FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Oesterreich > Wien

Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität

Adresse. Veterinärplatz 1, A-1210 Wien [Karte]
Telefon. . (0222) 711 55-240
Telefax. . (0222) 713 68 95
Bibliothekssigel. .<14>

Unterhaltsträger. . Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung.
Funktion. Veterinärmedizinische Bibliothek für Dozenten und Studenten sowie für alle einschlägig Interessierten.
Sammelgebiete. . Veterinärmedizin, Biologie, Botanik, Zoologie, medizinische Chemie, medizinische Physik, Landwirtschaft, Humanmedizin, Pharmakologie.

Benutzungsmöglichkeiten. . Ausleihbibliothek. - Öffnungszeiten: Lesesaal und Kataloge während der Vorlesungszeit: Montag, Dienstag, Donnerstag 9-17 Uhr, Mittwoch 9-19 Uhr, Freitag 9-16 Uhr; an vorlesungsfreien Tagen 9-13 Uhr. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofiche-Lesegerät, OPAC, CD-ROM.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schnellbahn und U 4 bis Wien-Mitte/Landstraße; Straßenbahnlinie O bis Wien-Mitte/Landstraße; Autobuslinien 74 A und 75 A bis Wien-Mitte/Landstraße.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Mitte des 18. Jhs gab es weltweit nur in Lyon und Alfort tierärztliche Ausbildungsstätten, die jedoch nicht öffentlich waren. Ein Handschreiben der Kaiserin Maria Theresia an den Hofkriegsratspräsidenten Rudolf Graf Chotek vom 24. März 1765 führte zur Gründung der ersten öffentlichen Veterinärschule im deutschen Sprachraum. 1767 eröffnete der Mailänder Tierarzt Ludwig Scotti in der ehemaligen Kayserlichen Stallmeysterey in Wien (dem heutigen Areal Gußhausstraße 27 und Favoritenstraße 3-5) die K.K. Pferde-Curen- und Operationsschule. Zehn Jahre später löste der Kaiser diese Schule wieder auf. Noch während des Bestehens der Scottischen Schule hatte Joseph II. den Chirurgen Johann Gottlieb Wolstein (1738-1820) beauftragt, sich den human- und veterinärmedizinischen Standard anderer Länder anzusehen. 1777 wurde schließlich unter der Leitung Wolsteins das Kayserlich-Königliche Thierspital eröffnet.

1.2 Im selben Jahr wurde auch eine Bibliothek an der Anstalt eingerichtet. Einem zeitgenössischen Bericht zufolge soll sie zwar schön und vollständig, aber nicht öffentlich zugänglich gewesen sein. Sie umfaßte 491 zumeist hippologische Werke, da damals überwiegend Pferde (der Armee) im Tierspital behandelt wurden. Wolstein hatte die Bücher zum größten Teil in England und Frankreich eingekauft. Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität

1.3 Nach Fertigstellung des Neubaues des Thierarznei-Institutes am heutigen Standort im Jahre 1823 übersiedelte die Bibliothek in den ersten Stock des Osttraktes, wo ihr ein über zwei Stockwerke reichender Saal zugedacht war. 1825 wurde für eine großzügigere Anschaffung von Büchern erstmals ein Betrag von 3000 Gulden bewilligt und bestimmt, daß die Reineinnahmen aus dem Hufbeschlag angelegt und die anfallenden Zinsen u. a. zur Erhaltung der Bibliothek zu verwenden seien. Diese Bestimmung blieb bis 1857 in Geltung. Danach gab es feste Jahresdotationen zur Erhaltung und Bereicherung der wissenschaftlichen Sammlungen und Museen, von denen die Bibliothek jährlich 600 bis 700 Gulden erhielt.

1.4 Nach Erlaß eines Reglements im Jahre 1857 durften die Schüler jeden Samstag die Bibliothek benützen, wobei ihnen allerdings nur die ihrem Studium angemessenen Bücher ausgehändigt wurden. 1876 umfaßte die Bibliothek bereits 9630 Bde, die nach dem Numerus currens aufgestellt waren. Im Jänner 1902 bekam die Bibliothek einen eigenen Diener, 1912 wurde ein zweiter angestellt. Dadurch war es nun möglich, den Lesesaal den Studierenden allgemein zugänglich zu machen. Anfangs stand die Bibliothek unter der unmittelbaren Aufsicht des Studien-Direktors, später wurde sie von einem Mitglied des Kollegiums verwaltet. Die öffentliche Zugänglichkeit war erst gewährleistet, als die Bibliothek 1919 dem Unterrichtsministerium unterstellt wurde. Gleichzeitig bestellte man erstmals einen Bibliotheksdirektor.

1.5 Unter der Leitung von Oskar Troll-Obergfell (Direktor ab 1933) kam es nicht nur zu einem beträchtlichen Bücherzuwachs; es erfolgten eine Reorganisierung der Bibliothek, die Anlage neuer Inventare, die Katalogisierung der Bestände nach den Preußischen Instruktionen sowie die Erstellung eines Periodika- und eines Dissertationskataloges. Viele humanmedizinische Werke wurden an die Universitätsbibliothek Wien abgegeben (sofern dort nicht vorhanden) oder ausgeschieden.

1.6 Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges beeinträchtigte die bibliothekarische Arbeit in großem Maße und führte zur Unterbrechung aller Verbindungen mit dem englischsprachigen Ausland. Obwohl die Bibliothek in den letzten Kriegsmonaten durch Granattreffer beschädigt worden war, nahm der wertvolle Zeitschriften- und Buchbestand keinen Schaden. Hingegen verbrannte ein Großteil der verlagerten ausländischen Dissertationen am Bergungsort, einige Werke gingen in den Wirren der Apriltage des Jahres 1945 verloren.

1.7 Nach Überwindung der Schwierigkeiten, die die unmittelbare Nachkriegszeit mit sich brachte, konnten mit den allmählich steigenden Jahresdotationen der Buchbestand - insbesondere durch Ankauf ausländischer Literatur - vergrößert werden und die infolge des Krieges entstandenen Lücken bei den Zeitschriftenbeständen geschlossen werden. Man ist bemüht, auch den Altbuchbestand konsequent zu vermehren. Im Juli 1990 wurde mit dem Neubau der Veterinärmedizinischen Universität im Campus-Stil begonnen (Standort Ecke Donaufelderstraße, Josef Baumann-Gasse). Die Fertigstellung ist für das Wintersemester 1994/1995 geplant, die Übersiedlung der Bibliothek soll 1995 erfolgen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand der Universitätsbibliothek umfaßt ca. 131.000 Bde, von denen 84.000 auf die Hauptbibliothek und 47.000 auf die Institute und Kliniken entfallen. Hinzu kommen 774 Zeitschriftentitel. Der historische Buchbestand beläuft sich auf 5506 Titel (darunter 231 Periodika), die in Magazinen nach dem Numerus currens aufgestellt sind. Aus dem 16. Jh stammen 18 Titel (darunter die einzige, um 1550 entstandene Hs. Wan ein Pferdt mit dem lincken Schenckel zücket), aus dem 17. Jh 36, aus dem 18. Jh 514 (9,34 Prozent) und aus dem 19. Jh 4938 Titel (89,68 Prozent). Den Zahlenangaben liegt die Zählung der katalogisierten Titel zugrunde.

2.2 4557 Titel (82,76 Prozent) sind in deutscher Sprache verfaßt, 462 in Französisch, 187 in Englisch, 164 in Italienisch, 91 in Latein, 12 in Polnisch, 11 in Dänisch, 9 in Niederländisch und 5 in Ungarisch. Der Rest verteilt sich auf Bulgarisch, Tschechisch, Spanisch, Serbokroatisch und Russisch.

Systematische Übersicht

2.3 Die naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer sind mit 61 Titeln zur Biologie, 54 zur Botanik (darunter das um 1520 gedruckte Werk Keutters, Kreütter des Teutschenlands, und Jeremias Heldts Kreuterbuch von 1566, beide reich illustriert) und mit 211 zur Zoologie vertreten; hingewiesen sei hier auf Pierre Belon du Mans La Nature et diuersité des poissons, avec leurs pourtraists, representez au plus pres du naturel (Paris 1550). Auf die Chemie entfallen 91 Titel, auf die Physik 31, auf Meteorologie und Geophysik 7 und auf Mathematik, Logik sowie Statistik 23.

2.4 440 Titel gibt es zur Allgemeinen Veterinärmedizin und zur Geschichte der Veterinärmedizin, darunter L'art vétérinaire (1563) von Jean Massé. Zu den Bereichen Anatomie, Histologie und Embryologie liegen 337 Titel vor (u. a. Carlo Ruinis Anatomia del cavallo von 1618), zur Physiologie und physiologischen Chemie 158. Zur Allgemeinen Pathologie und zur Pathologischen Physiologie besitzt die Bibliothek 109 Titel, zur Speziellen Pathologie und Therapie, Seuchenlehre sowie Hämatologie 852. Dieser Bestandskomplex birgt den größten Anteil an Drucken vor 1900; aus dem 18. Jh stammen u. a. ein Bericht über giftig ansteckende Viehseuchen (1764) und Der Tierarzt bei den Krankheiten der Schweine (1794).

2.5 Kleinere Bestände weisen die Vergleichende Verhaltensforschung (21 Titel) sowie Serologie, Hygiene und Mikrobiologie (60 Titel) auf. Chirurgie, Augenheilkunde, Röntgenkunde und Zahnheilkunde bieten insgesamt 294 Titel; das älteste chirurgische Werk der Bibliothek stammt von Vigiér (La grande Chirurgie des tumeurs, 1657). Auf Geburtshilfe (inklusive Gynäkologie, Krankheiten der Muttertiere und der Neugeborenen) entfallen 77 Titel, auf die Parasitologie 48.

2.6 320 Titel sind zur Pharmakologie und Toxikologie vorhanden; hervorgehoben sei ein sehr seltener Druck (unbekannter Verfasser) von 1583, Ein newe und bewerte Rossartzney. Mit 850 Titeln weist der Bereich Huf- und Klauenpflege, Beschirrungs- und Sattlungslehre sowie Pferdehaltung den zweitgrößten (und wertvollsten) Bestand an Drucken vor 1900 auf. Zu finden sind u. a. Friderici Grisonis' Künstlicher Bericht und allerzierlichste Beschreybung der streitbarn Pferdt volkommen zu machen (1573), ein Libro de Marchi de cavalli (1569) und Caspar Reuschleins Hippiatria (1593).

2.7 69 Titel liegen zu Fleischhygiene, Lebensmittelkunde, Schlachthofkunde und Tierkörperverwertung vor, 49 zur Tierernährung und Futtermittelkunde (u. a. Lewenaus Sehr wichtige Erinnerungen bey dem Gebrauche des Kleefutters von 1793), 61 zur Milchkunde. Weitere 214 Titel betreffen die Landwirtschaft (darunter Peter Schmidts Über die systematische Kultur des Futterklees, 1799).

2.8 Umfangreiche Bestände (467 Titel) gibt es zur Tierproduktion, Tierhaltung, Tierzüchtung und Alpwirtschaft, wobei die ältesten Werke aus dem 16. Jh stammen (Andreas Perneders Institutionen. Aufzug und Anzaigung etlicher geschriben Kayserlichen Recht der Thierzucht, 1545, sowie Fuggers Von der Gestüterey, 1584). 140 Werke behandeln Veterinärwesen, gerichtliche Tierheilkunde, Tierschutz und Tierversicherung, 149 Titel Bienen-, Fisch- und Wildtierkunde sowie die Bereiche Jagd, Heimtiere, Pelz- und Zootiere.

2.9 Die Humanmedizin ist mit 148 Titeln vertreten. Der restliche historische Bestand verteilt sich auf Allgemeines (75 Titel), Gesetze (67 Titel), Allgemeine Grund- und Hilfswissenschaften (9 Titel), Pädagogik und Bildungswissenschaften (3 Titel) sowie auf das Informations-, Buch-, Bibliotheks- und Dokumentationswesen (11 Titel).

3.KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Nominal- und Schlagwortkatalog

[in Zettelform, seit den dreißiger Jahren nach PI]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Periodikakatalog

[in Zettelform nach PI, seit 1990 nach vereinfachter RAK]

Olensky, Günter: Die Dissertationen der Veterinärmedizinischen Universität Wien 1908-1980. Wien 1986

[gedruckter Bandkatalog, nach Instituten und Kliniken geordnet; Nachtragsband für Dissertationen bis 1985, erschienen in Wien 1987]

3.3 Historischer Katalog

Verzeichnis der Alten Büchersammlung des k.k. Thierarznei-Instituts in Wien. Wien 1939

[gedruckter Bandkatalog, erstellt von Oskar Troll-Obergfell]

Girolla, Walter: Die Bibliothek. In: 200 Jahre Tierärztliche Hochschule in Wien. Festschrift. Wien 1968, S. 471-477

Günther, Gustav: Die k.u.k. Tierärztliche Hochschule in Wien in den zwei ersten Dezennien ihres Bestandes. In: Wiener tierärztliche Monatsschrift 4 (1917) S. 49-64

Günther, Gustav: Die Tierärztliche Hochschule in Wien. Düsseldorf 1930, S. 37 ff.

Schreiber, Josef: Zur Baugeschichte der Wiener Tierärztlichen Hochschule. In: Wiener tierärztliche Monatsschrift 43 (1956) S. 515-523

Schreiber, Josef: Bericht des abtretenden Rektors über seine Amtszeit 1956/57 und 1957/58. In: Wiener tierärztliche Monatsschrift 45 (1968) S. 744-752

Wirth, David: Bericht über die Amtszeit 1931/32 und 1932/33 des Rektors der Tierärztlichen Hochschule in Wien. In: Wiener tierärztliche Monatsschrift 21 (1934) S. 1-6

Stand: Dezember 1991

Dorothea Scherzer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.