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Adresse. Nobelstr. 9-13, 08523 Plauen
[Karte]
Telefon. (03741) 291-2400 bis -2410
Telefax. (03741) 291-2409
Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Plauen
Funktion. Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Regionalgeschichte des Vogtlandes und der Stadt Plauen.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung während der Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Sonntag 10-16 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fernbahnhöfe Plauen Oberer Bahnhof und Plauen Unterer Bahnhof. Von beiden Bahnhöfen Straßenbahnverbindung (Linie 2) bis Haltestelle Am Tunnel. A 72 (E 441), Ausfahrt Plauen-Ost. Parkplätze am Theater oder an der Syrastraße. Fußwegnähe ab Haltestelle Am Tunnel und Parkplatz (ca. 10 Minuten).
1.1 Die Eröffnung der zunächst als Städtisches Museum Plauen benannten Einrichtung in den klassizistischen Gebäuden in der Nobelstraße erfolgte im Jahre 1923. Dank der Initiative der 1894 gegründeten Museumsgesellschaft Plauen und der Mitwirkung von neun heimatkundlichen und kunstinteressierten Vereinen seit 1910 besaß das Museum von Beginn an einen historischen Sammelbestand sowie eine Handbibliothek. Trotz der geringen Unterstützung durch die Stadt wuchs der Bestand durch Stiftungen und Schenkungen rasch an.
1.2 So ging 1921 der gesamte künstlerische Nachlaß des Malers Hermann Vogel (1854-1921) ein. 1924 stellte die Vogtländische Kunstvereinigung ihr reichhaltiges Julius-Mosen-Archiv zur Verfügung. 1925 übernahm das Museum die seit 1876 gepflegte Sammlung des Vogtländischen Vereins für Geschichte und Altertumskunde, der sich schon seit den achtziger Jahren des 19. Jhs auf Quellenforschung und -publizierung konzentriert hatte. Der Verein der Naturfreunde überließ 1926 seine schriftlichen und gegenständlichen Fonds der Stadt. Wertvolle historische Ausgaben des Plauener Naturkundevereins fanden nach Verlust ihres Domizils durch einen Bombenangriff im Winter 1944/45 mit den übrigen Beständen ihren Verbleib im Vogtländischen Kreismuseum. 1931 hatte die Bibliothek ferner Teile des Bestandes der aufgelösten Kirchschulbibliothek erhalten. Regelmäßige fachkundige Bucherwerbungen konnten nur im engen Rahmen stets unzureichender Haushaltsmittel des Museums stattfinden.
1.3 Während der dreißiger Jahre bis nach 1945 erfolgte die Verwaltung von Museum, Stadtarchiv und Stadtbibliothek in Personalunion, so daß es wiederholt zur Weitergabe von Beständen, z. B. der historischen Karten u. a. kam. Dem verheerenden Bombenangriff auf die Stadt am 10./11. April 1945 fiel auch ein Gebäudeflügel des Museums zum Opfer. Die Verluste der Bibliothek können wegen der fehlenden Kataloge nicht eindeutig beziffert werden. Bei der Bergung kulturhistorischer Gegenstände aus den vogtländischen Rittergütern gingen vor allem Bibeln und Gesangbücher an das Museum. Mit gezielten Ankäufen, Schenkungen und Übernahmen konnte die Museumsbibliothek nach Ende des Krieges planmäßig erweitert werden. Einen wichtigen Beitrag zur Vergrößerung des Bestandes leistet der Schriftentausch des Museums.
Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.1 Aus dem errechneten Gesamtumfang der Bibliothek von ca. 9000 Titeln wurde ein Anteil von ca. 3000 Titeln historischen Bestandes durch Auszählung der separat aufgestellten Werke bis 1830 sowie durch Hochrechnung des übrigen Druckschriftenbestandes aus dem 19. Jh ermittelt. Das Museum verfügt über 24 Titel aus dem 16. Jh, 65 aus dem 17. Jh und 301 aus dem 18. Jh. Ca. 2600 Titel (86 Prozent) erschienen im 19. Jh. Vier deutsche Titel waren chronologisch nicht zuzuordnen.
2.2 Die Mehrheit der Titel ist deutschsprachig. Der gezählte Bestand bis 1830 weist in deutscher Sprache 634 Titel auf. Hinzu kommen 7 Titel in Latein, 6 in Französisch, 4 in Tschechisch und einer in Arabisch. 179 besonders wertvolle historische Werke bewahrt das Museum gesondert als " Buchaltertümer". Systematische Übersicht
2.3 Die Werke der Sachgruppe Geschichte betreffen vorrangig die historischen Ereignisse der vogtländischen Region. Der Kernbestand geht auf die 1925 übernommene Sammlung des Vereins für vogtländische Geschichte und Altertumskunde einschließlich der in seinen Mitteilungen seit 1875 erschienenen Arbeiten zurück. Eine Sonderstellung nehmen die Schriften des seinerzeit als " deutscher Sokrates" bekannten gebürtigen Plaueners Johann Gottlob Heynig (1772-1832) ein. Seine zahlreichen Arbeiten gelten vorrangig psychologischen Fragen, philosophischen Auseinandersetzungen mit Fichte und Kant, historischen Themen und der Zeitgeschichte der brandenburgischen Länder.
2.4 Das Museum verfügt über einen kleinen Bestand militärhistorischer Schriften aus dem 18. Jh. Die Adreßbuchsammlung ist vom ersten Adreßbuch der Kreisstadt Plauen von 1854 bis 1950 fast vollständig. Die Verwaltungsberichte der Kreisstadt Plauen sind von 1865/66 bis 1938 vollständig vorhanden.
2.5 Die Gruppe Recht weist aus dem 16. Jh eine kursächsische Stadtordnung von 1546 auf, die in eine gotische Notenhandschrift eingebunden ist. Das Museum besitzt ferner Sebastian Münsters Cosmographie in der 21. Auflage (1598), einen Druck des Sachsenspiegels von 1582 und den Codex Augusteus (Leipzig 1724-1819).
2.6 Der Gruppe Theologie sind 245 vor 1900 erschienene Titel zugeordnet. Das älteste Stück ist eine tschechische Abhandlung über die Beichte von 1523, ebenfalls eingebunden in gotische Notenhandschriften. Die Bibel- und Gesangbuchsammlung (106 Bde) weist einen großen Bestand an Gesangbüchern des Vogtlandes und anderer sächsischer Gegenden auf. Mehrere reich verzierte Bibeln gehen auf das 16. Jh zurück, darunter eine Ausgabe von 1519, die nachweislich aus dem Besitz der Deutschordenskomturei Plauen stammt. Die Bestandgruppe enthält auch eine Reihe von Leichenpredigten.
2.7 Den Schwerpunkt der Bestandsgruppe Naturkunde und Medizin bilden die regionalgebundenen Arbeiten. Besondere Bereicherung erfuhr die Bibliothek aus dem 1926 übertragenen Fundus des Vereins der Naturfreunde und der 1944/45 zugegangenen Sammlung des Plauener Naturkundevereins. Von dem vogtländischen " Gelehrten Bauern" Nicolaus Schmidt, genannt Küntzel (1606-1671) besitzt das Museum mehrere der Alten und Newen Schreib-calender (1666; 1676; 1679; 1733) mit seinen astronomischen und astrologischen Hinweisen sowie Monographien über den vielseitigen Sprachkundigen. Das älteste medizinische Werk ist ein Straßburger Pestbuch aus dem Jahr 1577, ferner gehören 6 Kochbücher des 18. Jhs zu diesem Bestand.
2.8 Der geographische Bestand weist 718 Karten (Vogtland, Sachsen; 17. bis 20. Jh) sowie 58 Atlanten auf. Der älteste Atlas des Museums wurde 1758 in Paris gedruckt und zeigt Karten Mitteleuropas. Lehr- und Schulbücher aus dem 19. Jh zeichnen sich zum Teil durch reiche Illustrationen aus.
2.9 Die Gruppe Reiseliteratur enthält den ältesten Druck der Bibliothek, ein Reisebuch über Spanien aus dem 16. Jh. Beachtung erfordern vor allem die zumeist mehrbändigen, auch durch einen Atlas unterstützten systematischen Beschreibungen der Botanik, Zoologie und Landeskunde Südamerikas, die von dem gebürtigen Plauener Friedrich Eduard Poeppig (1789-1868) während seiner zehnjährigen Forschungsreisen gesammelt wurden.
2.10 Einschließlich seines nur bedarfsweise erschienenen Vorläufers, des Intelligenzblatt(es) der kurfürstlichen sächsischen Vogtländischen Kreis-Stadt Plauen (1799), besitzt das Vogtlandmuseum den Vogtländischen Anzeiger und Tageblatt bis zur März-Ausgabe 1944. Aus den Jahren 1831 bis 1833 finden sich die Blätter aus dem Vogtland, von 1849 die Voigtländischen Vereinsblätter sowie ab 1898 die Neue Vogtländische Zeitung. Sondersammlungen
2.11 Die umfangreiche Personalsammlung über den Marieneyer Dichter Julius Mosen (1803-1867) enthält 125 Werkausgaben sowie Arbeiten über sein Leben und Schaffen. Neben Briefen, Manuskripten, Zeichnungen, Flugblättern stehen Theaterzettel seiner aufgeführten Stücke zur Verfügung.
2.12 Von den Aufführungen wandernder Schauspielergesellschaften ( z. B. Caroline Schneider, August Weißenborn) in dem zum Theater umgestalteten ausgebrannten Gösselschen Fabriksaal am Mühlgraben besitzt das Museum die zusammengebundenen Programmzettel aus den Jahren 1834 bis 1836.
2.13 Das Museum bewahrt außerdem 60 Bücher des vogtländischen Mundartdichters Louis Riedel (1847-1919) auf und eine Sammlung von Hss. und Drucken der Werke des Dichters und Schriftstellers Rudolf Heubner (1867-1967).
Findbuchsystem [nach Sachgruppen geordnet]
Alphabetischer Katalog
[nach hauseigenen Regeln, z. Z. in Bearbeitung]
Katalog der Julius-Mosen-Sammlung
Katalog der Rudolf-Heubner-Sammlung
[alle Kataloge in Zettelform]
Fröhlich, Horst: Zur fünfzigjährigen Geschichte des Vogtländischen Kreismuseums. In: Museumsarbeit und heimatkundliche Forschung. Plauen 1973, S. 9-20 (Vogtländisches Kreismuseum. Schriftenreihe 40)
Stand: August 1992
Sabine Brunner