FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Universitätsbibliothek Wien: Hauptbibliothek

Adresse. . Dr. Karl Lueger-Ring 1, 1010 Wien [Karte]
Telefon. . (0222) 401 03-23 72 (Direktion), 23 71 (Bibliotheksdirektor), 23 76 (Katalograum)
Telefax. . (0222) 408 84 85
Bibliothekssigel. .<UBW-002>

Unterhaltsträger. . Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
Funktionen. . Universitätsbibliothek für Lehre, Forschung und Studium; allgemein zugängliche Universalbibliothek.
Sammelgebiete. . 1. Allgemeine Sammelgebiete: Sämtliche Wissenschaftsgebiete. - 2. Besondere Sammelgebiete: Hochschulschriften, Lehrbücher.

Benutzungsmöglichkeiten. . Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand, s. u. 2.88, 2.89, 2.91, 2.92). - Öffnungszeiten:
Großer Lesesaal:
1. Oktober bis 30. Juni:
Montag bis Freitag 9-21.45 Uhr, Samstag 9-12.45 Uhr;
1. bis 15. Juli und 16. bis 30. September:
Montag bis Freitag 9-19.45 Uhr, Samstag 9-12.45 Uhr;
16. bis 31. Juli und 1. bis 15. September: Montag bis Freitag 9-16 Uhr.
- Katalogsäle:
16. September bis 15. Juli:
Montag bis Freitag 9-19.45 Uhr, Samstag 9-12.45 Uhr;
16. bis 31. Juli und 1. bis 15. September:
Montag bis Freitag 9-16 Uhr.
- Sonderleseraum:
16. September bis 15. Juli:
Montag, Mittwoch, Freitag 9-16 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9-19 Uhr, Samstag 9-12.45 Uhr;
16.-31. Juli und 1.-15. September:
Montag bis Freitag 8-16 Uhr, Samstag geschlossen.
- Kleine Lesesäle:
16. September bis 15. Juli:
Montag bis Freitag 9-19.45 Uhr, Samstag 9-12.45 Uhr.
- Zeitschriftensaal:
16. September bis 15. Juli:
Montag, Mittwoch, Freitag 9-16 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9-19 Uhr;
16.-31. Juli und 1.-15. September:
Montag bis Freitag 8-16 Uhr.
- Entlehnabteilung und Lehrbuchsammlung:
16. September bis 15. Juli:
Montag bis Freitag 9-13 Uhr, außerdem Dienstag und Donnerstag 16-19 Uhr;
16. bis 31. Juli und 1. bis 15. September:
Montag bis Freitag 9-13 Uhr.
- Fernleihe:
Montag bis Freitag 9-13 Uhr.
- Geschlossen ist die Bibliothek an Sonn- und Feiertagen, am 24. und 31. Dezember, Karfreitag, Karsamstag und im August. - Verkürzte Öffnungszeiten: zu Allerseelen, vom 27. bis 30. Dezember. Am Gründonnerstag, Osterdienstag und Pfingstdienstag sind der Große Lesesaal, die Katalogsäle, die Kleinen Lesesäle und der Sonderleseraum von 9-16 Uhr, die Entlehnabteilung, der Zeitschriftensaal und die Fernleihe von 9-13 Uhr geöffnet. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Readerprinter, Kopiergeräte, Kassetten-Recorder, Tonbandgeräte, Plattenspieler, CD-ROM-Station, Informationsstelle für EDV-Literaturrecherche.
Gedruckte Information. Die Universitätsbibliothek Wien. Geschichte, Organisation, Benützung. 7., verbesserte Aufl. Wien 1987
'Hinweise für anreisende Benutzer.' Straßenbahnlinien 1, 2, D, 37, 38, 40, 41, 42, 43, 44; Autobuslinien 1 A und 40 A; U 2; alle bis Haltestelle Schottentor, U 3 bis Haltestelle Herrengasse. - Votivparkgarage und Rathausparkgarage in unmittelbarer Nähe.

Inhalt

 Bestandsgeschichte ................................... [1.0]
 Von der Gründung bis zur Auflösung
 im Jahre 1756 ........................................ [1.1]
 Von der Neugründung der Universitätsbibliothek
 1774 bis zur Übersiedlung 1884 ....................... [1.19]
 Von der Übersiedlung der Universitäts-
 bibliothek 1884 bis zur Gegenwart .................... [1.25]
 Bestandsbeschreibung ................................. [2.1]
 Chronologische Übersicht und 
 Übersicht nach Sprachen .............................. [2.2]
 Systematische Übersicht .............................. [2.4]
 Allgemeines Schrifttum ............................... [2.5]
 Philosophie .......................................... [2.9] 
 Psychologie .......................................... [2.14]
 Theologie ............................................ [2.15]
 Kunst ................................................ [2.22]
 Sprach- und Literaturwissenschaft .................... [2.26]
 Archäologie .......................................... [2.36]
 Historische Hilfswissenschaften ...................... [2.37] 
 Geschichte ........................................... [2.38]
 Rechts-, Staats- und
 Wirtschaftswissenschaften ............................ [2.44]
 Pädagogik ............................................ [2.56]
 Mathematik ........................................... [2.58]
 Naturwissenschaften .................................. [2.59]
 Geographie ........................................... [2.69]
 Völkerkunde, Volkskunde .............................. [2.74]
 Medizin .............................................. [2.75]
 Hauswirtschaft, Land- und
 Forstwirtschaft, Jagd, Bergbau ....................... [2.85]
 Technik, Industrie,
 Handel, Verkehr ...................................... [2.86]
 Kriegs- und Militärwissenschaft ...................... [2.87]
 Sondersammlungen ..................................... [2.88]
 Inkunabelsammlung .................................... [2.93]
 Sonderaufstellungen der Schriften 
 diverser Körperschaften .............................. [2.96]
 Andere Sonderaufstellungen ........................... [2.105]
 UniWien2:
 Kataloge ............................................. [3.0]
 Moderne allgemeine Kataloge .......................... [3.1]
 Moderne Sonderkataloge ............................... [3.2]
 Historische allgemeine Kataloge ...................... [3.3]
 Historische Sonderkataloge ........................... [3.4]
 Quellen und Darstellungen zur
 Geschichte der Bibliothek ............................ [4.0]
 Archivalien .......................................... [4.1]
 Darstellungen ........................................ [4.2]
 Veröffentlichungen zu den Beständen .................. [5.0]

1. BESTANDSGESCHICHTE

Von der Gründung bis zur Auflösung im Jahre 1756

1.1 Im Stiftbrief der Universität Wien vom 12. März 1365 verfügte Rudolf IV., Herzog von Österreich, daß der Rektor die nachgelassenen Bücher von verstorbenen Mitgliedern der Hohen Schule - wenn sich kein Erbe findet - der egenannten Universitet und hoher Schule in ir germaine puchkammer oder Libreye (in der lateinischen Fassung publica libraria) geben soll. Diese mittelalterliche Bibliothek hatte, wie in allen Universitäten jener Zeit, ausschließlich die Funktion einer Schulbibliothek, für deren Erhaltung, Vermehrung, Verwaltung und Benützung die Universität und ihre Mitglieder sorgten. Ihr relativ geringer Bestand an Hss. stellte einen Schatz dar, der ausschließlich dem engsten Kreis der Professoren und Magister unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen zur Verfügung stand.

1.2 Die Gliederung der Universität in eine Reihe von selbständigen Körperschaften hemmte lange Zeit die Entstehung einer zentralen Gesamtbibliothek. Es entwickelten sich zunächst Fakultäts-, Kollegien- und Bursenbibliotheken, unter denen schließlich die bedeutendste, die Bibliothek der Artistenfakultät, in den Rang einer Hauptbibliothek aufstieg. Es entspricht daher den Gegebenheiten, wenn im erneuerten Stiftbrief Herzog Albrechts III. vom Jahre 1384 bei der Bestimmung über den erblosen Büchernachlaß der verstorbenen Professoren nur noch von einer libraria seu facultatis die Rede ist. Daß es im Sinne des Stiftbriefes in den beiden Jahrzehnten nach der Universitätsgründung eine kleine Büchersammlung bei der Artistenfakultät, der damals voll ausgebauten Studienrichtung, gegeben hat, beweist das Promemoria des Professors Heinrich Heimbuche von Langenstein in Hessen vom Jahre 1384 an den Landesfürsten, in welchem er verschiedene Mißstände anprangerte.

1.3 Herzog Albrecht III. errichtete für die bereits nach 18 Jahren unter arger Raumnot leidende Universität im Jahre 1384 das Collegium Albertinum oder ducale, in welchem ein Raum für die Bibliothek bestimmt war. Die Büchersammlung bestand aus Lehr- und Handbüchern für den Unterricht, vorwiegend aus den Gebieten der freien Künste und Theologie. Gelegentlich hielten auch Juristen und Lehrer der Arzneikunde Vorlesungen und hinterließen ihre Bücher. So war diese Bibliothek von universeller Art, wenngleich der Schwerpunkt bei den Geisteswissenschaften lag. Daneben bewahrten aber auch die Artisten (Philosophen) ihre Bibliothek, die zweifellos älter war, im Collegium ducale auf. Leider blieben weder aus der Frühzeit noch aus den folgenden Jahrhunderten Kataloge dieser Büchersammlungen im Herzogskolleg erhalten.

1.4 Bald nach der Reorganisation der Hohen Schule durch Herzog Albrecht III. und der Erbauung des Herzogskollegs machte das Anwachsen der Hörerzahl die Errichtung zahlreicher Bursen und Koderien, die rings um das Universitätsgebäude zerstreut lagen, notwendig. In den größeren von ihnen waren - zumeist durch Schenkungen - ebenfalls kleinere Büchersammlungen tstanden, die von beiden Bibliotheken im Kollegium unabhängig blieben und auch von den Studenten benützt werden konnten.

1.5 Für die beiden ersten Jahrhunderte des Bestehens der Universität geben die vorhandenen Quellen hinsichtlich des Verhältnisses der einzelnen Bibliotheken zueinander ein verworrenes Bild wieder. Historisch gesichert ist, daß die Artistenfakultät vom 15. Jh an die studienmäßige Grundlage für den Besuch aller anderen Fakultäten bot und daß beide Bibliotheken im Herzogskolleg zwar räumlich getrennt, aber vermutlich zu den gleichen Bedingungen benützbar waren. Die Geschichte beider Bibliotheken ist nicht streng voneinander zu trennen, da die Akten der Artistenfakultät auch die Bücherschenkungen für die Bibliothek des Herzogskollegs verzeichnen. Aus den Akten geht u. a. hervor, daß man der Artistenbibliothek im Jahre 1415 einen eigenen kleinen Raum unter der Stiege des Hauses zuwies. Jährlich wurde von den Magistern und Professoren der Artistenfakultät ein Magister zum Bibliothekar gewählt, der neben der Führung eines Bestandsverzeichnisses auch benötigte Bücher aus anderen Bibliotheken, vor allem aus Prag, zu besorgen hatte. Über die Verwaltung der Bibliothek im Herzogskolleg ist nichts Näheres bekannt, sie wurde wahrscheinlich ebenfalls vom Bibliothekar der Artistenfakultät mitbetreut.

1.6 Vom Ende des 14. Jhs an sind die Bücherspender aus dem Kreise der Magister namentlich nachweisbar. So bestimmte der schon genannte Heinrich von Langenstein, ein Mitbegründer der Universität, bereits 1391, daß ein Teil seiner Bücher, darunter die Vorlesungen über den Anfang der Genesis und über die Prologe der Bibel, der Universität zufallen sollte. 1399 vermachte der Passauer Offizial Leonhard Schauer 4 Bücher des Nicolaus von Lyra über das Alte und das Neue Testament der Bibliothek im Herzogskollegium. Der im Jahre 1411 aus dem Nachlaß des Freisinger Bischofs Berthold von Wehing der Universität geschenkte Kodex mit Augustinus' De civitate Dei wurde, weil er für die Bibliothek als Ganze bestimmt war, ebenfalls im Collegium ducale hinterlegt. Bedeutender war die Schenkung des Theologen und Philosophen Andreas von Weitra, der Mitte des 15. Jhs der Bibliothek des Herzogskollegiums 17 Hss. übergab. Es ist anzunehmen, daß er auch andere Bursenbibliotheken mit Büchern bedachte, da von den im Jahre 1756 der Hofbibliothek übertragenen Hss. 24 aus dem Besitz dieses Gelehrten stammten. Eine Schenkung an die Rosenburse ist durch die Eintragung in einem Buch bezeugt. 1430 ließ Magister Konrad Duvel von Hildesheim dem Collegium ducale 2 Bücher zukommen. 1.3

1.7 Die Hss. der Alten Universitätsbibliothek, die sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek befinden, sind z. T. mit den Namen ihrer Vorbesitzer versehen. Unter den Donatoren aus dem Kreis der Professoren sind Nikolaus von Dinkelsbühl (ca. 1360-1433) mit 15 Werken, Petrus Czech von Pulkau mit 6, Jodok Weiler von Heilbronn mit 15 und Johannes von Gmunden mit 4 Büchern. Allerdings ist vielfach nicht mehr eruierbar, welcher Bibliothek die Schenkungen zugedacht waren. Darüber hinaus wurden die für den Unterricht benötigten Bücher gezielt angekauft, zunächst von den einzelnen Professoren selbst, ab 1425 auf Grund von Fakultätsbeschlüssen.

1.8 Wie das Herzogskollegium und die Artistenfakultät, bauten auch die anderen drei Fakultäten eigene Bibliotheken auf. Die Theologische Fakultät, welcher viele Fachbücher in der Bibliothek des Herzogskollegiums zur Verfügung standen, besaß eine eigene Bücherei, ebenso die Schule von St. Nikolaus, welche den Zisterzienserstudenten vorbehalten war. Die Bücher der Juristen waren in der Kapelle ihres Hauses, der Scola juristiarum, untergebracht. Die Mediziner hatten zwar im Collegium ducale einen Hörsaal, ihre Bibliothek aber bewahrten sie in einem eigenen Haus auf, das ihnen der Wiener Arzt Nikolaus von Hebersdorf (1419) nebst seinen Büchern 1419 vermacht hatte. In diese Bibliothek fanden auch Buchgeschenke anderer Mediziner Eingang: 1460 9 Hss. von Johann Hammelberg und 2 von Konrad Praun von Mühldorf, 1473 eine Hs. von Johann Spardorfer. 1461 fielen die Bücher des Kaspar Frue von Tettnang (Württemberg) der Fakultät zu. 1462 schenkte ihr Martin Guldlein (1474) 11 Hss., 1474 schließlich seine von ihm verfaßten Bücher. Ihr erstes gedrucktes Buch, Agregator practicus de simplicius (Passau 1487), erwarb die medizinische Fakultätsbibliothek 1491.

1.9 Bedingt durch das Anwachsen der Studentenzahl (um 1500 gab es 4000 Hörer) und der Buchbestände ließ die Universität in den Jahren 1423 bis 1425 einen Neubau errichten, in welchem die Artistenfakultät eine Hälfte, die drei übrigen Fakultäten die andere Hälfte der Räumlichkeiten zugewiesen erhielten. Bereits zwanzig Jahre später war ein Zubau notwendig, der zwar für die Artisten bestimmt war, aber auch den Medizinern für ihre Bibliothek Raum bot. Aufgrund der umfangreichen Bücherschenkung des Humanisten, Mathematikers und Astronomen Johannes von Gmunden (ca. 1385-1442) erließ die Artistenfakultät im Jahre 1443 eine strenge Instruktion für den jährlich zu wählenden Bibliothekar. Dieser war verpflichtet, die Bibliothek unter sorgfältiger Verwahrung zu halten und dafür zu sorgen, daß beim Ausleihen der Bücher keine Verluste entstünden. Seine weiteren Aufgaben bestanden im Korrigieren, Registrieren und Tabulieren der erworbenen Bücher. Auf den Buchankauf hatte er, so scheint es, keinen Einfluß; dieser oblag der Fakultät. Bei der Erwerbung ließ man größte Vorsicht walten, besonders seitdem ein Buch teuer erworben, aber nicht benützt worden war. Die Artistenfakultät schaffte nicht nur Artesliteratur an, sondern auch Werke unter ausdrücklicher Bedachtnahme auf schöne Schrift, wie die Beifügungen in optima litera oder in bona litera beweisen. Dies betraf vor allem Bücher der Theologie (z. B. Glossaria ordinaria super epistolas Pauli, 1452), Schriften zum kanonischen Recht und Abhandlungen von Johannes Gerson. Die Preise dafür waren manchmal recht hoch; so wurde beispielsweise 1459 eine Bibel um 25 ungarische Gulden angekauft. 1474 erwarb die Artistenbibliothek ihr erstes gedrucktes Buch, ein Decretale, zum Preis von 34 rheinischen Gulden.

1.10 In das letzte Drittel des 15. Jhs fallen die Bestrebungen nach einer universell ausgerichteten Büchersammlung. Während die Artistenbibliothek damals bereits eindeutig die Funktion einer Universitätsbibliothek ausübte - dies beweist neben der Zusammensetzung ihres Buchbestandes vor allem eine geordnete Bücherverwaltung -, wissen wir über die Bibliothek im Collegium ducale nichts Näheres, doch dürfte auch dort eine ähnliche Entwicklung stattgefunden haben. Wie die Fakultätsakten der Artisten vermerken, war auch für das Herzogskollegium ein Erweiterungsbau dringend notwendig geworden. Infolge des Bruderkrieges zwischen Friedrich III. und Herzog Albrecht VI. stand jedoch kein Geld dafür zur Verfügung. Deshalb beschloß die reich und mächtig gewordene Artistenfakultät auf Antrag zweier Theologen, der Magister Thomas Ebendorfer von Haselbach (1388-1464) und Johann Größl von Titmonig ( 1467) - beide Gelehrte vermachten der Universität auch viele Bücher -, dem Collegium ducale eine große Summe Geldes für den Zubau vorzuschießen. Die Artistenfakultät verlangte dafür das Benützungsrecht und die Schlüssel für ihre graduierten Mitglieder. 1492 konnte die Artistenfakultät durch den zweckmäßigen Umbau eines angekauften Hauses ein großräumiges Bibliotheksgebäude einrichten, das unter dem Namen Liberey auf den Landkarten Wiens des 16. Jhs eingezeichnet ist. Das Bibliotheksgebäude bestand bis zu den großen Umbauten der Jesuiten im 17. Jh. Das weitere Schicksal der Bibliothek im Collegium ducale liegt im dunkeln, doch zählte sie der kaiserliche Hofbibliothekar Hugo Blotius noch hundert Jahre später neben der akademischen (artistischen) und der Büchersammlung des Wiener Bischofs Fabri zu den bedeutendsten Bibliotheken der Universität.

1.11 In den ersten Jahrzehnten des 16. Jhs erlebte die Artistenbibliothek, nunmehr de facto Universitätsbibliothek, ihre Blütezeit. Die Buchdruckerkunst begann mit Johann Winterburger 1492 in Wien Fuß zu fassen. Berühmte Humanisten, wie Johannes Cuspinianus (1473-1529) und Conrad Celtes (1459-1508), ließen ihre Werke bei Winterburger drucken und vermehrten mit ihren Büchern den Bestand der Artistenbibliothek, die sie mit den schmückenden Beiwörtern insignis oder instructissima auszeichneten. Conrad Celtes widmete ihr acht Disticha musarum in bibliotheca. Kurz vor seinem Tode (1508) vermachte er der Libraria seu facultatis den Großteil seiner Bücher und Hss. Ihre Hochblüte verdankte die Artistenbibliothek nicht zuletzt dem Gelehrten und Bibliothekar Thomas Resch (1520) aus Krems, unter dessen Leitung eine Reorganisation der Verwaltung und Benützung sowie eine Bereicherung der Bestände erfolgten.

1.12 Glaubenskämpfe, Pestepidemien, seit 1526 die latente Türkengefahr, die Verweltlichung der Theologen und das Versiegen der Büchergeschenke führten nach dem Tode Maximilians I. (1519) zum raschen Abstieg der Universitätsbibliothek. Veruntreuungen und Zuchtlosigkeit der Studenten taten ein übriges. Wertvolle Büchersammlungen, wie die der berühmten Humanisten Johannes Cuspinian und Alexander Brassican, wurden von ihren Erben nicht der Universitätsbibliothek angeboten, sondern an Bischof Johannes Fabri (1478-1541) verkauft. Dieser vermachte 1540 seine Bibliothek dem von ihm gestifteten Collegium Trilingue zum hl. Nikolaus, Nicolaiburse genannt.

1.13 Bald nach Bischof Fabris Tod im Jahre 1541 verfiel diese aus insgesamt 2114 Bdn (mit den Adligaten rund 5000 Einheiten) bestehende Bibliothek und wurde z. T. zerstreut. Ein Großteil seiner wertvollen Bücher konnte zwar in das Bibliothekshaus (Collegium ducale) gebracht werden, sie wurden aber nicht der Artistenbibliothek einverleibt. Fabris Büchersammlung umfaßte beinahe alle damaligen Wissenschaftsbereiche, mit rund 40 Prozent der Werke gehörte jedoch der überwiegende Teil der Theologie an. Auch Schriften der Humanisten waren relativ stark vertreten. Die Bibliothek thielt bei weitem mehr Drucke als Hss. Dies mag vor allem darin begründet sein, daß Fabri stets mit den neuesten Druckschriften beliefert wurde, die er alle aus eigenen Mitteln bezahlte, wie er auf seinem Donatorenexlibris bezeugt. Theologisch überholte und in dieser Zeit der religiösen Auseinandersetzung mit Luther und dessen Lehre nicht mehr aktuelle Traktate, Dekretalien und die herkömmliche Predigtliteratur fehlen im Verzeichnis seiner Bücher weitestgehend. Dafür enthält es die damals neuesten exegetischen und apologetischen Schriften sowie die gesamte bekannte reformatorische und gegenreformatorische Literatur. In der Folgezeit mußte die Universität Wien einen langwierigen Prozeß mit den Rechtsnachfolgern der Nicolaiburse führen, bis sie 1718 zur Eigentümerin der Fabri-Bibliothek erklärt wurde. Die lange Zeit der unklaren Rechtsverhältnisse und die schlechte Unterbringung der Sammlung hatten zahlreiche Bücherverluste zur Folge.

1.14 Mitte des 16. Jhs reformierte Kaiser Ferdi- nand I. die Wiener Universität. Er nahm in seinem Erneuerungsgesetz (1533) ausdrücklich Bezug auf die Universitätsbibliothek und befahl den Ankauf neuer Bücher. Trotz aller Reformbestrebungen war der Verfall der Universitätsbibliothek nicht aufzuhalten. 1551 berief der Kaiser die Jesuiten nach Wien und übertrug ihnen zwei theologische Lehrkanzeln. Im Feierlichen Vertrag, der Sanctio pragmatica des Jahres 1623, übernahmen die Jesuiten zu den theologischen Lehrkanzeln nunmehr die gesamte Artistenfakultät und die Libereye. Alle Bibliotheken, auch die der Mediziner und Juristen, wurden unter ihre Oberaufsicht gestellt. Es gelang ihnen aber nicht, diese mit ihrer eigenen Büchersammlung zu vereinen.

1.15 Trotz großzügiger Umbauten und der Zusammenführung der Artistenbibliothek mit der Bibliothek des alten Collegium ducale in das Gebäude des Akademischen Kollegiums sank die Universitätsbibliothek in den folgenden hundert Jahren zur Bedeutungslosigkeit herab. Die Jesuiten förderten ihre eigene große Bibliothek und vernachlässigten die Universitätsbibliothek, für deren Instandhaltung und Vermehrung es keine Dotationen gab. Der Entschluß Maria Theresias von 1753, einen Neubau für die Universität errichten zu lassen, besiegelte den Untergang der Universitätsbibliothek.

1.16 Am 8. Januar 1756 beschloß das Universitätskonsistorium, den gesamten Buchbestand der Akademischen Bibliothek der Kaiserin zur freien Verfügung zu überlassen. Der Leibarzt der Kaiserin und Präfekt der Kaiserlichen Hofbibliothek, Gottfried van Swieten, wurde beauftragt, die Restbestände der alten Universitätsbibliothek, zu der nun auch die Fabrische Bücherstiftung zählte, in die Hofbibliothek zu überführen. Einer erhaltenen Aufstellung zufolge kamen 1037 Hss., 364 Inkunabeln und Frühdrucke bis 1550 sowie 1386 andere Druckschriften - insgesamt 2787 Bde, die zahlreichen Adligate nicht mitgerechnet - in die heutige Österreichische Nationalbibliothek. Die Bücher waren dort als Bibliotheca Universitatis eine Zeitlang gesondert aufgestellt, wurden jedoch - sofern man sie nicht als Dubletten ausschied - nach und nach in den Gesamtbestand integriert.

1.17 Wie groß die Zahl der übergebenen Drucke tatsächlich war, läßt sich nicht mehr feststellen. Es existieren lediglich Verzeichnisse (in Listen- und Zettelform) über die an die Hofbibliothek gekommenen Hss. Neben zahlreichen theologischen Hss. aus dem 10. bis 16. Jh - der Großteil stammte aus dem 15. Jh - wurden auch mehrere Corvinen (Bücher aus dem Besitz des ungarischen Königs Matthias Corvinus, 1458-1490) in die Hofbibliothek überstellt, ferner die Schriften des Aeneas Silvius Piccolomini (des späteren Papstes Pius II.) zur Geschichte Kaiser Friedrichs III., die griechischen und lateinischen Kodizes des Humanisten Alexander Brassican aus der Sammlung Fabri, die Schriften des Historikers und Diplomaten Thomas Ebendorfer aus dem 15. Jh, die Dichtungen des sogenannten Seifried Helbling aus dem 14. Jh sowie viele medizinische Schriften und Traktate aus dem 13. bis 15. Jh. Von den hauptsächlich theologischen Büchern aus dem Besitz Thomas Ebendorfers befinden sich 39 Bde (100 literarische Einheiten) aus den Beständen der ehemaligen Universitätsbibliothek in der Österreichischen Nationalbibliothek, von denen 13 Bde Ebendorfers eigene Schriften (ganz oder teilweise) enthalten. Aus der ursprünglich laut Katalog 2114 Bde umfassenden Büchersammlung des Bischofs Fabri wurden 1756 rund 300 Handschriftenbände übergeben.

1.18 Die Auflösung der Universitätsbibliothek Mitte des 18. Jhs empfand man damals kaum als einen Verlust, da es neben der trefflich ausgestatteten Bibliothek des Jesuitenkollegiums an der Alma Mater Rudolfina noch zwei andere wissenschaftliche Bibliotheken in der Nähe der Universität (Dominikanerkloster am Universitätsplatz) gab, die von Professoren und Studenten eifrig besucht wurden. Es waren dies ehemalige Privatbibliotheken, die zum öffentlichen Gebrauch bestimmt worden waren: die Bibliothek des Grafen Joachim von und zu Windhag (1600-1678) und jene des kaiserlichen Feldherrn Johann Martin Gschwind Freiherr von Pöckstein (1645-1721). Die Bibliotheca Windhagiana setzte sich aus einer Bibliotheca antiqua mit Schriften bis 1550, einer Bibliotheca nova mit Werken des Zeitraums 1550 bis 1650 und einer Bibliotheca moderna zusammen. Sie umfaßte im Jahr der Übernahme (1774, Neugründung der Universitätsbibliothek) insgesamt ca. 30.000 bis 40.000 Bde. Die Bibliothek Johann Martin Gschwinds bestand aus rund 15.000 Bdn.

Von der Neugründung der Universitätsbibliothek 1774 bis zur Übersiedlung 1884

1.19 Die Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 bot die günstige Gelegenheit, im Rahmen der allgemeinen Theresianischen Schulreform und des erstarkenden staatlichen Zentralismus das Bibliothekswesen des Kaiserstaates generell zu regeln. Im Zuge dieser Reformen gründete bzw. reorganisierte Maria Theresia in jedem ihrer Kronländer eine Bibliothek, insgesamt 12 Universitäts- oder Studienbibliotheken, die zugleich den Status von öffentlich zugänglichen Büchersammlungen erhielten.

1.20 Mit kaiserlichem Handschreiben vom 28. März 1774 verfügte Maria Theresia die Vereinigung der drei vormaligen Jesuitenbibliotheken mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen Beständen zum öffentlichen und universitätsinternen Gebrauch. Diese ca. 45.000 Bde bildeten den Grundstock der neuen Universitätsbibliothek, der sich aus ca. 15.000 theologischen Werken und rund 12.000 der philosophischen Fächer, darunter 4300 Bde zur Geschichte, zusammensetzte. Zahlreiche Dubletten aus der Hofbibliothek und umfangreiche Bücherkäufe auf Auktionen füllten die Lücken auf den Gebieten der Medizin, Jurisprudenz und der Naturwissenschaften. Am 13. Mai 1777 fand die feierliche Eröffnung der neuen Universitätsbibliothek in den umgebauten Räumen des ehemaligen Jesuitenkollegs statt.

1.21 In den Jahren nach der Eröffnung vermehrten sich die Bestände durch die Übernahme von Büchern einiger von Kaiser Josef II. aufgehobener Klöster, nämlich der Trinitarier zu Wien, der Paulaner in Hernals, Wiener Neustadt und Ranna, der Benediktiner (Schwarzspanier) in Wien, der Camaldulenser vom Kahlenberg, der Kartäuser zu Gaming und Mauerbach, der Cajetaner (Wien, Innere Stadt) und sämtlicher in Niederösterreich aufgehobener Frauenklöster, ferner der Prämonstratenser-Chorherren zu Pernegg, St. Dorothee und St. Andrä, der Kapuziner zu Waidhofen a. d. Thaya, Tulln und Poysdorf und der Franziskaner zu Ybbs. Hinzu kamen im Zuge der sich bis 1815 hinziehenden Säkularisation Bücher der Zisterzienser in Lilienfeld und Säusenstein, der Minoriten zu Stein und Tulln, der Franziskaner von Langenlois und Feldsberg (heute Tschechien), der Augustinereremiten von Korneuburg, der Hieronymiter von Schönberg am Kamp, der Piaristen und Paulaner auf der Wieden (heute Wien IV), der Propstei zu Gloggnitz und schließlich der Augustiner auf der Landstraße

(Wien III) und von Baden bei Wien. Viele Bücher sind noch durch ihre Exlibris als ehemaliger Klosterbesitz gekennzeichnet. Zu einigen dieser Bibliotheken sind handschriftliche Kataloge vorhanden.

1.22 1785 übernahm die Universitätsbibliothek die Bücherstiftung Goldberg als Rest einer ehemaligen Bursenbibliothek, insgesamt 58 Bde. Die Niederösterreichischen Stände übergaben die Bücherei der Niederösterreichisch-Ökonomischen Gesellschaft mit 744 Bdn wertvoller landwirtschaftlicher Fachliteratur der Universitätsbibliothek zum gemeinnützigen Gebrauch. Über die Erwerbung von Büchern in den nachfolgenden Jahren gibt das seit 1787/1788 geführte Zuwachsverzeichnis Auskunft. Damals wurden ca. 1500 Titel angekauft, mehr als die Hälfte davon zu den Naturwissenschaften und zur Medizin. Weniger berücksichtigt wurden hingegen die Theologie sowie die Rechts- und Staatswissenschaften, da zu diesen Fachgebieten die reichen Bestände der Jesuitenbibliotheken vorhanden waren. Die durch die Zusammenführung der Klosterbibliotheken tstandenen großen Dublettenbestände wurden versteigert und der beträchtliche Erlös zinsbringend angelegt. Zum weiteren Wachstum der Bibliothek trug auch das ihr 1781 erstmalig eingeräumte und in den Jahren 1807, 1808, 1811, 1812 und 1815 erneuerte Pflichtexemplarrecht hinsichtlich der in Niederösterreich und Wien hergestellten Druckwerke bei. Als 1796 mit einem neuen Alphabetischen Katalog begonnen wurde, verfügte die Universitätsbibliothek bereits über einen Gesamtbestand von ca. 70.000 Bdn.

1.23 Zu Beginn des 19. Jhs gab es wieder Bücherlegate. 1810 kamen 351 medizinische Werke des Wiener Arztes Gregor Uiberlacher (*nach 1750) an die Bibliothek, 1823 die reichhaltige Büchersammlung des Fürsten Prosper Sinzendorf (1751-1822) und das Legat des Dekans Josef Maria Zappe. 1824 erfolgte der Ankauf der Verlassenschaft des Fürsten Karl Philipp Schwarzenberg (1771-1820). Im Jahre 1834 betrug der Buchbestand bereits 100.000 Bde, bis 1884 verdreifachte er sich. Dieses rasche Anwachsen beruhte auf der stetig steigenden Jahresdotation, jährlichen Büchergeschenken des Kaisers und dem Pflichtexemplarrecht. Hinzu kamen bedeutende Buchspenden und Legate aus Professorenkreisen. 1857 vermachte Johann Gottfried Hermann seine Bücher der Universitätsbibliothek, 1862 überließ ihr Friedrich Wilhelm Otto Ludwig Freiherr von Reden (1804-1857) seine finanz- und staatswissenschaftliche Sammlung. Erworben wurden 1868 die Bibliothek des Juristen Franz Xaver von Haimerl (1806-1867), die theologische Privatbibliothek des Prälaten Josef Scheiner (1798-1867) und der vor allem mittelhochdeutsche Texte mit Kommentaren und literaturhistorische Untersuchungen umfassende Nachlaß des Altgermanisten Franz Pfeiffer (1815-1868).

1.24 Der Nachlaß des Anatomen Josef Hyrtl (1810-1894) brachte Krankengeschichten, Briefe, Dissertationen seiner Schüler und Arzneibücher in die Bibliothek ein. 1888 ließ ihr das Stift Seitenstetten mehrere in weißes Schafleder gebundene alte Drucke medizinischen Inhalts zukommen, und 1882 übergab Prof. Georg Bühler (1837-1898) 102 von ihm erworbene indische Papierhandschriften aus dem 15. bis 18. Jh. Eine weitere Bestandsvermehrung erfolgte 1899 durch die Schenkung von Fürst Johann II. von Liechtenstein (1840-1929), die sich aus illustrierten Arzneibüchern, kriegswissenschaftlichen Werken und einem Teil der Büchersammlung (u. a. viele wertvolle Frühdrucke und alte Atlanten) des berühmten Geographen Franz von Hauslab (1798-1883) zusammensetzte. Darüber hinaus ermöglichten Sonderdotationen die Erwerbung bedeutender Büchersammlungen, vor allem zur Medizin und Mathematik (hier insbesondere Fachzeitschriften). Angeschafft wurden auch Gesetzbücher der europäischen Staaten sowie englische und französische Literatur.

Von der Übersiedlung der Universitätsbibliothek 1884 bis zur Gegenwart

1.25 Nach der Übersiedlung der Universitätsbibliothek in das neue Haus am Ring (1884) waren zwar die jährliche Dotation und der Personalstand zufriedenstellend, nicht aber die räumlichen Verhältnisse. Der Jahreszuwachs verdreifachte sich (1897: 27.000 Bde) vor allem aufgrund großzügiger Bücherkäufe, regelmäßiger Anforderung der Pflichtexemplare (Wien und Niederösterreich) sowie durch umfangreiche Tauschaktionen (Dubletten) mit den Universitäts- und Studienbibliotheken der Monarchie. Wie aus den Zuwachsverzeichnissen der folgenden Jahrzehnte hervorgeht, beruhte der jährliche Bestandszuwachs zu mehr als 50 Prozent auf Schenkungen und dem Pflichtexemplarrecht. Für Neuanschaffungen konnten auch Mittel aus der Kaiser-Jubiläumsstiftung des Jahres 1908 herangezogen werden. Für diese Bücher wurde ein eigenes Exlibris geschaffen. Das damals durch namhafte Spenden bereicherte Stiftungskapital fiel in der Zwischenkriegszeit der Inflation zum Opfer.

1.26 Vor Beginn des Ersten Weltkriegs hatte die Bibliothek ihre Blütezeit erreicht. Mit 900.000 Bdn war sie die größte Büchersammlung der österreichisch-ungarischen Monarchie. Die seit 1884 nach dem Numerus currens aufgestellten und durch Kataloge gut erschlossenen Bestände waren besonders reich an Lehr- und Schulbüchern, Jahresberichten von Universitäten und Gymnasien, Dissertationen, Vereinsschriften, Zeitschriften und Zeitungen aus allen Kronländern der Monarchie. Zudem wurde das gesamte wissenschaftliche Schrifttum der an der Universität Wien lehrenden Professoren erworben (Beispiele s. u. 2.21, 2.22, 2.30, 2.31, 2.44, 2.46, 2.54). Für die Literaturauswahl und -bearbeitung wurde das Fachreferentensystem eingeführt. Dem Akademischen Senat der Universität oblagen die wissenschaftliche Kontrolle über die Bücheranschaffungen und das Vorschlagsrecht für die Ankäufe.

1.27 Ein Erlaß des Staatsamtes für Inneres und Unterricht vom 3. Jänner 1920 regelte die Aufgabenteilung zwischen der Universitätsbibliothek Wien und der Österreichischen Nationalbibliothek. Rechtsträger beider Bibliotheken war nunmehr die Republik Österreich. Der Sammelauftrag der Nationalbibliothek erstreckt sich vor allem auf Austriaca und geisteswissenschaftliche Werke, während die Universitätsbibliothek für alle an der Universität Wien vertretenen Disziplinen Literatur zu beschaffen hat. Besonders teure Werke sollen nur nach Absprache zwischen beiden Bibliotheken erworben werden. Diese Aufgabenteilung hat - abgesehen von einigen Modifikationen, basierend auf der Entwicklung der Wissenschaften und der Expansion der Universität Wien - noch heute Gültigkeit.

1.28 Das Pressegesetz von 1922 erweiterte das Pflichtexemplarrecht der Universitätsbibliothek Wien. Sie bekommt - auch nach Einführung eines neuen Mediengesetzes 1981 - von jedem in den Bundesländern Niederösterreich, Wien und Burgenland gedruckten oder verlegten Werk zwei Pflichtstücke. In der Zwischenkriegszeit blieben großzügige Schenkungen und Legate infolge der Wirtschaftskrise aus. Lediglich 1937 kam der Universitätsbibliothek die Büchersammlung des Wiener Dermatologen Ernst Finger (1856-1939) als Geschenk zu. Der Gesamtbestand belief sich in diesem Jahr auf 1.241.338 Bde (darunter 1077 Hss. und 665 Inkunabeln).

1.29 1941 konnten zwei medizinische Hss. von Prof. Josef Freiherr von Wattmann (1789-1866) und eine Sammlung von Werken zur Shakespeare-Bacon-Frage aus dem Nachlaß von Alfred Weber, Freiherr von Ebenhof (1854-1919), erworben werden. Aufgrund der intensiven Fliegerangriffe auf Wien hatte man 1943 und 1944 über amtlichen Auftrag unter möglichster Geheimhaltung fast den gesamten Druckschriftenbestand (bis auf ca. 37.000 Bde) in ausgewählte Bergungsorte - 9 Burgen und Schlösser in Niederösterreich - zu verlegen. Von dort konnten die Bücher zum Großteil erst ab 1946 zurückgeführt werden. Im Winter 1945/1946 gingen rund 113.000 Bde (9 Prozent, darunter wertvolle Frühdrucke und Atlantenwerke) im Zuge der Besetzung Österreichs verloren. Der jährliche Bücherzuwachs betrug in den Kriegsjahren nur mehr rund 6000 Bde.

1.30 Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs galt es, durch Spenden, Kauf- und Tauschaktionen die Verluste auszugleichen und die Lücken im Bestand zu schließen. Mit Hilfe einer Sonderdotation konnte die Bibliothek (rund 40.000 Bde) der Familie Erzherzog Rainers von Österreich, des Vizekönigs von Lombardo-Venetien (1783-1853), erworben werden. Nach Zustimmung der russischen Besatzungsmacht gelangten auch Bestände aus der Sammlung Tanzenberg in die Universitätsbibliothek. Dabei handelte es sich um von den Nationalsozialisten in ganz Europa konfiszierte und geraubte Literatur, die in der SS-Ordensburg Tanzenberg (Kärnten) zusammengetragen worden war. Es durften nur jene Bücher genommen werden, deren Vorbesitzer nicht eruierbar waren. Die ausgewählten Werke wurden später mit der Universitätsbibliothek Jerusalem im Verhältnis 5:3 aufgeteilt, wobei so manches mehrbändige Werk getrennt wurde, da man die Bücher wegen ihrer Menge ungeordnet aufteilte. Für die Jahre 1945 bis 1947 verzeichnet die Schenkerliste eine stattliche Anzahl von Personen und Institutionen des In- und Auslandes, darunter die Schweizer Bücherhilfe, das US-Information Center, das British Council, das französische Unterrichtsministerium, die Germanistic Society der Smithsonian Institution und die UNESCO (Bücherbons).

1.31 Noch während des Zweiten Weltkriegs hatte die Bibliothek zahlreiche hand- oder maschinschriftliche Dissertationen der philosophischen Fakultät der Universität Wien aus der Zeit von 1884 bis 1924 übernommen, die auf dem Dachboden des Fakultätsgebäudes gefunden worden waren. In den zwei Jahrzehnten nach Kriegsende konnten durch intensiven internationalen Schriftentausch (gegen Pflichtexemplardubletten) Bestandslücken vermieden werden. Vor allem für die Fachgebiete Slawistik und Finno-Ugristik war dies oft die einzig mögliche Form der Literaturerwerbung, da ein regelmäßiger Kauf von Büchern aus den osteuropäischen Ländern nicht möglich war. Auch mit den neu gegründeten Universitäten und Fachhochschulen in der Bundesrepublik Deutschland pflegte man regen Schriftentausch, der insbesondere einen Zuwachs an Dissertationen und sonstigen Hochschulschriften brachte. Der Bestand vermehrte sich jährlich um 25.000 bis 30.000 Bücher und erreichte 1975 einen Umfang von 1.786.917 Bdn.

1.32 Einen entscheidenden Einschnitt in die Geschichte der Bibliothek bedeutete das am 1. Oktober 1975 in Kraft getretene Universitätsorganisationsgesetz (UOG), das eine völlige Neuordnung des universitären Bibliothekswesens Österreichs brachte. Bis 1975 gab es die universelle Universitätsbibliothek. Daneben bestanden an den Instituten z. T. recht umfangreiche Büchersammlungen mit historisch wertvollem Buchgut (s. die Einträge: Wien, Fakultäts- und Fachbibliotheken). Die Koordination des Bestandsaufbaues zwischen diesen Institutsbibliotheken und der Universitätsbibliothek erstreckte sich bis dahin zumeist nur auf die Anschaffung besonders teurer Werke und Zeitschriften. Das Universitätsorganisationsgesetz von 1975 stellte nun alle Büchersammlungen an der Universität unter die Verwaltung der Universitätsbibliothek. Die Bestände wurden in Fakultäts- und Fachbibliotheken als Abteilungen der Universitätsbibliothek zusammengefaßt, sodaß sich der Gesamtbestand nunmehr auf 4 Millionen Bände belief (Hauptbibliothek 1.895.813 Bde, Fakultäts-, Fachbibliotheken und sonstige bibliothekarische Einrichtungen ca. 2.215.000 Bde). Die hinzukommenden Bestände werden in einem seit 1972 geführten Zentralkatalog der Institute erschlossen. Die Universitätsbibliothek ist 1975 durch das UOG zur größten wissenschaftlichen Bibliothek Österreichs geworden. Zugleich wurde ihr die Verantwortung für einen kontinuierlichen, koordinierten, alle Lehr- und Forschungserfordernisse befriedigenden Bestandsaufbau unter Beachtung der Grundsätze der Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit übertragen. Aufgrund dieser umfassenden Aufgabenstellung entschloß man sich 1983, alle noch vorhandenen mittelalterlichen Hss. (15, vorwiegend theologischen Inhalts) - mit Ausnahme einer Biblia latina aus dem Jahre 1392 - an die Handschriften- und Inkunabelsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek abzugeben, wo sie konservatorisch gepflegt, in geeigneten Depots aufbewahrt und wissenschaftlich erschlossen werden.

1.33 Da die Universitätsbibliothek schon seit ihrer Neugründung durch Maria Theresia allgemein zugänglich ist, schließt ihr Sammelauftrag auch die Literaturversorgung der wissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit ein. Um dieser Aufgabe mit den gegebenen Budgetmitteln optimal gerecht werden zu können, wurden 1983 erstmals detaillierte Sammelrichtlinien in Druckform präsentiert (zweite Auflage 1988, dritte Auflage in Vorbereitung). Anhand der an der Universitätsbibliothek geführten Systematik der Wissenschaften wird genau festgelegt, welche Sammelschwerpunkte in jedem Wissensgebiet von der Hauptbibliothek wahrgenommen werden, welche Publikationen die entsprechende Fakultäts- oder Fachbibliothek sammelt und mit welchen sonstigen einschlägigen Bibliotheken Wiens der Buchkauf zu koordinieren ist. Die Hauptbibliothek sorgt für die Anschaffung allgemeiner und fachübergreifender Literatur, während fachspezifische Werke (Primär- und Sekundärliteratur) von den jeweiligen Fachbibliotheken bzw. Fakultätsbibliotheken erworben und erschlossen werden. Besonderes Augenmerk gilt dem koordinierten Zeitschriftenerwerb, um kostspielige Mehrfachabonnements zu vermeiden. Darüber hinaus ist die Hauptbibliothek ein bibliographisches Zentrum für die Universität. 1.31

1.34 Die Neuankäufe der Hauptbibliothek verteilten sich 1991 wie folgt: Allgemeines Schrifttum und Publizistik (3,5 Prozent), Philosophie und Psychologie (6,7), Religionswissenschaft (2,2), Kunstwissenschaft (6,8), Sprach- und Literaturwissenschaft (26,1), Archäologie (1), Geschichte (9,5), Rechts-, Staats- und Wirtschaftswissenschaften (13,7), Pädagogik (1,8), Mathematik (0,6), Naturwissenschaften (14,3), Geographie (3,9), Medizin (3,9), Ökonomie, Land- und Forstwirtschaft, Bergbau (1,1), Technik, Industrie, Handel, Verkehr (1,5), Bibliothekswissenschaft (3,2), Volkskunde, Völkerkunde (0,5), Sport, Spiel, Unterhaltung (1,3). Für den Literaturankauf zu den Fächern Theologie, Medizin und Rechtswissenschaften sind primär die Fakultätsbibliotheken zuständig. Der Zuwachs betrug 1991 an der Hauptbibliothek 27.405 Bde, an den Fakultäts- und Fachbibliotheken 89.453 Bde.

1.35 1987 wurde an der Hauptbibliothek eine Lehrbuchsammlung eingerichtet. Ihr Bestand stieg von ursprünglich 6917 Bdn auf 27.162 Bde (1993). Weitere Lehrbuchsammlungen gibt es an den Fakultätsbibliotheken. Seit 1989 werden die Bücher der Hauptbibliothek und schrittweise jene der Fakultäts- und Fachbibliotheken über das EDV-System BIBOS erschlossen und im Österreichischen Bibliothekenverbund nachgewiesen. Dieser Verbund bietet neue und effizientere Möglichkeiten eines gezielten und koordinierten Bestandsaufbaus. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß auch moderne Informationsträger (wie Mikrofilm, Mikrofiche und CD-ROM) den Bestand der Druckschriften ergänzen.

Ilse Dosoudil

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Vorbemerkung. Bei einem Druckschriftenbestand von 2.180.687 Bdn (Stand Ende 1993) entfallen 576.164 Bde mit ca. 343.700 Titeln auf das 15. bis 19. Jh. Die Umfangsangaben basieren z. T. auf Hochrechnungen aus ausgezählten Teilmengen (Chronologische Übersicht, Verteilung der Bestände zu den verschiedenen Wissensgebieten nach Jahrhunderten, Übersicht nach Sprachen), z. T. auf Titelzählung anhand des Lokalrepertoriums und der Jahreszuwachsverzeichnisse (Systematische Übersicht). Die Zahlen für die Inkunabeln sind exakt. Kleinere Titelgruppen innerhalb der einzelnen Fachgebiete wurden mit Hilfe des Alten Schlagwortkataloges (Berichtszeit bis 1931) ermittelt, wobei die Titelmengen der Erscheinungsjahre 1901 bis 1931 mit einem Durchschnittswert von 30 Prozent in Abzug gebracht wurden. Unberücksichtigt mußten die erheblichen Kriegsverluste der Bibliothek bleiben, die durch die Auslagerung der Bestände in den Jahren 1943 und 1944 und deren Rückführung in den ersten Nachkriegsjahren entstanden sind. 113.000 Bde des Gesamtbestandes, das sind hochgerechnet auf den historischen Bestand 50.000 Bde bzw. 26.000 Titel, sind katalogmäßig nur teilweise als Verluste erfaßt und daher in den Angaben mitenthalten.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die rund 343.700 bis einschließlich 1900 erschienenen Titel verteilen sich auf 652 Inkunabeln, 7100 Titel des 16. Jhs, 21.000 des 17. Jhs, 52.000 des 18. Jhs und 262.950 des 19. Jhs. In der Aufstellung des Gesamtbestandes ist das chronologische Prinzip insoferne berücksichtigt, als alle Inkunabeln zusammen mit anderen wertvollen Werken (Teile des historischen Bestandes) in einem eigenen Magazin (E.S.-Magazin, s. u. 2.91 ) unter Verschluß gehalten sind. Die Werke bis zum Erscheinungsjahr 1780 befinden sich - sofern sie nicht in diesem Magazin aufgestellt sind - im A-Magazin (s. u. 2.92). Die Bücher mit Erscheinungsjahr 1781 bis 1900 werden im allgemeinen Magazin oder in diversen Sonderaufstellungen zusammen mit neueren Büchern verwahrt.

2.3 Rund 60 Prozent der Werke (206.651) sind in deutscher Sprache verfaßt: 21 Inkunabeln, 980 Titel des 16. Jhs, 2770 des 17. Jhs, 14.000 des 18. Jhs und 188.880 des 19. Jhs. Darüber hinaus gibt es 70.204 lateinische (624 Inkunabeln, 16. Jh 5050, 17. Jh 15.540, 18. Jh 33.000, 19. Jh 15.500), 16.032 französische (2 Inkunabeln, 16. Jh 140, 17. Jh 1090, 18. Jh 4500, 19. Jh 10.300), 10.480 italienische (16. Jh 350, 17. Jh 780, 18. Jh 1050, 19. Jh 8300), 5500 englische (17. Jh 90, 18. Jh 310, 19. Jh 5100) und 875 spanische Titel (16. Jh 70, 17. Jh 105, 18. Jh 250, 19. Jh 450). 1537 Titel (7 Inkunabeln, 16. Jh 350, 17. Jh 360, 18. Jh 520, 19. Jh 300) liegen in griechischer und 735 (16. Jh 70, 17. Jh 105, 18. Jh 210, 19. Jh 450) in hebräischer Sprache vor. Ferner sind die Sprachen der Kronländer der Monarchie vertreten, hauptsächlich in Werken des 19. Jhs. Es finden sich 11.000 tschechische - italienische wurden schon oben genannt -, 5700 polnische, 2850 ungarische, 2800 kroatische, 1100 slowenische, 1100 ukrainische, 450 serbische und jeweils einige slowakische, rumänische und ruthenische Titel. Ebenfalls überwiegend aus dem 19. Jh sind 2400 Werke in niederländischer, 2000 in russischer, 850 in schwedischer, 450 in portugiesischer, 250 in armenischer, 250 in arabischer und 200 in dänischer Sprache.

Systematische Übersicht

2.4 Vorbemerkung. Die Bibliothek war seit Beginn ihres Bestehens Gebrauchsbibliothek für die Universität und somit - insbesondere nach ihrer Neugründung im Jahre 1774 - wissenschaftliche Universalbibliothek. Die fachlichen Einseitigkeiten im Bestand, die sich aus dem Charakter ihrer Stiftungsbibliotheken (der drei vormaligen Jesuitenbibliotheken), der einverleibten anderen Klosterbibliotheken und diversen Schenkungen ergaben, wurden bald nach der Neugründung durch gezielte Erwerbungen ausgeglichen. So lassen sich in der fachlichen Verteilung des historischen Bestandes keinerlei Schwerpunkte erkennen. Er spiegelt vielmehr die historische Entwicklung und Bedeutung der verschiedenen Wissenschaften wider. Allenfalls werden einzelne Besonderheiten der lokalen Wissenschaftstradition sichtbar, wobei aber der internationale Charakter der Sammlung stets gewahrt erscheint. Durch das 1781 eingeräumte Pflichtexemplarrecht für die in Wien und Niederösterreich erschienenen Druckwerke bekam die Bibliothek als zusätzliche Aufgabe das Sammeln des gesamten Schrifttums dieser Region. Obwohl der älteste Bestand an die kaiserliche Hofbibliothek abgegeben wurde (s. o. 1.16 f.), besitzt die Bibliothek heute dennoch viele bemerkenswerte Erstausgaben und frühe Ausgaben, von denen in der folgenden fachlichen Aufgliederung einige Beispiele angeführt sind. Es wurden dabei vor allem ältere Werke berücksichtigt und solche, die mit der Wissenschaftsgeschichte Österreichs in Zusammenhang stehen. Bei der Zuordnung der Werke zu speziellen Bereichen wurden im folgenden Text die damals üblichen Schlagwortbegriffe beibehalten.

Allgemeines Schrifttum

2.5 Von ca. 14.900 Titeln (8 Inkunabeln, 140 Titel aus dem 16. Jh, 420 aus dem 17. Jh, 2750 aus dem 18. Jh und 11.580 aus dem 19. Jh) entfallen rund 4600 Titel auf die Abteilung Allgemeine Bibliographie (727 bis 1884 erschienen), darunter 130 Periodika über Bibliographie, ca. 430 Bibliothekskataloge und rund 250 Handschriftenkataloge. Zu erwähnen sind Johann Cless' Unius seculi Elenchus (Frankfurt 1602), Georgius Drauds Bibliotheca classica sive catalogus (Frankfurt 1625), desselben Bibliotheca librorum germanicorum classica (Frankfurt 1625), John Bales Scriptorum illustrium majoris Brytanie Catalogus (Basel 1557-1559), Nicolàs Antonios Bibliotheca Hispana (Rom 1672), Vincentius Placcius' De scriptis et scriptoribus anonymis atque pseudonymis (Hamburg 1674) und Kornelius van Beughems Bibliographia historica (Amsterdam 1685).

2.6 Ca. 3800 Titel sind dem Bereich Biographie zugeordnet. Darunter fallen ca. 300 allgemeine Biographien, rund 550 Briefwechsel, ca. 80 Biographien von Emigranten, 175 Gelehrtenbiographien, 155 Biographien berühmter Männer und rund 90 Memoiren. Es finden sich u. a. Plutarchus' Vitae parallelae (Venedig 1496), die Historia varia des Lodovico Domenichi (Venedig 1564), die Histoire des plus illustres et sçavans hommes de leurs siècles des André Thevet (Paris 1671), Tobias Magirus' Eponymologium criticum (Frankfurt 1687), Christian Gottlieb Jöchers Allgemeines Gelehrtenlexikon (Leipzig 1750-1897), das Nouveau dictionnaire historique von Chaudon und Delandine (Lyon 1804) und die Nouvelle Biographie générale (Paris 1857-1866).

2.7 Unter Allgemeinwissenschaft (1700 Titel) sind rund 420 Publikationen von Akademien der Wissenschaften, 410 Titel zu Kongressen, zahlreiche Werke zu den Wissenschaften allgemein sowie eine kleine Gruppe an Publikationen Gelehrter Gesellschaften eingereiht, wie z. B. das Journal des savants (Paris 1665 ff.) oder die Acta Eruditorum (Leipzig 1682-1776). 130 Titel liegen über Gelehrte vor, 210 zum Bereich Presse, 160 sind Almanache. Hinzu kommen rund 1580 Enzyclopedica; Gregorius Reischs Margarita philosophica revisione 4 (Basel 1517), A. Cibolinis La tipocosmia (Venedig 1561), Joachim F. Ringelbergs Lucubrationes vel potius absolutissima kyklopaideia (Basel 1541) und Theodor Zwingers Theatrum vitae humanae (Basel 1565) gehören zu den ältesten. Eine weitere Teilgruppe allgemeiner Werke enthält zahlreiche Periodika, von denen 727 bis 1884 erschienen sind: 125 Tagesblätter, 410 Wochenblätter, 50 Monatsblätter, zu denen noch 120 Witzblätter zu zählen sind. Zudem sind 105 Briefsteller vorhanden.

2.8 1250 Titel sind dem Buch- und Bibliothekswesen zugeordnet. Davon befassen sich 260 mit dem Buchhandel, 300 mit Buchdruck, 100 mit Frühdrucken, 260 mit Schrift, weitere 370 mit Stenographie, 25 mit Geheimschrift und Kryptographie. 370 Werke betreffen Universitätsbibliotheken, 140 Volksbibliotheken. Wegen ihres lokalhistorischen Bezugs seien Michael Denis' Wiens Buchdruckergeschichte bis 1560 (Wien 1782) und Anton Mayers Wiens Buchdruckergeschichte 1482-1882 (Wien 1883-1887) hervorgehoben.

Philosophie

2.9 Auf die Philosophie entfallen 7300 Titel (65 Inkunabeln, 210 des 16. Jhs, 590 des 17. Jhs, 2800 des 18. Jhs und 3635 des 19. Jhs). 1950 Titel sind allgemeine Darstellungen der Philosophie, davon betreffen ca. 270 die Geschichte der Philosophie. Zur Logik gibt es ca. 400 Titel (davon 285 ab 1888 erworben), zur Metaphysik 210, zur Ästhetik allgemein 245 (112 ab 1888), zur Naturphilosophie 180, zur Ethik 860, zur Rechts- und Staatsphilosophie 110 bzw. 55, zur Religionsphilosophie 160 und zur Erkenntnistheorie 300.

2.10 Von den antiken Philosophen ist Platon mit 220 Ausgaben seiner Werke vertreten, Aristoteles mit 289 (6 Inkunabeln, 83 Drucke des 16. Jhs), Plotinos mit 44. Von den Denkern des frühen Mittelalters sei Boethius erwähnt (37 Titel, darunter einige Inkunabeln, z. B. De consolatione philosophiae, Köln 1482). An Sekundärliteratur finden sich 650 Titel zu Platon, 600 zu Aristoteles und 80 zu Sokrates. Aus der Zeit des Humanismus liegen 77 Titel von Erasmus von Rotterdam vor, 25 vom gegenreformatorischen Philosophen Nicolas Malebranche, z. B. De inquirenda veritate (Genf 1691). Descartes ist mit 45 Ausgaben seiner Werke vertreten, Spinoza mit 38 (u. a. Tractatus theologico-politicus, Hamburg 1670), Leibniz mit 68 (u. a. Principia philosophiae, Frankfurt 1728). Über Descartes sind 100 Titel vorhanden, über Spinoza und Leibniz jeweils 170.

2.11 An Literatur von Philosophen der Aufklärung gibt es 57 Titel von Francis Bacon, 54 von David Hume, 36 von John Locke und 20 von Thomas Hobbes, z. B. Opera philosophica (Amsterdam 1668). Von Voltaire sind 178 Titel vorhanden, von Rousseau 91, von Montesquieu 52, von Denis Diderot und Pierre Bayle jeweils 16. Die deutsche Aufklärung ist durch 284 Titel von Thomasius, 149 von Lessing, 146 von Kant (u. a. die Erstausgabe der Kritik der reinen Vernunft, Riga 1781), 74 von Friedrich II. und 69 von Christian Freiherr von Wolff repräsentiert. Besonders umfangreich ist die Literatur über Kant (ca. 700 Titel).

2.12 Von den Hauptvertretern des deutschen Idealismus, Hegel, Fichte und Schelling, gibt es 26, 43 bzw. 31 Titel. An Erstausgaben sind z. B. Hegels System der Wissenschaft. Die Phänomenologie des Geistes (Bamberg 1807) und Fichtes Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre (Leipzig 1794) zu nennen. Weitere 290 Titel stammen von Philosophen in der Nachfolge Hegels. Schleiermacher ist mit 57 Textausgaben repräsentiert. Von Hegel, Fichte und Schelling handeln 130, 110 bzw. 60 Titel, von Schleiermacher 92. Von Schopenhauer sind 78 Textausgaben vorhanden, von Nietzsche 32. Die Sekundärliteratur zu diesen beiden Philosophen beläuft sich auf 170 bzw. 210 Titel.

2.13 Hinzuweisen ist ferner auf viele frühe Drucke und Erstausgaben von Werken aus Österreich stammender Philosophen, z. B. auf Bernhard Bolzanos Wissenschaftslehre. Versuch einer Darstellung der Logik (Sulzbach 1837) und Franz Brentanos Von der mannigfachen Bedeutung des Seienden nach Aristoteles (Freiburg i. Br. 1862). Von Anton Günther, dem Theologen und Philosophen der österreichischen Romantik, sind Die Juste-Milieus in der deutschen Philosophie der gegenwärtigen Zeit (Wien 1838) und die zusammen mit Johann Heinrich Pabst herausgegebenen Janusköpfe (Wien 1835) zu nennen. Weiters finden sich frühe Editionen von Werken des Schriftstellers und Sprachphilosophen Fritz Mauthner (18 Titel, z. B. Aus dem Märchenbuch der Wahrheit, Stuttgart 1896), des Psychologen und Philosophen Alexius Meinong (z. B. Über philosophische Wissenschaft und ihre Propädeutik, Wien 1885) sowie von Ernst Mach (39 Titel, z. B. Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Physischen zum Psychischen, Jena 1900) und Edmund Husserl (z. B. Über den Begriff der Zahl, Halle 1887).

Psychologie

2.14 Die rund 660 Titel betreffen insbesondere die Bereiche Charakter (120), Seele (250), Sinne (60) und Gefühl (85). An Beispielen aus der österreichischen Wissenschaftstradition seien Franz Brentanos Psychologie vom empirischen Standpunkte (Leipzig 1874), Christian von Ehrenfels' Über Fühlen und Wollen (Wien 1887), desselben System der Werttheorie (Leipzig 1897-1898), Alexius Meinongs Psychologisch-ethische Untersuchungen zur Werttheorie (Graz 1884) und Sigmund Freuds Die Traumdeutung (Leipzig 1900) hervorgehoben. Weitere Bestände zur Psychologie sind der Medizin zugezählt. Die Parapsychologie ist u. a. mit kleineren Beständen über Hexen (80), Aberglaube (80), Chiromantie (15), Geheimwissenschaften (10), Magie (65) und Okkultismus (40) vertreten.

Theologie

2.15 Der mit 24.880 Titeln besonders umfangreiche Bestand enthält einen Teil der Bibliothek des Bischofs Fabri (s. o. 1.12-1.13) und zahlreiche Werke aus Büchersammlungen von in josephinischer Zeit aufgehobenen Klöstern, insbesondere aus den Jesuitenbibliotheken (s. o. 1.19-1.20). 50 Prozent der Inkunabeln (321 Titel) gehören diesem Bereich an. 1400 Titel sind aus dem 16. Jh, 3400 aus dem 17. Jh, 9000 aus dem 18. Jh und 10.759 aus dem 19. Jh. 1593 Titel entfallen auf die Religionswissenschaft, darunter zahlreiche Lehrbücher, wie Bernhard Bolzanos Lehrbuch der Religionswissenschaft (Sulzbach 1834). 1170 Titel liegen zu nichtchristlichen Religionen vor. Unter 800 Titeln zum Judentum sind 136 über den Talmud und 31 über die Kabbala. Von 160 Titeln zum Islam betreffen 55 den Koran, darunter Theodor Nöldekes De origine et compositione Surarum Qoranicarum ipsiusque Qorani (Göttingen 1856). 180 Werke beziehen sich auf Naturreligionen (Mythologie), 30 auf ostasiatische Religionen, weitere 157 auf den Buddhismus.

2.16 950 Titel sind der Patristik zuzuordnen. Es finden sich zahlreiche Ausgaben von Werken des Augustinus (ca. 250, darunter 11 Inkunabeln, außerdem Augustinus' Omnia opera repurgata per Erasmum Roterodamum, Basel 1528-1529, und desselben Opera post Lovaniensium theologorum recensionem castigata studio monachorum et congregationum S. Mauri, Paris 1683-1700). Auch Jacques Paul Mignes Patrologia cursus completus sive bibliotheca universalis (Paris 1844-1866) fehlt nicht. 60 Titel gibt es von Johannes Chrysostomos, 79 von Tertullian, 194 von Thomas de Aquino. Rund 1700 Titel entfallen auf die evangelische Theologie, 100 davon auf Calvin, 420 auf Luther, 66 auf Hus, 34 auf Hutten und 29 auf Zwingli. 1934 Titel sind der katholischen Dogmatik zuzuzählen, davon 340 der Gotteslehre, 290 der Mariologie und 810 der Christologie. Die Apologetik (Fundamentaltheologie) ist mit 210 Titeln vertreten. Mit der christlichen Lebensführung (allgemeine christliche Spiritualität, Spiritualität des Ordenslebens) befassen sich 130 Werke.

2.17 5462 Titel sind der Kirchengeschichte zuzuzählen. Davon sind 750 Titel allgemeine Abhandlungen, 160 Lehrbücher. 300 Titel betreffen Konzilien - 110 das Konzil von Trient -, rund 250 die Reformation. 100 Titel gibt es an allgemeinen Darstellungen zur Ordensgeschichte, 680 zu den Jesuiten, 110 zu den Franziskanern, 55 zu den Benediktinern, 35 zu den Augustinern und 25 zu den Kapuzinern. Die Papstgeschichte ist mit 580 Titeln vertreten, die Diözesangeschichte mit 140. Zudem sind 150 Studien zur Geschichte einzelner Klöster und 80 zur Geschichte der im 16. bis 18. Jh entstandenen religiösen Kongregationen vorhanden. An allgemeiner Literatur über Sekten finden sich 35 Titel, über den Jansenismus 290, über den Protestantismus 345, über Protestanten 105. 60 Titel beziehen sich auf die Inquisition. Der österreichischen Entwicklung entsprechend stehen 150 Werken zur protestantischen Kirche 380 Titel zur katholischen Kirche gegenüber; davon setzen sich 65 mit der römischen Kurie und 84 mit dem Urchristentum auseinander. 20 Titel beziehen sich auf die Anglikanische Kirche, 30 auf den Gallikanismus, 100 auf die katholischen Ostkirchen und 13 auf die orthodoxen Kirchen. Diesen Titelgruppen sind u. a. zugehörig: M. Hansiz' Germania sacra (Augsburg 1527-1529), Gottfried Arnolds Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie (Frankfurt 1729), Jean Mabillons Acta sanctorum ordinis S. Benedicti (Venedig 1733-1738), Sigismund Calles' Annales ecclesiastici Germaniae (Wien 1756-1769), Jakob Georg Pitzipios' L'église orientale (Rom 1855), Acta et diplomata monasteriorum et ecclesiarum Orientis des Wiener Universitätsprofessors Franz von Miklosich (Wien 1871-1890) und Das vatikanische Konzil (Wien 1871) des Wiener Kirchenhistorikers, späteren Bischofs von St. Pölten und Generalsekretärs des Ersten Vatikanums, Joseph Fessler. 240 Werke liegen zur Missiologie und Missionsgeschichte vor.

2.18 4535 Titel sind den Bibelwissenschaften zuzuzählen. Unter insgesamt 885 Bibelausgaben finden sich eine 1476 in Venedig gedruckte Biblia, eine protestantische Ausgabe des Neues Testaments in kroatischer Sprache und glagolitischer Schrift, Prvi del Novoga Testamenta va tom jesu sui cetiri Evangelisti i dijanja Apostolsko po Antonu Dalmatinu i Stipanu Istrianu (Tübingen 1562), eine Bibelausgabe der Böhmischen Brüder, Bibli ceské. W nowe wyd (Kralitz 1579), und einige Lutherbibeln (u. a. Augsburg 1535, Wittenberg 1576, 1577 und 1599-1600). Texte des Alten Testamentes liegen in 16 deutschen, 47 hebräischen und 40 griechischen Ausgaben vor, hinzu kommen 60 Kommentare. Vom Neuen Testament gibt es 34 deutsche Ausgaben, 10 englische, 79 griechische und 8 hebräische, ergänzend dazu 52 Kommentare. 130 Titel befassen sich mit den Propheten allgemein, weitere 45 mit dem Propheten Jeremias. Besonders umfangreich ist mit 510 Titeln die Literatur über den Apostel Paulus, ca. 70 betreffen Petrus. Zudem gibt es 540 Monographien zum Alten Testament (u. a. Hermann Zschokkes Historia sacra Antiqui Testamenti, Wien 1872), 660 zum Neuen Testament. Rund 2900 Titel entfallen auf die Exegese, davon 390 auf den Pentateuch, weitere 130 Titel speziell auf die Genesis. Zudem gibt es 120 Werke zur Apokalypse, 300 zu den Psalmen und 90 Ausgaben der alt- und neutestamentlichen Apokryphen.

2.19 1970 Titel sind Studien zur Moraltheologie, wie Tomas Antonio Sanchez' Operis moralis in praecepta decalogi (Antwerpen 1622), Hermann Busenbaums Medulla theologiae moralis (Münster 1650), Paul Laymanns Theologia moralis (Passau 1723), Eusebius Amorts Theologia moralis inter rigorem et caritatem media (Augsburg 1758), Johann Baptist Hirschers Die christliche Moral (Tübingen 1836) und Johann Michael Sailers Handbuch der christlichen Moral (München 1817).

2.20 Der Bestand zur Aszetik und Mystik beläuft sich auf 400 Titel, darunter Werke von Thomas von Kempen (Opera, Nürnberg 1494), Hildegard von Bingen (Epistolarum liber, Köln 1566), Heinrich Seuse (Opera lat. reditta, Köln 1615) und Jakob Böhme (Der Weg zu Christo, Amsterdam 1682). Zudem enthält die Abteilung rund 180 Andachtsbücher.

2.21 Pastoraltheologie und Liturgiewissenschaft sind mit 3620 Titeln vertreten. Der Bereich weist viele Inkunabeln auf, darunter Heures à l'usage de Toul (Paris 1499). Rund 1200 Drucke zur Liturgie verteilen sich auf Werke zur Hl. Messe (280), Eucharistie (250), zu den Sakramenten im allgemeinen (80) und zur Taufe (70). Hinzu kommen Breviere (50), Kirchenliederbücher (100), Marienliederbücher (70), Katechismen (290) und Gebetbücher (350). Die Predigtliteratur zählt 1100 Titel, die Erbauungsliteratur ca. 1500. 120 Titel befassen sich mit dem Priesterberuf und Priesterbild. Erwähnung verdienen Franz Giftschütz' Leitfaden der in den k.k. Erblanden vorgeschriebenen deutschen Vorlesungen über die Pastoraltheologie (Wien 1785), die erste aufklärerische Pastoraltheologie auf der Grundlage der Maria-Theresianischen Studienreform von 1774, und Die besonderen Aufgaben der christlichen Charitas in der Jetztzeit (Wien 1895) des Wiener Universitätsprofessors Franz M. Schindler.

Kunst

2.22 Zu den Künsten sind 8085 Titel vorhanden (5 Inkunabeln, 70 Titel des 16. Jhs, 120 des 17. Jhs, 830 des 18. Jhs und 7060 des 19. Jhs). Davon sind ca. 1200 allgemeine Abhandlungen. 80 Titel sind zur Kunstwissenschaft im geren Sinn verzeichnet, 300 zur Kunstgeschichte. Von den reichen Beständen des 19. Jhs sei auf Adam Bartschs Le Peintre Graveur (Wien 1803-1821) sowie auf Werke von Vertretern der Wiener Schule der Kunstwissenschaft hingewiesen, z. B. auf Rudolf Eitelbergers Gesammelte kunsthistorische Schriften (Wien 1879-1884), M. Thausnigs Dürer (Leipzig 1876), Franz von Wickhoffs Die Wiener Genesis (Wien 1895), Alois Riegls Stilfragen (Berlin 1893), J. von Schlossers Die abendländische Klosteranlage des frühen Mittelalters (Wien 1889) und auf das von Gustav Heider, Rudolf Eitelberger und J. Hieser herausgegebene Werk Mittelalterliche Kunstdenkmäler des österreichischen Kaiserstaates (Stuttgart 1858-1860). 100 Titel liegen über Kirchenbau vor.

2.23 3032 Werke entfallen auf die bildenden Künste, darunter Giorgio Vasaris Le vite dei piu eccellenti pittori, scultori ed architetti (Florenz 1568). 895 Titel behandeln die Baukunst allgemein (u. a. Andrea Palladios I quattro libri dell'Architettura, Venedig 1581), 30 die Romanik, 50 die Gotik, 160 die Renaissance, 30 das Rokoko, 110 das Barock. 440 Titel betreffen Bildhauerei, 550 Malerei, weitere 100 Miniaturmalerei, 40 Wandmalerei, 50 Landschaftsmalerei. 40 Titel liegen zu Leonardo da Vinci vor, 60 zu Michelangelo, 35 zu Rubens, 75 zu Dürer und 45 zu Raffaello Santi. 300 Titel haben das Zeichnen zum Thema, ca. 20 das Freihandzeichnen, 50 den Holzschnitt und 60 den Kupferstich. Die Literatur über bildende Künstler allgemein ergibt 170 Titel, jene über Maler allgemein 70. 90 Werke beziehen sich auf Museen.

2.24 Die darstellende Kunst ist mit 757 Titeln vertreten. Sämtliche 5 Inkunabeln aus dem Bereich Künste gehören zur Rhetorik, z. B. Enea Silvio Piccolominis Praecepta artis rhetoricae (Basel, vor 1488). 525 Titel befassen sich mit Theater, 50 mit Tanz, 60 mit Schauspielern und 40 mit Schauspielkunst. Zu erwähnen ist Johann Christoph Gottscheds Deutsche Schaubühne nach den Regeln und Exempeln der Alten (Leipzig 1741-1750). Zur Musik sind 1677 Titel vorhanden, darunter Studien zur Musikwissenschaft (100), Harmonielehre (50), Kirchenmusik (60), Oper (70), zum Gesang (100), Chor (75), Chanson (35), außerdem 720 Liederbücher. 65 Titel sind allgemeine Abhandlungen über Musiker. Bei den wissenschaftlichen Publikationen zu einzelnen Komponisten liegen Bestandsschwerpunkte bei Beethoven (170), Mozart (120), Bach (60), Schubert (65), Haydn (50), Brahms (60) und Liszt (40). Das breite Spektrum der musikwissenschaftlichen Literatur reicht von Athanasius Kirchers Musurgia universalis (Rom 1650) über Jean Philippe Rameaus Traité de l'harmonie reduite à ses principes natureles (Paris 1722), Raphael Georg Kiesewetters von Wiesenbrunn Die Musik der Araber (Leipzig 1842), desselben Geschichte der europäisch-abendländischen Musik (Leipzig 1843) bis hin zu Werken des Musikkritikers Eduard Hanslik (u. a. Vom Musikalisch-Schönen, Leipzig 1889).

2.25 Den Künsten zugerechnet wurden auch die sogenannten Halbkünste. Die 651 Titel verteilen sich insbesondere auf Werke über Sport (130), Fechten (40, z. B. Joachim Meyers Gründliche Beschreibung der Kunst des Fechtens, Straßburg 1570), Reiten (90) sowie auf allgemeine Literatur über Spiele (70) und Schachbücher (65).

Sprach- und Literaturwissenschaft

2.26 Auf Sprach- und Literaturwissenschaft sowie Belletristik entfallen 46.290 Titel (66 Inkunabeln, 1400 aus dem 16. Jh, 2410 aus dem 17. Jh, 12.700 aus dem 18. Jh und 29.714 aus dem 19. Jh). In dieser Fachgruppe finden sich 2140 Titel zur Sprachwissenschaft allgemein, darunter Abhandlungen zur Rechtschreibung (260), zu Sprachdenkmälern (120), Weltsprachen (100), Dichtern (300), zur Aussprache (120), zum Akzent (9), zu Eigennamen (50), Personennamen (70), zur Etymologie (160), Formenlehre (70), Lautlehre (140), Metrik (220) und Phraseologie (45). Conrad Gesners Mithridates, exprimens differentias linguarum (Zürich, ca. 1540) ist unter den ältesten Titeln der allgemeinen Abteilung. Zudem sind 800 Lesebücher, 600 Übungsbücher, 2170 Wörterbücher und 2050 Titel zur Literaturgeschichte verschiedener Literaturen vorhanden.

2.27 Der Bestand zu literarischen Gattungen weist u. a. 210 Titel über das Lied auf, 160 über den Roman, ebensoviele über den Aufsatz, 175 über die Erzählung, 60 über das Epos, 50 über den Essay und 20 über die Ballade. Weitere 550 Werke sind zum Schlagwort Dichtung verzeichnet. An Primärtexten sind u. a. 710 Prosaanthologien, 980 Lyrikanthologien, 190 Jugendschriften, 390 Märchensammlungen, 290 Sagen und 200 Volkslieder zu nennen. Darüber hinaus gibt es eine sehr große Zahl an Einzeltiteln zur Belletristik (rund 11.000), darunter zahlreiche Erstausgaben insbesondere österreichischer Autoren. Von den großen Reihen seien die Reclam-Universalbibliothek und die Reihe Tauchnitz (Collection of British and American Authors) erwähnt; der Fortsetzungskatalog verzeichnet zur ersteren 4150 Bde aus dem Zeitraum 1867 bis 1900, zur letztgenannten 3450 Bde aus dem Zeitraum 1842 bis 1900.

2.28 14.080 Titel gehören zur Klassischen Philologie. Unter den Textausgaben finden sich einschließlich der Übersetzungen rund 230 Titel von Homer, 780 von Cicero (z. B. Opera, Mailand 1498/1499), 240 von Horaz, 140 von Sophokles, 160 von Vergil, 230 von Tacitus, 220 von Ovid, 200 von Xenophon, 80 von Plautus, 150 von Livius, 165 von Euripides, 125 von Sallust, 75 von Thukydides, 55 von Terenz, 170 von Demosthenes, 125 von Aristophanes, 170 von Aischylos, 90 von Seneca dem Jüngeren, 40 von Pindar, 150 von Plutarch, 75 von Herodot, 75 von Lukian, 26 von Properz, 37 von Lukrez, 50 von Tibull, 20 von Catull, 70 von Isokrates, 57 von Juvenal, 33 von Polybius, 45 von Theokrit, 46 von Persius Flaccus, 57 von Flavius Josephus, 49 von Quintilian, 35 von Sueton, 48 von Plinius dem Älteren, 26 von Marcus T. Varro, 38 von Theophrast, 25 von Martial, 90 von Cornelius Nepos und 47 von Plinius dem Jüngeren. Von den wissenschaftlichen Abhandlungen beziehen sich 930 auf Homer, 603 auf Cicero, 590 auf Horaz, 550 auf Sophokles, 420 auf Vergil, 300 auf Ovid, 270 auf Xenophon, 260 auf Plautus, je 230 auf Livius, Euripides und Tacitus, 210 auf Sallust, 180 auf Thukydides, 160 auf Terenz, je 145 auf Demosthenes, Aristophanes und Aischylos, 130 auf Seneca den Jüngeren, 125 auf Pindar, je 120 auf Plutarch und Herodot, 105 auf Lukian, je 90 auf Properz, Lukrez und Tibull, 85 auf Sokrates, je 80 auf Catull, Isokrates und Juvenal, je 70 auf Polybius und Theokrit, 65 auf Persius Flaccus, je 60 auf Flavius Josephus und Quintilian, je 50 auf Sueton, Plinius den Älteren, Marcus T. Varro und Theophrast, 45 auf Martial, 40 auf Cornelius Nepos und 35 auf Plinius den Jüngeren. Ergänzend dazu gibt es 180 lateinische und 170 griechische Grammatiken. Von den Wörterbüchern verdient N. Hönigers Lexikon hellenoromaikon hoc est Dictionarium graecolatinum (Basel 1584) Erwähnung.

2.29 Auf die Romanische Philologie entfallen 5770 Titel - 2150 wissenschaftliche Werke und 3620 Textausgaben, die sich auf 1490 italienische, 330 portugiesische bzw. spanische sowie 1800 französische Drucke verteilen. Zu finden sind u. a. 173 Titel von Voltaire, 156 von Dante, 90 von Rousseau, je 88 von Balzac und Molière, 76 von Petrarca, 64 von Hugo, 47 von Racine, 41 von Boccaccio, 29 von Corneille und 11 von Rabelais. Die Sekundärliteratur weist 445 Titel zu Dante auf, 130 zu Rousseau, 125 zu Voltaire, 105 zu Molière, 90 zu Petrarca, 60 zu Hugo, 50 zu Corneille sowie je 40 zu Boccaccio, Rabelais, Balzac und Racine. Zudem gibt es 230 französische Grammatiken, z. B. Henricus Estiennes Hypomneses de gallica lingua (Paris 1582), 150 italienische, z. B. Giacomo Pergaminis Memoriale della lingua volgare (Venedig 1602) und Benedetto Buommatteis Della lingua Toscana (Florenz 1643), 40 spanische, z. B. Tesoro de la lengua Castellana o Espanola von S. de Covarruvias y Orozco (Madrid 1674), und 15 portugiesische. Zum Bestand des 19. Jhs zählen u. a. Wilhelm Meyer-Lübkes Grammatik der Romanischen Sprachen (Leipzig 1890-1902) und Adolf Mussafias Zur rumänischen Vocalisation (Wien 1868). Die Geschichte der französischen Literatur ist in 170 Titeln dokumentiert, darunter Ferdinand Lotheissens Geschichte der französischen Literatur im 17. Jahrhundert (Wien 1878-1884), jene der italienischen und spanischen in 145 bzw. 35 Titeln. Auf die Mundarten des Französischen und Italienischen nehmen 70 bzw. 80 Titel Bezug.

2.30 Der Bestand zur Deutschen Philologie (14.290 Titel) setzt sich aus rund 7000 wissenschaftlichen Werken und ca. 7300 Texteditionen zusammen. Ca. 1410 literarische Werke bis 1884 stammen von Autoren, die im Raum Österreich-Ungarn geboren wurden oder dort wirkten. Zahlreiche mittelhochdeutsche Texte und Kommentare schenkte der Altgermanist Franz Pfeiffer (s. o. 1.23). Bei den Textausgaben liegen die Schwerpunkte bei den deutschen Klassikern Goethe (330) und Schiller (330). Herder ist mit 170 Titeln vertreten, Wieland mit 158, Lessing mit 146, Jean Paul mit 104, Heine mit 93, Klopstock mit 85, Eligius F. J. von Münch-Bellinghausen (Pseudonym: Friedrich Halm) mit 70, Rückert mit 59, Kleist mit 52, Uhland mit 39, Grillparzer mit 38, Hebbel mit 37 und Stifter mit 33. Von Mörike, Raabe und Hölderlin sind lediglich 18, 11 bzw. 6 Titel verzeichnet. Besonders zahlreich ist die Sekundärliteratur zu Goethe (1140 Titel) und Schiller (605). 180 Titel betreffen Lessing, 145 Grillparzer, 130 Heine, 120 Hebbel, 105 Herder, 100 Kleist, 70 Wieland, 60 Münch-Bellinghausen, je 50 Stifter, Hölderlin und Rückert, 45 Klopstock und je 40 Raabe, Mörike und Uhland. Die Dichtung des deutschen Mittelalters ist u. a. mit 22 Titeln Hartmanns von Aue, 20 Walthers von der Vogelweide und 14 Wolframs von Eschenbach vertreten. An Sekundärliteratur gibt es 40 Titel zu Hartmann von Aue sowie je rund 70 zu Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach. Ferner ist auf 160 Titel zum Nibelungenlied, 20 zur Ossian-Dichtung, 40 zu Reineke Fuchs und 100 zum Faust-Motiv hinzuweisen.

2.31 400 Werke befassen sich mit den Mundarten des Deutschen. Ebensogroß ist der Bestand an Grammatiken. Es finden sich u. a. Leonhard Schwartzenbachs Synonyma (Frankfurt 1571), Georg Henischs Teutsche Sprache und Weisheit (Augsburg 1616), C. von Stielers Der Teutschen Sprache Stammbaum (Nürnberg 1691), Johann L. Wachters Glossarium Germanicum (Leipzig 1727) und Daniel Georg Morhofs Unterricht von der teutschen Sprache und Poesie (Lübeck 1700). An Sprachwörterbüchern sind u. a. Christian Ernst Steinbachs Vollständiges deutsches Wörter-Buch (Breslau 1734) und Johann Christoph Adelungs Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der hochdeutschen Mundart (Leipzig 1774-1786) vorhanden. Der Bestand an Literaturgeschichten beläuft sich auf 500 Titel. Er enthält z. B. Johann Christoph Gottscheds Beiträge zur kritischen Historie der deutschen Sprache (Leipzig 1732-1744) ebenso wie Friedrich Schlegels Geschichte der alten und neuen Literatur (Wien 1815) und Standardwerke wie Jakob Minors Geschichte der deutschen Dichtung in der classischen Periode (Wien 1891) und Johann Willibald Nagls, Jacob Zeidlers und Eduard Castles Deutsch-österreichische Litteraturgeschichte (Wien 1899-1937). Von den Studien zur altdeutschen Sprache und Dichtung seien das Quellenmaterial zu altdeutschen Dichtungen (Wien 1867-1868) des Wiener Universitätsprofessors Franz Pfeiffer, desselben Forschung und Kritik auf dem Gebiete des deutschen Alterthumes (Wien 1863-1866) und Joseph Seemüllers Studien zu den Ursprüngen der altdeutschen Historiographie (Halle 1898) erwähnt. Zudem gibt es 20 Musenalmanache.

2.32 Die Abteilung Germanische Philologie enthält 2400 Titel, ca. 1300 an Primär-, 1100 an Sekundärliteratur einschließlich Grammatiken. Bei den Textausgaben dominiert Shakespeare mit 494 Titeln, 81 stammen von Byron, 66 von Milton. Die wissenschaftlichen Werke zu diesen Dichtern belaufen sich auf 655, 105 bzw. 90 Titel. 80 Werke betreffen die Edda-Dichtung. Zur glischen Literaturgeschichte sind 130 Titel vorhanden, darunter R. Chambers' Cyclopedia of English literature (London 1858-1860) und Hippolyte Taines Histoire de la littérature anglaise (Paris 1863-1864), zur schwedischen 15, zur skandinavischen 10. An Grammatiken gibt es 155 englische, 10 gotische, 15 schwedische und 10 angelsächsische, darunter G. E. Sievers' Angelsächsische Grammatik (Halle 1882). Der Bestand an Wörterbüchern weist u. a. Samuel Johnsons A dictionary of the English language (London 1785) und Joseph Bosworths A dictionary of the Anglo-Saxon Language (London 1838) auf.

2.33 Auf die Slawische Philologie entfallen 3630 Titel. 118 Werke behandeln die russische Literaturgeschichte, 60 die polnische, 13 die serbische und jeweils 8 die slowenische und kroatische. An Textausgaben finden sich u. a. 7 von Dostojewsky, 35 von Puschkin und 34 von A. Mickiewicz. Über Dostojewsky und Puschkin liegen jeweils rund 80 Studien vor, über Mickiewicz 66. Zu den ältesten philologischen Werken der Abteilung gehören das Dictionarion quinque nobilissimarum Europae linguarum (Venedig 1595) von Faustus Vrancic, Daniel Adam Veleslavinas Sylva quadrilinguis Vocabularium et phrasium Bohemicae, Latinae (Prag 1598) und Arcticae horulae succisivae de latino-carniolana literatura (Wittenberg 1584) von Adam Bohoric. Zudem sind viele bedeutende Werke aus der Frühzeit der Slawistik, dem 17. und 18. Jh, vorhanden, z. B. Bohuslav Alois Balbíns Bohemia docta (Prag 1776-1780) und Sebastiano Dolcis De Illyricae linguae vetustate et amplitudine (Venedig 1754). An Grammatiken gibt es 80 tschechische, 40 polnische und 55 russische. Zu erwähnen sind Bartholomäus Kopitars Grammatik der slavischen Sprache in Krain, Kärnten und Steiermark (Laibach 1808) und die Vergleichende Grammatik der slavischen Sprachen (Wien 1852-1883) von Franz von Miklosich. Ein Slavica-Katalog mit ca. 30.000 Eintragungen wurde 1972 von Otto Peschl herausgegeben (s. u. 3.2).

2.34 Der Bestand zu den nicht-indogermanischen Sprachen und Literaturen beläuft sich auf 2400 Titel. Davon entfallen 150 auf hebräische Grammatiken, 65 auf arabische, 60 auf ungarische, je 40 auf syrische und türkische, 10 auf chinesische, 25 auf aramäische und 5 auf äthiopische. An Literaturgeschichten finden sich u. a. 26 ungarische, 13 hebräische, je 8 arabische und türkische und 6 chinesische. Von den zahlreichen Wörterbüchern sind Job Ludolfs Mazgaba Kâlât baamhârnâ, seu lexicon amharico-latinum (Frankfurt 1698), Joseph Marie Amiots Dictionnaire tartare-mantchou françois, composé d'après un dictionnaire mantchou-chinois (Paris 1789-1790) und Manuel de Larramendis Diccionario trilingüe castellano, bascuence y latin (San Sebastian 1853) zu erwähnen. Größere Titelgruppen bilden ferner die Werke über Keilschrift (100) und Papyri (180).

2.35 600 Titel zur Orientalistik im besonderen verteilen sich auf Sprachwissenschaft (35), Islamkunde (180), Altsemitistik (210) und Ägyptologie (160). Darüber hinaus gibt es 14 Zeitschriften. Hervorgehoben seien Joseph Freiherr von Hammer-Purgstalls Enzyklopädische Übersicht der Wissenschaften des Orients (Leipzig 1804), A. von Kremer-Auenrodes Kulturgeschichte des Orients unter den Califen (Wien 1875-1877) und Theodor Nöldekes Die semitischen Sprachen (Leipzig 1899).

Archäologie

2.36 Von insgesamt 4177 Titeln sind 60 aus dem 16. Jh, 110 aus dem 17. Jh, 730 aus dem 18. Jh und 3277 aus dem 19. Jh. Neben 680 allgemeinen Darstellungen finden sich ca. 600 Titel über antike Inschriften, ca. 80 über Gegenstand und Methoden der Altertumswissenschaft und 45 Zeitschriften. Bestandsschwerpunkte liegen bei der Literatur zur Archäologie Asiens und Europas. 100 Titel betreffen Assyrien, 70 Jerusalem, je 30 Pergamon und Troja, 550 Ägypten (u. a. Egyptian Research Account, London 1893 ff.), 280 Athen (z. B. Nicholas Revetts und James Stuarts The antiquities of Athens, London 1762-1787), 85 Rom (u. a. B. Lucio Mauros Le antichità della città di Roma, Venedig 1558, und Antonio Bosios Roma sotterranea, Rom 1650), 35 Herculaneum, 60 Pompei. Weitere 60 Werke befassen sich mit den Etruskern, 40 mit den Hethitern, 170 mit den Babyloniern. 380 Titel sind über Altertümer allgemein verzeichnet.

Historische Hilfswissenschaften

2.37 Die Abteilung umfaßt 2290 Titel (70 aus dem 16. Jh, 190 aus dem 17. Jh, 930 aus dem 18. Jh und 1100 aus dem 19. Jh). Unter rund 300 Titeln zum Urkundenwesen sind ca. 200 Urkundeneditionen, 50 Titel zur Urkundenlehre und 15 Formelbücher. Hingewiesen sei auf Jean Mabillons De re diplomatica (Paris 1709), M. Gregor Grubers Lehrsystem einer allgemeinen Diplomatik (Wien 1783-1784) und Carl Traugott Gottlob Schönemanns Codex für die practische Diplomatik (Göttingen 1800-1803). 110 Titel betreffen das Archivwesen, 250 die Genealogie, z. B. Johann Wilhelm Graf von Wurmbrand-Stuppachs Collectanea genealogico-historica (Wien 1705) und Johann Georg Megerles von Mühlfeld Österreichisches Adelslexikon (Wien 1822-1824). Der Bestand zur Chronologie beläuft sich auf 140 Titel, jener zur Heraldik auf 185, darunter S. Pietrasantas Tesserae gentilitiae ex legibus fecialium (Rom 1638). 750 Titel befassen sich mit der Numismatik, 540 davon mit Münzen, 100 mit dem Münzwesen allgemein und 80 mit Medaillen. Erwähnt seien Renerus Budelius' De monetis et re numaria (Köln 1591), Charles Patins Imperatorum Romanorum numismata (Amsterdam 1696) und Joseph Hilarius Eckhels Doctrina Numorum veterum (Wien 1792). Zur Epigraphik liegen 75 Titel vor, so F. S. Maffeis Artis criticae lapidariae (Lucca 1765), zur Paläographie 230, darunter B. de Montfaucons Palaeographia graeca (Paris 1708), Cesare Paolis Grundriß der lateinischen Palaeographie (Innsbruck 1885) und Émile Chatelains Paléographie des classiques latins (Paris 1884-1900). Zu weltlichen und geistlichen Ritterorden sind 120 Titel vorhanden, zur Siegelkunde (Sphragistik) 100, zur Flaggenkunde 25.

Geschichte

2.38 Von 42.150 Titeln sind 46 Inkunabeln, 980 stammen aus dem 16. Jh, 4150 aus dem 17. Jh, 6200 aus dem 18. Jh und 30.774 aus dem 19. Jh. Es finden sich ca. 400 allgemeine Darstellungen zur Geschichtswissenschaft und rund 550 Titel zur Urgeschichte. Von 1300 Werken zur Geschichte des Altertums ist die Historia belli Peloponnesi (Treviso 1483) des Thukydides das älteste; 157 Titel beziehen sich auf Caesar, 31 auf Tiberius, 66 auf die Kelten. Rund 1000 Werke befassen sich mit mittelalterlicher Geschichte. Größere Bestandseinheiten bilden - neben allgemeinen Abhandlungen und Quellenwerken, wie C. Ulysses Joseph Chevaliers Répertoire des sources historiques du moyen âge (Paris 1872-1903 und Montbéliard 1894-1903) - allgemeine Werke über Byzanz (157), die Germanen (204), Normannen (30), Stände (97), Hanse (73) und Kreuzzüge (79). Ca. 4000 Titel sind Studien zu allgemeinen historischen Prozessen und Institutionen, darunter Darstellungen über Königtum (126), Kurfürsten (50) und Regenten (236). Von den 80 Chroniken sei Hartmann Schedels Liber chronicarum erwähnt, das in der Nürnberger Ausgabe von 1493 vorliegt. 210 Titel sind allgemeine Darstellungen zur Geschichte Europas, z. B. Anselm Desings Auxilia historica (Stadtamhof 1747) und Friedrich von Gentz' Fragmente aus der neuesten Geschichte des politischen Gleichgewichts von Europa (St. Petersburg 1806). 104 Werke betreffen Karl den Großen, 47 die Karolinger.

2.39 8048 Titel behandeln die Geschichte Österreichs und der österreichisch-ungarischen Monarchie. Das bis 1885 bzw. 1888 geführte Lokalrepertorium bzw. Inventar der Bibliothek verzeichnet rund 3400 Titel zur allgemeinen und ca. 3700 Titel zur speziellen Geschichte Österreichs. Ca. 1200 Titel gibt es über Böhmen, ca. 1500 über Ungarn. Neben 200 Werken zum Themenkreis Habsburg finden sich u. a. 40 Titel über Rudolph I., 90 über Maximilian I., 130 über Karl V., 55 über Ferdinand I., 35 über Maximilian II., 20 über Rudolf II., 18 über Matthias I., 35 über Ferdinand II., 80 über Leopold I., 35 über Joseph I., 65 über Karl VI., 120 über Maria Theresia, 115 über Franz I., 180 über Joseph II., 40 über Leopold II., 105 über Franz I. (Kaiser von Österreich), 60 über Ferdinand I. (Kaiser von Österreich), 300 über Franz Joseph I. und 50 über Rudolf (Kronprinz von Österreich). 70 Werke erörtern das Balkanproblem im 19. Jh (Orientalische Frage). Unter den ältesten Drucken zur österreichischen Geschichte sind Johannes Cuspinianus' Austria (Basel 1553), die Annales rerum belli domique ab Austriacis Habsburgicae gentis principibus (Innsbruck 1592) des Gérard de Roo und die Kronyka czeska (Prag 1541) von V. Hajek z Libocan. Erwähnenswert sind ferner Hieronymus Megisers Annales Carinthiae (Leipzig 1612), Gottfried Bessels Chronicon Gotwicense (Tegernsee 1732), Philibert Huebers Austria ex archivis Mellicensibus illustrata (Leipzig 1722), J. L. Kraffts Histoire générale de la maison d'Autriche (Brüssel 1744-1745), Hieronymus Pez' Scriptores rerum austriacarum veteres ac genuini (Leipzig 1721-1745), Bernhard Pez' Thesaurus anecdotorum novissimus (Augsburg 1721-1729), Sigismund Calles' Annales Austriae (Wien 1750), Franz Florian Anton Kauz' Pragmatische Geschichte des Markgrafenthums Österreich (Wien 1788-1792) und Joseph Alexander von Helferts Geschichte Österreichs vom Ausgange des Wiener October-Ausstandes 1848 (Leipzig 1869-1886).

2.40 Rund 6000 Titel entfallen auf die Geschichte Deutschlands. Lokalrepertorium und Inventar führen bis 1888 2400 allgemeine Darstellungen an, ca. 1700 Werke zu Oberdeutschland, ca. 1500 zu Niederdeutschland, ca. 1300 zu Preußen. Neben Chroniken und Annalen, wie Johannes Carions Neue vollkommene Chronica (Wittenberg 1562-1564), Johannes Aventinus' Annales Boiorum (Ingolstadt 1554) und Andreas Brunners Annales virtutis et fortunae Boiorum (München 1626-1637), finden sich zahlreiche epochengeschichtliche und Gesamtdarstellungen, z. B. Bogislaus Philipp von Chemnitz' Königlich Schwedischer in Teutschland geführter Krieg (Stettin 1648-1653), Johann Jakob Mascovs Geschichte der Teutschen (Leipzig 1726-1737) und Heinrich Graf von Bünaus Probe einer teutschen Kayser und Reichs-Historie (Leipzig 1722), sowie bedeutende Quellenwerke (z. B. Monumenta Germaniae historica, Hannover 1826 ff., und Wilhelm Wattenbachs Deutschlands Geschichtsquellen, Berlin 1858). Zu einzelnen Herrscherpersönlichkeiten sind u. a. 12 Titel über Heinrich I. (der Vogler) zu erwähnen, 4 über Konrad I., 13 über Konrad II., 45 über Heinrich IV., 45 über Friedrich I. Barbarossa, 40 über Friedrich II. und 36 über Karl IV. An Literatur zu einzelnen Hohenzollern sind z. B. 40 Titel über Friedrich Wilhelm I. (Kurfürst von Brandenburg) zu nennen, 15 bzw. 220 über Friedrich I. und Friedrich II. (Könige von Preußen) und 25 über Friedrich II. (deutscher Kaiser und König von Preußen). Größere Titelgruppen stellen ferner 160 Werke zum Dreißigjährigen Krieg, 92 zum Westfälischen Frieden und 65 zum Siebenjährigen Krieg dar. Relativ umfangreich ist mit 275 Titeln auch der Bestand über Otto von Bismarck.

2.41 Die Geschichte der Schweiz ist mit rund 880 Titeln vertreten; Aegidius von Tschudis De prisca ac vera alpina Rhaetia (Basel 1560) ist unter den ältesten. Annähernd gleich groß ist der Bestand zur Geschichte der Niederlande und Belgiens (753 Titel, darunter F. van der Haers Annales Ducum seu Principum Brabantiae totiusque Belgii, Antwerpen 1623) sowie zur Geschichte Nordeuropas (735 Titel); dazu gibt es neben allgemeinen Darstellungen 230 Titel zu Schweden, ebensoviele zu Dänemark und 130 zu Norwegen. Erwähnt sei Olaus Magnus' Historia de gentibus Septentrionalibus (Rom 1555). Auf die Geschichte Großbritanniens und Irlands entfallen 986 Titel (u. a. Rerum Anglicarum, post Bedam praecipui a vetustissimis, Frankfurt 1601). Gut dokumentiert ist mit 2340 Titeln die Geschichte Frankreichs. Aus dem Inkunabelbestand sei auf R. Gaguinus' De origine et gestis Francorum Compendium (Lyon 1497) hingewiesen. Zu einzelnen Herrschergestalten finden sich z. B. 20 Werke über Ludwig IX., 30 über Ludwig XI., 8 über Ludwig XII., 20 über Franz I., 25 über Ludwig XIII., 120 über Ludwig XIV., 35 über Ludwig XV. und 50 über Ludwig XVI. 50 Titel liegen zu den Hugenottenkriegen vor, 400 zur Französischen Revolution, weitere 20 zu Robespierre, 13 zu Danton. Besonders gut vertreten ist mit 420 Titeln die Literatur über Napoleon I., jene zu Napoleon III. beläuft sich auf 73 Titel.

2.42 Ähnlich gut wie die französische ist die Geschichte Italiens repräsentiert. Rund 2500 Titel verteilen sich auf 470 allgemeine Darstellungen, 1370 Titel zu Oberitalien und rund 700 zu Unteritalien. Unter den Quellenwerken ist Ludovico Antonio Muratoris Scriptores Rerum Italicarum (Mailand 1723-1785). 200 Titel betreffen die Geschichte des Kirchenstaates. Die Geschichte der Iberischen Halbinsel erörtern 607 Werke, von denen F. Taraffas Rerum Hispaniae memorabilium annales (Köln 1577) und Epitome de las historias Portuguesas von M. de Faria y Sousa (Brüssel 1677) angeführt seien. Die Bestände zur Geschichte Rußlands, Polens und des Baltikums (1240 Titel) enthalten z. B. Sigismund Freiherrn von Herbersteins Rerum Moscoviticarum commentarii (Wien 1549) und A. Guagninis Rerum Polonicarum (Frankfurt 1584).

2.43 Die Geschichte der Balkanländer umfaßt 829 Titel (z. B. Vincenzo Coronellis Memorie istoriografiche de' regni della Morea, Venedig 1685, und Gregor Prays Commentarii historici de Bosniae, Serviae, Buda 1837). Die Literatur zu Asien zählt 1050 Titel (z. B. Nicolaus Hönigers Die Hofhaltung des Türkischen Kaysers und Othomanischen Reichs, Basel 1596, und Martinus Martinis Sinicae historiae, München 1658), jene zu Afrika 390, darunter Job Ludolfs Historia Aethiopica (Frankfurt 1681). 928 Drucke liegen zur Geschichte Amerikas vor (z. B. Commentarios reales que tratan de el origen de los Incas von El Inca Garcilaso de la Vega, Madrid 1722-1723), rund 210 zu Australien und Ozeanien.

Rechts-, Staats- und Wirtschaftswissenschaften

2.44 Von insgesamt 40.600 Titeln sind 69 Inkunabeln, 560 stammen aus dem 16. Jh, 3400 aus dem 17. Jh, 4580 aus dem 18. Jh und 31.991 aus dem 19. Jh. Dazu kommen 10.674 Dissertationen, vorwiegend aus dem 17. und 18. Jh. In der rechtswissenschaftlichen Abteilung, die u. a. die Büchersammlung von Franz Xaver Haimerl (s. o. 1.23) enthält, entfallen 4233 Titel auf die Rechtswissenschaften allgemein, darunter Samuel von Pufendorfs De officio hominis et civis iuxta legem naturalem (Leipzig 1709), Christian Thomasius' Lectiones de prudentia legislatoria (Frankfurt 1740), Christian Wolffs Ius naturae (Frankfurt 1742-1756), Friedrich Carl von Savignys Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft (Heidelberg 1814), Rudolph von Iherings Der Zweck im Recht (Leipzig 1877-1883), Adolf Merkels Juristische Enzyklopädie (Berlin 1885) und De lege naturali Positiones (Wien 1772) von Carl Anton Martini, dem bedeutenden Vertreter der Naturrechtslehre in Österreich. 367 Titel sind Gesetzessammlungen, 105 betreffen die Gesetzgebung.

2.45 In der Abteilung Römisches Recht (2162 Titel) entfallen ca. 320 Titel auf Allgemeines. Erwähnung verdient Justinianus' I. Codex cum apparatu (Venedig 1496). 152 Titel befassen sich mit Pandekten. Ferner sind grundlegende Werke, wie Friedrich Carl von Savignys System des heutigen Römischen Rechts (Berlin 1840-1849), Gustav Demelius' Untersuchungen aus dem römischen Civilrechte (Weimar 1856) und Moriz Wlassaks Römische Processgesetze (Leipzig 1888-1891) vorhanden. Der 896 Werke umfassende Bestand zur deutschen Rechtsgeschichte weist u. a. 21 Titel über Rechtsaltertümer auf, z. B. Jacob Grimms Deutsche Rechtsalterthümer (Göttingen 1828).

2.46 Die Literatur zum Privatrecht einschließlich Handelsrecht und Seerecht ergibt 7558 Titel. Neben 620 allgemeinen Darstellungen zum Bürgerlichen Recht finden sich 40 Werke zum Personenrecht allgemein, 1100 zum Eherecht, 350 zum Familienrecht, 70 zum ehelichen Güterrecht und 115 zum Vormundschaftsrecht. Zum Sachenrecht sind 100 allgemeine Abhandlungen vorhanden, zum Recht des Besitzes 200 Titel, zum Recht des Eigentums 280. 79 Titel betreffen das Schenkungsrecht, 100 das Mietrecht. Das Schuldrecht ist mit 400 Titeln vertreten, das Hypothekenwesen mit 183, das Vertragsrecht mit 220, das Kaufrecht mit 123. Das Erbrecht ist mit 550 Titeln abgedeckt; hinzu kommen 157 Werke aus dem Rechtsbereich Testament. 84 Titel gibt es zum Begriff Verjährung. Handelsrecht im allgemeinen, diverse Handelsgesetze und Handelsverträge haben 200, 80 bzw. 73 Titel zum Inhalt. 105 Werke untersuchen das Patentwesen, 120 das Urheberrecht. Der Bestand zum Wertpapierrecht beläuft sich auf 80 Titel, jener zum Wechselrecht und zum Aktienrecht auf jeweils 450. Zu erwähnen sind weiters 420 Titel über das Bankenwesen, 144 über das Kreditwesen und 220 über das Börsenwesen. Das Seerecht wird in 100 Werken abgehandelt. Zu den ältesten Titeln der privatrechtlichen Literatur zählt Ulrich Tenglers Der neu leyenspiegel (Straßburg 1514). Von den zahlreichen Publikationen Wiener Universitätsprofessoren seien Joseph Ungers System des österreichischen allgemeinen Privatrechts (Leipzig 1856-1864) und Moriz Stubenrauchs Das allgemeine bürgerliche Gesetzbuch vom 1. 6. 1811 (Wien 1854-1858) erwähnt.

2.47 Die Gebiete Strafrecht und Kriminologie sind mit 3026 Titeln vertreten. Davon sind rund 1000 Titel allgemeine Darstellungen, wie Adolph Merkels Kriminalistische Abhandlungen (Leipzig 1867). Unter 380 Werken über Strafgesetzgebung verschiedener Staaten ist mit der Bambergischen Halsgerichtsordnung (Mainz 1508) auch ein früher, das Römisch-Deutsche Reich betreffender Druck zu finden. 300 Titel gibt es zum Strafprozeß allgemein, z. B. Die leitenden Grundsätze der österreichischen Strafprozeßordnung von A. Hye von Glunek (Wien 1854) und Julius Glasers Beiträge zur Lehre vom Beweis im Strafprozeß (Leipzig 1883). Auch die Constitutio criminalis Theresiana (Wien 1769) und François Gayot de Pitavals Causes célèbres (Den Haag 1735-1745) fehlen nicht. 79 Titel nehmen Bezug auf das Geschworenenwesen, 140 auf Strafanstalten und Gefängnisse. Zum Schlagwort Verbrechen sind 300 Titel verzeichnet, zum Duell 100.

2.48 Unter 1920 Titeln zur Gerichtsbarkeit gibt es 150 allgemeine Abhandlungen, 600 Titel zum Zivilprozeß allgemein, 100 zum Reichskammergericht und 190 über Gerichte. 92 Titel liegen zum Notariatswesen vor, 150 zur Advokatur, 110 zur Gerichtsordnung, 150 zum Eid. Auf die Bedeutung der Zeugenschaft beziehen sich 47 Titel, auf die Rechtsgebiete der Klage und der Einrede 76 bzw. 50 und auf den Begriff des gerichtlichen Urteils 86. 75 Titel befassen sich mit Außerstreitverfahren (Freiwillige Gerichtsbarkeit) im allgemeinen, 140 mit dem Grundbuchwesen. Einschlägige Beispiele sind Johann Baptist Suttingers von Thurnhof Observationes practicae oder gewisse Gerichtsbräuche (Wien 1650), Anton Mengers System des österreichischen Civilprocessrechts (Wien 1876) und Die allgemeine Gerichtsordnung (Wien 1893) Franz Kleins, des Schöpfers der österreichischen Zivilprozeßordnung von 1898, die teilweise noch heute in den Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns gilt.

2.49 Unter 2369 Titeln zum - vor allem katholischen - Kirchenrecht sind 500 Darstellungen allgemeiner Art und 105 Lehrbücher zu finden. An Spezialliteratur sind z. B. 73 Titel über Konkordate zu nennen. Aus dem Inkunabelbestand ist das 1499 in Straßburg gedruckte Compendium iuris canonici hervorzuheben, aus späterer Zeit der Thesaurus juris ecclesiastici potissimum Germaniae (Heidelberg 1772-1779).

2.50 Rund 3050 Titel gibt es zu den Staatswissenschaften und zum Öffentlichen Recht. Ein Teil dieser Sammlung stammt aus dem Besitz von Friedrich Wilhelm Otto Ludwig Freiherr von Reden und Prof. Johann Gottfried Hermann (s. o. 1.23). 270 Werke behandeln die Staatswissenschaften allgemein (u. a. Lorenz von Steins System der Staatswissenschaft, Stuttgart 1852-1856), 400 das Staatsrecht allgemein, darunter Johann Jacob Mosers Teutsches Staatsrecht (Nürnberg 1737-1754) und Rudolph Herrnritts Die Nationalität als Rechtsbegriff (Wien 1899).

2.51 Die Literatur zum Völkerrecht (812 Titel) besteht zu rund 50 Prozent (400 Titel) aus allgemeinen Abhandlungen, wie Christian Wolffs Ius gentium (Halle 1749), Gottfried Wilhelm Leibniz' Codex juris gentium diplomaticus (Hannover 1693), Johann Jacob Mosers Versuch des neuesten Europäischen Völkerrechts (Frankfurt 1777-1780), Carl Anton Martinis Allgemeines Recht der Staaten (Wien 1797) und F. E. Liszts Das Völkerrecht (Berlin 1898). 80 Titel betreffen Gesandte, 50 Konsulate. Von Hugo Grotius sind 72 Titel vorhanden, die sich auf 6 historische, 17 theologische und 49 juristische verteilen, darunter 13 Ausgaben von De jure belli ac pacis aus dem 17. und 18. Jh (u. a. Amsterdam 1631). Die Sekundärliteratur zu Grotius beläuft sich auf 40 Titel. Probleme des Friedens - Friedensschluß, Friedensvertrag, immerwährende Friedensordnung - untersuchen 105 Titel. Zudem sind 75 Lehrbücher zu erwähnen.

2.52 986 Titel, darunter 100 allgemeine Abhandlungen, entfallen auf Staatslehre. 50 Titel sind Fürstenspiegel, 60 betreffen Machiavelli, 13 Tocqueville. Von 1520 Werken zum Bereich Verfassung und Verfassungsgeschichte untersuchen 700 verschiedene Verfassungen (z. B. Johann Kropatscheks Österreichs Staatsverfassung, Wien 1794-1810), 130 Landtage, 157 Reichstage (nicht nur Österreichs). 50 Titel erörtern die Regierungsform Monarchie, 330 das Lehensrecht, 170 den Parlamentarismus.

2.53 Der Bereich Öffentliche Verwaltung umfaßt 4984 Titel. Die besonders reiche Themenpalette enthält u. a. 375 Titel zu Gemeinderecht und Gemeindeverwaltung, 155 zum Beamtenstand (davon 25 zur Dienstpragmatik), 25 zum Baurecht, 155 zum Gewerberecht, 90 zum Jagdrecht, 170 zum Polizeiwesen, 126 zum Vereinswesen, 150 zu Gesundheitsrecht und Gesundheitspflege, 30 zum Lebensmittelrecht, 85 zum Schulunterrichtsrecht, 50 zum Wasserrecht, 120 zum Bergrecht, 55 zum Agrarrecht, 50 zum Stiftungswesen und 45 zur Verwaltungsgerichtsbarkeit. 820 Titel sind allgemeine Darstellungen. Joseph von Sonnenfels ist mit 17 Titeln vertreten, darunter das Handbuch der inneren Staatsverwaltung (Wien 1798). Zu erwähnen sind ferner Lorenz von Steins Die Verwaltungslehre (Stuttgart 1865-1868) und Anton Mengers Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag (Stuttgart 1886).

2.54 2800 Titel behandeln die Wirtschaftwissenschaften. Neben 1200 allgemeinen Abhandlungen über Volkswirtschaft befinden sich darunter 100 Werke über Volkswirtschaftslehre, ebensoviele zum Bereich Kapital, 80 über Handelspolitik und 40 über die Handelswissenschaften. Schriften Ferdinand Lassalles (50 Titel) sind ebenso vertreten wie frühe Studien zur Nationalökonomie, etwa von François Quesnay (z. B. Essai physique sur l'oeconomie animale, Paris 1736), Adam Smith (z. B. An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations, London 1776) und David Ricardo (z. B. Die Grundsätze der politischen Ökonomie, Weimar 1821). 100 Titel betreffen die Sozialpolitik im engeren Sinn, 900 die Arbeiterschaft, 90 Angestellte, 150 die Bauernschaft. Zu erwähnen sind weiters Bestände über Armenpflege (180 Titel), Wohlfahrt (50), Invalidität (70), Sozialversicherung (70) und Unfallversicherung (70). Mit 432 bzw. 197 Titeln ist die Literatur zum Sozialismus und zur Sozialen Frage des ausgehenden 19. Jhs besonders gut repräsentiert. Auch Karl Marx' Zur Kritik der politischen Ökonomie (Berlin 1859) und Das Kapital (Hamburg 1867), die Schriften des Vereins für Socialpolitik (Leipzig 1873 ff.) und Werke Wiener Universitätsprofessoren, z. B. Friedrich von Wiesers Über den Ursprung und die Hauptgesetze des wirtschaftlichen Wertes (Wien 1884), Carl Mengers Grundsätze der Volkswirtschaftslehre (Wien 1872), Eugen von Böhm-Bawerks Capital und Capitalzins (Innsbruck 1884-1889) sowie desselben Grundzüge der Theorie des wirtschaftlichen Güterwertes (Jena 1886) fehlen nicht.

2.55 Die Literatur zu den Finanzwissenschaften und zum Finanzrecht beläuft sich auf 1220 Titel, darunter 550 über Steuerwesen allgemein, 100 über Einkommenssteuer, 65 über Grundsteuer und je 300 über Währungsfragen und Zollwesen. Der reiche Bestand an allgemeinen Abhandlungen und Lehrbüchern enthält u. a. Joseph von Sonnenfels' Grundsätze der Polizey, Handlung und Finanzwissenschaft (Wien 1769-1776), Jacques Neckers De l'administration des Finances de la France (Paris 1785), Lorenz von Steins Lehrbuch der Finanzwissenschaft (Leipzig 1860) und Carl Mengers Finanzwissenschaft (o. O. 1890). Ergänzend dazu gibt es 25 Zeitschriften. Rund 400 Titel gehören zu den Gesellschaftswissenschaften. Zur Demographie sind 100 Titel über Volkszählung zu nennen, außerdem 28 Lehrbücher der Statistik, 15 statistische Zeitschriften und 400 Titel über Statistik allgemein, wie C. Bernoullis Handbuch der Populationsstatistik (Ulm 1841).

Pädagogik

2.56 Der Pädagogik sind 8072 Titel zuzuordnen (20 aus dem 16. Jh, 130 aus dem 17. Jh, 105 aus dem 18. Jh und 8360 aus dem 19. Jh). 750 Werke gehören zur Allgemeinen Pädagogik, darunter 100 Lehrbücher, 157 Fibeln und 85 Zeitschriften. Der Bestand zur Didaktik umfaßt u. a. 500 Titel zum Unterricht, 30 zur Unterrichtslehre, 35 zu Unterrichtsmethoden, weitere 52 zum Anschauungsunterricht. Von Pestalozzi und Comenius sind je 70 Titel vorhanden (u. a. Comenius' Opera didactica omnia, Amsterdam 1657). Darüber hinaus finden sich Werke aller sonstigen namhaften Pädagogen, z. B. Johann Friedrich Herbarts Allgemeine Pädagogik aus dem Zweck der Erziehung abgeleitet (Göttingen 1806), Vinzenz Mildes Lehrbuch der allgemeinen Erziehungskunde (Wien 1811-1813) und Franz Michael Vierthalers Elemente der Methodik und Pädagogik (Salzburg 1804). 47 Titel befassen sich mit der Handfertigkeit, 58 mit Anstandslehre, 21 mit Prinzenerziehung. Auf dem Gebiet der angewandten Pädagogik gibt es u. a. 120 Titel über Ausbildung und Erziehung von Taubstummen und 80 über den Blindenunterricht, z. B. Wilhelm Kleins Nachricht von dem kaiserl. königl. Blinden-Institute (Wien 1830). Rund 100 Titel liegen über Volksbildung vor, 20 über Frauenbildung. Zudem gibt es 60 allgemeine Darstellungen zur Geschichte der Pädagogik. Auch 220 Jugendschriften und 50 Jugendzeitschriften sind der Pädagogik zugezählt.

2.57 Im Bereich der institutionellen Pädagogik finden sich u. a. 900 Titel zum Schulwesen allgemein, 70 über Fortbildungsschulen, 650 über Volksschulen, 300 über Mittelschulen, 30 über Realgymnasien, 100 über Realschulen, 52 über Gewerbeschulen, 35 über Lehrerbildungsanstalten und 1300 über Universitäten, weitere 157 betreffen das Hochschulwesen. 40 Titel befassen sich mit dem österreichischen Schulwesen. Zu den einzelnen Schultypen in Österreich sind u. a. Franz Exners und H. Bönitz' Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen in Österreich (Wien 1849-1855) und Josef Alexander von Helferts Die österreichische Volksschule. Geschichte, System, Statistik (Prag 1860-1861) vorhanden. 80 Titel betreffen Schulreformen in Österreich, 260 Lehrer, 300 Studenten.

Mathematik

2.58 Von 5460 Titeln sind 2 Inkunabeln, 90 stammen aus dem 16. Jh, 420 aus dem 17. Jh, 520 aus dem 18. Jh und 4180 aus dem 19 Jh. Neben 750 allgemeinen Abhandlungen - unter den ältesten sind das Compendium mathematicum des Nicolaus de Orbellis (Bologna 1485) und die Opuscula mathematica des Franciscus de Maurolico (Venedig 1575) - sind 35 Titel zur Geschichte der Mathematik und rund 40 Zeitschriften vorhanden. 260 Titel gibt es über Gleichungen, 320 über Differentialgleichungen, 450 über
Funktionen. . 500 Titel liegen zur Arithmetik allgemein vor, 50 über Kubieren, 236 zur Algebra, 100 zur Infinitesimalrechnung, 120 zu Reihen, 140 zu Logarithmen. Mit dem Kreis befassen sich 149 Werke, mit Kurven 250. Unter 800 allgemeinen Abhandlungen zur Geometrie ist als eines der ältesten Werke auch Augustin Hirschvogels Geometria (Nürnberg 1543) zu finden. Euclid ist mit 28 Titeln vertreten, Leonhard Euler mit 25 (u. a. Institutiones calculi differentialis, St. Petersburg 1755). Unter den Nachschlagewerken ist insbesondere auf Christian Wolffs Mathematisches Lexikon (Leipzig 1716) und auf die von Gottfried Erich Rosenthal herausgegebene Encyclopaedie aller mathematischen Wissenschaften (Gotha 1794-1803) hinzuweisen. Innerhalb der angewandten Mathematik sind z. B. 150 allgemeine Darstellungen zur Geodäsie, 39 Titel zur Planimetrie, 47 zur Stereometrie, 131 zur Trigonometrie und 20 über das Nivellieren zu erwähnen.

Naturwissenschaften

2.59 Der Bestand umfaßt 26.770 Titel (33 Inkunabeln, 470 aus dem 16. Jh, 2430 aus dem 17. Jh, 4360 aus dem 18. Jh und 19.580 aus dem 19. Jh), von denen 900 die Naturwissenschaften allgemein betreffen. Erwähnenswert sind Plinius' des Älteren 1469 in Venedig gedruckte Historia naturalis, weiters Robert Fludds Utriusque Cosmi metaphysica physica atque technica historia (Oppenheim 1617-1621), Alexander von Humboldts Kosmos (Stuttgart 1845-1862), H. Ludwig Ferdinand von Helmholtz' Wissenschaftliche Abhandlungen (Leipzig 1882-1895) und die von Wilhelm Ostwald herausgegebenen Classiker der exacten Wissenschaften (Leipzig 1889 ff.). Die Geschichte der Naturwissenschaften ist mit 35 Titeln vertreten. Relativ umfangreich ist mit 110 Titeln der Zeitschriftenbestand.

2.60 Zur Physik liegen 4143 Titel vor. Neben 100 allgemeinen Darstellungen, 350 Lehrbüchern und 40 Zeitschriften sind 280 Werke über Mechanik vorhanden, 185 über Schwingungs- und Wellenlehre, weitere 60 über den Schall, 390 über Optik, 680 über Elektrizität und 144 über Magnetismus. 54 Titel befassen sich mit Atomtheorie. Erwähnenswert sind ferner 40 Titel über Newton. Von den frühen Beständen sei auf Otto von Guerickes Experimenta nova Magdeburgica de vacuo spatio (Amsterdam 1672) verwiesen. Darüber hinaus finden sich zahlreiche Publikationen von Wiener Universitätsprofessoren, etwa Ernst Machs Die Geschichte und die Wurzel des Satzes von der Erhaltung der Arbeit (Prag 1872) und sein Werk Die Prinzipien der Wärmelehre (Leipzig 1896), Ludwig Boltzmanns Bemerkungen über die Wärmeleitung der Gase (Wien 1875) sowie Christian Dopplers Drei Abhandlungen auf dem Gebiet der Wellen-Lehre (Prag 1846-1848).

2.61 Geophysik, Meteorologie und Astronomie behandeln 2160 Werke. Die Literatur zur Geophysik (550 Titel) verteilt sich insbesondere auf Werke über die Erde allgemein, auf Abhandlungen über Erdbeben und Erdmagnetismus. 34 Titel sind Studien über das Polarlicht. Der rund 730 Titel umfassende Bestand zur Meteorologie weist schwerpunktmäßig allgemeine Darstellungen (280) auf, wie Jean Baptiste de Monet de Lamarcks Annuaire météorologique (Paris 1799-1810), das Handbuch der Klimatologie von Julius Hann (Stuttgart 1883) und desselben Atlas der Meteorologie (Gotha 1877). Kleinere Titelgruppen bilden u. a. die Bereiche Atmosphäre (100), Klima (110), Wetter (100), Regen (26), Gewitter und Gezeiten (je 40). Zur Astronomie gibt es neben 550 allgemeinen Abhandlungen (z. B. Albumasars Introductorium in astronomiam, Augsburg 1489) u. a. 170 Titel über die Gestirne, 118 über den Mond und 275 über die Sonne. 22 Titel stammen von Galilei (z. B. Systema cosmicum, Straßburg 1635), je 35 von Kopernikus und Kepler (z. B. Astronomia nova aitiologetos seu physica coelestis, 1609, und Harmonices mundi libri 5, Linz 1619). Auch Werke von Tycho de Brahe (u. a. Astronomiae instauratae mechanica, Nürnberg 1602) fehlen nicht.

2.62 6983 Titel entfallen auf die Chemie. An Gesamtdarstellungen finden sich rund 180, z. B. Johann Rudolph Glaubers Opera chymica (Frankfurt 1658-1659). Sodann gibt es 120 allgemeine Abhandlungen zur anorganischen Chemie, 150 zur organischen, je 50 zur analytischen und physiologischen, 40 zur technischen und 30 zur pharmazeutischen Chemie. Im Bereich der anorganischen Chemie liegen weitere 1948 Titel über Nichtmetalle vor: 249 über das Wasser, 105 über Wasserstoff, 66 über Sauerstoff, 47 über Ozon. 288 Titel befassen sich mit Gasen, 131 mit Salzen, 350 mit Chlor, 131 mit Jod, 183 mit Säuren, 73 mit Kohlensäure. Zudem finden sich Studien über Schwefel (84 Titel), Ammoniak (84) und Phosphor (157). 1040 Titel über Metalle verteilen sich auf Abhandlungen über Zinn (97), Zink (97), Eisen (280), Kupfer (139), Magnesium (60), Quecksilber (222), Antimon (66) und Alkalimetalle (79). Auf dem Gebiet der organischen Chemie gibt es u. a. 288 Publikationen über Alkohol, 52 über Kohlenwasserstoffe, 113 über Petroleum und 105 über Aldehyde. Die Abteilung enthält viele Werke Wiener Universitätsprofessoren, z. B. Joseph Franz Freiherr von Jacquins Lehrbuch der allgemeinen und medizinischen Chemie (Wien 1793), sowie von Professoren des Wiener Polytechnischen Instituts, z. B. Paul Traugott Meissners Handbuch der allgemeinen und technischen Chemie (Wien 1819-1833) und Alexander A. Bauers Chemie und Alchemie in Österreich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (Wien 1883). Die Alchemie ist mit 325 Werken vertreten, davon haben 85 den Stein der Weisen zum Inhalt.

2.63 Der Mineralogie sind 1307 Titel zuzuordnen, darunter 700 allgemeine Abhandlungen, 220 Lehrbücher und 15 Zeitschriften. 180 Werke befassen sich mit Kristallen, weitere 65 mit der Kristallographie. An allgemeiner Literatur über Erze und Edelsteine finden sich 45 bzw. 35 Titel. Vorhanden sind z. B. Lazarus Erckers Beschreibung aller fürnemisten Mineralisch-Ertzt und Bergwerksarten (Prag 1574), Torbern-Olof O. Bergmans Manuel du minéralogiste: ou Sciagraphie (Paris 1784) und Grundriß der Mineralogie des Wiener Universitätsprofessors Friedrich Mohs (Dresden 1822-1824).

2.64 Der Bestand zur Geologie (1150 Titel) weist neben 500 allgemeinen Darstellungen (z. B. Ch. Lyells Principles of Geology, London 1834), 160 Lehrbüchern, 15 Bibliographien und 55 Zeitschriften u. a. Werke über Geotektonik (30), Gesteine allgemein (70), Gletscher (45), Höhlen (55), Vulkane (100) und Erdbeben (152) auf. 514 Werke, darunter 120 allgemeine Abhandlungen, gibt es zur Paläontologie, z. B. Abraham G. Werners Von den äußerlichen Kennzeichen der Fossilien (Leipzig 1774), Friedrich Mohs' Versuch einer Elementarmethode zur natürlichen Bestimmung und Erkennung der Fossilien (Wien 1812) und Heinrich Georg Bronns Lethaea geognostica oder Abbildung und Beschreibung der für die Gebirgsformationen bezeichnendsten Versteinerungen (Stuttgart 1850-1856).

2.65 Von 936 Titeln zur Biologie sind 280 allgemeine Abhandlungen, wie die Allgemeine Biologie des Wiener Universitätsprofessors Max Kassowitz (Wien 1899-1906). Zu erwähnen sind 120 Titel über die Zelle und 105 über Darwin bzw. den Darwinismus. Auch Werke Carl von Linnés fehlen nicht (u. a. Systema naturae in quo naturae regna 3 secundum classes proponuntur, Stockholm 1740).

2.66 Zur Botanik sind 3478 Titel - vorwiegend allgemeine Darstellungen - vorhanden. An frühen Beispielen seien Conrad Gesners Historia plantarum (Basel 1541), Otto Brunfels' Herbarium vivae eicones (Straßburg 1531-1532) und Carolus de L'Ecluses Rariorum aliquot stirpium per Pannoniam, Austriam et vicinas quosdam provincias historia (Antwerpen 1583) angeführt. 34 Titel stammen von Carl von Linné (z. B. Systema plantarum Europae, Genf 1785-1787). Kleinere Bestandsgruppen bilden u. a. allgemeine Werke zur systematischen Botanik (65), Studien über Algen (79), Pilze (131), Flechten (79), Blüten (79) und Blätter (86) sowie Kräuterbücher (24). 25 Werke behandeln die Geschichte der Botanik. Zudem finden sich 30 Titel über Schulgärten, 15 Bibliographien und 45 Zeitschriften.

2.67 Die Zoologie ist mit rund 3400 Titeln vertreten. Conrad Gesners Historiae Animalium (Zürich 1551-1587) ist unter den ältesten der 550 allgemeinen Darstellungen. An frühen regionenspezifischen Abhandlungen finden sich u. a. Martin Listers Historiae animalium Angliae tres tractatus (London 1678), Georg Marcgrafs Historia naturalis Brasiliae (Leiden 1648) und Charles Rocheforts Histoire naturelle et morale des Iles Antilles de l'Amérique (Rotterdam 1658). 130 Titel beziehen sich auf Wirbeltiere allgemein, 280 auf Fische, 110 auf Amphibien, 100 auf Reptilien, 450 auf Vögel (z. B. George Edwards' A natural history of some uncommon birds and of some other animals, London 1743-1751) und 250 auf Säugetiere. Der Bestand über wirbellose Tiere enthält u. a. 113 Werke zu den Mollusken.

2.68 Unter den Beständen zur Anthropologie (1233 Titel) sind rund 220 allgemeine Darstellungen, wie C. Bernoullis Versuch einer physischen Anthropologie (Halle 1804) und Paul Topinards L'anthropologie (Paris 1877). 55 Titel beziehen sich auf Physiognomie, 18 auf Phrenologie, 105 auf den Begriff Rasse.

Geographie

2.69 Von 12.070 Titeln sind 6 Inkunabeln, 210 erschienen im 16. Jh, 810 im 17. Jh, 880 im 18. Jh und 10.164 im 19. Jh. Ein Teil der geographischen Literatur, darunter Frühdrucke und alte Atlanten, stammt aus dem Besitz von Franz von Hauslab (s. o. 1.24). Unter 200 Titeln zur Allgemeinen Geographie finden sich 5 von Conrad Peutinger, 24 von Strabo und 49 von Claudius Ptolemäus, z. B. die Cosmographia (Rom 1490). Über Peutinger, Strabo und Ptolemäus liegen 18, 34 bzw. 52 Werke vor. Laut Lokalrepertorium sind diesem Bereich auch 507 bis 1884 erworbene Reisebeschreibungen zuzuzählen.

2.70 Der Bestand zur mathematischen Geographie und Kartographie (1722 Titel) weist Werke namhafter Kartographen auf, wie Andreas Ortelius' Theatrum orbis terrarum (Antwerpen 1570-1573), Gerardus Mercators und Jodocus Hondius' Atlas novus sive descriptio totius orbis terrarum (Amsterdam 1638), Willem J. Blaeus Theatrum orbis terrarum, sive Atlas novus (Amsterdam 1640-1650), Johann Baptist Homanns Grosser Atlas über die ganze Welt (Nürnberg 1716) und Franz Johann Joseph Reillys Schauplatz der 5 Theile der Welt (Wien 1789-1806). Zur physikalischen Geographie wurden allein im Zeitraum 1888 bis 1900 456 Titel angekauft, zur politischen Geographie 1176.

2.71 Zur Geographie Österreichs gibt es 1463 Titel. Auch topographische Werke sind diesem Bereich zugeordnet, z. B. Johann von Valvasors Topographia archiducatus Carinthiae (Nürnberg 1688), Georg Matthäus Vischers Topographia Archiducatus Austriae inferioris modernae (1672), desselben Topographia Austriae superioris modernae (1674) und Topographia Ducatus Stiriae (Graz 1681). Es dominieren die Werke aus dem 18. und 19. Jh, darunter Joseph Carl Kindermanns Beiträge zur Vaterlandskunde für Innerösterreichs Einwohner (Graz 1780), Joseph M. von Liechtensterns Atlas des österreichischen Kaiserthums (Wien 1805) und sein Handbuch der neuesten Geographie des österreichischen Kaiserstaates (Wien 1817-1818).

2.72 Zahlreiche frühe Drucke finden sich zur Geographie Europas (3595 Titel), z. B. Sebastian Münsters Cosmographia (Basel 1544) und Andreas Ortelius' Itinerarium per nonnullis Galliae Belgicae partes (Antwerpen 1584). Erwähnt seien ferner Willem J. Blaeus Nouveau théâtre d'Italie (Amsterdam 1704) und Vincenzo Coronellis Isolario dell' Atlante Veneto (Venedig 1696). Rund 720 Werke behandeln die Geographie Amerikas, z. B. die Histoire d'un voyage fait en la terre du Brésil von Jean de Lery (o. O. 1585) und Franz Xaver Eders Descriptio provinciae Moxitarum in regno Peruano (Buda 1791). 450 Titel sind über Afrika vorhanden, wobei hier die Reisebeschreibungen besonders zahlreich vertreten sind. Darüber hinaus liegen die Schwerpunkte bei den allgemeinen Darstellungen zu Gesamtafrika sowie bei der Literatur zu Süd- und Ostafrika. Sehr klein sind die Bestände über die Polargebiete (70 Titel), Australien (75) und Ozeanien (35).

2.73 Zur Geographie Asiens (1276 Titel) ist insbesondere die 1486 in Mainz gedruckte Peregrinatio in terram sanctam des Bernhard von Breidenbach erwähnenswert. Hinzuweisen ist ferner auf Bernard de Varennes Descriptio regni Japoniae (Amsterdam 1649), Martinus Martinis Novus Atlas Sinensis (Amsterdam 1655), Joseph Tieffenthalers Historisch geographische Beschreibung von Hindustan (Berlin 1785-1786) und Carl Freiherr von Hügels Das Kabul Becken und die Gebirge zwischen dem Hindu Kosch und der Sutlej (Wien 1850-1852).

Völkerkunde, Volkskunde

2.74 Die Literatur zu diesen Bereichen ergibt 1541 Titel. 47 Werke berichten von Naturvölkern im allgemeinen, 39 von Zigeunern und 118 von Indianervölkern. Besonders gut vertreten ist mit 300 Titeln die Literatur über Sklaverei. Zur Volkskunde liegen neben 157 allgemeinen Abhandlungen 52 Titel über Sitten vor, 13 über Volksbräuche und 165 über Trachten. Beispiele sind Martin Dobrizhoffers Geschichte der Abiponer in Paraguay (Wien 1783-1784), Anton Sepp von Recheggs und Anton Böhms Reysbeschreibung wie dieselben aus Hispanien in Paraquariam kommen (Nürnberg 1697), Anton Sepp von Recheggs Beschreibung deren denkwürdigeren Paraquarischen Sachen (Ingolstadt 1710), Carl Freiherr von Hügels Kaschmir und das Reich der Siek (Stuttgart 1840-1848), Oscar Baumanns Österreichische Congo Expedition (Wien 1886) und Joseph Chavannes Reisen und Forschungen im Kongostaate 1884 und 1885 (Jena 1887).

Medizin

2.75 Von 56.603 Titeln sind 26 Inkunabeln, 1000 stammen aus dem 16. Jh, 2060 aus dem 17. Jh, 5100 aus dem 18. Jh und 48.417 aus dem 19. Jh. Zudem gibt es 9882 Dissertationen. 351 medizinische Werke übergab 1810 Gregor Uiberlacher (s. o. 1.23), darüber hinaus ließ das Stift Seitenstetten der Bibliothek alte Drucke zur Medizin zukommen (s. o. 1.24). Die allgemeine medizinische Literatur (5246 Titel) weist u. a. 65 Werke von Galen auf, 180 von Hippokrates und 45 von Paracelsus (23 aus dem 16. und 17. Jh, darunter seine Bücher und Schriften in der Baseler Ausgabe von 1589). Von Andreas Vesalius sind 10 Titel vorhanden, von Rudolph Virchow 55, von Justus Liebig 43 und von Samuel Hahnemann 22. Zudem finden sich u. a. 500 Titel an allgemeiner Literatur über Ärzte, 210 über Krankenbehandlung, 140 über Krankenhäuser und 73 über Hebammen. Weitere 110 Titel gibt es zu allgemeinen Fragen der Diagnostik, 50 zur Perkussion.

2.76 Auf Anatomie und Physiologie entfallen 2896 Titel. Davon sind 480 Gesamtdarstellungen, darunter einige frühe Drucke, wie Andreas Vesalius' De humani corporis fabrica (Basel 1543), Gaspare Tagliacozzis De Curtorum Chirurgia per insitionem (Venedig 1597) und Giulio Casserios De vocis auditusque organis historia anatomica (Ferrara 1600-1601). Größere Bestandskomplexe bilden die Werke über Knochen (380 Titel), Gelenke (150), Muskeln (400), Nerven (700), Gehirn (750), Kopf (160), Hand (100), Knie (200), Becken (240) und Puls (80). Zudem liegen 90 allgemeine Abhandlungen zur Histologie vor.

2.77 Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie sind mit 4886 Titeln vertreten. Neben zahlreichen allgemeinen Abhandlungen und Lehrbüchern finden sich u. a. 144 Pharmakopöen, darunter Exemplare aus der Sammlung des Anatomen Josef Hyrtl und illustrierte Arzneibücher aus dem Besitz des Fürsten Johann II. von Liechtenstein. 92 Titel beziehen sich auf Gifte, 79 auf Heilpflanzen. Erwähnt seien einige frühe Drucke, z. B. der Tractatus de arte cognoscendi venena von Arnaldus de Villa Nova (Mantua 1473), De medicinali materia von Pedanios Dioskurides (Frankfurt 1543) und Trattato della historia, natura, et virtu delle droghe medicinali delle Indie Orientali in Europa von Cristobal Acosta (Venedig 1585).

2.78 Von 14.841 Titeln über Therapie (Innere Medizin und Chirurgie) gehören 63 Prozent (9404 Titel) zur Chirurgie; rund 1000 sind allgemeine Abhandlungen, wie die Chirurgia parva des Guido de Cauliaco (Venedig 1500) und Paracelsus' Chirurgische Bücher und Schriften (Straßburg 1605). In den Bereich Therapie sind zahlreiche kleinere Bestandskomplexe eingebettet, so z. B. 110 Titel über Aderlaß, 100 über Operationen, 80 über Amputation, 45 über Orthopädie, 135 über Ernährung, 110 über Diät, 40 über Naturheilkunde, 60 über Hydrotherapie (u. a. Hydroenogamia triumphans von Ippolito Guarinoni, Innsbruck 1640), 90 über Homöopathie und 25 über Volksheilmittel. Erwähnt seien aus den reichhaltigen Beständen des 18. und 19. Jhs Joseph Leopold Auenbruggers von Auenbrugg Nouvelle méthode de reconnoître les maladies internes (Paris 1770), Joseph Jacob Plenks Lehrsätze der praktischen Wundartzneywissenschaft (Wien 1774-1776) und einige Werke von Wiener Universitätsprofessoren, wie Maximilian Stolls Ratio medendi in nosocomico practico Vindobonensi (Wien 1770-1790) und Gerard van Swietens Erläuterungen der Boerhavischen Lehrsätze von Erkenntnis und Heilung der Krankheiten (Frankfurt 1755-1767). An allgemeinen Abhandlungen über Kinderheilkunde finden sich 190 Titel. Dieser Bereich erfuhr besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jhs großen Zuwachs, allein im Zeitraum 1888 bis 1900 wurden 476 Werke zur ädiatrie erworben. Auf dem Gebiet der Immunologie sind 220 Titel über Impfungen zu erwähnen.

2.79 Besonders umfangreich ist mit 18.266 Titeln der Bestand zur Pathologie. Davon entfallen 10.594 Titel auf die Pathologia generalis, 7672 auf die Pathologia specialis (ohne Haut, Kehlkopf, Augen, Ohren, Zähne, s. Organsysteme). An allgemeinen wissenschaftlichen Abhandlungen zur Pathologie und über diverse Krankheiten sind 3217 bzw. 1100 Titel verzeichnet. Hervorgehoben seien Walter Charletons Exercitationes pathologicae (London 1561), Giovanni Battista Montanos Consultationum medicarum opus absolutissimum studii Ioannis Cratonis Vratislaviensis (Basel 1565) und Jacques Constant de Rebecques Le médecin charitable (Lyon 1683). Breiten Raum nimmt die Literatur über Tuberkulose (1600) und Syphilis (1250) ein. 50 Titel befassen sich mit Epidemien allgemein, 400 mit Cholera, 320 mit Pest, 80 mit Lepra, 300 mit Diphterie, 500 mit Typhus, 131 mit Malaria, 39 mit Hepatitis. Zudem finden sich 400 Werke über Diabetes, 131 über Anämie, 120 über Leukämie, 200 über Pneumonie, 120 über Scharlach, 190 über Tetanus, 110 über Dysenterie, 95 über Elephantiasis, 80 über Skorbut, 90 über Influenza, 144 über Blattern, 79 über Asthma, 118 über die Basedowsche Krankheit, 31 über Ischias, 236 über Epilepsie, 45 über Embolien, 197 über Arthritis, 79 über Apoplexie, 39 über die Addison-Krankheit, 131 über Appendicitis, 44 über Polymyelitis. Zu erwähnen sind ferner Studien über Fieber (450 Titel), Frakturen (180), den Kropf (130), außerdem Abhandlungen über Tollwut (118). Besonders zahlreich sind die Publikationen über Karzinome (1200) und Geschwülste (680). Die Literatur über Kinderkrankheiten enthält u. a. 66 Titel über Keuchhusten und 60 über Masern.

2.80 Bei den Spezialfächern für bestimmte Organsysteme ist insbesondere der Bestand zur Dermatologie und zur Augenheilkunde reichhaltig. Mit dem Auge befassen sich 1100 Titel, 90 davon mit der Hornhaut, 55 mit der Regenbogenhaut, 120 mit der Netzhaut und 68 mit den Sehnerven. 105 bzw. 144 Titel sind Studien über Blindheit und Katarakt (grauer Star). Das Organ Haut betreffen 350 Titel, weitere 200 Hautkrankheiten, darunter der Atlas der Hautkrankheiten des Wiener Universitätsprofessors Ferdinand von Hebra (Wien 1856-1876) und Hebras und Moritz Kaposis Lehrbuch der Hautkrankheiten (Erlangen 1874). Allein zwischen 1888 und 1900 war zur Dermatologie ein Zuwachs von 516, zur Augenheilkunde von 1208 Werken zu verzeichnen. Weniger umfangreich ist die Literatur zur Zahnheilkunde (140 Titel). 350 Titel gibt es über Zähne, 290 über den Kehlkopf, 250 über den Themenkomplex Nase. Zum Ohr sind 450 Werke vorhanden, weitere 25 zum Gehör, 131 zur Taubstummheit. Zur Ohrenheilkunde wurden Ende des 19. Jhs laut Inventar 240 Titel angekauft. Größere Titelgruppen stellen ferner Werke über Blut (1400), Herz (800), Leber (550), Niere (490), Galle (380) und Magen (550) dar.

2.81 Der Schwerpunkt innerhalb des Bestandes über Organsysteme liegt mit rund 4900 Titeln auf dem Gebiet der Gynäkologie. Größere Bestandskomplexe bilden die Werke über Schwangerschaft (700), Embryo (66), Fötus (180), Abortus (223), Geburtshilfe (400, z. B. Ignaz Ph. Semmelweis' Offener Brief an sämtliche Professoren der Geburtshilfe, Ofen 1862), Geburt (380), Kaiserschnitt (140), Wochenbett (300, z. B. Ignaz Ph. Semmelweis' Die Aetiologie des Kindbettfiebers, Pest 1861), Mißgeburten (47), Neugeborene (200), Säuglinge (315), Stillen (47) und rund 200 allgemeine Darstellungen.

2.82 722 Titel sind der Neurologie und Psychiatrie zuzuzählen. Neben 170 allgemeinen Darstellungen gibt es 280 Studien über Geisteskrankheiten: 52 Titel befassen sich mit Melancholie, 140 mit Psychosen, 70 mit Hysterie, 66 mit Neurosen. 65 Titel betreffen Geisteskranke, 80 die Hypnose. Zahlreich vertreten sind Werke Wiener Professoren, wie Theodor Meynerts Der Bau der Großhirn-Rinde und seine örtlichen Verschiedenheiten (Neuwied 1869). Ferner ist auf Richard Freiherr von Krafft-Ebings Lehrbuch der Psychiatrie (Stuttgart 1879-1880) und Joseph Breuers und Sigmund Freuds Studien über Hysterie (Leipzig 1895) hinzuweisen.

2.83 Zur Rechtsmedizin und zum Gesundheitswesen sind 1300 Werke vorhanden. Unter den allgemeinen Abhandlungen und Lehrbüchern (200) findet sich z. B. Eduard von Hofmanns Lehrbuch der gerichtlichen Medizin (Wien 1878). Die Gebiete Hygiene und Präventivmedizin umfassen 751 Titel, darunter 26 über Fleischbeschau. Erwähnung verdient insbesondere Alexander Benedictus' De observatione in pestilentia (Venedig 1493). 55 Titel gibt es über Desinfektion, 275 über Bakterien. Weitere 118 Werke beziehen sich auf Bäder, 100 auf Heilquellen und 131 auf Ernährung.

2.84 1400 Werke sind der Veterinärmedizin zuzuordnen, darunter allgemeine Darstellungen zur Tierheilkunde (130, z. B. die von Alois Koch herausgegebene Encyclopaedie der gesamten Tierheilkunde, Wien 1885 ff.), Werke über die Behandlung von Haustieren allgemein (130), 200 Titel speziell über Hunde, 40 über Kaninchen, 50 über Hühner, 250 über Rinder und 60 über Schweine. Der Entwicklung der Tiermedizin entsprechend, liegt der Bestandsschwerpunkt bei der Literatur über Pferde (400). J. Faysers Hippiatria. Gründlicher Bericht und Beschreibung der Rossartzney (Augsburg 1576) und Carlo Ruinis Anatomia del cavallo infermità e suoi rimedii (Venedig 1618) gehören zu den älteren einschlägigen Werken im Besitz der Bibliothek. 35 Bücher erörtern Tierseuchen.

Hauswirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Bergbau

2.85 Die 5670 Titel dieser Bestandsgruppe verteilen sich auf 4 Inkunabeln, 20 Werke aus dem 16. Jh, 45 aus dem 17. Jh, 160 aus dem 18. Jhs und 5441 aus dem 19. Jh. Zum Jagdwesen sind 290 Titel vorhanden (u. a. Heinrich Wilhelm Döbels Neueröffnete Jägerpraktik, Wien 1785), zur Fischerei 120 (z. B. ein Büchlein, wie man Fische und Vögel fangen soll, Erfurt 1498). Zum Bergbau (290 Titel) sind Georg Agricolas De re metallica (Basel 1556) und Johannes Mathesius' Sarepta darin von allerley Bergwerck und Metallen (Nürnberg 1571) erwähnenswert. 40 Titel betreffen den Bergarbeiter. Auf die Forstwirtschaft entfallen 600 Titel, 90 davon auf das Thema Wald. Der Bestand zur Landwirtschaft, der u. a. die Bücherei der Niederösterreichisch-Ökonomischen Gesellschaft (s. o. 1.22 ) enthält, umfaßt rund 1000 allgemeine Abhandlungen und Lehrbücher, wie Johann Burgers Lehrbuch der Landwirtschaft (Wien 1819-1821), und 260 Studien über die Bauernschaft. Weitere 140 Titel beziehen sich auf den Ackerbau, 200 auf den Wein bzw. Weinbau, 249 auf die Getreidewirtschaft, 100 auf Haustiere, 39 auf Kulturpflanzen, 21 auf Maulbeerbäume, 220 auf die Milchproduktion, 75 auf Molkereien. Zudem gibt es 130 Titel über Gärten. Im Bereich Hauswirtschaft ist u. a. auf 230 Kochbücher und 15 Werke über Einsiedekunst hinzuweisen.

Technik, Industrie, Handel, Verkehr

2.86 Von insgesamt 11.236 Titeln stammen 15 aus dem 16. Jh, 85 aus dem 17. Jh, 105 aus dem 18. Jh und 11.031 aus dem 19. Jh. 4527 Titel sind der Technik zuzuordnen, darunter 260 Titel über Maschinen, 140 zum Schlagwort Technologie, 100 über das Ingenieurwesen und 30 über Techniker. Erwähnt seien Christoph Bernoullis Handbuch der Dampfmaschinen-Lehre (Stuttgart 1833), Neuer Schauplatz der Künste und Handwerke (Sondershausen 1817-1879), Hartlebens Chemisch-Technische Bibliothek (Wien 1875 ff.) und Wilhelm Kress' Aeroveloce lenkbare Luftmaschine (Wien 1880). Die Bestände zu Industrie, Gewerbe und Handwerk ergeben 3600 Titel, darunter 90 über Erfindungen, 80 über Warenkunde, 100 über Zünfte, 30 über Weberei und 60 über das Gastgewerbe. 90 Titel befassen sich mit der Berufsgruppe der Kaufleute. Unter 1500 Titeln zum Bereich Handel finden sich 120 Werke über Handelskorrespondenz, 50 über Handelskunde und 340 über Buchhaltung. Relativ umfangreich ist mit 380 Titeln die Literatur über Weltausstellungen. Bei den Werken zum Gebiet Verkehr, Transport, Beförderungsmittel liegt der Schwerpunkt beim Eisenbahnwesen (1200 Titel). 265 Werke behandeln die Schiffahrt, davon 50 die Binnenschiffahrt. 320 bzw. 160 Titel liegen über das Post- und Telegraphenwesen vor.

Kriegs- und Militärwissenschaft

2.87 Der 4370 Titel umfassende Bestand - u. a. mit Werken aus dem Besitz von Fürst Johann II. von Liechtenstein (s. o. 1.24) - setzt sich aus einer Inkunabel, 70 Titeln des 16. Jhs, 295 des 17. Jhs, 210 des 18. Jhs und 3794 des 19. Jhs zusammen. Damit stammen 13 Prozent der Werke aus dem 15. bis 18. Jh, darunter allgemeine Darstellungen, wie Achille Marozzos Opera nova (Venedig 1567), Robert Valturios De re militari (Paris 1532) und De re militari von Publius Vegetius Renatus (Rom 1487). Von letzterem sind insgesamt 15 Titel vorhanden, über ihn besitzt die Bibliothek 8 Studien. Der Bestandsschwerpunkt liegt mit rund 3000 Titeln bei der Kriegs- und Militärgeschichte. Mit der Artillerie im allgemeinen befassen sich 180 Titel, mit der Feldartillerie 35, mit der Infanterie 240, mit der Kavallerie 130, mit der Marine 120, mit Taktik 110 und mit Strategie (Kriegskunst) 80. Kleinere Titelgruppen sind zur Feldbefestigung (20), zum Festungswesen (50), zu Geschützen (30) und Waffen (80) zu finden. Die Literatur über Feldherren enthält u. a. 50 Werke zu Radetzky, 75 zu Wallenstein und 45 zu Prinz Eugen von Savoyen, z. B. die Histoire militaire du Prince Eugène de Savoy von Jean Dumont de Carlscroon (Den Haag 1729-1747).

Sondersammlungen

2.88 Großer Lesesaal. In Freihandaufstellung finden sich - nach Fachgruppen geordnet - Nachschlagewerke aller Wissensgebiete, wie Enzyklopädien, Lexika, Handbücher, Fachbibliographien, Wörterbücher, aber auch wichtige Lehrbücher und kritische Ausgaben bedeutender Autoren. Der Bestand wird laufend aktualisiert. Die ca. 22.000 Bde sind durch einen nach Signaturen geordneten und einen alphabetischen Standortkatalog erschlossen und nicht entlehnbar.

2.89 Katalogsaal. Als bibliographisches Zentrum der Bibliothek bietet der Katalogsaal einen Freihandbestand von ca. 2500 Bibliographien, Bibliothekskatalogen, biographischen Nachschlagewerken, Enzyklopädien, Buchhandelsverzeichnissen, Verzeichnissen von Hochschulschriften etc. in gedruckter Form, auf Mikrofiches und CD-ROM.

2.90 Lehrbuchsammlung. 1986 wurde diese Sammlung von häufig benötigten Lehrbüchern aller Fachgebiete (mit Ausnahme der Rechtswissenschaften, der Theologie und der Medizin) eingerichtet. In Freihandaufstellung stehen 6000 Titel in Mehrfachexemplaren (insgesamt 27.162 Bde, Stand Ende 1993) zur Verfügung. Der Bestand wird laufend mit Neuerscheinungen bzw. Neuauflagen ergänzt. Er ist im Online-Katalog erschlossen und über eine eigene EDV-unterstützte Entlehnverbuchung einfach und rasch zu entlehnen.

2.91 E.S.-Magazin (E.S. = erga schedam, [Benützung] gegen Bescheinigung). Dieses besonders gesicherte, klimatisch überwachte und auch für die Bibliotheksbediensteten nicht allgemein zugängliche Magazin thält die Hss. (1182), Inkunabeln (652), viele Frühdrucke sowie andere wertvolle oder schützenswerte Bücher (Gesamtbestand 5025 Bde). Auch das Archiv der Bibliothek ist hier gelagert. Die Benützung der Schriften ist nur unter besonderer Aufsicht möglich.

2.92 A-Magazin (A = Altbuchbestand). Dieses in gleicher Weise wie das E.S.-Magazin gesicherte und überwachte Magazin enthält den gesamten Bestand der vor 1780 erschienenen Werke, soweit er nicht im E.S.-Magazin gelagert ist (72.000 Bde). Die Benützung erfolgt ebenfalls unter Aufsicht.

Inkunabelsammlung

2.93 Die 652 Inkunabeln verteilen sich auf die Bereiche Theologie (321), Rechts- und Staatswissenschaften (69), Klassische Philologie (66), Philosophie (65), Geschichte (45), Naturwissenschaften (33), Medizin (26), Allgemeines (8), Geographie (6), Rhetorik (5), Ökonomie, Land- und Forstwirtschaft sowie Bergbau (4), Mathematik (2), Historische Hilfswissenschaften (1) und Militärwissenschaft (1). Die Sammlung wurde hauptsächlich aus Bibliotheksbeständen von in josephinischer Zeit aufgehobenen Klöstern aufgebaut. Ein kleinerer Teil stammt aus dem Dublettenbestand der k.k. Hofbibliothek (heute Österreichische Nationalbibliothek), aus Tausch (z. B. mit der Studienbibliothek Olmütz im Jahr 1877) sowie aus gelegentlichen Ankäufen (u. a. 1899 von der Theresianischen Akademie), Schenkungen und Nachlässen. Ein gedruckter Inkunabelkatalog liegt vor (s. u. 3.2).

2.94 Nur 2 Werke sind vor 1470 gedruckt, Johannes Chrysostomos' Homiliae LXX in evangelium S. Matthaei, Georgio Trapezunt. interprete (Straßburg: Johann Mentelin, vor 1467) und Plinius' des Älteren Historia naturalis (Venedig: Johann von Speier 1469). 26 Drucke liegen aus dem Zeitraum 1470 bis 1475 vor (z. B. Petrus de Crescentiis Opus ruralium commodorum, Augsburg: Johann Schüssler 1471). 50 Werke sind zwischen 1475 und 1480 erschienen (z. B. Johannes Niders Die vierundzwanzig goldenen Harfen, Augsburg: Hans Bämler 1476), 218 zwischen 1480 und 1490 (z. B. Albumasars Introductorium in astronomiam, Augsburg: Erhard Ratdolt 1489) und 269 zwischen 1490 und 1500 (z. B. Angelus Politianus' Opera, Venedig: Aldus Manutius 1498).

2.95 Die meisten Inkunabeln stammen aus venezianischen Offizinen (174), gefolgt von Straßburg (95), Nürnberg (78), Basel (58), Augsburg (53), Köln (22) und Ulm (18). Bei den Druckern nimmt mit 60 Titeln Anton Koberger (Nürnberg) die erste Stelle ein. 30 Drucke kommen aus der Werkstätte von Martin Flach (Straßburg), 27 von Johannes von Amersbach (Basel) und 21 von Gregorius de Gregoriis (Venedig). 62 Inkunabeln (10,5 Prozent) sind mit Illustrationen versehen, wie die Peregrinatio in terram sanctam des Bernhard von Breidenbach (Mainz: Erhard Reuwich 1486) und der Fasciculus Medicinae des Johannes de Ketham (Venedig: Johannes & Gregorius de Gregoriis 1495).

Sonderaufstellungen der Schriften diverser Körperschaften

2.96 Hochschulschriften (Sammelsignatur 2000). Die Sammlung enthält u. a. Vorlesungsverzeichnisse, Personalstandsverzeichnisse und Rektoratsberichte der Hochschulen und Universitäten der ehemaligen österreichischen Reichshälfte der Monarchie, nach 1918 Österreichs, aber auch vieler ausländischer, besonders deutscher Hochschulen und Universitäten etwa ab der Mitte des 19. Jhs (Universität Wien ab 1825). Der Bestand von 35.000 Bdn ist durch einen Dienstkatalog erschlossen.

2.97 Fachschulprogramme (Sammelsignatur 2001). Die 3800 Bde (ca. 3100 bis 1900 erschienen) umfassende Kollektion setzt sich einesteils aus Programmen der österreichischen Reichshälfte der Monarchie (etwa ab der Mitte des 19. Jhs) zusammen, der übrige Teil - Exemplare aus der Zeit nach 1918 - betrifft vorwiegend die Fachschulen Wiens. Auch hierzu gibt es einen Dienstkatalog.

2.98 Mittelschulprogramme (unter Sammelsignatur 2002). Die Sammlung weist Programme der Mittelschulen der ehemaligen österreichischen Reichshälfte etwa ab der Mitte des 19. Jhs und ab 1918 (mit Bestandslücken) Österreichs auf. Von insgesamt 22.500 Bdn sind 19.500 dem historischen Bestand zuzuzählen; sämtliche Programme sind durch einen Dienstkatalog erschlossen. Sie enthalten reiches biographisches und personenkundliches Material (u. a. Nachrufe, Personalstände, Schülerlisten) sowie wissenschaftliche Aufsätze der Lehrkräfte.

2.99 Volks- und Bürgerschulprogramme (Sammelsignatur 2003). Es handelt sich um einen abgeschlossenen Bestand von 500 Bdn an Programmen aus dem Gebiet der österreichischen Reichshälfte der Monarchie ab der Mitte des 19. Jhs bis 1918, für den ein Dienstkatalog existiert.

2.100 Berichte der Handels- und Gewerbekammern (Sammelsignatur 2004). Vorhanden sind 850 Bde ab der Mitte des 19. Jhs aus der ehemaligen österreichischen Reichshälfte der Monarchie, nach 1918 Österreichs.

2.101 Diözesanschematismen (Sammelsignatur I 9500). Die Sammlung thält 2300 Bde an Schematismen der Diözesen der ehemaligen österreichischen Reichshälfte der Monarchie bzw. Österreichs. Davon tfallen mit 1900 Bdn mehr als 80 Prozent auf das 19. Jh.

2.102 Amtsblätter der Bezirkshauptmannschaften Niederösterreichs (Sammelsignatur 29.107). Die Kollektion setzt sich aus 2100 Bdn ab dem Ende des 19. Jhs zusammen.

2.103 Berichte der Gemeinden (Sammelsignatur 35.484). Es liegen 180 Bde an Tätigkeits- und Verwaltungsberichten der österreichischen Gemeinden vor, hauptsächlich vom Ende des 19. Jhs.

2.104 Vereinsschriften (Sammelsignatur 150.000). Von insgesamt 16.000 Bdn (durch Dienstkatalog erschlossen) an Schriften von Vereinen der ehemaligen österreichischen Reichshälfte der Monarchie bzw. Österreichs sind ca. 14.500 dem historischen Bestand zuzuzählen.

Andere Sonderaufstellungen

2.105 Dissertationen der Universität Wien. Die Dissertationen sind in der Numerus-currens-Signatur durch Vorsatz des Buchstabens D anstelle der Formatangabe gekennzeichnet und in einem eigenen Magazin aufgestellt. Der Bestand reicht in das ausgehende 19. Jh zurück und umfaßt ca. 28.000 Titel. Anlaß für die Anlage dieser Sammlung war die Verordnung des Ministers für Cultus und Unterricht vom 15. April 1872 bezüglich der Erlangung des Doctorates an den weltlichen Fakultäten (Reichsgesetzblatt 57/1872).

2.106 Musikalien. Die Musiknoten der Bibliothek sind teils unter der Sammelsignatur 2005 (Unterhaltungsmusik des 20. Jhs), teils unter verschiedenen Numerus-currens-Signaturen in einem eigenen Magazin aufgestellt. Von insgesamt rund 20.000 Bdn sind ca. 50 Prozent bis 1900 erschienen (19. Jh).

2.107 Verlagskataloge (Sammelsignatur 400.000). Die durch Postzusendung entstandene internationale Sammlung von Verlagskatalogen ab der Mitte des 19. Jhs bis zur ersten Hälfte des 20. Jhs umfaßt 1950 Bde, von denen ca. 1250 historischer Bestand sind.

2.108 Antiquariatskataloge (unter Sammelsignatur 160.000). Die ebenfalls aus Postzusendungen hervorgegangene internationale Sammlung von Antiquariatskatalogen weist 17.000 Bde auf. Davon stammen ca. 10.000 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

Leopold Cornaro


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.