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Knjiznica Franjevackog samostana

Bibliothek des Franziskanerklosters


Adresse. Franjevacki samostan, Zvonimirov trg 8, 33400 Virovitica Telefon und
Telefax. (033) 726 731

Unterhaltsträger. Hrvatska franjevacka provincija Sv. Cirila i Metoda [Kroatische Franziskanerprovinz der Hll. Kyrillus und Methodius]
Funktionen. Spezialbibliothek, Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Vor allem Theologie und religiöse Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Die Bibliothek ist als bewegliches nationales Kulturgut registriert. Sie ist für Besucher nicht zugänglich.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Franziskaner ließen sich im 13. Jh in Virovitica nieder, als Königin Maria,

 Eigentümerin der Stadt und Gattin des ungarischen Königs Bela
IV., eine Kirche und ein Kloster für den Orden errichten ließ. Für die ersten Jahrhunderte nach ihrer Ankunft sind keine zuverlässigen Angaben zum Wirken der Franziskaner in Virovitica überliefert, da alle Dokumente mit dem Kloster im Eroberungszug der Osmanen zerstört wurden. Man darf jedoch annehmen, daß die Franziskaner im 14. und 15. Jh großen Einfluß in der Region besaßen. Vermutlich war im Kloster von Beginn an eine Büchersammlung oder Bibliothek vorhanden, die jedoch ebenfalls mit dem Kloster vernichtet wurde. Bevor 1552 die Türken Virovitica einnahmen und bis 1684 besetzten, verließen die Bevölkerung und die Franziskaner die Stadt.

1.2 Unmittelbar nach der Befreiung der Stadt kamen mit dem kaiserlichen Befreiungsheer bereits franziskanische Ordensbrüder aus den deutschen Gebieten der Monarchie, aber auch aus verschiedenen Teilen Kroatiens nach Virovitica. Offiziell wurde die Rückkehr des Ordens nach Virovitica am 4. April 1686 durch ein Dekret Kaiser Leopolds I. erlaubt, das urkundlich das Eigentumsrecht des Ordens an allen Gütern bestätigte, die sich vor der türkischen Belagerungszeit im Besitz der Franziskaner befunden hatten. Zeitgleich mit einem vorerst hölzernen Kloster wurde eine Bibliothek aufgebaut. Ab 1722 gab es Pläne für den Bau eines neuen Klosters, der 1726 begonnen wurde. Die Arbeiten am Klosterneubau dauerten bis 1746 an. Im Jahre 1751 wurde schließlich auch eine neue Franziskanerkirche errichtet.

1.3 Die Franziskaner nahmen in der Region Virovitica nicht nur pastorale Aufgaben wahr, sondern beeinflußten aktiv das Bildungswesen, das Kulturleben und das Gesundheitswesen der Stadt. Zum Kloster gehörten die Theologische Moralschule (1730-1774), die Philosophische Schule (1771-1783, mit Unterbrechungen), eine Apotheke und ein Krankenhaus (1735-1815, mit Unterbrechungen). Die verschiedenen Aufgabenfelder der Franziskaner, insbesondere die Moralschule und die Philosophische Schule des Klosters, bestimmten den Bestandsaufbau der Bibliothek.

 Die inhaltlichen Schwerpunkte der Sammlung sind denen
anderer Franziskanerbibliotheken auf slawonischem Gebiet ähnlich. Diese Übereinstimmungen sind das Resultat einer ausgewogenen Erwerbungspolitik in der gesamten Franziskanerprovinz und außerdem darauf zurückzuführen, daß alle Bibliotheken dieser Ordensprovinz etwa zur gleichen Zeit entstanden oder wieder aufgebaut wurden (Ende des 17. oder Anfang des 18. Jhs). Dennoch ist die Bibliothek in Virovitica von ungewöhnlicher inhaltlicher Vielfalt; so finden sich neben Werken zur Theologie auch solche zu Kunst, Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaften sowie Schöne Literatur. Hinzu kommen Titel zu Medizin und Pharmazie sowie Lehrbücher. Bis heute wird der Bestand durch Neuerwerbungen religiösen und allgemeinkulturellen Inhalts ergänzt. Den Krieg zu Beginn der neunziger Jahre des 20. Jhs überstand die Bibliothek ohne Verluste. Nach dem Krieg (im Dezember 1992) erhielt sie auf Beschluß des Regionalinstituts für Denkmalpflege in Osijek den Status eines beweglichen Kulturgutes der Kategorie A.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt ca. 7000 Bde, von denen ca. 2000 Bde auf die Rara-Sammlung mit Drukken bis 1900 entfallen. Dieser historische Bestand gliedert sich chronologisch in eine Inkunabel, ca. 100 Bde (5 Prozent) aus dem 16. Jh, 400 Bde (20 Prozent) aus dem 17. Jh, 700 Bde (35 Prozent) aus dem 18. Jh und 800 Bde (40 Prozent) aus dem 19. Jh. Der jeweilige Germanica-Anteil ist nicht feststellbar, da der Bestand bisher nicht geordnet und bearbeitet ist.

2.2 Die Sammlung war ursprünglich nach einem

hauseigenen Klassifikationsschema aufgestellt, das Philosophisch-theologische Disziplinen, Geschichte, Recht, Literatur und Wissenschaften allgemein berücksichtigte. Innerhalb jeder Gruppe erfolgte die Anordnung alphabetisch. Diese Systematik wurde nicht streng beibehalten, so daß heute die Aufstellung nach Format überwiegt. Von der alten Systematik zeugen jedoch Regalaufschriften, Signaturen und einzelne, geschlossen erhaltene Bestandskomplexe.

2.3 Das älteste Buch im Bestand ist die 1495 in Basel bei Froben gedruckte Biblia latina. Bei einer Revision im Jahre 1986 stieß man auf eine weitere Bibel aus Frobens Offizin, allerdings ist keine sichere Aussage über das Erscheinungsjahr möglich, da der Druck nicht vollständig erhalten ist. Möglicherweise handelt es sich um eine 1491 gedruckte Ausgabe, von der weitere Exemplare in den Franziskanerklöstern in Zagreb und Varazdin aufbewahrt werden. Germanica des 16. Jhs sind

 Lexicon Latino-germanicum (o. O.
1537), Enchiridion rei medicae triplicis (Zürich 1571) und Victorin Strigel, Scholae historicae ... (Neustadt: Matthaeus Harnisch 1586). Das frühe 17. Jh repräsentieren Petrus Chrysologus, Sermones in Evangelia (Köln 1627) und Hieronymo Strasser, Illustre Martyrium quatuor-decim fratrum minorum regul. observantiae ab haereticis Pragae Bohemiae pro fide cath. occisorum ... (Wien 1624). Den Kern des historischen Bestandes bilden Drucke aus der Wiederentstehungszeit der Bibliothek Ende des 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jhs. Sie stammen vornehmlich aus Italien (Venetien), Süddeutschland (Augsburg, München) und Österreich, so etwa Andreas Josephus Illyes, Verbum abbreviatum ... (Wien 1695), Abraham a Sancta Clara, Grammatica religiosa (Salzburg 1691), Euklid, Elementorum libri XV (Köln 1664) und Johann Storch, Praxis casualis medica (Eisenach 1738).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[hschr.; erstellt 1942 von dem Franziskaner Jerko Knoblehar anläßlich eines Besuchs im Kloster; mit Angaben zu Verfasser, Titel, Bandzahl, Druckort und Erscheinungsjahr, Signatur und Inventarnummer]

Systematischer Katalog

Inventarbuch

[angelegt 1942 von dem Franziskaner Jerko Knoblehar]

[alle Kataloge in Zettelform]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Klosterchroniken

Professorenverzeichnis

Korrespondenz (amtlich und privat)

Register verschiedenen Inhalts

4.2 Darstellungen

Cvekan, Paškal: Virovitica i franjevci [Virovitica und die Franziskaner]. Virovitica 1977

Cvekan, Paškal: Doprinos virovitickog samostana u razvoju kulturno prosvjetnog zivota Virovitice [Der Einfluß des Franziskanerklosters auf die Entwicklung des kulturellen Lebens und des Bildungswesens der Stadt Virovitica]. In: Viroviticki zbornik [Virovitische Sammelschrift] (1986) S. 83-95

Virovitica: izabrane teme [Virovitica: Ausgewählte Themen]. Virovitica 1996 [Monographie über die Stadt; in einer Reihe von Beiträgen findet auch die Franziskanerbibliothek Erwähnung]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Juric, Šime; Frkin, Vatroslav: Katalozi inkunabula crkvenih ustanova u Hrvatskoj. III: Zbirka inkunabula u knjiznicama Hrvatske franjevacke provincije Sv. Cirila i Metoda [Katalog der Inkunabeln in kirchlichen Einrichtungen Kroatiens. III: Inkunabeln in den Bibliotheken der kroatischen Franziskanerprovinz der Hll. Kyrillus und Methodius]. In: Croatica Christiana 20 (1987) S. 130-172 [zum Kloster in Virovitica S. 166]

Stand: Dezember 1999

Dragutin Katalenac


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.