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Vorarlberger Landesbibliothek

Adresse. Fluherstr. 4, 6901 Bregenz [Karte]
Telefon. (05574) 511-4411 (Sekretariat) oder 511-4425 (Auskunft/Ausleihe)
Telefax. (05574) 511-4453
Bibliothekssigel. <86>

Unterhaltsträger. Land Vorarlberg
Funktionen. Studienbibliothek; Landesbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Sämtliche Wissensgebiete. - 2. Besondere Sammelgebiete: Vorarlbergensien, Publius Vergilius Maro, Nibelungenlied.
Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (ausgenommen historischer Bestand) mit Lesesälen. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-18.30 Uhr, Samstag 9-12.30 Uhr. Ab zweiter Juliwoche bis erste Septemberwoche: Montag bis Freitag 9-17 Uhr, Samstag 9-12.30 Uhr. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Video- und Audio-Leseplätze, CD-ROM-Station, zahlreiche Terminals für allgemeine Literatursuche.
Gedruckte Information. Vorarlberger Landesbibliothek Bregenz. Bibliotheksordnung. Stand: 1.1.1994.
Hinweise für anreisende Benützer. Stadtbus (Linie 2) vom Bahnhof bis Station Weinschlößle. - Parkplätze unmittelbar vor der Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Erste Bestrebungen zur Errichtung einer zentralen Sammelstelle für Vorarlberger Kulturgüter datieren in das Jahr 1823. Anläßlich der Gründung eines Tiroler Nationalmuseums nach dem Vorbild des Joanneums in Graz regte der Gräflich Waldburg-Zeilische Landrichter von Lustenau, Franz Xaver Seewald, die Schaffung einer entsprechenden Einrichtung für Vorarlberg an, da das Land von Tirol abgesondert sei und über eigene Landstände und Studienanstalten verfüge.

1.2 Die Nichtberücksichtigung Vorarlbergs in dem unter Maria Theresia geschaffenen staatlichen Bibliothekskonzept, das wissenschaftliche Bibliotheken in allen Kronländern, die über keine Universität verfügten, vorsah, hatte sich besonders in den der Initiative Seewalds vorangegangenen Jahrzehnten überaus negativ auf die im Land vorhandenen kostbaren Druck- und Handschriftenbestände ausgewirkt. Dem Fehlen einer zentralen Institution ist maßgeblich zuzuschreiben, daß in der Zeit der josephinischen Reformen und der Zugehörigkeit Vorarlbergs zum Königreich Bayern zahlreiche wertvolle Bibliotheksbestände außer Landes gebracht, verschleudert oder gar vernichtet wurden. So gelangte - neben zahlreichen Klosterbibliotheken - die Handschriftensammlung der Grafen von Hohenems (Nibelungenhandschrift A und C; Hs. A des Barlaam und Josaphat des Rudolf von Ems; Schwabenspiegel etc.) Anfang des 19. Jhs außer Landes. Ein anderes, besonders tragisches Beispiel ist die als großes Volksfest gefeierte Bücherverbrennung im Klosterhof der 1806 von den Bayern aufgehobenen Benediktinerabtei Mehrerau, der ein Großteil der Bibliothek zum Opfer fiel.

1.3 1857 widmete sich mit dem neugegründeten Landesmuseumsverein eine private Organisation erstmals der Sammlung und Bewahrung von historischem Buchgut und landeskundlicher Literatur und übernahm damit in gewisser Weise die Funktion einer Landesbibliothek. Für Vorarlberg bedeutende Büchernachlässe - z. B. jene des ehemaligen Landeshauptmannes Karl Graf Belrupt-Tissac (1826-1903) und des Volksbildners Franz Xaver Moosmann (1839-1891, s. u. 2.20) - blieben damit erhalten. Andererseits wurden jedoch weitere Überlegungen hinsichtlich einer eigenen Landesinstitution zurückgestellt.

1.4 Erst mit der Gründung des Vorarlberger Landesarchivs 1898 erhielt der Gedanke, eine Landesbibliothek einzurichten, neuen Auftrieb. Auf Initiative des damaligen Landesarchivars Viktor Kleiner stimmte der Vorarlberger Landtag am 31. Oktober 1904 der Errichtung einer öffentlichen, amtlichen Landesbibliothek zu. Diese Landesbibliothek war jedoch eher als Arbeitsinstrumentarium für das Archiv konzipiert. Die Richtlinien für den Bücherankauf zeigen, daß man sich zunächst nicht um die Schaffung einer universell ausgerichteten Studienbibliothek bemühte. Für das mit den Agenden der Bibliothek betraute Archivpersonal galt der Grundsatz, daß die Landesbibliothek nur eine Erweiterung des Archivs bilde und deshalb neben der archivwissenschaftlichen Literatur lediglich Vorarlbergensien und keine sonstigen fachtechnischen Werke angekauft werden sollten. Durch Nachlässe und Schenkungen war jedoch ein stetiger Zuwachs an Werken zu verschiedenen Fachbereichen zu verzeichnen.

1.5 Zu Beginn der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts tauchten erstmals Pläne hinsichtlich einer Übernahme der Bibliothek des Museumsvereins durch das Landesarchiv auf. 1949 kam es schließlich zu einem Büchertausch zwischen den beiden Institutionen: historische und schöngeistige Werke wurden der Archivbibliothek zugewiesen, die kunstgeschichtlichen und naturwissenschaftlichen Bestände dem Landesmuseum. Diese Teilung läßt sich noch heute am Altbuchbestand deutlich ablesen.

1.6 Anläßlich der Neugründung der Vorarlberger Landesbibliothek als selbständige, universell ausgerichtete wissenschaftliche Bibliothek und bibliographische Zentrale des Landes am 1. September 1977 konnten vom Landesarchiv 36 Inkunabeln und eine beträchtliche Anzahl an alten Drucken, darunter die Sondersammlungen Vorarlberger Drucke und Vorarlberger Autoren bis zum Jahr 1850, übernommen werden. Durch gezielte Ankäufe sowie durch Schenkungen und Leihgaben wurde unter Bibliotheksdirektor Dr. Eberhard Tiefenthaler der Bestand an alten Drucken wesentlich vergrößert, sodaß die Landesbibliothek heute ein für ihr Alter umfangreiches historisches Buchgut vorzuweisen hat.

1.7 Zu den bedeutendsten Zuwächsen zählen die Bibliothek des aufgelassenen Kapuzinerklosters Bezau - die rund 9000 Bde, darunter zahlreiche Frühdrucke und 13 Inkunabeln, wurden 1978 angekauft - und der überwiegende Teil (rund 58.000 Bde) der Studienbibliothek des ehemaligen Jesuitenkollegs Stella Matutina in Feldkirch. Diese Kollegsbibliothek kam 1981 durch Schenkung an die Landesbibliothek. Sie weist mehrere Tausend vor 1850 erschienene Drucke auf, vorwiegend Literatur zu den Geisteswissenschaften (Philologie, Philosophie, Theologie, Kirchengeschichte). Mit dem Kauf des St. Gallusstifts in Bregenz 1982, in das die Vorarlberger Landesbibliothek 1985 übersiedelte, übernahm sie vom ehemaligen Hausherrn, dem Benediktinerkonvent Beinwil-Mariastein im Kanton Solothurn (Schweiz), 7000 Bde meist älteren Datums. 1990 konnte die Schloßbibliothek der Fürsten Rosenberg-Orsini (s. u. 2.19) erworben werden. Ende 1992 übergab das Kapuzinerkloster Bregenz seine Büchersammlung mit rund 24.000 Bdn der Vorarlberger Landesbibliothek als Leihgabe für 30 Jahre (s. u. 2.23).

2.1 Bei einem Gesamtbestand von rund 365.000 Bdn umfaßt das bislang erschlossene historische Buchgut ca. 13.350 Bde (bis 1850), die zum überwiegenden Teil in einem eigens adaptierten Raum untergebracht sind. Hinzu kommen etwa 850 Dissertationen, die - wie die zahlreichen, in einem Außendepot gelagerten Drucke aus dem 18. und 19. Jh (derzeit nicht einsehbar) - im folgenden nicht weiter berücksichtigt werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 107 Titel des historischen Bestandes sind Inkunabeln, 521 stammen aus dem 16. Jh. Das restliche Buchgut ist derzeit nur nach Bänden erfaßbar: 17. Jh über 1200 Bde, 18. Jh rund 6500 Bde, erste Hälfte des 19. Jhs ca. 5000 Bde. Mangels eines den historischen Bestand verzeichnenden Kataloges - seit 1990 werden die alten Drucke jedoch mittels EDV erfaßt - erfolgte die Zählung der Bände an den Regalen.

2.3 Etwa 6800 Bde liegen in deutscher Sprache vor, ca. 3700 in Latein, knapp 1900 in Französisch, rund 550 in Italienisch, 200 in Griechisch, etwa 100 in Englisch und 38 in Spanisch. 60 Bde verteilen sich auf sonstige Sprachen. Die Inkunabeln sind fast ausschließlich in Latein verfaßt. Auch im 16. und 17. Jh überwiegen die lateinischen Titel. Die Drucke des 18. Jhs und vor allem des 19. Jhs sind erwartungsgemäß mehrheitlich deutschsprachig.

Systematische Übersicht

2.4 Der historische Bestand ist nach jener Systematik aufgeschlüsselt, die nach dem Umzug 1985 in Anlehnung an die moderne Wissenschaftssystematik eingeführt wurde. In der folgenden Übersicht sind die Bestände der Sondersammlungen nicht berücksichtigt.

2.5 Aufgrund der Übernahme mehrerer Klosterbibliotheken betreffen rund 5800 Bde (43,4 Prozent) den in 17 Teilgebiete gegliederten Bereich Theologie. Mit 1282 Bdn (22,2 Prozent) entfällt der größte Teil auf Predigten. 96 Bde datieren in das 17. Jh, 797 in das 18. Jh und 389 in die erste Hälfte des 19. Jhs. Die Predigten sind in Deutsch (1030 Bde), Latein (157) und Französisch (95) verfaßt. Von den Bibeln, Bibelkommentaren und Konkordanzen (846 Bde; 14,7 Prozent) wurden 58 Prozent (491 Bde) im 19. Jh gedruckt, 271 im 18. Jh und 84 im 17. Jh - 407 in Deutsch, 332 in Latein, 45 in Französisch, 28 in Griechisch, 11 in Italienisch, 3 in Englisch und 20 in anderen Sprachen (u. a. Hebräisch, Arabisch). Verhältnismäßig gut vertreten ist mit 586 Bdn (10,2 Prozent) auch die Kirchengeschichte. Es finden sich 22 Bde aus dem 17. Jh, 327 aus dem 18. Jh und 236 aus dem 19. Jh. Lediglich drei Sprachen sind nachzuweisen: Deutsch (357 Bde), Latein (181) und Französisch (48).

2.6 Weitere Schwerpunkte bilden die Bestände zur Askese (363 Bde: 69 aus dem 17. Jh, 177 aus dem 18. Jh, 117 aus dem 19. Jh; 155 in Deutsch, 160 in Latein, 42 in Französisch, 5 in Italienisch, einer in Griechisch), Katechese (359 Bde: 7 aus dem 17. Jh, 160 aus dem 18. Jh, 192 aus dem 19. Jh; 306 in Deutsch, 34 in Latein, 19 in Französisch) und Moraltheologie (326 Bde: 63 aus dem 17. Jh, 212 aus dem 18. Jh, 51 aus dem 19. Jh; 291 in Latein, 23 in Deutsch, 9 in Französisch, 2 in Italienisch, einer in Griechisch). Erwähnung verdienen auch die Gebetbücher: Von den 237 Bdn stammen 12 aus dem 17. Jh, 62 aus dem 18. Jh und 163 aus dem 19. Jh. Mit Ausnahme von 3 Exemplaren in lateinischer Sprache und je einem Titel in Griechisch und Französisch sind sie deutschsprachig.

2.7 Die restlichen Werke verteilen sich auf Pastoraltheologie (189 Bde), Liturgik (173), Kirchenrecht (146), Kontroverstheologie (134), Apostel- und Heiligengeschichte (120), Konzilsgeschichte (101), Dogmatik (52), Ordensgeschichte (42), christliche Mythologie (32) und allgemeine Theologie (783).

2.8 Auf deutsche und fremdsprachige Literatur inklusive Klassischer Philologie (667 Bde) entfallen ca. 1300 Bde (9,7 Prozent). Rund 800 Bde (6 Prozent) widmen sich den Bereichen Geographie und Geschichte. Rechts- und Staatswissenschaft sind mit ca. 500 Bdn (3,7 Prozent) vertreten, Philosophie und Psychologie mit ca. 200. Zur Medizin und zu den Naturwissenschaften sind je ca. 160 Bde vorhanden. Zudem liegen Titel zu Musik und Rhetorik (je ca. 30 Bde), Wörterbücher (140 Bde), Biographien (180 Bde) sowie Schul- und Lehrbücher (170 Bde) vor. Der verbleibende historische Bestand verteilt sich auf die Sondersammlungen (s. u. 2.9-2.23; exklusive Kapuzinerkloster Bregenz).

Sondersammlungen

2.9 Inkunabeln. Nach der Übersiedlung der Landesbibliothek in das Gallusstift wurden sowohl die Inkunabeln (107 Titel in 98 Bdn) als auch die Drucke des 19. Jhs nach dem Druckdatum geordnet gesondert aufgestellt. 36 Inkunabeln wurden vom Landesarchiv übernommen; sie stammen zum größten Teil aus Pfarrarchiven, welche um die Jahrhundertwende dem Landesarchiv inkorporiert worden waren. Durch die Übernahme der Bibliotheken der Kapuzinerklöster Bezau (1978) und Bregenz (1992) kamen weitere 13 bzw. 21 Inkunabeln hinzu. Die übrigen Exemplare wurden meist einzeln durch Kauf erworben.

2.10 Theologie, Klassische Philologie und Geschichte/Geographie bestimmen im wesentlichen die Inhalte der Inkunabeln. Die Werke sind mit Ausnahme von 3 deutschsprachigen Titeln in Latein verfaßt. Bei den Druckorten nimmt Venedig (27) die erste Stelle ein, gefolgt von Straßburg (14), Basel (11), Nürnberg (9), Augsburg und Urach (je 6). Insgesamt lassen sich 20 Druckorte nachweisen. Die 107 Inkunabeln entstanden zwischen 1470 und 1500 in den Offizinen von 60 Druckern. Am zahlreichsten vertreten sind Drucke von Anton Koberger (8), Konrad Fyner (6), Johann Zainer und Martin Flach (je 5), Johann Amerbach, Johann Grüninger und Baptista de Tortis (je 4).

2.11 Die Drucke des 16. Jahrhunderts sind bereits weitestgehend vom übrigen Bestand separiert, ihre Katalogisierung und Beschreibung ist jedoch noch nicht beendet. Bei den bereits erschlossenen Bänden ist ein deutlicher Überhang an Werken aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs erkennbar (Verhältnis 1:2), wobei die Druckjahre 1581 bis 1590 überdurchschnittlich oft anzutreffen sind. Zu den am häufigsten aufscheinenden Druckorten gehören Köln, Straßburg, Ingolstadt, Antwerpen, Venedig, Frankfurt a. Main, Lyon, Basel und Paris. Es handelt sich größtenteils um theologische Abhandlungen, Werke zu Geschichte, Geographie und Landeskunde, Klassischer Philologie sowie um juristische und philosophische Texte. Reformatorisches Schrifttum ist ebenfalls gut vertreten. Hingegen liegen nur wenige Titel zu Literatur, Medizin, Astronomie, Mathematik, Musik sowie zu den Natur- und Militärwissenschaften vor. Rund 60 Prozent der Drucke sind lateinisch, 30 Prozent deutsch.

2.12 Vorarlbergensien. Der historische Vorarlbergensien-Bestand gliedert sich in drei Gruppen. Die umfangreichste Abteilung bilden die Vorarlberger Drucke mit 443 Titeln (7 aus dem 17. Jh, 144 aus dem 18. Jh, 272 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs). Unter den Publikationen des 17. Jhs befindet sich das erste in Vorarlberg gedruckte Buch, die sogenannte Embser Chronik (Hohenems: Bartholomäus Schnell 1616), ein Auftragswerk der Grafen von Hohenems an den aus Rottweil in Baden-Württemberg stammenden Johann Georg Schleh. Rund die Hälfte der Werke stammt aus der Presse des bekanntesten Druckers Vorarlbergs, des 1747 in Rapperswil geborenen Joseph Anton Bonifaz Brentano (seit 1785 urkundlich in Bregenz nachweisbar).

2.13 Die Sachgruppe Vorarlberger Autoren besteht derzeit aus 362 Bdn. Davon stammen 44 aus dem 16. Jh, 71 aus dem 17. Jh, 109 aus dem 18. Jh und 138 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs. 234 Bde sind deutschsprachig, 123 lateinisch, 2 italienisch, je ein Werk ist in Griechisch, Französisch und Englisch verfaßt. Die Sammlung Vorarlberger Landeskunde setzt sich aus 193 Bdn (17 des 16. Jhs, 40 des 17. Jhs, 102 des 18. Jhs, 34 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs) zusammen. 124 Bde liegen in deutscher Sprache vor, 68 in Latein, ein Werk ist französisch.

2.14 Emsiana. Die 107 Titel umfassende Sammlung ist der Restbestand der Bibliothek der Grafen von Hohenems, die durch die Nibelungenhandschriften A und C Weltruf erlangte. Sie enthält 59 Titel aus dem 16. Jh, 46 aus dem 17. Jh und 12 aus dem 18. Jh. Am häufigsten sind in dieser Sondersammlung - den ausgeprägten Beziehungen der Grafen von Hohenems nach Italien entsprechend - Werke in italienischer Sprache anzutreffen (59). Dazu kommen 18 spanische, je 14 deutsche und lateinische sowie 2 französische Titel. Der Bestand enthält größtenteils Abhandlungen zu Geschichte und Geographie. Deneben finden sich Literatur, Werke zur Klassischen Philologie, Medizin, ferner Juridica und Militaria.

2.15 Die Vergiliana verdanken ihre Existenz einer Inschrift auf einem Mörtelstück aus der Wandelhalle der Thermen von Brigantium, die zu Beginn des 20. Jhs auf dem Ölrain in Bregenz gefunden wurde und ein Zitat aus Vergils Aeneis wiedergibt. Dieses älteste literarische Dokument des Landes Vorarlberg war der Beweggrund für die Einrichtung einer Sondersammlung, die inzwischen auf 280 Titel angewachsen ist. Neben einer Inkunabel enthält die Vergiliana 30 Drucke aus dem 16. Jh, 26 aus dem 17. Jh, 95 aus dem 18. Jh und 129 aus dem 19. Jh. Etwas mehr als die Hälfte der Titel (142) ist lateinisch, 50 Werke sind deutsch, 40 französisch, 38 italienisch, 7 englisch, 3 sind in anderen Sprachen verfaßt. Die Sammlung besteht zu ungefähr je einem Drittel aus meist kommentierten Gesamt- und Einzelausgaben der Werke Vergils, aus Vers- und Prosaübersetzungen und Bearbeitungen sowie aus Sekundärliteratur zu Vergil und seinem Werk.

2.16 Ehemalige Bibliothek Mehrerau. 34 Werke (17 deutsch, 17 lateinisch) der zum größten Teil vernichteten Bibliothek der Benediktinerabtei Mehrerau (s. o. 1.2) konnten bis heute aus dem Gesamtbestand herausgefiltert werden, einzelne Funde sind noch zu erwarten. Es handelt sich um 6 Inkunabeln, 8 Titel aus dem 16. Jh, 18 aus dem 17. Jh und 2 aus dem 18. Jh. 22 Bücher betreffen die Theologie, 8 die Geschichte, 2 die Klassische Philologie, außerdem finden sich 2 Kochbücher.

2.17 Sammlung Greber. Bislang ist erst ein Teil der 1968 an das Vorarlberger Landesarchiv gelangten Büchersammlung des 1652 in Bezau geborenen und dort jahrzehntelang als Priester wirkenden Wolfgang Greber aus dem Gesamtbestand aussortiert. Es sind dies 9 Inkunabeln, 47 Drucke des 16. Jhs und 50 des 17. Jhs. Neben Theologie stellen Klassische Philologie, Geschichte, Philosophie, Naturwissenschaften und Literatur zur Landeskunde Schwerpunkte der Sammlung dar. Fünf Werke sind in Deutsch verfaßt, alle übrigen in Latein.

2.18 Eine zweite Privatbibliothek stammt aus Sulzberg im Bregenzerwald. Nicht alle Werke tragen einen einheitlichen Besitzvermerk, doch ist davon auszugehen, daß der überwiegende Teil der Sammlung bereits gegen Ende des 18. Jhs zusammengeführt wurde und sich zu der Zeit im Besitz des in seiner Heimatgemeinde Sulzberg als Kaplan des Muttergottes-Benefiziums tätigen Johann Martin Vögl (†1795) befand. Der Bestand umfaßt ausschließlich theologisches Schrifttum (30 Titel in 40 Bdn). Davon stammen 13 aus dem 17. Jh und 17 aus dem 18. Jh; 24 sind in Latein verfaßt, 6 in Deutsch.

2.19 Schloßbibliothek der Fürsten Rosenberg-Orsini. Die Adelsbibliothek besteht aus rund 1650 alten Drucken. Als frühester Besitzer ist Franz Xaver Wolf Fürst Rosenberg-Orsini (1723-1796) - Oberstkämmerer und Conferenzminister am kaiserlichen Hof in Wien - nachweisbar, der 1796 unverheiratet verstarb. Seine Fürstenwürde und mit ihr wohl auch die Bibliothek gingen an Franz Seraph (1761-1832), den erstgeborenen Sohn seines Vetters Vincenz Ferrerius Graf Rosenberg-Orsini. Mitte des 19. Jhs gelangte die Bibliothek durch Heirat der Nichte Seraphs in den Besitz der Grafen Plaz, von deren Nachfahren sie die Vorarlberger Landesbibliothek 1990 ankaufte. Rund 83 Prozent der Werke stammen aus dem 18. Jh, etwa 9 Prozent aus dem 17. Jh, 8 Prozent aus dem 19. Jh. Aus dem 16. Jh ist ein Titel vorhanden. Die in französischer (53 Prozent), italienischer (21 Prozent), lateinischer und deutscher (je 10 Prozent) sowie englischer Sprache verfaßten Werke sind mehrheitlich den Bereichen Literatur - darunter eine beachtliche Zahl an Erstausgaben -, Geschichte, Geographie, Theologie, Naturwissenschaften, Diplomatiegeschichte und Militärkunde zuzuordnen.

2.20 Bibliotheken Moosmann und Rhomberg. Lediglich eine geringe Anzahl an vor 1850 erschienenen Drucken enthalten die Bibliotheken Franz Xaver Moosmanns (1839-1891, s. o. 1.3), Vorsteher der Gemeinde Schnepfau im Bregenzerwald, und Adolf Rhombergs (1851-1921), von 1890 bis 1918 Landeshauptmann von Vorarlberg. Aus dem Besitz Moosmanns liegen 25 deutschsprachige, 9 lateinische und ein hebräischer Titel vor; ein Titel stammt aus dem 17. Jh, je 17 erschienen im 18. und 19. Jh. Die Werke verteilen sich auf die Bereiche Theologie (83 Prozent), Literatur, Geschichte, Recht, Musik und Sport (teilweise Lehrbücher). Die Sammlung Rhombergs umfaßt 3 historische Titel, erschienen zwischen 1822 und 1834.

2.21 Nibelungenlied. Einen weiteren kleinen Sonderbestand bilden 34 deutschsprachige Ausgaben des Nibelungenliedes aus dem 18. und 19. Jh. 23 Editionen des 19. Jhs sind vor 1850 erschienen, ein Titel - die erste, von Johann Jakob Bodmer besorgte Ausgabe des zweites Teils des Nibelungenliedes nach der Hs. C - wurde Mitte des 18. Jhs gedruckt. An Sekundärliteratur sind weitere 5 Werke aus der ersten Hälfte des 19. Jhs vorhanden.

2.22 Zeitungen. Von den ältesten belegbaren Vorarlberger Zeitungen besitzt die VLB keine Originale. Spärliche Reste sind von der um die Wende vom 17. zum 18. Jh von Johann Nicolas Schüßler in Bregenz gedruckten Ordinari Wochentliche Post-Zeitung bzw. Ordinari Neue Wochen-Zeitung (Nr. 98/1697; Nr. 6/1699; als Ordinari Neue Wochen-Zeitung: Nr. 99/1705; Nr. 51/1706) erhalten. Hingegen liegt sowohl das bei Brentano gedruckte Bregenzer Wochenblatt (1793 ff.) als auch das bei Graff in Feldkirch erschienene Feldkircher Wochenblatt (1809 ff.) nahezu vollständig vor.

2.23 Kapuzinerbibliothek Bregenz. Von insgesamt rund 24.000 Bdn sind ca. 7000 bis 1850 erschienen. Darunter befinden sich 21 Inkunabeln, die der Inkunabelsammlung beigefügt und bereits dort beschrieben wurden (s. o. 2.9-2.10). Da die Kapuzinerbibliothek nicht zur Gänze durchgesehen werden konnte, basieren die Mengenangaben auf Stichproben und darauf aufbauender Hochrechnung. Sie sind somit nur als Näherungswerte zu betrachten. Diesem Verfahren zufolge stammen 5 Prozent der Drucke aus dem 16. Jh, 10 Prozent aus dem 17. Jh, 40 Prozent aus dem 18. Jh und 45 Prozent aus dem 19. Jh. Rund 55 Prozent der Werke sind deutschsprachig, 40 Prozent lateinisch. Der Rest entfällt auf Französisch, Griechisch und Italienisch. Der Provenienz der Bücher entsprechend überwiegt das theologische Schrifttum. Nur ein geringer Teil, schätzungsweise 10 bis 15 Prozent, entfällt auf Klassische Philologie, Geschichte, Geographie, Landeskunde, Literatur und Naturwissenschaften.

3.KATALOGE

3.1 Allgemeiner Katalog

EDV-Katalog

[im Verbund mit der Stadtbibliothek Feldkirch; geführt seit 1984, erfaßt gesamten Buch- und Zeitschriftenbestand ab Druckjahr 1850; sämtliche bibliographischen Angaben abrufbar]

3.2 Sonderkataloge

EDV-Katalog zu den historischen Beständen (bis 1850) [in Arbeit]

Inkunabelkatalog

[in Zettelform; alphabetische bzw. numerische Ordnung; verzeichnet Autor/Titel, Signatur, Aufstellung]

Dokumentation (Inhalte) Vorarlberger Zeitungen

[in Zettelform, begonnen 1967; alphabetische Ordnung; Suchmöglichkeit: Personennamen, Schlagworte]

Katalog zu Vorarlberger Persönlichkeiten

[in Zettelform; nach Druckjahr geordnet]

Katalog der Vorarlberger-Drucke-Sammlung

[in Zettelform; alphabetisch geordnet; Suchmöglichkeiten: Drucker, Druckjahr, Autor/Titel, Signatur]

Katalog der Sammlungen Vorarlberger Autoren und Vorarlberger Landeskunde

[Titelblattkopien; enthalten Autor/Titel, Druckjahr und Standort]

Katalog der Vergil-Sammlung

[in Zettelform; nach Druckjahr geordnet]

EDV-Katalog der Nibelungenlied-Sammlung

[alle bibliographischen Daten abrufbar]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Infolge des kurzen Bestehens der Vorarlberger Landesbibliothek sind alle Schriftstücke zu ihrer Geschichte (1977 bis zur Gegenwart) im Haus archiviert.

4.2 Darstellungen

Burmeister, Karl Heinz: Die Vorarlberger Landesbibliothek. Rückblick und Ausblick. In: Montfort 28 (1976) S. 192-200

Rauch, Guntram; Tiefenthaler, Eberhard: Die Vorarlberger Landesbibliothek. Ihr neues Haus und ihre EDV-Aktivitäten. In: ABI-Technik. Zeitschrift für Automation, Bau und Technik im Archiv-, Bibliotheks- und Informationswesen 7 (1987) Heft 1, S. 1-13

Schnetzer, Norbert; Feurstein, Thomas: Die Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz. In: Akademiker Information. Zeitschrift der Vereinigung Vorarlberger Akademiker 31 (1995) S. 1-6

Tiefenthaler, Eberhard: Bedeutung, Aufgaben und Funktion einer Studienbibliothek für Vorarlberg. In: Montfort 29 (1977) Heft 4, S. 276-283

ders.: Ein neues Haus für die Vorarlberger Landesbibliothek. In: Biblos 31 (1982) Heft 4, S. 291-301

ders.: Die Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz. In: Librarium. Zeitschrift der schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft 25 (1982) S. 2-20

ders.: Fünf Jahre Vorarlberger Landesbibliothek. In: Jahrbuch Vorarlberger Landesmuseumsverein 126 (1982) S. 135-152

ders.: Vorarlberger Landesbibliothek. Festschrift zur Eröffnung am 27. Juni 1986. Lustenau 1986

ders. (Hrsg.): Aufbau, Organisation und Funktion eines neuen Informationszentrums am Beispiel der Vorarlberger Landesbibliothek. München u. a. 1990 (Bibliotheksstudien, 5)

ders.: Vorarlberger Landesbibliothek Bregenz. Ehemaliges Benediktinerkloster St. Gallusstift. München 1993 (Schnell Kunstführer, 2062)

ders.: Vorarlberger Landesbibliothek. St. Gallusstift Bregenz. Eröffnung des Kuppelsaales (ehemalige Stiftskirche) am 30. April 1993. Lochau 1993

ders.: Das Gotteshaus wurde zum Bücherhaus. Denn Spiritus, ubi vult, spirat - der Geist weht, wo er will und wo wir ihn wehen lassen. In: Offene Systeme in offenen Bibliotheken. Propagierung, Bedeutung, Auswirkungen, Probleme. München u. a. 1993 (Bibliotheksstudien, 6) S. 124-134

Vorarlberger Landesbibliothek. In: Walter Jaksch (u. a.): Österreichischer Bibliotheksbau. Architektur und
Funktion. Bd 2: 1945-1985. Wien u. a. 1986, S. 249-254

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Burmeister, Karl Heinz: Die Inkunabeln im Vorarlberger Landesarchiv und ihre Vorbesitzer. In: Biblos 25 (1976) S. 223-232

Burmeister, Karl Heinz: Vorarlberger Landesbibliothek erwirbt 13 neue Wiegendrucke. In: Montfort 30 (1978) S. 94-95

Meusburger, Wilhelm: Die Bestände der Vorarlberger Landesbibliothek. In: Eberhard Tiefenthaler (Hrsg.): Aufbau, Organisation und Funktion eines neuen Informationszentrums am Beispiel der Vorarlberger Landesbibliothek. München u. a. 1990 (Bibliotheksstudien, 5) S. 87-94

Scheffknecht, Wolfgang: Verschlossene Bestände. Handschriften, Inkunabeln und Alte Drucke. In: ebda, S. 95-110

Scheffknecht, Wolfgang; Schnetzer, Norbert: Historische Bestände der Vorarlberger Landesbibliothek. In: Eberhard Tiefenthaler: Vorarlberger Landesbibliothek. St. Gallusstift Bregenz. Eröffnung des Kuppelsaales (ehemalige Stiftskirche) am 30. April 1993. Lochau 1993, S. 76-91

Tiefenthaler, Eberhard: Die Vergilsammlung der Vorarlberger Landesbibliothek. In: 2000 Jahre Bregenz. 15 vor Christus - 1985. Festschrift anläßlich des Jubiläumsjahres mit Beiträgen über die Geschichte von Bregenz, die Ausstellungen und Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 1985. Hrsg. vom Amt der Landeshauptstadt Bregenz. Bregenz 1985, S. 30-31

Tiefenthaler, Eberhard: Wolf Dietrich von Raitenau und die Grafen von Hohenems als Büchersammler. Zwei Adelsbibliotheken des 16./17. Jahrhunderts. In: Hohenemser und Raitenauer im Bodenseeraum. Hrsg. vom Vorarlberger Landesmuseum. Bregenz 1987 (Ausstellungskatalog des Vorarlberger Landesmuseums, 141) S. 176-189

Vergil. Eine Ausstellung der Vorarlberger Landesbibliothek zum 2000. Todestag des Dichters. Bregenz 1982

Kommentierte Reprints:

Brentano, Josef Anton Bonifaz: Vorarlbergische Chronik oder Merkwürdigkeiten des Landes Vorarlberg besonders der Stadt und Landschaft Bregenz. Bregenz: Joseph Brentano 1793 [unveränderter Nachdruck mit bio-bibliographischer Einleitung von Eberhard Tiefenthaler. Bregenz 1993]

Schlehen von Rottweyl, Johann Georg: Hystorische Relation, oder Eygendtliche Beschreibung der Landtschafft vunderhalb St. Lucis Stayg vnd dé Schallberg beyderseits Rheins biß an den Bodensee ... Hohenems: Bartholome Schnell 1616 [unveränderter Nachdruck mit Einleitung von Eberhard Tiefenthaler. Lindau 1980]

Vanotti, Johann Nepomuk von: Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg. Ein Beitrag zur Geschichte Schwabens, Graubündtens, der Schweiz und des Vorarlbergs. Belle-Vue: Verlags- und Sortimentsbuchhandlung zu Belle-Vue 1845 [unveränderter Nachdruck mit Vorwort und Bibliographie von Karl Heinz Burmeister. Bregenz 1988]

Weizenegger, Franz Joseph: Vorarlberg, aus den Papieren des in Bregenz verstorbenen Priesters Franz Joseph Weizenegger. In drei Abtheilungen. Bearbeitet und herausgegeben von M. Merkle. Innsbruck: Verlag der Wagner'schen Buchhandlung 1839 [unveränderter Nachdruck mit biographischer Einleitung und Register von Karl Heinz Burmeister. Bregenz 1989]

Stand: Juni 1995

Norbert Schnetzer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.