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Muzeum pri správe národního parku a chránené krajinné oblasti Šumava - knihovna

Museum bei der Verwaltung des Nationalparks und des Landschaftsschutzgebiets Böhmerwald - Bibliothek


Adresse. Zámek 1, 385 01 Vimperk
Telefon. (0339) 41 15 06

Unterhaltsträger. Správa národního parku a chránené krajinné oblasti Šumava [Verwaltung des Nationalparks und des Landschaftsschutzgebiets Böhmerwald]
Funktion. Öffentliche Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Alle Wissensgebiete.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek - Öffnungszeiten: Vom 1. Mai bis 31. Oktober Dienstag bis Sonntag 9-12 Uhr und 13-16 Uhr. Montags geschlossen. Vom 1. November bis 30. April Montag bis Freitag 7.30-16 Uhr - Leihverkehr: nicht angeschlossen
Gedruckte Informationen. S. u. 4.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. - Regelmäßige Busverbindungen von Praha-Florenc oder Ceské Budejovice [Budweis] nach Vimperk. Vom Bahnhof örtliche Buslinie bis Haltestelle Nemocnice. Fußwegnähe von der Haltestelle (ca. 10 Minuten). Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 25 Minuten). - Von Prag Straße Nr. 4 über Strakonice [Strakonitz] oder von Passau Straße Nr. 12 bis Vimperk (Grenzübergang Philippsreut). Parkmöglichkeiten vor dem Schloß.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Erste Bemühungen, ein Museum in Vimperk zu gründen, gehen auf die Jahre 1920/21 zurück. Zur offiziellen Gründung eines öffentlichen Stadtmuseums [Mestské muzeum] kam es jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1950. Die Museumssammlungen mußten seitdem dreimal umziehen: 1950 in das Schloß Kralik, später in das Bürgerhaus am Winterberger Platz und zuletzt 1964 in das örtliche Schloß aus dem früheren Besitz des Adelsgeschlechts Schwarzenberg. 1993 stellte die Stadt Vimperk das Museum unter die Verwaltung des Nationalparks und des Landschaftsschutzgebiets Böhmerwald.

1.2 Die Bibliothek entstand gleich im Gründungsjahr des Museums 1950 durch Schenkungen von Bürgern und durch die Sammeltätigkeit der Museumsangestellten. Die Herkunft der meisten Schenkungen ist nicht mehr feststellbar; bekannt ist nur, daß eine Schenkung des Apothekers und Unternehmers Dr. Bohuslav Budínský (1882-1973) einging, die auch eine Inkunabel aus der Druckerei von Johannes Alacraw enthielt. Einige Kalender des Sammlungsbestandes stammen von Winterberger Bürgern, die meisten wurden jedoch auf dem Dachboden der örtlichen Druckerei gefunden. Die Druckerei wurde 1855 von Johann Steinbrenner gegründet und begann 1876, als Verlag für Kalender und Gebetbücher in verschiedenen Sprachen zu arbeiten. Vimperk gehört zu den Orten in Böhmen mit jahrhundertealter Drucktradition. Bereits in den Jahren 1484/85 druckte Johannes Alacraw hier Inkunabeln, von denen allerdings nur 2 durch Exemplare belegt sind.

1.3 Seit 1960 wurden für die Bibliothek gelegentlich Ankäufe moderner Fachliteratur getätigt. Eine systematische Bestandsvermehrung fand zu keiner Zeit statt. Die Buchbestände wurden eher zufällig durch Schenkungen zusammengetragen, werden als Sammlungsgegenstände des Museums geführt und als solche katalogisiert (s. u. 3.1). Aufgestellt sind sie in der Bibliothek nach Numerus currens.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Den Gesamtbestand der Bibliothek bilden insgesamt 1893 Bde. Er setzt sich aus einem Hauptbestand und einer separaten Sondersammlung mit Kalendern aus der örtlichen Produktion zusammen.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Das älteste und zugleich wertvollste Werk ist die Inkunabel aus der Schenkung Dr. Budínskýs: Albertus Magnus, Summa de eucharistiae sacramento (Winterberg: Johannes Alacraw 1484). Es handelt sich um einen von zwei historisch belegten Drucken aus dieser Werkstatt. Alte Drucke machen mit 335 Titeln nahezu 18 Prozent des Bestandes aus. Das 16. Jh ist mit 11 Titeln (3,2 Prozent), das 17. Jh mit 20 Titeln (6,2 Prozent), das 18. Jh mit 175 Titeln (52 Prozent) und das 19. Jh mit 129 Titeln (38,3 Prozent) vertreten. Eine Sondersammlung der Kalender umfaßt 1257 Bde, von denen 178 Bde aus dem 19. Jh stammen und 1079 Bde nach 1900 herausgegeben wurden (s. u. 2.7).

2.3 Die Inkunabel liegt in lateinischer Sprache vor. Bei den Alten Drucken überwiegen Werke in deutscher Sprache. Es liegen 185 deutsche Titel (54,4 Prozent) vor, die meisten aus dem 18. Jh (78 Titel) und dem 19. Jh (103 Titel). Aus dem 16. und 17. Jh liegen jeweils nur 2 deutsche Drucke vor. Die zweite Stelle nehmen lateinische Werke mit insgesamt 116 Titeln (30,5 Prozent) ein, davon eine Inkunabel, 6 aus dem 16. Jh, 17 aus dem 17. Jh, 88 aus dem 18. Jh und 5 aus dem 19. Jh. Die tschechische Sprache ist mit 30 Titeln (8,9 Prozent) vertreten, die hebräische mit 2 Titeln aus dem 19. Jh (0,6 Prozent). Die Kalender des 19. Jhs liegen vornehmlich in deutscher Sprache vor (136 Bde oder 75,4 Prozent), gefolgt von Tschechisch (23 Bde oder 12,8 Prozent), Serbokroatisch (9 Bde oder 5,6 Prozent), Slowakisch (6 Bde oder 3,3 Prozent) und Polnisch (4 Bde oder 2,2 Prozent). Museum Nationalpark Böhmerwald

Systematische Übersicht

2.4 Inhaltliche Schwerpunkte der Buchsammlung liegen bei Schriften mit religiöser und medizinischer Thematik. Aus dem 16. Jh sind zudem Werke über Recht, Botanik, Landwirtschaft und Obstbau bemerkenswert, darunter z. B. von Pietro de Crescenzi Von dem Feldbau und vollkommener Bestellung eines ordentlichen Mayershofs, oder Landguts (Straßburg 1586). Bei den inhaltlich ähnlich aufzuteilenden Werken des 17. und 18. Jhs finden sich u. a. Conrad Victor Schneider, Liber de morbis capitis (Wittenberg 1669); Václav Hájek z Libocan, Annales Bohemorum (Prag 1763) und die General-Zunffts-Artikulen, für die Zunfften deren Königlich Böheimbischen Erb-Landen (Wien 1739).

2.5 Die Drucke des 19. Jhs betreffen wiederum großenteils die Medizin und die Theologie. Eine kleinere Gruppe betrifft die Forstwirtschaft, zu der vornehmlich Lehrbücher vorliegen wie Heinrich Cottas Anweisung zum Waldbau (Dresden 1835) und Georg Ludwig Hartwigs Lehrbuch für Förster und die es werden wollen (Wien 1818). Weniger umfangreich vertreten sind Werke zum Handwerk, wie z. B. Auguste Racinets Das polychrome Ornament. Hundert Tafeln in Gold-, Silber- und Farbendruck (Stuttgart 1847); zu den Naturwissenschaften einschließlich Mineralogie und Chemie, z. B. August Ferdinand L. Dörffurts Abhandlung über den Kampher (Wittenberg und Zerbst 1793), sowie zu Philosophie, Belletristik, Poesie und Klassikern der deutschen Literatur (darunter Gesamtausgaben von Goethe). Die deutschsprachigen Werke des 19. Jhs wurden zum größten Teil in deutschen Städten herausgegeben, so in Frankfurt, Hannover, Halle und Stuttgart, aber auch in Paris.

2.6 Bei den gedruckten Büchern aus Vimperk handelt es sich fast ausschließlich um Gebetbücher aus dem 19. Jh in verschiedenen europäischen Sprachen. Etwa 60 Gebetbücher stammen aus der Winterberger Druckerei von Johann Steinbrenner aus dem Zeitraum 1870 bis 1930, sind jedoch ohne Jahresangabe erschienen. Die Gebetbücher liegen in tschechischer, deutscher, englischer, serbokroatischer und spanischer Sprache vor. Als Beispieltitel seien genannt Katholische Geisteserhebungen bei gottesdienstlichen Versammlungen (Tabor und Neuhaus ca. 1840) sowie ein Erlass des bischöflichen Ordinariates von Budweis an den Klerus der Diöcese (Budweis 1862-1864). Drucke aus der südböhmischen Region liegen zwar nicht in großer Zahl vor, dennoch haben sie einen wichtigen Aussagewert über die Druckproduktion dieses Gebiets in Südböhmen. Sie stammen u. a. aus Ceské Budejovice [Budweis], Jindrichv Hradec [Neuhaus] und Ceský Krumlov [Krumau]. So liegt speziell zum Böhmerwald vor Hans Preitschopfs Auf in den Böhmerwald. Ein Werbebüchlein zur Hebung des Fremden- und Touristenverkehres (o. O. o. J.), das wahrscheinlich im 19. Jh in Budweis erschienen ist.

Sondersammlung

2.7 In der 1257 Bde umfassenden Sondersammlung der Kalender stammen 178 Bde aus dem 19. Jh und 1079 Bde aus dem 20. Jh. Die zumeist broschierten Kalender liegen im Oktavformat und in 23 verschiedenen Sprachen vor, wobei Tschechisch den Großteil ausmacht. Deutschsprachige Kalender sind weniger zahlreich vertreten. Die Kalender waren im 19. Jh ein verbreitetes Genre der Volksliteratur. Sie dienten nicht nur der Zeitmessung, sondern waren wichtige Informationsquellen über Feiertage, Heilige, das Wetter, Jahrmärkte, enthielten Reklame und Belehrungen, u. a. über die Landwirtschaft oder die Gesundheitspflege; zudem dienten sie der Unterhaltung.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform]

Zuwachsbuch der Sammlungsgegenstände

[verzeichnet chronologisch neben den Sammlungsgegenständen des Museums auch Bücher, Kalender und andere Druckschriften]

3.2 Historischer Katalog

Seznam knih Mestského muzea ve Vimperku [Bücherverzeichnis des Stadtmuseums in Vimperk]. [mschr.; um 1960]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Muzea na Prachaticku [Museen in der Prachatitz-Region]. Praha o. J. [Faltblatt]

Prvodce Vimperkem a chránenou oblastí Šumava [Führer durch Vimperk und das Naturschutzgebiet Böhmerwald]. Ceské Budejovice 1979

Vimperk, mesto pod Boubínem [Vimperk, Stadt am Berg Boubín]. Hrsg. von Josef John. Ceské Budejovice 1979

Glas ohne Grenzen - Führer durch Glassammlungen und Museen, die die Glasvergangenheit im Bayerischen Wald, Böhmerwald und Mühlviertel belegen. Red. Karin Schneck. Deggendorf 1994, S. 50-51

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Riedl, Mirko: Katalog prvotisk jihoceských knihoven [Katalog der Inkunabeln der südböhmischen Bibliotheken]. Praha 1974

Stand: Juni 1998

Milena Smolová

Pavel Pohlei


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.