FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Vorwort zum Regionalteil

Als im Jahre 1989 das Projekt des Handbuches der historischen Buchbestände in Deutschland bei einer Zusammenkunft österreichischer Bibliothekare in Wien vorgestellt wurde, war die Meinung darüber ambivalent. Anders als in Deutschland waren die Kriegsverluste in österreichischen Bibliotheken eher gering, sodaß ältere Bibliotheksverzeichnisse mit - allerdings sehr vagen - Bestandsangaben ihre Gültigkeit grundsätzlich noch nicht verloren hatten.

Die Mitglieder der Kommission für Buch- und Bibliotheksgeschichte der Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare erörterten mehrmals, ob und inwieweit sich Österreich an diesem Unternehmen beteiligen sollte. Erst Gespräche zwischen dem Herausgeber des Handbuches der historischen Buchbestände in Deutschland, Herrn Prof. Dr. Bernhard Fabian, und Vertretern des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung sowie der Österreichischen Nationalbibliothek führten dazu, daß die historischen Buchbestände in österreichischen Bibliotheken in einem eigenen mehrbändigen Handbuch beschrieben werden sollten. Dieses Handbuch sollte dem deutschen im Aufbau entsprechen und auch im gleichen Verlag wie dieses erscheinen. Die Volkswagen-Stiftung erklärte sich bereit, das Vorhaben finanziell durch Übernahme der Personalkosten für eine zentrale Redaktion an der Österreichischen Nationalbibliothek zu unterstützen.

Außer dieser Zentralredaktion sollten vier regionale Redaktionen an den Universitätsbibliotheken Innsbruck (für Tirol und Vorarlberg), Salzburg (für Salzburg und Öberösterreich), Graz (für die Steiermark und Kärnten) und Wien (für Wien, Niederösterreich und das Burgenland) eingerichtet werden. Diese regionalen Redaktionen sollten in ihrem Bereich die Bibliotheken mit historischen Beständen ermitteln, den Kontakt zu diesen Bibliotheken herstellen und einvernehmlich mit den Bibliotheksleitern ehrenamtliche Mitarbeiter zur Erarbeitung der Beiträge gewinnen. Die Zentralredaktion an der Österreichischen Nationalbibliothek sollte vor allem eine koordinierende Funktion haben, die Beiträge formal vereinheitlichen und die Zusammenarbeit mit der Zentralredaktion des deutschen Handbuches sicherstellen.

Dieser Plan eines föderalistischen Bearbeitungsprinzips scheiterte an der zu geringen personellen Ausstattung der betroffenen Bibliotheken. Diese sahen sich außerstande, die Funktion einer regionalen Redaktion für mindestens zwei Jahre zu übernehmen. In dieser kritischen Phase entschied sich die Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek, die Zentralredaktion mit Planstellen so auszustatten, daß sie die den regionalen Redaktionen zugedachten Aufgaben erfüllen konnte.

Es erwies sich, daß zahlreiche der rund dreihundert zu erfassenden Bibliotheken nicht in der Lage waren, ihren Beitrag zum Handbuch selbst zu liefern. Die Gründe dafür waren unterschiedlich, ließen sich aber meist auf die Personalsituation zurückführen. Das Fehlen systematischer Kataloge erlaubte Quantifizierungen nur auf der Grundlage mühevoller Auszählungen. Die Geschichte vieler Bibliotheken hätte erst anhand von - oft spärlichen - Quellen erarbeitet werden müssen. Und die Kenntnis der historischen Buchbestände war vielfach nahezu nicht vorhanden. So häuften sich die Fälle, daß Zusagen, einen Beitrag für das Handbuch zu liefern, ob der unlösbar scheinenden Probleme wieder zurückgezogen wurden.

Die Aufgaben, aber auch die Motivation der zentralen Redaktion wuchsen in dem Maße, wie die Schwierigkeiten zunahmen. Die zentrale Redaktion entwickelte sich zu einer zentralen Arbeitsstelle. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gingen in die Wiener Bibliotheken und reisten in die Bundesländer. Sie zählten hunderttausende von Bänden und schrieben, im wahrsten Sinne des Wortes, Bibliotheksgeschichte - nicht immer mit der benötigten und erwarteten Unterstützung der Fachkräfte am Ort.

Umso größer ist die Freude und Genugtuung, daß wir nun die ersten beiden Bände des Handbuches der historischen Buchbestände in Österreich vorlegen können. Sie enthalten die Beschreibungen der historischen Buchbestände der Österreichischen Nationalbibliothek, der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, der Wiener Universitätsbibliothek samt der ihr zugehörigen Fakultäts- und Fachbibliotheken sowie der übrigen Universitätsbibliotheken und der zahlreichen sonstigen Bibliotheken Wiens. In ihnen präsentiert sich Wien als eine herausragende Bibliotheksstadt.

Als Herausgeber danke ich den Kolleginnen und Kollegen in den Wiener Bibliotheken für ihre Mitarbeit an diesem Unternehmen, ebenso den Bibliotheksleitern für ihr Verständnis und ihr Entgegenkommen. Ich danke Herrn Prof. Dr. Bernhard Fabian für vielfältige Hilfe und sein nie ermüdendes Interesse am Fortschritt unserer Arbeit. Ich danke seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, vor allem Frau Dr. Karen Kloth und Frau Dr. Isolde Tröndle-Weintritt, für die gute Zusammenarbeit. Ebenso danke ich der Volkswagen-Stiftung für die großzügige finanzielle Unterstützung und dem Verlag Georg Olms, insbesondere Herrn Dr. h. c. Walter Georg Olms und Herrn Dr. Eberhard Mertens, für die Aufnahme des Handbuches in das Verlagsprogramm. Mein uneingeschränkter Dank für ihren Optimismus, Idealismus und über jedes Maß hinausgehenden Fleiß gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zentralredaktion unter der Leitung von Frau Mag. Wilma Buchinger sowie - vertretend für ihr Team - Frau Dr. Konstanze Mittendorfer. Sie haben allen Schwierigkeiten getrotzt, alle Hindernisse überwunden und unser gemeinsames Ziel nie aus dem Auge verloren.

Wien, im Juli 1994

Helmut W. Lang


Quelle:Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.