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 UniBiblUppsala2:Kataloge,Veröffentlichungen

Universitetsbiblioteket - Carolina Rediviva (Centralbiblioteket)

Universitätsbibliothek - Carolina Rediviva (Zentralbibliothek)


Adresse. Dag Hammarskjöldsvägen 1, Box 510, 751 20 Uppsala
Telefon. (018) 4 71 39 00
Telefax. (018) 4 71 39 13
Telex. 76076UBUPPS
Internet. http://www.ub.uu.se
Bibliothekssigel. <U>

Unterhaltsträger. Uppsalas Universitet [Universität Uppsala], Utbildningsdepartementet [Ministerium für Bildung und Wissenschaft]
Funktionen. Zentralbibliothek der Universität Uppsala, Zentralbibliothek Schwedens für Geisteswissenschaften (mit Pflichtexemplarrecht), öffentliche wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Allgemein aktuelle wissenschaftliche Literatur, speziell Theologie, Geistes-, Sprach- und Gesellschaftswissenschaften. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Suecana (in Auswahl).

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenz-, Spezial- und Sonderbestände). - Öffnungszeiten: Lesesäle: Montag bis Freitag 8.30 -21 Uhr, Samstag 9-18 Uhr; Handschriftenabteilung (Hss., Bibliotheksarchiv, Musikalien) mit Lesesaal: Montag bis Freitag 9-15 Uhr; Kartenabteilung: Montag bis Freitag 9-15 Uhr; Kataloge und Ausleihe: Montag bis Freitag 9-21 Uhr, Samstag 9-18 Uhr; im Sommer eingeschränkte Öffnungszeiten. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Terminals mit Zugang zu Bibliothekskatalog und auswärtigen Datenbanken, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Kopiergeräte, Foto- und Kopierabteilung.
Gedruckte Informationen. Führer durch den Schausaal (s. u. 4.2 ); zahlreiche aktuelle Informationsbroschüren in schwedischer und englischer Sprache.
Hinweise für anreisende Benutzer. Nach schriftlicher Voranmeldung Möglichkeit der Reservierung eines Arbeitsplatzes in einem Lesesaal und Bereitstellung von Literatur. - Vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). - Nur wenige Parkplätze in der Nähe der Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der 1477 auf Initiative des Erzbischofs Jacob Ulvsson (ca. 1430-1521) in Uppsala gegründeten ersten schwedischen Universität stand anfangs nur die Dombibliothek zur Verfügung, die für Unterrichtszwecke unzulänglich war. Die ersten Professoren der Universität griffen meist auf ihre privaten Büchersammlungen zurück. Die Dombibliothek geriet mit der Reformation in Vergessenheit und wurde 1788 in sehr schlechtem Zustand der Universitätsbibliothek eingegliedert. Dabei zählte man etwa 115 Inkunabeln und 100 theologische Drucke, vornehmlich aus der ersten Hälfte des 16. Jhs.

1.2 Das Desinteresse der Erzbischöfe sowie das Mißtrauen der Reformationsanhänger und des ersten Wasa-Königs gegen die katholische Universität brachten den Lehrbetrieb während der ersten Hälfte des 16. Jhs ganz zum Erliegen. Erst aus der Regierungszeit Eriks XIV. und Johans III. findet man von neuem Nachrichten über Ernennungen von Professoren und eine Wiederaufnahme des Unterrichts (1566-1576). In Konkurrenz zu Uppsala richtete Johan III. (reg. 1569-1592) um 1576 eine katholisch geprägte theologische Lehranstalt im ehemaligen Franziskanerkloster auf Gråmunkeholmen (heute Riddarholmen) in Stockholm ein. Der Universitätsbetrieb in Uppsala kam in dieser Zeit wiederum fast völlig zum Erliegen. Nach dem Scheitern der pro-katholischen Kirchenpolitik Johans III. wurde das Stockholmer Kollegium im lutherischen Geiste noch bis 1592 weitergeführt. Im Jahr darauf setzten dessen Professoren an der wiederbelebten Universität in Uppsala ihre Tätigkeit fort. Über eine 1593 erwähnte Universitätsbibliothek ist nichts Näheres bekannt. Vermutlich handelte es sich um Bestände aus der Sammlung des Kollegiums oder der anderen, im ehemaligen Franziskanerkloster zusammengetragenen Bibliotheken.

1.3 Als eigentlicher Stifter der Universitätsbibliothek gilt König Gustav II. Adolf (1611-1632). 1621 erreichte die durch königliche Verfügung vom 13. April 1620 der Universität geschenkte Sammlung von etwa 4000 Drucken und Handschriften ihren Bestimmungsort. Sie bestand aus den auf Gråmunkeholmen zusammengetragenen Resten der aufgelösten mittelalterlichen Klosterbibliotheken (vor allem aus dem Birgittenkloster in Vadstena, dem Franziskanerkloster in Stockholm und dem Dominikanerkonvent in Sigtuna) sowie einigen von Karl IX. (1600-1611) konfiszierten Privatbibliotheken (vor allem der schwedischen Könige Johan III. und Sigismund sowie des Reichsrats Hogenskild Bielke). Mit den Klosterbibliotheken kam in großem Umfang theologische Literatur nach Uppsala. Die Sammlung Johans III. umfaßte ebenfalls zahlreiche theologische Arbeiten des 16. Jhs. Die etwa 200 Drucke und Handschriften aus Hogenskild Bielkes Bibliothek repräsentieren dagegen eine weltliche Renaissancebibliothek, in der die zur Bildung eines Adligen erforderliche zeitgenössische Literatur, überwiegend in deutschen und deutschsprachigen Ausgaben, reich vertreten war. Die Sammlung wurde aus dem Bestand der Universitätsbibliothek rekonstruiert und separiert (s. u. 2.101-2.103).

1.4 Gustav II. Adolf stellte der Bibliothek außerdem einen Erwerbungsetat von 200 bis 300 Talern in Aussicht und übereignete ihr den größten Teil der auf dem europäischen Festland im Krieg erbeuteten Bücherschätze. Aus Riga (1622), dem Ermland (Braniewo [Braunsberg], Frombork [Frauenburg] und Lidzbark Warminski [Heilsberg] 1626), aus Würzburg und Mainz (1631) fielen ihr damit wertvolle Bestände zu.

1.5 Die erbeuteten Bibliotheken der Jesuitenkollegien in Riga (gegr. 1583; ca. 900 Titel) und Braunsberg (ca. 1520 Titel) waren reich an Predigten, philosophischen und theologischen Arbeiten, Ausgaben der Kirchenväter sowie griechischer und lateinischer Klassiker, vor allem aber an Unterrichtswerken und kontroverstheologischen Kleinschriften. Die große Zahl von Dubletten und polemischen Streitschriften stellte jedoch für die Bibliothek keine Bereicherung dar. So wurde bereits 1639 eine Reihe von Dubletten makuliert, versteigert oder zum Tausch verwendet. Zur Kriegsbeute gehörten außerdem Bücher aus der Bibliothek der Bischöfe des Ermlandes in Heilsberg.

1.6 Von größerer Bedeutung sind die in Frauenburg, Würzburg und Mainz erbeuteten Bibliotheken. Mit der Domkapitelsbibliothek des ermländischen Frauenburg gelangten 43 Bde nach Uppsala, die Nikolaus Kopernikus vermutlich selbst besessen, zumindest aber bei seinen astronomischen Arbeiten benutzt hat. Sie bilden heute den Hauptbestandteil der Copernicana-Sammlung der Bibliothek (s. u. 2.108). Erwähnenswert sind aus der gleichen Bibliothek auch die Inkunabeln aus dem Besitz des 1498 verstorbenen Domherren Thomas Werner. Die gut 800 Bde aus der Hofbibliothek des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn sind in ihren reich verzierten Renaissanceeinbänden eine Zierde für die Carolina Rediviva. Wie der Großteil der Kriegsbeute, umfassen sie hauptsächlich katholische theologische Literatur sowie Arbeiten zum Römischen und Kanonischen Recht. Auch aus der Würzburger Universitätsbibliothek gelangten Beutebestände nach Schweden, von denen heute noch ca. 100 Bde in der Bibliothek nachweisbar sind (s. den Handbucheintrag zur Universitätsbibliothek Würzburg). Aus der fürstbischöflichen Bibliothek und der Universitätsbibliothek zu Mainz stammen etwa 700 Bde (s. den Eintrag zur Stadtbibliothek Mainz). Wertvoll sind vor allem die 170 Musikdrucke (in 130 Bdn) des 16. und 17. Jhs, welche die früheste Erwerbung von Musikalien der Bibliothek darstellen.

1.7 Um 1640 waren die Sammlungen der Bibliothek auf etwa 8000 gedruckte Werke angewachsen. Aus dieser Zeit sind auch die ersten Kataloge überliefert. Seit 1627 war die Bibliothek in einem Kapitelhaus westlich des Doms untergebracht. Ihre Leitung oblag einem der Universitätsprofessoren. Die Hochschullehrer erhoben schon frühzeitig Klage über das Fehlen aktueller Literatur in der Universitätsbibliothek. Häufig legten sie umfangreiche Privatbibliotheken an, von denen eine Reihe später in die Universitätsbibliothek gelangte. Viele der Professoren, vor allem die Theologen, hatten an deutschen lutherischen Universitäten studiert. Einen wesentlichen Teil ihrer Sammlungen bildeten daher deutsche Drucke, die sie während des Studienaufenthaltes am Ort oder später über die in Stockholm ansässigen Buchhändler erworben hatten.

1.8 Um dem Mangel an lutherisch-orthodoxer Literatur abzuhelfen, sah sich die Universitätsleitung gezwungen, diese selbst einzukaufen. Die Situation änderte sich, als in der zweiten Hälfte des 17. Jhs die schwedischen Könige (vor allem Karl X.) auch mit Dänemark mehrere Kriege führten und dort Bibliotheken erbeutet wurden. In den dänischen Bibliotheken fand sich die moderne evangelisch-lutherische theologische Literatur in großer Menge. Uppsala erhielt aber nur indirekt einen Anteil an dieser dänischen sowie der böhmischen und polnischen Kriegsbeute aus der Zeit nach 1640, die überwiegend der Königlichen Bibliothek [Kungliga Biblioteket] einverleibt wurde (s. den Eintrag dort). Königin Christina (1644-1654) ließ 1648 120 Bde Dubletten aus der Königlichen Bibliothek übersenden, vornehmlich Werke historischen Inhalts, die ursprünglich zu erbeuteten mährischen Sammlungen in Olomouc [Olmütz] und in Mikulov [Nikolsburg] (Fürstlich Dietrichsteinsche Bibliothek) gehörten. Bücher aus Böhmen und Mähren sowie aus Dänemark thielt außerdem in reichem Maße die Bibliothek Magnus Gabriel De la Gardies, der diese ebenfalls durch Königin Christina aus der Königlichen Bibliothek erhalten hatte. Seine Sammlungen kamen nach ihrer Einziehung durch Karl XI. 1686 teilweise nach Uppsala. Zu diesem Zeitpunkt umfaßten sie nahezu 5000 Titel. Dazu gehören u. a. die prachtvollen Bände aus der 1648 als Teil der Kaiserlichen Bibliothek in Prag eroberten Bibliothek von Petr Vok von Rosenberg aus dem böhmischen Ceský Krumlov [Krumau] (s. Eintrag dort). Die umfangreiche Bibliothek des Jesuitenkollegiums aus dem polnischen Poznan [Posen] gelangte mit einem Teil der Sammlung Claes Rålambs 1693 in die Universitätsbibliothek.

1.9 Private Schenkungen und Bücherkauf spielten während des 17. Jhs noch eine untergeordnete Rolle. Zu Beginn des 18. Jhs erhielt die Bibliothek die Sammlung des Chemikers Urban Hjärne (1641-1724). 1730 umfaßte die Bibliothek erst 17.000 Titel, etwa zu einem Drittel theologische Literatur. Die deutsche lutherische theologische Literatur war am stärksten vertreten, darunter in zahlreichen Kleinschriften und Predigten auch viele deutschsprachige Publikationen. Naturwissenschaftliche Literatur wurde dagegen bis dahin nur in geringem Umfang erworben.

1.10 Deutschsprachige schwedische Drucke waren, wie auch alle übrigen schwedischen Drucke, kaum vorhanden. 1692 erkannte ein königlicher Erlaß der Bibliothek das Pflichtexemplarrecht aus den vier wichtigsten Städten des Reiches zu. Diese Bestimmung wurde zwar 1707 auf ganz Schweden ausgedehnt, da ihre Durchsetzung aber erst im 19. Jh gelang, war sie für die Erwerbung älterer deutscher Suecana kaum von Bedeutung. Die Lücken im schwedischen Schrifttum des 16. bis 18. Jhs wurden überwiegend durch die Bibliotheken Jacob Cronstedts (s. u. 2.109) und Jakob Westins (s. u. 2.139) geschlossen.

1.11 In den Jahren 1691 bis 1693 wurde der Umzug der Bibliothek in das sogenannte Gustavianum durchgeführt. Die Bücher waren dort nach Fakultäten in zwei Serien aufgestellt, gekennzeichnet durch Großbuchstaben von A bis Z und arabische Ziffern von 1 bis 63. Später wurden, etwa in der Folge der Erwerbung, noch die Gruppen 64 bis 127 und in der ersten Hälfte des 19. Jhs I bis XXIII angehängt. Ein Großteil der älteren Literatur steht heute unter der Bezeichnung Ungebrochene Reihen [Obrutna serier] im neuen Bibliotheksgebäude in der gleichen Ordnung wie im Gustavianum.

1.12 Die Umgestaltung der Bibliothek in eine moderne wissenschaftliche Universalbibliothek war in den Jahren 1702 bis 1723 die Leistung des Bibliothekars und späteren Bischofs von Linköping, Eric Benzelius d. J. (1675-1743). Die Erwerbungspolitik wurde systematisiert durch enge Kontakte mit Gelehrten, Herausgebern und Buchagenten in ganz Europa sowie durch das Abonnement der wichtigeren europäischen gelehrten Zeitschriften. So wurden z. B. die vorher nur sporadisch bestellten Acta eruditorum jetzt komplettiert und die aktuellen Jahrgänge laufend erworben. Auch die bis dahin vernachlässigten naturwissenschaftlichen Fächer wurden aufmerksamer verfolgt. Erst jetzt beschaffte die Bibliothek grundlegende Werke, die im 16. Jh entstanden waren. Der Anteil der Naturwissenschaften nahm in der Folgezeit ständig weiter zu.

1.13 Durch Auktionskäufe sowie durch Schenkungen gelangten im 18. Jh umfangreiche wissenschaftliche Privatbibliotheken ganz oder teilweise in die Bibliothek. Dazu zählen u. a die Bibliotheken von Andreas Spole (

†1699; Mathematik und Astronomie, 1703), Carl Aurivillius (

†1786; Orientalia, 1786), Zacharias Strandberg (1712-1792; Medizin, 1786 und 1792; s. u. 2.16), Johan Henrik Lidén (1741-1793; Wissenschafts- und Literaturgeschichte, Dissertationen, 1787), Torbern Bergman (1735-1784; Chemie, 1788) und Daniel Melanderhielm (1726-1810; Mathematik und Astronomie; s. u. 2.16 ). Größere Suecana-Bestände erwarb die Bibliothek durch Ankauf der Sammlung von Elias Palmskiöld (1667-1719) im Jahre 1724 und die Schenkungen der Cronstedtschen Bibliothek (s. u. 2.109) sowie von 3000 Bdn aus der Bibliothek Johan Rosenadlers im Jahre 1794.

1.14 Eine Erweiterung der Musikaliensammlung um Werke deutscher und österreichischer Komponisten erfolgte in der zweiten Hälfte des 17. Jhs, einer ersten Blütezeit des Musiklebens an der Universität. Den bedeutendsten Zuwachs in diesem Bereich bildete 1732 die Sammlung älterer handschriftlicher und gedruckter Musikalien aus dem Besitz des Hofkapellmeisters Anders von Düben d. J. (s. u. 2.120 ).

1.15 Die Universität Uppsala genoß in der zweiten Hälfte des 18. Jhs Weltruf, nicht nur aufgrund der wissenschaftlichen Persönlichkeit Carl von Linnés, Professor für Medizin und Begründer der systematischen Botanik. Auch die Chemie (mit Torbern Bergman) und die Medizin erreichten eine hohe Geltung. Vor allem diese beiden Fächer treten im Bestand des 19., aber auch noch des 20. Jhs hervor. Der größte Teil der älteren Literatur findet sich, bislang wenig erforscht, im Bestand der sogenannten Ungebrochenen Reihen (s. o. 1.11, s. u. 2.10 f.). Zu erwähnen sind die umfangreicheren Schenkungen von Christian E. Boecler (1742-1800; vor allem ausländische medizinische Dissertationen, 1800; s. u. 2.14), Carl Zetterström (1767-1829; Medizin, 1829), Pehr von Afzelius (Medizin und Chemie; 1834), Carl Henrik Bergstrand (1800-1850; Medizin, 1850) und Göran Wahlenberg (1780-1851; Medizin und Botanik, 1860).

1.16 Ein neue Phase in der Erwerbungsgeschichte begann 1784, als Jakob Fredrik Neikter (1744-1803) während seines Aufenthalts in England zum leitenden Bibliothekar ernannt wurde. Er erwarb noch in London für die Bibliothek einen größeren Bestand englischer Schöner Literatur. Im folgenden Jahr erweiterte er die belletristischen Bestände um eine Vielzahl moderner deutscher, französischer und italienischer Werke. Dies ist als erster bedeutender Erwerb zeitgenössischer Schöner Literatur anzusehen. Mit der Übergabe der Bibliothek Carl Gustaf von Brinckmans (s. u. 2.105 f.) im Jahre 1848 und des wissenschaftlichen Teils der Sammlung Bernhard von Beskows (1796-1868) im Jahre 1869/70 hat sich vor allem die Zahl der Werke deutscher Autoren aus der Zeit zwischen etwa 1750 und 1845 fast verdoppelt.

1.17 An der Wende vom 18. zum 19. Jh stand mit Pehr Fabian Aurivillius (1756-1829, Amtszeit 1787-1829) ein weiterer bedeutender Bibliothekar an der Spitze der Bibliothek. Auf ihn gehen der zwischen 1796 und 1814 gedruckte Katalog sowie das ab 1787 und über seinen Tod hinaus bis um 1841 weitergeführte handschriftliche Inventarium zurück (in den späteren Bänden eher ein Erwerbungskatalog). Beide Verzeichnisse werden noch benutzt. Die zur Aufnahme der nach 1796 erworbenen Titel angefertigten Supplemente bilden heute den Alphabetischen Katalog bis 1962.

1.18 Während der Amtszeit von Aurivillius erhielt die Bibliothek in steigendem Maße wertvolle Schenkungen, vor allem schwedische Handschriften sowie Handschriften und gedruckte Bücher in orientalischen Sprachen. Neben den bereits genannten Sammlungen gehören dazu die Suecana und die historische Literatur aus der Rosenhaneschen Bibliothek, einer auf Schering Rosenhane d. Ä. (1609-1663) zurückgehende Familienbibliothek, Schenkung der Erben Schering Rosenhanes d. J. (1754-1812) aus dem Jahre 1828. Die mehr als 4500 Nummern umfassende Sammlung von Karten, Bildern und Drucken aus dem Besitz Carl David Gyllenborgs (

† 1811) wurde im Jahre 1813 übergeben, darunter eine große Zahl in Deutschland gedruckter topographischer, geographischer und historischer Karten (s. u. 2.52). Die knappen Mittel der Bibliothek verwandte Aurivillius vor allem auf den Erwerb älterer schwedischer und ausländischer Drucke, darunter vor allem solche aus dem 15. und 16. Jh. Bereits 1791 hatte er eine Inkunabelsammlung von 1500 Titeln zusammengestellt.

1.19 Mit den im Inventarium verzeichneten fast 70.000 Bdn war das Gustavianum endgültig zu klein geworden. 1811 wurde der Platz für das neue Bibliotheksgebäude bestimmt, doch aus ökonomischen Gründen dauerte es noch bis 1841, ehe die Sammlungen in die heutige Carolina Rediviva umziehen konnten. Die vorgesehene neue systematische Aufstellung der Bestände wurde nicht konsequent durchgeführt, denn Aufstellungs- und Signaturänderungen wurden kaum in den Katalogen nachvollzogen. Obwohl heute für den Nachweis der älteren Bestände sowohl Aurivillius' gedruckter Katalog, das Inventarium und der Alphabetische Katalog bis 1962 herangezogen werden, sind manche ältere Bücher nicht mehr auffindbar.

1.20 Mitte des 19. Jhs spielten wissenschaftliche Zeitschriften bei Neuerwerbungen durch Kauf weiterhin die bedeutendste Rolle. Parallel zur Bibliothek hielten auch das Universitätskonsistorium sowie ab 1797 die nicht zur Universität gehörende Lesegesellschaft [Läsesällskapet; seit 1828 Akademiska Läsesällskapet] eigene Abonnements wissenschaftlicher, literarischer und politischer Zeitschriften. Bis zum Ende des Jahrhunderts wurden die Aufgaben und Bestände dieser Institutionen von der Universitätsbibliothek übernommen. Aufgrund der erstmalig 1834 bewilligten und im Laufe des 19. Jhs stetig gestiegenen Staatsmittel konnte die Zahl der Zeitschriftenabonnements bis 1912 auf fast 730 erhöht werden.

1.21 Auch einige umfangreiche Schenkungen trugen zur Erwerbung abgeschlossener oder laufender wissenschaftlicher Zeitschriften bei. Aus dieser Zeit sind besonders die Schenkungen Carl Fredrik af Wingårds (1781-1851; Theologie, 1852), Olof Hammarstens (1841-1932; Medizin, 1911 und 1932), der Ärztevereinigung in Uppsala [Uppsala läkareföreningen; Medizin, 1914] und Frans von Schéeles (1853-1931; Pädagogik, 1931) zu nennen; natürlich gehörten Periodika auch zu den anderen inkorporierten Sammlungen.

1.22 Tauschbeziehungen mit anderen, vor allem ausländischen wissenschaftlichen Institutionen hatte die Carolina wahrscheinlich schon um 1740 oder 1750 angestrebt, als sie Verbindung mit der Universität Greifswald aufnahm. In der ersten Hälfte des 19. Jhs etablierte sie vereinzelte Tauschbeziehungen mit deutschen Universitäten. Doch erst der Beitritt zum Akademischen Tauschverein im Jahre 1859 eröffnete der Bibliothek diese Erwerbungsquelle in vollem Umfang. Während des 19. Jhs trat sie vor allem mit deutschen Universitäten, Akademien und Gesellschaften in Kontakt. Die Zahl ihrer Tauschverbindungen stieg dabei von anfangs 30 auf 761 im Jahre 1897 und mehr als 2000 im Jahre 1913. Als 1921 die Zahl der Tauschpartner kurzzeitig auf etwas mehr als 1700 zurückgegangen war, hielt die Carolina weiterhin mit 331 Tauschpartnern in Deutschland, 69 in Österreich sowie 52 in der Schweiz Kontakt. 1912 erwarb sie durch Tausch fast 1770 Zeitschriften und Periodika.

1.23 Ab 1886 setzte eine Modernisierungwelle in den Universitätsinstituten ein, die dazu führte, daß während der nächsten 60 Jahre zahlreiche Institute und Seminare größere Bestände älterer Literatur an die Universitätsbibliothek abgaben. Darunter waren nicht nur naturwissenschaftliche Institutionen (Medizin, Meteorologie, Mineralogie und Geologie, Chemie) und das Astronomische Observatorium, sondern auch die Theologischen, Philologischen und Pädagogischen Seminare. Aus der Bibliothek des Zoologischen Instituts kam 1892 die sogenannte Marklinsche Schenkung, der überwiegende Teil der von Gabriel Marklin (1777-1857) in der ersten Hälfte des 19. Jhs erworbenen zoologischen und naturwissenschaftlichen, vor allem mineralogischen Literatur (s. u. 2.70 und 2.100). Die nicht mit der Universität verbundene Königliche Gesellschaft für Wissenschaften in Uppsala [Kungl. Vetenskaps Societeten i Uppsala, gegr. 1710] hat seit 1904 geistes- und naturwissenschaftliche Literatur und fortlaufend größere Mengen allgemeiner naturwissenschaftlicher Acta in der Bibliothek deponiert (bis 1930 etwa 25.000 Bde älterer und neuerer Acta-Serien).

1.24 Die in großer Zahl in die Bibliothek gelangten Schenkungen dieser Zeit stammten meist aus dem akademischen Umfeld der Universität. Hauptsächlich umfaßten sie naturwissenschaftliche, medizinische und theologische Literatur des 19. Jhs. Dazu zählen die Sammlungen von Atanasius Frans Didrik Wackerbarth (Mathematik und Astronomie, 1885), Lars E. Walmstedt (Mineralogie und Geologie, 1893), Olof Glas (1830-1880; Medizin, 1894), Anton Niklas Sundberg (1818-1900; Theologie, 1894), Karl Gustaf Lennander (1857-1908; Medizin, 1908), Karl Fredrik Dusén (1849-1919; Botanik und Naturgeschichte, 1919), Klas Bernhard Hasselberg (Astrophysik, 1921; s. u. 2.115) sowie Ernst Bernhard Almquist (1852-1946; Hygiene und Epidemiologie, 1921 und 1924).

1.25 In der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jhs erfolgten auch Schenkungen auf anderen Fachgebieten, die oft umfangreiche Bestände deutscher wissenschaftlicher Literatur enthielten, wenn auch fast ausschließlich des 19. Jhs. Darunter waren z. B. Schenkungen von Pehr Erik Bergfalk (1798-1890; Ökonomie und Jura, 1890), Pehr Samuel Ludwig Annerstedt (1836-1904; Kriminal- und Prozeßrecht, 1905), Johan Hagströmer (1845-1910; Kriminal- und Strafrecht, 1910 und 1942), Ladislaus von Bortkiewicz (1868-1931; Statistik, Nationalökonomie und Finanzwesen, 1931), Per Axel Bergström (1823-1893; Jura, 1933) sowie Alvar Henning Montelius (1880-1949; Jura, 1946).

1.26 Die philologischen Bestände wurden durch gestiftete Sammlungen nachhaltig erweitert. An erster Stelle stehen die Schenkungen provenzalischer und romanischer philologischer Literatur aus dem Besitz Carl Wilhelm Wahlunds in den Jahren 1892 und 1913. Umfang und Qualität der Sammlung veranlaßten die Bibliothek, sie unter dem Namen Bibliothèque Wahlund zum Grundstock für den gesamten Bestand im Fach Romanische Philologie zu machen (s. u. 2.128-2.130). Weitere umfangreiche philologische Sammlungen stammen u. a. von den Professoren Fredrik August Tamm (1847-1905; Skandinavische und Deutsche Sprachwissenschaft, 1906), Herman Napoleon Almkvist (1839-1904; Semitische Sprachen, 1906), Per Adolf Geijer (1841-1919; Romanische Philologie, 1916 und 1927) und Johan August Lundell (1851-1940; Slawische Sprachen, 1940).

1.27 Eine gezielte Erwerbung älteren deutschen Schrifttums fand im 20. Jh eher selten statt. Dennoch gelangten umfangreiche historische Bestände in die Bibliothek. Zum einen spielte der Dublettentausch mit der Königlichen Bibliothek in Stockholm und mit der Universitätsbibliothek in Helsinki eine Rolle. So erwarb die Carolina 1960/61 auf diese Weise ältere Dissertationen und Programme u. a. aus Greifswald. Die Bibliothek der Technischen Hochschule [Tekniska Högskolans bibliotek] in Stockholm überließ der Bibliothek 1946 eine große Anzahl älterer deutscher, österreichischer und ungarischer Schulprogramme naturwissenschaftlichen Inhalts sowie 1947 eine Anzahl älterer montanwissenschaftlicher Zeitschriften. Im gleichen Jahr folgte ein Depositum älterer Literatur aus der Bibliothek der Landwirtschaftlichen Hochschule, heute Landwirtschaftliche Universität [Lantbrukshögskola], in Ultuna.

1.28 Zu den von der Bibliothek auf Auktionen sowie über den antiquarischen Buchhandel erworbenen deutschen Drucken zählen z. B. ältere historische Schriften (1947/48) und Literatur zum Germanischen und Römischen Recht sowie zur Geschichte des 17. Jhs aus der Bibliothek der Familie Risenfels auf Schloß Feistritz in Niederösterreich (s. u. 2.123).

1.29 Zur Erweiterung der älteren deutschen Bestände trugen in bescheidenem Maße die beiden Bibliotheken aus Leufsta bruk (oft auch: Lövsta) bei, die von Mitgliedern der Familie De Geer im 18. und 19. Jh aufgebaut worden waren. 1915 kam zunächst die vor allem geographische und naturwissenschaftliche Literatur enthaltende Bibliothek Carl De Geers als Schenkung in die Universitätsbibliothek (s. u. 2.111). Die alte, stark naturwissenschaftlich geprägte Fideikommißbibliothek aus dem 18. Jh, vor allem die Schöpfung des als Entomologe bekannt gewordenen Charles De Geer, konnte in den Jahren 1985 bis 1989 mit Hilfe staatlicher und privater Mittel erworben werden (s. u. 2.112-2.114).

1.30 Das Depositum der Tottieschen Fideikommißbibliothek auf Älby im Jahre 1923 wurde später in eine Schenkung umgewandelt. Sie war reich an historischen Werken und Belletristik des 18. Jhs. Zwei Jahre später erhielt die Universitätsbibliothek die sogenannte Gyllenhielmsche Bibliothek als Depositum. Sie entstand im 17. Jh mit der Einrichtung eines Lehrstuhls für Rhetorik und Politik durch Johan Skytte, Reichsrat und Präsident der Reichsrechenkammer sowie seit 1622 Kanzler der Universität Uppsala, und wurde durch Schenkungen aus verschiedenen Privatbibliotheken des 17. und 18. Jhs erweitert. Bei ihrer Übergabe 1925 enthielt sie viele seltene Drucke des 16. und 17. Jhs zu den Staatswissenschaften und zur Geschichte, so auch aus dem Besitz des Freiherrn Carl Carlsson Gyllenhielm (1574-1650). 1932/33 erwarb die Universitätsbibliothek etwa 40 ältere chemische und alchemistische Drucke aus der von Gustaf Bonde (1682-1764) auf Sävstaholm gegründeten Bibliothek.

1.31 Dem Gedächtnis zweier berühmter schwedischer Könige sind zwei Sammlungen gewidmet, die heute als Sondersammlungen aufbewahrt werden. Die Sammlung vor allem zeitgenössischer Literatur zur Person Gustavs II. Adolf stammt aus dem Besitz Oskar Planers, schwedischer Honorarkonsul in Lützen (s. u. 2.121). M. Schürer von Waldheim sammelte in seiner Bibliothek Literatur über Karl XII., insbesondere aus dem 18. Jh (s. u. 2.124). Beide Sammlungen erhielt die Bibliothek geschenkt.

1.32 Das Jahrzehnt von 1950 bis 1959 war von außerordentlicher Bedeutung für die Bibliothek, insbesondere für die Inkunabelsammlung und die Bestände aus dem 16. Jh. Die seit 1921 wiederholt erfolgten Inkunabelschenkungen Erik Kempes (1898-1959) kamen 1959 zum Abschluß (insgesamt etwa 170 Werke). Zwischen 1952 und 1965 schenkte Richard Du Rietz (*1918) der Bibliothek mehr als 260 Inkunabeldrucke. Die mit Privatmitteln erworbene Sammlung Per Hiertas (1886-1957) umfaßte mehr als 30 Inkunabeln sowie ca. 100 deutsche Reformationsdrucke aus der Mitte des 16. Jhs. 1954 und 1955 kamen als Schenkung Thore Virgins (1886-1957) über 170 Inkunabeln, darunter seltene oder unikale Lübecker Drucke, in den Besitz der Carolina. In der gleichen Zeit erweiterten 150 Drucke der Reformationszeit aus dem Besitz Gustaf Bernströms den Bestand deutscher Danica in der Sammlung Danica vetera (s. u. 2.110).

1.33 1950 kaufte die Bibliothek die Sammlung des Arztes Erik Waller (1875-1955), nachdem sie vorher bereits seine etwa 20.000 Autographen umfassende, wissenschaftsgeschichtlich orientierte Handschriftensammlung erworben hatte. Die Bibliotheca Walleriana ist die größte und wertvollste Privatsammlung überhaupt auf dem Gebiet älterer medizinischer und naturwissenschaftlicher Literatur (s. u. 2.131 -2.138).

1.34 Außer den genannten sind nach 1960 nur noch wenige Sammlungen in den Besitz der Bibliothek gekommen, die den historischen deutschen Bestand erweiterten. Judaica der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind Teil der 1965 erworbenen Judaica-Sammlung C. Vilhelm Jacobowskys (1896-1986; s. u. 2.116). Die Schwedische Linné-Gesellschaft [Svenska Linnésällskapet] deponierte 1980 die von Elof Förberg (1851-1923) zusammengestellte Linné-Sammlung. Sie enthält auch einige deutsche Ausgaben des 18. und 19. Jhs von Werken Linnés (s. u. 2.118). Anläßlich ihres Gründungsjubiläums überreichte die Schwedische Brauereivereinigung [Svenska bryggareföreningen, gegr. 1885] ihre Sammlung älterer Literatur; gut ein Viertel sind deutsche Werke aus dem 15. bis 19. Jh (s. u. 2.125).

1.35 Die Carolina ist heute die Zentrale in einem Netzwerk von Bibliotheken an der Universität Uppsala sowie seit dem 1. Juli 1992 auch Zentralbibliothek für geisteswissenschaftliche Literatur in Schweden. Zur Erwerbung historischer Bestände ist sie auf zahlreiche Bibliotheksfonds angewiesen, aus denen ihr schon oft in diesem Jahrhundert private Gelder für besondere Käufe zur Verfügung gestellt worden sind.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Den folgenden Zahlen liegen Hochrechnungen zugrunde, die anhand von Stichproben aus dem Alphabetischen Katalog bis 1962 und dem Katalog der Dissertationen durchgeführt wurden. Nicht berücksichtigt wurden viele Sammelbände mit Kleinschriften des 16. bis 18. Jhs, vor allem aus den Ungebrochenen Reihen (s. u. 2.10-2.21; wissenschaftliche Kleinschriften, Predigten, Gelegenheitsschriften). Dies wird durch die Zahl der Titel ausgeglichen, die sowohl im Katalog der Dissertationen als auch im Alphabetischen Katalog bis 1962 verzeichnet sind.

2.2 Die Bibliothek hat einen Gesamtbestand von etwa 3,8 bis 4 Millionen Bdn. Der größte Teil entfällt auf die Literatur nach 1900. Der historische Bestand in der Schwedischen und in der Ausländischen Abteilung umfaßt etwas mehr als 411.400 Titel. Zu den Germanica zählen ca. 177.100 Titel, also ca. 43 Prozent des historischen Bestandes.

2.3 Der Inkunabelbestand mit insgesamt mehr als 2500 Titeln umfaßt 1292 deutsche Drucke (91 in deutscher und 1201 in lateinischer Sprache). Auf das 16. Jh entfallen insgesamt etwa 6730 Germanica, 1560 Titel in deutscher, 5060 in lateinischer und etwa 110 in anderen Sprachen. Aus dem 17. Jh stammen 3780 deutschsprachige, 8200 lateinische und 340 anderssprachige Titel. Aufgrund der steigenden Zahl von Dissertationen dominieren auch im 18. Jh unter den Germanica noch die lateinischen Titel (14.460); daneben liegen 10.460 deutschsprachige und 880 anderssprachige Titel vor. Während des 19. Jhs erwarb die Bibliothek erstmals mehr deutschsprachige als lateinische Arbeiten. Der Bestand verteilt sich auf 114.030 Titel in deutscher, 13.860 in lateinischer und 3080 Titel in anderen Sprachen.

Systematische Übersicht

2.4 Das Aufstellungssystem der historischen Bestände geht auf die Zeit des Einzugs in das heutige Bibliotheksgebäude um 1840 zurück. Am Ende des 19. Jhs war es vollständig durchgeführt, abgesehen von einigen späteren Zusätzen sowie geographischen Erweiterungen bei einigen auf einzelne Länder aufgeteilten Literaturbeständen. Es handelt sich nicht um eine wirkliche Systematik, sondern eher um ein nach Schlagworten alphabetisch geordnetes Aufstellungsschema. Foliobände sind in allen Fächern von den kleineren Formaten getrennt, aber nach Möglichkeit neben ihnen aufgestellt. Zusätzlich wurden die Alten Drucke (vor 1800) vom übrigen Bestand getrennt. Diese ältesten Bücher sollen im sogenannten Buchschutzraum zusammengeführt werden.

2.5 Am Anfang der Bestandsbeschreibung stehen die Inkunabelsammlung sowie die Ungebrochenen Reihen, die in der ursprünglichen Aufstellung des 18. Jhs von dem allgemeinen Bestand getrennt sind. Es folgen der fachlich geordnete ältere Buchbestand sowie alle gesondert aufgestellten Spezialsammlungen, die ältere deutsche Literatur enthalten. Den Abschluß bildet die Sammlung der Dissertationen.

2.6 Die Bibliothek ist reich an Inkunabeln und älterer Literatur bis etwa 1650 sowie an Drucken aus dem Jahrhundert zwischen etwa 1750 und 1850. Von besonderer Bedeutung sind die Bestände in den Fächern Theologie, Rechtswissenschaft, Sprachwissenschaft und Geschichte, in den Naturwissenschaften und vor allem im Fach Medizin. Die Carolina besitzt ferner große Bestände wissenschaftlicher Zeitschriften und Dissertationen.

Inkunabeln

2.7 Die Inkunabelsammlung kann wegen der vielen erhaltenen Provenienzvermerke als Wegweiser durch die älteste Geschichte schwedischer Bibliotheken und der Universitätsbibliothek Uppsala selbst dienen. Eine große Anzahl von Drucken stammt aus den schon im Mittelalter gegründeten schwedischen Bibliotheken, so z. B. 96 aus der alten Dombibliothek und 38 aus der Bibliothek des Birgittenklosters Vadstena. Die in den schwedischen Kriegen erbeuteten Sammlungen haben ebenfalls mit zahlreichen Inkunabeln zur Bereicherung der Bibliothek beigetragen. Fast 700 Inkunabeln aus geraubten europäischen Bibliotheken gelangten nach Uppsala, teils durch die direkten Schenkungen Gustavs II. Adolf, teils mit den Bibliotheken Magnus Gabriel De la Gardies und Claes Rålambs (s. o. 1.8). Ein großer Teil der deutschen Inkunabeln stammt aus den ehemaligen Jesuitenbibliotheken in Frauenburg, Braunsberg und Posen (s. o. 1.4-1.6, 1.8).

2.8 Während des 18. und 19. Jhs war der Zuwachs an Inkunabeln gering. Im 20. Jh dagegen wuchs die Sammlung vor allem aufgrund der Schenkungen einiger Privatpersonen um fast zwei Drittel des um 1900 dokumentierten Umfangs. Erwähnenswert sind vor allem die 150 medizinischen Inkunabeln aus der Bibliotheca Walleriana (s. o. 1.33), von denen 130 vorher nicht in der Bibliothek waren. Zahlreiche seltene, einmalige oder aufgrund ihrer Provenienzen bemerkenswerte Drucke konnten auf diese Weise erworben werden.

2.9 Bei den deutschen Inkunabeln handelt es sich meist um theologische und philosophische Werke, Ausgaben von Kirchenvätern, Dekretalien sowie Schriften zum Römischen Recht und zum Kirchenrecht. Daneben finden sich historische, einige medizinische und botanische Drucke sowie astronomische Schriften, die z. T. aus Kopernikus' Bibliothek stammen (s. o. 1.6). 20 Inkunabeln enthalten Texte in niederdeutscher Sprache, u. a. medizinische und religiöse Schriften (z. B. Werke der Hl. Birgitta von Schweden) sowie Volksbücher (Alexander Magnus, Melusine). Medizinische deutsche Inkunabeln gelangten vor allem mit der Bibliotheca Walleriana in den Bestand.

Ungebrochene Reihen [Obrutna serier]

2.10 Ordnung und Signatur der in dieser Abteilung aufbewahrten älteren Drucke (mehr als 20.000 Titel) gehen auf die Aufstellung der Bücher im Gustavianum zwischen 1691 und 1841 und ihre Verzeichnung im Inventarium Bibliothecae Regiae Academiae Upsaliensis (s. u. 3.1) zurück. Während ein großer Teil des Bestandes im Zusammenhang mit dem Umzug in das neue Gebäude systematisch neu aufgestellt wurde, blieben die Ungebrochenen Reihen in der im Inventarium dokumentierten Form angeordnet, die sowohl fachliche Gruppen (A-Z und 1-63) als auch chronologische Gruppen (64-123) umfaßte. Aufgrund der quasi-systematischen Anordnung und durch die Zusammenhaltung inkorporierter Privatsammlungen ergeben sich unterschiedliche fachliche Schwerpunkte innerhalb dieses Bestandes. Aufgestellt auf der Galerie eines restaurierten Büchersaals aus dem 19. Jh bilden diese Bücher heute gewissermaßen eine Teilrekonstruktion der Universitätsbibliothek des 18. Jhs.

2.11 Abgesehen von einzelnen nach 1800 erschienenen Titeln umfaßt der Bestand Literatur des 16. bis 18. Jhs. Es handelt es sich um jeweils einige tausend Titel medizinischer und theologischer Literatur sowie etwas kleinere Bestände an juristischen, naturwissenschaftlichen und anderen Werken, die z. T. nur über das Inventarium zu ermitteln sind. Dies gilt vor allem für die Kleinschriften in Sammelbänden.

2.12 Am Anfang der Sammlung stehen Werke zu Geschichte und Staatswissenschaft, darunter einige Sammelbände mit politischen Kleinschriften vor allem des 17. Jhs. Wesentlich umfangreicher sind die darauf folgenden Reihen chemischer Literatur des 18. Jhs. Dahinter verbergen sich zahlreiche Monographien zu Chemie, Mineralogie, Metallurgie, Bergbaukunde, Angewandter Chemie und Alchemie, Pharmazie und Materia medica, ferner gut 20 Sammelbände Opuscula Chemica, Opuscula Physico-chemica u. a., die eine Vielzahl kleinerer chemischer Arbeiten enthalten. Auch sind naturwissenschaftliche, chemische, medizinische, ökonomische und montanwissenschaftliche Zeitschriften hier zu finden.

2.13 Eine weitere Bestandsgruppe bilden einige hundert Bände mit mathematisch-naturwissenschaftlichen Arbeiten hauptsächlich des 17. und 18. Jhs. Es handelt sich um mathematische, geometrische und astronomische Titel (einschließlich Literatur auch des 17. Jhs zur Zeitmessung und zu Meteoriten) sowie um Arbeiten aus den angewandten mathematisch-physikalischen Wissenschaften, also Technik im weitesten Sinne, Befestigungsbau und Architektur u. a.

2.14 Nahezu vollständig hier aufgestellt ist die Bibliothek des Stadtmedicus von Uppsala, Christian E. Boecler, die dieser der Universitätsbibliothek vermachte (s. o. 1.15). Unter den mehr als 2500 Titeln sind fast zwei Drittel deutsche medizinische Werke vor allem des 18. Jhs. Der inhaltliche Schwerpunkt der Boeclerschen Bibliothek liegt bei obstetrischen, chirurgischen und allgemein-praktischen medizinischen Arbeiten. Mehrere Zeitschriften und mindestens 740 deutsche medizinische Dissertationen in lateinischer Sprache schließen diese Sammlung ab.

2.15 Der naturwissenschaftliche Bestand wird unterbrochen durch einige hundert theologische Bücher. Dazu gehören ein kleiner Bestand an deutschsprachigen Gesangbüchern aus den baltischen Ländern, Sammelbände mit deutschen Kleinschriften des 17. und 18. Jhs sowie Predigten und Katechismen in größerer Zahl. Hauptsächlich handelt es sich um Literatur aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs, häufig sind auch polemische Arbeiten und Kleinschriften aus dem Streit mit Pietisten und Herrnhutern. Es folgen eine größere Anzahl von Schriften der Kirchenväter sowie ältere theologische Verfasser mit kirchenhistorischen, exegetischen und polemischen Werken des 16. Jhs. Ein kleinerer Bestand gemischter theologischer Arbeiten der zweiten Hälfte des 18. Jhs beschließt diese Gruppe.

2.16 Daniel Melanderhielm (1726-1810), Professor für Astronomie an der Universität Uppsala, schenkte der Bibliothek 1793 eine größere Sammlung mathematischer, physikalischer und astronomischer Literatur. Ein kleiner Teil davon, vor allem Drucke aus dem 18. Jh, steht in den Ungebrochenen Reihen. Dem Legatum Melanderhielmianum folgen mehr als 3000 Titel medizinischer Literatur. Ein Teil gehört zu der von Zacharias Strandberg (1712-1792) der Bibliothek vermachten umfangreichen Sammlung medizinischer und physikalischer Dissertationen und pathologischer Schriften. Der zeitliche Schwerpunkt liegt auf der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Aus dieser Zeit stammen mehr als 10 Zeitschriften sowie der Hauptteil der Dissertationen und der deutschsprachigen Arbeiten. Die Themen sind überwiegend allgemein-praktischen Inhalts, wie Ernährung, Kuren und Bäder, Hausarzt-Literatur u. a. Darüber hinaus enthält dieser Abschnitt der Abteilung auch einige deutschsprachige Publikationen des 16. und 17. Jhs, etwa Pestschriften, Materia medica oder Apothekerkünste.

2.17 Die Sammlungen theologischer Literatur werden danach mit einer großen Zahl (etwa 2000) älterer Titel fortgesetzt. Den Anfang machen die Werke protestantischer Theologen des 16. und 17. Jhs mit fast ausschließlich deutschen Arbeiten. Der Schwerpunkt liegt auf exegetischen Darstellungen und Predigten, darunter zahlreiche Sammelbände. Es folgen kirchengeschichtliche Schriften, wobei auch in dieser Gruppe neben kirchen- und bibelhistorischen Publikationen, Schriften zur Konzils-, Ordens- und Sektengeschichte, Legendensammlungen, Martyrologien und Biographien eine große Zahl exegetischer Arbeiten zu finden ist. Der Bestand umfaßt außerdem Darstellungen der jüdischen Religion, der Bibel und damit zusammenhängende historische, philologische und archäologische Arbeiten sowie Literatur zu anderen orientalischen Religionen. Unter den kontroverstheologischen Schriften sind auch katholische Publikationen, doch es dominieren lutherische Polemiken gegen katholische Theologen, Jesuiten und das Papsttum, vor allem aber gegen Calvinisten, Reformierte und alle nicht-orthodox-lutherischen Protestanten. Die Gruppe wird abgeschlossen durch einige kirchenrechtliche Darstellungen sowie erbauliche religiöse Texte.

2.18 Juristische und theologische Bestände wechseln sich in der Folge mehrfach ab. Bei einer Gruppe großformatiger juristischer Drucke liegt der Anteil der Kriegsbeute vermutlich besonders hoch, da sie zahlreiche Sammlungen deutschen Rechts des 16. Jhs enthält. Es finden sich daneben aber auch juristische Arbeiten des 17. und 18. Jhs ohne erkennbaren fachlichen Schwerpunkt. Der kleinere, sich anschließende theologische Bestand besteht einerseits aus protestantischen religiösen Schriften, Gesangbüchern und Predigten, andererseits aus katholischen Predigten sowie dogmatischen und polemischen Arbeiten hauptsächlich des 16. und frühen 17. Jhs. Bei diesen handelt es sich mit Sicherheit um Kriegsbeute. Der deutsche Bestand weist nach einigen hundert Titeln katholischer theologischer Literatur des 16. Jhs und einigen juristischen Arbeiten mehrere hundert protestantische Drucke des 17. und 18. Jhs auf, vor allem polemische Kleinschriften und Predigten aus der Zeit um 1700 in zahlreichen Sammelbänden.

2.19 Aus katholischen Bibliotheken auf dem Kontinent stammen Ausgaben klassischer Autoren, philosophische Werke sowie Grammatiken und Rhetoriken für den Unterricht in den Kollegien, ferner Schriften zum Römischen und zum Kirchenrecht (Sammlungen und Kommentare zu den Dekretalen) sowie zum deutschen Prozeß-, Feudal-, Kriminal-, Zivil- und Staatsrecht aus dem 16. und der ersten Hälfte des 17. Jhs. In deutscher Sprache finden sich hier Landes- und Stadtrechte, Hals- und Gerichtsordnungen, Notariats- und Formularbücher. Insgesamt handelt es sich um mehrere hundert Titel.

2.20 Der Bestand medizinischer Literatur wird ergänzt durch eine kleinere Gruppe gemischter medizinischer, veterinärmedizinischer und naturhistorischer Arbeiten. Vornehmlich sind Materia medica, Heilkunde, Wundarznei und Chirurgie vertreten mit Kleinschriften und umfangreicheren Arbeiten, Dissertationen und Zeitschriften, vor allem aus der zweiten Hälfte des 18. und dem ersten Jahrzehnt des 19. Jhs. Dissertationen und kleinere medizinische Arbeiten um 1700 sind in einigen Sammelbänden zu finden. Nach einer weiteren theologischen Bestandsgruppe (s. u. 2.21) folgt nochmals deutsche medizinische Literatur, fast ausschließlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Es handelt sich um etwa 170 überwiegend deutschsprachige Arbeiten aus den Gebieten Materia medica, Arzneimittelkunde und Pathologie. Zahlreich sind die Übersetzungen englischer medizinischer Schriften. Zwei Zeitschriften sind mit einzelnen Bänden vertreten.

2.21 Deutschsprachige lutherische Literatur des 16. bis 18. Jhs (etwa 600 bis 700 Titel) setzt die theologischen Bestände fort. Neben einer größeren Gruppe reformatorischer Schriften des 16. Jhs (vor allem Kleinschriften) dominieren Erbauungsschriften und Predigten des 18. Jhs. Des weiteren finden sich vornehmlich polemische Arbeiten über die Herrnhuter und auch einige theologische Zeitschriften. Nach einer weiteren medizinischen Bestandsgruppe (s. o. 2.20) folgen die restlichen theologischen Werke. Es handelt sich hauptsächlich um Reformationsliteratur, deutschsprachige Kleindrucke des 16. Jhs in zahlreichen Sammelbänden; daneben auch um Predigten sowie praktische theologische Arbeiten deutscher lutherischer Theologen vom 16. bis zum Anfang des 19. Jhs.

Der fachlich geordnete Altbestand

Schwedische Abteilung

2.22 Der Bestand an Germanica in der Schwedischen Abteilung ist nach Größe und Struktur mit dem Bestand in der Königlichen Bibliothek Stockholm vergleichbar. Bei einem Anteil von etwa einem bis 3 Prozent am gesamten schwedischen Bestand (ca. 250.000 Titel) handelt es sich nur um einige tausend, zum großen Teil kleinere deutsche Arbeiten. Die Datenbank SB 17

 der schwedischen Drucke zwischen 1700
und 1829 (s. u. 3.2) verzeichnet ca. 700 Titel, die in Uppsala, nicht aber in Stockholm zu finden sind. Die größten Bestände deutscher Suecana finden sich in den Sammlungen Cronstedt (s. u. 2.109 ) und Westin (s. u. 2.139) sowie in der Dissertationensammlung.

2.23 Zur ältesten Bestandsgruppe zählen einige wenige theologische Arbeiten. Zu den Suecana rechnet man hierbei nicht nur schwedischsprachige Drucke aus Deutschland (z. B. einige Bibelausgaben des 16. und 17. Jhs), sondern auch deutschsprachige Schriften, die in Schweden selbst - vornehmlich im Zusammenhang mit den deutschen Gemeinden (Predigten, Nachrufe, Gesangbücher) - oder in schwedischen Besitzungen im Baltikum (Gebet- und Gesangbücher, religiöse Traktate) publiziert wurden. Aus dem theologischen, militärischen und politischen Umkreis stammen auch die zahlreichen Personalschriften, d. h. Huldigungsgedichte, Trauerpredigten und andere biographische Kleinschriften, von denen mehrere hundert Titel des 17. und 18. Jhs vorliegen. Eine bedeutendere Sammlung bilden aber nur die Gelegenheitsschriften, die sich auf das schwedische Königshaus beziehen (73 Kapseln).

2.24 Das militärische und politische Engagement Schwedens in Deutschland und Europa erklärt das frühe Interesse für eine entsprechende Sammlung deutscher Suecana. Am bedeutendsten ist der Bestand zeitgenössischer Klein- und Gelegenheitsschriften über Schwedens historische Friedensschlüsse und Verhandlungen sowie über Schwedens Kriege und seine Beziehungen zu ausländischen Mächten in insgesamt 50 Kapseln und 12 älteren Sammelbänden. Dazu kommen noch etwa 300 fast ausschließlich deutschsprachige Titel in den allgemeinen historischen Sammlungen. Ihr Schwerpunkt liegt auf den Jahren 1611 bis 1718. Ergänzend ist auf einige deutsche staatswissenschaftliche Beschreibungen Schwedens aus dem 18. Jh im Fach Recht. Staatslehre hinzuweisen.

2.25 Zur Schwedischen Abteilung gehören erwartungsgemäß auch deutsche Reiseberichte aus Schweden und Skandinavien vom 17. bis 19. Jh (insgesamt etwa 80 Titel, fast ausschließlich aus dem 19. Jh) sowie knapp 20 Titel topographischer Arbeiten (meist Übersetzungen schwedischer Autoren aus dem 18. und 19. Jh). Die sonstigen, eher naturwissenschaftlichen Bestände (Botanik, Geographie u. a.) enthalten nur in unbedeutendem Maße deutsches Schrifttum. Meist handelt es sich um Monographien vom Ende des 19. Jhs.

2.26 Die deutsche Sprache hatte auch während der zweiten Hälfte des 18. Jhs große Bedeutung für die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus anderen europäischen Ländern. Hier ist vor allem die Medizin zu nennen (s. o. Ungebrochene Reihen). Am Ende des 19. Jhs gingen skandinavische Wissenschaftler in einer Vielzahl von Disziplinen dazu über, ihre Arbeiten in deutscher Sprache abzufassen. In Schweden gilt dies vor allem für die Klassische Philologie sowie eine Reihe von naturwissenschaftlichen Fächern (s. u. Ausländische Abteilung). In Schweden herausgegebene deutschsprachige wissenschaftliche Arbeiten zur deutschen Sprache oder Sprachlehr- und Lesebücher bilden eine quantitativ unbedeutende Gruppe.

Ausländische Abteilung

2.27 Die Darstellung beschränkt sich auf die deutschen Bestände und folgt dem alphabetischen Aufstellungsschema für die Ausländische Abteilung. Nicht berücksichtigt sind die Bestandsgruppen, in denen deutsches Schrifttum keine Rolle spielt, sowie die gesondert aufgestellten Spezialsammlungen (s. u. 2.101 ff.). Innerhalb der Gruppen stehen an erster Stelle Acta, dann folgen Zeitschriften und Monographien und am Schluß die in Kapseln aufbewahrten Broschüren, ungebundenen Kleinschriften und Sonderdrucke. Diese Bestände werden z. Z. in Drucke vor und nach 1800 getrennt. Die Alten Drucke (vor 1800) werden in einem unterirdischen Schutzraum getrennt aufgestellt.

2.28 Am Anfang der Systematik stehen Allgemeine wissenschaftliche Acta. Die wenigen Titel des 17. und frühen 18. Jhs wurden während der Amtszeit von Eric Benzelius erworben (s. o. 1.12). Der Großteil der Acta des 19. Jhs (100 Titel) gelangte auf dem Tauschweg in die Bibliothek. Aus den baltischen Staaten und Rußland stammen insgesamt nur 9 Titel des 19. Jhs.

2.29 Weit umfangreicher ist die Zahl der Allgemeinen Zeitschriften, jedoch gilt auch hier, daß nur wenige deutschsprachige Publikationen erworben wurden, die außerhalb Deutschlands erschienen sind; dazu zählen vor allem einige bibliographisch-literarische Zeitschriften des 18. und 19. Jhs aus dem Baltikum. Unter insgesamt etwa 220 Titeln nehmen die literarischen gelehrten Zeitschriften des 17., vor allem aber des 18. Jhs einen großen Raum ein. Mit ihnen zusammen stehen auch historische und politische Blätter sowie verschiedene Nachrichtenmagazine für Deutschland (Mercurii) oder für einzelne Landschaften (vor allem Ostdeutschlands und des Baltikums). Häufig handelt es sich um komplette Jahrgänge. Aus der Epoche der deutschen Klassik besitzt die Bibliothek einige historisch-belletristische Almanache, Jahr- und Taschenbücher wie auch politische Zeitschriften der Revolutionszeit. Das 19. Jh ist mit einer Vielzahl historischer Jahrbücher und Journale sowie mit gelehrten, später populärwissenschaftlichen oder unterhaltenden Zeitschriften vertreten.

2.30 Literatur vor 1800 zur Archäologie ist nur in geringem Umfang vorhanden und stammt fast ausschließlich aus dem 18. Jh (58 Titel). Es handelt sich um Arbeiten zur Klassischen Archäologie. Insgesamt sind neben 17 Titeln Acta und Zeitschriften etwa 300 Monographien zu verzeichnen, von denen sich drei Viertel mit der Archäologie der Klassischen Antike befassen.

2.31 Die chronologische Trennung der Literatur im Fach Astronomie ist nicht konsequent durchgeführt worden, so daß man zwischen der neueren Literatur auch vereinzelt ältere Schriften antrifft, vor allem Arbeiten zur Geographie und Chronologie. Erwähnenswert sind aus dieser kleinen Gruppe einige wenige Publikationen des 16. Jhs (oft Kriegsbeute) sowie einige Sammelbände mit Kleinschriften, Kometenbeschreibungen, astronomischen Tafeln und Kalendern. Die klassischen Arbeiten wurden nur unvollständig erworben. Zu den 15 Periodika zählt eine Zeitschrift des 18. Jhs. Unter den neueren astronomischen Arbeiten fällt der hohe Anteil deutschsprachiger Schriften aus Norwegen und Rußland auf.

2.32 Umfangreich ist die Literatur im Bereich Bibliographie und Buchhandelskataloge, wobei unter den knapp 800 Titeln ebensoviele Titel des 18. wie des 19. Jhs vorliegen. Die wichtigsten bibliothekshistorischen Arbeiten und Bibliographien des 19. Jhs sind vertreten. Bemerkenswert ist eine umfangreiche Sammlung von Bibliothekskatalogen aus Königsberg. In der älteren Sammlung dominieren die deutschen Personal- und Fachbibliographien. Der umfangreichste Einzelbestand enthält etwa 200 Buchhandels- und Meßkataloge des 18. Jhs.

2.33 Das Fach Biographie weist einige Besonderheiten auf. Im 16. Jh besteht die umfangreichste Gruppe aus Biographien der Reformatoren. Aus der Bibliothek des schwedischen Reichsrates Hogenskild Bielke stammen zwei Auflagen einer Luther-Biographie sowie ein Sammelband mit fünf Biographien, darunter zwei deutschsprachigen. Bielkes Bücher zeichnen sich durch ausgezeichnet erhaltene Renaissanceeinbände aus (s. u. 2.101-2.103). Im übrigen prägen 300 Biographien des 18. Jhs den älteren Bestand, darunter einige französische. In der Gruppe der seit 1800 erschienenen Literatur finden sich hunderte von Werken aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Ins erste Viertel des 19. Jhs gehören zahlreiche Bände aus der Bibliothek Carl Gustaf von Brinckmans (s. u. 2.105 -2.106), überwiegend einheitlich in grüne oder rote Pappe gebunden.

2.34 Zum Fach Botanik gehört nur ein kleiner Bestand Alter Drucke. Er umfaßt knapp 20 Kräuterbücher und insgesamt etwa 90 Arbeiten zu medizinischer Botanik, Arznei- und Gartenbücher des 16. und 17. Jhs, Dissertationen des 17. sowie medizinisch-botanische Arbeiten des 18. Jhs. Die ökonomische Botanik vertritt eine größere Zahl von Gartenbüchern, vor allem des 17. Jhs. Die moderne wissenschaftliche Botanik beginnt mit 4 Zeitschriften des 18. und 43 des 19. Jhs. Die mehr als 700 Monographien konzentrieren sich auf die Morphologie und Physiologie der Pflanzen sowie auf deutschsprachige Floren.

2.35 Auch das Fach Ökonomie ist nicht sehr umfangreich. Die deutschen Drucke stammen überwiegend aus der Zeit vor 1800. So sind bei den Zeitschriften 13 vor, aber nur 5 nach 1800 erschienen. Die ältesten Titel beschäftigen sich überwiegend mit allgemeinen wirtschaftlichen Fragen und gehören vornehmlich zur Hausväter-Literatur. Es geht um die Führung landwirtschaftlicher Güter und speziell um den Ackerbau (ca. 35 Titel, darunter 10 kleine Ratgeber aus Riga).

2.36 Im Fach Philosophie dominiert ebenfalls die ältere Literatur gegenüber den Titeln des 19. Jhs. In der theoretischen Philosophie liegen aus dem 16. Jh gleichermaßen katholische wie protestantische Ausgaben vor. Da eine Reihe von Texten Lehrzwecken diente, sind sie in mehreren Ausgaben vorhanden, die häufig aus verschiedenen erbeuteten Bibliotheken stammen. Dazu zählen etwa Werke von Giordano Bruno, Rudolf Agricola und Joannes Caesarius. Im Bereich der protestantischen Literatur sind vor allem Schriften Melanchthons zu verzeichnen. Aus dem 17. Jh stammen Ausgaben der theosophischen Werke Jakob Böhmes.

2.37 Den größten Einzelbestand in der Philosophie bilden die Werke Christian Wolffs sowie die Schriften seiner Verteidiger und Kritiker. Das 18. Jh beschließen zahlreiche Ausgaben der Werke Kants, Fichtes, Moses Mendelssohns und Karl Leonhard Reinholds. Englische Philosophen sind überraschend oft in deutschen Übersetzungen vertreten. Etliche deutsche und schweizerische Ausgaben aus der Zeit zwischen 1750 und 1850, häufig Erstausgaben von deutschen oder englischen Philosophen, stammen aus der Bibliothek von Brinckmans (s. u. 2.105 -2.106). Die wenigen Sammelbände enthalten diverse Kleinschriften des 18. Jhs, z. B. akademische Gelegenheitsarbeiten aus der Universität Marburg (Orationen, Nachrufe). Im Bestand der seit 1800 erschienenen Literatur ist vor allem die Philosophie der ersten Hälfte des 19. Jhs gut repräsentiert, etwa durch zahlreiche Werk- und Einzelausgaben Fichtes, Schellings, Hegels, Friedrich Heinrich Jacobis, Schleiermachers und Schopenhauers. Der deutsche Zeitschriftenbestand (12 Titel des 18. und 16 des 19. Jhs) ist der umfangreichste in diesem Fach.

2.38 Nahezu der gesamte, nicht sehr umfangreiche deutsche Bestand im Fach Volkskunde (260 Titel) besteht aus nach 1800 erschienenen deutschen und baltischen Märchen-, Sagen- und Volksliedersammlungen. Daneben liegen 10 anthropologische und ethnologische Zeitschriften vor. Ausgaben deutscher Volksbücher aus dem 16. und 17. Jh sind verstreut bei anderen Fachgruppen eingeordnet.

2.39 Die 300 deutschen Titel zur Physik spielen für den naturwissenschaftlichen Bestand eine untergeordnete Rolle. Bei den Zeitschriften hat man sich mit zwei Titeln des 18. und 8 des 19. Jhs auf eine kleine Auswahl beschränkt. Ein Großteil der älteren Monographien (fast ausschließlich vom Ende des 18. Jhs) stammt aus Schenkungen, vor allem des Mathematikers und Astronomen Jöns Svanberg (1771-1851). Der neuere Bestand umfaßt überwiegend Lehrbücher und Darstellungen der allgemeinen Physik, Optik, Elektrizität und Mechanik.

2.40 Zur Physikalischen Geographie zählen die Bereiche Meereskunde, Meteorologie und Klimatologie sowie Geophysik mit insgesamt ca. 160 Germanica. Der kleine Bestand umfaßt hauptsächlich Arbeiten des 19. Jhs, deren häufigstes Thema Gebirgsbeschreibungen (vor allem der Alpen) sind. Unter den Periodika (12 des 19. Jhs) fällt ein hoher Anteil österreichischer, estnischer und norwegischer Titel auf. Die Literatur im Fach Genealogie (ca. 60 Titel) besteht aus einigen wenigen allgemeinen genealogischen und historischen Arbeiten des 17. bis 19. Jhs. Unter den fast 200 Titeln im Fach Geographie ist die Zahl der älteren deutschen Erdbeschreibungen und Kosmographien (16. und 17. Jh), der Darstellungen der antiken Geographie sowie der Geschichte der Schiffahrt und der geographischen Entdeckungen (18. Jh) fast genauso hoch wie die der neueren Arbeiten. Unter diesen überwiegen allgemeine Einleitungen, Hand- und Lehrbücher. Recht umfangreich ist der Periodikabestand mit 7 Titeln des 18. und 44 des 19. Jhs. Das Fach Geologie umfaßt wiederum nur wenige hundert Titel (etwa 350), vornehmlich des 19. Jhs; ältere Literatur (knapp 60 Titel) stammt ausschließlich aus dem 18. Jh.

2.41 Aus dem kleinen Bestand zur Heraldik sind etwa 30 deutschsprachige Wappenbücher des 16. bis 18. Jhs erwähnenswert. Die Geschichte dagegen ist mit ca. 9000 Titeln eines der umfangreichsten Fächer. Es beinhaltet nicht nur historische, sondern auch topographische Arbeiten

 und aus den historischen Hilfswissenschaften
chronologische Arbeiten. Zwei Drittel des Bestandes stammen aus dem 19. Jh. Im Vergleich zur Sammlung der Königlichen Bibliothek ist die Zahl der historisch-politischen Kleinschriften des 17. und 18. Jhs gering. Es liegen nur einige hundert Drucke vor zu den schwedischen Ostseeprovinzen, zu Polen und Rußland sowie zu Dänemark und Schleswig.

2.42 Unter den einleitenden historischen Schriften stammen deutsche Titel vor allem aus der Bibliothek von Brinckmans. Es handelt sich dabei um Arbeiten Herders und Schlegels oder Übersetzungen französischer Werke aus der Zeit zwischen etwa 1770 und 1830. Zum älteren Bestand hat De la Gardies Bibliothek u. a. mit Büchern aus dem 17. Jh beigetragen (s. o. 1.8). Zu den Opera zählen deutschsprachige Chroniken des 16. und 17. Jhs im Folioformat sowie ein Sammelband mit 97 Leipziger Disputationes historicae civiles Conrad Samuel Schurzfleischs um 1690. Die deutsche Geschichtswissenschaft vom Ende des 18. Jhs bis Leopold von Ranke ist dagegen nur mit 40 Titeln repräsentiert.

2.43 Unter den Chroniken des 16. und 17. Jhs dominieren die protestantischen Standardwerke in zahlreichen deutschen wie lateinischen Ausgaben, z. B. Johann Carions Chronica in Melanchthons und Caspar Peucers Erweiterungen sowie viele andere Weltgeschichten aus norddeutschen Druckereien. Bemerkenswert ist der Bestand aus der Zeit um 1800, der hauptsächlich auf die Bibliothek von Brinckmans zurückgeht. Mit etwa 30 Titeln kleinen Formats ist die deutsche Geschichtsschreibung vor allem zwischen 1770 und 1800 vertreten (oft in Erstausgaben). 45 Werke aus dem 16. bis 18. Jh zur Chronologie der Geschichte, oft in Form von Tabellen, beschließen den allgemeinen Teil des Faches.

2.44 Unter den etwa 200 bis 300 Titeln zur Geschichte einzelner Epochen und Völker haben Drucke des 19. Jhs den größten Anteil. Bei den älteren Schriften zur Geschichte der Neuzeit sind lediglich einige zeitschriftenähnliche Publikationen des 17. Jhs zu erwähnen sowie deutsche und lateinische Chroniken und ein Sammelband mit historischen, politischen und juristischen Arbeiten aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs. Reicher ist der Bestand in der Untergruppe Politische Schriften mit mehr als 110 Titeln. Den Anfang machen deutschsprachige Chroniken des 16. Jhs in einem Sammelband aus der Bibliothek Hogenskild Bielkes. Mehrere Sammelbände aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs enthalten eine Vielzahl von Ephemera, vor allem zu den deutschen Religionsstreitigkeiten und den französischen Kriegen am Ende des Jahrhunderts. Einige Schriften französischer politischer Autoren der Aufklärungszeit liegen in deutschen wie französischen Ausgaben vor. Den Abschluß bilden etwa 60 deutsche politische Schriften zwischen 1795 und 1814 aus der Bibliothek von Brinckmans, darunter 10 Titel Ernst Moritz Arndts.

2.45 Unter den in der historischen Sammlung dokumentierten Friedensschlüssen (ca. 60 Titel) dominieren der Westfälische Friede und die Friedensschlüsse des Schwedischen Reiches in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. Dabei ist die Zahl der publizierten Akten oder Sammlungen bemerkenswert gering. Unter den Arbeiten zur Geschichte der Antike (weit mehr als 100 Titel) findet sich ein umfangreicher Bestand von Literatur des 19. Jhs, wenn auch die klassischen Autoren, mit Ausnahme von Rankes, nur gering vertreten sind. Vom Ende des 18. Jhs sind einige Übersetzungen englischer Darstellungen zu nennen.

2.46 Im deutschen Bestand zur Geschichte einzelner Länder sind neben gängigen Arbeiten des 19. Jhs auch ältere Werke zu finden, darunter ca. 50 Titel zur dänischen und schleswig-holsteinischen Geschichte im 18. Jh bis etwa 1793. Über Großbritannien liegen fast ausschließlich Titel aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs vor, hauptsächlich topographische Schriften wie Reiseberichte oder Briefsammlungen; die meisten stammen aus der Bibliothek von Brinckmans. Die Literatur zur Geschichte Frankreichs ist stärker politisch orientiert. Fast die Hälfte der etwa 100 Titel sind zeitgenössische Arbeiten zur Geschichte der Französischen Revolution. Topographische Literatur prägt wiederum die Sammlung zur italienischen Geschichte. Die Literatur zum Baltikum und zu Polen weist einige Zeitschriften des 18. Jhs auf sowie ca. 30 deutschsprachige Kleinschriften des 16. Jhs aus Danzig und des 17. Jhs aus Estland. Zahlreiche topographische Werke vor allem des 18. Jhs haben Rußland und das Baltikum zum Gegenstand.

2.47 Der Bestand zur deutschen Geschichte bildet die größte Gruppe innerhalb des Faches. Unter den 124 Periodika des 19. Jhs sind viele regionalgeschichtliche Titel. Zusammen mit den schweizerischen und österreichischen Titeln liegen etwa 180 deutschsprachige Periodika vor. Unter den allgemeinen Werken und den Titeln zur deutschen Geschichte des Mittelalters finden sich einige deutschsprachige Chroniken des 16. und 17. Jhs. Darüber hinaus sind einzelne Sammelbände vor allem mit Drucken des 16. Jhs zu verzeichnen. Das Hauptgewicht liegt jedoch auf der neueren Literatur mit einigen hundert Titeln, darunter eine große Zahl allgemeiner handbuchartiger Darstellungen. So sind die Arbeiten des 19. Jhs zur Geschichte der Neuzeit sehr zahlreich, während es in diesem Bereich nur knapp 50 Titel aus der Zeit vor 1800 gibt. Unter den Ephemera sind nur die aus der Bibliothek von Brinckmans stammenden historisch-politischen Arbeiten um 1800 nennenswert.

2.48 In der Unterabteilung Politische Schriften zur deutschen Geschichte sind die Drucke des 17. Jhs umfangreich vertreten. Reich an älterer Literatur und Kleinschrifttum ist auch die landesgeschichtliche Abteilung. Viele Sammelbände präsentieren hier Material zur Geschichte Schlesiens und Mecklenburgs im 16. und 17. Jh, der Religionspolitik in der zweiten Hälfte des 17. Jhs sowie zu den Kriegen Friedrichs des Großen und der Politik Preußens am Vorabend der Französischen Revolution. Biographien und Memoiren der Persönlichkeiten dieser Zeit und die politischen Schriften des preußischen Königs findet man in größerer Zahl auch in den Bänden aus der Bibliothek von Brinckmans. Unter den großformatigen Werken sind besonders die mehr als 20 deutschsprachigen regional- und landesgeschichtlichen Chroniken zu nennen. Insgesamt überwiegt in der Landesgeschichte jedoch die topographische Literatur mit über 190 Titeln allein aus dem 16. bis 18. Jh. Das anschließende Fach Judentum zählt kaum mehr als 100 Titel, überwiegend aus dem 19. Jh. Wesentlich mehr Judaica finden sich in den Fächern Theologie, Literatur und Sprachwissenschaft.

2.49 Im Fach Rechtswissenschaft bilden unter etwa 5600 Germanica die deutschsprachigen Periodika einen wertvollen Bestandteil mit 5 Titeln aus dem 18. und 87 aus dem 19. Jh. Die Zahl der älteren Monographien ist recht gering, obwohl sie noch den Hauptteil der älteren Literatur bilden. Einzelne Titel des 16. Jhs und zahlreiche des 17. und 18. Jhs gehören zur rechtsphilosophischen Literatur. Ausgaben oder Bearbeitungen des Corpus iuris civilis und anderer Sammlungen des Römischen Rechtes liegen hauptsächlich aus dem 16., 17. und 19. Jh vor. Wenige Arbeiten befassen sich mit der Rechtsgeschichte, dem antiken und vorgermanischen Recht. Etwa 10 deutsche Rechtsspiegel und andere Rechtsbücher des 16. und 17. Jhs geben Auskunft über das mittelalterliche Recht. Der Bestandsschwerpunkt liegt eindeutig auf dem neueren Deutschen Recht, nachgewiesen in langen Reihen periodischer Gesetzesblätter aus allen deutschen Staaten. Aus der Zeit vor 1800 stammen nur einige sächsische Ordnungen des 16. Jhs und eine Sammlung schlesischer Ordnungen aus dem 18. Jh.

2.50 Die Zahl der älteren Arbeiten in der Untergruppe Zivilrecht ist gering; sie stammen hauptsächlich aus dem 17. Jh. Die Bereiche Prozeß- und Wirtschaftsrecht umfassen einige ältere Gerichts- sowie Berg- und Zunftrechtsordnungen vornehmlich des 17. Jhs neben zahlreichen Titeln des 19. Jhs. Im Kirchenrecht überwiegt die Zahl der katholischen Arbeiten aus dem 16. Jh (6 Titel) und 17. Jh, protestantisches Kirchenrecht betreffen ausschließlich Arbeiten des 18. und 19. Jhs. Wesentlich höher ist der Anteil der Titel des 17. und 18. Jhs zum Staatsrecht, d. h. zum Verfassungsrecht und Öffentlichen Recht des Hl. Römischen Reiches. Daneben findet sich eine Reihe von Stadtrechten der Hanse- und Ostseestädte aus allen Jahrhunderten. Zur Finanzgesetzgebung liegt vor allem Material des 19. Jhs vor, daneben etwa 30 Titel zum Kameralrecht des 17. und vom Anfang des 18. Jhs. Einige periodisch publizierte Sammlungen von Rechtsfällen aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und aus dem 19. Jh beschließen das Fach.

2.51 Unter den mehr als 200 deutschen Drucken im Fach Kalender spielen vor allem die Almanache, Kalender und Taschenbücher um 1800 eine wichtige Rolle. Die ältesten Almanache (1599 bis 1754) und Kalender (ab 1641), etwa 150 Titel, sind in Kapseln aufbewahrt. Einige genealogische Kalender aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs leiten über zu den Almanachen des 18. Jhs, von denen 5 aus dem heutigen Rußland und den baltischen Staaten stammen. Nur wenige der Reihen sind vollständig.

2.52 Von den in der Karten- und Bilderabteilung verzeichneten älteren gedruckten Kartensammlungen, losen Karten und Darstellungen zählen einige tausend zum historischen deutschen Bestand. Dazu gehören gedruckte Landkarten, topographische und architektonische Ansichten von Städten, Landschaften und Gebäuden sowie eine Sammlung zeitgenössischer Stiche aus dem Dreißigjährigen Krieg. Der größte Teil der historischen, geographischen und topographischen Karten kam mit der Schenkung Carl D. Gyllenborgs (s. o. 1.18) in die Bibliothek. Darin enthalten sind einige vollständige Atlanten, vor allem aber aus Büchern herausgenommene Karten des 16. bis 18. Jhs, u. a. Johann Baptist Homanns Arbeiten aus dem frühen 18. Jh. Überwiegend in der zweiten Hälfte des 18. und zu Anfang des 19. Jhs entstanden die verschiedenen deutschen Karten (z. T. aus gedruckten Werken herausgelöst), die zu den Bibliotheken von Beskows, Lidéns und von Brinckmans gehörten (s. o. 1.13 und 1.16). Aus dem 19. Jh stammen ferner einige wenige geologische Karten.

2.53 Die im Fach Chemie aufgestellte Literatur macht nur einen kleinen Teil des gesamten Bestandes zur Chemie aus (s. o. 2.12, 2.16, 2.20), doch läßt sich auch an dieser Teilsammlung die Blütezeit der chemischen Wissenschaft in der zweiten Hälfte des 18. bis zum Beginn des 19. Jhs erkennen. Aus dem 19. Jh liegen viele Lehr- und Handbücher vor, Spezialliteratur ist jedoch selten. Breiteren Raum nehmen die 22 Periodika (Zeitschriften und Acta) ein. Unter den knapp 300 älteren Titeln finden sich die wichtigsten Arbeiten des 18. Jhs, vor allem aus der experimentellen und analytischen Chemie (z. B. Scheidekunst und Arbeiten über das Blasrohr). Aus dem 16. und 17. Jh stammen zahlreiche Schriften Franz Gassmanns und Johann Rudolf Glaubers. Eine große Zahl von Titeln geht auf Schenkungen des 19. Jhs zurück. Dazwischen steht eine kleine Gruppe alchemistischer Schriften des 16. bis 18. Jhs.

2.54 Im Fach Kunst (insgesamt 600 Titel) finden sich weitaus mehr Sammelwerke als wissenschaftliche Darstellungen aus dem 19. Jh. Die Bestände des 16. bis 18. Jhs sind klein mit deutlichen inhaltlichen Schwerpunkten. Fast die Hälfte aller Titel des 16. Jhs, sechs Bildsammlungen und Kunstbüchlein Frankfurter Verlage zwischen 1587 und 1601, sind in einem Band zusammengefaßt. Aus dem 17. Jh liegen überwiegend heraldisch-emblematische Werke vor, während im 18. Jh die Darstellungen der Antike überwiegt.

2.55 Zeitgenössische Fortifikationsbücher (z. B. mehrere deutschsprachige Bearbeitungen der Schriften Vaubans über das militärische Befestigungswesen) und Vermessungskünste, Waffen- und Reitbücher des 18. Jhs bilden den kleinen Bestand des Faches Kriegswesen. Dazu gehören auch einige kleinere militärische und mathematisch-geometrische Arbeiten in Sammelbänden. Die 3 Zeitschriften des Faches stammen ebenfalls aus dem 18. Jh.

2.56 Das Fach Kulturgeschichte enthält kaum 100 Titel historische deutsche Drucke. Vorhanden sind einzelne Turnier- und Ständebücher des 16. Jhs sowie einige Hofmeister- und Anstandsbücher, angefangen mit einer deutschen Ausgabe von Castigliones Corteggiano aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs. Das 17. Jh vertreten einige Ehe- und Zeremonienbücher. Aus dem 18. Jh stammt der Hauptteil der älteren Bestände mit knapp 50 Titeln zu den Freimaurern, Illuminaten und Rosenkreuzern. Die umfangreiche Gruppe der neueren historischen Darstellungen leiten einige der Bibliothek von Brinckmans entnommene Arbeiten aus den neunziger Jahren des 18. Jhs ein. Aus dem 19. Jh sind fast ausschließlich umfangreiche allgemeine kulturgeschichtliche Darstellungen vorhanden.

2.57 Die Bestandsgruppe zur Kirchengeschichte, insgesamt ca. 800 bis 900 Titel, beginnt mit 3 Periodika des 18. und 24 des 19. Jhs, bei denen es sich hauptsächlich um Zeitschriften zur Kirchen- und Missionsgeschichte und zur Geschichte der Theologie handelt. Im Bereich der allgemeinen Kirchengeschichte überwiegen die Handbücher des 19. Jhs. Daneben findet man auch einige umfangreiche Arbeiten des 16., vor allem aber des 18. Jhs. Bemerkenswert sind weiterhin einige englische Arbeiten zur frühen Kirchengeschichte in deutschen Übersetzungen seit dem Ende des 17. Jhs. Viele kirchengeschichtliche Werke aus dem letzten Viertel des 18. und vom Anfang des 19. Jhs, oft in Erstausgaben, kommen aus der Bibliothek von Brinckmans.

2.58 Auch bei den Darstellungen der mittelalterlichen und neuzeitlichen Kirchengeschichte sowie der Reformation dominieren die Arbeiten des 19. Jhs. Ältere Literatur besteht vor allem aus Akten, Stellungnahmen und historischen Darstellungen kirchlicher Konzilien und Synoden seit dem 16. Jh, darunter z. B. aus dem 16. Jh deutschsprachige Darstellungen der Konzilien von Konstanz und Trient aus der Bibliothek Hogenskild Bielkes (s. o. 1.3). Einen Großteil der Literatur zur Geschichte des Papsttums und der katholischen Orden bilden polemische Streitschriften über die Päpstin Johanna und die Jesuiten (Anfang 16. Jh). Der kleine Bestand zu den Sekten enthält vor allem Literatur über die Baptisten, Quäker und Mormonen Englands und Amerikas (17. bis 19. Jh) sowie über die deutschen Mystiker (16. bis 18. Jh), Herrnhuter und Pietisten (17. bis 19. Jh).

2.59 Im Bereich der Kirchengeschichte einzelner Länder sind nur einige Werke über Schleswig-Holstein und Dänemark (18. Jh) zu erwähnen sowie einige süddeutsche Kleinschriften aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, polemische Literatur des 16. und mehr noch des 17. Jhs sowie vor allem etwa 100 Arbeiten aus dem 18. und 19. Jh. Über das evangelische Missionswesen berichten fast ausschließlich Periodika und Monographien des 18. Jhs. Überwiegend aus dem 16. und 17. Jh stammen die Legendensammlungen und Martyrologien.

2.60 Mehrere tausend Titel deutscher Literatur wurden in der Bibliothek seit dem letzten Viertel des 18. Jhs im Fach Schöne Literatur gesammelt. Durch die an Literatur der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jhs reiche Bibliothek Carl Gustaf von Brinckmans (s. u. 2.105 f.) ist diese Epoche deutscher Literatur gut dokumentiert. Ergänzt wurde diese Sammlung u. a. durch die Schenkungen Bernhard von Beskows (18. und erste Hälfte 19. Jh) und Johan H. Lidéns (18. Jh) sowie durch die Rosenadlersche Bibliothek (16. bis 18. Jh). Dagegen ist die ältere Literatur nur gering vertreten.

2.61 Die Sammlungen deutscher Literatur bestehen überwiegend aus Almanachen, Anthologien und Bibliotheken, literarischen Kalendern und Taschenbüchern aus der Zeit um 1800. Neben zahlreichen deutschen Drucken umfaßt der Bestand u. a. die in Schweden herausgegebene Bibliothek der deutschen Classiker sowie Bibliotheken böhmischer und schweizerischer Schriftsteller. Unter den kleinformatigen Musenkalendern und literarischen Kalendern sind auch die Publikationen Schillers, Tiecks und Schlegels. Die mittelalterliche oder frühneuzeitliche deutsche Literatur liegt fast ausschließlich in modernen Ausgaben des späten 19. und 20. Jhs vor. Dem stehen lediglich 20 deutschsprachige Ausgaben des 16. und 17. Jhs gegenüber, darunter 15 Ausgaben der Volksbücher. Auch die deutsche Barockliteratur ist nur mit wenigen zeitgenössischen Drucken vertreten, darunter 2 Bände mit Gedichten von Gryphius und einige Ausgaben von Opitz und Hofmann von Hofmannswaldau.

2.62 Reich ist dagegen die Sammlung deutscher klassischer und frühromantischer Dichter. Aus der Bibliothek von Brinckmans stammen einige hundert Titel aus der Zeit zwischen etwa 1735 und 1840. Er erwarb Werke deutscher und schweizerischer Autoren (vor allem der zweiten Hälfte des 18. Jhs) oft in mehreren Ausgaben, darunter auch zahlreiche Erstausgaben. Aus seiner Bibliothek stammen z. B. verschiedene Werkausgaben Schillers und Goethes (4 von insgesamt 8 zu Lebzeiten Goethes erschienenen Gesammelten Werken) sowie allein 4 Gesamtausgaben Gottfried August Bürgers zwischen 1789 und 1844. Daneben findet sich auch eine große Zahl von Werk- und Einzelausgaben Klopstocks, Lessings, Jean Pauls, Schlegels, Tiecks und Wielands. Bei den deutschsprachigen Schriftstellern der Schweiz sind die Ausgaben der Werke von Matthisson und Jacobi aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs zu nennen.

2.63 Abgesehen von einigen umfangreichen Verlagsreihen aus den letzten Jahrzehnten des 19. Jhs beschränken sich die Literaturübersetzungen vornehmlich auf einige Titel der Zeit um 1800. Aus der dänischen Literatur sind es z. B. nur drei Autoren, von denen einige deutschsprachige Ausgaben aus der Zeit zwischen 1760 und 1820 vorliegen. Zahlreicher ist die englische Literatur, bei der Shakespeares Dramen am häufigsten vertreten sind. Daneben finden sich einzelne Übersetzungen der Ossian-Dichtung, der Werke Byrons, Defoes und Miltons. Deutsche Ausgaben Schöner Literatur vornehmlich des 18. Jhs in französischer Sprache sind in der Abteilung für französische Literatur zu finden (etwa 50 bis 60 Titel). Bemerkenswert sind z. B. 21 französische Ausgaben (und eine lateinische) der Werke Friedrichs des Großen. Die Zahl der deutschen Übersetzungen französischer Werke ist mit etwa 10 Titeln gering. Die ältesten Übersetzungen fremdsprachiger Literatur sind zwei Ausgaben von Werken Petrarcas aus dem 16. Jh. Ansonsten handelt es sich bei Übersetzungen italienischer Literatur um Ausgaben des 19. Jhs. Arabische oder orientalische Literatur hat die Bibliothek fast ausschließlich in den Originalsprachen erworben, die Zahl der deutschen Übersetzungen ist daher gering. 2.62

2.64 Das Fach Literaturgeschichte beginnt mit einigen Arbeiten des 17. Jhs über die antike griechische und römische Literatur. Zahlreicher sind die allgemeinen literaturgeschichtlichen Arbeiten Schlegels, Fuhrmanns u. a. um 1800, zu denen die Bibliothek von Brinckmans wiederum einen großen Teil beigesteuert hat. Im Bereich der deutschen Literaturgeschichte sind neben Werken einzelner Autoren der ersten Hälfte des 18. Jhs überwiegend Schriften aus der Zeit der deutschen Klassik und Frühromantik mit etwa 150 Titeln vertreten.

2.65 Die Wissenschaftsgeschichte wird dominiert von polyhistorischen und literaturgeschichtlichen Werken des 18. Jhs (90 von 150 Titeln). Auch die einzige Zeitschrift des Faches stammt aus dieser Zeit. Zu Beginn des 19. Jhs erhöht sich die Zahl der eigentlich wissenschaftsgeschichtlichen Arbeiten. Sie stammen wiederum meist aus der Bibliothek von Brinckmans. Den Rest des Bestandes bilden enzyklopädische Werke des späten 19. Jhs.

2.66 Unter den etwa 150 Schriften, die sich in hermetisch-okkulter oder artistischer Form mit Magie beschäftigen, halten sich ältere und moderne Publikationen ungefähr die Waage. Von den Schriften des 16. bis 18. Jhs beschäftigt sich die Mehrzahl mit Mystik und Alchemie, Visionen, Prophezeiungen und Wundern sowie Astrologie. Zu den ältesten Titeln des Faches zählen einige Ausgaben Raymond de Vineis aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs und Robert Fludds aus dem 17. Jh. Ein Teil der Bestände stammt aus der Rosenadlerschen Bibliothek (s. o. 1.13) und der von Gustaf Bonde (s. o. 1.30) gegründeten Bibliothek auf Sävstaholm (vor allem Alchemie). Mit Zauberkunststücken, z. B. Kartentricks, beschäftigen sich u. a. einige Arbeiten des 17. Jhs.

2.67 Nur etwa 30 Alte Drucke enthält das Fach Mathematik. Es handelt sich dabei um jeweils einige wenige Rechenbücher, Arithmeticae oder geometrische Arbeiten des 16. und 17. Jhs, z. B. Wolckens Rigaisches Rechenbuch (1697). Aus dem 18. Jh finden sich zwei Arbeiten Christian Wolffs sowie einige Tübinger Dissertationen. Unter den übrigen etwa 200 Werken sind nur die ersten in deutscher Sprache verfaßten schwedischen, norwegischen und finnischen Abhandlungen vom Ende des 19. Jhs erwähnenswert.

2.68 Die Literatur zur Medizin im fachlich gegliederten Teil des Bibliotheksbestandes ist für ausländische Benutzer nur teilweise zugänglich, da sich die Monographien gegenwärtig noch in einem Bergdepot auf militärischem Gelände befinden. Der Zeitschriftenbestand ist in der Bibliothek und einem innerstädtischen Magazin untergebracht. Die Berechnung anhand des Alphabetischen Katalogs bis 1962 erlaubt lediglich eine summarische Übersicht: Demnach umfaßt dieser Teil des medizinischen Bestandes etwa 40 Titel des 16. Jhs, 150 des 17. Jhs, 600 des 18. Jhs und 4000 bis 5000 Titel des 19. Jhs. Hinzu kommt der große Anteil älterer Literatur in den Ungebrochenen Reihen (s. o. 2.10 ff.) sowie die medizingeschichtlich wichtigen Bestände auch des 19. Jhs in der Bibliotheca Walleriana (s. u. 2.131-2.138). Zusammen mit einigen tausend Dissertationen des 18. und 19. Jhs ergibt sich eine Sammlung älterer deutscher medizinischer Literatur im Umfang von 40.000 bis 45.000 Titeln.

2.69 Der Bestand an medizinischen Periodika ist ebenfalls umfangreich. Neben 62 Acta (2 Titel aus dem 18. Jh) sind 39 Zeitschriftentitel des 18. Jhs sowie 208 des 19. Jhs zu verzeichnen. Hiervon sind 7 deutschsprachige Titel außerhalb Deutschlands erschienen, meist vor 1800.

2.70 Im historischen deutschen Bestand des Faches Mineralogie gehören zu den ältesten Arbeiten einige Darstellungen vom Ursprung der Minerale und Metalle aus dem 17. Jh. Die meisten Drucke des 18. Jhs konzentrieren sich auf die Zeit nach etwa 1790 und bieten eine beträchtliche Auswahl der in dieser Zeit veröffentlichten Lehrbücher, Vorlesungen und mineralogisch-chemischen Untersuchungen. Das 19. Jh ist überwiegend mit einführenden Hand- und Lehrbüchern, allgemeinen naturgeschichtlichen und kristallographischen Arbeiten vertreten. Von den insgesamt etwa 250 Titeln wurden gut 60 vor 1800 publiziert. Der größte Teil des Bestandes, erschienen etwa zwischen 1790 und 1840, gehört zur Marklinschen Schenkung (s. o. 1.23 ), die auch Bücher aus dem Besitz von Pehr von Afzelius (s. o. 1.15) enthält. Bemerkenswert ist ihre inhaltliche und äußerliche Einheitlichkeit. Von den insgesamt 8 Zeitschriften des Faches stammen 5 Titel aus dieser Schenkung.

2.71 Das deutsche Schrifttum im Fach Musik besteht neben 6 Zeitschriften fast ausschließlich aus biographischen Arbeiten des 19. Jhs. 15 musiktheoretische Werke stammen aus der Zeit vor 1800, darunter ein musikalischer Traktat Gregor Fabers (Basel 1552). Die Musikalien wurden zu einer Sondersammlung zusammengefaßt (s. u. 2.119 f.)

2.72 Überwiegend aus neuerer Zeit stammt auch die Literatur im Fach Nationalökonomie (etwa 260 Titel). Keine der 16 periodischen Veröffentlichungen ist vor etwa 1870 erschienen. Die Monographien gehören fast ausschließlich der Zeit nach 1840 an. Hier erscheinen nur vereinzelt ältere Titel, etwa allgemeine ökonomische Abhandlungen des 17. oder 18. Jhs. Unter den spezielleren älteren Arbeiten, insgesamt nicht mehr als 20 bis 30 Titel, beschäftigen sich die meisten mit Handel und Wirtschaft, z. B. Schleswig-Holsteins am Ende des 18. Jhs.

2.73 Einen umfangreichen, geschlossenen Bestand bilden die allgemeinen naturwissenschaftlichen Zeitschriften und Acta im Fach Naturwissenschaft. Mit fast 100 Titeln überwiegen die Acta. Sie wurden von einer Vielzahl naturwissenschaftlicher Gesellschaften, Akademien und Vereine herausgegeben und wie die Zeitschriften auf dem Tauschweg erworben. Aufgrund der weitgespannten Tauschkontakte der Bibliothek konnten nicht nur Periodika aus Deutschland, sondern auch deutschsprachige Publikationen aus zahlreichen mittel- und osteuropäischen Ländern erworben werden. Auch die Zeitschriften, 11 des 18. und 33 des 19. Jhs, vertreten eine Vielzahl naturwissenschaftlicher Fächer, von Naturgeschichte und allgemeinen Naturwissenschaften bis zu Entwicklungslehre, Physik, Anatomie und Physiologie. Den größten Bestand an älteren Monographien enthält die Unterabteilung Allgemeine Arbeiten. Den Anfang bilden Herbarien, reich illustrierte Kräuter- und Pflanzenbücher von der Mitte des 16. bis zum Anfang des 18. Jhs. Danach folgen meist naturgeschichtliche Schriften des 17. bis 19. Jhs (etwa 200 Titel).

2.74 Der zeitliche Schwerpunkt bei der Literatur im Fach Numismatik liegt auf dem 17. und 18. Jh. Die nicht sehr zahlreichen Arbeiten des 16. Jhs beschäftigen sich meist mit antiker Numismatik. Auf allgemeine und deutsche Numismatik, darunter Kataloge von Münzkabinetten und Privatsammlungen, entfallen gut 50 Titel aus dem 17. und 18. Jh.

2.75 Das Fach Sprichwörter umfaßt bei insgesamt etwa 180 deutschen Drucken nicht nur Sammlungen von Volkssprichwörtern oder Redensarten, sondern auch Anthologien klassischer lateinischer und neulateinischer Zitate. Unter den Alten Drucken sind besonders die lateinischen Sammelwerke von Erasmus (in mehreren Ausgaben), Paulus Manutius und Laurentius Corvinus aus dem 16. und 17. Jh zu nennen. Einige ältere deutsche Sprichwortsammlungen stammen aus dem 16. bis 18. Jh (darunter ein bemerkenswerter Sammelband mit 9 Titeln zwischen 1509 und 1862). Der Bestandsschwerpunkt liegt jedoch auf dem 19. Jh.

2.76 Verschiedene Typen von

 Sammelbänden, Werkausgaben,
Festschriften und allgemeinwissenschaftlichen Schriftenreihen sind zu einem Fach unter dem Oberbegriff Polygrafer zusammengefaßt. Hier finden sich auch periodische Titel wie Disputationsauszüge (18. Jh), populärwissenschaftliche Zeitschriften (19. Jh) sowie umfangreiche enzyklopädische Handbücher und Geschichtswerke. Daneben findet sich nur eine kleine Zahl älterer Titel, u. a. ein Sammelband mit 18 Dissertationen und Darstellungen der Geschichte Rügens aus der ersten Hälfte des 18. Jhs.

2.77 Zur Religionswissenschaft gehören 120 vor und 160 nach 1800 erschienene Titel. Die etwa 30 Titel des 17. Jhs haben vor allem die allgemeine und antike Religionsgeschichte und die islamische Religion zum Thema. Dazu kommen aus dem 18. Jh einige wenige Arbeiten zur Religion der Germanen.

2.78 Im Fach Reisen gibt es nur knapp 20 Reisebeschreibungen des 16. und 17. Jhs, fast ausschließlich Darstellungen des Vorderen Orients und Ostasiens. Bemerkenswert ist ein Kompendium mit Europa- und Deutschlandreiseführer, Reiseapotheke und -gebetbuch, das in vier Ausgaben (1686 bis 1723) vorliegt. Die deutschsprachigen Titel des 18. Jhs sind z. T. Übersetzungen englischer Werke. Originale deutsche Schriften stammen vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und aus dem 19. Jh.

2.79 Das Fach Scriptores umfaßt mit schätzungsweise 6500 Germanica den größten Teil der älteren Ausgaben antiker Autoren; dazu kommen einzelne Titel aus den Ungebrochenen Reihen. Mehrere tausend Ausgaben stammen aus dem 16. und 17. Jh. Die zahlreichen Exlibris und Besitzvermerke weisen sie häufig als Kriegsbeute des 17. Jhs aus. Die Zahl der deutschsprachigen Drucke des späten 17. und frühen 18. Jhs ist gering. Noch seltener sind allerdings französische Ausgaben der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Eine umfangreichere Gruppe bilden Übertragungen der klassischen Literatur in die deutsche Sprache aus der Zeit von etwa 1750 bis 1840. Etwa 400 bis 500 Ausgaben stammen aus der Bibliothek von Brinckmans, darunter zahlreiche Übertragungen durch Wieland und Voss. Aus von Brinckmans Bibliothek finden sich aber gelegentlich auch lateinische Ausgaben in dem für seine Sammlung typischen Taschenbuchformat. Mit einer merklich geringeren Zahl hat von Beskows Sammlung zu der Gruppe der Übersetzungen aus der Zeit der Vorklassik bis zur Frühromantik beigetragen. Die in den letzten Jahrzehnten des 19. Jhs in Deutschland herausgegebenen lateinischen und griechischen Textausgaben sind weitaus zahlreicher vertreten als die gleichzeitigen Ausgaben aus anderen Ländern.

2.80 Die beiden Unterabteilungen Scriptores Graeci und Scriptores Latini eröffnen jeweils einige fachlich geordnete Ausgaben. Bei den griechischen Autoren sind unter den wenigen Drucken, die meist aus dem 19. Jh stammen, zwei frühe deutsche Ausgaben von Cassius Dionysios' De agricultura erwähnenswert. Danach folgt der Hauptteil der nach Verfassern geordneten Werk- und Einzelausgaben. Drucke im griechischen Original sind jedoch selten. Bei einigen Autoren überwiegen die Ausgaben und Übersetzungen seit der Mitte des 18. Jhs, etwa bei Claudius Aelianus, Aischylos, Anakreon, Dio Cassius und Herodot. Die Brinckmanschen Bestände spielen eine besonders große Rolle bei den Ausgaben der Werke Platons, Sophokles', Anakreons und Pindars. Ausgaben des 16. und 17. Jhs sind am stärksten vertreten unter den Schriften von Aristoteles und Demosthenes. Druckorte sind hier vor allem Köln (fast immer aus erbeuteten Bibliotheken) und Frankfurt. Ferner sind hier zu nennen Homer (überwiegend Ausgaben des 16. Jhs aus Straßburg), Isokrates (fast ausschließlich Kriegsbeute), Thukydides (Wittenberg, 16. Jh) und Xenophon.

2.81 Bei den lateinischen Autoren bietet sich ein ähnliches Bild. Zu den Autoren, die fast ausschließlich oder überwiegend mit Ausgaben des 16. oder 17. Jhs repräsentiert sind, gehören Boethius, Cicero (92 Ausgaben des 16. und 19 des 17. Jhs), Cornelius Nepos (vor allem 17. Jh), Diomedes und Donatus (hier dominieren die lateinischen Ausgaben aus Deutschland), Quintilian, Sueton (darunter ein Beispiel für die seltenen, in Kopenhagen gedruckten deutschsprachigen Klassikerausgaben) und Vergil. Aus der Bibliothek von Brinckmans stammen zahlreiche deutsche Ausgaben der lateinischen Klassiker aus der Zeit um 1800. Dies gilt besonders für die Ausgaben der Werke von Caesar, Horaz (22 verschiedene Ausgaben aus der Zeit zwischen 1752 und 1820), Livius, Plautus, Tacitus, Valerius Maximus und Vergil. Quantitativ dominieren allerdings bei nahezu allen Autoren die Bestände aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Die Werke Ovids sind als einzige eines klassischen Autors gesondert katalogisiert (s. u. 3.3). Unter 170 Ausgaben sind insgesamt 52 überwiegend lateinische in Deutschland erschienene Ausgaben nachgewiesen, darunter 20 aus dem 16. Jh, aber auch 21 aus dem 19. Jh.

2.82 Einige hundert Ausgaben der neulateinischen Autoren des 16. bis zur ersten Hälfte des 18. Jhs bilden den Abschluß des Faches. Neben Anthologien des 16. und 17. Jhs sind vor allem zahlreiche Ausgaben der Epistolae, Orationes und Praefationes Melanchthons zu nennen. Die Reihe der Autoren, die mit einem oder einigen Werken vertreten sind, reicht von David Chytraeus, Johannes Reuchlin und Nicolaus Reusner im 16. Jh über Hugo Grotius, Paulus Manutius und Friedrich Taubmann bis zu Conrad Samuel Schurzfleisch zu Beginn des 18. Jhs. Die sich anschließenden Kapseln enthalten ca. 220 Gelegenheitsschriften, Panegyriken und Orationen, Carmina, Epithalamia und Nekrologe in lateinischer (vereinzelt auch in griechischer) Sprache aus der Zeit zwischen 1516 und 1737. Die Mehrzahl erschien in Königsberg (hauptsächlich 18. Jh), Schlesien und Wittenberg. Mittel- oder süddeutsche Druckorte sind kaum vertreten.

2.83 Die Bestände zur Sprachwissenschaft (ca. 6000 Germanica) sind räumlich zweigeteilt: Während die Arbeiten aus dem Bereich der Klassischen Sprachwissenschaft zum größten Teil in einem der erhaltenen Buchsäle des 19. Jhs aufgestellt sind (mit Ausnahme der Periodika), nimmt die verbleibende Literatur die Galerien zweier Säle sowie einige angrenzende Räume in Anspruch. Von den insgesamt 94 deutschen Periodika zählen zur klassischen Abteilung 4 Titel des 18. und 14 des 19. Jhs. Einige ältere Grammatiken und metrische Arbeiten stehen am Anfang der allgemeinen Literatur zu den klassischen Sprachen, die von Monographien- und Dissertationenreihen, Handbüchern und Festschriften der zweiten Hälfte des 19. Jhs beherrscht wird.

2.84 Den weitaus größten Teil der Bestände vor 1700 findet man in den Sammlungen griechischer und lateinischer Grammatiken, Sprachlehren und ähnlicher Unterrichtsliteratur. Die sehr oft in mehreren Ausgaben vorhandenen Schulgrammatiken, Formenlehren und Etymologien des 16. und 17. Jhs (52 griechische und 90 lateinische) waren ursprünglich meist zur Sprachunterweisung in den Jesuitenkollegien des Kontinents eingesetzt worden und sind Teil der Beuteliteratur. Auch Melanchthons griechische Grammatik und lateinische Exemplorum in grammaticis ...libri sind zahlreich vertreten. Weitere Beispiele sind Nicolaus Clenardus' Institutiones linguae graecae (4 Ausgaben des 16. Jhs), Johannes Metzlers Rudimenta (6 Ausgaben) sowie Emmanuel Alvarus' Grammaticarum institutionum libri (9 Ausgaben).

2.85 Eine entsprechende quantitative Verteilung, mit einem klaren Übergewicht der Literatur des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jhs, zeigen die Sammlungen lateinischer Stillehren, Lexika und Poetiken. So stammen die zahlreichen Ausgaben der Colloquia des Erasmus, von Thomas Linacres De emendata structura Latini sermonis libri VI und Joannes Pontanus' Progymnasmatum latinitatis zum großen Teil aus der polnischen Kriegsbeute der zweiten Hälfte des 17. Jhs. Sie waren Teil der Bibliothek Claes Rålambs (s. o. 1.8). Zahlreicher sind gegenüber den Grammatiken die lateinischen Lesebücher und Stillehren der zweiten Hälfte des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jhs.

2.86 Auch bei den Lexika erklären sich Mehrfachexemplare aus der Kriegsbeute. Beispiele sind die 7 Ausgaben des lateinisch-deutschen Lexikons von Petrus Dasypodius, zahlreiche Straßburger Drucke aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs und drei lateinisch-deutsch-polnische Lexika aus Danzig, ebenfalls aus dem 16. und 17. Jh. Beispiele für langlebige Wörterbücher sind Paul Alers Gradus ad Parnassum in 4 Ausgaben zwischen 1687 und 1830 sowie Basilius Fabers Thesaurus eruditionis scholasticae mit 9 Ausgaben von 1587 bis 1735. Insgesamt stehen im Bereich der Literatur zur klassischen Sprachwissenschaft knapp 500 Germanica des 19. Jhs fast 340 des 16. und 17. Jhs gegenüber. Die Literatur des 18. Jhs ist mit 140 Titeln weniger zahlreich.

2.87 Die weiteren sprachwissenschaftlichen Bestände enthalten fast ausschließlich neuere, nach 1800 erschienene Arbeiten. Nennenswert sind u. a. aus der Brinckmanschen Bibliothek stammende Schriften Johann Christoph Adelungs zur allgemeinen und zur deutschen Sprachwissenschaft. Ältere Titel sind selten und beschränken sich u. a. auf einzelne Arbeiten von Leibniz aus dem 18. und von Joachim Camerarius aus dem 17. Jh. Die Gruppe umfaßt 50 Zeitschriften und periodische Acta des 19. Jhs. Unter den nachfolgenden allgemeinen Schriften, beginnend mit zwei Titeln vom Ende des 16. Jhs, ist die relativ große Zahl der um 1800 erschienenen Werke, überwiegend aus der Bibliothek von Brinckmans, erwähnenswert. Ansonsten handelt es sich weitgehend um Titel des 19. Jhs. Dies gilt auch für die Untergruppe Deutsche Sprachwissenschaft, zu der etwa 20 der 50 Periodika gehören.

2.88 Aus dem Bestand zur polnischen Sprache sind 5 deutsch-polnische Grammatiken, Lese- und Wörterbücher Stanislaus Johannes Malczowskis zu nennen (Riga 1687 bis 1697). Etwas zahlreicher sind Alte Drucke in der Abteilung Orientalische Sprachen, u. a. durch die 4 Titel des 18. Jhs im Bestand der insgesamt 13 Zeitschriften. Unter den mehr als 40 allgemeinen Arbeiten des 17. Jhs bilden Dissertationen aus Jena sowie Schriften Johann Heinrich Hottingers und Christianus Ravius' den Hauptteil. Relativ umfangreich ist auch die Zahl der Grammatiken und Lexika der hebräischen Sprache. Erwähnenswert sind mehrere Arbeiten von Johann David Michaelis, Johann Andreas Danz und Christianus Reineccius aus dem 18. Jh. Literatur zur französischen Philologie findet sich in der Bibliothèque Wahlund (s. u. 2.128-2.130).

2.89 Der Bestand des Faches Staatswissenschaft umfaßt etwas mehr als 640 Germanica. Etwa ein Drittel davon besteht aus verfassungs- und staatsrechtlichen sowie staatswissenschaftlichen Arbeiten mit dem Schwerpunkt auf dem späten 18. und dem 19. Jh. Das ältere Schrifttum besteht hauptsächlich aus Politica des 17. Jhs. Zu dieser Gruppe gehören u. a. zahlreiche Regentenbücher und Fürstenspiegel des 16. Jhs sowie Übersetzungen und lateinische Ausgaben der Werke Machiavellis, Bodins und anderer politischer Schriften der frühen Neuzeit in insgesamt 35 Titeln des 16. und 150 des 17. Jhs. Einige Arbeiten zur Politik und politischen Ökonomie aus dem 18. Jh beschließen das Fach.

2.90 Der große Anteil, den die Arbeiten aus der Zeit vor etwa 1830 am Bestand des Faches Technologie haben, steht in Zusammenhang mit der Blüte der mechanischen Wissenschaften an der Universität Uppsala in der zweiten Hälfte des 18. bis zum Beginn des 19. Jhs. In dieser Zeit standen die Bergbaukunde sowie u. a. die Chemie als eine ihrer Hilfswissenschaften im Vordergrund. Alle 3 Zeitschriften des 18. und die meisten der 11 Titel des 19. Jhs betreffen den Bergbau. Der kleine Bestand zur mechanischen Technologie besteht zur Hauptsache aus Arbeiten des 19. Jhs. Mit der chemischen Seite der Technologie beschäftigen sich allein 35 Titel aus dem 18., 9 aus dem 17. und 5 aus dem 16. Jh; kein Titel ist nach 1800 erschienen. Noch umfangreicher ist die Bergbauliteratur. Neben 3 Schriften des 16. Jhs (Probirbüchlein) und 24 des 17. Jhs liegen fast 100 Titel des 18. und frühen 19. Jhs vor, darunter zahlreiche Titel zur Scheidekunst und andere chemische Arbeiten, topographische und geologische Bergbaubeschreibungen.

2.91 Das Fach Theologie umfaßt zusammen mit der theologischen Literatur in den Ungebrochenen Reihen (s. o. 2.10 ff.) ca. 10.000 Germanica. Der Grund für diese hohe Zahl liegt in der vor allem seit dem 16. Jh engen Beziehung Schwedens zu Deutschland auf religiösem und theologischem Gebiet. Seit der Ausbreitung der Reformation und der Gründung der lutherischen Landeskirche in Schweden 1592 lag das Studium der deutschen lutherischen Schriften oder der Besuch deutscher protestantischer Universitäten im besonderen Interesse der Orthodoxie. Von der großen Menge theologischer Literatur, die in diesem Zusammenhang nach Schweden kam, gelangte ein beträchtlicher Teil auf direktem oder indirektem Wege nach Uppsala. Auch verschiedene von Deutschland ausgehende nicht-lutherische geistliche Strömungen, vor allem der Pietismus, erweiterten den Literaturbestand um eine Vielzahl deutscher Titel. Die Rezeption deutscher kritischer Bibelforschung in der zweiten Hälfte des 19. Jhs führte ebenfalls zum umfangreichen Erwerb theologischer Literatur aus Deutschland. Daneben erhielt die Bibliothek im 17. Jh durch Schenkungen einen großen Bestand katholischer theologischer Literatur, die aus erbeuteten Bibliotheken stammte. Diese wurde später nur zum kleineren Teil wieder ausgesondert.

2.92 Die Zahl der deutschen Zeitschriften beträgt für das 18. Jh 26 und für das 19. Jh 76 Titel. Dazu kommen periodisch veröffentlichte Synodalakten oder Vereinsschriften sowie einige bei der allgemeinen Literatur aufgestellte Monographienreihen. Alte Drucke sind unter der allgemeinen Literatur, den Enzyklopädien und den Darstellungen der Geschichte der theologischen Literatur selten. Dies gilt auch für die Isagogik der biblischen Schriften. Hier handelt es sich überwiegend um Einführungen, Kommentare und kritische Untersuchungen von der zweiten Hälfte des 18. Jhs an. Zu den einzelnen älteren Titeln in diesem Bereich gehört ein Bericht Von dem falschen nachdrucken der Deudschen Biblien, zusammengebunden mit weiteren 14 deutschsprachigen theologischen Kleinschriften der zweiten Hälfte des 16. Jhs. Die Gruppe archäologischer Arbeiten (jüdische, biblische Altertümer) umfaßt einige lateinische und deutschsprachige Titel des 16. und 17. Jhs. Zahlreicher sind die Wörterbücher und Grammatiken aus dem 18. und 19. Jh, von denen viele in bis zu sechs Auflagen vorhanden sind. Auch in den Abteilungen Biblische Theologie und Biblische Geschichte stehen neben zahlreichen neueren Titeln nur einzelne des 16. und 17.Jhs.

2.93 Mit dem Übergang zur Exegetik steigt der Anteil älterer Literatur. Dies beginnt mit einer Vielzahl von Bibelkommentaren und -auslegungen aus dem 16. bis 18. Jh. Zu den umfangreichsten gehören die Werke Osianders (16. und 17. Jh) und Starkes Bibelerläuterungen aus der Mitte des 18. Jhs. Auch unter den Auslegungen der Bücher des Alten Testamentes dominieren ältere Schriften, hier vor allem des 17. Jhs (viele Straßburger Drucke). Mit dem Psalter und dem Buch der Sprüche befaßt sich eine größere Zahl von Arbeiten aus dem 16. Jh, darunter Schriften von Bugenhagen und Cornerus. In der allgemeinen Abteilung der Exegetik des Neuen Testamentes stehen zwei deutschsprachige Titel des 16. Jhs zwischen langen Reihen mehrbändiger Erklärungen und Kommentare aus dem 18. und 19. Jh. Auch die Auslegungen der Schriften des Neuen Testamentes sind aus neuerer Zeit, mit Ausnahme zahlreicher evangelischer Werke des 16. und 17. Jhs zu den Paulus-Briefen, insbesondere dem Römer- und dem Galaterbrief. Luther, Melanchthon und Bugenhagen sind hier jeweils mit mehreren Titeln vertreten.

2.94 Bei den Schriften der Kirchenväter und Reformatoren, Scholastiker und Mystiker liegt der Anteil der Alten Drucke unter den etwa 500 bis 600 Germanica insgesamt recht hoch. Zu nennen sind etwa in der Sammlung der griechischen Kirchenväter Sammelbände mit einer Vielzahl von Drucken des 16. Jhs, zusammengebunden mit Werken aus anderen theologischen Fachgebieten und vornehmlich aus den Druckorten Wittenberg, Köln und München. Unter den evangelischen Schriften finden sich neben den lutherischen auch einige Titel aus dem Bereich der reformierten Theologie. Die Ausgaben des 16. Jhs der lateinischen Kirchenväter stammen überwiegend von katholischen Theologen und sind damit als Kriegsbeute erkennbar; erst im 17. Jh dominieren die protestantischen Ausgaben. Weniger häufig sind Alte Drucke in der Untergruppe der Scholastiker und Mystiker. Im Folioformat stellen sie allerdings mit 48 Titeln aus dem 16. und 17. Jh den gesamten Bestand dar. Von Dionysius de Leuwis liegen 22 während des 16. Jhs in Köln gedruckte Titel vor; dagegen sind etwa Albertus Magnus, Duns Scotus und Meister Eckhart nicht vertreten.

2.95 Die Sammlung der Schriften der Reformatoren ist weniger umfangreich als zu erwarten. Sie umfaßt etwa 40 kleinere Schriften Luthers und Melanchthons in hoch- und niederdeutscher Sprache aus dem 16. Jh sowie aus der gleichen Zeit 14 großformatige Ausgaben von Werken Luthers. Hus und Calvin sind mit 7 und 2 Titeln vertreten. Die Gruppe der späteren theologischen Schriften umfaßt nahezu ausschließlich Publikationen des 17. und 18. Jhs, darunter Joannes Buddeus, Jacob Böhme und Johann Gerhard, aber nur wenige Ausgaben des 19. Jhs (Schleiermacher).

2.96 Ältere dogmatische Literatur ist selten. Bei der protestantischen Literatur sind nur 5 Schriften Luthers und Melanchthons aus dem 16. Jh zu erwähnen. Vorherrschend sind bei der Dogmatik und mehr noch bei der Apologetik Titel des 18. und 19. Jhs. Unter den Oberbegriffen Symbolik und Polemik findet sich dagegen eine Vielzahl Alter Drucke, darunter mehr als 20 Luther-Schriften, sowie bis zum 18. Jh Schriften zur Verteidigung der Augsburger Konfession und der Lutherischen Kirche gegen Atheismus, Papismus, Pietismus u. a. Insgesamt handelt es sich um einige hundert Titel.

2.97 Die Literatur aus dem Bereich der Moraltheologie umfaßt nicht nur theologische, überwiegend protestantische Arbeiten des 17. und 18. Jhs, z. B. Johann Lorenz von Mosheims und Lorenz Reinhards Schriften aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs, sondern auch einige Ehespiegel und Anstandsbücher aus dem 16. Jh. Bei der Praktischen Theologie handelt es sich vor allem um pastoraltheologische Abhandlungen des 18. und 19. Jhs. David Chytraeus' und Egidius Hunnius' Postillen des 16. Jhs stehen in der kleinen Abteilung Homiletik neben einer großen Menge Lehr- und Handbücher aus dem 18. und 19. Jh. Sehr ergiebig in Hinsicht auf die älteste Literatur ist die Sammlung von Predigten. Sie umfaßt einige hundert zumeist deutschsprachige Drucke. Luther ist mit 52 Predigten und Ausgaben seiner Kirchen-Postille vertreten. Daneben sind zahlreiche protestantische und katholische Autoren mit kleineren Schriften in Ausgaben des 16. und 17. Jhs vertreten, darunter Johann Geiler von Kaisersberg, Johannes Gerson, Egidius Hunnius, Urbanus Rhegius, Catharina Regina von Greiffenberg, Salomon Glass, Johannes Aviarius (Habermann) und Philipp Jacob Spener. In großer Zahl finden sich auch Predigten des 19. Jhs.

2.98 Luthers Katechese ist Inhalt wie Gegenstand der meisten der mehr als 80 Katechismen aus dem 16. bis 19. Jh. Die Sammlung katholischer Gesangbücher, Breviere und Missale besteht nur aus einigen wenigen Ausgaben des 16. und 19. Jhs. Die evangelischen Breviere, Agenden, Gesang- und Kirchenbücher (mehr als 120 Titel) umfassen darüber hinaus auch das 17. und 18. Jh, darunter 10 Gesangbücher aus Riga und Reval vom Ende des 17. bis zur Mitte des 18. Jhs. Aus dem 17. Jh stammen die meisten der Buß- und Beichtbücher, Andachten und Erbauungsschriften, die unter dem Oberbegriff Asketik den Abschluß der theologischen Literatur bilden. Dazu zählen z. B. allein 11 Ausgaben von Schriften Johann Arndts, aber auch Übersetzungen englischer Texte, etwa John Haywards. Auch das 16. Jh ist hier mit zahlreichen Titeln vertreten, darunter 6 Schriften Luthers sowie ca. 10 niederdeutsche Trost-Böcklin und ähnliche Titel. Insgesamt handelt es sich um 200 bis 300 Titel.

2.99 Die Sammlung deutscher Bibeln (ganzer Bibeln oder Ausgaben einzelner Teile) konzentriert sich auf die Ausgaben des 19. Jhs. Von 442 Ausgaben erschienen 221 in deutscher Sprache. Sie stammen in der Mehrzahl (126) aus der Zeit nach 1800; 3 deutschsprachige Inkunabeln gehören zur Inkunabelsammlung, 21 Ausgaben erschienen im 16. Jh (nach 1522), 18 im 17. Jh und 53 im 18. Jh. Es handelt sich fast ausschließlich um Ausgaben der Luther-Bibel. Bei den deutschen Drucken in anderen Sprachen sind die aramäischen und hebräischen Bibeln zu nennen (73, davon 52 aus dem 19. Jh). Lateinische Ausgaben machen unter den in anderen europäischen Sprachen erschienenen Bibeln (insgesamt 73) höchstens ein Sechstel aus. Es dominieren die 49 Ausgaben des 19. Jhs in modernen Sprachen. Erwähnenswert sind 7 schwedische Bibelausgaben des 16. und 17. Jhs, die bis auf eine in Rostock erschienen sind.

2.100 Der ältere Teil des Bestandes im Fach Zoologie geht hauptsächlich auf das Marklinsche Depositum vom Ende des 19. Jhs zurück (s. o. 1.23). Dieses enthielt vor allem Publikationen des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jhs. Insgesamt 34 Schriften stammen aus dem 16. und 17. Jh. Erwähnenswert sind 7 Ausgaben von reich illustrierten deutschsprachigen Tierbüchern Conrad Gesners zwischen 1598 und 1613. Den Bestand des 18. Jhs bilden fast ausschließlich deutsche Titel (86); ein inhaltlicher Schwerpunkt ist die Insektenkunde. Die Zahl der Periodika ist mit 7 Titeln aus dem 18. und 42 aus dem 19. Jh vergleichsweise hoch. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Fächern bilden die Dissertationen, überwiegend aus der ersten Hälfte des 19. Jhs und in lateinischer Sprache, einen umfangreichen Teil des Gesamtbestandes. Die meisten Titel des 19. Jhs entfallen auf die Untergruppen Vergleichende Anatomie und Physiologie (160 Titel) sowie Insekten (90 Titel).

Sondersammlungen

Sammlung Bielke

2.101 Die von Karl IX. im Jahre 1605 konfiszierte Bibliothek des thaupteten schwedischen Reichsrates Hogenskild Bielke (1538-1605) kam zu einem Teil im Rahmen der Schenkung Gustavs II. Adolf 1621 nach Uppsala. Von der einst viel umfangreicheren Bibliothek sind noch etwa 200 Bücher erhalten, die aus dem Bestand der Ungebrochenen Reihen (s. o. 2.10 ff.) und aus dem allgemeinen Bestand der Bibliothek separiert wurden. Viele Bände sind an dem außergewöhnlich guten Zustand der reich verzierten Leder- und Pergamenteinbände zu erkennen. In Bielkes Renaissancebibliothek machten neben der theologischen und historischen Literatur die Adlichen Bucher im Sinne der für die Erziehung eines Adligen im 16. Jh als notwendig und standesgemäß angesehenen Literatur den Hauptteil aus. Bielkes Sprachenkenntnisse beschränkten sich offenbar auf Deutsch und Schwedisch, denn seine Sammlung bestand überwiegend aus originalen deutschsprachigen Schriften sowie Übersetzungen ins Schwedische.

2.102 Zu Bielkes Sammlung gehörten zahlreiche theologische Bücher sowohl katholischer als auch protestantischer Verfasser, darunter Ausgaben von Kirchenvätern, Beschreibungen der Konzile in Konstanz und Trient, Legendensammlungen sowie theologische Streitschriften. Zur protestantischen Literatur gehören einzelne Schriften Luthers, Melanchthons Opera, vor allem aber Werke von Johann Brenz, Johann Spangenberg und David Chytraeus. Als Reichsrat besaß Bielke eine größere Anzahl juristischer Arbeiten, etwa eine deutsche Übersetzung des Codex Justinianus sowie prozeß- und kameralrechtliche Werke. Nach der Theologie nimmt die Geschichte den wichtigsten Platz in Bielkes Bibliothek ein. Zu den vielen deutschen allgemeinen historischen Werken zählen z. B. die Chronik Carions, zeitgenössische Reimchroniken aus dem letzten Jahrzehnt des 16. Jhs und Übersetzungen der antiken Historiker. Noch zahlreicher sind die in Deutschland gedruckten Schriften zur niederländischen und deutschen Geschichte aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs. Aus den Nachbarfächern der Geschichte finden sich genealogische, politische und kirchengeschichtliche Arbeiten.

2.103 Die letzte große Gruppe umfaßt Bücher, die für die höfische Erziehung wichtig waren. Dazu gehören deutsche Komödien und Tragödien aus der Zeit um 1567 und moralisierende Traumbücher, mehr noch deutsche Übersetzungen französischer und italienischer Dichtung (Rabelais, Petrarca, Boccaccio). Der Aneignung rhetorischer Fertigkeiten dienten Fabel-, Zitat- und Spruchsammlungen und die Werke Ciceros, von denen Bielke mehrere Ausgaben besaß. Für die ritterliche oder militärische Ausbildung standen Bielke Fecht-, Turnier- und Jagdbücher zur Verfügung. Die für militärische Aufgaben notwendigen Kenntnisse konnte er überdies aus Architektur- und Geometriebüchern gewinnen. Auch die Astronomie ist mit mehreren deutschen Kalendern und Tabellen vertreten. An medizinischen Büchern besaß Bielke mehrere deutsche Apotheken- und Arzneibücher. Seine ökonomischen Kenntnisse erweiterte er durch die Lektüre zahlreicher deutscher Feldbau-, Jagd-, Garten- und Hausbücher.

Einband-Sammlung

2.104 Diese im restaurierten Büchersaal aufgestellte Spezialsammlung umfaßt aus den übrigen Sammlungen ausgegliederte Bücher, die sich durch die künstlerische Qualität ihrer Einbände auszeichnen. Den größten Anteil haben die Bücher aus der Kriegsbeute des 17. Jhs, an erster Stelle die Einbände aus der Fürstbischöflichen Bibliothek in Würzburg (s. o. 1.6). Unter den etwa 1500 Büchern der Spezialsammlung sind insgesamt etwa 100 deutsche Einbände des 16. und frühen 17. Jhs. Deutsche Einbände sind des weiteren mit 25 Arbeiten des 18., 34 des 19. und 10 Arbeiten des 20. Jhs repräsentiert. Über die Werkstätten liegen nur wenige Informationen vor. Der Katalog der bekannten Buchbinder verzeichnet nur 4 deutsche Buchbinder mit je einer Arbeit aus dem 16. Jh sowie einen Buchbinder des 17. Jhs mit 2 Arbeiten. Die übrigen 7 verzeichneten deutschen Buchbinder waren im 19. Jh tätig. Der Provenienzkatalog dokumentiert nur eine kleine Zahl der inkorporierten Sammlungen. Umfangreichere Informationen enthält Otto Waldes kulturgeschichtlich-bibliographische Studie über die schwedische literarische Kriegsbeute der Großmachtzeit (s. u. 5.1).

Bibliotheca Brinkmaniana

2.105 Der überwiegende Teil der umfangreichen Bibliothek des Diplomaten Carl Gustaf von Brinckman (1764-1847) wurde, wie jeweils vermerkt, auf die Fächer der allgemeinen Sammlung ausländischer Literatur aufgeteilt. Die besonders prachtvoll gebundenen literarischen Werke sind unter von Brinckmans Namen im Buchsaal der Bibliothek aufgestellt. Zu den deutschen Drucken gehören einige Übersetzungen der Göttlichen Komödie Dantes vom Anfang des 19. Jhs sowie Gesamtausgaben der klassischen deutschen Dichter.

2.106 Zum Zeitpunkt der Erwerbung durch die Universitätsbibliothek (1848) umfaßte von Brinckmans Bibliothek etwa 22.000 Bde. Neben einigen älteren Büchern (aus dem 17. Jh und der ersten Hälfte des 18. Jhs) thielt sie vor allem literarische und historische Arbeiten aus dem Jahrhundert zwischen etwa 1745 und 1845. Erwähnenswert sind viele Erstausgaben deutscher Belletristik aus der Zeit um 1800 (s. o. 2.62 ). Von Brinckman erwarb häufig mehrere Auflagen der Werke eines Autors. Die Sammlung geht auf seine langjährigen Aufenthalte in Deutschland zurück, zunächst als Schüler und Student, zuletzt als Chargé d'affaires in Berlin. In dieser Zeit hatte von Brinckman Verbindungen zu zahlreichen Persönlichkeiten des literarischen und kulturellen Lebens in Deutschland, wovon seine umfangreiche Briefsammlung Zeugnis gibt. Die Bibliothek besitzt einen handschriftlichen Katalog dieser Sammlung sowie umfangreiche Bestände von Kopien der auf Schloß Trolle-Ljungby in Skåne [Schonen] aufbewahrten Originale.

Sammlung Brun

2.107 Die ebenfalls im Buchsaal aufgestellte, nachgelassene Sammlung des Arztes Gustaf Brun (1886-1958) enthält zum einen Faksimileausgaben von Renaissanceliteratur und moderne literatur- oder kulturhistorische Arbeiten, zum anderen Originalwerke vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jhs, die sich durch Illustrationen oder Typographie auszeichnen. Zur Sammlung gehören insgesamt 13 deutsche Drucke aus dem 16. bis 18. Jh sowie 50 Titel vom Ende des 19. Jhs.

Copernicana

2.108 Aus der in Frauenburg 1626 genommenen literarischen Kriegsbeute (s. o. 1.4, 1.6) wurden diejenigen Bücher aussortiert und separat aufgestellt, die entweder Nikolaus Kopernikus selbst gehörten oder aber von ihm zu Studien verwendet und mit seinen Anmerkungen versehen wurden. Von diesen 43 Titeln zählen 29 zum deutschen Schrifttum. Es handelt sich um 6 lateinische Inkunabeln sowie 20 lateinische und 3 griechische Arbeiten des 16. Jhs.

Sammlung Cronstedt

2.109 Die Bibliothek des schwedischen Reichsrates Jacob Cronstedt (1668-1751) wurde von den Reichsständen aufgekauft und dem späteren König Gustav III. übergeben. Dieser schenkte sie 1767 der Universität Uppsala, deren Kanzler er war. Sie umfaßt etwa 4000 Bde schwedische Drucke und ausländische Suecana, aufgrund der zahlreichen Sammelbände wahrscheinlich mehr als 4200 Titel. Deutsches Schrifttum in deutscher, lateinischer, schwedischer und französischer Sprache umfaßt etwas mehr als ein Achtel der Sammlung (12 Titel des 16. Jhs, 254 des 17. Jhs und 248 aus der ersten Hälfte des 18. Jhs). Dazu kommen vermutlich Kleinschriften in den nicht-katalogisierten Sammelbänden. Umfangreichere deutsche Werke sind selten, überwiegend handelt es sich um historisch-politische Klein- und Gelegenheitsschriften, Predigten und Orationen, z. B. Trauerpredigten und Nekrologe anläßlich des Todes von Gustav II. Adolf im Jahre 1633. Zu nennen sind ferner theologische Schriften aus dem Umkreis der deutschen lutherischen Gemeinden in Schweden, vor allem Predigten, Gebet- und Gesangbücher. Auch von Schweden in Deutschland oder von Deutschen in den schwedischen Ostseeprovinzen veröffentlichte wissenschaftliche, theologische und historische Abhandlungen spielen eine Rolle. Ein Teil der Sammlung bildete schon früh den Grundstock für die schwedische Rara-Sammlung der Bibliothek (s. u. 2.122).

Danica vetera

2.110 Die Sammlung älterer dänischer Drucke, etwas mehr als 400 Titel, stammt aus drei Erwerbungsepochen: Magnus Gabriel De la Gardies Bibliothek (s. o. 1.8) enthielt eine Vielzahl dänischer Arbeiten, die zur Beute aus den Schwedisch-dänischen Kriegen in der Mitte des 17. Jhs gehörten (u. a. aus den Bibliotheken von Henrik Rantzau und Holger Rosenkrantz).

 Im 18.  Jh ergänzten Auktions- und Antiquariatskäufe die Sammlung,
und zuletzt wurde sie 1959 durch die Schenkung Gustaf Bernströms (1877-1966) mit 150 Drucken des 16. Jhs erheblich erweitert. Zu den Germanica zählen fast ausschließlich in Deutschland in Deutsch, Latein, Schwedisch, Dänisch und Isländisch erschienene Schriften des 15. bis 16. Jhs. Zusammen mit 2 Titeln des 15. und 6 des 17. Jhs machen die 132 Titel des 16. Jhs einen großen Anteil an der Sammlung aus. Inhaltlich dominiert die theologische und historische Literatur. Aus der Zeit vor der Reformation ist ein Missale für Dänemark zu nennen. Zum Hauptbestand an reformatorischer Literatur gehören von Dänen in Deutschland verfaßte oder sehr häufig in Wittenberg in dänischer Sprache gedruckte deutsche Postillen und Katechismen. Einzelne astrologische oder juristische Titel sind daneben kaum von Bedeutung.

Sammlung De Geer

2.111 Im Jahre 1915 erhielt die Bibliothek als Schenkung von Louis De Geer die mehr als 2100 Bde umfassende Bibliothek mit geographischer und naturwissenschaftlicher Literatur, die sein Bruder Carl De Geer (1859-1914) auf Leufsta bruk gesammelt hatte. Sie enthält insgesamt 225 deutsche Titel, fast ausschließlich aus dem 19. Jh. Die geographische Literatur (156 Titel) verteilt sich ziemlich gleichmäßig auf die Beschreibungen der Erdteile. Auch in der naturwissenschaftlichen Abteilung (79 Titel) bilden die Beschreibungen der Forschungsreisen des späten 19. Jhs die größte Gruppe. Ferner ist ein größerer Bestand botanischer Literatur zu verzeichnen. Neben einzelnen naturwissenschaftlichen Forschungsarbeiten enthält die Sammlung De Geers vor allem Lehrbücher und populärwissenschaftliche Darstellungen.

De Geersche Bibliothek auf Leufsta bruk

2.112 Nach der Übergabe der Sammlung Carl De Geers (s. o. 2.111) verblieben noch weitere Buchsammlungen auf Leufsta bruk, dem Stammhaus der Familie De Geer av Leufsta. Die wissenschaftlich bedeutendste konnte in den Jahren 1985 bis 1989 von der Bibliothek erworben werden (s. o. 1.29). Ein kleiner Teil ist heute im sogenannten Buchschutzraum der Bibliothek untergebracht, der größere Teil verblieb in dem Bibliotheksgebäude, das der Begründer dieser Sammlung, Charles De Geer av Leufsta (1720-1778) für sich hat errichten lassen. Die Bibliothek enthält insgesamt mehr als 3600 Titel, darunter 423 Germanica (7 Titel des 16. Jhs, 88 des 17. Jhs, 324 des 18. Jhs und 4 des 19. Jhs).

2.113 Charles De Geer war einer der führenden Entomologen seiner Zeit in Schweden. Er übernahm auf Leufsta bruk zwei kleinere, traditionell ausgerichtete Sammlungen. Sie enthielten einen Großteil der heute in seiner Bibliothek befindlichen religiösen und älteren geographischen und historischen Literatur, u. a. einige deutschsprachige religiöse Erbauungsschriften des 16. und 17. Jhs, sowie historische, aber auch allgemeine naturwissenschaftliche und technische Literatur des 17. und frühen 18. Jhs.

2.114 Charles De Geer selbst baute eine hauptsächlich niederländisch-französisch orientierte naturwissenschaftliche Bibliothek auf. Ihn interessierten vor allem die Insekten, die Gegenstand seiner eigenen Forschungen waren. So erwarb er u. a. eine große Zahl tomologischer Arbeiten aus Deutschland, neben einigen Schriften des 17. Jhs vor allem die aktuelle wissenschaftliche Literatur, beispielsweise 21 Arbeiten Jakob Christian Schäffers. Daneben findet man auch botanische Werke recht häufig. Im Vergleich mit der naturwissenschaftlichen spielt die medizinische Literatur eine untergeordnete Rolle; hier finden sich nur einige wenige deutsche Arbeiten. Einen dritten Teilbereich bildet die französische Literatur der Aufklärung. Informationen über Neuerscheinungen bezog De Geer aus etwa 30 literarischen Zeitschriften, darunter die Nouvelle bibliothèque germanique (Amsterdam 1746-1760). Einige geographische Titel (deutschsprachige Reisebeschreibungen des 17. und 18. Jhs), historische und religiöse Werke ergänzen den Bestand, der von Charles De Geers gleichnamigen Sohn bis zu seinem Tod 1805 fast ausschließlich durch zeitgenössische französische Belletristik erweitert wurde. Unter seinen Erwerbungen finden sich nur einige wenige französischsprachige Ausgaben aus Deutschland.

Schenkung Hasselberg

2.115 Um 1921 erhielt die Universitätsbibliothek die vor allem auf dem Gebiet der Astrophysik gut ausgestattete Bibliothek Klas B. Hasselbergs (1848-1922). Sie enthält knapp 2600 Bde sowie 57 Kapseln mit Broschüren und Kleinschriften. Zum Bestand zählen einige hundert Germanica, fast ausschließlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs aus den Fächern Physik, Astronomie und Astrophysik, daneben auch einige ältere astronomische und geometrische Schriften, z. B. Euklid-Ausgaben des 17. Jhs und astronomische Literatur des 18. Jhs.

Judaica-Sammlung Jacobowsky

2.116 Der Schwerpunkt der Judaica-Sammlung C. Vilhelm Jacobowskys (insgesamt mehr als 5700 Bde sowie etwa 4300 Broschüren und Kleinschriften) liegt auf der jüdischen Geschichte und Kultur in Europa und Nordamerika. Am zahlreichsten sind die schwedischen Judaica. Die Sammlung enthält fast ausschließlich Literatur des 20. Jhs und nur zufällig erworbene ältere Bücher. Das vor 1900 erschienene deutsche Schrifttum beschränkt sich auf einige wenige Titel aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

Theologisches Institut Johannelund

2.117 Das Depositum des Theologischen Instituts Johannelund (gegr. 1862) besteht zum einen aus religiösen Traktaten für Jugendliche, herausgegeben von der Religious Tract Society London, zum anderen aus ausländischen Missionszeitschriften. An deutscher Literatur enthält sie 6 Einzelbände und 4 Serien mit Traktaten in deutscher Sprache, sowie 54 deutschsprachige evangelische Missionszeitschriften des 19. Jhs (darunter 10 aus der Schweiz).

Linné-Sammlung

2.118 Die Sammlung der Schriften von und über Carl von Linné zählt zusammen mit den Veröffentlichungen der schwedischen Linné-Gesellschaft einige tausend Bände. Bei den 152 deutschen Linnéana vornehmlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs handelt es sich um überwiegend lateinische Ausgaben der botanischen Werke Linnés (50 Titel). Die umfangreichste Gruppe bilden die biographischen und wissenschaftsgeschichtlichen Schriften über Linné (63 Titel). Von seinen in Deutschland erschienenen naturwissenschaftlichen und zoologischen Schriften sind nur wenige vorhanden.

Musikalien

2.119 Den Grundstock zur heutigen Sammlung älterer gedruckter Musikalien legten die Schenkungen des 17. Jhs, die aus Beutebeständen auch zahlreiche Drucke geistlicher wie weltlicher Vokalmusik des 16. und frühen 17. Jhs enthielten. Diese Werke stammten aus der Jesuitenbibliothek in Braunsberg (s. o. 1.4 f.) und der Fürstbischöflichen Bibliothek in Mainz (s. o. 1.6). Das Musikleben an der Universität Uppsala erlebte seine Blütezeit aber erst in der zweiten Hälfte des 17. Jhs unter dem Rektorat von Olof Rudbeckius d. Ä. (1630-1702), der u. a. für die Erwerbung deutscher Musik des 17. Jhs Sorge trug. Man erwarb in dieser Zeit hauptsächlich weltliche Vokal- und Instrumentalmusik, aber auch zahlreiche Drucke geistlicher Gesänge, die bei den Gottesdiensten im Dom und anderen Anlässen vorgetragen wurden.

2.120 Durch eine Schenkung des deutschstämmigen Hofkapellmeisters in Stockholm, Anders von Düben (1673-1738), erhielt die Bibliothek im Jahre 1732 neben einem großen Bestand handschriftlicher Musikalien auch einzelne deutsche Drucke von Barockmusik. Im Laufe des 19. Jhs lebte die Tradition der Akademischen Kapelle und der Pflege des Universitätsmusiklebens wieder auf. Entsprechend stieg die Zahl der erworbenen neueren Musikdrucke. Heute besitzt die Bibliothek etwa 1150 vor 1900 gedruckte deutsche Musikalien. Aus dem 18. und 19. Jh. stammen etwa 880 Titel. Von größerer historischer und musikalischer Bedeutung sind die 246 Drucke des 16. und 17. Jhs. Neben bekannteren Namen (u. a. Orlando di Lasso und Johann Pezel) trifft man hier auf eine große Zahl vornehmlich nord- und mitteldeutscher Drucke von Werken weniger bekannter Komponisten. Zu den zahlreichen Musikern, die mit ihren geistlichen und auch weltlichen Werken seit dem Ende des 16. bis zum Beginn des 18. Jhs großen Einfluß auf die musikalische Praxis in Schweden gehabt haben, zählen beispielsweise Christoph Bernhard, Crato Bütner, Heinrich Grimm, Hieronymus Praetorius, Samuel Capricornus, Gallus Dressler, Andreas Hammerschmidt, Johann Valentin Meder aus Riga und Johann Sebastiani aus Königsberg.

Oskar Planers Gustav-Adolf-Sammlung

2.121 Oskar Planer (1854-1931) erwarb bis zum Jahre 1916 eine umfangreiche Sammlung zeitgenössischer Literatur und anderer Gegenstände zur Person Gustavs II. Adolf, insbesondere über seinen Tod in der Schlacht bei Lützen 1632. Die Sammlung wurde 1917 von einem schwedischen Käufer erworben und der Bibliothek geschenkt. Planers Katalog verzeichnet 555 Nummern Bücher, Flug- und Zeitschriften über Gustav II. Adolf und seine Gegner auf dem Schlachtfeld bei Lützen. Es handelt sich überwiegend um deutsche Drucke des 17. und 18. Jhs. Besonders reichhaltig ist die Sammlung der Predigten, Flugschriften und Zeitungen. Sie umfaßt 88 Titel hauptsächlich des 17. Jhs, daneben 53 Einblattdrucke, vor allem Kupferstiche und Manifeste gegen Tilly und die Jesuiten.

Rara

2.122 Die Sammlung schwedischer und ausländischer Rara wurde auf der Grundlage eines Teils der Cronstedtschen Sammlung (s. o. 1.10 , 2.109) eingerichtet. Seit dem Ende des 19. Jhs wurde sie durch seltene Drucke aus den einzelnen Fächern erweitert, wobei keine festen Kriterien Anwendung fanden. Zur Zeit umfaßt die Sammlung etwas mehr als 1100 Nummern, darunter 213 deutsche Titel. Es handelt sich dabei vornehmlich um Suecana des 16. und 18. Jhs. Unter den deutschen Titeln sind vor allem einige niederdeutsche Drucke des 16. und 17. Jhs zu nennen sowie einige Zeitungen des 17. Jhs. Darüber hinaus enthält die Sammlung in größerem Umfang theologische und etwas mathematische Literatur.

Bibliotheca Risenfelsiana

2.123 Diese Sammlung umfaßt 126 im Jahre 1981 erworbene Bände aus der Fideikommißbibliothek der Familie Risenfels auf Schloß Feistritz in Niederösterreich. Bei den deutschen Drucken handelt es sich vor allem um Werke zum Deutsch-römischen und Kanonischen Recht und zur Geschichte in Ausgaben des 17. Jhs (57 Titel) und des 18. Jhs (4 Titel). Druckorte sind überwiegend süddeutsche und österreichische Städte. Diese Bücher sind einheitlich in Pergament gebunden. Daneben sind 7 Titel religiöser Erbauungsliteratur des 18. Jhs zu nennen.

Schürer von Waldheims Sammlung zu Karl XII.

2.124 In den Jahren 1945 und 1949 erhielt die Bibliothek die etwa 2000 Werke umfassende Sammlung M. Schürer von Waldheims (

†1949) über den schwedischen König Karl XII. Sie beinhaltet historische Darstellungen über das späte 17. und frühe 18. Jh, Biographien Karls XII. sowie Romane und Theaterstücke. Bei den Germanica der Sammlung handelt es sich um etwa 100 biographische und historische Arbeiten, z. B. einige deutsche Ausgaben der Biographie Voltaires über Karl XII.

Schenkung der Schwedischen Brauereivereinigung

2.125 Aus Anlaß ihres Jubiläums schenkte die Schwedische Brauereivereinigung der Bibliothek den älteren Teil ihrer Büchersammlung. Er umfaßt etwas über 1000 Titel, darunter 260 deutsche. Den Anfang machen Darstellungen der Bierherstellung aus dem 16. bis 18. Jh (etwa 30 Titel), die in der Tradition der Hausväter-Literatur stehen. Mit der zweiten Hälfte des 18. Jhs beginnt die Reihe der bierchemischen Arbeiten, die im Bestand dominieren. Daneben sind einige Festschriften, Darstellungen deutscher Brauereien sowie historische Schriften des 19. Jhs zu nennen. Erwähnenswert sind auch 6 Dissertationen aus dem 17. und 18. Jh.

Zeitungen

2.126 Der älteste Zeitungsbestand der Carolina geht in der Hauptsache auf die Königliche Bibliothek zurück, von der sie 1886 etwa 300 Zeitungsnummern, d. h. verschiedene Ausgaben älterer Tages- oder Wochenzeitungen erhielt. Zum überwiegenden Teil sind dies Titel, die sich nach Übernahme der großen Zeitschriftensammlungen des Reichsarchivs [Riksarkivets] durch die Königliche Bibliothek als Dubletten herausgestellt hatten. Zusammen mit einigen wenigen bereits vorhandenen Zeitungen beträgt die Zahl der Titel nunmehr über 300, davon mehr als zwei Drittel deutsche, hauptsächlich des 17. Jhs. Unter den Tages- und Wochenzeitungen aus dem 18. und 19. Jh finden sich 14 deutsche Titel, davon 5 aus den letzten beiden Jahrzehnten des 18. Jhs.

Depositum der Wissenschaftsgesellschaft zu Uppsala

2.127 Im Jahre 1904 erfolgten zwei Deposita durch die Wissenschaftsgesellschaft [Vetenskaps-Societeten]. Zum einen handelt es sich um mehr als 600 Monographien, vornehmlich zu Chemie und Medizin, daneben zu Naturwissenschaften, Geschichte u. a. aus dem 16. bis 19. Jh; sie wurden in den allgemeinen Bestand eingeordnet. Das zweite Depositum besteht aus einer seither weiter ausgebauten Sammlung allgemein naturwissenschaftlicher Acta und Zeitschriften, die von der Gesellschaft im Tausch gegen ihre eigenen Schriften erworben werden und eine wertvolle Ergänzung der Bestände der Bibliothek darstellen. Die deutschen Titel umfassen 33 Acta und 3 Zeitschriften. Keine dieser Reihen beginnt vor 1850.

Bibliothèque Wahlund

2.128 Carl W. Wahlund (1846-1913), Professor für Französische Philologie, wandelte seine schon 1893 in der Universitätsbibliothek deponierte Bibliothek 1913 testamentarisch zu einer Schenkung um. In Übereinstimmung mit seinem Testament wurde die Sammlung, die 1913 mehr als 2000 Bde umfaßte, mit der vorhandenen Literatur zur französischen Philologie vereinigt und bildet heute unter dem Namen Bibliothèque Wahlund die Abteilung für französische Sprachwissenschaft innerhalb der Universitätsbibliothek. Ausgenommen sind lediglich die neuere französische Belletristik seit etwa 1600 sowie der größte Teil der einschlägigen Dissertationen.

2.129 Die Bibliothèque Wahlund umfaßt nach Auszählung des Spezialkatalogs gegenwärtig mehr als 11.500 Arbeiten zu den romanischen, französischen und provenzalischen Sprachen. Bei den Germanica der Sammlung handelt es sich neben 60 Titeln aus dem 16. bis 18. Jh fast ausschließlich um Titel des 19. Jhs (ca. 1600), vor allem in deutscher und französischer, aber auch in italienischer, spanischer, glischer und lateinischer Sprache. Die Zahl der überwiegend literarhistorischen Zeitschriften beträgt insgesamt 32. Auch die in die Sammlung einbezogenen Dissertationen und eine große Zahl von Schulprogrammen (mehr als 400) sind erwähnenswert; sie stammen hauptsächlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

2.130 Lexika der französischen Sprache aus dem 16. bis 18. Jh bilden mit insgesamt 27 Titeln den größten Teil der ältesten Literatur. Dazu kommen einzelne belletristische und literarhistorische Titel aus der gleichen Zeit. Auch aus dem 19. Jh finden sich zahlreiche Lexika und Wörterbücher zur altfranzösischen (95 Titel) und modernen französischen Sprache (72 Titel). Überwiegend sind es jedoch Textausgaben französischer Literatur des Mittelalters mit 488 Titeln des 19. Jhs. Danach folgen Festschriften und allgemeine Arbeiten zur romanischen und französischen Philologie mit über 300 Titeln. Zur Bibliothèque Wahlund gehören auch etwa 80 Arbeiten aus dem Bereich der provenzalischen Literatur und Philologie.

Bibliotheca Walleriana

2.131 Die Spezialsammlung des schwedischen Arztes Erik Waller (1875-1955) zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften ist die bedeutendste medizinhistorische Bibliothek eines Privatmannes, und kaum eine andere öffentliche Bibliothek kann sich mit ihr messen. Sie zählt 20.428 Titel in etwa 25.000 Bdn, wovon die medizinische Literatur im engeren Sinn mit 10.721 Titeln mehr als die Hälfte ausmacht. Daran schließen sich 1370 Titel naturwissenschaftlicher Literatur an (größtenteils vor 1800), mehr als 3450 Titel zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften sowie ein biographischer und (bio-)bibliographischer Apparat von über 3470 Titeln. Den Abschluß bilden Kuriosa, Belletristik mit Bezug zu Medizin oder Naturwissenschaft, Philosophie sowie okkulte und humoristische Schriften, die ebenfalls im Zusammenhang mit dem Hauptgegenstand der Sammlung stehen. Zusammen mit Wallers Bibliothek erwarb die Universitätsbibliothek seine medizingeschichtliche Handschriftensammlung (etwa 20.000 Titel). Sie ist vor allem reich an Autographen und Briefen von Medizinern und Naturwissenschaftlern.

2.132 Die Germanica machen mit 8684 Titeln mehr als ein Drittel der Buchsammlung aus. Allein 5497 Titel zählt die human-, veterinär- und zahnmedizinische Literatur. Unter den insgesamt 150 Inkunabeln (s. o. 2.8) sind 57 deutsche (27 deutschsprachig). 538 deutsche Drucke (237 deutschsprachige) stammen aus dem 16. Jh, 832 (240) aus dem 17. Jh, 2276 (678) aus dem 18. Jh, 2439 (2194) aus dem 19. Jh und 2542 (2525) aus dem 20. Jh. Mitgezählt sind u. a. 25 Zeitschriften des 18. bis 20. Jhs sowie 1441 lateinische Dissertationen (16. bis 19. Jh) und 213 Dissertationen in deutscher Sprache (19. und 20. Jh).

2.133 In Wallers Bibliothek ist die deutsche medizinische Literatur bis ins 19. Jh in großer Vollständigkeit vorhanden. Oft erwarb Waller verschiedene Auflagen und Ausgaben des gleichen Titels. Aus der neueren Zeit liegen zumindest alle für die Medizingeschichte bedeutsamen Werke vor. Der Katalog der Sammlung (s. u. 3.3) wird damit zu einem wichtigen Hilfsmittel für die medizinhistorische Forschung und Bibliographie.

2.134 Die Bibliothek enthält eine Vielzahl von Ausgaben der antiken Autoren (Hippokrates, Celsus, Galen) sowie von mittelalterlichen (Mondino dei Luzzi, Hieronymus Braunschweig, Eucharius Rösslin) und frühen neuzeitlichen (Andreas Vesalius, Ambroise Paré, William Harvey). Zu den zahlreichen deutschen Autoren, die mit einer Reihe von Ausgaben vertreten sind, gehören z. B. Hieronymus Braunschweig (14 deutsche und eine englische Ausgabe bis zum Ende des 16. Jhs), Walther Ryff (26 deutsche und ein lateinischer Druck des 16. Jhs), Daniel Sennert (15 lateinische Dissertationen vom Beginn des 17. Jhs) und Friedrich Hoffmann d. J. (156 Arbeiten zwischen etwa 1695 und 1746, fast aussschließlich Dissertationen). Hermann von Helmholtz und Wilhelm Röntgen sind weniger zahlreich, aber mit ihren epochalen Arbeiten vertreten. Eine interessante Gruppe bilden die zahlreichen Übersetzungen von Schriften vor allem französischer, englischer und schwedischer (s. u. 2.138) Autoren aus allen Jahrhunderten.

2.135 Unter den 57 fast ausschließlich medizinischen deutschen Inkunabeln fällt eine Gruppe von Augsburger Drucken auf. Die Spannbreite reicht von allgemeinen medizinischen Werken und Naturbüchern (Regimen Sanitatis, deutsch 1472, 1475 und 1490; Conrad von Megenbergs Buch der Natur, 1475, 1481 und 1499) über Schriften zur Kinderheilkunde (Bartholomaeus Metlingers Regiment der jungen Kinder, 1473 und 1474) bis zu chirurgischen Abhandlungen (Hieronymus Braunschweigs Chirurgia, 1497) und den damals hochaktuellen Syphilistraktaten (Joseph Grünpecks De pestilentiali scorra sive Mala de Franzos, 1496). Auch aus anderen Inkunabeldruckereien enthält die Sammlung Waller seltene oder bemerkenswerte Bücher, so Arnoldus de Villa Novas Darstellung der medizinischen Wirkung des Weines (in deutscher Übersetzung, Straßburg 1483 und Ulm 1499) und, als Beispiel für reich illustrierte Naturbücher, Petrus de Crescentiis' Ruralia commoda (Speyer 1490/1495).

2.136 Einzelne thematische Gruppen weisen deutsche Drucke in großer Zahl auf, so die illustrierten Naturbücher, die anatomischen und chirurgischen Schriften (vor allem Inkunabeln) sowie Syphilis- und Pestbücher, Obstetrik und Pädiatrie, Augen- und Zahnheilkunde des 16. Jhs. Hervorzuheben sind in der Anatomie 3 frühe lateinische Drucke des Mundinus, dessen bedeutende Stellung Andreas Vesalius übernahm (z. B. eine Ausgabe von Vesalius' 6 anatomischen Tafeln, Augsburg 1539). Eine große Anzahl chirurgischer Arbeiten liegt in deutschen Ausgaben des 16. Jhs vor, u. a. Lanfrancus Mediolanensis' Wundartzney neunmal oder Hieronymus Braunschweigs Chirurgia dreimal. Die Gruppe Pharmazie umfaßt zahlreiche deutschsprachige Destillierbücher von 1500 bis zur Mitte des 18. Jhs (Heinrich Burghart). Unter den praktischen medizinischen Ratgebern sind zwei deutschsprachige und eine englische in Deutschland erschienene Ausgaben von Hieronymus Braunschweigs Haussapoteck. Zu den frühesten Schriften über die Syphilis zählen Ulrich von Huttens De Guaiaci medicina (2 lateinische und eine deutsche Ausgabe zwischen 1519 und 1524) sowie 5 Arbeiten von Lorenz Frisius.

2.137 Eine besondere Gruppe stellen die obstetrischen Arbeiten dar. Zu den seltenen Schriften zählen Ortolff von Bayerlandts Büchlein der schwangeren Frauen (Augsburg 1525) und Eucharius Rösslins Der swangern frawen und hebammen roszgarten (10 deutsche und 4 lateinische Ausgaben). Bemerkenswert sind zahlreiche illustrierte Werke. Unter den älteren Arbeiten zur Augenheilkunde ist vor allem Georg Bartischs illustrierte Ophthalmodouleia, das ist Augendienst (Dresden 1583) zu nennen. Eine weitere seltene Arbeit ist Leonhart Fuchs' Alle Krankheyt der Augen (Augsburg 1539). Der Bestand an zahnmedizinischen Schriften ist nicht sehr umfangreich. Hierzu zählen der Titel Zeen Artznei (Frankfurt a. M. 1559) und Philipp Pfaffs Abhandlung von den Zähnen (Berlin 1756). Eher zu den Kuriosa sind einige frühe Arbeiten über Bluttransfusionen aus dem 17. Jh zu zählen, so Georg Abraham Mercklins Tractatio med. curiosa, de ortu et occasu transfusionis sanguinis (Nürnberg 1696) und Johann Daniel Majors Chirurgia infusiora (deutsch und lateinisch, Gotha und Kiel 1667). In die gleiche Kategorie gehören 50 Dissertationen unter dem Vorsitz Michael Albertis (Halle, zwischen 1722 und 1752) über diverse medizinische Grenzfragen und Absonderlichkeiten.

2.138 Erwähnenswert sind auch die deutschen Suecana in Wallers Bibliothek. Zahlreiche Schriften schwedischer und ausländischer Ärzte in Schweden liegen in deutschen Drucken vor, so von Johann Copp (16. Jh), Johan Jacob von Döbeln (zweite Hälfte des 17. Jhs) und Nils Rosén von Rosenstein (Ende des 18. Jhs). Zu den Rara zählen Johannes Francks Signatur (deutsch, Rostock 1618) und Israel Ertmanns Dem allerhöchsten Gott zu Lobe ...Hausz Artzney (Stockholm 1672).

Sammlung Westin

2.139 Jakob Westins (1810-1880) Suecana-Sammlung von etwa 25.000 Bdn stellt, zusammen mit einer großen Anzahl Zeichnungen, Karten und Stichen, eine der wertvollsten Schenkungen des 19. Jhs dar (1877-1880). Sie ergänzte die bibliothekseigenen schwedischen Bestände hauptsächlich auf den Gebieten Geschichte, Topographie und insbesondere Stockholmiana. Bemerkenswert sind Westins Sammlungen von Reformationsschriften und anderen theologischen und historischen Kleinschriften des 16. bis 18. Jhs, darunter ältere deutsche Drucke in deutscher, schwedischer wie auch lateinischer Sprache. Zahlreich sind auch die geographischen und topographischen Publikationen von der zweiten Hälfte des 17. bis zur Mitte des 19. Jhs sowie geschichtliche Arbeiten, historische Romane und andere Belletristik des 18. und 19. Jhs. Deutschsprachig sind auch viele der Darstellungen zur Geschichte anderer europäischer Länder, z. B. Dänemarks, Rußlands und der Schweiz. Insgesamt handelt es sich aber um weniger als 1000 deutsche Titel.




Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.