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Bibliothek des Vorstandes des Kreiskirchenamtes

Adresse. Kreiskirchenamt Gera, Talstraße 2, 07545 Gera [Karte]
Telefon. (0365) 8401-310
Telefax. (0365) 8401-315

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Landeskirche Thüringen
Funktion. Regionale Archiv- und Kirchenbibliothek.
Sammelgebiete. Allgemeine Geschichte, Kirchengeschichte, Heimatgeschichte Ostthüringens, Staatsrecht, Kirchenrecht.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Vom Hauptbahnhof Fußwegnähe (ca. 15 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Gera. Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1938 wurden die Kreiskirchenämter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen angehalten, Dienstbibliotheken einzurichten. Auch das Kreiskirchenamt in Gera begann mit dem Aufbau einer Bibliothek. Sie sollte die notwendigsten und für die Arbeit wichtigsten Bücher und Zeitschriften enthalten. Als Bestandsgruppen waren vorgesehen: (A) Gesetzblätter und Zeitschriften, (B) Reichs- und Landrecht, (C) Kirchenrecht, (D) Theologie und Philosophie, (E) Kirchliche Kunst- und Denkmalpflege, (F) Geschichte (insbesondere Kirchengeschichte) und Landeskunde sowie (G) Sonstiges. Das Bücherbestandsverzeichnis vom Juli 1939 enthält 566 Nummern, Schwerpunkte waren Amts- und Gesetzblätter, Gesetzessammlungen und Veröffentlichungen zur Kirchengeschichte der reußischen Lande. Dieses Schrifttum ist bis auf geringe Kriegsverluste noch heute im Bestand.

1.2 Die Bibliothek ist Teil des Regionalkirchenarchivs Ostthüringen, das u. a. die Akten und Bücher aufgelöster Pfarrämter dieses Gebietes zur weiteren Verwahrung übernimmt. Der Zuständigkeitsbereich des Kreiskirchenamtes erstreckt sich, nimmt man Gera als Mittelpunkt, von Meuselwitz, Altenburg und Schmölln im Nordosten über Neustadt/Orla, Weida, Pößneck und Zeulenroda im mittleren Teil bis nach Schleiz und Lobenstein im Südwesten. Charakteristisch für dieses Gebiet ist eine Vielzahl kleiner Orte mit weit in die Vergangenheit zurückreichender kirchengeschichtlicher Tradition. Die Büchersammlungen der Pfarreien haben ihre Wurzeln zumeist im 16. Jh. Sie sind unterschiedlicher Art. Während z. B. an einem Ort der Anfangsbestand an Luthers Werken, theologischen Grundsatzschriften, Bibeln, Kirchenordnungen und Agenden nicht erweitert wurde, entwickelten sich anderswo Kirchenbibliotheken, die über längere Zeiträume hindurch laufend ergänzt wurden. Bei den im Geraer Regionalkirchenarchiv deponierten Buchbeständen handelt es sich (1) um relativ vollständig übernommene Büchersammlungen einer Pfarrei, (2) um Restbestände derartiger Bibliotheken und (3) um Einzelstücke, die von einer ehemaligen Bibliothek übriggeblieben sind.

1.3 Das Archiv übernahm Bestände aus dem Altenburgischen, z. B. von Altkirchen, Beerwalde, Breitenhain (Herbst 1993), Frankenau, Großstechau, Hartroda (1991), Nöbdenitz, Reichstädt, Rüdersdorf (z. T. Reussisch), Rückersdorf/Haselbach (1997), Schmölln (Stadtkirche) und Wildenbörten (1991), aus dem ehemaligen Neustädter Kreis, z. B. Döbritz, Endschütz, Nimritz (1995), Oberoppurg (1995), Ottmannsdorf, Schönborn, Schwarzbach, Teichwolframsdorf, Thränitz, Weltwitz (1995) und Wittchenstein, aus der ehemaligen Sächsischen Parzelle, z. B. Niebra, sowie aus den früheren Fürstlich Reußischen Landen jüngerer Linie, z. B. Lö, Öttersdorf und Pörmitz, die zum Fürstentum Schleiz gehörten, Frössen, Harra, Heinersdorf, Tischendorf und Wurzbach, die im Fürstentum Lobenstein und Ebersdorf gelegen waren, und Großsaara, Kraftsdorf und Schwaara, die sich in der Herrschaft Gera befanden. Die Bibliothek wird laufend durch Deposita bereichert, auch die Dienstbibliothek hat regelmäßig Neuzugänge zu verzeichnen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek zählt ca. 4500 Bde, von denen 2212 Bde (49,2 Prozent) zum historischen Bestand zu rechnen sind, der an den Regalen ermittelt wurde: 16. Jh 69 Bde (3,1 Prozent), 17. Jh 274 Bde (12,4 Prozent), 18. Jh 295 Bde (13,3 Prozent) und 19. Jh 1574 Bde (71,2 Prozent). Hinzu kommt eine Inkunabel, eine Bibel, die 1489 in Speyer von Peter Drach gedruckt wurde (GW 4264). Sie stammt aus der Kirche zu Niebra. 2064 Bde sind deutschsprachig (93,3 Prozent), 140 Bde (6,3 Prozent) in Latein, 4 Bde in Französisch und 4 Bde in Griechisch.

Systematische Übersicht

2.2 In der Gruppe Bibeln und Bibelkommentare sind 157 Bde vorhanden (7,1 Prozent; 16. Jh 6, 17. Jh 29, 18. Jh 53, 19. Jh 69), darunter eine Biblia hebraica (Basel 1534-1535) und Lüneburger Stern-Bibeln von 1650 und 1665. Die letztere wurde von dem Superintendenten Magister Gabriel Hartung (1614-1692) in die Öttersdorfer Kirche gestiftet. Ferner liegen vor eine Endter-Bibel von 1716 und die Biblia sacra quadrilingua Novi Testamenti Graeci cum versionibus (Leipzig 1747) von Christian Reineccius mit den beiden Bänden für das Alte Testament (Leipzig 1750-1751) sowie Les Psaumes de David (Genf 1671), ins Französische übersetzt durch Clément Marot und Théodore de Bèze.

2.3 Die Gruppe Gesang- und Gebetbücher, einschließlich musikalischer Werke, zählt 253 Bde (11,4 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 120, 18. Jh 26, 19. Jh 104). Ein Gebet, Wieder die vorstehende Noth unnd Gefahr der Christenheit wegen des Türcken wurde 1592 in Jena gedruckt. Erscheinungsorte der Gesangbücher sind u. a. Altenburg, Berlin, Dresden, Greiz, Halle, Lobenstein, Schleiz, Weimar und Zwickau. Das Neustädtische Gesangbuch ist in zwei Auflagen (Neustadt/Orla 1778 und 1788) im Bestand, ebenso der Berliner Unverfälschte Liedersegen (1852 und 1866).

2.4 Unter den Predigten und Erbauungsschriften (131 Bde, 5,9 Prozent; 17. Jh 12, 18. Jh 40, 19. Jh 79) befinden sich Glantz, Krafft und Würckung der Geistlichen Wandel-Sterne (Nürnberg 1678) von Erasmus Francisci, Geistliches Hand-Buch Der Kinder Gottes (Halle 1668) von Johann Olearius, Edle Andachts-Früchte (Frankfurt a. M. und Leipzig 1702) von Valentin Ernst Löscher und ein Evangelisches Hauspredigtbuch (Ulm 1864) von Friedrich Albert Hauber.

2.5 Der Gruppe " Theologie und Philosophie" sind 222 Bde zuzuordnen (10 Prozent; 16. Jh 23, 17. Jh 50, 18. Jh 59, 19. Jh 90), u. a. von Luther die Artickel so da hetten sollen auffs Concilion zu Mantua (Wittenberg 1538) und Von den Conciljs und Kirchen (Wittenberg 1539). Die Ausgabe seiner Bücher und Schrifften (Jena 1555-1562) stammt aus dem Besitz des Johannes von Hausen (1562). Das Corpus Doctrinae Christianae (Jena 1570) wurde auf Befehl des Herzogs Johann Wilhelm von Sachsen " auf Kosten des gemeinen Kastens" für die Pfarrkirche Schönborn angeschafft, wie aus einem Eintrag des Neustädter Superintendenten Christoph Irenäus (um 1522-1595) hervorgeht. Die Exemplare der Concordia (Dresden 1580) aus Altkirchen und Großstechau besitzen Einträge des Altenburger Superintendenten Caspar Melissander (1540-1591) an den jeweiligen Ortspfarrer.

2.6 1602 veranlaßte Heinrich Reuß d. J. Posthumus (1572-1635, reg. seit 1595), daß die Concordia (Dresden 1598) und die Confessionsschrifft (Jena 1599) in jeder Hauptkirche angeschafft wurden. Aus der Kirche Großsaara sind die beiden Exemplare erhalten geblieben; die Schenkung wurde auf dem Vorsatzblatt dokumentiert. Zu erwähnen sind ferner Luthers Schrifften und Wercke (Leipzig 1729-1730; unvollständig), Aurifodina theologica Oder Theologische und geistliche Gold-Grube (Leipzig 1727) von Christoph Scheibler, Itinerarium sacrae scripturae (Erfurt 1757) von Heinrich Bünting und das Handbuch der Religion (Berlin 1779) von Johann August Hermes.

2.7 Die Gruppe " Geschichte, Kirchengeschichte, Biographien" umfaßt 151 Bde (6,8 Prozent; 16. Jh 13, 17. Jh 20, 18. Jh 35, 19. Jh 83). Alle Handlungen die Religion belangend, so sich zu Worms und Regensburg auff gehaltene Reichstag M.DXLI. jars zu getragen (Wittenberg 1542) haben eine Vorrede von Melanchthon. Der Commentarius historicus et apologeticus de Lutheranismo (Frankfurt a. M. und Leipzig 1692) von Veit Ludwig von Seckendorff wurde auf Befehl des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz (1664-1718) 1692 aus dem Kirchenvermögen für die Pfarre Schönborn erworben. Ein Historischer Bericht vom Anfang und ersten Fortgang der Reformation Lutheri (Leipzig 1717) hat Wilhelm Ernst Tentzel zum Verfasser. Von der Kirchen-Galerie der Fürstlich Reußischen Länder (Dresden [1843]) sind Abteilungen 1 (Ephorie Gera) und 2 (Ephorien Greiz, Schleiz und Lobenstein) vorhanden. Die sociale Frage im 15. Jh (Gera 1889) von Heinrich Berthold Auerbach ist ein Dedikationsexemplar.

2.8 Die Gruppe " Recht, Kirchenrecht, Liturgische Schriften" ergibt 223 Bde (10,1 Prozent; 16. Jh 23, 17. Jh 30, 18. Jh 42, 19. Jh 128). Ein Speciale missarum secundum chorum Bambergensium (Bamberg 1506) befand sich ursprünglich in der Kirchgemeinde Pörmitz. Die Agenda, Das ist Kyrchenordnung, wie sich die Pfarrherrn und Seelsorger in jren Ampten und diensten halten sollen (Leipzig 1540) stammt aus der Stadtkirche Schmölln. Die neue Ausgabe (Leipzig 1555) der Agende wurde 1557 durch den Pastor Jacob Froben aus dem Schmöllner Kirchenfonds erworben. Im Bestand ist auch eine weitere Ausgabe von 1681 aus der Kirche von Rüdersdorf.

2.9 Veit Dietrichs Agend Büchlein für die Pfarrherren auff dem Land ([Nürnberg] 1553) befand sich in der Pfarre Weltwitz, die Ordnung (Leipzig 1580) Herzog Augusts zu Sachsen seit 1581 in der Rüdersdorfer Kirche. Vorhanden sind die Policey- und Kleider-Ordnung (Leipzig 1612), auch eine Erneuerte und vermehrte Policey-, Hochzeit-, Kleider-, Gesind-, Taglöhner und Handwergs-Ordnung (Dresden 1661), die Verbesserte Kirchen-Ordnung (Weimar 1664) und eine Fürstlich Sächsische Verordnung, Wie es Auff dem am 14. Octobris angesetzten Danck-Fest Wegen Befreyung der Kays. Residenz Wien von der Türckischen Belagerung ... sol gehalten werden (Gotha 1683). Die Jurisprudentia ecclesiastica (Leipzig 1655) von Benedikt Carpzov gelangte 1657 in die Kirche zu Wurzbach. Vorhanden sind außerdem Die Pflicht Eines Geistlichen Lehrers Und Schrifftgelehrten Bey Religions-Sachen Im Teutschen Reich (Leipzig und Wolfenbüttel 1721) und der Grundriß des gemeinen Kirchen-Rechts (Tübingen 1885) von Carl Beck.

2.10 Die Gruppe " Sprache, Literatur, Belletristik" enthält 203 Bde (9,2 Prozent; 17. Jh 13, 18. Jh 8, 19. Jh 182), darunter die Opera poetica (Straßburg 1601) von Nicodemus Frischlin, einen Frauenspiegel (Teil 1, Zwickau 1843) von Albert Adolph Zeune und das Declamirbuch für Töchter (Hannover 1861) von dem Töchterschulvorsteher Wilhelm Andreae. In die Gruppe " Pädagogik, Schulwesen, Katechetik" (22 Bde; 16. Jh einer, 18. Jh 3, 19. Jh 18) wurde z. B. Die Praxis der Herbartianer (Langensalza 1900) von Ernst Wagner aufgenommen. Die Gruppe " Naturwissenschaften, Sonstiges" zählt lediglich 15 Bde (18. Jh 2, 19. Jh 13).

2.11 Unter den Zeitschriften einschließlich der Gesetz- und Verordnungsblätter (835 Bde, 37,8 Prozent; 18. Jh 27, 19. Jh 808) befinden sich die Leipziger Vollständige(n) Nachrichten von dem ordentlichen Inhalte derer kleinen und auserlesenen Academischen Schriften (Bd 1, 1746/47, Stück 1-6) und Wöchentliche Beyträge zur Beförderung der ächten Gottseligkeit (Bd 3, 1783). Die Gesetzsammlung für die Fürstlich Reußischen Lande Jüngerer Linie ist ab Bd 1 (1821/33) vorhanden, das Amts- und Nachrichtsblatt für das Fürstenthum Gera von 1824 bis 1848 als Amts- und Verordnungsblatt für das Fürstenthum Reuß Jüngerer Linie (ab 1849).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, Gesamtverzeichnis, im Aufbau; nach RAK]

Archivinventarien

[Bücherbestandsverzeichnisse nach Provenienzen; 16 Sachgruppen]

3.2 Historischer Katalog

Bücherbestandsverzeichnis des Vorstandes des Kreiskirchenamtes Gera. Stand: Juli 1939 [Bestandsliste; 8 Sachgruppen, nach hauseigenen Regeln]

Stand: August 1997

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.