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 Home > Europa > Italien > Citta del Vaticano  Biblioteca Apostolica Vaticana: Bestandsgeschichte
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Vatikan5: Kataloge, Quellen, Veröffentlichungen

Biblioteca Apostolica Vaticana

Vatikanische Bibliothek

2. BESTANDSBESCHREIBUNG (2.1 - 2.46)

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek beläuft sich auf ca. 1,75 Millionen Bde. Davon entfallen auf Drucke ca. 1,6 Millionen und auf Handschriften ca. 72.700. Der historische Bestand der Drucke (vor 1900) umfaßt ca. 800.000 Bde, davon stammen ca. 8 Prozent aus dem 15. Jh, 12 Prozent aus dem 16., 22 Prozent aus dem 17., 25 Prozent aus dem 18. und ca. 33 Prozent aus dem 19. Jh. Die insgesamt ca. 208.000 historischen Germanica gliedern sich entsprechend in 1204 Bde des 15., 9500 Bde des 16., 21.000 Bde des 17., 56.000 Bde des 18. und 120.000 Bde des 19. Jhs.

Systematische Übersicht

2.2 Die Drucke der Vaticana gliedern sich in einen Allgemeinbestand (Raccolta Generale = R.G.) - die eigentlichen Druckschriften der Vaticana, die nach Sachbereichen gegliedert sind - und in verschiedene Sondersammlungen. Als Sondersammlungen werden überwiegend umfangreichere Bibliotheken aufbewahrt, die von der Vaticana erworben oder ihr geschenkt wurden, wie etwa die Palatina oder die Büchersammlungen der römischen Familien Barberini und Chigi. Sie sind in den meisten Fällen in ihrer ursprünglichen Aufstellung katalogisiert. Andere Büchersammlungen, meist geringeren Umfangs, wurden in die allgemeinen vatikanischen Bestände inkorporiert und dort katalogisiert, so z. B. die Sammlung von Anton Ruland (s. o. 1.21). Im folgenden werden die einzelnen Systemgruppen und Sammlungen in alphabetischer Folge ihrer Originalbezeichnungen beschrieben. Die Beschreibung erfolgt zunächst in komprimierter Form und berücksichtigt im wesentlichen tstehungsgeschichtliche und quantitative Merkmale sowie einzelne bemerkenswerte Bestandsbeispiele. Um einen Gesamtüberblick über die Bestände der Vatikanischen Bibliothek zu bieten, schließt sich eine sammlungsübergreifende Darstellung der wichtigsten Fächer an, d. h. es werden beispielsweise die theologischen Bestände des Allgemeinbestandes zusammen mit den entsprechenden Beständen in den Sondersammlungen beschrieben. Die Zählungen wurden hierfür anhand der Schlagworte des Zettelkatalogs vorgenommen. Ungenauigkeiten und Überschneidungen können dabei aus der inkonsistenten Zuordnung einzelner Titel zu den jeweiligen Autoren oder Schlagwörtern resultieren.

Allgemeinbestand (Raccolta Generale)

2.3 Zum Allgemeinbestand gehören im strengen Sinn die Drucke, die ohne Rücksicht auf ihre Provenienz systematisch einem bestimmten Fach - Theologie, Kirchenrecht oder Geschichte - zugeordnet und entsprechend katalogisiert wurden. Die Beschreibung erfolgt alphabetisch nach den italienischsprachigen Bezeichnungen der Systemgruppen.

R.G. Arte-Archeologia (Kunst und Archäologie)

2.4 Die Sachgruppe Kunst und Archäologie umfaßt 14.782 Titel. Zum historischen Bestand sind 3416 Titel zu rechnen, davon 44 aus dem 16. Jh (9 Germanica), 125 aus dem 17. Jh (24), 596 aus dem 18. Jh (20) und 2651 aus dem 19. Jh (276). Im Katalog sind 105 Zeitschriften zu diesem Themenbereich nachweisbar sowie 25 Nachschlagewerke (16 Germanica; eins aus dem 17., 9 aus dem 18. und 6 aus dem 19. Jh) und 22 Bibliographien (11 Germanica; 17. und 18. Jh je eins, 19. Jh 9). Beispiele sind Petrus Appianus, Inscriptiones sacrosanctae vetustatis (Ingolstadt 1534); Johannes Posthius, Tetrasticha in Ovidii Metam. ...Schöne Figuren auß dem fürtrefflichen Poeten Ovidio ... (Frankfurt 1561, mit Holzschnitten von Virgil Solis); Effigies Regum Francorum omnium ... (Frankfurt 1622); Ottavio Ferrari, De re vestiaria ... (Passau 1654); Christoph Gottlieb Murr, Bibliothèque de peinture ... (Frankfurt 1770); Christian Friedrich Schwan, Abbildungen der vorzüglichen geistlichen Orden ... (Mannheim 1791) und Johann Bernhard Fischer von Erlach, Entwurf einer historischen Architektur (Leipzig 1725).

R.G. Bibbia (Bibeln)

2.5 In dieser Sachgruppe sind neben Bibelausgaben auch Bibelkommentare, -konkordanzen und Studien zur Bibelwissenschaft vereint. Von 5427 Titeln sind 3085 zum historischen Bestand zu rechnen, darunter 852 aus dem 16. Jh (159 Germanica), 444 aus dem 17. Jh (58), 592 aus dem 18. Jh (100) und 973 aus dem 19. Jh (166). Es finden sich u. a. 6 in Basel erschienene lateinische Bibeln (1506-1508, 1521, 1544, 1557, 1562, 1569) und 5 in Basel erschienene Ausgaben des griechischen Neuen Testaments (1531, 1538, 1544, 1550, 1582), die Wiener Ausgabe des Neuen Testaments in syrischer Sprache (1555), eine Biblia cum concordantiis veteris et novi testamenti (Nürnberg 1501), Philipp Melanchthons Annotationes ...in epistolas Pauli ad Romanos ... (Nürnberg 1522), Argumentum in Jeremiam ... (Wittenberg 1542) und Brevis et utilis commentarius in priorem epistola Pauli ad Corinthos ... (Wittenberg 1561) sowie Zacharias Praetorius, Bibelsprach, das ist Erklerung fremder ebraischer Rede im alten und newen Testament ... (Eisleben 1570).

R.G. Classici (Klassiker)

2.6 In dieser Sachgruppe sind 6896 Titel nachweisbar, von denen 4035 zum historischen Bestand zu rechnen sind. Von 879 Titeln des 16. Jhs sind 258 Germanica, von 624 des 17. Jhs 106, von 946 des 18. Jhs 237 und von 1586 des 19. Jhs 504. Hier ist z. B. Sigmund Gelen's Lexicon symphonum, quo quattuor linguarum Europae familiarium graecae, scilicet latinae, germanicae, ac sclavinicae concordia consonatique indicatur (Basel 1537) katalogisiert.

R.G. Concili (Konzilien)

2.7 Zu dieser Gruppe wurden in erster Linie Werke zu Konzilien und Diözesansynoden zusammengefaßt. Es handelt sich um einen relativ kleinen Bestand mit 1373 Titeln, von denen 1077 zum historischen Bestand gehören. Die 125 Drucke des 16. Jhs schließen 16 Germanica ein, darunter Constitutiones et decreta synodalia civitatis et dioecesis Constantiensis ... (Konstanz 1568) oder Acta et scripta theologorum Wittembergensium (Wittenberg 1584). Aus dem 17. Jh stammen 233 Titel, davon sind 10 deutscher Herkunft, so etwa Chrétien Lupus, Divinum ac immobile S. Petri apostolorum ... (Mainz 1681) und Edmund Richer, Historia conciliorum generalium (Köln 1680-1683). Auch aus dem 18. Jh stammen 10 Germanica (von 297 Titeln), darunter Georg Branden, Collectanea super concordatis inter Sanctam Sedem Apostolicam, et inclytam nationem Germaniae (Köln 1716), Johann Georg Walch, Commentatio de concilio lateranensi a Benedicto XIII. celebrato (Leipzig 1727) oder Concilia Germaniae, quae celsissimi ...Joannes Fridericus Schannat ...collegit ... (Köln 1759-1775). Von den 222 im 19. Jh gedruckten Titeln sind 19 deutscher Provenienz, so etwa Anton Joseph Binterims Pragmatische Geschichte der deutschen ... Diöcesanconcilien (Mainz 1835-1848).

R.G. Diritto Canonico (Kanonisches Recht)

2.8 In dieser Sachgruppe sind 3966 Titel zum Kirchenrecht verzeichnet. Den historischen Bestand bilden 1968 Titel, darunter 225 aus dem 16. Jh (10 Germanica), 448 aus dem 17. Jh (29), 536 aus dem 18. Jh (59) und 759 aus dem 19. Jh (181). Zu den deutschen Drucken der Gruppe gehören Commentaria Innocentii Quarti pont. maximi super libros quinque Decretalium (Frankfurt 1570); Antonio Augustín, De emendatione Gratiani libri duo (Duisburg 1677); Corpus juris canonici (Köln 1720 und 1735, Halle 1747) und Bernardi praepositi papiensis Breviarium extravagantium (Freiburg 1779).

R.G. Diritto Civile (Zivilrecht)

2.9 Die 7971 Titel dieser Gruppe betreffen Zivil- und Staatsrecht sowie Rechtsgeschichte. 3405 Titel gehören zum historischen Bestand, wobei 547 auf das 16. Jh, 550 auf das 17. Jh, 524 auf das 18. Jh und 1784 auf das 19. Jh tfallen. Hier finden sich Titel wie Institutionum sive Elementorum D. Justiniani ...graece et latine libri IV (Basel 1544), Iustiniani principis Novellae constitutiones (Basel 1561), Codicis Justiniani (Köln 1628) und Corpus iuris civilis romani (Leipzig 1720 und 1740).

R.G. Enc. Diz. (Enzyklopädien, Wörterbücher)

2.10 Von insgesamt 973 Titeln an Nachschlagewerken, Wörterbüchern und Dictionarien gehören 449 zum historischen Bestand (16. Jh 28, 17. Jh 38, 18. Jh 96, 19. Jh 287), darunter 97 Titel deutscher Herkunft (16. Jh 11, 17. Jh 8, 18. Jh 29, 19. Jh 49). Erwähnenswerte Germanica der Sammlung sind u. a. Lodovico Celio Richieri, Lectionum antiquarum libri XVI (Basel 1517), Theodor Zwinger, Theatrum vitae humanae (Basel 1571), Hadrianus Iunius, Nomenclator, omnium rerum propria nomina septem lingua explicata indicans (Frankfurt 1596), Johann Jakob Hoffmann, Lexicon universale historico-geographico-chronologico-poetico-philosophicum (Basel 1677-1683), Michael Pexenfelder, Apparatus eruditionis tam rerum quam verborum per omnes artes et scientias (Nürnberg 1670), Basilius Faber, Thesaurus eruditionis scholasticae (Leipzig 1696), Johann Hübner, Curieuses und reales Natur-Kunst-Berg-Gewerck- und Handlungs-Lexikon (Leipzig 1748), Jakob Hans Leu, Allgemeines helvetisches, eydgenössisches oder schweitzerisches Lexikon (Zürich 1747-1765), François Mesgnien Meninski, Lexicon arabico-persico-turcium adiecta ad singulas voces (Wien 1780-1802), Franz Xaver Mannhardt, Bibliotheca domestica bonarum artium ac eruditiones (Augsburg 1762) und Josef Rank, Neues Taschenwörterbuch der böhmischen und deutschen Sprache (Prag 1887-1892).

R.G. Filosofia (Philosophie)

2.11 Die Sachgruppe umfaßt 5567 Titel. Den historischen Bestand bilden 2082 Titel (16. Jh 188, 17. Jh 207, 18. Jh 534, 19. Jh 1153), von denen 404 Germanica sind (16. Jh 27, 17. Jh 34, 18. Jh 125, 19. Jh 218). Inhaltlich gliedern sie sich in Handbücher (77 Titel, davon 6 Germanica), Dictionarien (22 Titel, 3 Germanica) sowie Metaphysik, Naturphilosophie, Logik, Rhetorik, Dialektik (z. B. Johannes Hospinianus, Quaestionum dialecticarum [Basel 1557]), Religionsphilosophie, Ethik, politische Philosophie, Ontologie und Ästhetik. Deutsche Drucke sind beispielsweise Erasmus, Adagiorum chiliades tres (Basel 1513),

Pierre Grégoire, Commentaria in Syntaxes artis mirabilis (Köln 1610), Jean Baptiste Du Hamel, Operum philosophicum (Nürnberg 1681) und Christian Friedrich Baumeister, Philosophia definitiva (Wittenberg 1743).

R.G. Geografia (Geographie)

2.12 Unter dieser Signatur sind 4516 Titel katalogisiert, von denen 1474 zum historischen Bestand gehören. Aus dem 16. Jh stammen 32 Titel (8 Germanica), aus dem 17. Jh 140 (11), aus dem 18. Jh 208 (35) und aus dem 19. Jh 1094 (109). Den Germanica-Bestand der Gruppe repräsentieren Hartmann Schedel, Florencia, Genua und Roma (alle Nürnberg 1493), Pirro Ligorio, Antiquae urbis Romae (Köln 1600), Abraham Ortelius, Thesaurus geographicus (Hannover 1611) und Johann Hübner, La géographie universelle (Basel 1757).

R.G. Letteratura estera (Ausländische Literatur)

2.13 In dieser Sachgruppe sind 11.535 nicht-italienische und überwiegend literarische Titel katalogisiert. 2604 Werke gehören zum historischen Bestand, darunter 509 aus dem deutschen Sprachraum. Das 16. Jh vertreten 30 Titel (7 Germanica), das 17. Jh 214 (14), das 18. Jh 467 (116) und das 19. Jh 1893 (372). Es finden sich zahlreiche Werke der Weltliteratur in Originalsprache bzw. Übersetzung, z. B. Schiller, Sämtliche Werke (Karlsruhe 1817, Stuttgart 1835-1836), Goethe, Werke (Stuttgart o. J.; Berlin 1879), Heine, Buch der Lieder (Hamburg 1857 und 1882), Molière, Le tartuffe (Straßburg o. J.) und Voltaire, Candide (Halle 1760). Daneben sind auch Grammatiken und linguistische Werke vorhanden, so Laurentius Albertus (Ostrofrancus), Teutsch Grammatick oder Sprach-Kunst (Augsburg 1573), Scipio Lentulus, Grammatica italica et gallica (Köln 1613) und Johannes Claius, Grammatica Germanicae linguae (Frankfurt 1689). Zu den hier eingeordneten Titeln historischen Inhalts gehören Louis Condé de Bourbons Recueil des choses memorables faites et passées pour le faict de la Religion et etat de ce royaume (Straßburg 1565-1566) und Claude François Lamberts Gelehrte Geschichte der Regierung Ludwig XIV. (Leipzig 1759-1761). Daneben finden sich auch einige kuriose Titel, wie I. A. Bergk, Die Kunst Bücher zu lesen (Jena 1799) oder die 72-bändige Neue Bibliothek der schönen Wissenschaft und der freyen Künste (Leipzig 1765-1806).

R.G. Letteratura italiana (Italienische Literatur)

2.14 Von den 7872 literarischen, literatur- und sprachwissenschaftlichen Titeln in dieser Sachgruppe (überwiegend italienisch) zählen 3759 zum historischen Bestand (16. Jh 488, 17. Jh 390, 18. Jh 707, 19. Jh 2144). Nur 24 Titel sind im deutschen Sprachraum entstanden (16. Jh 4, 17. Jh 2, 18. Jh 11, 19. Jh 7), so etwa Niccolò Machiavelli, Princeps ... (Basel 1580), Giovanni Battista Marino, La Murtoleide (Frankfurt 1626), Lodovico Castelvetro, Opere varie critiche (Bern 1727), Paolo Sarpi, Opere (Helmstedt 1761) und Francesco Alberti di Villanova, Kritisch-theoretische und praktische italienische Sprachlehre (Leipzig 1798).

R.G. Liturgia (Liturgie)

2.15 Die Gruppe umfaßt vor allem Missale, Offiziale, liturgische Texte und Abhandlungen in 4440 Titeln, von denen 2518 zum historischen Bestand zählen (16. Jh 358, 17. Jh 364, 18. Jh 630, 19. Jh 1160). Im deutschen historischen Bestand (241 Titel; 16. Jh 38, 17. Jh 42, 18. Jh 53, 19. Jh 108) finden sich 29 Titel von Friedrich Nausea, 12 von Georg Cassander (Liturgica de ritu et ordine dominicae coenae celebrandae, Köln 1559), 14 von Johannes Hoffmeister und 11 von Jacques de Joigny de Pamèle (Liturgica latinorum, Köln 1517). Weitere Beispiele für Germanica sind Martyrologium der Kirchenkalender, darinnen die christlichen Feste und Hailigen Gottes (Dillingen 1599), Ordo divini officii (Nürnberg 1628) und Pontificale Romanum (Köln 1682).

R.G. Medicina (Medizin)

2.16 Den umfangreichen Bestand medizinischer Literatur bilden 9272 Titel. Von 8036 Titeln des historischen Bestandes (2672 Germanica) tfallen 6 auf das 15. Jh (einer), 599 auf das 16. Jh (62), 846 auf das 17. Jh (74), 2202 auf das 18. Jh (863) und 4383 auf das 19. Jh (1672). Erwähnenswert sind z. B. Martin Ruland, Medicina practica (Straßburg 1567), Hippokrates, Viginti duo commentarii tabulis illustrati (Basel 1579), Michael Alberti, Tentamen lexici realis observationum medicarum (Halle 1727), Gottfried Christian Gruner, Analecta ad antiquitates medicas ... (Bratislava 1774) und Adolph Büchting, Bibliotheca medicinae publicae (Nordhausen 1868).

R.G. Miscellanea (Miscellaneen)

2.17 Zu dieser Gruppe wurden 590 Bde mit Sonderdrucken zusammengefaßt, wobei die Anzahl der jeweils gebundenen Faszikel variiert. Der größte Teil dieser Titel ist im 20. Jh erschienen.

R.G. Missioni (Missionen)

2.18 Der überwiegende Teil der Missionsliteratur wurde hier zusammengefaßt. Von insgesamt 828 Titeln gehören nur 42 zum historischen Bestand (8 Germanica). Aus dem 17. Jh stammt ein deutscher Druck (Nicolas Trigault, Rei christianae apud Iaponios commentarius, Augsburg 1615) und aus dem 19. Jh 7 (z. B. Oscar Werner, Katholischer Missions-Altas, Freiburg 1884; Thomas William Marshall, Die christlichen Missionen, Mainz 1863).

R.G. Musica (Musik)

2.19 Bei den insgesamt 2477 Titeln handelt es sich überwiegend um Partituren und musiktheoretische bzw. -historische Werke. Dem historischen Bestand sind 483 Titel zuzuordnen (16. Jh 13, 17. Jh 10, 18. Jh 39, 19. Jh 421). Viele Partituren von Komponisten des 18. und 19. Jhs (Gluck, Haydn, Mozart, Schubert) weisen allerdings keine Jahresangabe auf. Germanica sind ein Titel des 16., 22 des 18. und 174 des 19. Jhs, so etwa Oscar Paul, Boetius und die griechische Harmonik (Leipzig 1872) und Ambrosius Kienle, Kleines kirchenmusikalisches Handbuch (Freiburg 1893).

R.G. Neolatini (Neulateinische Literatur)

2.20 Dieser Sachgruppe wurden rhetorische Werke, Briefsammlungen und Abhandlungen in lateinischer Sprache von neuzeitlichen Autoren, vor allem der Frühneuzeit, zugeordnet. Von 1094 Titeln gehören 703 zum historischen Bestand (16. Jh 203, 56 Germanica; 17. Jh 213, 38 Germanica; 18. Jh 132, 49 Germanica; 19. Jh 155, 21 Germanica). Eines der frühesten Werke ist Konrad Celtis, Opera Hrosvite illustris virginis et monialis Germane gente Saxonica orte (Basel 1501). Von Erasmus von Rotterdam sind mehrere Titel nachweisbar, so etwa Opera omnia (Basel 1540-1541) oder De duplici copia verborum ac rerum commentarii duo (Basel 1503). Unter den rhetorischen und literarischen Werken finden sich Joannes Crato von Crafftheim, Oratio funebris de divo Maximiliano II. (Frankfurt 1577), Francesco Benci, Orationes et carmina (Ingolstadt 1592) und Johann Stigel, Poematum (Jena 1566). Zu den Briefsammlungen zählt Pietro Bembos Epistolarum libri sexdecim (Köln 1584). Frühe historische Darstellungen sind u. a. Henricus Porsius, Historia belli persici (Leipzig 1564) und Beatus Rhenanus, Rerum germanicarum libri tres (Basel 1531). Das 17. bis 19. Jh repräsentieren Julius Caesar Scaliger, Epistolae et orationes (Hannover 1603), Onofrio Panvinio, De comitiis imperatoriis (Straßburg 1613), Hugo Grotius, Epistolae ad Gallos (Leipzig 1674), Jacopo Facciolati, De optimis studiis orationes X (Passau 1723), Christian Gottlieb Schwarz, Carmina latina (Leipzig und Frankfurt 1756), Marc-Antoine Muret, Orationes epistolae et poemata (Leipzig 1672 und 1714, Passau 1740); Mátyás Bel, De vetere litteratura Hunnoscythica exercitatio (Leipzig 1718) und Georg Voigt, Die Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus (Berlin 1893).

R.G. Numismatica (Numismatik)

2.21 Dieser Bestand ist im Numismatischen Kabinett als Handapparat aufgestellt und umfaßt 1316 Titel, von denen 30 Prozent zum historischen Bestand zu rechnen sind. Weitere numismatische Werke finden sich in anderen Abteilungen und Sammlungen der Vaticana. Zu insgesamt 16 Bibliographien gehören Adam Rechenbergs Historiae rei nummariae veteris scriptores ... (Leipzig 1692) und Burkhard Gotthelf Struves Bibliotheca numismatum antiquiorum ... (Jena 1693). Unter den Sammlungen finden sich Anselmo Banduri, Bibliotheca nummaria ... (Hamburg 1719, und 14 weitere Titel); Lorenz Beger, Thesaurus Brandeburgicus selectus: sive Gemmarum et numismatum Graecorum ... (Köln 1696); Numismata Cimelii caesarei regii Austriaci Vindobonensis ... (Wien 1754-1755) und Giovanni Casanova, Catalogue d'une collection d'estampes ... (Dresden 1797). Die Nachschlagewerke vertreten Johann Christoph Rasche, Lexicon universae rei numariae veterum et praecipuae graecorum ac romanorum ... (Leipzig 1802-1805) und Renerus Budelius, De monetis, et re numaria ... (Köln 1591). Adam Bergs Münzbuch (o. O., vermutlich 16. Jh) gibt eine detaillierte, reich mit Illustrationen versehene Übersicht der in den geistlichen und weltlichen Fürstentümern Deutschlands gebräuchlichen Münzen. Zum Münzwesen der Antike sind zahlreiche Titel nachweisbar, u. a. von Jacobus de Strada (Epitome Thesauri antiquitatum ..., Zürich 1557), Ezechiel Spanheim (Dissertatio de praestantia et usu numismatum antiquorum ..., Rom 1664, Amsterdam 1671 und 1717), Eucharius Gottlieb Rink (De veteris numismatis potentia et qualitate lucubratio ..., Leipzig und Frankfurt 1701) sowie Heinrich Günther von Thulemeyer (De variis siclis et talentis hebraeorum ..., Erfurt 1676). Das deutsche Münzwesen betreffen Christian Schlegel, De nummis antiquis Gothanis ... (Frankfurt 1725), Johann Alexander Doederlein, Commentatio historica de nummis Germaniae mediae (Nürnberg 1729), Jacob von Melle, Sylloge nummorum ex argento unicalium, vulgo thalerorum seu imperialium (Lübeck 1698), Nicolaus Seeländer, Zehen Schriften von teutschen Müntzen mittlerer Zeiten ... (Hannover 1743), Joseph Maria Schneidt, Systematischer Entwurf der Münzwissenschaft bey denen Teutschen ... (Bamberg und Würzburg 1766), Johann Georg Friedrich von Hagen, Conventionsmünzcabinet oder Beschreibung der Thaler, Gulden und kleinen Silbermünzen ... (Nürnberg 1771) sowie 21 Titel von Johann Peter von Ludewig. Von den Titeln zu Medaillen und Siegeln sind nennenswert Heinrich Loriti Glareani, Liber de asse et partibus eius (Basel 1550), Lorenz Beger, Observationes et conjecturae in numismata quaedam antiquam (Köln 1691), Policarp Tentzel, Selecta numismata aurea, argentea et aerea maximi moduli ... (Jena 1693), Johann Michael Heinecke, De veteribus germanorum aliarumque nationum sigillis ... (Frankfurt und Leipzig 1709) und Erasmus Fröhlich, Annales compendiarii regum et rerum Syriae numis veteris illustrati ... (Wien 1750 und 1754).

R.G. Oriente (Orientalistik)

2.22 Die Gruppe umfaßt 9633 hebräische, arabische und orientalische Titel; 3565 Titel sind zum historischen Bestand zu rechnen, davon 358 aus dem 16. Jh (65 Germanica), 384 aus dem 17. Jh (81), 689 aus dem 18. Jh (136) und 1954 aus dem 19. Jh (316). Von den Germanica sind zu nennen Wiegand Happel, Linguae sanctae canones grammatici (Basel 1561), Johann Buxtorf, Lexicon chaldaicum talmudicum et rabbinicum (Basel 1639-1640), Christian Benedict Michaelis, Grammatica linguae syriacae (Halle 1741) und Friedrich Heinrich Wilhelm Gesenius, Geschichte der hebräischen Sprache und Schrift (Leipzig 1815).

R.G. Riproduzioni Fototipiche (Photomechanische Reproduktionen)

2.23 Bei den 474 Titeln dieser Gruppe handelt es sich um anastatische Nachdrucke, photographische Reproduktionen oder Faksimile von Inkunabeln und Frühdrucken, überwiegend aus dem 20. Jh. Deutscher Herkunft sind nur 8 Titel.

R.G. Riti (Riten)

2.24 Bei den insgesamt 736 Titeln handelt es sich um Drucke von Seligsprechungsprozeßakten, die zum überwiegenden Teil in Rom erschienen sind. Zum historischen Bestand zählen 221 Titel (17. Jh 9, 18. Jh 9, 19. Jh 203), darunter Beatificationis et canonizationis Clementis Mariae Hofbauer (Rom 1866-1884).

R.G. Scienze (Naturwissenschaften)

2.25 Von 5079 überwiegend naturwissenschaftlichen Titeln dieser Gruppe gehören 2330 zum historischen Bestand, darunter 247 deutscher Herkunft. Von den insgesamt 246 im 16. Jh gedruckten Titeln sind 67 Germanica, von 300 des 17. Jhs 53, von 595 des 18. Jhs 82 und von 1189 Titeln des 19. Jhs 45. Als Beispiele seien genannt Jean Taisnier, Opus mathematicum (Köln 1583); Johannes Kepler, Harmonices mundi libri V (Linz 1619); Collectanea chimica curiosa (Frankfurt 1693); Conrad Gesner, Opera botanica (Nürnberg 1753) und Kurt Sprengel, Geschichte der Botanik (Leipzig 1817-1818). Naturwissenschaftliche Titel finden sich darüber hinaus auch in anderen Sammlungen der Bibliothek (Palatina, Chigi oder Barberini).

R.G. Scienze sociali (Gesellschaftswissenschaften)

2.26 Dieser Gruppe wurden 5978 pädagogische, sozial- und staatswissenschaftliche Werke zugeordnet; zahlreiche Titel diesen Inhalts finden sich jedoch auch an anderen Stellen des Bestandes (R.G. Letteratura estera, R.G. Filosofia, Palatina oder Barberini). 573 Drucke sind vor 1900 entstanden, davon 59 im deutschen Sprachraum (16. Jh 2 von 11, 17. Jh 3 von 25, 18. Jh 9 von 77, 19. Jh 45 von 461). Erwähnenswerte Germanica sind De disciplina puerorum (Basel 1556), Giovanni Battista Pacichelli, De jure hospitalitatis universo (Köln 1675), Gabriel Naudé, Politisches Bedenken über die Staatsstreiche (Leipzig 1668), Friedrich Karl, Großherzog von Baden, Abrégé des principes de l'économie politique (Karlsruhe 1786), John Macfarlan, Untersuchungen über die Armut (Leipzig 1785), Aegidius Jais, Das Wichtigste für Eltern, Erzieher und Aufseher der Jugend (München 1786), Andreas Meyer, Wie soll ein junges Frauenzimmer sich würdig bilden (Erlangen 1786), Carl Friedrich Bahrdt, Handbuch der Moral für den Bürgerstand (Halle 1790) und Lothar Franz Ehlen, Entwurf eines Pensions- und Belohnungsinstituts für Dienstboten (Würzburg 1802).

R.G. SS. Padri (Patristik)

2.27 Die Schriften der Kirchenväter und -lehrer liegen in 1774 Titeln vor, von denen 1060 zum historischen Bestand gehören. Von 230 Drucken des 16. Jhs sind 61 Germanica, von 178 aus dem 17. Jh 23, von 204 aus dem 18. Jh 28 und von 248 aus dem 19. Jh 51. Hierher gehören u. a. eine Werkausgabe von Johannes von Damaskus (Basel 1536), Basilius der Große, Opera greca (Basel 1551), Hincmar von Reims, Epistolae (Mainz 1602) und Johann Christoph Wolf, Curae philologicae et criticae in SS. Apostolorum Jacobi, Petri, Judae et Joannis epistolas (Hamburg 1741).

R.G. Storia (Geschichte)

2.28 Zu dieser besonders umfangreichen Gruppe gehören 44.014 Titel, darunter 12.711 Titel historischer Bestand. Aus dem 16. Jh stammen 544 Titel (94 Germanica), aus dem 17. Jh 1614 (240), aus dem 18. Jh 2929 (420) und aus dem 19. Jh 7624 (1093). Den deutschen Anteil am Bestand repräsentieren Antoine Geuffroy, Aulae turcicae, othomannicique imperii, descriptio ... (Basel 1577), Wilhelm Stratemann, Theatrum historicum (Jena 1656), Abraham Nicolas Amelot de la Houssaye, La storia del governo di Venezia (Köln 1681), Johann Nicolaus von Hontheim, Prodromus historiae trevirensis diplomaticae et pragmaticae (Augsburg 1757) und Georg Pray, Annales rerum hungariae (Wien 1764-1767).

R.G. Teologia (Theologie)

2.29 Von 19.298 theologischen Titeln zählen 10.617 Titel zum historischen Bestand. Das 16. Jh vertreten 776 Titel (157 Germanica), das 17. Jh 1421 (212), das 18. Jh 2849 (375) und das 19. Jh 5571 (591). Es überwiegen zwar Werke der katholischen Theologie, jedoch wurden auch protestantische und einige jüdische Schriften aufgenommen. Germanica dieser Gruppe sind u. a. Ioannis Hus et Hieronymi Pragensis Confessorum Christi historia et monumenta (Nürnberg 1588), Pietro Ridolfi, Dictionarium concionatorum (Köln 1602), Jean Baptiste Gonet, Clypeus Theologiae Thomistichae (Köln 1677) und Martin Gerbert, Principia theologiae dogmaticae juxta seriem temporum et traditionis ecclesiasticae (St. Blasien 1758).

R.G. Vite (Biographien)

2.30 Die Gruppe umfaßt vor allem Biographien bedeutender Persönlichkeiten oder Charakterisierungen von Personengruppen. Viele Drucke kleineren Umfangs sind in Miscellaneen-Bänden zusammengefaßt. Der Bestand beläuft sich auf 16.554 Titel, von denen zum historischen Bestand 3641 Titel zählen (16. Jh 52, 17. Jh 292, 18. Jh 896, 19. Jh 2401). Deutscher Herkunft sind ca. 20 Prozent der Sammlung, darunter frühe Drucke wie Paolo Giovio, Elogia virorum bellica virtute illustrium (Basel 1575), Laurentius Surius, De probatis sanctorum historiis ... (Köln 1570-1575), Carlo Bascapé, De vita et rebus gestis Caroli S.R.E. Cardinali tituli S. Praxedis archiepiscopi Mediolani (Ingolstadt 1592) und D. Catharinae Senensis virginis sanctissimae dialogi in sex tractatus distributi (Köln 1601). Aus dem 18. Jh sind einige deutsche Handbücher und Nachschlagewerke zu nennen, so Johann Albert Fabricius, Memoriae hamburgenses (Hamburg 1710-1745), Johann Konrad Zeltner, Theatrum virorum eruditorum (Nürnberg 1720), Johann Philipp Moser, Sammlungen von Bildnissen gelehrter Männer und Künstler (Nürnberg 1794) und Friedrich Karl Gottlob Hirsching, Historisch-litterarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen, welche in dem 18. Jahrhunderte gestorben sind (Leipzig 1794-1815).

Sondersammlungen

2.31 Es handelt sich um 1419 Bde, die in der von Aldo Manuzio (1449–1515) in Venedig gegründeten Offizin gedruckt wurden. Darunter finden sich vor allem die ersten griechischen und lateinischen Klassikerausgaben – teilweise in Kleinformat. Die charakteristischen Drucklettern benutzte Manuzio ab der Werkausgabe Vergils (Venedig 1501) regelmäßig, so auch für die Gesamtausgabe der Werke Homers (1504). Vom berühmtesten Druck der Offizin, Francesco Colonnas Hypnerotomachia Poliphili, sind zwei Exemplare der Ausgabe von 1545 vorhanden. Neben den Klassikerausgaben finden sich die Institutionum grammaticarum libri quatuor (1508) Aldo Manuzios, die Epistolae (1558) und die ''Lettere volgari (1544) Paolo Manuzios sowie In Epistolas Ciceronis ad Atticum, Pauli Manutii commentarius'' (1553). Ein Verzeichnis dieser Sammlung enthält das 1880 von Luigi Zapelli erstellte Inventar der Frühdrucke (Vat. lat. 14618).

Archivio S. Pietro

2.32 Die Sammlung des Kapitelarchivs von St. Peter wurde auf Wunsch Pius XI. 1940 in die Vaticana gebracht. Die Drucksammlung bilden 332 Titel, davon erschien einer im 15. Jh, 32 im 16. Jh, 43 im 17. Jh, 105 im 18. Jh und 151 im 19. Jh. Lediglich 3 Titel sind deutscher Herkunft (18. Jh einer, 19. Jh 2). In der Handschriftenabteilung finden sich weitere 10 Inkunabeln, 46 Drucke aus dem 16. Jh, 44 aus dem 17. Jh und 11 aus dem 18. Jh. Darunter sind 6 Germanica des 16. Jhs und 4 des 17. Jhs, so etwa ''Eusebii Pamphili Caesariensis Chronicon'' (Basel 1559), Pierio Valeriano Bolzani, ''Hieroglyphica, sive de Sacris Aegyptiorum, aliarumque gentium literis commentarii'' (Basel 1556), Johannes Chrysostomos, Orationes quatuor (Ingolstadt 1595), Anastasius, Historia de vitis romanorum pontificum (Mainz 1602), Antonio Caracciolo, De vita Pauli quarti (Köln 1612) und Abraham Bzowski, Annalium ecclesiasticorum ... (Köln 1616–1672).

Barberini

2.33 Diese umfangreiche Sammlung geht zurück auf Kardinal Francesco Barberini, einen Neffen Papst Urbans VIII. und Kardinalbibliothekar (1626–1633) der Vaticana, der sie zur größten und bedeutendsten römischen Bibliothek neben der Vaticana ausbaute. Bis zu ihrer Erwerbung durch den Heiligen Stuhl im Jahre 1902 befand sie sich im Palazzo Barberini.

2.34 Der Handschriftenbestand setzt sich aus 10.788 lateinischen, 578 griechischen und 165 orientalischen Handschriften zusammen. Die Drucke, die in ihrer Gesamtheit zum historischen Bestand zu zählen sind, umfassen 36.049 Bde, darunter auch eine große Zahl Inkunabeln. Das mit der Bibliothek erworbene Familienarchiv zählt 10.000 Faszikel, die auch einige Informationen zur Bibliothek enthalten. Inventare und Aufzeichnungen der Bibliothekare sind jedoch in den Handschriftenbestand der Sammlung eingeordnet. Zu den Drucken wurde ein Alphabetischer Katalog in 10 Foliobänden angelegt (s. u. 3.5). Der zweibändige gedruckte Bibliothekskatalog von 1681 (s. u. 3.4) verzeichnet 245 Inkunabeln (davon 23 Germanica), für das 16. Jh 8787 Titel (2663 Germanica) und für das 17. Jh 11.640 Titel (3311 Germanica).

2.35 Diese Sammlung umfaßt die wichtigsten theologischen, philosophischen, historischen und literarischen Schriften, die bis Mitte des 17. Jhs gedruckt wurden. Im Bestand zur Theologie findet sich hier die einzige in der Vatikanischen Bibliothek vorhandene Ausgabe der auf Pergament gedruckten Gutenberg-Bibel (Biblia latina, Mainz 1450–1455). Von den Bibelausgaben sind außerdem zu erwähnen ''Divinae Scripturae veteris novaeque omnia'' (Straßburg 1524–1526, Basel 1545, Frankfurt 1597), ''Hebraica Biblia, latina plenaque nova Sebast. Munsteri traslatione (Basel 1546), Biblia ebraea'' (Hamburg 1603), Biblia sacra, hebraica & chaldaica ... (Basel 1620) und Novum Testamentum graecum ... (Hagenau 1521; Basel 1535, 1541–1542). Unter den polyglotten Ausgaben finden sich die Titel ''Biblia sacra graece, latine et germanice (Hamburg 1596) und Biblia sacra hebraice, graece et latine'' (Heidelberg 1599). Auch die wichtigsten Werke der Kirchenväter sind vorhanden, u. a. Augustinus' Gesamtwerke (Basel 1506, 1528–1529), Confessiones (Würzburg 1581, Köln 1620, Dillingen 1631) und De Civitate Dei (Speyer 1470) sowie Werkausgaben von Gregor I. (Basel 1551), Basilius I. (Teilausgabe, Basel 1532), Hieronymus (Basel 1553) und Gregor von Nazianz (Basel 1550, Köln 1609).

2.36 Das mittelalterliche theologische Schrifttum repräsentieren u.a. Albertus Magnus (Werkausgaben, Venedig 1494 und Paris 1651), Bonaventura (Werke, Rom 1588–1596; ''Breviloquium theologiae, Passau 1562), Boethius, Consolatio philosophica'' (Paris 1510, 1524 und 1656) und Opera omnia (Basel 1570) sowie Bernhard von Clairvaux, Opuscula quatuor ... (Ingolstadt 1614). Bei den Konzilsschriften finden sich ''Ex actis Concilii tridentini (Köln 1565) und Sacrosancti Concilii tridentini canones et decreta'' (Rom 1564, Köln 1620). Die Kirchengeschichte betreffen ''Pontifex romanus, seu de praestantia, officio auctoritate ...'' (Köln 1619), ''De catholicae Ecclesiae sacris processionibus ...'' (Köln 1608) und eine Werkausgabe Jacob Gretsers (Ingolstadt 1616). Unter verschiedenen Koran-Ausgaben finden sich als deutsche Drucke Theodor Biblianders ''Machumetis ... eiusque sucessorum vitae ac doctrinae ipseque Alcoran ...'' (Basel 1543) sowie Alcoranus S. Lex islamica Muhamedis ... (Hamburg 1694).

2.37 Barberini sammelte die wichtigsten Ausgaben griechischer und lateinischer Klassiker, u.a. von Aristoteles (Werkausgaben, Basel 1539, Venedig 1550–1552, Frankfurt 1584–1587), Platon (Werkausgaben, Basel 1534, 1539, 1551 und 1561; Frankfurt 1602), Euklid (''Elementorum geometricorum libri XV'', Basel 1546 und 1550; Straßburg 1564), Cicero (Werkausgaben, Venedig 1534–1537; Paris 1536–1539; Basel 1540; Köln 1615–1616 und 1624; Hamburg 1618–1619), Tacitus (Werke, Basel 1544; Annales, Basel 1544), Plinius (Naturalis historia, Basel 1545; Historia mundi, Basel 1530, Leipzig 1573, Heidelberg 1582–1593), Diodorus Siculus (Bibliotheca historiae, Hannover 1604 und 1611) und Flavius Josephus (Werkausgabe, Basel 1544).

2.38 In der umfangreichen Sammlung zur Geschichte finden sich als erwähnenswerte deutsche Drucke Einhardus, ''Annales regum francorum'' (Köln 1562), Adam von Bremen, Historia ecclesiastica (Kopenhagen 1579), Levoldus a Northof, Origines Marcanae: sive Chronicon comitum de Marca et Altena (Hannover 1613), Calvisius Seth, ''Elenchus calendarii gregoriani'' (Frankfurt 1612), Johannes Sleidanus, Commentariorum de statu religionis & republicae Carlo Quinto (Straßburg 1555 und 1559; Frankfurt 1619–1621), Wolfgang Lazius, Commentariorum in genealogiam austriacam (Basel 1564), Simon Schard, Historicum opus (Basel 1574), Johann Pistorius, Illustrium veterum scriptorum ... (Frankfurt 1583–1584) und Peter Lambeck, ''Commentariorum de augustissima Bibliotheca Vindobonensia'' (Wien 1665–1679).

2.39 Bemerkenswert zahlreich sind auch Werke protestantischer Autoren vorhanden, darunter etwa Matthias Flacius Illyricus, ''Ecclesiastica historica (Basel 1559), Joachim Camerarius, Auctores historiae ecclesiasticae (Basel 1544) und Opuscula quaedam moralia'' (Frankfurt 1583). Als Besonderheit der Sammlung Barberinis sind die unter den naturwissenschaftlichen Werken eingereihten alchimistischen Abhandlungen zu erwähnen, darunter Ars chemica (Straßburg 1566), Auriferae artis (Straßburg 1572–1592), ''Novum lumen chymicum ... (Köln 1617), Arnaldus de Villa Nova, Speculum alchimiae (Frankfurt 1615) und Halid ben Yazid al Umawi, Liber secretorum regis Calis, filii Iarichi, sive Lapides philosophici secreta secretorum'' (Frankfurt 1603).

Bergamo

2.40 Diese kleine Sammlung mit 925 Titeln stammt aus dem Besitz von Papst Johannes XXIII. (1958–1963), der in der Nähe von Bergamo geboren wurde. Von den meist regionalhistorischen Werken gehören 466 Titel dem historischen Bestand an, darunter 10 aus dem 16., 34 aus dem 17., 90 aus dem 18. und 332 aus dem 19. Jh.

Braille

2.41 Diese kleine Sammlung umfaßt nur 19 Titel in Blindenschrift. Als Beispiel sei Ignaz Landorfers ''Großer Katechismus für Blinde'' (Wien 1879) genannt.

Caetani

2.42 Die Bücher aus dem Besitz des Fürsten Gelasio Benedetto Anatolio Caetani übergab dessen Nichte der Vaticana im Jahre 1934. Der relativ kleine Bestand umfaßt 332 Bde. 3 Titel erschienen im 16. Jh (z.B. Cristoforo Landino, ''Opera del divino poeta Danthe con suoi comenti'', Venedig 1520), 14 Titel im 17., 37 im 18. und 124 im 19. Jh. Deutscher Provenienz sind nur 5 Titel aus dem 19. Jh.

Capponi

2.43 Die von Benedikt XIV. im Jahre 1746 erworbene Büchersammlung des Marchese Alessandro Gregorio Capponi wurde getrennt nach Handschriften und Drucken katalogisiert. Der 1747 erschienene Katalog der Drucke verzeichnet 2751 Werke, wobei allerdings die einzelnen Titel der Miscellaneenbände als eigenständige Titel ausgewiesen werden. Zur Sammlung gehören 105 Inkunabeln sowie 1773 Titel aus dem 16., 804 aus dem 17. und 212 aus dem 18. Jh. Capponi sammelte vor allem italienische Frühdrucke, besonders solche, die von der Accademia della Crusca empfohlen wurden. Unter den wenigen Germanica ist eine Inkunabel von Francesco Petrarcas ''Il Canzoniere'' (Basel 1474). Aus dem 16. Jh stammen 7 deutsche Drucke, so etwa Ulrich von Hutten, ''Epistola ad Bilibaldum Pirckheymer ... epistola vitae suae rationem exponens'' (Augsburg 1518), Petrus Apianus, Inscriptiones sacrosanctae vetustatis ... (Ingolstadt 1521), Justinian, Novellae Constitutiones (Basel 1561) und Lodovico Castelvetro, Poetica d'Aristotile volgarizzata (Wien 1570, Basel 1576). Zu den 24 Germanica des 17. Jhs gehören Alessandro Tassoni, ''La tenda rossa (Frankfurt 1513); Giambattista Marino, La Murtoleide'' (Nürnberg 1619, Speyer 1629); Ercole Bentivoglio, Raccolta di lettere (Köln 1631); Filippo Maria Bonini, ''L'Officio di Maria Vergine ... trasportato dalla Latina all'Italiana lingua'' (Wien 1672); Relazione tragica di Don Carlos ... (Köln 1680). Nur 9 Titel des 18. Jhs sind deutscher Provenienz, darunter Costantino Grimaldi, ''Risposta alla lettera apologetica di Benedetto Aletino (Köln 1702 und 1703) und der Titel Collectio figurarum'' (Augsburg 1710).

Casimiri

2.44 Von der Büchersammlung des Professors für liturgische Musik, Casimiro Raffaele Casimiri (s. o. 1.28), sind 1876 Titel zum historischen Bestand zu rechnen. Von den 2 Inkunabeln der Sammlung gehört eine zu den Germanica (''Regula Musice plane venerabilis Fratris Bonaventure Brixia ordinis minorum'', Brixen 1492); von 64 Drucken des 16. Jhs sind 3 Germanica (''Procopii Caesariensis De rebus gothorum, persarum ac vandalorum libri VII, Basel 1531; Beatus Rhenanus, Auctores historiae ecclesiasticae Eusebii Pamphili Caesariensis episcopi ...'', Basel 1539; Hospinianus [i. e. Rudolf Wirth], ''De origine ... festorum dierum Graecorum, Romanorum et Turcarum ...'', Zürich 1592). Von 188 Werken des 17. Jhs sind 7 deutscher Herkunft, so etwa Guido Bentivoglio, Della guerra di Fiandra (Köln 1633–1639), Giuseppe Frezza, ''Symboli apostolorum cantu firmo variati ... (Passau 1698) und Joachim Hildebrand, Rituale baptismi veteris publicis lectionibus'' (Helmstedt 1699). Das 18. Jh vertreten insgesamt 249 Titel, darunter 10 Germanica, wie Guillaume Bury, Romanorum pontificum brevis notitiae (Passau 1741), Francesco Guicciardini, Il sacco di Roma (Köln 1758) und Ludwig Ernst Gerber, ''Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler'' (Leipzig 1790–1792). Die 1373 Werke des 19. Jhs schließen 33 Germanica ein (z.B. ''Der Lebensbaum aus dem lateinischen des heiligen Kirchenlehrers und Cardinals Bonaventura'', Freiburg 1888).

Cerulli

2.45 Enrico Cerulli (s. o. 1.28), der zwischen 1950 und 1954 italienischer Botschafter in Teheran und ab 1967 Vizepräsident der naturwissenschaftlichen Accademia dei Lincei in Rom war und selbst historische und literarische Werke über die Beziehung der europäischen Kultur zur orientalischen Welt verfaßte, übergab der Vaticana 1954/55 seine Sammlung persischer Dramen (1055 Bde) und 1962/63 seine arabischen und äthiopischen Handschriften (328 Bde) sowie 515 Drucke, die überwiegend die orientalische Kultur und ihre Rezeption behandeln (20. Jh). Unter den wenigen Titeln deutscher Herkunft sind 2 aus dem 17. Jh: Hiob Ludolf, ''Grammatica linguae Amharicae, quae vernacula est Habessinorum... (Frankfurt a. M. 1698) und Lexicon Amharico-Latinum cum indice Latino'' (Frankfurt a. M. 1699).

Chigi

2.46 Schon früh hatten einige Mitglieder der aus Siena stammenden und später in Rom ansässigen Adelsfamilie Chigi Bücher gesammelt, doch begründet wurde die eigentliche Bibliothek von Agostino Chigi (1465–1520), der eine Handschriftensammlung anlegte und die Bibliothek der römischen Adelsfamilie Aldobrandini erwarb. Die Sammlung wurde im 17. Jh unter Fabio Chigi, dem späteren Papst Alexander VII. (s.o. 1.12), wesentlich bereichert. So erwarb er noch während seiner Zeit als Nuntius in Köln auch viele Drucke des deutschen Sprachraums. Eine weitere Ergänzung erfuhr der Bestand unter den drei Chigi-Kardinälen Flavio d. (Kardinalbibliothekar 1659–1681), Sigismondo und Flavio d. J. Die Bibliothek und das Archiv der Chigi erwarb Pius XI. schließlich 1923 vom italienischen Staat für die Vaticana.

2.47 Die Sammlung bilden 2603 Hss., darunter auch Bestände aus der Bibliothek der beiden aus Siena stammenden Piccolomini-Päpste Pius II. (1458–1464) und Pius III. (1503), sowie 22.297 Bde Drucke. Mit der Bibliothek wurden außerdem 25.306 Archiveinheiten erworben. Der historische Bestand der Drucke enthält 433 Inkunabeln (20 Germanica), 1756 Titel des 16. Jhs (386), 3694 Titel des 17. (865), 221 Titel des 18. und 2358 Titel des 19. Jhs.

2.48 Von den Bibelausgaben und -kommentaren sind vor allem das griechische Neue Testament (Straßburg 1524–1526) und die Vulgata (Basel 1538) sowie Erasmus' Annotationes in Novum Testamentum (Basel 1542) zu erwähnen. Unter den Werken der Kirchenväter und mittelalterlichen Autoren finden sich Augustinus, Confessiones (Löwen 1573, Köln 1620), Hieronymus, Opera (Venedig 1497–1498; Basel 1516 und 1573), Tertullian, Opera (Basel 1528), Gregor von Nazianz, Selectarum epistolarum (Ingolstadt 1598), Albertus Magnus, De anima (Venedig 1481), Boethius, De consolatione philosophiae ... (Köln 1535), Raimundus Lullus (Werke, Straßburg 1651) und Anselm von Canterbury, Meditationes (Köln 1649 und 1759). Hinzu kommen Werke der Renaissance, u. a. von Pius II. (Aeneas Silvius Piccolomini; Werke, Basel 1571).

2.49 Die Klassische Literatur vertreten u.a. Werkausgaben von Homer (o.O. 1528, Basel 1606), Platon (Köln 1592), Aristoteles (Hagenau 1535), Caesar (Venedig 1507, Frankfurt 1575) und Cicero (Köln 1615–1612). Weitere Autoren sind mit Einzelwerken vertreten, so Tacitus (Germania, Augsburg 1580), Plinius (Historia mundi, Basel 1525), Thukydides (''De bello peloponnesiaco, Frankfurt 1594) und Euklid (Elementorum ...'', Köln 1591). Die Geschichte betreffen außerdem Hartmann Schedel, Weltchronik (Nürnberg 1493); Diodorus Siculus, Bibliotheca historica ... (Basel 1559); Einhardus, Annales regum francorum (Köln 1561) und ''Vita et gesta Karoli Magni (Köln 1521); Widukind, Annalium libri tres'' (Frankfurt 1621); Dithmar von Merseburg, Chronicon (Helmstedt 1667); Chronica Regum Hungariae (Augsburg 1488); Johannes Sleidanus, Commentariorum de statu religionis & republicae Carlo Quinto (Straßburg 1555) und Joachim Camerarius, ''De rebus turcis commentarii ...'' (Frankfurt 1598).




Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.