischer Künstler (diese Zuordnung gilt analog für die gesamte Topographie). Es dominieren neben frühen Reisebeschreibungen Darstellungen des 19. Jhs; wichtige kunsthistorische Literatur unterschiedlicher Forschungsrichtungen ist repräsentiert durch B. G. Morelli (auch die unter dem Pseudonym I. Lermolieff publizierten Galerieschriften) einerseits, E. Müntz, W. Bode u. a. andererseits; umfassend sind auch vertreten J. Burckhardt, W. Lübke, J. D. Passavant, C. F. von Rumohr, H. Thode, H. Wölfflin u. a. Für die Zeit vor 1800 liegt mit L. Lanzi, Storia pittorica della Italia (1795/96, noch konzipiert als Künstlergeschichte) eine gute Quelle zur italienischen Malerei vor.
2.129 Die Guidenliteratur und Abrisse zur Kunst Italiens sind mit einigen wichtigen Titeln vertreten, so mit L. Scaramuccia, Finezze (Originalausgabe 1674), mit J. J. Volkmann in der Ausgabe 1770, mit den Beschreibungen von J. J. Winckelmann (s. o. 2.122), C. F. von Rumohr, J. Burckhardt u. a. Bei den einzelnen Orten sind vor allem Florenz (15 Titel), Neapel (6), Rom (79), Venedig (16) stärker berücksichtigt, aber auch zu anderen Orten finden sich vereinzelt wichtige Quellen (zu Cremona G. B. Zaist, 1774; zu Perugia L. Pascoli, Vite, 1732 als Reprint). Für Florenz liegt der erste wirklich kunsthistorische Stadtführer mit F. Bocchi, Bellezze, in der erweiterten Neuausgabe von G. Cinelli (1677) vor, ferner aus dem späten 19. Jh kunsthistorische Literatur zu Einzelaspekten (B. Berenson, L. Passerini, A. Schmarsow, V. Schultze u. a.; V. Alinari, Les églises et couvents, ist ebenfalls vorhanden). Unter den florentinischen Sammlungsverzeichnissen sind hervorzuheben G. Bianchi, Ragguaglio delle antichità nella galleria medico-imperiale di Firenze (1759, nur Teil 1), sowie allgemeine Führer der Reale Galleria (1817-1874). Venedig ist mit ältester Literatur aus dem 16. Jh von F. Sansovino repräsentiert (Venetia, 1581; Delle cose notabili in den Ausgaben von 1561, 1564 und späteren). Weitere Texte (auch zur Malerei) stammen aus dem 18. Jh. Die kunsthistorische Gesamtdarstellung Venedigs von G. Moschini liegt in der Ausgabe von 1828 vor.
2.130 Ein Teil der wichtigen frühen Literatur zu Rom gehört zum Archäologie-Bestand (s. o. 2.124). Sie umfaßt Mirabilien, frühe Guiden und Beschreibungen von P. M. Felini, F. Martinelli, F. De Ficoroni, P. Rossini, G. Vasi (und A. Nibby), R. Venuti, A. Bosio und die Ansichten von G. B. Piranesi. Zu nennen sind außerdem die älteren Kirchenbeschreibungen von O. Panvinio (1570) und M. A. Serranus (1600), außerdem ein erster ausgiebiger Romführer von F. Titi in der Ausgabe von 1721, weitere Einzelbeschreibungen von J. Manilli (1650) und J. P. Siebenkees (1789). Zu Kunstsammlungen und Museen sind weitere 10 Titel des 19. Jhs zu verzeichnen; aus dieser Zeit stammen weitere 55 Titel Romliteratur. Unter den Monographien zu italienischen Künstlern (ca. 100 Titel, davon 90 Prozent aus dem 19. Jh) sind vor 1800 u. a. F. Baldinucci zu Bernini und D. M. Manni zu Michelangelo (1774) nennenswert. Die Literatur des 19. Jhs hat - dem zeitgenössischen Forschungsinteresse entsprechend - die Schwerpunkte bei Alberti, Donatello, Michelangelo, Leonardo und Raffael; aus dieser Zeit stammen auch mehrere Ausgaben der Cellini-Autobiographie und die Schrift von S. Beissel (Freiburg) zu Fra Angelico. Anzufügen für den Mittelmeerraum ist hier als Lokalliteratur G. A. Ciantar, Malta illustrata (1772).
2.131 Der Bestand zur Kunst und Kultur Spaniens (einschließlich Orts- und Künstlerliteratur) zählt insgesamt 30 Titel, darunter J. J. Volkmann, Neueste Reisen (1785), überwiegend aber gängige Beschreibungen des 19. und beginnenden 20. Jhs, Museumskataloge von Madrid und Literatur vor 1800 zu Granada.
2.132 Der Bestand zur Kunst und Kultur Frankreichs umfaßt ca. 160 Titel. Unter der z. T. schon genannten künstlerbiographischen Literatur sind hier besonders zu erwähnen A. Félibien (1725) und A. J. Dézallier d'Argenville (1762), auch in erweiterter deutscher Ausgabe von J. J. Volkmann (1767/68). Altertümer-Beschreibungen aus dem 17. Jh sind die Déscription contenant les antiquités ...des plus célèbres villes ...de France (Konstanz 1608) und A. Du Chesne, Antiquitéz (1637); zu nennen ist außerdem F. S. Maffei, Galliae antiquitates (1734). In Ausgaben des 17. und 18. Jhs sind eine Kulturgeschichte von A. Courtin (1696, 1717-1728) und weitere kulturhistorische Titel des 18. Jhs vorhanden, darunter auch das Standardwerk von J. F. Blondel, L'architecture française (1752). Andere wichtige kunsthistorische Literatur besonders des 18. Jhs fehlt. Im 19. Jh konzentriert sich der Bestand auf die Klassiker der Kulturgeschichtsschreibung und der Altertumsliteratur, daneben finden sich einige größere Nachschlagewerke, Inventare und Kataloge (E. E. Viollet-le-Duc; S. Reinach; Portraitsammlungen). Der Bestand an topographischer Literatur ist eher gering. Bemerkenswert über die Frankenzeit ist ein Werk von J. J. Chifflet (Chifletius) von 1655 zur Auffindung des Childerich-Grabes in Tournai. Im übrigen dominiert die Literatur zu Paris mit 34 Titeln, unter denen seit dem 18. Jh Sammlungs- und Museumsbeschreibungen und Ansichtswerke den Schwerpunkt bilden, darunter T. Piroli, Monumens antiques du Musée Napoléon (1804-1806). Ein klassischer Paris-Führer ist A. N. Dézallier d'Argenville, Voyage pittoresque de Paris (1757).
Kunst und Kultur Deutschlands und der germanischen Länder
2.133 Der Bestand zur Kunst und Kultur Deutschlands und der germanischen Länder - so die alte Bezeichnung der Aufstellungsgruppe - beläuft sich (einschließlich umfangreicher Topographien) auf 2150 Titel. Unter den allgemeinen Darstellungen (115 Titel) überwiegt die gängige deutschsprachige kulturhistorische Literatur des 19. Jhs. Hierzu gehören auch Darstellungen zu zahlreichen kulturhistorischen Einzelaspekten, wie Volkskunde, Feste, Sitten, Nationalgefühl u. a. Der Bestand umfaßt auch populäre Schriften sowie Repliken. Nur vereinzelt finden sich ausländische Darstellungen, auch zum Verhältnis von Deutschland und Frankreich.
2.134 Zur allgemeinen Geschichte der deutschen Kunst (einschließlich Künstlermonographien) sind ca. 390 Titel vorhanden, darunter wichtige ältere biographische Zusammenstellungen und Abrisse allgemeiner Art, u. a. von J. G. Meusel, J. von Sandrart, J. F. Christ, K. H. von Heinecken, J. D. Fiorillo u. a. Aus dem 19. Jh sind die deutschsprachigen fachwissenschaftlichen Publikationen zur deutschen Kunst vorhanden; die erst mit der Jahrhundertwende einsetzende Denkmalverzeichnung deutscher Kunst ist gut vertreten. Die monographische Literatur zu deutschen Künstlern konzentriert sich analog zur Forschungsgeschichte auf die Repräsentanten der altdeutschen Malerei sowie einige im 19. Jh zentrale Gestalten, z. T. mit lokalem Bezug. Es sind dies insbesondere Böcklin, Baldung Grien, P. Cornelius, Cranach, Dürer, Holbein, Meister E. S., Rembrandt, Rubens, Schongauer, H. Thoma und Weinbrenner. Dieses Schrifttum setzt erst im ausgehenden 19. Jh ein und nimmt dann im ersten Drittel des 20. Jhs um ein Vielfaches zu. Ein guter Bestand liegt zur Oberrheinmalerei des 16. Jhs vor (insbesondere zu Holbein und Schongauer).
2.135 Zur Kultur, Kunst und Religion des germanischen und deutschen Altertums wurden 130 Titel gezählt, darunter J. Pappus, Germaniae veteris descriptiones (1591). Aus dem 17. Jh liegen die Schriften P. Cluevers vor, außerdem finden sich einige Beschreibungen der germanischen Altertümer aus dem 18. Jh. Nach 1800 spiegelt der Bestand - neben Nachschlagewerken und weiteren Altertumskunden und Altertumsverzeichnissen - das vorherrschende Interesse an Einzelfragen des germanischen Kriegswesens, der Stammeskunde und besonders der germanischen Mythologie wider (hier auch Titel aus dem 18. Jh, u. a. von S. Meyer, 1756), mit z. T. sehr gängigen Schriften von J. Grimm (1835 und häufiger), E. H. Meyer, W. Müller, K. Simrock u. a.
2.136 Im topographischen Teil Deutschland und die germanischen Länder (700 Titel) sind unter deutsche Landschaften auch das Elsaß, Lothringen, Belgien und die Niederlande, die Schweiz sowie Österreich-Ungarn eingeordnet. Es überwiegt die Regionalliteratur, vor allem zu Baden (55 Titel allgemeiner Literatur und 190 Titel zu einzelnen badischen Orten), zum Elsaß (37 Titel; 50 Prozent französischsprachige Literatur), zum Rheinland (hier auch Oberrhein 21 Titel), der Schweiz (30 Titel) und zu Württemberg (10 Titel). Bei den einzelnen Orten liegt erwartungsgemäß ein guter Bestand vor für Freiburg (70); die Literatur des 19. Jhs konzentriert sich auf Darstellungen zum Freiburger Münster (F. X. Kraus, J. Marmon, J. A. Ritschel, H. Schreiber u. a.), daneben finden sich Sammlungsbeschreibungen, Ausstellungsverzeichnisse, Statuten verschiedener Museumsgesellschaften, Kunstvereine, Schriften zur Stadtanlage (Straßenbau, Wasserbau, Stadttore) und allgemeine Stadtbeschreibungen (F. Geiges, K. Schäfer). Erwähnenswert ist aus dem 18. Jh die Beschreibung der Ehrenpforten anläßlich der Durchreise der Erzherzogin Antonia 1770.
2.137 Die 19 Titel des 19. Jhs zu Heidelberg beziehen sich auf das Schloß. Für Karlsruhe (25) überwiegen Kataloge der Museen und Sammlungen, zu Mannheim (14) ist neben Museumsverzeichnissen Literatur zu Hafenbau und Wasserbau vorhanden. Fragen des Wasserbaus waren im Baden des 19. Jhs von Interesse, wie sich nicht nur an den entsprechenden Titeln zu Freiburg und Mannheim zeigt, sondern auch zu Worms (Hafenbau), Lugano (Tieferlegung des Sees), an Titeln zur Rektifikation des Rheins (J. G. Tulla 1822, ferner einer Darstellung zur Korrektion des Rheins von Basel bis Karlsruhe, 1863). Für St. Blasien im Schwarzwald sind 5 Blätter Architekturpläne M. d'Ixnars vorhanden; aus dem 19. Jh auch Literatur zum Münster in Überlingen.
2.138 Über Baden hinaus liegt ein guter Bestand vor für Straßburg (70), meist zum Münster (erste vorhandene Beschreibung bei O. Schadaeus, 1617) und zu Basel (38), überwiegend aus dem 19. Jh und ebenfalls zum Münster; außerdem 44 Blätter des Basler Totentanzes von 1796 und später. Bei der übrigen deutschen Ortsliteratur (weitere 810 Titel) liegen vereinzelt beachtenswerte ältere kunstgeschichtliche Quellen vor, etwa zu Nürnberg, zum Ulmer Münster (E. Frick, um 1718 und später), zu München (die Beschreibung der Residenz von R. Pallavicino, 1667, fälschlich Italien zugeordnet). Wichtige erste Sammlungsverzeichnisse und Beschreibungen sind vorhanden für die kaiserlichen Sammlungen in Ambras (1602, 1735, 1829?, 1873), für die Gottorpische Kunstkammer von A. Olearius (1674); aus dem 18. Jh für Düsseldorf, das Kunstkabinett in Den Haag, ferner Luzern, München, Wien. Alle wichtigen Inventare des 19. Jhs der großen deutschen Museen, Galerien und Sammlungen sind vorhanden, wie Berlin (umfangreich), Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Leipzig, Metz, München (umfangreich), Mulhouse, Nürnberg, Wien, Zürich und zahlreiche andere. Darüber hinaus konzentrieren sich Stadtbeschreibungen und Denkmalerfassungen zeittypisch vor allem auf den Kirchenbau (umfangreicher Köln, Basel und Straßburg). Insgesamt kann der Bestand an Kunstinventaren und Beschreibungen von Kunstdenkmälern als gut eingestuft werden.
2.139 Die Literatur zu Skandinavien (30 Titel) beschränkt sich vor allem auf Museumsinventare. Bei England (92 Titel) zeigt sich Interesse an römischer und keltischer Kultur (10 Titel), später überwiegend an englischer Kulturgeschichte, Malerei und vereinzelt Architektur (zusammen 55 Titel). Die Ortsliteratur berücksichtigt Blenheim (18. Jh) und London (19. Jh, vor allem Museumsinventare). Die Reiseliteratur ist exemplarisch mit J. G. Keys(s)ler (Ausgabe von 1751, auch englisch 1758) vertreten. Unter den Künstlermonographien ist ein Werk zu Hogarth aus dem 18. Jh zu erwähnen. Auch für Nordamerika beschränkt sich der Bestand auf Museumsverzeichnisse und -führer.
2.140 Zusammenfassend kann der Bestand der Gruppe Kultur und Kunst als typisch für eine mittlere wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek bezeichnet werden; der ältere Bestand ist in vielen Teilen geprägt von verbreiteten Schriften und Standardwerken. Die Literatur des 19. Jhs repräsentiert - von wenigen regionalen Schwerpunkten abgesehen - ohne besondere Spezialisierungen den Standard der deutschsprachigen kultur- und insbesondere kunsthistorischen Forschung (wenngleich nicht immer in Erstauflagen). Dies gilt auch für die vor 1800 liegenden Wurzeln der Kunstgeschichtsschreibung; hier sind sowohl die frühen Schweizer Autoren (S. Gessner, J. C. Füssli, S. Vogelin bis zu J. R. Rahn) wie auch die deutschen (J. von Sandrart, J. F. Christ, J. J. Winckelmann, A. R. Mengs, C. L. Hagedorn, J. D. Fiorillo bis zu C. von Rumohr) mit den meisten wichtigen Schriften vertreten. Die Reihe setzt sich im 19. Jh fort mit J. D. Passavant, G. F. Waagen, H. G. Hotho, C. Schnaase, A. Springer, G. Semper, F. T. Kugler, J. Burckhardt, H. Grimm, K. Justi und reicht mit A. Schmarsow, H. Thode, K. Frey, E. Müntz, J. von Schlosser, L. Justi, W. Waetzoldt, W. Bode, A. Riegl, M. Dvorak, M. Friedländer, P. Kristeller und J. Strzygowsky weit bis ins 20. Jh hinein.
2.141 Umfangreich ist der Bestand an Sammlungsinventaren und Denkmälerverzeichnissen. Dies gilt sowohl für die archäologischen Bestände, beginnend im ausgehenden 18. Jh, wie für die meist erst mit dem ausgehenden 19. Jh einsetzende kunsthistorische Denkmalverzeichnung in Deutschland. Auf die zahlreichen Künstlerviten und frühen biographischen Nachschlagewerke wurde hingewiesen (s. o. 2.107). Das kunstästhetische Schrifttum ist mit einer nennenswerten Auswahl vertreten, die durch größere Anteile in der Gruppe Philosophie und bei den Philologien ergänzt wird. Schließlich zeigt sich ansatzweise für die Kunstliteratur vor 1800 ein Schwerpunkt bei den architekturtheoretischen Schriften. Die kulturhistorischen Bestandsschwerpunkte vor 1800 sind im Zusammenhang mit der dominierenden Stellung der Theologischen Fakultät innerhalb der Freiburger Universität zu sehen; diese hat in Teilen noch die Bestandsfortschreibung im 19. Jh beeinflußt. Ein Großteil der kulturhistorischen Bestände ist anderen Fächern zugeordnet. Dies ist auch darauf zurückzuführen, daß das kulturhistorische Konzept, wie es sich im Bestand spiegelt, wenig kanonisiert und konturiert erscheint und somit die Grenzen zu anderen Disziplinen (Theologie, Philosophie, Geschichte, Philologien, Geographie, Medizin, Naturwissenschaften, Technik u. a.) fließend sind.
2.142 Die Universitätsbibliothek besitzt eine kleine graphische Sammlung; sie enthält u. a. Kupferstiche von Peter Mayer (1718-1800), Orgelprospektzeichnungen von J. J. Schübler (1714) und eine Sammlung Römischer Veduten (u. a. von Piranesi, s. o. 2.124). Von Freiburg gibt es eine Ansicht von H. R. Manuel gen. Deutsch aus der Cosmographie universelle des S. Münster (französische Ausgabe der Cosmographia, Basel 1556). Angela Karasch
Musikwissenschaft, Tanz/Theater
2.143 Unter Musikwissenschaft sind 405 Titel (davon 2 Inkunabeln, weitere 66 Titel vor 1800) vorhanden, mit Schwerpunkt auf Musikgeschichte und Musiktheorie. Auf Musica practica entfallen 67 Ausgaben, auf Leben und Werk einzelner Komponisten und Musiker 101 Titel. Von den 160 historischen Titeln der Sachgruppe Tanz/Theater/Film/Sport entfallen 20 auf die Zeit vor 1800. Der Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Tanz/Theater/Film mit knapp 100 Titeln.
Wilfried Sühl-Strohmenger