FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Vlašim

Schloßbibliothek

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1665 wurde das Schloß von Fürstin Bozena von Porcia erworben, die es ihrer Tochter Franziska Benigna (1645-1690) vermachte, der Gemahlin von Graf Helmhart Christoph Ungnad von Weißenwolff (1634-1702). Infolge der Heirat der Gräfin Marie Josepha Ungnad (1703-1730) mit dem Fürsten Johann Wilhelm von Trautson (1700-1775) ging das Schloß in das Eigentum dieser Familie über. Die Reste der Bibliotheken der Trautsons und Ungnads bilden den Grundstock des heutigen Bestandes. Vlašim

1.2 Nach dem Erlöschen der männlichen Linie des Hauses Trautson mit Johann Wilhelm erbte das Schloß seine Tochter Marie Josefa Rosalia (1724-1792), die mit dem Fürsten Karl Joseph von Auersperg (1720-1800) verheiratet war. Ihr folgte der Sohn Fürst Wilhelm d. Ä. (1749-1822) mit seiner Gemahlin, der Gräfin Leopoldine Francisca von Waldstein (1761-1845), die beide für eine wesentliche Erweiterung der Bibliothek sorgten. In der nächsten Generation ist Fürst Wilhelm d. J. (1782-1827) zu nennen, dessen erste Gemahlin Aglaja Paulina Gräfin von Windischgrätz (1788-1805) in die Vlašimer Bibliothek einen Teil der Bibliothek ihrer Familie einbrachte. Nach ihnen trug Fürst Karl Wilhelm (1814-1890) zum Ausbau des Buchbestandes bei. Der letzte private Inhaber von Schloß Vlašim aus der Auersperger Familie war Prinz Karl (1895-1980). Heute befindet sich die Bibliothek im Besitz und unter der Verwaltung des Nationalmuseums in Prag.

1.3 Unter den inkorporierten Beständen sind kleinere Teile der Bibliothek des Grafen Franz Joseph von Künigl sowie der Sammlungen von Andreas Franz von Iaren und der Ritter Kralik von Mayerswalden, einer Familie von Glasfabrikanten. Bücher aus der Provenienz von Iaren tragen das heraldische Exlibris Ex Bibliotheca Andreae Francici Iarensis equitis et armorum reguli.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek zählt 3504 Bde, davon sind ca. 25 Bde aus dem 17. Jh und ca. 1160 Bde aus dem 18. Jh. Der Rest (ca. 2300 Bde) stammt aus dem 19. Jh. Ungefähr 70 Prozent sind Werke in deutscher Sprache, die übrigen in französischer.

2.2 Den Kern der Bibliothek bilden Werke aus der zweiten Hälfte des 18. und vom Anfang des 19. Jhs, hauptsächlich deutsche und französische Theaterliteratur, Poesie, Belletristik und Reisebücher. Vertretene Autoren sind August Wilhelm Iffland, Christoph Martin Wieland, Schiller und Walter Scott. Aus der gleichen Zeit stammt Schrifttum über den Verlauf der Französischen Revolution. Unter den historischen Werken dominieren Biographien, vor allem von Herrschern. Einen Teil des Bestandes bilden ökonomische und landwirtschaftliche Werke, wobei insbesondere Literatur zum Gartenbau und Obstbau gesammelt wurde sowie Werke über Blumenzucht im Haus oder in Gewächshäusern.

2.3 Geringer ist die Zahl der Militaria, wobei es sich fast ausschließlich um zeitgenössische Beschreibungen der Schlachten in den preußisch-österreichischen Kriegen in der Mitte des 18. Jhs handelt. Aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind politische Publikationen zu erwähnen, in erster Linie zu den Sprachen- und Nationalitätenproblemen von Österreich-Ungarn.

3. KATALOGE

Gesamtkatalog der Schloßbibliotheken unter der Verwaltung des Nationalmuseums in Prag.

[erstellt 1983-1987]

Standortkatalog

[2 Bde; aus Kopien des Gesamtkatalogs; erstellt 1976]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Mašek, Petr: Zámecká knihovna Vlašim [Die Schloßbibliothek Vlašim]. In: Muzejní a vlastivedná práce [Museums- und heimatkundliche Arbeit]. [im Druck]

Stand: Dezember 1996

Petr Mašek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.