FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Universitätsbibliothek

Adresse. Wilhelmstr. 32, 72074 Tübingen; [Karte]
Postanschrift: Postfach 26 20, 72016 Tübingen
Telefon. (07071) 29 25 77 oder 29 28 46 (Information)
Telefax. (07071) 29 31 23
Bibliothekssigel. <21>

Unterhaltsträger. Land Baden-Württemberg
Funktion. . Öffentliche wissenschaftliche Universalbibliothek für Lehrende und Studierende der Universität und anderer Hochschulen, mit regionalen Aufgaben für den Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern (Regionalbibliothek) und für die Bevölkerung.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Universalbibliothek. Sämtliche Wissenschaftsgebiete. 2. Besondere Sammelgebiete: Regionales Schrifttum der Region Südwürttemberg-Hohenzollern, EG-Dokumentation. 3. Sondersammelgebiete der Deutschen Forschungsgemeinschaft: SSG 0 Allgemeine und Vergleichende Religionswissenschaft; SSG 1 Theologie; SSG 2,1 Kriminologie; SSG 6,22 Alter Orient; SSG 6,23 Vorderer Orient (einschließlich Nordafrika); SSG 6,24 Südasien.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten: Hauptgebäude: Montag bis Freitag 8-20 Uhr, Samstag 9-16 Uhr; Information: Montag bis Freitag 9-16.30 Uhr; Ausleihe (Lehrbuchsammlung, Freihand- und Magazin-Bestand): Montag bis Freitag 8-16.30 Uhr; Alte Waschhalle, Zeitschriften-Lesesäle: Montag bis Freitag 9-20 Uhr, Samstag 9-16 Uhr; Bonatzbau, Historischer Lesesaal, Hss., Alte Drucke: Montag bis Freitag 9-18 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Reader-Printer, Mikroverfilmung, Filmduplizierung, Personal-Computer.
Gedruckte Informationen. Benutzungshinweise.
Hinweise für anreisende Benutzer. Für Benutzer von Hss. und Frühdrucken sowie Rara ist eine schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 20 Minuten). Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linien 1, 2, 3, 4, 7) bis Haltestelle Wilhelmstraße-Universität. A 8, Kreuz Stuttgart-Degerloch; B 27. A 81, Ausfahrt Herrenberg; B 28. Parkhäuser im Innenstadtbereich oder an der Universität (Tagesplakette über die Bibliothek erhältlich).

Inhalt

 Bestandsgeschichte ................................... [1.1]
 Bestandsbeschreibung ................................. [2.1]
 Chronologische_Übersicht und
 Übersicht nach Sprachen .............................. [2.2]
 Systematische Übersicht .............................. [2.6]
 Philosophie und Pädagogik ............................ [2.7]
 Mathematik und Naturwissenschaften ................... [2.18]
 Philologie ........................................... [2.50]
 Klassische Philologie ................................ [2.59]
 Orientalistik ........................................ [2.75]
 Tuebingen2:
 Neuere Philologien ................................... [2.132]
 Schöne Künste ........................................ [2.181]
 Staatswissenschaften ................................. [2.203]
 Geschichte und Geographie ............................ [2.237]
 Tuebingen3:
 Tuebingen4:
 Theologie ............................................ [2.390]
 Rechtswissenschaft ................................... [2.441]
 Medizin .............................................. [2.482]
 Allgemeine Schriften ................................. [2.512]
 Württembergica ....................................... [2.537]
 Sondersammlungen ..................................... [2.559]
 Tuebingen5
 Kataloge ............................................. [3.0]
 Moderne Kataloge ..................................... [3.1]
 Historische Kataloge ................................. [3.2]
 Handschriftliche Verzeichnisse ....................... [3.3]
 Kataloge ganzer inkorporierterBibliotheken ........... [3.4]
 Quellen und Darstellungen zur
 Geschichte der Bibliothek ............................ [4.0]
 Archivalien .......................................... [4.1]
 Darstellungen (Auswahl) .............................. [4.2]
 Veröffentlichungen zu den Beständen .................. [5.0]

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek gehört zu den großen und auf Grund ihrer langen ununterbrochenen Bestandsentwicklung bedeutenden wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland. Ungeklärt ist ihr genaues Gründungsdatum. Im Jahre 1499 wurde erstmals, 22 Jahre nach der Universitätsgründung, durch den Tübinger Hebraisten Konrad Pellikan ein Ausleihvorgang " ex publica bibliotheca" bezeugt, der die Existenz einer Büchersammlung voraussetzte. Der früheste urkundliche Beleg stammt aus dem Jahre 1522: In der Stiftungsurkunde des " Frontenhausenschen Stipendiums" von Konrad Hager (ca. 1475-1541), seinerzeit Pfarrer in Renningen und ab 1529 Kanoniker im Stift St. Moritz in Ehingen bei Rottenburg, will dieser seine Bücher in der " universitet liberey" aufgestellt sehen. Die nächste Nachricht vom Jahre 1534 berichtet von der Vernichtung des gesamten Bestandes beim Brand des Sapienzhauses. Dies blieb glücklicherweise der einzige größere Verlust, von dem die Bibliothek betroffen wurde. In der Folgezeit bis heute mußte sie keine weiteren Schäden durch Kriegswirren oder Katastrophen erleiden.

1.2 Der Wiederaufbau der Bibliothek kam nur zögernd voran. Die in Hagers Stiftungsurkunde festgelegte Überlassung seiner Büchersammlung wurde vermutlich 1539, spätestens jedoch im Todesjahr Hagers 1541 durchgeführt. Seine Bibliothek, die heute als der älteste nachweisbare Bestand der Universitätsbibliothek gilt, bestand in erster Linie aus theologischen Werken (insgesamt etwa 260 Titel), enthielt aber auch Werke zur Philologie und Literaturgeschichte. Ab 1544 erhielt die Bibliothek auf Anweisung Herzog Ulrichs (reg. 1498-1550) Büchersendungen aus den durch die Reformation aufgehobenen Klöstern. Im Inkunabelbestand haben sich u. a. 2 Titel aus dem Franziskanerkloster Tübingen erhalten; darüber hinaus lassen sich aber bisher keine weiteren Säkularisationsbestände nachweisen.

1.3 Im Jahre 1547 verfügte die Bibliothek mit der Fertigstellung des Gebäudes der heutigen Alten Aula (und damaligen Aula Nova) wieder über einen eigenen Raum, der allerdings im lichtarmen Untergeschoß des Universitätsgebäudes lag. Jahrelang führte die Bibliothek hier ein Schattendasein, während das Tübinger Stift (seit 1536) und mehr noch die Fürstliche Bibliothek auf Schloß Hohentübingen seit Mitte des 16. Jhs vom Fürstenhaus auch finanziell gefördert wurden. In dieser Zeit wurde die Universitätsbibliothek nur geringfügig erweitert, so z. B. durch den Tübinger Mathematiker Johann Scheubel (1494-1570), der im Jahre 1562 Euklidische Figuren aus Holz, im Jahre 1571 seine Bücher über Mathematik und Astronomie (134 Titel) der Bibliothek als Geschenk überließ. Kurze Zeit nach Scheubel soll ein gewisser Eberhard Schultheiß, über den nichts weiter bekannt ist, ebenfalls seine Bibliothek vermacht haben.

1.4 Umfang und Bedeutung der Bibliothek wuchsen entscheidend durch die im Jahre 1578 errichtete Familienstiftung des Ludwig Gremp von Freudenstein (1509-1583), Jurist zunächst in Tübingen, später in Straßburg. Darin vermachte er der Bibliothek seine überwiegend lateinischsprachige, etwa 2000 Titel (mindestens 2700 Bde) umfassende Sammlung, die in erster Linie rechtswissenschaftliche und theologische, aber auch philologische Werke enthielt. Noch im Jahre 1776 umfaßte die Grempsche Bibliothek, aus den Erträgen des Stiftungskapitals von mehr als 26.000 Gulden stetig vermehrt, ein Drittel des Gesamtbestandes der Universitätsbibliothek. Aus den Zinsen wurden ein regelmäßiger Erwerbungsetat und die Besoldung für einen nebenamtlichen Bibliothekar zur Verfügung gestellt. Spätere Sammelschwerpunkte wie Reisebeschreibungen und Bismarckliteratur, aber auch Rechtswissenschaft wurden aus Mitteln der Grempschen Stiftung finanziert, die noch heute allerdings nur als Studienstiftung - besteht. Laut testamentarischer Verfügung mußte die Grempsche Bibliothek getrennt von den Beständen der Universitätsbibliothek aufgestellt werden, doch die Verwaltung beider Bibliotheken geschah in Personalunion, und die Personalkosten der Universitätsbibliothek wurden bis 1744 vollständig von der Grempschen Stiftung übernommen, so daß die Mittel der Universität ganz für Neuerwerbungen verwendet werden konnten. Vorbildcharakter erhielt die Grempsche Bibliothek u. a. durch die geregelte Haushaltsführung und die Anlage eines Katalogs.

1.5 Im Jahre 1591 wurde Georg Burkhard, Professor für Rhetorik und Logik in Tübingen, vom Senat als ständiger Bibliothekar eingesetzt. Er legte 1593 den Entwurf für eine Bibliotheksordnung vor, in der Fragen der Benutzung und Verwaltung beider Bibliotheken geregelt wurden. Diese Verordnung wurde 1602 gedruckt und sah im Jahresetat 100 Gulden für die Beschaffung von Büchern vor. 1604 erließ der Senat eine Anordnung, daß von allen Veröffentlichungen Tübinger Drucker zwei Pflichtexemplare an die Universitätsbibliothek abzuliefern seien. Ein regelmäßiger Kauf von Neuerscheinungen fand jedoch im 17. und 18. Jh nicht statt.

1.6 Noch im ausgehenden 16. Jh erhielt die Bibliothek die Sammlung des Mathematikers, Arztes und Geographen Philipp Apian (1531-1589), die aus mathematischen Werken, Globen und Instrumenten bestand. Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges mußten neue Bestimmungen zur Aufstellung der Bestände und Anfertigung von Katalogen getroffen werden, die unter dem Bibliothekar Johann Krafft (1654-1689) erfolgreich umgesetzt werden konnten. Freilich führte die Bibliothek auch nach diesen Reformversuchen ein Schattendasein. Aus übergroßer Sparsamkeit wurden nicht einmal die zur Verfügung stehenden 100 Gulden pro Jahr ganz für Neuanschaffungen aufgewendet. Der Bestand wurde durch Kauf oder Legat von Büchersammlungen vermehrt, die zum Nachlaß von Tübinger Gelehrten gehörten.

1.7 Im 17. Jh lassen sich ansehnliche Legate verzeichnen, darunter die Bibliothek des Mediziners Johannes Fabri (1571-1620) im Jahre 1625 mit rund 930 Titeln der Fächer Medizin, Theologie, Philosophie, Antike Autoren sowie Rechtswissenschaft, und das Vermächtnis des Juristen Heinrich Bocer (1561-1630) im Jahre 1630, dessen Bibliothek 600 Bde aus dem Gebiet der Rechtswissenschaft enthielt. 30 Jahre später vermachte der Theologe Samuel Moytid (oder Moy, *1635) der Bibliothek ca. 128 hebräische Bücher. Mindestens 30 Pflichtexemplare (Genealogie, Theologie) des Verlegers Johann Georg Cotta gelangten in den sechziger und siebziger Jahren des 17. Jhs in die Bibliothek sowie im Jahre 1700 eine nicht genau feststellbare Anzahl von Dubletten aus der Oberratsbibliothek in Stuttgart.

1.8 In seinem Testament vom 19. November 1698 verfügte Prinz Ludwig von Württemberg (1661-1698), der der Tübinger Universität zeitlebens in " beständige[r] Affection" zugetan war, daß der in Pfullingen aufgestellten Teil seiner Büchersammlung an die Universität Tübingen fallen solle, der in Sachsen-Eisenach befindliche Teil aber " der jetzo zu Halle New angeordneten Bibliothec verschafft sein" solle. Da sich bald herausstellte, daß die gesamte Bibliothek, die 815 Titel vor allem aus den Fächern Theologie, Rechts- und Staatswissenschaften, Geographie (Reisebeschreibungen) sowie wenige Inkunabeln und Hss. enthielt, sich noch vollständig in Württemberg befand, war man sicher, daß sie laut Testament an Tübingen fallen würde. Jedoch kam aus Stuttgart die Nachricht, drei Stunden vor seinem Tode habe Ludwig sein Testament dahingehend verändert, daß alle Bücher an Halle gehen sollten. Scharfe Auseinandersetzungen um die Rechtsgültigkeit des Widerrufs folgten. Schließlich einigte man sich auf die Teilung der Ludwig-Bibliothek, die im Oktober 1701 vollzogen wurde. Die Universitätsbibliothek verkaufte anschließend einige Bücher an Tübinger Professoren, die sich für die Ludwig-Bibliothek besonders eingesetzt hatten. Heute läßt sich nur noch bei wenigen Werken der Nachweis führen, daß sie aus der Bibliothek Ludwigs stammen, jedoch ist zu vermuten, daß ein ansehnlicher Teil noch vorhanden ist.

1.9 In der ersten Hälfte des 18. Jhs erfolgte eine Bestandserweiterung aus den öffentlichen Bibliotheken in Ludwigsburg und Stuttgart mit insgesamt 1881 Werken historischen und belletristischen Inhalts. Unter Gottfried Ploucquet, Professor für Logik und Metaphysik und von 1751 bis 1753 Leitender Bibliothekar, gelangten einige kleinere Bestände in die Bibliothek, darunter das Würtembergische Generalrescript, eine Sammlung fürstlicher Erlasse vom 15. bis 18. Jh. Seit den sechziger Jahren des 18. Jhs kam es zu einem beschleunigten Anwachsen der Bibliothek. Im Jahre 1760 erhielt sie die Gerstlacher Gesetzessammlung. 1770 wurde die Büchersammlung von Johann Jakob Helfferich (1692-1750) gekauft, der als Hofgerichtsassessor, Professor des Staatsrechts am Collegium Illustre, der Tübinger Adelsakademie, und Professor der Rechte, des Staats- und Lehnsrechts auch selbst publiziert hatte. Über Umfang und Inhalt seiner Bibliothek ist nichts Näheres bekannt.

1.10 Die Eingliederung der Bibliotheken der Artistenfakultät und des Martinianums, einer auf Martin Plantsch (ca. 1460-1533) zurückgehenden Stiftung, die Jeremias David Reuß (1750-1837), Unterbibliothekar während der Amtszeit von Johann Jakob Baur, ab 1776 sehr energisch betrieb, brachte weiteren bedeutsamen Zuwachs. Die Bibliothek des Martinianums ließ den Bestand um 746 theologische Titel anwachsen, darunter viele Inkunabeln und fast 30 Hss. Mit den Beständen der Philosophischen Fakultät gelangten im Jahre 1776 auch die Bibliotheken von Crusius und Müller in die Universitätsbibliothek: Die Universalbibliothek des Tübinger Professors der Philologie Martin Crusius (1526-1607) enthielt vorwiegend philologische Fachliteratur, darunter 43 griechische und 19 römische Klassiker, ferner Werke zur Theologie und Geschichte, außerdem Hss., darunter die Tagebücher von Crusius aus den Jahren 1579 bis 1600. Der genaue Umfang der Bibliothek Crusius ist heute schwer rekonstruierbar, doch dürfte es sich um mehrere Hundert Titel handeln. Sehr wenig ist über das Vermächtnis des Altphilologen Vitus Müller (1561-1627) und seiner Frau bekannt.

1.11 Nicht nur im Bemühen um Bestandsvermehrung, sondern auch in der Verwaltung tat sich der " subbibliothecarius" Reuß hervor. In den Jahren 1774 bis 1782 sorgte er erstmals für regelmäßige Öffnungszeiten, reformierte die Kataloge und separierte die Hss. vom Druckschriftenbestand. Allerdings scheiterte eine weitergehende, von Reuß geplante Neuordnung des Bestandes am Einspruch des Senats. Im Jahre 1789 kam ein Bücheraustausch mit der Herzoglichen Öffentlichen Bibliothek in Stuttgart zustande, über dessen Umfang jedoch nichts Genaues bekannt ist. Ca. 9000 Bde erhielt die Bibliothek durch den Kauf der Sammlung des Juristen Johann Daniel Hoffmann (1740-1814, nicht mit Gottfried Daniel Hoffmann zu verwechseln, s. u. 1.12). Sie wurde gegen eine an seine Ehefrau zu zahlende jährliche Leibrente von 150 Florin, die etwa 20 Jahre lang ausbezahlt wurde, erworben und umfaßte Staatsrecht, handschriftliche Collectaneen zur württembergischen Geschichte und 451 Bde mit juristischen Dissertationen. Vier Jahre später, im Jahre 1810, wurde außerdem die 6000 Bde umfassende Sammlung zur Geschichte und Politik des Geheimrates Ludwig Timotheus Freiherr von Spittler (1752-1810) gekauft. In den Jahren 1811 und 1812 trafen wieder etwa 2000 Dubletten aus der Privatbibliothek des Königs, aus der Königlich Öffentlichen Bibliothek und aus Klosterbibliotheken ein, vorwiegend zu Theologie und Rechtswissenschaft.

1.12 Bereits 1792 hatte man über ein eigenes Gebäude für die Unterbringung der Bibliothek diskutiert, der Senat hatte einen Neubau beantragt, doch kam der Plan nicht zur Ausführung. Erst der steigende Zuwachs durch den Ankauf ganzer Bibliotheken hatte so starken Raummangel zur Folge, daß man die Unterbringung der Bibliothek in der Aula Nova als zunehmend katastrophal empfand; Ausweicgazine brachten keine Besserung. Schließlich wurde im Jahre 1816 die Verlegung der Bibliothek ins Schloß Hohentübingen (Rittersaal) verordnet, und nach einer kurzen Umbauzeit konnte der Umzug ohne Revision der Bestände im Jahre 1819 beginnen. Bereits zum Wintersemester 1819/20 wurde der Betrieb in den neuen Räumen aufgenommen. Der Oberbibliothekar Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger (1822-1831), Professor für Mathematik und Astronomie, überließ als Wissenschaftler die Verwaltungsaufgaben in der nun folgenden Zeit finanzieller Krisen weitgehend seinem Unterbibliothekar Friedrich Immanuel Tafel (1796-1863), der mit großem Eifer und intimer Sachkenntnis die von Reuß begonnenen Reformen vorantrieb. In seiner Amtszeit wurde der Bestand durch die Bibliotheken des Professors und Geheimrates Gottfried Daniel Hoffmann (1719-1780) sowie des Obertribunalrates Daniel Gottlieb Friedrich Faber (1758-1822) vermehrt. Faber, ehemals Justitiar der Universität, vermachte der Bibliothek Württembergica sowie Werke zur Geographie, Geschichte, Statistik und Rechtswissenschaft.

1.13 In den Jahren 1817/18 erfuhr die Universitätsbibliothek eine Erweiterung durch die Reste der Bibliothek des Collegium Illustre, das bereits im Jahre 1688 aufgehoben worden war. Sie enthielt insbesondere spanische und italienische Werke, Reformationsdrucke und Reste der alten Hofbibliothek Herzog Christophs. Welche Bibliothek mit über 1000 Bdn gemeint war, die laut Akten-Eintrag 1818 zur Teilung zwischen der Universitätsbibliothek Tübingen und der Bibliothek in Stuttgart vorgesehen war, ist nicht mehr zu klären.

1.14 Hervorzuheben ist außerdem die im Jahre 1611 von Georg Fleck, Pfarrer in Urach, eingerichtete Stiftung. Seine zur Stiftung gehörende Bibliothek wurde 1819 in die Universitätsbibliothek integriert. In der gedruckten Satzung vom 10. März 1914 heißt es, daß die Stiftung ein Darlehen in Höhe von 6857 Mark 14 Pfennig und ein Kapital von 55.500 Mark umfasse, angesammelt aus nicht verteilten Stipendien. Die Stiftung diente zur Unterstützung bedürftiger Studenten und der Erhaltung und Vermehrung der Fleckschen Bibliothek. Schwerpunkte des Bucherwerbs sollten evangelische Theologie sowie Philosophie sein.

1.15 Bereits Mitte des 16. Jhs hatte die Bibliothek von der durch die Reformation bedingten Auflösung der Klöster und ihrer Bibliotheken profitiert. Aus der zweiten Säkularisationswelle zu Beginn des 19. Jhs zog sie ebenfalls (wenn auch nur mittelbar) Nutzen. Die Umverteilung der Bücherbestände aus den aufgelösten württembergischen Klöstern wurde zentral von den Beauftragten der Königlichen Öffentlichen Bibliothek und der Hofbibliothek in Stuttgart und zwischen 1803 und 1806 von der Zentralbibliothek Ellwangen organisiert. Die Universitätsbibliothek Tübingen war wie andere Bibliotheken in Württemberg auch - lediglich Abnehmer der Überschüsse aus Stuttgart oder Ellwangen. Nach Tübingen kamen nur solche Bücher, Hss. und Drucke, die Stuttgart als wertlos oder nur für Studienzwecke brauchbar erachtete oder die in mehreren Exemplaren angeliefert worden waren.

1.16 In erster Linie theologische und kirchenhistorische Bestände kamen in den Jahren 1817 bis 1821 über Stuttgart nach Tübingen. Es handelte sich um Teile der Klosterbibliotheken Zwiefalten, Schwäbisch Gmünd (Augustiner-Eremiten und Dominikaner), Heilbronn (Karmeliter), Rottweil (Dominikaner), Weingarten, der Bibliothek des ehemaligen Ritterstifts Comburg, des Klosters Urspring, des Chorherrenstifts Ehingen am Neckar und der Karmeliter- und Kapuzinerklöster in Rottenburg. Weitere Zugänge stammen aus dem Neckarkreis Esslingen (13 Titel), aus dem Chorstift in Wolfegg (113 Titel), aus der Klosterbibliothek St. Michael in Wengen bei Ulm, dem Benediktinerkloster Wiblingen, aus Uttenweiler (Augustiner-Eremiten) und aus der Kommende des Deutschen Ordens Mergentheim. Bis 1829 ist eine Übernahme von Klosterbeständen aus der Königlichen Öffentlichen Bibliothek in 73 Kisten nachgewiesen.

1.17 Zwischen 1820 und 1830 trafen mindestens 179 Titel aus dem Kloster St. Michael in Wengen ein, überwiegend Werke aus dem 16. bis 18. Jh zur Kirchengeschichte, zum Kirchenrecht, zur Rechtswissenschaft und Bibeln. Außerdem wurde ein Bestand aus dem Benediktinerkloster Wiblingen mit ähnlichen Schwerpunkten übernommen, darunter 33 Inkunabeln und 6 Hss. Wie der Wiblinger Bestand auf die Universitätsbibliothek, auf das Wilhelmsstift und das Evangelische Stift in Tübingen verteilt wurde, läßt sich anhand des Verzeichnisses (insgesamt 502 Titel) im Universitätsarchiv Tübingen nicht eindeutig rekonstruieren. 1830 trafen noch einmal mindestens 42 Titel aus dem Kapuzinerkloster Ellwangen ein (Theologie, Kirchenrecht, Bibeln, kirchliche Urkunden; 2 Inkunabeln; allgemeine und besonders römische Geschichte). Der Wert dieser Bücher wurde damals nicht immer erfaßt; so betrachtete man z. B. Dubletten nicht als Bereicherung.

1.18 Die Bibliothek erfuhr auch eine umfangreiche Erweiterung durch angekaufte oder testamentarisch hinterlassene Gelehrtenbibliotheken sowie durch viele kleinere Zuwendungen von Privatpersonen. Dazu zählt der im Jahre 1818 vom König veranlaßte Kauf der Bibliothek von Christoph Wilhelm Gatterer (1759-1838), Professor für Kameralwissenschaften und Technologie. Seine Bibliothek umfaßte eine nicht näher bestimmbare Zahl an Drucken über Land-, Forst- und Jagdwirtschaft, Technik, Naturkunde, Bergbau und eine umfangreiche Sammlung von Literatur über den Harz. 1821 folgte der Ankauf der Bibliothek des Chemikers und Botanikers Gottlieb Konrad Christian Storr (1749-1821) im Wert von 4000 bis 5000 Gulden, die in erster Linie Drucke zu Medizin und Staatswissenschaft enthielt. Bei der Auswahl der Bücher waren beide Fakultäten beteiligt. Noch im gleichen Jahr kaufte die medizinische Fakultät für 700 Gulden medizinische Literatur aus der Sammlung von August Gottfried Ferdinand Emmert (1772-1819), Arzt und Professor der Anatomie. Ein Jahr später wurde auf Empfehlungen von Oberbibliothekar Prof. Bohnenberger für 800 Gulden die 1500 Bde umfassende naturwissenschaftliche Bibliothek (Mathematik, Physik) des Mathematikers Christoph Friedrich Pfleiderer (1736-1821) ersteigert. Ebenfalls 1822 wurde die Bibliothek des ehemaligen Kanzlers der Universität und Professors für orientalische Sprachen Christian Friedrich Schnurrer (1742-1822) zwischen der Universitätsbibliothek Tübingen (ein Drittel, darunter insbesondere Literaturgeschichte) und der Stuttgarter Königlichen Öffentlichen Bibliothek (zwei Drittel) aufgeteilt. Das erste Angebot der Bibliothek Schnurrer an die Universitätsbibliothek im Jahre 1817 hatte man nicht wahrgenommen. Die arabischen Druckschriften aus der Sammlung Schnurrer waren in der Zwischenzeit an einen Engländer namens Knatchbull verkauft worden.

1.19 Seit Beginn des 19. Jhs trugen Missionarinnen und Missionare in aller Welt zur Bereicherung der Bibliothek bei, insbesondere in den Fächern asiatische und afrikanische Sprachen, vor allem Sanskrit, Arabisch, Äthiopisch u. a. Bereits um 1823 gelangte der Nachlaß des Missionars Benedikt La Roche (*1796 in Basel) in die Bibliothek. La Roche hatte von 1812 bis 1816 in Basel Theologie studiert, bevor er sein Philosophie- und Theologiestudium in Tübingen aufnahm und nach einem Arabisch-Studium im Jahre 1819 als Missionar der Londoner evangelisch-lutherischen Missionsgesellschaft seine Tätigkeit in Ostindien begann. Sein Nachlaß enthielt 97 Drucke in und über Bengali, Sanskrit, Hindustani und Hindi, Persisch und Arabisch. Im Jahre 1824 entschied sich die Bibliothek für den später als unbedeutend eingeschätzten Ankauf aus der Bibliothek des Deutschrussen Alexander Nikolaus Scherer (1771-1824), Professor der Chemie und Physik und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg sowie erster Direktor der 1817 gegründeten pharmazeutischen Gesellschaft. Ein Jahr später wurden die Bestände der Indica und Sinica durch Werke aus der Sammlung des französischen Orientalisten Louis-Mathieu Langlès (1763-1824) bereichert, wobei leider nur 200 Gulden für den Ankauf zur Verfügung standen. Außerdem verkaufte August Christian Reuß (1756-1824), württembergischer Leibarzt, im Jahre 1828 seine " 5 Zentner und 19 1/2 Pfund" schwere Sammlung von medizinischen und naturwissenschaftlichen Dissertationen für 4 1/2 Gulden pro Zentner an die Bibliothek.

1.20 Der erste dokumentierte Büchernachlaß einer (adligen) Dame gelangte während der Amtszeit des Oberbibliothekars Johann Georg Herbst (1831-1836) in die Bibliothek: Im Jahre 1830 ersteigerte der Antiquar Ferdinand Friedrich Autenrieth in Stuttgart Bücher aus der Bibliothek der verstorbenen Königin Charlotte Auguste Mathilde von Württemberg (1766-1827), darunter laut Autenrieth " allgemeinere, jedoch wissenschaftliche Werke", die für die Universitätsbibliothek interessant seien. Im Akzessionsverzeichnis 1830-1833 sind 196 Titel aus der Bibliothek der " Ihrer Majestät der Königin Mathilde" aufgeführt, darunter Reiseberichte, Briefe, Memoiren, Biographien bedeutender Persönlichkeiten und Werke zur Geschichte europäischer Länder.

1.21 Im Jahre 1831 folgten Ankäufe aus der Bibliothek von Johann Heinrich Emmert (1748-1831), Professor der Philologie, darunter besonders italienische Klassiker und Hilfsmittel für neuere Sprachen, sowie 31 Werke zur Rechtswissenschaft und -geschichte aus der Bibliothek von Johann Christian Daniel Salchow (1782-1829), Professor der Rechtswissenschaft und Schriftsteller. Aus dem physikalischen und astronomischen Kabinett der Universität wurden ein Jahr später mindestens 31 Titel der Fachbereiche Astronomie, Physik, Chemie, Mathematik und Geographie übernommen. Die Erben des ehemaligen Oberbibliothekars Johann Gottlieb Friedrich Bohnenberger (1765-1831) überließen der Bibliothek im gleichen Jahr 32 Werke zu Zeitmessung, Astrologie, Mathematik, Topographie und Naturwissenschaft. Kleinere, aber bedeutende Schenkungen bereicherten ab 1832 die Bestände zur Neueren Geschichte und Politik.

1.22 Offizielle Publikationen der englischen Regierung sowie im Jahre 1834 eine Sammlung von Urkunden zur Geschichte der britischen Reportkommission (72 Bde in Folio), deren Wert auf 30.000 Gulden geschätzt wurde, kamen hinzu. Ferner erhielt die Bibliothek vom englischen Parlament ein vierbändiges Werk über die britische Volkszählung von 1831; 1834 10 Werke zu Geschichte und Geographie sowie zur Rechtswissenschaft aus dem Kameralamt in Schöntal (Überreste der Klosterbibliothek); 133 Titel der Fachbereiche Rechtswissenschaft (Staatsrecht), Geschichte und Geographie (besonders Deutschlands und Österreichs) aus dem Ritterkanton Neckar-Schwarzwald (Reichsritterschaft mit Sitz in Tübingen). Nach 1834 erhielt die Bibliothek unentgeltlich die gedruckten Verhandlungsprotokolle der württembergischen Abgeordnetenkammer von 1820 bis 1833 (91 Hefte mit Register) durch die Vermittlung des Vaters von Robert von Mohl ( s. u. 1.25). Im Jahre 1835 gelangten 16 Titel als Geschenk des Grafen Karl August von Mandelsloh, Staatsminister und Königlich Württembergischer Gesandter in London (1760-1827), in die Bibliothek (Geschichte und Geographie einzelner Länder, insbesondere Großbritanniens und Irlands, Medizin).

1.23 Unter dem Oberbibliothekar Herbst erhielt die Bibliothek außerdem Bücher aus mehreren Sammlungen, die in dem handschriftlichen Akzessionsverzeichnis genannt werden, die aber bisher nicht eindeutig zu identifizieren sind: aus dem Nachlaß eines Präzeptors Baur (hier könnte sowohl der Theologe Ludwig Baur [† 1828] als auch Samuel Baur [1768-1832] gemeint sein) 59 römische und griechische Klassiker sowie Biographien bedeutender Persönlichkeiten; 1832 insgesamt 45 Schriften gelehrter Gesellschaften sowie Werke zu Mineralogie, Physik und Chemie aus der Bibliothek von Johann Rudolf Meyer aus Schaffhausen; im Jahre 1832 insgesamt 23 Titel im Fach Rechtswissenschaft, insbesondere Römisches Zivilrecht und Deutsches Bürgerliches Recht durch die Erben eines Rechtskonsulenten Vetter; 1833 " aus der Stangenbergschen Auction" und durch Heinrich Eduard Siegfried von Schrader (1779-1860), Professor für Römisches Recht und Rechts- und Verfassungsgeschichte in Tübingen sowie Mitglied des Oberappellationstribunals, insgesamt 14 Titel zur Rechtswissenschaft, darunter eine Inkunabel. 1835 erhielt die Bibliothek aus der Sammlung des verstorbenen Oberamtsrichters Märklin in Urach insgesamt 13 Titel (Schöne Literatur, Malerei); aus der Bibliothek des Pfarrers Zeller 23 Titel über die Geschichte und Geographie einzelner Länder (darunter Reisebeschreibungen) und zur Philosophie; 43 Titel über Metaphysik, Kirchengeschichte, Staatsrecht, Geschichte und Geographie einzelner Länder sowie Biographien und Briefe durch Georg Reichardt in Eisleben aus der Bibliotheca Büloviana (von Friedrich Gottlieb Julius von Bülow).

1.24 Bereits am 28. Oktober 1788 hatte der Fürstbischof und Fürst August von Speyer (1721-1797) in einer Stiftungsurkunde festgelegt, daß " Aktenstücke und sonstige Denkschriften" aus Speyer zur Aufbewahrung in die Tübinger Universitätsbibliothek oder das Universitätsarchiv gegeben werden sollten. Die verschlossenen Kisten mit Aktenstücken wurden im Universitätsarchiv deponiert und erst nach dem Tode des Fürsten geöffnet. Ein Jahrhundert später erging ein Gesuch des Königlichen Kreisarchivs Speyer an die Universitätsbibliothek, die Hss. und Akten über das Verhältnis zwischen Bischof und Domstift zu Speyer und Abschriften von Eidesformeln aus dem 15. Jh im Zuge eines Archivalientauschs an Speyer zurückzugeben. Außerdem hatte der Fürst verfügt, daß von einer jährlichen Prämie der Stiftung eine " Bibliotheca Juris Ecclesiastici Publici" aufgebaut werden sollte. Es lassen sich aus den Jahren 1835 bis 1849 Anschaffungen von 339 Werken aus der Speyerschen Stiftung nachweisen, darunter in erster Linie Werke zur Rechtswissenschaft, Kirchengeschichte und zum Kirchenrecht. Vom Anfang des 20. Jhs sind 159 Titel aus der Zeit zwischen 1900 und 1920, die aus Stiftungsgeldern angeschafft wurden, belegt. Insgesamt können bis 1920 demnach rund 500 Drucke aus den Geldern der Speyerschen Stiftung nachgewiesen werden.

1.25 Reformen, wie sie Reuß angestoßen hatte, setzte Robert von Mohl (1799-1875) in seiner kurzen Amtszeit von 1836 bis 1844 mit noch stärkerem Nachdruck fort. Mohl gilt als der für den Senat und für das Stuttgarter Ministerium bis dato unbequemste Professorenbibliothekar in Tübingen. Senatsprotokolle und Akten geben beredtes Zeugnis von dem Einsatz Mohls für die Bibliothek. Auf Mohl geht u. a. die Revision der Aufstellungssystematik zurück, die im alten Standortkatalog noch bis 1960 in Gebrauch war. Mohl bemühte sich ferner um die systematische Erweiterung der Bestände. Bereits im Jahre 1835 erwarb er in Frankreich 72 Drucke zur Geschichte und Geographie Frankreichs, Religionsgeschichte und allgemeinen Literaturgeschichte. 1842 unternahm er eine Reise nach Italien, auf der er 270 Titel italienischsprachige Literatur aller Gebiete erwarb, u. a. zur römischen und italienischen Geschichte, zur Rechtswissenschaft und zu den Schönen Künsten, darunter Werke aus den Jahren 1800 bis 1842.

1.26 Zu den größeren Gelehrtenbibliotheken, die unter Mohl in die Bibliothek gelangten, gehört die im Jahre 1838 als Geschenk der Erben übergebene, 6000 bis 7000 Titel umfassende Bibliothek des ehemaligen Unterbibliothekars in Tübingen ( s. o. 1.10 f.) und späteren Oberbibliothekars und Professors für Philosophie in Göttingen, Jeremias David Reuß. Sie enthielt in erster Linie Werke zur Literaturwissenschaft und zum Bibliothekswesen, darunter auch eine Sammlung von mehr als 1000 Auktionskatalogen. Im Jahre 1837 oder 1838 wurde ferner die etwa 2000 Titel umfassende Bibliothek von Johann Christian Friedrich Steudel (1779-1837), Orientalist und Theologe, gekauft, die vor allem Werke zur evangelischen Theologie und Orientalistik enthielt.

1.27 Für den Preis von 4306 Gulden erwarb Mohl außerdem die umfangreiche und wertvolle Privatbibliothek von Benedikt Freiherr von Hermann zu Wain in Memmingen (1779-1834) mit 2516 Titeln zu Geschichte, Genealogie, Heraldik, Numismatik, Antiquitäten, Philologie und Reiseliteratur, Staats-, Rechts-, Naturwissenschaften. 1841 kaufte Mohl schließlich die Bibliothek des Mediziners Christoph Friedrich von Pommer (1787-1841). Zu ihr gehörten über 1805 Titel mit dem Schwerpunkt Medizin, darunter Anatomie, Gynäkologie, Kinder- und Veterinärmedizin, Psychologie und Psychiatrie, Gesundheitspolitik, Naturwissenschaft (darunter Chemie, Physik, Pharmazie), außerdem einige Württembergica.

1.28 Zwischen 1842 und 1856 wurden etwa 580 Titel aus der Bibliothek von Leopold August Warnkönig (1794-1866) gekauft, der 1817 Professor der Rechtswissenschaft in Lüttich, 1836 Professor der Rechte an der Universität Freiburg, schließlich 1844 Professor für Kirchenrecht in Tübingen war. Die Sammlung umfaßt in erster Linie Drucke zur belgischen Geschichte und zum niederländischen und französischen Recht. Im Jahre 1844 erwarb Mohl außerdem eine Bibliothek mit mehr als 487 Titeln (in 791 Bdn) und 400 Heften zur Medizin (überwiegend 19. Jh) von dem Mediziner Georg Heermann (1807-1844). 1837 oder 1838 schenkte der Missionar der Basler Mission in Kalkutta, Johannes Häberlin (*1808 in Tuttlingen, † 1849 auf dem Heimweg von Bengalen nach Europa), einige Sanskrit-Drucke und 11 Bde bengalischer Hss. (in 226 Nummern) ein Geschenk, das durch den Erwerb von 199 weiteren Sanskrithandschriften aus dem Nachlaß Häberlin, darunter eine reiche Sammlung von Purénen, im Jahre 1858 komplettiert werden konnte.

1.29 Bereits in den Jahren 1819 und 1820 waren 14 Bibelübersetzungen in orientalischen Sprachen sowie 2 Exemplare von The fourteenth report of the British and Foreign Bible Society 1818 als Geschenk der Britischen Bibelgesellschaft (London) in die Bibliothek gelangt. Diese Sammlung wurde in den Jahren 1838/39, vermittelt durch den Geistlichen Karl Friedrich Adolf Steinkopf (1773-1859), durch ein erneutes Geschenk der Gesellschaft bereichert. Es umfaßte Bibeln oder Teile von Bibeln in verschiedenen Übersetzungen, darunter Chinesisch, Mandschu, Amharisch, Eskimo (84 Titel). 1856/57 kamen noch einmal 41 Bibelübersetzungen durch die Vermittlung des Dr. von Barth in Calw als Geschenk der Bibelgesellschaft hinzu. Ferner schenkte die Ostindische Kompagnie in London im Jahre 1842 eine größere Zahl wertvoller Drucke in Persisch und Sanskrit; im gleichen Jahr die in Ostafrika tätigen Missionare Carl Wilhelm Isenberg und Johann Ludwig Krapf von ihnen verfaßte handgeschriebene und gedruckte amharische Sprachlehren, Geschichtsbücher und einen amharischen Katechismus aus den Jahren 1840-1842; 1846 die Missionare Hermann Gundert (1814-1893) und Hermann Friedrich Mögling (1811-1881), beide ehemalige Studenten des Evangelischen Stifts in Tübingen, 38 Hss. und Drucke in Sanskrit und Tamil, darunter Sprichwörter, Psalmen, Grammatiken auch in Telugu, Malayalam und Tahitianisch.

1.30 Während der Amtszeit von Mohls sind ferner kleinere Geschenke und Ankäufe zu erwähnen, darunter 177 Titel zur Medizin (allgemeine Medizin, einzelne Krankheiten, Heilmittel) sowie zu Philosophie und Dogmatik aus der Bibliothek von Adam Karl August Eschenmayer (1768-1852, auch Carl August E., Carl Adolph E.), Professor für Medizin bis 1837. Von Adolph Michaelis (1797-1863), Professor für deutsches Recht und Kirchenrecht in Tübingen, stammen 88 Titel zur Rechtswissenschaft besonders Römisches Recht, Staatsrecht, Deutsches Lehnsrecht und zur Geschichte und Geographie einzelner Länder (Stände, Verfassung mit Schwerpunkt Königreich Hannover). 1836 wurde eine umfangreiche Sammlung (140 Titel) spanischer und portugiesischer Literatur erworben (Geschichte, Geographie, Schöne Literatur, Jurisprudenz). 37 Titel zu Dogmatik, Philosophie und Klassischer Philologie (Griechisch) stammen aus der Versteigerung der Bibliothek des Theologen Friedrich Karl Schleiermacher.

1.31 1837 erhielt die Bibliothek 13 Schriften berühmter Tübinger Professoren, gesammelt von dem Universitätspedellen Kayser, ferner 1838 als Geschenk der Erben des Stallmeisters Friedrich Autenrieth (1774-1838) 74 Titel über Reitkunst und Pferdezucht, z. T. auch Staatswissenschaften. Schließlich wurden auf einer Auktion 28 Werke zur Medizin aus der Bibliothek von Karl Gustav Himly (1792-1837), Hofrat und ordentlicher Professor der Medizin in Göttingen, angekauft sowie über die Buchhandlung Weigel in Leipzig 62 Dubletten aus der dortigen Universitätsbibliothek mit den Schwerpunkten Philologie, Geschichte und Geographie. Aus Mitteln der Fleckschen Stiftung wurden im Jahre 1841 insgesamt 64 Werke zur Philologie, darunter griechische Klassiker, Geschichte und Geographie einzelner Länder erworben.

1.32 Deutsche Landtagsprotokolle und britische Parlamentsdebatten aus den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jhs in 10 Reihen wurden in den Jahren 1837 bis 1839 erworben (Staatsrecht, Politik, Geschichte). Ferner sind von 1838 bis 1844 kleinere, aber kostbare Einzelgeschenke des Königs zu verzeichnen. Weitere Bestände stammen außerdem aus den Bibliotheken von Anton Theodor Hartmann (1774-1838), Professor für evangelische Theologie und Orientalistik (33 Titel, Orientalische Sprachen, Geschichte und Geographie); von Johann Ferdinand Heyfelder (1798-1869), kaiserlich russischer Staatsrat und Professor der Chirurgie in St. Petersburg sowie Leibarzt des Fürsten von Hohenzollern und Obermedizinalrat in Sigmaringen (64 Titel aus Medizin sowie Geschichte und Geographie einzelner Länder) und eine unbestimmte Anzahl Bücher von Pfarrer Christian Gotthold Kreißig (1770-1842). 1841 erhielt die Bibliothek 203 Titel besonders zur Philosophie aus der Sammlung von Heinrich Christoph Wilhelm Sigwart (1789-1844), Professor der Philosophie, Generalsuperintendent und Prälat.

1.33 1842 schenkte Friedrich Karl von Fulda (1774-1847), im Jahre 1797 Professor der Kameralwissenschaften in Fulda und 1817 erster Professor an der neu errichteten Staatswissenschaftlichen Fakultät " einige hundert Bände" aus dem Bereich der Staatswissenschaften. 1842 wurde eine Sammlung württembergischer Urkunden und Regierungsverordnungen in 9 Bdn (1361-1817) vom Ministerialsekretär Römer als Geschenk überreicht, ein Jahr später 76 geographische Titel aus der Bibliothek des Geographen und Schriftstellers Karl Friedrich Vollrath Hoffmann (1796-1842), außerdem 20 Titel über Theologie, Geschichte und Geographie des Vorderen Orients von Gottlieb Friedrich Jäger (1783-1843), Vikar und Pfarrer in Stuttgart sowie Professor der hebräischen und biblisch-griechischen Sprache. Fünf von der Royal Society in London herausgegebene astronomische Werke wurden der Bibliothek durch die Vermittlung des Astronomen George Biddell Airy (1801-1892) im Jahre 1844 geschenkt.

1.34 Ebenfalls in die Amtszeit Robert von Mohls fallen kleinere Neuzugänge, deren Provenienz nicht eindeutig zu bestimmen ist: im Jahre 1836 23 philosophische Titel von der Buchhandlung Weigel in Leipzig, aus einer " J. A. Bergkschen Versteigerung"; in den Jahren 1836 und 1838 aus Auktionen in Halle von C. A. Deicnn insgesamt 176 Titel zu Medizin (besonders über einzelne Krankheiten), Philosophie (besonders Metaphysik), Rechtswissenschaft, Staatswissenschaften, Geschichte und Geographie (insbesondere Deutschlands und Österreichs) und Schöne Literatur. Die Erben des Oberregierungsrates Dünger überließen im Jahre 1837 der Bibliothek 131 Titel zur Religionsgeschichte. Ein Jahr später wurden 21 Titel zur Geschichte und Geographie Frankreichs aus der Bibliothek eines gewissen Schepeler in Göttingen auf einer Auktion ersteigert, außerdem gelangten 122 Titel zur Geschichte und Geographie besonders Deutschlands und Österreichs aus der Büchersammlung des Rechtskonsulenten von Alberti in die Bibliothek, ferner zwischen 1838 und 1840 60 Drucke (Schriften gelehrter Gesellschaften, Nationalökonomie, allgemeine Literaturgeschichte, Geschichte und Geographie einzelner Länder und Völker) eines Angestellten der Bibliothek des Institut Royal in Paris namens Dumont.

1.35 Mohls Nachfolger wurde der Philologe Adelbert von Keller. Die bedeutendste Ergänzung der Bibliothek in seiner Amtszeit (1844-1850) stammt von dem Stuttgarter Rechtskonsulenten Ludwig Friedrich Griesinger (1767-1845), dessen Büchersammlung von seiner Ehefrau im Jahre 1845 als Geschenk überreicht wurde. Von insgesamt 6572 Titeln verblieben ca. 4200 Titel zu Rechtswissenschaft und Geschichte in der Universitätsbibliothek; der Rest fiel an die juristische Fakultät und an das Antiquariat Heckenhauer in Tübingen. Keller hat außerdem ab 1845 einige kleinere Bestände für die Bibliothek erworben: im Jahre 1845 ca. 30 Titel (vor allem zum römischen und germanischen Recht) aus der Bibliothek Karl Schildeners (1777-1843), Jurist und Kunsthistoriker, ein Jahr später 157 Werke (Theologie, Kirchengeschichte, Geschichte Württembergs, Philosophie, Staatswissenschaften) von dem Oberpedellen Johann Friedrich Payer (1775-1851); 1847 von den Erben des württembergischen Staatsmannes Eberhard Friedrich von Georgii (1757-1830) 8 Drucke zur Staats- und Rechtswissenschaft, außerdem einen bedeutenden handschriftlichen Nachlaß, darunter eine große Zahl von Flugschriften aus der Zeit der Französischen Revolution 1797-1799 ( s. u. 2.315); in den Jahren 1847 und 1849 von der Ehefrau des verstorbenen Tübinger Hofgerichtsadvokaten und Hofmeisters Eberhard Friedrich Hehl (1765-1847), der 1819 Abgeordneter der konstituierenden Versammlung wurde, 57 Titel zur Geschichte (besonders Militärgeschichte) und Botanik, außerdem russische Wörterbücher und Sprachlehren sowie Tagebücher.

1.36 Nach Keller hatte Johannes Baptista Fallati, Professor für politische Geschichte und Statistik, von 1850 bis 1855 das Amt des Oberbibliothekars inne. Fallati bemühte sich um den Druck eines Kataloges. Er vermachte der Bibliothek im Jahre 1855 nicht nur 1400 Drucke aus seiner umfassenden Sammlung zu Rechts- und Staatswissenschaften, Geschichte und Geographie einzelner Länder, darunter 10 verschiedene Ausgaben von Thomas Morus' Utopia, eine Sammlung von Texten zur Revolution von 1848 und zur Nationalversammlung sowie 5 Hss., sondern auch 7500 Gulden, damit der Druck des Kataloges fortgesetzt werden konnte. Dieser blieb jedoch wegen Fallatis frühem Tod er starb 1855 im Alter von 46 Jahren - ein Fragment. Fortgesetzt wurden allerdings der unter Fallati begonnene Druck der Zuwachsverzeichnisse von 1 (1853/54) bis 28 (1881/82) und der Druck des Handschriftenkataloges. Fallatis Büchernachlaß gehörte zu den umfangreichsten, die in seiner und Kellers Amtszeit in die Bibliothek eingeordnet wurden.

1.37 Im Jahre 1850 traf Fallati eine Auswahl von 200 Werken aus dem Vermächtnis der Bibliothek des Geheimen Legationsrats Christoph Friedrich Karl von Kölle (1781-1848; Philologie, Rechts- und Staatswissenschaften, Geschichte). Karl Wilhelm Friedrich Göriz (1802-1853), Professor der Landwirtschaft, ließ im Jahre 1853 der Bibliothek 220 Bde zur Land- und Forstwirtschaft zukommen; von Johann Heinrich Moritz von Poppe (1776-1854), Professor der Technologie, stammen 74 Titel zur Technologie, Mathematik, Physik und zu den allgemeinen Naturwissenschaften, darunter auch Hss., die 1854 in die Tübinger Bestände aufgenommen wurden. 1855 nahm der Unterbibliothekar Tafel außerdem ein einzelnes, aber wertvolles Geschenk von dem Berliner Oberhofbuchdrucker Rudolph Ludwig Decker entgegen: das zur Londoner Industrieausstellung 1851 von Decker hergestellte Neue Testament nach der letzten von Luther besorgten Ausgabe von 1545 (in Elephant-Folio mit Illustrationen von Cornelius und Kaulbach). Als Anerkennung für sein Geschenk erhielt Decker die große goldene Preismedaille für Kunst und Wissenschaft verliehen. Der Orientalist Ernst Trumpp (1828-1885) schenkte im Jahre 1854 oder 1855 eine größere Anzahl von Sanskritdrucken indischen Ursprungs; aus der Bibliothek der Tübinger Museumsgesellschaft erhielt die Universitätsbibliothek in den Jahren 1852 bis 1860 u. a. Zeit- und Flugschriften.

1.38 In der von 1855 bis 1895 währenden Amtszeit des Tübinger Indologen Rudolf von Roth als Oberbibliothekar erfolgte ein stetiger Ausbau der Bibliothek in der von seinen Vorgängern eingeschlagenen Richtung. Unter von Roth entwickelte sie sich zu einer der großen deutschen Bibliotheken. Schwerpunkt seiner Anschaffungspolitik war die Orient-Abteilung. Als ersten wichtigen Bestand konnte von Roth im Jahre 1859 die Bibliothek Robert von Mohls mit insgesamt 3000 Bdn erwerben, darunter besonders Württembergica ( u. a. Recht, Geschichte, Geographie, Landwirtschaft, Balneologie und Biographien). Noch im gleichen Jahr wurde die Bibliothek von Ernst Friedrich Glocker (1793-1858), Professor der Mineralogie, mit 1800 Titeln zu Geologie und Mineralogie sowie zu Geschichte und Geographie Deutschlands und Österreichs angekauft.

1.39 Hermann Friedrich Autenrieth (1799-1874), Professor der Medizin, verkaufte im Jahre 1860 seine fast 6000 Titel umfassende Bibliothek, in der auch die Büchersammlung seines (berühmteren) Vaters Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth (1772-1835) enthalten war (Medizingeschichte). Die Schwerpunkte des übrigen Bestandes liegen in den Bereichen Medizin, Naturwissenschaften, Naturgeschichte; außerdem wurden 6000 ältere medizinische Dissertationen übernommen. 1861 wurde eine größere Anzahl von Drucken und Hss. zur Rechtswissenschaft aus der Bibliothek Heinrich Eduard Siegfried Schraders (1779-1860), Professor der Rechtswissenschaft, angekauft. Der 1839 gegründete und 1866 wieder aufgelöste Oratorienverein vermachte der Bibliothek seine Musikaliensammlung, die 93 komplette Chorsätze enthielt. 1869/70 schenkte die Königliche Öffentliche Bibliothek in Stuttgart mindestens 700 Werke, darunter sehr wertvolle Schriften von Tübinger Professoren, Inkunabeln und ältere württembergische Drucke der Sachgebiete Mathematik, Naturkunde, Schöne Künste und Wissenschaften, Medizin und Rechtswissenschaft.

1.40 Eine große Bereicherung stellte schließlich im Jahre 1871 die Bibliothek Ludwig Uhlands (1787-1862) dar. Die Sammlung des Dichters und Professors der Philologie (deutsche Sprache und Literatur) enthielt nach Abzug der Dubletten noch 1100 Titel zur Sprach- und Literaturwissenschaft (vorwiegend Germanistik) und Geschichte, was etwa der Hälfte eines normalen Jahreszuwachses dieser Zeit entsprach. Ein Jahr später gelangte die 2500 Titel umfassende, kostbare Büchersammlung des Professors für Botanik Hugo von Mohl (1805-1876) in die Bibliothek. Ihr Kauf wurde von der württembergischen Regierung unterstützt. Schwerpunkte dieser Sammlung waren Botanik, Mathematik, Mikroskopie, Darwinismus, wissenschaftliche Reisebeschreibungen, außerdem zahlreiche illustrierte naturwissenschaftliche Werke sowie Zeitschriften.

1.41 Im Jahre 1879 wurde die Bibliothek Wilhelm Otto Abels (1802-1886), Diakon in Leonberg, übernommen. Sie enthielt ca. 190 Drucke und 5 Hss. zur skandinavischen Literatur und Geschichte sowie Flugschriften vom 16. Jh bis zum Jahre 1848. Im Jahre 1886 kamen aus der gleichen Bibliothek nocls 188 Titel (darunter auch Reiseliteratur und Karten) hinzu. Robert Römer (1823-1879), Reichsoberhandelsgerichtsrat in Leipzig und Professor für römisches Recht in Tübingen, vermachte um 1879/80 der Bibliothek den juristischen Teil seines Büchernachlasses mit 434 Titeln. Ein Legat aus dem Jahre 1884 über 181 musikalische Werke, Atlanten, Karten, Lexika und statistische Werke stammte aus der Sammlung Ludwig Starks (1831-1884), der Professor der Musik am Stuttgarter Konservatorium war. Karl von Schäffer (1808-1888), Obermedizinalrat und Direktor der Psychiatrischen Anstalt in Zwiefalten, schenkte im Jahre 1888 insgesamt 1183 Werke zu Medizin, Mathematik, Naturwissenschaften, auch Geschichte, Geographie und Philologie, z. T. in bibliophilen Ausgaben in der Amtsperiode Roths das größte Legat neben der Uhlandschen Schenkung. Im Jahre 1891 kaufte Roth außerdem eine nicht genau bekannte Anzahl von Werken zur romanischen und germanischen Philologie und zur allgemeinen Sprachwissenschaft sowie Uhlandliteratur, darunter Uhland-Autographen und komplette Zeitschriften sowie Serien aus der Bibliothek des Romanisten und Germanisten Wilhelm Ludwig Holland (1822-1891).

1.42 Zu den kleineren Erwerbungen des Jahres 1859 gehörten 26 Titel aus der Bibliothek des Tübinger Professors für Chemie und Pharmazie Christian Gottlob Gmelin (1792-1860). Ein Geschenk von Karl Friedrich von Dollmann (1811-1867), Hofrat und Professor in München, umfaßte 6 Titel zur Geschichte und Geographie Deutschlands und Österreichs. 1862 erwarb Roth Flurkarten von Württemberg in insgesamt 15.289 Blättern. Außerdem erhielt die Bibliothek 39 Titel zur skandinavischen Philologie, Geschichte und Geographie, Wörterbücher und Sprachlehren aus der Bibliothek des Professors für Strafrecht in Heidelberg, Bonn und Tübingen Ferdinand Karl Theodor Hepp (1800-1851), überreicht von seiner Schwester Emilie Hepp. 1863/64 schenkte Johannes Nepomuk Brischar (1819-1897), katholischer Kirchenhistoriker und Pfarrer in Bühl, 13 Werke zur Philologie und romanischen Literatur, darunter eine Hs. Keine weiteren Informationen liegen über Karl Müller aus Stuttgart vor, der 1864 oder 1865 9 Werke über Land- und Forstwirtschaft übereignete, sowie über G. Smith aus London, von dem die Bibliothek 9 Werke über Theologie erhielt. 1866/67 bekam die Bibliothek ein weiteres kleines Geschenk vom Missionar Johann Ludwig Krapf (3 Werke zur afrikanischen Philologie) sowie 9 Titel zur Land- und Hauswirtschaft von Eduard Lucas (1816-1882), Gründer und Direktor des pomologischen Instituts in Reutlingen. In den achtziger Jahren des 19. Jhs kaufte Roth außerdem eine gnostische Spezialkarte von Württemberg, und im Jahre 1895 gelangten als letztes größeres Geschenk in seiner Amtszeit 228 Werke zur Mineralogie aus der Sammlung von Friedrich Nies (1839-1895) in die Bibliothek. Nies war Professor für Mineralogie an der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim.

1.43 Kleine, aber wertvolle Geschenke erhielt die Bibliothek in den Jahren 1856 bis 1895 u. a. vom russischen Kaiser (ein Faksimile des Codex Sinaiticus in 4 Bdn), außerdem Akademieschriften und Fortsetzungswerke, so etwa von der Asiatic Society of Bengal eine Sammlung orientalischer Texte (Bibliotheca indica) sowie Transactions von der American Philological Association in Cambridge/Massachusetts. In den Jahren 1863/64 schenkte die Kaiserliche Akademie zu St. Petersburg 26 Werke, darunter Schriften gelehrter Gesellschaften, über die slawischen Sprachen, zur Geschichte und Geographie Rußlands, zur slawischen Geschichte und zur Literaturgeschichte Deutschlands und Österreichs. 1865/66 erhielt die Bibliothek ein Geschenk des East India Office, das 18 Titel zur Philologie (asiatische Sprachen, besonders Sanskrit, Prakrit, Pali, Neuindisch) enthielt; ein Jahr später 5 Drucke (Schriften von gelehrten Gesellschaften) von der Académie Royale de Belgique.

1.44 Der seit etwa 1820/30 bestehende Schriftentausch der Bibliothek mit Universitäten und anderen Institutionen weitete sich in dieser Zeit auf die Smithsonian Institution in Washington aus, die zwischen 1867 und 1882 insgesamt 12 Werke zu verschiedenen Themen (Staatswissenschaften, Verwaltungslehre, Geschichte Nordamerikas, Strafrecht, Schriften gelehrter Gesellschaften) schickte. In den Jahren 1868/69 trafen 9 Werke (Philologie, Geschichte) von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien ein. Ein umfangreicher Bücherankauf aus der Pfarrbibliothek in Esslingen bereicherte die Bestände um 76 Drucke und 17 Hss. zu Theologie und Kirchengeschichte, darunter Schriften zur Reformation und Predigten, insbesondere aus dem 16. und 17. Jh.

1.45 Im Jahre 1877 übereignete der Verlag Justus Perthes in Gotha seine gesamte Verlagsproduktion mit 148 Titeln, u. a. zur Geschichte und Geographie einzelner Länder und Völker, besonders Mittelamerikas, Deutschlands, Österreichs und zur Philosophie und Staatswissenschaft. Ein Jahr später wählte Roth mindestens 142 Titel aus dem Angebot des Tübinger Verlages Laupp aus, der den Heidelberger Verlag Mohr aufgekauft hatte. Schwerpunkte waren Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften, Philologie, Schöne Literatur, Staatswissenschaften, Geschichte und Geographie, Theologie und Rechtswissenschaft. Eine Reihe Tübinger Verlage stellte der Bibliothek außerdem ihre Neuerscheinungen regelmäßig kostenlos zur Verfügung. Zwischen 1878 und 1880 schließlich erhielt die Bibliothek von der Missionsanstalt Basel 58 Werke in asiatischen (Neuindisch) und afrikanischen Sprachen, Bibeln und Teilausgaben der Bibel.

1.46 Karl Geiger, der Nachfolger Rudolf von Roths, war der erste Berufsbibliothekar, der gleichzeitig offiziell die Leitung der Universitätsbibliothek übernahm (1895-1920). Unter Geiger wurden einige Neuerungen in der Unterbringung und Verwaltung der Bibliothek initiiert: Nachdem sie fast 100 Jahre (1819 bis 1910) im Schloß Hohentübingen oberhalb der Stadt untergebracht gewesen war, bedeutete es einen großen Fortschritt, daß die Bibliothek 1910 in das von dem Stuttgarter Architekten Paul Bonatz (1877-1956) geplante und unter seiner Bauleitung errichtete Gebäude an der Wilhelmstraße mitten im Universitätsviertel umziehen konnte. Zum ersten Mal in ihrer mehr als vierhundertjährigen Geschichte stand der Bibliothek damit ein eigenes Gebäude zur Verfügung, das zudem als eines der modernsten Bibliotheksgebäude seiner Zeit gelten konnte. Mit dem Einzug in den Neubau begann eine Zeit verwaltungstechnischer Neuerungen. U. a. wurde der Alphabetische Katalog, nach methodischen Vorgaben Robert Gradmans, in den Jahren 1912 bis 1936 in einen heute noch als Verwaltungskatalog genutzten Zettelkatalog umgeschrieben. Geiger gelang es ferner, eine Reihe von Mäzenen zu gewinnen, die den Ankauf besonderer Sammlungen finanzierten. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt konnte er bereits die Bibliothek seines Vorgängers von Roth (1821-1895) zu einem beträchtlichen Teil übernehmen: 439 Titel zur Indologie und Sanskritliteratur wurden gekauft; einige indische Hss. hatte von Roth der Bibliothek geschenkt.

1.47 Der Kauf der Bibliothek des württembergischen Staatsministers Karl Viktor Riecke (1830-1898) im Jahre 1898, von der nach Abzug der Dubletten etwa 180 Werke zur Landeskunde und Statistik übrigblieben, brachte die nächste größere Sammlung in die Bibliothek. Geiger vertrat die Auffassung, daß der Ankauf ganzer Bibliotheken mit anschließender Veräußerung der Dubletten zwar aus verwaltungstechnischen Gründen ein aufwendiges, aber sehr lohnendes Geschäft für die Universitätsbibliothek sei, könne sie doch durch den Verkauf der Dubletten häufig den Gesamtpreis der Bibliothek wieder einnehmen.

1.48 Im Jahre 1900 konnte die Bibliothek von Franz Heinrich Reusch (1825-1900), Professor der Katholischen Theologie in Bonn, mit Hilfe privater Mittel angeschafft werden. Sie umfaßte 3044 theologische Titel (besonders Bibeln, Altes Testament, Judentum, Kirchengeschichte, Altkatholizismus, Literatur zur Geschichte des Vatikanischen Konzils und zur altkatholischen Bewegung). Im gleichen Jahr schenkte der Ägyptologe Heinrich Brugsch (1827-1894) etwa 600 Werke zur Ägyptologie. 1903 hinterließ der praktische Arzt Karl Faber 430 Werke verschiedenen Inhalts.

1.49 Eine weitere große Büchersammlung, die teils als Schenkung, teils durch Kauf in den Jahren 1902 bis 1907 an die Bibliothek fiel, stammte von dem Dichter und Professor der Literaturwissenschaften Wilhelm Hertz (1835-1902). Sie zählte 5184 Titel zur allgemeinen Literatur- und Sprachwissenschaft, zur Geschichte, Mythologie, Romanistik und Anglistik. Die Kaufverhandlungen waren mit der Witwe Katharina Hertz geführt worden. Die Hälfte der Kaufsumme brachten die Geheimen Kommerzienräte von Siegle und Kröner aus Stuttgart auf, die Jugendfreunde von Wilhelm Hertz gewesen waren.

1.50 Kleinere Zuwendungen und Käufe unter Geiger stammen von folgenden Personen: 1904 schenkte der Buchhändler und Verleger Wilhelm Spemann (1844-1910) aus Stuttgart 23 Werke zur Bildenden Kunst, Musik, Geographie und Geschichte; 1905 übergab die Mutter von Eugen Englisch (1869-1905), Privatdozent für Photographie an der Technischen Hochschule Stuttgart und Begründer und Herausgeber der Zeitschrift für wissenschaftliche Photographie, Photophysik und Photochemie dessen Büchernachlaß mit einer größeren Zahl von Werken zur Photographie, Physik und Mathematik, darunter auch einige Zeitschriften. Eine Überweisung aus der Ständischen Bibliothek in Stuttgart im Jahre 1908 erbrachte einen Zuwachs von 280 Bdn älterer staatsrechtlicher Literatur. Zwischen 1905 und 1910 übergab Hugo Faisst, Rechtsanwalt und Sänger in Stuttgart sowie Briefpartner Hugo Wolfs, Werke von und über Hugo Wolf und Anton Bruckner. Louis Laiblin (1861-1927), Geheimer Hofrat und Privatier aus Pfullingen, stiftete in den Jahren 1905 bis 1919/20 insgesamt 21.000 Reichsmark zur Anschaffung deutscher und ausländischer Kriegsliteratur aus verschiedenen Wissensgebieten. Davon wurden etwa 10.000 Bde angeschafft. Auch sein Vetter Ernst Laiblin (1853-1920), Mitbesitzer der Papiermühle Gebrüder Laiblin in Pfullingen und Major der Landkavallerie, spendete 1907 eine einmalige Summe von über 460 Reichsmark für denselben Zweck.

1.51 1910 erhielt die Bibliothek als Geschenk die juristischen Bücher und Manuskripte aus dem Nachlaß des Freiherrn Otto von Breitschwert († 1910), Kreisgerichtsrat a. D. in Stuttgart, ferner die wissenschaftliche Handbibliothek samt statistischem und handschriftlichem Material von Friedrich Julius von Neumann (1835-1910), der von 1876 bis 1908 Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft in Tübingen war. Zu gleicher Zeit fanden 608 Musikstücke (Werke weniger bekannter Meister aus der Zeit von 1780 bis 1840, französische Revolutionsmusik, Drucke und Abschriften) aus der Sammlung des Organisten und Musikdirektors in Biberach, Jakob Friedrich Kick (1795-1882) den Weg in die Bibliothek. Sie wurden übergeben von August Bopp (1873-1926), der selbst von 1900 bis 1926 als Kirchenmusikdirektor am evangelisch-theologischen Seminar in Urach tätig war und dem die Kicksche Sammlung von dessen Töchtern überlassen worden war. Ein Jahr später wurden die Bestände in den Fächern Rechts- und Staatswissenschaften, Geschichte und Philosophie durch 437 Werke aus der Bibliothek Friedrich von Hacks (1843-1911) bereichert, der von 1869 bis 1872 Professor in Tübingen und von 1872 bis 1892 Professor der Staatswissenschaften und Nationalökonomie in Stuttgart war.

1.52 Büchergeschenke von Friedrich Thudichum (1831-1913), ab 1871 Professor für Deutsches Recht in Tübingen, stammen aus den Jahren 1913 und 1920. An das Hessische Staatsarchiv Darmstadt fielen diejenigen hessischen Urkunden und Akten zur hessischen Ortsgeschichte, die mit der Bibliothek Thudichum versehentlich nach Tübingen gelangt waren. Familienbriefe aus dem Nachlaß gingen an die Familie zurück. 1914 erwähnen die Akten ferner die Übernahme der Bibliothek des Progymnasiums Öhringen. Ein Geschenk aus dem Nachlaß des Botanikers Hermann Vöchting (1847-1917), der von 1887 bis 1917 in Tübingen lehrte, enthielt 99 Titel zur Botanik und zum Gartenbau. Im gleichen Jahr, 1919, schenkte der Calwer Verlagverein eine unbestimmte Zahl missionswissenschaftlicher und geographischer Werke. Um 1921 fiel schließlich die Bibliothek von Alfred Schliz (1849-1915), Stadtarzt in Heilbronn, Anthropologe und Prähistoriker, mit philosophischen, mathematischen, naturwissenschaftlichen und medizinischen Titeln an die Universitätsbibliothek.

1.53 Frauen tauchen in der Geschichte von Gelehrtenbibliotheken in erster Linie als Nachlaßverwalterinnen ihrer Ehemänner, Väter oder Brüder auf. Eine Ausnahme bildet neben dem Ankauf von Teilen der Bibliothek von Königin Mathilde ( s. o. 1.20) zu Anfang des 20. Jhs die Schenkung von Angelika Schöne, geb. Brückner, aus Stuttgart-Cannstatt (417 Werke zur Geschichte und Geographie, darunter Reiseliteratur); ferner der Nachlaß von Auguste Quenstedt († 1917) mit arabischer Literatur, Werken zur Geschichte und Wörterbüchern (zwischen 77 bis 130 Titel, überwiegend in arabischer und englischer Sprache, meist in Kairo herausgegeben).

1.54 Die überregionale Bedeutung der Bibliothek wurde u. a. dadurch unterstrichen, daß die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, die Vorläuferin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), ihr den Sammelschwerpunkt für die Theologie und die Orientwissenschaften übertrug und Mittel zur Bestandsvermehrung zur Verfügung stellte. Dies geschah nicht zuletzt auf Grund der bereits vorhandenen Bestände. Dadurch wurden die Grundlagen für die Funktion gelegt, die die Bibliothek im heutigen System der überregionalen Literaturversorgung innehat, das von der DFG koordiniert wird. Im Jahre 1921 wurde Georg Leyh (Direktor von 1921 bis 1947) Nachfolger von Geiger. Er hatte die Bibliothek durch die Nachkriegs- und Inflationsjahre zu führen, die von finanzieller Not und Devisenknappheit bestimmt waren. Kriegs- und Nachkriegsjahre wirkten sich ebenso hemmend auf das Anwachsen der Bestände aus wie die Versuche in der Zeit des Nationalsozialismus, politisch Einfluß auf die Erwerbungsgrundsätze zu nehmen. Während des Zweiten Weltkrieges mußten aus Sicherheitsgründen Auslagerungen von wertvollen Beständen vorgenommen werden, was zu starken Einschränkungen in der Benutzung führte.

1.55 Als erste größere Privatbibliothek konnte in der Amtszeit Georg Leyhs die Sammlung des ehemaligen Bibliotheksdirektors Karl Geiger erworben werden, der 1924 insgesamt 798 Bde und 500 kleinere Schriften zur württembergischen Geschichte, Geschichte der deutschen Universitäten sowie bibliothekarische Fachliteratur hinterließ. In den Jahren 1928 bis 1930 schenkte der Fabrikant Ernst Auberlen (1862-1931) insgesamt 838 Bde theologischer Spezialliteratur, darunter eine Reihe von Sammelbänden. Nach dem Gutachten des Kirchenhistorikers Karl Müller (1852-1940) vom 9. Juli 1928 handelte es sich dabei um Originalausgaben von Luther und Melanchthon, besonders viele Werke über den württembergischen Pietismus, (Oettinger, Bengel, Hahn, Moser u. a.), die Erstausgabe von Schleiermachers Weihnachtsfest, eine Schrift von Matthias Claudius und 2 Ausgaben von J. T. Becks Liebeslehre. Die Auberlensche Sammlung wurde insbesondere wegen ihrer Württembergica als besonders wertvoll erachtet.

1.56 Leyh kaufte außerdem im Jahre 1931 die umfangreiche Bibliothek und den Briefnachlaß (ohne Privatbriefe) von Theodor Nöldeke (1836-1930), Professor der Orientalistik in Straßburg, darunter Werke zur Orientalistik, Rara ( u. a. seltene Privatdrucke), 18 Hss., 126 Druckschriften mit Randnotizen, außerdem das vierbändige arabische Wörterbuch von Georg Wilhelm Freytag mit 200.000 handschriftlichen Stellenzitaten. Nach Abzug der Dubletten verblieben 365 Drucke dieser Sammlung, die überwiegend aus dem 19. Jh stammen, in der Bibliothek.

1.57 Die zunächst (1919) als Leihgabe zur Verfügung gestellte, 1930/31 von Franz Schenk Freiherr von Stauffenberg (1878-1950) erworbene Büchersammlung seines Vaters Franz August von Stauffenberg (1834-1901) enthält 1392 Titel zur romanischen Literatur überwiegend aus dem 19. Jh, aber auch einige ältere Werke aus dem 16. bis 18. Jh sowie 2 Inkunabeln. Der Gutachter Gerhard Rohlfs, Professor für romanische Philologie, beschrieb die Stauffenbergsche Bibliothek als eine der " wertvollsten Sammlungen romanischer Literatur, die in deutschem Privatbesitz befindlich sind (...). Während Frankreich und Italien mehr durch das Mittelalter und die Renaissancezeit vertreten sind, hat sich das Interesse des Sammlers bei Spanien nicht nur auf die ältere Zeit erstreckt (...). Die ganze Sammlung läßt den auserlesenen Gescck eines feinen Kenners und eines wirklichen Bücherfreundes erkennen. Das zeigt sich nicht nur in der Wahl der Ausgaben, sondern auch in den äußerst gepflegten Bucheinbänden" (Universitätsarchiv Tübingen 167/248, Bl. 30).

1.58 1934 erhielt die Bibliothek als Geschenk des ägyptischen Königshauses eine wertvolle Sammlung aller amtlichen Verfügungen Ägyptens aus den Jahren 1597 bis 1904 in 8 Folio-Bänden, die eine wichtige Quelle zur ägyptischen Geschichte darstellt; 1941/42 von dem Stuttgarter Industriellen Robert Bosch eine Originalhandschrift Hölderlins mit 2 Gedichtentwürfen. Die Germanistic Society of America schenkte ab 1922 u. a. auch laufend naturwissenschaftliche Zeitschriften (27 Titel). Außerdem bekam die Bibliothek 1924 vom Oberlandesgericht Stuttgart 119 Titel zur Rechtswissenschaft aus dem 16. bis 19. Jh; vom Staatsministerium Stuttgart aus dem Bücherbestand des vormaligen Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten, Politische Abteilung, 272 Titel zu Landesgeschichte, Rechtswissenschaft, allgemeiner Geschichte und zu einzelnen Persönlichkeiten (überwiegend aus dem 19. Jh); 1925 500 Bde vom Württembergischen Staatsministerium; 1928 von der Universitätsbibliothek Uppsala eine Faksimileausgabe des Codex Argenteus Upsaliensis; 1935 vermittelt durch das Kultusministerium 185 Inkunabeln aus dem Tübinger Wilhelmsstift. Zuschüsse des Universitätsbundes ermöglichten außerdem 1933 den Erwerb des Nachlasses von Friedrich Theodor Vischer (1807-1887) und dessen Sohn Robert Vischer mit ca. 500 Titeln aus dem 19. Jh (Poetica, Tagebücher, Briefe).

1.59 Geldgeschenke erhielt die Bibliothek im Jahre 1925 von dem Fabrikdirektor A. P. Brun aus Wannweil (800 Reichsmark) zur Anschaffung von 19 Büchern (meistens erst nach 1900) sowie seit 1925 von dem Deutsch-Amerikaner Dr. K. F. Stahl aus Pittsburgh (USA), von dessen Geld sämtliche Zeitschriftenreihen der American Chemical Society angeschafft wurden. 1937 spendete Stahl einen Beitrag von 993 Reichsmark, um den Weiterbezug der Zeitschriften auch nach seinem Tod zu gewährleisten. Ebenfalls 1925 schenkte der Herausgeber des New Yorker Schwäbischen Wochenblatts, Christian Hess, 625 Dollar zur Beschaffung von Büchern.

1.60 Wie die Stadt Tübingen überstand die Bibliothek den Zweiten Weltkrieg ohne größeren Schaden. Nur einige ausgelagerte und ausgeliehene Bücher gingen verloren. So konnte unmittelbar nach Kriegsende der Studienbetrieb wieder aufgenommen und die Bibliothek als eine der ersten wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland wieder für die allgemeine Benutzung geöffnet werden. 1947 wurde ein Teil der kostbaren Bestände der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek, die im Zweiten Weltkrieg nach Beuron ausgelagert waren, als Depot der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in die Universitätsbibliothek überführt, bis er 1968 nach Berlin zurückgebracht werden konnte.

1.61 Das stetige Wachstum der Bibliothek unter der kommissarischen Leitung des Direktors der Württembergischen Landesbibliothek Wilhelm Hoffmann (1947-1951) und seines Nachfolgers Paul Gehring (1951-1959) führte zu der Notwendigkeit eines Neubaus, den Paul Gehring plante und den Walther Gebhardt (1959-1972) kurz nach seinem Amtsantritt im Jahre 1960 seiner Bestimmung übergeben konnte. In das erste Amtsjahr Gebhardts fiel der Erwerb der insgesamt 745 Titel umfassenden Bibliothek des Orientalisten Enno Littmann (1875-1958) mit dem Sammelschwerpunkt Religionswissenschaft und Vorderer Orient, darunter arabische Literatur und viele in Kairo herausgegebene Schriften. Davon sind etwa 234 Titel im 19. Jh erschienen, der größere Teil jedoch im 20. Jh. Zwei Jahre später wurde die umfangreiche Büchersammlung zu den Keltischen Sprachen und Literaturen von Ludwig Mühlhausen (1888-1956), Professor der Keltischen Philologie, übernommen (1897 Titel, darunter allerdings nur wenige aus der Zeit vor 1900); 1962 die 220 Bde umfassende Bibliothek zur Limnologie des Obergewerberates Karl Huzel (1875-1959).

1.62 Die 1963 erworbene umfangreiche Bibliothek des Pädagogen Eduard Spranger (1882-1963) umfaßte etwa 6800 Titel (Einzelschriften und Zeitschriftenjahrgänge), 10.500 Nummern Sonderdrucke und Kleinschrifttum, darunter zahlreiche Publikationen der Goethe-Gesellschaft sowie 285 Dissertationen. Etwa 560 Bde und 200 Sonderdrucke sind mit z. T. umfangreichen handschriftlichen Vermerken Sprangers versehen. Zahlreiche Gesamtausgaben von Dichtern und Philosophen, Schriften zur Pädagogik, Philosophie und Psychologie und zur allgemeinen Geistes- und Bildungsgeschichte gehören ebenfalls zu seiner Sammlung. Grundstock sind die von Spranger in seinen Studienjahren erworbenen Bücher, die hauptsächlich aus dem Anfang des 20. Jhs stammen.

1.63 Die im Jahre 1964 übernommene Büchersammlung des Philosophieprofessors Theodor Haering (1884-1964) umfaßt 2317 Titel zur Philosophie, darunter 244 Titel aus der Zeit vor 1900, z. B. Nicodemus Frischlins Operum poeticorum ... pars scenica (Straßburg 1598). 1972 schließlich wurde eine theologische Sammlung aus einem Antiquariat in Munderkingen mit 1514 Titeln erworben, deren Schwerpunkt im 19. Jh liegt, die aber auch ältere Titel enthält.

Gerd Brinkhus

Ursula Siebert

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand umfaßt insgesamt ca. 398.800 Titel. In dieser Zahl sind 230.500 Monographien, ca. 163.000 Dissertationen sowie etwa 5300 Zeitschriftentitel enthalten. Dem Sammelschwerpunkt entsprechend, den die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft nach 1920 erstmalig und die Deutsche Forschungsgemeinschaft nach 1949 wieder hier errichtete, gehört die größte Gruppe der Zeitschriften (1132) zur Theologie. Die Dissertationen wurden zusammen mit den Schulprogrammen gezählt; 100.600 davon sind in die Fachgruppen eingegliedert, die restlichen 62.400 wurden separat aufgestellt und durch einen alphabetischen Sonderkatalog erfaßt, der in Kartenform und als Mikrofiche vorliegt. Nicht erfaßt werden konnten bis auf wenige Ausnahmen alle nach 1960 erworbenen antiquarischen Bücher, die hinsichtlich ihres Erscheinungsjahres in die Beschreibung hätten aufgenommen werden müssen. Um die Auszählungen übersichtlicher zu machen, sind die Zahlen in der Bestandsbeschreibung abgerundet.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 66,5 Prozent der Monographien oder 153.350 Titel (davon ca. 50.000 vor 1850) sind im 19. Jh erschienen. Das 15. Jh ist mit 1990 Titeln (0,9 Prozent) vertreten, auf das 16. Jh entfallen 16.120 (7 Prozent), auf das 17. Jh 21.520 (9,3 Prozent) und auf das 18. Jh ca. 37.520 Titel (16,3 Prozent).

2.3 Von den 1990 Inkunabeln gehören 1155 zur Theologie, 345 zur Rechtswissenschaft und 230 zu den Philologien. Der Bestand aus dem 16. Jh weist dieselben Schwerpunkte auf: Theologie (6300 Titel), Rechtswissenschaften (ca. 3000) und Philologie (ca. 2000). Aus dem 17. Jh sind ca. 6150 theologische Titel vorhanden, 4200 aus dem Fachbereich Geschichte und Geographie, 2800 zur Rechtswissenschaft und 1940 im Bereich Schöne Künste. Bei den Titeln aus dem 18. Jh befindet sich die umfangreichste Teilgruppe im Fachbereich Geschichte und Geographie (ca. 7500), der auch im 19. Jh dominiert (fast 30.000). Außerdem wurden 22.800 theologische Titel des 19. Jhs gezählt.

2.4 Von den separat aufgestellten Dissertationen (62.400 Titel in Sammelbänden) entfallen auf das 16. Jh 3000 Titel, auf das 17. Jh 9000, auf das 18. Jh 43.000 und auf das 19. Jh 7000 Titel. Etwa 23 Prozent der 100.600 Dissertationen, die in den Fachgruppen aufgestellt wurden, sind Arbeiten aus der Zeit von 1600 bis 1850.

2.5 Die Monographien verteilen sich sprachlich auf 130.000 deutsche Titel (56,5 Prozent), 53.000 lateinische (23 Prozent), 20.000 französische (8,6 Prozent), 12.600 englische (5,5 Prozent) und 14.800 Titel in sonstigen Sprachen (vor allem Italienisch und orientalische Sprachen, 6,4 Prozent). Die Inkunabeln sind fast ausschließlich in lateinischer Sprache verfaßt (97 Prozent). Im 16. Jh nimmt die Zahl der deutschsprachigen Drucke zu (19 Prozent), aber auch hier überwiegen noch lateinische Schriften (79 Prozent). Bei den Titeln des 17. Jhs steigt die Anzahl der deutschsprachigen auf 25 Prozent, während der lateinische Anteil auf 65 Prozent sinkt. Andere europäische Sprachen sind erstmals signifikant vertreten: Französisch mit 1500 Titeln, Italienisch mit 250, Englisch mit 120 und Spanisch mit fast 100 Titeln. Im 18. Jh kehrt sich das Verhältnis um: mehr als 19.000 Drucke (53 Prozent) sind in deutscher Sprache verfaßt, in Latein 12.000 Titel (33,5 Prozent) und in Französisch ca. 3800 Drucke. Im 19. Jh ist die deutsche Sprache mit 67 Prozent der Drucke bis 1850 und 74 Prozent des nach diesem Datum erschienenen Schrifttums vertreten. Monographien in französischer (14.480 Titel) und englischer Sprache (11.700 Titel) nehmen ebenfalls zahlenmäßig zu.

Systematische Übersicht

2.6 Als Grundlage für die Auszählung diente die alte Aufstellungssystematik des in Bandform geführten Realkatalogs (zugleich alter Standortkatalog). Die Anlage dieses Katalogs geht zurück auf Robert von Mohl (1836-1844), entspricht also nicht mehr der heutigen Wissenschaftssystematik. Der Bestand ist in 11 Wissenschaftsgruppen (mit zahlreichen Untergruppen) unterteilt, die mit den Buchstaben A bis L bezeichnet sind (in Klammern jeweils die Zahl der Monographien bis 1900): (A) Philosophie und Pädagogik (7510); (B) Mathematik und Naturwissenschaften (18.100); (C) Philologie (22.800); (D) Schöne Künste und Wissenschaften (22.100); (E) Staatswissenschaften (13.900); (F) Geschichte und Geographie (42.300); (G) Theologie (42.260); (H) Rechtswissenschaft (23.300); (J) Medizin (13.400); (K) Allgemeine Schriften (14.100); (L) Württembergica (10.700).

Philosophie und Pädagogik

Philosophie

2.7 In der Abteilung Philosophie sind Werke der Philosophie, der Psychologie und der Pädagogik zusammengefaßt, wobei aus der Zeit vor 1800 nur philosophische Werke im engeren Sinn in einer beachtlichen Anzahl vorhanden sind. Die Geschichtsphilosophie wurde unter Geschichte aufgestellt; Informationen über das Schulwesen in Württemberg sind bei den Württembergica zu finden. Der Bestand umfaßt 7510 Monographien, 127 Zeitschriften und 4800 Dissertationen.

2.8 Im Fach Philosophie wurden 4960 Titel mit Erscheinungsjahr bis 1900 gezählt, darunter 65 Inkunabeln, 650 Titel des 16. und 17. Jhs und 1017 des 18. Jhs. Hinzu kommen 1642 in der Fachgruppe aufgestellte und weitere 900 separat aufgestellte Dissertationen sowie 23 Zeitschriftentitel. Ein größerer Teil dieser Sammlung stammt aus dem Nachlaß von Prof. Theodor Haering ( s. o. 1.63).

2.9 Die größte Teilgruppe bilden die Allgemeinen Werke mit 2444 Monographien (darunter 23 Inkunabeln, 83 Titel aus dem 16. Jh und 178 aus dem 17. Jh), 510 Dissertationen und 22 Zeitschriften. Die Gruppe Metaphysik (Erkenntnistheorie, Religionsphilosophie) weist 813 Monographien (9 Inkunabeln, 15 Drucke aus dem 16. Jh, sonst überwiegt das 19. Jh) und 420 Dissertationen auf. Bei den philosophischen Einzeldisziplinen wurden folgende Zahlen ermittelt: Logik (427 Titel, darunter 29 Inkunabeln und 105 Titel aus dem 16. Jh); Ethik (624 Titel, darunter 4 Inkunabeln, 51 Drucke aus dem 16. Jh, 75 aus dem 17. Jh); Rechtsphilosophie (444 Titel, darunter 170 aus dem 18. Jh, 250 aus dem 19.Jh); Ästhetik (211 Monographien). Hinzu kommen 375 Dissertationen zu ethischen und 127 zu ästhetischen Fragen.

2.10 Die meisten der 65 Inkunabeln wurden unter Logik und unter Allgemeine Werke eingeordnet. Darunter befinden sich Titel von und über Petrus Hispanus, Albertus Magnus, Johannes de Magistris, Jacques Legrand, Marsilius Ficinus, Thomas von Aquin und Petrus Tartaretus. Einige stammen aus venezianischen Offizinen, andere aus Köln, Lyon, Basel oder auch aus Reutlingen und Tübingen.

2.11 Bei den Allgemeinen Werken mit den Untergruppen Systeme, Geschichte der Philosophie und Vermischte philosophische Schriften liegt der sachliche Schwerpunkt bei der Philosophie des Barock. Man findet besonders viele Werke von und über Spinoza (50), Descartes (60), Leibniz (30) und Malebranche (9) sowie Kommentare von Julius Hermann von Kircnn (50). Auch die Philosophie der Aufklärung ist gut repräsentiert (Hume, Voltaire, John Locke, Helvétius). Bei der Philosophie des 18. und 19. Jhs überwiegen die Werke von und über Kant (116), Schelling (25), Hegel (26) und Fichte (20). Stark vertreten sind auch Kuno Fischer (66 Titel), Karl Christian Friedrich Krause (33), Jacob Fries (25), Wilhelm Traugott Krug (20), Wilhelm Wundt und Johann Friedrich Herbart sowie Feuerbach, Nietzsche und Schopenhauer.

Pädagogik

2.12 Der Bestand im Fach Pädagogik umfaßt 2100 Schulprogramme, 660 Dissertationen, 80 Zeitschriften und 1600 Monographien, z. T. aus dem Nachlaß von Prof. Eduard Spranger (s. o. 1.62). 986 Monographien sowie die Schulprogramme, Zeitschriften und Dissertationen stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Fachdidaktisches Schrifttum ist außerdem bei den einzelnen Fächern zu finden.

2.13 Die Gruppe " Erziehung und Unterricht im allgemeinen" beinhaltet 900 Monographien, 40 Zeitschriften, 1420 Schulprogramme und 560 Dissertationen. Die meisten sind im 19. Jh erschienen, ca. 100 Titel entfallen auf das 18. Jh, ca. 160 auf frühere Zeiten (darunter 2 Inkunabeln). In dieser Gruppe ist ein starkes Anwachsen des Bestandes zu Beginn des 20. Jhs zu beobachten: bis 1920 sind weitere 1400 Monographien, 1740 Schulprogramme und 44 Zeitschriften vorhanden. Sprachlich überwiegt bis zum Ende des 19. Jhs Deutsch (670 Titel), es folgen Französisch (fast 100 Titel) und Latein (fast 70 Titel). Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der Methodik im allgemeinen wie auch einzelner Fächer, etwa Deutsch, Französich, Latein ( z. B. Methodik des Grammatikunterrichts), weiterhin Mathematik, Religion und Naturwissenschaften. Außerdem umfaßt diese Gruppe Lehrbücher, Ratgeber und 130 Titel über pädagogische Klassiker, vor allem über Pestalozzi und Herbart, sowie Schriften zur Geschichte der Pädagogik. Die Themen sind Erziehung im allgemeinen sowie nationale, öffentliche, häusliche und christliche Erziehung, Volksbildung und Volksaufklärung, Erziehung von Jungen, Beziehungen zwischen Eltern und Kindern. Bei der Literatur über verschiedene Schultypen sind viele Titel zum ausländischen, insbesondere französischen, italienischen, schwedischen und amerikanischen Schulwesen zu finden. Teilweise gehören zu diesem Bestand auch Schulreden, Rapports, Schriften über Organisation, Gesetze und Reformen der Schulen sowie Kinderbücher.

2.14 Der übrige Bestand im Fach Pädagogik verteilt sich auf Erziehungsanstalten (96 Titel), Gymnasien und Lateinschulen (308 Titel), Realschulen und technische Lehranstalten (80 Titel), Volksschulen (122 Titel) und Leibesübungen (104 Titel). In der letzten Gruppe findet man u. a. Schriften zu verschiedenen Arten der Körperertüchtigung, z. B. Krankengymnastik oder Reiten. Außerdem sind 715 Schulprogramme (fast alle aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs) und 55 Dissertationen verteilt über die genannten Gruppen vorhanden. Unter den Monographien überwiegt das 19. Jh; nur unter den Schriften über Gymnasien und Lateinschulen sowie über Leibesübungen findet man je ca. 40 frühere Drucke. In der Sammlung sind in Württemberg publizierte Titel gut vertreten, erkennbar an den Druckorten Stuttgart, Tübingen, Ulm sowie Esslingen, Pforzheim, Reutlingen und Sigmaringen.

Psychologie und Anthropologie

2.15 Psychologie und Anthropologie, Ethnologie und Vorgeschichte sind mit 950 Monographien, 381 Dissertationen und 24 Zeitschriften vertreten. 60 Prozent der Titel stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Sprachlich überwiegt Deutsch; in Französisch sind 100 Titel verfaßt. Psychologische Literatur ist auch im Fachbereich Medizin unter " Psychiatrie und einzelne Nervenkrankheiten" zu finden.

2.16 Aus dem 16. Jh sind 18 lateinische Titel vorhanden, darunter das Antropologium von Magnus Hundt (Leipzig 1501) sowie Schriften von Philipp Melanchthon (6), Juan Luis Vives, Rudolph Goclenius, Johannes Neovilleus, Guilelmus Doviatius, Giovani Battista della Porta, Simon Portius und Celsus Manzinius. Aus dem 17. Jh stammen 30 Titel (Johann Ludwig Hannemann, Johann Valentinus Merbitz), aus dem 18. Jh 108 Titel, darunter Gnothisauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde (hrsg. von Karl Philipp Moritz, Berlin 1783-1793) und jeweils mehrere Titel von Immanuel Kant (11), Christian Wolff, Johann Kaspar Lavater, William Coward, Ludwig Heinrich von Jakob und Justus Christian Hennings.

2.17 Insgesamt 800 Titel sind im 19. Jh erschienen, darunter Lehrbücher und Grundrisse der Psychologie von Johann Friedrich Herbart, Johann Eduard Erdmann (30 Titel), Friedrich Fischer und Theodor Waitz. Man findet hier Literatur zur Analytik des Gefühlsvermögens, zur Selbsterkenntnislehre und zur Traumsymbolik (Gotthilf Heinrich von Schubert) sowie zu anthropologischen und ethnologischen Fragestellungen, z. B. über den Einfluß des Klimas auf den Menschen. Als Autoren sind Immanuel Hermann Fichte (8), Wilhelm Wundt (20), Hermann Lotze (8), Carl Gustav Carus (10) und der Tübinger Professor Karl August Eschenmayer (25) zu erwähnen.

Mathematik und Naturwissenschaften

2.18 Die Abteilung Mathematik und Naturwissenschaften umfaßt insgesamt 18.100 Monographien, 430 Zeitschriften und 13.500 Dissertationen. Einen großen Teil der alten Drucke im Bereich der Mathematik und der Physik verdankt die Bibliothek dem 1822 übergebenen Nachlaß von Christoph Friedrich Pfleiderer ( s. o. 1.18).

2.19 Allgemeine Werke und Schriften zur Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften bilden die erste Untergruppe (986 Titel). Hierzu sind u. a. 6 Inkunabeln überliefert (3 von Albertus Magnus, 3 von Bartholomaeus Anglicus); ca. 200 Werke aus dem 16. und 17. Jh, darunter 162 lateinischsprachige; 223 aus dem 18. Jh und 557 aus dem 19. Jh. Hinzu kommen 72 Zeitschriften und eine sehr große Anzahl von Dissertationen (4250; fast alle aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs).

Mathematik

2.20 Der Altbestand im Bereich Mathematik umfaßt ca. 2400 Monographien (1700 davon aus dem 19. Jh), 1500 Dissertationen (fast alle aus dem 19. Jh) und 29 Zeitschriftentitel. Im 16. und 17. Jh überwiegt die lateinischsprachige Literatur (mit 77 und 150 Titeln), ab dem 18. Jh tritt die deutsche Sprache in den Vordergrund. Gezählt wurden ebenfalls 220 französische und 60 englische Werke.

2.21 84 Prozent dieses Bestandes entfällt auf Reine Mathematik, der Rest auf Angewandte Mathematik (Maße, Münzenberechnung, Feldmeßkunst, Instrumentenkunde). Eine Inkunabel (Summa de arithmetica von Lucas Pacioli, Venedig 1494) und fast 100 Drucke aus dem 16. Jh gehören zu diesem Bestand. Erwähnenswert sind die Autoren Georg Peurbach (8 Titel über Geometrie und Algorithmen), Petrus Apian, François Vieta (Canon mathematicus, Paris 1579) und Claudius Ptolemäus (Werke, Nürnberg 1535). Mehr als 200 Titel stammen aus dem 17. Jh, z. B. von Christoph Clavius (12), Pietro Antonio Cataldi (6), René Descartes (5) und Ludolph van Ceulen (4). Unter den 400 Drucken aus dem 18. Jh befinden sich u. a. Schriften von Abraham Gotthelf Kästner (23), Leonhard Euler (23), Simon L'Huilier (12), Carl Friedrich Hindenburg (10), Isaac Newton (8) und Pierre Simon de Laplace (4).

Astronomie

2.22 Die Astronomie hat in Tübingen eine lange Tradition, die bis ins 16. Jh zurückreicht, als z. B. Johannes Kepler bei Michael Maestlin studierte. Die Schriften dieser beiden Astronomen bilden einen Schwerpunkt der bedeutenden Sammlung astronomischer Werke aus dem 16. bis 18. Jh. Gezählt wurden 1100 Monographien, 200 Dissertationen und 23 Zeitschriften. Die Monographien verteilen sich auf das 16. bis 19. Jh mit 184, 160, 212 und 530 Titeln. Die vorherrschende Sprache bis ins 18. Jh ist Latein. Insgesamt gibt es 432 lateinische, 450 deutsche, 123 französische, 67 englische und 18 andere Titel.

2.23 Bei den Inkunabeln handelt es sich um 4 Titel von Johannes de Sacro Bosco, 2 Titel von Johannes Regiomontanus und weitere von Georg Peurbach, Ga' far Ibn-Muhammad Abu-Ma'sar al-Falaki und Leopoldus de Austria. Einige im 16. Jh gedruckte Werke von Sacro Bosco (7) und Peurbach (5) kommen hinzu. 1551 veröffentlichte Erasmus Reinhold in Tübingen sein trigonometrisches Tafelwerk Preußische Tafeln. Von Johannes Kepler sind 30 Titel Primärliteratur aus dem 17. Jh, von Michael Maestlin 13 Titel aus dem 16. Jh vorhanden. Aus dem 16. Jh stammen auch viele Werke von Johann Stöffler (19 Titel) sowie von Nikolaus Kopernikus (darunter die Erstausgabe von De revolutionibus orbium coelestium von 1543) und von Tycho Brahe. Für das 17. Jh sind die Astronomen Johann Bayer (7), Andreas Argolus und Christoph Schneider zu nennen. Den Schwerpunkt unter den Drucken des 18. Jhs bilden die Werke von Leonhard Euler (7) und Pierre Simon de Laplace (6). Die Astronomie des 19. Jhs ist mit 530 Titeln vertreten, darunter Schriften von Jean Baptiste Joseph Delambre (6), Johann Elert Bode (15), Otto Struve (11), Friedrich Georg W. Struve (14) und Hermann Carl Vogel (10). Besonders zahlreich sind die Arbeiten der deutschen Astronomen Gustav Müller und Paul Kempf, die sich mit der Helligkeit der Sterne beschäftigten. Die Bibliothek besitzt auch ca. 30 Berichte aus Observatorien in Greenwich und in Paris (19. Jh).

Physik

2.24 Im Fachbereich Physik ist ein Altbestand von 2170 Monographien (16. bis 19. Jh), 49 Zeitschriftentiteln und ca. 1300 Dissertationen (vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs) vorhanden. Einen Teil dieses Bestandes verdankt die Bibliothek dem Nachlaß von Christoph Friedrich Pfleiderer. Bei den Monographien überwiegt die deutsche Sprache (1486 Titel), aber auch die französische und die lateinische sind stark vertreten (je ca. 250), ferner Englisch mit 124 Titeln.

2.25 Aus dem 16. Jh sind 16 Frühdrucke überliefert (14 in Latein), darunter die Werke von Guido Ubaldo Del Monte und Markus Frytsch. Aus dem 17. Jh stammen 90 Drucke, fast alle lateinischsprachig. Den Schwerpunkt bilden hier die Schriften zur Allgemeinen Physik, Mechanik und Optik von Robert Boyle (10), Edme Mariotte, Isaac Newton, Jacob Rohault, Honorius Fabrie, Athanasius Kircher und die Tübinger Drucke der Autoren Johannes Christoph Sturm und Johann Schopff.

2.26 Die Literatur des 18. Jhs ist mit 450 Titeln besonders gut repräsentiert (235 deutsche, 113 lateinische, 76 französische, 14 englische). Thematisch stehen Elektrizität, Magnetismus und Gravitation im Mittelpunkt. Dazu wurden u. a. Schriften von Roger Joseph Boscovich (14), Pieter van Musschenbroek (9), Joseph Priestley (8), Joseph Weber (8), Tiberius Cavallo (7), Jean Hendrik van Swinden (6), Alessandro Graf Volta und Jean Antoine Nollet angeschafft. Arbeiten zur Mechanik stammen von Jean Le Rond d'Alembert, Leonhard Euler und Charles Bossut. Außerdem gibt es Schriften über das Licht und über den Einfluß des Sonnenlichts auf die Natur. Eine Reihe von Werken betrifft die allgemeine Physik und physikalische Experimente, z. B. die Arbeiten von Johann Christian Erxleben und Wenzeslaus Johann G. Karsten sowie die in Tübingen gedruckten Schriften von Georg Wolfgang Krafft, Professor in Tübingen, und Johann Wilhelm Ritter.

2.27 Die Elektrizitätslehre ist das zentrale Thema der Physik-Literatur des 19. Jhs, darunter Schriften von Francesco Zantedeschi (17), James Clark Maxwell (9), Friedrich Kohlrausch (7) und Michael Faraday (8). Ferner sind die Autoren Jean Baptiste Biot (über Gravitation), Franz Neumann (8 Titel), Carl Neumann (10 Titel über Kristallphysik) und Hermann von Helmholtz (8) zu erwähnen. Insgesamt befinden sich im Altbestand 1616 physikalische Werke aus dem 19. Jh (1317 Titel nach 1850). 77 Prozent der Literatur des 19. Jhs sind Schriften in deutscher Sprache, außerdem gibt es 173 französische und 110 englische Titel.

2.28 Zur Meteorologie wurden Beobachtungen aus verschiedenen Observatorien sowie Schriften von Jean André de Luc (7 aus dem 18. Jh), John Tyndall (30), Wilhelm Dove (16) und François Alphonse Forel (15, 19. Jh) gesammelt.

Chemie

2.29 Der Altbestand im Fach Chemie umfaßt 2535 Monographien, 37 Zeitschriften und 3217 Dissertationen (fast alle aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs). Die Monographien sind überwiegend in deutscher Sprache verfaßt (2160 Titel), weitere 167 in Französisch, 103 in Latein und 53 in Englisch.

2.30 Die Anfänge der Chemie im 16. Jh werden durch 9 Frühdrucke dokumentiert. Aus dem 17. Jh sind 51 Titel, aus dem 18. Jh 128 Titel und aus dem 19. Jh 2350 Titel (2125 deutsche, 156 französische und 52 englische) vorhanden. Unter den Frühdrucken befinden sich die Arbeiten von Thomas Erastus und Andreas Libavius. Weitere 11 Titel von Libavius über Alchemie und organische Chemie sind im 17. Jh erschienen ebenso wie Ausgaben der Schriften des Alchemisten Roger Bacon. Im Bestand aus dem 17. Jh sind auch die Autoren Johann F. Helvetius, Valentinus Basilius, Robert Boyle und Benedict Töpfer (Figulus) vertreten. Die chemische Literatur des 18. Jhs wird durch Arbeiten von Antoine Laurent Lavoisier (8), Johann Heinrich Pott (5), Carl Lorenz (7), Johann Christian Wiegleb (4), Jakob Andreas Weber, Christoph Girtanner, Hermann Boerhaave und Johann Christian Polykarp Erxleben gut repräsentiert.

2.31 Die Geschichte der Tübinger Chemie wurde im 18. und 19. Jh maßgeblich von Mitgliedern der Gmelin-Familie geprägt. In den Bestand eingegangen sind Schriften von Johann Friedrich Gmelin (6), z. B. seine Geschichte der Chemie (1797), und seines Sohnes Leopold Gmelin (8), u. a. das Handbuch der theoretischen Chemie (Erstausgabe 1817-1819); ferner einige Titel von Christian Gottlob Gmelin, Professor der Chemie und Pharmazie in Tübingen, sowie von dessen Lehrer, dem schwedischen Chemiker Jöns Jakob von Berzelius (10 Titel über theoretische Chemie und Elektrochemie).

2.32 Im umfangreichen Bestand aus dem 19. Jh (2350 Titel) sind die Chemiker Justus von Liebig (22 Titel), Lothar Meyer, Professor und Rektor der Universität Tübingen (11 Titel über theoretische Chemie), und Marcelin Berthelot (8 Titel über chemische Synthese) besonders gut vertreten. Weiterhin sind Tafeln, Tabellen und Lehrbücher vorhanden, z. B. von Friedrich Julius Otto (13) und Adolf Strecker (6). Die Grundrisse der anorganischen und der organischen Chemie von Friedrich Wöhler (5), Schüler Leopold Gmelins, und von Hermann Kopp (8) sind zu erwähnen. Gut vertreten sind auch Albert Hilger (11, angewandte Chemie) und Friedrich Goppelsröder (6, Elektrochemie). Ferner sind einige Titel von Michael Faraday, Jean Baptist Dumas, Humphry Davy und Claude Luis Berthollet hier zu finden.

Biologie

2.33 Der Altbestand des Faches Biologie ist der umfangreichste im Bereich der Naturwissenschaften. Er setzt sich aus 5655 Monographien, 172 Zeitschriften und 2179 Dissertationen zusammen und verteilt sich sprachlich auf Deutsch (2940 Titel), Latein (1230), Französisch (710), Englisch (445) und sonstige Sprachen (340). Auf Beschreibende Naturwissenschaften im allgemeinen entfallen 11 Prozent des biologischen Bestandes, auf Zoologie 24 Prozent und auf Botanik 65 Prozent. Erwähnenswert ist eine Sondersammlung von Tafelwerken der Zoologie und der Botanik (470 Titel in Folio aus dem 18. und 19. Jh). Die Reichhaltigkeit des Bestandes im Fach Biologie erklärt sich u. a. durch Nachlässe. Vor allem ist hier die Sammlung Hugo von Mohls (1805-1872, Professor der Botanik an der Universität Tübingen) zu erwähnen, die sich aus Schriften über Botanik, Mikroskopik und Darwinismus zusammensetzt (s. das 19. Zuwachsverzeichnis der Universitätsbibliothek Tübingen 1871/72). Viele naturwissenschaftliche Dissertationen stammen aus dem Nachlaß von August Christian Reuß ( s. o. 1.19).

2.34 Unter Beschreibende Naturwissenschaften im allgemeinen sind 628 Monographien, 30 Dissertationen und 60 Zeitschriften aufgestellt. Gesammelt wurde Literatur zur Biologie und zur Paläontologie. Bei den Monographien entfallen 3 auf das 16. Jh (Giovanni Costeo), 24 auf das 17. Jh, 114 auf das 18. Jh und 793 auf das 19. Jh. Die Sammlung enthält alle wichtigen Werke von Carl von Linné (21 Titel). Zahlreich sind auch die Arbeiten über die Naturgeschichte. Unter den ca. 50 Titeln sind Schriften von Caspar Schwenckfeld (9) und Paolo Boccone aus dem 17. Jh, von Christoph Girtanner aus dem 18. Jh und von Alexander von Humboldt (9) aus dem 19. Jh. Weiterhin sind Lehrbücher, Handbücher und Wörterbücher vorhanden, vor allem von Johann Christian Erxleben, Adam Richter und Johann Friedrich Blumenbach (15) aus dem 18. und 19. Jh. Man findet hier auch eine Reihe von Memoiren und Berichten naturforschender Gesellschaften, u. a. aus London, Paris, Bordeaux, Moskau, Zürich, Genf, Wien, Leiden, Buenos Aires sowie der inländischen Gesellschaften zu Berlin, Frankfurt a. M., Bamberg und aus dem Preußischen Rheinland und Westfalen. Zum Thema Darwinismus ist viel Literatur vorhanden: 11 Titel von Charles Darwin (darunter On the origin of species, 1866) und 50 Titel Sekundärliteratur u. a. von August Weismann (14), Thomas Henry Huxley (8), Ernst Häckel (9) und Alfred Russel Wallace (4).

Zoologie

2.35 Die Gruppe Zoologie umfaßt 1320 Monographien (820 deutsche, 260 lateinische), 46 Zeitschriften und etwa 1000 Dissertationen. Darunter befinden sich 140 Titel im Folioformat, die zur Sondersammlung von Tafelwerken gehören.

2.36 Aus dem 16. Jh besitzt die Bibliothek 12 Drucke (9 auf Latein), darunter 6 Titel von Konrad Gesner (Vogelbuch, Fischbuch u. a.). Auf das 17. Jh entfallen 48 Titel (38 lateinische), u. a. von Ulysses Aldrovandi (7) und John Jonston (5), darunter Historia naturalis insecti. Aus dem 18. Jh stammen 220 zoologische Schriften (129 auf Deutsch), darunter 7 Titel von Carl von Linné, 9 Arbeiten über Mikrobiologie und ein Lehrbuch der Zoologie von Christoph Wilhelm Jacob Gatterer, 5 Titel über Naturgeschichte von Eberhard August Wilhelm von Zimmermann, Schriften über Ornithologie von Jacob Theodor Klein (10), Jacob C. Schäffer (7) sowie über Entomologie von Eugen Johann Gephard Esper (5).

2.37 Die Mehrzahl der zoologischen Drucke ist im 19. Jh erschienen (700 deutsche, 130 lateinische, 120 englische und ca. 60 französische Titel). Es handelt sich um Lehrbücher und zoologische Beobachtungen von Karl F. W. Claus (16 Titel), Christian Ludwig Nitzsch, Jacob Hübner und Alexander Ecker. Besonders gut sind Georges de Cuvier (14 Titel) und einige Tübinger Professoren vertreten, u. a. Wilhelm von Rapp (14 Werke über Anatomie und Meerestiere) und Theodor Eimer (12 Titel, hauptsächlich über Meeres- und Wirbeltiere). Die Entwicklung der Wirbeltiere und die Vererbung behandeln Schriften von Karl Gegenbaur, August Weismann, Thomas H. Huxley und Charles Darwin.

2.38 Eine weitere Gruppe bilden die Beschreibungen der Fauna einzelner Länder: aus Brasilien berichtete Johann Baptist de Spix (8), aus den USA Luis Agassiz (7), aus Norwegen Georg Ossian Sars (4) und aus Afrika Eduard Rüppel (7) sowie François Levaillant (3). Über die Fauna Rußlands und Sardiniens liegen Arbeiten von Peter Simon Pallas bzw. Francesco Cetti aus dem 18. Jh vor.

Botanik

2.39 Die historische Botanik wird durch 3710 Monographien, 66 Zeitschriften und ca. 1400 Dissertationen dokumentiert. Fast alle wichtigen botanischen Tafelwerke des 18. und 19. Jhs (330 Titel in Folio) sind Teil dieses Bestandes, etwa die Tafeln von Augustin Pyramus de Candolle, Karl Ludwig Blume, Karl Friedrich Martius und Heinrich Wilhelm Schott. Eine Ausgabe des Hortus sanitatis (Ulm 1487) ist als einzige Inkunabel zu erwähnen. Aus dem 16. Jh stammen 37 (meist lateinische) Monographien, 11 im Folioformat, darunter Kräuterbücher von Leonhard Fuchs (5), der die Botanikforschung an der Universität Tübingen begründete. Weitere Kräuterbücher des 16. Jhs stammen von Pietro Andrea Mattioli, Otto Brunfels und Prosper Alpinus. Erwähnenswert sind auch 6 von Charles Estienne herausgegebene Titel, darunter De re hortensi libellus (Paris 1539) und De latinis et graecis nominibus arborum (Paris 1544).

2.40 Bei 32 der 70 Titel aus dem 17. Jh handelt es sich um Tafelwerke, u. a. um die Nachdrucke der Kräuterbücher aus dem 16. Jh von Rembert Dodoens, Jacob Theodor Tabernaemontanus, Johann Bauhin und Adam Lonicerus. Weiterhin sind einige Titel zur botanischen Systematik von Caspar Bauhin und John Jonston vorhanden. Im 18. Jh steigt die Zahl der Drucke auf 450 (280 lateinische, 90 deutsche, 40 englische und 40 französische Titel), darunter 84 Tafelwerke, z. B. von G. Hoffmann (über Vegetation in Frankreich und Rußland), Pierre Joseph Buchoz (über chinesische und europäische Vegetation), Bulliard (Kräuterbücher), Johann Burmann und Karl L. l'Héritier de Brutelle. Einige Titel betreffen die Physiologie der Pflanzen, z. B. von Duhamel du Monceau und Joseph Jacob von Plenck. Im Zentrum der botanischen Literatur des 18. Jhs stehen die Werke von Carl von Linné (50 Titel). Die zweitgrößte Sammlung machen die Arbeiten von Nikolaus Josef Jacquin aus (15 Titel, darunter 8 Tafelwerke und Berichte über Vegetation in Österreich und Amerika).

2.41 Ein großer Teil der 3150 botanischen Werke aus dem 19. Jh (200 in Folio, 1146 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs) kamen durch den Nachlaß Hugo von Mohls ( s. o. 2.33) in die Bibliothek. Seine eigenen Schriften (16 Titel) haben vor allem die Pflanzenanatomie und die Physiologie der vegetabilischen Zelle zum Thema. Dazu sind weitere Titel von Franz Unger (17), Hermann Schacht (11), Theodor Hartig, Leopold Dippel und Carl Heinrich Schulz vorhanden. Die Arbeiten von Augustin Pyramus de Candolle (23 Titel: Experimente, Tafeln, Systematik, Physiologie der Pflanzen) bilden den Schwerpunkt des Bestandes aus dem 19. Jh. Hinzu kommen Beschreibungen der Vegetation einzelner Länder, u. a. Indien (William Griffith, W. H. Vriese, Karl Ludwig Blume, Robert Wight), China (Robert Brown), Australien (Heinrich F. Meyer), Brasilien (Augustin Saint-Hilaire, Karl F. Martius); einige Lehrbücher, z. B. von John Lindley (13) und Heinrich F. Link (10) sowie zahlreiche allgemeine und vermischte Schriften u. a. von Anton de Bary (15), Heinrich Robert Göppert (13), Heinrich Gustav Reichenbach (11), Thilo Irmisch und Albert Wigand.

Geologie

2.42 Der Fachbereich Geologie enthält Schriften zur Mineralogie, Kristallographie, Stratigraphie und Paläontologie (letztere auch unter Beschreibende Naturwissenschaften). Der Bestand wurde durch zwei Nachlässe erweitert: Professor Ernst Friedrich Glocker ( s. o. 1.38) vermachte der Bibliothek seine mineralogische Sammlung (1800 Titel, Verzeichnis Md 427), Professor Friedrich Nies ( s. o. 1.42) im Jahre 1895 weitere 228 Titel zur Mineralogie (Verzeichnis im Universitätsarchiv 167/56). Vorhanden sind insgesamt 3030 Monographien (77 in Folio), ca. 650 Dissertationen (590 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs) und 46 Zeitschriften. Unter den Monographien überwiegt die deutsche Sprache (fast 1800 Titel); die Zahl der Drucke in Englisch (600) und Französisch (380) ist relativ groß. Die älteren Titel sind meist in Latein verfaßt (12 aus dem 16. Jh und 22 aus dem 17. Jh, z. B. von Konrad Gesner, Leonardus Camillus, Johann Michael Beuther, Thomas Nicols und Anton Lazarro Moro).

2.43 Aus dem 18. Jh stammen 440 Titel, davon 300 in Deutsch, 80 in Latein, 40 in Französisch. Die Paläontologie wird durch Schriften von Georges de Cuvier (6), Carl von Linné, Friedrich Knoll und Abraham Gottlob Werner vertreten; die Mineralogie durch Schriften von Georges Luis Buffon, Johann Gottlob Lenn, Johann Karl W. Voigt (7), Gregor de Razoumowski, Johann G. Waller, Fujas de Saint-Fond (8), Jean Baptiste de Lamarck, Johann Georg Gmelin und Johann Friedrich Gmelin.

2.44 Im 19. Jh sind 2560 Titel erschienen, 850 davon in der zweiten Hälfte. Den Schwerpunkt bilden hier die Schriften von Friedrich August Quenstedt (1809-1889), Professor der Mineralogie, Geologie und Paläontologie an der Universität Tübingen (21 Titel), und von Karl Cäsar von Leonhard (ca. 30 Titel, darunter die Reihe Taschenbuch für die gesammte Mineralogie). Unter den allgemeinen geologischen Schriften befinden sich beispielsweise die Werke von Bernhard Cotta (13), Henry T. de la Beche (9), John Philips (7), Friedrich Pfaff (6) sowie Lehrbücher (Charles Lyell, Hugh Miller, J. Reinhard Blum und Karl Ernst von Hoff).

2.45 Paläontologische Literatur ist stark vertreten, vor allem durch Arbeiten von Franz Unger (17), Friedrich Adolf Römer (12), Gustav Rose (9), Oswald Heer (8), Luis Agassiz (7), Heinrich Robert Goeppert (7), Richard Owen (7) und Alexander von Humboldt (5). Im Bereich der Mineralogie und Kristallographie sind die Autoren Karl Friedrich Naumann (14), Johann Friedrich Ludwig Hausmann (12), Friedrich Mohs (8), Karl Friedrich Rammelsberg (7) und August Breithaupt (6) zu nennen.

Ewa Dubowik-Belka

Magie

2.46 Ein Sonderbestand Magie rundet die naturwissenschaftlichen Sammlungen auch hinsichtlich der okkulten Wissenschaften von der Natur und vom Menschen ab. Er umfaßt 297 Titel, die sich auf das 15. bis 19. Jh mit Schwerpunkt im 17. Jh verteilen. Neben einer Inkunabel sind 63 Titel aus dem 16. Jh, 130 aus dem 17. Jh sowie 76 und 26 Titel aus dem 18. und 19. Jh vorhanden. Sie wurden vorwiegend in Latein (150 Titel) und Deutsch (123 Titel) verfaßt; 13 Titel sind französischsprachig.

2.47 Alchemistisches Schrifttum (s. auch unter Chemie) ist mit ca. 80 Titeln (vorwiegend 16. und 17. Jh) vertreten. Über den Stein der Weisen und die Goldmacherkunst geben u. a. Schriften von Arnaldus de Villa Nova, Valentinus Basilius, Bernhard von Trevis, Salomo Trissmosinus, Johannes Augurello, Thomas Erastus und Heinrich Khunrath sowie viele anonyme Schriften Auskunft. Zur arabischen Alchemie sind Ausgaben der Chymia Gebers und des Liber secretorum Kalids vorhanden, weiterhin ein von Richardus Anglicus herausgegebener Band mit Schriften von Geber und Raimundus Lullus (Straßburg 1581) und der Titel Geber et Raimundus Lullus. De alchimia dialogi duo (Leiden 1548).

2.48 Schriften über die Magie, die z. T. in aufklärerisch-kritischer Absicht verfaßt wurden, bilden den zweiten Schwerpunkt dieser Sammlung. In Ausgaben des 16. und 17. Jhs finden sich Darstellungen von Roger Bacon, Agrippa von Nettesheim, Pico della Mirandola, Laurentius Ventura, Martin Delrio (5 Ausgaben von Disquisitionum magicarum), Caspar Peucer, Caesar Longinus, Johann Wier (5 Ausgaben von De praestigiis daemonorum), Christian Thomasius, Johann Praetorius (8 Titel, darunter Philosophia colus oder Psy lose vieh der Weiber [Leipzig 1662] und eine Schrift über Rübezahl), Balthasar Bekker (deutsche Ausgabe der Bezauberten Welt) und Maffei sowie von den französischen Autoren Jacques Gaffarel, Jean Bodin, Jean Jacques Boissard, Gabriel Naudé und Montfaucon de Villars.

2.49 Über Hexen und Hexenprozesse ist besonders die Inkunabel De lamiis et phitonicis mulieribus (Konstanz 1499, Hain 1536) zu erwähnen; ferner Schriften von Thomas Erastus, Johann Wier und Lambert Danaeus aus dem 16. Jh. Weitere Themen sind: Physiognomie und Chiromantie, dazu Titel von Indagine (1523), Rudolph Goclenius (1597), Tricassius (Nürnberg 1500), Anton Picciolus (1587) und de Peruchio (1657); Astrologie ( z. B. Hieronymus Savonarola: Tractatus adversus astrologus, o. O. o. J.); Prognostik (David Herlicus, Gregor Jordanus); Geistererscheinungen ( u. a. Ludwig Lavaters De spectris, Genf 1570); Traumdeutung ( u. a. die Apotelesmata des Apomazar) und magische Praktiken in der Medizin ( u. a. Philipp May, Chiromantia medica).

Isolde Tröndle-Weintritt

Philologie

2.50 Die Abteilung Philologie umfaßt ca. 22.800 Monographien, 177 Zeitschriften und ca. 8000 Dissertationen, letztere meist im Bereich der Klassischen Philologie. Chronologisch verteilen sie sich auf 230 Inkunabeln, 2310 Drucke des 16. Jhs, 1300 Titel aus dem 17. Jh, 2230 Titel aus dem 18. Jh und 16.700 Titel aus dem 19. Jh, davon 4800 bis 1850. 9840 Titel (43 Prozent) sind in lateinischer Sprache verfaßt, deutschsprachig sind 7300 Titel (32 Prozent), englischsprachig 1700 Titel (7,5 Prozent) und französischsprachig 1340 Titel (6 Prozent). Darüber hinaus sind auch Drucke in Griechisch, Hebräisch und vielen anderen orientalischen Sprachen, vor allem Arabisch, vorhanden.

2.51 Es bestehen Sammlungen zur Klassischen Philologie (Sprache, Literatur, Literaturgeschichte), zu den Orientalischen Sprachen (Texte und Untersuchungen) und zu den Europäischen und Amerikanischen Sprachen (Sprachlehren). Die literarischen Texte in europäischen Sprachen wurden unter Schöne Künste aufgestellt (14.250 Titel). Sie werden aber hier bei den einzelnen Philologien parallel beschrieben. Hinzu kommen 500 Titel zur Geschichte der Poesie und 150 Titel zur Poetik (ebenfalls unter Schöne Künste). Ferner gehören sachlich zu diesem Bestand: die Gesamtausgaben (vor allem europäischer Literatur), die unter Gesammelte Werke zu finden sind; die unter Allgemeine Schriften eingeordneten Literaturgeschichten (1050 Titel) und die württembergische Literatur und Literaturgeschichte (280 Titel, unter Württembergica). Nach Addition dieser Gruppen ergibt sich eine Gesamtzahl von 38.750 Monographien.

2.52 Diesen umfangreichen Bestand verdankt die Bibliothek z. T. der Übernahme vollständiger Sammlungen, u. a. der Bibliotheken von Ludwig Uhland (s. o. 1.40, 1400 Bde) und Wilhelm Hertz (s. o. 1.49, 5500 Titel) sowie größerer Teile der Bibliothek von Martin Crusius (s. o. 1.10).

2.53 Die Gruppe Allgemeines enthält Schriften zur Sprachwissenschaft, zum Sprachvergleich und zu älteren Sprachstufen (600 Monographien, 12 Zeitschriften, 120 Schulprogramme und 73 Dissertationen). 300 Monographien sind in deutscher Sprache verfaßt, 114 in lateinischer, 55 in französischer und 34 in englischer. Einen beträchtlichen Teil des Bestandes bilden die mehrsprachigen Wörterbücher, etwa von Ambrosius Calepinus, Johannes Bentz (16. Jh) und Ignaz Weitenauer (18. Jh). Im Mittelpunkt stehen Grammatik und vergleichende Sprachkunde. Einige Drucke stammen aus Tübinger Offizinen: Georg Simlers Observationes de arte grammatica (1512) sowie Grammatiken von Nicolaus Perottus und Aldus Manutius. In einer Ausgabe des 16. Jhs ist auch Martin Luthers Aliquod nomina propria Germanorum (1554) vorhanden sowie 6 Titel von Heinrich Decimator ( u. a. Salva vocabulorum et phrasium), 5 Titel von Adrianus Junius und einige von Georg Fabricius (Basel) und Konrad Gesner. Grammatikalische Schriften aus dem 16. bis 18. Jh wurden u. a. von Ratichius (Wolfgang Ratke, 6), Athanasius Kircher, Christoph Helvicus, Maria Angeli Fano, Amos Comenius (5), Johann Gottfried von Herder, Jacob Harris, Johann Gottfried Oertelius, William Marsden und Georg Leonhard Klingen verfaßt. Einige Titel betreffen die Kunst des Schreibens, die Stenographie und Polygraphie. Von Johannes Trithemius sind dazu 12 Titel vorhanden (Nachdrucke aus dem 17. Jh).

2.54 490 Drucke stammen aus dem 19. Jh. Den Schwerpunkt bilden deutschsprachige Werke mit Erscheinungsjahr nach 1850 (293 Drucke). Außerdem sind 50 französische, 30 englische und 30 lateinische Schriften vorhanden. Sehr viele Titel betreffen die Sprachgeschichte im allgemeinen wie auch verschiedener indogermanischer Sprachen, darunter Schriften von Friedrich Müller (23), Johannes Schmidt (7) und Hermann Osthoff (5). Sprachwissenschaftliche und philosophische Untersuchungen sind u. a. von Max Müller (13), Berthold Delbrück (11), Johann Severin Vater, Friedrich Ast und Wilhelm von Humboldt vorhanden. Über die Schrift liegen Arbeiten von Wilhelm von Humboldt, Georg Friedrich Grotefend (Babylonisch) und Leon de Rosny (Hieroglyphen) vor. Weitere Themen sind die Entstehung der Familiennamen (10 Titel von August Friedrich Pott) und der Ursprung der Sprache (dazu Schriften von Karl Abel [8], William Whitney [8], August Schleicher, Jacob Grimm und Ernest Renan).

2.55 Die Sammlung zur allgemeinen Literaturgeschichte besteht überwiegend aus Drucken des 18. Jhs (177 Titel). 9 Titel stammen aus dem 16. Jh, 20 aus dem 17. und 122 aus dem 19. Jh. Bis zum 18. Jh einschließlich ist Latein die dominierende Sprache (130 Drucke). Der Bestand setzt sich aus Literaturgeschichten und Methodenlehren der Literaturwissenschaft zusammen. Aus dem 16. Jh sind 6 Titel von Konrad Gesner, aus dem 17. Jh 4 Titel von Daniel Georg Morhof überliefert. Unter den zahlreichen Literaturgeschichten aus dem 18. Jh findet man die Autorennamen Ludwig Machler (7), Nicolaus Hieronymus Grundling (4), Burkhard Gotthelf Struve (5), Johann Gottfried Eichhorn (4), Samuel G. Wald (3) und Jean Le Rond d'Alembert (5).

2.56 Zur allgemeinen Geschichte der poetischen Literatur sind 474 Monographien (4 aus dem 17. Jh, 40 aus dem 18. Jh und 430 aus dem 19. Jh) sowie 360 Dissertationen vorhanden. Sprachlich überwiegen Deutsch (330 Titel) und Französisch (80). Bei den Titeln aus dem 18. Jh handelt es sich um allgemeine Poesiegeschichte ( u. a. von Christian Heinrich Schmid), z. T. auch um Geschichten nationaler oder regionaler Literaturen, etwa der spanischen (Martin Sarmiento) oder der elsässischen Dichtung (3 Titel von Jeremias Jakob Oberlin). Der umfangreichere Bestand aus dem 19. Jh hat die Schwerpunkte Poesiegeschichte (Karl Rosenkranz, 6; Friedrich Raßmann, 5; Friedrich Zimmermann); Deutsche Sagen (Franz Peter, 5; Oskar Schade, 2; Rudolf Roth); Poesie des Mittelalters (Gaston Paris, Karl Wilhelm Tönegren, Arthur Dinaux) und Romantische Poesie (Joseph von Eichendorff, Hermann Hettner).

2.57 Unter Poetik (150 Titel) sind 12 Inkunabeln eingeordnet, z. B. die Margarita poetica Albrecht von Eybs (Nürnberg 1472, Straßburg 1479 und Basel 1495) und De hymnorum et sequentiarum auctoribus (Speyer o. J.) von Jakob Wimpfeling. Aus dem 16. Jh datieren u. a. Werke von Johannes Ravisius Textor (7), Thomas Murner, Heinrich Bebel, Petrus Schott, Julius Caesar Scaliger und Godefridus Beringus (Dictionarium poeticum 1556). Aus dem 17. Jh finden sich in der Sammlung die Poetica latina nova (1607) und Flavissae poeticae sive thesaurus elegantiarum poeticarum notis illustratus (Köln 1636) sowie die Arbeiten von Nikolaus Nomesius (5) und Justus Lipsius. Das 18. Jh ist u. a. mit 6 Titeln von Johann Christoph Gottsched vertreten.

2.58 Zur Epistolographie sind 2 Inkunabeln (von Carolus Manneken und Franciscus Niger), 8 Ausgaben und Teilausgaben von De conscribendis epistolis des Erasmus zuzüglich einiger Kommentare sowie Schriften von Andreas Diether und Jakob Omphalius erwähnenswert. Ausgaben der Epistolae von Erasmus sind ebenfalls vorhanden (unter Theologie oder Allgemeine Schriften).

Klassische Philologie

2.59 Der Fachbereich Klassische Philologie umfaßt insgesamt 14.000 Monographien bis 1900 und eine große Zahl von Dissertationen. Einen Teil dieses Bestandes machen die Schriften einiger mit der Tübinger Universität verbundener Professoren aus: Nicodemus Frischlin (50 Titel), Martin Crusius (40 Titel), Heinrich Bebel (30 Titel), Hermann Friedrich Flayder (10) und Johann Alexander Brassicanus (Koehl, 10). Es handelt sich dabei hauptsächlich um Drucke aus dem 16. Jh sowie einige Inkunabeln. Hinzu kommen ca. 40 Titel von Prof. Wilhelm Sigmund Teuffel aus dem 19. Jh.

2.60 Zur Geschichte der altklassischen Literatur sind 330 Monographien und 85 Dissertationen vorhanden. Sie wurden etwa zur Hälfte in Deutsch und in Latein verfaßt. 2 Inkunabeln (von Gualtherus Burlaeus) und 2 Titel des 16. Jhs gehören zu diesem Bestand. Unter den 12 Drucken aus dem 17. Jh befinden sich Schriften von Johann H. Boecler und Petrus Cunaeus. Aus dem 18. Jh stammen ca. 70 Drucke, u. a. 11 Titel von Johann Albert Fabricius, 6 Titel von Johann J. Eschenburg und einige von Christian Daniel Beck; aus dem 19. Jh u. a. 9 Titel von Gottfried Bernhardy.

Griechische Sprache

2.61 Zur griechischen Sprache wurden 285 lateinische, 137 deutsche, 8 griechische und einige weitere Drucke in anderen Sprachen gesammelt. Das Gros der Schriften stammt aus dem 19. Jh, während aus dem 16. Jh ca. 80 Titel, aus dem 17. und 18. Jh jeweils ca. 60 Titel vorhanden sind. Hinzu kommen 3 Inkunabeln: Institutiones graecae grammaticae von Urbanus Bellunensis (1497), Graecismus von Ebrardus Bethuniensis (Straßburg, nicht nach 1489) und Lexicon Graeco-latinum von Johannes Crastonus (1499).

2.62 Etwa 50 Wörterbücher sind aus der Zeit bis zum Ende des 18. Jhs vorhanden sowie zahlreiche Grammatiken, Grammatik-Lehrbücher und Untersuchungen einzelner grammatischer Probleme. Aus dem 16. Jh stammen u. a. die Lehrbücher von Nicolaus Clenardus (12 Titel), Martin Crusius (7 Titel), Michael Neander (4), Guillaume Budé, Ottomar Luscinius (Nachtigall), Philipp Melanchthon und Jacobus Ceporinus. In Ausgaben des 17. Jhs liegen die Grammatiken von Jacob Gretser (13 Titel) und Johannes Posselius (5 Titel) vor; aus dem 18. Jh sind Arbeiten von Franz Viger (5), Mathieu Devaris (4), Lambert Bos und Johann Albert Fabricius vorhanden. Im Bestand aus dem 19. Jh sind folgende Autoren gut vertreten: Christian August Lobeck (43 Titel, griechische Grammatik), Georg Curtius (14 Titel), Wilhelm Pape (9 Wörterbücher), Ludwig Doederlein (5), Philipp Buttmann (5) und Leopold Schmidt (4). Außerdem sind 34 Titel zur neugriechischen Sprache (19. Jh) vorhanden.

Griechische Klassiker

2.63 Die umfangreichste und bedeutendste Gruppe im Bereich Philologie ist die Sammlung griechischer Klassiker (Ausgaben und Sekundärliteratur). Sie besteht aus 5700 Monographien, 1800 Schulprogrammen und 2400 Dissertationen (davon 426 vor 1850). Chronologisch verteilen sie sich auf 65 Inkunabeln, fast 1000 Frühdrucke, 320 Titel aus dem 17. Jh, 790 aus dem 18. Jh und 3500 aus dem 19. Jh. Bei den Monographien überwiegt Latein (4100 Titel); 1180 Drucke sind deutsch-, 200 französisch-, 90 englisch- und 90 griechischsprachig.

2.64 Alle wichtigen Autoren des griechischen Altertums und der nachklassischen Zeit sind vertreten. Bei den Inkunabeln überwiegen Aristotelica (34), darunter mehrere Kommentare von Johannes Versor. Weiterhin sind aus dem 15. Jh Ausgaben von Äsop, Homer, Plutarch, Isokrates, Hippokrates, Appian, Thukydides, Johannes Chrysostomus, Flavius Josephus u. a. überliefert. Auch unter den Titeln des 16. bis 19. Jhs sind zahlreiche Aristotelica: insgesamt 390 Titel, davon 250 Primärtexte, 150 aus dem 16. Jh. Hinzu kommen 140 Titel Sekundärliteratur. Mit 145 Titeln (20 aus dem 16. Jh) ist auch die Sammlung von Plato-Ausgaben und -Sekundärliteratur recht umfangreich. Weitere Schwerpunkte bilden die Tragödiendichter Aischylos (130 Titel), Sophokles (170 Titel, davon 12 aus dem 16. Jh) und Euripides (130 Titel, davon 17 aus dem 16. Jh). Auch Homer (170 Titel, 26 aus dem 16. Jh, darunter 56 Ausgaben der Ilias und 40 Ausgaben der Odyssee) und der Komödiendichter Aristophanes (110 Titel, darunter eine Inkunabel) sind gut vertreten. Ferner sind zu erwähnen: Xenophon (113 Titel), Hesiod (95 Titel), Pindar (90), Theokrit (70), Anakreon (40), Kallimachos (40), Äsop (35), die Philosophen Plutarch (100 Titel), Theophrast (40 Titel), Lukian (80 Titel), Epikur (20), Epiktet (20), Philostratos (30) und Pythagoras (25). Mathematik und Naturwissenschaften werden durch Werke von Euklid (130 Titel), Claudius Ptolemäus (30), Archimedes (12) und Demokrit (11) repräsentiert; die altgriechische Medizin durch Hippokrates (170 Titel) und Galen (80 Titel).

2.65 Einen weiteren Schwerpunkt bilden Reden sowie politische und historische Werke, z. B. von Demosthenes (110 Titel), Thukydides (70), Herodot (65), Isokrates (60), Polybios (40), Dionysios von Halikarnass (30), Lysias (26), Diogenes Laertios (25), Arrianus (25) und Aristides (25).

2.66 Zur neugriechischen Poesie existiert eine kleine Sammlung von 60 Monographien (15 in Originalsprache). 9 griechische und 5 lateinische Drucke stammen aus dem 16. Jh (darunter 4 Titel von Martin Crusius), sonst überwiegt das 19. Jh.

Lateinische Sprache

2.67 Zur lateinischen Sprache existiert ein Altbestand von 720 Monographien (470 lateinischen und 170 deutschen), 330 Dissertationen und Schulprogrammen. Die Anzahl der Frühdrucke ist besonders groß: 46 lateinische Inkunabeln und 243 Drucke des 16. Jhs sind vorhanden. Das 17. Jh ist mit 84 Titeln, das 18. Jh mit 80 vertreten.

2.68 Unter den Inkunabeln befinden sich 26 Vocabularien, u. a. von Johannes Reuchlin (6), Guarinus Veronensis (6), Johannes Melber (4) und Wenzeslaus Brack (2); außerdem 4 Ausgaben des Catholicon von Johannes Balbus de Janua. Von Johannes de Garlandia, Adrianus Junius, Stephanus Fliscus und Bernardus Perger stammen grammatikalische Schriften des 15. Jhs. Einige Inkunabeln wurden in Straßburg (15), Venedig (10) und Reutlingen (7) gedruckt. Der Bestand aus dem 16. Jh enthält ebenfalls Wörterbücher, z. B. von Ambrosius Calepinus (11). Die Sprichwörtersammlung des Erasmus, Adagia oder Collectanea adagiorum, ist in zahlreichen Ausgaben hier zu finden. Über den gesamten Bestand verteilt entfallen auf Erasmus ca. 250 Titel, davon 150 im Bereich Philologie.

2.69 Lateinische Lehrbücher des 16. Jhs liegen vor von Jacob Pontanus (11 Titel), Thomas Hibernicus (11), Lorenzo Valla (9), Philipp Melanchthon (8), Nicolaus Perottus (7), Lukas Loß (7), Thomas Linacre (5), Manuel Alvarez und Aldus Manutius (10, hauptsächlich Rechtschreibung); Grammatiken des 17. und 18. Jhs von Johann Albert Fabricius (9), Christian Gottlob Bröder (9), Auston Popma (6) und Henrik Smetius (5). Unter den 267 Titeln aus dem 19. Jh befinden sich Arbeiten zur lateinischen Sprache von Immanuel Josef G. Scheller (12), Karl Paucker (7), Wilhelm Corssen, Friedrich Ellendt (4) und Aegid Forcellini (3 Lexika).

Römische Klassiker

2.70 In der Gruppe Römische Klassiker wurden im Altbestand 4570 Titel gezählt. Besonders zahlreich sind die Drucke des 15. und 16. Jhs (95 Inkunabeln und 800 Drucke des 16. Jhs). Auf das 17. Jh entfallen 465 Titel, auf das 18. Jh 570 und auf das 19. Jh 2600 Titel (davon 280 bis 1850). Sprachlich verteilen sie sich auf Latein (3200 Titel), Deutsch (1200) und Französisch (100). Die Dissertationen (1300 Titel) sind in lateinischer Sprache verfaßt.

2.71 Die umfangreichsten Teilsammlungen bestehen zu Cicero (445 Titel; 12 Inkunabeln und 127 Drucke aus dem 16. Jh), Horaz (180 Titel; 3 Inkunabeln und 23 Titel aus dem 16. Jh), Tacitus (150 Titel; eine Inkunabel und 9 Drucke des 16. Jhs), Ovid (117 Titel; 6 Inkunabeln und 23 Titel aus dem 16. Jh, 30 Ausgaben der Metamorphosen), Vergil (112 Titel; 5 Inkunabeln und 25 Titel aus dem 16. Jh) und Plautus (90 Titel; 14 aus dem 16. Jh). Gut vertreten sind auch Caesar (60 Titel Primär- und 40 Sekundärliteratur), Livius (76 Titel; 27 aus dem 16. Jh), Seneca (77 Titel; 8 Inkunabeln), Terenz (67 Titel; 2 Inkunabeln, 19 Drucke des 16. Jhs), ferner Juvenal, Petronius, Quintilian, Plinius d. Ä. (je 50 bis 60 Titel). Je 30 bis 40 Titel sind vorhanden von Curtius Quintus Rufus, Cornelius Nepos, Martial und Lukrez. Unter den Drucken des 15. Jhs sind die Opera des Boethius sowie Ausgaben seiner Schriften De consolatione philosophiae und De arithmetica zu erwähnen.

2.72 Die Sammlung " Neulateinische Dichtung" hat ihre Schwerpunkte im 16. und 17. Jh (je 580 Titel). Weiterhin sind 35 Inkunabeln, 120 Drucke des 18. Jhs und 270 des 19. Jhs (90 aus der ersten Hälfte) vorhanden. 95 Prozent der Titel sind lateinischsprachig. In Ausgaben des 15. Jhs liegen Schriften von Angelus Politianus (4), Philippus Beroaldus (3), Johannes Marius Philelphus (4), Boccaccio, Petrarca und Gasparinus Barzizius vor. Unter den Drucken des 16. Jhs befinden sich die Werke von Erasmus (20), Baptista Mantuanus (16, eine Inkunabel), Johannes Reuchlin (10, eine Inkunabel), Philipp Melanchthon (13), Eobanus Hessus (11) und Georg Fabricius (8). Im Bestand aus dem 17. Jh stehen die Autoren John Barclay (22), Jakob Balde (29), Johann Valentin Andreae (14), Jakob Bidermann (14) und Simon Dach (10) im Mittelpunkt.

2.73 Ein Sonderbestand Griechische und lateinische Inschriften umfaßt 345 Titel (300 aus dem 19. Jh), darunter Schriften von Konrad Peutinger und Appianus Alexandrinus aus dem 16. Jh, von Emmanuele Tesauro, Thomas Reinesius, Otto Aicher und Charles Patin aus dem 17. Jh. Aus dem 19. Jh stammen u. a. das Corpus inscriptionum graecarum (Berlin 1828-1897) und das Corpus inscriptionum latinarum (1862-1899).

2.74 Die Gruppe Vermischtes zur Klassischen Philologie beinhaltet 360 Monographien, 68 Dissertationen und 44 Zeitschriftentitel bis 1900. Auch hier sind zahlreiche Drucke von Erasmus (ca. 30 Titel aus dem 16. Jh) sowie von Willem Canter (5) und Paolo Manuzio (7) zu finden.

Ewa Dubowik-Belka

Orientalistik

Islamwissenschaft Arabistik

2.75 Für den Bereich Islamwissenschaft/Arabistik wurden insgesamt 3284 Titel (bis 1920) ermittelt. Als das Sondersammelgebiet " Vorderer Orient" von der Deutschen Forschungsgemeinschaft an die Bibliothek vergeben wurde, waren bereits 1661 islamwissenschaftlich-arabistische Titel zuzüglich einer Sondersammlung von Reisebeschreibungen (Orient) mit 409 Titeln vorhanden. Dieser historische Bestand, der in handschriftlichen Bandkatalogen verzeichnet ist, wurde seither durch antiquarische Käufe um etwa die Hälfte vermehrt. Einen Nachweis darüber liefern die vierteljährlich von der Bibliothek herausgegebenen Neuerwerbungslisten. Die Bestandsbeschreibung erfolgt entsprechend dieser vorgegebenen Einteilung in zwei Gruppen.

Alte Bandkataloge

2.76 Der in den Bandkatalogen verzeichnete historische Buchbestand beträgt bis 1900 1161 Titel und erhöht sich bis 1920 um weitere 500. Auf das 19. Jh entfallen 1029 Titel. 132 verteilen sich auf das 15. bis 18. Jh (17/18/40/57). Die Anzahl der Dissertationen und Zeitschriften beträgt 90 und 5 Titel.

2.77 Der Inkunabel-Bestand setzt sich aus lateinischen Übersetzungen berühmter Werke der arabischen Medizin und ihren abendländischen Kommentaren zusammen. Ar-Razi ist mit 4 Titeln vertreten: Das Kitab al-Hawi in einem Druck aus Brixen (1486), das 9. Buch seines Tibb al-mansuri mit Kommentar von Sillanus (Venedig 1483 und 1497; Hain 13895 und 13897) und der Kommentar Tornamiras zum 9. Buch mit angeschlossenem Text (Lyon 1490); Ibn Sinas Qanun fi tib, der vor 1500 insgesamt fünfzehnmal gedruckt wurde, in verschiedenen Drucken (GW 3117, 3124, 3127) und zwei verschiedenen Kommentaren von de Fulgineo (Venedig 1492/1495); ferner b. Zuhrs (Avenzohar) Taysir. Daran ist b. Rusds Kulliyya angedruckt (Hain 2186), die nocls in einer bei Hain nicht verzeichneten Ausgabe vorliegt (Venedig 1490). Außerdem finden sich die astronomischen Werke von Abu Masar (Hain 612) und b. Abi r-Rigal (Hain 8349). Die einzige Inkunabel in deutscher Sprache ist die Fabelsammlung Buch der Beispiele der alten Weisen (Kalila und Dimna), die von Anton von Pfarr aus dem Lateinischen übersetzt wurde (Urach: Konrad Fyner, um 1480).

2.78 Bei den Drucken des 16. Jhs handelt es sich ebenso in der Mehrheit um medizinische Werke: Ibn Sinas Qanun liegt in vierfacher Übersetzung vor, auf Arabisch in der Ausgabe der mediceischen Druckerei in Rom vom Jahr 1593. Hinzu kommen 2 Drucke aus dem 17. Jh (Venedig 1608 und Löwen 1658). Ferner finden sich medizinische Werke des spanisch-arabischen Chirurgen Zahrawi, von Johannes Damascenus und `Ali b. al-`Abbas (Haly Abbas) in lateinischer Übersetzung, eine Auswahl aus den Werken Razis (Basel 1544), eine von Surianus bearbeitete Ausgabe seines Hawi ( o. O., o. J.) und von Ferrari de Gradibus (Basel 1544) und Jocchinus verfaßte Kommentare zum Tibb al-mansuri. Von Jocchinus stammen auch 2 medizinische Traktate (Basel 1563 und 1580). In der mediceischen Druckerei erschien 1592 auf arabisch der grammatische Traktat al-Kafiya des b. al-Hagib. Die Beschreibung Afrikas von Leo Africanus ist in 3 Ausgaben vorhanden (Zürich 1559, Antwerpen 1556 und Leiden 1632). Außerdem sei noch die Übersetzung der Maqasid al-Falasifa Gazzalis erwähnt, die Gundisalvus zugeschrieben wird (Venedig 1506).

2.79 Der Bestand des 17. Jhs, bei dem es sich von wenigen Ausnahmen abgesehen um Rara handelt, enthält die Koranausgaben von Marracio und Hinckelmann, die erste französische Übersetzung du Ryers in Nachdrucken von 1672 und 1683, ferner Drucke aus dem 18. Jh und den Nachdruck einer Nürnberger Übersetzung des Korans (Al-Koranum Mahumedorum, 1664). Darstellungen des islamischen Glaubens auf der Grundlage des Korans verfaßten Hackspan (Altdorf 1646) und Schickhardt (Tübingen 1622).

2.80 Unter den Verfassern der zahlreichen Grammatiken finden sich Sennert, Kirsten, Gerhardus und Guadagnolo. Wörterbücher sind von Golius, Raphelengius und Germanus de Silva vorhanden. Die bedeutenden Orientalisten des 17. Jhs, Thomas Erpenius und Edward Pocock, sind mit 6 und 5 Titeln vertreten. Außerdem sind 2 von Scriverius und Vossius bearbeitete Kataloge der Bibliothek von Erpenius vorhanden. Neben einigen lateinischen Übersetzungen und Editionen historischer und astronomischer Werke (Abu l-Fida, b. al-Makin, b. `Arabsah, Tusi und Ulug Beg) gehört zum Bestand dieses Zeitraums Hennings Liber precationum muhammedicarum (Schleswig 1666), François Dobeilhs La vie du roy Almansor (Amsterdam 1671) sowie Tschernings lateinisch-deutsche Übersetzung der Sprüche `Alis, des 4. Kalifen (Rostock 1642).

2.81 Allein 10 Titel des Bestandes im 18. Jh entfallen auf den Theologen und Arabisten Albrecht Schultens (1686-1750). Weitere 10 Titel sind der Grammatik und Sprachwissenschaft zuzuordnen, darunter auch diverse Lexika (Vriemoet, Michaelis, Willmet, Hirtius, Tychsen, Eichhorn, Scheidius u. a.). Der größte Teil der Titel dieses Zeitraums sind Editionen und Übersetzungen arabischer Werke: Bidpai, b. `Arabsah, `Abd al-Latif, Barhebräus, Baha ad-d in b. Saddad und englische Übersetzungen des Korans (Sale) und der Hidaya Marginanis (London 1791).

2.82 Eine kleine Anzahl von Schriften geht zurück auf die christliche Missionstätigkeit im 18. Jh. `Abdallah Zakhir, der Pionier des arabischen Buchdrucks im Orient, veröffentlichte 1721 in Aleppo eine christliche Apologie (Kitab al-burhan adssarih), und aus dem Kollegium der Propaganda zu Rom gingen eine Vorbereitung auf Beichte und Kommunion (1776) und ein Nachdruck der arabischen Übersetzung der im 16. Jh von Kardinal Bellarmin verfaßten Doctrina christiana (Rom 1770) hervor. Zu Missionszwecken wurden auch Luthers Kleiner Katechismus und Schriften von Hugo Grotius ins Arabische übersetzt. Zum Bestand des 18. Jhs zählen ferner 2 Kataloge (Casiri und Sousa). Von 1029 Titeln des 19. Jhs entfallen auf die außerhalb Europas gedruckten arabischen Werke ca. 400. Etwa 75 Prozent davon sind in Kairo gedruckt, der Rest verteilt sich auf eine größere Anzahl von Druckorten in der gesamten islamischen Welt einschließlich Maltas. Die Anzahl der in Europa durchgeführten Editionen arabischer Werke beträgt ca. 250. Hinzu kommen 25 Editionen mit lateinischer Übersetzung und ca. 90 Editionen mit beigefügten Übersetzungen in andere Sprachen. Übersetzungen in europäische Sprachen (vor allem Deutsch, Französisch und Englisch) liegen ca. 110 vor. Bei den übrigen Titeln handelt es sich fast ausschließlich um wissenschaftliche Monographien in verschiedenen europäischen Sprachen.

2.83 Die außereuropäischen Titel verteilen sich inhaltlich auf alle Gattungen des Schrifttums, ohne daß sich besondere Schwerpunkte ausmachen ließen. Neben den Standardwerken der Koran- und Haditwissenschaft darunter eine rare Ausgabe von Bukharis Saih (Bulaq 1872) und eine ebenfalls seltene Ausgabe von Bagawis Korankommentar Maalim at-tanzil (Bombay 1860) sind es vor allem Diwane sowie Werke der Philologie (einschließlich jeweils mehrerer Ausgaben der großen Wörterbücher Qamus, Tavg al-`arus, Sidhadh) und Historiographie von Autoren, die fast ausschließlich vor dem 19. Jh gelebt haben. Die Anzahl der Schriften, die im 19. Jh entstanden sind, beläuft sich auf ca. 50. Es handelt sich überwiegend um Werke bekannter Autoren wie Mudhammad `Abduh, Rasid Ridda, Add Sauqi, Basir Efendi Ramaddan, Mudsdtafa Kamil, Hauwadt, Zaidan (mehrere Titel) und Husain Gisr zu politisch-gesellschaftlichen Problemen ihrer Zeit.

2.84 Darüber hinaus enthält der Bestand eine interessante Sammlung von kleineren Schriften (ca. 30), die sich aus meist anonymen volksliterarischen Texten zusammensetzt: Geschichten, Schwänke und Anekdoten in Umgangssprache. Des weiteren existiert eine Sammlung arabischer Schriften, die im Laufe des 19. Jhs auf Malta gedruckt wurden. Es handelt sich um Übersetzungen von Traktaten religiös-erbaulichen Inhalts aus europäischen Sprachen, Erörterungen der dogmatischen Grundlagen des römisch-katholischen Glaubens und um eine kleine Anzahl von Schulbüchern und Grammatiken. Unter den europäischen Gelehrten sind es de Sacy und Hammer-Purgstall, deren Werke am zahlreichsten vertreten sind. Von de Sacy ist u. a. eine rare Ausgabe seiner Edition der Makamen dHariris vorhanden (Paris 1822). Zu erwähnen sind noch die arabisch-französischen Preisgedichte auf Napoleon Bonaparte und Napoleon II. von dem christlichen Syrer Sabbagh, der Mitarbeiter de Sacys war. Ferner enthält der Bestand dieses Zeitraums eine größere Anzahl von Dialektstudien und Sprachlehren fast aller arabischen Dialekte.

2.85 Die Sondersammlung Reisebeschreibungen Orient (hier: die Länder des Nahen, in geringerem Maße des Mittleren Ostens, Mittelasiens und des Fernen Ostens) umfaßt bis 1900 371 Titel (bis 1920 weitere 38). Der größere Teil entfällt auf das 19. Jh (276 Titel), während 36 und 46 Titel aus dem 17. und 18. Jh und 11 Titel aus dem 16. Jh stammen. Dazu kommen 2 Inkunabeln: Ludolf von Suchem, Iter ad terram sanctam ( o. O., o. J.) und Hans Tucher, Beschreibung einer Reise nach Palästina (Nürnberg 1482). Der Bestand des 16. bis 18. Jhs verteilt sich vor allem auf die Sprachen Deutsch und Französisch (53 und 27 Titel). Hinzu kommen 6 Werke in Latein sowie 7 in sonstigen Sprachen. Die Reiseliteratur des 19. Jhs setzt sich sprachlich aus Deutsch (182), Englisch (85) und Französisch (35) zusammen. Sonstige Sprachen sind mit 12 Titeln vertreten.

2.86 Das mittelalterliche Pilgerbuch, d. h. die Beschreibung der Reise in das Heilige Land, das als Gattung des Reiseberichts auch noch im 16. und 17. Jh anzutreffen ist, wird von Breidenbach (Speier nach 1500), Ecklin ( o. O., ca. 1500), Villinger (Konstanz 1603), Ignatius (2 Ausgaben: Konstanz 1664, Würzburg 1667) und Flaminius (Rotenburg 1681) vertreten. Daneben enthält die Sammlung für diesen Zeitraum eine größere Anzahl von Reiseberichten, in denen Palästina nur noch als eine Station unter vielen vorkommt oder andere Reiseziele vor allem Ägypten, das Osmanische Reich (Konstantinopel) und Persien - das Heilige Land ablösen. Die Begegnung mit den beiden großen orientalischen Mächten Türkei und Persien belegen Tavernier (Amsterdam 1678), die anonyme Schrift L'Espion du Grand-Seigneur et ses relations sécrètes (Amsterdam 1684), Grélot (Paris 1681) und Figueroa, L'Ambassade en Perse (Paris 1667, rar). Diese Reisebeschreibungen sind dem im 17. Jh vermehrt auftretenden Typus der Gesandten- und Spionageberichte zuzurechnen. Reisen über den islamischen Orient hinaus sind für das 16. und 17. Jh noch schwach dokumentiert, während im 18. Jh 10 solcher Reisebeschreibungen erschienen sind ( z. B. von Rochan, Lucas und Le Gentil). Die übrigen im 18. Jh erschienenen Titel beschreiben vor allem die islamischen Länder Türkei, Persien und Ägypten. Die Türkeireisen sind mit 6 Titeln vertreten ( u. a. von Arvinus, Simpert und Valle). Nicht sehr zahlreich, aber auch noch nicht ganz verdrängt, sind in diesem Zeitraum die Pilgerberichte, z. B. von Schmid, Korte und Myrike.

2.87 Forschungsreisen, die als Auftragsreisen durchgeführt wurden, um der Nachfrage der gelehrten europäischen Welt nach enzyklopädisch verwertbarem Wissen zu dienen, sind der modernste Typus der Reisen des 18. Jhs. Dazu zählen u. a. de la Roques Voyage dans la Paléstine, fait par ordre du Roy Louis XIV (Amsterdam 1718), Oliviers Voyage dans l'Empire Ottoman (Paris 1800), Pocockes A Description of the East (London 1743-1745) und Niebuhrs Beschreibung Arabiens (Kopenhagen 1774 und 1778). In diesem Zusammenhang sind als Musterbeispiel apodemischer Literatur des 18. Jhs die bekannt gewordenen Fragen an eine Gesellschaft gelehrter Männer, die auf Befehl des Königs von Dänemark nach Arabien reisen von J. D. Michaelis (Frankfurt 1762) zu erwähnen. Das Interesse von Publikum und Wissenschaft an Reiseliteratur reflektieren die Sammlung von Reisebeschreibungen (Leipzig 1748-1774), Bernoullis Sammlung kurzer Reisebeschreibungen (Berlin 1781-1784) sowie Wyttenbachs Allgemeine Geschichte der neuesten Entdeckungen (Bern 1777).

2.88 Bei den Reisebeschreibungen des 19. Jhs dominieren zwei Typen: die touristischen und die wissenschaftlichen. Letztere sind von Fachleuten verfaßt, die mit festen geographischen und ethnographischen Zielsetzungen eine Reise unternahmen. Für die große Zahl der Titel dieser Art seien stellvertretend genannt: Beauforts Description of the South-Coast of Asia Minor, Hamiltons Reisen in Kleinasien, Layards Bericht über den Besuch bei den chaldäischen Christen, auch die Armenien- und Kaukasusreisen von Cunynghame, Southgate, Reinke oder Klaproth und zahlreiche Expeditionsberichte ( z. B. Scherrer, Zichy). Dazu zählen auch die Reisen nach Arabien, die von einer Erkundung der heiligen Stätten des Islams gekrönt wurden (15 Titel).

2.89 Die touristischen Reiseberichte decken den größten Teil des Bestands ab. Ihre Autoren bereisten hauptsächlich Palästina und die angrenzenden Gebiete Syrien, Ägypten, Sinai (50 Titel), Türkei (20) und Persien (17) aber auch Indien und Ostasien (15). Erwähnenswert ist das vorhandene fotografische Bildmaterial, nämlich Hackländers Daguerreotypien einer Orientreise (1842) und Sarres fotografische Aufnahmen von seiner persisch-kaukasischen Reise.

2.90 Zum Bestand aus dem 19. Jh gehören ferner ca. 10 Sammlungen von Reiseberichten (Sprangel, Bertuch, Paulus, Jäck, Campe) sowie zahlreiche Editionen älterer Reisewerke (Curipeschitz, Conrady, Röhricht und Meisner, Lotze, Sollweck). Die Berichte orientalischer Reisender sind schnell genannt: Die Reisen des Qagarenprinzen Mirza Abu dTalib Khan in Asien, Afrika und Europa in den ersten Jahren des 19. Jhs (Paris 1811, persisch) und die Beschreibung der Reise von Mudhammad `Ali Basa nach Bosnien-Herzegowina (Kairo 1907).

Neuerwerbungslisten

2.91 Die Auswertung der seit 1960 erscheinenden Neuerwerbungslisten für das Sondersammelgebiet Islamwissenschaft/Arabistik (bis einschließlich Heft 2/1989) ergab einen historischen Bestand (bis 1920) von 1214 Titeln. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den in der arabischen Welt gedruckten Werken (685). Aus der Zeit des frühen arabischen Buchdrucks, der erst im 19. Jh weite Verbreitung fand, sind vor 1850 13, bis 1900 420 und bis 1920 251 Titel vorhanden. 3 Titel stammen aus dem 18. Jh. Der größte Teil dieser Werke wurde in Kairo, Istanbul und Teheran gedruckt. Danach folgen nordafrikanische und indische Druckorte. In zahlreichen Fällen fehlt die Angabe des Druckortes. Der größere Teil der Drucke enthält außer dem Haupttitel, einer beliebten Praxis des orientalischen Buchdrucks folgend, angeschlossene oder am Rand gedruckte Werke. Diese Titel wurden bei der Zählung nicht berücksichtigt.

Systematische Beschreibung der im Orient gedruckten Titel

2.92 Die Koranwissenschaft ist mit ca. 30 Titeln vertreten. Frühe Werke dieser Disziplin sind die Korankommentare von Tustari (al-dHasan al-`Askari zugeschrieben), den schiitischen Autoren b. Hasim al-Qummi, `Alam al-Huda al-Murtadda, Raddi ad-din adt-dTabarsi, Fakhr ad-din ar-Razi, an-Nisaburi sowie Mudhyi ad-din b. al-`Arabi. Aus spätmittelalterlicher Zeit sind Kommentare von al-Khazin as-Sidhi, an-Nasafi (am Rand von as-Sidhi), al-.Garnadti al-Gaiyani, Abu s-Su`ud al-`Imadi oder Ni`matallah an-Nahguwani vorhanden. Zu Galalain und Baiddawi sind die Superkommentare von al-Qandahari vorhanden. Eine spätere Glosse zu Galalain stammt von Sulaiman Gamal. Von den Autoren koranwissenschaftlicher Werke neuerer Zeit seien Mudhammad `Abduh und Mudhammad Wagdi genannt. Hinzu kommen 3 Koranausgaben, darunter Midsriganis 1790 gedruckter Koran mit Interlinearübersetzung in Urdu und 2 Konkordanzen.

2.93 Der Bestand von ca. 20 Werken zur dHa- dibtwissenschaft besteht vor allem aus Kommentaren zu den Traditionssammlungen von Bukhari, Muslim ( z. B. Nawawi, Qasdtallani, `Aini), Baihaqi (Maridini), Nawawi (Fasni), Kharraz as-Sarisi (al-Mar.gini), al-`Asqalani (Mudhammad dSiddiq Khan), ads-dSa.gani (b. al-Malak) und as-Suyudti (al-Munawi). Andere Sammlungen stammen von Qudda`i (angedruckt an b. Makki), al-Khadtib at-Tibrizi, adt-dTadhawi und aus dem 19. Jh die ibadditische Sammlung von Adtfis al-Ma.gribi. Prosopographische Werke und Prophetenbiographien liegen von Qasdtallani, al-Maqqari at-Tilimsani, b. `Abdallah al-Khadtib, Dadah Efendi und aus neuerer Zeit von .Gala'ini und Khuddri vor.

2.94 Zum islamischen Recht enthält die Sammlung ca. 100 Titel. Überwiegend handelt es sich um Werke der dhanafitischen und malikitischen Rechtsschulen. Die malikitische Literatur zu den Udsul al-Fiqh besteht neben einigen Werken früher und mittelalterlicher Autoren al-`Utaqi, Abu l-Walid b. Rusd, Kommentaren zum Mukhtadsar b. al-dHagibs von al-Gundi, al-Igi (mit Superkommentaren anderer Autoren) und Sadtibi aus auffallend vielen Werken des 16. bis 19. Jhs. Aus dem 16. Jh sind es z. B. Ru`aini, b. Arddun, Abu dHafds `Umar al-Fasi und aus der späteren Zeit Kommentare, Glossen und Superglossen zu al-Gundi (Dardir, ad-Dasuqi), Khirsi (al-`Adawi), at-Tawudi (al-Wazzani), al-Qairawani (al-`Adawi), al-Asmawi (dSafadti) und `Abd al-Qadir al-Fasi (as-Sigilmasi, al-Wazzani). Das hanafitische Recht ist mit ca. 30 Titeln vertreten. Außer zwei Autoren neuerer Zeit (b. `Abidin as-Sa'mi und Murtadda az-Zabidi) überwiegen die mittelalterlichen Autoren: Saibani (Sarakhsi), Nasafi (Zaila`i, al-Khayali), b. Faramurz (al-Khadimi, adt-dTarasusi), Mar.ginani (`Ubaidallah b. Mas'ud, Molla Ilyas), Zain al-`Abidin al-Midsri und al-Ma.gnisawi (Kommentar zu Abu dHanifas al-Fiqh al-akbar). Die Methodologie des Rechts nach safi'itischer Schule ist nur schwach vertreten (.Gazzi, Anbabi, Birmawi). Weitere Werke zur Methodologie der Gesetzeswissenschaft sind von Sa`rani, Ibn al-dHagib, `Abd al-`Aziz al-Bukhari und Salimi.

2.95 Das angewandte Recht der verschiedenen Schulen ist durch ca. 25 Titel dokumentiert. Darunter befindet sich eine größere Sammlung von Fatwa-Sammlungen, die zum Teil aus dem 19. Jh stammen (al-`Alami, b. al-Khiddr al-Wazzani, al-Anqirawi, as-Suwaisi, Zain al-`Abidin al-dHanafi, al-Qaisarani, adt-dTarabulusi). Einzelbereiche des Rechts sind vertreten durch dTadhdtawi, dHusaini (gottesdienstliche Pflichten), bDihni, Fattani, Khalili, Khanki u. a. Eine größere Anzahl von Werken behandelt das Eherecht (an-Naqsbandi, al-Madhallawi, Mudhammad Bakhit, b. Qaiyim al-Gauziya, Za`bali, al-Girgawi) und das Erbrecht ( z. B. al-dHikami al-Khaddrami, as-Sagawandi und die Adhkam as-sar`iya). 2.96 Den größten Anteil hat die Literatur der Si`a, die mit ca. 130 Titeln vertreten ist. Davon entfallen mehr als die Hälfte auf die Methodologie des schiitischen Fiqh und seine Anwendung. Verfasser von Udsul-Werken und Abhandlungen über das schiitische Recht sind u. a. Murtadda al-Andsari (Kommentar von A.ga Mudhammad al-Hamabdani, dHusain ar-Razi u. a.), as-Sabzawari, Mudhammmad Hasim b. Zain al-`Abidin, al-Gubba`i al-`Amili, Gamal ad-din al-Kirmani und al-Gilani ar-Rasti; weiterhin sind Kommentare zu dHasan al-`Amilis Ma`alim ad-din, al-Qummis Qawanin al-Udsul und al-Mudhaqqiq al-Awwal al-dHillis Sara'i` al-islam zu finden. Einige Titel behandeln einzelne Gebiete des Rechts, z. B. die Schriften von Kasif al-.Gidta', al-Kasani an-Niraqi über Kaufverträge und Rechtsgeschäfte. Der andere Teil gilt Fragen der Erfüllung religionsgesetzlicher Vorschriften (Mudhammad Kadzim an-Nagafi, al-Astiyani, Murtadda al-Andsari und Adhsa'i). Der überwiegende Teil dieser Literatur ist von Religionsgelehrten des 19. Jhs verfaßt. Erwähnenswert ist eine größere Anzahl von Werken über den 4. Kalifen `Ali, seien es Kommentare zum Nahg al-bala.ga (al-Mada'ini, al-Kasani) oder Biographien über `Ali und die `Aliden (Maglisi, b. al-Bidtriq, b. `Inaba, ad-Dailami, adt-dTabarsi, Mamaqani), ferner Rigal-Werke von al-Mudtahhar al-dHilli, Maglisi, al-Kassi, Astarabadi, at-Tafrisi und an-Nagasi. Die schiitische Theologie und Philosophie ist mit 10 Werken vertreten ( z. B. al-Qummi ads-dSaduq, as-Sirazi, al-Kadzimi, al-Kasi).

2.97 60 Titel sind den Bereichen islamische Theologie und Philosophie zuzuordnen, darunter 10 Schriften über Logik. Auch in diesem Fall handelt es sich meist um Kommentare und Glossen: Sanusi (al-Baguri), al-Bihari (b. Sukr Allah, Mudhammad Faiddabadi), Qudtb ad-din ar-Razi (al-Baguri, Dawwani) und al-Urmawi (Qudtb ad-din ar-Razi). Im 19. Jh schrieb über islamische Logik al-Khalifa al-Midsri.

2.98 Zur islamischen Dogmatik und Ethik sind ca. 30 Werke vorhanden. Zum größten Teil handelt es sich um die bekannten Autoren (.Gazzali, 5 Titel), As`ari, Madturidi, b. Qudama, b. Taimiya, al-Igi, aber auch weitgehend unbekannte Autoren wie dSafiy ad-din al-Bukhari, ads-dSaffuri, al-Qaisi, al-Kalwabdani und al-Kalanbawi. Mit dogmatischen Fragen befaßten sich vom 16. bis zum 18. Jh al-Birkawi, al-Karmi, Burhanpuri (as-Suwaidi), Mulla dHusain al-dHanafi, b. `Asir al-Andalusi und Mir.gani al-Madhgub. Im 19. Jh sind Werke solcher Art von Bannani, al-Alusi, dHumaidan al-dHanafi, Manufi, Ganbihi, Sa``ar und Kattani verfaßt worden. Letzterer schrieb einen Aufruf zum Gihad.

2.99 Zur islamischen Mystik liegen ca. 40 Titel vor. Der kleinere Teil ist biographische Literatur über Mystiker, darunter Einzeldarstellungen von as-Sabdili (b. `Aiyad, dZafir al-Madani, dSaiyadi), al-Guzuli (al- Fasi), al-Gilani (al-Qari' al-Harawi, al-Bakfaluni) und Sammlungen von al-Gamic und b. dHamdun (Biographien islamischer Mystiker aus Wazzan im 17. und 18. Jh). In der Mehrzahl handelt es sich um Werke zur sufischen Lehre, z. B. von Qusairi, Ma' al-`Ainain, Dadhlan, Rifa`i, al-Malibari, an-Naqsbandi oder as-Sa`rani, darunter auch 2 Titel über sufische Dogmatik. Erwähnenswert sind al-Bosnawis Sammlung von 300 Fragen sufischen Inhalts und Muhammad b. Zarruqs Schrift über das Verhältnis von Sufitum und Orthodoxie. Außerdem seien noch Naqsbandis mystische Erklärung des Korans, ads-dSiddiqis Sammlung von Gebeten des Khalwadtiya-Ordens und Schriften, die die Auseinandersetzungen um die Orden reflektieren (b. `Azzuz, Add Rif'at, as-Sadtdti) genannt.

2.100 Die Bereiche Philologie und Grammatik zählen ca. 65 Titel. Darunter befinden sich 6 Kommentare und Superkommentare zur Alfiya b. Maliks (b. `Aqil, as-Suga`i, al-Girgawi, dHamidi, Anbabi und dHuddari). Aus dem 18. Jh liegt ein Kommentar von Zain az-Zaya zur Kafiya vor. Autoren des 19. Jhs sind in diesen Gebieten Dasuqi, Cheikho, Nagmabadi und al-Kanturi. Daneben finden sich einige Werke aus dieser Zeit, die keinen Autornamen aufweisen (Kitab al-Qawa`id, Beirut 1900) oder eine Studie über den tunesischen Dialekt: Ad-Dalil, Algier 1901). Zu den vorhandenen Werken der bekannten mittelalterlichen Autoren (b. Hisam, dHariri, Gurgani, Sakkaki, bTa`alibi) finden sich zahlreiche Kommentare sowohl aus mittelalterlicher als auch aus späterer Zeit: Bannani, Mudtarrizi, al-Alusi, Dinquz b. `Ubada. Außerdem enthält die Sammlung ca. 10 Wörterbücher. Zum Teil handelt es sich um Auszüge aus großen Wörterbüchern (Razi: Mukhtar ads-dSidhadh) und Kommentare (as-Sidyaq) oder für die arabische Philologie typische Zusammenstellungen von sprachlichen Besonderheiten wie al-Agdabis Sammlung seltener Adjektive und Substantive und Yazigis Synonym-Wörterbuch. Zur Rhetorik und Epistolographie liegen u. a. Schriften von Hasimi, Minyawi und Badtluni (19. Jh) vor.

2.101 Die Poesie umfaßt ca. 60 Titel. Zum größeren Teil handelt es sich um Diwane einzelner Dichter, denen teilweise Kommentare angeschlossen sind (23), und Anthologien (17), zum geringeren Teil um Kommentare zu Dichtern und Gedichten (12). Eine eigene Gruppe bilden diejenigen poetischen Werke, in denen der Prophet gepriesen wird. Ihnen sind ebenfalls teilweise Kommentare beigegeben. Unter den Dichtern neuerer Zeit finden sich Butrus Karama, al-dHilli an-Nagafi, as-Sa`ati, Qabadu al-Akhras, dSaiyadi und `A'isa Taimur. Die Diwane der bekannten klassischen und nachklassischen Dichter brauchen nicht eigens erwähnt zu werden, hingegen zwei Dichter des 17. und 18. Jhs: b. Ma`tuq und `Aidarusi. Die Anthologien sind zumeist nach einem bestimmten Thema zusammengestellt: Über die Schenkfreudigkeit (Nawadir al-kiram), mehrere Werke über die Liebe (al-Akmah, as-Sarrag, Basir Ramaddan) sowie Dichtungen arabischer Frauen zusammengestellt von dTahir dTaifur. Die Lobgedichte auf den Propheten stammen von al-Lababidi, Subrawi, al-Bahlul, al-`Adtdtas u. a. Hinzu kommen 2 Kommentare: Ka`b b. Zuhair (Zawuli) und Hamadani (al-dHamawi).

2.102 Die Werke literarischer Prosa der klassischen Zeit bis ins späte Mittelalter schließen von b. al-Muqaffa` über b. al-`Arabi, Baihaqi und b. al-Muqri' bis zu Qalqasandi und Ibsihi alle bekannten Autoren ein. Erwähnt werden sollte in diesem Zusammenhang b. az-Zubair und al-Gaubari. Besonders gut vertreten sind Anthologien und Sammlungen von Sentenzen sowohl älterer Autoren (add-dDabbi, Bisdtami, Amasi) als auch von Literaten des 19. Jhs (b. .Giyabt, as-Sumadidhi, Fikri Basa, Sarnubi) sowie anonyme Sammelwerke (Kitab ar-Raudda, at-Tudhfa al-bahiya). Neben der literarischen Prosa ist eine interessante Sammlung volkstümlicher Literatur (ca. 20 Titel) vorhanden, zum großen Teil in Umgangssprache und entweder im 19. Jh entstanden oder als mündlich überliefertes Erzählgut niedergeschrieben. Neben anonym erschienenen Titeln sind die Verfasser al-Gundi, Amin az-Zaiyat, `Ali Efendi as-Safi`i, Mudhammad `Abd al-Fattadh zu nennen.

2.103 Eine kleinere Anzahl von Titeln (23) aus dem 19. Jh bezieht sich auf die politisch-kulturelle und wirtschaftliche Situation vor allem Ägyptens. Diese Schriften sind überwiegend von Journalisten (an-Nadim, dSalidh dHammad, Sidyaq) verfaßt, die auch selbst am politischen Geschehen beteiligt waren. Dazu zählen auch Mudsdtafa Kamil (3 Titel) und Add dHilmi. Nicht unerwähnt bleiben sollten hier mehrere Kongreßberichte (Madhmud, Kawakibi, Reden des ersten arabischen Kongresses zu Paris) wie auch die Sammlung muslimischer Predigten während des Fastenmonats 1902/03 in Tunis (Magmu` akhtam) und der Prozeßbericht im Fall des tunesischen Generals Mudhammad b. `Aiyad (dHasm al-aldad). Außerdem seien noch einige Erziehungsschriften (`Adtdtas, Isma`il und Fikri) und eine Schrift zur Verteidigung der Freimaurerei (Makaryus) genannt.

2.104 Vorhanden sind ferner zahlreiche Titel zur Geschichte Nordafrikas, Ägyptens und anderer Länder des Vorderen Orients. Bemerkenswert ist, daß es sich in großem Maß um Autoren des 19. Jhs handelt, die die Geschichte ihrer Zeit dargestellt haben (Mudhammad Farid, Iskandari, dSuqair, `Ammun). Über den Libanon schrieben Mudhammad `Izz ad-din, Aswad (2 Titel) und Masaqa. Die historische Literatur über Nordafrika besteht aus Darstellungen einzelner Dynastien ( z. B. adt-dTaiyib al-Qadiri, al-Ifrani) oder Herrscher (Sirag ad-din al-dHalabi, b. Ga`far), biographischen Sammelwerken (dHusain Khuga, Zaid ad-Dabba.g, Wargalani) oder allgemeinen Darstellungen (b. Abi Zar` al-Fasi). Verfasser von Weltgeschichten im 19. Jh sind Dadhlan, Iskandari, Madhmud Fahmi, Wadsif Bek, Mudtran. Regionalgeschichten schrieben b. Bisr an-Nagdi (Saudi-Arabien), Fauzi Basa (Sudan), Samhudi (Medina) oder Firiste (Geschichte der Muslime in Indien). Die biographische Literatur des Bestandes enthält mehrere Titel zur Geschichte der Scherifen (dSaiyadi, b. `Ali Gannun) und zu bekannten Persönlichkeiten einzelner Jahrhunderte (al-Qadiri al-dHasani, Khafagi). Neben der beträchtlichen Zahl an Werken der bekannten mittelalterlichen Historiker ( z. B. al-Balabduri, al-Katib al-Idsfahani, b. adt-dTiqdtaqa, b. al-Abtir, b. `Ibri bis Diyarbakri) sind u. a. 3 Fürstenspiegel zu nennen (an-Nadsibi, al-`Abdwadi und b. Aiyub b. Yadhya) sowie die kulturgeschichtlichen Werke neuerer Zeit von al-`Adtdtar, Rusdi al-Garkasi und die Polemik al-dHulwanis gegen Zaidans Geschichte der islamischen Zivilisation.

2.105 Die Konfrontation Islam-Christentum wird durch eine kleine Zahl polemischer Schriften dokumentiert. Streitschriften gegen das Christentum verfaßten Sahranpuri, b. al-Khuga und al-Maligi al-Kutubi. Eine antiislamische Zielsetzung hat Archibald Alexanders in arabischer Sprache veröffentlichte Apologie des christlichen Glaubens Dalil ads-dsawab ila dsidq al-kitab. Die Diskussion um die Stellung der Frau in der islamischen Gesellschaft im 19. Jh läßt sich an 6 Titeln nachvollziehen. Über ihre Emanzipation, Erziehung im Islam und Verschleierung schrieben Qannaugi, Wagdi, Fakhri, Qayati, Nadsif und Qasim Amin. Die medizinische Literatur zählt 10 Titel. Der größere Teil davon ist im 19. Jh entstanden. Handbücher der Medizin schrieben al-Kirmani, dSidqi und dSairafi. Einen Leitfaden für Eheleute und Jungesellen verfaßte al-Khuri. Mittelalterliche medizinische und pharmakologische Werke stammen von al-Magusi, Sa`rani und al-Andtaki. Zur Astronomie, Mathematik und Musiktheorie sind 10 Titel vorhanden.2.96 Den größten Anteil hat die Literatur der Si`a, die mit ca. 130 Titeln vertreten ist. Davon entfallen mehr als die Hälfte auf die Methodologie des schiitischen Fiqh und seine Anwendung. Verfasser von Udsul-Werken und Abhandlungen über das schiitische Recht sind u. a. Murtadda al-Andsari (Kommentar von A.ga Mudhammad al-Hamabdani, dHusain ar-Razi u. a.), as-Sabzawari, Mudhammmad Hasim b. Zain al-`Abidin, al-Gubba`i al-`Amili, Gamal ad-din al-Kirmani und al-Gilani ar-Rasti; weiterhin sind Kommentare zu dHasan al-`Amilis Ma`alim ad-din, al-Qummis Qawanin al-Udsul und al-Mudhaqqiq al-Awwal al-dHillis Sara'i` al-islam zu finden. Einige Titel behandeln einzelne Gebiete des Rechts, z. B. die Schriften von Kasif al-.Gidta', al-Kasani an-Niraqi über Kaufverträge und Rechtsgeschäfte. Der andere Teil gilt Fragen der Erfüllung religionsgesetzlicher Vorschriften (Mudhammad Kadzim an-Nagafi, al-Astiyani, Murtadda al-Andsari und Adhsa'i). Der überwiegende Teil dieser Literatur ist von Religionsgelehrten des 19. Jhs verfaßt. Erwähnenswert ist eine größere Anzahl von Werken über den 4. Kalifen `Ali, seien es Kommentare zum Nahg al-bala.ga (al-Mada'ini, al-Kasani) oder Biographien über `Ali und die `Aliden (Maglisi, b. al-Bidtriq, b. `Inaba, ad-Dailami, adt-dTabarsi, Mamaqani), ferner Rigal-Werke von al-Mudtahhar al-dHilli, Maglisi, al-Kassi, Astarabadi, at-Tafrisi und an-Nagasi. Die schiitische Theologie und Philosophie ist mit 10 Werken vertreten ( z. B. al-Qummi ads-dSaduq, as-Sirazi, al-Kadzimi, al-Kasi).

2.97 60 Titel sind den Bereichen islamische Theologie und Philosophie zuzuordnen, darunter 10 Schriften über Logik. Auch in diesem Fall handelt es sich meist um Kommentare und Glossen: Sanusi (al-Baguri), al-Bihari (b. Sukr Allah, Mudhammad Faiddabadi), Qudtb ad-din ar-Razi (al-Baguri, Dawwani) und al-Urmawi (Qudtb ad-din ar-Razi). Im 19. Jh schrieb über islamische Logik al-Khalifa al-Midsri.

2.98 Zur islamischen Dogmatik und Ethik sind ca. 30 Werke vorhanden. Zum größten Teil handelt es sich um die bekannten Autoren (.Gazzali, 5 Titel), As`ari, Madturidi, b. Qudama, b. Taimiya, al-Igi, aber auch weitgehend unbekannte Autoren wie dSafiy ad-din al-Bukhari, ads-dSaffuri, al-Qaisi, al-Kalwabdani und al-Kalanbawi. Mit dogmatischen Fragen befaßten sich vom 16. bis zum 18. Jh al-Birkawi, al-Karmi, Burhanpuri (as-Suwaidi), Mulla dHusain al-dHanafi, b. `Asir al-Andalusi und Mir.gani al-Madhgub. Im 19. Jh sind Werke solcher Art von Bannani, al-Alusi, dHumaidan al-dHanafi, Manufi, Ganbihi, Sa``ar und Kattani verfaßt worden. Letzterer schrieb einen Aufruf zum Gihad.

2.99 Zur islamischen Mystik liegen ca. 40 Titel vor. Der kleinere Teil ist biographische Literatur über Mystiker, darunter Einzeldarstellungen von as-Sabdili (b. `Aiyad, dZafir al-Madani, dSaiyadi), al-Guzuli (al- Fasi), al-Gilani (al-Qari' al-Harawi, al-Bakfaluni) und Sammlungen von al-Gamic und b. dHamdun (Biographien islamischer Mystiker aus Wazzan im 17. und 18. Jh). In der Mehrzahl handelt es sich um Werke zur sufischen Lehre, z. B. von Qusairi, Ma' al-`Ainain, Dadhlan, Rifa`i, al-Malibari, an-Naqsbandi oder as-Sa`rani, darunter auch 2 Titel über sufische Dogmatik. Erwähnenswert sind al-Bosnawis Sammlung von 300 Fragen sufischen Inhalts und Muhammad b. Zarruqs Schrift über das Verhältnis von Sufitum und Orthodoxie. Außerdem seien noch Naqsbandis mystische Erklärung des Korans, ads-dSiddiqis Sammlung von Gebeten des Khalwadtiya-Ordens und Schriften, die die Auseinandersetzungen um die Orden reflektieren (b. `Azzuz, Add Rif'at, as-Sadtdti) genannt.

2.100 Die Bereiche Philologie und Grammatik zählen ca. 65 Titel. Darunter befinden sich 6 Kommentare und Superkommentare zur Alfiya b. Maliks (b. `Aqil, as-Suga`i, al-Girgawi, dHamidi, Anbabi und dHuddari). Aus dem 18. Jh liegt ein Kommentar von Zain az-Zaya zur Kafiya vor. Autoren des 19. Jhs sind in diesen Gebieten Dasuqi, Cheikho, Nagmabadi und al-Kanturi. Daneben finden sich einige Werke aus dieser Zeit, die keinen Autornamen aufweisen (Kitab al-Qawa`id, Beirut 1900) oder eine Studie über den tunesischen Dialekt: Ad-Dalil, Algier 1901). Zu den vorhandenen Werken der bekannten mittelalterlichen Autoren (b. Hisam, dHariri, Gurgani, Sakkaki, bTa`alibi) finden sich zahlreiche Kommentare sowohl aus mittelalterlicher als auch aus späterer Zeit: Bannani, Mudtarrizi, al-Alusi, Dinquz b. `Ubada. Außerdem enthält die Sammlung ca. 10 Wörterbücher. Zum Teil handelt es sich um Auszüge aus großen Wörterbüchern (Razi: Mukhtar ads-dSidhadh) und Kommentare (as-Sidyaq) oder für die arabische Philologie typische Zusammenstellungen von sprachlichen Besonderheiten wie al-Agdabis Sammlung seltener Adjektive und Substantive und Yazigis Synonym-Wörterbuch. Zur Rhetorik und Epistolographie liegen u. a. Schriften von Hasimi, Minyawi und Badtluni (19. Jh) vor.

2.101 Die Poesie umfaßt ca. 60 Titel. Zum größeren Teil handelt es sich um Diwane einzelner Dichter, denen teilweise Kommentare angeschlossen sind (23), und Anthologien (17), zum geringeren Teil um Kommentare zu Dichtern und Gedichten (12). Eine eigene Gruppe bilden diejenigen poetischen Werke, in denen der Prophet gepriesen wird. Ihnen sind ebenfalls teilweise Kommentare beigegeben. Unter den Dichtern neuerer Zeit finden sich Butrus Karama, al-dHilli an-Nagafi, as-Sa`ati, Qabadu al-Akhras, dSaiyadi und `A'isa Taimur. Die Diwane der bekannten klassischen und nachklassischen Dichter brauchen nicht eigens erwähnt zu werden, hingegen zwei Dichter des 17. und 18. Jhs: b. Ma`tuq und `Aidarusi. Die Anthologien sind zumeist nach einem bestimmten Thema zusammengestellt: Über die Schenkfreudigkeit (Nawadir al-kiram), mehrere Werke über die Liebe (al-Akmah, as-Sarrag, Basir Ramaddan) sowie Dichtungen arabischer Frauen zusammengestellt von dTahir dTaifur. Die Lobgedichte auf den Propheten stammen von al-Lababidi, Subrawi, al-Bahlul, al-`Adtdtas u. a. Hinzu kommen 2 Kommentare: Ka`b b. Zuhair (Zawuli) und Hamadani (al-dHamawi).

2.102 Die Werke literarischer Prosa der klassischen Zeit bis ins späte Mittelalter schließen von b. al-Muqaffa` über b. al-`Arabi, Baihaqi und b. al-Muqri' bis zu Qalqasandi und Ibsihi alle bekannten Autoren ein. Erwähnt werden sollte in diesem Zusammenhang b. az-Zubair und al-Gaubari. Besonders gut vertreten sind Anthologien und Sammlungen von Sentenzen sowohl älterer Autoren (add-dDabbi, Bisdtami, Amasi) als auch von Literaten des 19. Jhs (b. .Giyabt, as-Sumadidhi, Fikri Basa, Sarnubi) sowie anonyme Sammelwerke (Kitab ar-Raudda, at-Tudhfa al-bahiya). Neben der literarischen Prosa ist eine interessante Sammlung volkstümlicher Literatur (ca. 20 Titel) vorhanden, zum großen Teil in Umgangssprache und entweder im 19. Jh entstanden oder als mündlich überliefertes Erzählgut niedergeschrieben. Neben anonym erschienenen Titeln sind die Verfasser al-Gundi, Amin az-Zaiyat, `Ali Efendi as-Safi`i, Mudhammad `Abd al-Fattadh zu nennen.

2.103 Eine kleinere Anzahl von Titeln (23) aus dem 19. Jh bezieht sich auf die politisch-kulturelle und wirtschaftliche Situation vor allem Ägyptens. Diese Schriften sind überwiegend von Journalisten (an-Nadim, dSalidh dHammad, Sidyaq) verfaßt, die auch selbst am politischen Geschehen beteiligt waren. Dazu zählen auch Mudsdtafa Kamil (3 Titel) und Add dHilmi. Nicht unerwähnt bleiben sollten hier mehrere Kongreßberichte (Madhmud, Kawakibi, Reden des ersten arabischen Kongresses zu Paris) wie auch die Sammlung muslimischer Predigten während des Fastenmonats 1902/03 in Tunis (Magmu` akhtam) und der Prozeßbericht im Fall des tunesischen Generals Mudhammad b. `Aiyad (dHasm al-aldad). Außerdem seien noch einige Erziehungsschriften (`Adtdtas, Isma`il und Fikri) und eine Schrift zur Verteidigung der Freimaurerei (Makaryus) genannt.

2.104 Vorhanden sind ferner zahlreiche Titel zur Geschichte Nordafrikas, Ägyptens und anderer Länder des Vorderen Orients. Bemerkenswert ist, daß es sich in großem Maß um Autoren des 19. Jhs handelt, die die Geschichte ihrer Zeit dargestellt haben (Mudhammad Farid, Iskandari, dSuqair, `Ammun). Über den Libanon schrieben Mudhammad `Izz ad-din, Aswad (2 Titel) und Masaqa. Die historische Literatur über Nordafrika besteht aus Darstellungen einzelner Dynastien ( z. B. adt-dTaiyib al-Qadiri, al-Ifrani) oder Herrscher (Sirag ad-din al-dHalabi, b. Ga`far), biographischen Sammelwerken (dHusain Khuga, Zaid ad-Dabba.g, Wargalani) oder allgemeinen Darstellungen (b. Abi Zar` al-Fasi). Verfasser von Weltgeschichten im 19. Jh sind Dadhlan, Iskandari, Madhmud Fahmi, Wadsif Bek, Mudtran. Regionalgeschichten schrieben b. Bisr an-Nagdi (Saudi-Arabien), Fauzi Basa (Sudan), Samhudi (Medina) oder Firiste (Geschichte der Muslime in Indien). Die biographische Literatur des Bestandes enthält mehrere Titel zur Geschichte der Scherifen (dSaiyadi, b. `Ali Gannun) und zu bekannten Persönlichkeiten einzelner Jahrhunderte (al-Qadiri al-dHasani, Khafagi). Neben der beträchtlichen Zahl an Werken der bekannten mittelalterlichen Historiker ( z. B. al-Balabduri, al-Katib al-Idsfahani, b. adt-dTiqdtaqa, b. al-Abtir, b. `Ibri bis Diyarbakri) sind u. a. 3 Fürstenspiegel zu nennen (an-Nadsibi, al-`Abdwadi und b. Aiyub b. Yadhya) sowie die kulturgeschichtlichen Werke neuerer Zeit von al-`Adtdtar, Rusdi al-Garkasi und die Polemik al-dHulwanis gegen Zaidans Geschichte der islamischen Zivilisation.

2.105 Die Konfrontation Islam-Christentum wird durch eine kleine Zahl polemischer Schriften dokumentiert. Streitschriften gegen das Christentum verfaßten Sahranpuri, b. al-Khuga und al-Maligi al-Kutubi. Eine antiislamische Zielsetzung hat Archibald Alexanders in arabischer Sprache veröffentlichte Apologie des christlichen Glaubens Dalil ads-dsawab ila dsidq al-kitab. Die Diskussion um die Stellung der Frau in der islamischen Gesellschaft im 19. Jh läßt sich an 6 Titeln nachvollziehen. Über ihre Emanzipation, Erziehung im Islam und Verschleierung schrieben Qannaugi, Wagdi, Fakhri, Qayati, Nadsif und Qasim Amin. Die medizinische Literatur zählt 10 Titel. Der größere Teil davon ist im 19. Jh entstanden. Handbücher der Medizin schrieben al-Kirmani, dSidqi und dSairafi. Einen Leitfaden für Eheleute und Jungesellen verfaßte al-Khuri. Mittelalterliche medizinische und pharmakologische Werke stammen von al-Magusi, Sa`rani und al-Andtaki. Zur Astronomie, Mathematik und Musiktheorie sind 10 Titel vorhanden.

2.106 An Übersetzungen aus der europäischen Literatur ins Arabische enthält die Sammlung lediglich Bunyans Pilgrim's Progress (Beirut 1844 und 1859), die Fabeln La Fontaines sowie Girards Traité d'anatomie vétérinaire (Bulaq 1833).

2.107 Einige Erfahrungsberichte arabischer Reisender sind zu erwähnen. Beschrieben werden die Reise Muhammad `Ali Basas, Bruder des Khidiwen, nach Nordamerika (1912), `Abd ar-Radhman Bek Samis Reise nach Beirut und Damaskus, Kibrits Reise von Medina nach Istanbul und b. adt-dTaiyib b. Kirans Pilgerfahrtbericht. Von Add Zaki Basa sind die Briefe aus Paris und sein Bericht über den Orientalistenkongress 1892/93 in London vorhanden.

2.108 Das Sondersammelgebiet weist außerdem 5 ägyptische Zeitschriften (darunter eine Zeitschrift für Lehrer al-Ustabd, 1892/93) und Lu.gat al-`Arab aus Bagdad (ab 1911) auf. Zum Abschluß sei noch ein bibliographisches Werk erwähnt: Kitab Iktifa' al-qanu` von van Dyck, ein Verzeichnis der im Orient und Okzident hergestellten Drucke (Kairo 1896).

Systematische Beschreibung des Bestandes in europäischen Sprachen

2.109 Neben dem arabischsprachigen und im Orient gedruckten Bestand wurden 526 weitere Titel in europäischen Sprachen angeschafft. Sie verteilen sich auf Französisch (266), Englisch (127), Deutsch (37) und mit jeweils wenigen Titeln auf zahlreiche andere Sprachen, wobei auf die Zeit vor 1800 15 Titel entfallen. Hinzu kommt eine nicht sehr große Zahl in Europa edierter arabischer Werke. Zur Hälfte handelt es sich um Schrifttum, das in der kolonialen Situation der orientalischen Länder entstanden ist. Der größere Teil bezieht sich auf Nordafrika unter französischer Kolonialherrschaft. Es finden sich sowohl Berichte über die französische Eroberung Algeriens, Marokkos und Tunesiens als auch Beschreibungen einzelner militärischer Kampagnen (Rousset, Nettement, Lamping, Mélia, Ault-Dusmenil, Schwarzenberg, Fancon, Millet, Pitris, Trumelet, Segonds, Colomb, Sédillot, Robin, Tillion) sowie Schriften über die französische Kolonialpolitik, die teilweise einen direkten Bezug zu tagespolitischen Ereignissen haben; ferner eine größere Anzahl von Dokumenten und Reden französischer Politiker (Fouveau, Flandin, Delpech, Rey, Augustin, Merrheim, Hugonnet). In diesem Zusammenhang sei auch La politique marocaine de l'Allemagne (Maurice) erwähnt. Beamte, Angehörige der Armee und französische Siedler verfaßten Erinnerungen (Hugonnet, Lélu, Espé). Eine größere Zahl solcher Schriften führen den Titel Lettres sur l'Algérie; darin resümieren die Autoren ihre dortigen Erfahrungen (Pein, Marmier). Zum Gebrauch der französischen Kolonialverwaltung entstanden Handbücher über das Rechtssystem (Larcher, Cambon, Saurin, Laune, Zeys), über Transport- und Verkehrsfragen (Dupouchel) und die Übersetzertätigkeit (Destrées, Mercier). Eine Veröffentlichung des Office du Maroc unterweist über die Möglichkeiten des materiellen Erfolgs in Marokko (ebenso Trouillet). In größerer Zahl liegen Studien vor zu ökonomischen, finanz- und landwirtschaftlichen Problemen. Solche Schriften finden sich auch im italienisch- und spanischsprachigen Teil dieses Bestandes ( z. B. Gomez-Carrillo, Vélez, Filippo). Überwiegend sind es jedoch französische Schriften, die sich mit Tierzucht (Saint-Hilaire), Oliven- und Obstanbau (Harlé, Zaouche, Dybowski) beschäftigen oder medizinische Studien (Raymond, Duchesne). Ein beträchtlicher Teil der Veröffentlichungen dieser Art wurde von wissenschaftlichen Gesellschaften herausgegeben. Hinzu kommen die geo- und ethnographischen bzw. soziologischen Studien ( z. B. Hanoteaux und Villot über das Brauchtum in Algerien), die ca. 50 Titel zählen. Unter diesen sind ebenfalls einige spanische und italienische Titel (Bermudez, Mei, Tello, Donoso-Cortés, Pervinquière, Castro) sowie französische von Duveyrier, Père Robin, Vaissière, Doutté, Vuillot, Saulcy, Largeau und Masqueray. Die Mehrzahl der spanischen Titel behandelt das Verhältnis Spanien-Marokko (Rittwagen, Martin, Maura u. a.). Zum Schrifttum in italienischer Sprache gehören einige Schriften, in denen der koloniale Anspruch auf Libyen propagiert wird (Piazza, Corradini, Tumiati). Zu Ägypten unter kolonialer Herrschaft liegen ca. 20 Titel vor. In diesen Schriften werden überwiegend die politischen Interessen der Kolonialmacht England erörtert (Chirol, Stone, Willmore, White, Low, Colvin). Einige Titel haben Syrien unter kolonialer Herrschaft zum Gegenstand (Roederer, Khairallah, Dane, Abkaryus). Mit der wirtschaftlichen Bedeutung Syriens für Deutschland und seinem Verhältnis zum Islam befassen sich Ruppin und Trietsch. Zaki Add schrieb über die Bedeutung der Luftfahrt bei den Muslimen (französisch, Kairo 1912).

2.110 Bei den historischen und kulturhistorischen Werken (ca. 30) handelt es sich zum einen um allgemeine Darstellungen des Islams (Eberhard, Gibbon, Mornand, Gilman, Wollaston) und zum andern um Arbeiten zur Geschichte einzelner Länder (Crichton, Bury, Marcel, Bourbon del Monte, Godard, Massignon, Piesse). Die ältesten Werke in diesem Bereich sind eine anonyme Geschichte der Araber und Addisons Geschichte des Königreichs Marokko (17. Jh) sowie Bettenhams Geschichte Algeriens (London 1728/29). Ein Schwerpunkt läßt sich bei der Geschichte des Islams in Spanien ( z. B. Marlès, Boronat, Scott u. a.) erkennen.

2.111 Die kunsthistorischen und archäologischen Werke belaufen sich ebenfalls auf ca. 30 Titel. Neben wenigen allgemeinen Darstellungen der islamischen Kunst (Lane-Poole, Fago, Gayet) sind es vor allem historische Topographien von Städten (Salmon, Rouquette, Donel, Normand) und archäologische Studien über einzelne Bauwerke (Saladin, Bell, Martin, Bodereau u. a.). Erwähnenswert ist eine Sammlung historischer und archäologischer Aufsätze über den Libanon, die in Wien 1827 bis 1831 erschienen ist (Berger).

2.112 Es finden sich ca. 50 in europäische Sprachen übersetzte arabische Werke. Zahlreiche dieser Übersetzungen sind zusammen mit dem arabischen Original gedruckt, wobei die lateinische, englische und französische Sprache überwiegt. Im Bereich Historiographie finden sich die Übersetzungen zweier Geschichten des Jemen von ad-Du`ami und add-dDaiba' as-Saibani sowie französische Übersetzungen nordafrikanischer Geschichtswerke von at-Tanasi und al-Ifrani ads-dSa.gir.

2.113 In etwa gleicher Zahl liegen literarische Werke in Editionen und Übersetzungen vor. Es handelt sich mehrmals um die Mu`allaqat (`Antara, Imra'alqais, dTarafa), Editionen der Diwane verschiedener Dichter (b. Quzman, Mu`tamid al-Isbili u. a.), aber auch um Anthologien arabischer Dichtung (Carlyle und Wahl). Selten ist die Edition mit französischer Übersetzung der Alfiya b. Maliks von de Sacy. Hinzu kommt noch eine kleine Anzahl von Teileditionen von 1001 Nacht (mit Übersetzungen) sowie Editionen und Übersetzungen der mittelalterlichen Epen Sirat `Andtar und Sirat Bani Hilal.

2.114 Über die Hälfte der ca. 60 sprachwissenschaftlichen Titel sind Sprachlehren zur Erlernung verschiedener arabischer Dialekte. Den größeren Teil machen Arbeiten französischer Autoren über die arabischen Dialekte der nordafrikanischen Länder aus, was auf die Bedürfnisse der französischen Kolonialmacht zurückzuführen ist (Bellemare, Soualah, Desparmet, Pharaon, Bresnier u. a.). Aus dem gleichen Grund entstanden auch die Studien über verschiedene Berberdialekte ( z. B. Hanoteaux, Mercier, Biarnay) oder eine von der Kolonialregierung in Auftrag gegebene Untersuchung über die Verbreitung der Berbersprache in Algerien (Doutté). Außerdem findet sich eine beachtliche Anzahl an Wörterbüchern der verschiedenen arabischen Dialekte (Stace, Gasselin). Ein kleiner Teil der Sprachlehren ist für den Selbstunterricht konzipiert (Spoer, Manassewitsch, da Aleppo).

2.115 Außerdem gehören zu diesem Bereich des Sondersammelgebietes 120 Reisebeschreibungen, die mit 4 Ausnahmen alle aus dem Zeitraum 1800 bis 1920 stammen. Aus dem 17. Jh liegen Savary de Breves' Reise ins Heilige Land und nach Ägypten (Paris 1628, rar) und Doubdans Voyage de la Terre-Sainte (Paris 1656) vor; aus dem 18. Jh Reiseberichte von Rooke und La Motte. Berichte über Reisen in die Maghrebländer (Marokko, Algerien, Tunesien) liegen jeweils 15 vor. Sie sind fast ausschließlich in französischer, englischer und deutscher Sprache verfaßt. Die kleine Zahl von Reisebüchern in italienischer Sprache beschreibt Libyen und die Cyrenaika. Bei ca. 50 Titeln handelt es sich um Beschreibungen von Reisen in die Länder des Nahen Ostens, vor allem Ägypten und Palästina, die meist eine subjektive Sicht und persönliche Erfahrungen wiedergeben. Daneben gibt es aber auch wissenschaftliche Berichte wie z. B. Hubers Journal d'un voyage en Arabie 1883-84, das von der asiatischen und geographischen Gesellschaft in Paris veröffentlicht wurde, und eine Veröffentlichung von Tristram (London 1865), der geographische Untersuchungen in Palästina durchführte. Reiseberichte besonderer Art sind die Erinnerungen Ohrwalders an seine zehnjährige Gefangenschaft (1882-1892) im Sudan und Forders Ventures among the Arabs; 13 years of missionary life (New York 1909).

Weitere orientalistische Fächer

2.116 Der folgenden Beschreibung weiterer orientalistischer Fächer liegt die Auszählung der Bandkataloge sowie der Neuerwerbungslisten " Orientalia" zugrunde. Diese Teilbestände werden in der Beschreibung nicht differenziert.

Hebraica

2.117 Der Bestand an Hebraica beläuft sich bis 1900 auf ca. 700 Titel, bis 1920 auf ca. 900 Titel, wovon eine Hälfte zu etwa gleichen Teilen auf das 16. bis 18. Jh, die andere Hälfte auf das 19. Jh entfällt. Bei den Titeln des 16. und 17. Jhs handelt es sich fast ausschließlich um Rara; im 18. Jh trifft dies immerhin noch auf die Hälfte der Titel zu. In diesen Jahrhunderten ist der Anteil der Schriften in anderen Sprachen als Latein gering. Ausnahmen bilden die im 16. Jh von Paul Fagius, Sebastian Münster und Elias Levita herausgegebenen hebräischen Titel, denen meist eine lateinische Übersetzung beigefügt ist. Außerdem liegen Werke von Tobia ben Elieser, Rabbi Jiscel und Joseph ha-Kohen mit den Druckorten Venedig und Konstanz vor; Ha-Kohens' Schrift außerdem in einer Ausgabe von 1707 mit lateinischer Übersetzung. Aus dem 17. und 18. Jh stammen Editionen der Werke des Maimonides, Joseph Karos, David Kimchis und Simeon ben Jochais Liber zohar (Knorr von Rosenroth, Sultzbach 1684). Einen großen Anteil am Bestand des 16. bis 18. Jhs haben Grammatiken und Wörterbücher - im 16. Jh etwa ein Drittel. (Johannes Reuchlin und Sebastian Münster erscheinen mehrfach als Verfasser.) In den beiden folgenden Jahrhunderten wächst ihr Anteil noch. Eines der wenigen deutschsprachigen Werke im 17. Jh ist eine Sprachlehre von Wilhelm Schickhardt (Leipzig 1630). Ihr Anteil vergrößert sich weiter im 18. Jh, wobei es sich fast ausschließlich um Erörterungen philologischer Probleme sowie um sprach- und literaturgeschichtliche Darstellungen handelt.

2.118 Übersetzungen ins Lateinische machen den größten Teil des Bestandes aus. Eine Ausnahme bildet das Hobat alebabot (Bahie o Daian) in portugiesischer Übersetzung (Amsterdam 1670). Am häufigsten wurden im 17. bis 18. Jh die Werke des Moses Maimonides übersetzt. Die Titel des 19. Jhs (ca. 300) sind überwiegend wissenschaftlich-akademischer Art. Zum einen handelt es sich um Editionen, denen Übersetzungen in verschiedenen europäischen Sprachen beigefügt sind, zum andern um Grammatiken, Sprachlehren und Untersuchungen zu philologischen Fragen (darunter einige Schulprogramme). Einzelne Gelehrte (Gesenius, Dereser, Steinschneider) sind mit auffallend vielen Titeln vertreten. Daneben finden sich im späten 19. Jh und Anfang des 20. Jhs eine Reihe sogenannter Volksschriften, in denen aus aktuellem Anlaß Betrachtungen über Schicksal und Geschichte des Jüdischen Volkes und aktuelle Fragen des Judentums angestellt werden.

Aramaica und Syriaca

2.119 Zu den Aramaica und Syriaca (einschließlich Mandäisch) zählen bis 1920 ca. 340 Titel, bis 1900 ca. 280. Davon entfallen auf das 16. bis 18. Jh 4, 21 und 20 Titel. Bei den Titeln des 16. und 17. Jhs (fast ausschließlich Rara) handelt es sich überwiegend um Grammatiken und Wörterbücher. Aus dem 16. Jh liegen Grammatiken von Widmannstadius und Boderius vor. Für das 17. Jh sind Dilherr, Gerhardus, Buxtorf, Gutbirius, Crinesius, Hottinger, Schaaf und Cellarius zu nennen. Den Bestand des 18. Jhs bestimmen ebenfalls Grammatiken und Wörterbücher, zu denen einige Editionen ( z. B. Bar-Hebraeus; Physiologus Syrus) kommen (zahlreiche Rara). Eine Ausgabe des Sacerdotale Ecclesiae Antiochenae Maronitarum auf Arabisch in syrischer Schrift (Rom 1752) ist erwähnenswert. Im Bestand des 19. Jhs bzw. bis 1920 überwiegen die sprachwissenschaftlichen Studien, wobei die Lexikologie am stärksten vertreten ist. Daneben finden sich zahlreiche Grammatiken, zu denen auch die seltene Mandäische Grammatik von Nöldeke zählt. Ferner sind in größerer Anzahl Editionen und Übersetzungen (Deutsch, Englisch, Französisch) vorhanden. Erwähnenswert ist ferner eine kleine Anzahl von Dialektstudien ( z. B. Maclean, Duval u. a.). Einige Bände dieses Bestandes stammen aus der Amerikanischen Missionspresse in Urmia.

Aethiopica

2.120 An Aethiopica wurden bis 1900 107 Titel, bis 1920 175 Titel gezählt. Mit wenigen Ausnahmen 6 Titel aus dem 17. Jh und 3 Titel aus dem 18. Jh sind sie im 19. Jh erschienen. Aus dem 17. und 18. Jh sind Grammatiken und Lexika u. a. von Ludolf, Hartmann und Wanslebius vorhanden. Der Bestand aus dem 19. Jh setzt sich aus zahlreichen Editionen ( z. B. Platt, Zotenberg, Arnold) und Übersetzungen sowie Wörterbüchern und philologischen Studien zusammen. Als Verfasser sind häufiger Dillmann, Isenberg und Prätorius vertreten. Darüber hinaus sind mehrere Titel vorhanden, die auf die christliche Missionstätigkeit in Äthiopien zurückgehen. Dazu zählen Übersetzungen biblischer Geschichten, Katechismen und eine Sprachlehre für den Gebrauch der Missionare (Massaja, Paris 1867). Die vorhandenen Grammatiken und Wörterbücher der Tigreñe-Sprache vom Anfang des 20. Jhs stammen fast ausschließlich von italienischen Autoren ( z. B. Camperio, Piano, de Vito, Bianchi, Cimino). Hinzu kommt kirchliches Schrifttum, das im Auftrag der Società Nazionale Suedese in Asmara gedruckt wurde. Armenica

2.121 Der Bestand an Armenica umfaßt bis 1900 172 Titel, bis 1920 264 Titel. Der Hauptanteil entfällt auf die Zeit nach 1800. Im 17. Jh sind 3 Titel erschienen: ein armenisches Meßbuch (Venedig 1686), ein armenisch-lateinisches Wörterbuch (Rivala, Paris 1633) und ein hagiographisches Werk, das 1641 in Neu-Dschulfa gedruckt wurde (Rarum). Die Drucke des 18. Jhs (7) sind historiographische, hagiographische und geistliche Werke, die aus der Druckerei der Mechitharisten auf der vor Venedig gelegenen Insel San Lazzaro stammen. Erwähnt sei der Thesaurus linguae armenicae von Joachim Schröder (Amsterdam 1711, rar). Auch die Titel des 19. Jhs sind zum größeren Teil aus der genannten Druckerei hervorgegangen, über deren Tätigkeit ein dort 1833 erschienener Katalog (Neue Edition 1869-1876) und der Katalog der Mechitharistenbibliothek ( o. O. 1914-1924) von Basile Sarahissian Aufschluß geben. Die vorhandenen Titel sind vor allem den Bereichen Theologie und Kirchengeschichte, Geschichte, Geographie und Sprachwissenschaft zuzuordnen. Die armenischen Originaltexte sind meist in Venedig erschienen, während Übersetzungen ( z. T. mit Editionen) in europäische Sprachen andere Druckorte haben. Kirchengeschichtliche Literatur liegt von Koriun, Eznik aus Kolb (3), Johannes Chrysostomus, Nerses von Lambron (2) u. a. vor, die fast alle zur Epoche der klassischen armenischen Literatur gehören (darunter auch einige Rara). Etwas umfangreicher fällt der Bestand an historischer Literatur aus. Aus der gleichen Epoche sind hier vor allem Faustus von Byzanz, Zenobius von Glak, Johannes der Mamikonier, Johann Katholicon, Moses Khorenatzi (3), Elisäus und Agathangelos (2) zu nennen. Neben Grammatiken und Wörterbüchern, die von Angehörigen der Mechitharisten-Kongregation zur Verbreitung der armenischen Sprache verfaßt wurden, gibt es eine größere Zahl von Schriften, die aus der akademischen Beschäftigung entstanden sind (Diez, Lauer, Hübscnn, Tchoubinof). Eine kleinere Anzahl von Schriften nimmt Bezug auf das Schicksal des armenischen Volkes im späten 19. Jh und zu Anfang des 20. Jhs (Gatteyrias, Behesnilian, Bernstein u. a.). Zum Bestand zählen außerdem 3 Zeitschriften.

Ägyptologie und Koptologie

2.122 In den Fächern Ägyptologie und Koptologie (mit Assyriologie und Keilschriftforschung) ergab die Zählung ca. 250 Titel bis 1900, bis 1920 ca. 300, die zum größten Teil zur Ägyptologie gehören. Bis 1800 wurden 23 Titel ermittelt, davon 17 aus dem 17. Jh. Die Hieroglyphica des Pierius sind in einer seltenen Ausgabe aus dem 16. Jh (Basel 1567) und einer weiteren Ausgabe aus dem 17. Jh (Leiden 1626) vorhanden. Im Bestand des 17. Jhs finden sich die Werke des deutschen Jesuiten Athanasius Kircher über die koptische Sprache und die Entzifferung der Hieroglyphen (3) sowie von Caldenbach, Casanova, Caussinus und Warburton (18. Jh). Hinzu kommen angedruckte Schriften von Pierius, Sandäus und Höschel. Aus dem 18. Jh sind ferner die koptische Literaturgeschichte von Didymon Taurinensis und die Grammatik des Koptischen von Tukius zu nennen. Einer Sammlung von Gebeten in Koptisch und Arabisch, die um 1750 gedruckt wurde, fehlt die Ortsangabe. Der ausschließlich wissenschaftlich-akademische Bestand des 19. Jhs enthält 3 Werke von Jean-François Champollion, darunter eine Ausgabe seiner Grammaire égyptienne (Paris 1846). Die wissenschaftliche Kontroverse, die zu Anfang des 19. Jhs um die Rosetta-Inschriften geführt wurde, ist durch mehrere Titel dokumentiert ( z. B. Akerblad, de Sacy, Klaproth). In größerer Zahl liegt Literatur zur Erforschung der Hieroglyphen vor ( z. B. Greppo, Lacour, Bordeaux u. a.). Daneben finden sich zahlreiche archäologische Studien. Einen Schwerpunkt bilden Kataloge ägyptischer Altertümer und weniger zahlreich Verzeichnisse koptischer Hss. Auf den Bereich Koptologie entfallen ferner einige Studien zur Literatur. Weitaus zahlreicher aber sind Grammatiken der spätägyptischen Volkssprache in mehreren europäischen Sprachen (Peyron, Busch, Macdonald, Stern u. a.) vorhanden. Mit jeweils mehreren Titeln sind Georg Ebers, Karl Abel, Eugène Révillout und August Eisenlohr vertreten. Die Literatur zur Assyriologie und Keilschriftforschung umfaßt ca. 50 Titel.

Iranica

2.123 Iranica sind bis 1900 mit 597 Titeln, bis 1920 mit 765 Titeln vertreten. 133 (bis 1920: 152) Titel gehören zur Altiranistik, während der größere Teil 464 (bis 1920: 613) Titel das islamische Persien betrifft. Der altiranistische Bestand enthält 6 Titel (4 Rara) aus dem 18. Jh. Diese sind fast ausschließlich Bearbeitungen der Avesta- und Zand-Texte des Zoroastrismus (J. L. Klenker, Anquetil du Perron). Diese Texte bestimmen auch als Editionen und Übersetzungen den Bestand des 19. Jhs (Geldner, Bartholomae, Haug). Außer einigen grammatischen und lexikographischen Studien ( z. B. Paul de Lagarde, Christian Bartholomae) findet sich eine größere Anzahl von Titeln zur Erforschung der achämenidischen Keilschrift, darunter Tychsen (Rostock 1798) und mehrere Werke von Grotefend und Benfey.

2.124 Der iranistische Bestand zum islamischen Persien teilt sich in Werke verschiedener europäischer Sprachen aus dem 17. bis 19. Jh und Werke in Persisch. Dabei handelt es sich um Editionen europäischer Gelehrter und um Schrifttum, das in Persien und Indien gedruckt worden ist. Über die letztgenannten Titel, die meist aus dem Zeitraum 1850 bis 1920 stammen, geben vor allem die Neuerwerbungslisten Aufschluß.

2.125 Den kleinen Bestand des 17. Jhs (13 Titel) dominieren die Werke Ulug Begs, Khulgis und Sa`dis, die zum Teil in verschiedenen Editionen und Übersetzungen vorliegen, darunter einige Rara, z. B. Olearius' deutsche Übersetzung von Sa`dis Gulistan (Schleswig 1660). Außerdem finden sich de Dieus Editionen von Francis Xaviers Historia Christi und Historia S. Petri sowie seine Rudimenta linguae persicae. Erwähnt seien außerdem die Pharmacopoea Persica und das Gazophylacium linguae Persarum von Angelus a S. Joseph. Im Bestand des 18. Jhs (13) überwiegen Editionen und Übersetzungen historischer Werke (Mirkhond, al-`Allami, Timur). Ferner seien das persisch-türkische Wörterbuch von Su`uri in einem Druck aus Konstantinopel (1742) und eine Grammatik der kurdischen Sprache (Garzoni, Rom 1787) genannt. Der Bestand des 19. Jhs setzt sich hauptsächlich aus Editionen und Übersetzungen zusammen. Schwerpunkte sind Firdausi (20), dHafidz, Sa`di und Gami. Einzelne Gelehrte sind mit mehreren Titeln vertreten (Hammer-Purgstall, Pfander). Es findet sich außerdem eine größere Zahl an Grammatiken sowie eine beachtliche Sammlung von Studien persischer Dialekte (Pashto, Kurdisch, Ossetisch etc.), auf die sich gegen Ende des 19. Jhs verstärkt das wissenschaftliche Interesse richtete. Hinzuweisen ist außerdem auf die Literatur über Afghanistan (Charles Low, Howard Heusman, William Hough, Simmond, Morris, Yate). Bei den im 19. Jh in Persien und Indien gedruckten Titeln handelt es sich zum großen Teil um Nachdrucke bekannter persischer Schriften. Eine größere Anzahl von Titeln, die um die Jahrhundertwende erschienen sind, behandeln die damals aktuellen religiösen Probleme des schiitischen Islams und Fragen des schiitischen Rechts (Mudhammad Kasani, Saikh Nagmabadi, Kallasi, Bihbihani, Astarabadi, Sarabiyani). Ferner sind einige Schriften gegen den Babismus erwähnenswert (Zargarani, Sirwani, Burugirdi). Dichter des Islams sind ebenfalls in größerer Zahl mit Diwanen und Anthologien (ca. 15) vertreten (Furu.gi, Faryabi, Fasa'i Farsi, dSaba, dHasan Dihlawi [in Urdu], Izadi, dZuhuri). Eine kleine Zahl von Titeln sind Übersetzungen arabischer und europäischer Werke ins Persische.

Turcica

2.126 Im Fach Turkologie wurden bis 1900 550 und bis 1920 850 Titel ermittelt. Sie sind zu etwa 75 Prozent in osmanisch-türkischer Sprache verfaßt und fast ausschließlich im Osmanischen Reich zwischen 1850 und 1920 erschienen. Sie gehören vorwiegend zu dem in den Neuerwerbungslisten verzeichneten Bestand. Aus dem 17. und 18. Jh liegen 5 und 14 Titel vor, hauptsächlich sprach- und literaturgeschichtliche Werke. Zum Bestand des 18. Jhs (Toderini, Viguier, Holdermann, de Carbognano u. a.) gehören 5 in Istanbul gedruckte Schriften, u. a. die historischen Werke von `Izzi Sulaiman, Na`ima, dHaggi Khalifa, Ibrahim Müteferrika.

2.127 Die umfangreiche Sammlung türkischer Drucke des 19. Jhs enthält unterschiedliche Textsorten. Die Literatur der türkischen Moderne ab 1850, mit den in dieser Zeit bevorzugten literarischen Gattungen, ist mit ca. 80 Titeln vertreten. Darunter befinden sich 25 Gedichtsammlungen. An Übersetzungen europäischer Literatur aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind ca. 40 Titel vorhanden (darunter ein Dutzend Übersetzungen der Werke Molières von Ahmed Wefiq Pacsa). Weiterhin erwähnenswert ist die beachtliche Sammlung von Zeitschriften literarischen und politisch-kulturellen Inhalts, die überwiegend aus dem späten 19. Jh und frühen 20. Jh stammen (ca. 20). Neben Geschichten der osmanischen Literatur (al-dHagg Ibrahim, al-dHagg Nuri, `Abd ül-dHalim Memdudh) finden sich zahlreiche Fachwörterbücher ( z. B. Verwaltung, Recht) für Arabisch, Persisch und verschiedene europäische Sprachen. Die historische Literatur umfaßt Geschichten des Osmanischen Reiches (Medhmed Tewfiq, Sanizada, Waisi, Add `Asim, `Ali Mudsdtafa `Ali, Nuri Pacsa, Peçevi, Solaq-Zada), aber auch Darstellungen einzelner Ereignisse (As`ad, Hüsni Pacsa). In einer größeren Zahl von Schriften wird auf politische Ereignisse und gesellschaftliche Veränderungen in der Endphase des Osmanischen Reiches eingegangen (Alt"inay, `Aqqad, Sülejman Hüsnü Pacsa, Göçen, Mehmed Sa`id Pacsa). Hierzu gehört auch ein größerer Bestand an Titeln in europäischen Sprachen, in denen das Verhältnis der einzelnen europäischen Großmächte zum Osmanischen Reich erörtert wird (Farrère, Gaulis, Pinon, Oscanyan). Zum Abschluß seien noch die Handschriftenkataloge von mehr als einem Dutzend Istanbuler Bibliotheken erwähnt, deren Erscheinungsjahr ausschließlich in das letzte Viertel des 19. Jhs fällt.

Otfried Weintritt

Indica

2.128 Die Auszählung der beiden Bereiche Alt-, Mittelindisch und Neuindisch ergab einschließlich der Neuerwerbungslisten einen Bestand von ca. 1900 Titeln bis 1900 (bis 1920: 2700). Sie sind fast ausschließlich im 19. Jh erschienen (18. Jh: 25 Titel). Als häufigste Sprache ist Englisch (768, bis 1920: 1204) vertreten; dann folgen indische Sprachen (387, 596) und Deutsch (317, 500). In Französisch und Latein sind 70 und 60 Titel verfaßt. Der Rest verteilt sich auf zahlreiche andere Sprachen.

2.129 Die 40jährige Amtszeit Rudolf von Roths als Leiter der Universitätsbibliothek Tübingen (1856-1895) brachte dem orientalistischen Bestand einen überproportionalen Zuwachs an indologischer Literatur, vor allem an Textausgaben mit indischen Druckorten. Die meisten dieser Ausgaben gelangten nur durch Roths persönliche Kontakte in die Bibliothek. Darüber hinaus konnte nach seinem Tod seine über 900 Bde umfassende Privatbibliothek erworben werden, in der sich etwa 450 orientalische, davon 250 indologische Titel befanden. Die weitreichenden Verbindungen Rudolf von Roths zu praktisch allen sich mit Indien befassenden Personen seiner Zeit, ob Missionar, Kolonialbeamter, Reisender oder Wissenschaftler, haben zu einer umfassenden Sammlung indienkundlicher und indologischer Literatur in europäischen Sprachen, vor allem in Englisch, geführt. Der Ankauf der Bibliothek seines Nachfolgers auf dem Lehrstuhl für Sanskrit, Richard Garbe, sowie geschickte Lückenergänzung in späteren Jahren haben den Bestand an alt- und mittelindischen Werken des 19. Jhs zu einem der besten Europas werden lassen.

2.130 Bis etwa 1850 überwiegen Textausgaben klassischer Werke und deren Übersetzungen, zu Beginn des Jahrhunderts noch häufig ins Lateinische. Zum Zwecke der Textedition waren in der zweiten Hälfte des 19. Jhs verschiedene Reihen gegründet worden, die größtenteils vollständig vorliegen (Ananda'srama Sanskrit Series, Bombay Sanskrit Series, Chowkhamba Sanskrit Series, Kasr Series of Texts and Studies). Neben Ausgaben der Upanidsads, des dRg-, Atharva- und Yajurveda sind früh schon Werke von Kalidasa, Bharavi und Har.sa ediert und übersetzt worden; zahlreich vorhanden sind ferner Episoden aus dem Mahabharata, allen voran die Geschichte von Nala und Damayanti sowie die Bhagavadgita. Von der altindischen wissenschaftlichen Literatur sind frühe Ausgaben der Manusmdrti, der Grammatik des Padnini, des Amarasidmha und des Hemacandra zu nennen.

2.131 Zu den neuindischen Sprachen liegen in großer Zahl Grammatiken und Wörterbücher vor, ferner Textausgaben kleiner Prosastücke. Diese stammen jedoch nur selten aus dem die jeweilige Sprache betreffenden Kulturkreis (Ausnahmen: Bengali, Urdu, Tamil), sondern sind entweder Übersetzungen und Adaptationen von Sanskrittexten ( z. B. Pañcatantra) oder Lehr- und Übungstexte mit christlich-missionarischem Inhalt. Der auffallend große Bestand an südindischen Sprachen rührt zum einen von der Sammlung von Schriften aus den Missionsdruckereien in Tellicherry und Bangalore her, zum anderen hängt er mit dem Wirken von Hermann Gundert (1814-1893) zusammen, der sich als Missionar in Kerala große Verdienste um die Malayalam-Sprache, um die schriftliche Fixierung der mündlich tradierten Literatur und Landeskunde erworben hat. Sein indienkundlicher Nachlaß (mit einigen seltenen Hss.) befindet sich in der Bibliothek.

Gabriele Zeller




Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.