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Wehrbereichsbibliothek II

Adresse. Hans-Böckler-Allee 18, 30173 Hannover [Karte]
Telefon. (0511) 284-2070
Telefax. (0511) 284-2088
Bibliothekssigel. <Hv 114>

Unterhaltsträger. Bundesrepublik Deutschland, Bundesministerium für Verteidigung
Funktion. Öffentliche militärwissenschaftliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Militärische Literatur des In- und Auslandes (einschließlich Geschichte, Sicherheitspolitik). 2. Besondere Sammelgebiete: Truppengeschichte Deutschlands.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (gebührenfrei). Lesezimmer für Präsenzbestand. - Öffnungszeiten: Dienstag 10-16 Uhr, Mittwoch 10-18 Uhr, Donnerstag 9-12 Uhr, Montag und Freitag geschlossen. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofiche-Lesegerät, Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 16) bis Haltestelle Clausewitzstraße. Messeschnellweg bis zur Kreuzung Hans-Böckler-Allee (Pferdeturm). Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Wehrbereichsbibliothek II (WBBibl II) besteht seit 1956. Der überwiegende Teil ihres historischen Bestandes stammt aus alten Hannoverschen Militärbibliotheken. Ihre Ursprünge reichen zurück bis auf die Ingenieurbibliothek (1770-1803) und die Artilleriebibliothek (1780-1803), die später zur Königlichen Ingenieur- und Artilleriebibliothek zu Hannover (1814-1866) vereinigt wurden. Die Geschichte der Militärbibliotheken Hannovers endete 1945 mit der Kavallerieschulbücherei (1920-1945, seit 1938 in Krampnitz), der Kriegsschulbücherei (1935-1945) und der Wehrkreisbücherei XI (1936-1945). Da keine Kataloge dieser drei bis 1945 bestehenden Bibliotheken mehr existieren, besteht Unklarheit über die ursprüngliche Zugehörigkeit des jetzt in der WBBibl II befindlichen historischen Bestandes. Sie kann nur anhand alter, bisher nicht systematisch untersuchter Besitzvermerke festgestellt werden. Jedoch lassen sich größere Bestandsblöcke der Sammlungen der alten Kriegsschulbücherei (1867-1919) und der Ingenieur- und Artilleriebibliothek nachweisen.

1.2 Die Bestände der 1919 aufgelösten Kriegsschulbücherei waren 1920 zum Aufbau der Kavallerieschulbücherei verwandt worden und bildeten dort die getrennt aufgestellte " Abteilung 2". 1935 mußte sie als Grundbestand an die Bücherei der neu eingerichteten Kriegsschule der Wehrmacht abgegeben werden. Nach Kriegsende soll der während des Krieges ausgelagerte Altbestand der Kriegsschulbücherei nach Großbritannien gebracht und erst 1960 zurückgegeben worden sein.

1.3 Über verschiedene Stationen kamen die in der Zwischenzeit offenbar nur unwesentlich ergänzten alten Bestände der 1866 aufgehobenen Ingenieur- und Artilleriebibliothek 1928 an die Kavallerieschulbücherei, in der sie dann die getrennt aufgestellte " Abteilung 3" bildeten. 1935 mußte sie zunächst ebenfalls an die Kriegsschulbücherei abgegeben werden, wurde dann aber 1936 der neu eingerichteten Wehrkreisbücherei XI überwiesen. Während des Krieges wurde die ältere Literatur der Wehrkreisbücherei XI ausgelagert. Nach Kriegsende gelangten diese Bestände unter einigen Verlusten während des Rücktransportes zunächst in die Landesbibliothek Hannover, dann 1956 in die WBBibl II. Der Zettelkatalog der Wehrkreisbücherei XI ist verschollen. Aufschluß über die ursprünglichen Bestände der Ingenieur- und Artilleriebibliothek gibt der 1836 gedruckte Katalog dieser Bibliothek mit den beiden Nachträgen von 1844 und 1854. Für die aus der späteren " Abteilung 3" der Kavallerieschulbücherei stammenden Titel gibt auch der 1906 gedruckte Katalog der Militärbibliothek Hannover Hinweise (s. u. 3.2). Ungefähr die Hälfte des historischen Bestandes der WBBibl II stammt aus der alten Ingenieur- und Artilleriebibliothek.

1.4 Während die Herkunft der aus alten Hannoverschen Militärbibliotheken stammenden Bände der WBBibl II sich aus der Geschichte dieser Bibliothek erklären und durch Besitzstempel, charakteristische Einbände, alte Signaturen und Katalogeinträge belegen läßt, gibt es keine verläßlichen Angaben darüber, wie und zu welchem Zeitpunkt Bücher aus anderen ehemaligen deutschen Militärbibliotheken in den Bestand der WBBibl II gelangt sind. Bemerkenswert sind außer Bänden aus anderen Wehrkreisbüchereien ( z. B. Königsberg, Dresden, Wiesbaden, Nürnberg, Stuttgart) vor allem einige z. T. sehr wertvolle Bücher und Hss. aus der Deutschen Heeresbücherei, deren Bestände als verschollen gelten. Neben Büchern, die eindeutig den Stempel " Deutsche Heeresbücherei" tragen, zählen zu dieser Bestandsgruppe auch diverse Bände, die ungelöschte Besitzvermerke älterer Bibliotheken führen, deren Bestände 1919 oder später in der Deutschen Heeresbücherei aufgingen. So finden sich z. B. Stempel der Bibliotheken der Kriegsakademie, des Großen Generalstabes, der Generalinspektion des Ingenieur- und Pionierkorps und der Festungen, der Kriegsschule Berlin und der Vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule.

1.5 Es ist möglich, daß es sich hierbei um bereits vor 1945 ausgeschiedene Dubletten der Deutschen Heeresbücherei handelt, die durch die Zusammenlegung der Bestände verschiedener Bibliotheken entstanden waren. Insgesamt dürfte es sich um weniger als 200 Bde aus der Deutschen Heeresbücherei handeln, die heute im Bestand der WBBibl II sind. Darunter befinden sich Manuskripte von Tempelhoff, Mitschriften von Vorträgen und Vorlesungen von Scharnhorst und Clausewitz, die diese an der Kriegsschule Berlin hielten, und weitere Rara.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand ist bislang nicht gezielt erschlossen worden. Die vor 1900 erschienenen Werke sind zusammen mit dem übrigen Bestand aufgestellt und in den Katalogen nachgewiesen. Da der Systematische Katalog nicht einem Standort-Katalog entspricht, erfolgte die Auszählung anhand der Zugangsbücher. Sie verzeichnen zwar die Erscheinungsjahre, nicht aber die Provenienz der aus anderen Bibliotheken übernommenen Altbestände.

2.2 Die Bibliothek umfaßt heute rund 100.000 Bde, von denen etwa 9000 vor 1900 erschienen sind. Gezählt wurden 6065 monographische Titel und 75 Zeitschriften und Serien, deren Erscheinungsjahre vor 1900 liegen. Aus dem 16. Jh stammen 17 Titel, aus dem 17. Jh 65 Titel. Für das 18. Jh wurden 593 Titel gezählt, in den ersten drei Jahrzehnten des 19. Jhs 735 Titel und zwischen 1831 und 1899 dann 4655 Titel, insgesamt 5390 Titel aus dem 19. Jh. In der Gesamtzahl der Titel sind etwa 120 Hss. enthalten, von denen mehr als die Hälfte im 18. Jh entstand und 3 noch früher zu datieren sind.

2.3 Der historische Bestand besteht überwiegend aus deutschen Titeln, nur etwa ein Sechstel ist fremdsprachig, vor allem französisch. Von den 1410 Titeln, die vor 1830 erschienen sind, sind 271 französisch, 33 lateinisch, 14 englisch und 14 in anderen Fremdsprachen. Hinzu kommen noch 513 französische, 84 englische und 16 andere fremdsprachige Werke mit Erscheinungsjahren nach 1830.

2.4 Es ist beim derzeitigen Erschließungsstand der Bibliothek nicht möglich, eine detaillierte Beschreibung des Altbestandes zu geben. Der abgebrochene Sachkatalog läßt sich aus verschiedenen Gründen nicht als Grundlage einer Bestandsbeschreibung heranziehen.

2.5 Insgesamt handelt es sich fast ausschließlich um Militaria verschiedener Sachgebiete. Militärtechnik, Festungsbaukunst, " Büchsenmeisterei" und " Feuerwerkerei" sind ebenso vertreten wie Militärgeschichtsschreibung, Kriegsrecht, Kriegskunst oder Reglements, Ranglisten, Truppengeschichte, Uniformwerke sowie Literatur zur Kavallerie, Pferdekunde und Militärmedizin.

2.6 Besonders erwähnenswert sind etwa 300 ältere Truppengeschichten (einschließlich Stammlisten einzelner Regimenter), die fast alle nach 1830 erschienen sind. Hervorzuheben ist auch der umfangreiche Bestand an Reglements und reglement-ähnlichem Schrifttum: 30 Werke aus dem 18. Jh (davon 8 Hss.), dazu noch über 200 Reglements und Dienstanweisungen aus dem 19. Jh. Vorhanden sind fast alle erschienenen preußischen Ranglisten (bzw. Rang- und Stammlisten, Rang- und Quartierlisten) sowie eine beträchtliche Anzahl solcher Verzeichnisse für die Streitkräfte anderer deutscher und auch einiger außerdeutscher Länder. Darüber hinaus wurden 75 militärwissenschaftliche Zeitschriften geführt, 20 von ihnen sind vor 1830 erschienen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog; nach PI mit mechanischer Wortfolge]

Systematischer Katalog

[Zettelkatalog mit Mehrfacheinlegungen; wegen Unzulänglichkeit der Systematik 1981 abgebrochen]

Die Bestände sind im Niedersächsischen Zentralkatalog, nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Verzeichniss von ... Büchern der Artillerie-Bibliotek [sic]. Hannover 1783 [nicht mehr in der WBBibl II vorhanden]

Catalog der Ingenieur- und Artillerie-Bibliothek in Hannover, nebst Nachträgen 1.-3. Hannover 1836. 1844. 1854. 1868 [Nachtrag 3 nicht mehr in der WBBibl II vorhanden]

Katalog der Bibliothek der Königl. Kriegsschule zu Hannover. Hannover 1870 [2. erweiterte Aufl. Hannover 1877; 3. erweiterte Aufl. Hannover 1884; nicht mehr in der WBBibl II vorhanden]

Katalog der Militär-Bibliothek, nebst Nachträgen. Hannover 1891-1894 [nicht mehr in der WBBibl II vorhanden]

Bücherei-Verzeichnis der Königl. Kriegsschule zu Hannover. Hannover 1906

Katalog der Militärbibliothek, nebst Nachträgen. Hannover 1906-10

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Quellen

Bericht über den Stand der Einrichtung der Wehrbereichsbibliothek II [Kopie zweier mschr. Seiten vom 31. Januar 1957]

4.2 Darstellungen

[anon. Artikel über die WBBibl II.]

In: Dokumentation-Fachbibliothek-Werksbücherei 17 (1968/69) S. 125 f. [Dieser anonyme Artikel ist stellenweise identisch mit dem von Hans Berding.]

Berding, Hans: Der Alte Fritz steht im Panzerschrank. Wehrbereichsbibliothek in Hannover enthält viele Schätze aus fünf Jahrhunderten. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 14./15. Dezember 1968, S. 13

Kiefert, Hans-Joachim: Zur Geschichte der Militärbibliothek in Hannover. In: Hannoversche Geschichtsblätter N. F. 17 (1963) S. 281-324 [Die Arbeit entstand bereits 1960 und behandelt die Vorgängereinrichtungen der WBBibl II.]

Zimmerschied, Karl: Die neue Wehrkreisbücherei XI Hannover - eine öffentliche Bücherei. In: Nachrichten aus dem XI. Korps, 1938, S. 162-164

Stand: Oktober 1997

Uta Moritzen-Ulzen


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.